die 18. Asien-Pazifik-Konferenz (APK) in Neu-Delhi ist beendet – und damit auch unsere Sonderberichterstattung am Wochenende. Ab morgen erhalten Sie wieder, wie gewohnt, die volle Breitseite China-Insights.
China war nicht zu Gast bei der APK. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – kam in den Paneldiskussionen, Keynotes und Seitengesprächen häufig die Sprache auf die Volksrepublik. Eine Zusammenfassung der Konferenz, die Quintessenz daraus und die noch offenen Fragen bekommen Sie heute in unserer Analyse.
In unserem letzten APK-Heads stellen wir Ihnen heute Alicia García-Herrero vor. Die Ökonomin wünscht sich mehr Transparenz bei der EU-Infrastrukturinitiative und selbsternannten BRI-Alternative Global Gateway, wie sie meinem Kollegen Manuel Liu gesagt hat.
Wir verabschieden uns aus Neu-Delhi. Die nächste APK wird 2026 in Seoul stattfinden.
नमस्ते (Namasté) India und 안녕하세요 (An nyeong ha se yo) Korea!
China war bei der 18. Asien-Pazifik-Konferenz (APK) in Neu-Delhi nicht präsent – und dennoch immer zugegen. Zahlreiche Debatten drehten sich doch um den gleichen Kern: Wie behaupten sich Deutschland und Europa in einer zunehmend von geopolitischen Konflikten geplagten Welt, in der die Volksrepublik und andere Länder nach der Pole-Position streben? Auf den Panels und in vielen persönlichen Gesprächen ging es um De-Risking, Innovationsfähigkeit und die Beziehungen zum globalen Süden – und manchmal auch um Tieferes: um Werte, Visionen und die Stimmung in Deutschland.
Das Selbstbewusstsein der indischen Gastgeber war derweil offensichtlich. Indiens Regierungschef Narendra Modi machte sehr deutlich, dass er um die Pfunde weiß, mit denen er wuchern kann. Eine starke wirtschaftliche Entwicklung, qualifizierte Arbeitskräfte und günstige Produktionsbedingungen.
Indiens Handelsminister Piyush Goyal betonte, sein Land verhandele nicht aus einer Position der Schwäche. Gegenseitige Befindlichkeiten müssten respektiert werden, was in Verhandlungen mit anderen Staaten auch gelungen sei – dann könne es jedoch schnell gehen. Indien könnte Partnern einen sehr großen Markt mit jungen und motivierten Menschen bieten. Goyal unterstrich aber auch die Grenzen: Als Beispiel nannte er Milcherzeuger. Diesen Bereich könne er nicht öffnen.
Bundeskanzler Olaf Scholz machte Druck für einen schnellen Abschluss eines Freihandelsabkommens: “Es könnte auch in Monaten gehen, nicht in Jahren”, sagte Scholz. Die Bundesregierung wolle das. “Wir müssen ambitionierter sein”, so Scholz. Nicht nur mit Indien insgesamt brauche es schneller Abschlüsse. Es sei jetzt an der Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen und die wirtschaftlichen Beziehungen zu Indien zu verstärken. “Es gibt jede Menge Potenzial.”
Indien als Austragungsort für die APK passte perfekt zum Kernthema vieler Panels und Debatten. Deutsche Unternehmen suchen nach guten Bedingungen, um zu diversifizieren und ihr China-Risiko zu minimieren. Mit seinen Wachstumsraten von rund sieben Prozent steckt in Indien viel Potenzial, um Teile des Chinageschäfts abzulösen. Und die deutschen Unternehmen zeigen Interesse. Die Frage, ob ein De-Risking erforderlich ist, stellt sich Unternehmen wie Braun, BASF oder Samsung offensichtlich überhaupt nicht mehr. In den Gesprächen ging es viel mehr um das “Wie”.
“Insgesamt sollte man sich strategisch nicht von einzelnen Rohstoffquellen, Ländern oder Technologien abhängig machen”, resümiert Markus Kamieth, CEO von BASF, der gemeinsam mit anderen Unternehmen auf dem Panel “The Triple D – De-Risking, Decoupling, Diversification” über das Thema diskutierte. Er betrachtet De-Risking als eine unternehmerische Selbstverständlichkeit, an die viele Unternehmen mit Chinageschäft aber erst durch die Lieferkettenunterbrechungen der Corona-Zeit schmerzlich erinnert wurden.
“Aufgrund der sehr gut laufenden Globalisierung, insbesondere in den 2010er-Jahren, wurde vielleicht das eine oder andere Risiko aus dem Auge verloren”, folgert Kamieth. “Für uns ist De-Risking immer schon ein Stück weit Teil unserer DNA gewesen, da wir unsere Produktion in die Märkte bringen, in denen wir die Produkte am Ende auch absetzen wollen.” BASF habe nach den Erfahrungen der letzten vier, fünf Jahre analysiert, wo möglicherweise Risiken liegen könnten, wenn sich geopolitisch Dinge verändern und eine Supply Chain Disruption entstünde.
Sabine Stricker-Kellerer, internationale Rechtsanwältin, die seit mehr als 30 Jahren europäische Unternehmen zu rechtlichen Aspekten ihrer Geschäftsaktivitäten in China berät, nimmt das Thema De-Risking nicht bei allen Teilnehmern der APK als Selbstverständlichkeit wahr.
