seit Dienstag ist es amtlich: Der taiwanische Weltmarktführer TSMC baut ein Chip-Werk in Dresden. Partner sind Bosch, Infineon und die niederländische Firma NXP. Die Abwanderung von Schlüsseltechnologien nach Asien ist so zumindest verlangsamt. Auf europäischem Boden entstehen moderne Mikrochips. Aber wie modern?
In der Fabrik sollen Chips mit Strukturgrößen zwischen 12 und 28 Nanometern entstehen. Das ist solide Mittelklasse – und ein Kompromiss zwischen den aktuellen Bedürfnissen der Autoindustrie nach einfacheren Chips und den Vorstellungen der Regierungen in Berlin und Brüssel. Die hätten am liebsten absolute Hochtechnik nach Deutschland geholt. Doch die bringt TSMC erst einmal in die USA.
China ist der größte Handelspartner Nigers. Und auch sonst haben die beiden Länder in den vergangenen Jahren viel zusammen aufgebaut. Gerade errichtet Peking dort die längste Pipeline Afrikas. Auch der Abbau großer Uranvorkommen ist geplant. Der jüngste Militärputsch kommt dieser Entwicklungen nur bedingt in die Quere, schreibt Frank Sieren. Tatsächlich könnten die beunruhigenden Ereignisse die Partnerschaft zwischen Niger und China auf eine neue Ebene heben.
Denn: China verurteilt den Putsch im Gegensatz zum Westen und der Afrikanische Union nicht direkt. Sollte sich die Militärjunta durchsetzen, wird das Land seinen Einfluss nach dem Abzug der westlichen Mächte in der Region konkurrenzlos ausbauen. Momentan beobachtet aber auch die Regierung in Peking die Entwicklungen mit Sorge. Für all die ambitionierten wirtschaftlichen Aktivitäten braucht man vor Ort eben doch politische Stabilität.
TSMC und seine deutschen Partner haben es offiziell gemacht: Der taiwanische Weltmarktführer baut ein Chip-Werk in Dresden. Die endgültige Entscheidung traf der Vorstand des Unternehmens am Dienstag in Taipeh.
Die Eckpunkte des Projekts entsprechen sehr genau den Berichten von Table.Media vom Mai und aus dem vergangenen Jahr, die noch auf informierten Quellen beruhten:
Die genaue Investitionssumme steht offiziell noch nicht fest, weil sie von staatlicher Förderung abhängt, die ihrerseits noch nicht formal freigegeben ist. Sie wird aber sicher in der Größenordnung von zehn Milliarden Euro liegen. Rund die Hälfte davon kommt als Förderung vom Staat. Nur so hat die TSMC-Angabe Sinn, maximal dreieinhalb Milliarden Euro an Eigenmitteln zur Verfügung zu stellen.
Im industriepolitischen Gesamtbild ist der Bau einer Fabrik des technisch fortschrittlichsten Halbleiterunternehmens der Welt ein Erfolg. Die Regierungspolitiker überbieten sich daher mit Eigenlob für die Ansiedlung. Europa hat Jahrzehnt für Jahrzehnt Schlüsseltechnologien an Asien verloren. Das galt so lange als problemlos, wie die Belieferung im globalen Welthandel nicht infrage stand. Die geopolitische Situation hat sich jedoch gewandelt. Die Toleranz für Abhängigkeiten ist stark gesunken.
Ohne die hohe Subvention wäre TSMC sicher nicht gekommen. Die Ausgabe entspricht aber sowohl den Sicherheits- und China-Strategien der Bundesregierung als auch dem europäischen Vorgehen. In der Mitteilung von TSMC ist ausdrücklich der EU-Chips-Act erwähnt. Die Unternehmen wollen also Mittel aus den europäischen Töpfen abrufen.
In der Fabrik sollen vor allem zwei Klassen von Mikrochips entstehen:
Diese Art von Chips entspricht dem Stand, der um 2015 herum neu und modern war. Das ist immerhin besser als ursprünglich angenommen – die ersten Berichte über das Werk waren nur von 22 Nanometer-Technik ausgegangen, die wiederum um 2010 herum aktuell war.
Doch auch 12 Nanometer sind nicht die Vorhut der Technologie-Entwicklung. Im Vergleich mit den TSMC-Investitionen in den USA wirkt das besonders schmerzhaft: Dort stellt das taiwanische Unternehmen modernste Produkte her. Was TSMC dagegen nach Dresden bringt, heißt im Jargon “reife Technologie”.
Der deutschen Fahrzeugbranche sind diese Chips aktuell dennoch zu modern. Sie brauche deutlich einfachere Ware mit Strukturbreiten um 90 Nanometer, sagte ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA) am Dienstag in Berlin. Die Autoindustrie benötige zwar durchaus auch die Technologien, die bei ESMC entstehen werden. Dennoch werde der direkte Effekt des Werks in Dresden auf die eigene Unabhängigkeit nur begrenzt sein.
Die Fabrik soll aber ja ohnehin erst 2027 fertig werden – und Autos werden schon bald zu Hochleistungsrechnern auf Rädern mutieren. Für KI-Funktionen wie autonomes Fahren der höheren Stufen werden in absehbarer Zeit schnelle und stromsparende Chips auf dem Niveau moderner Grafikkarten gebraucht werden. Diese werden heute bereits in 7-Nanometer-Technologie und darunter hergestellt.
TSMC gibt Deutschland also letztlich doch Technik von gestern. Das entspricht nicht dem Geiste des EU-Chips Act: Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton hatte die Ansiedlung ultramoderner Fabriken zur Herstellung von Chips mit kleinsten Strukturbreiten vorgeschwebt. Schließlich gibt es in Europa nicht nur die Autoindustrie: KI-Anwendungen brauchen ultramoderne Chips. Die Realität bleibe hinter diesen großen Ambitionen zurück, schreibt der Wissenschaftler Mathieu Duchâtel vom Institut Montaigne.
Doch das heißt nicht, dass der Chips Act erfolglos ist, wie Duchâtel betont. Im Gegenteil, die TSMC-Ansiedlung gilt weithin als strategischer Erfolg. Denn auch wenn die Ansiedlung betriebswirtschaftlich teuer aussieht, war sie dennoch richtig: Es ist nötig und überfällig, wieder eine moderne Chipindustrie in Europa aufzubauen.
Die nötige Förderung ist zudem auch deshalb so teuer, weil die USA und China die Branche ihrerseits mit Milliardensummen verwöhnen:
Im Lichte dieses Vergleichs wirkt die Förderung für TSMC in Dresden schon gar nicht mehr so teuer, zumal Intel in Magdeburg doppelt so viel erhält.
