Table.Briefing: China

Risiken der Abhängigkeiten + Hoffnungsträger einer Kaffeekette

Liebe Leserin, lieber Leser,

inzwischen wird an vielen Fronten sehr genau hingeschaut, in welchem Maße unsere Industrien mit chinesischen Rohstoffen oder Vorprodukten verquickt sind. Die Ergebnisse zahlreicher Studien sind immer wieder erstaunlich, weil sie offenbaren, mit welcher Sorglosigkeit sich ganze Branchen in die Abhängigkeit von der Volksrepublik China gestürzt haben.

Christiane Kühl hat sich am Beispiel der Lithium-Ionen-Batterien einmal angeschaut, was jüngste Studien zu diesen Abhängigkeiten herausgefunden haben. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

Derweil haben Chinas Behörden erste Geldstrafen gegen sieben Unternehmen ausgesprochen, die in den jüngsten Speiseölskandal verwickelt sind. Die Ermittlungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen, und es kann durchaus sein, dass zumindest metaphorisch noch einige Köpfe rollen werden.

So haben es die Behörden zumindest in der Vergangenheit immer gehandhabt: Gefängnisstrafen für die kleinen Fische, damit der Mob ruhiggestellt wird. Der Rücktritt eines Ministers – das wäre doch mal etwas. Aber damit würde das Versagen und damit auch der Zorn der Verbraucher wohl zu nahe an das Machtzentrum des Landes rücken. Und dort will die Partei es sicher nicht sehen.

Ihr
Marcel Grzanna
Bild von Marcel  Grzanna

Analyse

Cleantech: Wie Risikoanalysen die Abhängigkeiten von China verringern sollen

Der chinesische Autostaatskonzern FAW kooperiert mit BYD, dem führenden Batteriehersteller in China.

Chinas Cleantech-Industrien drängen auf die Weltmärkte. Die Firmen exportieren – und wollen zudem in vielen Ländern eigene Produktionen aufbauen. Die Abhängigkeiten vieler Staaten von Chinas Solaranlagen, Windturbinen oder Batterien steigen – und so gibt es immer mehr Studien, die das Risiko dieser Abhängigkeiten untersuchen. Nicht nur Sicherheits- und wirtschaftliche Aspekte, sondern auch die Gefahren, bei der Enegiewende ins Stocken zu kommen, werden immer gründlicher untersucht. Andernfalls wächst die Wahrscheinlichkeit falscher politischer Entscheidungen.

Die Europäer müssten alle Seiten dieses Dreiecks untersuchen, um das Risiko ihrer Beziehungen zu China reduzieren zu können, heißt es in einer aktuellen Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR): “Schrumpft das Risiko auf einer Seite des Dreiecks, wachsen die Risiken auf einer anderen Seite.” Das typische Beispiel: Strafzölle auf E-Autos oder Solarmodule machen diese teurer und könnten die Klimapolitik ausbremsen.

Catl und BYD mit großem Abstand an der Spitze

Bei Batterien für Elektroautos sind Chinas Firmen inzwischen fast so dominant wie in der Photovoltaik. Sie produzieren etwa zwei Drittel der Lithium-Ionen-Batterien dieser Welt. Fünf der zehn Batteriehersteller mit dem weltgrößten Marktanteil stammen aus China, wobei Catl und BYD mit großem Abstand an der Spitze stehen. Batterien gehören ebenso wie Solarzellen und E-Autos zu den sogenannten “Neuen Drei” (新三样), die Peking zu globalen Exportschlagern aufbauen will. Zugleich sind Elektroauto-Batterien von zentraler Bedeutung für die EU bei ihrem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden.

Auch braucht Europa Batterien für Stromnetzspeicher, die angesichts der schwankenden erneuerbaren Energien für eine stabile Stromversorgung nötig sind. Die EU-Nachfrage nach Energiespeicherkapazitäten wird voraussichtlich von derzeit 60 Gigawatt (GW/hauptsächlich in Form von Wasserkraftspeichern) auf 200 GW im Jahr 2030 und 600 GW im Jahr 2050 steigen.

Hersteller günstiger dank chinesischen Vorprodukten

Ganz ohne China wäre es schwierig, für all dies genug Batterien zu tolerablen Preisen zu bekommen. Rund 30 Prozent der Batterien in E-Autos, die 2023 in der EU verkauft wurden, stammen von chinesischen Herstellern. Weltweit waren Batterien demnach mit durchschnittlich 126 US-Dollar pro Kilowattstunde in China am günstigsten, während die Preise in den USA und der EU um elf beziehungsweise 20 Prozent höher lagen.

Die Erfahrung chinesischer Unternehmen mit effizienten Produktionsverfahren und ihr technologischer Vorsprung bei den energieeffizienteren und billigeren Lithium-Eisenphosphat-Batterien tragen neben einer langjährigen staatlichen Förderung laut der ECFR-Studie zu diesen niedrigen Preisen bei. “Da die Batterie etwa 40 Prozent des Gesamtwerts eines Elektrofahrzeugs ausmacht, können europäische Autohersteller durch den Zugang zu kostengünstigen chinesischen Vorprodukten die Kosten ihrer Modelle senken“, schreiben die Autoren, zu denen auch die deutsche China-Expertin Janka Oertel gehört.

China dominiert auch die Batterie-Lieferkette

Chinesische Hersteller dominieren die gesamte Lieferkette. “Nach jahrelangen Investitionen in Bergbauanlagen auf der ganzen Welt kontrolliert China rund 41 Prozent des weltweiten Kobalts, 28 Prozent des Lithiums und 78 Prozent des Graphits, das zumeist direkt in China abgebaut wird”, heißt es in der ECFR-Studie. Diese Dominanz sei bei der Verarbeitung dieser Mineralien noch ausgeprägter. “Darüber hinaus produziert China 77 Prozent der Kathoden und 92 Prozent der Anoden, die wichtige Vorprodukte für Batteriezellen sind.”

Catl & Co. exportieren nicht nur, sondern bauen auch Fabriken in Europa. “Chinesische Beteiligungen an der europäischen Batteriebranche können Europa Chancen in Form von Arbeitsplätzen und potenziellem Technologietransfer bieten”, so die ECFR-Studie. “Aber sie erhöhen auch das Risiko, dass europäische und andere Hersteller aus Drittländern vom europäischen Markt verdrängt werden, wodurch die Abhängigkeit Europas von chinesischen Batterien weiter zunimmt.”