“Die Manager in China haben ausschließlich die Aufgabe, ihr Chinageschäft erfolgreich fortzuführen und sich in den chinesischen Rahmenbedingungen zurechtzufinden”, erklärt Stricker-Kellerer im Gespräch mit Table.Briefings. Vertreter aus China und der Region, die bei der APK vor Ort seien, seien sehr positiv gestimmt, und sprächen davon, wie man in China weiter gut und erfolgreich Geschäfte machen kann, sagt die Juristin. Das stehe jedoch in einem Gegensatz: “Völlig anders dagegen die Stammhäuser aus Deutschland oder Europa, die hier bei der APK über De-Risking gesprochen haben. Bei ihnen geht es viel mehr um Abhängigkeiten und Risiken und es herrscht Konsens, dass sich China verändert hat und Risikoanalysen erforderlich sind.”
Auf politischer Ebene dagegen sei deutlich zu spüren, dass seit der China-Strategie Konsens besteht, dass sich China geändert hat und De-Risking und Diversifizierung erforderlich sind. “Wie wir mit der Angst vor Gegenmaßnahmen Chinas und der ‘Fear of Missing out’ – also der Angst, etwas zu verpassen – umgehen, das ist dagegen noch nicht klar.”
Wenn sich Unternehmen für Indien entscheiden, um hierhin einen Teil ihrer Produktion zu verlagern, sollten sie dies nicht blauäugig tun, gibt Anandi Iyer zu bedenken, Leiterin von Fraunhofer Indien. Eine große Herausforderung für deutsche Unternehmen, die an homogene Märkte gewöhnt sind, sei unter anderem die indische Gesellschaftsstruktur, sagt sie im Gespräch mit Table.Briefings. Daher bräuchten Unternehmen einen langen Atem. “Wenn man Kunden segmentiert, gibt es hier sechs Schichten: Richtig reiche Leute, reiche und etwas reiche, außerdem eine große Mittelschicht, unterteilt in die obere Mittelschicht, die untere Mittelschicht, und die Mittelmittelschicht. All diese Kunden haben andere Belange und Kaufkraftmöglichkeiten.”
Deutsche Firmen müssten sich wirklich Zeit nehmen, eine gute Strategie haben und vor allem gute Partner finden, mit denen sie vertrauensvoll zusammenarbeiten könnten. “Es bietet sich an, mit bekannten Institutionen zusammenzuarbeiten, die die deutsche und indische Mentalität verstehen, wie zum Beispiel AHK oder Fraunhofer”, rät Anandi Iyer.
Und dann bleibt natürlich auch der Punkt: Was will eigentlich Indien? Modi und Goyal hatten klargemacht, dass das Land sich selbstbewusst seine Partner aussuchen kann. Welche Angebote kann der Westen machen und wie hat er sich bisher als Partner verhalten? “Die Welt tritt in eine neue Ära ein”, sagte Samir Puri, Associate Fellow im UK in the World Programme des britischen Thinktank Chatham House. Bei den Angeboten gehe es nicht mehr nur um Materielles – sondern auch Moral, um Weltanschauungen. “Es gibt jetzt verschiedene Angebote”, sagte Puri bei einer Oxford-Style-Debatte zum Thema “Competing Offers to the Global South”.
Puri verwies auf Aussagen von EU-Ratschef Charles Michel, der Kritik an der Teilnahme Indiens und anderer Staaten am Brics-Gipfel im russischen Kasan vergangene Woche skeptisch sieht. Michel sagte der Financial Times, die EU müsse den Entwicklungsländern, mit denen Brüssel strategische Handels- oder politische Kooperationsabkommen unterzeichnet habe, mehr Respekt entgegenbringen. “Wir sind überzeugt, dass wir wissen, was richtig und was falsch ist. Und wir bemühen uns nicht, zumindest zu verstehen, aus welchen Gründen andere Länder anders denken“, so Michel. “Auf europäischer Ebene … gibt es einen Reflex, der einer Form von Belehrung nahekommt”, sagte er.
Romana Vlahutin, Distinguished Fellow für Geostrategie beim German Marshall Fund, betonte in der Debatte die gegenseitige Abhängigkeit: “Der Norden braucht Rohstoffe, der Süden braucht Investitionen. Der Norden braucht Arbeitskräfte, der Süden braucht Jobs.” Für die ehemalige EU-Botschafterin muss die Beziehung zwischen dem Westen und dem Globalen Süden umgestaltet werden: “Mehr auf Augenhöhe, das ist die Zukunft unserer Partnerschaft.”
Wie diese sich entwickelt, wird in zwei Jahren evaluiert werden können. 2026 findet die 19. APK in Südkoreas Hauptstadt Seoul statt.
Im Zuge des Zollstreits zwischen der Europäischen Union und China hat Peking seine Elektroautohersteller aufgefordert, die aktive Suche nach Produktionsstandorten in der EU und die Unterzeichnung neuer Verträge auf Eis zu legen und sich generell zurückzuhalten. Das berichtete Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut seien. Die nicht verbindliche Richtlinie könnte zu weiteren Spannungen im Handelskonflikt über Elektrofahrzeuge führen.
Als Reaktion teilte die staatseigene Dongfeng Motor Gruppe dem Bericht zufolge der italienischen Regierung mit, Pläne für eine mögliche Autoproduktion in Italien zu stoppen. Chongqing Changan Automobile sagte eine in Mailand geplante Veranstaltung zur Einführung seiner Marke in Europa ab, heißt es im Bericht weiter.
