auch die Gespräche während des EU-Westbalkangipfels können nichts daran ändern, dass sich der EU-Beitrittskandidat Serbien ohnehin bereits weiter in Richtung China orientiert. Schon jetzt ist Serbien Chinas wichtigster Handelspartner in der Balkanregion. Im Oktober hatten beide Länder ein Freihandelsabkommen besiegelt, das von serbischer Seite als historischer Moment in den bilateralen Beziehungen bezeichnet wurde.
Beobachter werten die durch die politische Elite um Präsident Vučić vorangetriebenen Geschäftsbeziehungen jedoch als einseitig zugunsten Chinas. Peking könne sich über Serbien etwa besseren Zugang zu den Märkten der Eurasischen Wirtschaftsunion verschaffen, um seine Billigprodukte loszuwerden, schreibt Amelie Richter. Sollte Serbien EU-Land werden, müsste es das Abkommen mit China allerdings aufkündigen. Wie realistisch der EU-Beitritt Serbiens ist, ist derzeit aus vielerlei Gründen aber ohnehin fraglich.
Pinduoduo kennt man hierzulande vielleicht noch am ehesten als Mutterkonzern der Rabattschlacht-App Temu. In China hat das 2015 gegründete E-Commerce-Unternehmen nun den Platzhirsch Alibaba beim Börsenwert überholt. Auch der ehemalige Alibaba-Chef Jack Ma findet, dass der Konkurrent einiges richtig gemacht hat, um so schnell an dem von ihm aufgebauten Unternehmen vorbeizuziehen.
Doch was genau ist das Erfolgsgeheimnis? Pinduoduo hat das Shopping-Erlebnis wie keine Plattform zuvor “gameifiziert”. Um Rabatte und Gutscheine zu erhalten, zockt sich der Nutzer durch süchtig machende Handy-Spielchen. Und dann sind da natürlich noch die globalen Tiefpreisangebote: Mit Temu ist Pinduoduo mittlerweile in 48 Ländern aktiv. Doch genau dieser internationale Erfolg könnte sich als Achillesferse für den Konzern erweisen, erklärt Jörn Petring.
Ihr Fabian Peltsch
Analyse
China erzielt durch das Freihandelsabkommen mit Serbien strategische Vorteile
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić im Oktober mit Chinas Staatschef Xi Jinping.
Am Mittwoch haben sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union und des Westbalkans zu einem gemeinsamen Gipfel in Brüssel getroffen. Nicht dabei: Serbiens autoritär regierender Präsident Aleksandar Vučić. Er wurde von Ministerpräsidentin Ana Brnabić vertreten. Vučić schwänzt damit den zweiten EU-Westbalkangipfel in Folge. Verwunderlich ist das nicht. Hat er doch gerade erst eine ganz andere Ausrichtung seines Landes unterstrichen, nämlich nach Peking statt nach Brüssel. So unterzeichnete er ein Freihandelsabkommen mit China. Mit diesem hat sich Belgrad einerseits einen weiteren Stein auf den Weg zur EU-Mitgliedschaft gelegt. Andererseits aber ist sein Schritt angesichts des langsamen Fortschritts bei den Beitrittsgesprächen keine Überraschung.
In Serbien selbst wurde das im Oktober geschlossene Freihandelsabkommen als “entscheidender und historischer Moment in den bilateralen Beziehungen” dargestellt, wie Stefan Vladisavljev, Programmdirektor bei der serbischen Stiftung BFPE und Teil des Teams des Belgrad Security Forums, gegenüber Table.Media sagt. “Die Hauptbotschaft war, dass dieses Abkommen eine große Chance für die serbische Industrie und Wirtschaft darstellt und der serbischen Landwirtschaft zugutekommen wird.” Die politische Elite um Präsident Vučić habe diese Botschaft vorangetrieben.
Serbiens Markt könnte von Billigprodukten überschwemmt werden
Außerhalb des Kreises der Regierungskoalition seien aberdurchaus Bedenken geäußert worden, dass der größte Gewinn aus dem Abkommen tatsächlich den in Serbien tätigen chinesischen Unternehmen zugutekommen würde, betont Vladisavljev. “Die Menge der Exporte Serbiens nach China nimmt kontinuierlich zu, aber die Hauptexporteure sind chinesische Unternehmen.” Auch das Niveau der Importe aus China liege bereits deutlich höher als der Export Serbiens. Im Handel sei das aber nicht unbedingt überraschend, so Vladisavljev.
Für das Freihandelsabkommen sieht er das jedoch nicht per se als dunkles Omen: “Wenn Serbien seine Importe aus China erhöht, ist das nicht unbedingt eine schlechte Sache.” Die entscheidende Frage sei, ob Serbien gleiche Wettbewerbsmöglichkeiten und eine gleichberechtigte Positionierung für die inländischen Hersteller und Partner biete, sagt Vladisavljev. Serbiens Regierung muss also eine Schwemme von Billigprodukten verhindern.
China bekommt besseren Zugang zu Eurasischer Wirtschaftsunion
Serbien ist Chinas wichtigster Handelspartner in der Balkanregion. Umgekehrt ist auch China Serbiens wichtigstem Handelspartner in Asien. Im Jahr 2022 belief sich das bilaterale Handelsvolumen auf 3,55 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von gut zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Laut der Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen erreichten die serbischen Exporte nach China im Jahr 2022 einen Wert von 1,17 Milliarden US-Dollar. Die wichtigsten exportierten Waren sind Erze, Schlacke und Asche (mit rund 913 Millionen US-Dollar), Kupfer (rund 133 Millionen US-Dollar) sowie Holz, Elektroartikel und Maschinen.
Chinas Exporte nach Serbien sind fast doppelt so hoch: 2,18 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Die größten Posten sind Comtrade zufolge Maschinen, Kernreaktoren und Kessel (rund 754 Millionen US-Dollar) sowie elektronische Geräte (rund 488 Millionen US-Dollar). Auch Artikel aus Eisen oder Stahl und Aluminium gehören zu den wichtigsten Exportgütern Chinas nach Serbien.
Das nun geschlossene Freihandelsabkommen hat für China noch einen weiteren strategischen Vorteil: Serbien hat ebenfalls ein Freihandelsabkommen mit der Eurasischen Wirtschaftsunion, zu der Länder wie Russland, Armenien, Weißrussland, Kasachstan und Kirgisistan gehören. China kann nun theoretisch über Serbien besseren Zugang zu deren Märkten bekommen.
FTA mit Peking müsste bei EU-Mitgliedschaft beendet werden
Zwar könne die Beziehung zwischen Serbien und der Europäischen Union nicht nur am Austausch zwischen Peking und Belgrad gemessen werden, so Vladisavljev. Die Situation sei viel komplexer. Doch das Freihandelsabkommen bestätigt nach seiner Ansicht den aufgefächerten Ansatz der serbischen Regierung in ihrer Außenpolitik: “Es stellt sich die Frage nach dem realistischen Engagement der Regierungskoalition für den Prozess der EU-Integration.”
Sollte Serbien EU-Land werden, müsste es das Abkommen mit China aufkündigen. Wie realistisch der baldige EU-Beitritt Serbiens ist, ist aber ohnehin fraglich – von beiden Seiten. Präsident Vučić schwänzte im Oktober ein EU-Westbalkantreffen in Tirana, bei dem die EU der Region Finanzhilfen in Milliardenhöhe versprach. Vučić schickte auch damals Ministerpräsidentin Brnabić zum Termin. Nur einen Tag nach dem Treffen in Tirana setzte Serbiens Präsident die Unterschrift unter das Freihandelsabkommen mit China. Die Verhandlungen für den Handelspakt sollen in nur wenigen Monaten abgeschlossen gewesen sein.
