Table.Briefing: China

Zankapfel Renminbi + Schutz vor Cyberangriffen

Liebe Leserin, lieber Leser,

die chinesische Regierung plant laut Insidern eine Abwertung des Yuan bis 2025 – um auf mögliche höhere Handelszölle der USA unter einer erneuten Präsidentschaft von Donald Trump zu reagieren. Während Trumps erster Amtszeit hatte sich der Yuan gegenüber dem Dollar um mehr als zwölf Prozent abgeschwächt, nachdem er zwischen März 2018 und Mai 2020 eine Reihe von Strafzöllen angekündigt und durchgesetzt hatte. Die USA drohten am Dienstag mit scharfen Konsequenzen.

Auch die deutsche Wirtschaft wäre zwangsläufig von einer solchen Abwertung betroffen, analysiert Marcel Grzanna. Denn als Exportnation stehen sich deutsche und chinesische Unternehmen in Drittstaaten als unmittelbare Wettbewerber gegenüber. 

Immer mehr Firmen werden Opfer von Datendiebstahl. Das zeigt eine repräsentative Studie des Digitalverbands Bitkom. Demnach liegt der Schaden für die deutsche Wirtschaft mittlerweile auf einem Rekordhoch von 266,6 Milliarden Euro. Die meisten Angriffe kommen aus China. Um sensible Daten zu schützen, setzt die Kommunikationsbranche auf 5G-Campusnetze, berichtet Manuel Liu von der PMRExpo in Köln. 

Dass die Volksrepublik Interessen in der Arktis hat, ist mittlerweile mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Aber wie sieht es am anderen Pol aus? In der Antarktis hat sich China schon längst als Platzhirsch etabliert, schreibt Inga von der Stein im heutigen Standpunkt. Strategisch bietet die Antarktis für China perfekte Ausgangsbedingungen – die EU hat indes noch keine stringente Strategie. 

Ihre
Amelie Richter
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Analyse

Zentralbank: Was eine Abwertung der chinesischen Währung bedeuten würde

Das Schreckgespenst kehrt zurück: Peking erwägt eine baldige Abwertung seiner Landeswährung Renminbi. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf mehrere Quellen im Umfeld der chinesischen Zentralbank bezieht. Eine solche Maßnahme erinnert an Zeiten, in denen die USA China vorwarf, seine Handelsbilanz durch verbilligte Exportprodukte massiv zu manipulieren und auf ihre Kosten riesige Mengen an ausländischen Devisen aufzubauen.

Reuters hat erfahren, dass Chinas Führung den Schritt demnach als mögliche Antwort auf höhere US-Handelszölle in Erwägung zieht. Einmal mehr liefert der kommende US-Präsident Donald Trump den Anlass, obwohl er erst am 20. Januar ins Weiße Haus zurückkehrt. Trump hatte bereits angekündigt, einen universellen Importzoll von zehn Prozent und einen Zoll von 60 Prozent auf chinesische Importe in die Vereinigten Staaten erheben zu wollen. Eine Abwertung des Renminbi könnte chinesische Exporte billiger machen und somit die drastischen Auswirkungen der Zölle für die chinesische Wirtschaft abfedern.

Üblicher Spielraum von zwei Prozent

Die Nachricht schlug in den US umgehend hohe Wellen. “Wir werden scharf reagieren, wenn wir sehen, dass andere Länder ihre Währung manipulieren, um sich einen Vorteil zu verschaffen”, sagte US-Finanzministerin Janet Yellen. Führende Nationen sollten allein den Markt über den Wert ihrer Währung entscheiden lassen.

Auch die deutsche Wirtschaft wäre zwangsläufig von einer solchen Abwertung betroffen. Als Exportnation stehen sich deutsche und chinesische Unternehmen in Drittstaaten als unmittelbare Wettbewerber gegenüber. Chinesische Anbieter würden einen Vorteil daraus ziehen, wenn sie ihren Kunden im Preisvergleich um einige Prozentpunkte entgegenkommen können, ohne weitere Einbußen hinnehmen zu müssen.

Konkret soll die Überlegung im Raum stehen, den Wert auf 7,5 Yuan pro US-Dollar zu senken. Das würde einer Abwertung von etwa 3,5 Prozent zum aktuellen Tageswert von rund 7,25 Yuan entsprechen. Die übliche Praxis der Zentralbank sieht dagegen vor, den Wechselkurs in einem gewissen Rahmen stabil zu halten. Der Wert der Währung darf sich um zwei Prozent nach oben oder unten eines von der Zentralbank festgelegten täglichen Mittelwerts bewegen. Schon während der ersten Amtszeit von Donald Trump verlor der Yuan im Zuge gegenseitiger Zollankündigungen zwischen März 2018 und Mai 2020 gegenüber dem US-Dollar mehr als zwölf Prozent an Wert.

Abwertung macht Yuan für Investoren unattraktiv

Doch der Einsatz eines solchen Instruments kommt nicht ohne Preis. Im Gegenteil würden die Ambitionen Pekings, seine Währung zu internationalisieren, einen herben Dämpfer kassieren. Spätestens seit Beginn der Finanzkrise 2007 begann Peking damit, klar seine Ansprüche zu formulieren, mit dem Renminbi eine Reservewährung in der Welt etablieren zu wollen. Der Yuan, so der Plan, soll die Vorherrschaft des US-Dollars und damit des US-Finanzsystems durchbrechen.

Tatsächlich hat die Volksrepublik den internationalen Handel mit zahlreichen Partnerstaaten auf die eigene Landeswährung bereits umgestellt. Der Dollar spielt beispielsweise beim Warenverkehr zwischen Russland und China in großen Teilen keine Rolle mehr. Im Jahr 2010 wurden die chinesischen Exporte in der Welt zu rund 80 Prozent mit US-Dollar bezahlt. Inzwischen hat sich das Volumen um etwa die Hälfte reduziert. Vor allem, weil russische Rohstoffe von Peking in Renminbi bezahlt werden.

Eine künstliche Abwertung macht den Yuan allerdings schlichtweg für Investoren unattraktiv. Wer sein Geld parken will, tut dies lieber in US-Dollar, Euro oder japanischen Yen, weil deren Wert von Markt-, nicht von Staatskräften gestaltet wird. Als Reservewährung scheidet der Renminbi zurzeit noch aus.

Deflationären Druck abbauen

Zwar marginalisierte US-Finanzministerin Yellen am Mittwoch die Bedrohung für den US-Dollar. Doch vermutlich könnte sich aus einer “De-Dollarisierung” der Welt eine reelle Gefahr für die globale Führungsrolle der USA entwickeln. Wer die Finanzströme überblickt und kontrolliert, besitzt mehr Informationen als andere Akteure und größeren Spielraum zum Eingreifen. Russland macht nach seinem Angriff auf die Ukraine diese Erfahrung, weil es durch die Sanktionen vom Dollarfluss abgeschnitten wurde. Die Macht des Dollars garantiert den Amerikanern zudem einen schier unerschöplichen Kredit bei internationalen Investoren, die immer wieder große Summen in US-Staatsanleihen stecken.

Dass die chinesische Zentralbank bereit ist, die Pläne zur Internationalisierung des Renminbi auf die lange Bank zu schieben, ist ein Indiz für die Sorge, die Trumps Zölle Peking bereiten. Zu Wochenbeginn war durchgesickert, dass die Konjunkturhilfen für die heimische Wirtschaft deutlich größer ausfallen werden, als es bislang diskutiert wurde. Ein schwacher Yuan könnte der zweitgrößten Volkswirtschaft helfen, deflationären Druck abzubauen, indem sie die Exporterlöse steigert und Importwaren teurer macht. Chinas Exporte gingen im November stark zurück und die Importe schrumpften unerwartet, was geldpolitische Maßnahmen als möglichen Ausweg wahrscheinlicher macht.