Das ist so weit nichts Neues. Entscheidend ist, welche Schlüsse man aus der beschriebenen Gemengelage zieht. Die Studie hat nicht den Anspruch, diese Fragen zu beantworten – sondern sieht ihre Aufgabe eher darin, durch verschiedene Szenarien die nötigen Denkprozesse anzustoßen. Konkret weist die Studie darauf hin, dass das Produktrisiko chinesischer Batterien mit steigender Vernetzung des Autoverkehrs und der daraus resultierenden Datenströme zunehmen wird.

Was ist ein chinesisches Unternehmen?

Auch die US-Denkfabrik CSIS befasst sich mit dem Thema. Knapp 13 Prozent der EU-Produktionskapazitäten für Batterien seien heute in chinesischen Händen, schreibt die China-Wirtschaftsexpertin Ilaria Mazzocco. Inklusive geplanter und im Bau befindlicher Anlagen werde dieser Anteil demnächst auf 23,5 Prozent steigen. “Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Europas Ziele für den Ausbau der Batterieproduktion bereits heute von der Offenheit für ausländische Direktinvestitionen aus China abhängen.”

Besonders hoch sei Chinas Anteil in Ungarn und Deutschland, so Mazzocco. In Deutschland produzieren unter anderem Catl und Gotion Batterien. Doch während der China-Anteil in Deutschland durch neue, diversere Kapazitäten sinke, nehme er in Ungarn weiter zu.

Laut Mazzocco wird es zudem immer schwieriger, in verflochtenen Firmenstrukturen die Nationalitäten zu bestimmen. Was ist ein chinesisches Unternehmen? “Nehmen Sie den Fall von InoBat, einem Batterieunternehmen mit Hauptsitz in der Slowakei und eingetragenem Sitz in Norwegen, das mindestens zwei Fabriken in Europa plant und ein aktives R&D-Zentrum in der Slowakei besitzt. Im September 2023 erwarb das chinesische Batterieunternehmen Gotion eine 25-prozentige Beteiligung an InoBat und unterzeichnete eine Vor-Joint-Venture-Vereinbarung zum Bau einer Fabrik in Europa.” Hinzu komme, dass VW mit knapp 25 Prozent der größte Einzelaktionär von Gotion sei.

Was sind die Lösungswege?

Eine De-Risking-Politik sollte in dieser Lage mehrere Faktoren berücksichtigen, schreibt Mazzoccos Kollege Scott Kennedy. Zum Beispiel sei zu prüfen, ob “chinesische Investitionen wünschenswerte Investitionen aus anderen Ländern verdrängen oder ob sie politische Risiken bergen“. Letzteres sei im Moment kein Problem, mit der möglichen Ausnahme Ungarns. Das Land ist unter Viktor Orbán schon jetzt der engste Freund Chinas in der EU.

Auch sollten Entscheidungsträger bewerten, wie sich chinesische Fabriken auf die EU-Bemühungen um eine Diversifizierung der Lieferkette auswirken, mahnt Kennedy. Das sei nicht der Fall, wenn “diese Fabriken weiterhin ausschließlich auf Komponenten aus China angewiesen sind und nur sehr wenig Wertschöpfung und Produktion nach Europa bringen.” Generell hält Kennedy eine starke Industriepolitik für nötig, um einerseits heimische Cleantech-Industrien zu stützen, und andererseits gezielte Direktinvestitionen zu fördern. So wie es die USA bereits tun.

  • Autoindustrie
  • Batterien
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  • Elektromobilität
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  • EU
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News

Lebensmittelsicherheit: Erste Strafen nach Speiseölskandal ausgesprochen

China hat gegen sieben Logistik- und Speiseölunternehmen Geldstrafen verhängt. Die Firmen sind in einen Skandal um verdorbenes Speiseöl verwickelt. Der Vorfall hatte im vergangenen Monat landesweit für Aufruhr gesorgt. Wie Medien im Juli berichteten, waren Tankwagen, die Chemikalien und Kohleöl transportieren, ohne ausreichende Reinigung auch für den Transport von Sojaöl, Speiseöl und Sirup verwendet worden.

Nach einer offiziellen Untersuchung in den Provinzen Hebei, Tianjin, Innere Mongolei und Shaanxi wurden die sieben Firmen mit Strafen von insgesamt 11 Millionen Yuan (1,5 Millionen Dollar) belegt. Eine Einheit des staatlichen Getreidespeichers China Grain Reserves Corp, bekannt als Sinograin, erhielt die höchste Strafe – 2,86 Millionen Yuan, rund 401.555 US-Dollar. Ein weiterer großer Akteur, die private Hopefull Grain and Oil Group, wurde mit einer Geldstrafe von 2,51 Millionen Yuan belegt. Mehrere Personen wurden verhaftet. Gegen weitere Unternehmen werde ermittelt, erklärte das Amt für Lebensmittelsicherheit des Staatsrats.

Der Einsatz von unsauberen Tankwagen sei “extrem schwerwiegend”. Es verstoße “gegen den gesunden Menschenverstand und tritt moralische und rechtliche Grenzen mit Füßen”, so die Erklärung des Staatsrates. Abgesehen von den beiden in den Medienberichten erwähnten Lastwagen habe die Ermittlungsgruppe eine landesweite Untersuchung durchgeführt, aber “keine ähnlichen Probleme gefunden”, heißt es dort weiter. Man verfolge aber auch in Zukunft eine Politik von “null Toleranz” für derartige Vorfälle.

China wurde in den vergangenen 20 Jahren immer wieder von großen Lebensmittelskandalen erschüttert. Zu den bekanntesten zählt der 2008 aufgedeckte Skandal um Milchpulver, dem im großen Stil stickstoffhaltige Kunstharzgrundstoffe wie Melamin hinzugefügt worden waren. Chinesische Verbraucher reagieren dementsprechend empfindlich auf die jüngsten Vorfälle. Einige kündigten an, trotz des höheren Preises auf ausländische Speiseölmarken umsteigen zu wollen. fpe

  • Lebensmittelindustrie
  • Mongolei
  • Verbraucherschutz

Industrie: Warum China erstmal keine neuen Stahlwerke mehr genehmigt

China hat das Genehmigungsverfahren für neue Stahlwerke ausgesetzt. Seit einigen Jahren dürfen in China nur dann neue Eisen- und Stahlwerke gebaut werden, wenn alte Anlagen stillgelegt werden. Damit wollte der Staat die Überkapazitäten im Stahlsektor begrenzen, was allerdings nicht gelungen ist.