Nikkei berichtete indes von der Betriebseinstellung bei Svolt Energy, ein führender chinesischer Hersteller von E-Autobatterien. Demnach werde die Tochtergesellschaft des Automobilherstellers Great Wall Motor bis Januar 2025 ihre europäischen Niederlassungen, einschließlich des Büros in Frankfurt, schließen und eine nicht genannte Anzahl von Mitarbeitern entlassen. Laut dem Bericht veranlassten eine Reihe von Faktoren den Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien zu dem Schritt: von schleppenden Verkaufszahlen in Europa bis hin zu anhaltendem finanziellen Druck. mcl
Der Jurist und Islamwissenschaftler Turgunjan Alawdun ist neuer Präsident der Aktivisten-Organisation Weltkongress der Uiguren (WUC). Der 58-Jährige wurde am Samstagabend bei der 8. Generalversammlung in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo zum Nachfolger von Dolkun Isa gewählt. Alawdun war der einzige Kandidat.
Alawdun lebt seit 1999 in München und ist deutscher Staatsbürger. In den 1990er-Jahren hatte er in Kairo studiert, ehe es ihn nach Deutschland zog. Bereits als junger Mann begann er, sich als Aktivist für die Belange der Uiguren einzusetzen. Seit der Gründung des WUC im Jahr 2004 ist Alawdun in verschiedenen Ämtern für den WUC tätig gewesen, zuletzt unter anderem als Spezial-Beauftragter für die muslimische Welt.
Weil er als Anwalt nicht in Deutschland arbeiten darf, verdiente der Familienvater sein Geld zuletzt als Taxifahrer in München. Das WUC-Amt wird Alawdun jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit als hauptamtlicher Präsident bekleiden. Er hatte sich zur Wahl bereit erklärt, nachdem andere mögliche Kandidaten eine Amtsübernahme aus Sorge um Konsequenzen für Familienmitglieder in Xinjiang abgelehnt hatten. Auch zwei von Alawduns insgesamt vier Geschwistern leben noch in Xinjiang.
Sein Vorgänger Dolkun Isa durfte sich laut Statuten nach zwei Amtszeiten kein weiteres Mal zur Wahl stellen. Ohnehin hatte Isa seit Mai sein Amt ruhen lassen, seitdem Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen ihn im Raum stehen.
Die Generalversammlung war begleitet von Morddrohungen von Unbekannt gegen Mitglieder der Führungsriege und Ankündigungen von Sabotageakten. Mehrere Dutzend bosnische Sicherheitsbeamte überwachten seit Beginn der Veranstaltung die Zugänge zu Tagungsräumen und den Fluren des Hotels, wo die Delegierten untergebracht sind. grz
Die US-Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump sind Berichten zufolge ins Visier chinesischer Hacker geraten. Die Hacker seien in das System des US-Telekommunikationskonzerns Verizon eingedrungen und hätten es auf mehrere Personen innerhalb und außerhalb der Regierung abgesehen, berichtete die New York Times unter Berufung auf Insider.
Darunter waren dem Bericht zufolge der Republikaner Trump und sein Vizepräsidentschaftskandidat JD Vance. Auch das Telefon der demokratischen Kandidatin und amtierenden Vizepräsidentin Kamala Harris sei angegriffen worden, berichtete das Wall Street Journal. Ob Telefonate abgehört wurden, sei noch Gegenstand von Ermittlungen, berichtete die “New York Times”. Das FBI und die US-Behörde für Cyber- und Infrastruktursicherheit teilten mit, sie ermittelten wegen unbefugten Zugriffs auf Infrastrukturen der Telekommunikation durch Personen mit Verbindungen zu China. rtr
In China sterben mehr depressive Männer als depressive Frauen im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung. Das geht aus einer neuen Studie des chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) und der Universität Shandong hervor. Demzufolge gelten jüngere, besser ausgebildete und in Städte lebende Männer als besonders gefährdet. Bisher galt die Annahme, dass sie ein geringeres Risiko habe, an einer Depression zu sterben, als Frauen und Menschen mit niedrigem Bildungsstand.
Nach CDC-Angaben leiden Schätzungen zufolge etwa 95 Millionen Menschen in China an Depressionen. Jährlich gibt es etwa 280.000 Selbstmorde, von denen 40 Prozent Menschen mit schweren Depressionen betreffen. Depression in China ist wenig erforscht, die Stigmatisierung von psychischen Problemen ist groß. Die Regierung verabschiedete 2013 das erste Gesetz zur psychischen Gesundheit, das Verfahren, Einweisungen und Behandlungen verbessern soll.
Die neuen Ergebnisse beruhen auf einer Umfrage aus dem Jahr 2022, in dem Chinesinnen und Chinesen mit restriktiven Coronamaßnahmen umgehen mussten. Dabei handelt es sich um eine Follow-up-Studie einer Umfrage aus dem Jahr 2010. An dem Fragebogen nahmen fast 100.000 Personen aus ganz China teil, wobei einige tausend mehr Frauen als Männer mitmachten. Knapp sechs Prozent der Befragten litten an einer leichten bis mittelschweren Depression, während 0,35 Prozent an einer schweren Depression erkrankten.
Die Sterblichkeitsrate bei Personen mit schweren Depressionen war bei Männern dreimal so hoch wie bei Frauen, wobei mehr Frauen eine Depression aufwiesen. Während sich die bisherige Forschung hauptsächlich auf den Zusammenhang zwischen Depression und Selbstmord konzentriert hat, betonen die Studienautoren, dass Depressionen auch nicht-suizidale Verletzungen begünstigen, wie Unfälle und zwischenmenschliche Gewalt. mcl
Alicia García-Herrero macht sich nichts vor. Ihre Arbeit ist schwieriger geworden. Damit meint sie nicht ihre Hauptberufe als Senior Fellow des renommierten europäischen Think-Tanks Bruegel und als Chefökonomin der französischen Investmentbank Natixis für den Asien-Pazifik-Raum.
