Table.Briefing: China

Stimmen aus China zur US-Wahl + Trumps Sprachrohr auf Mandarin

Liebe Leserin, lieber Leser,

auch in China wird heiß debattiert, wer ins Weiße Haus einzieht. In Zeitungen, Expertenrunden, Thinktanks und sozialen Medien geht es um Implikationen der Wahl für das Land, um mögliche Einflussnahme im Hintergrund und Besonderheiten des Wahlkampfes. Manuel Liu hat sich für Sie durch die Standpunkte und Kommentare chinesischer Medien und Experten gewühlt.

Wenn Sie diesen Newsletter lesen, gibt es vielleicht schon ein Ergebnis. Egal, wie es aussieht: Beide Kandidaten versprechen alles andere als einen Kuschelkurs mit China. Dem rechten chinesischen Oppositionsmedium The Epoch Times kann das nur recht sein. Es wettert gegen die Herrschaft der Kommunistische Partei und wurde im Jahr 2019 als großzügiger Spender für Trump enttarnt. Wie chinesischstämmige US-Bürger, die zum Beispiel im Swing State Georgia das Zünglein an der Waage sein könnten, zu dem Medium stehen, zeichnet Margit Hildebrandt für Sie nach.

Ich wünsche Ihnen einen Tag, der Gutes verheißt.

Ihre
Julia Fiedler
Bild von Julia  Fiedler

Analyse

US-Wahl: Wie chinesische Medien den Wahlkampf kommentieren

Monatelang hielten sich Chinas Politiker und Eliten mit öffentlichen Äußerungen zur US-Präsidentschaftswahl bedeckt – schließlich wollte man den Eindruck einer Einflussnahme vermeiden. Ein Blick in die Medienlandschaft zeigt, dass auch am Tag vor der Wahl keine klare Tendenz für einen bestimmten Wahlausgang ausgemacht werden kann. Doch die Art und Weise, mit der über die USA debattiert und gesprochen wird, ist die gleiche kritische und teils konfrontative, wie zuvor.

Auf der Dienstags-Titelseite der Chinesischen Volkszeitung verlor die Kommunistische Partei kein Wort über die US-Wahl. Ein Onlineartikel griff Probleme in den USA auf, die oft als Argumente gegen das amerikanische Gesellschaftsmodell genannt werden. Eine mangelnde Gesundheitsversorgung, steigende Waffengewalt, hohe Polarisierung und die illegale Migration würden die “Wahrheit der amerikanischen Demokratie” aufzeigen.

Von offizieller Seite gab es keine Äußerungen. Lediglich Li Qiangs Rede am Vorabend der Wahl könnte als Signal Richtung Washington interpretiert werden. Auf der China International Import Expo in Shanghai plädierte der Premierminister für einen freien Handel mit anderen Ländern.

US-Wahlkampf brachte “Krankheiten” ans Licht

Die Beijing Daily listet vermeintliche “amerikanische Krankheiten” wie die politische Polarisierung und den Kulturkampf auf, die der Wahlkampf ans Licht gebracht habe. Schon jetzt lasse sich feststellen, dass er von drei Besonderheiten geprägt war:

  • Zufall: Vom Attentatsversuch auf Trump bis zum Aufstieg Harris’ als Hoffnung der Demokraten, “die vergangenen Monate waren voller Höhen und Tiefen”.
  • Einzigartigkeit: Biden stellte sich als erster US-Präsident nicht zur Wiederwahl, nachdem er die Vorwahlen gewonnen hatte, und Harris wäre im Falle ihres Sieges die erste Frau im Amt und Präsidentin asiatischer Abstammung.
  • Ungewissheit: Der Wahlausgang “wird große Auswirkungen auf die Vereinigten Staaten und die Welt haben”.

Expertenrunde mit Behauptungen zum “deep state”

Eine in chinesischen Medien viel zitierte Expertenrunde kam kurz vor der Wahl zu dem Schluss, dass Trump mit einer höheren Gewinnchance in den Wahltag ginge als seine Kontrahentin – auch wenn er für die USA und die Welt gefährlicher sei. Huang Jing, Professor der Universität für Internationale Studien in Shanghai, meint, dass eine gespaltene US-Bevölkerung sich angesichts der hohen Verbraucherpreise und dem schwächelnden Immobilienmarkt eine politische Veränderung wünsche.

Die Biden-Regierung habe schließlich die drei größten Probleme nicht lösen können, was Harris schaden würde: Wirtschaft, Einwanderung und Außenpolitik. Huang meint, dass Harris’ “begrenzte Fähigkeiten” nicht ausreichen würden, um sich genügend von der Biden-Politik abzugrenzen und ein eigenes Konzept vorzulegen.

Jin Canrong, Professor für Internationale Beziehungen an der Pekinger Renmin-Universität und USA-Experte, wies darauf hin, dass Trump mehr Leidenschaft bei seinen Unterstützern auslöse als seine Kontrahentin. Das werde ihm am Wahltag zum Erfolg führen. Jin meint, dass die Verrohung der Debattenkultur Trumps Basis stärken würde. Dessen Wiederwahl würde die Aktienmärkte kurzfristig verunsichern.

Die Ukraine werde Trump jedoch nicht aufgeben können, Europa und insbesondere osteuropäische Partner würden das nicht zulassen, argumentiert er. Im Falle eines Sieges der Demokraten prognostiziert Jin, dass Harris eine Politik “links von Biden” einschlagen würde. Er geht auch davon aus, dass “Machthabende” im Hintergrund alles dafür tun würden, um Harris zum Sieg zu verhelfen – auch Wahlbetrug. Damit wiederholt er unbewiesene Behauptungen der Trump-Republikaner, dass der “deep state” die Wahl zugunsten der Demokraten manipulieren würde.

Chinesischer Thinktank warnt vor weiteren Zöllen

Der Gründer und Präsident des Pekinger Thinktanks Center for China and Globalization (CCG), Wang Huiyao, warnt vor weiteren Zöllen für chinesische Unternehmen, sollte Trump erneut ins Weiße Haus einziehen. Trump würde dies nutzen, um Peking an den Verhandlungstisch zu zwingen und ein weiteres Handelsabkommen zu schließen. Gleichzeitig sieht Wang Potenzial für chinesische Unternehmen, in den Vereinigten Staaten unter einer zweiten Trump-Präsidentschaft zu investieren und Fabriken zu bauen. In der Taiwan-Frage werde Trump eine “pragmatische Haltung” einnehmen, meint Wang.