Die TSMC-Technik fügt sich zudem bestens in die bestehenden Lieferketten ein. Bosch und Infineon betreiben in der Nähe bereits eigene Halbleiterwerke, die dankbare Abnehmer für die Produkte von TSMC sein werden. Infineon beispielsweise ist zwar formal ebenfalls ein Halbleiterhersteller, doch sein Geschäftsmodell ist anders als das von TSMC.
Tatsächlich lässt Infineon einen Teil seiner Produkte in den hocheffizienten Fabriken der Taiwaner herstellen. Es handelt sich also weniger um Konkurrenten und mehr um Partner.
Der Militärputsch in Niger tariert die Machtverhältnisse zwischen den BRICS-Ländern China, Russland und Indien auf der einen Seite, sowie Frankreich und den USA auf der anderen Seite neu aus. Der Westen akzeptiert den Putsch des Militärs nicht; die Putschisten wiederum agieren antiwestlich. Chinas Präsenz sei hingegen von “von dem Coup nicht betroffen”, stellt Rahmane Idrissa, Wissenschaftler am African Studies Centre der niederländischen Leiden University, nüchtern fest.
China ist mit einem Anteil von 18,7 Prozent bereits größter Handelspartner Nigers, vor der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich (14,1 Prozent) und Indien (8,5 Prozent). Sollte Putschistenanführer General Abdourahmane Tchiani seinen antiwestlichen Kurs fortsetzen und sich an der Macht halten, könnte China als bisher zweitgrößter ausländischer Investor sogar auf diesem Feld an Frankreich vorbeiziehen.
Niger war unter der bis zu dem Putsch letzten demokratischen Regierung der Sahel-Zone ausgesprochen wichtig für Europa. Die Umstürze in den Nachbarstaaten Mali und Burkina Faso hatten Niger zur geostrategischen Bastion des Westens in der Region werden lassen. Was billiges russisches Gas für Deutschland bedeutete, ist preiswertes nigrisches Uran für Frankreich, das weiterhin stark auf Atomkraft setzt. Auch militärisch ist Niger für den Westen wichtig. In dem Land sind bisher nicht nur deutsche und französische Truppen stationiert; die USA betreiben seit 2016 dort die “Niger Air Base 201”, eine ihrer wenigen ständigen US-Militärstützpunkte in Afrika.
Dies alles steht nun auf der Kippe, seit General Tchiani Ende Juli die Macht übernommen und den amtierenden demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum entmachtet hat. Tchiani beendete sofort die Militärkooperation mit den Franzosen. Das ist bitter, weil Frankreich seine Truppen bereits nach den Militärputschen in Mali und Burkina Faso von dort hatte abziehen müssen.
China und Niger haben jedenfalls gemeinsam schon viel aufgebaut und noch viel vor. Peking ist dabei, eine 2000 Kilometer lange Ölexport-Pipeline zu bauen. Und man will die Uranvorkommen gemeinsam abbauen. Auch ein gemeinsamer Industriepark ist geplant.
Die Öl-Pipeline ist bereits zu über 60 Prozent fertiggestellt. Sie kann 60.000 Barrel Öl pro Tag transportieren und wird bei Inbetriebnahme die längste Pipeline Afrikas sein. Sie verläuft durch Benin im Süden und endet am Golf von Guinea, in der Nähe der nigerianischen 16-Millionen-Stadt Lagos. Sie wird das 650 Millionen-Barrel Agadem-Ölfeld erstmals an den internationalen Markt anschließen, das Petro China und Niger seit 2008 gemeinsam ausbauten.
Überhaupt ist Niger erst durch die Hilfe Chinas überhaupt zum Ölproduzenten geworden. Die Produktion des Ölfeldes soll nun ausgebaut werden. Zusammen mit der Pipeline geht es um Investitionen von allein rund vier Milliarden US-Dollar, so das chinesische Handelsministerium. Bisher hat China nach Berechnungen der US-Botschaft dort 2,61 Milliarden in Niger investiert und ist damit der zweitgrößte Investor nach den Franzosen.
Zu den Investitionen gehört auch eine Ölraffinerie mit einer Kapazität von 20.000 Barrel pro Tag zur Deckung des Bedarfes in Niger. China hält einen Anteil von 60 Prozent an der Anlage. Nigers Importe aus China sind in den vergangenen 26 Jahren um durchschnittlich gut 14 Prozent im Jahr auf 441 Millionen US-Dollar 2021 gestiegen, die Exporte gar um gut 33 Prozent auf 344 Millionen.
Auch bei der gemeinsamen Uranproduktion geht es voran. Erst vor gut einem Monat hatte der damalige Präsident Bazoum eine Delegation der China National Uranium Corporation (CNUC) empfangen, um Bedingungen für eine chinesische Übernahme der nigrischen Société des Mines d’Azelik (Somina) zu verhandeln. Vor neun Jahren war das Projekt wegen der damals niedrigen internationalen Uranpreise zunächst aufgegeben worden. “Nun sind die internationalen Preise günstiger”, sagte Ousseini Hadizatou Yacouba, unter Bazoum Nigers Bergbau-Minister. “Nun ist es einfacher für uns, den Sektor mit all unseren Partnern zu entwickeln, einschließlich der CNUC, die schon die Betriebsgenehmigung hat.”
Niger gehört zu den fünf größten Uran-Lieferanten der Welt. Aus Niger stammen etwa ein Viertel der europäischen und ein Drittel der Uranimporte Frankreichs, das mit 56 Kernkraftwerken nach den USA zu den Ländern mit den meisten Atomkraftwerken gehört. Auch Deutschland importiert immer wieder phasenweise Atomstrom aus Frankreich. Deutschland kann also kein Interesse haben, dass das Uran der Franzosen künftig nach China geht.
Peking steht wiederum steht unter großem Druck, seine Uran-Lieferanten zu diversifizieren: 70 Prozent der Uranimporte Chinas kommen aus nur drei Ländern: Kasachstan, Kanada und Australien. China hätte also auch ohne den Putsch auf eine stärkere Präsenz in Niger gedrängt. Durch den Putsch aber könnte sich die Entwicklung eher beschleunigen. Das befürchtet jedenfalls Gyude Moore, ehemals Minister für öffentliche Aufträge in Liberia, nun Senior Policy Fellow am Centre for Global Development in Washington: “China hat keine Präferenzen bezüglich des Regime-Typs. Wenn die westlichen Regierungen sich zurückziehen, wird Chinas Einfluss automatisch größer.”
