Table.Briefing: China

Spionagefall wirft Sicherheitsfragen auf + Firmensterben ohne Staatshilfe

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Spionagefall Jian G. zieht weitere Kreise. Sie erinnern sich? G. hatte als deutscher Staatsbürger für den chinesischen Geheimdienst im Europaparlament herumgeschnüffelt. Sein Einfallstor war die Bürotür des AfD-Politikers Maximilian Krah. Am Dienstag meldete die Generalbundesanwaltschaft, dass eine chinesische Staatsbürgerin mit Wohnsitz in Leipzig G. zugearbeitet haben soll.

Die Frau namens Yaqi X. nutzte ein anderes Einfallstor als der mutmaßliche Kontaktagent. Sie soll sich als Mitarbeiterin eines Dienstleisters der Logistikbranche am Flughafen Leipzig/Halle den Zugang zu sensiblen Informationen verschafft haben. Jetzt sitzt sie in Untersuchungshaft und bietet uns Anlass genug, darüber nachzudenken, wie gut sich deutsche Flughäfen oder auch Containerschiff-Häfen gegen ausländische Spionage schützen.

Unser zweiter Themenschwerpunkt ist heute industrieller Natur. Chinas führende Solarfirmen mussten trotz anhaltend hoher Nachfrage im ersten Halbjahr dramatische Verluste einstecken, schreibt Christiane Kühl. Nun droht zudem der Finanzfluss zu versiegen. Eine neue Ausrichtung der Firmen ist dringend nötig. Das ein oder andere deutsche Solar-Unternehmen mag angesichts solcher Nachrichten aus China vielleicht schadenfroh lächeln – vorausgesetzt natürlich, es hat die feindliche Marktübernahme durch chinesische Mitbewerber in den vergangenen 20 Jahren überlebt.

Ihr
Marcel Grzanna
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Analyse

Nationale Sicherheit: Wie deutsche Flughäfen chinesische Spionage verhindern wollen

Flughafen Hamburg
Flughafen Hamburg: Ein Sicherheitskonzept der Behörden soll ausländische Spionage verhindern.

Die Festnahme einer chinesischen Staatsbürgerin in Leipzig wirft die Frage nach dem Umfang chinesischer Spionageoperationen in Deutschland auf. Am Dienstag hatte die Bundesanwaltschaft über den Fall Yaqi X. informiert und einen Zusammenhang zu einem mutmaßlichen Spionagefall im Umfeld des AfD-Europaabgeordneten Maximilian Krah hergestellt.

X. sei der geheimdienstlichen Agententätigkeit für einen chinesischen Geheimdienst dringend verdächtig, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen. Die Frau habe für einen Dienstleister im Bereich Logistik unter anderem am Flughafen Leipzig/Halle gearbeitet. Konkret wird ihr vorgeworfen, einem chinesischen Geheimdienst-Mitarbeiter – dem bereits inhaftierten deutschen Staatsbürger Jian G. – zwischen August vergangenen und Februar dieses Jahres zugearbeitet zu haben.

Sie soll G. mehrfach über den Transport von Rüstungsgütern sowie Personen mit Verbindungen zu einem deutschen Rüstungsunternehmen in Kenntnis gesetzt haben. G. war damals noch Mitarbeiter von AfD-Politiker Krah. Die chinesische Botschaft reagierte nicht auf eine Anfrage von Table.Briefings zur neuerlichen Festnahme.

Festnahmen validieren Warnungen der Geheimdienste

Für Experten aus dem Bereich der geheimdienstlichen Informationsbeschaffung ist sie dagegen wohl wenig überraschend, seitdem der Verfassungsschutz und der Militärische Abschirmdienst wiederholt vor chinesischer Spionage in Deutschland gewarnt haben. Wenn Geheimdienste bereits öffentlich auf mögliche Spionageaktivitäten hinweisen, “dann liegt dahinter eine Vielzahl von Fällen”, hatte der frühere Direktor des Intelligence Analysis Centre der Europäischen Union, Gerhard Conrad, schon nach der Festnahme von G. zum Nachrichtensender ntv gesagt. Alles andere sei unseriös. Die Festnahmen würden diese Warnungen validieren.

Die Vermutung liegt nah, dass der chinesische Geheimdienst auch an Informationen über den möglichen Transport von Rüstungsgütern an anderen deutschen Flughäfen oder Schifffahrts-Knotenpunkten wie dem Hamburger Hafen interessiert ist und sich darum bemüht, Informanten an solch neuralgischen Punkten zu positionieren. Und es drängt sich die Frage auf, wie gut man an Flughäfen und Häfen vorbereitet ist auf diese Herausforderungen.

Überprüfung auch von “sicheren Versendern”

“Für eine Tätigkeit im Sicherheitsbereich des Flughafens – gleich, ob für Flughafenbeschäftigte oder Drittfirmen – ist grundsätzlich eine umfangreiche Überprüfung erforderlich. Auf diese Weise wird ein Schutz sichergestellt“, teilt die Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) des Hamburger Senats mit. Die BWI ist als zuständige Luftsicherheitsbehörde für die Zuverlässigkeitsüberprüfung “im Rahmen der gesetzlichen Anforderung” verantwortlich.

Hinsichtlich der zu überprüfenden Personen bezieht sie standardmäßig Erkenntnisse aus der Abfrage bei den Polizeien, dem Verfassungsschutz und Gerichten. Eine solche Überprüfung betrifft unter anderem auch sogenannte “sichere Versender”, also Logistikunternehmer, die direkt in den Sicherheitsbereich liefern dürfen. “Eigene Ermittlungen führen wir hierzu nicht durch, sondern greifen auf bestehende Erkenntnisse zurück“, heißt es. Bei Zweifeln an der Zuverlässigkeit werde die Erteilung der entsprechenden Bestätigung verweigert, “also etwa dann, wenn nach einer Anhörung Verdachtsmomente nicht ausgeräumt werden konnten.”

Hamburger Hafen: Keine zentrale Steuerung

Noch ist unklar, welcher Zugang X. im Sicherheitsbereich gewährt wurde. Die Generalbundesanwaltschaft spricht lediglich von einem “Unternehmen, das Dienstleistungen im Bereich Logistik unter anderem am Flughafen” erbringt. Das kann zweierlei bedeuten. Während ein Logistikunternehmen, das beispielsweise in Flughafennähe angesiedelt ist oder Waren zum Versandzweck anliefert, geringeren Sicherheitsvorkehrungen unterliegt, sind die entsprechenden Bestimmungen am Flughafen selbst deutlich umfangreicher.

Auch der Hamburger Hafen verweist auf die Behörden. Im vergangenen Jahr hatte ein Tochterunternehmen des chinesischen Staatskonzerns Cosco 24,99 Prozent am Terminal Tollerort erworben und damit eine Diskussion über die Sicherheit kritischer Infrastruktur in Deutschland angefacht. Die städtische Port Authority bittet jedoch um Verständnis, dass man sich zum eigenen Sicherheitskonzept nicht äußern möchte.

Wie Table.Briefings aus Kreisen erfuhr, seien am Hamburger Hafen die großen Akteure jedoch mit ausreichend China-Kompetenz ausgestattet, um sich der Risiken bewusst zu sein. Allerdings gebe es keine zentrale Steuerung für die Überprüfung von Dienstleistern mit nur wenigen Mitarbeitern. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass dort Ausgangspunkte für potenzielle Spionageaktivitäten existieren.

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Dramatische Verluste: Wie der freie Markt Chinas Solarindustrie erschüttert

Produktion von Solarmodulen in Suqian, Provinz Jiangsu.

Chinas Solarindustrie hat in diesem Jahr dramatische Verluste hinnehmen müssen. Überkapazitäten und geringere Nachfrage im Ausland haben einen Preiskampf ausgelöst, der jetzt seinen Tribut fordert. Mehrere Branchenführer mussten Anfang September herbe Halbjahresverluste bekanntgeben. Longi Green Energy Technology meldete für die ersten sechs Monate 2024 einen Nettoverlust von 5,2 Milliarden Yuan (733 Mio. US-Dollar). Die Konkurrenten Tongwei und TCL Zhonghuan Renewable Energy Technology büßten jeweils rund drei Milliarden Yuan ein.

