Table.Briefing: Climate

China behindert Solarausbau + Habecks grüner US-Freihandel + Chinas ETS und der CBAM

  • China behindert Solarausbau des Westens
  • EU-USA: Grüner Freihandel soll IRA-Streit entschärfen
  • Chinesischer Emissionshandel: Kein Beitrag zum Klimaschutz
  • Wie der CBAM mit Chinas ETS umgehen wird
  • Termine der kommenden Woche
  • Klima in Zahlen: Fördern, Nutzen, Wegwerfen
  • Baerbock lässt Strategie zur “Klima-Außenpolitik” schreiben
  • UN: Mehr resistente Keime durch Klimawandel
  • Studie: Kohleausstieg überlastet ärmere Staaten
  • Anpassung: Frankreich plant mit vier Grad
  • Studie: Klimaflüchtlingen fehlt das Geld
  • Dänemark erlaubt CO₂-Lagerung in der Nordsee
  • Presseschau
  • Sabine Nallinger – US-Dynamik hilft Europas Transformation
Liebe Leserin, lieber Leser,

Robert Habeck war diesen Montag und Dienstag in Washington, um mit US-Kollegen über die Ausrichtung des Inflation Reduction Act zu verhandeln. Ein grüner Wirtschaftskrieg zwischen den USA und der EU soll schon im Keim erstickt werden. Habeck brachte Vorschläge für grünen Freihandel mit. Bernhard Pötter ist für uns vor Ort und hat die Details.

Während Habeck an der Verbesserung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses arbeitet, hat China in den USA für viel Stirnrunzeln gesorgt. Ein chinesischer Spionage-oder-Wetter-Ballon – die Ballon-Experten sind sich nicht einig – flog jüngst über US-Territorium und wurde schließlich abgeschossen. Unter dem Radar flog dabei eine Meldung, die das westlich-chinesische Verhältnis viel stärker beeinflussen könnte: Die Volksrepublik will den Export von Produktionsanlagen für Solar-Komponenten einschränken. Wir haben uns das Vorhaben angeschaut: Es wird die Pläne zum Aufbau einer westlichen Solarindustrie zurückwerfen – und die Energiewende ausbremsen.

Viel weniger Aktivität zeigt China bei der Reform seines Emissionshandels. Er wird noch Jahre ohne Klimawirkung bleiben. Expertinnen rechnen erst für das Ende des Jahrzehnts mit einer klaren Zertifikate-Obergrenze und einer Ausweitung auf weitere Wirtschaftsbereiche. Unsere Analysen zeigen die ETS-Probleme und was sie für den EU-CBAM bedeuten.

Beste Grüße

Ihr
Nico Beckert
Bild von Nico  Beckert

Analyse

China behindert Solarausbau des Westens

An dieser Maschine bei Yingli Solar in Tianjin werden Siliziumwafer verarbeitet. Sie gehören zu wichtigen Vorprodukten für Fotovoltaikanlagen.

Es ist eine kleine Meldung, die große Wirkung entfalten könnte: China will ein Exportverbot für wichtige Technologien zur Produktion von Solaranlagen erlassen. Eine endgültige Entscheidung darüber steht noch aus. Eine öffentliche Konsultation lief bis Ende Januar. Doch alle befragten China-Experten sind sich sicher, dass die Exporteinschränkungen kommen werden. Nach der Konsultationsphase mache China größere Änderungen an Regulierungen nur selten rückgängig, sagt Rebecca Arcesati, Analystin bei der deutschen China-Denkfabrik Merics.

Wird das Vorhaben durchgezogen, ist ein Export von Solar-Produktionstechnologien nur noch mit Genehmigung der Behörden möglich. “Es wird nicht einfach sein, solche Genehmigungen zu erhalten”, sagt die Handelsexpertin Wan-Hsin Liu vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. Der Antragsprozess sei kompliziert.

Zunächst muss eine Anfrage gestellt werden, die unter anderem anhand von sicherheits- und industriepolitischen Gesichtspunkten geprüft wird. “Erst dann dürfen die Unternehmen mit möglichen Käufern über die Geschäfte verhandeln”, sagt Liu. Sind sich Käufer und Verkäufer über das Geschäft einig, muss eine zweite Export-Genehmigung “mit weiteren Dokumenten” beantragt werden.

Schwachstelle der westlichen Industrie

Die Exportbeschränkungen werden den Aufbau eigener Produktionskapazitäten in westlichen Staaten “auf jeden Fall” verlangsamen, sagt Johannes Bernreuter, Experte für Solar-Lieferketten. Das Know-how bestehe zwar weiterhin, auch außerhalb Chinas. Aber “die Produktionskapazitäten sind winzig und preislich nicht wettbewerbsfähig”.

Chinesische Produktionsanlagen seien – auch durch jahrelange staatliche Subventionen für den Sektor – viel günstiger als westliche, sagt der Experte, der eine eigene Beratungsagentur führt. Aufgrund der fehlenden preislichen Wettbewerbsfähigkeit hätten sich westliche Hersteller von Produktionsanlagen aus dem Markt zurückgezogen. Das chinesische Ausfuhrverbot werde die westliche Industrie deshalb an einer zentralen Schwachstelle treffen.

Von den Exportbeschränkungen betroffen wären:

  • Produktionstechnologien für große Solar-Wafer,
  • Produktionstechnologien für das Wafer-Vorprodukt, die sogenannten Ingots – Blöcke aus Halbleitermaterial, aus denen die Wafer gesägt werden.
  • Produktionstechnologien für sogenanntes Schwarzes Silizium. Das ist bearbeitetes Silizium, das eine bessere Absorptionsfähigkeit hat.
  • Zudem andere, nicht weiter aufgeführte Solar-Produktionstechnologien.

Kaum Ersatz für Chinas Equipment

Die Volksrepublik ist weltweit führend bei der Herstellung dieser Solarvorprodukte. 97 Prozent der weltweit produzierten Solar-Wafer und -Ingots stammen aus China.

Auch bei Solar-Produktionsanlagen ist China Weltmarktführer. Der Aufbau einer Solarindustrie in westlichen Staaten ohne Rückgriff auf chinesisches Equipment sei “fast unmöglich”, schreiben die Analysten des Think-Tanks Bloomberg NEF. Die Eintrittsbarrieren zur Produktion von Wafern und Ingots sind demnach sehr hoch. “Das Spitzenwissen über die Fotovoltaik-Herstellung befindet sich in China“, so die BNEF-Analysten.

Die Exportbeschränkungen kommen nicht zu einem überraschenden Zeitpunkt. Die USA haben mit dem Inflation Reduction Act erst kürzlich Milliardensubventionen zum Aufbau grüner Industrien bereitgestellt. Auch die EU will bei grünen Technologien aufholen. Und Indien unternimmt viel zum Aufbau einer eigenen Solarindustrie.

Wirtschaftliche und geopolitische Motivation

China sieht also seine Vormachtstellung in dem Bereich bedroht. Der Solarsektor ist ein wichtiger Wirtschaftssektor:

  • 2021 exportierte die Volksrepublik Solargüter im Wert von über 30 Milliarden US-Dollar ins Ausland.
  • In den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 waren es sogar schon 40 Milliarden US-Dollar.
  • Zwischen 2017 und 2021 trug der Sektor 6,2 Prozent zum gigantischen Außenhandelsüberschuss des Landes bei.

Die Exportbeschränkungen für Solar-Produktionstechnologien dienen auch politischen Zwecken. “Peking will die westlichen Länder so weit wie möglich in Abhängigkeit von China halten und die Vorherrschaft über die von China kontrollierten Tech-Lieferketten ausbauen”, sagt Merics-Analystin Arcesati. Chinas Beschluss sei als Antwort auf den Inflation Reduction Act der USA und die Bemühungen der EU zum Aufbau eigener grüner Lieferketten zu verstehen.

Ähnliches Vorgehen bei Seltenen Erden

Bei den Exporteinschränkungen für Solar-Produktionstechnologien “geht es um die nationale Sicherheit Chinas“, sagt Wan-Hsin Liu vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. “Es ist für China wirtschaftlich sowie geopolitisch entscheidend, seine technologische Stärke und Wettbewerbsvorteile in der Solarproduktion zu beschützen.” Die Exportbeschränkungen könnten die Bemühungen anderer Staaten zum Aufbau eigener Solar-Lieferketten “verlangsamen oder gar behindern”, sagt Liu.

Die Brisanz der Entscheidung wird auch anhand der anderen Güter deutlich, die China schon in der Vergangenheit auf seine “Export-Beschränkungs-Liste” gesetzt hat. Die Liste wurde erstmals 2008 veröffentlicht. Schon früh wurden Technologien zur Förderung und Weiterverarbeitung von Seltenen Erden auf die Liste gesetzt, sodass Exporte dieser Technologien verboten sind. Auch bei der Förderung und dem Export Seltener Erden ist China weltweit führend und hatte zwischenzeitlich fast eine Monopolstellung aufgebaut.

Schneidet sich China ins eigene Fleisch?

Die Dominanz bei Seltenen Erden setzte Peking etwa 2010 in einem Territorialkonflikt gegen Japan ein. Es erließ einen Exportstopp und setzte Japan massiv unter Druck. China hat sein Exportkontrollsystem in den vergangenen Jahren “zur Verteidigung seiner sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen, technologischen und industriellen Interessen” aufgebaut, sagt Arcesati von Merics.

Allerdings ist unklar, ob sich China mit diesen Exportbeschränkungen langfristig nicht sogar schadet. “Die Bedrohung durch die Kontrolle der Solartechnologie wird andere dazu veranlassen, ihre Bemühungen um Diversifizierung zu verstärken“, schreibt der Energieexperte Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air bei Twitter. Ähnliches war im Fall des chinesischen Seltene-Erden-Embargos gegen Japan zu beobachten. Der Nachbarstaat erhöhte daraufhin seine Bemühungen um Diversifizierung der Bezugsquellen.

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EU-USA: Grüner Freihandel soll IRA-Streit entschärfen

Wirtschaftsminister Habeck in Washington im Austausch mit US-Außenminister Antony Blinken

Die EU und die USA wollen beim Austausch von grünen Gütern enger zusammenarbeiten. “Wir sprechen darüber, ob über gemeinsame Standards und Normensetzung bei den grünen Industrien gemeinsame Märkte geschaffen werden können”, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Abschluss seines Besuchs in Washington am Dienstag. Das soll über die bereits bestehende Expertengruppe zwischen den USA und der EU, den Trade Technology Council (TTC), geschehen.

Im Gespräch sei kein umfassendes Freihandelsabkommen, sondern praktische Einigungen: Zum Beispiel könnten Produkte, die auf dem US-Markt zugelassen sind, automatisch auch in Europa zugelassen werden – und umgekehrt, so Habeck. So solle eine “grüne Brücke über den Atlantik” gebaut werden.

Der Vorstoß zeigt, wie die USA und die EU sich im Streit um Subventionen für grüne US-Produkte vorsichtig aufeinander zubewegen wollen. Um die europäischen Interessen anzumelden und Spielräume bei der US-Regierung zu sondieren, war Habeck zusammen mit dem französischen Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am Dienstag nach Washington gekommen. In “enger Absprache mit der EU-Kommission“, die die Verhandlungen führt, wie immer wieder betont wurde.

“Enge Abstimmung mit Paris und Brüssel”

Beide Minister absolvierten einen Tag voller Gespräche in Washington: Habeck besuchte neben Energieministerin Jennifer Granholm auch Außenminister Antony Blinken, Finanzministerin Janet Yellen, Handelsministerin Gina Raimondo und die Handelsbeauftragte Katherine Tai sowie den IRA-Berater von US-Präsident Biden, John Podesta.

Habeck lobte mehrfach den Inflation Reduction Act (IRA), mit dem der US-Kongress im vergangenen Sommer den Weg für massive Investitionen, darunter auch in grüne Technologien, frei gemacht hat: Etwa 370 Milliarden Dollar sollen über zehn Jahre unter anderem in erneuerbare Energien, grünen Wasserstoff, saubere Mobilität, Batteriefertigung und Kohlenstoffspeicherung (CCS) fließen. Das Paket soll helfen, die CO₂-Emissionen der USA bis 2030 um jährlich eine Milliarde Tonnen zu senken. Es schafft damit nach einer umfassenden Studie zwei Drittel der Reduktion, die nötig sind, um die USA wie beschlossen bis 2050 auf netto-null Emissionen zu bringen.

Für Industrie und Klimaschutz, gegen Populismus und China

Der IRA ist in den USA vor allem wichtig:

  • weil er die industrielle Basis wiederbeleben soll
  • weil damit abgehängte Regionen wie der “Rust Belt” nach den Trump-Jahren wieder eine Chance auf ökonomischen Aufschwung und weniger politischen Populismus bekommen sollen
  • weil er die strategische Abhängigkeit von China, vor allem bei Greentech-Lieferketten, verringern soll
  • weil die Biden-Administration mit dem IRA Investitionen in Zukunftstechnologien mit dem Kampf gegen den Klimawandel verbinden will.

Für US-Präsident Joe Biden war die Verabschiedung des IRA im Sommer 2022 ein großer und kaum erwarteter Erfolg. Das Subventionspaket war auch ein Hauptthema seiner Rede an die Nation am Dienstagabend.

“Wir haben die USA lange gedrängt, beim Klimaschutz ernst zu machen, und der IRA ist eine großartige Sache“, so Habeck. Auch Le Maire betonte, eine starke europäische Industrie kooperiere am besten mit einer starken amerikanischen Industrie. Vom IRA und der Nachfrage nach Produkten würden laut Habeck auch europäische Industrien wie der Anlagenbau stark profitieren.

