Table.Briefing: China

Ärger der Autobauer über EU + Taiwan-Strategie

Liebe Leserin, lieber Leser,

auf eine Aktion folgt immer auch eine Reaktion. Die klare Ansage von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zu einer deutlichen Antwort aus Peking geführt. Die angekündigten Untersuchungen des chinesischen E-Automarktes würden negative Folgen für die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der Volksrepublik und der EU haben. Überraschend war das nicht.

Überraschend ist aber, was Felix Lee schreibt: Das Vorhaben könnte nach hinten losgehen. Denn eine Überprüfung kann ausländische Hersteller in der Volksrepublik genauso treffen. Zudem seien die Regierungs-Subventionen alles andere als alleinverantwortlich für den Erfolg der chinesischen E-Autoindustrie.

Peking hat einen neuen Plan für die Vereinigung mit Taiwan vorgelegt. Diese soll bestenfalls friedlich geschehen, ist dem Dokument mit dem etwas sperrigen Titel “Aufbau einer Demonstrationszone für die integrierte Entwicklung über die Taiwanstraße” zu entnehmen. Welche Hebel die chinesische Regierung dafür nutzen, welche Anreize sie in Aussicht stellen will, erläutert Michael Radunski.

Er merkt jedoch auch an, dass Pekings Vorhaben mit Vorsicht zu genießen ist: In den Gewässern rund um Taiwan sind allein zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen 68 chinesische Flugzeuge und zehn Schiffe gesichtet worden.

Einen guten Start in den Freitagmorgen wünscht

Ihre
Carolyn Braun
Bild von Carolyn  Braun

Analyse

EU droht bei E-Autos Eigentor

Auch der einstigen schwedischen Vorzeigemarke Volvo würden Strafzölle in der EU drohen.

Die Reaktionen aus Peking ließen nicht lange auf sich warten. Die Untersuchungen des chinesischen E-Automarktes durch die EU-Kommission würden negative Folgen für die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und der EU insgesamt haben, warnte das chinesische Handelsministerium. Der EU gehe es schlicht darum, unter dem Deckmantel des fairen Wettbewerbs “ihre eigene Industrie zu schützen”. Und weiter: Das sei “blanker Protektionismus”, der die globale Lieferkette in der Automobilindustrie empfindlich treffen werde. Man sei “sehr besorgt und unzufrieden” mit der EU-Kommission.

Klare Worte auf eine ebenso klare Ansage der Gegenseite: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Mittwoch in ihrer Rede zur Lage der Union eine Wettbewerbsuntersuchung wegen Marktverzerrungen durch chinesische Subventionen für Elektroautos angekündigt. Die Weltmärkte würden derzeit von “billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt”, wetterte von der Leyen in ihrer Rede. “Das verzerrt unseren Markt.”

Subventioniert wird die Branche in Europa auch

Dabei ist die Antwort auf die Frage, inwiefern die Führung in Peking mit übertriebenen Subventionen der heimischen E-Autoindustrie für unlauteren Wettbewerb sorgt und Anti-Dumping-Zölle angemessen sind, alles andere als eindeutig. 

  • Ja, China produziert E-Autos billiger als der Rest der Welt. Laut EU-Kommission sind sie in der Regel um ein Fünftel günstiger als in Europa hergestellte Fahrzeuge
  • Ja, das ist auch auf die jahrzehntelange staatliche Förderung der Branche über Anreize und Subventionen zurückzuführen. Nicht zuletzt mit der Unterstützung des Staates gelang es Unternehmen wie CATL oder BYD zu den größten Herstellern von Batterien für E-Autos zu werden.
  • Und ja, die chinesische Regierung sorgt im eigenen Land für niedrige Energiekosten und ist bei der Anschubfinanzierung behilflich. 