Es ist aber noch nicht klar, dass es so kommen wird. Klar ist derweil, dass Tchiani nicht die Unterstützung der Afrikanischen Union hat. Sie hat den Putschisten am 29. Juli ein Ultimatum von zwei Wochen gestellt, das vom UN-Sicherheitsrat unterstützt wird, um die alten Machtverhältnisse wieder herzustellen. Bisher gibt es keine Anzeichen, dass die Putschisten sich dem Druck beugen wollen.
China verhält sich in dieser Gemengelage neutraler als der Westen und die Afrikanische Union. Laut einem Statement des Außenministeriums hofft China, dass die Politik in Niger “ihre Differenzen friedlich durch Dialog lösen wird” und “so früh wie möglich” die “normale Ordnung” und die “Stabilität und Entwicklung wieder herstellt.” Dass China die Lage durchaus ernst nimmt, zeigt dass die Botschaft in Niger chinesische Staatsangehörige dazu aufrief, Reisen nach Niger vermeiden, wenn diese nicht unbedingt notwendig wären.
Trotzdem bezog Peking in der Stellungnahme deutlich Position zugunsten des abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum. Er sei “ein Freund Chinas” und Peking hoffe, “dass seine persönliche Unversehrtheit garantiert ist”, erläutert Wu Peng, Chef der Afrikaabteilung des Außenministeriums. Das ist für chinesische Verhältnisse ein ziemlich deutliches Bekenntnis zu Bazoum – und zeigt: China braucht politische Stabilität für seine wirtschaftlichen Aktivitäten. Ob General Tchiani die bieten kann, ist ungewiss.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Die Konjunkturflaute bei wichtigen Handelspartnern hat dem Exportweltmeister China im Juli zugesetzt. Die Ausfuhren der Volksrepublik sanken um 14,5 Prozent im Jahresvergleich, und damit stärker als erwartet. Das teilte die Zollbehörde am Dienstag mit. Damit verzeichnete China das schlechteste Exportergebnis seit Februar 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie. Auch die Importe Chinas schrumpften im Juli mit einem Minus von 12,4 Prozent deutlich stärker als prognostiziert. Experten hatten im Schnitt mit einem Rückgang der Exporte um 12,5 Prozent und der Importe um 5,0 Prozent gerechnet.
Chinas Handelsüberschuss stieg im Juli um 80,6 Milliarden US-Dollar. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis, bezeichnete das Defizit der EU mit der Volksrepublik gerade in einem Interview mit der Financial Times als “erschütternd”. Das Pekinger Außenministerium reagierte prompt. “China hat nie absichtlich einen Handelsüberschuss angestrebt”, teilte es am Dienstag mit. Wenn sie Handelsungleichgewichte beseitigen will, solle die EU lieber ihre Exportbeschränkungen aufheben, anstatt China die Schuld am Defizit zu geben.
Die schwachen Zahlen könnten ein Vorbote sein, dass sich Chinas Wachstum im dritten Quartal wieder verlangsamen könnte. Aktivitäten in Bau, Industrieproduktion und Dienstleistungen geben allesamt nach, ebenso wie ausländische Direktinvestitionen und Gewinne der Industrie. Nach 5,5 Prozent Wachstum im ersten Quartal legte die Wirtschaft im zweiten Quartal immerhin um 6,3 Prozent zu, jeweils gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Vor allem aufgrund der Preisstürze am Immobiliensektor droht dem Land zudem die Deflation. Neben den Wohnungspreisen fallen zum Beispiel auch die Erzeugerpreise. Am heutigen Mittwoch wird der neue Konsumentenpreisindex (CPI) bekannt gegeben, der den Abwärtstrend der Preise manifestieren könnte. Das Schwächeln der Wirtschaft veranlasste Ende Juli das Politbüro der KP, Unterstützung für die Konjunkturentwicklung in Aussicht zu stellen. rtr/ck
Der Streit zwischen den Philippinen und China über umstrittene Seegebiete geht weiter. Peking reagierte am Dienstag zunächst nicht auf eine Beschwerde aus Manila zum Wasserwerfer-Einsatz gegen philippinische Schiffe vom Samstag. Stattdessen forderte China die Philippinen erneut auf, ein als Militärstützpunkt genutztes, vor 24 Jahren absichtlich auf Grund gelaufenes Kriegsschiff namens “BRP Sierra Madre” aus dem strittigen Gewässer zu entfernen.
Die Philippinen hätten “wiederholt klare Versprechen gegeben, das illegal ‘gestrandete’ Kriegsschiff abzuschleppen”, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums laut AFP. Anstatt es wegzuschleppen, habe Manila “versucht, es zu reparieren und in großem Stil zu befestigen.”
Manila wiederum wirft der chinesischen Küstenwache vor, in der Nähe der “BRP Sierra Madre” philippinische Schiffe blockiert und mit Wasserwerfern beschossen zu haben. Die Philippinen hatten das Kriegsschiff 1999 absichtlich am Second Thomas Shoal im Gebiet der Spratly-Inseln auf Grund gesetzt, um dort eine feste Präsenz zu installieren. Eine Handvoll philippinische Marine-Soldaten ist seither auf dem vor sich hin rostenden Schiff stationiert.
Das philippinische Außenministerium erklärte, die Stationierung von Soldaten auf Second Thomas Shoal sei eine Antwort auf Chinas “illegale Besetzung” des nahegelegenen Mischief-Riffs im Jahr 1995. Die Soldaten sind auf regelmäßige Versorgungsmissionen angewiesen, um an ihrem abgelegenen Standort zu überleben. Eine solche Mission war laut Manila am Samstag mit Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und anderen Vorräten zu dem Schiff unterwegs, als dort die chinesische Küstenwache auftauchte. Die philippinische Regierung bestellte deshalb am Montag den chinesischen Botschafter in Manila ein und übergab ihm Videos und eine Beschwerde. ck
China möchte die Nutzung von Gesichtserkennungstechnologie durch Unternehmen einschränken. Die Cyberspace-Regulierungsbehörde (CAC) hat am Dienstag dazu einen Regelentwurf veröffentlicht. Die vorgeschlagenen Richtlinien erfordern unter anderem eine gut begründete Notwendigkeit für den Einsatz von Gesichtserkennung sowie die Zustimmung des Einzelnen.
Unternehmen in China experimentieren seit längerem mit Gesichtserkennungstechnologie, etwa für die Bezahlung in Geschäften oder beim Zutritt zu Bahnhöfen. Laut dem nun vorgelegten Entwurf sollen Flughäfen, Hotels, Bahnhöfe, Banken, Stadien, Ausstellungshallen und andere Einrichtungen keine Gesichtserkennung zur Überprüfung der persönlichen Identität mehr verwenden – es sei denn, es ist gesetzlich vorgeschrieben. Wenn es andere, nicht-biometrische Alternativen gibt, die den gleichen Zweck oder gleichwertige Geschäftsanforderungen erfüllen, solle diesen Vorrang eingeräumt werden.