Vučić kontrolliert Serbiens Medien vor Wahl am 17. Dezember
Unterdessen ziehen sich die Beitrittsverhandlungen mit Brüssel immer weiter hin. Offizielle Bewerberländer der Westbalkanregion sind neben Serbien Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Nordmazedonien. Mit Montenegro und Serbien laufen bereits Beitrittsverhandlungen, und es wurden Verhandlungskapitel eröffnet. Im Juli 2022 wurden auch Verhandlungen mit Albanien und Nordmazedonien aufgenommen, im Dezember 2022 reichte Kosovo seinen Antrag auf Beitritt zur EU ein. Bei Serbien ist auch das schwierige Verhältnis zu Kosovo ein Bremser für die Beitrittsgespräche.
Hinzu kommt dann noch der außenpolitische Schlingerkurs in Belgrad gegenüber China und Russland – und etliche heimische Probleme wie steigende Korruption und zunehmende Gewalt. Am 17. Dezember wird nun auf Parlaments- und Kommunal-Ebene neu gewählt. Und der Widerstand gegen Vučić und seine Fortschrittspartei SNS ist größer denn je. Seit bei zwei Amokläufen im Mai 19 Menschen erschossen wurden, gingen wöchentlich Tausende Menschen auf die Straße, um gegen den Autokraten zu protestieren. Es waren die größten Antiregierungsproteste seit 20 Jahren.
Dass Vučić und SNS aus der Wahl mit einer Niederlage hervorgehen, ist trotzdem sehr unwahrscheinlich. Die Regierung kontrolliert einen großen Teil der Medien in Serbien.
Jack Ma hat schon lange die Kontrolle über das Tagesgeschäft bei Alibaba abgegeben. Kürzlich meldete sich der Milliardär und Gründer des chinesischen Online-Giganten jedoch einmal wieder zu Wort. Im Intranet von Alibaba verfasste Ma einen Beitrag über die Erfolge des jungen Konkurrenten Pinduoduo. Grund dafür war das exorbitante Wachstum, das das 2015 gegründete Unternehmen an den Tag legt.
Ma lobte Pinduoduo für seine Strategie und Entscheidungen und forderte gleich darauf mehr Einsatz von der eigenen Belegschaft. Der Kurs des Unternehmens müsse “korrigiert” werden, so Ma. Er sei zuversichtlich, dass Alibaba die Fähigkeit habe, sich weiterzuentwickeln und anzupassen.
An der Börse vorbeigezogen
Investoren fällten nach der Veröffentlichung der jüngsten Geschäftszahlen und dem Kommentar von Ma ein schnelles Urteil. Der Kurs der Pinduoduo-Aktie machte einen kräftigen Sprung und überholte erstmals Alibaba.
Auch an diesem Mittwoch lag der Marktwert von Pinduoduo mit etwa 195 Milliarden Dollar weiterhin höher als Alibabas Marktkapitalisierung, die nur noch bei etwa 181 Milliarden Dollar lag. Das ist ein dramatischer Wandel im Vergleich zu drei Jahren zuvor, als Alibaba mit etwa 860 Milliarden US-Dollar und Pinduoduo mit 108 Milliarden US-Dollar bewertet worden waren.
Im dritten Quartal 2023 erzielte Alibaba einen Umsatz von 224,79 Milliarden RMB (etwa 30,81 Milliarden US-Dollar), was einem Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Vergleich dazu erreichte Pinduoduo im selben Quartal einen Umsatz von 68,84 Milliarden Yuan (etwa 9,6 Milliarden US-Dollar), was einem beeindruckenden Anstieg von 93,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Gruppenkäufe und “Gamification”
Pinduoduo wurde 2015 von Colin Huang gegründet. Huang, ein ehemaliger Mitarbeiter von Google, erkannte eine Marktlücke in Chinas E-Commerce-Landschaft. Das Unternehmen startete als Einkaufsplattform, die sich auf den Gruppenkauf konzentrierte, bei dem Nutzer zusammen Produkte zu niedrigeren Preisen kaufen konnten.
Pinduoduo wuchs schnell, getrieben durch die Integration von Social-Media-Elementen und einem starken Fokus auf niedrige Preise. Die Plattform nutzte soziale Netzwerke wie WeChat, um Nutzer zu ermutigen, Angebote mit Freunden und Familie zu teilen und gemeinsame Käufe zu tätigen.
Nach dem Börsengang 2018 in New York setzte Pinduoduo sein schnelles Wachstum fort und erweiterte sein Angebot, um eine breitere Produktpalette abzudecken und eine größere Kundengruppe anzusprechen. Zwar geriet auch Pinduoduo in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik, etwa wegen gefälschter Produkte oder der langen Arbeitszeiten der Beschäftigten. Insgesamt manövrierte das Unternehmen aber geschickter als Alibaba durch das sich verändernde regulatorische Umfeld auf dem Heimatmarkt.
Pinduoduo unterschied sich von anderen E-Commerce-Plattformen auch durch seine besonderen Verkaufsstrategien. Dazu gehörten etwa “Gamification”-Elemente, um das Kauferlebnis zu verbessern. Dabei wurden spielähnliche Herausforderungen angeboten, bei denen Nutzer bestimmte Aufgaben erfüllen mussten, um Rabatte oder Gutscheine zu erhalten.
Unsichere Aussichten
Den größten Schub erlebte Pinduoduo jedoch durch seine rasante Expansion ins Ausland. Pinduoduos grenzüberschreitende E-Commerce-Plattform Temu verzeichnete ein rasantes Wachstum, das erheblich zum Marktwert des Unternehmens beitrug. Temu, das im September 2022 in Nordamerika eingeführt wurde, breitete sich schnell auf 48 Länder aus und wurde 2023 zeitweise zur am häufigsten heruntergeladenen iPhone-App in den USA.
Alibaba war bei seiner Auslands-Expansion weniger erfolgreich und ist bisher vor allem in Südostasien aktiv. Eine Garantie, dass Pinduoduo beim Börsenwert langfristig an der Spitze bleiben wird und Alibaba sogar beim Umsatz überholen wird, gibt es jedoch nicht. Noch vor ein paar Jahren hätte sich auch niemand vorstellen können, dass der Konzern von Jack Ma so massiven Druck erfahren würde. Geriete Temu ins Visier der US-Behörden, wie zuvor schon das chinesische soziale Netzwerk Tiktok, würde das Anleger wahrscheinlich sehr verunsichern.
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News
Kälteeinbruch setzt Städte in Alarmbereitschaft
Ein Bahnangestellter untersucht einen Zug im Pekinger Depot auf Kälteschäden.
Der Norden Chinas erlebt einen schweren Kälteeinbruch mit Stürmen und starkem Schneefall. Die Behörden der Hauptstadt haben veranlasst, den Zugverkehr mit wichtigen Städten wie Shanghai, Hangzhou und Wuhan einzustellen. Schulen wurden geschlossen und der Unterricht ins Internet verlegt. Die Bürger werden angehalten, bis auf Weiteres zu Hause zu bleiben. Unternehmen wurden aufgefordert, ihren Mitarbeitern flexible Arbeitsbedingungen anzubieten. Die Stadtverwaltung hat die zweithöchste Warnung vor Schneestürmen bis Donnerstag herausgegeben.
Die Temperaturen könnten in weiten Teilen Nord-, Nordwest- und Südchinas sowie in Teilen der Inneren Mongolei, der Provinz Guizhou und sogar in den Regionen südlich des Jangtse-Flusses um mehr als 14 Grad sinken, so die Wetterbehörde. Bis Freitag werden für die zentralen und östlichen Regionen ergiebige Regen- und Schneefälle vorhergesagt, wobei in Teilen der Provinzen Shaanxi, Henan und Shandong mehrere Zentimeter Niederschlag durch Schneestürme fallen könnten.