EU fordert Transparenz, Ausnahmen, Rohstoffclub

Le Maire betonte aber auch, es brauche Fairness im Umgang miteinander. Diese Aussage bezieht sich auf Vorschriften im IRA, wonach etwa 60 Prozent aller Steuervergünstigungen eine “Local Content”-Klausel vorsehen. Damit müssen Produkte ganz oder teilweise in den USA gefertigt sein oder aus Kanada oder Mexiko stammen, mit denen die USA Freihandelsabkommen haben. Die EU hat bereits angekündigt, als Antwort auf den IRA auch ihre Beihilferegeln zu entschlacken.

Die Europäer drängen beim IRA besonders in folgenden Punkten auf Änderungen:

  • Eine Ausnahme von Local-Content-Regeln für elektrische Leasingautos aus der EU, die das Gesetz bereits vorsieht, steht in den USA unter Druck. Sie müsse gehalten werden, fordern die Europäer.
  • Mit einem “Critical Minerals Club” sollen die Lieferketten vor allem bei Batteriefertigung so gesichert und koordiniert werden, dass der Zugang zu kritischen Materialien erhalten bleibt und gleichzeitig die Abhängigkeit von China in diesem Bereich sinkt. Darüber haben die USA Gespräche zugesagt.
  • Vor allem Frankreich pocht auf mehr Transparenz: Die Länder sollen jeweils offenlegen, welche Produkte welche Subventionen erhalten. Le Maire schlug auch eine “Hotline” zwischen den Regierungen vor, wenn “strategische Investitionen” betroffen seien. Auch bei diesen beiden Forderungen habe die US-Regierung zugestimmt, hieß es von Le Maire und Habeck nach ihren Treffen.
  • Einzelne extrem hohe Förderungen für US-Anbieter von grünem Wasserstoff stören die Europäer, ebenso wie höhere Subventionen für Local Content bei Projekten der erneuerbaren Energien.

Habeck und Le Maire betonten, sie erwarteten nicht, dass der IRA als Gesetzespaket noch einmal verändert werde. Es gehe nun darum, in den Ausführungsbestimmungen noch Fortschritte zu erzielen.

Grüne US-Lieferketten abhängig vom Ausland

Wie wichtig die Lieferketten für das grüne Wachstum in den USA sind, zeigt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Demnach kommen bislang 76 Prozent der kritischen Rohstoffe aus Ländern, die kein Freihandelsabkommen mit den USA haben. Bei kritischer Green Tech wie Photovoltaik, Windturbinen oder Lithium-Batterien stammen die Rohstoffe zu mehr als der Hälfte aus Nicht-Freihandelsländern.

“Die USA wollen mit dem Inflation Reduction Act vor allem die heimische Wirtschaft stützen, sie resilienter gegen Lieferengpässe machen und sich als Technologieführer positionieren. Aber ihre starke Rohstoff- und Technologieabhängigkeit könnte dazu führen, dass sie weiterhin auch auf Länder ohne Freihandelsabkommen angewiesen sind”, erläutert Studienautorin Josefin Meyer.   

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Chinas Emissionshandel: Kein Beitrag zum Klimaschutz

Der Start von Chinas Emissionshandelssystem (ETS) im Sommer 2021 war mit großen Hoffnungen verbunden. Es ist das größte ETS der Welt und umfasst 40 Prozent aller chinesischen Emissionen – 4,5 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr. Doch leider krankt das System an einem Design, das höchstens die Effizienz der Kraftwerke verbessert, aber nicht zu einer Reduktion der Emissionen beitragen kann. Und immer wieder gibt es Probleme mit den übermittelten Emissionsdaten. Analystinnen gehen davon aus, dass es noch bis Ende des Jahrzehnts dauern wird, bis der Emissionshandel wirksam reformiert wird.

Fast 80 Prozent aller Daten, die die am ETS teilnehmenden Unternehmen berichtet haben, weisen Mängel auf, so das chinesische Umweltministerium. Die Behörden wollen die Datenerfassung und Kontrolle jetzt mit neuen Richtlinien verbessern.

Daten-Skandale und wenig Kontrollen

Die Emissionen der Kohle- und Gaskraftwerke werden nicht direkt gemessen. Stattdessen berechnen die Anlagen sie anhand der für die Stromerzeugung genutzten Kohle und der Effizienz der Kraftwerke. Die Behörden kontrollieren die Unternehmen dabei nicht ausreichend. In der Vergangenheit war es deshalb zu mehreren Daten-Skandalen gekommen:

Beratungsfirmen hätten Emissionsberichte nur schlampig überprüft oder gar manipuliert, so der Vorwurf der Behörden. Bei einer Vor-Ort-Kontrolle gab es bei 18 von 19 kontrollierten Kraftwerken Unregelmäßigkeiten bei den Daten, die an die Behörden übermittelt wurden. Häufig wird bei der Qualität der eingesetzten Kohle geschummelt. Die Unternehmen geben an, höherwertige Kohle zu nutzen, die weniger CO₂ verursacht. Im Tagesgeschäft wird dann minderwertige Kohle eingesetzt.

Die Skandale haben den Druck auf die Behörden erhöht, Schlupflöcher zu schließen, sagt Yan Qin, Analystin bei Refinitiv, einem Anbieter von Finanzmarktdaten. Die neuen Richtlinien seien “strenger in Bezug auf die Überprüfung der eingesetzten Kohle”. Doch die Kontrollen wurden nicht verschärft. Die Richtlinien sehen “weder mehr Stichprobenkontrollen vor noch ändern sie die Strafen für die Nichteinhaltung der Anforderungen des Emissionshandelssystems”, sagt Zhibin Chen, Senior Manager am Forschungs- und Beratungsinstitut Adelphi.

Ausweitung auf andere Sektoren mehrfach verschoben

Damit bleiben zwei große Probleme bestehen: Für die wenigen Kontrollen sind die Provinzverwaltungen zuständig. Deren personelle Ausstattung und auch die technischen Fähigkeiten seien dürftig, so Bloomberg. Zudem sind viele der zu kontrollierenden Kraftwerke in der Hand von Staatsunternehmen. Und die Provinzen sind auf Steuereinnahmen dieser Kraftwerke angewiesen. Die Strafe für die Nichteinhaltung der behördlichen Vorgaben oder die Manipulation von Emissionsdaten liegt lediglich bei umgerechnet gut 4.000 Euro (30.000 Yuan). Teilweise ist es günstiger, die Strafe in Kauf zu nehmen, als Zertifikate dazuzukaufen.

Verlässliche Daten sind auch für die Ausweitung des Emissionshandels auf weitere Sektoren wichtig. Bisher sind nur größere Kohle- und Gaskraftwerke erfasst. Die Ausweitung auf Stahl, Zement und Aluminium wurde auch mit Verweis auf die schlechten Daten immer wieder verschoben.

Fehlende Obergrenze – Emissionshandel unwirksam

Chinas Emissionshandel krankt auch an seinem Design. Für die Emissionszertifikate gibt es keine Obergrenze (“Cap”), wie es beim europäischen ETS der Fall ist. Stattdessen werden die CO₂-Zertifikate nach einem komplizierten Benchmark-System zugeteilt, das sich an der Emissionsintensität orientiert:

  • Die teilnehmenden Kraftwerke erhalten Zertifikate gemäß ihrer Strom- oder Wärmeproduktion und einem bestimmten Richtwert, der quasi besagt, wie hoch die CO₂-Emissionen eines typischen Kraftwerks der gleichen Art und Größe sind. Je mehr Strom ein Kraftwerk erzeugt, desto mehr Zertifikate erhält es.
  • Produziert ein Kraftwerk CO₂-sparender als es der festgelegte Richtwert vorsieht, kann es überschüssige Zertifikate verkaufen. Kraftwerke, die über dem Richtwert liegen, müssen zusätzliche Zertifikate kaufen.
  • Allerdings erhalten Kraftwerke einen Zertifikate-Bonus, wenn sie nicht regelmäßig laufen. In China ist jedes zweite Kohlekraftwerk nicht mal zu 50 Prozent ausgelastet. Diese zusätzlichen Zertifikate könnten den Anreiz zunichtemachen, effizienter zu produzieren als der Durchschnitt, so Expertinnen.
  • Hinzu kommt: Selbst Kraftwerke, die 50 Prozent mehr CO₂ verursachen als ihnen eigentlich an Zertifikaten zugeteilt wurden, müssen nur für 20 Prozentpunkte zusätzliche Zertifikate einkaufen.

Dieses auf die Energieintensität fokussierte ETS “kann nur die Effizienz der Kraftwerke verbessern, aber nicht die Emissionen des Energiesektors begrenzen”, sagt Qin. Der falsche Fokus biete hingegen “Anreize für den Bau neuerer Kohlekraftwerke“.

Analystin: Feste CO₂-Obergrenze frühestens 2028

Bisher hat der chinesische Emissionshandel erst seine Erprobungsphase abgeschlossen. Handelsmechanismen wurden etabliert und die teilnehmenden Unternehmen haben ein Bewusstsein entwickelt, dass der CO₂-Ausstoß (in Zukunft) Geld kosten wird, so die Journalistin Xiaoying You.

Für die Ausweitung des ETS auf andere Sektoren gibt es unterschiedliche Prognosen:

  • Zement und Aluminium könnten “im Berichtsjahr 2023 erfasst werden”, gibt Zhibin Chen die Erwartung von Marktteilnehmern wieder.
  • Laut chinesischem Umweltministerium sollen bis 2025 alle Industriesektoren teilnehmen. Es werden schon Emissionsdaten für alle Sektoren gesammelt, so Qin.
  • Doch 2030 sei ein realistischeres Datum für die Ausweitung auf alle Industriesektoren, sagt die Refinitiv-Analystin. Die Folgen der Covid-Pandemie und das schlechte Wirtschaftswachstum verhindern ihr zufolge eine frühere Ausweitung.

Qin schätzt auch, dass es noch mindestens bis 2028 dauern wird, bis China auf eine feste Obergrenze für CO₂-Zertifikate wechselt. Ein Wechsel von der flexiblen zur festen Obergrenze sei einfacher, sobald der Zertifikatehandel etabliert ist. Zudem werde ihr zufolge die Energienachfrage bis spät in die 2020er Jahre weiter steigen. “Daher ist es schwierig, zu früh eine feste Obergrenze für das ETS festzulegen”. Chinas Emissionshandel wird also auch in naher Zukunft kaum Klimawirkung entfalten.

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Was bedeuten die Mängel von Chinas ETS für Europa?

In der Theorie des Klimazolls CBAM gilt für Importeure nach Europa: Wer auf seine Produkte einen CO₂-Preis bezahlt, kriegt ihn bei der Berechnung der CO₂-Importgebühr gutgeschrieben. Das betrifft alle Produkte, die unter den CBAM fallen: Zement, Düngemittel, Elektrizität, Wasserstoff, Eisen und Stahl sowie Aluminium.

Heißt in der Praxis: Statt den vollen CO₂-Preis der EU beispielsweise auf Stahlimporte zu bezahlen, wird dem chinesischen Stahlproduzenten der chinesische CO₂-Preis rabattiert – sofern er diesen in China bis zur Einführung des CBAM überhaupt zahlen muss.

Allerdings – und hier wird es kompliziert – muss der chinesische Stahlproduzent den europäischen Behörden nachweisen, wie viel CO₂ bei der Produktion tatsächlich emittiert wurde. Diese CO₂-Bilanz des Produkts muss laut der kürzlich im Trilog beschlossenen Regulierung zur Einführung des CBAM von einer vom Produzenten und staatlichen Behörden unabhängigen Institution zertifiziert werden.

Wenig Überprüfung von außen möglich

Die unzuverlässige Datenlage der CO₂-Emissionen chinesischer Anlagen könnte daher ein Problem für die Bemessung der Klimazölle für chinesische Produzenten darstellen. “Wie viel Überprüfung von außen China zulässt, bleibt abzuwarten”, sagt Verena Graichen, ETS-Expertin und Senior Researcher für Energie und Klimaschutz beim Öko-Institut. Zwar gebe es auch beim “Clean Development Mechanism” (CDM) – ein Klimaschutzinstrument aus dem Kyoto-Protokoll – ein internationales Verifizierungssystem, das in China funktioniert. Doch in die eigenen Systeme lasse China sich nicht so gerne gucken, so Graichen.

Die europäischen Behörden dürften es daher schwer haben, die gelieferten Daten aus China nachzuvollziehen. Gleichzeitig kann die EU aus handelspolitischer Sicht nicht auf den versprochenen CBAM-Rabatt verzichten. “Weil China ein Emissionshandelssystem hat und einen CO₂-Preis erhebt, muss es auch einen Abzug beim CBAM für vom chinesischen ETS erfasste Produkte geben”, so Graichen. Aber sie weist darauf hin, dass sich die EU ein Hintertürchen für solche Fälle ausgedacht hat.

Da sich die EU-Kommission bei der Bewertung des chinesischen CO₂-Preises nach aktuellem Stand nicht auf die Emissionsdaten verlassen kann, hat sie die Möglichkeit, eigene Kriterien anzusetzen. Wenn die tatsächlichen Emissionen eines Produkts nicht bestimmt werden können, wird die durchschnittliche Emissionsintensität des Produkts aus dem Herkunftsland herangezogen und mit einem “proportional festgelegten Preisaufschlag” versehen.