Laut der South China Morning Post haben viele chinesische Gerichte in der Vergangenheit bereits Urteile gegen Unternehmen wegen übermäßiger Nutzung der Gesichtserkennung gefällt und Geldstrafen verhängt. Für bestimmte verwaltungstechnische Situationen, die im Entwurf nicht näher ausgeführt sind, soll jedoch auch in Zukunft weiterhin keine individuelle Zustimmung erforderlich sein. Zu dem Entwurf kann noch bis zum 7. September öffentlich Stellung bezogen werden. rtr/fpe
Die Hongkonger Sicherheitspolizei hat erneut die Eltern einer ins Ausland geflüchteten Aktivistin vernommen. Die Eltern der Aktivistin Anna Kwok seien am Dienstag vorübergehend in Gewahrsam genommen und mehrere Stunden verhört worden, berichtete die South China Morning Post unter Berufung auf Bekannte der Familie. Sie seien etwa ausgefragt worden, ob sie ihre Tochter kontaktiert oder ihr finanzielle Unterstützung angeboten hätten.
Die 26-jährige Anna Kwok hatte Hongkong im Januar 2020 verlassen und ist die jüngste der acht gesuchten Aktivisten, denen ein Verstoß gegen das nationale Sicherheitsgesetz vorgeworfen wird. Auf alle acht hat Hongkong im Juli ein Kopfgeld von einer Million Hongkong-Dollar ausgesetzt. Eine Woche später hatte die Polizei bereits die Familie des in London lebenden Demokratie-Aktivisten Nathan Law verhört.
Kwok ist Kernmitglied der in den USA ansässigen Organisation Hong Kong Democracy Council, die sich für mehr Freiheit in China einsetzt. Die Polizei wirft ihr vor, zwischen September 2012 und Februar 2022 an Treffen und Kampagnen im Ausland teilgenommen und sich mit ausländischen Politikern und Beamten getroffen zu haben, um sich für Sanktionen gegen Festlandchina und Hongkong einzusetzen. ck
“Sowohl Indien als auch die EU suchen derzeit den Kontakt zueinander – eine Reaktion auf ein zunehmend gespanntes Verhältnis zur Volksrepublik China”, erklärt Garima Mohan, Senior Fellow im Indo-Pazifik-Programm des German Marshall Fund in Berlin. Dies stelle eine bedeutende Veränderung in der indischen Außenpolitik dar, war Indien doch lange daran interessiert, gemeinsam mit anderen BRICS-Staaten die westlich-dominierte Weltordnung pluraler zu gestalten. Nach Ansicht Delhis gehe es China aber inzwischen mehr darum, seine eigenen Machtansprüche in der Region auszuweiten, weshalb Indien das Gefühl habe, sich dem entgegenstellen zu müssen.
In Neu-Delhi geboren, studiert Mohan zuerst Geschichte am dortigen St. Stephen’s College und später Geschichte und Politik an der London School of Economics. 2012 bewirbt sie sich auf Einladung für ein Doktorandenprogramm der Freien Universität und der Hertie School of Governance in Berlin, wo sie Teil der Nachwuchsforschungsgruppe “Asian Perceptions of the EU” wird.
In dem Projekt dreht sich viel um die Rolle der EU als internationales Vorbild und die Frage, inwiefern man die europäischen Institutionen auf andere Regionen übertragen kann. Als eine von zwei nicht-europäischen Doktoranden im Programm fällt es ihr dabei zu, regelmäßig die teilweise eurozentristischen Ansichten ihrer Kommilitonen aufzubrechen. “Es wurde kaum hinterfragt, ob die EU-Institutionen überhaupt als Erfolgsbeispiel gelten können, und ob andere Länder diese übernehmen wollen”, kritisiert Mohan heute. Unter anderem deshalb wechselt sie nach ihrer erfolgreichen Promotion in die Politikberatung, um dort “näher an der realen Welt” zu arbeiten.
Zunächst forscht sie vier Jahre im Global-Orders-Programm des Global Public Policy Institutes (GPPi), bevor sie 2019 eine Stelle bei der US-amerikanischen Denkfabrik German Marshall Fund annimmt. In ihrer derzeitigen Arbeit konzentriert Mohan sich verstärkt auf die Kooperation zwischen den USA, Europa und Indien und leitet das “India Trilateral Forum”, welches den Austausch zwischen Experten der drei Regionen fördert. Darüber hinaus widmet sie sich in ihrer Forschung den sich wandelnden Beziehungen zwischen Europa und Indien.
“In der EU bräuchte es dringend mehr Investitionen in die Forschung zum gegenwärtigen Indien, um dieses komplexe Land besser zu verstehen”, appelliert Mohan. So seien zum Beispiel die intellektuellen und kulturellen Verbindungen zwischen Russland und Indien historisch bedingt sehr stark, und Indien in Bezug auf das eigene Militär stark von Moskau abhängig. Dies dürfe man nicht vernachlässigen, wenn man beispielsweise Indiens Position im Ukrainekrieg verstehen wolle. Indien profitiere momentan zwar von günstigen russischen Ölimporten, sagt Mohan. Hinter verschlossenen Türen sei Delhi jedoch unglücklich über Russlands Angriff. Deshalb suche Indien, im Gegensatz zu China, stets den Kontakt mit beiden Kriegsparteien und habe auch humanitäre Hilfe nach Kiew entsandt.
Mohans Wunsch: So wie es mit dem Merics-Institut einen Think Tank nur für China gibt, würde sie gerne etwas Ähnliches nur für Indien sehen. Eine Indien-Denkfabrik könnte Europa dabei helfen, fundiertes Wissen über den Subkontinent aufzubauen. Clemens Ruben
Johann Buss ist seit Juli Vice President Research And Development bei Mercedes-Benz in China. Zuvor leitete er als Entwicklungsmanager die Sitzentwicklung des Autobauers in Sindelfingen. Sein jetziger Einsatzort ist Peking.
Saskia Mayer ist neue Fachreferentin für Strategieentwicklung, Internationalisierung und De-Risking bei Bosch. Mayer hat in Tübingen und Nanjing Sinologie und Rechtswissenschaften studiert und drei Jahre lang für Bosch Trainingseinheiten zu interkulturellen Beziehungen entwickelt.