Analysten warnen jedoch auch vor Importbeschränkungen für Waren aus China, sollte die Zentralbank dem Sektor mit einer künstlichen Verbilligung seiner Waren unter die Arme greifen. Die Frage sei, bis zu welchem Grad Chinas Handelspartner eine Abwertung akzeptieren würden, ohne Gegenmaßnahmen in Gang zu setzen.

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5G-Campusnetze: Wie sich Unternehmen vor Cyberangriffen aus China schützen

Der Hamburger Hafen setzt am Eurogate-Container-Terminal auf ein 5G-Campusnetz.

Immer mehr Firmen werden Opfer von Datendiebstahl. Das zeigt eine repräsentative Studie des Digitalverbands Bitkom. Demnach liegt der Schaden für die deutsche Wirtschaft mittlerweile auf einem Rekordhoch von 266,6 Milliarden Euro. Die meisten Angriffe kommen aus China.

Wie die Bitkom-Studie zeigt, konnten 45 Prozent der betroffenen Unternehmen mindestens einen Angriff in die Volksrepublik zurückverfolgen. Zuvor galt Russland als größter Angreifer. Meistens steckt die organisierte Kriminalität hinter den Attacken. Doch die Zahl von Operationen durch staatliche Geheimdienste und deren Hilfstrupps wächst ebenfalls stetig. Inzwischen beläuft sie sich auf 20 Prozent. Offiziell verurteilt China jegliche Form von Cyberangriffen.

“Die Studienergebnisse korrespondieren mit unserer Lagebewertung. Internationale Konflikte und systemische Rivalitäten prägen die Sicherheitslage im Cyberraum wie im geopolitischen Raum“, sagte Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) bei der Vorstellung der Studie. Die Verzahnung von Cyberspionage und Cybercrime habe weiter zugenommen.

Verbindung zwischen digitalen und analogen Angriffen

Man erkenne eine noch engere Verbindung zwischen digitalen und analogen Angriffen. “Die Angreifer verfolgen das Ziel, durch passgenaues Social Engineering die Tür für klassische Spionageaktivitäten zu öffnen. Gleichzeitig nimmt die Bedrohung durch digitale und physische Sabotage weiter zu”, sagte Selen. Sorge bereitet der starke Anstieg analoger Angriffe, darunter Sabotage von Betriebsabläufen und Anlagen. Beispiel: das durchtrennte Tiefseekabel in der Ostsee. Solche externen Faktoren zeigen, wie vulnerabel die Kommunikationssysteme sind.

Der Verfassungsschutz mahnte in diesem Jahr erneut zu mehr Vorsicht vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Im April wurden zum Beispiel drei deutsche Staatsbürger festgenommen, weil sie für den chinesischen Geheimdienst Wirtschaftsspionage betrieben haben sollen. Im selben Monat folgten Berichte über chinesische Hackerangriffen gegen Volkswagen, die bis 2011 zurückgeführt werden konnten. Die Angreifer verschafften sich dabei das Know-how des größten deutschen Autokonzerns.

Besseren Schutz versprechen 5G-Campusnetze. Ende November traf sich die Branche für sichere Kommunikation auf der PMRExpo in Köln, um über Zukunftstechnologien zu sprechen. Ein Campusnetzwerk ist ein leistungsstarkes, resilientes und in sich geschlossenes Netzwerk. Über eine Basisstation, Antennen, Zellen und Endgeräte wird über große Flächen, wie Produktionsanlagen, ein Mobilfunknetz gespannt. Prinzipiell gelten sie als sicher, da von außen kein Zugriff auf sie möglich ist.

“Am Ende kommt jede Hardware irgendwie aus China.”

Die 5G-Technologie ermöglicht in einem solchen Netzwerk, große Datenmengen in unter einer Millisekunde zu versenden. Das ist etwa zehnmal schneller als gewöhnliches WLAN. Somit können Hafencontainer aus der Ferne gesteuert, Produktionsanlagen in Echtzeit überwacht und Anlagen vom Bürotisch gewartet werden.

Einzelne Schnittstellen eines 5G-Campusnetzes sind jedoch angreifbar, sagt ein Branchenvertreter im Gespräch mit Table.Briefings, der anonym bleiben möchte: “Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, mit einem Funkmodul in der Nähe des Netzwerkes alle angemeldeten Geräte rauszuschmeißen. So ein weicher Angriff ist mit relativ wenig Aufwand möglich.

Zwar gilt das Verbot von 5G-Komponenten aus der Fertigung chinesischer Hersteller wie Huawei und ZTE auch für Campusnetze. Doch der Gesprächspartner sagt: “Am Ende kommt jede Hardware irgendwie aus China.” Somit existiere immer ein Restrisiko, dass in einer chinesischen Fabrik ein Schlupfloch für Angreifer eingebaut wurde.

Dresdner Start-up arbeitet mit taiwanischem Partner zusammen

Auf Netzwerkebene sieht Johannes Weicksel jedoch keine Sicherheitsbedenken. Er ist Head of Sales beim Dresdner Startup CampusGenius, das kostengünstige 5G-Cores, also die Herzstücke des Mobilfunknetzes, entwickelt – auch mit einem taiwanesischen Partner. “Es gibt aus meiner Sicht keine Indikation, dass das Mobilfunknetz in irgendeiner Form von unberechtigten Dritten kompromittiert werden kann”, sagt Weicksel.

Generell sind 5G-Campusnetze resilient gegenüber weiteren externe Faktoren, zum Beispiel wenn ein Unterseekabel durchtrennt wird und es zwischenzeitlich zu Verbindungsproblemen mit dem Internet kommt. Campusnetze in Deutschland basieren auf exklusiv zugewiesenen Funkfrequenzen. Somit sind Kapazität und Leistung der Verbindung zu jedem Zeitpunkt gesichert.

Zum 1. Dezember hatte die Bundesnetzagentur 441 Frequenzen für private 5G-Netze erteilt. Wie viele davon noch aufgebaut und wie viele bereits produktiv eingesetzt werden, lässt sich nicht ermitteln. Fest steht, dass rund ein Viertel der deutschen Wirtschaft 5G-Netze für eigene Zwecke einrichten wollen oder dies bereits tun. Das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom von 2022.

Deutschland nimmt in Europa eine Vorreiterrolle der Technologie ein. In Europa werden die meisten Campusnetze aufgebaut, wie Zahlen der Global Mobile Suppliers Association zeigen, eine not-for-profit Industrievereinigung von Technologieanbietern in der Mobilkommunikation. Der Markt für 5G-Campusnetze steckt jedoch in den Kinderschuhen.

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News

Cleantech: USA erhöhen Zölle auf Import chinesischer Rohstoffe 

Washington hat angekündigt, Zölle auf den Import chinesischer Rohstoffe für die Solar- und Halbleiterindustrie drastisch zu erhöhen. Konkret geht es dabei um die Erhöhung der Zölle auf Solarwafer und Polysilizium auf 50 Prozent, wie die Financial Times am Mittwoch berichtete. Wolfram-Produkte, die unter anderem für die Herstellung von Halbleitern verwendet werden, sollen mit einer 25-prozentigen Abgabe belegt werden. Die Maßnahmen sollen dem Bericht zufolge ab 1. Januar in Kraft treten und sind ein Versuch sein, den schnell wachsenden Solarenergiesektor der USA vor chinesischen Lieferanten zu schützen. Die Pläne waren US-Firmen erstmals im Frühjahr dieses Jahres zur Kommentierung vorgelegt worden. emk

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Ukraine-Krieg: Fico spricht sich für Chinas Friedensplan aus

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hat sich unterstützend für den Plan Chinas und Brasiliens für ein Ende des Kriegs in der Ukraine ausgesprochen. Fico zufolge tritt die Slowakei der Gruppe “Freunde des Friedens” bei den Vereinten Nationen bei und begrüßt den Friedensplan, den Brasilien gemeinsam mit China ausgearbeitet hat. “Wir bieten alle unsere bescheidenen Möglichkeiten, die wir in der Slowakei haben, um diesen Plan in verschiedenen Formen zu unterstützen”, sagte der slowakische Regierungschef bei einem Besuch in Brasilien. Er sei überzeugt, dass Brasilien zusammen mit China und anderen großen Ländern “eine äußerst wichtige Rolle spielen” werde, so Fico. 