Es sei der Job, der all dem zugrunde liegt, der komplizierter geworden sei: “Es ist sehr schwierig, gute Informationen über China zu erhalten. Entweder, weil die Daten nicht vorhanden sind oder weil sie manipuliert wurden. Selbst vor Ort in China zu sein, ist keine Garantie dafür, bessere Informationen zu haben”, sagt García-Herrero. Eine gewisse Bodenständigkeit sei gesund, rät die Ökonomin: “Die Sozialwissenschaften können in einer so komplexen Welt nicht alles herausfinden. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass wir irren können.” Dabei sei es heutzutage umso wichtiger, gut informiert zu sein, um nicht in den Sog der Polarisierung hinsichtlich China gezogen zu werden: “Es ist sehr schwer, neutral zu sein.”
Die Spanierin ist eine Quereinsteigerin in der China-Bubble. Aufgewachsen ist sie in der Nähe von Madrid, es folgte ein Studium in Wirtschaftswissenschaften, ihren PhD erhielt sie an der US-amerikanischen George Washington University. Danach arbeitete sie unter anderem für das Kieler Institut für Weltwirtschaft, die Europäische Zentralbank und die Weltbank.
Den Fokus auf China lenkte sie, um ihren Wissensdurst zu stillen. In den 1990er-Jahren arbeitete sie für den Internationalen Währungsfonds. Egal, ob sie sich mit der Volkswirtschaft Venezuelas oder Armeniens beschäftigte, war China oft das fehlende Puzzleteil, um ihre Fragen zu beantworten. So baute García-Herrero ihre Chinakompetenz nicht in Sinologie-Vorlesungen auf, sondern von vor Ort aus. Sie zog nach Hongkong, dann nach Shanghai.
Unter anderem arbeitete sie für die Bank von Spanien und eine chinesische Bank. Einmal versuchte sie, chinesische Kommunalbehörden davon zu überzeugen, ihre Rentenfonds in den damals jungen Euro zu investieren. Die ablehnende Haltung der Politiker verstand sie nicht sofort. Schnell merkte sie, dass es unmöglich sei, in kurzer Zeit das eigene Wissen über China “nachzuholen”. “Besser wäre ein Jahrzehnt”, dachte sie sich.
Sie bedauert zwar, dass heutzutage immer weniger junge Europäer Sinologie studieren. Doch für Menschen wie sie, die sich mit China beschäftigen, aber keinen Abschluss in China-Studien haben, sieht sie einen großen Vorteil: “Ich habe im Laufe der Zeit festgestellt, dass Sinologen Schwierigkeiten haben, weil ihre Arbeit vom Zugang zu China abhängt. Dabei sind die Beziehungen zu chinesischen Beamten asymmetrisch.” Als Ökonomin fühle sie sich freier in ihrer Erkenntnissuche, weil sie in ihrer Arbeit nicht auf Feldforschung in China angewiesen ist.
Heute ist sie sowohl für Finanzinstitutionen als auch für politische Entscheidungsträger eine wichtige Stimme, besonders in Bereichen wie internationaler Handel, Währungsfragen und makroökonomische Trends. Die spanische Regierung sucht ihren Rat, nach eigenen Angaben erhält sie pro Tag etwa 20 bis 30 Medienanfragen und Organisatoren von Panelrunden buhlen um ihre Zeit.
García-Herrero ist auch überzeugte Europäerin und sorgt sich um jüngste Wahlergebnisse in europäischen Ländern. Das Erstarken rechtsradikaler und europaskeptischer Parteien werde sich negativ auf die EU-Strategie im Globalen Süden auswirken, sagt sie: “Der Blick nach innen ist für Länder sehr gefährlich. Der Erfolg Europas bestand historisch immer darin, nach außen zu schauen. Global Gateway ist eine solche Möglichkeit. Aber das geht nur, wenn wir als eine Einheit handeln.”
Die bisherigen Global-Gateway-Maßnahmen reichten nicht aus, um Chinas Ambitionen im Globalen Süden zu begegnen, resümiert die Spanierin. Auch den zeitlichen Vorsprung müsse die EU erst einmal aufholen. Wo García-Herrero Potenzial für die EU sieht, um sich einen Vorteil zu verschaffen, ist Transparenz: “Wir können eine weitaus bessere PR machen als China. Aber die Projekte sind nicht wirklich transparent, was wirklich bedauerlich ist”, sagt sie.
Allgemein stellt García-Herrero fest: “China ist aufgestiegen und konkurriert direkt mit Europa, was ich offen gesagt schon lange erwartet hatte.” Lange Zeit habe sie gehört, dass man in Europa der Volksrepublik einen Schritt voraus sei. Nicht wenige solcher “naiven” Stimmen kamen aus Deutschland. Nun müsse man sich der harten Realität eines neuen Spiels stellen, in dem man China auf Augenhöhe begegnet.
Es ist genau das, was sie nach all den Jahren an dem Beruf begeistert, die strategische Herausforderung: “Es ist an der Zeit, dass wir wirklich an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten, Chinas tote Winkel finden und erkennen, was in China funktioniert und was nicht.” Als Ökonomin glaubt sie, einen Beitrag leisten zu können – auch, wenn ihre Arbeit schwieriger geworden ist. Manuel Liu
Zum Lichterfest Diwali werden Wohnungen und Häuser mit Lampen, Kerzen und Lampions geschmückt. Wer nach der Asien-Pazifik-Konferenz noch Zeit für eine Shopping-Tour hat, kann auf den Märkten Neu-Delhis Laternen und Lampions als Souvenir ergattern. Diese drei Märkte sollten Sie dabei nicht verpassen: Chandni Chowk, Krishna Nagar und Sarojini Nagar. Neben Lampions finden sich dort jede Menge andere Diwali-Deko, Outfits und kleine Andenken.
die 18. Asien-Pazifik-Konferenz (APK) in Neu-Delhi ist beendet – und damit auch unsere Sonderberichterstattung am Wochenende. Ab morgen erhalten Sie wieder, wie gewohnt, die volle Breitseite China-Insights.