Sogar für Shanghai im Süden, wo derzeit milde 20 Grad Celsius herrschen, werden für Samstag und Sonntag eisige Temperaturen von bis zu minus vier Grad vorhergesagt. Mehr als 6.000 Rettungskräfte wurden für die Schneeräumung in Bereitschaft versetzt und mehr als 5.800 Geräte und Maschinen zur Verfügung gestellt. rtr
Extremwetter
Hanoi und Peking wollen engere Sicherheitskooperation
China und Vietnam wollen noch enger zusammenarbeiten. Das erklärten beide Seiten am Mittwoch zum Abschluss des Besuchs von Chinas Präsident Xi Jinping in Hanoi. Während Xis zweitägiger Reise unterzeichneten die kommunistisch regierten Nachbarn – die sich in wirtschaftlichen Fragen nahe stehen, aber über die Grenzen im Südchinesischen Meer uneins sind – Dutzende von Kooperationspakten.
Die unterzeichneten Pakte umfassen mögliche Investitionen in Eisenbahnverbindungen und Sicherheitsinfrastruktur sowie drei im Bereich Telekommunikation und “digitale Datenkooperation”, wie aus einer Liste der vietnamesischen Behörden hervorgeht. In einer 16-seitigen gemeinsamen Erklärung versprachen die Länder zudem auch bei Sicherheitsfragen und dem Austausch von Informationen enger zusammenzuarbeiten.
Das Ziel sei unter anderem, das Risiko einer “von feindlichen Kräften geförderten Farbrevolution” abzuwenden. Auch vereinbarten beide Länder die Einrichtung weiterer Hotlines zur Entschärfung von Notfällen in den von beiden Seiten reklamierten umstrittenen Gewässern im Südchinesischen Meer. rtr/fpe
Vietnam
Taiwans Außenminister will nach Wahl sein Amt niederlegen
Wu war sechs Jahre lang Außenminister Taiwans. In dieser Zeit habe die Bedrohung für Taiwan zugenommen, betonte Wu im Interview mit Table.Media. Er warnte vor einem hybriden Krieg: “Taiwan ist weltweit das Hauptziel Nummer eins von Cyberangriffen: Unseren Berechnungen zufolge gab es in den vergangenen Monaten 15.000 Angriffe – pro Sekunde”, erklärte Wu. Taiwan hält am 13. Januar 2024 Präsidentschaftswahlen ab. ari
Taiwan
Taiwan-Wahlen
Foxconn baut Präsenz in Indien immer weiter aus
Der taiwanische Elektronikkonzern Foxconn setzt immer stärker auf Indien als Produktionsstandort. Die Regierung des südindischen Bundesstaates Karnataka genehmigte dem iPhone-Lizenzfertiger Gesamtinvestitionen von umgerechnet 1,7 Milliarden US-Dollar, wie sie am Dienstag mitteilte. Bislang ist nur bekannt, dass Foxconn in dem Staat auf einem 1,2 Millionen Quadratmeter großen Grundstück nahe dem Flughafen von Bengaluru eine Fabrik für 700 Millionen US-Dollar errichten will. Dort sollen iPhones produziert werden und bis zu 100.000 Menschen Arbeit finden. Nun kommen dort also offenbar weitere Werke hinzu.
Die nötigen Summen habe Foxconn nun auch budgetiert, berichtete Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mehrere Quellen. Insgesamt werde der Konzern sogar rund 2,7 Milliarden US-Dollar für den Standort in dem für seine Hightech-Cluster bekannten Bundesstaat Karnataka beiseitelegen, hieß es darin. Dieser solle das Herzstück der Foxconn-Fertigungskapazitäten in Indien werden. Möglich seien dort neben der iPhone-Produktion auch kleinere Bereiche für die Fertigung von Geräten und Komponenten für andere Kunden, beispielsweise Teile für Elektrofahrzeuge.
In rare display, US-China friendship carries climate summit FRANCE24 China-Vietnam relations enter “new stage” after Xi Jinping strikes deal with Hanoi SCMP Philippines to China: Stop harassment in West Philippine Sea PHILSTAR Top defence officials from US and China meet after Taiwan rift FT House committee says China”s economic system is “incompatible” with WTO AXIOS Schnee führt in China zu Schulschließungen und gesperrten Straßen WEATHER.COM Klimaschutz in China: Kann man Klimaschutz befehlen? ZEIT Chinese scientists develop powerful hydrogen therapy that could reverse ageing SCMP Google warnt: China verstärkt Cyberangriffe gegen Taiwan T3N US, India, Taiwan unite to strengthen cybersecurity against China threat BUSINESS STANDARD China Turns the Tables on Wall Street WSJ China und Indien: Emerging Markets und neue Herausforderungen für Unternehmen KONSTRUKTIONSPRAXIS Keine Annäherung bei E-Autos und Co. MASCHINENMARKT Die Türkei verbannt chinesische Elektroautos von den Straßen FAZ Solarschwemme aus China: Große Teile der Branche lehnen Strafzölle ab FR “In China, für China”-Strategie: Um günstiger E-Autos zu bauen, will Volkswagen 3000 Ingenieure in China einstellen BUSINESS INSIDER China’s CGN Halts Funding for UK’s Hinkley Point Nuclear Plant BLOOMBERG Tory minister takes brutal swipe at David Cameron over China INDEPENDENT Amazon doubles down on China e-commerce strategy as rivals Shein, Temu gain traction SCMP iPhone supplier Murata targets China budget smartphone makers REUTERS Märkte enttäuscht – China: Der große Stimulus für die Wirtschaft kommt nicht FINANZMARKTWELT Prestigeprojekt der Volksrepublik: China präsentiert eigenes Passagierflugzeug TAGESSCHAU China”s Dalian Wanda unloads businesses to skirt bankruptcy NIKKEI TSMC: Foundry aus Taiwan meldet Umsatzrückgang – keine Entwarnung für den weltweiten Chipsektor IT TIMES China: Im letzten Moment! Passant rettet Kleinkind von befahrener Straße RTL
Standpunkt
Die Zukunft von Chinas Finanzsystem
Von Xiao Geng und Andrew Sheng
Professor Xiao Geng ist Vorsitzender der Hongkong Institution for International Finance. Andrew Sheng ist Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong.
Letzten Monat fand in China die erste zentrale Arbeitskonferenz zum Finanzsektor seit 2017 statt – die wichtigste Überprüfung des Finanzsektors durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Angesichts der Tatsache, dass der chinesische Finanzsektor das weltweit größte Bankensystem nach Vermögenswerten (53,1 Billionen US-Dollar) und das zweitgrößte (nach den USA) nach Börsenkapitalisierung umfasst – und dass der gesamte Ständige Ausschuss des Politbüros an der Konferenz teilnimmt, haben die dort getroffenen Entscheidungen und sogar der angeschlagene Ton, globale Auswirkungen.
Der im Anschluss an die Konferenz veröffentlichte Bericht bestätigte, dass sich die grundsätzliche Haltung der KPCh zum Finanzsektor nicht geändert hat. Für die chinesische Führung besteht die grundlegende Funktion des Finanzsektors darin, der Realwirtschaft zu dienen, und die Regierung ist für die Aufrechterhaltung der Stabilität, das Risikomanagement und die Förderung der inländischen Innovation und hochwertigen Entwicklung verantwortlich.
Der Schwerpunkt der Diskussionen hat sich jedoch seit 2017 deutlich verlagert, als die Bewältigung von Ungleichgewichten im Zusammenhang mit Schattenbanken, Ausgaben der Lokalregierungen und Exzessen im Immobiliensektor im Vordergrund standen. Alle Risiken in diesen Bereichen wurden durch die massiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der chinesischen Regierung nach der globalen Finanzkrise von 2008 verschärft.
Wie soll China hochwertiges Wachstum fördern?
Im vergangenen Monat standen die Geld- und Fiskalpolitik wieder ganz oben auf der Tagesordnung, aber die Umstände – und die damit verbundenen Herausforderungen – waren ganz andere. Schließlich hat China seinen makroökonomischen Kurs bereits vor Jahren gestrafft. Die Schlüsselfrage lautet nun: Wie sollten Geld- und Fiskalpolitik angepasst und eingesetzt werden, um qualitativ hochwertiges Wachstum und Strukturreformen angesichts sich verändernder interner und externer Bedingungen zu unterstützen?
Zu den wichtigsten externen Faktoren, die die chinesische Führung berücksichtigen muss, gehört die anhaltende Lockerung der Geld- und Fiskalpolitik in den OECD-Ländern. Den Daten der Federal Reserve zufolge ist der einjährige Realzins in den USA seit 2009 größtenteils negativ. Dies galt auch im letzten Jahr: Obwohl die Fed die Zinsen kontinuierlich anhob, um die steigende Inflation einzudämmen, lag der einjährige reale Zinssatz in den USA bei -1,9 Prozent.
Ähnliche Sätze findet man in der Eurozone, in Japan und in Großbritannien. Aber in China sind die realen Zinssätze viel höher, auch wenn der Nominalzins niedrig ist. Nach Angaben der Weltbank lag der Realzinssatz in China im Jahr 2022 bei 2,1 Prozent, während er in Indien nur 0,2 Prozent betrug.
Diese geldpolitische Divergenz hatte erhebliche Auswirkungen auf den chinesischen Finanzsektor und die Devisenmärkte. In den vier Quartalen bis Juni 2023 erreichte Chinas Defizit bei den Portfolioinvestitionen (Nettoabflüsse) 186 Milliarden US-Dollar, verglichen mit nur 96 Milliarden US-Dollar in den vier Quartalen davor. Und in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 sank der reale effektive Wechselkurs Chinas um 5,4 Prozent, da die Inflationsrate unter der seiner wichtigsten Handelspartner lag.
Nächstes Ziel: Die Dekarbonisierung der Wirtschaft
Intern steht China vor der großen Herausforderung, seine Wirtschaft zu dekarbonisieren. Das Erreichen des Höhepunktes der Kohlenstoffemissionen bis 2030 und der Netto-Null-Emissionen bis 2060 gemäß Chinas “30-60“-Verpflichtung ist von entscheidender Bedeutung, um eine nachhaltige Entwicklung von hoher Qualität zu ermöglichen. Kurzfristig übt die Dekarbonisierung jedoch einen erheblichen Druck auf das Wachstum aus. Immerhin macht die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes in China immer noch rund 28 Prozent des BIP aus – weit mehr als die 13 Prozent im Durchschnitt der OECD-Länder.
Dieses Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Erwägungen und langfristigen Zielen geht weit über die Dekarbonisierung hinaus und war auch das beherrschende Thema der Konferenz im vergangenen Monat. Um die langfristigen Ziele zu erreichen, muss China kurzfristige Liquiditätsprobleme überwinden, die durch die jüngsten Veränderungen und Schocks verursacht wurden, darunter Zinserhöhungen in den Industrieländern, die COVID-19-Pandemie, geopolitisch bedingte Veränderungen der Lieferketten und fallende Vermögenspreise.
Nur mit reichlich Liquidität kann China dem Deflationsdruck und dem schwindenden Vertrauen der Verbraucher und Investoren entgegenwirken, die Bilanzen der Kommunen (die durch die COVID-19-Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen wurden) wiederherstellen und Innovationen (die für Chinas langfristigen Wohlstand entscheidend sind) finanzieren. Um Chinas Dekarbonisierungsziele zu erreichen, sind ebenfalls erhebliche Finanzmittel erforderlich.
Die Mobilisierung der erforderlichen Ressourcen erfordert einen niedrigeren Realzins, der China auch dabei helfen würde, kurzfristige Probleme wie die Deflation der Vermögenspreise anzugehen und mittel- und langfristige Herausforderungen wie die Stabilisierung des Immobiliensektors und die Alterung der Bevölkerung zu bewältigen. Glücklicherweise hat China während seines jahrzehntelangen rasanten Wachstums beträchtliche finanzielle Vermögenswerte und Reserven aufgebaut, sodass es über den nötigen geld- und fiskalischen Spielraum verfügt, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu decken und langfristige Strukturreformen zu unterstützen.
Keine stärkere Zentralisierung
Obwohl der Konferenzbericht die Bereiche hervorhebt, in denen die Zentralregierung eingreifen wird, um die Wirtschaft zu stärken und zu stabilisieren – von der Sanierung der Bilanzen von Unternehmen und Kommunen bis hin zur Förderung von Investitionen in Innovationen – wäre es falsch zu glauben, dass China eine stärkere wirtschaftliche Zentralisierung anstrebt. Im Gegenteil, der Konferenzbericht bekräftigt die Notwendigkeit, dass der Finanzsektor eine nachhaltige Entwicklung von hoher Qualität unterstützt, indem er Innovationen finanziert, seine Effizienz verbessert und sich weiter öffnet.
Zu diesem Zweck befürwortete der Bericht eine umfassende Modernisierung des Aktienmarktes, einschließlich der Diversifizierung der Kanäle für die Eigenkapitalfinanzierung. Die chinesische Führung ist sich der entscheidenden Rolle einer solchen Finanzierung bei der Risikoteilung und dem Risikomanagement in Bereichen wie Innovation und fortgeschrittene Fertigung bis hin zur Lebensmittel- und Energiesicherheit, bewusst.
Der Konferenzbericht betont zudem, dass China auf private Unternehmen, die zum Wirtschaftswachstum und zur Modernisierung der Wirtschaft beitragen, angewiesen ist. Dazu gehören auch ausländische Unternehmen und Investoren, deren Interesse am chinesischen Markt trotz der geopolitischen Spannungen ungebrochen ist. Auf der jüngsten Shanghai China International Import Expo, einer der größten Messen der Welt, stellten US-Unternehmen die größte ausländische Delegation.
Chinas riesige und komplexe Wirtschaft ist durch Spannungen zwischen der Zentralregierung und den lokalen Regierungen, dem öffentlichen und dem privaten Sektor, den verschiedenen Regionen sowie internen und externen Bedingungen gekennzeichnet. In einem solchen System muss eine zentrale Behörde die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der allgemeinen Stabilität und die Festlegung der politischen Richtung übernehmen.
Peking setzt weiter auf schrittweise Öffnung
Aber genauso wie eine ungezügelte Liberalisierung zu Chaos führen würde, würde eine übermäßige Zentralisierung Wachstum und Entwicklung behindern. Aus diesem Grund bekräftigt der Konferenzbericht zwar die Rolle der Regierung bei der Sicherung der makroökonomischen Stabilität, bringt aber gleichzeitig ein nachhaltiges Engagement für die schrittweise Öffnung der chinesischen Wirtschaft für ausländische Investitionen und privaten Wettbewerb zum Ausdruck. Zusammen mit dem Tauwetter in den Beziehungen zwischen den USA und China, das durch das jüngste Treffen zwischen dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und seinem amerikanischen Amtskollegen Joe Biden angedeutet wurde, gibt es gute Gründe für die Annahme, dass das China von morgen innovativer, offener und dynamischer sein wird als je zuvor. Übersetzung: Andreas Hubig
Andrew Sheng ist ein Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong. Xiao Geng, Vorsitzender der Hongkong Institution for International Finance, ist Professor und Direktor des Instituts für Politik und Praxis am Shenzhen Finance Institute der Chinese University of Hongkong, Shenzhen.
Oliver Radtke verlässt zum Jahresende den Posten als Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Peking. Die Stiftung sucht eine/n Nachfolger/in. Radtke wird CEO von Global Neighbours mit Sitz in Wien.
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Dessert
Bei einer staatlichen Gedenkveranstaltung kamen am Mittwoch Schüler und Soldaten der Volksbefreiungsarmee zusammen, um den Opfern des Nanjing-Massakers zu gedenken. Dabei wurden, wie seit ein paar Jahren üblich, weiße Tauben über dem Gelände der Nanjing Memorial Hall freigelassen. Die Kriegsverbrechen begannen am 13. Dezember 1937 nach der Besetzung der Stadt durch Truppen der Kaiserlich Japanischen Armee. Zwischen 200.000 und 300.000 Zivilisten und Kriegsgefangene verloren damals ihr Leben. Das Gedenken an die Gräuel ist heute Teil der patriotischen Erziehung in China und eine offene Wunde in den Beziehungen zu Japan.
auch die Gespräche während des EU-Westbalkangipfels können nichts daran ändern, dass sich der EU-Beitrittskandidat Serbien ohnehin bereits weiter in Richtung China orientiert. Schon jetzt ist Serbien Chinas wichtigster Handelspartner in der Balkanregion. Im Oktober hatten beide Länder ein Freihandelsabkommen besiegelt, das von serbischer Seite als historischer Moment in den bilateralen Beziehungen bezeichnet wurde.
Beobachter werten die durch die politische Elite um Präsident Vučić vorangetriebenen Geschäftsbeziehungen jedoch als einseitig zugunsten Chinas. Peking könne sich über Serbien etwa besseren Zugang zu den Märkten der Eurasischen Wirtschaftsunion verschaffen, um seine Billigprodukte loszuwerden, schreibt Amelie Richter. Sollte Serbien EU-Land werden, müsste es das Abkommen mit China allerdings aufkündigen. Wie realistisch der EU-Beitritt Serbiens ist, ist derzeit aus vielerlei Gründen aber ohnehin fraglich.
Pinduoduo kennt man hierzulande vielleicht noch am ehesten als Mutterkonzern der Rabattschlacht-App Temu. In China hat das 2015 gegründete E-Commerce-Unternehmen nun den Platzhirsch Alibaba beim Börsenwert überholt. Auch der ehemalige Alibaba-Chef Jack Ma findet, dass der Konkurrent einiges richtig gemacht hat, um so schnell an dem von ihm aufgebauten Unternehmen vorbeizuziehen.
Doch was genau ist das Erfolgsgeheimnis? Pinduoduo hat das Shopping-Erlebnis wie keine Plattform zuvor “gameifiziert”. Um Rabatte und Gutscheine zu erhalten, zockt sich der Nutzer durch süchtig machende Handy-Spielchen. Und dann sind da natürlich noch die globalen Tiefpreisangebote: Mit Temu ist Pinduoduo mittlerweile in 48 Ländern aktiv. Doch genau dieser internationale Erfolg könnte sich als Achillesferse für den Konzern erweisen, erklärt Jörn Petring.
Ihr Fabian Peltsch
Analyse
China erzielt durch das Freihandelsabkommen mit Serbien strategische Vorteile
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić im Oktober mit Chinas Staatschef Xi Jinping.
Am Mittwoch haben sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union und des Westbalkans zu einem gemeinsamen Gipfel in Brüssel getroffen. Nicht dabei: Serbiens autoritär regierender Präsident Aleksandar Vučić. Er wurde von Ministerpräsidentin Ana Brnabić vertreten. Vučić schwänzt damit den zweiten EU-Westbalkangipfel in Folge. Verwunderlich ist das nicht. Hat er doch gerade erst eine ganz andere Ausrichtung seines Landes unterstrichen, nämlich nach Peking statt nach Brüssel. So unterzeichnete er ein Freihandelsabkommen mit China. Mit diesem hat sich Belgrad einerseits einen weiteren Stein auf den Weg zur EU-Mitgliedschaft gelegt. Andererseits aber ist sein Schritt angesichts des langsamen Fortschritts bei den Beitrittsgesprächen keine Überraschung.
In Serbien selbst wurde das im Oktober geschlossene Freihandelsabkommen als “entscheidender und historischer Moment in den bilateralen Beziehungen” dargestellt, wie Stefan Vladisavljev, Programmdirektor bei der serbischen Stiftung BFPE und Teil des Teams des Belgrad Security Forums, gegenüber Table.Media sagt. “Die Hauptbotschaft war, dass dieses Abkommen eine große Chance für die serbische Industrie und Wirtschaft darstellt und der serbischen Landwirtschaft zugutekommen wird.” Die politische Elite um Präsident Vučić habe diese Botschaft vorangetrieben.
Serbiens Markt könnte von Billigprodukten überschwemmt werden
Außerhalb des Kreises der Regierungskoalition seien aberdurchaus Bedenken geäußert worden, dass der größte Gewinn aus dem Abkommen tatsächlich den in Serbien tätigen chinesischen Unternehmen zugutekommen würde, betont Vladisavljev. “Die Menge der Exporte Serbiens nach China nimmt kontinuierlich zu, aber die Hauptexporteure sind chinesische Unternehmen.” Auch das Niveau der Importe aus China liege bereits deutlich höher als der Export Serbiens. Im Handel sei das aber nicht unbedingt überraschend, so Vladisavljev.
Für das Freihandelsabkommen sieht er das jedoch nicht per se als dunkles Omen: “Wenn Serbien seine Importe aus China erhöht, ist das nicht unbedingt eine schlechte Sache.” Die entscheidende Frage sei, ob Serbien gleiche Wettbewerbsmöglichkeiten und eine gleichberechtigte Positionierung für die inländischen Hersteller und Partner biete, sagt Vladisavljev. Serbiens Regierung muss also eine Schwemme von Billigprodukten verhindern.
China bekommt besseren Zugang zu Eurasischer Wirtschaftsunion
Serbien ist Chinas wichtigster Handelspartner in der Balkanregion. Umgekehrt ist auch China Serbiens wichtigstem Handelspartner in Asien. Im Jahr 2022 belief sich das bilaterale Handelsvolumen auf 3,55 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von gut zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Laut der Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen erreichten die serbischen Exporte nach China im Jahr 2022 einen Wert von 1,17 Milliarden US-Dollar. Die wichtigsten exportierten Waren sind Erze, Schlacke und Asche (mit rund 913 Millionen US-Dollar), Kupfer (rund 133 Millionen US-Dollar) sowie Holz, Elektroartikel und Maschinen.
Chinas Exporte nach Serbien sind fast doppelt so hoch: 2,18 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Die größten Posten sind Comtrade zufolge Maschinen, Kernreaktoren und Kessel (rund 754 Millionen US-Dollar) sowie elektronische Geräte (rund 488 Millionen US-Dollar). Auch Artikel aus Eisen oder Stahl und Aluminium gehören zu den wichtigsten Exportgütern Chinas nach Serbien.
Das nun geschlossene Freihandelsabkommen hat für China noch einen weiteren strategischen Vorteil: Serbien hat ebenfalls ein Freihandelsabkommen mit der Eurasischen Wirtschaftsunion, zu der Länder wie Russland, Armenien, Weißrussland, Kasachstan und Kirgisistan gehören. China kann nun theoretisch über Serbien besseren Zugang zu deren Märkten bekommen.
FTA mit Peking müsste bei EU-Mitgliedschaft beendet werden
Zwar könne die Beziehung zwischen Serbien und der Europäischen Union nicht nur am Austausch zwischen Peking und Belgrad gemessen werden, so Vladisavljev. Die Situation sei viel komplexer. Doch das Freihandelsabkommen bestätigt nach seiner Ansicht den aufgefächerten Ansatz der serbischen Regierung in ihrer Außenpolitik: “Es stellt sich die Frage nach dem realistischen Engagement der Regierungskoalition für den Prozess der EU-Integration.”
Sollte Serbien EU-Land werden, müsste es das Abkommen mit China aufkündigen. Wie realistisch der baldige EU-Beitritt Serbiens ist, ist aber ohnehin fraglich – von beiden Seiten. Präsident Vučić schwänzte im Oktober ein EU-Westbalkantreffen in Tirana, bei dem die EU der Region Finanzhilfen in Milliardenhöhe versprach. Vučić schickte auch damals Ministerpräsidentin Brnabić zum Termin. Nur einen Tag nach dem Treffen in Tirana setzte Serbiens Präsident die Unterschrift unter das Freihandelsabkommen mit China. Die Verhandlungen für den Handelspakt sollen in nur wenigen Monaten abgeschlossen gewesen sein.
Vučić kontrolliert Serbiens Medien vor Wahl am 17. Dezember
Unterdessen ziehen sich die Beitrittsverhandlungen mit Brüssel immer weiter hin. Offizielle Bewerberländer der Westbalkanregion sind neben Serbien Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Nordmazedonien. Mit Montenegro und Serbien laufen bereits Beitrittsverhandlungen, und es wurden Verhandlungskapitel eröffnet. Im Juli 2022 wurden auch Verhandlungen mit Albanien und Nordmazedonien aufgenommen, im Dezember 2022 reichte Kosovo seinen Antrag auf Beitritt zur EU ein. Bei Serbien ist auch das schwierige Verhältnis zu Kosovo ein Bremser für die Beitrittsgespräche.
Hinzu kommt dann noch der außenpolitische Schlingerkurs in Belgrad gegenüber China und Russland – und etliche heimische Probleme wie steigende Korruption und zunehmende Gewalt. Am 17. Dezember wird nun auf Parlaments- und Kommunal-Ebene neu gewählt. Und der Widerstand gegen Vučić und seine Fortschrittspartei SNS ist größer denn je. Seit bei zwei Amokläufen im Mai 19 Menschen erschossen wurden, gingen wöchentlich Tausende Menschen auf die Straße, um gegen den Autokraten zu protestieren. Es waren die größten Antiregierungsproteste seit 20 Jahren.
Dass Vučić und SNS aus der Wahl mit einer Niederlage hervorgehen, ist trotzdem sehr unwahrscheinlich. Die Regierung kontrolliert einen großen Teil der Medien in Serbien.
Jack Ma hat schon lange die Kontrolle über das Tagesgeschäft bei Alibaba abgegeben. Kürzlich meldete sich der Milliardär und Gründer des chinesischen Online-Giganten jedoch einmal wieder zu Wort. Im Intranet von Alibaba verfasste Ma einen Beitrag über die Erfolge des jungen Konkurrenten Pinduoduo. Grund dafür war das exorbitante Wachstum, das das 2015 gegründete Unternehmen an den Tag legt.
Ma lobte Pinduoduo für seine Strategie und Entscheidungen und forderte gleich darauf mehr Einsatz von der eigenen Belegschaft. Der Kurs des Unternehmens müsse “korrigiert” werden, so Ma. Er sei zuversichtlich, dass Alibaba die Fähigkeit habe, sich weiterzuentwickeln und anzupassen.
An der Börse vorbeigezogen
Investoren fällten nach der Veröffentlichung der jüngsten Geschäftszahlen und dem Kommentar von Ma ein schnelles Urteil. Der Kurs der Pinduoduo-Aktie machte einen kräftigen Sprung und überholte erstmals Alibaba.
Auch an diesem Mittwoch lag der Marktwert von Pinduoduo mit etwa 195 Milliarden Dollar weiterhin höher als Alibabas Marktkapitalisierung, die nur noch bei etwa 181 Milliarden Dollar lag. Das ist ein dramatischer Wandel im Vergleich zu drei Jahren zuvor, als Alibaba mit etwa 860 Milliarden US-Dollar und Pinduoduo mit 108 Milliarden US-Dollar bewertet worden waren.
Im dritten Quartal 2023 erzielte Alibaba einen Umsatz von 224,79 Milliarden RMB (etwa 30,81 Milliarden US-Dollar), was einem Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Vergleich dazu erreichte Pinduoduo im selben Quartal einen Umsatz von 68,84 Milliarden Yuan (etwa 9,6 Milliarden US-Dollar), was einem beeindruckenden Anstieg von 93,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
Gruppenkäufe und “Gamification”
Pinduoduo wurde 2015 von Colin Huang gegründet. Huang, ein ehemaliger Mitarbeiter von Google, erkannte eine Marktlücke in Chinas E-Commerce-Landschaft. Das Unternehmen startete als Einkaufsplattform, die sich auf den Gruppenkauf konzentrierte, bei dem Nutzer zusammen Produkte zu niedrigeren Preisen kaufen konnten.
Pinduoduo wuchs schnell, getrieben durch die Integration von Social-Media-Elementen und einem starken Fokus auf niedrige Preise. Die Plattform nutzte soziale Netzwerke wie WeChat, um Nutzer zu ermutigen, Angebote mit Freunden und Familie zu teilen und gemeinsame Käufe zu tätigen.
Nach dem Börsengang 2018 in New York setzte Pinduoduo sein schnelles Wachstum fort und erweiterte sein Angebot, um eine breitere Produktpalette abzudecken und eine größere Kundengruppe anzusprechen. Zwar geriet auch Pinduoduo in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik, etwa wegen gefälschter Produkte oder der langen Arbeitszeiten der Beschäftigten. Insgesamt manövrierte das Unternehmen aber geschickter als Alibaba durch das sich verändernde regulatorische Umfeld auf dem Heimatmarkt.
Pinduoduo unterschied sich von anderen E-Commerce-Plattformen auch durch seine besonderen Verkaufsstrategien. Dazu gehörten etwa “Gamification”-Elemente, um das Kauferlebnis zu verbessern. Dabei wurden spielähnliche Herausforderungen angeboten, bei denen Nutzer bestimmte Aufgaben erfüllen mussten, um Rabatte oder Gutscheine zu erhalten.
Unsichere Aussichten
Den größten Schub erlebte Pinduoduo jedoch durch seine rasante Expansion ins Ausland. Pinduoduos grenzüberschreitende E-Commerce-Plattform Temu verzeichnete ein rasantes Wachstum, das erheblich zum Marktwert des Unternehmens beitrug. Temu, das im September 2022 in Nordamerika eingeführt wurde, breitete sich schnell auf 48 Länder aus und wurde 2023 zeitweise zur am häufigsten heruntergeladenen iPhone-App in den USA.
Alibaba war bei seiner Auslands-Expansion weniger erfolgreich und ist bisher vor allem in Südostasien aktiv. Eine Garantie, dass Pinduoduo beim Börsenwert langfristig an der Spitze bleiben wird und Alibaba sogar beim Umsatz überholen wird, gibt es jedoch nicht. Noch vor ein paar Jahren hätte sich auch niemand vorstellen können, dass der Konzern von Jack Ma so massiven Druck erfahren würde. Geriete Temu ins Visier der US-Behörden, wie zuvor schon das chinesische soziale Netzwerk Tiktok, würde das Anleger wahrscheinlich sehr verunsichern.
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Kälteeinbruch setzt Städte in Alarmbereitschaft
Ein Bahnangestellter untersucht einen Zug im Pekinger Depot auf Kälteschäden.
Der Norden Chinas erlebt einen schweren Kälteeinbruch mit Stürmen und starkem Schneefall. Die Behörden der Hauptstadt haben veranlasst, den Zugverkehr mit wichtigen Städten wie Shanghai, Hangzhou und Wuhan einzustellen. Schulen wurden geschlossen und der Unterricht ins Internet verlegt. Die Bürger werden angehalten, bis auf Weiteres zu Hause zu bleiben. Unternehmen wurden aufgefordert, ihren Mitarbeitern flexible Arbeitsbedingungen anzubieten. Die Stadtverwaltung hat die zweithöchste Warnung vor Schneestürmen bis Donnerstag herausgegeben.
Die Temperaturen könnten in weiten Teilen Nord-, Nordwest- und Südchinas sowie in Teilen der Inneren Mongolei, der Provinz Guizhou und sogar in den Regionen südlich des Jangtse-Flusses um mehr als 14 Grad sinken, so die Wetterbehörde. Bis Freitag werden für die zentralen und östlichen Regionen ergiebige Regen- und Schneefälle vorhergesagt, wobei in Teilen der Provinzen Shaanxi, Henan und Shandong mehrere Zentimeter Niederschlag durch Schneestürme fallen könnten.
Sogar für Shanghai im Süden, wo derzeit milde 20 Grad Celsius herrschen, werden für Samstag und Sonntag eisige Temperaturen von bis zu minus vier Grad vorhergesagt. Mehr als 6.000 Rettungskräfte wurden für die Schneeräumung in Bereitschaft versetzt und mehr als 5.800 Geräte und Maschinen zur Verfügung gestellt. rtr
Extremwetter
Hanoi und Peking wollen engere Sicherheitskooperation
China und Vietnam wollen noch enger zusammenarbeiten. Das erklärten beide Seiten am Mittwoch zum Abschluss des Besuchs von Chinas Präsident Xi Jinping in Hanoi. Während Xis zweitägiger Reise unterzeichneten die kommunistisch regierten Nachbarn – die sich in wirtschaftlichen Fragen nahe stehen, aber über die Grenzen im Südchinesischen Meer uneins sind – Dutzende von Kooperationspakten.
Die unterzeichneten Pakte umfassen mögliche Investitionen in Eisenbahnverbindungen und Sicherheitsinfrastruktur sowie drei im Bereich Telekommunikation und “digitale Datenkooperation”, wie aus einer Liste der vietnamesischen Behörden hervorgeht. In einer 16-seitigen gemeinsamen Erklärung versprachen die Länder zudem auch bei Sicherheitsfragen und dem Austausch von Informationen enger zusammenzuarbeiten.
Das Ziel sei unter anderem, das Risiko einer “von feindlichen Kräften geförderten Farbrevolution” abzuwenden. Auch vereinbarten beide Länder die Einrichtung weiterer Hotlines zur Entschärfung von Notfällen in den von beiden Seiten reklamierten umstrittenen Gewässern im Südchinesischen Meer. rtr/fpe
Vietnam
Taiwans Außenminister will nach Wahl sein Amt niederlegen
Wu war sechs Jahre lang Außenminister Taiwans. In dieser Zeit habe die Bedrohung für Taiwan zugenommen, betonte Wu im Interview mit Table.Media. Er warnte vor einem hybriden Krieg: “Taiwan ist weltweit das Hauptziel Nummer eins von Cyberangriffen: Unseren Berechnungen zufolge gab es in den vergangenen Monaten 15.000 Angriffe – pro Sekunde”, erklärte Wu. Taiwan hält am 13. Januar 2024 Präsidentschaftswahlen ab. ari
Taiwan
Taiwan-Wahlen
Foxconn baut Präsenz in Indien immer weiter aus
Der taiwanische Elektronikkonzern Foxconn setzt immer stärker auf Indien als Produktionsstandort. Die Regierung des südindischen Bundesstaates Karnataka genehmigte dem iPhone-Lizenzfertiger Gesamtinvestitionen von umgerechnet 1,7 Milliarden US-Dollar, wie sie am Dienstag mitteilte. Bislang ist nur bekannt, dass Foxconn in dem Staat auf einem 1,2 Millionen Quadratmeter großen Grundstück nahe dem Flughafen von Bengaluru eine Fabrik für 700 Millionen US-Dollar errichten will. Dort sollen iPhones produziert werden und bis zu 100.000 Menschen Arbeit finden. Nun kommen dort also offenbar weitere Werke hinzu.
Die nötigen Summen habe Foxconn nun auch budgetiert, berichtete Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mehrere Quellen. Insgesamt werde der Konzern sogar rund 2,7 Milliarden US-Dollar für den Standort in dem für seine Hightech-Cluster bekannten Bundesstaat Karnataka beiseitelegen, hieß es darin. Dieser solle das Herzstück der Foxconn-Fertigungskapazitäten in Indien werden. Möglich seien dort neben der iPhone-Produktion auch kleinere Bereiche für die Fertigung von Geräten und Komponenten für andere Kunden, beispielsweise Teile für Elektrofahrzeuge.
In rare display, US-China friendship carries climate summit FRANCE24 China-Vietnam relations enter “new stage” after Xi Jinping strikes deal with Hanoi SCMP Philippines to China: Stop harassment in West Philippine Sea PHILSTAR Top defence officials from US and China meet after Taiwan rift FT House committee says China”s economic system is “incompatible” with WTO AXIOS Schnee führt in China zu Schulschließungen und gesperrten Straßen WEATHER.COM Klimaschutz in China: Kann man Klimaschutz befehlen? ZEIT Chinese scientists develop powerful hydrogen therapy that could reverse ageing SCMP Google warnt: China verstärkt Cyberangriffe gegen Taiwan T3N US, India, Taiwan unite to strengthen cybersecurity against China threat BUSINESS STANDARD China Turns the Tables on Wall Street WSJ China und Indien: Emerging Markets und neue Herausforderungen für Unternehmen KONSTRUKTIONSPRAXIS Keine Annäherung bei E-Autos und Co. MASCHINENMARKT Die Türkei verbannt chinesische Elektroautos von den Straßen FAZ Solarschwemme aus China: Große Teile der Branche lehnen Strafzölle ab FR “In China, für China”-Strategie: Um günstiger E-Autos zu bauen, will Volkswagen 3000 Ingenieure in China einstellen BUSINESS INSIDER China’s CGN Halts Funding for UK’s Hinkley Point Nuclear Plant BLOOMBERG Tory minister takes brutal swipe at David Cameron over China INDEPENDENT Amazon doubles down on China e-commerce strategy as rivals Shein, Temu gain traction SCMP iPhone supplier Murata targets China budget smartphone makers REUTERS Märkte enttäuscht – China: Der große Stimulus für die Wirtschaft kommt nicht FINANZMARKTWELT Prestigeprojekt der Volksrepublik: China präsentiert eigenes Passagierflugzeug TAGESSCHAU China”s Dalian Wanda unloads businesses to skirt bankruptcy NIKKEI TSMC: Foundry aus Taiwan meldet Umsatzrückgang – keine Entwarnung für den weltweiten Chipsektor IT TIMES China: Im letzten Moment! Passant rettet Kleinkind von befahrener Straße RTL
Standpunkt
Die Zukunft von Chinas Finanzsystem
Von Xiao Geng und Andrew Sheng
Professor Xiao Geng ist Vorsitzender der Hongkong Institution for International Finance. Andrew Sheng ist Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong.
Letzten Monat fand in China die erste zentrale Arbeitskonferenz zum Finanzsektor seit 2017 statt – die wichtigste Überprüfung des Finanzsektors durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Angesichts der Tatsache, dass der chinesische Finanzsektor das weltweit größte Bankensystem nach Vermögenswerten (53,1 Billionen US-Dollar) und das zweitgrößte (nach den USA) nach Börsenkapitalisierung umfasst – und dass der gesamte Ständige Ausschuss des Politbüros an der Konferenz teilnimmt, haben die dort getroffenen Entscheidungen und sogar der angeschlagene Ton, globale Auswirkungen.
Der im Anschluss an die Konferenz veröffentlichte Bericht bestätigte, dass sich die grundsätzliche Haltung der KPCh zum Finanzsektor nicht geändert hat. Für die chinesische Führung besteht die grundlegende Funktion des Finanzsektors darin, der Realwirtschaft zu dienen, und die Regierung ist für die Aufrechterhaltung der Stabilität, das Risikomanagement und die Förderung der inländischen Innovation und hochwertigen Entwicklung verantwortlich.
Der Schwerpunkt der Diskussionen hat sich jedoch seit 2017 deutlich verlagert, als die Bewältigung von Ungleichgewichten im Zusammenhang mit Schattenbanken, Ausgaben der Lokalregierungen und Exzessen im Immobiliensektor im Vordergrund standen. Alle Risiken in diesen Bereichen wurden durch die massiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der chinesischen Regierung nach der globalen Finanzkrise von 2008 verschärft.
Wie soll China hochwertiges Wachstum fördern?
Im vergangenen Monat standen die Geld- und Fiskalpolitik wieder ganz oben auf der Tagesordnung, aber die Umstände – und die damit verbundenen Herausforderungen – waren ganz andere. Schließlich hat China seinen makroökonomischen Kurs bereits vor Jahren gestrafft. Die Schlüsselfrage lautet nun: Wie sollten Geld- und Fiskalpolitik angepasst und eingesetzt werden, um qualitativ hochwertiges Wachstum und Strukturreformen angesichts sich verändernder interner und externer Bedingungen zu unterstützen?
Zu den wichtigsten externen Faktoren, die die chinesische Führung berücksichtigen muss, gehört die anhaltende Lockerung der Geld- und Fiskalpolitik in den OECD-Ländern. Den Daten der Federal Reserve zufolge ist der einjährige Realzins in den USA seit 2009 größtenteils negativ. Dies galt auch im letzten Jahr: Obwohl die Fed die Zinsen kontinuierlich anhob, um die steigende Inflation einzudämmen, lag der einjährige reale Zinssatz in den USA bei -1,9 Prozent.
Ähnliche Sätze findet man in der Eurozone, in Japan und in Großbritannien. Aber in China sind die realen Zinssätze viel höher, auch wenn der Nominalzins niedrig ist. Nach Angaben der Weltbank lag der Realzinssatz in China im Jahr 2022 bei 2,1 Prozent, während er in Indien nur 0,2 Prozent betrug.
Diese geldpolitische Divergenz hatte erhebliche Auswirkungen auf den chinesischen Finanzsektor und die Devisenmärkte. In den vier Quartalen bis Juni 2023 erreichte Chinas Defizit bei den Portfolioinvestitionen (Nettoabflüsse) 186 Milliarden US-Dollar, verglichen mit nur 96 Milliarden US-Dollar in den vier Quartalen davor. Und in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 sank der reale effektive Wechselkurs Chinas um 5,4 Prozent, da die Inflationsrate unter der seiner wichtigsten Handelspartner lag.
Nächstes Ziel: Die Dekarbonisierung der Wirtschaft
Intern steht China vor der großen Herausforderung, seine Wirtschaft zu dekarbonisieren. Das Erreichen des Höhepunktes der Kohlenstoffemissionen bis 2030 und der Netto-Null-Emissionen bis 2060 gemäß Chinas “30-60“-Verpflichtung ist von entscheidender Bedeutung, um eine nachhaltige Entwicklung von hoher Qualität zu ermöglichen. Kurzfristig übt die Dekarbonisierung jedoch einen erheblichen Druck auf das Wachstum aus. Immerhin macht die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes in China immer noch rund 28 Prozent des BIP aus – weit mehr als die 13 Prozent im Durchschnitt der OECD-Länder.
Dieses Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Erwägungen und langfristigen Zielen geht weit über die Dekarbonisierung hinaus und war auch das beherrschende Thema der Konferenz im vergangenen Monat. Um die langfristigen Ziele zu erreichen, muss China kurzfristige Liquiditätsprobleme überwinden, die durch die jüngsten Veränderungen und Schocks verursacht wurden, darunter Zinserhöhungen in den Industrieländern, die COVID-19-Pandemie, geopolitisch bedingte Veränderungen der Lieferketten und fallende Vermögenspreise.
Nur mit reichlich Liquidität kann China dem Deflationsdruck und dem schwindenden Vertrauen der Verbraucher und Investoren entgegenwirken, die Bilanzen der Kommunen (die durch die COVID-19-Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen wurden) wiederherstellen und Innovationen (die für Chinas langfristigen Wohlstand entscheidend sind) finanzieren. Um Chinas Dekarbonisierungsziele zu erreichen, sind ebenfalls erhebliche Finanzmittel erforderlich.
Die Mobilisierung der erforderlichen Ressourcen erfordert einen niedrigeren Realzins, der China auch dabei helfen würde, kurzfristige Probleme wie die Deflation der Vermögenspreise anzugehen und mittel- und langfristige Herausforderungen wie die Stabilisierung des Immobiliensektors und die Alterung der Bevölkerung zu bewältigen. Glücklicherweise hat China während seines jahrzehntelangen rasanten Wachstums beträchtliche finanzielle Vermögenswerte und Reserven aufgebaut, sodass es über den nötigen geld- und fiskalischen Spielraum verfügt, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu decken und langfristige Strukturreformen zu unterstützen.
Keine stärkere Zentralisierung
Obwohl der Konferenzbericht die Bereiche hervorhebt, in denen die Zentralregierung eingreifen wird, um die Wirtschaft zu stärken und zu stabilisieren – von der Sanierung der Bilanzen von Unternehmen und Kommunen bis hin zur Förderung von Investitionen in Innovationen – wäre es falsch zu glauben, dass China eine stärkere wirtschaftliche Zentralisierung anstrebt. Im Gegenteil, der Konferenzbericht bekräftigt die Notwendigkeit, dass der Finanzsektor eine nachhaltige Entwicklung von hoher Qualität unterstützt, indem er Innovationen finanziert, seine Effizienz verbessert und sich weiter öffnet.
Zu diesem Zweck befürwortete der Bericht eine umfassende Modernisierung des Aktienmarktes, einschließlich der Diversifizierung der Kanäle für die Eigenkapitalfinanzierung. Die chinesische Führung ist sich der entscheidenden Rolle einer solchen Finanzierung bei der Risikoteilung und dem Risikomanagement in Bereichen wie Innovation und fortgeschrittene Fertigung bis hin zur Lebensmittel- und Energiesicherheit, bewusst.
Der Konferenzbericht betont zudem, dass China auf private Unternehmen, die zum Wirtschaftswachstum und zur Modernisierung der Wirtschaft beitragen, angewiesen ist. Dazu gehören auch ausländische Unternehmen und Investoren, deren Interesse am chinesischen Markt trotz der geopolitischen Spannungen ungebrochen ist. Auf der jüngsten Shanghai China International Import Expo, einer der größten Messen der Welt, stellten US-Unternehmen die größte ausländische Delegation.
Chinas riesige und komplexe Wirtschaft ist durch Spannungen zwischen der Zentralregierung und den lokalen Regierungen, dem öffentlichen und dem privaten Sektor, den verschiedenen Regionen sowie internen und externen Bedingungen gekennzeichnet. In einem solchen System muss eine zentrale Behörde die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der allgemeinen Stabilität und die Festlegung der politischen Richtung übernehmen.
Peking setzt weiter auf schrittweise Öffnung
Aber genauso wie eine ungezügelte Liberalisierung zu Chaos führen würde, würde eine übermäßige Zentralisierung Wachstum und Entwicklung behindern. Aus diesem Grund bekräftigt der Konferenzbericht zwar die Rolle der Regierung bei der Sicherung der makroökonomischen Stabilität, bringt aber gleichzeitig ein nachhaltiges Engagement für die schrittweise Öffnung der chinesischen Wirtschaft für ausländische Investitionen und privaten Wettbewerb zum Ausdruck. Zusammen mit dem Tauwetter in den Beziehungen zwischen den USA und China, das durch das jüngste Treffen zwischen dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und seinem amerikanischen Amtskollegen Joe Biden angedeutet wurde, gibt es gute Gründe für die Annahme, dass das China von morgen innovativer, offener und dynamischer sein wird als je zuvor. Übersetzung: Andreas Hubig
Andrew Sheng ist ein Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong. Xiao Geng, Vorsitzender der Hongkong Institution for International Finance, ist Professor und Direktor des Instituts für Politik und Praxis am Shenzhen Finance Institute der Chinese University of Hongkong, Shenzhen.
Oliver Radtke verlässt zum Jahresende den Posten als Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Peking. Die Stiftung sucht eine/n Nachfolger/in. Radtke wird CEO von Global Neighbours mit Sitz in Wien.
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Dessert
Bei einer staatlichen Gedenkveranstaltung kamen am Mittwoch Schüler und Soldaten der Volksbefreiungsarmee zusammen, um den Opfern des Nanjing-Massakers zu gedenken. Dabei wurden, wie seit ein paar Jahren üblich, weiße Tauben über dem Gelände der Nanjing Memorial Hall freigelassen. Die Kriegsverbrechen begannen am 13. Dezember 1937 nach der Besetzung der Stadt durch Truppen der Kaiserlich Japanischen Armee. Zwischen 200.000 und 300.000 Zivilisten und Kriegsgefangene verloren damals ihr Leben. Das Gedenken an die Gräuel ist heute Teil der patriotischen Erziehung in China und eine offene Wunde in den Beziehungen zu Japan.