Das Wirtschaftsmagazin Caixin geht davon aus, dass sich die strategische Rivalität zwischen den USA und China verschärfen wird – unabhängig vom Wahlausgang. Trumps Rhetorik gegenüber China sei in den vergangenen Monaten deutlich aggressiver geworden und Harris würde wie Biden Allianzen im asiatisch-pazifischen Raum stärken, um Chinas Einfluss entgegenzuwirken. Alles in allem waren sich die Medienstimmen einig, dass Harris die Chinapolitik ihres Vorgängers fortführen würde.

In sozialen Medien dominieren zwei Szenarien

Auch in den sozialen Medien, die vom Zensurapparat in Peking kontrolliert werden, diskutieren Chinesinnen und Chinesen über mögliche Folgen des Wahlausgangs. Dabei geht es überwiegend um zwei Szenarien, analysiert Radio Free Asia: Zum einen besteht die Hoffnung, dass die neue US-Regierung freundlicher gegenüber China auftreten wird. Zum anderen wird debattiert, ob der Niedergang der USA bevorsteht.

Dabei lassen sich auf den Social-Media-Plattformen Stimmen für beide US-Parteien finden. Ein Nutzer unterstützt Trump wegen seiner Nähe zu Elon Musk: “Ich möchte, dass Trump gewinnt, weil Musk rational ist und eine Fabrik in China hat.” Jemand anderes will Harris als Siegerin, nur um Trump verlieren zu sehen. Einige Nutzer sind aber auch der Meinung, dass die US-Wahl nichts mit China zu tun habe und schreiben “Kümmere dich nicht um die Angelegenheiten anderer Leute” und “Wer auch immer gewählt wird, wird China nichts Gutes tun, also warum sollte man sich darum kümmern?”

  • Donald Trump
  • Kamala Harris
  • Medien
  • Migration
  • Präsidentschaftswahlen
  • US-Wahlen
  • USA
  • Wahlkampf
Translation missing.

US-Wahl: Weshalb das chinesische Oppositionsmedium Epoch Times für Trump wirbt

Chinesischstämmige Unterstützung: Demonstranten bei einer Kundgebung am Silvestertag 2023 vor dem Trump Tower in New York City.

Chinesischstämmige US-Bürgerinnen und -Bürger könnten bei den US-Präsidentschaftswahlen das Zünglein an der Waage spielen. Beispiel Georgia: Hier leben über 80.000 Wahlberechtigte mit Wurzeln in der Volksrepublik. Georgia gehört zu den umkämpften Swing States, in denen sichere Prognosen kaum möglich sind. Bei der Wahl 2020 entschieden dort weniger als 12.000 Stimmen zugunsten der Demokraten.

Das diesjährige Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump könnte ebenfalls in Georgia und dort erneut mit einer nur knapp fünfstelligen Marge entschieden werden. Wer sich folglich die Mehrheit chinesischstämmiger Stimmen angelt, sichert sich möglicherweise den Arbeitsplatz im Weißen Haus.

Vorteil Trump: Er genießt die Unterstützung eines Mediums, das zumindest seine ethnischen Wurzeln ebenfalls in der Volksrepublik hat – The Epoch Times. Die Zeitung wurde im Jahr 2000 als gemeinnütziges Sprachrohr von Anhängern der religiösen Falun-Gong-Bewegung gegründet und gehört heute zu den treuesten Unterstützern von Trump. Ihr Gründer Li Honghzi lebt seit 1998 in den USA. Bereits 2016 stand das Blatt treu an der Seite des späteren Wahlsiegers.

Affinität zu Trump entstand im US-Wahlkamp 2016

Der politische Arm der Falun Gong sieht in Trump einen Verbündeten in ihrem Kampf gegen die chinesische Regierung. Falun Gong war 1999 von der Kommunistischen Partei als “böser Kult” gebrandmarkt und in China verboten worden. Auch wenn die Gruppe keine politischen Ziele jenseits ihrer offiziellen Anerkennung formulierte, war die Regierung alarmiert von ihrer Sogwirkung. Zu dieser Zeit hatte die Bewegung schon 70 Millionen Anhänger gefunden. Die Regierung verfolgte ihre Anhänger und steckte sie in Arbeitslager oder Gefängnisse.

Zu Epoch Media gehören das Radionetzwerk Sound of Hope und der Sender New Tang Dynasty Television (NTD). Das Medienunternehmen ist nach eigenen Angaben nach Abonnements das viertgrößte in den USA und in 35 Ländern und 22 Sprachen aktiv – auch in Deutschland, wo das deutschsprachige Internetportal in der Vergangenheit besonders bei AfD-Anhängern beliebt war.

Die Affinität der Epoch Times zu Trump entstand im US-Wahlkamp 2016. Damals schon nutzte Trump eine stark chinakritische Rhetorik. The Epoch Times investierte im Laufe der Jahre mehrere Millionen US-Dollar, um über soziale Medien Werbung für den Republikaner zu machen. Sie tat das verschleiert, wurde aber im Jahr 2019 als großzügiger Spender enttarnt.

Trump auf “messianische” Weise ergeben

An der Unterstützung für Trump hat sich nichts geändert. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Mediums sagte dem Magazin The Diplomat, die Redaktion der Epoch Times sei Trump auf geradezu “messianische” Weise ergeben. Zumal sie nicht davor halt macht, sich im Kosmos der Verschwörungstheorien zu verirren. Publikationen, Sendungen und Kanäle, die mit der Epoch Times in Verbindung stehen, haben die QAnon-Verschwörungstheorie sowie verzerrte Behauptungen über Wahlbetrug und den Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 verbreitet.

