wenn die Bundesregierung von der Verringerung von China-Risiken spricht, dann meint sie meist die Vorbereitung auf ein Konfliktszenario um Taiwan. Die Sorge wächst hier auch deshalb, weil China die Rhetorik gegenüber der Inselrepublik immer weiter hochfährt und ihr mit seinen Militärmanövern stetig dichter auf die Pelle rückt. Am Donnerstag begann die Volksbefreiungsarmee Marineübungen rund um Taiwan, nur wenige Tage nach der Amtseinführung von Lai Ching-te als neuem Präsidenten.
Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem Lai gleich zu Beginn seiner Amtszeit kämpft. Die Opposition fordert mehr Machtausübung im Parlament, in dem sie die Mehrheit hat. Für Freitag sind deshalb weitere Proteste geplant. David Demes fasst die Ereignisse zusammen.
Um China-Risiken geht es auch beim Ringen um den Umgang mit Huawei, dem bisher wichtigsten Netzwerktechnik-Ausrüster in Deutschland. Es gibt eine Querverbindung zu Taiwan: Indem Deutschland unabhängiger wird von ausländischer Technik, macht es sich widerstandsfähiger im Fall von geopolitischen Konflikten.
Bundeskanzler Olaf Scholz muss hier zwischen Ministerinnen und Ministern mit unterschiedlichen Vorstellungen vermitteln – die einen wollen einen schnellen Ausstieg aus der Nutzung von Huawei-Technik, die anderen wollen der Telekom mehr Zeit für den Umstieg geben.
Nach Beratungen im Kanzleramt am Donnerstag könnte Scholz noch vor der parlamentarischen Sommerpause Klarheit schaffen. Er wird dabei einen Kompromiss suchen, der die Huawei-Risiken nach und nach verringert, aber nicht zugleich einen Handelskrieg mit China riskiert, schreibt Finn Mayer-Kuckuk.
Die neue taiwanesische Regierung ist noch keine Woche im Amt, und schon sieht sie sich mit einer Reihe massiver Herausforderungen konfrontiert. Als vermeintliche Reaktion auf die Antrittsrede des neuen Präsidenten Lai Ching-te hat China am Donnerstag ein zweitägiges Militärmanöver um die Hauptinsel Taiwan und kleinere vorgelagerte Inseln angekündigt. Mit dem sogenannten “Joint Sword 2024A”-Manöver sollen nach offizieller Verlautbarung “separatistische Bestrebungen” taiwanischer Unabhängigkeitskräfte bestraft und das Ausland vor einer Einmischung in der Taiwan-Frage gewarnt werden.
“Die ‘Unabhängigkeit Taiwans’ ist zum Scheitern verurteilt”, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin bei einer täglichen Pressekonferenz dem offiziellen Transkript zufolge. “Jeder, der die ‘Unabhängigkeit Taiwans’ anstrebt, wird durch den historischen Trend zur vollständigen Wiedervereinigung Chinas vernichtet werden.”
Die Nachrichtenagentur AFP gab die Äußerungen von Wang bei der gleichen Pressekonferenz in einer Meldung am Donnerstagmorgen allerdings anders wieder. Demnach sagte Wang, “die Unabhängigkeitskräfte werden mit zerschmetterten Schädeln und im Blut enden”, nachdem sie mit Chinas “großem” Vorhaben der “vollständigen Vereinigung” mit Taiwan konfrontiert wurden. Die Internetseite des Außenministeriums wurde zuletzt am späten Nachmittag des gleichen Tages aktualisiert.
China hatte die Übungen um 07:45 Uhr am Donnerstagmorgen angekündigt und schickte den ganzen Tag über mehrere Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Gewässer und den Luftraum um Taiwan. Mehrere Dutzend mit scharfer Munition bewaffnete Kampfflugzeuge haben Taiwan umrundet, berichtete das Staatsfernsehen CCTV. “Zusammen mit Zerstörern, Fregatten und Raketen-Schnellbooten simulierten sie Angriffe auf hochrangige feindliche militärische Ziele sowie Aufklärungsschiffe und -flugzeuge”, hieß es dort.
Taiwans Militär reagierte mit routinierter Gelassenheit auf die Ankündigungen aus Peking. Heer, Luftwaffe und Marine beobachteten die Lage genau und stünden bereit, auf plötzliche Veränderungen der Lage schnell zu reagieren. “Wir suchen den Konflikt nicht, werden aber auch nicht vor ihm zurückschrecken”, so die offizielle Linie.
Am Nachmittag veröffentlichten Taiwans Verteidigungsministerium und die Küstenwache mehrere Videos, die zeigen, wie taiwanische Einheiten chinesische Kampfschiffe überwachen und auf Distanz halten. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums waren bis zum Abend keine Schiffe oder Flugzeuge in die sogenannte Anschlusszone der Hauptinsel eingedrungen (24 Seemeilen vor der Küste). Vor den Inseln Wuqiu und Dongyin, die näher am chinesischen Festland liegen als an Taiwan, sollen Schiffe der chinesischen Küstenwache allerdings bis auf 2,8 bzw. 3,1 Seemeilen in gesperrte Gewässer eingedrungen sein.
Der größte Unterschied zum letzten “Joint Sword”-Manöver des Jahres 2023 und den großangelegten Manövern nach Nancy Pelosis Besuch im August des Vorjahres scheint die Nähe der deklarierten Übungszonen zur osttaiwanischen Küstenstadt Hualien zu sein. Hualien beherbergt nicht nur einen wichtigen Hafen, sondern auch die Chiashan Air Force Base, der im Kriegsfall eine bedeutende Rolle zukommt.
Laut Zhang Chi, Lektor an der Verteidigungsuniversität der Volksbefreiungsarmee, sollen die Übungen im östlichen Teil Taiwans darauf abzielen, das Durchbrechen von “drei Linien” zu üben: die “Lebensader der Energieimporte”, den “Fluchtweg der taiwanischen Unabhängigkeitskräfte”, die versuchen könnten, über das Meer zu fliehen, und die “Nachschublinie der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten, die den taiwanischen Unabhängigkeitskräften Hilfe leisten”, so Politikwissenschaftler Zhang im Gespräch mit CCTV.
Die Sprecherin des taiwanischen Präsidialamtes, Kuo Ya-hui, kritisierte die chinesischen Übungen. China bedrohe “durch einseitige militärische Provokationen die Demokratie und Freiheit Taiwans sowie den Frieden und die Stabilität in der Region”, so Kuo in einem Videostatement. Die Aufrechterhaltung des Friedens und der Stabilität in der Region sollten die gemeinsame Verantwortung und das gemeinsame Ziel beider Seiten der Taiwanstraße sein.
Der Militäranalyst Ben Lewis merkte auf Twitter/X an, die Namensgebung “Joint Sword 2024A” könnte den Beginn einer Serie weiterer Manöver (B, C, D, etc.) andeuten. Das taiwanische Verteidigungsministerium wollte diese Vermutung am Abend allerdings nicht bestätigen.
Es sind aber nicht nur Pekings Drohgebärden, die Taiwans neuer Regierung Kopfzerbrechen bereiten. Auch die heimische Opposition stellt sie vor erhebliche Herausforderungen. Bereits am 17. Mai kam es zu handfesten Auseinandersetzungen im Parlament, als die oppositionelle Kuomintang (KMT), die die Legislative mit Unterstützung der Taiwanischen Volkspartei (TPP) kontrolliert, ein Gesetzesvorhaben durchbringen wollte, dass die Macht des Parlaments ausweiten und die der Exekutive einschränken will.
Abgeordnete der DPP, die seit den Wahlen im Januar in der Minderheit sind, versuchten, die Abstimmung durch das Besetzen des Rednerpults zu verhindern. Dabei wurden vier DPP- und ein KMT-Abgeordneter so schwer verletzt, dass sie medizinische Hilfe benötigten. Die Bilder von den Rangeleien im Parlament und dem dramatischen Sturz eines Parlamentariers sorgten landesweit für Aufregung, sodass sich noch am selben Abend spontan mehrere hundert Demonstranten vor dem Parlament versammelten.