Die Folgen sind noch nicht absehbar, denn die Unternehmen sehen sich einer Kraft ausgesetzt, der sie sich jahrzehntelang nur in staatlicher Begleitung gestellt hatten: dem freien Markt. Doch staatliche Subventionen wurden 2022 eingestellt. Angebot und Nachfrage werden jetzt vollständig von Marktsignalen bestimmt, was die Unternehmen verunsichert. “Es ist das erste Mal, dass der Sektor die Talsohle in einem vollständig vom Markt gesteuerten Umfeld erreicht hat”, sagte Han Xue, ein Experte für Energiepolitik am Development Research Center des Staatsrats, dem Wirtschaftsmagazin Caixin.

Unternehmen werden für Investoren unattraktiv

Früher konnten lokale Regierungen die Industrie noch durch Landnutzungsrechte, Steuererleichterungen und günstige Kreditbedingungen fördern. Doch viele Kommunen sind heute selbst pleite. Chinas Banken haben ihre Kreditlinien und Zusagen bislang noch nicht in großem Umfang zurückgezogen: “Doch viele rechnen damit, dass dies bald geschehen wird”, schreibt Caixin.

“Massive Überkapazitäten haben die Lieferketten der Solarbranche seit Anfang 2023 durcheinander gebracht und die Preise für alle wichtigen Komponenten unter die Produktionskosten gedrückt“, urteilen die Klima-Analysten der Beratungsagentur Trivium China. Auch Hersteller von Vorprodukten wurden vom Abwärtstrend erwischt.

Das Absurde dabei: Je mehr die Solarfirmen verkauften, desto mehr Geld verloren sie. Auch der operative Cashflow der Firmen brach ein, wie Caixin berechnet hat. Nur wenige Unternehmen blieben im ersten Halbjahr überhaupt noch profitabel. Allerdings nicht ohne deutliche Gewinnrückgänge von bis zu 85 Prozent – wie bei den Solarmodul-Riesen Jinko Solar und Trina Solar. Ein Szenario, an das sich die Hersteller laut Trivium erst einmal gewöhnen sollten: Der extreme Druck auf die Margen durch Überkapazitäten halte auch künftig an.

Dutzend Firmen IPO-Pläne zurückgezogen

Noch im Vorjahr hatten manche Solarfirmen gigantische Expansionspläne verkündet, angetrieben von einem umfangreichen Kapitalzufluss. Durch Börsengänge, Privatplatzierungen oder Wandelanleihen sammelten die Unternehmen große Mengen Geld ein. Es ging ihnen darum, sich schnellstmöglich viel Marktanteil zu sichern – wie so oft in Chinas Boombranchen. Der Zufluss brachte schnell mehrere Branchenriesen wie Longi, Jinko, JA Solar & Co hervor.

Die desolate Lage macht die Solar-Industrie für Investoren jetzt unattraktiv; sie drehen den Geldhahn zu. Die Marktbewertung von Longi liegt heute fast 80 Prozent unter dem Höchststand von 2021. Während im Jahr 2022 15 Photovoltaik-Unternehmen an die Börse gingen, waren es 2023 nur noch fünf. Für 2024 haben bereits mehr als ein Dutzend Solarfirmen ihre IPO-Pläne zurückgezogen.

Schwächere Nachfrage in den Zielmärkten

Dabei ist mangelnde Nachfrage vor der eigenen Haustür nicht das Problem. Peking lässt riesige Solar- und Windparks in den Wüsten Westchinas errichten, um seine Klimaziele zu erreichen. Außerdem läuft eine Kampagne für Solarzellen auf Dächern in ländlichen Regionen. Die installierte Kapazität von Solaranlagen in China lag im ersten Halbjahr um 27 Prozent über dem Vorjahr – satte 123,5 Gigawatt (GW). Der chinesische Branchenverband CPIA prognostizierte für 2024 neue Kapazitäten in Höhe von bis zu 220 GW – ähnlich viel wie im vergangenen Jahr.

Doch der internationale Handel brach ein. Die Solar-Exporte sanken wegen schwächerer Nachfrage in den Zielmärkten deutlich um mehr als ein Drittel. Die Ausfuhren nach Europa, Chinas größtem Markt, gingen sogar um die Hälfte zurück, was vor allem auf überschüssige Lagerbestände aus den Vorjahren und die zunehmenden Handelskonflikte zurückzuführen ist.

Konsolidierung durch Fusionen

Und noch gibt es keine wirkliche Exit-Strategie aus den Überkapazitäten. “Es könnte mehrere Jahre dauern, bis die Branche ihr massives Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage überwunden und sich wieder erholt hat”, schreiben die Trivium-Analysten.

Die Preise werden sich nach Ansicht aller Experten erst stabilisieren, wenn die Solarfirmen ihren Fokus vom Marktanteil auf die Rentabilität verlagern. Nötig seien die Schließung veralteter Kapazitäten oder Konsolidierung durch Fusionen.

Anfang September kündigte Tongwei, einer der Branchenführer, den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung am angeschlagenen Wettbewerber Runergy an. So werden diejenigen Firmen, die die Krise überleben, noch größer sein als die aktuellen Branchenführer, wie die Trivium-Analysten glauben: “Sie werden sogar noch dominanter sein, sobald sich der Markt wieder im Gleichgewicht befindet.”

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News

EU-Zusatzzölle: Was Kanzler-Berater Kukies zur anstehenden Abstimmung sagt

Deutschland bleibt skeptisch gegenüber den Zusatzzöllen der Europäischen Union auf importierte Elektrofahrzeuge aus China. Berlin hofft noch immer auf eine Verhandlungslösung vor der Abstimmung der Mitgliedstaaten am Freitag.

Deutschland habe noch nicht entschieden, wie es über die Einführung der Zusatzzölle abstimmen werde, sagte Jörg Kukies, der Chefwirtschaftsberater von Bundeskanzler Olaf Scholz, am Dienstag in einem Interview mit Bloomberg TV. “Wir sind sehr stark in globalen Lieferketten integriert, daher halten wir Zölle von vornherein nicht für eine gute Idee”, sagte Kukies und betonte, dass deutsche Autohersteller “immer noch sehr stark nach China exportieren”. Kukies weiter: “Eine Verhandlungslösung wäre der Einführung von Zöllen definitiv vorzuziehen, egal wie hoch diese ausfallen.”

Kukies sagte gegenüber Bloomberg TV, dass Deutschland den Zollvorschlag der EU-Kommission prüfe, während die Gespräche zwischen den zuständigen Ministerien in Berlin über eine einheitliche Position noch andauern und bis Donnerstag abgeschlossen sein sollten. “Wir sehen, dass es aufgrund der Struktur des Vorschlags immer mehr skeptische Stimmen gibt.”

Aus EU-Kreisen war am Dienstag jedoch zu vernehmen, dass Berlin am Freitag mit “Nein” stimmen werde. Deutschland gehe zudem davon aus, dass sich eine beträchtliche Anzahl von EU-Mitgliedstaaten bei der Abstimmung am Freitag der Stimme enthalten werde, heißt es. Scholz und der französische Präsident Emmanuel Macron berieten sich am Mittwoch in Berlin zu dem Thema. Paris gilt als einer der Hauptinitiatoren hinter den Zusatzzöllen. ari

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75. Jahrestag: Xi bekräftigt “Wiedervereinigung” mit Taiwan

Dem 75. Geburtstag der Volksrepublik China ist am Dienstag mit Feierlichkeiten und Protesten begegnet worden. Auch in Berlin versammelten sich vor der chinesischen Botschaft Dutzende Menschen nach einem Aufruf von Menschenrechtsorganisationen. In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi wurden Demonstranten von der Polizei teilweise niedergerungen und abgeführt. In Hongkong gab es am Dienstagabend dagegen ein großes Feuerwerk.

