Table.Briefing: Climate

Hinter den Kulissen des IPCC-Berichts + UN-Wasserkonferenz

Liebe Leserin, lieber Leser,

erst ausschlafen, dann reden: Nachdem die Beteiligten der Marathonsitzung zum IPCC-Synthesebericht von vergangener Woche ordentlich Schlaf nachgeholt haben, haben wir mit einigen von ihnen die Deals, Details und Hintergründe des Dokuments zusammengetragen, die sonst hinter den Schlagzeilen verschwinden. Und wir haben die aktuelle UN-Wasserkonferenz in New York zum Anlass genommen, mit einem IPCC-Autor über Wasserversorgung im Klimawandel zu sprechen. Der IPCC-Bericht, immerhin der aktuelle wissenschaftliche Sachstand und politisch abgesegnet, wird uns für die nächste Zeit nicht loslassen.

Dazu kommen wie immer Nachrichten aus der ganzen Welt: aus Korea, Indien, USA und über den globalen Emissionshandel. Und wir stellen den Boss des Vermögensverwalters Blackrock, Larry Fink, vor. Er hat seinen berühmten Investoren-Brief geschrieben – in dem er sich von seiner Rolle als oberster Klima-Kapitalist plötzlich ein Stück weit distanziert.

Wenn Ihnen diese Ausgabe gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Wenn Ihnen diese Mail zugeleitet wurde: Hier können Sie das Briefing kostenlos testen.

Schließlich freue ich mich auf den Donnerstag mit Jennifer Morgan. Mit der Sondergesandten für Klima im Auswärtigen Amt spreche ich über die globale und die deutsche Klimapolitik für 2023 und sicher auch über den IPCC-Bericht. Schalten Sie sich hier gern dazu und sagen Sie es weiter!

Und vor allem: Behalten Sie einen langen Atem!

Ihr
Bernhard Pötter
Bild von Bernhard  Pötter

Analyse

IPCC-Bericht: Deals, Details und Überraschungen

Die “Kurzfassung für Entscheider” (SPM) im Synthesebericht des 6. IPCC-Reports, die am Montag in Interlaken der Öffentlichkeit präsentiert wurde, “fasst den Stand des Wissens zum Klimawandel zusammen”. So steht es im ersten Satz des Dokuments. Doch der Bericht zeigt auch die ökonomischen und politischen Einzelinteressen der 135 IPCC-Staaten, ihre Befürchtungen, Ansichten und Egoismen.

Die genauen Formulierungen in der SPM sind äußerst wichtig. Denn sie gelten nun als wissenschaftlich und politisch abgesegnet und sind Grundlage der globalen Klimapolitik (Climate.Table berichtete). Relativ unbemerkt schlägt der IPCC hier wichtige Pflöcke ein.

Er versucht mit der Warnung, die Grenze von 1,5-Grad Erderwärmung werde verfehlt, besser an die Öffentlichkeit zu gelangen.

Er legt in einem überraschenden Coup ein bis dato unbekanntes weltweites Emissionsziel für 2035 fest. Außerdem verhilft er der umstrittenen CCS-Technik zu ungewohnt großer Popularität. Er plädiert für ein Ende der fossilen Energien, ohne den Begriff explizit zu erwähnen – und zeigt, wie peinlich genau die Regierungen darauf achten, ihre klimadiplomatischen Positionen abzusichern.

Informationen aus vertraulichen Verhandlungen

Die internen Verhandlungen des IPCC und seine Dokumente sind vertraulich. Climate.Table hat trotzdem mit Insidern und Verhandlern gesprochen und Unterlagen ausgewertet, um die Hintergründe zu recherchieren. Neben diesen inoffiziellen Gesprächspartnern dient der Fachdienst des “Earth Negotiations Bulletin” (ENB) als Informationsquelle.

So zeigt sich: Die Verhandlungen waren schwierig und zäh. Am Beginn der Woche verstrich viel Zeit mit technischen Diskussionen, die am Schluss für inhaltliche Fragen fehlte – eine oft angewandte Strategie der Blockade. Die Verlängerung bis Sonntagabend (statt Freitagabend) ist nicht ungewöhnlich für Konferenzen. Aber es führte dazu, dass ab Samstag vor allem kleinere Delegationen die Konferenz wegen ihrer Heimflüge verlassen mussten. Eine Delegierte beschwerte sich, dies sei “kein inklusiver Prozess. Diejenigen, die um ihr Überleben kämpfen, verlassen jetzt die Konferenz.” 

1,5-Grad-Warnung in die Fußnote

Inhaltlich war es den Autorinnen und Autoren sehr wichtig, die Bedrohung des 1,5-Ziels zu dokumentieren, weil sie bislang nicht genügend Resonanz gefunden hat: Sie warnen vor einer Überschreitung dieser im Pariser Abkommen angestrebten Grenze schon im Zeitraum 2030 bis 2035. Neu ist das nicht: Bereits in den Berichten der Arbeitsgruppe I wurde im August 2021 gewarnt, das Ziel werde bald erreicht. Doch auf der COP26 in Glasgow kurz darauf, wurde trotzdem die Maxime vertreten, “1,5 Grad am Leben zu halten”, wie es UN-Generalsekretär António Guterres ausdrückte.

Nun schrieben es die Autoren prominent in den Text – aber sie hatten die Rechnung ohne die Regierungsdelegationen gemacht. Denn die waren von den Argumenten und Modellen der Wissenschaftler für eine so konkrete Warnung nicht wirklich überzeugt: So wurde die Passage mit der Jahreszahl 2030-2035 aus dem Text entfernt und in eine Fußnote gedrückt. Im Text selbst steht als Zeitangabe jetzt nur noch “near term” – das heißt 2021 bis 2040.

Neues Klimaziel für 2035 gegen Chinas Bedenken

Für Unruhe und stundenlange Verzögerung im Ablauf der Konferenz sorgte die Neuschaffung eines globalen Klimaziels für 2035. Mit der neuen Marke von minus 60 Prozent Treibhausgase und minus 65 Prozent CO₂ konnte sich vor allem China nicht anfreunden, heißt es aus Verhandlerkreisen. Der Hintergrund: 2025 müssen die Staaten nach UN-Regeln neue nationale Klimapläne (“NDC”) vorlegen, die bis 2035 laufen. Bisher gab es für dieses Jahr keine feste globale Zielmarke. Jetzt lassen sich Erfolg oder Misserfolg leichter feststellen.

Die Erwähnung einer konkreten Zahl im Text gefiel aber China gar nicht, bestätigen Insider. Nach vielem Hin und Her wurde sie aus dem Text entfernt – und in eine eigene Tabelle ausgelagert. Die steht nun deutlich prominenter als die schiere Zahl auf Seite 22 des Berichts. Wenn China verhindern wollte, dass die Zahl verbreitet wird, hat die Intervention wohl eher das Gegenteil erreicht.

Ähnliches passierte der deutschen Delegation. Die hatte darauf gedrängt, dass in der Textpassage zu der umstrittenen CCS-Technik zur Einlagerung von CO₂ eine Fußnote eingefügt wurde: Demnach gebe es bei der Anwendung “derzeit technologische, ökonomische, institutionelle, ökologische (…) Hindernisse“. Außerdem sei die Umsetzung “weit unter dem, was in den Pfaden für 1,5 bis 2 Grad modelliert wurde”.

Kritik und Werbung für CCS

Daraufhin meldete sich Saudi-Arabien zu Wort, das mit CCS auf eine Verlängerung seiner Öl- und Gasverkäufe setzt. Das Land erreichte, dass diese Fußnote um die gesamte Passage aus der Zusammenfassung der Arbeitsgruppe 3 ergänzt wurde. Das Resultat in der Endfassung des SPM des Syntheseberichts ist nun eine lange Fußnote, die vor der von den Deutschen eingefügten CCS-Kritik erst einmal lang und breit die angeblichen Vorteile von CCS erklärt: Es sei eine “ausgereifte Technik” in der Öl- und Gasindustrie. Seine Kapazität betrage etwa 1.000 Gigatonnen weltweit, “mehr als die Speicherkapazität, die bis 2100 für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels benötigt wird”, wie es heißt. Außerdem könne das CO₂ so wohl “permanent von der Atmosphäre isoliert werden” – die kritische und einordnende Passage der Deutschen folgt dann erst am Schluss des langen Textes. “Ein klassisches Eigentor”, wie es ein IPCC-Verhandler nennt – oder ein kalkuliertes Risiko, um wenigstens die Kritik an CCS im Dokument zu verankern.

Aus für Fossile: Praktisch gefordert, aber unkonkret

Schließlich fordert die SPM für die Erreichung der Klimaziele, “von den fossilen Energien ohne CCS überzugehen zu Energiequellen mit sehr niedrigem oder ohne Kohlenstoff“. Das erfordert praktisch den Ausstieg aus den Fossilen, ohne den politisch umstrittenen Begriff des “fossilen Phase-Out” zu nennen. Der Grund für die Wortwahl ist nicht nur der Widerstand von Ölstaaten. Er liegt auch in den Modellen, nach denen der IPCC arbeitet: Fast alle dieser Rechenmodelle sehen auch 2050 noch relativ hohe Öl- und Gasverbräuche vor – ausgeglichen durch bislang nicht realisierte “negative Emissionen”.

Grundsätzlich zeigte auch die SPM des Syntheseberichts die altbekannten Frontstellungen: Die EU, USA und Japan drängen im Grundsatz auf weitgehende Formulierungen – China, Indien und Saudi-Arabien führen die Bremser-Front an. Dabei gab es in Interlaken aber auch immer wieder neue Konstellationen.

Alte Fronten, neue Konstellationen

Dazu gehört: Norwegen und die Niederlande, beide mit großen CCS-Plänen, waren bei diesem Thema sehr aufgeschlossen – anders als der Rest Europas. Indien hatte Einwände gegen eine Grafik, die die Gesundheitseffekte der Erderwärmung illustriert. Sie basiere nur auf einer Studie und stamme aus gemäßigten Breiten. Gesundheitsfolgen des Klimawandels sind ein heißes Thema in Indien: Im letzten Jahr starben dort Tausende Menschen in einer großen Hitzewelle.

Brasilien und Südafrika wiederum sind kritisch bei Formulierungen zum “naturbasierten Lösungen”, weil sie fürchten, dass sich die Industrieländer damit von ihren Verpflichtungen freikaufen. Und Mexiko wehrte sich in einer komplizierten Fußnote gegen eine partielle Zuordnung zu “Nordamerika” –  was dem komplizierten IPCC-Regeln geschuldet ist und für zukünftigen “Loss and Damage”-Fragen wichtig werden könnte.

Auch zeigte sich: Der UN-Begriff für Schäden und Verluste im Klimawandel, “Loss and Damage”, wird bei IPCC “Losses and Damages” genannt. Eine direkte Übertragung auf die COP-Debatten um “Loss and Damage” ist schwierig. Und China bestand auf der Formulierung, das Pariser Abkommen sei “unter der Klima-Rahmenkonvention” angenommen worden – ein Hinweis darauf, dass China weiter auf die  unterschiedlichen Verantwortlichkeiten zwischen alten und neuen Industriestaaten pocht – und sich weiterhin als Entwicklungsland gegen mögliche Forderungen etwa bei der Klimafinanzierung wehrt.