China produziert mehr Stahl als alle anderen Staaten zusammen. Der chinesische Stahlsektor ist für rund 4,6 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Wäre er ein Staat, läge der Stahlsektor allein auf Rang 5 der weltweit größten Emittenten. Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie will nun das Genehmigungsverfahren überarbeiten. Ob dabei auch Klimabelange eine Rolle spielen werden, ist derzeit noch unklar.

Im ersten Halbjahr hat China ausschließlich Genehmigungen für CO₂-arme Stahlwerke erteilt. Erstmals seit September 2018 wurden somit keine Genehmigungen für CO₂-intensive Stahlwerke vergeben. Analysten deuten das als Anzeichen für eine Trendwende im Stahlsektor. Die kohlebasierten Kapazitäten, die zuvor genehmigt wurden, werden laut Bloomberg wahrscheinlich dennoch gebaut und sind von dem Aussetzen des Genehmigungsverfahrens nicht berührt. Aufgrund der Überkapazitäten und einer geringeren Nachfrage im Heimatmarkt sind Chinas Stahlexporte in jüngster Zeit gestiegen, worüber sich auch internationale Wettbewerber wie Arcelor Mittal beschwert haben. nib

  • China
  • CO2-Emissionen
  • Industrie
  • Stahlindustrie

Handelsstreit: Warum auch Kanada Importzölle auf chinesische E-Autos erhebt

Kanadas Regierung will zusätzliche Zölle in Höhe von 100 Prozent auf Elektroautos aus China erheben. Die hohen staatlichen Subventionen der Volksrepublik und die Überproduktion von E-Autos zwängen seine Regierung zum Handeln, sagte Kanadas Premierminister Justin Trudeau in Halifax. Neben E-Autos wolle er auch eine zusätzliche Abgabe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte erheben. Trudeau begründete die hohen Zölle mit einer “außergewöhnlichen Bedrohung”, die aus China drohe.

Die Abgabe in Kanada soll zusätzlich zu dem bestehenden Einfuhrzoll von 6,1 Prozent erhoben werden und ab 1. Oktober gelten. Die USA haben bereits Zölle von bis zu 100 Prozent beschlossen. Auch die EU hat Strafzölle angekündigt, die mit bis zu 36,3 Prozent aber deutlich darunter liegen.

Aus Daten des größten kanadischen Hafens in Vancouver geht hervor, dass die Importe von Autos aus China im Jahr 2023 auf Jahressicht um 460 Prozent gestiegen sind, als Tesla damit begann, in Shanghai hergestellte Elektroautos nach Kanada zu verschiffen. Die Ankündigung des kanadischen Ministerpräsidenten sorgten prompt für einen Kurssturz der Tesla-Aktie. Die Anteilsscheine des E-Auto-Herstellers geben um mehr als drei Prozent nach. flee

  • Autoindustrie
  • Handel
  • Kanada
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Vor Sullivan-Besuch: Warum China USA Unterdrückung vorwirft

Getroffen haben sich der US-Sicherheitsberater Jake Sullivan und Chinas Außenminister Wang Yi in den vergangenen Monaten schon mehrfach. Aber bislang noch nie in China. In dieser Woche reist Sullivan nach Peking. Und noch bevor der mehrtägige Besuch begonnen hat, versucht die chinesische Führung den Ton anzugeben. Sie wirft den Vereinigten Staaten Unterdrückung vor.

Das chinesische Außenministerium wirft den USA vor, China kleinhalten zu wollen. Nach einem Treffen von US-Präsident Joe Biden und dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping im November vergangenen Jahres in San Francisco habe der Austausch auf verschiedenen Ebenen zwar zugenommen. “Gleichzeitig haben die USA jedoch weiterhin China eingedämmt und unterdrückt.”

Die Agenda, die Sullivan bei seinem Besuch in Peking bis Donnerstag abarbeiten will, ist lang. Laut Weißen Haus will er mit Wang Yi über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine reden, den Nahost-Konflikt, die Spannungen im Südchinesischen Meer und auch die Taiwan-Frage ansprechen. Auch die Strafzölle, die beide Länder gegenseitig verhängt haben, sollen Thema sein. flee

  • Geopolitik
  • USA

Pharma: UCB verkauft zwei Sparten in China an internationale Investoren

Der belgische Pharmakonzern UCB verkauft sein Neurologie- und Allergiegeschäft in China an die Investmentgesellschaften CBC aus Singapur und Mubadala aus Abu Dhabi für 680 Millionen Dollar. Der Deal umfasst das Neurologie-Portfolio von UCB mit Medikamenten wie Keppra, Vimpat und Neupro sowie die Anti-Allergie-Medikamente Zyrtec und Xyzal, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Auch die Produktionsstätte in Zhuhai in der südchinesischen Provinz Guangdong soll verkauft werden. Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal erwartet. CBC und Mubadala erweitern mit der Übernahme ihre Partnerschaft. Der Investor aus Abu Dhabi beteiligte sich im Oktober vergangenen Jahres an der chinesischen Immobilieninvestitionsplattform für Life Sciences von CBC. Im April 2023 waren CBC und Mubadala die Hauptinvestoren in einer Finanzierungsrunde über 315 Millionen Dollar für das chinesische Biopharmaunternehmen Hasten. rtr

  • Investitionen
  • Lieferketten
  • Pharma
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Presseschau

Vor Besuch von US-Sicherheitsberater Jake Sullivan: China wirft USA Unterdrückung vor NAU
Odds “high” for another Xi-Biden summit as Jake Sullivan heads to China SCMP
Wegen heftiger Kämpfe: China verstärkt bewaffnete Patrouillen an der Grenze zur Myanmar MSN
Von wegen De-Risking: Deutsche Rekordinvestitionen in China DW
IBM is latest U.S. tech giant to pull back from China AXIOS
Das Wort “Taiwan” muss weg – die chinesische Botschaft macht Druck auf eine Schweizer Handelskammer NZZ
Reaktion auf Dumpingpreise: Kanada erhöht Zölle für E-Autos aus China auf 100 Prozent SPIEGEL
Chinas Zentralbank lässt Zinssatz für mittelfristige Kredite konstant FINANZEN
Trotz Sanktionen der USA: China verdoppelt Investitionen in KI-Geschäft BUSINESS INSIDER
China will mit günstigen Roboterteilen den Weltmarkt erobern TELEPOLIS
Unbemannte Frachtflugzeuge: China hebt ab, der Westen schaut zu TELEPOLIS
Indien überholt China im Öl-Rennen – Russland steckt in der Klemme MERKUR
Taiwan bans mainland rapper for describing island as part of China SCMP

