Table.Briefing: China

Verhaltene Revanche + Sympathien im Globalen Süden

Liebe Leserin, lieber Leser,

China gehört offenbar zu einer Handvoll Lieblingsfeinden von Donald Trump. Ziemlich genau sechs Jahre nach dem ersten Handelskrieg zwischen den beiden Ländern geht der Konflikt in die zweite Runde. Mit Zehn-Prozent-Zöllen auf alle chinesischen Importe legte der US-Präsident vor. Nun hat die Führung in Peking reagiert – allerdings mit einem Zeitpuffer bei der Umsetzung und mit Maßnahmen, die eher milde erscheinen.

Während Peking damit zugleich Selbstbewusstsein und Kompromissbereitschaft signalisiert, ist die chinesische Führung in den letzten Jahren auch Schritte gegangen, um besser für derartige Konflikte gewappnet zu sein. Welche das sind, und welchen Trumpf die chinesische Zentralbank ausspielen könnte, analysiert Fabian Kretschmer.

Auch unsere zweite Analyse beschäftigt sich mit Trumps Drohungen, nun mit Blick auf Lateinamerika. Im Zuge des jüngsten Besuchs von Außenminister Marco Rubio setzen die USA Panama weiter unter Druck. Das Land hat als Zugeständnis an die USA sogar angekündigt, die Mitgliedschaft in Chinas Neuer Seidenstraße nicht zu erneuern.

Die Volksrepublik übt sich derweil in Zurückhaltung. Wie genau das China im Umgang mit Ländern des Globalen Südens strategisch nützen könnte, darüber schreibt Leonardo Pape.

Ich wünsche Ihnen einen guten Mittwoch.

Ihre
Julia Fiedler
Bild von Julia  Fiedler

Analyse

US-Zölle: Weshalb die Volksrepublik nur ein bisschen zurückschlägt

Von

Ziemlich genau sechs Jahre nach Beginn der ersten Phase des Handelskrieges zwischen den USA und China geht der Konflikt in die zweite Runde. Nachdem Donald Trump mit Zehn-Prozent-Zöllen auf alle chinesischen Importe vorgelegt hat, reagiert jetzt die Führung in Peking. Auf Kohle und Flüssiggas-Importe sollen 15 Prozent, auf Öl und landwirtschaftliche Maschinen aus den USA zehn Prozent zusätzlich an Zöllen anfallen. Zudem hat das Handelsministerium Exportkontrollen für Metalle eingeführt, die insbesondere für die Elektronikbranche von Bedeutung sind.

Die Zölle sind mehr als eine rein symbolische Vergeltungsaktion, doch im Vergleich zu Trumps Rundumschlag ist ihr Umfang deutlich begrenzt. Chinas Rohölimporte aus den USA etwa lagen im letzten Jahr nur bei rund sechs Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr hatte China die US-Ölimporte bereits um die Hälfte reduziert. Erdgas- und Kohleimporte aus den USA kamen zusammen auf etwas mehr als fünf Milliarden US-Dollar. Auch die angekündigten kartellrechtlichen Untersuchungen gegen Google, das in China de facto gesperrt ist, werden der US-Wirtschaft kaum substanziell schaden.

Chinesische Medien halten sich zurück

Die Regierung in Peking projiziert mit ihrer Reaktion Stärke, zeigt aber auch Kompromissbereitschaft: Die Gegenzölle sollen nämlich erst am 10. Februar in Kraft treten. Das wäre genügend Zeit, um mit US-Präsident Donald Trump noch eine kurzfristige Einigung zu erzielen. Nun hängt vieles am angekündigten Telefonat zwischen Trump und Xi Jinping.

Angesichts der angespannten Wirtschaftslage dürfte Peking zu diesem Zeitpunkt nicht den ökonomischen Konflikt mit den Vereinigten Staaten suchen. Dafür, dass die kommunistische Parteiführung den Konflikt nicht eskalieren will, sprechen auch Reaktionen in den chinesischen Medien: Diese hielten sich bei der Berichterstattung am Dienstag auffallend zurück.

Das bei Unternehmern und Investoren renommierte Wirtschaftsmedium Caixin schrieb über die Strafzölle, als handele es sich nur um eine Nachricht unter vielen. Selbst auf Weibo, der führenden Online-Plattform des Landes, verschwand das Thema bis zum Abend bereits von der Liste der zehn Top-News. Ganz offensichtlich wollte die Staatsführung keine antiamerikanischen Geister innerhalb der Bevölkerung wecken, deren Rachegelüste sie am Ende nicht befriedigen kann.

Peking hat Abwehrmechanismen aufgebaut

Doch auch wenn Peking den Konflikt vermeiden möchte, stellt es sich gleichzeitig auf alle erdenklichen Szenarien ein. In den letzten Jahren hat Staatschef Xi Jinping seine Volkswirtschaft in rasanter Geschwindigkeit transformiert, um sich bestmöglich gegen Washingtons Sanktionen zu wappnen. Dazu gehört insbesondere bei Zukunftstechnologien das Ziel, möglichst autark zu werden. Zudem versucht die chinesische Führung selbst, den Anteil der chinesischen Exporte in die USA zu senken.

Und wenn es hart auf hart kommt, hat Peking mögliche Abwehrmechanismen parat. Einen von ihnen dürfte die Zentralbank bereits am heutigen Mittwoch ausspielen: Es wird erwartet, dass sie den Renminbi künstlich abwertet, um chinesische Waren in den USA durch einen günstigeren Wechselkurs weiterhin attraktiv zu halten. Mit jener Taktik hat China bereits 2018 die Strafzölle Trumps bis zu einem gewissen Grad abfedern können.

Ökonomische Sanktionen gegen die USA im Ernstfall möglich

Zudem steht der Ein-Partei-Diktatur ein ganzer Werkzeugkasten an ökonomischen Sanktionen zur Verfügung, wie sie in einem demokratischen Rechtsstaat nicht möglich wären: US-Unternehmen könnten etwa bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen subtil ausgebootet werden oder plötzlich ins Visier besonders penibel agierender Aufsichtsbehörden geraten. Wahrscheinlich wäre auch, dass die Parteizeitungen gezielt Boykottbewegungen anzetteln, um die chinesischen Konsumenten gegen US-Produkte anzustacheln. 