Klärung von Details steht noch aus

Liegen auch über diesen Durchschnittswert keine Informationen aus dem Produktionsland vor, so wird automatisch die Emissionsintensität der europäischen Anlagen mit der schlechtesten Leistung für das Produkt angenommen. So hoffen die europäischen Gesetzgeber ihre Handelspartner unter Druck setzen zu können, verlässliche Emissionsdaten ihrer Produkte bereitzustellen.

Wie das Reporting durch ausländische Importeure in der Praxis funktioniert, in welchem Format Informationen bereitgestellt werden und wie sich der im Ausland gezahlte CO₂-Preis in Rabatte beim Kauf von CBAM-Zertifikaten übersetzt, will die Kommission noch in sogenannten Durchführungsrechtsakten entscheiden. “Artikel 9 der CBAM-Richtlinie erklärt nur das Prinzip, nicht die Umsetzung”, so Graichen.

CBAM-relevante Exporte aus China nur gering

Auch wenn die Einführung des CBAM und die mangelnde Zuverlässigkeit des chinesischen Emissionshandels handelspolitische Konsequenzen für beide Seiten hat, ist der tatsächliche Anteil des vom CBAM betroffen chinesisch-europäischen Handels eher gering. China hat 2021 Waren im Wert von 472,7 Milliarden Euro in die EU exportiert. Die vom CBAM betroffenen Sektoren machten 2019 einer Analyse zufolge nur 1,8 Prozent der chinesischen Ausfuhren in die EU aus.

Die Argumente Europas, auf eine CO₂-arme Industrie in China hinzuwirken, sind durch den CBAM also nur geringfügig gewachsen. Doch es gibt noch eine weitere Befürchtung, was die Zukunft des chinesisch-europäischen Handels betrifft. In europäischen CBAM-kritischen Industriekreisen wird immer wieder geäußert, dass CO₂-arm produzierende Industrieanlagen aus China vorrangig für den Export vorgesehen werden könnten, um die CBAM-Gebühr zu vermeiden. Der schmutzig produzierte Stahl würde stattdessen auf dem heimischen Markt eingesetzt werden. Dem Klima nütze das wenig, so der Vorwurf, und europäische Produzenten müssten mit dem chinesischen Produkt konkurrieren.

Wettbewerbsdruck vor allem für europäische Industrie

Graichen wiederum sieht das nicht als zwingenden Nachteil. Das Prinzip des Emissionshandels sei ja gerade, dass Produzenten mit niedrigen Emissionen einen Vorteil haben sollen – sowohl in der EU als auch in China. Zwar würde der Wettbewerbsdruck für europäische Produzenten mit hohen Emissionen steigen. Doch: “Der Emissionshandel in Kombination mit dem CBAM können gerade dazu beitragen, dass Europa ein Leitmarkt für grünen Stahl wird. Und grüne Leitmärkte fordert auch die Industrie.” Die Konsequenz müsste sein, dass europäische Anbieter ihre Stahlproduktion durch den Wettbewerbsdruck aus China noch grüner machen. Dies sei die Logik der CO₂-Bepreisung, sagt die Wissenschaftlerin des Öko-Instituts.

Klar ist auch: Die Idee des CBAM ist nicht, die Dekarbonisierung anderer Länder zu fördern, sondern die europäische Industrie vor Carbon Leakage zu schützen und den schrittweisen Wegfall der kostenlosen Zertifikate zu kompensieren.

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Termine

9. Februar, 9 Uhr, online
Webinar Die Finanzierung der Wärmewende
Das Deutsch-französische Büro für die Energiewende diskutiert auf dieser Konferenz, wie die Wärmewende in Deutschland und Frankreich gelingen kann. In Deutschland macht Wärme mehr als 50 Prozent des Energiebedarfs aus. Klima-Reformen im Wärmesektor wurden lange vernachlässigt.  Infos

9. Februar, 16 Uhr, Berlin und online
Diskussion BEE Energiedialog
Themen des Energiedialogs sind die Sicherheit der Energieversorgung und die Energiewende. Dazu spricht unter anderem Wirtschaftsminister Robert Habeck. Die Veranstaltung wird vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) ausgerichtet.  Infos

9. Februar, 18 Uhr, online
Diskussion Energiekrise und Klimaschutz
Wohin entwickelt sich die Klimapolitik in den nächsten Jahren? Gibt es Perspektiven, die internationale Abhängigkeiten vom Energiemarkt zu verkleinern? Darüber sprechen bei dieser Diskussion Expertinnen und Experten der Friedrich Naumann Stiftung. Mit dabei sind Olaf in der Beek, FDP, und Professor Matthias Finkbeiner. Infos und Anmeldung

9. Februar, 18 Uhr, online
Webinar Managing Water and Climate Change in South Asia and Germany
Die Zusammenhänge zwischen Wasser und Klimakrise sind Thema der Diskussionsveranstaltung der Friedrich Naumann Stiftung. Im Fokus steht die Frage, vor welchen Herausforderungen das Wassermanagement der Zukunft steht. Dabei werden Fälle von Wetterextremen in Asien und Deutschland verglichen.  Infos und Anmeldung

12. Februar, 11 Uhr, online
Veröffentlichung Energy Technology Perspectives 2023
Die Internationale Energieagentur (IEA) analysiert in diesem Bericht die aktuellen Risiken und Möglichkeiten zur Entwicklung von Erneuerbaren. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine geht es auch darum, wie Regierungen ihre Lieferketten für Energie resilienter gestalten können.  Infos

14. Februar, 13 Uhr, online
Seminar (Grüner) Wasserstoff zwischen Klimaschutz und geopolitischer Zeitenwende
Die Friedrich-Ebert-Stiftung stellt die Studienergebnisse des Projekts “Building Partnerships for an International Hydrogen Economy” vor. Diskutiert werden Ansatzpunkte für die Politik in Europa und Deutschland. Infos und Anmeldung

14. Februar, 19 Uhr, online
Seminar Die Agenda 2030 im Fokus: Funktioniert der globale Plan die Welt zu retten?
Die Ziele der Agenda 2030 sollten strukturelle Veränderungen in der Weltpolitik und Gesellschaft anstoßen, um die dringend erforderliche Transformation hin zu einer sozial gerechten, klimaneutralen und kriegsfreien Welt zu gewährleisten. In dem Seminar der Hans Seidel Stiftung erfahren Sie, wie die Agenda 2030 zustande gekommen ist und welche Herausforderungen es auf der nationalen und globalen Ebene bei der Umsetzung gibt. Infos und Anmeldung

16. Februar, 10 Uhr, Berlin
Konferenz Konflikte und Chancen der ökologisch-sozialen Verkehrswende
Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft veranstaltet eine Abschlusskonferenz zum Projekt “Ökologisch-Soziale Verkehrswende – Impulse für eine gerechte Transformation”. Dort wird mit Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden, Politik und Wissenschaft diskutiert, welche Instrumente für eine gerechte Verkehrswende notwendig sind.  Infos

16. Februar, 11.30 Uhr, online
Veröffentlichung 4C Carbon Outlook Launch
Auf dem Webinar werden die Ergebnisse des Carbon Outlook 2022 diskutiert. Der Bericht wurde von dem EU-finanzierten Projekt 4C (Climate-Carbon Interactions in the Current Century) in Zusammenarbeit mit dem Global Carbon Project erstellt.  Infos

17.-19. Februar, München
Konferenz Münchner Sicherheitskonferenz
Die 59. Münchner Sicherheitskonferenz bringt für drei Tage Debatten aus Außen- und Sicherheitspolitik nach München. Fast ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bietet die MSC 2023 auch eine Gelegenheit zur Bestandsaufnahme des Zusammenhaltes innerhalb der Allianz und der politischen Verpflichtung gegenüber der regelbasierten internationalen Ordnung. Infos

News

Klima in Zahlen: Fördern, Nutzen, Wegwerfen

Die Menschheit – und vor allem die reichen Gesellschaftsteile im Globalen Norden – leben auf zu großem Fuß. Wir sind noch weit von einer Kreislaufwirtschaft entfernt. Nur 7,2 Prozent der Güter und Rohstoffe, die weltweit aus dem Boden geholt und hergestellt werden, werden recycelt. Das zeigt der “Circularity Gap Report” der Circularity Gap Reporting Initiative.

Demnach hängen 70 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen mit der Verarbeitung und Verwendung von Rohstoffen und Gütern zusammen. Um die “globalen Wünsche und Bedürfnisse” zu befriedigen, wurden 2019 fast 60 Milliarden Tonnen Treibhausgase verursacht. 80 Prozent davon gehen auf die Bereiche Wohnen und Infrastruktur, Transport und Mobilität sowie Ernährung zurück, schreiben die Autorinnen und Autoren. “Wenn wir die Art und Weise, wie wir Materialien zur Befriedigung unserer Bedürfnisse nutzen, nicht radikal ändern, können wir die Emissionen nicht sinnvoll senken”, so ein Fazit des Berichts. nib

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Auswärtiges Amt schreibt Strategie zur “Klima-Außenpolitik”

Neben der Sicherheitsstrategie der Bundesregierung, die derzeit diskutiert wird, arbeitet das Auswärtige Amt auch an einer Strategie zur Klima-Außenpolitik. Das Konzept wird derzeit im Ministerium von Annalena Baerbock (Grüne) erstellt. In mehreren Abstimmungsrunden im Haus und mit Vertretern der Zivilgesellschaft soll diese Strategie mit Leben füllen, was Baerbock seit ihrer Amtsübernahme angekündigt hat: Eine Außenpolitik, die sich verstärkt am weltweiten Kampf gegen den Klimawandel und seinen Folgen orientiert und auch ihr Konzept der “feministischen Außenpolitik” berücksichtigt.

Gleichzeitig hat das Außenministerium intern gut 50 seiner auswärtigen Vertretungen auserkoren, die Klimaaußenpolitik besonders voranzutreiben. Dazu zählen alle Botschaften in den G20-Staaten und den Ländern der “V20”, der Ländergruppe, die besonders vulnerabel gegenüber Auswirkungen der Klimakrise sind. Darunter sind etwa die Philippinen, Bangladesch, Costa Rica und Äthiopien.

Zur Strategie gebe es noch keinen Gesamtentwurf, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Bisher stehen nur die Überschriften der einzelnen Kapitel fest. Sie klingen mehr oder weniger nach den grundsätzlichen Zielen im UNFCCC-Klimaprozess:

  • Das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten und die globalen Emissionen bis 2030 halbieren.
  • Schutz der Staaten und Gemeinschaften, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind.
  • Wirtschaft, Industrie und Handel zukunftsfähig und klimagerecht aufstellen.
  • Globale Finanzströme umlenken und öffentliches sowie privates Kapital zur Bewältigung der Klimakrise heben.
  • Schutz natürlicher Ökosysteme sowie deren Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung.
  • Der Aufbau von Allianzen für eine sichere und stabile Welt. bpo
  • Annalena Baerbock
  • Klimapolitik

UN: Klimawandel vergrößert Risiko durch resistente Keime

Durch höhere Temperaturen und Schadstoffe verschnellert sich das Wachstum von Bakterien und Antibiotika-resistente “Superbugs” werden häufiger. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP).

Der Klimawandel führt mit höheren Temperaturen sowohl dazu, dass es häufiger Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen gibt, als auch dazu, dass sich die Keime durch Extremwetterereignisse schneller verbreiten. An verschmutzen Gewässern steige das Risiko für die Entwicklung von “Superbugs” – Antibiotika-resistente Bakterien, Parasiten, Viren und andere Krankheitsüberträger – besonders stark an, weil diese Umgebungen Schutz und einen guten Nährboden für die Keime bieten, so die UN-Studie.

Antibiotikaresistenzen könnten bis zum Jahr 2050 für bis zu zehn Millionen jährliche Todesfälle verantwortlich sein. Das UNEP schlägt darum die Implementierung des “One Health”-Ansatz vor, der Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen zusammen erfasst. Konkret müsste außerdem Maßnahmen gegen die Quellen von Verschmutzungen an Gewässern getroffen werden.

Auch andere Krankheitserreger verbreiten sich durch den Klimawandel schneller: Beispielsweise können dadurch tropische Stechmücken auch in Mitteleuropa überleben und Krankheiten wie Dengue- und Chikungunyafieber verbreiten. kul

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Studie: Kohleausstieg überlastet ärmere Staaten

Um das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen zu können, müssten große Kohleverbraucher wie China, Indien oder Südafrika in bisher ungekannter Geschwindigkeit aus der Kohleverstromung aussteigen. Der Ausstieg müsste mehr als doppelt so schnell ablaufen wie andere Wechsel eines Hauptenergieträgers in den vergangenen 50 Jahren – inklusive solchen in Krisenzeiten wie Kriegen und Staatenzusammenbrüchen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die jüngst in dem wissenschaftlichen Journal “Nature Climate Change” erschienen ist.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die bisherige Geschwindigkeit des Kohleausstiegs sozial kaum vertretbar sei. Sie schlagen stärkere Bemühungen der EU und der USA vor, den Öl- und Gasverbrauch schneller zu senken und den Kohle-abhängigen Staaten somit mehr Spielraum zu verschaffen – ohne das 1,5-Grad-Ziel zu gefährden.

Die Wissenschaftler des University College London und des International Institute for Sustainable Development (IISD) haben Reduktionspfade berechnet und kommen zu dem Schluss, dass:

  • große, Kohle-abhängige Staaten ihre Kohleverstromung bis 2030 trotz allem um ein Drittel reduzieren müssten. So eine Reduktion wäre im historischen Vergleich machbarer, bliebe aber sehr ambitioniert.
  • die reichen Staaten ihre CO₂-Emissionen dann gut 50 Prozent schneller reduzieren müssten.