  • CCS
  • China
  • Synthesebericht

“Der Wasserverbrauch ist zu wenig reguliert”

Frauen an einer Wasserstelle in Gowainghat in Bangladesch

Herr Garschagen, auf der UN-Wasserkonferenz in New York wird es auch darum gehen, wie man global besser kooperieren kann, um eine Wasserversorgung für möglichst alle Menschen zu sichern. Wie groß sind die Chancen, dass das klappt?

Wir können die Wasserkrise nur gemeinsam lösen. Es gibt gar keine andere Möglichkeit. Aber ich fürchte eher, der Klimawandel wird bestehende Wasserkonflikte verschärfen.

Wenn Sie als Fachmann für Anpassung an den Klimawandel nur einen Wunsch an die Konferenz frei hätten: Was würden Sie sich wünschen?

Auf UN-Ebene diskutiert man über große Entwicklungsziele: sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle. Ich glaube aber, dass man konkretere Ziele braucht, um die derzeitige Verschwendung von Wasser zu stoppen. Es gibt auf der Erde ja nicht insgesamt zu wenig Wasser, sondern es wird verschwendet, verdunstet, versickert aus Leitungslecks, und wird dorthin verteilt, wo es nicht hingehört.

Was wäre ein konkretes Ziel, um dem entgegenzuwirken?

Matthias Garschagen

Man könnte beispielsweise festlegen, wie viel Wasser in bestimmten Produktionsprozessen verbraucht werden darf. Das ist momentan relativ wenig reguliert – und sehr intransparent. Wenn wir beispielsweise ein Textilstück aus Südostasien importieren, dann lässt sich für die Kunden hier kaum noch nachvollziehen, wie viel Wasser dort für die Produktion gebraucht wurde und wie mit dem Abwasser umgegangen wird. Dafür könnte man ein konkretes Ziel entwickeln, um den Schutz des Wassers auch handhabbar zu machen.

Sie sind Experte dafür, wie menschliche Gesellschaften sich an den Klimawandel anpassen können. Welche Probleme gibt es beim Wasser?

Wasser ist für die Anpassung ganz zentral. Der Klimawandel bringt entweder zu viel Wasser oder zu wenig, und wenn es um Anpassung geht, muss man beides zugleich berücksichtigen. Zum Beispiel in Städten: Wie leitet man das Wasser bei Starkniederschlägen so ab, dass es nicht zu Überflutungen kommt? Und wie hält man es zugleich so in der Stadt, dass Grünanlagen ausreichend Wasser bekommen und man den Menschen in heißen Sommern Kühlung verschafft?

Sie reden von Schwammstädten – aber wenn wir uns die globale Klimakrise anschauen, geht es da nicht viel eher um Überflutungen wie in Pakistan, oder um Nahrungsmittelknappheit durch weggeschwemmte oder verdorrte Ernten?

Lebensmittelkrisen können auch ganz fundamental mit Wasser zusammenhängen. In Pakistan etwa gab es massive Ernteausfälle wegen der Flut. Und in Argentinien müssen die Landwirte gerade hohe Verluste in Folge von Hitze und Trockenheit in Kauf nehmen. Natürlich unterscheiden sich die Risiken regional. Die Entwicklungs- und Schwellenländer der Tropen und Subtropen sind von Dürren oder Überschwemmungen sehr viel stärker betroffen als die Länder der gemäßigten Breiten. Menschen, die ohnehin schon in besonders prekären Umständen leben und deshalb besonders verletzlich sind, leiden am meisten.

Auch in Deutschland wird Wasser knapper, zugleich steigt das Risiko von Starkniederschlägen. Um beidem entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung Mitte März eine Nationale Wasserstrategie beschlossen. Sie soll die Versorgung mit Trinkwasser sichern. Feuchtgebiete und Wälder sollen renaturiert werden, um Wasser stärker in der Landschaft zu halten – zugleich dient die Natur als CO₂-Senke. Städte sollen zu Schwammstädten werden, Fernleitungen sollen Wasser bei Bedarf auch über größere Distanzen transportieren, und Flüsse und Seen sollen sauberer werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke stellt die Strategie auf der UN-Konferenz in New York vor.

Welche Orte sind denn am stärksten betroffen?

Das lässt sich nur schwer vergleichen, denn dabei spielen immer persönliche Bewertungen eine Rolle.

Aber sehr viele Schäden lassen sich doch messen?

Aber eben nicht alle. Wo die regionalen Hotspots der Klimakrise sind, lässt sich vielleicht noch gut beantworten. Aber wie vergleiche ich die potenziellen Schäden? Ist der Verlust eines kulturellen Erbes wichtiger als Nahrungsmittelknappheit, und falls ja, um wie viel wichtiger? Was wiegt schwerer: der Verlust von Ökosystemen, oder der Verlust von Heimat?

Und in welchen Regionen spüren die Menschen die Wasserkrise besonders stark?

Zwei Beispiele: Besonders betroffen sind Gebiete am Fuß von Gebirgen, beispielsweise in Asien und Lateinamerika. Wenn die Gletscher weiter schmelzen und es immer weniger schneit, fehlt einerseits Trinkwasser. Andererseits kann es zu Überschwemmungen kommen, wenn es künftig regnet statt schneit, und dann große Mengen Wasser zu schnell abfließen.

Und das zweite Beispiel?

In semiariden Zonen ist die Landwirtschaft sehr stark darauf angewiesen, dass es zur richtigen Zeit regnet. Sobald sich die Niederschlagsmuster verändern, wird es für die Bauern schwierig. Das trifft große Teile Afrikas südlich der Sahara. Aber man darf sich nicht täuschen: Auch in Südeuropa sind die Wasserreserven stark überstrapaziert, und die Bewässerungssysteme, die man zur Anpassung an die zunehmende Trockenheit nutzt, entnehmen dem Boden viel zu viel Grundwasser. Dadurch zerstören wir wichtige Wasserspeicher, die in Zukunft eigentlich dringend gebraucht würden.

Um das UN-Entwicklungsziel “sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle” wie geplant bis 2030 zu erreichen, müsste der Fortschritt laut UN viermal so schnell vorangehen wie bisher. Vergangenen Freitag legte die Global Commission on the Economics of Water, ein Gremium aus namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, und Politikerinnen und Politikern, einen Bericht mit Handlungsempfehlungen vor.

Alle müssten zusammenarbeiten, um die globale Wasserkrise zu bewältigen, schreiben sie. Wasser müsse als gemeinschaftliches Gut (Common Good) geschützt werden. Es brauche einen höheren Preis; zugleich müssten die Armen unterstützt werden, damit sie es bezahlen können. Subventionen in Höhe von bis zu 700 Milliarden US-Dollar jährlich seien abzuschaffen, hohe Investitionen nötig. Internationale Wasserpartnerschaften (“Just Water Partnerships”) könnten diese Investitionen fördern.

Gibt es auch Beispiele für besonders gelungene Anpassung?

Ja, naturbasierte Maßnahmen helfen häufig besonders gut sowohl im Klimaschutz als auch in der Anpassung. Also etwa Wasser stärker in der Landschaft zu speichern, beispielsweise durch die Renaturierung von Flussläufen, Feucht- und Waldgebieten. So stärken sie zugleich wichtige Kohlenstoffsenken. Auch Technologie hilft, etwa um in der Landwirtschaft gezielt an den Wurzeln der Pflanzen und dadurch effizienter zu bewässern, sodass weniger Wasser verdunstet.

Aber irgendwann stößt man damit auch an Grenzen.

Ja, je weiter sich die Welt erwärmt, desto eher kommt Anpassung an Grenzen. Und wir können nicht alles mit Geld lösen. Wir brauchen auch Zeit, müssten viel stärker vorausschauend handeln. Die Politik scheint das derzeit noch oft zu unterschätzen.

Matthias Garschagen ist Professor für Antropogeographie an der LMU München mit einem Schwerpunkt auf Mensch-Umwelt-Beziehungen. Er hat als Leitautor an mehreren IPCC-Berichten mitgearbeitet, zuletzt am Montag veröffentlichten Synthesebericht. Daneben war er einige Jahre lang wissenschaftlicher Leiter des Weltrisikoberichts.

  • Adaptation
  • Anpassung
  • Wasser

Termine

23. März, 17 Uhr, Online
Webinar Green Cities 2035: Verkehrswende in der Stadtregion
Die meisten CO₂-Emissionen im kommunalen Verkehrssektor entstehen nicht im innerstädtischen Verkehr, sondern bei weiten Fahrten. Auf der Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung wird diskutiert, wie ein CO₂-armes Pendeln aussehen kann. Infos und Anmeldung

24. März, 12 Uhr, Online
Webinar German Roadmap to COP28
Die COP27 ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben und die Entscheidung, die COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten auszurichten, ist nicht unumstritten. Bernhard Pötter, Redaktionsleiter von Climate.Table, diskutiert mit Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, über die Rolle von Deutschland und der EU bei der kommenden Klimakonferenz. Sabine Nallinger (Geschäftsführerin Stiftung KlimaWirtschaft), Lutz Weischer (Germanwatch) und Saleemul Huq (International Centre for Climate Change and Development) werden mit kurzen Impulsstatements zum Table.Live-Briefing beitragen. Infos und Anmeldung

26. März, Berlin
Volksentscheid Klimaneutralität ab 2030
Der Volksentscheid hat das Ziel, das Land Berlin durch eine Änderung des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 zu verpflichten. Bisher gilt für ganz Deutschland das Ziel der Klimaneutralität ab 2045.  Infos

27. März, 10 Uhr, online
Seminar Erneuerbare Energien für die Ukraine
Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) hat diese Veranstaltung zur Förderung von Unternehmenskooperationen im Bereich der Erneuerbaren Energien für die Ukraine organisiert. Die Veranstaltung finden in Zusammenarbeit mit dem Business Scout for Development Programm (im Auftrag des BMZ) und dem ukrainischen Partner Global 100% RE Ukraine statt. Infos

27. März, 20 Uhr, Hannover
Autorengespräch Das ökologische Grundgesetz – Wie und warum die Natur ein Rechtssubjekt werden muss
Der Münchner Staatsrechtler Professor Jens Kersten fordert in seinem Buch “Das ökologische Grundgesetz” eine Transformation unserer Verfassung und die Einführung von “ökologischen Personen”. Aber wie soll das gehen? Und was war nochmal ein Rechtssubjekt? Welche Rechte braucht die Natur? Diese Fragen werden auf der Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung diskutiert. Infos

28. bis 29. März, Berlin
Konferenz Energy Transition Dialouge
Das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz veranstalten am 28. und 29. März 2023 gemeinsam den 9. Berlin Energy Transition Dialogue (BETD) im Auswärtigen Amt in Berlin. Mit über 50 internationalen Delegationen mit Ministern und Staatssekretären sowie mehr als 700 Teilnehmern in Berlin und über 17.000 virtuellen Teilnehmern aus über 130 Ländern im Jahr 2022 ist der BETD die wichtigste internationale Konferenz zur globalen Energiewende. Infos