Auf Anfragen von Table.Briefings reagiert The Epoch Times nicht. Sie vermeidet Kontakte zur Presse im Allgemeinen, sieht sich aber derzeit auch mit dem Vorwurf konfrontiert, in ein kriminelles Geldwäschesystem verwickelt zu sein. Im Juni klagte die New Yorker Staatsanwaltschaft den Finanzplaner der Organisation, Bill Guan Weidong an, mindestens 67 Millionen US-Dollar gewaschen zu haben. Das mutmaßliche Betrugssystem hatte dem Department of Justice zufolge 2020 begonnen – während die Einnahmen der Epoch Times von 15 Millionen Dollar im Vorjahr auf über 60 Millionen US-Dollar angestiegen waren. Guan hatte zuvor behauptet, der Geldsegen sei auf einen Anstieg der Abonnements und Spenden zurückzuführen.

Tatsächlich aber verzeichnete das Unternehmen in diesem Zeitraum einen erheblichen Verlust an Aufmerksamkeit. Im Dezember 2019 hatte Facebook Hunderte Konten der Epoch Times gelöscht und ihr jegliche Werbeanzeigen auf dem Portal verboten. Die Anzahl der Follower schrumpfte von mehr als 50 auf derzeit knapp neun Millionen deutlich.

Diverse chinesische Gemeinde in den USA

Das alles nährt Zweifel, ob die The Epoch Times tatsächlich eine hohe Zahl an chinesischstämmigen Wählern dazu motivieren konnte, für Trump zu stimmen. Zumal die Zeitung mit ihrer stramm rechten Haltung und der Verbreitung von Verschwörungsmythen nicht nur Sympathien unter chinesischen Migranten gewinnt – zu divers sei die chinesische Gemeinde in den USA.

Die Wahlpräferenzen der Gemeinschaft blieben unklar, “weil tiefe politische Spaltungen zwischen Generationen, Berufen, Einwanderungsgebieten, Geschlecht und Bildungsniveau”, unterschiedliches Wahlverhalten fördern, schreibt das US-Politikmagazin Foreign Policy. Wie bei anderen asiatisch-amerikanischen Bevölkerungsgruppen haben auch viele Chinesen keine lange familiäre Tradition, Republikaner oder Demokraten zu wählen, was zu einer schwächeren Parteibindung führe. Margit Hildebrandt

  • China
  • Präsidentschaftswahlen
  • US-Wahlen
  • Wahlkampf

News

Sicherheitsdialog: Was Kanzleramtschef Schmidt in China besprochen hat

Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt hat in China am sogenannten Deutsch-Chinesischen Sicherheitsdialog teilgenommen. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Dienstag in Berlin mit. Die Gespräche von Bundesbeamten mit dem Leiter der Zentralen Kommission für Politik und Recht, Chen Wenqing, sowie chinesischen Beamten hätten am Montag in Xi’an stattgefunden. Es war das fünfte Treffen im Rahmen dieses Dialogs seit 2016. Themen seien “bilaterale und internationale Sicherheitsthemen” gewesen.

Weitere Details wurden nicht genannt. Es dürfte aber auch um die Frage einer chinesischen Unterstützung Russlands im Krieg gegen die Ukraine und die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland gegangen sein. Die Bundesregierung und die EU haben China mehrfach aufgefordert, Russland weder Waffen noch Dual-Use-Güter zu liefern, die das Land bei seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine verwenden könnte. 

Der Regierungssprecher verwies auf die China-Strategie der Bundesregierung. Diese sieht einerseits vor, Abhängigkeiten von China zu verringern, andererseits aber über mehrere Konsultationsformate im Gespräch zu bleiben. China ist zusammen mit den USA wichtigster Handelspartner Deutschlands. rtr

  • China-Strategie
  • Diplomatie
  • Sicherheitspolitik

Konjunktur: Wo der Stimulus erste Wirkung zeigt

Der chinesische Dienstleistungssektor konnte im Oktober den stärksten Zuwachs seit drei Monaten verzeichnen. Der Caixin/S&P Einkaufsmanagerindex (PMI) stieg von 50,3 Punkten im September auf 52,0 Punkte, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage im Privatsektor ergab. Werte über der 50-Punkte-Marke signalisieren Wachstum. Experten sehen in dieser Entwicklung erste Anzeichen für die Wirksamkeit der jüngsten Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung. Im September hatte Peking geld- und fiskalpolitische Stimuli angekündigt, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Das Politbüro versprach kürzlich die “notwendigen Ausgaben”, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Trotz der positiven Signale im Dienstleistungssektor bleibt die wirtschaftliche Gesamtlage in China angespannt. Das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal fiel so schwach aus wie seit Anfang 2023 nicht mehr. Insbesondere der krisengebeutelte Immobiliensektor bereitet weiterhin Sorgen. “Ob China sein Wachstumsziel für 2024 erreicht, hängt von einer nachhaltigen Erholung der Konsumnachfrage ab. Das bedeutet, dass sich die Politik auf die Erhöhung des verfügbaren Einkommens der Haushalte konzentrieren sollte”, sagte Wang Zhe, Senior Economist bei der Caixin Insight Group. rtr

  • Konjunktur
  • Wachstum
  • Wirtschaft

COP 29: China will Gespräche über “restriktive Handelsmaßnahmen”

China fordert, dass beim UN-Klimagipfel COP29 kommende Woche Gespräche über Grenzsteuern auf Kohlenstoff und andere “restriktive Handelsmaßnahmen” geführt werden, die nach Ansicht Pekings den Entwicklungsländern schaden. Das geht aus einem von Reuters eingesehenen Dokument hervor. Die diesjährigen UN-Klimagespräche beginnen am 11. November in Baku, Aserbaidschan.

China hat im Namen der BASIC-Ländergruppe, zu der auch Brasilien, Indien und Südafrika gehören, der UN-Klimabehörde (UNFCCC) einen Vorschlag unterbreitet, um Gespräche über “Bedenken hinsichtlich einseitiger restriktiver Handelsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel” auf die Tagesordnung der COP29 zu setzen, so das Dokument.

Die BASIC-Länder kritisieren handelsbezogene klimapolitische Maßnahmen der EU, darunter das Gesetz gegen die Abholzung von Wäldern und die Kohlenstoffgrenzabgabe, mit der kohlenstoffintensive Waren bei der Einfuhr belastet werden. China und Indien kritisieren die Kohlenstoffgrenzabgabe als protektionistisch und behauptet, sie benachteilige die Entwicklungsländer in unfairer Weise.