Deutschland und die EU haben aber ebenfalls viel Geld in die Hand genommen, um eine heimische Batteriezellen-Produktion für E-Autos aufzubauen. Die EU-Kommission selbst hatte 2019 Beihilfen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro für die Produktion von Batterien für Elektroautos in Europa genehmigt. Von deutscher Seite sind fünf Unternehmen an dieser europaweiten Allianz beteiligt, darunter BASF, BMW und der Batteriehersteller Varta.

Die Unterstützung der chinesischen Regierung hat zwar dazu beigetragen, dass Firmen wie CATL oder BYD zu Schwergewichten der Branche aufsteigen konnten; BYD hat in diesem Jahr erstmals Volkswagen als bestverkaufte Marke in China verdrängt. Doch die Subventionen erklären den Erfolg nicht allein.

Chinesische E-Auto-Hersteller sind flexibler

Ein wesentlicher Grund ihres Erfolgs: Bei der Konkurrenz aus Fernost handelt es sich um Tech-Unternehmen, oder wie im Fall von BYD um Batteriehersteller. Sie wissen, dass der Bau von E-Autos sehr viel kostengünstiger ist als die Herstellung von Fahrzeugen mit Verbrennermotor. Der Aufwand ist geringer und es wird viel weniger Personal benötigt. Sie haben also keinen riesigen Apparat im Schlepptau, wie die traditionellen Autobauer, die sich vom Bau von Diesel- und Benzinmotoren noch immer nicht verabschiedet haben.

Größte Konkurrenten der deutschen Autobauer aus der Volksrepublik sind denn auch keineswegs die traditionellen chinesischen Autobauer; sie kämpfen mit ähnlichen Problemen wie VW oder Mercedes. Vielmehr handelt es sich bei der chinesischen E-Auto-Konkurrenz um moderne Software- oder Batterie-Unternehmen, die flexibel auf neue Markttrends reagieren und wesentlich günstiger neue Modelle auf den Markt bringen können als VW oder BMW.

Droht der EU ein Eigentor?

Die EU-Kommission will bei ihren Untersuchungen laut Reuters neben Preisen für Rohstoffe und Batterien vor allem die bevorzugte Kreditvergabe und das angeblich zu billige Bereitstellen von Gelände ins Visier nehmen. Nach Schätzungen der Beratungsfirma AlixPartners verteilte China zwischen 2016 und 2022 staatliche Subventionen in Höhe von 57 Milliarden Dollar für elektrische und Hybrid-Fahrzeuge.

Am bekanntesten ist die staatliche Unterstützung, um den Kauf von E-Autos anzukurbeln, die an die Hersteller gezahlt wird. Diese war 2009 gestartet und wurde bis Ende des vergangenen Jahres eigentlich schrittweise zurückgefahren. Nachdem die Nachfrage nach E-Autos daraufhin schlagartig eingebrochen war, hat die chinesische Regierung im Juni ein neues Steuerpaket in Höhe von umgerechnet 72 Milliarden Dollar bekannt gegeben, das über vier Jahre laufen soll.

Doch nicht nur, dass Staatsprämien beim E-Autokauf auch in Europa vergeben wurden: Die Überprüfung würde auch ausländische Autobauer in China treffen. Tesla etwa, der E-Auto-Konzern aus den USA, betreibt in Shanghai seine größte Produktionsstätte. Mehr als 700.000 Fahrzeuge hat der US-Konzern 2022 in der Volksrepublik hergestellt. Das entspricht der Hälfte der Gesamtproduktion. 40 Prozent der Ausfuhren von E-Autos zwischen Januar und April dieses Jahres gingen laut der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies aufs Konto des US-Konzerns.