Letztlich aber könnte es Donald Trump höchstselbst sein, der der Volksrepublik China in die Hände spielt: Denn je stärker der US-Präsident auch seine Verbündeten in Europa, Ostasien oder Nordamerika vor den Kopf stößt, desto weiter distanzieren diese sich von den USA und nähern sich möglicherweise sogar der Volksrepublik an. Der transatlantische Schulterschluss jedenfalls, den viele westliche Staaten unter der Amtszeit Joe Bidens anstrebten, dürfte mit Trumps polternder Zoll-Politik vorerst vorbei sein. Fabian Kretschmer

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  • Joe Biden
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Globaler Süden: Wie die USA China in die Karten spielen

Ein Schiff des chinesischen Staatskonzerns Cosco durchquert den Panamakanal.

Den Auftakt ins Jahr der Schlange hätte sich die chinesische Führung sicher anders gewünscht. Zuerst machte US-Präsident Donald Trump bekanntlich mit seinen Zolldrohungen gegen die Volksrepublik ernst. Dann reiste US-Außenminister Marco Rubio für seinen ersten Auslandsbesuch nach Panama. Dort beschwerte er sich, China würde unberechtigt Kontrolle über den Panamakanal ausüben.

Die Sorge mag grundsätzlich berechtigt sein, weil China seinen Einfluss auf die Hafen-Infastruktur kontinuierlich ausbaut. Aber dass am Kanal bereits chinesische Soldaten stationiert seien, so wie Trump es behauptet, ist faktisch falsch.

Doch trotz aller faktischen und rhetorischen Verschärfungen auf US-Seite agiert die Parteiführung in Peking Trump gegenüber bislang bemerkenswert zurückhaltend. Das zeigt sich nicht nur an der eher gemäßigten Reaktion auf die Zölle gegen China. Auch sonst hält die Volksrepublik mit zu harter Kritik an den USA hinter dem Berg.

Zwar distanzierte sich China entschieden von unmittelbarer Verantwortung für die Fentanyl-Schwemme in den Vereinigten Staaten, signalisierte aber auch Verhandlungsbereitschaft und verwies auf mögliche Lösungsalternativen zu den Zöllen. Und auf die Ankündigung Panamas, das Land werde seine Mitgliedschaft in Chinas Seidenstraße-Initiative im Jahr 2026 nicht verlängern, reagierte Peking bislang gar nicht. Dabei wird Panamas Entscheidung als ein reines Entgegenkommen auf US-amerikanische Befindlichkeiten gewertet.

“Politik der Konfrontation”

Panamas Präsident Raúl Mulino hatte bei Rubios Besuch die Souveränitätsrechte seines Landes über den Kanal bekräftigt, ging aber in vielen anderen Bereichen auf die USA zu – unter anderem mit dem Ende des Seidenstraße-Engagements. Panama hatte erst 2017 diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik aufgenommen und war als erstes Land in Lateinamerika der Seidenstraßen-Initiative beigetreten.

Für die USA klingt Panamas Ankündigung nach einem politischen Erfolg gegen China. Sie könnte das Land aber teuer zu stehen kommen, glaubt der ehemalige chilenische Botschafter in China und Professor an der Universität Boston Jorge Heine. “Was die Trump-Regierung tut, wird die Länder Lateinamerikas nur näher an China heranführen, denn es ist keine Politik der Zusammenarbeit, sondern eine Politik der Konfrontation”, sagt Heine im Gespräch mit Table.Briefings. Er sieht keine Hinweise darauf, dass China die Neutralität der Wasserstraße konkret gefährdet, nur weil das Hongkonger Unternehmen CK Hutchinson am Panamakanal tätig ist. Dass Trump die panamaische Souveränität über den Kanal infrage stellt, rufe deshalb umso mehr “heftigen Widerstand” in der gesamten Region hervor.

Die meisten Länder im Globalen Süden wollten sich ihren strategischen Spielraum im Umgang mit China, den USA und anderen Kräften bewahren. Im Fall Panamas sieht Jorge Heine eben hierin einen Fehler der Trump-Regierung, denn sie versuche mit aggressiven Mitteln, das Land in ihr Lager zu zwingen. Dies wecke in der Region, die lange unter dem imperialen Einfluss der USA stand, böse Erinnerungen. Und selbst wenn die Taktik im Einzelfall funktioniere: Trump werde die Länder Lateinamerikas nicht davon abbringen, Geschäfte mit China zu machen.

“Wenn der Gegner Fehler macht, sollte man ihn nicht stören.”

Aus chinesischer Sicht sei das durchaus ein strategischer Vorteil, glaubt Heine. Die USA richteten ihre Zölle und Drohungen derzeit anders als erwartet nicht primär gegen die Volksrepublik, sondern auch gegen vermeintliche Partner wie Kanada, Mexiko, Panama oder die EU. Von diesen Spaltungen profitiere China. Für die Führung in Peking heiße es nun: “Wenn der Gegner Fehler macht, sollte man ihn nicht stören.”

Zudem scheint die chinesische Regierung bemüht, mit ihrem eigenen Verhalten ein Kontrastprogramm zu liefern, ohne direkte Vergleiche mit den USA heranzuziehen. Das kann ihr besonders jenseits des politischen Westens zugutekommen. Während etwa Trump im Januar, vor Beginn seiner Präsidentschaft, offen die Übernahme des Panamakanals und Grönlands erwog, reiste Außenminister Wang Yi durch Afrika und inszenierte China als verlässlichen Partner des Globalen Südens. Später warb Vizepremier Ding Xuexiang auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos für den Freihandel, wiederum ohne die USA anzugreifen.

Auf die US-Zölle selbst reagierte China zudem mit der Ankündigung, die Welthandelsorganisation einzuschalten. Sie schlüpft damit auch in die Rolle eines Akteurs, der globale Institutionen respektiert und sich für die Akzeptanz eines internationalen Regelwerks einsetzt.