30. März, 10 Uhr, Berlin/Online
Forum Nationales Wasserforum – Wege zu einer krisensicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft
Das 4. Nationale Wasserforum 2023 bietet eine Standortbestimmung und Orientierung für die Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie. Wo stehen wir? Was sind die Schwerpunkte der Bundesregierung in der Wasserpolitik? Wie nutzen wir den Rückenwind aus der Weltwasserkonferenz von New York? Veranstaltet wird das Wasserforum vom Bundesumweltministerium. Infos

30. März, 10.30 Uhr, Online
Workshop Science Communication Strategies for Climate Change
MAGICA ist ein europäisches Horizon-Projekt und steht für “Maximizing the synergy of European research Governance and Innovation for Climate Action”. Eines der Ziele des Projekts ist es, den Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Anpassung an den Klimawandel und dessen Abschwächung für Politik, Praxis und Gesellschaft zu verbessern. Der Workshop bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, Strategien für ein erfolgreiches Engagement und eine erfolgreiche Kommunikation zu vergleichen. Infos

30. März, 13 Uhr, Online
Veröffentlichung Global Landscape of Renewable Energy Finance 2023
In dem Bericht Global Landscape of Renewable Energy Finance 2023 der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) und der Climate Policy Initiative (CPI) werden die neuesten Investitionstrends im Bereich erneuerbare Energien im Zeitraum 2013-2020 analysiert. Der Bericht erörtert auch vorläufige Erkenntnisse für den Zeitraum 2021-2022. Bei der Onlineveranstaltung diskutieren Expertinnen und Experten über die Ergebnisse.  Infos

30 März, 14 Uhr, Berlin
Webinar Beyond net-0: An international perspective on how decarbonisation strategies can foster a just transition and global cooperation
In der Veranstaltung werden der Stand der Planung und der Umsetzung von Energiewenden in verschiedenen Ländern diskutiert. Die Mitglieder des Netzwerks International Network of the Energy Transition Think Tanks (INETTT) aus Mexiko (Iniciativa Climática de México), Südkorea (Green Energy Strategy Institute), Vietnam (Vietnam Initiative for Energy Transition), Brasilien (E+ Energy Transition Institute), Japan (Renewable Energy Institute) und Polen (Forum Energii) stellen die Schlüsselelemente ihrer Energiewenden vor.  Infos

News

Klima in Zahlen: Weltweit mehr Emissionshandels-Systeme

Emissionshandels-Systeme (ETS) gewinnen weltweit an Bedeutung. Inzwischen gibt es 28 ETS-Systeme, vor zehn Jahren waren es nur 13. Auch der weltweite Anteil der Emissionen, die unter ein ETS fallen, hat sich verdoppelt, wie der am Mittwoch vorgestellte International Carbon Action Partnership (ICAP) Status Report zeigt.

Große Wirtschaftsräume wie die EU und China haben Handelssysteme aufgebaut. Auch in den USA handeln mehrere Bundesstaaten untereinander mit CO₂-Lizenzen. Staaten wie Indonesien, Vietnam und die Türkei entwickeln derzeit eigene ETS, die in den nächsten Jahren in Kraft treten sollen. Japan, Indien, Brasilien, Nigeria und andere erwägen nachzuziehen.

Doch es kommt auf die Feinheiten an. Ein Emissionshandel ist nur wirksam, wenn zentrale Bedingungen erfüllt sind. Beispielsweise müssen die CO₂-Zertifikate teuer genug sein, um Lenkungswirkung entfalten zu können; muss es eine absolute und abnehmende Obergrenze für Verschmutzungsrechte geben; und möglichst viele Sektoren müssen erfasst werden. In China kostet ein CO₂-Zertifikat beispielsweise umgerechnet rund acht Euro und das System hat keine feste Obergrenze. nib

  • Emissionshandel
  • ETS

Indien: Probleme beim Ausbau von Solar und Wind

Der weitere Ausbau der Solar- und Windkraft in Indien steht vor großen Problemen. Die Sonnenenergie sei in einem “Solarstau” gefangen, die Windindustrie leide unter gestiegenen Kosten. Das ist das Fazit des Centre for Science and Environment (CSE) in seinem Jahresbericht State of the Environment 2023, der am heutigen Donnerstag veröffentlicht wird.

Wenn Indien sein ehrgeiziges Ziel erreichen will, bis 2030 eine Kapazität von 450 Gigawatt an erneuerbaren Energien aufzubauen, muss es sich mit kritischen Fragen der Herstellung, der Tarife und der Marktgestaltung befassen, so der Bericht der in Delhi ansässigen Forschungs- und Umweltorganisation.

Der Energiesektor ist für fast 70 Prozent der indischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Bei dessen klimagerechten Umbau seien “einige pragmatische Korrekturen” nötig, heißt es. Die Bemühungen die Selbstversorgung zu fördern, hätten die Solarenergie verteuert.

Das schnelle Wachstum der indischen Solarkapazität stößt auf einen Produktionsstau. Indien importiert fast 80 Prozent der Komponenten von Solarmodulen aus Ländern wie China. Steuerliche und politische Maßnahmen zur Verringerung der Importabhängigkeit haben nicht geholfen, sondern zu höheren Kosten beigetragen. Die Verringerung der Importabhängigkeit und die Steigerung der einheimischen Produktion seien von zentraler Bedeutung für die Energiesicherheit, so der Bericht. Der Anstieg der Kosten für Solarmodule, die 60 Prozent der Projektkosten ausmachen, könnte das Tempo des Zubaus von Solarkapazitäten verlangsamen und damit Indiens wichtigstes Klimaziel und das Tempo der Dekarbonisierung gefährden.

Windturbinen teurer

Wind steht ebenfalls vor Herausforderungen. Laut SOE-Bericht sei der Sektor wegen der niedrigen Strompreise ins Straucheln geraten. Regulatorische Eingriffe für niedrige Tarife machen den Sektor für neue Investitionen unattraktiv. Dazu kommt: Windturbinen sind jetzt etwa sieben Prozent teurer als im Vorjahr – zum Teil aufgrund von Steuererhöhungen auf Waren und Dienstleistungen. Diese höheren Kosten können nicht an die Kunden weitergegeben werden und schmälern die Erträge der Hersteller. Das bremst die Produktion von Windturbinen und den Aufbau neuer Kapazitäten. Die Politik müsse umdenken, so der Bericht: Indiens Energiewende bei gleichzeitiger sicherer Versorgung müsse dezentralisierte Minigrids für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff berücksichtigen.

Der Bericht geht auch auf die Anfälligkeit für Klimaauswirkungen wie Hitzewellen und Überschwemmungen ein. Indien ist sehr anfällig für den Klimawandel – in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 erlebte das Land täglich ein Extremereignis. “Es steht außer Frage, dass die Auswirkungen des Klimawandels zunehmen werden. Es steht auch außer Frage, dass wir in großem Umfang und schnell handeln müssen, um die Volkswirtschaften so umzugestalten, dass sie zukunftsfähig sind”, schreibt Sunita Narain, CSE-Generaldirektorin zum Bericht. Urmi Goswami, Neu-Delhi

Europa droht massive LNG-Überkapazität

Über die Hälfte der LNG-Infrastruktur in Europa könnte 2030 ungenutzt sein. Das geht aus einer Analyse des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) hervor. Bis 2030 könnten die LNG-Terminal-Kapazitäten 400 Milliarden Kubikmeter übersteigen, falls alle Ausbaupläne realisiert werden. Laut unterschiedlichen Schätzungen wird für 2030 nur eine Nachfrage in Höhe von 150 bis 190 Milliarden Kubikmeter erwartet.

Europas LNG-Kapazität könnte somit höher liegen als die Nachfrage nach Erdgas – LNG und Pipeline-Gas – insgesamt, die für 2030 auf 390 Milliarden Kubikmeter geschätzt wird. Der Ausbau sei “die teuerste und unnötigste Versicherungspolice der Welt”, so Ana Maria Jaller-Makarewicz, Energie-Analystin von IEEFA Europe. Es gäbe “konkrete Risiken” für “verlorene Vermögenswerte”.

Auch Deutschland plant bewusst mit LNG-Überkapazitäten. Die Bundesregierung plant mit drei festen und sechs schwimmenden Terminals. Werden alle Projekte realisiert, droht im Jahr 2030 eine Überkapazität von 34 Milliarden Kubikmeter – das sind 45 Prozent mehr als der prognostizierte Bedarf.

Das IEEFA hat am Mittwoch den nach eigenen Angaben ersten öffentlichen Tracker für Europas LNG-Ausbau freigeschaltet. Über die Datenbank lässt sich verfolgen, welche Staaten LNG-Infrastruktur ausbauen und wann sie fertiggestellt werden soll. nib

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  • Europa
  • LNG

Weltweit mehr erneuerbarer Strom und Turbo für Windkraft in Deutschland

Im vergangenen Jahr ist die globale Produktionskapazität für erneuerbaren Strom um 9,6 Prozent auf 3372 Gigawatt (GW) gestiegen. Das meldet die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA). 83 Prozent aller neu installieren Kapazitäten sind damit erneuerbar.

59 Prozent der erneuerbaren Produktionskapazitäten wurden in Asien installiert. Besonders starke Zuwächse gab es außerdem in Europa und den USA. Den größten Anteil am Bestand der Erneuerbaren macht noch immer die Wasserkraft aus. Aber der Ausbau von Solar- und Windenergie war 2022 für insgesamt 90 Prozent des Zuwachses verantwortlich.

Ausbau ist nicht schnell genug

Trotz des positiven Trends gibt IRENAs Generaldirektor Francesco La Camera zu bedenken: “Der jährliche Zuwachs von Strom aus erneuerbaren Energien muss bis 2030 auf das Dreifache des derzeitigen Niveaus steigen, wenn wir auf dem Weg bleiben wollen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen”.

In Deutschland sollte – nach dem PV-Gipfel vom Anfang des Monats – ein Windkraft-Gipfel am Mittwoch zu einem schnelleren Ausbau von Erneuerbaren in der Bundesrepublik beitragen: “Für mehr als eine Vervierfachung des derzeitigen Ausbaus müssen wir wirklich alle Bremsen lösen und Hemmnisse beim Ausbau der Windenergie weiter abbauen”, sagte Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.

Turbo für Windenergie in Deutschland

Auf dem Windgipfel identifizierten die Teilnehmenden – Vertreterinnen und Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Kommunen, Gewerkschaften und weiterer Verbände – eine Reihe von zentralen Handlungsfeldern und Maßnahmen, beispielsweise: bessere EEG-Anreize, Erleichterung von Repowering, bessere Finanzierungsbedingungen für Verträge zwischen Energieerzeugern und Stromverbrauchern, zügiger Transport von Windkraftanlagen.

Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft geht das in die richtige Richtung. Besonders wichtig sei aber, das Ziel, zwei Prozent der Fläche der Bundesrepublik für Windenergie zu nutzen, planerisch schon 2025 umzusetzen und nicht erst 2032, wie bislang vorgesehen.

Über die Themen des Windkraft-Gipfels diskutieren nun Länder und Branche bis zum 31. März. Anschließend wird die “Windenergie-an-Land-Strategie” erarbeitet und im Rahmen eines zweiten Windkraft-Gipfels voraussichtlich im April vorgestellt. kul

  • Dekarbonisierung
  • Erneuerbare Energien

USA: Biden-Veto gegen Anti-ESG-Gesetz

Zum ersten Mal in seiner Amtszeit hat US-Präsident Joe Biden am Montag von seinem Vetorecht Gebrauch gemacht und ein Gesetz gestoppt, das es Managern von Pensionsfonds generell verbieten sollte, Gelder nach ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) anzulegen. Das Gesetz würde die “Altersvorsorge der Menschen überall im Land gefährden”, begründete er seinen Schritt auf Twitter.