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Der 8.8. ist nicht nur ein Glückstag für viele Chinesinnen – sondern auch der nationale Fitness-Tag. Da wird natürlich gern in der Öffentlichkeit posiert, geübt und gerannt. Hier demonstrieren junge Sportler in Zaozhuang, Provinz Shandong, ihre Künste im koreanischen Kampfsport Taekwondo.
seit Dienstag ist es amtlich: Der taiwanische Weltmarktführer TSMC baut ein Chip-Werk in Dresden. Partner sind Bosch, Infineon und die niederländische Firma NXP. Die Abwanderung von Schlüsseltechnologien nach Asien ist so zumindest verlangsamt. Auf europäischem Boden entstehen moderne Mikrochips. Aber wie modern?
In der Fabrik sollen Chips mit Strukturgrößen zwischen 12 und 28 Nanometern entstehen. Das ist solide Mittelklasse – und ein Kompromiss zwischen den aktuellen Bedürfnissen der Autoindustrie nach einfacheren Chips und den Vorstellungen der Regierungen in Berlin und Brüssel. Die hätten am liebsten absolute Hochtechnik nach Deutschland geholt. Doch die bringt TSMC erst einmal in die USA.
China ist der größte Handelspartner Nigers. Und auch sonst haben die beiden Länder in den vergangenen Jahren viel zusammen aufgebaut. Gerade errichtet Peking dort die längste Pipeline Afrikas. Auch der Abbau großer Uranvorkommen ist geplant. Der jüngste Militärputsch kommt dieser Entwicklungen nur bedingt in die Quere, schreibt Frank Sieren. Tatsächlich könnten die beunruhigenden Ereignisse die Partnerschaft zwischen Niger und China auf eine neue Ebene heben.
Denn: China verurteilt den Putsch im Gegensatz zum Westen und der Afrikanische Union nicht direkt. Sollte sich die Militärjunta durchsetzen, wird das Land seinen Einfluss nach dem Abzug der westlichen Mächte in der Region konkurrenzlos ausbauen. Momentan beobachtet aber auch die Regierung in Peking die Entwicklungen mit Sorge. Für all die ambitionierten wirtschaftlichen Aktivitäten braucht man vor Ort eben doch politische Stabilität.
TSMC und seine deutschen Partner haben es offiziell gemacht: Der taiwanische Weltmarktführer baut ein Chip-Werk in Dresden. Die endgültige Entscheidung traf der Vorstand des Unternehmens am Dienstag in Taipeh.
Die Eckpunkte des Projekts entsprechen sehr genau den Berichten von Table.Media vom Mai und aus dem vergangenen Jahr, die noch auf informierten Quellen beruhten:
Die genaue Investitionssumme steht offiziell noch nicht fest, weil sie von staatlicher Förderung abhängt, die ihrerseits noch nicht formal freigegeben ist. Sie wird aber sicher in der Größenordnung von zehn Milliarden Euro liegen. Rund die Hälfte davon kommt als Förderung vom Staat. Nur so hat die TSMC-Angabe Sinn, maximal dreieinhalb Milliarden Euro an Eigenmitteln zur Verfügung zu stellen.
Im industriepolitischen Gesamtbild ist der Bau einer Fabrik des technisch fortschrittlichsten Halbleiterunternehmens der Welt ein Erfolg. Die Regierungspolitiker überbieten sich daher mit Eigenlob für die Ansiedlung. Europa hat Jahrzehnt für Jahrzehnt Schlüsseltechnologien an Asien verloren. Das galt so lange als problemlos, wie die Belieferung im globalen Welthandel nicht infrage stand. Die geopolitische Situation hat sich jedoch gewandelt. Die Toleranz für Abhängigkeiten ist stark gesunken.
Ohne die hohe Subvention wäre TSMC sicher nicht gekommen. Die Ausgabe entspricht aber sowohl den Sicherheits- und China-Strategien der Bundesregierung als auch dem europäischen Vorgehen. In der Mitteilung von TSMC ist ausdrücklich der EU-Chips-Act erwähnt. Die Unternehmen wollen also Mittel aus den europäischen Töpfen abrufen.
In der Fabrik sollen vor allem zwei Klassen von Mikrochips entstehen:
Diese Art von Chips entspricht dem Stand, der um 2015 herum neu und modern war. Das ist immerhin besser als ursprünglich angenommen – die ersten Berichte über das Werk waren nur von 22 Nanometer-Technik ausgegangen, die wiederum um 2010 herum aktuell war.
Doch auch 12 Nanometer sind nicht die Vorhut der Technologie-Entwicklung. Im Vergleich mit den TSMC-Investitionen in den USA wirkt das besonders schmerzhaft: Dort stellt das taiwanische Unternehmen modernste Produkte her. Was TSMC dagegen nach Dresden bringt, heißt im Jargon “reife Technologie”.
Der deutschen Fahrzeugbranche sind diese Chips aktuell dennoch zu modern. Sie brauche deutlich einfachere Ware mit Strukturbreiten um 90 Nanometer, sagte ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA) am Dienstag in Berlin. Die Autoindustrie benötige zwar durchaus auch die Technologien, die bei ESMC entstehen werden. Dennoch werde der direkte Effekt des Werks in Dresden auf die eigene Unabhängigkeit nur begrenzt sein.
Die Fabrik soll aber ja ohnehin erst 2027 fertig werden – und Autos werden schon bald zu Hochleistungsrechnern auf Rädern mutieren. Für KI-Funktionen wie autonomes Fahren der höheren Stufen werden in absehbarer Zeit schnelle und stromsparende Chips auf dem Niveau moderner Grafikkarten gebraucht werden. Diese werden heute bereits in 7-Nanometer-Technologie und darunter hergestellt.
TSMC gibt Deutschland also letztlich doch Technik von gestern. Das entspricht nicht dem Geiste des EU-Chips Act: Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton hatte die Ansiedlung ultramoderner Fabriken zur Herstellung von Chips mit kleinsten Strukturbreiten vorgeschwebt. Schließlich gibt es in Europa nicht nur die Autoindustrie: KI-Anwendungen brauchen ultramoderne Chips. Die Realität bleibe hinter diesen großen Ambitionen zurück, schreibt der Wissenschaftler Mathieu Duchâtel vom Institut Montaigne.
Doch das heißt nicht, dass der Chips Act erfolglos ist, wie Duchâtel betont. Im Gegenteil, die TSMC-Ansiedlung gilt weithin als strategischer Erfolg. Denn auch wenn die Ansiedlung betriebswirtschaftlich teuer aussieht, war sie dennoch richtig: Es ist nötig und überfällig, wieder eine moderne Chipindustrie in Europa aufzubauen.
Die nötige Förderung ist zudem auch deshalb so teuer, weil die USA und China die Branche ihrerseits mit Milliardensummen verwöhnen:
Im Lichte dieses Vergleichs wirkt die Förderung für TSMC in Dresden schon gar nicht mehr so teuer, zumal Intel in Magdeburg doppelt so viel erhält.