USA und China als austauschbare Optionen

Fest steht: Die Eigenwerbung kann China, zumal im Globalen Süden, nicht schaden. Denn die Trump-Regierung ist dort relativ beliebt. In mehreren Umfragen vor und nach den US-Wahlen wurde Trump unter anderem in wichtigen Schwellenländern wie Brasilien, Indonesien und Südafrika überwiegend positiv gesehen. Der European Council of Foreign Relations (ECFR) erklärt das unter anderem mit Trumps Friedensversprechen, etwa im Krieg Russlands gegen die Ukraine.

Doch selbst wenn Panama aus der Neuen Seidenstraße aussteigt und Trump sich als Friedensengel geriert, könnte Peking im Global Süden durchaus Nutznießer seiner Präsidentschaft werden. Denn Trump verstärke den Eindruck, die USA verfolgten wie andere Nationen letztlich nur eigene Interessen, argumentiert der ECFR. Hieraus formt sich für Länder außerhalb des politischen Westens die Wahrnehmung einer “Welt à la carte” ohne klare Allianzen. Die USA und China gelten darin zunehmend als austauschbare Optionen für wechselnde politische und wirtschaftliche Partnerschaften.

In Lateinamerika und der Karibik sind aktuell 22 Länder Mitglieder der Neuen Seidenstraße. Chinas Handel mit Lateinamerika ist von rund 18 Milliarden US-Dollar im Jahr 2002 auf über 450 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 angewachsen. Mittlerweile hat China die USA als größten Handelspartner der meisten südamerikanischen Länder abgelöst.

Trump hatte schon gegen Ende seiner ersten Amtszeit versucht, diese zunehmend enge Verflechtung Chinas und Lateinamerikas aufzubrechen. Gezielt setzte seine Regierung Länder der Region unter Druck, Entwicklungsprojekte im Rahmen der Neuen Seidenstraße aufzukündigen – mit überschaubarem Erfolg. Zuletzt eröffnete der chinesische Staatskonzern Cosco im November 2024 am Rande des Apec-Wirtschaftsgipfels einen neuen Megahafen in Peru.

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Sinolytics Radar

Wasserstoff-Nutzfahrzeuge: China bleibt trotz Markteinbruch führend

Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
  • China treibt die Kommerzialisierung von Wasserstoff als Energieträger voran. Mit dem Anfang des Jahres in Kraft getretenen Energiegesetz wird Wasserstoff offiziell als Energiequelle anerkannt, wodurch rechtliche Hürden beseitigt werden. 2025 gilt laut dem “Mittel- und langfristigen Plan für die Entwicklung der Wasserstoffindustrie (2021-2035)” 氢能产业发展中长期 (2021-2035年) als wichtiger Meilenstein.
  • China ist im Bereich Brennstoffzellenfahrzeuge führend. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verkaufte China mehr Wasserstoff-Nutzfahrzeuge als der Rest der Welt.
  • Dabei hat sich der Schwerpunkt in dem Segment deutlich in Richtung Lastkraftwagen verlagert. 2020 dominierten mit einem Anteil von 90 Prozent noch Busse, 2024 machten Lkw bereits 87 Prozent der gesamten Verkäufe von Wasserstoff-Nutzfahrzeugen aus.
  • Innerhalb des Lkw-Segments sind Schwerlast-Transporter mit fast zwei Dritteln des Umsatzes am stärksten vertreten.
  • Allerdings: Der Sektor musste im Jahr 2024 sowohl bei der Produktion als auch bei den Verkäufen erstmals einen Einbruch hinnehmen. Seit 2021 war das Segment stetig gewachsen. Die Fertigung ging um 10,4 Prozent zurück, der Absatz um 12,6 Prozent.
  • Dieser Einbruch ist ein Rückschlag, da aktuell ein Defizit von fast der Hälfte des Ziels von 50.000 Fahrzeugen für 2025 besteht. Die Entwicklung unterstreicht den Bedarf nach Kostensenkungen, den Ausbau von Wasserstofftankstellen, politische Optimierung und eine Ausweitung des Marktes.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

News

Pakistan: Verhältnis vor Staatsbesuch angespannt

Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari ist zu einem Staatsbesuch nach China gereist. Laut Pakistans Außenministerium wird er bei seinem Besuch bis zum 8. Februar unter anderem Chinas Staatschef Xi Jinping, Premierminister Li Qiang und andere hochrangige chinesische Führungspersönlichkeiten in Peking treffen.

Dabei stehen unter anderem die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit und die Terrorismusbekämpfung auf dem Programm. Zudem könnte sich Zardari für einen bereits diskutierten Schuldenerlass einsetzen. Im Juli hatte Pakistan China ersucht, Stromschulden in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar zu erlassen.

Die beiden Länder sind enge Verbündete, doch zuletzt sorgten Anschläge auf chinesische Staatsangehörige in Pakistan, insbesondere in der Provinz Belutschistan, für Spannungen. Daraufhin blockierte China die Finanzierung der ersten Phase des ML-1-Eisenbahnprojekts, einer 6,8-Milliarden-US-Dollar-Investition zur Modernisierung der Eisenbahnstrecken in Pakistan.

Die Sicherheitsprobleme in der südwestlichen Provinz beeinträchtigen auch den Ausbau des Chinesisch-Pakistanischen Wirtschaftskorridors (CPEC). Militante Separatistengruppen in Belutschistan beschuldigen China, die Ressourcen des Gebiets auszubeuten und wollen den Wirtschaftskorridor sabotieren. Das Projekt gilt mit Gesamtinvestitionen von 50 Milliarden US-Dollar als wichtiger Teil von Chinas Neuer Seidenstraße.

Dabei sollen nach pakistanischen Angaben auch Sonderwirtschaftszonen in Partnerschaft mit China eingerichtet werden, um den Agrar- und Informationstechnologiesektor des Landes zu modernisieren und gleichzeitig chinesische Unternehmen für die Ansiedlung von Low-End-Industrien im Land zu gewinnen. lp

  • China
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  • Neue Seidenstraße
  • Pakistan

Vor Staatsbesuch: Thailand schaltet “Betrugsgärten” den Strom ab

Die thailändische Regierung stellt einem Teil seiner Grenzregion zu Myanmar den Strom ab. Die Maßnahme gilt als Beschwichtigung Chinas im Vorfeld eines viertägigen Staatsbesuchs von Thailands Premierministerin Paetongtarn Shinawatra in der Volksrepublik. Betroffen ist die Stadt Shwe Kokko, die zu Mynamar gehört. Dort sollen Tausende verschleppte Thai und Chinesen von Banden festgehalten und zur Teilnahme an kriminellen Online-Aktivitäten gezwungen werden.