Das von den Republikanern initiierte Gesetz hatte zuvor in beiden Kammern des Kongresses eine Mehrheit gefunden. Im Senat war dies nur möglich, weil mit Jon Tester aus Montana und Joe Manchin aus West Virginia auch zwei konservative Demokraten für das ESG-Verbot stimmten. Manchin warf Biden in diesem Kontext vor, eine “radikale politische Agenda” zu verfolgen. Beide Senatoren stehen im nächsten Jahr in ihren republikanisch geprägten Bundesstaaten zur Wiederwahl an.

Die Diskussion über ESG und “Woke Capitalism” hat sich im letzten Jahr zu einem handfesten Kulturkampf ausgeweitet. Mehrere republikanische Bundesstaaten haben mittlerweile Milliardenbeträge von Banken und Investmentfirmen abgezogen, denen vorgeworfen wird, mit ihrer Finanzmacht den Ausstieg aus fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Gas erzwingen zu wollen.

DeSantis schmiedet Anti-ESG-Allianz

Als treibende Kraft hinter der Bewegung steht Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis. Dem Partei-Rechtsaußen werden Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt. Als Baustein seiner anti-progressiven Kampagne hat das Thema ESG inzwischen zentrale Bedeutung bekommen. Erst am Wochenende gab er bekannt, gemeinsam mit 18 weiteren Gouverneuren seiner Partei eine landesweite Allianz gegen Bidens ESG-Agenda geschmiedet zu haben. In einer Erklärung von DeSantis heißt es dazu: “Wir als freiheitsliebende Staaten können (…) unsere staatlichen Pensionsfonds nutzen, (…) um sicherzustellen, dass sich Unternehmen auf die Maximierung des Shareholder-Value konzentrieren und nicht auf die Verbreitung einer wütenden Ideologie.” ch

  • ESG
  • Joe Biden
  • USA

Südkorea weicht Klimaziel für Industrie auf

Südkorea hat die Klimaziele für den Industriesektor aufgeweicht. Die Industrie muss ihre Emissionen bis 2030 jetzt nur noch um 11,4 Prozent im Vergleich zu 2018 senken. Zuvor lag die Zielmarke bei 14,5 Prozent, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Begründet wird die Lockerung der Ziele mit realistischeren Annahmen über die “inländischen Bedingungen” wie der Rohstoffversorgung und “technologischen Aussichten”.

Die Treibhausgasemission des Landes sollen bis 2030 weiterhin um 40 Prozent im Vergleich zu 2018 fallen. Durch geringere Emissionen im Energiesektor sollen die zusätzlichen Emissionen des Industriesektors aufgefangen werden. Südkorea plant bis 2030 32,4 Prozent des Strombedarfs aus Atomenergie zu decken: Ein Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2021. Erneuerbare sollen 2030 mindestens 21,6 Prozent des Strombedarfs decken. Derzeit sind es gut 7,5 Prozent. Aktuell deckt das Land noch mehr als 40 Prozent seines Strombedarfs aus Kohle. Der Anteil soll 2030 auf 20 Prozent sinken. Greenpeace kritisiert das als zu wenig ambitioniert.

Südkorea strebt bis 2050 CO₂-Neutralität an. Der Climate Action Tracker hat die Klimaziele des Landes im Sommer 2022 als “unzureichend” und die klimapolitischen Maßnahmen als “höchst unzureichend” bewertet. nib

  • Industrie
  • Südkorea
  • Treibhausgase

Presseschau

Analyse: Wie verschiedene Akteure in den USA aktuell die Debatte um Geothermie anheizen Economist
Explainer: Wie die Europäische Union mit dem “Green Deal Industrial Plan” das Ziel von Netto Null erreichen will Carbon Brief
Kommentar: Die Klimakrise stellt die Menschen vor große Ungerechtigkeiten. Darauf sollte die Weltbank jetzt reagieren New York Times
Reportage: Gute und frühe Erdbeeren können teuer verkauft werden. Japan stellt die Jahreszeiten mit Kerosin-beheizten Gewächshäusern auf den Kopf New York Times
Reportage: Wie eine neue Technik dazu führt, dass Böden mehr CO₂ speichern können Financial Times
Analyse: Laut dem IPCC-Bericht könnten die Folgen des Klimawandels katastrophal werden Washington Post
Analyse: Es gibt noch Möglichkeiten, die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzufedern. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem IPCC-Bericht Die Zeit
Analyse: Fünf Erkenntnisse aus dem IPCC-Bericht BBC

Heads

Larry Fink – Ex-Klima-Mahner hat Sendungsbewusstsein verloren

Larry Fink, CEO von Blackrock, bei Emmanuel Macron

Larry Fink gilt als mächtigste Person im globalen Finanzwesen. Der US-Amerikaner ist Gründer und Vorstandsvorsitzender von Blackrock – dem größten Vermögensverwalter der Welt. Mit seinen jährlichen, viel beachteten Briefen an CEOs hat er sich als Vorkämpfer in Sachen Klimawandel stilisiert. In den letzten Jahren machte er Vorstände und Manager auf die Brisanz des Klimawandels aufmerksam, nahm sie in die Pflicht und betonte die wichtige Rolle der (Finanz-)Wirtschaft zur Bewältigung der Klimakrise.

In seinem jüngsten Brief nimmt er Blackrock jedoch aus der Verantwortung. Finks Unternehmen Blackrock verwaltet gut 8,6 Billionen US-Dollar Vermögen und ist an fast allen größeren Unternehmen der Welt beteiligt. Wie Blackrock investiert, beeinflusst die Energie- und Klimawende maßgeblich (Climate.Table berichtete).

2020: “Müssen uns Klimawandel stellen”

Noch 2022 schrieb Fink, dass sich jedes Unternehmen und jede Industrie “durch den Übergang zu einer Netto-Null-Welt verändern wird”. Die Frage ist: Werden Sie dabei anführen oder werden Sie geführt werden? (“Will you lead, or will you be led?”)”. Blackrock “fokussiert auf Nachhaltigkeit, nicht weil wir Umweltschützer wären”, sondern weil man eine treuhänderische Pflicht gegenüber den Klienten hätte, ihr Geld am besten anzulegen. 2020 mahnte Fink: “Jede Regierung, jedes Unternehmen und jeder Aktionär muss sich dem Klimawandel stellen.”

In seinem jüngsten Brief von Mitte März ist davon kaum noch etwas zu lesen. Fink betont zwar weiterhin, dass “Klimarisiken Investitionsrisiken sind”. Doch vom einstigen Sendungsbewusstsein in Sachen Klimaschutz ist kaum noch etwas übrig. Vielmehr betont der Blackrock-Chef, das Unternehmen sei lediglich Verwalter des von den Kunden anvertrauten Geldes. Das Thema seines Briefes 2023 ist: Wahlfreiheit.

2023: Klimaschutz “nicht Aufgabe eines Vermögensverwalters”

Blackrock wolle den Kundinnen und Kunden größtmögliche Wahlfreiheit für ihre Investments anbieten. Einige Kunden wollten ihre Investments “an einem bestimmten Übergangspfad orientieren oder diesen Übergang beschleunigen. Wir haben Kunden, die dies nicht wollen. Wir bieten unseren Kunden eine Auswahl, damit sie ihre Anlageziele erreichen können”, schreibt Fink. Es sei “nicht die Aufgabe eines Vermögensverwalters wie Blackrock, ein bestimmtes Ergebnis in der Wirtschaft herbeizuführen, und wir kennen den endgültigen Weg und den Zeitpunkt des Übergangs nicht”, so Fink mit Blick auf die Klima- und Energiewende. Von “führen oder geführt werden” ist im 2023-Brief nichts mehr zu erkennen. Die Klimakrise rückt hinter Sorgen um die Wirtschaft und die Aussichten von Pensionsfonds zurück.

Finks zahmer Brief ist eine Reaktion auf die harte Kritik der vergangenen Wochen und Monate. Von rechts wurde Blackrock Einflussnahme auf Unternehmen vorgeworfen. Der Vermögensverwalter betreibe “Woke Capitalism”, so der Vorwurf einiger rechter Politiker. Die Republikaner brachten sogar ein Anti-ESG-Gesetz durch den Senat und Kongress, das ein Verbot für Anlagen in ESG-Fonds vorsah. Joe Biden musste sein erstes präsidentielles Veto einlegen (siehe News).

Linke monieren hingegen, Blackrock agiere zu zögerlich und nutze seinen Einfluss zu wenig, um Unternehmen in eine grünere Richtung zu lenken. Der ehemalige US-Arbeitsminister Robert B. Reich warf den ESG-Befürwortern der Wall Street jüngst sogar vor, das “beruhigende Gerede der Konzerne und der Wall Street über ESG” ziele darauf ab, gesetzlichen Vorschriften zuvorzukommen. Es solle der “falsche Eindruck erweckt werden, dass die Unternehmen bereits tun, was für die Umwelt oder für soziale Belange getan werden muss, sodass kein Bedarf an weiteren Gesetzen oder Vorschriften besteht”.

“Brillant, aggressiv, erfinderisch”

Fink selbst gilt als Umwelt-verbunden. Jeden August fährt der Blackrock-Chef mit Freunden und Kollegen für drei Tage zum Fliegenfischen nach Alaska. Fink “macht sich schon lange Sorgen über die Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels“, schreibt der Financial-Times Journalist Robin Wigglesworth in seinem Buch “Trillions”. In Alaska und während einer Safari im Okavango-Delta in Botswana habe Fink die Folgen des Klimawandels hautnah miterlebt.

Der mittlerweile 70 Jahre alte Fink wuchs in Van Nuys, einer unscheinbaren Nachbarschaft im San Fernando Valley in Los Angeles auf. Schon als 10-Jähriger half er im Schuhgeschäft seines Vaters aus. An der University of California hat Fink im Hauptfach Politische Theorie studiert. Im Anschluss folgte ein MBA in Immobilienwirtschaft und der Gang an die Wall Street. Bei Goldman Sachs verpatzte er das Bewerbungsgespräch und ging zur Investmentbank First Boston. Schon nach zwei Jahren stieg er zum Leiter der Anleihen-Abteilung auf.

Der “brillante, aggressive und erfinderische” Fink (Robin Wigglesworth) sorgte für Millionen-Gewinne. Doch der kometenhafte Aufstieg währte nicht ewig. 1986 ging eine große Wette schief. Fink und sein Team setzten 100 Millionen Dollar in den Sand. “Ich wurde in der Firma wie ein Aussätziger behandelt”, erinnerte sich Fink später. Kurz danach gründete er mit einem befreundeten Investmentbanker Blackstone Financial Management, das später zu Blackrock werden sollte. Fink gilt als Workaholic, der schon morgens um sechs Uhr im Büro erscheint. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist großer Fan der 80er-Jahre Band “Talk Talk”. Sein Vermögen wird auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Nico Beckert

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Climate.Table Redaktion

REDAKTION CLIMATE.TABLE

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    erst ausschlafen, dann reden: Nachdem die Beteiligten der Marathonsitzung zum IPCC-Synthesebericht von vergangener Woche ordentlich Schlaf nachgeholt haben, haben wir mit einigen von ihnen die Deals, Details und Hintergründe des Dokuments zusammengetragen, die sonst hinter den Schlagzeilen verschwinden. Und wir haben die aktuelle UN-Wasserkonferenz in New York zum Anlass genommen, mit einem IPCC-Autor über Wasserversorgung im Klimawandel zu sprechen. Der IPCC-Bericht, immerhin der aktuelle wissenschaftliche Sachstand und politisch abgesegnet, wird uns für die nächste Zeit nicht loslassen.