Heads

Brian Niccol: Dieser Mann soll Starbucks China-Schwäche beenden

Starbucks-CEO Brian Niccol
Starbucks-CEO Brian Niccol

Brian Niccol wird ein Privatjet zur Verfügung stehen, damit er seiner neuen Rolle als Starbucks-Chef gerecht werden kann. Es heißt, Nicoll dürfe weiterhin in Kalifornien leben, obwohl sich der Firmensitz der US-Kaffeekette viel weiter nördlich in Seattle befindet. Für die Zukunft von Starbucks wäre es vielleicht besser, wenn Niccol das Flugzeug für regelmäßige Trips nach China nutzen würde. Denn dort befindet sich derzeit die größte Baustelle des Konzerns.

Das Problem mit dem künftigen Boss, der im September seinen Job antritt: Niccol hat praktisch keine China-Erfahrung. Starbucks wählte ihn aus, weil er seinen vorherigen Arbeitgeber, die US-Fast-Food-Kette Chipotle Mexican Grill, nach einem Lebensmittelskandal erfolgreich aus der Krise geführt hat. Chipotle ist jedoch nicht in China tätig, und Niccol hatte in seiner bisherigen Laufbahn keine spezifischen Führungsrollen, die ihn direkt mit dem chinesischen Markt in Kontakt gebracht hätten.

Luckin Coffee ist Niccols stärkster Herausforderer

Diese fehlende China-Erfahrung könnte nun eine Herausforderung darstellen. Denn die aktuellen Entwicklungen in China sind für Starbucks alarmierend. Die Umsätze in der Region sind allein im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesunken, obwohl Kaffee dort immer populärer wird. Die sinkenden Kundenzahlen hängen einerseits mit der allgemeinen Konsum-Schwäche in China zusammen. Ein wichtiger Faktor ist jedoch auch der extrem harte Wettbewerb.

Der gefährlichste chinesische Angreifer für Starbucks ist Luckin Coffee. Das Unternehmen schien vor wenigen Jahren noch vor dem Aus zu stehen. Schließlich wurde 2020 bekannt, dass Luckin Coffee in großem Umfang seine Umsätze gefälscht hatte, um seine finanzielle Leistung besser darzustellen, als sie tatsächlich war. Die Folge war ein Delisting von der US-amerikanischen Börse Nasdaq. Auf die Expansion in China hatte der Anleger-Betrug jedoch keine Auswirkungen. 

Mittlerweile hat Luckin Coffee in China mehr als 16.000 Filialen, während Starbucks etwa 7.300 betreibt. Luckin Coffee hat somit eine deutlich größere Präsenz, insbesondere in kleineren Städten. Für Starbucks ist es vor dem Hintergrund der rückläufigen Umsätze entscheidend, wie sich die angekündigte Expansion in China auf landesweit 9.000 Filialen bis Ende 2025 auswirkt.

Kaffee mit Schweinefleisch-Aroma

Keineswegs kann man dem Unternehmen vorwerfen, dass es nicht darum bemüht ist, seine chinesischen Kunden abzuholen. Zu Jahresbeginn machte Starbucks von sich Reden, weil es einen Kaffee mit Schweinfleisch-Aroma auf den Markt brachte – wohlwissend, dass chinesische Geschmäcker westliche Konsummuster gerne konterkarieren.

Der Wettbewerb mit Luckin Coffee wird für Starbucks auch außerhalb Chinas massiv zunehmen. Das Unternehmen macht den Amerikaner bereits in Südostasien zunehmend Konkurrenz und will auch in die USA expandieren.

Viel zu tun also für den begeisterten Golfspieler Niccol, der im Jahr 2019 von Bloomberg und Fortune gleichermaßen zur Businessperson of the Year erkoren worden war. Der 50-Jährige wird gemeinhin verantwortlich gemacht für den großen Aufschwung des mexikanischen Grill-Restaurants Chipotle, das Niccol von 2018 bis vor wenigen Wochen führte. Das Unternehmen verdoppelte seinen Umsatz und vervielfachte seinen Gewinn unter Niccols Leitung. Der Aktienkurs von Chipotle ging in dieser Zeit steil nach oben. Bei Mitarbeitern war er beliebt, weil die Sozialleistungen für die Angestellten ausbaute.

Starbucks-Aktien legten gewaltig zu

Ob er die gleiche Strategie für den chinesischen Markt von Starbucks wählt, wird die nahe Zukunft zeigen. Niccols Entscheidungen sind der Kaffeekette dem Vernehmen nach ein Paket wert, dass dem neuen Chef in seiner Amtszeit bis zu 113 Millionen US-Dollar einbringen könnte. “Brian Niccol hat bewiesen, dass er eine der effektivsten Führungskräfte in unserer Branche ist und über viele Jahre hinweg erhebliche finanzielle Erträge erwirtschaftet hat”, sagte ein Sprecher von Starbucks zu Fortune.

Der Aktienkurs von Starbucks hatte bereits einen großen Sprung gemacht. Als die Personalie bekannt wurde, kletterten die Papiere an der US-Börse um 24,5 Prozent nach oben, während Chipotle um 7,5 Prozent nachgab. Jörn Petring

  • Konsum

Personalien

Lu Xinning, stellvertretende Direktorin des Pekinger Verbindungsbüros in Hongkong, wird Mitglied des Ständigen Ausschusses der Kommunistischen Partei Chinas in Guangxi. Die 57-Jährige trat im Mai 2019, kurz vor dem Ausbruch der regierungsfeindlichen Proteste in Hongkong, in das Büro ein. Vor ihrer Tätigkeit in Hongkong war Lu stellvertretende Chefredakteurin der Staatszeitung People’s Daily. 

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Dessert

Landstraße und Wasserlauf in Nyima (Tibet) aus der Vogelperspektive

Was aussieht wie das Gemälde eines kargen Baumes, ist in Wahrheit ein Wasserlauf aus der Vogelperspektive am Rande einer Landstraße, die am unteren Bildrand zu sehen ist. Aufgenommen hat der Fotograf Tang Dehong dieses Foto im tibetischen Nyima.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    inzwischen wird an vielen Fronten sehr genau hingeschaut, in welchem Maße unsere Industrien mit chinesischen Rohstoffen oder Vorprodukten verquickt sind. Die Ergebnisse zahlreicher Studien sind immer wieder erstaunlich, weil sie offenbaren, mit welcher Sorglosigkeit sich ganze Branchen in die Abhängigkeit von der Volksrepublik China gestürzt haben.