Bereits am Vorabend des Nationalfeiertags hielt Präsident Xi Jinping eine Rede bei einem Bankett in der Hauptstadt Peking. Darin bekräftigte er seine Bestrebungen nach einer “Wiedervereinigung” mit Taiwan. “Taiwan ist Chinas heiliges Territorium. Blut ist dicker als Wasser, und die Menschen auf beiden Seiten der Meerenge sind durch Blut verbunden”, sagte Xi vor mehr als 3.000 Menschen, darunter Beamte, ehemalige Parteiführer und ausländische Gäste. rtr/ari

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Ökostrom: Rekordzuwachs bei Arbeitsplätzen im Vorjahr

Die Zahl der Arbeitsplätze bei erneuerbaren Energien ist weltweit deutlich gewachsen. Im vergangenen Jahr gab es in der Branche mindestens 16,2 Millionen Jobs – und damit 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Das sei der bislang größte Zuwachs, wie die UN-Organisation für Arbeit (ILO) und die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (Irena) am Dienstag berichteten.

Mit insgesamt 7,4 Millionen Jobs entfielen 45 Prozent der Stellen allein auf China. Von 2010 bis 2023 habe China seinen Anteil von 2,6 Prozent an der weltweiten Solar- und von 16 Prozent an der globalen Windenergie-Kapazität auf jeweils rund 43 Prozent gesteigert. Das Land habe in den Jahren 2014 bis 2023 fast dreimal so viel wie die USA und doppelt so viel wie Europa in erneuerbare Energien investiert – insgesamt knapp 1,4 Billionen Euro.

Der Bericht zeigt allerdings auch, dass beispielsweise Afrika “trotz seines immensen Potenzials an Ressourcen” nur einen kleinen Anteil der globalen Investitionen in Erneuerbare erhält. 2023 gab es in dieser Branche 324.000 Jobs. Für das internationale Versprechen der Verdreifachung erneuerbarer Energien bis 2030 müsse die Welt “marginalisierte Regionen bei der Beseitigung von Hindernissen unterstützen, die ihren Übergangsprozess behindern”, sagte dazu Francesco La Camera, Generaldirektor von Irena. Er verwies auch darauf, dass etwa nur ein Drittel der Jobs von Frauen belegt werde.

Deutschland verdoppelte Jobs im Solarbereich

In der EU befanden sich demnach 1,8 Millionen Stellen im Bereich der erneuerbaren Energien. Bei Windkraft lag Deutschland nach diesem Bericht innerhalb der EU mit fast 109.000 Stellen an erster Stelle. Im Solarbereich habe es in Deutschland 2023 fast 155.000 Stellen gegeben – gut doppelt so viele wie im Jahr davor.

Im EU-Raum könnte der Jobzuwachs in der Solarbranche allerdings in diesem Jahr stagnieren. Davor warnt ein Bericht von Solar Power Europe, der ebenfalls am Montag veröffentlicht wurde. Der Branchenverband rechnet mit einem Jobzuwachs von lediglich 0,4 Prozent in diesem Jahr. Das spiegle einen geringeren Ausbau der Solarkraft wider, das sich vor allem im Bereich von Dachanlagen abzeichne. Im Vorjahresbericht rechnete der Verband noch damit, dass es in der EU bereits nächstes Jahr mehr als eine Million Jobs in der Solarbranche geben werde. Nun rechnet der Verband mit dieser Beschäftigungszahl erst für das Jahr 2027. Für die kommenden Jahre prognostiziert der Bericht aber je nach Szenario wieder vier bis zehn Prozent mehr Jobs pro Jahr. dpa/lb

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Digitale Vernetzung: US-Politiker fordern Prüfung chinesischer Auto-Exporteure

Demokratische US-Politiker sorgen sich um die Datensicherheit vernetzter Fahrzeuge aus chinesischer Herstellung. Im Fokus stehen chinesische Marken, die in Mexiko produzieren. In einem Schreiben an die designierte mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum forderten rund 20 Abgeordnete eine entsprechende Überprüfung seitens der mexikanischen Behörden.

Die Demokraten fürchten, dass China die von vernetzten Fahrzeugen gesammelten Daten zur Überwachung von US-Bürgern nutzen oder im Extremfall deren Fahrzeuge über das Internet und Navigationssysteme fernsteuern könnte. “Wir glauben, dass dieser Datenbestand unter der Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas eine nationale Sicherheitsbedrohung darstellt”, heißt es in dem Schreiben, das auch von drei Senatoren unterzeichnet wurde.

Vergangene Woche hatte US-Präsident Joe Biden vorgeschlagen, chinesische Software und Hardware in vernetzten Fahrzeugen auf amerikanischen Straßen zu verbieten. Ein solches Verbot würde chinesische Autos und Lastwagen vom US-Markt praktisch ausschließen. Alle modernen Autos und Lastwagen verfügen über ein eingebautes Netzwerk, das einen Internetzugang bietet und es ihnen ermöglicht, Daten mit Geräten innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs auszutauschen.

China weist die Kritik der USA zurück und erklärte, der US-Vorstoß entbehre jeder sachlichen Grundlage, verstoße gegen die Grundsätze der Marktwirtschaft und des fairen Wettbewerbs und sei ein typischer protektionistischer Ansatz. rtr

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Lieferketten: Apple schielt nach Brand in Indien auf mehr Bauteile aus China

Der Brand in einem südindischen Werk seines Zulieferers Tata Group könnte Apple dazu zwingen, wichtige iPhone-Komponenten aus China oder anderen Ländern zu beziehen. Neil Shah von dem Marktforschungsunternehmen Counterpoint Research teilte mit, Apple könnte mehr Komponente importieren und Exportbestände nach Indien umleiten, um die Auswirkungen des Produktionsstopps auszugleichen. Bei dem Brand wurden zehn Menschen leicht verletzt.

Ende Oktober steht in Indien das Lichtfest Diwali an. Counterpoint rechnet während der Feiertage mit einem lokalen Absatz von 1,5 Millionen iPhones. Wegen des Brandes könnte Apple Schwierigkeiten haben, bis zu 15 Prozent dieser Nachfrage zu erfüllen. Das Werk in Hosur ist der einzige indische Zulieferer von iPhone-Rückseiten und anderen Teilen für den Auftragshersteller Foxconn.

Laut Counterpoint haben die Apple-Zulieferer in der Regel einen Vorrat an Rückseiten für drei bis vier Wochen. Eine Quelle aus der Branche vermutet, dass das US-Unternehmen bei einer längeren Unterbrechung auch eine weitere Montagelinie in China einrichten könnte, um Teile für die indischen iPhone-Hersteller zu sichern. rtr

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Presseschau

Weltweit deutlich mehr Ökostrom-Jobs – China führend HNA
China, US to hold talks on economic and trade issues, Xinhua reports REUTERS
China’s support to Russia should have implications, new NATO chief says REUTERS
Walz’s claim that he was in China during Tiananmen Square protests undercut by unearthed newspaper reports CNN
AfD-Affäre weitet sich aus: Jian G – Diese Frau soll für China gespitzelt haben T-ONLINE
US-Tech-Konzerne gehen in den KI-Wettkampf mit China HANDELSBLATT
Die Volksrepublik China wird 75: Sie hat ihr Versprechen gehalten, “reich und stark” zu werden – Doch nun stösst das Modell an seine Grenzen NZZ
75 Jahre Volksrepublik China: Maos Erben im China von Xi FAZ
3 Tote bei Messerangriff in Chinas Metropole Shanghai WATSON
Chinas Big Brother unter Wasser: Neue Ära der Unterwasserüberwachung beginnt TELEPOLIS
Global investors gear up to go back into China REUTERS
Even Xi Jinping admits China has a painful road ahead despite his new stimulus BUSINESS INSIDER
Chinas Cyberspace-Behörde baut Zensur für Satelliten aus GOLEM
Austausch mit China: Aus für Rintelns Städtepartnerschaft mit chinesischer Stadt Tongnan SZLZ

Standpunkt

75 Jahre Volksrepublik: Chinesischer Traum für die einen, Albtraum für die anderen

von Tenzyn Zöchbauer und Haiyuer Kuerban

Für uns Uiguren und Tibeter ist der chinesische Nationalfeiertag ein Tag der Trauer: Mit der Gründung der Volksrepublik China endete die Existenz der unabhängigen Republik Ostturkestan sowie des unabhängigen Staates Tibet. Die Volksbefreiungsarmee marschierte 1949 in beide Länder ein und nahm Tibetern und Uiguren die Unabhängigkeit. Deshalb markiert das Jahr für uns vor allem den Beginn jahrzehntelanger Unterdrückung.