    Dazu kommen wie immer Nachrichten aus der ganzen Welt: aus Korea, Indien, USA und über den globalen Emissionshandel. Und wir stellen den Boss des Vermögensverwalters Blackrock, Larry Fink, vor. Er hat seinen berühmten Investoren-Brief geschrieben – in dem er sich von seiner Rolle als oberster Klima-Kapitalist plötzlich ein Stück weit distanziert.

    Wenn Ihnen diese Ausgabe gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Wenn Ihnen diese Mail zugeleitet wurde: Hier können Sie das Briefing kostenlos testen.

    Schließlich freue ich mich auf den Donnerstag mit Jennifer Morgan. Mit der Sondergesandten für Klima im Auswärtigen Amt spreche ich über die globale und die deutsche Klimapolitik für 2023 und sicher auch über den IPCC-Bericht. Schalten Sie sich hier gern dazu und sagen Sie es weiter!

    Und vor allem: Behalten Sie einen langen Atem!

    Ihr
    Bernhard Pötter
    Bild von Bernhard  Pötter

    Analyse

    IPCC-Bericht: Deals, Details und Überraschungen

    Die “Kurzfassung für Entscheider” (SPM) im Synthesebericht des 6. IPCC-Reports, die am Montag in Interlaken der Öffentlichkeit präsentiert wurde, “fasst den Stand des Wissens zum Klimawandel zusammen”. So steht es im ersten Satz des Dokuments. Doch der Bericht zeigt auch die ökonomischen und politischen Einzelinteressen der 135 IPCC-Staaten, ihre Befürchtungen, Ansichten und Egoismen.

    Die genauen Formulierungen in der SPM sind äußerst wichtig. Denn sie gelten nun als wissenschaftlich und politisch abgesegnet und sind Grundlage der globalen Klimapolitik (Climate.Table berichtete). Relativ unbemerkt schlägt der IPCC hier wichtige Pflöcke ein.

    Er versucht mit der Warnung, die Grenze von 1,5-Grad Erderwärmung werde verfehlt, besser an die Öffentlichkeit zu gelangen.

    Er legt in einem überraschenden Coup ein bis dato unbekanntes weltweites Emissionsziel für 2035 fest. Außerdem verhilft er der umstrittenen CCS-Technik zu ungewohnt großer Popularität. Er plädiert für ein Ende der fossilen Energien, ohne den Begriff explizit zu erwähnen – und zeigt, wie peinlich genau die Regierungen darauf achten, ihre klimadiplomatischen Positionen abzusichern.

    Informationen aus vertraulichen Verhandlungen

    Die internen Verhandlungen des IPCC und seine Dokumente sind vertraulich. Climate.Table hat trotzdem mit Insidern und Verhandlern gesprochen und Unterlagen ausgewertet, um die Hintergründe zu recherchieren. Neben diesen inoffiziellen Gesprächspartnern dient der Fachdienst des “Earth Negotiations Bulletin” (ENB) als Informationsquelle.

    So zeigt sich: Die Verhandlungen waren schwierig und zäh. Am Beginn der Woche verstrich viel Zeit mit technischen Diskussionen, die am Schluss für inhaltliche Fragen fehlte – eine oft angewandte Strategie der Blockade. Die Verlängerung bis Sonntagabend (statt Freitagabend) ist nicht ungewöhnlich für Konferenzen. Aber es führte dazu, dass ab Samstag vor allem kleinere Delegationen die Konferenz wegen ihrer Heimflüge verlassen mussten. Eine Delegierte beschwerte sich, dies sei “kein inklusiver Prozess. Diejenigen, die um ihr Überleben kämpfen, verlassen jetzt die Konferenz.” 

    1,5-Grad-Warnung in die Fußnote

    Inhaltlich war es den Autorinnen und Autoren sehr wichtig, die Bedrohung des 1,5-Ziels zu dokumentieren, weil sie bislang nicht genügend Resonanz gefunden hat: Sie warnen vor einer Überschreitung dieser im Pariser Abkommen angestrebten Grenze schon im Zeitraum 2030 bis 2035. Neu ist das nicht: Bereits in den Berichten der Arbeitsgruppe I wurde im August 2021 gewarnt, das Ziel werde bald erreicht. Doch auf der COP26 in Glasgow kurz darauf, wurde trotzdem die Maxime vertreten, “1,5 Grad am Leben zu halten”, wie es UN-Generalsekretär António Guterres ausdrückte.

    Nun schrieben es die Autoren prominent in den Text – aber sie hatten die Rechnung ohne die Regierungsdelegationen gemacht. Denn die waren von den Argumenten und Modellen der Wissenschaftler für eine so konkrete Warnung nicht wirklich überzeugt: So wurde die Passage mit der Jahreszahl 2030-2035 aus dem Text entfernt und in eine Fußnote gedrückt. Im Text selbst steht als Zeitangabe jetzt nur noch “near term” – das heißt 2021 bis 2040.

    Neues Klimaziel für 2035 gegen Chinas Bedenken

    Für Unruhe und stundenlange Verzögerung im Ablauf der Konferenz sorgte die Neuschaffung eines globalen Klimaziels für 2035. Mit der neuen Marke von minus 60 Prozent Treibhausgase und minus 65 Prozent CO₂ konnte sich vor allem China nicht anfreunden, heißt es aus Verhandlerkreisen. Der Hintergrund: 2025 müssen die Staaten nach UN-Regeln neue nationale Klimapläne (“NDC”) vorlegen, die bis 2035 laufen. Bisher gab es für dieses Jahr keine feste globale Zielmarke. Jetzt lassen sich Erfolg oder Misserfolg leichter feststellen.

    Die Erwähnung einer konkreten Zahl im Text gefiel aber China gar nicht, bestätigen Insider. Nach vielem Hin und Her wurde sie aus dem Text entfernt – und in eine eigene Tabelle ausgelagert. Die steht nun deutlich prominenter als die schiere Zahl auf Seite 22 des Berichts. Wenn China verhindern wollte, dass die Zahl verbreitet wird, hat die Intervention wohl eher das Gegenteil erreicht.

    Ähnliches passierte der deutschen Delegation. Die hatte darauf gedrängt, dass in der Textpassage zu der umstrittenen CCS-Technik zur Einlagerung von CO₂ eine Fußnote eingefügt wurde: Demnach gebe es bei der Anwendung “derzeit technologische, ökonomische, institutionelle, ökologische (…) Hindernisse“. Außerdem sei die Umsetzung “weit unter dem, was in den Pfaden für 1,5 bis 2 Grad modelliert wurde”.

    Kritik und Werbung für CCS

    Daraufhin meldete sich Saudi-Arabien zu Wort, das mit CCS auf eine Verlängerung seiner Öl- und Gasverkäufe setzt. Das Land erreichte, dass diese Fußnote um die gesamte Passage aus der Zusammenfassung der Arbeitsgruppe 3 ergänzt wurde. Das Resultat in der Endfassung des SPM des Syntheseberichts ist nun eine lange Fußnote, die vor der von den Deutschen eingefügten CCS-Kritik erst einmal lang und breit die angeblichen Vorteile von CCS erklärt: Es sei eine “ausgereifte Technik” in der Öl- und Gasindustrie. Seine Kapazität betrage etwa 1.000 Gigatonnen weltweit, “mehr als die Speicherkapazität, die bis 2100 für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels benötigt wird”, wie es heißt. Außerdem könne das CO₂ so wohl “permanent von der Atmosphäre isoliert werden” – die kritische und einordnende Passage der Deutschen folgt dann erst am Schluss des langen Textes. “Ein klassisches Eigentor”, wie es ein IPCC-Verhandler nennt – oder ein kalkuliertes Risiko, um wenigstens die Kritik an CCS im Dokument zu verankern.

    Aus für Fossile: Praktisch gefordert, aber unkonkret

    Schließlich fordert die SPM für die Erreichung der Klimaziele, “von den fossilen Energien ohne CCS überzugehen zu Energiequellen mit sehr niedrigem oder ohne Kohlenstoff“. Das erfordert praktisch den Ausstieg aus den Fossilen, ohne den politisch umstrittenen Begriff des “fossilen Phase-Out” zu nennen. Der Grund für die Wortwahl ist nicht nur der Widerstand von Ölstaaten. Er liegt auch in den Modellen, nach denen der IPCC arbeitet: Fast alle dieser Rechenmodelle sehen auch 2050 noch relativ hohe Öl- und Gasverbräuche vor – ausgeglichen durch bislang nicht realisierte “negative Emissionen”.

    Grundsätzlich zeigte auch die SPM des Syntheseberichts die altbekannten Frontstellungen: Die EU, USA und Japan drängen im Grundsatz auf weitgehende Formulierungen – China, Indien und Saudi-Arabien führen die Bremser-Front an. Dabei gab es in Interlaken aber auch immer wieder neue Konstellationen.

    Alte Fronten, neue Konstellationen

    Dazu gehört: Norwegen und die Niederlande, beide mit großen CCS-Plänen, waren bei diesem Thema sehr aufgeschlossen – anders als der Rest Europas. Indien hatte Einwände gegen eine Grafik, die die Gesundheitseffekte der Erderwärmung illustriert. Sie basiere nur auf einer Studie und stamme aus gemäßigten Breiten. Gesundheitsfolgen des Klimawandels sind ein heißes Thema in Indien: Im letzten Jahr starben dort Tausende Menschen in einer großen Hitzewelle.

    Brasilien und Südafrika wiederum sind kritisch bei Formulierungen zum “naturbasierten Lösungen”, weil sie fürchten, dass sich die Industrieländer damit von ihren Verpflichtungen freikaufen. Und Mexiko wehrte sich in einer komplizierten Fußnote gegen eine partielle Zuordnung zu “Nordamerika” –  was dem komplizierten IPCC-Regeln geschuldet ist und für zukünftigen “Loss and Damage”-Fragen wichtig werden könnte.

    Auch zeigte sich: Der UN-Begriff für Schäden und Verluste im Klimawandel, “Loss and Damage”, wird bei IPCC “Losses and Damages” genannt. Eine direkte Übertragung auf die COP-Debatten um “Loss and Damage” ist schwierig. Und China bestand auf der Formulierung, das Pariser Abkommen sei “unter der Klima-Rahmenkonvention” angenommen worden – ein Hinweis darauf, dass China weiter auf die  unterschiedlichen Verantwortlichkeiten zwischen alten und neuen Industriestaaten pocht – und sich weiterhin als Entwicklungsland gegen mögliche Forderungen etwa bei der Klimafinanzierung wehrt.