    Christiane Kühl hat sich am Beispiel der Lithium-Ionen-Batterien einmal angeschaut, was jüngste Studien zu diesen Abhängigkeiten herausgefunden haben. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

    Derweil haben Chinas Behörden erste Geldstrafen gegen sieben Unternehmen ausgesprochen, die in den jüngsten Speiseölskandal verwickelt sind. Die Ermittlungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen, und es kann durchaus sein, dass zumindest metaphorisch noch einige Köpfe rollen werden.

    So haben es die Behörden zumindest in der Vergangenheit immer gehandhabt: Gefängnisstrafen für die kleinen Fische, damit der Mob ruhiggestellt wird. Der Rücktritt eines Ministers – das wäre doch mal etwas. Aber damit würde das Versagen und damit auch der Zorn der Verbraucher wohl zu nahe an das Machtzentrum des Landes rücken. Und dort will die Partei es sicher nicht sehen.

    Ihr
    Marcel Grzanna
    Bild von Marcel  Grzanna

    Analyse

    Cleantech: Wie Risikoanalysen die Abhängigkeiten von China verringern sollen

    Der chinesische Autostaatskonzern FAW kooperiert mit BYD, dem führenden Batteriehersteller in China.

    Chinas Cleantech-Industrien drängen auf die Weltmärkte. Die Firmen exportieren – und wollen zudem in vielen Ländern eigene Produktionen aufbauen. Die Abhängigkeiten vieler Staaten von Chinas Solaranlagen, Windturbinen oder Batterien steigen – und so gibt es immer mehr Studien, die das Risiko dieser Abhängigkeiten untersuchen. Nicht nur Sicherheits- und wirtschaftliche Aspekte, sondern auch die Gefahren, bei der Enegiewende ins Stocken zu kommen, werden immer gründlicher untersucht. Andernfalls wächst die Wahrscheinlichkeit falscher politischer Entscheidungen.

    Die Europäer müssten alle Seiten dieses Dreiecks untersuchen, um das Risiko ihrer Beziehungen zu China reduzieren zu können, heißt es in einer aktuellen Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR): “Schrumpft das Risiko auf einer Seite des Dreiecks, wachsen die Risiken auf einer anderen Seite.” Das typische Beispiel: Strafzölle auf E-Autos oder Solarmodule machen diese teurer und könnten die Klimapolitik ausbremsen.

    Catl und BYD mit großem Abstand an der Spitze

    Bei Batterien für Elektroautos sind Chinas Firmen inzwischen fast so dominant wie in der Photovoltaik. Sie produzieren etwa zwei Drittel der Lithium-Ionen-Batterien dieser Welt. Fünf der zehn Batteriehersteller mit dem weltgrößten Marktanteil stammen aus China, wobei Catl und BYD mit großem Abstand an der Spitze stehen. Batterien gehören ebenso wie Solarzellen und E-Autos zu den sogenannten “Neuen Drei” (新三样), die Peking zu globalen Exportschlagern aufbauen will. Zugleich sind Elektroauto-Batterien von zentraler Bedeutung für die EU bei ihrem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden.

    Auch braucht Europa Batterien für Stromnetzspeicher, die angesichts der schwankenden erneuerbaren Energien für eine stabile Stromversorgung nötig sind. Die EU-Nachfrage nach Energiespeicherkapazitäten wird voraussichtlich von derzeit 60 Gigawatt (GW/hauptsächlich in Form von Wasserkraftspeichern) auf 200 GW im Jahr 2030 und 600 GW im Jahr 2050 steigen.

    Hersteller günstiger dank chinesischen Vorprodukten

    Ganz ohne China wäre es schwierig, für all dies genug Batterien zu tolerablen Preisen zu bekommen. Rund 30 Prozent der Batterien in E-Autos, die 2023 in der EU verkauft wurden, stammen von chinesischen Herstellern. Weltweit waren Batterien demnach mit durchschnittlich 126 US-Dollar pro Kilowattstunde in China am günstigsten, während die Preise in den USA und der EU um elf beziehungsweise 20 Prozent höher lagen.

    Die Erfahrung chinesischer Unternehmen mit effizienten Produktionsverfahren und ihr technologischer Vorsprung bei den energieeffizienteren und billigeren Lithium-Eisenphosphat-Batterien tragen neben einer langjährigen staatlichen Förderung laut der ECFR-Studie zu diesen niedrigen Preisen bei. “Da die Batterie etwa 40 Prozent des Gesamtwerts eines Elektrofahrzeugs ausmacht, können europäische Autohersteller durch den Zugang zu kostengünstigen chinesischen Vorprodukten die Kosten ihrer Modelle senken“, schreiben die Autoren, zu denen auch die deutsche China-Expertin Janka Oertel gehört.

    China dominiert auch die Batterie-Lieferkette

    Chinesische Hersteller dominieren die gesamte Lieferkette. “Nach jahrelangen Investitionen in Bergbauanlagen auf der ganzen Welt kontrolliert China rund 41 Prozent des weltweiten Kobalts, 28 Prozent des Lithiums und 78 Prozent des Graphits, das zumeist direkt in China abgebaut wird”, heißt es in der ECFR-Studie. Diese Dominanz sei bei der Verarbeitung dieser Mineralien noch ausgeprägter. “Darüber hinaus produziert China 77 Prozent der Kathoden und 92 Prozent der Anoden, die wichtige Vorprodukte für Batteriezellen sind.”

    Catl & Co. exportieren nicht nur, sondern bauen auch Fabriken in Europa. “Chinesische Beteiligungen an der europäischen Batteriebranche können Europa Chancen in Form von Arbeitsplätzen und potenziellem Technologietransfer bieten”, so die ECFR-Studie. “Aber sie erhöhen auch das Risiko, dass europäische und andere Hersteller aus Drittländern vom europäischen Markt verdrängt werden, wodurch die Abhängigkeit Europas von chinesischen Batterien weiter zunimmt.”