Die Initiative “Freunde des Friedens” wurde im September von China, Brasilien und mehr als einem Dutzend weiterer Länder bei den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Ihr Zwölf-Punkte-Plan schlägt unter anderem:

  • einen Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinien vor,
  • betont Verhandlungen als einzigen Weg zur Beendigung des Konflikts und
  • fordert eine Friedenskonferenz, die sowohl von Moskau als auch von Kiew unterstützt werden müsse.

Der Plan wird von der Ukraine und westlichen Vertretern als keine Option zurückgewiesen, unter anderem da demnach die Ukraine Gebiete an den Angreiferstaat Russland abtreten müsste. ari

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Batterien für E-Autos: Stellantis und CATL planen Megafabrik in Spanien

Die Opel-Mutter Stellantis und der chinesische Batteriehersteller CATL wollen im spanischen Saragossa eine milliardenschwere Megafabrik errichten. Gemeinsam werden sie 4,1 Milliarden Euro für ein Werk zur Herstellung von Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) für Elektroautos investieren, wie die Konzerne am Dienstag mitteilten. Hierzu hätten sie ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, an dem jeder 50 Prozent hält. Die Kapazität des Werks könne 50 Gigawatt erreichen. Die weitere Planung sei jedoch abhängig von der Entwicklung des Marktes in Europa und der Unterstützung durch die europäischen und spanischen Behörden. Ende 2026 soll die Produktion anlaufen. Das Batteriewerk soll CO2-neutral werden.

Bereits im November 2023 hatten Stellantis und CATL eine unverbindliche Absichtserklärung zur Lieferung von LFP-Batteriezellen und Modulen für die europäische Elektrofahrzeug-Produktion unterschrieben. An dem Standort im Nordosten Spaniens produziert Stellantis aktuell den Citroën C3 Aircross und den Opel Corsa. Mit den neuen Batterien will Stellantis Pkw und SUV im Segment der Klein- und Kompaktklasse mit mittleren Reichweiten ausstatten. Die Transaktion soll im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen werden. rtr/fpe

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Automarkt: Hyundai kontert schwache Verkaufszahlen mit neuer Investition

Der koreanische Autobauer Hyundai und sein chinesischer Partner BAIC Motor kontern Verkaufseinbrüche in China mit einer Milliardeninvestition. Wie BAIC am Mittwoch mittteilte, sollen 1,1 Milliarden US-Dollar in das Gemeinschaftsunternehmen Beijing Hyundai fließen, das Fahrzeuge der Marke Hyundai in China produziert. Die Summe soll dabei helfen, künftige Produkte besser auf die Bedürfnisse chinesischer Verbraucher zuzuschneiden und die Exporte in internationale Märkte anzukurbeln.

Mit dem Schritt verstärkt der südkoreanische Hersteller sein Engagement für den größten Automarkt der Welt. Hyundais Jahresabsatz in China sank im vergangenen Jahr auf 249.000 Fahrzeuge, was nur noch rund einem Fünftel des Höchststands der Marke im Jahr 2016 entspricht. Das Joint Venture mit BAIC hat zwei seiner einst vier chinesischen Werke bereits geschlossen.

Beijing Hyundai verkaufte in den ersten neun Monaten dieses Jahres 136.460 Fahrzeuge, fast alle davon Autos mit Verbrennungsmotor, von denen 34.179 exportiert wurden, wie aus Daten der chinesischen Vereinigung der Automobilhersteller hervorgeht. Reine Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride machten in diesem Jahr mehr als die Hälfte des chinesischen Automarktes aus. Hyundai hat derzeit keine solchen Modelle in China im Angebot. rtr

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Presseschau

Biden approves national security memo on China, Iran, North Korea and Russia ahead of Trump’s return AP NEWS
Biden Administration Looks to Reinforce U.S.-China Ties Ahead of Trump’s Return NEW YORK TIMES
Konflikt mit China: Taiwan fordert Ende chinesischer Militäraktionen STUTTGARTER ZEITUNG
Chinese authorities are considering a weaker yuan as Trump trade risks loom REUTERS
Umsturz in Syrien: Nun beginnt Chinas Einfluss im Nahen Osten zu bröckeln WELT
Sanktionen zeigen Wirkung: China kehrt Russlands Wirtschaft den Rücken FRANKFURTER RUNDSCHAU
Niederlage für Putin: Chinesisches Großprojekt ignoriert Russland – eine neue Eisenbahnverbindung, die eines Tages den Nordwesten Chinas mit Kirgisistan und Usbekistan verbinden soll MERKUR
Öl-Markt stagniert dank Peking: Jetzt zittern die Russen vor Chinas “Bombe für die Weltwirtschaft” – Die grüne Wende macht Russland geostrategisch zu schaffen FOCUS
Joe Biden to hit Chinese cleantech imports with more tariffs FT
Vanillin-Handelsstreit: China, die Vanille-Knappheit und das eigentümliche Problem der Hersteller – Steigende Preise drohen WIWO
Der rätselhafte Aufstieg des Schnäppchen-Giganten Temu STERN

Standpunkt

Antarktis: Wie China die Region als Baustein im Streben zur Weltmacht sieht

Von Inga von der Stein
Inga von der Stein ist Redakteurin bei der Geschäftsstelle der CDU.

Das jährliche Treffen der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) in Hobart, Australien, ging Ende Oktober sang- und klanglos zu Ende. Und das, obwohl dort Geopolitik und Klimapolitik wie unter einem Brennglas aufeinandertrafen. In Hobart wurde neun Tage lang über neue Meeresschutzzonen in der Antarktis verhandelt. Neue Meeresschutzabkommen wären dringend notwendig, um Krebstiere wie den Krill und weitere Meerestiere in der Antarktis zu entlasten. 

Doch seit 2016 herrscht Stillstand. Das Problem: Es gilt das Einstimmigkeitsprinzip. Über die Vorschläge sind sich 25 der 27 Vertragsparteien einig. Zwei Staaten blockieren seit 2016. Sie vermuten richtig: China und Russland. Das gleiche Spiel wiederholte sich auch dieses Jahr. Doch dieser Showdown ging in der aktuellen Weltlage unter. Denn auch wenn die Antarktis, geografisch gesehen, für uns in weiter Ferne liegt und aktuell noch kein heißer Konfliktherd ist, so ist die Antarktis geopolitisch bereits brisant. 

Schon jetzt positionieren sich Großmächte wie China in der Antarktis, um potenzielle Rohstoffvorkommen, aber vor allem die strategischen Vorteile einer heimlichen Militarisierung in der Antarktis zu nutzen – auch zu Lasten von uns und unserer westlichen Bündnispartner. 

In der Antarktis steht China mitten auf dem Spielfeld 

Doch wenn es der Volksrepublik um Geopolitik und militärische Vorteile geht, warum stellt sich China dem Umweltschutz in den Weg? Aus zwei Gründen. Zum einen spielt der Krillfang für China eine immer wichtigere Rolle. Der Krill wird nicht nur in Nahrungsmitteln, sondern auch zunehmend in Medizin und Kosmetikprodukten genutzt, ein gefragtes Produkt in der wachsenden Mittelschicht Chinas. 

Während der Krillfang oftmals in nationalen Hoheitsgewässern, wie zum Teil in denen der USA, verboten ist, nutzt China, dass die Seegebiete in der Antarktis staatenlos sind. In den letzten zehn Jahren hat sich der chinesische Krillfang in der Antarktis verachtfacht – so schnell wie bei keiner anderen Nation. Bereits jetzt hat die Volksrepublik die meisten Schiffe für den Krillfang in der Antarktis angemeldet. Eine Ausweitung der Meeresschutzzonen stünde Chinas Bedarf nach Krill und weiteren Ressourcen entgegen. 