Bei der sogenannten “Parlamentsreform” geht es darum, der Legislative mehr investigative Rechte einzuräumen, die bisher hauptsächlich bei der Justiz und dem im politischen System Taiwans einzigartigen Kontroll-Yuan angesiedelt sind. Außerdem soll der Präsident dazu verpflichtet werden, dem Parlament regelmäßig Rede und Antwort zu stehen. Ein weiterer Streitpunkt ist die geplante Bestrafung der “Missachtung des Parlaments”. So könnte es beispielsweise bereits als Missachtung interpretiert werden, wenn ein Minister bei einer Befragung durch Abgeordnete eine Rückfrage stellt.
Auf die Frage nach der Definition einer solchen Rückfrage durch die Deutsche Welle am Donnerstag antwortete der KMT-Abgeordnete Wu Tsung-hsien, dass man das nach der Verabschiedung des Gesetzes klären werde. Auch Journalisten und Unternehmen könnten zur Herausgabe von Geheimnissen gezwungen werden, so die Sorge.
Zivilgesellschaftliche Organisationen und die DPP kritisieren vor allem das Tempo und die Intransparenz, mit der die Gesetze durch das Parlament gepeitscht werden. Es gebe nicht genügend Möglichkeit für die Abgeordneten, die Gesetzesentwürfe zu lesen und zu debattieren, so die Kritik. Die taiwanesische Anwaltskammer erklärte, dass das Versäumnis der Legislative, angemessen zu debattieren, “nicht nur Taiwans demokratische Grundlagen untergräbt, sondern auch gegen die Grundprinzipien der demokratischen Verfassungsordnung und der repräsentativen Demokratie verstößt.”
Als die Abstimmung über die Gesetzesvorhaben am Dienstag, einen Tag nach Lais Amtsantritt, fortgesetzt wurde, kamen Zehntausende vor dem Parlament zusammen, um ihrem Unmut über die Pläne der Opposition Ausdruck zu verleihen. “Ohne Debatte ist es keine Demokratie” und “Ich missachte das Parlament” waren nur zwei der Protestslogans, die wiederholt zu hören waren. Der KMT-Vorsitzende Eric Chu warnte die DPP hingegen davor, mit ihrer Strategie einen “Bürgerkrieg” zu riskieren. Die Abstimmung wird am heutigen Freitag fortgesetzt. Weitere Proteste sind angekündigt.
Die Bundesregierung steuert auf eine Entscheidung über den Umgang mit Huawei-Komponenten in deutschen Netzen zu. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Verkehrs- und Netzminister Volker Wissing (FDP) und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) haben am Donnerstag im Kanzleramt über das weitere Vorgehen beraten. Mit dabei waren auch Wirtschaftsminister Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock.
Scholz und seine Minister streben dem Vernehmen nach jetzt eine schnelle Entscheidung an, nachdem Regierung und Öffentlichkeit schon jahrelang mit den immer gleichen Argumenten über die Nutzung chinesischer Technik in kritischen Netzen diskutieren. Eine Entscheidung könne noch vor der parlamentarischen Sommerpause fallen, die Anfang Juli beginnt.
Faeser hatte bereits im September beschlossen, Huawei und ZTE durch Verbote aus den Netzen zu entfernen. Die drei Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland (O2) sollen ihre Kernnetze bis Ende 2025 von kritischen chinesischen Komponenten befreien. Bis 2026 sollen im Zugangsnetz möglichst die großen Metropolen, insbesondere Berlin, frei von chinesischen Bauteilen sein.
Doch auch hier streitet sich die Ampelkoalition. Während Faeser am liebsten jede Komponente mit dem roten Logo hätte ausbauen lassen, mahnte Wissing zur Besonnenheit. Als Minister ist er für die Netzqualität zuständig. Und die würde ohne die Nutzung der guten und günstigen Technik aus China leiden. Schon im Dezember kam daher der Ruf nach einem Machtwort des Kanzlers auf, der schließlich Richtlinienkompetenz hat.
Die Eckpunkte des Huawei-Ausstiegs gehen bereits aus einer Reihe von Papieren des Innenministeriums hervor. Demnach soll Huawei bis 2029 aus allen Teilen des Netzes verschwinden.
In der Praxis bedeutet das: Bereits verbaute Teile können angeschlossen bleiben, mit dem Übergang zu 6G ab Ende des Jahrzehnts verzichten die deutschen Anbieter dann auf Huawei und bestellen in der EU bei Nokia und Ericsson. Mit dem technischen Generationswechsel läuft die Nutzung chinesischer Teile dann aus.
Diese Lösung hätte den Vorteil, dass sie ohne ein Huawei-Verbot auskommt. Schon 2019 hatte der chinesische Botschafter Wu Ken gedroht: “Wenn Deutschland am Ende Huawei auf dem deutschen Markt ausschließt, dann sollte es mit Konsequenzen rechnen.” Der Umgang mit Huawei fällt also in den Zusammenhang der weltweiten Handelskonflikte.
Den Abwägungen liegt eine Unterscheidung zwischen dem Kernnetz und dem Zugangsnetz zugrunde:
Aus dem Kernnetz haben die deutschen Telekommunikationsanbieter die Huawei-Komponenten schon weitgehend entfernt. Darauf ruht sich die Telekom nun aus – und hofft, die Huawei-Anlagen im Zugangsnetz behalten zu können. “Die Frage ist: Ist eine Antenne ein kritisches Element, ja oder nein? Wir können uns darauf berufen, dass sie nach deutschem Recht nicht als kritisches Element verstanden wird”, sagte laut ZDF der Telekom-Chef Tim Höttges im vergangenen Jahr. Damit war das Thema für ihn erledigt.
Was das Funkzugangsnetz angeht, hat Huawei in Berlin, der Hauptstadt, auch nach Jahren der Diskussion einen höheren Marktanteil als in Peking. Das hat die britische Unternehmensberatung Strand Consult ausgerechnet. In China teilt sich das Privatunternehmen Huawei den Markt mit dem Staatsbetrieb ZTE und internationalen Anbietern. In Deutschland liegt der Huawei-Anteil um 60 Prozent.
Ein sofortiger Ausbau aller bestehenden Huawei-Teile, wie von verschiedenen Seiten gefordert, wäre sehr teuer, würde die Netze langsamer machen und ihren Ausbau verzögern. Derart teure Eingriffe in die Wirtschaft sind nur durch hohe Risiken begründbar.
Oft ist vage von “chinesischem Einfluss” auf deutsche Netze die Rede. Sicherheitsfachleute warnen vor allem vor drei Szenarien. Folgende Möglichkeiten hat Huawei als Lieferant von Komponenten (in abnehmender Wahrscheinlichkeit):
Als unwahrscheinlich gelten dagegen:
Grundlage aller Befürchtungen ist das Szenario einer Verschlechterung der Beziehungen zu China bis hin zum Konfliktfall, auf den China entsprechend aggressiv reagieren würde. Auch wenn die Risiken bisher vage sind, bleibt angesichts dieser Möglichkeit ein generelles Unbehagen dabei, Technik für moderne Netze von einer rivalisierenden Macht zu kaufen.
Das 5G-Netz und seine Nachfolger sollen nicht nur dazu dienen, Webseiten, WhatsApp-Nachrichten, Spieldaten oder Videos zu übertragen. Sie werden eher so etwas wie die Luft zum Atmen für das Zeitalter des Internets der Dinge. Selbstfahrende Autos tauschen sich in Millisekunden über die Verkehrssituation aus, Ärzte können Daten in Herzschrittmachern und Insulinpumpen in Echtzeit sehen, in Fabriken koordinieren sich Roboter über 5G.
Wer den Bau dieses Nervensystems der modernen Technik aus der Hand gibt, macht sich generell angreifbar. Es handelt sich nicht um irgendwelche Elektronik, sondern um kritische Infrastruktur wie Strom, Wasser oder Flughäfen.
Daher spricht auch industriepolitisch viel für eine Abkehr von Huawei. Europa muss die Fähigkeit, diese Netze zu verlegen und zu aktualisieren, selbst besitzen. Wenn Aufträge an Nokia aus Finnland und Ericsson aus Schweden vergeben werden, hilft dies dabei, die einheimischen Anbieter hochzupäppeln und auf dem aktuellen Stand zu halten.