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    “Der Wasserverbrauch ist zu wenig reguliert”

    Frauen an einer Wasserstelle in Gowainghat in Bangladesch

    Herr Garschagen, auf der UN-Wasserkonferenz in New York wird es auch darum gehen, wie man global besser kooperieren kann, um eine Wasserversorgung für möglichst alle Menschen zu sichern. Wie groß sind die Chancen, dass das klappt?

    Wir können die Wasserkrise nur gemeinsam lösen. Es gibt gar keine andere Möglichkeit. Aber ich fürchte eher, der Klimawandel wird bestehende Wasserkonflikte verschärfen.

    Wenn Sie als Fachmann für Anpassung an den Klimawandel nur einen Wunsch an die Konferenz frei hätten: Was würden Sie sich wünschen?

    Auf UN-Ebene diskutiert man über große Entwicklungsziele: sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle. Ich glaube aber, dass man konkretere Ziele braucht, um die derzeitige Verschwendung von Wasser zu stoppen. Es gibt auf der Erde ja nicht insgesamt zu wenig Wasser, sondern es wird verschwendet, verdunstet, versickert aus Leitungslecks, und wird dorthin verteilt, wo es nicht hingehört.

    Was wäre ein konkretes Ziel, um dem entgegenzuwirken?

    Matthias Garschagen

    Man könnte beispielsweise festlegen, wie viel Wasser in bestimmten Produktionsprozessen verbraucht werden darf. Das ist momentan relativ wenig reguliert – und sehr intransparent. Wenn wir beispielsweise ein Textilstück aus Südostasien importieren, dann lässt sich für die Kunden hier kaum noch nachvollziehen, wie viel Wasser dort für die Produktion gebraucht wurde und wie mit dem Abwasser umgegangen wird. Dafür könnte man ein konkretes Ziel entwickeln, um den Schutz des Wassers auch handhabbar zu machen.

    Sie sind Experte dafür, wie menschliche Gesellschaften sich an den Klimawandel anpassen können. Welche Probleme gibt es beim Wasser?

    Wasser ist für die Anpassung ganz zentral. Der Klimawandel bringt entweder zu viel Wasser oder zu wenig, und wenn es um Anpassung geht, muss man beides zugleich berücksichtigen. Zum Beispiel in Städten: Wie leitet man das Wasser bei Starkniederschlägen so ab, dass es nicht zu Überflutungen kommt? Und wie hält man es zugleich so in der Stadt, dass Grünanlagen ausreichend Wasser bekommen und man den Menschen in heißen Sommern Kühlung verschafft?

    Sie reden von Schwammstädten – aber wenn wir uns die globale Klimakrise anschauen, geht es da nicht viel eher um Überflutungen wie in Pakistan, oder um Nahrungsmittelknappheit durch weggeschwemmte oder verdorrte Ernten?

    Lebensmittelkrisen können auch ganz fundamental mit Wasser zusammenhängen. In Pakistan etwa gab es massive Ernteausfälle wegen der Flut. Und in Argentinien müssen die Landwirte gerade hohe Verluste in Folge von Hitze und Trockenheit in Kauf nehmen. Natürlich unterscheiden sich die Risiken regional. Die Entwicklungs- und Schwellenländer der Tropen und Subtropen sind von Dürren oder Überschwemmungen sehr viel stärker betroffen als die Länder der gemäßigten Breiten. Menschen, die ohnehin schon in besonders prekären Umständen leben und deshalb besonders verletzlich sind, leiden am meisten.

    Auch in Deutschland wird Wasser knapper, zugleich steigt das Risiko von Starkniederschlägen. Um beidem entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung Mitte März eine Nationale Wasserstrategie beschlossen. Sie soll die Versorgung mit Trinkwasser sichern. Feuchtgebiete und Wälder sollen renaturiert werden, um Wasser stärker in der Landschaft zu halten – zugleich dient die Natur als CO₂-Senke. Städte sollen zu Schwammstädten werden, Fernleitungen sollen Wasser bei Bedarf auch über größere Distanzen transportieren, und Flüsse und Seen sollen sauberer werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke stellt die Strategie auf der UN-Konferenz in New York vor.

    Welche Orte sind denn am stärksten betroffen?

    Das lässt sich nur schwer vergleichen, denn dabei spielen immer persönliche Bewertungen eine Rolle.

    Aber sehr viele Schäden lassen sich doch messen?

    Aber eben nicht alle. Wo die regionalen Hotspots der Klimakrise sind, lässt sich vielleicht noch gut beantworten. Aber wie vergleiche ich die potenziellen Schäden? Ist der Verlust eines kulturellen Erbes wichtiger als Nahrungsmittelknappheit, und falls ja, um wie viel wichtiger? Was wiegt schwerer: der Verlust von Ökosystemen, oder der Verlust von Heimat?

    Und in welchen Regionen spüren die Menschen die Wasserkrise besonders stark?

    Zwei Beispiele: Besonders betroffen sind Gebiete am Fuß von Gebirgen, beispielsweise in Asien und Lateinamerika. Wenn die Gletscher weiter schmelzen und es immer weniger schneit, fehlt einerseits Trinkwasser. Andererseits kann es zu Überschwemmungen kommen, wenn es künftig regnet statt schneit, und dann große Mengen Wasser zu schnell abfließen.

    Und das zweite Beispiel?

    In semiariden Zonen ist die Landwirtschaft sehr stark darauf angewiesen, dass es zur richtigen Zeit regnet. Sobald sich die Niederschlagsmuster verändern, wird es für die Bauern schwierig. Das trifft große Teile Afrikas südlich der Sahara. Aber man darf sich nicht täuschen: Auch in Südeuropa sind die Wasserreserven stark überstrapaziert, und die Bewässerungssysteme, die man zur Anpassung an die zunehmende Trockenheit nutzt, entnehmen dem Boden viel zu viel Grundwasser. Dadurch zerstören wir wichtige Wasserspeicher, die in Zukunft eigentlich dringend gebraucht würden.

    Um das UN-Entwicklungsziel “sauberes Wasser und Sanitärversorgung für alle” wie geplant bis 2030 zu erreichen, müsste der Fortschritt laut UN viermal so schnell vorangehen wie bisher. Vergangenen Freitag legte die Global Commission on the Economics of Water, ein Gremium aus namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, und Politikerinnen und Politikern, einen Bericht mit Handlungsempfehlungen vor.

    Alle müssten zusammenarbeiten, um die globale Wasserkrise zu bewältigen, schreiben sie. Wasser müsse als gemeinschaftliches Gut (Common Good) geschützt werden. Es brauche einen höheren Preis; zugleich müssten die Armen unterstützt werden, damit sie es bezahlen können. Subventionen in Höhe von bis zu 700 Milliarden US-Dollar jährlich seien abzuschaffen, hohe Investitionen nötig. Internationale Wasserpartnerschaften (“Just Water Partnerships”) könnten diese Investitionen fördern.

    Gibt es auch Beispiele für besonders gelungene Anpassung?

    Ja, naturbasierte Maßnahmen helfen häufig besonders gut sowohl im Klimaschutz als auch in der Anpassung. Also etwa Wasser stärker in der Landschaft zu speichern, beispielsweise durch die Renaturierung von Flussläufen, Feucht- und Waldgebieten. So stärken sie zugleich wichtige Kohlenstoffsenken. Auch Technologie hilft, etwa um in der Landwirtschaft gezielt an den Wurzeln der Pflanzen und dadurch effizienter zu bewässern, sodass weniger Wasser verdunstet.

    Aber irgendwann stößt man damit auch an Grenzen.

    Ja, je weiter sich die Welt erwärmt, desto eher kommt Anpassung an Grenzen. Und wir können nicht alles mit Geld lösen. Wir brauchen auch Zeit, müssten viel stärker vorausschauend handeln. Die Politik scheint das derzeit noch oft zu unterschätzen.

    Matthias Garschagen ist Professor für Antropogeographie an der LMU München mit einem Schwerpunkt auf Mensch-Umwelt-Beziehungen. Er hat als Leitautor an mehreren IPCC-Berichten mitgearbeitet, zuletzt am Montag veröffentlichten Synthesebericht. Daneben war er einige Jahre lang wissenschaftlicher Leiter des Weltrisikoberichts.

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    Termine

    23. März, 17 Uhr, Online
    Webinar Green Cities 2035: Verkehrswende in der Stadtregion
    Die meisten CO₂-Emissionen im kommunalen Verkehrssektor entstehen nicht im innerstädtischen Verkehr, sondern bei weiten Fahrten. Auf der Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung wird diskutiert, wie ein CO₂-armes Pendeln aussehen kann. Infos und Anmeldung

    24. März, 12 Uhr, Online
    Webinar German Roadmap to COP28
    Die COP27 ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben und die Entscheidung, die COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten auszurichten, ist nicht unumstritten. Bernhard Pötter, Redaktionsleiter von Climate.Table, diskutiert mit Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, über die Rolle von Deutschland und der EU bei der kommenden Klimakonferenz. Sabine Nallinger (Geschäftsführerin Stiftung KlimaWirtschaft), Lutz Weischer (Germanwatch) und Saleemul Huq (International Centre for Climate Change and Development) werden mit kurzen Impulsstatements zum Table.Live-Briefing beitragen. Infos und Anmeldung

    26. März, Berlin
    Volksentscheid Klimaneutralität ab 2030
    Der Volksentscheid hat das Ziel, das Land Berlin durch eine Änderung des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 zu verpflichten. Bisher gilt für ganz Deutschland das Ziel der Klimaneutralität ab 2045.  Infos

    27. März, 10 Uhr, online
    Seminar Erneuerbare Energien für die Ukraine
    Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) hat diese Veranstaltung zur Förderung von Unternehmenskooperationen im Bereich der Erneuerbaren Energien für die Ukraine organisiert. Die Veranstaltung finden in Zusammenarbeit mit dem Business Scout for Development Programm (im Auftrag des BMZ) und dem ukrainischen Partner Global 100% RE Ukraine statt. Infos

    27. März, 20 Uhr, Hannover
    Autorengespräch Das ökologische Grundgesetz – Wie und warum die Natur ein Rechtssubjekt werden muss
    Der Münchner Staatsrechtler Professor Jens Kersten fordert in seinem Buch “Das ökologische Grundgesetz” eine Transformation unserer Verfassung und die Einführung von “ökologischen Personen”. Aber wie soll das gehen? Und was war nochmal ein Rechtssubjekt? Welche Rechte braucht die Natur? Diese Fragen werden auf der Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung diskutiert. Infos

    28. bis 29. März, Berlin
    Konferenz Energy Transition Dialouge
    Das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz veranstalten am 28. und 29. März 2023 gemeinsam den 9. Berlin Energy Transition Dialogue (BETD) im Auswärtigen Amt in Berlin. Mit über 50 internationalen Delegationen mit Ministern und Staatssekretären sowie mehr als 700 Teilnehmern in Berlin und über 17.000 virtuellen Teilnehmern aus über 130 Ländern im Jahr 2022 ist der BETD die wichtigste internationale Konferenz zur globalen Energiewende. Infos