Shinawatra wird unter anderem in Peking mit Xi Jinping zusammentreffen. Dabei werden Grenzkriminalität und die Sicherheit chinesischer Besucher in Thailand zentrale Themen sein, heißt es. Vergangene Woche hatte Liu Zhongyi, Chinas Vizeminister für öffentliche Sicherheit, gefordert, dass Strom und Telekommunikation in den betroffenen Orten abgeschaltet werden sollten. Thailand erklärte die Kriminalität der Region daraufhin zur Bedrohung der nationalen Sicherheit und erteilte dem thailändischen Stromversorger PEA das Recht, die Stromersorgung zu unterbrechen. PEA versorgt gleich mehrere Städte des Nachbarlandes mit Strom.

Durch das Verschwinden des chinesischen Schauspielers Wang Xing, der von Thailand aus in eines der Lager verschleppt worden war und später befreit wurde, geriet die Sicherheit chinesischer Staatsbürger im Land vor einigen Wochen in den Fokus der Öffentlichkeit. Tausende verunsicherte Chinesen stornierten daraufhin ihre Reisen nach Thailand, die sie für das Frühlingsfest geplant hatten. Für Thailand sind chinesische Investitionen und der Tourismus wichtige Stützpfeiler der eigenen Wirtschaftsleistung.

Thailand und China feiern dieses Jahr 50-jähriges Jubiläum ihrer diplomatischen Beziehungen. Die Länder sind wirtschaftlich eng verbunden. Am Dienstag genehmigte das thailändische Kabinett die zweite Phase der Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Thailand, Laos und China, ein wichtiger Teil der Neuen-Seidenstraße-Initiative, die ab 2030 den Betrieb aufnehmen soll. jul

  • Kriminalität
  • Myanmar
  • Thailand

Migration: In China leben immer weniger Japaner

Die Zahl der in China ansässigen Japaner ist 2024 zum ersten Mal seit 20 Jahren unter 100.000 gesunken. Laut den jüngsten Daten des japanischen Außenministeriums, ausgewertet von Nikkei, hielten sich am 1. Oktober 97.538 japanische Staatsangehörige für drei oder mehr Monate in China auf. Das waren vier Prozent weniger als im Vorjahr. Vor allem steigende Löhne und politische Risiken wirken sich auf die Tätigkeit japanischer Unternehmen in China aus. In den letzten zwölf Jahren ging die japanische Bevölkerung etwa in Peking um 60 Prozent zurück, im nordostchinesischen Dalian um die Hälfte.

Nach dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 hatten sich deutlich mehr japanische Unternehmen in der Volksrepublik niedergelassen, auch um von billigen Arbeitskräften zu profitieren. Seit 2012 sinkt die Zahl der in China lebenden Japaner jedoch. Konflikte entstanden unter anderem durch die japanische Vereinnahmung der von China beanspruchten Diaoyu-Inseln, die in Japan Senkaku heißen.

Zuletzt beeinträchtigten neben der Pandemie auch Angriffe auf japanische Staatsangehörige in China das Leben der dortigen Migranten. Japanische Kinder wurden in Shenzhen und Suzhou Ziel tödlicher Messerangriffe. Infolgedessen lassen immer mehr japanische Arbeitnehmer in China ihre Familien in der Heimat zurück.

Die Zahl aller in China lebenden Ausländer war während der Pandemie deutlich zurückgegangen. Infolge von Reiseerleichterungen reisten zuletzt mehr Menschen nach China, über die Zahl der dauerhaft in China lebenden Ausländer gibt es jedoch keine aktuellen sicheren Angaben. Als Anhaltspunkt kann die Zahl der Anträge auf Visums-Verlängerungen, -Ersatz oder -Neuausstellung gelten. Im letzten Jahr gingen laut der Nationalen Statistikbehörde 72.000 entsprechende Anträge bei chinesischen Behörden ein. lp

  • China
  • Gesellschaft
  • Japan
  • Migration

Presseschau

Trump to speak with China’s Xi after hiking tariffs, White House says REUTERS
Trump’s China tariffs are likely to drive up drug prices and spur shortages NBC NEWS
Handelskrieg mit USA: Warum Chinas Gegenschlag auf Trumps Zölle mild ausfällt TAGESANZEIGER
Handelsstreit mit Trump: “China wird nicht so schnell einknicken” TAGESSCHAU
US dollar edges lower as China tariffs kick in REUTERS
No one will be more pleased about Trump’s tariff wars than Xi Jinping TELEGRAPH
European stocks dip after China retaliates against US tariffs FINANCIAL TIMES
Thai PM heads to China amid growing global uncertainties VOA NEWS
DeepSeek: Chinas neuer Chatbot könnte Europas KI-Wende einläuten SWP

Personalien

Tony Kwok ist seit Januar Greater China Director bei CTP, einem Entwickler und Verwalter von Logistik- und Industrieimmobilien mit Sitz in Amsterdam. Kwoks Rolle ist die Entwicklung des grenzüberschreitenden Geschäfts im Großraum China im Rahmen von CTP Asia. Sein Einsatzort ist Shanghai.

Naseem Raufi ist seit Januar Geschäftsführer und Trainer bei Moin Moin Nihao, einem Beratungsunternehmen für nachhaltige Geschäftsstrategien in China. Raufi hat mehrere Jahre als Projektmanager in Dalian in der Provinz Liaoning gearbeitet. Sein jetziger Einsatzort ist Kassel.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Auch eine Folge von Chinas wachsendem Automarkt: Immer mehr Familien reisen zum Frühjahrsfest mit dem Pkw. Doch ganz egal, ob man mit dem Flugzeug, Zug oder Auto unterwegs ist: Am letzten Tag der Ferien ist man als Reisender in China automatisch Teil einer regelrechten Völkerwanderung. Wie hier an der Mautstation des Hefei-Nanjing Expressways bei Chuzhou, Anhui. Da heißt es: Nerven bewahren – und ein paar leckere Snacks auspacken.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    China gehört offenbar zu einer Handvoll Lieblingsfeinden von Donald Trump. Ziemlich genau sechs Jahre nach dem ersten Handelskrieg zwischen den beiden Ländern geht der Konflikt in die zweite Runde. Mit Zehn-Prozent-Zöllen auf alle chinesischen Importe legte der US-Präsident vor. Nun hat die Führung in Peking reagiert – allerdings mit einem Zeitpuffer bei der Umsetzung und mit Maßnahmen, die eher milde erscheinen.