Die TSMC-Technik fügt sich zudem bestens in die bestehenden Lieferketten ein. Bosch und Infineon betreiben in der Nähe bereits eigene Halbleiterwerke, die dankbare Abnehmer für die Produkte von TSMC sein werden. Infineon beispielsweise ist zwar formal ebenfalls ein Halbleiterhersteller, doch sein Geschäftsmodell ist anders als das von TSMC.
Tatsächlich lässt Infineon einen Teil seiner Produkte in den hocheffizienten Fabriken der Taiwaner herstellen. Es handelt sich also weniger um Konkurrenten und mehr um Partner.
Der Militärputsch in Niger tariert die Machtverhältnisse zwischen den BRICS-Ländern China, Russland und Indien auf der einen Seite, sowie Frankreich und den USA auf der anderen Seite neu aus. Der Westen akzeptiert den Putsch des Militärs nicht; die Putschisten wiederum agieren antiwestlich. Chinas Präsenz sei hingegen von “von dem Coup nicht betroffen”, stellt Rahmane Idrissa, Wissenschaftler am African Studies Centre der niederländischen Leiden University, nüchtern fest.
China ist mit einem Anteil von 18,7 Prozent bereits größter Handelspartner Nigers, vor der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich (14,1 Prozent) und Indien (8,5 Prozent). Sollte Putschistenanführer General Abdourahmane Tchiani seinen antiwestlichen Kurs fortsetzen und sich an der Macht halten, könnte China als bisher zweitgrößter ausländischer Investor sogar auf diesem Feld an Frankreich vorbeiziehen.
Niger war unter der bis zu dem Putsch letzten demokratischen Regierung der Sahel-Zone ausgesprochen wichtig für Europa. Die Umstürze in den Nachbarstaaten Mali und Burkina Faso hatten Niger zur geostrategischen Bastion des Westens in der Region werden lassen. Was billiges russisches Gas für Deutschland bedeutete, ist preiswertes nigrisches Uran für Frankreich, das weiterhin stark auf Atomkraft setzt. Auch militärisch ist Niger für den Westen wichtig. In dem Land sind bisher nicht nur deutsche und französische Truppen stationiert; die USA betreiben seit 2016 dort die “Niger Air Base 201”, eine ihrer wenigen ständigen US-Militärstützpunkte in Afrika.
Dies alles steht nun auf der Kippe, seit General Tchiani Ende Juli die Macht übernommen und den amtierenden demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum entmachtet hat. Tchiani beendete sofort die Militärkooperation mit den Franzosen. Das ist bitter, weil Frankreich seine Truppen bereits nach den Militärputschen in Mali und Burkina Faso von dort hatte abziehen müssen.
China und Niger haben jedenfalls gemeinsam schon viel aufgebaut und noch viel vor. Peking ist dabei, eine 2000 Kilometer lange Ölexport-Pipeline zu bauen. Und man will die Uranvorkommen gemeinsam abbauen. Auch ein gemeinsamer Industriepark ist geplant.
Die Öl-Pipeline ist bereits zu über 60 Prozent fertiggestellt. Sie kann 60.000 Barrel Öl pro Tag transportieren und wird bei Inbetriebnahme die längste Pipeline Afrikas sein. Sie verläuft durch Benin im Süden und endet am Golf von Guinea, in der Nähe der nigerianischen 16-Millionen-Stadt Lagos. Sie wird das 650 Millionen-Barrel Agadem-Ölfeld erstmals an den internationalen Markt anschließen, das Petro China und Niger seit 2008 gemeinsam ausbauten.
Überhaupt ist Niger erst durch die Hilfe Chinas überhaupt zum Ölproduzenten geworden. Die Produktion des Ölfeldes soll nun ausgebaut werden. Zusammen mit der Pipeline geht es um Investitionen von allein rund vier Milliarden US-Dollar, so das chinesische Handelsministerium. Bisher hat China nach Berechnungen der US-Botschaft dort 2,61 Milliarden in Niger investiert und ist damit der zweitgrößte Investor nach den Franzosen.
Zu den Investitionen gehört auch eine Ölraffinerie mit einer Kapazität von 20.000 Barrel pro Tag zur Deckung des Bedarfes in Niger. China hält einen Anteil von 60 Prozent an der Anlage. Nigers Importe aus China sind in den vergangenen 26 Jahren um durchschnittlich gut 14 Prozent im Jahr auf 441 Millionen US-Dollar 2021 gestiegen, die Exporte gar um gut 33 Prozent auf 344 Millionen.
Auch bei der gemeinsamen Uranproduktion geht es voran. Erst vor gut einem Monat hatte der damalige Präsident Bazoum eine Delegation der China National Uranium Corporation (CNUC) empfangen, um Bedingungen für eine chinesische Übernahme der nigrischen Société des Mines d’Azelik (Somina) zu verhandeln. Vor neun Jahren war das Projekt wegen der damals niedrigen internationalen Uranpreise zunächst aufgegeben worden. “Nun sind die internationalen Preise günstiger”, sagte Ousseini Hadizatou Yacouba, unter Bazoum Nigers Bergbau-Minister. “Nun ist es einfacher für uns, den Sektor mit all unseren Partnern zu entwickeln, einschließlich der CNUC, die schon die Betriebsgenehmigung hat.”
Niger gehört zu den fünf größten Uran-Lieferanten der Welt. Aus Niger stammen etwa ein Viertel der europäischen und ein Drittel der Uranimporte Frankreichs, das mit 56 Kernkraftwerken nach den USA zu den Ländern mit den meisten Atomkraftwerken gehört. Auch Deutschland importiert immer wieder phasenweise Atomstrom aus Frankreich. Deutschland kann also kein Interesse haben, dass das Uran der Franzosen künftig nach China geht.
Peking steht wiederum steht unter großem Druck, seine Uran-Lieferanten zu diversifizieren: 70 Prozent der Uranimporte Chinas kommen aus nur drei Ländern: Kasachstan, Kanada und Australien. China hätte also auch ohne den Putsch auf eine stärkere Präsenz in Niger gedrängt. Durch den Putsch aber könnte sich die Entwicklung eher beschleunigen. Das befürchtet jedenfalls Gyude Moore, ehemals Minister für öffentliche Aufträge in Liberia, nun Senior Policy Fellow am Centre for Global Development in Washington: “China hat keine Präferenzen bezüglich des Regime-Typs. Wenn die westlichen Regierungen sich zurückziehen, wird Chinas Einfluss automatisch größer.”