Hauptautor und Energieexperte Greg Muttitt sagt, die Forschung zeige, “dass sich Klimamodelle und politische Debatten zu sehr auf den Ausstieg aus der Kohle konzentrieren”. Das geplante Tempo sei für kohle-abhängige Entwicklungsländer jedoch schwer umsetzbar. Der Schwerpunkt sollte Muttitt zufolge “stärker auf dem Ausstieg aus Öl und Gas liegen”. Der globale Norden müsse größere Anstrengungen unternehmen.

BP will mehr Fossile fördern

Derweil gab BP am Dienstag bekannt, so schnell wie möglich in die Ausweitung der Öl- und Gasförderung zu investieren. Das soll durch Zukäufe und eine Erhöhung der Förderung erreicht werden, wie Bloomberg berichtet. Mittelfristig will das Unternehmen die Öl- und Gasförderung nur noch um 25 Prozent verringern. Ursprünglich hatte sich der Konzern eine Verringerung der Förderung um 40 Prozent bis 2030 als Ziel gesetzt. nib

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Klimaanpassung: Frankreich plant mit vier Grad

Der französische Minister für die ökologische Wende, Christophe Béchu, will Frankreich auf eine Erwärmung von vier Grad Celsius vorbereiten. Auch ein solches Szenario müsse im dritten nationalen Plan zur Anpassung an den Klimawandel modelliert werden, so Béchu bei einer Veranstaltung der Organisation France Stratégie und dem Think-Tank Institut de l’Économie Pour le Climat (I4CE).

Paris arbeitet derzeit am dritten nationalen Plan zur Anpassung an den Klimawandel (PNACC). Die Ankündigung Béchus bedeutet, dass der zukünftige Plan zwei Szenarien beinhalten könnte: ein vom Minister als “optimistisch” bezeichnetes Szenario, das auf dem Pfad des Pariser Abkommens beruht (+1,5 °C, beziehungsweise +2 °C weltweit) und ein als “pessimistisch” bezeichnetes Szenario, das angesichts der aktuellen Dynamik “zweifellos realistischer ist”. Das zweite Szenario geht von einem weltweiten Temperaturanstieg von mindestens +2,5 °C aus, was für Frankreich einem Anstieg von +4 °C entsprechen würde. “Dieses Szenario ist für die Bewusstseinsbildung hierzulande unerlässlich“, erklärte der Minister weiter.

“Ein wichtiger Wendepunkt”

“Diese Ankündigung markiert einen wichtigen Wendepunkt”, schrieb Magali Reghezza, Geografin und Mitglied des Hohen Klimarates, auf Twitter. “Wir müssen uns die Zeit nehmen, um zu ermessen, was diese +4 °C für unsere Regionen, unseren Alltag und unsere Arbeitsplätze bedeuten”. Der Hohe Klimarat (“Haut conseil pour le climat”) wurde 2018 von Emmanuel Macron gegründet und hat die Aufgabe, die Klimapolitik der Regierung unabhängig zu beraten. cst

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Studie erwartet weniger Klimaflüchtlinge

Die Klimakrise könnte die Anzahl der Klimaflüchtlinge reduzieren, zeigt eine neue Studie. Was widersprüchlich klingt, hat einen einfachen Grund: Durch die Auswirkungen des Klimawandels verlieren mehr Menschen ihre Einkommensgrundlage. Das führt dazu, dass sie weniger Geld haben, um sich eine Flucht überhaupt leisten zu können.

Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben anhand von Modellen die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels und den Zusammenhang zur internationalen Migration untersucht. In ihre Modelle ließen sie auch die schon länger erforschte Tatsache einfließen, dass Migration aus Mitteleinkommensländern am höchsten ist und weniger Menschen aus ärmeren Staaten abwandern.

Mehr Migration im globalen Norden

Den Modellrechnungen der Forschenden zufolge werde der Klimawandel das Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen und ärmere Staaten – in Afrika, Süd- und Westasien – weiter von der Einkommensschwelle entfernen, ab der die Migration zunimmt. Aktuell findet schon ein großer Teil der Migration aus diesen Staaten innerhalb der jeweiligen Weltregionen statt. Ein weiterer Faktor für eine abnehmende Migration sei, dass andere Staaten in den jeweiligen ärmeren Weltregionen aufgrund des Klimawandels an Attraktivität verlieren.

Zwischen den reicheren Staaten des Globalen Nordens wird die Migration aufgrund des Klimawandels und abnehmender Einkommen allerdings eher zunehmen, so die Modelle der Forscher. Demnach könnte Nordamerika durch den Klimawandel einen Anstieg der Migration aus Europa, Lateinamerika und Ostasien erleben. nib

  • Klimakrise

Nordsee: Dänemark erlaubt CO₂-Lagerung

Dänemark hat die ersten drei Zulassungen erteilt, damit Unternehmen in größerem Maßstab CO₂ unter dem Meeresgrund der Nordsee einlagern können. Die Zulassungen gingen an den Konzern TotalEnergies und ein Konsortium aus den Unternehmen Ineos und Wintershall Dea, wie das dänische Klimaministerium am Montag mitteilte. Damit könnten die Arbeiten sofort beginnen. Es wird damit gerechnet, dass im Rahmen der beiden Projekte ab 2030 bis zu 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich unter dem dänischen Teil der Nordsee eingelagert werden können.

Die dänische Energiebehörde hat dem Ministerium nach eigenen Angaben empfohlen, die ersten drei Zulassungen zur Erforschung einer größeren CO₂-Lagerung in der Nordsee an die besagten Unternehmen zu vergeben. Es handle sich um einen wichtigen Schritt, um Dänemarks CCS-Strategie zu verwirklichen, sagte die Behörde. CCS steht für “Carbon capture and storage” (CO₂-Abscheidung und -Speicherung). Bei dem Prozess wird ausgestoßenes CO₂ eingefangen und unter die Erde gepumpt.

Dänemarks Klimaziel: Minus 110 Prozent bis 2050

Dänemark will bis 2045 klimaneutral sein. Die neue Regierung in Kopenhagen hatte kurz nach der COP27 sogar ein neues Netto-Emissionsminderungsziel von 110 Prozent bis 2050 angekündigt.

Das Projekt von TotalEnergies heißt Bifrost und soll ab 2027 bis zu drei Millionen Tonnen CO₂ in einem bereits ausgeschöpften Öl- und Gasfeld einlagern – bis 2030 schließlich fünf Millionen Tonnen. Ineos und Wintershall Dea wollen mit dem Greensand-Projekt bis 2025 mit der Einspeicherung von bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO₂ in erschöpfte Öl- und Gasfelder in der Nordsee beginnen. 2030 soll die Kapazität auf acht Millionen Tonnen pro Jahr erhöht werden.

Der dänische Staat will laut Reuters-Informationen knapp die Hälfte der Gesamtinvestitionen von umgerechnet 60 Millionen Euro für Greensand und 21 Millionen Euro für Bifrost tragen. dpa/luk/rtr

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Presseschau

Analyse: Rund 14.000 Menschen aus Nigeria verklagen Shell The Guardian
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Analyse: Was hat Extinction Rebellion bisher erreicht? Independent
Reportage: Warum es mit dem Lausitzer Seenland nicht vorangeht Die Zeit
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Nachricht: Australien verbietet die erste Kohlemine aufgrund von Umweltgesetzen Bloomberg

Heads

Sabine Nallinger – US-Dynamik hilft Europas Transformation

Sabine Nallinger ist seit 2014 Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft.

Sabine Nallinger gefällt die grüne Industriepolitik von Joe Biden. Die durch die USA “losgetretene Dynamik” werde der europäischen Industrie bei der Transformation helfen “und das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten”, zeigt sich die Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft überzeugt. Auch den jüngst vorgestellten EU Green Deal Industrial Plan begrüßt Nallinger. Es brauche jedoch mehr Klarheit, wie sich die EU gegenüber globalen Wettbewerbern aufstellen wolle. “Einfachere Prozesse, schnellere Mittelvergaben und mehr Pragmatismus” müssten im Mittelpunkt stehen. “Das langfristige Ziel der Klimaneutralität” müsse weiter verfolgt werden. Industriepolitische Maßnahmen dürften Klimaschutz nicht behindern.

Nallinger interessierte sich schon in Kindestagen für Natur- und Klimaschutz. Auf ihrem Schulranzen trug sie Buttons mit Slogans wie “Die Grünen sind da” oder “Atomkraft Nein Danke!”. Großvater und Vater waren erfolgreiche Unternehmer in Baden-Württemberg. Sie wollten nichts hören von dem, was das Kind jeden Tag umtrieb: Waldsterben, Atomkraft, Hungersnot in Afrika.

Greenwashing und fossile Unternehmen treiben Nallinger um

Seit September 2014 ist die 59-Jährige Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft, die 2011 unter dem Namen Stiftung 2° von Vorstandsvorsitzenden, Geschäftsführern und Familienunternehmern gegründet wurde. Die Stiftung will einen Beitrag zur Erreichung einer klimaneutralen Wirtschaft leisten. Zu den Förderern gehören so unterschiedliche Unternehmen wie die GLS Bank, der Anbieter von Kreuzfahrten Aida Cruises oder Aldi Süd. Nallinger führt Gespräche mit Politik und Wirtschaft, unterstützt Initiativen, hilft dabei, sich zu vernetzen. Dabei gehe sie nie auf Konfrontationskurs. Sie sei ernst, aber konstruktiv, so Nallinger.

KlimaWirtschaft analysiert auch in eigenen Studien konkrete Handlungsanweisungen für Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Und die Stiftung hat einen Transformations-Tracker aufgesetzt, der prüft, inwieweit die Klimaschutzpläne aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung umgesetzt werden.

Nicht immer läuft dabei alles reibungslos: Greenwashing ist ein Thema, das Nallinger umtreibt. Skandale um große Konzerne sind der Grund, warum sich KlimaWirtschaft gegründet hat. Dort sollen Unternehmen zusammenzukommen, die es ernst meinen mit Klimaschutz. “Unsere Förderunternehmen wählen wir sorgsam aus”, sagt Nallinger. “Würden wir selbst Greenwashing betreiben, verlören wir unsere Existenzberechtigung.”

Frühes Interesse für globale Zusammenhänge

Nallinger bringt selbst Konkurrenten an einen Tisch. Zuletzt kamen die zwei Stahlkonzerne Thyssenkrupp und Salzgitter AG auf die Initiative von KlimaWirtschaft zusammen, um gemeinsam mit der Politik über eine grünere Produktion zu sprechen. Allein Thyssenkrupp hat einen Anteil von 2,5 Prozent am deutschen CO₂-Ausstoß.

Schon in ihrer Jugend interessierte sich Nallinger für Politik. Damals, erzählt sie, gab es die ersten großen Berichte darüber, dass die Ressourcen der Erde endlich sind und dass reiche Länder auf Kosten armer Länder wirtschaften. Also fing sie an, sich zu engagieren. Sie hörte auf, Fleisch zu essen, ging gegen Atomkraft auf die Straße. Es folgte das Studium der Stadt-, Verkehrs- und Umweltplanung sowie Projektarbeit bei NGOs. Nallinger hat mehr als zwei Jahrzehnte im Bereich der umweltverträglichen Regional-, Stadt und Verkehrsplanung gearbeitet, unter anderem für die Stadt München und deren Stadtwerke sowie für Umweltverbände. Zwischen 2008 und 2020 war sie Stadträtin für die Grünen und aktuell sitzt sie im Aufsichtsrat der Vattenfall Wärme Berlin AG.

Was hat sie aus alle dem gelernt? “It’s the economy, stupid!”, zitiert sie den berühmten Spruch des US-Präsidenten Bill Clinton. Für den Klimaschutz lasse sich in Unternehmen mehr und schneller etwas bewegen als in der Politik. “Da geht die Umsetzung im Zweifel schneller, und ich bin manchmal etwas ungeduldig”, sagt Nallinger.

Fossile Unternehmen “werden aus dem Markt ausscheiden”

Tempo, Tempo, Tempo! Das seien die drei Dinge, die es aktuell für mehr Umweltschutz braucht. Nallinger macht sich Sorgen. Eigentlich lief es die letzten Jahre gut mit der grünen Transformation, fand sie. Doch dann kamen die Krisen: die Pandemie, der Ukraine-Krieg. Klima-Themen rückten wieder in den Hintergrund. “Ich kann die Leute von Fridays for Future sehr gut verstehen”, sagt Nallinger. “Dieses Gefühl von Ohnmacht kenne ich sehr gut.”

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Kein Unternehmen überlebt auf dem Markt, wenn es sein Geschäftsmodell nicht jetzt schon auf Klimaneutralität ausrichtet. Davon ist Nallinger überzeugt. “Sie werden aus dem Markt ausscheiden, so hart das klingt.” Anna Scheld

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Climate.Table Redaktion

REDAKTION CLIMATE.TABLE

Licenses:
    • China behindert Solarausbau des Westens
    • EU-USA: Grüner Freihandel soll IRA-Streit entschärfen
    • Chinesischer Emissionshandel: Kein Beitrag zum Klimaschutz
    • Wie der CBAM mit Chinas ETS umgehen wird
    • Termine der kommenden Woche
    • Klima in Zahlen: Fördern, Nutzen, Wegwerfen
    • Baerbock lässt Strategie zur “Klima-Außenpolitik” schreiben
    • UN: Mehr resistente Keime durch Klimawandel
    • Studie: Kohleausstieg überlastet ärmere Staaten
    • Anpassung: Frankreich plant mit vier Grad
    • Studie: Klimaflüchtlingen fehlt das Geld
    • Dänemark erlaubt CO₂-Lagerung in der Nordsee
    • Presseschau
    • Sabine Nallinger – US-Dynamik hilft Europas Transformation
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Robert Habeck war diesen Montag und Dienstag in Washington, um mit US-Kollegen über die Ausrichtung des Inflation Reduction Act zu verhandeln. Ein grüner Wirtschaftskrieg zwischen den USA und der EU soll schon im Keim erstickt werden. Habeck brachte Vorschläge für grünen Freihandel mit. Bernhard Pötter ist für uns vor Ort und hat die Details.