    30. März, 10 Uhr, Berlin/Online
    Forum Nationales Wasserforum – Wege zu einer krisensicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft
    Das 4. Nationale Wasserforum 2023 bietet eine Standortbestimmung und Orientierung für die Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie. Wo stehen wir? Was sind die Schwerpunkte der Bundesregierung in der Wasserpolitik? Wie nutzen wir den Rückenwind aus der Weltwasserkonferenz von New York? Veranstaltet wird das Wasserforum vom Bundesumweltministerium. Infos

    30. März, 10.30 Uhr, Online
    Workshop Science Communication Strategies for Climate Change
    MAGICA ist ein europäisches Horizon-Projekt und steht für “Maximizing the synergy of European research Governance and Innovation for Climate Action”. Eines der Ziele des Projekts ist es, den Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Anpassung an den Klimawandel und dessen Abschwächung für Politik, Praxis und Gesellschaft zu verbessern. Der Workshop bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, Strategien für ein erfolgreiches Engagement und eine erfolgreiche Kommunikation zu vergleichen. Infos

    30. März, 13 Uhr, Online
    Veröffentlichung Global Landscape of Renewable Energy Finance 2023
    In dem Bericht Global Landscape of Renewable Energy Finance 2023 der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) und der Climate Policy Initiative (CPI) werden die neuesten Investitionstrends im Bereich erneuerbare Energien im Zeitraum 2013-2020 analysiert. Der Bericht erörtert auch vorläufige Erkenntnisse für den Zeitraum 2021-2022. Bei der Onlineveranstaltung diskutieren Expertinnen und Experten über die Ergebnisse.  Infos

    30 März, 14 Uhr, Berlin
    Webinar Beyond net-0: An international perspective on how decarbonisation strategies can foster a just transition and global cooperation
    In der Veranstaltung werden der Stand der Planung und der Umsetzung von Energiewenden in verschiedenen Ländern diskutiert. Die Mitglieder des Netzwerks International Network of the Energy Transition Think Tanks (INETTT) aus Mexiko (Iniciativa Climática de México), Südkorea (Green Energy Strategy Institute), Vietnam (Vietnam Initiative for Energy Transition), Brasilien (E+ Energy Transition Institute), Japan (Renewable Energy Institute) und Polen (Forum Energii) stellen die Schlüsselelemente ihrer Energiewenden vor.  Infos

    News

    Klima in Zahlen: Weltweit mehr Emissionshandels-Systeme

    Emissionshandels-Systeme (ETS) gewinnen weltweit an Bedeutung. Inzwischen gibt es 28 ETS-Systeme, vor zehn Jahren waren es nur 13. Auch der weltweite Anteil der Emissionen, die unter ein ETS fallen, hat sich verdoppelt, wie der am Mittwoch vorgestellte International Carbon Action Partnership (ICAP) Status Report zeigt.

    Große Wirtschaftsräume wie die EU und China haben Handelssysteme aufgebaut. Auch in den USA handeln mehrere Bundesstaaten untereinander mit CO₂-Lizenzen. Staaten wie Indonesien, Vietnam und die Türkei entwickeln derzeit eigene ETS, die in den nächsten Jahren in Kraft treten sollen. Japan, Indien, Brasilien, Nigeria und andere erwägen nachzuziehen.

    Doch es kommt auf die Feinheiten an. Ein Emissionshandel ist nur wirksam, wenn zentrale Bedingungen erfüllt sind. Beispielsweise müssen die CO₂-Zertifikate teuer genug sein, um Lenkungswirkung entfalten zu können; muss es eine absolute und abnehmende Obergrenze für Verschmutzungsrechte geben; und möglichst viele Sektoren müssen erfasst werden. In China kostet ein CO₂-Zertifikat beispielsweise umgerechnet rund acht Euro und das System hat keine feste Obergrenze. nib

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    Indien: Probleme beim Ausbau von Solar und Wind

    Der weitere Ausbau der Solar- und Windkraft in Indien steht vor großen Problemen. Die Sonnenenergie sei in einem “Solarstau” gefangen, die Windindustrie leide unter gestiegenen Kosten. Das ist das Fazit des Centre for Science and Environment (CSE) in seinem Jahresbericht State of the Environment 2023, der am heutigen Donnerstag veröffentlicht wird.

    Wenn Indien sein ehrgeiziges Ziel erreichen will, bis 2030 eine Kapazität von 450 Gigawatt an erneuerbaren Energien aufzubauen, muss es sich mit kritischen Fragen der Herstellung, der Tarife und der Marktgestaltung befassen, so der Bericht der in Delhi ansässigen Forschungs- und Umweltorganisation.

    Der Energiesektor ist für fast 70 Prozent der indischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Bei dessen klimagerechten Umbau seien “einige pragmatische Korrekturen” nötig, heißt es. Die Bemühungen die Selbstversorgung zu fördern, hätten die Solarenergie verteuert.

    Das schnelle Wachstum der indischen Solarkapazität stößt auf einen Produktionsstau. Indien importiert fast 80 Prozent der Komponenten von Solarmodulen aus Ländern wie China. Steuerliche und politische Maßnahmen zur Verringerung der Importabhängigkeit haben nicht geholfen, sondern zu höheren Kosten beigetragen. Die Verringerung der Importabhängigkeit und die Steigerung der einheimischen Produktion seien von zentraler Bedeutung für die Energiesicherheit, so der Bericht. Der Anstieg der Kosten für Solarmodule, die 60 Prozent der Projektkosten ausmachen, könnte das Tempo des Zubaus von Solarkapazitäten verlangsamen und damit Indiens wichtigstes Klimaziel und das Tempo der Dekarbonisierung gefährden.

    Windturbinen teurer

    Wind steht ebenfalls vor Herausforderungen. Laut SOE-Bericht sei der Sektor wegen der niedrigen Strompreise ins Straucheln geraten. Regulatorische Eingriffe für niedrige Tarife machen den Sektor für neue Investitionen unattraktiv. Dazu kommt: Windturbinen sind jetzt etwa sieben Prozent teurer als im Vorjahr – zum Teil aufgrund von Steuererhöhungen auf Waren und Dienstleistungen. Diese höheren Kosten können nicht an die Kunden weitergegeben werden und schmälern die Erträge der Hersteller. Das bremst die Produktion von Windturbinen und den Aufbau neuer Kapazitäten. Die Politik müsse umdenken, so der Bericht: Indiens Energiewende bei gleichzeitiger sicherer Versorgung müsse dezentralisierte Minigrids für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff berücksichtigen.

    Der Bericht geht auch auf die Anfälligkeit für Klimaauswirkungen wie Hitzewellen und Überschwemmungen ein. Indien ist sehr anfällig für den Klimawandel – in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 erlebte das Land täglich ein Extremereignis. “Es steht außer Frage, dass die Auswirkungen des Klimawandels zunehmen werden. Es steht auch außer Frage, dass wir in großem Umfang und schnell handeln müssen, um die Volkswirtschaften so umzugestalten, dass sie zukunftsfähig sind”, schreibt Sunita Narain, CSE-Generaldirektorin zum Bericht. Urmi Goswami, Neu-Delhi

    Europa droht massive LNG-Überkapazität

    Über die Hälfte der LNG-Infrastruktur in Europa könnte 2030 ungenutzt sein. Das geht aus einer Analyse des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) hervor. Bis 2030 könnten die LNG-Terminal-Kapazitäten 400 Milliarden Kubikmeter übersteigen, falls alle Ausbaupläne realisiert werden. Laut unterschiedlichen Schätzungen wird für 2030 nur eine Nachfrage in Höhe von 150 bis 190 Milliarden Kubikmeter erwartet.

    Europas LNG-Kapazität könnte somit höher liegen als die Nachfrage nach Erdgas – LNG und Pipeline-Gas – insgesamt, die für 2030 auf 390 Milliarden Kubikmeter geschätzt wird. Der Ausbau sei “die teuerste und unnötigste Versicherungspolice der Welt”, so Ana Maria Jaller-Makarewicz, Energie-Analystin von IEEFA Europe. Es gäbe “konkrete Risiken” für “verlorene Vermögenswerte”.

    Auch Deutschland plant bewusst mit LNG-Überkapazitäten. Die Bundesregierung plant mit drei festen und sechs schwimmenden Terminals. Werden alle Projekte realisiert, droht im Jahr 2030 eine Überkapazität von 34 Milliarden Kubikmeter – das sind 45 Prozent mehr als der prognostizierte Bedarf.

    Das IEEFA hat am Mittwoch den nach eigenen Angaben ersten öffentlichen Tracker für Europas LNG-Ausbau freigeschaltet. Über die Datenbank lässt sich verfolgen, welche Staaten LNG-Infrastruktur ausbauen und wann sie fertiggestellt werden soll. nib

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    Weltweit mehr erneuerbarer Strom und Turbo für Windkraft in Deutschland

    Im vergangenen Jahr ist die globale Produktionskapazität für erneuerbaren Strom um 9,6 Prozent auf 3372 Gigawatt (GW) gestiegen. Das meldet die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA). 83 Prozent aller neu installieren Kapazitäten sind damit erneuerbar.

    59 Prozent der erneuerbaren Produktionskapazitäten wurden in Asien installiert. Besonders starke Zuwächse gab es außerdem in Europa und den USA. Den größten Anteil am Bestand der Erneuerbaren macht noch immer die Wasserkraft aus. Aber der Ausbau von Solar- und Windenergie war 2022 für insgesamt 90 Prozent des Zuwachses verantwortlich.

    Ausbau ist nicht schnell genug

    Trotz des positiven Trends gibt IRENAs Generaldirektor Francesco La Camera zu bedenken: “Der jährliche Zuwachs von Strom aus erneuerbaren Energien muss bis 2030 auf das Dreifache des derzeitigen Niveaus steigen, wenn wir auf dem Weg bleiben wollen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen”.

    In Deutschland sollte – nach dem PV-Gipfel vom Anfang des Monats – ein Windkraft-Gipfel am Mittwoch zu einem schnelleren Ausbau von Erneuerbaren in der Bundesrepublik beitragen: “Für mehr als eine Vervierfachung des derzeitigen Ausbaus müssen wir wirklich alle Bremsen lösen und Hemmnisse beim Ausbau der Windenergie weiter abbauen”, sagte Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.

    Turbo für Windenergie in Deutschland

    Auf dem Windgipfel identifizierten die Teilnehmenden – Vertreterinnen und Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Kommunen, Gewerkschaften und weiterer Verbände – eine Reihe von zentralen Handlungsfeldern und Maßnahmen, beispielsweise: bessere EEG-Anreize, Erleichterung von Repowering, bessere Finanzierungsbedingungen für Verträge zwischen Energieerzeugern und Stromverbrauchern, zügiger Transport von Windkraftanlagen.

    Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft geht das in die richtige Richtung. Besonders wichtig sei aber, das Ziel, zwei Prozent der Fläche der Bundesrepublik für Windenergie zu nutzen, planerisch schon 2025 umzusetzen und nicht erst 2032, wie bislang vorgesehen.

    Über die Themen des Windkraft-Gipfels diskutieren nun Länder und Branche bis zum 31. März. Anschließend wird die “Windenergie-an-Land-Strategie” erarbeitet und im Rahmen eines zweiten Windkraft-Gipfels voraussichtlich im April vorgestellt. kul

    • Dekarbonisierung
    • Erneuerbare Energien

    USA: Biden-Veto gegen Anti-ESG-Gesetz

    Zum ersten Mal in seiner Amtszeit hat US-Präsident Joe Biden am Montag von seinem Vetorecht Gebrauch gemacht und ein Gesetz gestoppt, das es Managern von Pensionsfonds generell verbieten sollte, Gelder nach ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) anzulegen. Das Gesetz würde die “Altersvorsorge der Menschen überall im Land gefährden”, begründete er seinen Schritt auf Twitter.