Es ist aber noch nicht klar, dass es so kommen wird. Klar ist derweil, dass Tchiani nicht die Unterstützung der Afrikanischen Union hat. Sie hat den Putschisten am 29. Juli ein Ultimatum von zwei Wochen gestellt, das vom UN-Sicherheitsrat unterstützt wird, um die alten Machtverhältnisse wieder herzustellen. Bisher gibt es keine Anzeichen, dass die Putschisten sich dem Druck beugen wollen.
China verhält sich in dieser Gemengelage neutraler als der Westen und die Afrikanische Union. Laut einem Statement des Außenministeriums hofft China, dass die Politik in Niger “ihre Differenzen friedlich durch Dialog lösen wird” und “so früh wie möglich” die “normale Ordnung” und die “Stabilität und Entwicklung wieder herstellt.” Dass China die Lage durchaus ernst nimmt, zeigt dass die Botschaft in Niger chinesische Staatsangehörige dazu aufrief, Reisen nach Niger vermeiden, wenn diese nicht unbedingt notwendig wären.
Trotzdem bezog Peking in der Stellungnahme deutlich Position zugunsten des abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum. Er sei “ein Freund Chinas” und Peking hoffe, “dass seine persönliche Unversehrtheit garantiert ist”, erläutert Wu Peng, Chef der Afrikaabteilung des Außenministeriums. Das ist für chinesische Verhältnisse ein ziemlich deutliches Bekenntnis zu Bazoum – und zeigt: China braucht politische Stabilität für seine wirtschaftlichen Aktivitäten. Ob General Tchiani die bieten kann, ist ungewiss.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Die Konjunkturflaute bei wichtigen Handelspartnern hat dem Exportweltmeister China im Juli zugesetzt. Die Ausfuhren der Volksrepublik sanken um 14,5 Prozent im Jahresvergleich, und damit stärker als erwartet. Das teilte die Zollbehörde am Dienstag mit. Damit verzeichnete China das schlechteste Exportergebnis seit Februar 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie. Auch die Importe Chinas schrumpften im Juli mit einem Minus von 12,4 Prozent deutlich stärker als prognostiziert. Experten hatten im Schnitt mit einem Rückgang der Exporte um 12,5 Prozent und der Importe um 5,0 Prozent gerechnet.
Chinas Handelsüberschuss stieg im Juli um 80,6 Milliarden US-Dollar. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis, bezeichnete das Defizit der EU mit der Volksrepublik gerade in einem Interview mit der Financial Times als “erschütternd”. Das Pekinger Außenministerium reagierte prompt. “China hat nie absichtlich einen Handelsüberschuss angestrebt”, teilte es am Dienstag mit. Wenn sie Handelsungleichgewichte beseitigen will, solle die EU lieber ihre Exportbeschränkungen aufheben, anstatt China die Schuld am Defizit zu geben.
Die schwachen Zahlen könnten ein Vorbote sein, dass sich Chinas Wachstum im dritten Quartal wieder verlangsamen könnte. Aktivitäten in Bau, Industrieproduktion und Dienstleistungen geben allesamt nach, ebenso wie ausländische Direktinvestitionen und Gewinne der Industrie. Nach 5,5 Prozent Wachstum im ersten Quartal legte die Wirtschaft im zweiten Quartal immerhin um 6,3 Prozent zu, jeweils gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Vor allem aufgrund der Preisstürze am Immobiliensektor droht dem Land zudem die Deflation. Neben den Wohnungspreisen fallen zum Beispiel auch die Erzeugerpreise. Am heutigen Mittwoch wird der neue Konsumentenpreisindex (CPI) bekannt gegeben, der den Abwärtstrend der Preise manifestieren könnte. Das Schwächeln der Wirtschaft veranlasste Ende Juli das Politbüro der KP, Unterstützung für die Konjunkturentwicklung in Aussicht zu stellen. rtr/ck
Der Streit zwischen den Philippinen und China über umstrittene Seegebiete geht weiter. Peking reagierte am Dienstag zunächst nicht auf eine Beschwerde aus Manila zum Wasserwerfer-Einsatz gegen philippinische Schiffe vom Samstag. Stattdessen forderte China die Philippinen erneut auf, ein als Militärstützpunkt genutztes, vor 24 Jahren absichtlich auf Grund gelaufenes Kriegsschiff namens “BRP Sierra Madre” aus dem strittigen Gewässer zu entfernen.
Die Philippinen hätten “wiederholt klare Versprechen gegeben, das illegal ‘gestrandete’ Kriegsschiff abzuschleppen”, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums laut AFP. Anstatt es wegzuschleppen, habe Manila “versucht, es zu reparieren und in großem Stil zu befestigen.”
Manila wiederum wirft der chinesischen Küstenwache vor, in der Nähe der “BRP Sierra Madre” philippinische Schiffe blockiert und mit Wasserwerfern beschossen zu haben. Die Philippinen hatten das Kriegsschiff 1999 absichtlich am Second Thomas Shoal im Gebiet der Spratly-Inseln auf Grund gesetzt, um dort eine feste Präsenz zu installieren. Eine Handvoll philippinische Marine-Soldaten ist seither auf dem vor sich hin rostenden Schiff stationiert.
Das philippinische Außenministerium erklärte, die Stationierung von Soldaten auf Second Thomas Shoal sei eine Antwort auf Chinas “illegale Besetzung” des nahegelegenen Mischief-Riffs im Jahr 1995. Die Soldaten sind auf regelmäßige Versorgungsmissionen angewiesen, um an ihrem abgelegenen Standort zu überleben. Eine solche Mission war laut Manila am Samstag mit Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und anderen Vorräten zu dem Schiff unterwegs, als dort die chinesische Küstenwache auftauchte. Die philippinische Regierung bestellte deshalb am Montag den chinesischen Botschafter in Manila ein und übergab ihm Videos und eine Beschwerde. ck
China möchte die Nutzung von Gesichtserkennungstechnologie durch Unternehmen einschränken. Die Cyberspace-Regulierungsbehörde (CAC) hat am Dienstag dazu einen Regelentwurf veröffentlicht. Die vorgeschlagenen Richtlinien erfordern unter anderem eine gut begründete Notwendigkeit für den Einsatz von Gesichtserkennung sowie die Zustimmung des Einzelnen.
Unternehmen in China experimentieren seit längerem mit Gesichtserkennungstechnologie, etwa für die Bezahlung in Geschäften oder beim Zutritt zu Bahnhöfen. Laut dem nun vorgelegten Entwurf sollen Flughäfen, Hotels, Bahnhöfe, Banken, Stadien, Ausstellungshallen und andere Einrichtungen keine Gesichtserkennung zur Überprüfung der persönlichen Identität mehr verwenden – es sei denn, es ist gesetzlich vorgeschrieben. Wenn es andere, nicht-biometrische Alternativen gibt, die den gleichen Zweck oder gleichwertige Geschäftsanforderungen erfüllen, solle diesen Vorrang eingeräumt werden.