    Während Peking damit zugleich Selbstbewusstsein und Kompromissbereitschaft signalisiert, ist die chinesische Führung in den letzten Jahren auch Schritte gegangen, um besser für derartige Konflikte gewappnet zu sein. Welche das sind, und welchen Trumpf die chinesische Zentralbank ausspielen könnte, analysiert Fabian Kretschmer.

    Auch unsere zweite Analyse beschäftigt sich mit Trumps Drohungen, nun mit Blick auf Lateinamerika. Im Zuge des jüngsten Besuchs von Außenminister Marco Rubio setzen die USA Panama weiter unter Druck. Das Land hat als Zugeständnis an die USA sogar angekündigt, die Mitgliedschaft in Chinas Neuer Seidenstraße nicht zu erneuern.

    Die Volksrepublik übt sich derweil in Zurückhaltung. Wie genau das China im Umgang mit Ländern des Globalen Südens strategisch nützen könnte, darüber schreibt Leonardo Pape.

    Ich wünsche Ihnen einen guten Mittwoch.

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    Julia Fiedler
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    Analyse

    US-Zölle: Weshalb die Volksrepublik nur ein bisschen zurückschlägt

    Von

    Ziemlich genau sechs Jahre nach Beginn der ersten Phase des Handelskrieges zwischen den USA und China geht der Konflikt in die zweite Runde. Nachdem Donald Trump mit Zehn-Prozent-Zöllen auf alle chinesischen Importe vorgelegt hat, reagiert jetzt die Führung in Peking. Auf Kohle und Flüssiggas-Importe sollen 15 Prozent, auf Öl und landwirtschaftliche Maschinen aus den USA zehn Prozent zusätzlich an Zöllen anfallen. Zudem hat das Handelsministerium Exportkontrollen für Metalle eingeführt, die insbesondere für die Elektronikbranche von Bedeutung sind.

    Die Zölle sind mehr als eine rein symbolische Vergeltungsaktion, doch im Vergleich zu Trumps Rundumschlag ist ihr Umfang deutlich begrenzt. Chinas Rohölimporte aus den USA etwa lagen im letzten Jahr nur bei rund sechs Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr hatte China die US-Ölimporte bereits um die Hälfte reduziert. Erdgas- und Kohleimporte aus den USA kamen zusammen auf etwas mehr als fünf Milliarden US-Dollar. Auch die angekündigten kartellrechtlichen Untersuchungen gegen Google, das in China de facto gesperrt ist, werden der US-Wirtschaft kaum substanziell schaden.

    Chinesische Medien halten sich zurück

    Die Regierung in Peking projiziert mit ihrer Reaktion Stärke, zeigt aber auch Kompromissbereitschaft: Die Gegenzölle sollen nämlich erst am 10. Februar in Kraft treten. Das wäre genügend Zeit, um mit US-Präsident Donald Trump noch eine kurzfristige Einigung zu erzielen. Nun hängt vieles am angekündigten Telefonat zwischen Trump und Xi Jinping.

    Angesichts der angespannten Wirtschaftslage dürfte Peking zu diesem Zeitpunkt nicht den ökonomischen Konflikt mit den Vereinigten Staaten suchen. Dafür, dass die kommunistische Parteiführung den Konflikt nicht eskalieren will, sprechen auch Reaktionen in den chinesischen Medien: Diese hielten sich bei der Berichterstattung am Dienstag auffallend zurück.

    Das bei Unternehmern und Investoren renommierte Wirtschaftsmedium Caixin schrieb über die Strafzölle, als handele es sich nur um eine Nachricht unter vielen. Selbst auf Weibo, der führenden Online-Plattform des Landes, verschwand das Thema bis zum Abend bereits von der Liste der zehn Top-News. Ganz offensichtlich wollte die Staatsführung keine antiamerikanischen Geister innerhalb der Bevölkerung wecken, deren Rachegelüste sie am Ende nicht befriedigen kann.

    Peking hat Abwehrmechanismen aufgebaut

    Doch auch wenn Peking den Konflikt vermeiden möchte, stellt es sich gleichzeitig auf alle erdenklichen Szenarien ein. In den letzten Jahren hat Staatschef Xi Jinping seine Volkswirtschaft in rasanter Geschwindigkeit transformiert, um sich bestmöglich gegen Washingtons Sanktionen zu wappnen. Dazu gehört insbesondere bei Zukunftstechnologien das Ziel, möglichst autark zu werden. Zudem versucht die chinesische Führung selbst, den Anteil der chinesischen Exporte in die USA zu senken.

    Und wenn es hart auf hart kommt, hat Peking mögliche Abwehrmechanismen parat. Einen von ihnen dürfte die Zentralbank bereits am heutigen Mittwoch ausspielen: Es wird erwartet, dass sie den Renminbi künstlich abwertet, um chinesische Waren in den USA durch einen günstigeren Wechselkurs weiterhin attraktiv zu halten. Mit jener Taktik hat China bereits 2018 die Strafzölle Trumps bis zu einem gewissen Grad abfedern können.

    Ökonomische Sanktionen gegen die USA im Ernstfall möglich

    Zudem steht der Ein-Partei-Diktatur ein ganzer Werkzeugkasten an ökonomischen Sanktionen zur Verfügung, wie sie in einem demokratischen Rechtsstaat nicht möglich wären: US-Unternehmen könnten etwa bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen subtil ausgebootet werden oder plötzlich ins Visier besonders penibel agierender Aufsichtsbehörden geraten. Wahrscheinlich wäre auch, dass die Parteizeitungen gezielt Boykottbewegungen anzetteln, um die chinesischen Konsumenten gegen US-Produkte anzustacheln. 