China macht es nicht anders. Es waren einst Anbieter wie Siemens, die China zu seinen ersten Funknetzen verhalfen. Doch China fand es inakzeptabel, für so wichtige Technik vom Ausland abhängig zu sein und unterstütze ZTE und Huawei beim Wachstum – auch mit Subventionen. Der chinesische Staat hat nach Ansicht von Experten erheblichen Einfluss auf beide Unternehmen.
Der deutsche Mobilfunkbetreiber 1&1 geht derweil einen anderen Weg. Mit einem japanischen Partner zusammen setzt er auf Open RAN, einen herstellerunabhängigen Standard, der als transparenter gilt.
27.05.2024, 18:15 Uhr (28.05., 00:15 Uhr Beijing time)
Konfuzius-Institut FU Berlin, Vortrag (Hybrid): Prof. Eberhard Sandschneider – China und die Herausforderungen und Chancen der Geopolitik des 21. Jahrhunderts Mehr
28.05.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
Rödl & Partner / HK Hamburg, Webinar: Gesellschaftsrecht in Indien und China Mehr
28.05.2024, 11:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing time)
Sino-German Centre at Frankfurt School, Virtual Roundtable: The EU and China’s Approach to Economic Security Mehr
28.05.2024, 15:30 Uhr
Stadtregierung Wuhan / AHK Greater China, Standortvorstellung (in München): Wuhan – Mittendrin statt nur dabei Mehr
28.05.2024, 22:00 Uhr (29.05., 04:00 Uhr Beijing time)
Center for Strategic & International Studies, A Conversation with David Sanger (Hybrid): China’s Rise, Russia’s Invasion, and America’s Struggle to Defend the West Mehr
30.05.2024, 15:30 Uhr (21:30 Uhr Beijing time)
Center for Strategic & International Studies, Capital Cable #95: The Axis of Upheaval Mehr
31.05.2024, 09:00 Uhr (15:00 Uhr Beijing time)
Stars – for Leaders of the Next Generation, Webinar: Orientation in times of no direction Mehr
31.05.2024, 11:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing time)
GIGA Hamburg, China Series mit Bin Xu (Hybrid): Meanings of Zero: China’s Zero-COVID Policy Mehr
31.05.2024, 19:00 Uhr Beijing time
German Chamber of Commerce in China, Stammtisch (in Shenzhen): Maifest! Mehr
22.-27.09.2024
EUSME Centre, Markterkundungsreise (Shanghai, Suzhou, Chengdu): Business Mission to China: Green Industries Mehr
Die Regierungschefs von Südkorea, China und Japan haben sich für die kommende Woche zu ihrem ersten trilateralen Gespräch seit mehr als vier Jahren verabredet. Der trilaterale Gipfel zwischen dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol, dem chinesischen Regierungschef Li Qiang und dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida wird am Montag in Seoul stattfinden, wie das südkoreanische Präsidialamt am Donnerstag bekannt gab. Zuvor solle es am Sonntag bilaterale Treffen geben.
Seit ihrem ersten eigenständigen Dreiergipfel im Jahr 2008 wollten die drei asiatischen Länder jedes Jahr ein solches Treffen abhalten. Seit Dezember 2019 fand jedoch keines mehr statt. Zu den Gründen zählen der strategische Wettbewerb zwischen China und den USA, aber auch historische Streitigkeiten wegen der Kolonialherrschaft Japans in Korea und seines Krieges gegen China bis 1945. Ein weiteres Problem ist Nordkorea, dessen wachsendes Arsenal an atomwaffenfähigen Raketen die Sicherheit Südkoreas und Japans bedroht.
Nordkoreas letzter großer Verbündeter China wird dagegen verdächtigt, die UN-Sanktionen gegen das Land nicht vollständig durchzusetzen und verdeckte Hilfe zu leisten, um Nordkorea als Bollwerk gegen den Einfluss der USA auf der Koreanischen Halbinsel zu erhalten. ari
Die Auslieferung von Boeing-Flugzeugen nach China hat sich in den vergangenen Wochen verzöger. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Insider berichtete, ist der Grund eine Überprüfung der Batterien für den Stimmrekorder durch die chinesischen Aufsichtsbehörden. Unklar ist demnach, wie lange die Überprüfung dauern wird und inwieweit sie sich auf die Auslieferungsziele des amerikanischen Airbus-Rivalen auswirkt.
Boeing hatte die Auslieferung der Flugzeuge vom Typ 737 MAX 8 an eine chinesische Airline erst im Januar wieder aufgenommen. Zwei Unfälle in den Jahren 2018 und 2019, bei denen 346 Menschen ums Leben kamen, hatten zu einem Flugverbot der MAX 8 geführt. Offiziellen Angaben zufolge übergab Boeing bis Ende April 22 Maschinen an China, danach keine weiteren mehr.
Laut einem von Boeing zum Jahresende 2023 eingereichten Bericht befinden sich im Bestand des Unternehmens rund 85 Flugzeuge des Typs für Kunden in China. Boeing gehe nach wie vor davon aus, “die meisten dieser vorrätigen Flugzeuge bis Ende des Jahres auszuliefern”, erklärte Boeing-Finanzchef Brian West im vergangenen Monat gegenüber Investoren.
Die Lieferverzögerungen könnten ein Zeichen dafür sein, dass Boeing in die Schusslinie des Handelsstreits zwischen den USA und China geraten ist. Das US-Handelsministerium kündigte am Mittwoch neue, höhere Zölle auf chinesische Waren an. Zuvor hatte das chinesische Handelsministerium ein Import- und Exportverbot für eine Reihe von US-Unternehmen verhängt, sowie ein Verbot neuer Investitionen in China, berichtete Reuters unter Berufung auf staatliche Medien. Auf der Liste steht auch die militärische Luft- und Raumfahrtsparte des Flugzeugherstellers. rtr
Auf Wattenmeerflächen vor der Küste der Provinz Jiangsu hat der Bau des weltgrößten Offshore-Solarkraftwerks begonnen. Die Anlage mit 3,3 Millionen Solarmodulen und einer Kapazität von zwei Gigawatt (GW) soll bereits im kommenden Jahr ans Netz gehen und 25 Jahre operieren, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Entwickler des Projekts unweit der Hafenstadt Lianyungang ist der staatliche Energiekonzern China National Nuclear Corp. (CNNC), der auch Atomkraftwerke betreibt.
Das schwimmende Solarkraftwerk kostet umgerechnet knapp 1,3 Milliarden Euro und wird nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Caixin mit dem nahe gelegenen Atomkraftwerk Tianwan integriert. Zusammen sollen beide demnach zehn GW Leistung erbringen und als Beispiel für eine “umweltfreundliche Stromversorgung” dienen. China zählt auch die Kernkraft zu den klimafreundlichen Energien.
Anders als Offshore-Windparks sind Solarkraftwerke auf dem Meer noch relativ neu. Schwimmende Solaranlagen befinden sich meist auf Seen. Chinas Küstenprovinzen von Fujian bis Shandong haben in den letzten Jahren laut Caixin zwar bereits einige Solarfarmen auf dem Meer errichtet. Diese Projekte waren allerdings relativ klein.
Das soll sich nun ändern: Der Entwicklungsplan der Provinz Jiangsu sieht vor, bis 2025 insgesamt fünf GW und bis 2027 zehn GW Photovoltaik-Kapazität auf dem Meer anzuschließen. Die Provinz hat dazu 43 Projekte in drei als Standorte geeigneten Städten geplant: Nantong und Lianyungang (je elf Projekte), sowie Yancheng (21). Nantong liegt am Yangtze, während die Küste vor den beiden anderen Städten flach und von Watt geprägt ist. ck
Tesla hat Zulieferer aufgefordert, Komponenten und Bauteile ab dem kommenden Jahr außerhalb von China und Taiwan herzustellen, berichtet das Wirtschaftsmagazin Nikkei Asia. Tesla richtete die Anfrage demnach an Zulieferer, die unter anderem Leiterplatten, Displays und elektronische Steuereinheiten für den Einsatz in Tesla-Modellen herstellen, die außerhalb Chinas verkauft werden.