Obwohl Autonomie versprochen wurde, war Assimilation das wahre Ziel der Kommunistischen Partei. Uiguren sind durch gezielte Ansiedlung von Han-Chinesen inzwischen eine Minderheit in ihrer eigenen Heimat geworden. In Tibet hat die Kommunistische Partei gleiches versucht, ist bis dato aber aufgrund der geografisch widrigen Lage Tibets weitestgehend gescheitert. Inzwischen setzt sie auf andere Maßnahmen.

Unter Präsident Xi Jinping haben sich die Repressionen sowohl in Tibet als auch in Ostturkestan dramatisch verschärft. In den vergangenen Jahren durchliefen rund 1,8 bis drei Millionen Uiguren und Mitglieder anderer Turkvölker das System der Internierungslager. Dort waren und sind sie Zwangsindoktrination und Gewalt ausgesetzt, Frauen werden zwangssterilisiert. In Tibet müssen schätzungsweise rund eine Million Kinder zwischen vier und 18 Jahren auf staatliche Zwangsinternate gehen. Die jungen Tibeter werden ideologisch indoktriniert und zu patriotischen Chinesen umerzogen. Das Ziel: Kinder sprechen ihre eigene Sprache nicht mehr und entfremden sich von ihren Familien und ihrer Kultur. Widerstand wird so im Kindesalter ausgemerzt.

Produkte aus Zwangsarbeit gelangen in globale Lieferketten

Unsere Kultur und Religion werden systematisch unterdrückt. Über 16.000 Moscheen und heilige Stätten wurden in Ostturkestan zerstört, darunter einige der ältesten islamischen Gotteshäuser der Welt. Die uigurische Sprache ist aus dem öffentlichen Leben nahezu verschwunden, unsere traditionelle Kultur wird zur Folklore für Touristen degradiert. Auch in Tibet sind tibetische Klöster zum Fotomotiv für chinesische Touristen verkommen: In einigen Klöstern wurden Öffnungszeiten für Buddhisten zurückgefahren, für Touristen erweitert. Immer wieder werden jahrhundertealte Klöster zerstört – zuletzt zunehmend für den Bau von chinesischen Staudämmen.

In Ostturkestan kommt zum Lager- und Gefängnissystem eine Zwangsarbeits-Maschinerie. Uiguren werden oft direkt aus den Lagern in Fabriken geschickt, wo sie unter harten Bedingungen und meist ohne angemessene Bezahlung arbeiten müssen. Auch internationale Unternehmen profitieren davon. Jüngste Enthüllungen haben gezeigt, dass Produkte aus Zwangsarbeit in globale Lieferketten gelangen. Auch Volkswagen produziert trotz massiver Kritik in Xinjiang Autos.

Auch nach 70 Jahren kein Mitspracherecht

In Tibet werden für Staudämme oder Rohstoff-Minen die tibetische Natur und Kultur zerstört. Ohne Mitspracherecht der Tibeter baut die chinesische Regierung riesige Staudämme, einige in UNESCO-Schutzgebieten. Vor dem Bau eines Damms in Osttibet wurden Anfang des Jahres rund tausend Bürger und Mönche festgenommen, die ihre Dörfer und Klöster vor den Wassermassen verteidigen wollten. Selbst nach 70 Jahren Besetzung haben Tibeter kein Mitspracherecht.

Doch die Unterdrückung endet nicht an Chinas Grenzen. Tibeter und Uiguren, die ihre Heimat verlassen, müssen den langen Arm der Kommunistischen Partei fürchten. So auch der uigurische Ko-Autor dieses Textes. Immer wieder versuchte das chinesische Regime, Druck auf seine Mutter und Schwester auszuüben. Er wurde gedrängt, seine Kritik einzustellen – der psychische Druck war so groß, dass er sein Studium in Deutschland abbrechen musste. Die chinesische Botschaft verweigerte wichtige Dokumente – sein neugeborenes Kind blieb jahrelang ohne Papiere, seine Frau konnte ihre akademischen Abschlüsse nicht nachweisen. 2017 brach der Kontakt zur Familie in Ostturkestan gänzlich ab. In den wenigen Momenten, in denen er mit seiner Mutter sprechen konnte, flehte sie ihn an, seine Menschenrechtsarbeit einzustellen. Die Angst um ihre Sicherheit ist allgegenwärtig.

Schutz vor Verfolgung in Deutschland bleibt aus

Wie ihm geht es Tausenden Uiguren, Tibetern, Hongkongern und kritischen Chinesen in Deutschland. Jede öffentliche Handlung, jede Beteiligung an einer Demonstration, jede Äußerung gegen die chinesische Regierung kann Konsequenzen haben – für sie selbst, aber auch für ihre Familie in China. Reisen in die Heimat sind unmöglich oder mit Verhören und Einschüchterung an der Grenze und im Land verbunden – selbst für Menschen, die inzwischen deutsche Staatsbürger sind.

Auch in Deutschland werden Uiguren und Tibeter durch Nachstellen oder Telefon-Terror eingeschüchtert. Seit Jahrzehnten baut die Kommunistische Partei ein System der Kontrolle und Bestrafung auf, das sich über Generationen hinweg erstreckt. Der deutsche Staat reagiert darauf bislang kaum. Viele Tibeter und Uiguren in Deutschland haben einen massiven Vertrauensverlust gegenüber deutschen Sicherheitsbehörden erlebt. Schutz vor Repression und Verfolgung in Deutschland bleibt de facto aus.

Während die KP ihren chinesischen Traum feiert, leben Uiguren und Tibeter einen Albtraum. Unsere Kultur, Identität und Grundrechte werden weiter systematisch ausgelöscht. Es ist an der Zeit, dass deutsche Akteure endlich handeln. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie nicht von Zwangsarbeit profitieren. Die Bundesregierung muss Druck auf China ausüben, Menschenrechtsverletzungen in China und Deutschland einzustellen. Chinas schwächelnde Wirtschaft und der Zugang zum europäischen Markt bieten hierzu einen Hebel. Jetzt braucht es den Mut, für Menschenrechte einzustehen. Nicht nur mit Worten – sondern mit Taten.

Tenzyn Zöchbauer ist Geschäftsführerin der Tibet Initiative Deutschland. Gheyyur Kuerban ist Berlin-Direktor des Weltkongresses der Uiguren.

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Personalien

Allen Liu ist neuer China-Präsident bei Chapman Freeborn. Das britische Unternehmen bietet Luftcharterlösungen für Passagier- und Luftfrachtbewegungen an. Seit seinem Eintritt bei Chapman Freeborn im Jahr 2012 hatte Liu mehrere Funktionen inne, darunter Senior Cargo Manager für China und Vice President of Cargo für Nordasien, in deren Verlauf er neue Regionalbüros im Süden und Südwesten Chinas aufbaute.

Christoph Hupays ist seit Juli Director Technology & Engineering bei der Schunk Group in Suzhou. Der Industrie-Ingenieur soll für das hessische Maschinenbauunternehmen unter anderem den Hochlauf einer neuen Fabrik vor Ort leiten. Zuvor war Hupays fünf Jahre für den baden-württembergischen Maschinenbauer Schmalz in China tätig.

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Dessert

Erkennen Sie die beide Herren in der Tiefe der Bildmitte? Das sind Altkanzler Gerhard Schröder und Egon Krenz, der letzte Staats- und Parteichef der DDR. Die beiden Ex-Politiker liefen sich am Dienstag – wissentlich oder nicht – in der chinesischen Botschaft über den Weg. Der Gesandte der Volksrepublik beging dort gemeinsam mit dem Putin-Vertrauen Schröder und dem ehemaligen SED-Chef Krenz den 75. Geburtstag der Volksrepublik China.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    der Spionagefall Jian G. zieht weitere Kreise. Sie erinnern sich? G. hatte als deutscher Staatsbürger für den chinesischen Geheimdienst im Europaparlament herumgeschnüffelt. Sein Einfallstor war die Bürotür des AfD-Politikers Maximilian Krah. Am Dienstag meldete die Generalbundesanwaltschaft, dass eine chinesische Staatsbürgerin mit Wohnsitz in Leipzig G. zugearbeitet haben soll.