Doch von noch viel größerer Relevanz ist die Geopolitik. Strategisch bietet die Antarktis für China perfekte Ausgangsbedingungen. Von den über 80 Basen, die in der Antarktis betrieben werden, gehören fünf Basen der Volksrepublik. China schafft Fakten. 

Chinas Stationen sind strategisch positioniert

Denn die Antarktis ist für China attraktiv: Jeder Staat, der eine Forschungsstation auf der Antarktis betreibt, bekommt ein Stimmrecht in den Treffen der Antarktis-Vertragsstaaten und der Meeresschutz-Kommission. Im Gegensatz zum Arktischen Rat ist die Antarktis also kein geschlossener Club. Dies spielt der Volksrepublik strategisch in die Karten. In der Arktis steht China an der Seitenlinie, in der Antarktis mitten auf dem Spielfeld. 

Es stellt sich die Frage: Welchen Zweck haben die fünf Forschungsstationen? Allein Forschung rechtfertigt das hohe Interesse und den enormen Ressourcenansatz Chinas nicht. Die Volksrepublik spricht oft von “Win-Win”-Möglichkeiten für alle Antarktis-Vertragsparteien sowie die Weltgemeinschaft. 

Doch nach jetzigem Stand könnte China doppelt gewinnen: zum einen im Hinblick auf die eigenen Forschungszwecke sowie ökonomischen Ziele. Zum anderen geostrategisch. So schrieb das amerikanische Verteidigungsministerium in einem Bericht, dass Chinas Antarktis-Strategie die Nutzung von Dual-Use-Technologien beinhalte, also eine zivile und militärische Nutzung. Das Ziel: Die Verbesserung der Fähigkeiten des chinesischen Militärs. Bis 2049 will China zur militärischen Supermacht aufsteigen. Die Antarktis ist ein Baustein in diesem Vorhaben. 

Die Stationen von China sind strategisch positioniert für einen möglichen Einsatz von Dual-Use-Technologien – vor allem in der Telekommunikation und der Informationssicherheit. Bodenstationen können mit eigenen Satelliten kommunizieren Informationen sammeln. Polumlaufende Satelliten, die etwa für Aufklärung genutzt werden, könnten durch China gestört werden. Australische Behörden befürchteb, dass über die Station und das chinesische BeiDou Satellitennavigationssystem die Kommunikation Australiens und Neuseelands ausspioniert werden könnte.

Chinas “Great Wall”-Station befindet sich an der Drake-Passage, einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Auch dank Unternehmen wie Huawei oder ZTE, hat China schon heute die Informations- und Kommunikationstechnologie, um über die Station Schiffe in der Region im Auge zu behalten. Auch die Zhongshan-Station soll mit zusätzlichen Antennen ausgestattet werden. Offiziell, um den Datenaustausch mit den chinesischen Satelliten zu beschleunigen.

China nutzt Staaten der Gateway-Cities als Einfallstor in die Antarktis 

Das Antarktis-Vertragssystem verbietet zwar militärische Aktivitäten, doch die heimliche Militarisierung ist durch den Einsatz von Dual-Use-Fähigkeiten bereits im vollen Gang. Es ist davon auszugehen, dass die Antarktis mittelfristig als Knotenpunkt für Informationsgewinnung und Überwachung genutzt wird, die für militärische Auseinandersetzungen außerhalb der Antarktis eingesetzt werden könnten. 

China ist beim Ausbau seiner Kapazitäten auf die Infrastruktur der Gateway-Cities angewiesen. Besonders interessant für China: Argentinien und Chile. Denn beide Staaten haben einen hohen Investitionsbedarf und sind bereits der Chinesischen Seidenstraße beigetreten.

China hat außerdem Interesse am Bau eines eigenen Hafenkomplexes in der chilenischen Magellanstraße bekundet. Noch wurde keine Einigung öffentlich, aber der chilenische Präsident Boric hat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu einem gemeinsamen Treffen in die Antarktis eingeladen. Chile und China kooperieren auch auf wissenschaftlicher Ebene in der Antarktis-Forschung. 

In Argentinien buhlt China seit Jahren darum, einen Marinestützpunkt in der Nähe von Ushuaia zu errichten. Doch der Wind hat sich gedreht mit dem Wechsel an der Regierungsspitze mit Javier Milei. Zudem haben die USA die geopolitische Relevanz der Antarktis erkannt und dieses Jahr eine neue Sicherheitsstrategie zur Antarktis vorgelegt – die erste seit 30 Jahren.

Die EU muss einen Gegenpol zu China bilden 

Klar ist, China schafft schon jetzt neue Fakten in der Antarktis. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland und Europa die Antarktis nicht länger als blinden Punkt auf der Landkarte behandeln. Die nächste Konsultativtagung der Antarktis-Vertragsstaaten findet Ende Juni 2025 in Mailand statt. Die EU-Mitgliedsstaaten bringen mit elf von 29 der stimmberechtigten Staaten das größte Verhandlungsgewicht auf die Waage. Was fehlt, ist eine ganzheitliche Strategie der EU zur Antarktis

Die EU sollte die Tagung als Anlass nutzen, um bis dahin eine EU-Polar-Strategie zu erarbeiten. Denn: Während es zur Arktis ein EU-Strategiepapier gibt und auch Deutschland eine Arktis-Strategie dieses Jahr verabschiedet hat, fehlt ebendies bei der Antarktis. Eine gemeinsame polare EU-Strategie, die beide Pole im Blick hat und Geopolitik, Umweltschutz, sowie Weltraum zusammen denkt. 

Viele der Herausforderungen der Arktis sind auch in der Antarktis zu finden. Dies würde den EU-Mitgliedsstaaten eine Richtschnur zum Handeln geben. Im letzten Jahr hatte der Auswärtige Ausschuss im Europäischen Parlament eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Rolle der EU in der Antarktis untersucht. Auch diese Studie fordert eine EU-Polar-Strategie. Jetzt müssen Worten auch Taten folgen. Die EU darf das Spielfeld Antarktis nicht tatenlos China und seinen geopolitischen Ambitionen überlassen. 

Inga von der Stein war von 2021 bis 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Argentinien. Seit 2023 ist sie Redakteurin bei der Geschäftsstelle der CDU. Zwischen 2019 und 2020 war sie Policy Officer bei der Hanns-Seidel-Stiftung in Brüssel. Von der Stein hat Internationale Beziehungen in Canterbury und Moskau sowie European Studies in Maastricht studiert. 

Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute – mehr denn je – kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

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Personalien

Stephen Ma wird Vorsitzender des Verwaltungsausschusses bei Nissan China. Ma ist derzeit Chief Financial Officer (CFO) des japanischen Autobauers. Im Zuge einer Management-Umstrukturierung soll er neue Strategien für die Region entwickeln.

Hans Kobschaetzky ist seit November General Manager bei Neura Robotics China. Das Unternehmen aus Baden-Württemberg stellt KI-fähige Industrieroboter her. Kobschaetzky war bereits mehrere Jahre für Bosch Automotive in China tätig. Sein neuer Einsatzort ist Foshan, Guangdong.

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Adventskalender

Laut Definition versteht man unter einer Grimasse “einen absichtlich merkwürdigen, skurrilen, komischen oder hässlichen Gesichtsausdruck”, womit man schon eine gewisse Vorstellung bekommt. Noch treffender aber bringt das chinesische Wort für “Grimassen schneiden” dieses Muskelspiel der Gesichtspartie auf den Punkt. Dort nennt man es nämlich 扮鬼脸 bàn guǐliǎn oder 做鬼脸 zuò guǐliǎn “ein Geistergesicht aufsetzen” bzw. “machen”. Wer hätte es übrigens gedacht: Kinder lernen durch Grimassen schneiden, ihre Mimik bewusst zu beherrschen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die chinesische Regierung plant laut Insidern eine Abwertung des Yuan bis 2025 – um auf mögliche höhere Handelszölle der USA unter einer erneuten Präsidentschaft von Donald Trump zu reagieren. Während Trumps erster Amtszeit hatte sich der Yuan gegenüber dem Dollar um mehr als zwölf Prozent abgeschwächt, nachdem er zwischen März 2018 und Mai 2020 eine Reihe von Strafzöllen angekündigt und durchgesetzt hatte. Die USA drohten am Dienstag mit scharfen Konsequenzen.