Die EU sieht die Abgabe dagegen als notwendig an, damit europäische Industrien, die eine Gebühr auf ihre CO₂-Emissionen zahlen, nicht durch Billigimporte aus Ländern mit einer schwächeren Klimapolitik unterboten werden. Die Europäische Union wird den BASIC-Vorschlag wahrscheinlich ablehnen, heißt es von Diplomaten. Die EU vertritt die Haltung, dass Handelsfragen in der Welthandelsorganisation und nicht in den UN-Klimagesprächen diskutiert werden sollten. rtr

  • CO2-Emissionen
  • COP29
  • Handel
  • Klima
  • WTO

Indo-Pazifik: Philippinen investieren fast eine halbe Milliarde US-Dollar in neue Boote

Die Philippinen verstärken mit französischer Unterstützung ihre Küstenwache. Das Land hat den Kauf von 40 Schnellbooten angekündigt, um die maritime Sicherheit zu verbessern, teilte die Wirtschaftsplanungsbehörde am Dienstag mit. Der Kauf im Wert von 442 Millionen US-Dollar wird durch Gelder für Entwicklungshilfe der französischen Regierung finanziert und wurde vom Rat der Nationalen Wirtschafts- und Entwicklungsbehörde unter dem Vorsitz von Präsident Ferdinand Marcos Jr. genehmigt.

Die Philippinen müssen sich gegen kompromisslose Territorialansprüche vor der eigenen Küste durch die Volksrepublik China verteidigen. China beansprucht große Teile des Südchinesischen Meeres für sich und duldet von den Anrainerstaaten keine Gegenansprüche. In den vergangenen Monaten sind wiederholt chinesische Boote der Küstenwache mit philippinischen Booten kollidiert. Beide Seiten bezichtigen sich der Eskalation. rtr/grz

  • Ferdinand Marcos Jr.
  • Frankreich
  • Geopolitik
  • Indopazifik
  • Nationale Sicherheit
  • Philippinen
  • Südchinesisches Meer

Presseschau

Myanmar Krieg: Min Aung Hlaing trifft Chinas Aussenminister BASELER ZEITUNG
Slowakische Opposition kritisiert “strategische Partnerschaft” mit China EURACTIV
China Condemns Estonia Lawmakers’ Taiwan Visit as “Wrong Signal” BLOOMBERG
Myanmar Ethnic Groups Slam China as They Begin Talks With India BLOOMBERG
“Great consequence”: Malaysia invites China to join Asean summit with Gulf bloc SCMP
Gesundheitssystem in China extrem unterentwickelt: China erlaubt vollständige ausländische Beteiligung in Schlüsselbranchen FINANZMARKTWELT
China’s messy EV dispute with Europe keeps trade tensions in check REUTERS
Auch Luxusautobauer Ferrari bekommt China-Schwäche zu spüren STERN
BYD, Saic, Geely: So stark subventioniert China seine Autohersteller HANDELSBLATT
Frühindikatoren: Bessere Konjunkturaussichten in China BÖRSEN-ZEITUNG
China gives Morgan Stanley approval to launch local futures unit REUTERS
Oppo finanziert KI-Forschungszentrum in Hongkong HEISE
Geopolitische Risiken: SpaceX-Zulieferer aus Taiwan verlegen Produktion auf Wunsch ins Ausland DER STANDARD
China plans to crash a spacecraft into a distant asteroid ECONOMIST

Personalien

Tony Li ist seit September Chief Information Officer bei der Mercedes-Benz Leasing Company. Seinen Posten als Senior Manager bei Mercedes-Benz Financial Services behält er bei. Lis Einsatzort ist Peking.  

Yuan Liao ist seit September ADAS System Integration Engineer Manager bei Mercedes-Benz China. Liao war zuvor als Senior Software Engineer bei Li Auto tätig. Zwischen 2019 und 2022 war er Forschungsingenieur & Doktorand am Fraunhofer IKS in München, um an sicheren Autonomen Fahrsystemen zu forschen.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

  • Fraunhofer

Sinolytics Radar

Lieferketten: Welchen Nutzen Chinas Sozialkreditsystem bietet

Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
  • Nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Unternehmensverhalten steht im Mittelpunkt des chinesischen “Corporate Social Credit System” (CSCS). Das CSCS sammelt und veröffentlicht detaillierte Informationen über Unternehmensverhalten. Die globalen Wertschöpfungsketten von Unternehmen werden aber (noch) nicht explizit bewertet.
  • Die meisten der Verbote und Verpflichtungen aus der “Corporate Sustainability Due Diligence Directive” (CSDDD) der EU und des deutschen Lieferkettengesetzes (LkSG) besitzen ein entsprechendes Äquivalent im chinesischen CSCS. Angesichts des Schwerpunkts von CSDDD und LkSG auf Menschenrechte mag das überraschen. In China spielen insbesondere Arbeitsrechte und Umweltschutz eine wichtige Rolle.
  • Jedes Fehlverhalten seitens chinesischer Zulieferer, das in die vom CSCS abgedeckten Bereiche fällt, wird in den CSCS-Datenbanken aufgeführt und veröffentlicht. Das liegt daran, dass jedes in China registrierte Unternehmen von dem System erfasst wird. Keine Lieferantenbewertung im Rahmen des CSDDD und LkSG sollte diese reichhaltige Informationsquelle über den Compliance-Status chinesischer Zulieferer außer Acht lassen.
  • Selbstverständlich sind die CSCS-Daten keine Patentlösung für die CSDD/LkSG-Berichterstattung in Bezug auf China. Einschränkungen gibt es beispielsweise bei der Erfassung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Zudem erfasst das CSCS nur Verstöße, die von den chinesischen Behörden geahndet wurden, was Raum für politische Einflussnahme und Interpretation lässt.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

  • CSDDD

Dessert

Weiße Kraniche bei einer Rast aus der Vogelperspektive: Das Foto zeigt einen Teil eines Schwarms, zu dem mehr als 500 Tiere gehören. Aufgenommen wurde das Bild über dem Feuchtbiotop Wolong in Shenyang in der nordöstlichen Provinz Liaoning. Weiße Kraniche sind vom Aussterben bedroht. Jedes Jahr verbringen etwa 2.000 Tiere einen Teil des Jahres in Wolong. Das Besondere an Ihnen ist, dass ihnen im Vergleich zu anderen Kranicharten farbstoffbildende Zellen fehlen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    auch in China wird heiß debattiert, wer ins Weiße Haus einzieht. In Zeitungen, Expertenrunden, Thinktanks und sozialen Medien geht es um Implikationen der Wahl für das Land, um mögliche Einflussnahme im Hintergrund und Besonderheiten des Wahlkampfes. Manuel Liu hat sich für Sie durch die Standpunkte und Kommentare chinesischer Medien und Experten gewühlt.