    Das ist so weit nichts Neues. Entscheidend ist, welche Schlüsse man aus der beschriebenen Gemengelage zieht. Die Studie hat nicht den Anspruch, diese Fragen zu beantworten – sondern sieht ihre Aufgabe eher darin, durch verschiedene Szenarien die nötigen Denkprozesse anzustoßen. Konkret weist die Studie darauf hin, dass das Produktrisiko chinesischer Batterien mit steigender Vernetzung des Autoverkehrs und der daraus resultierenden Datenströme zunehmen wird.

    Was ist ein chinesisches Unternehmen?

    Auch die US-Denkfabrik CSIS befasst sich mit dem Thema. Knapp 13 Prozent der EU-Produktionskapazitäten für Batterien seien heute in chinesischen Händen, schreibt die China-Wirtschaftsexpertin Ilaria Mazzocco. Inklusive geplanter und im Bau befindlicher Anlagen werde dieser Anteil demnächst auf 23,5 Prozent steigen. “Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Europas Ziele für den Ausbau der Batterieproduktion bereits heute von der Offenheit für ausländische Direktinvestitionen aus China abhängen.”

    Besonders hoch sei Chinas Anteil in Ungarn und Deutschland, so Mazzocco. In Deutschland produzieren unter anderem Catl und Gotion Batterien. Doch während der China-Anteil in Deutschland durch neue, diversere Kapazitäten sinke, nehme er in Ungarn weiter zu.

    Laut Mazzocco wird es zudem immer schwieriger, in verflochtenen Firmenstrukturen die Nationalitäten zu bestimmen. Was ist ein chinesisches Unternehmen? “Nehmen Sie den Fall von InoBat, einem Batterieunternehmen mit Hauptsitz in der Slowakei und eingetragenem Sitz in Norwegen, das mindestens zwei Fabriken in Europa plant und ein aktives R&D-Zentrum in der Slowakei besitzt. Im September 2023 erwarb das chinesische Batterieunternehmen Gotion eine 25-prozentige Beteiligung an InoBat und unterzeichnete eine Vor-Joint-Venture-Vereinbarung zum Bau einer Fabrik in Europa.” Hinzu komme, dass VW mit knapp 25 Prozent der größte Einzelaktionär von Gotion sei.

    Was sind die Lösungswege?

    Eine De-Risking-Politik sollte in dieser Lage mehrere Faktoren berücksichtigen, schreibt Mazzoccos Kollege Scott Kennedy. Zum Beispiel sei zu prüfen, ob “chinesische Investitionen wünschenswerte Investitionen aus anderen Ländern verdrängen oder ob sie politische Risiken bergen“. Letzteres sei im Moment kein Problem, mit der möglichen Ausnahme Ungarns. Das Land ist unter Viktor Orbán schon jetzt der engste Freund Chinas in der EU.

    Auch sollten Entscheidungsträger bewerten, wie sich chinesische Fabriken auf die EU-Bemühungen um eine Diversifizierung der Lieferkette auswirken, mahnt Kennedy. Das sei nicht der Fall, wenn “diese Fabriken weiterhin ausschließlich auf Komponenten aus China angewiesen sind und nur sehr wenig Wertschöpfung und Produktion nach Europa bringen.” Generell hält Kennedy eine starke Industriepolitik für nötig, um einerseits heimische Cleantech-Industrien zu stützen, und andererseits gezielte Direktinvestitionen zu fördern. So wie es die USA bereits tun.

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    Lebensmittelsicherheit: Erste Strafen nach Speiseölskandal ausgesprochen

    China hat gegen sieben Logistik- und Speiseölunternehmen Geldstrafen verhängt. Die Firmen sind in einen Skandal um verdorbenes Speiseöl verwickelt. Der Vorfall hatte im vergangenen Monat landesweit für Aufruhr gesorgt. Wie Medien im Juli berichteten, waren Tankwagen, die Chemikalien und Kohleöl transportieren, ohne ausreichende Reinigung auch für den Transport von Sojaöl, Speiseöl und Sirup verwendet worden.

    Nach einer offiziellen Untersuchung in den Provinzen Hebei, Tianjin, Innere Mongolei und Shaanxi wurden die sieben Firmen mit Strafen von insgesamt 11 Millionen Yuan (1,5 Millionen Dollar) belegt. Eine Einheit des staatlichen Getreidespeichers China Grain Reserves Corp, bekannt als Sinograin, erhielt die höchste Strafe – 2,86 Millionen Yuan, rund 401.555 US-Dollar. Ein weiterer großer Akteur, die private Hopefull Grain and Oil Group, wurde mit einer Geldstrafe von 2,51 Millionen Yuan belegt. Mehrere Personen wurden verhaftet. Gegen weitere Unternehmen werde ermittelt, erklärte das Amt für Lebensmittelsicherheit des Staatsrats.

    Der Einsatz von unsauberen Tankwagen sei “extrem schwerwiegend”. Es verstoße “gegen den gesunden Menschenverstand und tritt moralische und rechtliche Grenzen mit Füßen”, so die Erklärung des Staatsrates. Abgesehen von den beiden in den Medienberichten erwähnten Lastwagen habe die Ermittlungsgruppe eine landesweite Untersuchung durchgeführt, aber “keine ähnlichen Probleme gefunden”, heißt es dort weiter. Man verfolge aber auch in Zukunft eine Politik von “null Toleranz” für derartige Vorfälle.

    China wurde in den vergangenen 20 Jahren immer wieder von großen Lebensmittelskandalen erschüttert. Zu den bekanntesten zählt der 2008 aufgedeckte Skandal um Milchpulver, dem im großen Stil stickstoffhaltige Kunstharzgrundstoffe wie Melamin hinzugefügt worden waren. Chinesische Verbraucher reagieren dementsprechend empfindlich auf die jüngsten Vorfälle. Einige kündigten an, trotz des höheren Preises auf ausländische Speiseölmarken umsteigen zu wollen. fpe

    • Lebensmittelindustrie
    • Mongolei
    • Verbraucherschutz

    Industrie: Warum China erstmal keine neuen Stahlwerke mehr genehmigt

    China hat das Genehmigungsverfahren für neue Stahlwerke ausgesetzt. Seit einigen Jahren dürfen in China nur dann neue Eisen- und Stahlwerke gebaut werden, wenn alte Anlagen stillgelegt werden. Damit wollte der Staat die Überkapazitäten im Stahlsektor begrenzen, was allerdings nicht gelungen ist.