    Während Habeck an der Verbesserung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses arbeitet, hat China in den USA für viel Stirnrunzeln gesorgt. Ein chinesischer Spionage-oder-Wetter-Ballon – die Ballon-Experten sind sich nicht einig – flog jüngst über US-Territorium und wurde schließlich abgeschossen. Unter dem Radar flog dabei eine Meldung, die das westlich-chinesische Verhältnis viel stärker beeinflussen könnte: Die Volksrepublik will den Export von Produktionsanlagen für Solar-Komponenten einschränken. Wir haben uns das Vorhaben angeschaut: Es wird die Pläne zum Aufbau einer westlichen Solarindustrie zurückwerfen – und die Energiewende ausbremsen.

    Viel weniger Aktivität zeigt China bei der Reform seines Emissionshandels. Er wird noch Jahre ohne Klimawirkung bleiben. Expertinnen rechnen erst für das Ende des Jahrzehnts mit einer klaren Zertifikate-Obergrenze und einer Ausweitung auf weitere Wirtschaftsbereiche. Unsere Analysen zeigen die ETS-Probleme und was sie für den EU-CBAM bedeuten.

    Beste Grüße

    Ihr
    Nico Beckert
    Bild von Nico  Beckert

    Analyse

    China behindert Solarausbau des Westens

    An dieser Maschine bei Yingli Solar in Tianjin werden Siliziumwafer verarbeitet. Sie gehören zu wichtigen Vorprodukten für Fotovoltaikanlagen.

    Es ist eine kleine Meldung, die große Wirkung entfalten könnte: China will ein Exportverbot für wichtige Technologien zur Produktion von Solaranlagen erlassen. Eine endgültige Entscheidung darüber steht noch aus. Eine öffentliche Konsultation lief bis Ende Januar. Doch alle befragten China-Experten sind sich sicher, dass die Exporteinschränkungen kommen werden. Nach der Konsultationsphase mache China größere Änderungen an Regulierungen nur selten rückgängig, sagt Rebecca Arcesati, Analystin bei der deutschen China-Denkfabrik Merics.

    Wird das Vorhaben durchgezogen, ist ein Export von Solar-Produktionstechnologien nur noch mit Genehmigung der Behörden möglich. “Es wird nicht einfach sein, solche Genehmigungen zu erhalten”, sagt die Handelsexpertin Wan-Hsin Liu vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. Der Antragsprozess sei kompliziert.

    Zunächst muss eine Anfrage gestellt werden, die unter anderem anhand von sicherheits- und industriepolitischen Gesichtspunkten geprüft wird. “Erst dann dürfen die Unternehmen mit möglichen Käufern über die Geschäfte verhandeln”, sagt Liu. Sind sich Käufer und Verkäufer über das Geschäft einig, muss eine zweite Export-Genehmigung “mit weiteren Dokumenten” beantragt werden.

    Schwachstelle der westlichen Industrie

    Die Exportbeschränkungen werden den Aufbau eigener Produktionskapazitäten in westlichen Staaten “auf jeden Fall” verlangsamen, sagt Johannes Bernreuter, Experte für Solar-Lieferketten. Das Know-how bestehe zwar weiterhin, auch außerhalb Chinas. Aber “die Produktionskapazitäten sind winzig und preislich nicht wettbewerbsfähig”.

    Chinesische Produktionsanlagen seien – auch durch jahrelange staatliche Subventionen für den Sektor – viel günstiger als westliche, sagt der Experte, der eine eigene Beratungsagentur führt. Aufgrund der fehlenden preislichen Wettbewerbsfähigkeit hätten sich westliche Hersteller von Produktionsanlagen aus dem Markt zurückgezogen. Das chinesische Ausfuhrverbot werde die westliche Industrie deshalb an einer zentralen Schwachstelle treffen.

    Von den Exportbeschränkungen betroffen wären:

    • Produktionstechnologien für große Solar-Wafer,
    • Produktionstechnologien für das Wafer-Vorprodukt, die sogenannten Ingots – Blöcke aus Halbleitermaterial, aus denen die Wafer gesägt werden.
    • Produktionstechnologien für sogenanntes Schwarzes Silizium. Das ist bearbeitetes Silizium, das eine bessere Absorptionsfähigkeit hat.
    • Zudem andere, nicht weiter aufgeführte Solar-Produktionstechnologien.

    Kaum Ersatz für Chinas Equipment

    Die Volksrepublik ist weltweit führend bei der Herstellung dieser Solarvorprodukte. 97 Prozent der weltweit produzierten Solar-Wafer und -Ingots stammen aus China.

    Auch bei Solar-Produktionsanlagen ist China Weltmarktführer. Der Aufbau einer Solarindustrie in westlichen Staaten ohne Rückgriff auf chinesisches Equipment sei “fast unmöglich”, schreiben die Analysten des Think-Tanks Bloomberg NEF. Die Eintrittsbarrieren zur Produktion von Wafern und Ingots sind demnach sehr hoch. “Das Spitzenwissen über die Fotovoltaik-Herstellung befindet sich in China“, so die BNEF-Analysten.

    Die Exportbeschränkungen kommen nicht zu einem überraschenden Zeitpunkt. Die USA haben mit dem Inflation Reduction Act erst kürzlich Milliardensubventionen zum Aufbau grüner Industrien bereitgestellt. Auch die EU will bei grünen Technologien aufholen. Und Indien unternimmt viel zum Aufbau einer eigenen Solarindustrie.

    Wirtschaftliche und geopolitische Motivation

    China sieht also seine Vormachtstellung in dem Bereich bedroht. Der Solarsektor ist ein wichtiger Wirtschaftssektor:

    • 2021 exportierte die Volksrepublik Solargüter im Wert von über 30 Milliarden US-Dollar ins Ausland.
    • In den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 waren es sogar schon 40 Milliarden US-Dollar.
    • Zwischen 2017 und 2021 trug der Sektor 6,2 Prozent zum gigantischen Außenhandelsüberschuss des Landes bei.

    Die Exportbeschränkungen für Solar-Produktionstechnologien dienen auch politischen Zwecken. “Peking will die westlichen Länder so weit wie möglich in Abhängigkeit von China halten und die Vorherrschaft über die von China kontrollierten Tech-Lieferketten ausbauen”, sagt Merics-Analystin Arcesati. Chinas Beschluss sei als Antwort auf den Inflation Reduction Act der USA und die Bemühungen der EU zum Aufbau eigener grüner Lieferketten zu verstehen.

    Ähnliches Vorgehen bei Seltenen Erden

    Bei den Exporteinschränkungen für Solar-Produktionstechnologien “geht es um die nationale Sicherheit Chinas“, sagt Wan-Hsin Liu vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. “Es ist für China wirtschaftlich sowie geopolitisch entscheidend, seine technologische Stärke und Wettbewerbsvorteile in der Solarproduktion zu beschützen.” Die Exportbeschränkungen könnten die Bemühungen anderer Staaten zum Aufbau eigener Solar-Lieferketten “verlangsamen oder gar behindern”, sagt Liu.

    Die Brisanz der Entscheidung wird auch anhand der anderen Güter deutlich, die China schon in der Vergangenheit auf seine “Export-Beschränkungs-Liste” gesetzt hat. Die Liste wurde erstmals 2008 veröffentlicht. Schon früh wurden Technologien zur Förderung und Weiterverarbeitung von Seltenen Erden auf die Liste gesetzt, sodass Exporte dieser Technologien verboten sind. Auch bei der Förderung und dem Export Seltener Erden ist China weltweit führend und hatte zwischenzeitlich fast eine Monopolstellung aufgebaut.

    Schneidet sich China ins eigene Fleisch?

    Die Dominanz bei Seltenen Erden setzte Peking etwa 2010 in einem Territorialkonflikt gegen Japan ein. Es erließ einen Exportstopp und setzte Japan massiv unter Druck. China hat sein Exportkontrollsystem in den vergangenen Jahren “zur Verteidigung seiner sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen, technologischen und industriellen Interessen” aufgebaut, sagt Arcesati von Merics.

    Allerdings ist unklar, ob sich China mit diesen Exportbeschränkungen langfristig nicht sogar schadet. “Die Bedrohung durch die Kontrolle der Solartechnologie wird andere dazu veranlassen, ihre Bemühungen um Diversifizierung zu verstärken“, schreibt der Energieexperte Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air bei Twitter. Ähnliches war im Fall des chinesischen Seltene-Erden-Embargos gegen Japan zu beobachten. Der Nachbarstaat erhöhte daraufhin seine Bemühungen um Diversifizierung der Bezugsquellen.

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    EU-USA: Grüner Freihandel soll IRA-Streit entschärfen

    Wirtschaftsminister Habeck in Washington im Austausch mit US-Außenminister Antony Blinken

    Die EU und die USA wollen beim Austausch von grünen Gütern enger zusammenarbeiten. “Wir sprechen darüber, ob über gemeinsame Standards und Normensetzung bei den grünen Industrien gemeinsame Märkte geschaffen werden können”, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Abschluss seines Besuchs in Washington am Dienstag. Das soll über die bereits bestehende Expertengruppe zwischen den USA und der EU, den Trade Technology Council (TTC), geschehen.

    Im Gespräch sei kein umfassendes Freihandelsabkommen, sondern praktische Einigungen: Zum Beispiel könnten Produkte, die auf dem US-Markt zugelassen sind, automatisch auch in Europa zugelassen werden – und umgekehrt, so Habeck. So solle eine “grüne Brücke über den Atlantik” gebaut werden.

    Der Vorstoß zeigt, wie die USA und die EU sich im Streit um Subventionen für grüne US-Produkte vorsichtig aufeinander zubewegen wollen. Um die europäischen Interessen anzumelden und Spielräume bei der US-Regierung zu sondieren, war Habeck zusammen mit dem französischen Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am Dienstag nach Washington gekommen. In “enger Absprache mit der EU-Kommission“, die die Verhandlungen führt, wie immer wieder betont wurde.

    “Enge Abstimmung mit Paris und Brüssel”

    Beide Minister absolvierten einen Tag voller Gespräche in Washington: Habeck besuchte neben Energieministerin Jennifer Granholm auch Außenminister Antony Blinken, Finanzministerin Janet Yellen, Handelsministerin Gina Raimondo und die Handelsbeauftragte Katherine Tai sowie den IRA-Berater von US-Präsident Biden, John Podesta.

    Habeck lobte mehrfach den Inflation Reduction Act (IRA), mit dem der US-Kongress im vergangenen Sommer den Weg für massive Investitionen, darunter auch in grüne Technologien, frei gemacht hat: Etwa 370 Milliarden Dollar sollen über zehn Jahre unter anderem in erneuerbare Energien, grünen Wasserstoff, saubere Mobilität, Batteriefertigung und Kohlenstoffspeicherung (CCS) fließen. Das Paket soll helfen, die CO₂-Emissionen der USA bis 2030 um jährlich eine Milliarde Tonnen zu senken. Es schafft damit nach einer umfassenden Studie zwei Drittel der Reduktion, die nötig sind, um die USA wie beschlossen bis 2050 auf netto-null Emissionen zu bringen.

    Für Industrie und Klimaschutz, gegen Populismus und China

    Der IRA ist in den USA vor allem wichtig:

    • weil er die industrielle Basis wiederbeleben soll
    • weil damit abgehängte Regionen wie der “Rust Belt” nach den Trump-Jahren wieder eine Chance auf ökonomischen Aufschwung und weniger politischen Populismus bekommen sollen
    • weil er die strategische Abhängigkeit von China, vor allem bei Greentech-Lieferketten, verringern soll
    • weil die Biden-Administration mit dem IRA Investitionen in Zukunftstechnologien mit dem Kampf gegen den Klimawandel verbinden will.

    Für US-Präsident Joe Biden war die Verabschiedung des IRA im Sommer 2022 ein großer und kaum erwarteter Erfolg. Das Subventionspaket war auch ein Hauptthema seiner Rede an die Nation am Dienstagabend.

    “Wir haben die USA lange gedrängt, beim Klimaschutz ernst zu machen, und der IRA ist eine großartige Sache“, so Habeck. Auch Le Maire betonte, eine starke europäische Industrie kooperiere am besten mit einer starken amerikanischen Industrie. Vom IRA und der Nachfrage nach Produkten würden laut Habeck auch europäische Industrien wie der Anlagenbau stark profitieren.

    EU fordert Transparenz, Ausnahmen, Rohstoffclub

    Le Maire betonte aber auch, es brauche Fairness im Umgang miteinander. Diese Aussage bezieht sich auf Vorschriften im IRA, wonach etwa 60 Prozent aller Steuervergünstigungen eine “Local Content”-Klausel vorsehen. Damit müssen Produkte ganz oder teilweise in den USA gefertigt sein oder aus Kanada oder Mexiko stammen, mit denen die USA Freihandelsabkommen haben. Die EU hat bereits angekündigt, als Antwort auf den IRA auch ihre Beihilferegeln zu entschlacken.