    Das von den Republikanern initiierte Gesetz hatte zuvor in beiden Kammern des Kongresses eine Mehrheit gefunden. Im Senat war dies nur möglich, weil mit Jon Tester aus Montana und Joe Manchin aus West Virginia auch zwei konservative Demokraten für das ESG-Verbot stimmten. Manchin warf Biden in diesem Kontext vor, eine “radikale politische Agenda” zu verfolgen. Beide Senatoren stehen im nächsten Jahr in ihren republikanisch geprägten Bundesstaaten zur Wiederwahl an.

    Die Diskussion über ESG und “Woke Capitalism” hat sich im letzten Jahr zu einem handfesten Kulturkampf ausgeweitet. Mehrere republikanische Bundesstaaten haben mittlerweile Milliardenbeträge von Banken und Investmentfirmen abgezogen, denen vorgeworfen wird, mit ihrer Finanzmacht den Ausstieg aus fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Gas erzwingen zu wollen.

    DeSantis schmiedet Anti-ESG-Allianz

    Als treibende Kraft hinter der Bewegung steht Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis. Dem Partei-Rechtsaußen werden Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt. Als Baustein seiner anti-progressiven Kampagne hat das Thema ESG inzwischen zentrale Bedeutung bekommen. Erst am Wochenende gab er bekannt, gemeinsam mit 18 weiteren Gouverneuren seiner Partei eine landesweite Allianz gegen Bidens ESG-Agenda geschmiedet zu haben. In einer Erklärung von DeSantis heißt es dazu: “Wir als freiheitsliebende Staaten können (…) unsere staatlichen Pensionsfonds nutzen, (…) um sicherzustellen, dass sich Unternehmen auf die Maximierung des Shareholder-Value konzentrieren und nicht auf die Verbreitung einer wütenden Ideologie.” ch

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    Südkorea weicht Klimaziel für Industrie auf

    Südkorea hat die Klimaziele für den Industriesektor aufgeweicht. Die Industrie muss ihre Emissionen bis 2030 jetzt nur noch um 11,4 Prozent im Vergleich zu 2018 senken. Zuvor lag die Zielmarke bei 14,5 Prozent, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Begründet wird die Lockerung der Ziele mit realistischeren Annahmen über die “inländischen Bedingungen” wie der Rohstoffversorgung und “technologischen Aussichten”.

    Die Treibhausgasemission des Landes sollen bis 2030 weiterhin um 40 Prozent im Vergleich zu 2018 fallen. Durch geringere Emissionen im Energiesektor sollen die zusätzlichen Emissionen des Industriesektors aufgefangen werden. Südkorea plant bis 2030 32,4 Prozent des Strombedarfs aus Atomenergie zu decken: Ein Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2021. Erneuerbare sollen 2030 mindestens 21,6 Prozent des Strombedarfs decken. Derzeit sind es gut 7,5 Prozent. Aktuell deckt das Land noch mehr als 40 Prozent seines Strombedarfs aus Kohle. Der Anteil soll 2030 auf 20 Prozent sinken. Greenpeace kritisiert das als zu wenig ambitioniert.

    Südkorea strebt bis 2050 CO₂-Neutralität an. Der Climate Action Tracker hat die Klimaziele des Landes im Sommer 2022 als “unzureichend” und die klimapolitischen Maßnahmen als “höchst unzureichend” bewertet. nib

    • Industrie
    • Südkorea
    • Treibhausgase

    Presseschau

    Analyse: Wie verschiedene Akteure in den USA aktuell die Debatte um Geothermie anheizen Economist
    Explainer: Wie die Europäische Union mit dem “Green Deal Industrial Plan” das Ziel von Netto Null erreichen will Carbon Brief
    Kommentar: Die Klimakrise stellt die Menschen vor große Ungerechtigkeiten. Darauf sollte die Weltbank jetzt reagieren New York Times
    Reportage: Gute und frühe Erdbeeren können teuer verkauft werden. Japan stellt die Jahreszeiten mit Kerosin-beheizten Gewächshäusern auf den Kopf New York Times
    Reportage: Wie eine neue Technik dazu führt, dass Böden mehr CO₂ speichern können Financial Times
    Analyse: Laut dem IPCC-Bericht könnten die Folgen des Klimawandels katastrophal werden Washington Post
    Analyse: Es gibt noch Möglichkeiten, die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzufedern. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem IPCC-Bericht Die Zeit
    Analyse: Fünf Erkenntnisse aus dem IPCC-Bericht BBC

    Heads

    Larry Fink – Ex-Klima-Mahner hat Sendungsbewusstsein verloren

    Larry Fink, CEO von Blackrock, bei Emmanuel Macron

    Larry Fink gilt als mächtigste Person im globalen Finanzwesen. Der US-Amerikaner ist Gründer und Vorstandsvorsitzender von Blackrock – dem größten Vermögensverwalter der Welt. Mit seinen jährlichen, viel beachteten Briefen an CEOs hat er sich als Vorkämpfer in Sachen Klimawandel stilisiert. In den letzten Jahren machte er Vorstände und Manager auf die Brisanz des Klimawandels aufmerksam, nahm sie in die Pflicht und betonte die wichtige Rolle der (Finanz-)Wirtschaft zur Bewältigung der Klimakrise.

    In seinem jüngsten Brief nimmt er Blackrock jedoch aus der Verantwortung. Finks Unternehmen Blackrock verwaltet gut 8,6 Billionen US-Dollar Vermögen und ist an fast allen größeren Unternehmen der Welt beteiligt. Wie Blackrock investiert, beeinflusst die Energie- und Klimawende maßgeblich (Climate.Table berichtete).

    2020: “Müssen uns Klimawandel stellen”

    Noch 2022 schrieb Fink, dass sich jedes Unternehmen und jede Industrie “durch den Übergang zu einer Netto-Null-Welt verändern wird”. Die Frage ist: Werden Sie dabei anführen oder werden Sie geführt werden? (“Will you lead, or will you be led?”)”. Blackrock “fokussiert auf Nachhaltigkeit, nicht weil wir Umweltschützer wären”, sondern weil man eine treuhänderische Pflicht gegenüber den Klienten hätte, ihr Geld am besten anzulegen. 2020 mahnte Fink: “Jede Regierung, jedes Unternehmen und jeder Aktionär muss sich dem Klimawandel stellen.”

    In seinem jüngsten Brief von Mitte März ist davon kaum noch etwas zu lesen. Fink betont zwar weiterhin, dass “Klimarisiken Investitionsrisiken sind”. Doch vom einstigen Sendungsbewusstsein in Sachen Klimaschutz ist kaum noch etwas übrig. Vielmehr betont der Blackrock-Chef, das Unternehmen sei lediglich Verwalter des von den Kunden anvertrauten Geldes. Das Thema seines Briefes 2023 ist: Wahlfreiheit.

    2023: Klimaschutz “nicht Aufgabe eines Vermögensverwalters”

    Blackrock wolle den Kundinnen und Kunden größtmögliche Wahlfreiheit für ihre Investments anbieten. Einige Kunden wollten ihre Investments “an einem bestimmten Übergangspfad orientieren oder diesen Übergang beschleunigen. Wir haben Kunden, die dies nicht wollen. Wir bieten unseren Kunden eine Auswahl, damit sie ihre Anlageziele erreichen können”, schreibt Fink. Es sei “nicht die Aufgabe eines Vermögensverwalters wie Blackrock, ein bestimmtes Ergebnis in der Wirtschaft herbeizuführen, und wir kennen den endgültigen Weg und den Zeitpunkt des Übergangs nicht”, so Fink mit Blick auf die Klima- und Energiewende. Von “führen oder geführt werden” ist im 2023-Brief nichts mehr zu erkennen. Die Klimakrise rückt hinter Sorgen um die Wirtschaft und die Aussichten von Pensionsfonds zurück.

    Finks zahmer Brief ist eine Reaktion auf die harte Kritik der vergangenen Wochen und Monate. Von rechts wurde Blackrock Einflussnahme auf Unternehmen vorgeworfen. Der Vermögensverwalter betreibe “Woke Capitalism”, so der Vorwurf einiger rechter Politiker. Die Republikaner brachten sogar ein Anti-ESG-Gesetz durch den Senat und Kongress, das ein Verbot für Anlagen in ESG-Fonds vorsah. Joe Biden musste sein erstes präsidentielles Veto einlegen (siehe News).

    Linke monieren hingegen, Blackrock agiere zu zögerlich und nutze seinen Einfluss zu wenig, um Unternehmen in eine grünere Richtung zu lenken. Der ehemalige US-Arbeitsminister Robert B. Reich warf den ESG-Befürwortern der Wall Street jüngst sogar vor, das “beruhigende Gerede der Konzerne und der Wall Street über ESG” ziele darauf ab, gesetzlichen Vorschriften zuvorzukommen. Es solle der “falsche Eindruck erweckt werden, dass die Unternehmen bereits tun, was für die Umwelt oder für soziale Belange getan werden muss, sodass kein Bedarf an weiteren Gesetzen oder Vorschriften besteht”.

    “Brillant, aggressiv, erfinderisch”

    Fink selbst gilt als Umwelt-verbunden. Jeden August fährt der Blackrock-Chef mit Freunden und Kollegen für drei Tage zum Fliegenfischen nach Alaska. Fink “macht sich schon lange Sorgen über die Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels“, schreibt der Financial-Times Journalist Robin Wigglesworth in seinem Buch “Trillions”. In Alaska und während einer Safari im Okavango-Delta in Botswana habe Fink die Folgen des Klimawandels hautnah miterlebt.

    Der mittlerweile 70 Jahre alte Fink wuchs in Van Nuys, einer unscheinbaren Nachbarschaft im San Fernando Valley in Los Angeles auf. Schon als 10-Jähriger half er im Schuhgeschäft seines Vaters aus. An der University of California hat Fink im Hauptfach Politische Theorie studiert. Im Anschluss folgte ein MBA in Immobilienwirtschaft und der Gang an die Wall Street. Bei Goldman Sachs verpatzte er das Bewerbungsgespräch und ging zur Investmentbank First Boston. Schon nach zwei Jahren stieg er zum Leiter der Anleihen-Abteilung auf.

    Der “brillante, aggressive und erfinderische” Fink (Robin Wigglesworth) sorgte für Millionen-Gewinne. Doch der kometenhafte Aufstieg währte nicht ewig. 1986 ging eine große Wette schief. Fink und sein Team setzten 100 Millionen Dollar in den Sand. “Ich wurde in der Firma wie ein Aussätziger behandelt”, erinnerte sich Fink später. Kurz danach gründete er mit einem befreundeten Investmentbanker Blackstone Financial Management, das später zu Blackrock werden sollte. Fink gilt als Workaholic, der schon morgens um sechs Uhr im Büro erscheint. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist großer Fan der 80er-Jahre Band “Talk Talk”. Sein Vermögen wird auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Nico Beckert

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    Climate.Table Redaktion

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