    China produziert mehr Stahl als alle anderen Staaten zusammen. Der chinesische Stahlsektor ist für rund 4,6 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Wäre er ein Staat, läge der Stahlsektor allein auf Rang 5 der weltweit größten Emittenten. Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie will nun das Genehmigungsverfahren überarbeiten. Ob dabei auch Klimabelange eine Rolle spielen werden, ist derzeit noch unklar.

    Im ersten Halbjahr hat China ausschließlich Genehmigungen für CO₂-arme Stahlwerke erteilt. Erstmals seit September 2018 wurden somit keine Genehmigungen für CO₂-intensive Stahlwerke vergeben. Analysten deuten das als Anzeichen für eine Trendwende im Stahlsektor. Die kohlebasierten Kapazitäten, die zuvor genehmigt wurden, werden laut Bloomberg wahrscheinlich dennoch gebaut und sind von dem Aussetzen des Genehmigungsverfahrens nicht berührt. Aufgrund der Überkapazitäten und einer geringeren Nachfrage im Heimatmarkt sind Chinas Stahlexporte in jüngster Zeit gestiegen, worüber sich auch internationale Wettbewerber wie Arcelor Mittal beschwert haben. nib

    • China
    • CO2-Emissionen
    • Industrie
    • Stahlindustrie

    Handelsstreit: Warum auch Kanada Importzölle auf chinesische E-Autos erhebt

    Kanadas Regierung will zusätzliche Zölle in Höhe von 100 Prozent auf Elektroautos aus China erheben. Die hohen staatlichen Subventionen der Volksrepublik und die Überproduktion von E-Autos zwängen seine Regierung zum Handeln, sagte Kanadas Premierminister Justin Trudeau in Halifax. Neben E-Autos wolle er auch eine zusätzliche Abgabe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte erheben. Trudeau begründete die hohen Zölle mit einer “außergewöhnlichen Bedrohung”, die aus China drohe.

    Die Abgabe in Kanada soll zusätzlich zu dem bestehenden Einfuhrzoll von 6,1 Prozent erhoben werden und ab 1. Oktober gelten. Die USA haben bereits Zölle von bis zu 100 Prozent beschlossen. Auch die EU hat Strafzölle angekündigt, die mit bis zu 36,3 Prozent aber deutlich darunter liegen.

    Aus Daten des größten kanadischen Hafens in Vancouver geht hervor, dass die Importe von Autos aus China im Jahr 2023 auf Jahressicht um 460 Prozent gestiegen sind, als Tesla damit begann, in Shanghai hergestellte Elektroautos nach Kanada zu verschiffen. Die Ankündigung des kanadischen Ministerpräsidenten sorgten prompt für einen Kurssturz der Tesla-Aktie. Die Anteilsscheine des E-Auto-Herstellers geben um mehr als drei Prozent nach. flee

    • Autoindustrie
    • Handel
    • Kanada
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    Vor Sullivan-Besuch: Warum China USA Unterdrückung vorwirft

    Getroffen haben sich der US-Sicherheitsberater Jake Sullivan und Chinas Außenminister Wang Yi in den vergangenen Monaten schon mehrfach. Aber bislang noch nie in China. In dieser Woche reist Sullivan nach Peking. Und noch bevor der mehrtägige Besuch begonnen hat, versucht die chinesische Führung den Ton anzugeben. Sie wirft den Vereinigten Staaten Unterdrückung vor.

    Das chinesische Außenministerium wirft den USA vor, China kleinhalten zu wollen. Nach einem Treffen von US-Präsident Joe Biden und dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping im November vergangenen Jahres in San Francisco habe der Austausch auf verschiedenen Ebenen zwar zugenommen. “Gleichzeitig haben die USA jedoch weiterhin China eingedämmt und unterdrückt.”

    Die Agenda, die Sullivan bei seinem Besuch in Peking bis Donnerstag abarbeiten will, ist lang. Laut Weißen Haus will er mit Wang Yi über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine reden, den Nahost-Konflikt, die Spannungen im Südchinesischen Meer und auch die Taiwan-Frage ansprechen. Auch die Strafzölle, die beide Länder gegenseitig verhängt haben, sollen Thema sein. flee

    • Geopolitik
    • USA

    Pharma: UCB verkauft zwei Sparten in China an internationale Investoren

    Der belgische Pharmakonzern UCB verkauft sein Neurologie- und Allergiegeschäft in China an die Investmentgesellschaften CBC aus Singapur und Mubadala aus Abu Dhabi für 680 Millionen Dollar. Der Deal umfasst das Neurologie-Portfolio von UCB mit Medikamenten wie Keppra, Vimpat und Neupro sowie die Anti-Allergie-Medikamente Zyrtec und Xyzal, teilte das Unternehmen am Montag mit.

    Auch die Produktionsstätte in Zhuhai in der südchinesischen Provinz Guangdong soll verkauft werden. Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal erwartet. CBC und Mubadala erweitern mit der Übernahme ihre Partnerschaft. Der Investor aus Abu Dhabi beteiligte sich im Oktober vergangenen Jahres an der chinesischen Immobilieninvestitionsplattform für Life Sciences von CBC. Im April 2023 waren CBC und Mubadala die Hauptinvestoren in einer Finanzierungsrunde über 315 Millionen Dollar für das chinesische Biopharmaunternehmen Hasten. rtr

    • Investitionen
    • Lieferketten
    • Pharma
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    Presseschau

    Vor Besuch von US-Sicherheitsberater Jake Sullivan: China wirft USA Unterdrückung vor NAU
    Odds “high” for another Xi-Biden summit as Jake Sullivan heads to China SCMP
    Wegen heftiger Kämpfe: China verstärkt bewaffnete Patrouillen an der Grenze zur Myanmar MSN
    Von wegen De-Risking: Deutsche Rekordinvestitionen in China DW
    IBM is latest U.S. tech giant to pull back from China AXIOS
    Das Wort “Taiwan” muss weg – die chinesische Botschaft macht Druck auf eine Schweizer Handelskammer NZZ
    Reaktion auf Dumpingpreise: Kanada erhöht Zölle für E-Autos aus China auf 100 Prozent SPIEGEL
    Chinas Zentralbank lässt Zinssatz für mittelfristige Kredite konstant FINANZEN
    Trotz Sanktionen der USA: China verdoppelt Investitionen in KI-Geschäft BUSINESS INSIDER
    China will mit günstigen Roboterteilen den Weltmarkt erobern TELEPOLIS
    Unbemannte Frachtflugzeuge: China hebt ab, der Westen schaut zu TELEPOLIS
    Indien überholt China im Öl-Rennen – Russland steckt in der Klemme MERKUR
    Taiwan bans mainland rapper for describing island as part of China SCMP