    Auch die deutsche Wirtschaft wäre zwangsläufig von einer solchen Abwertung betroffen, analysiert Marcel Grzanna. Denn als Exportnation stehen sich deutsche und chinesische Unternehmen in Drittstaaten als unmittelbare Wettbewerber gegenüber. 

    Immer mehr Firmen werden Opfer von Datendiebstahl. Das zeigt eine repräsentative Studie des Digitalverbands Bitkom. Demnach liegt der Schaden für die deutsche Wirtschaft mittlerweile auf einem Rekordhoch von 266,6 Milliarden Euro. Die meisten Angriffe kommen aus China. Um sensible Daten zu schützen, setzt die Kommunikationsbranche auf 5G-Campusnetze, berichtet Manuel Liu von der PMRExpo in Köln. 

    Dass die Volksrepublik Interessen in der Arktis hat, ist mittlerweile mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Aber wie sieht es am anderen Pol aus? In der Antarktis hat sich China schon längst als Platzhirsch etabliert, schreibt Inga von der Stein im heutigen Standpunkt. Strategisch bietet die Antarktis für China perfekte Ausgangsbedingungen – die EU hat indes noch keine stringente Strategie. 

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    Zentralbank: Was eine Abwertung der chinesischen Währung bedeuten würde

    Das Schreckgespenst kehrt zurück: Peking erwägt eine baldige Abwertung seiner Landeswährung Renminbi. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf mehrere Quellen im Umfeld der chinesischen Zentralbank bezieht. Eine solche Maßnahme erinnert an Zeiten, in denen die USA China vorwarf, seine Handelsbilanz durch verbilligte Exportprodukte massiv zu manipulieren und auf ihre Kosten riesige Mengen an ausländischen Devisen aufzubauen.

    Reuters hat erfahren, dass Chinas Führung den Schritt demnach als mögliche Antwort auf höhere US-Handelszölle in Erwägung zieht. Einmal mehr liefert der kommende US-Präsident Donald Trump den Anlass, obwohl er erst am 20. Januar ins Weiße Haus zurückkehrt. Trump hatte bereits angekündigt, einen universellen Importzoll von zehn Prozent und einen Zoll von 60 Prozent auf chinesische Importe in die Vereinigten Staaten erheben zu wollen. Eine Abwertung des Renminbi könnte chinesische Exporte billiger machen und somit die drastischen Auswirkungen der Zölle für die chinesische Wirtschaft abfedern.

    Üblicher Spielraum von zwei Prozent

    Die Nachricht schlug in den US umgehend hohe Wellen. “Wir werden scharf reagieren, wenn wir sehen, dass andere Länder ihre Währung manipulieren, um sich einen Vorteil zu verschaffen”, sagte US-Finanzministerin Janet Yellen. Führende Nationen sollten allein den Markt über den Wert ihrer Währung entscheiden lassen.

    Auch die deutsche Wirtschaft wäre zwangsläufig von einer solchen Abwertung betroffen. Als Exportnation stehen sich deutsche und chinesische Unternehmen in Drittstaaten als unmittelbare Wettbewerber gegenüber. Chinesische Anbieter würden einen Vorteil daraus ziehen, wenn sie ihren Kunden im Preisvergleich um einige Prozentpunkte entgegenkommen können, ohne weitere Einbußen hinnehmen zu müssen.

    Konkret soll die Überlegung im Raum stehen, den Wert auf 7,5 Yuan pro US-Dollar zu senken. Das würde einer Abwertung von etwa 3,5 Prozent zum aktuellen Tageswert von rund 7,25 Yuan entsprechen. Die übliche Praxis der Zentralbank sieht dagegen vor, den Wechselkurs in einem gewissen Rahmen stabil zu halten. Der Wert der Währung darf sich um zwei Prozent nach oben oder unten eines von der Zentralbank festgelegten täglichen Mittelwerts bewegen. Schon während der ersten Amtszeit von Donald Trump verlor der Yuan im Zuge gegenseitiger Zollankündigungen zwischen März 2018 und Mai 2020 gegenüber dem US-Dollar mehr als zwölf Prozent an Wert.

    Abwertung macht Yuan für Investoren unattraktiv

    Doch der Einsatz eines solchen Instruments kommt nicht ohne Preis. Im Gegenteil würden die Ambitionen Pekings, seine Währung zu internationalisieren, einen herben Dämpfer kassieren. Spätestens seit Beginn der Finanzkrise 2007 begann Peking damit, klar seine Ansprüche zu formulieren, mit dem Renminbi eine Reservewährung in der Welt etablieren zu wollen. Der Yuan, so der Plan, soll die Vorherrschaft des US-Dollars und damit des US-Finanzsystems durchbrechen.

    Tatsächlich hat die Volksrepublik den internationalen Handel mit zahlreichen Partnerstaaten auf die eigene Landeswährung bereits umgestellt. Der Dollar spielt beispielsweise beim Warenverkehr zwischen Russland und China in großen Teilen keine Rolle mehr. Im Jahr 2010 wurden die chinesischen Exporte in der Welt zu rund 80 Prozent mit US-Dollar bezahlt. Inzwischen hat sich das Volumen um etwa die Hälfte reduziert. Vor allem, weil russische Rohstoffe von Peking in Renminbi bezahlt werden.

    Eine künstliche Abwertung macht den Yuan allerdings schlichtweg für Investoren unattraktiv. Wer sein Geld parken will, tut dies lieber in US-Dollar, Euro oder japanischen Yen, weil deren Wert von Markt-, nicht von Staatskräften gestaltet wird. Als Reservewährung scheidet der Renminbi zurzeit noch aus.

    Deflationären Druck abbauen

    Zwar marginalisierte US-Finanzministerin Yellen am Mittwoch die Bedrohung für den US-Dollar. Doch vermutlich könnte sich aus einer “De-Dollarisierung” der Welt eine reelle Gefahr für die globale Führungsrolle der USA entwickeln. Wer die Finanzströme überblickt und kontrolliert, besitzt mehr Informationen als andere Akteure und größeren Spielraum zum Eingreifen. Russland macht nach seinem Angriff auf die Ukraine diese Erfahrung, weil es durch die Sanktionen vom Dollarfluss abgeschnitten wurde. Die Macht des Dollars garantiert den Amerikanern zudem einen schier unerschöplichen Kredit bei internationalen Investoren, die immer wieder große Summen in US-Staatsanleihen stecken.

    Dass die chinesische Zentralbank bereit ist, die Pläne zur Internationalisierung des Renminbi auf die lange Bank zu schieben, ist ein Indiz für die Sorge, die Trumps Zölle Peking bereiten. Zu Wochenbeginn war durchgesickert, dass die Konjunkturhilfen für die heimische Wirtschaft deutlich größer ausfallen werden, als es bislang diskutiert wurde. Ein schwacher Yuan könnte der zweitgrößten Volkswirtschaft helfen, deflationären Druck abzubauen, indem sie die Exporterlöse steigert und Importwaren teurer macht. Chinas Exporte gingen im November stark zurück und die Importe schrumpften unerwartet, was geldpolitische Maßnahmen als möglichen Ausweg wahrscheinlicher macht.

    Analysten warnen jedoch auch vor Importbeschränkungen für Waren aus China, sollte die Zentralbank dem Sektor mit einer künstlichen Verbilligung seiner Waren unter die Arme greifen. Die Frage sei, bis zu welchem Grad Chinas Handelspartner eine Abwertung akzeptieren würden, ohne Gegenmaßnahmen in Gang zu setzen.