    Wenn Sie diesen Newsletter lesen, gibt es vielleicht schon ein Ergebnis. Egal, wie es aussieht: Beide Kandidaten versprechen alles andere als einen Kuschelkurs mit China. Dem rechten chinesischen Oppositionsmedium The Epoch Times kann das nur recht sein. Es wettert gegen die Herrschaft der Kommunistische Partei und wurde im Jahr 2019 als großzügiger Spender für Trump enttarnt. Wie chinesischstämmige US-Bürger, die zum Beispiel im Swing State Georgia das Zünglein an der Waage sein könnten, zu dem Medium stehen, zeichnet Margit Hildebrandt für Sie nach.

    Ich wünsche Ihnen einen Tag, der Gutes verheißt.

    Ihre
    Julia Fiedler
    Bild von Julia  Fiedler

    Analyse

    US-Wahl: Wie chinesische Medien den Wahlkampf kommentieren

    Monatelang hielten sich Chinas Politiker und Eliten mit öffentlichen Äußerungen zur US-Präsidentschaftswahl bedeckt – schließlich wollte man den Eindruck einer Einflussnahme vermeiden. Ein Blick in die Medienlandschaft zeigt, dass auch am Tag vor der Wahl keine klare Tendenz für einen bestimmten Wahlausgang ausgemacht werden kann. Doch die Art und Weise, mit der über die USA debattiert und gesprochen wird, ist die gleiche kritische und teils konfrontative, wie zuvor.

    Auf der Dienstags-Titelseite der Chinesischen Volkszeitung verlor die Kommunistische Partei kein Wort über die US-Wahl. Ein Onlineartikel griff Probleme in den USA auf, die oft als Argumente gegen das amerikanische Gesellschaftsmodell genannt werden. Eine mangelnde Gesundheitsversorgung, steigende Waffengewalt, hohe Polarisierung und die illegale Migration würden die “Wahrheit der amerikanischen Demokratie” aufzeigen.

    Von offizieller Seite gab es keine Äußerungen. Lediglich Li Qiangs Rede am Vorabend der Wahl könnte als Signal Richtung Washington interpretiert werden. Auf der China International Import Expo in Shanghai plädierte der Premierminister für einen freien Handel mit anderen Ländern.

    US-Wahlkampf brachte “Krankheiten” ans Licht

    Die Beijing Daily listet vermeintliche “amerikanische Krankheiten” wie die politische Polarisierung und den Kulturkampf auf, die der Wahlkampf ans Licht gebracht habe. Schon jetzt lasse sich feststellen, dass er von drei Besonderheiten geprägt war:

    • Zufall: Vom Attentatsversuch auf Trump bis zum Aufstieg Harris’ als Hoffnung der Demokraten, “die vergangenen Monate waren voller Höhen und Tiefen”.
    • Einzigartigkeit: Biden stellte sich als erster US-Präsident nicht zur Wiederwahl, nachdem er die Vorwahlen gewonnen hatte, und Harris wäre im Falle ihres Sieges die erste Frau im Amt und Präsidentin asiatischer Abstammung.
    • Ungewissheit: Der Wahlausgang “wird große Auswirkungen auf die Vereinigten Staaten und die Welt haben”.

    Expertenrunde mit Behauptungen zum “deep state”

    Eine in chinesischen Medien viel zitierte Expertenrunde kam kurz vor der Wahl zu dem Schluss, dass Trump mit einer höheren Gewinnchance in den Wahltag ginge als seine Kontrahentin – auch wenn er für die USA und die Welt gefährlicher sei. Huang Jing, Professor der Universität für Internationale Studien in Shanghai, meint, dass eine gespaltene US-Bevölkerung sich angesichts der hohen Verbraucherpreise und dem schwächelnden Immobilienmarkt eine politische Veränderung wünsche.

    Die Biden-Regierung habe schließlich die drei größten Probleme nicht lösen können, was Harris schaden würde: Wirtschaft, Einwanderung und Außenpolitik. Huang meint, dass Harris’ “begrenzte Fähigkeiten” nicht ausreichen würden, um sich genügend von der Biden-Politik abzugrenzen und ein eigenes Konzept vorzulegen.

    Jin Canrong, Professor für Internationale Beziehungen an der Pekinger Renmin-Universität und USA-Experte, wies darauf hin, dass Trump mehr Leidenschaft bei seinen Unterstützern auslöse als seine Kontrahentin. Das werde ihm am Wahltag zum Erfolg führen. Jin meint, dass die Verrohung der Debattenkultur Trumps Basis stärken würde. Dessen Wiederwahl würde die Aktienmärkte kurzfristig verunsichern.

    Die Ukraine werde Trump jedoch nicht aufgeben können, Europa und insbesondere osteuropäische Partner würden das nicht zulassen, argumentiert er. Im Falle eines Sieges der Demokraten prognostiziert Jin, dass Harris eine Politik “links von Biden” einschlagen würde. Er geht auch davon aus, dass “Machthabende” im Hintergrund alles dafür tun würden, um Harris zum Sieg zu verhelfen – auch Wahlbetrug. Damit wiederholt er unbewiesene Behauptungen der Trump-Republikaner, dass der “deep state” die Wahl zugunsten der Demokraten manipulieren würde.

    Chinesischer Thinktank warnt vor weiteren Zöllen

    Der Gründer und Präsident des Pekinger Thinktanks Center for China and Globalization (CCG), Wang Huiyao, warnt vor weiteren Zöllen für chinesische Unternehmen, sollte Trump erneut ins Weiße Haus einziehen. Trump würde dies nutzen, um Peking an den Verhandlungstisch zu zwingen und ein weiteres Handelsabkommen zu schließen. Gleichzeitig sieht Wang Potenzial für chinesische Unternehmen, in den Vereinigten Staaten unter einer zweiten Trump-Präsidentschaft zu investieren und Fabriken zu bauen. In der Taiwan-Frage werde Trump eine “pragmatische Haltung” einnehmen, meint Wang.