    Die Frau namens Yaqi X. nutzte ein anderes Einfallstor als der mutmaßliche Kontaktagent. Sie soll sich als Mitarbeiterin eines Dienstleisters der Logistikbranche am Flughafen Leipzig/Halle den Zugang zu sensiblen Informationen verschafft haben. Jetzt sitzt sie in Untersuchungshaft und bietet uns Anlass genug, darüber nachzudenken, wie gut sich deutsche Flughäfen oder auch Containerschiff-Häfen gegen ausländische Spionage schützen.

    Unser zweiter Themenschwerpunkt ist heute industrieller Natur. Chinas führende Solarfirmen mussten trotz anhaltend hoher Nachfrage im ersten Halbjahr dramatische Verluste einstecken, schreibt Christiane Kühl. Nun droht zudem der Finanzfluss zu versiegen. Eine neue Ausrichtung der Firmen ist dringend nötig. Das ein oder andere deutsche Solar-Unternehmen mag angesichts solcher Nachrichten aus China vielleicht schadenfroh lächeln – vorausgesetzt natürlich, es hat die feindliche Marktübernahme durch chinesische Mitbewerber in den vergangenen 20 Jahren überlebt.

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    Marcel Grzanna
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    Flughafen Hamburg: Ein Sicherheitskonzept der Behörden soll ausländische Spionage verhindern.

    Die Festnahme einer chinesischen Staatsbürgerin in Leipzig wirft die Frage nach dem Umfang chinesischer Spionageoperationen in Deutschland auf. Am Dienstag hatte die Bundesanwaltschaft über den Fall Yaqi X. informiert und einen Zusammenhang zu einem mutmaßlichen Spionagefall im Umfeld des AfD-Europaabgeordneten Maximilian Krah hergestellt.

    X. sei der geheimdienstlichen Agententätigkeit für einen chinesischen Geheimdienst dringend verdächtig, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen. Die Frau habe für einen Dienstleister im Bereich Logistik unter anderem am Flughafen Leipzig/Halle gearbeitet. Konkret wird ihr vorgeworfen, einem chinesischen Geheimdienst-Mitarbeiter – dem bereits inhaftierten deutschen Staatsbürger Jian G. – zwischen August vergangenen und Februar dieses Jahres zugearbeitet zu haben.

    Sie soll G. mehrfach über den Transport von Rüstungsgütern sowie Personen mit Verbindungen zu einem deutschen Rüstungsunternehmen in Kenntnis gesetzt haben. G. war damals noch Mitarbeiter von AfD-Politiker Krah. Die chinesische Botschaft reagierte nicht auf eine Anfrage von Table.Briefings zur neuerlichen Festnahme.

    Festnahmen validieren Warnungen der Geheimdienste

    Für Experten aus dem Bereich der geheimdienstlichen Informationsbeschaffung ist sie dagegen wohl wenig überraschend, seitdem der Verfassungsschutz und der Militärische Abschirmdienst wiederholt vor chinesischer Spionage in Deutschland gewarnt haben. Wenn Geheimdienste bereits öffentlich auf mögliche Spionageaktivitäten hinweisen, “dann liegt dahinter eine Vielzahl von Fällen”, hatte der frühere Direktor des Intelligence Analysis Centre der Europäischen Union, Gerhard Conrad, schon nach der Festnahme von G. zum Nachrichtensender ntv gesagt. Alles andere sei unseriös. Die Festnahmen würden diese Warnungen validieren.

    Die Vermutung liegt nah, dass der chinesische Geheimdienst auch an Informationen über den möglichen Transport von Rüstungsgütern an anderen deutschen Flughäfen oder Schifffahrts-Knotenpunkten wie dem Hamburger Hafen interessiert ist und sich darum bemüht, Informanten an solch neuralgischen Punkten zu positionieren. Und es drängt sich die Frage auf, wie gut man an Flughäfen und Häfen vorbereitet ist auf diese Herausforderungen.

    Überprüfung auch von “sicheren Versendern”

    “Für eine Tätigkeit im Sicherheitsbereich des Flughafens – gleich, ob für Flughafenbeschäftigte oder Drittfirmen – ist grundsätzlich eine umfangreiche Überprüfung erforderlich. Auf diese Weise wird ein Schutz sichergestellt“, teilt die Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) des Hamburger Senats mit. Die BWI ist als zuständige Luftsicherheitsbehörde für die Zuverlässigkeitsüberprüfung “im Rahmen der gesetzlichen Anforderung” verantwortlich.

    Hinsichtlich der zu überprüfenden Personen bezieht sie standardmäßig Erkenntnisse aus der Abfrage bei den Polizeien, dem Verfassungsschutz und Gerichten. Eine solche Überprüfung betrifft unter anderem auch sogenannte “sichere Versender”, also Logistikunternehmer, die direkt in den Sicherheitsbereich liefern dürfen. “Eigene Ermittlungen führen wir hierzu nicht durch, sondern greifen auf bestehende Erkenntnisse zurück“, heißt es. Bei Zweifeln an der Zuverlässigkeit werde die Erteilung der entsprechenden Bestätigung verweigert, “also etwa dann, wenn nach einer Anhörung Verdachtsmomente nicht ausgeräumt werden konnten.”

    Hamburger Hafen: Keine zentrale Steuerung

    Noch ist unklar, welcher Zugang X. im Sicherheitsbereich gewährt wurde. Die Generalbundesanwaltschaft spricht lediglich von einem “Unternehmen, das Dienstleistungen im Bereich Logistik unter anderem am Flughafen” erbringt. Das kann zweierlei bedeuten. Während ein Logistikunternehmen, das beispielsweise in Flughafennähe angesiedelt ist oder Waren zum Versandzweck anliefert, geringeren Sicherheitsvorkehrungen unterliegt, sind die entsprechenden Bestimmungen am Flughafen selbst deutlich umfangreicher.

    Auch der Hamburger Hafen verweist auf die Behörden. Im vergangenen Jahr hatte ein Tochterunternehmen des chinesischen Staatskonzerns Cosco 24,99 Prozent am Terminal Tollerort erworben und damit eine Diskussion über die Sicherheit kritischer Infrastruktur in Deutschland angefacht. Die städtische Port Authority bittet jedoch um Verständnis, dass man sich zum eigenen Sicherheitskonzept nicht äußern möchte.

    Wie Table.Briefings aus Kreisen erfuhr, seien am Hamburger Hafen die großen Akteure jedoch mit ausreichend China-Kompetenz ausgestattet, um sich der Risiken bewusst zu sein. Allerdings gebe es keine zentrale Steuerung für die Überprüfung von Dienstleistern mit nur wenigen Mitarbeitern. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass dort Ausgangspunkte für potenzielle Spionageaktivitäten existieren.

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    Dramatische Verluste: Wie der freie Markt Chinas Solarindustrie erschüttert

    Produktion von Solarmodulen in Suqian, Provinz Jiangsu.

    Chinas Solarindustrie hat in diesem Jahr dramatische Verluste hinnehmen müssen. Überkapazitäten und geringere Nachfrage im Ausland haben einen Preiskampf ausgelöst, der jetzt seinen Tribut fordert. Mehrere Branchenführer mussten Anfang September herbe Halbjahresverluste bekanntgeben. Longi Green Energy Technology meldete für die ersten sechs Monate 2024 einen Nettoverlust von 5,2 Milliarden Yuan (733 Mio. US-Dollar). Die Konkurrenten Tongwei und TCL Zhonghuan Renewable Energy Technology büßten jeweils rund drei Milliarden Yuan ein.