    Letztlich aber könnte es Donald Trump höchstselbst sein, der der Volksrepublik China in die Hände spielt: Denn je stärker der US-Präsident auch seine Verbündeten in Europa, Ostasien oder Nordamerika vor den Kopf stößt, desto weiter distanzieren diese sich von den USA und nähern sich möglicherweise sogar der Volksrepublik an. Der transatlantische Schulterschluss jedenfalls, den viele westliche Staaten unter der Amtszeit Joe Bidens anstrebten, dürfte mit Trumps polternder Zoll-Politik vorerst vorbei sein. Fabian Kretschmer

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    Globaler Süden: Wie die USA China in die Karten spielen

    Ein Schiff des chinesischen Staatskonzerns Cosco durchquert den Panamakanal.

    Den Auftakt ins Jahr der Schlange hätte sich die chinesische Führung sicher anders gewünscht. Zuerst machte US-Präsident Donald Trump bekanntlich mit seinen Zolldrohungen gegen die Volksrepublik ernst. Dann reiste US-Außenminister Marco Rubio für seinen ersten Auslandsbesuch nach Panama. Dort beschwerte er sich, China würde unberechtigt Kontrolle über den Panamakanal ausüben.

    Die Sorge mag grundsätzlich berechtigt sein, weil China seinen Einfluss auf die Hafen-Infastruktur kontinuierlich ausbaut. Aber dass am Kanal bereits chinesische Soldaten stationiert seien, so wie Trump es behauptet, ist faktisch falsch.

    Doch trotz aller faktischen und rhetorischen Verschärfungen auf US-Seite agiert die Parteiführung in Peking Trump gegenüber bislang bemerkenswert zurückhaltend. Das zeigt sich nicht nur an der eher gemäßigten Reaktion auf die Zölle gegen China. Auch sonst hält die Volksrepublik mit zu harter Kritik an den USA hinter dem Berg.

    Zwar distanzierte sich China entschieden von unmittelbarer Verantwortung für die Fentanyl-Schwemme in den Vereinigten Staaten, signalisierte aber auch Verhandlungsbereitschaft und verwies auf mögliche Lösungsalternativen zu den Zöllen. Und auf die Ankündigung Panamas, das Land werde seine Mitgliedschaft in Chinas Seidenstraße-Initiative im Jahr 2026 nicht verlängern, reagierte Peking bislang gar nicht. Dabei wird Panamas Entscheidung als ein reines Entgegenkommen auf US-amerikanische Befindlichkeiten gewertet.

    “Politik der Konfrontation”

    Panamas Präsident Raúl Mulino hatte bei Rubios Besuch die Souveränitätsrechte seines Landes über den Kanal bekräftigt, ging aber in vielen anderen Bereichen auf die USA zu – unter anderem mit dem Ende des Seidenstraße-Engagements. Panama hatte erst 2017 diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik aufgenommen und war als erstes Land in Lateinamerika der Seidenstraßen-Initiative beigetreten.

    Für die USA klingt Panamas Ankündigung nach einem politischen Erfolg gegen China. Sie könnte das Land aber teuer zu stehen kommen, glaubt der ehemalige chilenische Botschafter in China und Professor an der Universität Boston Jorge Heine. “Was die Trump-Regierung tut, wird die Länder Lateinamerikas nur näher an China heranführen, denn es ist keine Politik der Zusammenarbeit, sondern eine Politik der Konfrontation”, sagt Heine im Gespräch mit Table.Briefings. Er sieht keine Hinweise darauf, dass China die Neutralität der Wasserstraße konkret gefährdet, nur weil das Hongkonger Unternehmen CK Hutchinson am Panamakanal tätig ist. Dass Trump die panamaische Souveränität über den Kanal infrage stellt, rufe deshalb umso mehr “heftigen Widerstand” in der gesamten Region hervor.

    Die meisten Länder im Globalen Süden wollten sich ihren strategischen Spielraum im Umgang mit China, den USA und anderen Kräften bewahren. Im Fall Panamas sieht Jorge Heine eben hierin einen Fehler der Trump-Regierung, denn sie versuche mit aggressiven Mitteln, das Land in ihr Lager zu zwingen. Dies wecke in der Region, die lange unter dem imperialen Einfluss der USA stand, böse Erinnerungen. Und selbst wenn die Taktik im Einzelfall funktioniere: Trump werde die Länder Lateinamerikas nicht davon abbringen, Geschäfte mit China zu machen.

    “Wenn der Gegner Fehler macht, sollte man ihn nicht stören.”

    Aus chinesischer Sicht sei das durchaus ein strategischer Vorteil, glaubt Heine. Die USA richteten ihre Zölle und Drohungen derzeit anders als erwartet nicht primär gegen die Volksrepublik, sondern auch gegen vermeintliche Partner wie Kanada, Mexiko, Panama oder die EU. Von diesen Spaltungen profitiere China. Für die Führung in Peking heiße es nun: “Wenn der Gegner Fehler macht, sollte man ihn nicht stören.”

    Zudem scheint die chinesische Regierung bemüht, mit ihrem eigenen Verhalten ein Kontrastprogramm zu liefern, ohne direkte Vergleiche mit den USA heranzuziehen. Das kann ihr besonders jenseits des politischen Westens zugutekommen. Während etwa Trump im Januar, vor Beginn seiner Präsidentschaft, offen die Übernahme des Panamakanals und Grönlands erwog, reiste Außenminister Wang Yi durch Afrika und inszenierte China als verlässlichen Partner des Globalen Südens. Später warb Vizepremier Ding Xuexiang auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos für den Freihandel, wiederum ohne die USA anzugreifen.

    Auf die US-Zölle selbst reagierte China zudem mit der Ankündigung, die Welthandelsorganisation einzuschalten. Sie schlüpft damit auch in die Rolle eines Akteurs, der globale Institutionen respektiert und sich für die Akzeptanz eines internationalen Regelwerks einsetzt.

    USA und China als austauschbare Optionen

    Fest steht: Die Eigenwerbung kann China, zumal im Globalen Süden, nicht schaden. Denn die Trump-Regierung ist dort relativ beliebt. In mehreren Umfragen vor und nach den US-Wahlen wurde Trump unter anderem in wichtigen Schwellenländern wie Brasilien, Indonesien und Südafrika überwiegend positiv gesehen. Der European Council of Foreign Relations (ECFR) erklärt das unter anderem mit Trumps Friedensversprechen, etwa im Krieg Russlands gegen die Ukraine.