    Das Wirtschaftsmagazin Caixin geht davon aus, dass sich die strategische Rivalität zwischen den USA und China verschärfen wird – unabhängig vom Wahlausgang. Trumps Rhetorik gegenüber China sei in den vergangenen Monaten deutlich aggressiver geworden und Harris würde wie Biden Allianzen im asiatisch-pazifischen Raum stärken, um Chinas Einfluss entgegenzuwirken. Alles in allem waren sich die Medienstimmen einig, dass Harris die Chinapolitik ihres Vorgängers fortführen würde.

    In sozialen Medien dominieren zwei Szenarien

    Auch in den sozialen Medien, die vom Zensurapparat in Peking kontrolliert werden, diskutieren Chinesinnen und Chinesen über mögliche Folgen des Wahlausgangs. Dabei geht es überwiegend um zwei Szenarien, analysiert Radio Free Asia: Zum einen besteht die Hoffnung, dass die neue US-Regierung freundlicher gegenüber China auftreten wird. Zum anderen wird debattiert, ob der Niedergang der USA bevorsteht.

    Dabei lassen sich auf den Social-Media-Plattformen Stimmen für beide US-Parteien finden. Ein Nutzer unterstützt Trump wegen seiner Nähe zu Elon Musk: “Ich möchte, dass Trump gewinnt, weil Musk rational ist und eine Fabrik in China hat.” Jemand anderes will Harris als Siegerin, nur um Trump verlieren zu sehen. Einige Nutzer sind aber auch der Meinung, dass die US-Wahl nichts mit China zu tun habe und schreiben “Kümmere dich nicht um die Angelegenheiten anderer Leute” und “Wer auch immer gewählt wird, wird China nichts Gutes tun, also warum sollte man sich darum kümmern?”

    • Donald Trump
    • Kamala Harris
    • Medien
    • Migration
    • Präsidentschaftswahlen
    • US-Wahlen
    • USA
    • Wahlkampf
    Translation missing.

    US-Wahl: Weshalb das chinesische Oppositionsmedium Epoch Times für Trump wirbt

    Chinesischstämmige Unterstützung: Demonstranten bei einer Kundgebung am Silvestertag 2023 vor dem Trump Tower in New York City.

    Chinesischstämmige US-Bürgerinnen und -Bürger könnten bei den US-Präsidentschaftswahlen das Zünglein an der Waage spielen. Beispiel Georgia: Hier leben über 80.000 Wahlberechtigte mit Wurzeln in der Volksrepublik. Georgia gehört zu den umkämpften Swing States, in denen sichere Prognosen kaum möglich sind. Bei der Wahl 2020 entschieden dort weniger als 12.000 Stimmen zugunsten der Demokraten.

    Das diesjährige Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump könnte ebenfalls in Georgia und dort erneut mit einer nur knapp fünfstelligen Marge entschieden werden. Wer sich folglich die Mehrheit chinesischstämmiger Stimmen angelt, sichert sich möglicherweise den Arbeitsplatz im Weißen Haus.

    Vorteil Trump: Er genießt die Unterstützung eines Mediums, das zumindest seine ethnischen Wurzeln ebenfalls in der Volksrepublik hat – The Epoch Times. Die Zeitung wurde im Jahr 2000 als gemeinnütziges Sprachrohr von Anhängern der religiösen Falun-Gong-Bewegung gegründet und gehört heute zu den treuesten Unterstützern von Trump. Ihr Gründer Li Honghzi lebt seit 1998 in den USA. Bereits 2016 stand das Blatt treu an der Seite des späteren Wahlsiegers.

    Affinität zu Trump entstand im US-Wahlkamp 2016

    Der politische Arm der Falun Gong sieht in Trump einen Verbündeten in ihrem Kampf gegen die chinesische Regierung. Falun Gong war 1999 von der Kommunistischen Partei als “böser Kult” gebrandmarkt und in China verboten worden. Auch wenn die Gruppe keine politischen Ziele jenseits ihrer offiziellen Anerkennung formulierte, war die Regierung alarmiert von ihrer Sogwirkung. Zu dieser Zeit hatte die Bewegung schon 70 Millionen Anhänger gefunden. Die Regierung verfolgte ihre Anhänger und steckte sie in Arbeitslager oder Gefängnisse.

    Zu Epoch Media gehören das Radionetzwerk Sound of Hope und der Sender New Tang Dynasty Television (NTD). Das Medienunternehmen ist nach eigenen Angaben nach Abonnements das viertgrößte in den USA und in 35 Ländern und 22 Sprachen aktiv – auch in Deutschland, wo das deutschsprachige Internetportal in der Vergangenheit besonders bei AfD-Anhängern beliebt war.

    Die Affinität der Epoch Times zu Trump entstand im US-Wahlkamp 2016. Damals schon nutzte Trump eine stark chinakritische Rhetorik. The Epoch Times investierte im Laufe der Jahre mehrere Millionen US-Dollar, um über soziale Medien Werbung für den Republikaner zu machen. Sie tat das verschleiert, wurde aber im Jahr 2019 als großzügiger Spender enttarnt.

    Trump auf “messianische” Weise ergeben

    An der Unterstützung für Trump hat sich nichts geändert. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Mediums sagte dem Magazin The Diplomat, die Redaktion der Epoch Times sei Trump auf geradezu “messianische” Weise ergeben. Zumal sie nicht davor halt macht, sich im Kosmos der Verschwörungstheorien zu verirren. Publikationen, Sendungen und Kanäle, die mit der Epoch Times in Verbindung stehen, haben die QAnon-Verschwörungstheorie sowie verzerrte Behauptungen über Wahlbetrug und den Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 verbreitet.

    Auf Anfragen von Table.Briefings reagiert The Epoch Times nicht. Sie vermeidet Kontakte zur Presse im Allgemeinen, sieht sich aber derzeit auch mit dem Vorwurf konfrontiert, in ein kriminelles Geldwäschesystem verwickelt zu sein. Im Juni klagte die New Yorker Staatsanwaltschaft den Finanzplaner der Organisation, Bill Guan Weidong an, mindestens 67 Millionen US-Dollar gewaschen zu haben. Das mutmaßliche Betrugssystem hatte dem Department of Justice zufolge 2020 begonnen – während die Einnahmen der Epoch Times von 15 Millionen Dollar im Vorjahr auf über 60 Millionen US-Dollar angestiegen waren. Guan hatte zuvor behauptet, der Geldsegen sei auf einen Anstieg der Abonnements und Spenden zurückzuführen.