China war nicht zu Gast bei der APK. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – kam in den Paneldiskussionen, Keynotes und Seitengesprächen häufig die Sprache auf die Volksrepublik. Eine Zusammenfassung der Konferenz, die Quintessenz daraus und die noch offenen Fragen bekommen Sie heute in unserer Analyse.
In unserem letzten APK-Heads stellen wir Ihnen heute Alicia García-Herrero vor. Die Ökonomin wünscht sich mehr Transparenz bei der EU-Infrastrukturinitiative und selbsternannten BRI-Alternative Global Gateway, wie sie meinem Kollegen Manuel Liu gesagt hat.
Wir verabschieden uns aus Neu-Delhi. Die nächste APK wird 2026 in Seoul stattfinden.
नमस्ते (Namasté) India und 안녕하세요 (An nyeong ha se yo) Korea!
China war bei der 18. Asien-Pazifik-Konferenz (APK) in Neu-Delhi nicht präsent – und dennoch immer zugegen. Zahlreiche Debatten drehten sich doch um den gleichen Kern: Wie behaupten sich Deutschland und Europa in einer zunehmend von geopolitischen Konflikten geplagten Welt, in der die Volksrepublik und andere Länder nach der Pole-Position streben? Auf den Panels und in vielen persönlichen Gesprächen ging es um De-Risking, Innovationsfähigkeit und die Beziehungen zum globalen Süden – und manchmal auch um Tieferes: um Werte, Visionen und die Stimmung in Deutschland.
Das Selbstbewusstsein der indischen Gastgeber war derweil offensichtlich. Indiens Regierungschef Narendra Modi machte sehr deutlich, dass er um die Pfunde weiß, mit denen er wuchern kann. Eine starke wirtschaftliche Entwicklung, qualifizierte Arbeitskräfte und günstige Produktionsbedingungen.
Indiens Handelsminister Piyush Goyal betonte, sein Land verhandele nicht aus einer Position der Schwäche. Gegenseitige Befindlichkeiten müssten respektiert werden, was in Verhandlungen mit anderen Staaten auch gelungen sei – dann könne es jedoch schnell gehen. Indien könnte Partnern einen sehr großen Markt mit jungen und motivierten Menschen bieten. Goyal unterstrich aber auch die Grenzen: Als Beispiel nannte er Milcherzeuger. Diesen Bereich könne er nicht öffnen.
Bundeskanzler Olaf Scholz machte Druck für einen schnellen Abschluss eines Freihandelsabkommens: “Es könnte auch in Monaten gehen, nicht in Jahren”, sagte Scholz. Die Bundesregierung wolle das. “Wir müssen ambitionierter sein”, so Scholz. Nicht nur mit Indien insgesamt brauche es schneller Abschlüsse. Es sei jetzt an der Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen und die wirtschaftlichen Beziehungen zu Indien zu verstärken. “Es gibt jede Menge Potenzial.”
Indien als Austragungsort für die APK passte perfekt zum Kernthema vieler Panels und Debatten. Deutsche Unternehmen suchen nach guten Bedingungen, um zu diversifizieren und ihr China-Risiko zu minimieren. Mit seinen Wachstumsraten von rund sieben Prozent steckt in Indien viel Potenzial, um Teile des Chinageschäfts abzulösen. Und die deutschen Unternehmen zeigen Interesse. Die Frage, ob ein De-Risking erforderlich ist, stellt sich Unternehmen wie Braun, BASF oder Samsung offensichtlich überhaupt nicht mehr. In den Gesprächen ging es viel mehr um das “Wie”.
“Insgesamt sollte man sich strategisch nicht von einzelnen Rohstoffquellen, Ländern oder Technologien abhängig machen”, resümiert Markus Kamieth, CEO von BASF, der gemeinsam mit anderen Unternehmen auf dem Panel “The Triple D – De-Risking, Decoupling, Diversification” über das Thema diskutierte. Er betrachtet De-Risking als eine unternehmerische Selbstverständlichkeit, an die viele Unternehmen mit Chinageschäft aber erst durch die Lieferkettenunterbrechungen der Corona-Zeit schmerzlich erinnert wurden.
“Aufgrund der sehr gut laufenden Globalisierung, insbesondere in den 2010er-Jahren, wurde vielleicht das eine oder andere Risiko aus dem Auge verloren”, folgert Kamieth. “Für uns ist De-Risking immer schon ein Stück weit Teil unserer DNA gewesen, da wir unsere Produktion in die Märkte bringen, in denen wir die Produkte am Ende auch absetzen wollen.” BASF habe nach den Erfahrungen der letzten vier, fünf Jahre analysiert, wo möglicherweise Risiken liegen könnten, wenn sich geopolitisch Dinge verändern und eine Supply Chain Disruption entstünde.
Sabine Stricker-Kellerer, internationale Rechtsanwältin, die seit mehr als 30 Jahren europäische Unternehmen zu rechtlichen Aspekten ihrer Geschäftsaktivitäten in China berät, nimmt das Thema De-Risking nicht bei allen Teilnehmern der APK als Selbstverständlichkeit wahr.