    Die Europäer drängen beim IRA besonders in folgenden Punkten auf Änderungen:

    • Eine Ausnahme von Local-Content-Regeln für elektrische Leasingautos aus der EU, die das Gesetz bereits vorsieht, steht in den USA unter Druck. Sie müsse gehalten werden, fordern die Europäer.
    • Mit einem “Critical Minerals Club” sollen die Lieferketten vor allem bei Batteriefertigung so gesichert und koordiniert werden, dass der Zugang zu kritischen Materialien erhalten bleibt und gleichzeitig die Abhängigkeit von China in diesem Bereich sinkt. Darüber haben die USA Gespräche zugesagt.
    • Vor allem Frankreich pocht auf mehr Transparenz: Die Länder sollen jeweils offenlegen, welche Produkte welche Subventionen erhalten. Le Maire schlug auch eine “Hotline” zwischen den Regierungen vor, wenn “strategische Investitionen” betroffen seien. Auch bei diesen beiden Forderungen habe die US-Regierung zugestimmt, hieß es von Le Maire und Habeck nach ihren Treffen.
    • Einzelne extrem hohe Förderungen für US-Anbieter von grünem Wasserstoff stören die Europäer, ebenso wie höhere Subventionen für Local Content bei Projekten der erneuerbaren Energien.

    Habeck und Le Maire betonten, sie erwarteten nicht, dass der IRA als Gesetzespaket noch einmal verändert werde. Es gehe nun darum, in den Ausführungsbestimmungen noch Fortschritte zu erzielen.

    Grüne US-Lieferketten abhängig vom Ausland

    Wie wichtig die Lieferketten für das grüne Wachstum in den USA sind, zeigt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Demnach kommen bislang 76 Prozent der kritischen Rohstoffe aus Ländern, die kein Freihandelsabkommen mit den USA haben. Bei kritischer Green Tech wie Photovoltaik, Windturbinen oder Lithium-Batterien stammen die Rohstoffe zu mehr als der Hälfte aus Nicht-Freihandelsländern.

    “Die USA wollen mit dem Inflation Reduction Act vor allem die heimische Wirtschaft stützen, sie resilienter gegen Lieferengpässe machen und sich als Technologieführer positionieren. Aber ihre starke Rohstoff- und Technologieabhängigkeit könnte dazu führen, dass sie weiterhin auch auf Länder ohne Freihandelsabkommen angewiesen sind”, erläutert Studienautorin Josefin Meyer.   

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    Chinas Emissionshandel: Kein Beitrag zum Klimaschutz

    Der Start von Chinas Emissionshandelssystem (ETS) im Sommer 2021 war mit großen Hoffnungen verbunden. Es ist das größte ETS der Welt und umfasst 40 Prozent aller chinesischen Emissionen – 4,5 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr. Doch leider krankt das System an einem Design, das höchstens die Effizienz der Kraftwerke verbessert, aber nicht zu einer Reduktion der Emissionen beitragen kann. Und immer wieder gibt es Probleme mit den übermittelten Emissionsdaten. Analystinnen gehen davon aus, dass es noch bis Ende des Jahrzehnts dauern wird, bis der Emissionshandel wirksam reformiert wird.

    Fast 80 Prozent aller Daten, die die am ETS teilnehmenden Unternehmen berichtet haben, weisen Mängel auf, so das chinesische Umweltministerium. Die Behörden wollen die Datenerfassung und Kontrolle jetzt mit neuen Richtlinien verbessern.

    Daten-Skandale und wenig Kontrollen

    Die Emissionen der Kohle- und Gaskraftwerke werden nicht direkt gemessen. Stattdessen berechnen die Anlagen sie anhand der für die Stromerzeugung genutzten Kohle und der Effizienz der Kraftwerke. Die Behörden kontrollieren die Unternehmen dabei nicht ausreichend. In der Vergangenheit war es deshalb zu mehreren Daten-Skandalen gekommen:

    Beratungsfirmen hätten Emissionsberichte nur schlampig überprüft oder gar manipuliert, so der Vorwurf der Behörden. Bei einer Vor-Ort-Kontrolle gab es bei 18 von 19 kontrollierten Kraftwerken Unregelmäßigkeiten bei den Daten, die an die Behörden übermittelt wurden. Häufig wird bei der Qualität der eingesetzten Kohle geschummelt. Die Unternehmen geben an, höherwertige Kohle zu nutzen, die weniger CO₂ verursacht. Im Tagesgeschäft wird dann minderwertige Kohle eingesetzt.

    Die Skandale haben den Druck auf die Behörden erhöht, Schlupflöcher zu schließen, sagt Yan Qin, Analystin bei Refinitiv, einem Anbieter von Finanzmarktdaten. Die neuen Richtlinien seien “strenger in Bezug auf die Überprüfung der eingesetzten Kohle”. Doch die Kontrollen wurden nicht verschärft. Die Richtlinien sehen “weder mehr Stichprobenkontrollen vor noch ändern sie die Strafen für die Nichteinhaltung der Anforderungen des Emissionshandelssystems”, sagt Zhibin Chen, Senior Manager am Forschungs- und Beratungsinstitut Adelphi.

    Ausweitung auf andere Sektoren mehrfach verschoben

    Damit bleiben zwei große Probleme bestehen: Für die wenigen Kontrollen sind die Provinzverwaltungen zuständig. Deren personelle Ausstattung und auch die technischen Fähigkeiten seien dürftig, so Bloomberg. Zudem sind viele der zu kontrollierenden Kraftwerke in der Hand von Staatsunternehmen. Und die Provinzen sind auf Steuereinnahmen dieser Kraftwerke angewiesen. Die Strafe für die Nichteinhaltung der behördlichen Vorgaben oder die Manipulation von Emissionsdaten liegt lediglich bei umgerechnet gut 4.000 Euro (30.000 Yuan). Teilweise ist es günstiger, die Strafe in Kauf zu nehmen, als Zertifikate dazuzukaufen.

    Verlässliche Daten sind auch für die Ausweitung des Emissionshandels auf weitere Sektoren wichtig. Bisher sind nur größere Kohle- und Gaskraftwerke erfasst. Die Ausweitung auf Stahl, Zement und Aluminium wurde auch mit Verweis auf die schlechten Daten immer wieder verschoben.

    Fehlende Obergrenze – Emissionshandel unwirksam

    Chinas Emissionshandel krankt auch an seinem Design. Für die Emissionszertifikate gibt es keine Obergrenze (“Cap”), wie es beim europäischen ETS der Fall ist. Stattdessen werden die CO₂-Zertifikate nach einem komplizierten Benchmark-System zugeteilt, das sich an der Emissionsintensität orientiert:

    • Die teilnehmenden Kraftwerke erhalten Zertifikate gemäß ihrer Strom- oder Wärmeproduktion und einem bestimmten Richtwert, der quasi besagt, wie hoch die CO₂-Emissionen eines typischen Kraftwerks der gleichen Art und Größe sind. Je mehr Strom ein Kraftwerk erzeugt, desto mehr Zertifikate erhält es.
    • Produziert ein Kraftwerk CO₂-sparender als es der festgelegte Richtwert vorsieht, kann es überschüssige Zertifikate verkaufen. Kraftwerke, die über dem Richtwert liegen, müssen zusätzliche Zertifikate kaufen.
    • Allerdings erhalten Kraftwerke einen Zertifikate-Bonus, wenn sie nicht regelmäßig laufen. In China ist jedes zweite Kohlekraftwerk nicht mal zu 50 Prozent ausgelastet. Diese zusätzlichen Zertifikate könnten den Anreiz zunichtemachen, effizienter zu produzieren als der Durchschnitt, so Expertinnen.
    • Hinzu kommt: Selbst Kraftwerke, die 50 Prozent mehr CO₂ verursachen als ihnen eigentlich an Zertifikaten zugeteilt wurden, müssen nur für 20 Prozentpunkte zusätzliche Zertifikate einkaufen.

    Dieses auf die Energieintensität fokussierte ETS “kann nur die Effizienz der Kraftwerke verbessern, aber nicht die Emissionen des Energiesektors begrenzen”, sagt Qin. Der falsche Fokus biete hingegen “Anreize für den Bau neuerer Kohlekraftwerke“.

    Analystin: Feste CO₂-Obergrenze frühestens 2028

    Bisher hat der chinesische Emissionshandel erst seine Erprobungsphase abgeschlossen. Handelsmechanismen wurden etabliert und die teilnehmenden Unternehmen haben ein Bewusstsein entwickelt, dass der CO₂-Ausstoß (in Zukunft) Geld kosten wird, so die Journalistin Xiaoying You.

    Für die Ausweitung des ETS auf andere Sektoren gibt es unterschiedliche Prognosen:

    • Zement und Aluminium könnten “im Berichtsjahr 2023 erfasst werden”, gibt Zhibin Chen die Erwartung von Marktteilnehmern wieder.
    • Laut chinesischem Umweltministerium sollen bis 2025 alle Industriesektoren teilnehmen. Es werden schon Emissionsdaten für alle Sektoren gesammelt, so Qin.
    • Doch 2030 sei ein realistischeres Datum für die Ausweitung auf alle Industriesektoren, sagt die Refinitiv-Analystin. Die Folgen der Covid-Pandemie und das schlechte Wirtschaftswachstum verhindern ihr zufolge eine frühere Ausweitung.

    Qin schätzt auch, dass es noch mindestens bis 2028 dauern wird, bis China auf eine feste Obergrenze für CO₂-Zertifikate wechselt. Ein Wechsel von der flexiblen zur festen Obergrenze sei einfacher, sobald der Zertifikatehandel etabliert ist. Zudem werde ihr zufolge die Energienachfrage bis spät in die 2020er Jahre weiter steigen. “Daher ist es schwierig, zu früh eine feste Obergrenze für das ETS festzulegen”. Chinas Emissionshandel wird also auch in naher Zukunft kaum Klimawirkung entfalten.

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    Was bedeuten die Mängel von Chinas ETS für Europa?

    In der Theorie des Klimazolls CBAM gilt für Importeure nach Europa: Wer auf seine Produkte einen CO₂-Preis bezahlt, kriegt ihn bei der Berechnung der CO₂-Importgebühr gutgeschrieben. Das betrifft alle Produkte, die unter den CBAM fallen: Zement, Düngemittel, Elektrizität, Wasserstoff, Eisen und Stahl sowie Aluminium.

    Heißt in der Praxis: Statt den vollen CO₂-Preis der EU beispielsweise auf Stahlimporte zu bezahlen, wird dem chinesischen Stahlproduzenten der chinesische CO₂-Preis rabattiert – sofern er diesen in China bis zur Einführung des CBAM überhaupt zahlen muss.

    Allerdings – und hier wird es kompliziert – muss der chinesische Stahlproduzent den europäischen Behörden nachweisen, wie viel CO₂ bei der Produktion tatsächlich emittiert wurde. Diese CO₂-Bilanz des Produkts muss laut der kürzlich im Trilog beschlossenen Regulierung zur Einführung des CBAM von einer vom Produzenten und staatlichen Behörden unabhängigen Institution zertifiziert werden.

    Wenig Überprüfung von außen möglich

    Die unzuverlässige Datenlage der CO₂-Emissionen chinesischer Anlagen könnte daher ein Problem für die Bemessung der Klimazölle für chinesische Produzenten darstellen. “Wie viel Überprüfung von außen China zulässt, bleibt abzuwarten”, sagt Verena Graichen, ETS-Expertin und Senior Researcher für Energie und Klimaschutz beim Öko-Institut. Zwar gebe es auch beim “Clean Development Mechanism” (CDM) – ein Klimaschutzinstrument aus dem Kyoto-Protokoll – ein internationales Verifizierungssystem, das in China funktioniert. Doch in die eigenen Systeme lasse China sich nicht so gerne gucken, so Graichen.

    Die europäischen Behörden dürften es daher schwer haben, die gelieferten Daten aus China nachzuvollziehen. Gleichzeitig kann die EU aus handelspolitischer Sicht nicht auf den versprochenen CBAM-Rabatt verzichten. “Weil China ein Emissionshandelssystem hat und einen CO₂-Preis erhebt, muss es auch einen Abzug beim CBAM für vom chinesischen ETS erfasste Produkte geben”, so Graichen. Aber sie weist darauf hin, dass sich die EU ein Hintertürchen für solche Fälle ausgedacht hat.

    Da sich die EU-Kommission bei der Bewertung des chinesischen CO₂-Preises nach aktuellem Stand nicht auf die Emissionsdaten verlassen kann, hat sie die Möglichkeit, eigene Kriterien anzusetzen. Wenn die tatsächlichen Emissionen eines Produkts nicht bestimmt werden können, wird die durchschnittliche Emissionsintensität des Produkts aus dem Herkunftsland herangezogen und mit einem “proportional festgelegten Preisaufschlag” versehen.

    Klärung von Details steht noch aus

    Liegen auch über diesen Durchschnittswert keine Informationen aus dem Produktionsland vor, so wird automatisch die Emissionsintensität der europäischen Anlagen mit der schlechtesten Leistung für das Produkt angenommen. So hoffen die europäischen Gesetzgeber ihre Handelspartner unter Druck setzen zu können, verlässliche Emissionsdaten ihrer Produkte bereitzustellen.