Die Information stammt von sechs Führungskräften mit Verantwortung für die Lieferkette ihrer jeweiligen Unternehmen. Sie stammen unter anderem aus Taiwan, Japan und Südkorea. Ihnen zufolge habe Tesla als Begründung die geopolitischen Risiken in der Region Greater China im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen angeführt, sowie das Ziel, eine alternative Lieferkette für Märkte außerhalb Chinas aufzubauen.
“Wir beliefern mehrere amerikanische Automobilhersteller, und Tesla ist der aggressivste, wenn es darum geht, die Risiken im Zusammenhang mit China und Taiwan zu vermeiden”, wird ein leitender Angestellter eines Elektroniklieferanten zitiert. “Es ist schwierig und kostspielig, out of China und out of Taiwan zu produzieren, da die Lieferketten dort am etabliertesten sind.”
Auch andere amerikanische Automobilhersteller wie General Motors oder Ford haben dem Nikkei-Bericht zufolge ihre Zulieferer aufgefordert, Wege zu prüfen, wie sie ihre Elektronikproduktion aus China und Taiwan hinausverlegen können. Allerdings hätten diese nicht formal dazu aufgefordert, so wie Tesla. jul
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Chinas Staatsmedien geben stets getreu die Interessen der Regierung wieder. Dieses Jahr haben sie ganz offensichtlich versucht, ein rosiges Bild der europäisch-chinesischen Beziehungen zu zeichnen.
Die chinesische Volkszeitung, das Sprachrohr der Kommunistischen Partei, veröffentlicht regelmäßig positive Nachrichten und optimistische Kommentare zu den bilateralen Beziehungen. Anfang des Monats gipfelten diese in der Berichterstattung über Xi Jinpings Besuch in Frankreich, Serbien und Ungarn.
Nachdem das Blatt Xis gesamte Europreise mit ausführlichen Berichten begleitet hatte, veröffentlichte es am 13. Mai, einen Tag, nachdem er nach Peking zurückgekehrt war, zwei lange Analysen, die nicht nur fast die gesamte Titelseite einnahmen, sondern auch die Seiten drei und vier füllten.
Zum Abschluss der Auslandsreisen ihrer Parteichefs veröffentlicht die Zeitung traditionell eine Analyse über die Bedeutung der Besuche und den hohen Respekt und die beispiellose Gastfreundschaft, die sonst keinem anderen ausländischen Gast zuteilwird.
Solche Beiträge sind stets ein typisch kommunistischer Lobgesang. Aber diesmal war die Wortwahl für den Besuch in Frankreich noch überschwänglicher als sonst. Der Besuch wurde als “ein weiteres sino-französisches Treffen im langen Strom der Geschichte” gepriesen; Frankreich wurde als “besonderer Freund” bezeichnet, die sino-französischen Beziehungen als “besondere Beziehung”; China und Frankreich wurden aufgefordert, “aufrichtige Freunde und Win-Win-Partner” zu sein.
Der Elefant im Raum während Xis Europareise waren selbstverständlich die Vereinigten Staaten.
Eine von Xis wichtigsten Botschaften an Frankreich und Europa – die auch im Artikel der Volkszeitung hervorgehoben wurde – war, dass Frankreich und Europa “unabhängig” sein sollten.
Aber so mächtig wie das Land jetzt ist, sucht China auch nach Wegen, um seine Verhandlungsposition gegenüber der EU zu stärken und sich auf unerfreuliche Szenarien vorzubereiten. Deshalb hatte Xi die beiden anderen Stationen ausgewählt. Sein Ziel war es, Chinas Beziehungen zu EU-Beitrittskandidat und Nato-Gegner Serbien sowie zum aufmüpfigen EU- und Nato-Mitglied Ungarn zu stärken.
Üblicherweise packt die Volkszeitung die Auslandsbesuche seiner Staatschefs in einen großen, abschließenden Artikel. Doch dieses Mal gab es einen für Frankreich und die EU und einen eigenen für Serbien und Ungarn.
Angesichts der sich täglich verschlechternden Handelsbeziehungen zwischen den USA und China ist Chinas Wunsch, den Handel mit der EU zu retten, unverkennbar. Trotz der sinkenden chinesischen Exporte nach Europa und der immer lauter werdenden Vorwürfe der EU bezüglich der chinesischen Industriesubventionen zeichneten die staatlichen Medien in diesem Jahr ein Bild, das dem Leser den Eindruck vermittelte, Chinas Exporte nach Europa würden florieren. Als Hauptbeweis führte man den wachsenden Schienengüterverkehr zwischen China und Europa an.
Der Hype um die Züge begann bereits im Jahr 2023 und hat dieses Jahr noch zugenommen. Jeden Monat veröffentlicht die Volkszeitung trockene Statistiken über die Zahl der Züge, das Volumen der nach Europa beförderten Güter und die jeweiligen Wachstumsraten. Die jüngste Statistik vom 14. Mai schaffte es sogar auf die erste Seite. Berichte darüber, wie verschiedene Orte in China die Züge nutzten, um ihre Exporte anzukurbeln, schossen in nationalen und lokalen Regierungsblättern wie Pilze aus dem Boden.
Im vergangenen Monat berichteten die offiziellen Medien außerdem, dass sowohl Xi als auch Premierminister Li Qiang die Standorte der chinesisch-europäischen Züge in Chongqing beziehungsweise Xinjiang besuchten. In einem Videobeitrag der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sagte Xi, dass die Züge “die Stabilität der internationalen Logistik- und Lieferketten mit Nachdruck gewährleisten und gleichzeitig eine neue Plattform für den Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit entlang der Strecken geschaffen haben”.
Die 2011 eingeweihten China-Europa-Güterzüge sind ein strategisches Instrument sowohl für den Handel zwischen China und der EU als auch für die “One Belt One Road”-Initiative. Die kürzeste Route zwischen China und Europa führt durch Xinjiang, Kasachstan, Russland, Weißrussland, Polen und dann zu anderen europäischen Ländern. Duisburg ist einer der wichtigsten Knotenpunkte des chinesisch-europäischen Eisenbahnnetzes. Auch Chinas nordöstliche Provinzen und die Innere Mongolei konnten erstmals die Gleise der transsibirischen Züge nutzen, die durch die Mongolei und Sibirien verlaufen.
Stefan Bücke ist seit Mai Head of Country Component China und Advisor Sino-German Dialogue on Industrial Data Ecosystems bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Bücke war zuvor zwei Jahre lang Project Director – Sino-German Cooperation on E-Mobility, Automated & Connected Driving. Sein Einsatzort bleibt Peking.
David Shi ist im Mai vom General Manager zum Managing Director China bei Romaco aufgestiegen. Shi arbeitet seit zehn Jahren für den Hersteller von Verarbeitungs- und Verpackungsmaschinen mit Sitz in Karlsruhe. Sein Einsatzort ist Shanghai.
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Am Samstag geht das 77. Filmfestival in Cannes zu Ende. Ein Fazit kann man schon jetzt treffen: Der chinesische Film ist nach Pandemie-Ausfällen und Zensurvorwürfen zurück. Der altgediente Starregisseur Jia Zhangke (links im Bild) stellte sein Liebesdrama “Caught by the Tides” vor, das nebenbei die Veränderungen Chinas der vergangenen 25 Jahre einfängt. Peter Chan umkreist in “She’s Got No Name” einen Mordfall im Shanghai der 1940-er Jahre. Die Hauptrolle spielt Zhang Ziyi. Weitere Filme aus China und Hongkong waren Lou Yes “An Unfinished Film“, Soi Cheangs “Twilight of the Warriors: Walled In” und Guan Hus “Black Dog“. Am Rande des Festivals gab es außerdem den französisch-chinesischen Dokumentarfilm “Kangxi and Louis XIV” zu sehen, der sich mit Parallelen zwischen den beiden ungleichen Herrscherpersönlichkeiten beschäftigt.
wenn die Bundesregierung von der Verringerung von China-Risiken spricht, dann meint sie meist die Vorbereitung auf ein Konfliktszenario um Taiwan. Die Sorge wächst hier auch deshalb, weil China die Rhetorik gegenüber der Inselrepublik immer weiter hochfährt und ihr mit seinen Militärmanövern stetig dichter auf die Pelle rückt. Am Donnerstag begann die Volksbefreiungsarmee Marineübungen rund um Taiwan, nur wenige Tage nach der Amtseinführung von Lai Ching-te als neuem Präsidenten.
Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem Lai gleich zu Beginn seiner Amtszeit kämpft. Die Opposition fordert mehr Machtausübung im Parlament, in dem sie die Mehrheit hat. Für Freitag sind deshalb weitere Proteste geplant. David Demes fasst die Ereignisse zusammen.
Um China-Risiken geht es auch beim Ringen um den Umgang mit Huawei, dem bisher wichtigsten Netzwerktechnik-Ausrüster in Deutschland. Es gibt eine Querverbindung zu Taiwan: Indem Deutschland unabhängiger wird von ausländischer Technik, macht es sich widerstandsfähiger im Fall von geopolitischen Konflikten.
Bundeskanzler Olaf Scholz muss hier zwischen Ministerinnen und Ministern mit unterschiedlichen Vorstellungen vermitteln – die einen wollen einen schnellen Ausstieg aus der Nutzung von Huawei-Technik, die anderen wollen der Telekom mehr Zeit für den Umstieg geben.
Nach Beratungen im Kanzleramt am Donnerstag könnte Scholz noch vor der parlamentarischen Sommerpause Klarheit schaffen. Er wird dabei einen Kompromiss suchen, der die Huawei-Risiken nach und nach verringert, aber nicht zugleich einen Handelskrieg mit China riskiert, schreibt Finn Mayer-Kuckuk.
Die neue taiwanesische Regierung ist noch keine Woche im Amt, und schon sieht sie sich mit einer Reihe massiver Herausforderungen konfrontiert. Als vermeintliche Reaktion auf die Antrittsrede des neuen Präsidenten Lai Ching-te hat China am Donnerstag ein zweitägiges Militärmanöver um die Hauptinsel Taiwan und kleinere vorgelagerte Inseln angekündigt. Mit dem sogenannten “Joint Sword 2024A”-Manöver sollen nach offizieller Verlautbarung “separatistische Bestrebungen” taiwanischer Unabhängigkeitskräfte bestraft und das Ausland vor einer Einmischung in der Taiwan-Frage gewarnt werden.
“Die ‘Unabhängigkeit Taiwans’ ist zum Scheitern verurteilt”, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin bei einer täglichen Pressekonferenz dem offiziellen Transkript zufolge. “Jeder, der die ‘Unabhängigkeit Taiwans’ anstrebt, wird durch den historischen Trend zur vollständigen Wiedervereinigung Chinas vernichtet werden.”
Die Nachrichtenagentur AFP gab die Äußerungen von Wang bei der gleichen Pressekonferenz in einer Meldung am Donnerstagmorgen allerdings anders wieder. Demnach sagte Wang, “die Unabhängigkeitskräfte werden mit zerschmetterten Schädeln und im Blut enden”, nachdem sie mit Chinas “großem” Vorhaben der “vollständigen Vereinigung” mit Taiwan konfrontiert wurden. Die Internetseite des Außenministeriums wurde zuletzt am späten Nachmittag des gleichen Tages aktualisiert.
China hatte die Übungen um 07:45 Uhr am Donnerstagmorgen angekündigt und schickte den ganzen Tag über mehrere Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Gewässer und den Luftraum um Taiwan. Mehrere Dutzend mit scharfer Munition bewaffnete Kampfflugzeuge haben Taiwan umrundet, berichtete das Staatsfernsehen CCTV. “Zusammen mit Zerstörern, Fregatten und Raketen-Schnellbooten simulierten sie Angriffe auf hochrangige feindliche militärische Ziele sowie Aufklärungsschiffe und -flugzeuge”, hieß es dort.
Taiwans Militär reagierte mit routinierter Gelassenheit auf die Ankündigungen aus Peking. Heer, Luftwaffe und Marine beobachteten die Lage genau und stünden bereit, auf plötzliche Veränderungen der Lage schnell zu reagieren. “Wir suchen den Konflikt nicht, werden aber auch nicht vor ihm zurückschrecken”, so die offizielle Linie.
Am Nachmittag veröffentlichten Taiwans Verteidigungsministerium und die Küstenwache mehrere Videos, die zeigen, wie taiwanische Einheiten chinesische Kampfschiffe überwachen und auf Distanz halten. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums waren bis zum Abend keine Schiffe oder Flugzeuge in die sogenannte Anschlusszone der Hauptinsel eingedrungen (24 Seemeilen vor der Küste). Vor den Inseln Wuqiu und Dongyin, die näher am chinesischen Festland liegen als an Taiwan, sollen Schiffe der chinesischen Küstenwache allerdings bis auf 2,8 bzw. 3,1 Seemeilen in gesperrte Gewässer eingedrungen sein.
Der größte Unterschied zum letzten “Joint Sword”-Manöver des Jahres 2023 und den großangelegten Manövern nach Nancy Pelosis Besuch im August des Vorjahres scheint die Nähe der deklarierten Übungszonen zur osttaiwanischen Küstenstadt Hualien zu sein. Hualien beherbergt nicht nur einen wichtigen Hafen, sondern auch die Chiashan Air Force Base, der im Kriegsfall eine bedeutende Rolle zukommt.
Laut Zhang Chi, Lektor an der Verteidigungsuniversität der Volksbefreiungsarmee, sollen die Übungen im östlichen Teil Taiwans darauf abzielen, das Durchbrechen von “drei Linien” zu üben: die “Lebensader der Energieimporte”, den “Fluchtweg der taiwanischen Unabhängigkeitskräfte”, die versuchen könnten, über das Meer zu fliehen, und die “Nachschublinie der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten, die den taiwanischen Unabhängigkeitskräften Hilfe leisten”, so Politikwissenschaftler Zhang im Gespräch mit CCTV.
Die Sprecherin des taiwanischen Präsidialamtes, Kuo Ya-hui, kritisierte die chinesischen Übungen. China bedrohe “durch einseitige militärische Provokationen die Demokratie und Freiheit Taiwans sowie den Frieden und die Stabilität in der Region”, so Kuo in einem Videostatement. Die Aufrechterhaltung des Friedens und der Stabilität in der Region sollten die gemeinsame Verantwortung und das gemeinsame Ziel beider Seiten der Taiwanstraße sein.
Der Militäranalyst Ben Lewis merkte auf Twitter/X an, die Namensgebung “Joint Sword 2024A” könnte den Beginn einer Serie weiterer Manöver (B, C, D, etc.) andeuten. Das taiwanische Verteidigungsministerium wollte diese Vermutung am Abend allerdings nicht bestätigen.
Es sind aber nicht nur Pekings Drohgebärden, die Taiwans neuer Regierung Kopfzerbrechen bereiten. Auch die heimische Opposition stellt sie vor erhebliche Herausforderungen. Bereits am 17. Mai kam es zu handfesten Auseinandersetzungen im Parlament, als die oppositionelle Kuomintang (KMT), die die Legislative mit Unterstützung der Taiwanischen Volkspartei (TPP) kontrolliert, ein Gesetzesvorhaben durchbringen wollte, dass die Macht des Parlaments ausweiten und die der Exekutive einschränken will.
Abgeordnete der DPP, die seit den Wahlen im Januar in der Minderheit sind, versuchten, die Abstimmung durch das Besetzen des Rednerpults zu verhindern. Dabei wurden vier DPP- und ein KMT-Abgeordneter so schwer verletzt, dass sie medizinische Hilfe benötigten. Die Bilder von den Rangeleien im Parlament und dem dramatischen Sturz eines Parlamentariers sorgten landesweit für Aufregung, sodass sich noch am selben Abend spontan mehrere hundert Demonstranten vor dem Parlament versammelten.