“Die Manager in China haben ausschließlich die Aufgabe, ihr Chinageschäft erfolgreich fortzuführen und sich in den chinesischen Rahmenbedingungen zurechtzufinden”, erklärt Stricker-Kellerer im Gespräch mit Table.Briefings. Vertreter aus China und der Region, die bei der APK vor Ort seien, seien sehr positiv gestimmt, und sprächen davon, wie man in China weiter gut und erfolgreich Geschäfte machen kann, sagt die Juristin. Das stehe jedoch in einem Gegensatz: “Völlig anders dagegen die Stammhäuser aus Deutschland oder Europa, die hier bei der APK über De-Risking gesprochen haben. Bei ihnen geht es viel mehr um Abhängigkeiten und Risiken und es herrscht Konsens, dass sich China verändert hat und Risikoanalysen erforderlich sind.”
Auf politischer Ebene dagegen sei deutlich zu spüren, dass seit der China-Strategie Konsens besteht, dass sich China geändert hat und De-Risking und Diversifizierung erforderlich sind. “Wie wir mit der Angst vor Gegenmaßnahmen Chinas und der ‘Fear of Missing out’ – also der Angst, etwas zu verpassen – umgehen, das ist dagegen noch nicht klar.”
Wenn sich Unternehmen für Indien entscheiden, um hierhin einen Teil ihrer Produktion zu verlagern, sollten sie dies nicht blauäugig tun, gibt Anandi Iyer zu bedenken, Leiterin von Fraunhofer Indien. Eine große Herausforderung für deutsche Unternehmen, die an homogene Märkte gewöhnt sind, sei unter anderem die indische Gesellschaftsstruktur, sagt sie im Gespräch mit Table.Briefings. Daher bräuchten Unternehmen einen langen Atem. “Wenn man Kunden segmentiert, gibt es hier sechs Schichten: Richtig reiche Leute, reiche und etwas reiche, außerdem eine große Mittelschicht, unterteilt in die obere Mittelschicht, die untere Mittelschicht, und die Mittelmittelschicht. All diese Kunden haben andere Belange und Kaufkraftmöglichkeiten.”
Deutsche Firmen müssten sich wirklich Zeit nehmen, eine gute Strategie haben und vor allem gute Partner finden, mit denen sie vertrauensvoll zusammenarbeiten könnten. “Es bietet sich an, mit bekannten Institutionen zusammenzuarbeiten, die die deutsche und indische Mentalität verstehen, wie zum Beispiel AHK oder Fraunhofer”, rät Anandi Iyer.
Und dann bleibt natürlich auch der Punkt: Was will eigentlich Indien? Modi und Goyal hatten klargemacht, dass das Land sich selbstbewusst seine Partner aussuchen kann. Welche Angebote kann der Westen machen und wie hat er sich bisher als Partner verhalten? “Die Welt tritt in eine neue Ära ein”, sagte Samir Puri, Associate Fellow im UK in the World Programme des britischen Thinktank Chatham House. Bei den Angeboten gehe es nicht mehr nur um Materielles – sondern auch Moral, um Weltanschauungen. “Es gibt jetzt verschiedene Angebote”, sagte Puri bei einer Oxford-Style-Debatte zum Thema “Competing Offers to the Global South”.
Puri verwies auf Aussagen von EU-Ratschef Charles Michel, der Kritik an der Teilnahme Indiens und anderer Staaten am Brics-Gipfel im russischen Kasan vergangene Woche skeptisch sieht. Michel sagte der Financial Times, die EU müsse den Entwicklungsländern, mit denen Brüssel strategische Handels- oder politische Kooperationsabkommen unterzeichnet habe, mehr Respekt entgegenbringen. “Wir sind überzeugt, dass wir wissen, was richtig und was falsch ist. Und wir bemühen uns nicht, zumindest zu verstehen, aus welchen Gründen andere Länder anders denken“, so Michel. “Auf europäischer Ebene … gibt es einen Reflex, der einer Form von Belehrung nahekommt”, sagte er.
Romana Vlahutin, Distinguished Fellow für Geostrategie beim German Marshall Fund, betonte in der Debatte die gegenseitige Abhängigkeit: “Der Norden braucht Rohstoffe, der Süden braucht Investitionen. Der Norden braucht Arbeitskräfte, der Süden braucht Jobs.” Für die ehemalige EU-Botschafterin muss die Beziehung zwischen dem Westen und dem Globalen Süden umgestaltet werden: “Mehr auf Augenhöhe, das ist die Zukunft unserer Partnerschaft.”
Wie diese sich entwickelt, wird in zwei Jahren evaluiert werden können. 2026 findet die 19. APK in Südkoreas Hauptstadt Seoul statt.
Im Zuge des Zollstreits zwischen der Europäischen Union und China hat Peking seine Elektroautohersteller aufgefordert, die aktive Suche nach Produktionsstandorten in der EU und die Unterzeichnung neuer Verträge auf Eis zu legen und sich generell zurückzuhalten. Das berichtete Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut seien. Die nicht verbindliche Richtlinie könnte zu weiteren Spannungen im Handelskonflikt über Elektrofahrzeuge führen.
Als Reaktion teilte die staatseigene Dongfeng Motor Gruppe dem Bericht zufolge der italienischen Regierung mit, Pläne für eine mögliche Autoproduktion in Italien zu stoppen. Chongqing Changan Automobile sagte eine in Mailand geplante Veranstaltung zur Einführung seiner Marke in Europa ab, heißt es im Bericht weiter.