    Die Folgen sind noch nicht absehbar, denn die Unternehmen sehen sich einer Kraft ausgesetzt, der sie sich jahrzehntelang nur in staatlicher Begleitung gestellt hatten: dem freien Markt. Doch staatliche Subventionen wurden 2022 eingestellt. Angebot und Nachfrage werden jetzt vollständig von Marktsignalen bestimmt, was die Unternehmen verunsichert. “Es ist das erste Mal, dass der Sektor die Talsohle in einem vollständig vom Markt gesteuerten Umfeld erreicht hat”, sagte Han Xue, ein Experte für Energiepolitik am Development Research Center des Staatsrats, dem Wirtschaftsmagazin Caixin.

    Unternehmen werden für Investoren unattraktiv

    Früher konnten lokale Regierungen die Industrie noch durch Landnutzungsrechte, Steuererleichterungen und günstige Kreditbedingungen fördern. Doch viele Kommunen sind heute selbst pleite. Chinas Banken haben ihre Kreditlinien und Zusagen bislang noch nicht in großem Umfang zurückgezogen: “Doch viele rechnen damit, dass dies bald geschehen wird”, schreibt Caixin.

    “Massive Überkapazitäten haben die Lieferketten der Solarbranche seit Anfang 2023 durcheinander gebracht und die Preise für alle wichtigen Komponenten unter die Produktionskosten gedrückt“, urteilen die Klima-Analysten der Beratungsagentur Trivium China. Auch Hersteller von Vorprodukten wurden vom Abwärtstrend erwischt.

    Das Absurde dabei: Je mehr die Solarfirmen verkauften, desto mehr Geld verloren sie. Auch der operative Cashflow der Firmen brach ein, wie Caixin berechnet hat. Nur wenige Unternehmen blieben im ersten Halbjahr überhaupt noch profitabel. Allerdings nicht ohne deutliche Gewinnrückgänge von bis zu 85 Prozent – wie bei den Solarmodul-Riesen Jinko Solar und Trina Solar. Ein Szenario, an das sich die Hersteller laut Trivium erst einmal gewöhnen sollten: Der extreme Druck auf die Margen durch Überkapazitäten halte auch künftig an.

    Dutzend Firmen IPO-Pläne zurückgezogen

    Noch im Vorjahr hatten manche Solarfirmen gigantische Expansionspläne verkündet, angetrieben von einem umfangreichen Kapitalzufluss. Durch Börsengänge, Privatplatzierungen oder Wandelanleihen sammelten die Unternehmen große Mengen Geld ein. Es ging ihnen darum, sich schnellstmöglich viel Marktanteil zu sichern – wie so oft in Chinas Boombranchen. Der Zufluss brachte schnell mehrere Branchenriesen wie Longi, Jinko, JA Solar & Co hervor.

    Die desolate Lage macht die Solar-Industrie für Investoren jetzt unattraktiv; sie drehen den Geldhahn zu. Die Marktbewertung von Longi liegt heute fast 80 Prozent unter dem Höchststand von 2021. Während im Jahr 2022 15 Photovoltaik-Unternehmen an die Börse gingen, waren es 2023 nur noch fünf. Für 2024 haben bereits mehr als ein Dutzend Solarfirmen ihre IPO-Pläne zurückgezogen.

    Schwächere Nachfrage in den Zielmärkten

    Dabei ist mangelnde Nachfrage vor der eigenen Haustür nicht das Problem. Peking lässt riesige Solar- und Windparks in den Wüsten Westchinas errichten, um seine Klimaziele zu erreichen. Außerdem läuft eine Kampagne für Solarzellen auf Dächern in ländlichen Regionen. Die installierte Kapazität von Solaranlagen in China lag im ersten Halbjahr um 27 Prozent über dem Vorjahr – satte 123,5 Gigawatt (GW). Der chinesische Branchenverband CPIA prognostizierte für 2024 neue Kapazitäten in Höhe von bis zu 220 GW – ähnlich viel wie im vergangenen Jahr.

    Doch der internationale Handel brach ein. Die Solar-Exporte sanken wegen schwächerer Nachfrage in den Zielmärkten deutlich um mehr als ein Drittel. Die Ausfuhren nach Europa, Chinas größtem Markt, gingen sogar um die Hälfte zurück, was vor allem auf überschüssige Lagerbestände aus den Vorjahren und die zunehmenden Handelskonflikte zurückzuführen ist.

    Konsolidierung durch Fusionen

    Und noch gibt es keine wirkliche Exit-Strategie aus den Überkapazitäten. “Es könnte mehrere Jahre dauern, bis die Branche ihr massives Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage überwunden und sich wieder erholt hat”, schreiben die Trivium-Analysten.

    Die Preise werden sich nach Ansicht aller Experten erst stabilisieren, wenn die Solarfirmen ihren Fokus vom Marktanteil auf die Rentabilität verlagern. Nötig seien die Schließung veralteter Kapazitäten oder Konsolidierung durch Fusionen.

    Anfang September kündigte Tongwei, einer der Branchenführer, den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung am angeschlagenen Wettbewerber Runergy an. So werden diejenigen Firmen, die die Krise überleben, noch größer sein als die aktuellen Branchenführer, wie die Trivium-Analysten glauben: “Sie werden sogar noch dominanter sein, sobald sich der Markt wieder im Gleichgewicht befindet.”

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    News

    EU-Zusatzzölle: Was Kanzler-Berater Kukies zur anstehenden Abstimmung sagt

    Deutschland bleibt skeptisch gegenüber den Zusatzzöllen der Europäischen Union auf importierte Elektrofahrzeuge aus China. Berlin hofft noch immer auf eine Verhandlungslösung vor der Abstimmung der Mitgliedstaaten am Freitag.

    Deutschland habe noch nicht entschieden, wie es über die Einführung der Zusatzzölle abstimmen werde, sagte Jörg Kukies, der Chefwirtschaftsberater von Bundeskanzler Olaf Scholz, am Dienstag in einem Interview mit Bloomberg TV. “Wir sind sehr stark in globalen Lieferketten integriert, daher halten wir Zölle von vornherein nicht für eine gute Idee”, sagte Kukies und betonte, dass deutsche Autohersteller “immer noch sehr stark nach China exportieren”. Kukies weiter: “Eine Verhandlungslösung wäre der Einführung von Zöllen definitiv vorzuziehen, egal wie hoch diese ausfallen.”

    Kukies sagte gegenüber Bloomberg TV, dass Deutschland den Zollvorschlag der EU-Kommission prüfe, während die Gespräche zwischen den zuständigen Ministerien in Berlin über eine einheitliche Position noch andauern und bis Donnerstag abgeschlossen sein sollten. “Wir sehen, dass es aufgrund der Struktur des Vorschlags immer mehr skeptische Stimmen gibt.”

    Aus EU-Kreisen war am Dienstag jedoch zu vernehmen, dass Berlin am Freitag mit “Nein” stimmen werde. Deutschland gehe zudem davon aus, dass sich eine beträchtliche Anzahl von EU-Mitgliedstaaten bei der Abstimmung am Freitag der Stimme enthalten werde, heißt es. Scholz und der französische Präsident Emmanuel Macron berieten sich am Mittwoch in Berlin zu dem Thema. Paris gilt als einer der Hauptinitiatoren hinter den Zusatzzöllen. ari

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    75. Jahrestag: Xi bekräftigt “Wiedervereinigung” mit Taiwan

    Dem 75. Geburtstag der Volksrepublik China ist am Dienstag mit Feierlichkeiten und Protesten begegnet worden. Auch in Berlin versammelten sich vor der chinesischen Botschaft Dutzende Menschen nach einem Aufruf von Menschenrechtsorganisationen. In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi wurden Demonstranten von der Polizei teilweise niedergerungen und abgeführt. In Hongkong gab es am Dienstagabend dagegen ein großes Feuerwerk.