    Wie das Reporting durch ausländische Importeure in der Praxis funktioniert, in welchem Format Informationen bereitgestellt werden und wie sich der im Ausland gezahlte CO₂-Preis in Rabatte beim Kauf von CBAM-Zertifikaten übersetzt, will die Kommission noch in sogenannten Durchführungsrechtsakten entscheiden. “Artikel 9 der CBAM-Richtlinie erklärt nur das Prinzip, nicht die Umsetzung”, so Graichen.

    CBAM-relevante Exporte aus China nur gering

    Auch wenn die Einführung des CBAM und die mangelnde Zuverlässigkeit des chinesischen Emissionshandels handelspolitische Konsequenzen für beide Seiten hat, ist der tatsächliche Anteil des vom CBAM betroffen chinesisch-europäischen Handels eher gering. China hat 2021 Waren im Wert von 472,7 Milliarden Euro in die EU exportiert. Die vom CBAM betroffenen Sektoren machten 2019 einer Analyse zufolge nur 1,8 Prozent der chinesischen Ausfuhren in die EU aus.

    Die Argumente Europas, auf eine CO₂-arme Industrie in China hinzuwirken, sind durch den CBAM also nur geringfügig gewachsen. Doch es gibt noch eine weitere Befürchtung, was die Zukunft des chinesisch-europäischen Handels betrifft. In europäischen CBAM-kritischen Industriekreisen wird immer wieder geäußert, dass CO₂-arm produzierende Industrieanlagen aus China vorrangig für den Export vorgesehen werden könnten, um die CBAM-Gebühr zu vermeiden. Der schmutzig produzierte Stahl würde stattdessen auf dem heimischen Markt eingesetzt werden. Dem Klima nütze das wenig, so der Vorwurf, und europäische Produzenten müssten mit dem chinesischen Produkt konkurrieren.

    Wettbewerbsdruck vor allem für europäische Industrie

    Graichen wiederum sieht das nicht als zwingenden Nachteil. Das Prinzip des Emissionshandels sei ja gerade, dass Produzenten mit niedrigen Emissionen einen Vorteil haben sollen – sowohl in der EU als auch in China. Zwar würde der Wettbewerbsdruck für europäische Produzenten mit hohen Emissionen steigen. Doch: “Der Emissionshandel in Kombination mit dem CBAM können gerade dazu beitragen, dass Europa ein Leitmarkt für grünen Stahl wird. Und grüne Leitmärkte fordert auch die Industrie.” Die Konsequenz müsste sein, dass europäische Anbieter ihre Stahlproduktion durch den Wettbewerbsdruck aus China noch grüner machen. Dies sei die Logik der CO₂-Bepreisung, sagt die Wissenschaftlerin des Öko-Instituts.

    Klar ist auch: Die Idee des CBAM ist nicht, die Dekarbonisierung anderer Länder zu fördern, sondern die europäische Industrie vor Carbon Leakage zu schützen und den schrittweisen Wegfall der kostenlosen Zertifikate zu kompensieren.

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    Termine

    9. Februar, 9 Uhr, online
    Webinar Die Finanzierung der Wärmewende
    Das Deutsch-französische Büro für die Energiewende diskutiert auf dieser Konferenz, wie die Wärmewende in Deutschland und Frankreich gelingen kann. In Deutschland macht Wärme mehr als 50 Prozent des Energiebedarfs aus. Klima-Reformen im Wärmesektor wurden lange vernachlässigt.  Infos

    9. Februar, 16 Uhr, Berlin und online
    Diskussion BEE Energiedialog
    Themen des Energiedialogs sind die Sicherheit der Energieversorgung und die Energiewende. Dazu spricht unter anderem Wirtschaftsminister Robert Habeck. Die Veranstaltung wird vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) ausgerichtet.  Infos

    9. Februar, 18 Uhr, online
    Diskussion Energiekrise und Klimaschutz
    Wohin entwickelt sich die Klimapolitik in den nächsten Jahren? Gibt es Perspektiven, die internationale Abhängigkeiten vom Energiemarkt zu verkleinern? Darüber sprechen bei dieser Diskussion Expertinnen und Experten der Friedrich Naumann Stiftung. Mit dabei sind Olaf in der Beek, FDP, und Professor Matthias Finkbeiner. Infos und Anmeldung

    9. Februar, 18 Uhr, online
    Webinar Managing Water and Climate Change in South Asia and Germany
    Die Zusammenhänge zwischen Wasser und Klimakrise sind Thema der Diskussionsveranstaltung der Friedrich Naumann Stiftung. Im Fokus steht die Frage, vor welchen Herausforderungen das Wassermanagement der Zukunft steht. Dabei werden Fälle von Wetterextremen in Asien und Deutschland verglichen.  Infos und Anmeldung

    12. Februar, 11 Uhr, online
    Veröffentlichung Energy Technology Perspectives 2023
    Die Internationale Energieagentur (IEA) analysiert in diesem Bericht die aktuellen Risiken und Möglichkeiten zur Entwicklung von Erneuerbaren. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine geht es auch darum, wie Regierungen ihre Lieferketten für Energie resilienter gestalten können.  Infos

    14. Februar, 13 Uhr, online
    Seminar (Grüner) Wasserstoff zwischen Klimaschutz und geopolitischer Zeitenwende
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung stellt die Studienergebnisse des Projekts “Building Partnerships for an International Hydrogen Economy” vor. Diskutiert werden Ansatzpunkte für die Politik in Europa und Deutschland. Infos und Anmeldung

    14. Februar, 19 Uhr, online
    Seminar Die Agenda 2030 im Fokus: Funktioniert der globale Plan die Welt zu retten?
    Die Ziele der Agenda 2030 sollten strukturelle Veränderungen in der Weltpolitik und Gesellschaft anstoßen, um die dringend erforderliche Transformation hin zu einer sozial gerechten, klimaneutralen und kriegsfreien Welt zu gewährleisten. In dem Seminar der Hans Seidel Stiftung erfahren Sie, wie die Agenda 2030 zustande gekommen ist und welche Herausforderungen es auf der nationalen und globalen Ebene bei der Umsetzung gibt. Infos und Anmeldung

    16. Februar, 10 Uhr, Berlin
    Konferenz Konflikte und Chancen der ökologisch-sozialen Verkehrswende
    Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft veranstaltet eine Abschlusskonferenz zum Projekt “Ökologisch-Soziale Verkehrswende – Impulse für eine gerechte Transformation”. Dort wird mit Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden, Politik und Wissenschaft diskutiert, welche Instrumente für eine gerechte Verkehrswende notwendig sind.  Infos

    16. Februar, 11.30 Uhr, online
    Veröffentlichung 4C Carbon Outlook Launch
    Auf dem Webinar werden die Ergebnisse des Carbon Outlook 2022 diskutiert. Der Bericht wurde von dem EU-finanzierten Projekt 4C (Climate-Carbon Interactions in the Current Century) in Zusammenarbeit mit dem Global Carbon Project erstellt.  Infos

    17.-19. Februar, München
    Konferenz Münchner Sicherheitskonferenz
    Die 59. Münchner Sicherheitskonferenz bringt für drei Tage Debatten aus Außen- und Sicherheitspolitik nach München. Fast ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bietet die MSC 2023 auch eine Gelegenheit zur Bestandsaufnahme des Zusammenhaltes innerhalb der Allianz und der politischen Verpflichtung gegenüber der regelbasierten internationalen Ordnung. Infos

    News

    Klima in Zahlen: Fördern, Nutzen, Wegwerfen

    Die Menschheit – und vor allem die reichen Gesellschaftsteile im Globalen Norden – leben auf zu großem Fuß. Wir sind noch weit von einer Kreislaufwirtschaft entfernt. Nur 7,2 Prozent der Güter und Rohstoffe, die weltweit aus dem Boden geholt und hergestellt werden, werden recycelt. Das zeigt der “Circularity Gap Report” der Circularity Gap Reporting Initiative.

    Demnach hängen 70 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen mit der Verarbeitung und Verwendung von Rohstoffen und Gütern zusammen. Um die “globalen Wünsche und Bedürfnisse” zu befriedigen, wurden 2019 fast 60 Milliarden Tonnen Treibhausgase verursacht. 80 Prozent davon gehen auf die Bereiche Wohnen und Infrastruktur, Transport und Mobilität sowie Ernährung zurück, schreiben die Autorinnen und Autoren. “Wenn wir die Art und Weise, wie wir Materialien zur Befriedigung unserer Bedürfnisse nutzen, nicht radikal ändern, können wir die Emissionen nicht sinnvoll senken”, so ein Fazit des Berichts. nib

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    • Recycling
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    Auswärtiges Amt schreibt Strategie zur “Klima-Außenpolitik”

    Neben der Sicherheitsstrategie der Bundesregierung, die derzeit diskutiert wird, arbeitet das Auswärtige Amt auch an einer Strategie zur Klima-Außenpolitik. Das Konzept wird derzeit im Ministerium von Annalena Baerbock (Grüne) erstellt. In mehreren Abstimmungsrunden im Haus und mit Vertretern der Zivilgesellschaft soll diese Strategie mit Leben füllen, was Baerbock seit ihrer Amtsübernahme angekündigt hat: Eine Außenpolitik, die sich verstärkt am weltweiten Kampf gegen den Klimawandel und seinen Folgen orientiert und auch ihr Konzept der “feministischen Außenpolitik” berücksichtigt.

    Gleichzeitig hat das Außenministerium intern gut 50 seiner auswärtigen Vertretungen auserkoren, die Klimaaußenpolitik besonders voranzutreiben. Dazu zählen alle Botschaften in den G20-Staaten und den Ländern der “V20”, der Ländergruppe, die besonders vulnerabel gegenüber Auswirkungen der Klimakrise sind. Darunter sind etwa die Philippinen, Bangladesch, Costa Rica und Äthiopien.

    Zur Strategie gebe es noch keinen Gesamtentwurf, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Bisher stehen nur die Überschriften der einzelnen Kapitel fest. Sie klingen mehr oder weniger nach den grundsätzlichen Zielen im UNFCCC-Klimaprozess:

    • Das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten und die globalen Emissionen bis 2030 halbieren.
    • Schutz der Staaten und Gemeinschaften, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind.
    • Wirtschaft, Industrie und Handel zukunftsfähig und klimagerecht aufstellen.
    • Globale Finanzströme umlenken und öffentliches sowie privates Kapital zur Bewältigung der Klimakrise heben.
    • Schutz natürlicher Ökosysteme sowie deren Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung.
    • Der Aufbau von Allianzen für eine sichere und stabile Welt. bpo
    • Annalena Baerbock
    • Klimapolitik

    UN: Klimawandel vergrößert Risiko durch resistente Keime

    Durch höhere Temperaturen und Schadstoffe verschnellert sich das Wachstum von Bakterien und Antibiotika-resistente “Superbugs” werden häufiger. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP).

    Der Klimawandel führt mit höheren Temperaturen sowohl dazu, dass es häufiger Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen gibt, als auch dazu, dass sich die Keime durch Extremwetterereignisse schneller verbreiten. An verschmutzen Gewässern steige das Risiko für die Entwicklung von “Superbugs” – Antibiotika-resistente Bakterien, Parasiten, Viren und andere Krankheitsüberträger – besonders stark an, weil diese Umgebungen Schutz und einen guten Nährboden für die Keime bieten, so die UN-Studie.

    Antibiotikaresistenzen könnten bis zum Jahr 2050 für bis zu zehn Millionen jährliche Todesfälle verantwortlich sein. Das UNEP schlägt darum die Implementierung des “One Health”-Ansatz vor, der Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen zusammen erfasst. Konkret müsste außerdem Maßnahmen gegen die Quellen von Verschmutzungen an Gewässern getroffen werden.

    Auch andere Krankheitserreger verbreiten sich durch den Klimawandel schneller: Beispielsweise können dadurch tropische Stechmücken auch in Mitteleuropa überleben und Krankheiten wie Dengue- und Chikungunyafieber verbreiten. kul

    • Gesundheit
    • Klimawandel

    Studie: Kohleausstieg überlastet ärmere Staaten

    Um das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen zu können, müssten große Kohleverbraucher wie China, Indien oder Südafrika in bisher ungekannter Geschwindigkeit aus der Kohleverstromung aussteigen. Der Ausstieg müsste mehr als doppelt so schnell ablaufen wie andere Wechsel eines Hauptenergieträgers in den vergangenen 50 Jahren – inklusive solchen in Krisenzeiten wie Kriegen und Staatenzusammenbrüchen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die jüngst in dem wissenschaftlichen Journal “Nature Climate Change” erschienen ist.

    Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die bisherige Geschwindigkeit des Kohleausstiegs sozial kaum vertretbar sei. Sie schlagen stärkere Bemühungen der EU und der USA vor, den Öl- und Gasverbrauch schneller zu senken und den Kohle-abhängigen Staaten somit mehr Spielraum zu verschaffen – ohne das 1,5-Grad-Ziel zu gefährden.

    Die Wissenschaftler des University College London und des International Institute for Sustainable Development (IISD) haben Reduktionspfade berechnet und kommen zu dem Schluss, dass:

    • große, Kohle-abhängige Staaten ihre Kohleverstromung bis 2030 trotz allem um ein Drittel reduzieren müssten. So eine Reduktion wäre im historischen Vergleich machbarer, bliebe aber sehr ambitioniert.
    • die reichen Staaten ihre CO₂-Emissionen dann gut 50 Prozent schneller reduzieren müssten.