    Heads

    Brian Niccol: Dieser Mann soll Starbucks China-Schwäche beenden

    Starbucks-CEO Brian Niccol
    Starbucks-CEO Brian Niccol

    Brian Niccol wird ein Privatjet zur Verfügung stehen, damit er seiner neuen Rolle als Starbucks-Chef gerecht werden kann. Es heißt, Nicoll dürfe weiterhin in Kalifornien leben, obwohl sich der Firmensitz der US-Kaffeekette viel weiter nördlich in Seattle befindet. Für die Zukunft von Starbucks wäre es vielleicht besser, wenn Niccol das Flugzeug für regelmäßige Trips nach China nutzen würde. Denn dort befindet sich derzeit die größte Baustelle des Konzerns.

    Das Problem mit dem künftigen Boss, der im September seinen Job antritt: Niccol hat praktisch keine China-Erfahrung. Starbucks wählte ihn aus, weil er seinen vorherigen Arbeitgeber, die US-Fast-Food-Kette Chipotle Mexican Grill, nach einem Lebensmittelskandal erfolgreich aus der Krise geführt hat. Chipotle ist jedoch nicht in China tätig, und Niccol hatte in seiner bisherigen Laufbahn keine spezifischen Führungsrollen, die ihn direkt mit dem chinesischen Markt in Kontakt gebracht hätten.

    Luckin Coffee ist Niccols stärkster Herausforderer

    Diese fehlende China-Erfahrung könnte nun eine Herausforderung darstellen. Denn die aktuellen Entwicklungen in China sind für Starbucks alarmierend. Die Umsätze in der Region sind allein im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesunken, obwohl Kaffee dort immer populärer wird. Die sinkenden Kundenzahlen hängen einerseits mit der allgemeinen Konsum-Schwäche in China zusammen. Ein wichtiger Faktor ist jedoch auch der extrem harte Wettbewerb.

    Der gefährlichste chinesische Angreifer für Starbucks ist Luckin Coffee. Das Unternehmen schien vor wenigen Jahren noch vor dem Aus zu stehen. Schließlich wurde 2020 bekannt, dass Luckin Coffee in großem Umfang seine Umsätze gefälscht hatte, um seine finanzielle Leistung besser darzustellen, als sie tatsächlich war. Die Folge war ein Delisting von der US-amerikanischen Börse Nasdaq. Auf die Expansion in China hatte der Anleger-Betrug jedoch keine Auswirkungen. 

    Mittlerweile hat Luckin Coffee in China mehr als 16.000 Filialen, während Starbucks etwa 7.300 betreibt. Luckin Coffee hat somit eine deutlich größere Präsenz, insbesondere in kleineren Städten. Für Starbucks ist es vor dem Hintergrund der rückläufigen Umsätze entscheidend, wie sich die angekündigte Expansion in China auf landesweit 9.000 Filialen bis Ende 2025 auswirkt.

    Kaffee mit Schweinefleisch-Aroma

    Keineswegs kann man dem Unternehmen vorwerfen, dass es nicht darum bemüht ist, seine chinesischen Kunden abzuholen. Zu Jahresbeginn machte Starbucks von sich Reden, weil es einen Kaffee mit Schweinfleisch-Aroma auf den Markt brachte – wohlwissend, dass chinesische Geschmäcker westliche Konsummuster gerne konterkarieren.

    Der Wettbewerb mit Luckin Coffee wird für Starbucks auch außerhalb Chinas massiv zunehmen. Das Unternehmen macht den Amerikaner bereits in Südostasien zunehmend Konkurrenz und will auch in die USA expandieren.

    Viel zu tun also für den begeisterten Golfspieler Niccol, der im Jahr 2019 von Bloomberg und Fortune gleichermaßen zur Businessperson of the Year erkoren worden war. Der 50-Jährige wird gemeinhin verantwortlich gemacht für den großen Aufschwung des mexikanischen Grill-Restaurants Chipotle, das Niccol von 2018 bis vor wenigen Wochen führte. Das Unternehmen verdoppelte seinen Umsatz und vervielfachte seinen Gewinn unter Niccols Leitung. Der Aktienkurs von Chipotle ging in dieser Zeit steil nach oben. Bei Mitarbeitern war er beliebt, weil die Sozialleistungen für die Angestellten ausbaute.

    Starbucks-Aktien legten gewaltig zu

    Ob er die gleiche Strategie für den chinesischen Markt von Starbucks wählt, wird die nahe Zukunft zeigen. Niccols Entscheidungen sind der Kaffeekette dem Vernehmen nach ein Paket wert, dass dem neuen Chef in seiner Amtszeit bis zu 113 Millionen US-Dollar einbringen könnte. “Brian Niccol hat bewiesen, dass er eine der effektivsten Führungskräfte in unserer Branche ist und über viele Jahre hinweg erhebliche finanzielle Erträge erwirtschaftet hat”, sagte ein Sprecher von Starbucks zu Fortune.

    Der Aktienkurs von Starbucks hatte bereits einen großen Sprung gemacht. Als die Personalie bekannt wurde, kletterten die Papiere an der US-Börse um 24,5 Prozent nach oben, während Chipotle um 7,5 Prozent nachgab. Jörn Petring

    • Konsum

    Personalien

    Lu Xinning, stellvertretende Direktorin des Pekinger Verbindungsbüros in Hongkong, wird Mitglied des Ständigen Ausschusses der Kommunistischen Partei Chinas in Guangxi. Die 57-Jährige trat im Mai 2019, kurz vor dem Ausbruch der regierungsfeindlichen Proteste in Hongkong, in das Büro ein. Vor ihrer Tätigkeit in Hongkong war Lu stellvertretende Chefredakteurin der Staatszeitung People’s Daily. 

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    Dessert

    Landstraße und Wasserlauf in Nyima (Tibet) aus der Vogelperspektive

    Was aussieht wie das Gemälde eines kargen Baumes, ist in Wahrheit ein Wasserlauf aus der Vogelperspektive am Rande einer Landstraße, die am unteren Bildrand zu sehen ist. Aufgenommen hat der Fotograf Tang Dehong dieses Foto im tibetischen Nyima.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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