    Bereits am Vorabend des Nationalfeiertags hielt Präsident Xi Jinping eine Rede bei einem Bankett in der Hauptstadt Peking. Darin bekräftigte er seine Bestrebungen nach einer “Wiedervereinigung” mit Taiwan. “Taiwan ist Chinas heiliges Territorium. Blut ist dicker als Wasser, und die Menschen auf beiden Seiten der Meerenge sind durch Blut verbunden”, sagte Xi vor mehr als 3.000 Menschen, darunter Beamte, ehemalige Parteiführer und ausländische Gäste. rtr/ari

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    Ökostrom: Rekordzuwachs bei Arbeitsplätzen im Vorjahr

    Die Zahl der Arbeitsplätze bei erneuerbaren Energien ist weltweit deutlich gewachsen. Im vergangenen Jahr gab es in der Branche mindestens 16,2 Millionen Jobs – und damit 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Das sei der bislang größte Zuwachs, wie die UN-Organisation für Arbeit (ILO) und die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (Irena) am Dienstag berichteten.

    Mit insgesamt 7,4 Millionen Jobs entfielen 45 Prozent der Stellen allein auf China. Von 2010 bis 2023 habe China seinen Anteil von 2,6 Prozent an der weltweiten Solar- und von 16 Prozent an der globalen Windenergie-Kapazität auf jeweils rund 43 Prozent gesteigert. Das Land habe in den Jahren 2014 bis 2023 fast dreimal so viel wie die USA und doppelt so viel wie Europa in erneuerbare Energien investiert – insgesamt knapp 1,4 Billionen Euro.

    Der Bericht zeigt allerdings auch, dass beispielsweise Afrika “trotz seines immensen Potenzials an Ressourcen” nur einen kleinen Anteil der globalen Investitionen in Erneuerbare erhält. 2023 gab es in dieser Branche 324.000 Jobs. Für das internationale Versprechen der Verdreifachung erneuerbarer Energien bis 2030 müsse die Welt “marginalisierte Regionen bei der Beseitigung von Hindernissen unterstützen, die ihren Übergangsprozess behindern”, sagte dazu Francesco La Camera, Generaldirektor von Irena. Er verwies auch darauf, dass etwa nur ein Drittel der Jobs von Frauen belegt werde.

    Deutschland verdoppelte Jobs im Solarbereich

    In der EU befanden sich demnach 1,8 Millionen Stellen im Bereich der erneuerbaren Energien. Bei Windkraft lag Deutschland nach diesem Bericht innerhalb der EU mit fast 109.000 Stellen an erster Stelle. Im Solarbereich habe es in Deutschland 2023 fast 155.000 Stellen gegeben – gut doppelt so viele wie im Jahr davor.

    Im EU-Raum könnte der Jobzuwachs in der Solarbranche allerdings in diesem Jahr stagnieren. Davor warnt ein Bericht von Solar Power Europe, der ebenfalls am Montag veröffentlicht wurde. Der Branchenverband rechnet mit einem Jobzuwachs von lediglich 0,4 Prozent in diesem Jahr. Das spiegle einen geringeren Ausbau der Solarkraft wider, das sich vor allem im Bereich von Dachanlagen abzeichne. Im Vorjahresbericht rechnete der Verband noch damit, dass es in der EU bereits nächstes Jahr mehr als eine Million Jobs in der Solarbranche geben werde. Nun rechnet der Verband mit dieser Beschäftigungszahl erst für das Jahr 2027. Für die kommenden Jahre prognostiziert der Bericht aber je nach Szenario wieder vier bis zehn Prozent mehr Jobs pro Jahr. dpa/lb

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    Digitale Vernetzung: US-Politiker fordern Prüfung chinesischer Auto-Exporteure

    Demokratische US-Politiker sorgen sich um die Datensicherheit vernetzter Fahrzeuge aus chinesischer Herstellung. Im Fokus stehen chinesische Marken, die in Mexiko produzieren. In einem Schreiben an die designierte mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum forderten rund 20 Abgeordnete eine entsprechende Überprüfung seitens der mexikanischen Behörden.

    Die Demokraten fürchten, dass China die von vernetzten Fahrzeugen gesammelten Daten zur Überwachung von US-Bürgern nutzen oder im Extremfall deren Fahrzeuge über das Internet und Navigationssysteme fernsteuern könnte. “Wir glauben, dass dieser Datenbestand unter der Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas eine nationale Sicherheitsbedrohung darstellt”, heißt es in dem Schreiben, das auch von drei Senatoren unterzeichnet wurde.

    Vergangene Woche hatte US-Präsident Joe Biden vorgeschlagen, chinesische Software und Hardware in vernetzten Fahrzeugen auf amerikanischen Straßen zu verbieten. Ein solches Verbot würde chinesische Autos und Lastwagen vom US-Markt praktisch ausschließen. Alle modernen Autos und Lastwagen verfügen über ein eingebautes Netzwerk, das einen Internetzugang bietet und es ihnen ermöglicht, Daten mit Geräten innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs auszutauschen.

    China weist die Kritik der USA zurück und erklärte, der US-Vorstoß entbehre jeder sachlichen Grundlage, verstoße gegen die Grundsätze der Marktwirtschaft und des fairen Wettbewerbs und sei ein typischer protektionistischer Ansatz. rtr

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    Lieferketten: Apple schielt nach Brand in Indien auf mehr Bauteile aus China

    Der Brand in einem südindischen Werk seines Zulieferers Tata Group könnte Apple dazu zwingen, wichtige iPhone-Komponenten aus China oder anderen Ländern zu beziehen. Neil Shah von dem Marktforschungsunternehmen Counterpoint Research teilte mit, Apple könnte mehr Komponente importieren und Exportbestände nach Indien umleiten, um die Auswirkungen des Produktionsstopps auszugleichen. Bei dem Brand wurden zehn Menschen leicht verletzt.

    Ende Oktober steht in Indien das Lichtfest Diwali an. Counterpoint rechnet während der Feiertage mit einem lokalen Absatz von 1,5 Millionen iPhones. Wegen des Brandes könnte Apple Schwierigkeiten haben, bis zu 15 Prozent dieser Nachfrage zu erfüllen. Das Werk in Hosur ist der einzige indische Zulieferer von iPhone-Rückseiten und anderen Teilen für den Auftragshersteller Foxconn.

    Laut Counterpoint haben die Apple-Zulieferer in der Regel einen Vorrat an Rückseiten für drei bis vier Wochen. Eine Quelle aus der Branche vermutet, dass das US-Unternehmen bei einer längeren Unterbrechung auch eine weitere Montagelinie in China einrichten könnte, um Teile für die indischen iPhone-Hersteller zu sichern. rtr

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    Presseschau

    Weltweit deutlich mehr Ökostrom-Jobs – China führend HNA
    China, US to hold talks on economic and trade issues, Xinhua reports REUTERS
    China’s support to Russia should have implications, new NATO chief says REUTERS
    Walz’s claim that he was in China during Tiananmen Square protests undercut by unearthed newspaper reports CNN
    AfD-Affäre weitet sich aus: Jian G – Diese Frau soll für China gespitzelt haben T-ONLINE
    US-Tech-Konzerne gehen in den KI-Wettkampf mit China HANDELSBLATT
    Die Volksrepublik China wird 75: Sie hat ihr Versprechen gehalten, “reich und stark” zu werden – Doch nun stösst das Modell an seine Grenzen NZZ
    75 Jahre Volksrepublik China: Maos Erben im China von Xi FAZ
    3 Tote bei Messerangriff in Chinas Metropole Shanghai WATSON
    Chinas Big Brother unter Wasser: Neue Ära der Unterwasserüberwachung beginnt TELEPOLIS
    Global investors gear up to go back into China REUTERS
    Even Xi Jinping admits China has a painful road ahead despite his new stimulus BUSINESS INSIDER
    Chinas Cyberspace-Behörde baut Zensur für Satelliten aus GOLEM
    Austausch mit China: Aus für Rintelns Städtepartnerschaft mit chinesischer Stadt Tongnan SZLZ

    Standpunkt

    75 Jahre Volksrepublik: Chinesischer Traum für die einen, Albtraum für die anderen

    von Tenzyn Zöchbauer und Haiyuer Kuerban

    Für uns Uiguren und Tibeter ist der chinesische Nationalfeiertag ein Tag der Trauer: Mit der Gründung der Volksrepublik China endete die Existenz der unabhängigen Republik Ostturkestan sowie des unabhängigen Staates Tibet. Die Volksbefreiungsarmee marschierte 1949 in beide Länder ein und nahm Tibetern und Uiguren die Unabhängigkeit. Deshalb markiert das Jahr für uns vor allem den Beginn jahrzehntelanger Unterdrückung.