Auch BMW, Volvo und Renault wären betroffen

Betroffen von den Untersuchungen der EU-Kommission müssten aber auch BMW, Renault und die vom chinesischen Geely-Konzern aufgekaufte einst schwedische Marke Volvo sein. Die Hersteller produzieren ebenfalls in China und verkaufen Fahrzeuge nach Europa. Sie hat die EU-Kommission aber sicherlich nicht im Visier, sondern vielmehr die chinesischen Aufsteiger wie MG Motors, BYD, Nio und Xpeng, die allesamt ihre Expansion nach Europa gestartet haben. Einen ersten Vorgeschmack gab es vor zehn Tagen auf der Internationalen Auto-Ausstellung (IAA) in München. Das einstige Schaufenster der deutschen Autobauer hatte sich zum Showroom der chinesischen E-Auto-Hersteller entwickelt.

Der chinesische Handelsminister fordert die EU zu “Dialog und Konsultation auf”, um für die gemeinsame Entwicklung der Automobilindustrie ein “faires, diskriminierungsfreies und vorhersehbares Marktumfeld zu schaffen”. Das dürfte angesichts der Verflechtungen auf beiden Seiten schwierig werden. 

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Neuer Plan: Peking will Taiwan umgarnen

Chinesische Militärübungen rund um Taiwan: Ein taiwanischer Marinesoldat an Bord der Fregatte Tian Dan beobachtet am 19. August mit einem Fernglas die chinesische Fregatte Xuzhou.

Es sei die unerschütterliche historische Aufgabe der Kommunistischen Partei Chinas, das gemeinsame Streben aller Söhne und Töchter Chinas und die unvermeidliche Notwendigkeit. Gemeint ist die Lösung der Taiwan-Frage. Für Peking gibt es dafür nur eine Möglichkeit: Taiwan muss mit dem Festland vereint werden. Am besten friedlich.

Chinas Staatsrat hat am Donnerstag seinen Plan vorgestellt, wie das genau geschehen soll. Das Dokument mit dem Titel “Aufbau einer Demonstrationszone für die integrierte Entwicklung über die Taiwanstraße” (建设两岸融合发展示范区) ist zwar schon seit Dienstag beschlossen, wurde aber erst am Donnerstag offiziell vorgestellt.

China und Taiwan – “eine Familie”

Gleich zu Beginn heißt es: Es handele sich um eine “Gesamtstrategie der Partei zur Lösung der Taiwan-Frage in der neuen Ära”. Unter der Führung von Xi Jinping wolle man das Konzept “两岸一家亲” (Beide Seiten der Taiwanstraße sind eine Familie) in der Praxis umsetzen.

Das Dokument liest sich wie eine friedliche Einladung an Taiwan, am wirtschaftlichen und politischen Aufstieg Chinas teilzuhaben. Immer wieder ist die Rede von Fortschritt und Innovation, von Austausch, Respekt und Zusammenarbeit. Doch Peking selbst weckt Zweifel an der Glaubwürdigkeit des “Friedensplans”: Nach Angaben der taiwanesischen Behörden wurden diese Woche ein chinesischer Flugzeugträger und etwa zwei Dutzend chinesische Kriegsschiffe in Gewässern rund um Taiwan gesichtet.

Fujian als Demonstrationszone

Die vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas und dem Staatsrat gemeinsam erlassene Richtlinie verspricht, die Provinz Fujian zu einer “Demonstrationszone” für eine integrierte Entwicklung mit Taiwan und zur “ersten Heimat” für taiwanesische Einwohner und Unternehmen zu machen, die sich in China niederlassen.

Pekings Fokus auf Fujian ist naheliegend. Die chinesische Provinz mit ihren rund 40 Millionen Einwohnern liegt direkt gegenüber der Küste Taiwans. Fujian steht Taiwan sowohl geografisch als auch kulturell am nächsten. Viele Taiwaner sind Nachkommen von Einwanderern aus Fujian, die bis heute maßgeblich das Leben auf Taiwan prägen.

Werben um Landsleute und Unternehmen

Entsprechend wirbt Peking in den ersten sechs Punkten gezielt um taiwanische Landsleute. Taiwanische Arbeitnehmer und deren Familien sollten sich in Fujian niederlassen. Man werde die Sozialhilfeprogramme verbessern, um den Taiwanern das Leben und Arbeiten in der Provinz zu erleichtern. Sie dürften Immobilien kaufen und ihre Kinder gleichberechtigt an den öffentlichen Schulen einschreiben.