    Tatsächlich aber verzeichnete das Unternehmen in diesem Zeitraum einen erheblichen Verlust an Aufmerksamkeit. Im Dezember 2019 hatte Facebook Hunderte Konten der Epoch Times gelöscht und ihr jegliche Werbeanzeigen auf dem Portal verboten. Die Anzahl der Follower schrumpfte von mehr als 50 auf derzeit knapp neun Millionen deutlich.

    Diverse chinesische Gemeinde in den USA

    Das alles nährt Zweifel, ob die The Epoch Times tatsächlich eine hohe Zahl an chinesischstämmigen Wählern dazu motivieren konnte, für Trump zu stimmen. Zumal die Zeitung mit ihrer stramm rechten Haltung und der Verbreitung von Verschwörungsmythen nicht nur Sympathien unter chinesischen Migranten gewinnt – zu divers sei die chinesische Gemeinde in den USA.

    Die Wahlpräferenzen der Gemeinschaft blieben unklar, “weil tiefe politische Spaltungen zwischen Generationen, Berufen, Einwanderungsgebieten, Geschlecht und Bildungsniveau”, unterschiedliches Wahlverhalten fördern, schreibt das US-Politikmagazin Foreign Policy. Wie bei anderen asiatisch-amerikanischen Bevölkerungsgruppen haben auch viele Chinesen keine lange familiäre Tradition, Republikaner oder Demokraten zu wählen, was zu einer schwächeren Parteibindung führe. Margit Hildebrandt

    • China
    • Präsidentschaftswahlen
    • US-Wahlen
    • Wahlkampf

    News

    Sicherheitsdialog: Was Kanzleramtschef Schmidt in China besprochen hat

    Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt hat in China am sogenannten Deutsch-Chinesischen Sicherheitsdialog teilgenommen. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Dienstag in Berlin mit. Die Gespräche von Bundesbeamten mit dem Leiter der Zentralen Kommission für Politik und Recht, Chen Wenqing, sowie chinesischen Beamten hätten am Montag in Xi’an stattgefunden. Es war das fünfte Treffen im Rahmen dieses Dialogs seit 2016. Themen seien “bilaterale und internationale Sicherheitsthemen” gewesen.

    Weitere Details wurden nicht genannt. Es dürfte aber auch um die Frage einer chinesischen Unterstützung Russlands im Krieg gegen die Ukraine und die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland gegangen sein. Die Bundesregierung und die EU haben China mehrfach aufgefordert, Russland weder Waffen noch Dual-Use-Güter zu liefern, die das Land bei seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine verwenden könnte. 

    Der Regierungssprecher verwies auf die China-Strategie der Bundesregierung. Diese sieht einerseits vor, Abhängigkeiten von China zu verringern, andererseits aber über mehrere Konsultationsformate im Gespräch zu bleiben. China ist zusammen mit den USA wichtigster Handelspartner Deutschlands. rtr

    • China-Strategie
    • Diplomatie
    • Sicherheitspolitik

    Konjunktur: Wo der Stimulus erste Wirkung zeigt

    Der chinesische Dienstleistungssektor konnte im Oktober den stärksten Zuwachs seit drei Monaten verzeichnen. Der Caixin/S&P Einkaufsmanagerindex (PMI) stieg von 50,3 Punkten im September auf 52,0 Punkte, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage im Privatsektor ergab. Werte über der 50-Punkte-Marke signalisieren Wachstum. Experten sehen in dieser Entwicklung erste Anzeichen für die Wirksamkeit der jüngsten Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung. Im September hatte Peking geld- und fiskalpolitische Stimuli angekündigt, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Das Politbüro versprach kürzlich die “notwendigen Ausgaben”, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.

    Trotz der positiven Signale im Dienstleistungssektor bleibt die wirtschaftliche Gesamtlage in China angespannt. Das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal fiel so schwach aus wie seit Anfang 2023 nicht mehr. Insbesondere der krisengebeutelte Immobiliensektor bereitet weiterhin Sorgen. “Ob China sein Wachstumsziel für 2024 erreicht, hängt von einer nachhaltigen Erholung der Konsumnachfrage ab. Das bedeutet, dass sich die Politik auf die Erhöhung des verfügbaren Einkommens der Haushalte konzentrieren sollte”, sagte Wang Zhe, Senior Economist bei der Caixin Insight Group. rtr

    • Konjunktur
    • Wachstum
    • Wirtschaft

    COP 29: China will Gespräche über “restriktive Handelsmaßnahmen”

    China fordert, dass beim UN-Klimagipfel COP29 kommende Woche Gespräche über Grenzsteuern auf Kohlenstoff und andere “restriktive Handelsmaßnahmen” geführt werden, die nach Ansicht Pekings den Entwicklungsländern schaden. Das geht aus einem von Reuters eingesehenen Dokument hervor. Die diesjährigen UN-Klimagespräche beginnen am 11. November in Baku, Aserbaidschan.

    China hat im Namen der BASIC-Ländergruppe, zu der auch Brasilien, Indien und Südafrika gehören, der UN-Klimabehörde (UNFCCC) einen Vorschlag unterbreitet, um Gespräche über “Bedenken hinsichtlich einseitiger restriktiver Handelsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel” auf die Tagesordnung der COP29 zu setzen, so das Dokument.

    Die BASIC-Länder kritisieren handelsbezogene klimapolitische Maßnahmen der EU, darunter das Gesetz gegen die Abholzung von Wäldern und die Kohlenstoffgrenzabgabe, mit der kohlenstoffintensive Waren bei der Einfuhr belastet werden. China und Indien kritisieren die Kohlenstoffgrenzabgabe als protektionistisch und behauptet, sie benachteilige die Entwicklungsländer in unfairer Weise.