Bei der sogenannten “Parlamentsreform” geht es darum, der Legislative mehr investigative Rechte einzuräumen, die bisher hauptsächlich bei der Justiz und dem im politischen System Taiwans einzigartigen Kontroll-Yuan angesiedelt sind. Außerdem soll der Präsident dazu verpflichtet werden, dem Parlament regelmäßig Rede und Antwort zu stehen. Ein weiterer Streitpunkt ist die geplante Bestrafung der “Missachtung des Parlaments”. So könnte es beispielsweise bereits als Missachtung interpretiert werden, wenn ein Minister bei einer Befragung durch Abgeordnete eine Rückfrage stellt.
Auf die Frage nach der Definition einer solchen Rückfrage durch die Deutsche Welle am Donnerstag antwortete der KMT-Abgeordnete Wu Tsung-hsien, dass man das nach der Verabschiedung des Gesetzes klären werde. Auch Journalisten und Unternehmen könnten zur Herausgabe von Geheimnissen gezwungen werden, so die Sorge.
Zivilgesellschaftliche Organisationen und die DPP kritisieren vor allem das Tempo und die Intransparenz, mit der die Gesetze durch das Parlament gepeitscht werden. Es gebe nicht genügend Möglichkeit für die Abgeordneten, die Gesetzesentwürfe zu lesen und zu debattieren, so die Kritik. Die taiwanesische Anwaltskammer erklärte, dass das Versäumnis der Legislative, angemessen zu debattieren, “nicht nur Taiwans demokratische Grundlagen untergräbt, sondern auch gegen die Grundprinzipien der demokratischen Verfassungsordnung und der repräsentativen Demokratie verstößt.”
Als die Abstimmung über die Gesetzesvorhaben am Dienstag, einen Tag nach Lais Amtsantritt, fortgesetzt wurde, kamen Zehntausende vor dem Parlament zusammen, um ihrem Unmut über die Pläne der Opposition Ausdruck zu verleihen. “Ohne Debatte ist es keine Demokratie” und “Ich missachte das Parlament” waren nur zwei der Protestslogans, die wiederholt zu hören waren. Der KMT-Vorsitzende Eric Chu warnte die DPP hingegen davor, mit ihrer Strategie einen “Bürgerkrieg” zu riskieren. Die Abstimmung wird am heutigen Freitag fortgesetzt. Weitere Proteste sind angekündigt.
Die Bundesregierung steuert auf eine Entscheidung über den Umgang mit Huawei-Komponenten in deutschen Netzen zu. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Verkehrs- und Netzminister Volker Wissing (FDP) und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) haben am Donnerstag im Kanzleramt über das weitere Vorgehen beraten. Mit dabei waren auch Wirtschaftsminister Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock.
Scholz und seine Minister streben dem Vernehmen nach jetzt eine schnelle Entscheidung an, nachdem Regierung und Öffentlichkeit schon jahrelang mit den immer gleichen Argumenten über die Nutzung chinesischer Technik in kritischen Netzen diskutieren. Eine Entscheidung könne noch vor der parlamentarischen Sommerpause fallen, die Anfang Juli beginnt.
Faeser hatte bereits im September beschlossen, Huawei und ZTE durch Verbote aus den Netzen zu entfernen. Die drei Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland (O2) sollen ihre Kernnetze bis Ende 2025 von kritischen chinesischen Komponenten befreien. Bis 2026 sollen im Zugangsnetz möglichst die großen Metropolen, insbesondere Berlin, frei von chinesischen Bauteilen sein.
Doch auch hier streitet sich die Ampelkoalition. Während Faeser am liebsten jede Komponente mit dem roten Logo hätte ausbauen lassen, mahnte Wissing zur Besonnenheit. Als Minister ist er für die Netzqualität zuständig. Und die würde ohne die Nutzung der guten und günstigen Technik aus China leiden. Schon im Dezember kam daher der Ruf nach einem Machtwort des Kanzlers auf, der schließlich Richtlinienkompetenz hat.
Die Eckpunkte des Huawei-Ausstiegs gehen bereits aus einer Reihe von Papieren des Innenministeriums hervor. Demnach soll Huawei bis 2029 aus allen Teilen des Netzes verschwinden.
In der Praxis bedeutet das: Bereits verbaute Teile können angeschlossen bleiben, mit dem Übergang zu 6G ab Ende des Jahrzehnts verzichten die deutschen Anbieter dann auf Huawei und bestellen in der EU bei Nokia und Ericsson. Mit dem technischen Generationswechsel läuft die Nutzung chinesischer Teile dann aus.
Diese Lösung hätte den Vorteil, dass sie ohne ein Huawei-Verbot auskommt. Schon 2019 hatte der chinesische Botschafter Wu Ken gedroht: “Wenn Deutschland am Ende Huawei auf dem deutschen Markt ausschließt, dann sollte es mit Konsequenzen rechnen.” Der Umgang mit Huawei fällt also in den Zusammenhang der weltweiten Handelskonflikte.
Den Abwägungen liegt eine Unterscheidung zwischen dem Kernnetz und dem Zugangsnetz zugrunde:
Aus dem Kernnetz haben die deutschen Telekommunikationsanbieter die Huawei-Komponenten schon weitgehend entfernt. Darauf ruht sich die Telekom nun aus – und hofft, die Huawei-Anlagen im Zugangsnetz behalten zu können. “Die Frage ist: Ist eine Antenne ein kritisches Element, ja oder nein? Wir können uns darauf berufen, dass sie nach deutschem Recht nicht als kritisches Element verstanden wird”, sagte laut ZDF der Telekom-Chef Tim Höttges im vergangenen Jahr. Damit war das Thema für ihn erledigt.
Was das Funkzugangsnetz angeht, hat Huawei in Berlin, der Hauptstadt, auch nach Jahren der Diskussion einen höheren Marktanteil als in Peking. Das hat die britische Unternehmensberatung Strand Consult ausgerechnet. In China teilt sich das Privatunternehmen Huawei den Markt mit dem Staatsbetrieb ZTE und internationalen Anbietern. In Deutschland liegt der Huawei-Anteil um 60 Prozent.
Ein sofortiger Ausbau aller bestehenden Huawei-Teile, wie von verschiedenen Seiten gefordert, wäre sehr teuer, würde die Netze langsamer machen und ihren Ausbau verzögern. Derart teure Eingriffe in die Wirtschaft sind nur durch hohe Risiken begründbar.
Oft ist vage von “chinesischem Einfluss” auf deutsche Netze die Rede. Sicherheitsfachleute warnen vor allem vor drei Szenarien. Folgende Möglichkeiten hat Huawei als Lieferant von Komponenten (in abnehmender Wahrscheinlichkeit):
Als unwahrscheinlich gelten dagegen:
Grundlage aller Befürchtungen ist das Szenario einer Verschlechterung der Beziehungen zu China bis hin zum Konfliktfall, auf den China entsprechend aggressiv reagieren würde. Auch wenn die Risiken bisher vage sind, bleibt angesichts dieser Möglichkeit ein generelles Unbehagen dabei, Technik für moderne Netze von einer rivalisierenden Macht zu kaufen.
Das 5G-Netz und seine Nachfolger sollen nicht nur dazu dienen, Webseiten, WhatsApp-Nachrichten, Spieldaten oder Videos zu übertragen. Sie werden eher so etwas wie die Luft zum Atmen für das Zeitalter des Internets der Dinge. Selbstfahrende Autos tauschen sich in Millisekunden über die Verkehrssituation aus, Ärzte können Daten in Herzschrittmachern und Insulinpumpen in Echtzeit sehen, in Fabriken koordinieren sich Roboter über 5G.
Wer den Bau dieses Nervensystems der modernen Technik aus der Hand gibt, macht sich generell angreifbar. Es handelt sich nicht um irgendwelche Elektronik, sondern um kritische Infrastruktur wie Strom, Wasser oder Flughäfen.
Daher spricht auch industriepolitisch viel für eine Abkehr von Huawei. Europa muss die Fähigkeit, diese Netze zu verlegen und zu aktualisieren, selbst besitzen. Wenn Aufträge an Nokia aus Finnland und Ericsson aus Schweden vergeben werden, hilft dies dabei, die einheimischen Anbieter hochzupäppeln und auf dem aktuellen Stand zu halten.