Nikkei berichtete indes von der Betriebseinstellung bei Svolt Energy, ein führender chinesischer Hersteller von E-Autobatterien. Demnach werde die Tochtergesellschaft des Automobilherstellers Great Wall Motor bis Januar 2025 ihre europäischen Niederlassungen, einschließlich des Büros in Frankfurt, schließen und eine nicht genannte Anzahl von Mitarbeitern entlassen. Laut dem Bericht veranlassten eine Reihe von Faktoren den Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien zu dem Schritt: von schleppenden Verkaufszahlen in Europa bis hin zu anhaltendem finanziellen Druck. mcl
Der Jurist und Islamwissenschaftler Turgunjan Alawdun ist neuer Präsident der Aktivisten-Organisation Weltkongress der Uiguren (WUC). Der 58-Jährige wurde am Samstagabend bei der 8. Generalversammlung in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo zum Nachfolger von Dolkun Isa gewählt. Alawdun war der einzige Kandidat.
Alawdun lebt seit 1999 in München und ist deutscher Staatsbürger. In den 1990er-Jahren hatte er in Kairo studiert, ehe es ihn nach Deutschland zog. Bereits als junger Mann begann er, sich als Aktivist für die Belange der Uiguren einzusetzen. Seit der Gründung des WUC im Jahr 2004 ist Alawdun in verschiedenen Ämtern für den WUC tätig gewesen, zuletzt unter anderem als Spezial-Beauftragter für die muslimische Welt.
Weil er als Anwalt nicht in Deutschland arbeiten darf, verdiente der Familienvater sein Geld zuletzt als Taxifahrer in München. Das WUC-Amt wird Alawdun jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit als hauptamtlicher Präsident bekleiden. Er hatte sich zur Wahl bereit erklärt, nachdem andere mögliche Kandidaten eine Amtsübernahme aus Sorge um Konsequenzen für Familienmitglieder in Xinjiang abgelehnt hatten. Auch zwei von Alawduns insgesamt vier Geschwistern leben noch in Xinjiang.
Sein Vorgänger Dolkun Isa durfte sich laut Statuten nach zwei Amtszeiten kein weiteres Mal zur Wahl stellen. Ohnehin hatte Isa seit Mai sein Amt ruhen lassen, seitdem Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen ihn im Raum stehen.
Die Generalversammlung war begleitet von Morddrohungen von Unbekannt gegen Mitglieder der Führungsriege und Ankündigungen von Sabotageakten. Mehrere Dutzend bosnische Sicherheitsbeamte überwachten seit Beginn der Veranstaltung die Zugänge zu Tagungsräumen und den Fluren des Hotels, wo die Delegierten untergebracht sind. grz
Die US-Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump sind Berichten zufolge ins Visier chinesischer Hacker geraten. Die Hacker seien in das System des US-Telekommunikationskonzerns Verizon eingedrungen und hätten es auf mehrere Personen innerhalb und außerhalb der Regierung abgesehen, berichtete die New York Times unter Berufung auf Insider.
Darunter waren dem Bericht zufolge der Republikaner Trump und sein Vizepräsidentschaftskandidat JD Vance. Auch das Telefon der demokratischen Kandidatin und amtierenden Vizepräsidentin Kamala Harris sei angegriffen worden, berichtete das Wall Street Journal. Ob Telefonate abgehört wurden, sei noch Gegenstand von Ermittlungen, berichtete die “New York Times”. Das FBI und die US-Behörde für Cyber- und Infrastruktursicherheit teilten mit, sie ermittelten wegen unbefugten Zugriffs auf Infrastrukturen der Telekommunikation durch Personen mit Verbindungen zu China. rtr
In China sterben mehr depressive Männer als depressive Frauen im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung. Das geht aus einer neuen Studie des chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) und der Universität Shandong hervor. Demzufolge gelten jüngere, besser ausgebildete und in Städte lebende Männer als besonders gefährdet. Bisher galt die Annahme, dass sie ein geringeres Risiko habe, an einer Depression zu sterben, als Frauen und Menschen mit niedrigem Bildungsstand.
Nach CDC-Angaben leiden Schätzungen zufolge etwa 95 Millionen Menschen in China an Depressionen. Jährlich gibt es etwa 280.000 Selbstmorde, von denen 40 Prozent Menschen mit schweren Depressionen betreffen. Depression in China ist wenig erforscht, die Stigmatisierung von psychischen Problemen ist groß. Die Regierung verabschiedete 2013 das erste Gesetz zur psychischen Gesundheit, das Verfahren, Einweisungen und Behandlungen verbessern soll.
Die neuen Ergebnisse beruhen auf einer Umfrage aus dem Jahr 2022, in dem Chinesinnen und Chinesen mit restriktiven Coronamaßnahmen umgehen mussten. Dabei handelt es sich um eine Follow-up-Studie einer Umfrage aus dem Jahr 2010. An dem Fragebogen nahmen fast 100.000 Personen aus ganz China teil, wobei einige tausend mehr Frauen als Männer mitmachten. Knapp sechs Prozent der Befragten litten an einer leichten bis mittelschweren Depression, während 0,35 Prozent an einer schweren Depression erkrankten.
Die Sterblichkeitsrate bei Personen mit schweren Depressionen war bei Männern dreimal so hoch wie bei Frauen, wobei mehr Frauen eine Depression aufwiesen. Während sich die bisherige Forschung hauptsächlich auf den Zusammenhang zwischen Depression und Selbstmord konzentriert hat, betonen die Studienautoren, dass Depressionen auch nicht-suizidale Verletzungen begünstigen, wie Unfälle und zwischenmenschliche Gewalt. mcl
Alicia García-Herrero macht sich nichts vor. Ihre Arbeit ist schwieriger geworden. Damit meint sie nicht ihre Hauptberufe als Senior Fellow des renommierten europäischen Think-Tanks Bruegel und als Chefökonomin der französischen Investmentbank Natixis für den Asien-Pazifik-Raum.