    Doch selbst wenn Panama aus der Neuen Seidenstraße aussteigt und Trump sich als Friedensengel geriert, könnte Peking im Global Süden durchaus Nutznießer seiner Präsidentschaft werden. Denn Trump verstärke den Eindruck, die USA verfolgten wie andere Nationen letztlich nur eigene Interessen, argumentiert der ECFR. Hieraus formt sich für Länder außerhalb des politischen Westens die Wahrnehmung einer “Welt à la carte” ohne klare Allianzen. Die USA und China gelten darin zunehmend als austauschbare Optionen für wechselnde politische und wirtschaftliche Partnerschaften.

    In Lateinamerika und der Karibik sind aktuell 22 Länder Mitglieder der Neuen Seidenstraße. Chinas Handel mit Lateinamerika ist von rund 18 Milliarden US-Dollar im Jahr 2002 auf über 450 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 angewachsen. Mittlerweile hat China die USA als größten Handelspartner der meisten südamerikanischen Länder abgelöst.

    Trump hatte schon gegen Ende seiner ersten Amtszeit versucht, diese zunehmend enge Verflechtung Chinas und Lateinamerikas aufzubrechen. Gezielt setzte seine Regierung Länder der Region unter Druck, Entwicklungsprojekte im Rahmen der Neuen Seidenstraße aufzukündigen – mit überschaubarem Erfolg. Zuletzt eröffnete der chinesische Staatskonzern Cosco im November 2024 am Rande des Apec-Wirtschaftsgipfels einen neuen Megahafen in Peru.

    • China
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    • Weltwirtschaftsforum

    Sinolytics Radar

    Wasserstoff-Nutzfahrzeuge: China bleibt trotz Markteinbruch führend

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    • China treibt die Kommerzialisierung von Wasserstoff als Energieträger voran. Mit dem Anfang des Jahres in Kraft getretenen Energiegesetz wird Wasserstoff offiziell als Energiequelle anerkannt, wodurch rechtliche Hürden beseitigt werden. 2025 gilt laut dem “Mittel- und langfristigen Plan für die Entwicklung der Wasserstoffindustrie (2021-2035)” 氢能产业发展中长期 (2021-2035年) als wichtiger Meilenstein.
    • China ist im Bereich Brennstoffzellenfahrzeuge führend. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verkaufte China mehr Wasserstoff-Nutzfahrzeuge als der Rest der Welt.
    • Dabei hat sich der Schwerpunkt in dem Segment deutlich in Richtung Lastkraftwagen verlagert. 2020 dominierten mit einem Anteil von 90 Prozent noch Busse, 2024 machten Lkw bereits 87 Prozent der gesamten Verkäufe von Wasserstoff-Nutzfahrzeugen aus.
    • Innerhalb des Lkw-Segments sind Schwerlast-Transporter mit fast zwei Dritteln des Umsatzes am stärksten vertreten.
    • Allerdings: Der Sektor musste im Jahr 2024 sowohl bei der Produktion als auch bei den Verkäufen erstmals einen Einbruch hinnehmen. Seit 2021 war das Segment stetig gewachsen. Die Fertigung ging um 10,4 Prozent zurück, der Absatz um 12,6 Prozent.
    • Dieser Einbruch ist ein Rückschlag, da aktuell ein Defizit von fast der Hälfte des Ziels von 50.000 Fahrzeugen für 2025 besteht. Die Entwicklung unterstreicht den Bedarf nach Kostensenkungen, den Ausbau von Wasserstofftankstellen, politische Optimierung und eine Ausweitung des Marktes.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

    News

    Pakistan: Verhältnis vor Staatsbesuch angespannt

    Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari ist zu einem Staatsbesuch nach China gereist. Laut Pakistans Außenministerium wird er bei seinem Besuch bis zum 8. Februar unter anderem Chinas Staatschef Xi Jinping, Premierminister Li Qiang und andere hochrangige chinesische Führungspersönlichkeiten in Peking treffen.

    Dabei stehen unter anderem die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit und die Terrorismusbekämpfung auf dem Programm. Zudem könnte sich Zardari für einen bereits diskutierten Schuldenerlass einsetzen. Im Juli hatte Pakistan China ersucht, Stromschulden in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar zu erlassen.

    Die beiden Länder sind enge Verbündete, doch zuletzt sorgten Anschläge auf chinesische Staatsangehörige in Pakistan, insbesondere in der Provinz Belutschistan, für Spannungen. Daraufhin blockierte China die Finanzierung der ersten Phase des ML-1-Eisenbahnprojekts, einer 6,8-Milliarden-US-Dollar-Investition zur Modernisierung der Eisenbahnstrecken in Pakistan.

    Die Sicherheitsprobleme in der südwestlichen Provinz beeinträchtigen auch den Ausbau des Chinesisch-Pakistanischen Wirtschaftskorridors (CPEC). Militante Separatistengruppen in Belutschistan beschuldigen China, die Ressourcen des Gebiets auszubeuten und wollen den Wirtschaftskorridor sabotieren. Das Projekt gilt mit Gesamtinvestitionen von 50 Milliarden US-Dollar als wichtiger Teil von Chinas Neuer Seidenstraße.

    Dabei sollen nach pakistanischen Angaben auch Sonderwirtschaftszonen in Partnerschaft mit China eingerichtet werden, um den Agrar- und Informationstechnologiesektor des Landes zu modernisieren und gleichzeitig chinesische Unternehmen für die Ansiedlung von Low-End-Industrien im Land zu gewinnen. lp

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    Vor Staatsbesuch: Thailand schaltet “Betrugsgärten” den Strom ab

    Die thailändische Regierung stellt einem Teil seiner Grenzregion zu Myanmar den Strom ab. Die Maßnahme gilt als Beschwichtigung Chinas im Vorfeld eines viertägigen Staatsbesuchs von Thailands Premierministerin Paetongtarn Shinawatra in der Volksrepublik. Betroffen ist die Stadt Shwe Kokko, die zu Mynamar gehört. Dort sollen Tausende verschleppte Thai und Chinesen von Banden festgehalten und zur Teilnahme an kriminellen Online-Aktivitäten gezwungen werden.