China macht es nicht anders. Es waren einst Anbieter wie Siemens, die China zu seinen ersten Funknetzen verhalfen. Doch China fand es inakzeptabel, für so wichtige Technik vom Ausland abhängig zu sein und unterstütze ZTE und Huawei beim Wachstum – auch mit Subventionen. Der chinesische Staat hat nach Ansicht von Experten erheblichen Einfluss auf beide Unternehmen.
Der deutsche Mobilfunkbetreiber 1&1 geht derweil einen anderen Weg. Mit einem japanischen Partner zusammen setzt er auf Open RAN, einen herstellerunabhängigen Standard, der als transparenter gilt.
27.05.2024, 18:15 Uhr (28.05., 00:15 Uhr Beijing time)
Konfuzius-Institut FU Berlin, Vortrag (Hybrid): Prof. Eberhard Sandschneider – China und die Herausforderungen und Chancen der Geopolitik des 21. Jahrhunderts Mehr
28.05.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
Rödl & Partner / HK Hamburg, Webinar: Gesellschaftsrecht in Indien und China Mehr
28.05.2024, 11:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing time)
Sino-German Centre at Frankfurt School, Virtual Roundtable: The EU and China’s Approach to Economic Security Mehr
28.05.2024, 15:30 Uhr
Stadtregierung Wuhan / AHK Greater China, Standortvorstellung (in München): Wuhan – Mittendrin statt nur dabei Mehr
28.05.2024, 22:00 Uhr (29.05., 04:00 Uhr Beijing time)
Center for Strategic & International Studies, A Conversation with David Sanger (Hybrid): China’s Rise, Russia’s Invasion, and America’s Struggle to Defend the West Mehr
30.05.2024, 15:30 Uhr (21:30 Uhr Beijing time)
Center for Strategic & International Studies, Capital Cable #95: The Axis of Upheaval Mehr
31.05.2024, 09:00 Uhr (15:00 Uhr Beijing time)
Stars – for Leaders of the Next Generation, Webinar: Orientation in times of no direction Mehr
31.05.2024, 11:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing time)
GIGA Hamburg, China Series mit Bin Xu (Hybrid): Meanings of Zero: China’s Zero-COVID Policy Mehr
31.05.2024, 19:00 Uhr Beijing time
German Chamber of Commerce in China, Stammtisch (in Shenzhen): Maifest! Mehr
22.-27.09.2024
EUSME Centre, Markterkundungsreise (Shanghai, Suzhou, Chengdu): Business Mission to China: Green Industries Mehr
Die Regierungschefs von Südkorea, China und Japan haben sich für die kommende Woche zu ihrem ersten trilateralen Gespräch seit mehr als vier Jahren verabredet. Der trilaterale Gipfel zwischen dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol, dem chinesischen Regierungschef Li Qiang und dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida wird am Montag in Seoul stattfinden, wie das südkoreanische Präsidialamt am Donnerstag bekannt gab. Zuvor solle es am Sonntag bilaterale Treffen geben.
Seit ihrem ersten eigenständigen Dreiergipfel im Jahr 2008 wollten die drei asiatischen Länder jedes Jahr ein solches Treffen abhalten. Seit Dezember 2019 fand jedoch keines mehr statt. Zu den Gründen zählen der strategische Wettbewerb zwischen China und den USA, aber auch historische Streitigkeiten wegen der Kolonialherrschaft Japans in Korea und seines Krieges gegen China bis 1945. Ein weiteres Problem ist Nordkorea, dessen wachsendes Arsenal an atomwaffenfähigen Raketen die Sicherheit Südkoreas und Japans bedroht.
Nordkoreas letzter großer Verbündeter China wird dagegen verdächtigt, die UN-Sanktionen gegen das Land nicht vollständig durchzusetzen und verdeckte Hilfe zu leisten, um Nordkorea als Bollwerk gegen den Einfluss der USA auf der Koreanischen Halbinsel zu erhalten. ari
Die Auslieferung von Boeing-Flugzeugen nach China hat sich in den vergangenen Wochen verzöger. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Insider berichtete, ist der Grund eine Überprüfung der Batterien für den Stimmrekorder durch die chinesischen Aufsichtsbehörden. Unklar ist demnach, wie lange die Überprüfung dauern wird und inwieweit sie sich auf die Auslieferungsziele des amerikanischen Airbus-Rivalen auswirkt.
Boeing hatte die Auslieferung der Flugzeuge vom Typ 737 MAX 8 an eine chinesische Airline erst im Januar wieder aufgenommen. Zwei Unfälle in den Jahren 2018 und 2019, bei denen 346 Menschen ums Leben kamen, hatten zu einem Flugverbot der MAX 8 geführt. Offiziellen Angaben zufolge übergab Boeing bis Ende April 22 Maschinen an China, danach keine weiteren mehr.
Laut einem von Boeing zum Jahresende 2023 eingereichten Bericht befinden sich im Bestand des Unternehmens rund 85 Flugzeuge des Typs für Kunden in China. Boeing gehe nach wie vor davon aus, “die meisten dieser vorrätigen Flugzeuge bis Ende des Jahres auszuliefern”, erklärte Boeing-Finanzchef Brian West im vergangenen Monat gegenüber Investoren.
Die Lieferverzögerungen könnten ein Zeichen dafür sein, dass Boeing in die Schusslinie des Handelsstreits zwischen den USA und China geraten ist. Das US-Handelsministerium kündigte am Mittwoch neue, höhere Zölle auf chinesische Waren an. Zuvor hatte das chinesische Handelsministerium ein Import- und Exportverbot für eine Reihe von US-Unternehmen verhängt, sowie ein Verbot neuer Investitionen in China, berichtete Reuters unter Berufung auf staatliche Medien. Auf der Liste steht auch die militärische Luft- und Raumfahrtsparte des Flugzeugherstellers. rtr
Auf Wattenmeerflächen vor der Küste der Provinz Jiangsu hat der Bau des weltgrößten Offshore-Solarkraftwerks begonnen. Die Anlage mit 3,3 Millionen Solarmodulen und einer Kapazität von zwei Gigawatt (GW) soll bereits im kommenden Jahr ans Netz gehen und 25 Jahre operieren, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Entwickler des Projekts unweit der Hafenstadt Lianyungang ist der staatliche Energiekonzern China National Nuclear Corp. (CNNC), der auch Atomkraftwerke betreibt.
Das schwimmende Solarkraftwerk kostet umgerechnet knapp 1,3 Milliarden Euro und wird nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Caixin mit dem nahe gelegenen Atomkraftwerk Tianwan integriert. Zusammen sollen beide demnach zehn GW Leistung erbringen und als Beispiel für eine “umweltfreundliche Stromversorgung” dienen. China zählt auch die Kernkraft zu den klimafreundlichen Energien.
Anders als Offshore-Windparks sind Solarkraftwerke auf dem Meer noch relativ neu. Schwimmende Solaranlagen befinden sich meist auf Seen. Chinas Küstenprovinzen von Fujian bis Shandong haben in den letzten Jahren laut Caixin zwar bereits einige Solarfarmen auf dem Meer errichtet. Diese Projekte waren allerdings relativ klein.
Das soll sich nun ändern: Der Entwicklungsplan der Provinz Jiangsu sieht vor, bis 2025 insgesamt fünf GW und bis 2027 zehn GW Photovoltaik-Kapazität auf dem Meer anzuschließen. Die Provinz hat dazu 43 Projekte in drei als Standorte geeigneten Städten geplant: Nantong und Lianyungang (je elf Projekte), sowie Yancheng (21). Nantong liegt am Yangtze, während die Küste vor den beiden anderen Städten flach und von Watt geprägt ist. ck
Tesla hat Zulieferer aufgefordert, Komponenten und Bauteile ab dem kommenden Jahr außerhalb von China und Taiwan herzustellen, berichtet das Wirtschaftsmagazin Nikkei Asia. Tesla richtete die Anfrage demnach an Zulieferer, die unter anderem Leiterplatten, Displays und elektronische Steuereinheiten für den Einsatz in Tesla-Modellen herstellen, die außerhalb Chinas verkauft werden.