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    5G-Campusnetze: Wie sich Unternehmen vor Cyberangriffen aus China schützen

    Der Hamburger Hafen setzt am Eurogate-Container-Terminal auf ein 5G-Campusnetz.

    Immer mehr Firmen werden Opfer von Datendiebstahl. Das zeigt eine repräsentative Studie des Digitalverbands Bitkom. Demnach liegt der Schaden für die deutsche Wirtschaft mittlerweile auf einem Rekordhoch von 266,6 Milliarden Euro. Die meisten Angriffe kommen aus China.

    Wie die Bitkom-Studie zeigt, konnten 45 Prozent der betroffenen Unternehmen mindestens einen Angriff in die Volksrepublik zurückverfolgen. Zuvor galt Russland als größter Angreifer. Meistens steckt die organisierte Kriminalität hinter den Attacken. Doch die Zahl von Operationen durch staatliche Geheimdienste und deren Hilfstrupps wächst ebenfalls stetig. Inzwischen beläuft sie sich auf 20 Prozent. Offiziell verurteilt China jegliche Form von Cyberangriffen.

    “Die Studienergebnisse korrespondieren mit unserer Lagebewertung. Internationale Konflikte und systemische Rivalitäten prägen die Sicherheitslage im Cyberraum wie im geopolitischen Raum“, sagte Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) bei der Vorstellung der Studie. Die Verzahnung von Cyberspionage und Cybercrime habe weiter zugenommen.

    Verbindung zwischen digitalen und analogen Angriffen

    Man erkenne eine noch engere Verbindung zwischen digitalen und analogen Angriffen. “Die Angreifer verfolgen das Ziel, durch passgenaues Social Engineering die Tür für klassische Spionageaktivitäten zu öffnen. Gleichzeitig nimmt die Bedrohung durch digitale und physische Sabotage weiter zu”, sagte Selen. Sorge bereitet der starke Anstieg analoger Angriffe, darunter Sabotage von Betriebsabläufen und Anlagen. Beispiel: das durchtrennte Tiefseekabel in der Ostsee. Solche externen Faktoren zeigen, wie vulnerabel die Kommunikationssysteme sind.

    Der Verfassungsschutz mahnte in diesem Jahr erneut zu mehr Vorsicht vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Im April wurden zum Beispiel drei deutsche Staatsbürger festgenommen, weil sie für den chinesischen Geheimdienst Wirtschaftsspionage betrieben haben sollen. Im selben Monat folgten Berichte über chinesische Hackerangriffen gegen Volkswagen, die bis 2011 zurückgeführt werden konnten. Die Angreifer verschafften sich dabei das Know-how des größten deutschen Autokonzerns.

    Besseren Schutz versprechen 5G-Campusnetze. Ende November traf sich die Branche für sichere Kommunikation auf der PMRExpo in Köln, um über Zukunftstechnologien zu sprechen. Ein Campusnetzwerk ist ein leistungsstarkes, resilientes und in sich geschlossenes Netzwerk. Über eine Basisstation, Antennen, Zellen und Endgeräte wird über große Flächen, wie Produktionsanlagen, ein Mobilfunknetz gespannt. Prinzipiell gelten sie als sicher, da von außen kein Zugriff auf sie möglich ist.

    “Am Ende kommt jede Hardware irgendwie aus China.”

    Die 5G-Technologie ermöglicht in einem solchen Netzwerk, große Datenmengen in unter einer Millisekunde zu versenden. Das ist etwa zehnmal schneller als gewöhnliches WLAN. Somit können Hafencontainer aus der Ferne gesteuert, Produktionsanlagen in Echtzeit überwacht und Anlagen vom Bürotisch gewartet werden.

    Einzelne Schnittstellen eines 5G-Campusnetzes sind jedoch angreifbar, sagt ein Branchenvertreter im Gespräch mit Table.Briefings, der anonym bleiben möchte: “Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, mit einem Funkmodul in der Nähe des Netzwerkes alle angemeldeten Geräte rauszuschmeißen. So ein weicher Angriff ist mit relativ wenig Aufwand möglich.

    Zwar gilt das Verbot von 5G-Komponenten aus der Fertigung chinesischer Hersteller wie Huawei und ZTE auch für Campusnetze. Doch der Gesprächspartner sagt: “Am Ende kommt jede Hardware irgendwie aus China.” Somit existiere immer ein Restrisiko, dass in einer chinesischen Fabrik ein Schlupfloch für Angreifer eingebaut wurde.

    Dresdner Start-up arbeitet mit taiwanischem Partner zusammen

    Auf Netzwerkebene sieht Johannes Weicksel jedoch keine Sicherheitsbedenken. Er ist Head of Sales beim Dresdner Startup CampusGenius, das kostengünstige 5G-Cores, also die Herzstücke des Mobilfunknetzes, entwickelt – auch mit einem taiwanesischen Partner. “Es gibt aus meiner Sicht keine Indikation, dass das Mobilfunknetz in irgendeiner Form von unberechtigten Dritten kompromittiert werden kann”, sagt Weicksel.

    Generell sind 5G-Campusnetze resilient gegenüber weiteren externe Faktoren, zum Beispiel wenn ein Unterseekabel durchtrennt wird und es zwischenzeitlich zu Verbindungsproblemen mit dem Internet kommt. Campusnetze in Deutschland basieren auf exklusiv zugewiesenen Funkfrequenzen. Somit sind Kapazität und Leistung der Verbindung zu jedem Zeitpunkt gesichert.

    Zum 1. Dezember hatte die Bundesnetzagentur 441 Frequenzen für private 5G-Netze erteilt. Wie viele davon noch aufgebaut und wie viele bereits produktiv eingesetzt werden, lässt sich nicht ermitteln. Fest steht, dass rund ein Viertel der deutschen Wirtschaft 5G-Netze für eigene Zwecke einrichten wollen oder dies bereits tun. Das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom von 2022.

    Deutschland nimmt in Europa eine Vorreiterrolle der Technologie ein. In Europa werden die meisten Campusnetze aufgebaut, wie Zahlen der Global Mobile Suppliers Association zeigen, eine not-for-profit Industrievereinigung von Technologieanbietern in der Mobilkommunikation. Der Markt für 5G-Campusnetze steckt jedoch in den Kinderschuhen.

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    News

    Cleantech: USA erhöhen Zölle auf Import chinesischer Rohstoffe 

    Washington hat angekündigt, Zölle auf den Import chinesischer Rohstoffe für die Solar- und Halbleiterindustrie drastisch zu erhöhen. Konkret geht es dabei um die Erhöhung der Zölle auf Solarwafer und Polysilizium auf 50 Prozent, wie die Financial Times am Mittwoch berichtete. Wolfram-Produkte, die unter anderem für die Herstellung von Halbleitern verwendet werden, sollen mit einer 25-prozentigen Abgabe belegt werden. Die Maßnahmen sollen dem Bericht zufolge ab 1. Januar in Kraft treten und sind ein Versuch sein, den schnell wachsenden Solarenergiesektor der USA vor chinesischen Lieferanten zu schützen. Die Pläne waren US-Firmen erstmals im Frühjahr dieses Jahres zur Kommentierung vorgelegt worden. emk

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    Ukraine-Krieg: Fico spricht sich für Chinas Friedensplan aus

    Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hat sich unterstützend für den Plan Chinas und Brasiliens für ein Ende des Kriegs in der Ukraine ausgesprochen. Fico zufolge tritt die Slowakei der Gruppe “Freunde des Friedens” bei den Vereinten Nationen bei und begrüßt den Friedensplan, den Brasilien gemeinsam mit China ausgearbeitet hat. “Wir bieten alle unsere bescheidenen Möglichkeiten, die wir in der Slowakei haben, um diesen Plan in verschiedenen Formen zu unterstützen”, sagte der slowakische Regierungschef bei einem Besuch in Brasilien. Er sei überzeugt, dass Brasilien zusammen mit China und anderen großen Ländern “eine äußerst wichtige Rolle spielen” werde, so Fico. 