    Hauptautor und Energieexperte Greg Muttitt sagt, die Forschung zeige, “dass sich Klimamodelle und politische Debatten zu sehr auf den Ausstieg aus der Kohle konzentrieren”. Das geplante Tempo sei für kohle-abhängige Entwicklungsländer jedoch schwer umsetzbar. Der Schwerpunkt sollte Muttitt zufolge “stärker auf dem Ausstieg aus Öl und Gas liegen”. Der globale Norden müsse größere Anstrengungen unternehmen.

    BP will mehr Fossile fördern

    Derweil gab BP am Dienstag bekannt, so schnell wie möglich in die Ausweitung der Öl- und Gasförderung zu investieren. Das soll durch Zukäufe und eine Erhöhung der Förderung erreicht werden, wie Bloomberg berichtet. Mittelfristig will das Unternehmen die Öl- und Gasförderung nur noch um 25 Prozent verringern. Ursprünglich hatte sich der Konzern eine Verringerung der Förderung um 40 Prozent bis 2030 als Ziel gesetzt. nib

    • Energiewende
    • Kohleausstieg

    Klimaanpassung: Frankreich plant mit vier Grad

    Der französische Minister für die ökologische Wende, Christophe Béchu, will Frankreich auf eine Erwärmung von vier Grad Celsius vorbereiten. Auch ein solches Szenario müsse im dritten nationalen Plan zur Anpassung an den Klimawandel modelliert werden, so Béchu bei einer Veranstaltung der Organisation France Stratégie und dem Think-Tank Institut de l’Économie Pour le Climat (I4CE).

    Paris arbeitet derzeit am dritten nationalen Plan zur Anpassung an den Klimawandel (PNACC). Die Ankündigung Béchus bedeutet, dass der zukünftige Plan zwei Szenarien beinhalten könnte: ein vom Minister als “optimistisch” bezeichnetes Szenario, das auf dem Pfad des Pariser Abkommens beruht (+1,5 °C, beziehungsweise +2 °C weltweit) und ein als “pessimistisch” bezeichnetes Szenario, das angesichts der aktuellen Dynamik “zweifellos realistischer ist”. Das zweite Szenario geht von einem weltweiten Temperaturanstieg von mindestens +2,5 °C aus, was für Frankreich einem Anstieg von +4 °C entsprechen würde. “Dieses Szenario ist für die Bewusstseinsbildung hierzulande unerlässlich“, erklärte der Minister weiter.

    “Ein wichtiger Wendepunkt”

    “Diese Ankündigung markiert einen wichtigen Wendepunkt”, schrieb Magali Reghezza, Geografin und Mitglied des Hohen Klimarates, auf Twitter. “Wir müssen uns die Zeit nehmen, um zu ermessen, was diese +4 °C für unsere Regionen, unseren Alltag und unsere Arbeitsplätze bedeuten”. Der Hohe Klimarat (“Haut conseil pour le climat”) wurde 2018 von Emmanuel Macron gegründet und hat die Aufgabe, die Klimapolitik der Regierung unabhängig zu beraten. cst

    • Adaptation
    • Frankreich

    Studie erwartet weniger Klimaflüchtlinge

    Die Klimakrise könnte die Anzahl der Klimaflüchtlinge reduzieren, zeigt eine neue Studie. Was widersprüchlich klingt, hat einen einfachen Grund: Durch die Auswirkungen des Klimawandels verlieren mehr Menschen ihre Einkommensgrundlage. Das führt dazu, dass sie weniger Geld haben, um sich eine Flucht überhaupt leisten zu können.

    Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben anhand von Modellen die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels und den Zusammenhang zur internationalen Migration untersucht. In ihre Modelle ließen sie auch die schon länger erforschte Tatsache einfließen, dass Migration aus Mitteleinkommensländern am höchsten ist und weniger Menschen aus ärmeren Staaten abwandern.

    Mehr Migration im globalen Norden

    Den Modellrechnungen der Forschenden zufolge werde der Klimawandel das Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen und ärmere Staaten – in Afrika, Süd- und Westasien – weiter von der Einkommensschwelle entfernen, ab der die Migration zunimmt. Aktuell findet schon ein großer Teil der Migration aus diesen Staaten innerhalb der jeweiligen Weltregionen statt. Ein weiterer Faktor für eine abnehmende Migration sei, dass andere Staaten in den jeweiligen ärmeren Weltregionen aufgrund des Klimawandels an Attraktivität verlieren.

    Zwischen den reicheren Staaten des Globalen Nordens wird die Migration aufgrund des Klimawandels und abnehmender Einkommen allerdings eher zunehmen, so die Modelle der Forscher. Demnach könnte Nordamerika durch den Klimawandel einen Anstieg der Migration aus Europa, Lateinamerika und Ostasien erleben. nib

    • Klimakrise

    Nordsee: Dänemark erlaubt CO₂-Lagerung

    Dänemark hat die ersten drei Zulassungen erteilt, damit Unternehmen in größerem Maßstab CO₂ unter dem Meeresgrund der Nordsee einlagern können. Die Zulassungen gingen an den Konzern TotalEnergies und ein Konsortium aus den Unternehmen Ineos und Wintershall Dea, wie das dänische Klimaministerium am Montag mitteilte. Damit könnten die Arbeiten sofort beginnen. Es wird damit gerechnet, dass im Rahmen der beiden Projekte ab 2030 bis zu 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich unter dem dänischen Teil der Nordsee eingelagert werden können.

    Die dänische Energiebehörde hat dem Ministerium nach eigenen Angaben empfohlen, die ersten drei Zulassungen zur Erforschung einer größeren CO₂-Lagerung in der Nordsee an die besagten Unternehmen zu vergeben. Es handle sich um einen wichtigen Schritt, um Dänemarks CCS-Strategie zu verwirklichen, sagte die Behörde. CCS steht für “Carbon capture and storage” (CO₂-Abscheidung und -Speicherung). Bei dem Prozess wird ausgestoßenes CO₂ eingefangen und unter die Erde gepumpt.

    Dänemarks Klimaziel: Minus 110 Prozent bis 2050

    Dänemark will bis 2045 klimaneutral sein. Die neue Regierung in Kopenhagen hatte kurz nach der COP27 sogar ein neues Netto-Emissionsminderungsziel von 110 Prozent bis 2050 angekündigt.

    Das Projekt von TotalEnergies heißt Bifrost und soll ab 2027 bis zu drei Millionen Tonnen CO₂ in einem bereits ausgeschöpften Öl- und Gasfeld einlagern – bis 2030 schließlich fünf Millionen Tonnen. Ineos und Wintershall Dea wollen mit dem Greensand-Projekt bis 2025 mit der Einspeicherung von bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO₂ in erschöpfte Öl- und Gasfelder in der Nordsee beginnen. 2030 soll die Kapazität auf acht Millionen Tonnen pro Jahr erhöht werden.

    Der dänische Staat will laut Reuters-Informationen knapp die Hälfte der Gesamtinvestitionen von umgerechnet 60 Millionen Euro für Greensand und 21 Millionen Euro für Bifrost tragen. dpa/luk/rtr

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    Presseschau

    Analyse: Rund 14.000 Menschen aus Nigeria verklagen Shell The Guardian
    Analyse: Fehlende Klimafinanzierung führt zu einem Teufelskreis in Afrika Bloomberg
    Analyse: Internationale Reaktionen auf den “Inflation Reduction Act” CarbonBrief
    Analyse: Warum es nicht so einfach ist, Emissionen von Flugreisen auszugleichen Süddeutsche Zeitung
    Kommentar: Welche Verantwortung tragen Konzerne? Süddeutsche Zeitung
    Analyse: Was hat Extinction Rebellion bisher erreicht? Independent
    Reportage: Warum es mit dem Lausitzer Seenland nicht vorangeht Die Zeit
    Recherche: Landwirtschaft verbraucht mehr Wasser als gedacht Correctiv
    Analyse: Erbe der Olympischen Spiele – China will eine Skischanze zu einer Wasserrutsche umbauen Bloomberg
    Nachricht: Australien verbietet die erste Kohlemine aufgrund von Umweltgesetzen Bloomberg

    Heads

    Sabine Nallinger – US-Dynamik hilft Europas Transformation

    Sabine Nallinger ist seit 2014 Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft.

    Sabine Nallinger gefällt die grüne Industriepolitik von Joe Biden. Die durch die USA “losgetretene Dynamik” werde der europäischen Industrie bei der Transformation helfen “und das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten”, zeigt sich die Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft überzeugt. Auch den jüngst vorgestellten EU Green Deal Industrial Plan begrüßt Nallinger. Es brauche jedoch mehr Klarheit, wie sich die EU gegenüber globalen Wettbewerbern aufstellen wolle. “Einfachere Prozesse, schnellere Mittelvergaben und mehr Pragmatismus” müssten im Mittelpunkt stehen. “Das langfristige Ziel der Klimaneutralität” müsse weiter verfolgt werden. Industriepolitische Maßnahmen dürften Klimaschutz nicht behindern.

    Nallinger interessierte sich schon in Kindestagen für Natur- und Klimaschutz. Auf ihrem Schulranzen trug sie Buttons mit Slogans wie “Die Grünen sind da” oder “Atomkraft Nein Danke!”. Großvater und Vater waren erfolgreiche Unternehmer in Baden-Württemberg. Sie wollten nichts hören von dem, was das Kind jeden Tag umtrieb: Waldsterben, Atomkraft, Hungersnot in Afrika.

    Greenwashing und fossile Unternehmen treiben Nallinger um

    Seit September 2014 ist die 59-Jährige Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft, die 2011 unter dem Namen Stiftung 2° von Vorstandsvorsitzenden, Geschäftsführern und Familienunternehmern gegründet wurde. Die Stiftung will einen Beitrag zur Erreichung einer klimaneutralen Wirtschaft leisten. Zu den Förderern gehören so unterschiedliche Unternehmen wie die GLS Bank, der Anbieter von Kreuzfahrten Aida Cruises oder Aldi Süd. Nallinger führt Gespräche mit Politik und Wirtschaft, unterstützt Initiativen, hilft dabei, sich zu vernetzen. Dabei gehe sie nie auf Konfrontationskurs. Sie sei ernst, aber konstruktiv, so Nallinger.

    KlimaWirtschaft analysiert auch in eigenen Studien konkrete Handlungsanweisungen für Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Und die Stiftung hat einen Transformations-Tracker aufgesetzt, der prüft, inwieweit die Klimaschutzpläne aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung umgesetzt werden.

    Nicht immer läuft dabei alles reibungslos: Greenwashing ist ein Thema, das Nallinger umtreibt. Skandale um große Konzerne sind der Grund, warum sich KlimaWirtschaft gegründet hat. Dort sollen Unternehmen zusammenzukommen, die es ernst meinen mit Klimaschutz. “Unsere Förderunternehmen wählen wir sorgsam aus”, sagt Nallinger. “Würden wir selbst Greenwashing betreiben, verlören wir unsere Existenzberechtigung.”

    Frühes Interesse für globale Zusammenhänge

    Nallinger bringt selbst Konkurrenten an einen Tisch. Zuletzt kamen die zwei Stahlkonzerne Thyssenkrupp und Salzgitter AG auf die Initiative von KlimaWirtschaft zusammen, um gemeinsam mit der Politik über eine grünere Produktion zu sprechen. Allein Thyssenkrupp hat einen Anteil von 2,5 Prozent am deutschen CO₂-Ausstoß.

    Schon in ihrer Jugend interessierte sich Nallinger für Politik. Damals, erzählt sie, gab es die ersten großen Berichte darüber, dass die Ressourcen der Erde endlich sind und dass reiche Länder auf Kosten armer Länder wirtschaften. Also fing sie an, sich zu engagieren. Sie hörte auf, Fleisch zu essen, ging gegen Atomkraft auf die Straße. Es folgte das Studium der Stadt-, Verkehrs- und Umweltplanung sowie Projektarbeit bei NGOs. Nallinger hat mehr als zwei Jahrzehnte im Bereich der umweltverträglichen Regional-, Stadt und Verkehrsplanung gearbeitet, unter anderem für die Stadt München und deren Stadtwerke sowie für Umweltverbände. Zwischen 2008 und 2020 war sie Stadträtin für die Grünen und aktuell sitzt sie im Aufsichtsrat der Vattenfall Wärme Berlin AG.

    Was hat sie aus alle dem gelernt? “It’s the economy, stupid!”, zitiert sie den berühmten Spruch des US-Präsidenten Bill Clinton. Für den Klimaschutz lasse sich in Unternehmen mehr und schneller etwas bewegen als in der Politik. “Da geht die Umsetzung im Zweifel schneller, und ich bin manchmal etwas ungeduldig”, sagt Nallinger.

    Fossile Unternehmen “werden aus dem Markt ausscheiden”

    Tempo, Tempo, Tempo! Das seien die drei Dinge, die es aktuell für mehr Umweltschutz braucht. Nallinger macht sich Sorgen. Eigentlich lief es die letzten Jahre gut mit der grünen Transformation, fand sie. Doch dann kamen die Krisen: die Pandemie, der Ukraine-Krieg. Klima-Themen rückten wieder in den Hintergrund. “Ich kann die Leute von Fridays for Future sehr gut verstehen”, sagt Nallinger. “Dieses Gefühl von Ohnmacht kenne ich sehr gut.”

    Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Kein Unternehmen überlebt auf dem Markt, wenn es sein Geschäftsmodell nicht jetzt schon auf Klimaneutralität ausrichtet. Davon ist Nallinger überzeugt. “Sie werden aus dem Markt ausscheiden, so hart das klingt.” Anna Scheld

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    Climate.Table Redaktion

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