Die Information stammt von sechs Führungskräften mit Verantwortung für die Lieferkette ihrer jeweiligen Unternehmen. Sie stammen unter anderem aus Taiwan, Japan und Südkorea. Ihnen zufolge habe Tesla als Begründung die geopolitischen Risiken in der Region Greater China im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen angeführt, sowie das Ziel, eine alternative Lieferkette für Märkte außerhalb Chinas aufzubauen.
“Wir beliefern mehrere amerikanische Automobilhersteller, und Tesla ist der aggressivste, wenn es darum geht, die Risiken im Zusammenhang mit China und Taiwan zu vermeiden”, wird ein leitender Angestellter eines Elektroniklieferanten zitiert. “Es ist schwierig und kostspielig, out of China und out of Taiwan zu produzieren, da die Lieferketten dort am etabliertesten sind.”
Auch andere amerikanische Automobilhersteller wie General Motors oder Ford haben dem Nikkei-Bericht zufolge ihre Zulieferer aufgefordert, Wege zu prüfen, wie sie ihre Elektronikproduktion aus China und Taiwan hinausverlegen können. Allerdings hätten diese nicht formal dazu aufgefordert, so wie Tesla. jul
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Chinas Staatsmedien geben stets getreu die Interessen der Regierung wieder. Dieses Jahr haben sie ganz offensichtlich versucht, ein rosiges Bild der europäisch-chinesischen Beziehungen zu zeichnen.
Die chinesische Volkszeitung, das Sprachrohr der Kommunistischen Partei, veröffentlicht regelmäßig positive Nachrichten und optimistische Kommentare zu den bilateralen Beziehungen. Anfang des Monats gipfelten diese in der Berichterstattung über Xi Jinpings Besuch in Frankreich, Serbien und Ungarn.
Nachdem das Blatt Xis gesamte Europreise mit ausführlichen Berichten begleitet hatte, veröffentlichte es am 13. Mai, einen Tag, nachdem er nach Peking zurückgekehrt war, zwei lange Analysen, die nicht nur fast die gesamte Titelseite einnahmen, sondern auch die Seiten drei und vier füllten.
Zum Abschluss der Auslandsreisen ihrer Parteichefs veröffentlicht die Zeitung traditionell eine Analyse über die Bedeutung der Besuche und den hohen Respekt und die beispiellose Gastfreundschaft, die sonst keinem anderen ausländischen Gast zuteilwird.
Solche Beiträge sind stets ein typisch kommunistischer Lobgesang. Aber diesmal war die Wortwahl für den Besuch in Frankreich noch überschwänglicher als sonst. Der Besuch wurde als “ein weiteres sino-französisches Treffen im langen Strom der Geschichte” gepriesen; Frankreich wurde als “besonderer Freund” bezeichnet, die sino-französischen Beziehungen als “besondere Beziehung”; China und Frankreich wurden aufgefordert, “aufrichtige Freunde und Win-Win-Partner” zu sein.
Der Elefant im Raum während Xis Europareise waren selbstverständlich die Vereinigten Staaten.
Eine von Xis wichtigsten Botschaften an Frankreich und Europa – die auch im Artikel der Volkszeitung hervorgehoben wurde – war, dass Frankreich und Europa “unabhängig” sein sollten.
Aber so mächtig wie das Land jetzt ist, sucht China auch nach Wegen, um seine Verhandlungsposition gegenüber der EU zu stärken und sich auf unerfreuliche Szenarien vorzubereiten. Deshalb hatte Xi die beiden anderen Stationen ausgewählt. Sein Ziel war es, Chinas Beziehungen zu EU-Beitrittskandidat und Nato-Gegner Serbien sowie zum aufmüpfigen EU- und Nato-Mitglied Ungarn zu stärken.
Üblicherweise packt die Volkszeitung die Auslandsbesuche seiner Staatschefs in einen großen, abschließenden Artikel. Doch dieses Mal gab es einen für Frankreich und die EU und einen eigenen für Serbien und Ungarn.
Angesichts der sich täglich verschlechternden Handelsbeziehungen zwischen den USA und China ist Chinas Wunsch, den Handel mit der EU zu retten, unverkennbar. Trotz der sinkenden chinesischen Exporte nach Europa und der immer lauter werdenden Vorwürfe der EU bezüglich der chinesischen Industriesubventionen zeichneten die staatlichen Medien in diesem Jahr ein Bild, das dem Leser den Eindruck vermittelte, Chinas Exporte nach Europa würden florieren. Als Hauptbeweis führte man den wachsenden Schienengüterverkehr zwischen China und Europa an.
Der Hype um die Züge begann bereits im Jahr 2023 und hat dieses Jahr noch zugenommen. Jeden Monat veröffentlicht die Volkszeitung trockene Statistiken über die Zahl der Züge, das Volumen der nach Europa beförderten Güter und die jeweiligen Wachstumsraten. Die jüngste Statistik vom 14. Mai schaffte es sogar auf die erste Seite. Berichte darüber, wie verschiedene Orte in China die Züge nutzten, um ihre Exporte anzukurbeln, schossen in nationalen und lokalen Regierungsblättern wie Pilze aus dem Boden.
Im vergangenen Monat berichteten die offiziellen Medien außerdem, dass sowohl Xi als auch Premierminister Li Qiang die Standorte der chinesisch-europäischen Züge in Chongqing beziehungsweise Xinjiang besuchten. In einem Videobeitrag der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sagte Xi, dass die Züge “die Stabilität der internationalen Logistik- und Lieferketten mit Nachdruck gewährleisten und gleichzeitig eine neue Plattform für den Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit entlang der Strecken geschaffen haben”.
Die 2011 eingeweihten China-Europa-Güterzüge sind ein strategisches Instrument sowohl für den Handel zwischen China und der EU als auch für die “One Belt One Road”-Initiative. Die kürzeste Route zwischen China und Europa führt durch Xinjiang, Kasachstan, Russland, Weißrussland, Polen und dann zu anderen europäischen Ländern. Duisburg ist einer der wichtigsten Knotenpunkte des chinesisch-europäischen Eisenbahnnetzes. Auch Chinas nordöstliche Provinzen und die Innere Mongolei konnten erstmals die Gleise der transsibirischen Züge nutzen, die durch die Mongolei und Sibirien verlaufen.
Stefan Bücke ist seit Mai Head of Country Component China und Advisor Sino-German Dialogue on Industrial Data Ecosystems bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Bücke war zuvor zwei Jahre lang Project Director – Sino-German Cooperation on E-Mobility, Automated & Connected Driving. Sein Einsatzort bleibt Peking.
David Shi ist im Mai vom General Manager zum Managing Director China bei Romaco aufgestiegen. Shi arbeitet seit zehn Jahren für den Hersteller von Verarbeitungs- und Verpackungsmaschinen mit Sitz in Karlsruhe. Sein Einsatzort ist Shanghai.
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Am Samstag geht das 77. Filmfestival in Cannes zu Ende. Ein Fazit kann man schon jetzt treffen: Der chinesische Film ist nach Pandemie-Ausfällen und Zensurvorwürfen zurück. Der altgediente Starregisseur Jia Zhangke (links im Bild) stellte sein Liebesdrama “Caught by the Tides” vor, das nebenbei die Veränderungen Chinas der vergangenen 25 Jahre einfängt. Peter Chan umkreist in “She’s Got No Name” einen Mordfall im Shanghai der 1940-er Jahre. Die Hauptrolle spielt Zhang Ziyi. Weitere Filme aus China und Hongkong waren Lou Yes “An Unfinished Film“, Soi Cheangs “Twilight of the Warriors: Walled In” und Guan Hus “Black Dog“. Am Rande des Festivals gab es außerdem den französisch-chinesischen Dokumentarfilm “Kangxi and Louis XIV” zu sehen, der sich mit Parallelen zwischen den beiden ungleichen Herrscherpersönlichkeiten beschäftigt.