    Die Initiative “Freunde des Friedens” wurde im September von China, Brasilien und mehr als einem Dutzend weiterer Länder bei den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Ihr Zwölf-Punkte-Plan schlägt unter anderem:

    • einen Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinien vor,
    • betont Verhandlungen als einzigen Weg zur Beendigung des Konflikts und
    • fordert eine Friedenskonferenz, die sowohl von Moskau als auch von Kiew unterstützt werden müsse.

    Der Plan wird von der Ukraine und westlichen Vertretern als keine Option zurückgewiesen, unter anderem da demnach die Ukraine Gebiete an den Angreiferstaat Russland abtreten müsste. ari

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    Batterien für E-Autos: Stellantis und CATL planen Megafabrik in Spanien

    Die Opel-Mutter Stellantis und der chinesische Batteriehersteller CATL wollen im spanischen Saragossa eine milliardenschwere Megafabrik errichten. Gemeinsam werden sie 4,1 Milliarden Euro für ein Werk zur Herstellung von Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) für Elektroautos investieren, wie die Konzerne am Dienstag mitteilten. Hierzu hätten sie ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, an dem jeder 50 Prozent hält. Die Kapazität des Werks könne 50 Gigawatt erreichen. Die weitere Planung sei jedoch abhängig von der Entwicklung des Marktes in Europa und der Unterstützung durch die europäischen und spanischen Behörden. Ende 2026 soll die Produktion anlaufen. Das Batteriewerk soll CO2-neutral werden.

    Bereits im November 2023 hatten Stellantis und CATL eine unverbindliche Absichtserklärung zur Lieferung von LFP-Batteriezellen und Modulen für die europäische Elektrofahrzeug-Produktion unterschrieben. An dem Standort im Nordosten Spaniens produziert Stellantis aktuell den Citroën C3 Aircross und den Opel Corsa. Mit den neuen Batterien will Stellantis Pkw und SUV im Segment der Klein- und Kompaktklasse mit mittleren Reichweiten ausstatten. Die Transaktion soll im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen werden. rtr/fpe

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    • Batterien
    • Technologie

    Automarkt: Hyundai kontert schwache Verkaufszahlen mit neuer Investition

    Der koreanische Autobauer Hyundai und sein chinesischer Partner BAIC Motor kontern Verkaufseinbrüche in China mit einer Milliardeninvestition. Wie BAIC am Mittwoch mittteilte, sollen 1,1 Milliarden US-Dollar in das Gemeinschaftsunternehmen Beijing Hyundai fließen, das Fahrzeuge der Marke Hyundai in China produziert. Die Summe soll dabei helfen, künftige Produkte besser auf die Bedürfnisse chinesischer Verbraucher zuzuschneiden und die Exporte in internationale Märkte anzukurbeln.

    Mit dem Schritt verstärkt der südkoreanische Hersteller sein Engagement für den größten Automarkt der Welt. Hyundais Jahresabsatz in China sank im vergangenen Jahr auf 249.000 Fahrzeuge, was nur noch rund einem Fünftel des Höchststands der Marke im Jahr 2016 entspricht. Das Joint Venture mit BAIC hat zwei seiner einst vier chinesischen Werke bereits geschlossen.

    Beijing Hyundai verkaufte in den ersten neun Monaten dieses Jahres 136.460 Fahrzeuge, fast alle davon Autos mit Verbrennungsmotor, von denen 34.179 exportiert wurden, wie aus Daten der chinesischen Vereinigung der Automobilhersteller hervorgeht. Reine Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride machten in diesem Jahr mehr als die Hälfte des chinesischen Automarktes aus. Hyundai hat derzeit keine solchen Modelle in China im Angebot. rtr

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    Presseschau

    Biden approves national security memo on China, Iran, North Korea and Russia ahead of Trump’s return AP NEWS
    Biden Administration Looks to Reinforce U.S.-China Ties Ahead of Trump’s Return NEW YORK TIMES
    Konflikt mit China: Taiwan fordert Ende chinesischer Militäraktionen STUTTGARTER ZEITUNG
    Chinese authorities are considering a weaker yuan as Trump trade risks loom REUTERS
    Umsturz in Syrien: Nun beginnt Chinas Einfluss im Nahen Osten zu bröckeln WELT
    Sanktionen zeigen Wirkung: China kehrt Russlands Wirtschaft den Rücken FRANKFURTER RUNDSCHAU
    Niederlage für Putin: Chinesisches Großprojekt ignoriert Russland – eine neue Eisenbahnverbindung, die eines Tages den Nordwesten Chinas mit Kirgisistan und Usbekistan verbinden soll MERKUR
    Öl-Markt stagniert dank Peking: Jetzt zittern die Russen vor Chinas “Bombe für die Weltwirtschaft” – Die grüne Wende macht Russland geostrategisch zu schaffen FOCUS
    Joe Biden to hit Chinese cleantech imports with more tariffs FT
    Vanillin-Handelsstreit: China, die Vanille-Knappheit und das eigentümliche Problem der Hersteller – Steigende Preise drohen WIWO
    Der rätselhafte Aufstieg des Schnäppchen-Giganten Temu STERN

    Standpunkt

    Antarktis: Wie China die Region als Baustein im Streben zur Weltmacht sieht

    Von Inga von der Stein
    Inga von der Stein ist Redakteurin bei der Geschäftsstelle der CDU.

    Das jährliche Treffen der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) in Hobart, Australien, ging Ende Oktober sang- und klanglos zu Ende. Und das, obwohl dort Geopolitik und Klimapolitik wie unter einem Brennglas aufeinandertrafen. In Hobart wurde neun Tage lang über neue Meeresschutzzonen in der Antarktis verhandelt. Neue Meeresschutzabkommen wären dringend notwendig, um Krebstiere wie den Krill und weitere Meerestiere in der Antarktis zu entlasten. 

    Doch seit 2016 herrscht Stillstand. Das Problem: Es gilt das Einstimmigkeitsprinzip. Über die Vorschläge sind sich 25 der 27 Vertragsparteien einig. Zwei Staaten blockieren seit 2016. Sie vermuten richtig: China und Russland. Das gleiche Spiel wiederholte sich auch dieses Jahr. Doch dieser Showdown ging in der aktuellen Weltlage unter. Denn auch wenn die Antarktis, geografisch gesehen, für uns in weiter Ferne liegt und aktuell noch kein heißer Konfliktherd ist, so ist die Antarktis geopolitisch bereits brisant. 

    Schon jetzt positionieren sich Großmächte wie China in der Antarktis, um potenzielle Rohstoffvorkommen, aber vor allem die strategischen Vorteile einer heimlichen Militarisierung in der Antarktis zu nutzen – auch zu Lasten von uns und unserer westlichen Bündnispartner. 

    In der Antarktis steht China mitten auf dem Spielfeld 

    Doch wenn es der Volksrepublik um Geopolitik und militärische Vorteile geht, warum stellt sich China dem Umweltschutz in den Weg? Aus zwei Gründen. Zum einen spielt der Krillfang für China eine immer wichtigere Rolle. Der Krill wird nicht nur in Nahrungsmitteln, sondern auch zunehmend in Medizin und Kosmetikprodukten genutzt, ein gefragtes Produkt in der wachsenden Mittelschicht Chinas. 

    Während der Krillfang oftmals in nationalen Hoheitsgewässern, wie zum Teil in denen der USA, verboten ist, nutzt China, dass die Seegebiete in der Antarktis staatenlos sind. In den letzten zehn Jahren hat sich der chinesische Krillfang in der Antarktis verachtfacht – so schnell wie bei keiner anderen Nation. Bereits jetzt hat die Volksrepublik die meisten Schiffe für den Krillfang in der Antarktis angemeldet. Eine Ausweitung der Meeresschutzzonen stünde Chinas Bedarf nach Krill und weiteren Ressourcen entgegen. 