    Shinawatra wird unter anderem in Peking mit Xi Jinping zusammentreffen. Dabei werden Grenzkriminalität und die Sicherheit chinesischer Besucher in Thailand zentrale Themen sein, heißt es. Vergangene Woche hatte Liu Zhongyi, Chinas Vizeminister für öffentliche Sicherheit, gefordert, dass Strom und Telekommunikation in den betroffenen Orten abgeschaltet werden sollten. Thailand erklärte die Kriminalität der Region daraufhin zur Bedrohung der nationalen Sicherheit und erteilte dem thailändischen Stromversorger PEA das Recht, die Stromersorgung zu unterbrechen. PEA versorgt gleich mehrere Städte des Nachbarlandes mit Strom.

    Durch das Verschwinden des chinesischen Schauspielers Wang Xing, der von Thailand aus in eines der Lager verschleppt worden war und später befreit wurde, geriet die Sicherheit chinesischer Staatsbürger im Land vor einigen Wochen in den Fokus der Öffentlichkeit. Tausende verunsicherte Chinesen stornierten daraufhin ihre Reisen nach Thailand, die sie für das Frühlingsfest geplant hatten. Für Thailand sind chinesische Investitionen und der Tourismus wichtige Stützpfeiler der eigenen Wirtschaftsleistung.

    Thailand und China feiern dieses Jahr 50-jähriges Jubiläum ihrer diplomatischen Beziehungen. Die Länder sind wirtschaftlich eng verbunden. Am Dienstag genehmigte das thailändische Kabinett die zweite Phase der Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Thailand, Laos und China, ein wichtiger Teil der Neuen-Seidenstraße-Initiative, die ab 2030 den Betrieb aufnehmen soll. jul

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    • Thailand

    Migration: In China leben immer weniger Japaner

    Die Zahl der in China ansässigen Japaner ist 2024 zum ersten Mal seit 20 Jahren unter 100.000 gesunken. Laut den jüngsten Daten des japanischen Außenministeriums, ausgewertet von Nikkei, hielten sich am 1. Oktober 97.538 japanische Staatsangehörige für drei oder mehr Monate in China auf. Das waren vier Prozent weniger als im Vorjahr. Vor allem steigende Löhne und politische Risiken wirken sich auf die Tätigkeit japanischer Unternehmen in China aus. In den letzten zwölf Jahren ging die japanische Bevölkerung etwa in Peking um 60 Prozent zurück, im nordostchinesischen Dalian um die Hälfte.

    Nach dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 hatten sich deutlich mehr japanische Unternehmen in der Volksrepublik niedergelassen, auch um von billigen Arbeitskräften zu profitieren. Seit 2012 sinkt die Zahl der in China lebenden Japaner jedoch. Konflikte entstanden unter anderem durch die japanische Vereinnahmung der von China beanspruchten Diaoyu-Inseln, die in Japan Senkaku heißen.

    Zuletzt beeinträchtigten neben der Pandemie auch Angriffe auf japanische Staatsangehörige in China das Leben der dortigen Migranten. Japanische Kinder wurden in Shenzhen und Suzhou Ziel tödlicher Messerangriffe. Infolgedessen lassen immer mehr japanische Arbeitnehmer in China ihre Familien in der Heimat zurück.

    Die Zahl aller in China lebenden Ausländer war während der Pandemie deutlich zurückgegangen. Infolge von Reiseerleichterungen reisten zuletzt mehr Menschen nach China, über die Zahl der dauerhaft in China lebenden Ausländer gibt es jedoch keine aktuellen sicheren Angaben. Als Anhaltspunkt kann die Zahl der Anträge auf Visums-Verlängerungen, -Ersatz oder -Neuausstellung gelten. Im letzten Jahr gingen laut der Nationalen Statistikbehörde 72.000 entsprechende Anträge bei chinesischen Behörden ein. lp

    • China
    • Gesellschaft
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    • Migration

    Presseschau

    Trump to speak with China’s Xi after hiking tariffs, White House says REUTERS
    Trump’s China tariffs are likely to drive up drug prices and spur shortages NBC NEWS
    Handelskrieg mit USA: Warum Chinas Gegenschlag auf Trumps Zölle mild ausfällt TAGESANZEIGER
    Handelsstreit mit Trump: “China wird nicht so schnell einknicken” TAGESSCHAU
    US dollar edges lower as China tariffs kick in REUTERS
    No one will be more pleased about Trump’s tariff wars than Xi Jinping TELEGRAPH
    European stocks dip after China retaliates against US tariffs FINANCIAL TIMES
    Thai PM heads to China amid growing global uncertainties VOA NEWS
    DeepSeek: Chinas neuer Chatbot könnte Europas KI-Wende einläuten SWP

    Personalien

    Tony Kwok ist seit Januar Greater China Director bei CTP, einem Entwickler und Verwalter von Logistik- und Industrieimmobilien mit Sitz in Amsterdam. Kwoks Rolle ist die Entwicklung des grenzüberschreitenden Geschäfts im Großraum China im Rahmen von CTP Asia. Sein Einsatzort ist Shanghai.

    Naseem Raufi ist seit Januar Geschäftsführer und Trainer bei Moin Moin Nihao, einem Beratungsunternehmen für nachhaltige Geschäftsstrategien in China. Raufi hat mehrere Jahre als Projektmanager in Dalian in der Provinz Liaoning gearbeitet. Sein jetziger Einsatzort ist Kassel.

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    Dessert

    Auch eine Folge von Chinas wachsendem Automarkt: Immer mehr Familien reisen zum Frühjahrsfest mit dem Pkw. Doch ganz egal, ob man mit dem Flugzeug, Zug oder Auto unterwegs ist: Am letzten Tag der Ferien ist man als Reisender in China automatisch Teil einer regelrechten Völkerwanderung. Wie hier an der Mautstation des Hefei-Nanjing Expressways bei Chuzhou, Anhui. Da heißt es: Nerven bewahren – und ein paar leckere Snacks auspacken.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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