Laut der South China Morning Post haben viele chinesische Gerichte in der Vergangenheit bereits Urteile gegen Unternehmen wegen übermäßiger Nutzung der Gesichtserkennung gefällt und Geldstrafen verhängt. Für bestimmte verwaltungstechnische Situationen, die im Entwurf nicht näher ausgeführt sind, soll jedoch auch in Zukunft weiterhin keine individuelle Zustimmung erforderlich sein. Zu dem Entwurf kann noch bis zum 7. September öffentlich Stellung bezogen werden. rtr/fpe
Die Hongkonger Sicherheitspolizei hat erneut die Eltern einer ins Ausland geflüchteten Aktivistin vernommen. Die Eltern der Aktivistin Anna Kwok seien am Dienstag vorübergehend in Gewahrsam genommen und mehrere Stunden verhört worden, berichtete die South China Morning Post unter Berufung auf Bekannte der Familie. Sie seien etwa ausgefragt worden, ob sie ihre Tochter kontaktiert oder ihr finanzielle Unterstützung angeboten hätten.
Die 26-jährige Anna Kwok hatte Hongkong im Januar 2020 verlassen und ist die jüngste der acht gesuchten Aktivisten, denen ein Verstoß gegen das nationale Sicherheitsgesetz vorgeworfen wird. Auf alle acht hat Hongkong im Juli ein Kopfgeld von einer Million Hongkong-Dollar ausgesetzt. Eine Woche später hatte die Polizei bereits die Familie des in London lebenden Demokratie-Aktivisten Nathan Law verhört.
Kwok ist Kernmitglied der in den USA ansässigen Organisation Hong Kong Democracy Council, die sich für mehr Freiheit in China einsetzt. Die Polizei wirft ihr vor, zwischen September 2012 und Februar 2022 an Treffen und Kampagnen im Ausland teilgenommen und sich mit ausländischen Politikern und Beamten getroffen zu haben, um sich für Sanktionen gegen Festlandchina und Hongkong einzusetzen. ck
“Sowohl Indien als auch die EU suchen derzeit den Kontakt zueinander – eine Reaktion auf ein zunehmend gespanntes Verhältnis zur Volksrepublik China”, erklärt Garima Mohan, Senior Fellow im Indo-Pazifik-Programm des German Marshall Fund in Berlin. Dies stelle eine bedeutende Veränderung in der indischen Außenpolitik dar, war Indien doch lange daran interessiert, gemeinsam mit anderen BRICS-Staaten die westlich-dominierte Weltordnung pluraler zu gestalten. Nach Ansicht Delhis gehe es China aber inzwischen mehr darum, seine eigenen Machtansprüche in der Region auszuweiten, weshalb Indien das Gefühl habe, sich dem entgegenstellen zu müssen.
In Neu-Delhi geboren, studiert Mohan zuerst Geschichte am dortigen St. Stephen’s College und später Geschichte und Politik an der London School of Economics. 2012 bewirbt sie sich auf Einladung für ein Doktorandenprogramm der Freien Universität und der Hertie School of Governance in Berlin, wo sie Teil der Nachwuchsforschungsgruppe “Asian Perceptions of the EU” wird.
In dem Projekt dreht sich viel um die Rolle der EU als internationales Vorbild und die Frage, inwiefern man die europäischen Institutionen auf andere Regionen übertragen kann. Als eine von zwei nicht-europäischen Doktoranden im Programm fällt es ihr dabei zu, regelmäßig die teilweise eurozentristischen Ansichten ihrer Kommilitonen aufzubrechen. “Es wurde kaum hinterfragt, ob die EU-Institutionen überhaupt als Erfolgsbeispiel gelten können, und ob andere Länder diese übernehmen wollen”, kritisiert Mohan heute. Unter anderem deshalb wechselt sie nach ihrer erfolgreichen Promotion in die Politikberatung, um dort “näher an der realen Welt” zu arbeiten.
Zunächst forscht sie vier Jahre im Global-Orders-Programm des Global Public Policy Institutes (GPPi), bevor sie 2019 eine Stelle bei der US-amerikanischen Denkfabrik German Marshall Fund annimmt. In ihrer derzeitigen Arbeit konzentriert Mohan sich verstärkt auf die Kooperation zwischen den USA, Europa und Indien und leitet das “India Trilateral Forum”, welches den Austausch zwischen Experten der drei Regionen fördert. Darüber hinaus widmet sie sich in ihrer Forschung den sich wandelnden Beziehungen zwischen Europa und Indien.
“In der EU bräuchte es dringend mehr Investitionen in die Forschung zum gegenwärtigen Indien, um dieses komplexe Land besser zu verstehen”, appelliert Mohan. So seien zum Beispiel die intellektuellen und kulturellen Verbindungen zwischen Russland und Indien historisch bedingt sehr stark, und Indien in Bezug auf das eigene Militär stark von Moskau abhängig. Dies dürfe man nicht vernachlässigen, wenn man beispielsweise Indiens Position im Ukrainekrieg verstehen wolle. Indien profitiere momentan zwar von günstigen russischen Ölimporten, sagt Mohan. Hinter verschlossenen Türen sei Delhi jedoch unglücklich über Russlands Angriff. Deshalb suche Indien, im Gegensatz zu China, stets den Kontakt mit beiden Kriegsparteien und habe auch humanitäre Hilfe nach Kiew entsandt.
Mohans Wunsch: So wie es mit dem Merics-Institut einen Think Tank nur für China gibt, würde sie gerne etwas Ähnliches nur für Indien sehen. Eine Indien-Denkfabrik könnte Europa dabei helfen, fundiertes Wissen über den Subkontinent aufzubauen. Clemens Ruben
Johann Buss ist seit Juli Vice President Research And Development bei Mercedes-Benz in China. Zuvor leitete er als Entwicklungsmanager die Sitzentwicklung des Autobauers in Sindelfingen. Sein jetziger Einsatzort ist Peking.
Saskia Mayer ist neue Fachreferentin für Strategieentwicklung, Internationalisierung und De-Risking bei Bosch. Mayer hat in Tübingen und Nanjing Sinologie und Rechtswissenschaften studiert und drei Jahre lang für Bosch Trainingseinheiten zu interkulturellen Beziehungen entwickelt.
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Der 8.8. ist nicht nur ein Glückstag für viele Chinesinnen – sondern auch der nationale Fitness-Tag. Da wird natürlich gern in der Öffentlichkeit posiert, geübt und gerannt. Hier demonstrieren junge Sportler in Zaozhuang, Provinz Shandong, ihre Künste im koreanischen Kampfsport Taekwondo.