Es sei der Job, der all dem zugrunde liegt, der komplizierter geworden sei: “Es ist sehr schwierig, gute Informationen über China zu erhalten. Entweder, weil die Daten nicht vorhanden sind oder weil sie manipuliert wurden. Selbst vor Ort in China zu sein, ist keine Garantie dafür, bessere Informationen zu haben”, sagt García-Herrero. Eine gewisse Bodenständigkeit sei gesund, rät die Ökonomin: “Die Sozialwissenschaften können in einer so komplexen Welt nicht alles herausfinden. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass wir irren können.” Dabei sei es heutzutage umso wichtiger, gut informiert zu sein, um nicht in den Sog der Polarisierung hinsichtlich China gezogen zu werden: “Es ist sehr schwer, neutral zu sein.”
Die Spanierin ist eine Quereinsteigerin in der China-Bubble. Aufgewachsen ist sie in der Nähe von Madrid, es folgte ein Studium in Wirtschaftswissenschaften, ihren PhD erhielt sie an der US-amerikanischen George Washington University. Danach arbeitete sie unter anderem für das Kieler Institut für Weltwirtschaft, die Europäische Zentralbank und die Weltbank.
Den Fokus auf China lenkte sie, um ihren Wissensdurst zu stillen. In den 1990er-Jahren arbeitete sie für den Internationalen Währungsfonds. Egal, ob sie sich mit der Volkswirtschaft Venezuelas oder Armeniens beschäftigte, war China oft das fehlende Puzzleteil, um ihre Fragen zu beantworten. So baute García-Herrero ihre Chinakompetenz nicht in Sinologie-Vorlesungen auf, sondern von vor Ort aus. Sie zog nach Hongkong, dann nach Shanghai.
Unter anderem arbeitete sie für die Bank von Spanien und eine chinesische Bank. Einmal versuchte sie, chinesische Kommunalbehörden davon zu überzeugen, ihre Rentenfonds in den damals jungen Euro zu investieren. Die ablehnende Haltung der Politiker verstand sie nicht sofort. Schnell merkte sie, dass es unmöglich sei, in kurzer Zeit das eigene Wissen über China “nachzuholen”. “Besser wäre ein Jahrzehnt”, dachte sie sich.
Sie bedauert zwar, dass heutzutage immer weniger junge Europäer Sinologie studieren. Doch für Menschen wie sie, die sich mit China beschäftigen, aber keinen Abschluss in China-Studien haben, sieht sie einen großen Vorteil: “Ich habe im Laufe der Zeit festgestellt, dass Sinologen Schwierigkeiten haben, weil ihre Arbeit vom Zugang zu China abhängt. Dabei sind die Beziehungen zu chinesischen Beamten asymmetrisch.” Als Ökonomin fühle sie sich freier in ihrer Erkenntnissuche, weil sie in ihrer Arbeit nicht auf Feldforschung in China angewiesen ist.
Heute ist sie sowohl für Finanzinstitutionen als auch für politische Entscheidungsträger eine wichtige Stimme, besonders in Bereichen wie internationaler Handel, Währungsfragen und makroökonomische Trends. Die spanische Regierung sucht ihren Rat, nach eigenen Angaben erhält sie pro Tag etwa 20 bis 30 Medienanfragen und Organisatoren von Panelrunden buhlen um ihre Zeit.
García-Herrero ist auch überzeugte Europäerin und sorgt sich um jüngste Wahlergebnisse in europäischen Ländern. Das Erstarken rechtsradikaler und europaskeptischer Parteien werde sich negativ auf die EU-Strategie im Globalen Süden auswirken, sagt sie: “Der Blick nach innen ist für Länder sehr gefährlich. Der Erfolg Europas bestand historisch immer darin, nach außen zu schauen. Global Gateway ist eine solche Möglichkeit. Aber das geht nur, wenn wir als eine Einheit handeln.”
Die bisherigen Global-Gateway-Maßnahmen reichten nicht aus, um Chinas Ambitionen im Globalen Süden zu begegnen, resümiert die Spanierin. Auch den zeitlichen Vorsprung müsse die EU erst einmal aufholen. Wo García-Herrero Potenzial für die EU sieht, um sich einen Vorteil zu verschaffen, ist Transparenz: “Wir können eine weitaus bessere PR machen als China. Aber die Projekte sind nicht wirklich transparent, was wirklich bedauerlich ist”, sagt sie.
Allgemein stellt García-Herrero fest: “China ist aufgestiegen und konkurriert direkt mit Europa, was ich offen gesagt schon lange erwartet hatte.” Lange Zeit habe sie gehört, dass man in Europa der Volksrepublik einen Schritt voraus sei. Nicht wenige solcher “naiven” Stimmen kamen aus Deutschland. Nun müsse man sich der harten Realität eines neuen Spiels stellen, in dem man China auf Augenhöhe begegnet.
Es ist genau das, was sie nach all den Jahren an dem Beruf begeistert, die strategische Herausforderung: “Es ist an der Zeit, dass wir wirklich an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten, Chinas tote Winkel finden und erkennen, was in China funktioniert und was nicht.” Als Ökonomin glaubt sie, einen Beitrag leisten zu können – auch, wenn ihre Arbeit schwieriger geworden ist. Manuel Liu
Zum Lichterfest Diwali werden Wohnungen und Häuser mit Lampen, Kerzen und Lampions geschmückt. Wer nach der Asien-Pazifik-Konferenz noch Zeit für eine Shopping-Tour hat, kann auf den Märkten Neu-Delhis Laternen und Lampions als Souvenir ergattern. Diese drei Märkte sollten Sie dabei nicht verpassen: Chandni Chowk, Krishna Nagar und Sarojini Nagar. Neben Lampions finden sich dort jede Menge andere Diwali-Deko, Outfits und kleine Andenken.