    Obwohl Autonomie versprochen wurde, war Assimilation das wahre Ziel der Kommunistischen Partei. Uiguren sind durch gezielte Ansiedlung von Han-Chinesen inzwischen eine Minderheit in ihrer eigenen Heimat geworden. In Tibet hat die Kommunistische Partei gleiches versucht, ist bis dato aber aufgrund der geografisch widrigen Lage Tibets weitestgehend gescheitert. Inzwischen setzt sie auf andere Maßnahmen.

    Unter Präsident Xi Jinping haben sich die Repressionen sowohl in Tibet als auch in Ostturkestan dramatisch verschärft. In den vergangenen Jahren durchliefen rund 1,8 bis drei Millionen Uiguren und Mitglieder anderer Turkvölker das System der Internierungslager. Dort waren und sind sie Zwangsindoktrination und Gewalt ausgesetzt, Frauen werden zwangssterilisiert. In Tibet müssen schätzungsweise rund eine Million Kinder zwischen vier und 18 Jahren auf staatliche Zwangsinternate gehen. Die jungen Tibeter werden ideologisch indoktriniert und zu patriotischen Chinesen umerzogen. Das Ziel: Kinder sprechen ihre eigene Sprache nicht mehr und entfremden sich von ihren Familien und ihrer Kultur. Widerstand wird so im Kindesalter ausgemerzt.

    Produkte aus Zwangsarbeit gelangen in globale Lieferketten

    Unsere Kultur und Religion werden systematisch unterdrückt. Über 16.000 Moscheen und heilige Stätten wurden in Ostturkestan zerstört, darunter einige der ältesten islamischen Gotteshäuser der Welt. Die uigurische Sprache ist aus dem öffentlichen Leben nahezu verschwunden, unsere traditionelle Kultur wird zur Folklore für Touristen degradiert. Auch in Tibet sind tibetische Klöster zum Fotomotiv für chinesische Touristen verkommen: In einigen Klöstern wurden Öffnungszeiten für Buddhisten zurückgefahren, für Touristen erweitert. Immer wieder werden jahrhundertealte Klöster zerstört – zuletzt zunehmend für den Bau von chinesischen Staudämmen.

    In Ostturkestan kommt zum Lager- und Gefängnissystem eine Zwangsarbeits-Maschinerie. Uiguren werden oft direkt aus den Lagern in Fabriken geschickt, wo sie unter harten Bedingungen und meist ohne angemessene Bezahlung arbeiten müssen. Auch internationale Unternehmen profitieren davon. Jüngste Enthüllungen haben gezeigt, dass Produkte aus Zwangsarbeit in globale Lieferketten gelangen. Auch Volkswagen produziert trotz massiver Kritik in Xinjiang Autos.

    Auch nach 70 Jahren kein Mitspracherecht

    In Tibet werden für Staudämme oder Rohstoff-Minen die tibetische Natur und Kultur zerstört. Ohne Mitspracherecht der Tibeter baut die chinesische Regierung riesige Staudämme, einige in UNESCO-Schutzgebieten. Vor dem Bau eines Damms in Osttibet wurden Anfang des Jahres rund tausend Bürger und Mönche festgenommen, die ihre Dörfer und Klöster vor den Wassermassen verteidigen wollten. Selbst nach 70 Jahren Besetzung haben Tibeter kein Mitspracherecht.

    Doch die Unterdrückung endet nicht an Chinas Grenzen. Tibeter und Uiguren, die ihre Heimat verlassen, müssen den langen Arm der Kommunistischen Partei fürchten. So auch der uigurische Ko-Autor dieses Textes. Immer wieder versuchte das chinesische Regime, Druck auf seine Mutter und Schwester auszuüben. Er wurde gedrängt, seine Kritik einzustellen – der psychische Druck war so groß, dass er sein Studium in Deutschland abbrechen musste. Die chinesische Botschaft verweigerte wichtige Dokumente – sein neugeborenes Kind blieb jahrelang ohne Papiere, seine Frau konnte ihre akademischen Abschlüsse nicht nachweisen. 2017 brach der Kontakt zur Familie in Ostturkestan gänzlich ab. In den wenigen Momenten, in denen er mit seiner Mutter sprechen konnte, flehte sie ihn an, seine Menschenrechtsarbeit einzustellen. Die Angst um ihre Sicherheit ist allgegenwärtig.

    Schutz vor Verfolgung in Deutschland bleibt aus

    Wie ihm geht es Tausenden Uiguren, Tibetern, Hongkongern und kritischen Chinesen in Deutschland. Jede öffentliche Handlung, jede Beteiligung an einer Demonstration, jede Äußerung gegen die chinesische Regierung kann Konsequenzen haben – für sie selbst, aber auch für ihre Familie in China. Reisen in die Heimat sind unmöglich oder mit Verhören und Einschüchterung an der Grenze und im Land verbunden – selbst für Menschen, die inzwischen deutsche Staatsbürger sind.

    Auch in Deutschland werden Uiguren und Tibeter durch Nachstellen oder Telefon-Terror eingeschüchtert. Seit Jahrzehnten baut die Kommunistische Partei ein System der Kontrolle und Bestrafung auf, das sich über Generationen hinweg erstreckt. Der deutsche Staat reagiert darauf bislang kaum. Viele Tibeter und Uiguren in Deutschland haben einen massiven Vertrauensverlust gegenüber deutschen Sicherheitsbehörden erlebt. Schutz vor Repression und Verfolgung in Deutschland bleibt de facto aus.

    Während die KP ihren chinesischen Traum feiert, leben Uiguren und Tibeter einen Albtraum. Unsere Kultur, Identität und Grundrechte werden weiter systematisch ausgelöscht. Es ist an der Zeit, dass deutsche Akteure endlich handeln. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie nicht von Zwangsarbeit profitieren. Die Bundesregierung muss Druck auf China ausüben, Menschenrechtsverletzungen in China und Deutschland einzustellen. Chinas schwächelnde Wirtschaft und der Zugang zum europäischen Markt bieten hierzu einen Hebel. Jetzt braucht es den Mut, für Menschenrechte einzustehen. Nicht nur mit Worten – sondern mit Taten.

    Tenzyn Zöchbauer ist Geschäftsführerin der Tibet Initiative Deutschland. Gheyyur Kuerban ist Berlin-Direktor des Weltkongresses der Uiguren.

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    Personalien

    Allen Liu ist neuer China-Präsident bei Chapman Freeborn. Das britische Unternehmen bietet Luftcharterlösungen für Passagier- und Luftfrachtbewegungen an. Seit seinem Eintritt bei Chapman Freeborn im Jahr 2012 hatte Liu mehrere Funktionen inne, darunter Senior Cargo Manager für China und Vice President of Cargo für Nordasien, in deren Verlauf er neue Regionalbüros im Süden und Südwesten Chinas aufbaute.

    Christoph Hupays ist seit Juli Director Technology & Engineering bei der Schunk Group in Suzhou. Der Industrie-Ingenieur soll für das hessische Maschinenbauunternehmen unter anderem den Hochlauf einer neuen Fabrik vor Ort leiten. Zuvor war Hupays fünf Jahre für den baden-württembergischen Maschinenbauer Schmalz in China tätig.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Erkennen Sie die beide Herren in der Tiefe der Bildmitte? Das sind Altkanzler Gerhard Schröder und Egon Krenz, der letzte Staats- und Parteichef der DDR. Die beiden Ex-Politiker liefen sich am Dienstag – wissentlich oder nicht – in der chinesischen Botschaft über den Weg. Der Gesandte der Volksrepublik beging dort gemeinsam mit dem Putin-Vertrauen Schröder und dem ehemaligen SED-Chef Krenz den 75. Geburtstag der Volksrepublik China.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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