    Die EU sieht die Abgabe dagegen als notwendig an, damit europäische Industrien, die eine Gebühr auf ihre CO₂-Emissionen zahlen, nicht durch Billigimporte aus Ländern mit einer schwächeren Klimapolitik unterboten werden. Die Europäische Union wird den BASIC-Vorschlag wahrscheinlich ablehnen, heißt es von Diplomaten. Die EU vertritt die Haltung, dass Handelsfragen in der Welthandelsorganisation und nicht in den UN-Klimagesprächen diskutiert werden sollten. rtr

    • CO2-Emissionen
    • COP29
    • Handel
    • Klima
    • WTO

    Indo-Pazifik: Philippinen investieren fast eine halbe Milliarde US-Dollar in neue Boote

    Die Philippinen verstärken mit französischer Unterstützung ihre Küstenwache. Das Land hat den Kauf von 40 Schnellbooten angekündigt, um die maritime Sicherheit zu verbessern, teilte die Wirtschaftsplanungsbehörde am Dienstag mit. Der Kauf im Wert von 442 Millionen US-Dollar wird durch Gelder für Entwicklungshilfe der französischen Regierung finanziert und wurde vom Rat der Nationalen Wirtschafts- und Entwicklungsbehörde unter dem Vorsitz von Präsident Ferdinand Marcos Jr. genehmigt.

    Die Philippinen müssen sich gegen kompromisslose Territorialansprüche vor der eigenen Küste durch die Volksrepublik China verteidigen. China beansprucht große Teile des Südchinesischen Meeres für sich und duldet von den Anrainerstaaten keine Gegenansprüche. In den vergangenen Monaten sind wiederholt chinesische Boote der Küstenwache mit philippinischen Booten kollidiert. Beide Seiten bezichtigen sich der Eskalation. rtr/grz

    • Ferdinand Marcos Jr.
    • Frankreich
    • Geopolitik
    • Indopazifik
    • Nationale Sicherheit
    • Philippinen
    • Südchinesisches Meer

    Presseschau

    Myanmar Krieg: Min Aung Hlaing trifft Chinas Aussenminister BASELER ZEITUNG
    Slowakische Opposition kritisiert “strategische Partnerschaft” mit China EURACTIV
    China Condemns Estonia Lawmakers’ Taiwan Visit as “Wrong Signal” BLOOMBERG
    Myanmar Ethnic Groups Slam China as They Begin Talks With India BLOOMBERG
    “Great consequence”: Malaysia invites China to join Asean summit with Gulf bloc SCMP
    Gesundheitssystem in China extrem unterentwickelt: China erlaubt vollständige ausländische Beteiligung in Schlüsselbranchen FINANZMARKTWELT
    China’s messy EV dispute with Europe keeps trade tensions in check REUTERS
    Auch Luxusautobauer Ferrari bekommt China-Schwäche zu spüren STERN
    BYD, Saic, Geely: So stark subventioniert China seine Autohersteller HANDELSBLATT
    Frühindikatoren: Bessere Konjunkturaussichten in China BÖRSEN-ZEITUNG
    China gives Morgan Stanley approval to launch local futures unit REUTERS
    Oppo finanziert KI-Forschungszentrum in Hongkong HEISE
    Geopolitische Risiken: SpaceX-Zulieferer aus Taiwan verlegen Produktion auf Wunsch ins Ausland DER STANDARD
    China plans to crash a spacecraft into a distant asteroid ECONOMIST

    Personalien

    Tony Li ist seit September Chief Information Officer bei der Mercedes-Benz Leasing Company. Seinen Posten als Senior Manager bei Mercedes-Benz Financial Services behält er bei. Lis Einsatzort ist Peking.  

    Yuan Liao ist seit September ADAS System Integration Engineer Manager bei Mercedes-Benz China. Liao war zuvor als Senior Software Engineer bei Li Auto tätig. Zwischen 2019 und 2022 war er Forschungsingenieur & Doktorand am Fraunhofer IKS in München, um an sicheren Autonomen Fahrsystemen zu forschen.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    • Fraunhofer

    Sinolytics Radar

    Lieferketten: Welchen Nutzen Chinas Sozialkreditsystem bietet

    Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
    • Nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Unternehmensverhalten steht im Mittelpunkt des chinesischen “Corporate Social Credit System” (CSCS). Das CSCS sammelt und veröffentlicht detaillierte Informationen über Unternehmensverhalten. Die globalen Wertschöpfungsketten von Unternehmen werden aber (noch) nicht explizit bewertet.
    • Die meisten der Verbote und Verpflichtungen aus der “Corporate Sustainability Due Diligence Directive” (CSDDD) der EU und des deutschen Lieferkettengesetzes (LkSG) besitzen ein entsprechendes Äquivalent im chinesischen CSCS. Angesichts des Schwerpunkts von CSDDD und LkSG auf Menschenrechte mag das überraschen. In China spielen insbesondere Arbeitsrechte und Umweltschutz eine wichtige Rolle.
    • Jedes Fehlverhalten seitens chinesischer Zulieferer, das in die vom CSCS abgedeckten Bereiche fällt, wird in den CSCS-Datenbanken aufgeführt und veröffentlicht. Das liegt daran, dass jedes in China registrierte Unternehmen von dem System erfasst wird. Keine Lieferantenbewertung im Rahmen des CSDDD und LkSG sollte diese reichhaltige Informationsquelle über den Compliance-Status chinesischer Zulieferer außer Acht lassen.
    • Selbstverständlich sind die CSCS-Daten keine Patentlösung für die CSDD/LkSG-Berichterstattung in Bezug auf China. Einschränkungen gibt es beispielsweise bei der Erfassung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Zudem erfasst das CSCS nur Verstöße, die von den chinesischen Behörden geahndet wurden, was Raum für politische Einflussnahme und Interpretation lässt.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

    • CSDDD

    Dessert

    Weiße Kraniche bei einer Rast aus der Vogelperspektive: Das Foto zeigt einen Teil eines Schwarms, zu dem mehr als 500 Tiere gehören. Aufgenommen wurde das Bild über dem Feuchtbiotop Wolong in Shenyang in der nordöstlichen Provinz Liaoning. Weiße Kraniche sind vom Aussterben bedroht. Jedes Jahr verbringen etwa 2.000 Tiere einen Teil des Jahres in Wolong. Das Besondere an Ihnen ist, dass ihnen im Vergleich zu anderen Kranicharten farbstoffbildende Zellen fehlen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen