Umfragen bestätigen: Kaum etwas ängstigt die Deutschen mehr als steigende Lebenskosten. Die Inflation liegt hierzulande derzeit bei über zwei Prozent – das ist zwar noch moderat, aber höher, als wir es zuletzt gewohnt waren. Ein Teil davon stammt über Umwege aus China und ist durch hohe Rohstoffpreise verursacht. China ist größter Importeur von Rohstoffen. Die Industrie des Landes verarbeitet sie zu Zwischen- und Endprodukten weiter. Unter den steigenden Preisen leiden nun immer mehr kleine Unternehmen vor Ort, analysiert Christiane Kühl. Einige Ökonomen sehen sogar den Aufschwung gefährdet. Die Regierung greift nun ein und wirft einen Teil der strategischen Rohstoffreserven auf den Markt.
Die Militärstrategie im Indo-Pazifik ist klar: China vergrößert stetig seinen Einflussbereich. Frank Sieren analysiert die Motive hinter dem jüngsten Manöver der chinesischen Marine. Sie ist erstmals in die Celebessee zwischen Indonesien und den Philippinen vorgestoßen. Und auch die Waffenentwicklung gibt Anlass zur Sorge: China hat eine neue Anti-Flugzeugträger-Rakete mit einer Reichweite von circa 1.800 Kilometern entwickelt – eine Verdopplung im Vergleich zur Vorgängerversion.
China kämpft mit den rasant steigenden Preisen von Rohstoffen. Metalle, Erze, Rohöl – alles ist extrem teuer geworden. Der Preisanstieg belastet die Industrie im Land, die nach dem Ende der Pandemie eigentlich wieder auf Hochtouren laufen sollte. Peking wird daher Anfang Juli insgesamt 100.000 Tonnen Lagerbestände an Nichteisen-Metallen freigeben. Die Behörde für Lebensmittel und Strategische Reserven teilte mit, dass sie am 5. und 6. Juli 20.000 Tonnen Kupfer, 30.000 Tonnen Zink und 50.000 Tonnen Aluminium öffentlich versteigern werde. Kupfer und Zink werden demnach über eine Plattform des staatlichen Metallkonzerns China Minmetals versteigert, das Aluminium auf einer Plattform des Staatsunternehmens Norinco. Nur Firmen, die diese Metalle verarbeiten, dürfen mitbieten. Die zu versteigernde Menge Zink entspricht nach offiziellen Daten 5,7 Prozent der chinesischen Monatsproduktion vom Mai.
Der ungewöhnliche Schritt zeigt, wie dramatisch die Lage für Chinas Industrie geworden ist. Hohe Rohstoffpreise erhöhen die Kosten für die Produzenten – und damit die Preise für Endprodukte. Die Inflation der Preise ab Werk erreichte in China nach Angaben des Nationalen Statistikamtes im Mai ein 13-Jahreshoch, da die Hersteller die steigenden Rohstoffpreise an ihre Kunden weitergaben. Knapp 100 chinesische Stahlfirmen erhöhten zum Beispiel Anfang Mai die Preise aufgrund gestiegener Kosten im Einkauf von Eisenerz.
Der Erzeugerpreisindex (PPI), der die Preise widerspiegelt, die Fabriken von Großhändlern für ihre Produkte verlangen, stieg im Mai gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent (China.Table berichtete). “Im Mai zogen die Preise für internationales Rohöl, Eisenerz, Nichteisen-Metalle und andere Massengüter stark an”, sagte der leitende NBS-Statistiker Dong Lijuan. Nach dem Ende der Pandemie in China stieg auch die wirtschaftliche Nachfrage stark, was die Preise quer durch die Bank zusätzlich nach oben treibt – und in der Folge auch für Inflation im Konsumsektor sorgen könnte. Peking fürchtet daher, dass die Preisexplosion bei Rohstoffen die gesamte wirtschaftliche Erholung gefährdet.
China ist der weltweit größte Abnehmer von Rohöl, Eisenerz und Nichteisenmetallen und damit einem hohen internationalen Inflationsdruck ausgesetzt. Andererseits kontrolliert die Regierung große Teile der betroffenen vorgelagerten Industrien, was ihr Möglichkeiten gibt, zumindest lokale Effekte zu steuern. Die mächtige Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) traf Ende Mai mit entsprechenden Unternehmen aus dem Rohstoffsektor zusammen – und betonte nach dem Treffen, Peking werde “null Toleranz” zeigen für Preisabsprachen, Verbreitung falscher Informationen, Horten oder Spekulationen. Details nannte die NDRC bisher nicht – es ging um das Signal. Die Stadtregierungen von Shanghai und Tangshan – die im letzten Jahr 13 Prozent des chinesischen Stahls produzierten – wiesen ihre Stahlkonzerne bereits an, die “Marktordnung zu sichern”. Im Klartext: Haltet Eure Preise stabil!
Auf ihrer Website berichtete die NDRC, es habe aus der Branche “Feedback gegeben über übermäßige Spekulationen und Hypes, die den normalen Produktions- und Verkaufsprozess gestört und zum Preisanstieg beigetragen haben”. Man sieht die Ursache für die Exzesse also auch im eigenen Land und nicht nur auf den Weltmärkten. Die NDRC kündigte daher an, die Preiskontrollen für Eisenerz, Kupfer, Mais und andere Massengüter im laufenden Fünfjahresplan 2021-2025 noch einmal zu verstärken.
Der Staatsrat kündigte zeitgleich an, Importzölle für Roheisen und Stahlschrott auszusetzen. Auch Ausfuhrrabatte für bestimmte Stahlprodukte werden vorübergehend gestrichen. Der Staatsrat will zudem von hohen Rohstoffpreisen betroffenen kleineren Privatunternehmen Steuernachlässe und andere finanzielle Unterstützung gewähren. Es häufen sich Berichte über Firmen, die ihre Produktion vorübergehend einschränken oder einstellen mussten, da sie den enormen Preisanstieg nicht abfedern oder voll weitergeben können. Wird die Kluft zwischen Rohstoffkosten und Verkaufspreis zu groß, steigen die Verluste einer Firma mit jeder Tonne, die sie produziert und absetzt.
Die South China Morning Post nennt als Beispiel einen Lieferanten für Eisen- und Stahlgussteile in Guangdong: Modern Casting Ltd. habe Kunden informiert, die bestellte Ware nicht liefern zu können. “Die Kosten für Gussmaterial haben den Bruttogewinn des Unternehmens bei weitem überstiegen und einen Punkt erreicht, an dem wir uns keinen Verlust mehr leisten können”, heißt es laut der Zeitung in der Erklärung des Unternehmens.
Die Regierung bringt also ein ganzes Paket an Maßnahmen auf dem Weg, um die Rohstoffpreise irgendwie zu drücken. Immerhin sind durch diese angekündigten Maßnahmen die Preise wieder leicht gefallen – aber sie sind immer noch sehr hoch. Es wird erwartet, dass dies mindestens bis Jahresende so bleibt. NDRC-Sprecher Meng Wei kündigte daher an, dass in Zukunft noch weitere strategische Reserven freigegeben werden könnten.
Die EU-Handelskammer in China (EUCCC) hält den Preisboom hingegen eher für einen üblichen Zyklus. Das Pendel werde wieder zurückschwingen, beruhigt Kammer-Präsident Jörg Wuttke gegenüber China.Table. Bis dahin gelte wie immer bei hohen Rohstoffpreisen: “Gewinner sind die vorgelagerten Unternehmen, Verlierer sind Hersteller und Verbraucher.”
Der Preisboom heizt in China laut South China Morning Post dennoch Spekulationen über einen Rohstoff-Superzyklus mit extremen, lange anhaltenden Preissteigerungen und anschließender harter Landung an. Solche Superzyklen sind selten und historisch nur infolge besonderer Umstände aufgetreten, wie durch den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Ob die Nach-Pandemie-Erholung eine solche Lage darstellt, ist unter den Experten im Land allerdings umstritten.
Die Nervosität im Westpazifik steigt: Kürzlich durchquerte Chinas Marine die Celebessee, die Indonesien und die Philippinen voneinander trennt. Damit ist die Marine der Volksrepublik erstmals in den Teil des Pazifiks vorgedrungen, der auch das strategisch wichtige US-Territorium Guam umfasst. Die Pazifikinsel ist der westlichste Außenposten der Amerikaner im Pazifik, hier liegt die riesige Andersen Air Force Base. Mehr als 6.100 US-Soldatinnen und -Soldaten sind hier stationiert. Damit hat die Konfrontation zwischen den USA und China im südchinesischen Meer eine neue Qualität bekommen.
Bisher treffen hier noch durchaus ungleiche Kontrahenten aufeinander. Experten verweisen auf den Unterschied zwischen den größten Verbänden und der größten realen Schlagkraft. “Die chinesische Marine ist zahlenmäßig bereits die weltgrößte”, erklärt Verteidigungsforscher Sheu Jyh-Shyang vom Institut für Nationale Verteidigung und Sicherheitsforschung in Taipeh gegenüber dem Deutschlandfunk. “Die USA haben aber mehr große Schiffe, Flugzeugträger mit 100.000 Tonnen. Das heißt, kräftemäßig ist China den USA noch unterlegen, aber zahlenmäßig hat China bereits die größte Marine.” Vor allem die Flugzeugträgerverbände der Chinesen kommen nicht annähernd an die Schlagkraft der amerikanischen Verbände heran.
Immerhin: China hat jetzt Anti-Schiffsraketen, die mit Überschallgeschwindigkeit dicht über der Wasseroberfläche dahinflitzen. Die USA verfügten über diese Fähigkeit noch nicht serienmäßig. Noch mehr Sorge machen den Amerikanern aber neue Raketen, die Flugzeugträger aus 1.800 Kilometern Entfernung ausschalten können. Die Reichweite hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell verdoppelt. All das kostet Geld: Im März verabschiedete der chinesische Volkskongress eine Erhöhung der Militärbudgets von 6,8 Prozent.
Die chinesische Marine hat mit ihren neuen Mitteln in den letzten Jahren ihren Einsatzbereich kontinuierlich ausgeweitet. Vor allem im Südchinesischen Meer wächst die chinesische Präsenz. Peking beansprucht ein Gebiet, das als Neun-Striche-Linie bekannt ist (China.Table berichtete), und untermauert seinen Anspruch dort mit Inselaufschüttungen und Patrouillen. Der aktuelle Einsatz im Westpazifik passt in den Trend, das eigene Einflussgebiet immer größer zu sehen.
Anrainerstaaten wie Vietnam, die Philippinen, Brunei und Malaysia fühlen sich davon in ihren Hoheitsrechten verletzt. Erst Anfang Juni waren 16 chinesische Kampfflugzeuge im malaysischen Luftraum nahe der Küste eingedrungen. Das malaysische Außenministerium bezeichnete das Manöver als “ernste Bedrohung der nationalen Souveränität”. Die Philippinen haben derweil ihre Patrouillen im Südchinesischen Meer verstärkt, nachdem chinesische Schiffe offenbar in die Nähe des umstrittenen Whitsun Reef vorgedrungen waren. Peking erklärte, es habe sich lediglich um Fischerboote gehandelt, die vor schlechtem Wetter Zuflucht suchten. Im Hafen von Sanya auf der Insel Hainan wurde schwarze Boote gesichtet, die die Form von Fischerbooten haben, jedoch mit Kanonen ausgestattet sind.
Die rechtliche Lage ist kompliziert: 2013 hatten die Philippinen mit Unterstützung der USA vor dem Ständigen Schiedshof in Den Haag aufgrund der chinesischen Gebietsansprüche Klage eingereicht. Gegenstand des Streits waren einige der Spratly-Inseln, die sich im Südchinesischen Meer über mehr als 420.000 Quadratkilometer erstrecken und von verschiedenen Anrainern kontrolliert werden, sowie einige andere Riffe und Felsen. Dazu gehören Scarborough Shoal, Second Thomas Shoal, Gaven Riff und Reed Bank. Andere Länder wie Vietnam schlossen sich an.
China erkannte ein Urteil aus dem Jahr 2016 jedoch nicht an. Der Grund: Das Seerechtsübereinkommen, auf dem es beruhte, akzeptieren auch die Amerikaner nicht. Warum sollte China sich einem Urteil fügen, so die Logik, dessen Rechtmäßigkeit nicht einmal von der Weltmacht USA anerkannt wird? Deshalb gilt im südchinesischen Meer weiterhin das Recht des Stärkeren. China hat genügend Spielraum, sich auszubreiten. Die Frage ist nun, wie die Amerikaner auf den Vorstoß in den Westpazifik reagieren werden.
Die US-Regierung verfolgt eine Mischstrategie. Sie zeigt Stärke, kennt aber die Grenzen der möglichen Provokationen. Derzeit ist eine US-Flugzeugträgergruppe unter der Führung der USS Ronald Reagan im Rahmen einer Routinemission im Südchinesischen Meer unterwegs. Außerdem führen US-Marine-Einheiten vor Hawaii Übungen durch, um sich auf einen bevorstehenden Einsatz in der Indo-Pazifik-Region vorzubereiten.
China hat seinerseits 28 Jagdflugzeuge und Bomber über Taiwanesisches Territorium geschickt. Das Manöver wurde als eine Antwort auf den G7-Gipfel in Cornwall gewertet, bei dem Staats- und Regierungschefs der führenden westlichen Wirtschaftsnationen eine friedliche Lösung der Frage zu Taiwan forderten. Das chinesische Außenministerium hatte den G7-Staaten anschließend vorgeworfen, sich in innere Angelegenheiten Chinas einzumischen. Die Volksrepublik betrachtet die Insel mit ihren 23 Millionen Einwohnern als Teil ihres Staatsgebiets.
Das alles betrachten die USA als Angriff auf ihre bisher einzigartige Machtposition im Indo-Pazifik. China könnte die USA bereits 2025 als größte Militärmacht im Pazifik ablösen, glaubt Philip Davidson, der im April in Ruhestand gegangene Befehlshaber des US-Indopazifik-Kommandos. Im Spätsommer soll der Flugzeugträger USS Carl Vinson die USS Ronald Reagan ablösen, die sich auf den Weg machen muss, um den Abzug der Truppen aus Afghanistan zu unterstützten. Seit einer Woche trainiert die Vinson in der Nähe von Hawaii für ihre neue Aufgabe.
An Bord sind die neuen F-35C Lightning II Stealth Fighter und die CMV-22B Osprey, ein Flugzeug mit drehbaren Triebwerken, das wie ein Hubschrauber landen kann. Die Carl Vinson ist der erste US-Flugzeugträger, der mit diesen Flugzeugen ausgestattet ist. Bisher war der Flugzeugträger in San Diego stationiert. Er wurde gerade 17 Monate lang überholt und auf den neusten Stand der Technik gebracht. Dass die Vinson als der am besten ausgestattete US-Flugzeugträger nun im südchinesischen Meer patrouilliert, zeigt, welche Bedeutung Washington der Region zumisst.
Die Weltbank sagt eine weitere wirtschaftliche Erholung für China voraus und hob die Wachstumsprognose für die Volksrepublik auf 8,5 Prozent an – an Anstieg um 0,4 Prozentpunkte zur letzten Prognose aus dem vergangenen Jahr. Begründet wird die noch bessere Wirtschaftsaussicht damit, dass sich sowohl das Verbrauchervertrauen aber auch das Vertrauen der Unternehmen zuletzt verbessert haben und sich auch die Arbeitsmarktbedingungen dadurch besser entwickeln würden. Auch die Binnennachfrage und die Exporte dürften der Analyse zufolge weiter positiv ausfallen. Für das kommende Jahr geht die Weltbank von einem Wachstum von 5,4 Prozent aus, was dem langfristigen Trend vor der Coronavirus-Pandemie entspräche.
Ein erneuter Corona-Ausbruch im Land würde die Wachstumsprognose jedoch zunichtemachen, so die Weltbank. Peking hatte für dieses Jahr das Wachstumsziel auf “über sechs Prozent” festgelegt. Die Zahlen gelten als eher konservativ, da Chinas Bruttoinlandsprodukt schon im vierten Quartal 2020 um 6,5 Prozent gewachsen war. Doch traditionell werden eher tiefere Werte als Ziele ausgegeben, damit sie nicht verfehlt werden können. niw
Am gestrigen Dienstag trafen sich die Außenminister der G20-Staaten. Im Mittelpunkt stand die weltweite Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie. Außenminister Heiko Maas kündigte an, bei dem Treffen auch die sogenannte Impfstoff-Diplomatie Chinas und Russlands ansprechen zu wollen, “von der wir nichts halten”. Es dürfe bei der Corona-Pandemie nicht um “kurzfristige geostrategische Vorteile” gehen, so Maas. Vielmehr solle die G20 gemeinsam den Kampf gegen die Corona-Pandemie führen. Auch US-Außenminister Antony Blinken betonte, wie wichtig es sei, Corona-Impfstoffe an ärmere Länder zu liefern. Das Treffen im italienischen Matera war das erste persönliche Treffen seit zwei Jahren – zuvor hatten sich die Minister virtuell ausgetauscht. nib
Die chinesische Regierung will die Strompreise für Haushalte erhöhen und für Unternehmen senken, berichtet Caixin. Die Entwicklungs- und Reformkommission NDRC habe erkannt, dass Energie für Individualkunden zu günstig, für Betriebe aber zu teuer sein. Wie stark die Preise steigen sollen und wann die Preisänderungen final beschlossen werden, blieb noch offen.
China kontrolliert die Preise für Strom, Wasser und Gas von staatlicher Seite. Eines der Ziele: Diese Grundgüter sollen für Menschen mit niedrigem Einkommen erschwinglich bleiben. Die niedrigen Preise verführen jedoch gerade die betuchte Mittelklasse zur Energieverschwendung, wenn beispielsweise die Klimaanlage den ganzen Tag mitläuft. In Deutschland sind die Strompreise im Schnitt knapp fünfmal höher als in China. fin
Bis zu 90 Prozent der in Myanmar abgebauten Jade wird einem Bericht der Nichtregierungsorganisation Global Witness zufolge nach China geschmuggelt. Die Organisation wirft China vor, damit massiv an der Finanzierung des Militärregimes in Myanmar beteiligt zu sein. Global Witness forderte China in seinem am Dienstag veröffentlichten Bericht auf, seine Rolle in Korruption und Konflikten im Zusammenhang mit dem Jade-Handel in Myanmar anzuerkennen und Schritte dagegen einzuleiten. Der Bericht zufolge reicht die Korruption im Handel mit den Steinen bis zu dem myanmarischen General Min Aung Hlaing, dem De-facto-Machthaber des Landes. Global Witness rief die Weltgemeinschaft zudem zu einem Boykott aller in Myanmar abgebauter Jade und Edelsteinen auf.
Der NGO-Report ziele nicht auf China allein, sagte Keel Dietz von Global Witness gegenüber der South China Morning Post, sondern decke generell die Verbindung des Militärregimes im Jade-Handel auf. Die Volksrepublik sei jedoch klar der größte Abnehmer der geschmuggelten Jade. Zwischen 70 und 90 Prozent der in Myanmar abgebauten Jade – die meiste davon stammt laut Dietz aus Hpakant im Bundesstaat Kachin – werde über Mandalay sowie über die Grenze zwischen der Stadt Muse in Myanmar und der Stadt Ruili in Yunnan gebracht. “Die Zollkontrollen zwischen Muse und Ruili sind nicht besonders streng, daher ist es recht einfach, große Warenmengen über die Grenze zu transportieren”, sagte Dietz.
Chinesische Firmen und Privatpersonen investieren Global Witness zufolge massiv in den myanmarischen Jade-Abbau. Dafür kommen demnach auch gefälschte Pässe zum Einsatz, da Ausländer:innen eigentlich keine Unternehmen für den Abbau von Jade in Myanmar besitzen dürfen. Auch ein großer Teil der für den Abbau eingesetzten Gerätschaften sei von chinesischen Firmen oder durch chinesische Kredite finanziert, heißt es weiter in dem Bericht. Demnach wird die rohe Jade meist zur Weiterverarbeitung nach China geschickt. ari
Die Stadt Guangzhou am Perlflussdelta wird bis September ein Quarantäne-Hotel in der Nähe des Flughafens bauen. Die Unterkunft soll 5.000 Zimmer haben, die voneinander isoliert sind, berichtet die Financial Times. Eine Unterbringung von Reisenden in Hotels näher an der Stadt führe eher zu Infektionen, gibt die Zeitung einen chinesischen Arzt wieder. Mehr als 80 Prozent der China-Reisenden seien demzufolge in den Städten Guangzhou und Shenzhen unter Quarantäne gestellt worden, so die FT. Die Errichtung des Hotels deutet darauf hin, dass Reisende weiterhin mit Quarantänebestimmungen und Einreisebeschränkungen zu rechnen haben (China.Table berichtete). nib
Ihre Faszination für China hat Tania Becker gewissermaßen das Leben gerettet. Die Kroatin kam Ende der Achtzigerjahre als Gaststudentin nach Deutschland. Wenig später brach in ihrer Heimat der Krieg aus und sie blieb in der Bundesrepublik. Damals studierte Becker noch Kunstgeschichte und hatte eigentlich Ambitionen, an der Ruhr-Universität Bochum eine Doktorarbeit zu schreiben. “Irgendwann, wie das Leben so will, hatte ich drei Jahre lang eine tiefe Depression”, berichtet sie.
Sie entdeckte Tai-Chi für sich, die chinesische Bewegungslehre und Kampfkunst, und recherchierte intensiver über das Land. “Aber die Worte hatten so viele Bedeutungen. Ich wollte das Geheimnis der chinesischen Sprache knacken”, erzählt Becker. Sie schrieb sich mit Mitte 30 für Sinologie ein.
Es folgten ein Magisterstudium, zahlreiche China-Aufenthalte, eine abgeschlossene Promotion und eine darauffolgende Anstellung an der Ruhr-Universität. 2010 kam Tania Becker dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die TU Berlin und ist heute eine sehr anerkannte China-Kennerin. Ihre Forschungsschwerpunkte reichen von der chinesischen Philosophie des Daoismus bis zu Robotik und künstlicher Intelligenz. “Zunächst beschäftigte ich mich eher mit klassischen Themen, aber nun interessiert mich vor allem die Zukunft Chinas”, sagt sie. Bei ihrem ersten Seminar zu Robotik und KI in China waren 110 Seminarteilnehmer.
Tania Becker verfolgt einen sehr universellen Ansatz und versucht möglichst viel über China in Erfahrung und ihren Studierenden näherzubringen. Zusammen mit zwei Kolleginnen von der Ruhr-Universität und der Christian-Albrechts-Universität in Kiel hat sie das Online-Format “chinnotopia“ ins Leben gerufen. Einmal im Monat diskutieren dort Experten und Studierende interaktiv über neue technologische und kulturelle Entwicklungen.
Für ihre Forschungen ist Becker bereits häufig nach China und Taiwan gereist. 2019 war sie fünfmal in der Volksrepublik und einmal in Taiwan. “Ich habe jedes Jahr versucht, ein bis zwei Monate in China zu sein”, erzählt sie. “Jedes Mal, wenn ich ein Visum beantrage, zittere ich am Schalter.” Diese Furcht habe vor allem mit ihrem Einsatz für die Uiguren, aber auch kritischen Interviews für Amnesty International zu tun.
Doch bei aller Kritik sei sie auch fasziniert vom Fortschrittsstreben der Chinesen. “Die versuchen immer mit den Besten Schritt zu halten”, meint Tania Becker. Zuletzt sei das deutlich geworden, als sie Google nacheiferten und einen ähnlichen Quantencomputer (China.Table berichtete) wie der Internetriese entwickelten. Diese zielstrebige Vorgehensweise wünsche sie sich auch manchmal hierzulande. Der chinesische Markt biete gerade für deutsche Start-ups hervorragende Möglichkeiten. Pures Wettbewerbs- und Abschottungsdenken bringe da aus ihrer Sicht nichts. Constantin Eckner
Li Bo has been nominated for the post of Deputy Managing Director of the International Monetary Fund (IMF). Just two months ago, he had been appointed deputy director of China’s central bank. Li graduated from Harvard Law School and has a 14-year career at the central bank.
Michael Willome will be the new CEO of Synthomer, a company focused on latex and specialty chemicals. Willome was CEO at Swiss group Bystronic between 2016 and April 2021. Last year, Synthomer made 27.5 percent of its global sales in Asia and opened its first production plant in China. The 54-year-old will succeed Calum MacLean, who will continue to run the business until November 1, 2021.
Blumen dürfen bei der anstehenden 100-Jahr-Feier der KP nicht fehlen. Auf dem Märtyrer-Friedhof in Nanjing wurden 170.000 Blumentöpfe aufgestellt, um das Emblem der Kommunistischen Partei, die Zahl 100 sowie die Zahlen 1921 und 2021 (nicht im Bild) darzustellen.
Umfragen bestätigen: Kaum etwas ängstigt die Deutschen mehr als steigende Lebenskosten. Die Inflation liegt hierzulande derzeit bei über zwei Prozent – das ist zwar noch moderat, aber höher, als wir es zuletzt gewohnt waren. Ein Teil davon stammt über Umwege aus China und ist durch hohe Rohstoffpreise verursacht. China ist größter Importeur von Rohstoffen. Die Industrie des Landes verarbeitet sie zu Zwischen- und Endprodukten weiter. Unter den steigenden Preisen leiden nun immer mehr kleine Unternehmen vor Ort, analysiert Christiane Kühl. Einige Ökonomen sehen sogar den Aufschwung gefährdet. Die Regierung greift nun ein und wirft einen Teil der strategischen Rohstoffreserven auf den Markt.
Die Militärstrategie im Indo-Pazifik ist klar: China vergrößert stetig seinen Einflussbereich. Frank Sieren analysiert die Motive hinter dem jüngsten Manöver der chinesischen Marine. Sie ist erstmals in die Celebessee zwischen Indonesien und den Philippinen vorgestoßen. Und auch die Waffenentwicklung gibt Anlass zur Sorge: China hat eine neue Anti-Flugzeugträger-Rakete mit einer Reichweite von circa 1.800 Kilometern entwickelt – eine Verdopplung im Vergleich zur Vorgängerversion.
China kämpft mit den rasant steigenden Preisen von Rohstoffen. Metalle, Erze, Rohöl – alles ist extrem teuer geworden. Der Preisanstieg belastet die Industrie im Land, die nach dem Ende der Pandemie eigentlich wieder auf Hochtouren laufen sollte. Peking wird daher Anfang Juli insgesamt 100.000 Tonnen Lagerbestände an Nichteisen-Metallen freigeben. Die Behörde für Lebensmittel und Strategische Reserven teilte mit, dass sie am 5. und 6. Juli 20.000 Tonnen Kupfer, 30.000 Tonnen Zink und 50.000 Tonnen Aluminium öffentlich versteigern werde. Kupfer und Zink werden demnach über eine Plattform des staatlichen Metallkonzerns China Minmetals versteigert, das Aluminium auf einer Plattform des Staatsunternehmens Norinco. Nur Firmen, die diese Metalle verarbeiten, dürfen mitbieten. Die zu versteigernde Menge Zink entspricht nach offiziellen Daten 5,7 Prozent der chinesischen Monatsproduktion vom Mai.
Der ungewöhnliche Schritt zeigt, wie dramatisch die Lage für Chinas Industrie geworden ist. Hohe Rohstoffpreise erhöhen die Kosten für die Produzenten – und damit die Preise für Endprodukte. Die Inflation der Preise ab Werk erreichte in China nach Angaben des Nationalen Statistikamtes im Mai ein 13-Jahreshoch, da die Hersteller die steigenden Rohstoffpreise an ihre Kunden weitergaben. Knapp 100 chinesische Stahlfirmen erhöhten zum Beispiel Anfang Mai die Preise aufgrund gestiegener Kosten im Einkauf von Eisenerz.
Der Erzeugerpreisindex (PPI), der die Preise widerspiegelt, die Fabriken von Großhändlern für ihre Produkte verlangen, stieg im Mai gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent (China.Table berichtete). “Im Mai zogen die Preise für internationales Rohöl, Eisenerz, Nichteisen-Metalle und andere Massengüter stark an”, sagte der leitende NBS-Statistiker Dong Lijuan. Nach dem Ende der Pandemie in China stieg auch die wirtschaftliche Nachfrage stark, was die Preise quer durch die Bank zusätzlich nach oben treibt – und in der Folge auch für Inflation im Konsumsektor sorgen könnte. Peking fürchtet daher, dass die Preisexplosion bei Rohstoffen die gesamte wirtschaftliche Erholung gefährdet.
China ist der weltweit größte Abnehmer von Rohöl, Eisenerz und Nichteisenmetallen und damit einem hohen internationalen Inflationsdruck ausgesetzt. Andererseits kontrolliert die Regierung große Teile der betroffenen vorgelagerten Industrien, was ihr Möglichkeiten gibt, zumindest lokale Effekte zu steuern. Die mächtige Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) traf Ende Mai mit entsprechenden Unternehmen aus dem Rohstoffsektor zusammen – und betonte nach dem Treffen, Peking werde “null Toleranz” zeigen für Preisabsprachen, Verbreitung falscher Informationen, Horten oder Spekulationen. Details nannte die NDRC bisher nicht – es ging um das Signal. Die Stadtregierungen von Shanghai und Tangshan – die im letzten Jahr 13 Prozent des chinesischen Stahls produzierten – wiesen ihre Stahlkonzerne bereits an, die “Marktordnung zu sichern”. Im Klartext: Haltet Eure Preise stabil!
Auf ihrer Website berichtete die NDRC, es habe aus der Branche “Feedback gegeben über übermäßige Spekulationen und Hypes, die den normalen Produktions- und Verkaufsprozess gestört und zum Preisanstieg beigetragen haben”. Man sieht die Ursache für die Exzesse also auch im eigenen Land und nicht nur auf den Weltmärkten. Die NDRC kündigte daher an, die Preiskontrollen für Eisenerz, Kupfer, Mais und andere Massengüter im laufenden Fünfjahresplan 2021-2025 noch einmal zu verstärken.
Der Staatsrat kündigte zeitgleich an, Importzölle für Roheisen und Stahlschrott auszusetzen. Auch Ausfuhrrabatte für bestimmte Stahlprodukte werden vorübergehend gestrichen. Der Staatsrat will zudem von hohen Rohstoffpreisen betroffenen kleineren Privatunternehmen Steuernachlässe und andere finanzielle Unterstützung gewähren. Es häufen sich Berichte über Firmen, die ihre Produktion vorübergehend einschränken oder einstellen mussten, da sie den enormen Preisanstieg nicht abfedern oder voll weitergeben können. Wird die Kluft zwischen Rohstoffkosten und Verkaufspreis zu groß, steigen die Verluste einer Firma mit jeder Tonne, die sie produziert und absetzt.
Die South China Morning Post nennt als Beispiel einen Lieferanten für Eisen- und Stahlgussteile in Guangdong: Modern Casting Ltd. habe Kunden informiert, die bestellte Ware nicht liefern zu können. “Die Kosten für Gussmaterial haben den Bruttogewinn des Unternehmens bei weitem überstiegen und einen Punkt erreicht, an dem wir uns keinen Verlust mehr leisten können”, heißt es laut der Zeitung in der Erklärung des Unternehmens.
Die Regierung bringt also ein ganzes Paket an Maßnahmen auf dem Weg, um die Rohstoffpreise irgendwie zu drücken. Immerhin sind durch diese angekündigten Maßnahmen die Preise wieder leicht gefallen – aber sie sind immer noch sehr hoch. Es wird erwartet, dass dies mindestens bis Jahresende so bleibt. NDRC-Sprecher Meng Wei kündigte daher an, dass in Zukunft noch weitere strategische Reserven freigegeben werden könnten.
Die EU-Handelskammer in China (EUCCC) hält den Preisboom hingegen eher für einen üblichen Zyklus. Das Pendel werde wieder zurückschwingen, beruhigt Kammer-Präsident Jörg Wuttke gegenüber China.Table. Bis dahin gelte wie immer bei hohen Rohstoffpreisen: “Gewinner sind die vorgelagerten Unternehmen, Verlierer sind Hersteller und Verbraucher.”
Der Preisboom heizt in China laut South China Morning Post dennoch Spekulationen über einen Rohstoff-Superzyklus mit extremen, lange anhaltenden Preissteigerungen und anschließender harter Landung an. Solche Superzyklen sind selten und historisch nur infolge besonderer Umstände aufgetreten, wie durch den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Ob die Nach-Pandemie-Erholung eine solche Lage darstellt, ist unter den Experten im Land allerdings umstritten.
Die Nervosität im Westpazifik steigt: Kürzlich durchquerte Chinas Marine die Celebessee, die Indonesien und die Philippinen voneinander trennt. Damit ist die Marine der Volksrepublik erstmals in den Teil des Pazifiks vorgedrungen, der auch das strategisch wichtige US-Territorium Guam umfasst. Die Pazifikinsel ist der westlichste Außenposten der Amerikaner im Pazifik, hier liegt die riesige Andersen Air Force Base. Mehr als 6.100 US-Soldatinnen und -Soldaten sind hier stationiert. Damit hat die Konfrontation zwischen den USA und China im südchinesischen Meer eine neue Qualität bekommen.
Bisher treffen hier noch durchaus ungleiche Kontrahenten aufeinander. Experten verweisen auf den Unterschied zwischen den größten Verbänden und der größten realen Schlagkraft. “Die chinesische Marine ist zahlenmäßig bereits die weltgrößte”, erklärt Verteidigungsforscher Sheu Jyh-Shyang vom Institut für Nationale Verteidigung und Sicherheitsforschung in Taipeh gegenüber dem Deutschlandfunk. “Die USA haben aber mehr große Schiffe, Flugzeugträger mit 100.000 Tonnen. Das heißt, kräftemäßig ist China den USA noch unterlegen, aber zahlenmäßig hat China bereits die größte Marine.” Vor allem die Flugzeugträgerverbände der Chinesen kommen nicht annähernd an die Schlagkraft der amerikanischen Verbände heran.
Immerhin: China hat jetzt Anti-Schiffsraketen, die mit Überschallgeschwindigkeit dicht über der Wasseroberfläche dahinflitzen. Die USA verfügten über diese Fähigkeit noch nicht serienmäßig. Noch mehr Sorge machen den Amerikanern aber neue Raketen, die Flugzeugträger aus 1.800 Kilometern Entfernung ausschalten können. Die Reichweite hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell verdoppelt. All das kostet Geld: Im März verabschiedete der chinesische Volkskongress eine Erhöhung der Militärbudgets von 6,8 Prozent.
Die chinesische Marine hat mit ihren neuen Mitteln in den letzten Jahren ihren Einsatzbereich kontinuierlich ausgeweitet. Vor allem im Südchinesischen Meer wächst die chinesische Präsenz. Peking beansprucht ein Gebiet, das als Neun-Striche-Linie bekannt ist (China.Table berichtete), und untermauert seinen Anspruch dort mit Inselaufschüttungen und Patrouillen. Der aktuelle Einsatz im Westpazifik passt in den Trend, das eigene Einflussgebiet immer größer zu sehen.
Anrainerstaaten wie Vietnam, die Philippinen, Brunei und Malaysia fühlen sich davon in ihren Hoheitsrechten verletzt. Erst Anfang Juni waren 16 chinesische Kampfflugzeuge im malaysischen Luftraum nahe der Küste eingedrungen. Das malaysische Außenministerium bezeichnete das Manöver als “ernste Bedrohung der nationalen Souveränität”. Die Philippinen haben derweil ihre Patrouillen im Südchinesischen Meer verstärkt, nachdem chinesische Schiffe offenbar in die Nähe des umstrittenen Whitsun Reef vorgedrungen waren. Peking erklärte, es habe sich lediglich um Fischerboote gehandelt, die vor schlechtem Wetter Zuflucht suchten. Im Hafen von Sanya auf der Insel Hainan wurde schwarze Boote gesichtet, die die Form von Fischerbooten haben, jedoch mit Kanonen ausgestattet sind.
Die rechtliche Lage ist kompliziert: 2013 hatten die Philippinen mit Unterstützung der USA vor dem Ständigen Schiedshof in Den Haag aufgrund der chinesischen Gebietsansprüche Klage eingereicht. Gegenstand des Streits waren einige der Spratly-Inseln, die sich im Südchinesischen Meer über mehr als 420.000 Quadratkilometer erstrecken und von verschiedenen Anrainern kontrolliert werden, sowie einige andere Riffe und Felsen. Dazu gehören Scarborough Shoal, Second Thomas Shoal, Gaven Riff und Reed Bank. Andere Länder wie Vietnam schlossen sich an.
China erkannte ein Urteil aus dem Jahr 2016 jedoch nicht an. Der Grund: Das Seerechtsübereinkommen, auf dem es beruhte, akzeptieren auch die Amerikaner nicht. Warum sollte China sich einem Urteil fügen, so die Logik, dessen Rechtmäßigkeit nicht einmal von der Weltmacht USA anerkannt wird? Deshalb gilt im südchinesischen Meer weiterhin das Recht des Stärkeren. China hat genügend Spielraum, sich auszubreiten. Die Frage ist nun, wie die Amerikaner auf den Vorstoß in den Westpazifik reagieren werden.
Die US-Regierung verfolgt eine Mischstrategie. Sie zeigt Stärke, kennt aber die Grenzen der möglichen Provokationen. Derzeit ist eine US-Flugzeugträgergruppe unter der Führung der USS Ronald Reagan im Rahmen einer Routinemission im Südchinesischen Meer unterwegs. Außerdem führen US-Marine-Einheiten vor Hawaii Übungen durch, um sich auf einen bevorstehenden Einsatz in der Indo-Pazifik-Region vorzubereiten.
China hat seinerseits 28 Jagdflugzeuge und Bomber über Taiwanesisches Territorium geschickt. Das Manöver wurde als eine Antwort auf den G7-Gipfel in Cornwall gewertet, bei dem Staats- und Regierungschefs der führenden westlichen Wirtschaftsnationen eine friedliche Lösung der Frage zu Taiwan forderten. Das chinesische Außenministerium hatte den G7-Staaten anschließend vorgeworfen, sich in innere Angelegenheiten Chinas einzumischen. Die Volksrepublik betrachtet die Insel mit ihren 23 Millionen Einwohnern als Teil ihres Staatsgebiets.
Das alles betrachten die USA als Angriff auf ihre bisher einzigartige Machtposition im Indo-Pazifik. China könnte die USA bereits 2025 als größte Militärmacht im Pazifik ablösen, glaubt Philip Davidson, der im April in Ruhestand gegangene Befehlshaber des US-Indopazifik-Kommandos. Im Spätsommer soll der Flugzeugträger USS Carl Vinson die USS Ronald Reagan ablösen, die sich auf den Weg machen muss, um den Abzug der Truppen aus Afghanistan zu unterstützten. Seit einer Woche trainiert die Vinson in der Nähe von Hawaii für ihre neue Aufgabe.
An Bord sind die neuen F-35C Lightning II Stealth Fighter und die CMV-22B Osprey, ein Flugzeug mit drehbaren Triebwerken, das wie ein Hubschrauber landen kann. Die Carl Vinson ist der erste US-Flugzeugträger, der mit diesen Flugzeugen ausgestattet ist. Bisher war der Flugzeugträger in San Diego stationiert. Er wurde gerade 17 Monate lang überholt und auf den neusten Stand der Technik gebracht. Dass die Vinson als der am besten ausgestattete US-Flugzeugträger nun im südchinesischen Meer patrouilliert, zeigt, welche Bedeutung Washington der Region zumisst.
Die Weltbank sagt eine weitere wirtschaftliche Erholung für China voraus und hob die Wachstumsprognose für die Volksrepublik auf 8,5 Prozent an – an Anstieg um 0,4 Prozentpunkte zur letzten Prognose aus dem vergangenen Jahr. Begründet wird die noch bessere Wirtschaftsaussicht damit, dass sich sowohl das Verbrauchervertrauen aber auch das Vertrauen der Unternehmen zuletzt verbessert haben und sich auch die Arbeitsmarktbedingungen dadurch besser entwickeln würden. Auch die Binnennachfrage und die Exporte dürften der Analyse zufolge weiter positiv ausfallen. Für das kommende Jahr geht die Weltbank von einem Wachstum von 5,4 Prozent aus, was dem langfristigen Trend vor der Coronavirus-Pandemie entspräche.
Ein erneuter Corona-Ausbruch im Land würde die Wachstumsprognose jedoch zunichtemachen, so die Weltbank. Peking hatte für dieses Jahr das Wachstumsziel auf “über sechs Prozent” festgelegt. Die Zahlen gelten als eher konservativ, da Chinas Bruttoinlandsprodukt schon im vierten Quartal 2020 um 6,5 Prozent gewachsen war. Doch traditionell werden eher tiefere Werte als Ziele ausgegeben, damit sie nicht verfehlt werden können. niw
Am gestrigen Dienstag trafen sich die Außenminister der G20-Staaten. Im Mittelpunkt stand die weltweite Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie. Außenminister Heiko Maas kündigte an, bei dem Treffen auch die sogenannte Impfstoff-Diplomatie Chinas und Russlands ansprechen zu wollen, “von der wir nichts halten”. Es dürfe bei der Corona-Pandemie nicht um “kurzfristige geostrategische Vorteile” gehen, so Maas. Vielmehr solle die G20 gemeinsam den Kampf gegen die Corona-Pandemie führen. Auch US-Außenminister Antony Blinken betonte, wie wichtig es sei, Corona-Impfstoffe an ärmere Länder zu liefern. Das Treffen im italienischen Matera war das erste persönliche Treffen seit zwei Jahren – zuvor hatten sich die Minister virtuell ausgetauscht. nib
Die chinesische Regierung will die Strompreise für Haushalte erhöhen und für Unternehmen senken, berichtet Caixin. Die Entwicklungs- und Reformkommission NDRC habe erkannt, dass Energie für Individualkunden zu günstig, für Betriebe aber zu teuer sein. Wie stark die Preise steigen sollen und wann die Preisänderungen final beschlossen werden, blieb noch offen.
China kontrolliert die Preise für Strom, Wasser und Gas von staatlicher Seite. Eines der Ziele: Diese Grundgüter sollen für Menschen mit niedrigem Einkommen erschwinglich bleiben. Die niedrigen Preise verführen jedoch gerade die betuchte Mittelklasse zur Energieverschwendung, wenn beispielsweise die Klimaanlage den ganzen Tag mitläuft. In Deutschland sind die Strompreise im Schnitt knapp fünfmal höher als in China. fin
Bis zu 90 Prozent der in Myanmar abgebauten Jade wird einem Bericht der Nichtregierungsorganisation Global Witness zufolge nach China geschmuggelt. Die Organisation wirft China vor, damit massiv an der Finanzierung des Militärregimes in Myanmar beteiligt zu sein. Global Witness forderte China in seinem am Dienstag veröffentlichten Bericht auf, seine Rolle in Korruption und Konflikten im Zusammenhang mit dem Jade-Handel in Myanmar anzuerkennen und Schritte dagegen einzuleiten. Der Bericht zufolge reicht die Korruption im Handel mit den Steinen bis zu dem myanmarischen General Min Aung Hlaing, dem De-facto-Machthaber des Landes. Global Witness rief die Weltgemeinschaft zudem zu einem Boykott aller in Myanmar abgebauter Jade und Edelsteinen auf.
Der NGO-Report ziele nicht auf China allein, sagte Keel Dietz von Global Witness gegenüber der South China Morning Post, sondern decke generell die Verbindung des Militärregimes im Jade-Handel auf. Die Volksrepublik sei jedoch klar der größte Abnehmer der geschmuggelten Jade. Zwischen 70 und 90 Prozent der in Myanmar abgebauten Jade – die meiste davon stammt laut Dietz aus Hpakant im Bundesstaat Kachin – werde über Mandalay sowie über die Grenze zwischen der Stadt Muse in Myanmar und der Stadt Ruili in Yunnan gebracht. “Die Zollkontrollen zwischen Muse und Ruili sind nicht besonders streng, daher ist es recht einfach, große Warenmengen über die Grenze zu transportieren”, sagte Dietz.
Chinesische Firmen und Privatpersonen investieren Global Witness zufolge massiv in den myanmarischen Jade-Abbau. Dafür kommen demnach auch gefälschte Pässe zum Einsatz, da Ausländer:innen eigentlich keine Unternehmen für den Abbau von Jade in Myanmar besitzen dürfen. Auch ein großer Teil der für den Abbau eingesetzten Gerätschaften sei von chinesischen Firmen oder durch chinesische Kredite finanziert, heißt es weiter in dem Bericht. Demnach wird die rohe Jade meist zur Weiterverarbeitung nach China geschickt. ari
Die Stadt Guangzhou am Perlflussdelta wird bis September ein Quarantäne-Hotel in der Nähe des Flughafens bauen. Die Unterkunft soll 5.000 Zimmer haben, die voneinander isoliert sind, berichtet die Financial Times. Eine Unterbringung von Reisenden in Hotels näher an der Stadt führe eher zu Infektionen, gibt die Zeitung einen chinesischen Arzt wieder. Mehr als 80 Prozent der China-Reisenden seien demzufolge in den Städten Guangzhou und Shenzhen unter Quarantäne gestellt worden, so die FT. Die Errichtung des Hotels deutet darauf hin, dass Reisende weiterhin mit Quarantänebestimmungen und Einreisebeschränkungen zu rechnen haben (China.Table berichtete). nib
Ihre Faszination für China hat Tania Becker gewissermaßen das Leben gerettet. Die Kroatin kam Ende der Achtzigerjahre als Gaststudentin nach Deutschland. Wenig später brach in ihrer Heimat der Krieg aus und sie blieb in der Bundesrepublik. Damals studierte Becker noch Kunstgeschichte und hatte eigentlich Ambitionen, an der Ruhr-Universität Bochum eine Doktorarbeit zu schreiben. “Irgendwann, wie das Leben so will, hatte ich drei Jahre lang eine tiefe Depression”, berichtet sie.
Sie entdeckte Tai-Chi für sich, die chinesische Bewegungslehre und Kampfkunst, und recherchierte intensiver über das Land. “Aber die Worte hatten so viele Bedeutungen. Ich wollte das Geheimnis der chinesischen Sprache knacken”, erzählt Becker. Sie schrieb sich mit Mitte 30 für Sinologie ein.
Es folgten ein Magisterstudium, zahlreiche China-Aufenthalte, eine abgeschlossene Promotion und eine darauffolgende Anstellung an der Ruhr-Universität. 2010 kam Tania Becker dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die TU Berlin und ist heute eine sehr anerkannte China-Kennerin. Ihre Forschungsschwerpunkte reichen von der chinesischen Philosophie des Daoismus bis zu Robotik und künstlicher Intelligenz. “Zunächst beschäftigte ich mich eher mit klassischen Themen, aber nun interessiert mich vor allem die Zukunft Chinas”, sagt sie. Bei ihrem ersten Seminar zu Robotik und KI in China waren 110 Seminarteilnehmer.
Tania Becker verfolgt einen sehr universellen Ansatz und versucht möglichst viel über China in Erfahrung und ihren Studierenden näherzubringen. Zusammen mit zwei Kolleginnen von der Ruhr-Universität und der Christian-Albrechts-Universität in Kiel hat sie das Online-Format “chinnotopia“ ins Leben gerufen. Einmal im Monat diskutieren dort Experten und Studierende interaktiv über neue technologische und kulturelle Entwicklungen.
Für ihre Forschungen ist Becker bereits häufig nach China und Taiwan gereist. 2019 war sie fünfmal in der Volksrepublik und einmal in Taiwan. “Ich habe jedes Jahr versucht, ein bis zwei Monate in China zu sein”, erzählt sie. “Jedes Mal, wenn ich ein Visum beantrage, zittere ich am Schalter.” Diese Furcht habe vor allem mit ihrem Einsatz für die Uiguren, aber auch kritischen Interviews für Amnesty International zu tun.
Doch bei aller Kritik sei sie auch fasziniert vom Fortschrittsstreben der Chinesen. “Die versuchen immer mit den Besten Schritt zu halten”, meint Tania Becker. Zuletzt sei das deutlich geworden, als sie Google nacheiferten und einen ähnlichen Quantencomputer (China.Table berichtete) wie der Internetriese entwickelten. Diese zielstrebige Vorgehensweise wünsche sie sich auch manchmal hierzulande. Der chinesische Markt biete gerade für deutsche Start-ups hervorragende Möglichkeiten. Pures Wettbewerbs- und Abschottungsdenken bringe da aus ihrer Sicht nichts. Constantin Eckner
Li Bo has been nominated for the post of Deputy Managing Director of the International Monetary Fund (IMF). Just two months ago, he had been appointed deputy director of China’s central bank. Li graduated from Harvard Law School and has a 14-year career at the central bank.
Michael Willome will be the new CEO of Synthomer, a company focused on latex and specialty chemicals. Willome was CEO at Swiss group Bystronic between 2016 and April 2021. Last year, Synthomer made 27.5 percent of its global sales in Asia and opened its first production plant in China. The 54-year-old will succeed Calum MacLean, who will continue to run the business until November 1, 2021.
Blumen dürfen bei der anstehenden 100-Jahr-Feier der KP nicht fehlen. Auf dem Märtyrer-Friedhof in Nanjing wurden 170.000 Blumentöpfe aufgestellt, um das Emblem der Kommunistischen Partei, die Zahl 100 sowie die Zahlen 1921 und 2021 (nicht im Bild) darzustellen.