    Doch von noch viel größerer Relevanz ist die Geopolitik. Strategisch bietet die Antarktis für China perfekte Ausgangsbedingungen. Von den über 80 Basen, die in der Antarktis betrieben werden, gehören fünf Basen der Volksrepublik. China schafft Fakten. 

    Chinas Stationen sind strategisch positioniert

    Denn die Antarktis ist für China attraktiv: Jeder Staat, der eine Forschungsstation auf der Antarktis betreibt, bekommt ein Stimmrecht in den Treffen der Antarktis-Vertragsstaaten und der Meeresschutz-Kommission. Im Gegensatz zum Arktischen Rat ist die Antarktis also kein geschlossener Club. Dies spielt der Volksrepublik strategisch in die Karten. In der Arktis steht China an der Seitenlinie, in der Antarktis mitten auf dem Spielfeld. 

    Es stellt sich die Frage: Welchen Zweck haben die fünf Forschungsstationen? Allein Forschung rechtfertigt das hohe Interesse und den enormen Ressourcenansatz Chinas nicht. Die Volksrepublik spricht oft von “Win-Win”-Möglichkeiten für alle Antarktis-Vertragsparteien sowie die Weltgemeinschaft. 

    Doch nach jetzigem Stand könnte China doppelt gewinnen: zum einen im Hinblick auf die eigenen Forschungszwecke sowie ökonomischen Ziele. Zum anderen geostrategisch. So schrieb das amerikanische Verteidigungsministerium in einem Bericht, dass Chinas Antarktis-Strategie die Nutzung von Dual-Use-Technologien beinhalte, also eine zivile und militärische Nutzung. Das Ziel: Die Verbesserung der Fähigkeiten des chinesischen Militärs. Bis 2049 will China zur militärischen Supermacht aufsteigen. Die Antarktis ist ein Baustein in diesem Vorhaben. 

    Die Stationen von China sind strategisch positioniert für einen möglichen Einsatz von Dual-Use-Technologien – vor allem in der Telekommunikation und der Informationssicherheit. Bodenstationen können mit eigenen Satelliten kommunizieren Informationen sammeln. Polumlaufende Satelliten, die etwa für Aufklärung genutzt werden, könnten durch China gestört werden. Australische Behörden befürchteb, dass über die Station und das chinesische BeiDou Satellitennavigationssystem die Kommunikation Australiens und Neuseelands ausspioniert werden könnte.

    Chinas “Great Wall”-Station befindet sich an der Drake-Passage, einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Auch dank Unternehmen wie Huawei oder ZTE, hat China schon heute die Informations- und Kommunikationstechnologie, um über die Station Schiffe in der Region im Auge zu behalten. Auch die Zhongshan-Station soll mit zusätzlichen Antennen ausgestattet werden. Offiziell, um den Datenaustausch mit den chinesischen Satelliten zu beschleunigen.

    China nutzt Staaten der Gateway-Cities als Einfallstor in die Antarktis 

    Das Antarktis-Vertragssystem verbietet zwar militärische Aktivitäten, doch die heimliche Militarisierung ist durch den Einsatz von Dual-Use-Fähigkeiten bereits im vollen Gang. Es ist davon auszugehen, dass die Antarktis mittelfristig als Knotenpunkt für Informationsgewinnung und Überwachung genutzt wird, die für militärische Auseinandersetzungen außerhalb der Antarktis eingesetzt werden könnten. 

    China ist beim Ausbau seiner Kapazitäten auf die Infrastruktur der Gateway-Cities angewiesen. Besonders interessant für China: Argentinien und Chile. Denn beide Staaten haben einen hohen Investitionsbedarf und sind bereits der Chinesischen Seidenstraße beigetreten.

    China hat außerdem Interesse am Bau eines eigenen Hafenkomplexes in der chilenischen Magellanstraße bekundet. Noch wurde keine Einigung öffentlich, aber der chilenische Präsident Boric hat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu einem gemeinsamen Treffen in die Antarktis eingeladen. Chile und China kooperieren auch auf wissenschaftlicher Ebene in der Antarktis-Forschung. 

    In Argentinien buhlt China seit Jahren darum, einen Marinestützpunkt in der Nähe von Ushuaia zu errichten. Doch der Wind hat sich gedreht mit dem Wechsel an der Regierungsspitze mit Javier Milei. Zudem haben die USA die geopolitische Relevanz der Antarktis erkannt und dieses Jahr eine neue Sicherheitsstrategie zur Antarktis vorgelegt – die erste seit 30 Jahren.

    Die EU muss einen Gegenpol zu China bilden 

    Klar ist, China schafft schon jetzt neue Fakten in der Antarktis. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland und Europa die Antarktis nicht länger als blinden Punkt auf der Landkarte behandeln. Die nächste Konsultativtagung der Antarktis-Vertragsstaaten findet Ende Juni 2025 in Mailand statt. Die EU-Mitgliedsstaaten bringen mit elf von 29 der stimmberechtigten Staaten das größte Verhandlungsgewicht auf die Waage. Was fehlt, ist eine ganzheitliche Strategie der EU zur Antarktis

    Die EU sollte die Tagung als Anlass nutzen, um bis dahin eine EU-Polar-Strategie zu erarbeiten. Denn: Während es zur Arktis ein EU-Strategiepapier gibt und auch Deutschland eine Arktis-Strategie dieses Jahr verabschiedet hat, fehlt ebendies bei der Antarktis. Eine gemeinsame polare EU-Strategie, die beide Pole im Blick hat und Geopolitik, Umweltschutz, sowie Weltraum zusammen denkt. 

    Viele der Herausforderungen der Arktis sind auch in der Antarktis zu finden. Dies würde den EU-Mitgliedsstaaten eine Richtschnur zum Handeln geben. Im letzten Jahr hatte der Auswärtige Ausschuss im Europäischen Parlament eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Rolle der EU in der Antarktis untersucht. Auch diese Studie fordert eine EU-Polar-Strategie. Jetzt müssen Worten auch Taten folgen. Die EU darf das Spielfeld Antarktis nicht tatenlos China und seinen geopolitischen Ambitionen überlassen. 

    Inga von der Stein war von 2021 bis 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Argentinien. Seit 2023 ist sie Redakteurin bei der Geschäftsstelle der CDU. Zwischen 2019 und 2020 war sie Policy Officer bei der Hanns-Seidel-Stiftung in Brüssel. Von der Stein hat Internationale Beziehungen in Canterbury und Moskau sowie European Studies in Maastricht studiert. 

    Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute – mehr denn je – kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

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    Personalien

    Stephen Ma wird Vorsitzender des Verwaltungsausschusses bei Nissan China. Ma ist derzeit Chief Financial Officer (CFO) des japanischen Autobauers. Im Zuge einer Management-Umstrukturierung soll er neue Strategien für die Region entwickeln.

    Hans Kobschaetzky ist seit November General Manager bei Neura Robotics China. Das Unternehmen aus Baden-Württemberg stellt KI-fähige Industrieroboter her. Kobschaetzky war bereits mehrere Jahre für Bosch Automotive in China tätig. Sein neuer Einsatzort ist Foshan, Guangdong.

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    Adventskalender

    Laut Definition versteht man unter einer Grimasse “einen absichtlich merkwürdigen, skurrilen, komischen oder hässlichen Gesichtsausdruck”, womit man schon eine gewisse Vorstellung bekommt. Noch treffender aber bringt das chinesische Wort für “Grimassen schneiden” dieses Muskelspiel der Gesichtspartie auf den Punkt. Dort nennt man es nämlich 扮鬼脸 bàn guǐliǎn oder 做鬼脸 zuò guǐliǎn “ein Geistergesicht aufsetzen” bzw. “machen”. Wer hätte es übrigens gedacht: Kinder lernen durch Grimassen schneiden, ihre Mimik bewusst zu beherrschen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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