Außerdem wird taiwanesischen Firmen versprochen, das Umfeld für ihre Geschäfte in Fujian zu verbessern sowie die Industrie- und Kapitalkooperation zu vertiefen. Taiwans Unternehmen werden dazu ermutigt, sich an chinesischen Börsen zu notieren.

Besondere Rolle für Kinmen und Matsu

Eine besondere Rolle in den Pekinger Plänen kommt den Kinmen- und Matsu-Inseln zu. Sie gehören zu Taiwan, aber die Eilande liegen viel näher an Fujian als an Taiwan. Die Distanz zwischen Kinmen und dem chinesischen Festland beträgt beispielsweise lediglich zwei Kilometer. Entsprechend hatten die Inseln schon in der Vergangenheit die stärksten Verbindungen zum Festland. In Pekings neuem Friedensplan wird deshalb angekündigt, ihre Integration weiter zu beschleunigen.

So sollen zwischen Kinmen und Xiamen etliche Infrastrukturprojekte geprüft werden, unter anderem soll eine Brücke die beiden Städte miteinander verbinden. Zudem soll die Lieferung von Strom und Gas von Xiamen nach Kinmen ermöglicht werden. Ähnliche Integrationsmaßnahmen sind auch für die Städte Fuzhou und Matsu geplant.

Ausgerechnet mit den Plänen zur möglichen Energieversorgung spricht Peking einen besonders heiklen Punkt an. Taiwan ist enorm abhängig von Importen aus dem Ausland. Im Falle einer chinesischen Blockade stünde Taiwan vor erheblichen Energieproblemen. Entsprechend gilt die Energieversorgung als neuralgischer Punkt der nationalen Sicherheit Taiwans.

Kinmen als “Friedensinsel”

Und tatsächlich gibt es auf Kinmen eigene Pläne, die Bindung an das chinesische Festland zu verbessern. Ko Wen-je (柯文哲), Ex-Bürgermeister von Taipeh und Kandidat bei der anstehenden Präsidentenwahl, schlug vor kurzem vor, eine Brücke nach Xiamen zu bauen. So könnte man die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Insel und China verbessern. Doch Kos Pläne gehen weiter: Die Brücke könnte der Beginn einer weitreichenden Entspannung zwischen China und Taiwan sein. Ko will Kinmen in eine entmilitarisierte Zone und so zu einer “Friedensinsel” umwandeln.

Zwar wird der Vorschlag von einigen Oppositionspolitikern unterstützt, von der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) allerdings entschieden abgelehnt. Taiwans “Mainland Affairs Council” bezeichnete den Vorschlag als “ein Trojanisches Pferd mit enormen Risiken für die nationale Sicherheit“.

Ablehnung aus Taiwan

Auch Pekings Pläne für eine umfassende Integration Taiwans treffen in Taipeh auf entschiedene Ablehnung. Es handele sich um einen “einseitigen” Plan. Gleichbehandlung und wirtschaftliche Anreize dienten nur als Vorwand, um “die Führung der kommunistischen Partei zu akzeptieren”, heißt es von Taiwans Rat für Festlandangelegenheiten.

Wang Ting-yu, Abgeordneter der regierenden Demokratie-Partei, sagte in einer Videobotschaft: “China sollte lieber darüber nachdenken, sich um seine Schulden zu kümmern, anstatt eine Einheitsfrontpolitik gegen Taiwan zu betreiben.”

Xi: Nie verpflichten, auf Gewalt zu verzichten

Und tatsächlich scheint bei Pekings vermeintlichem Friedensplan Vorsicht geboten. Denn Chinas ausgestreckte Hand kann schnell zur Faust werden. Um das zu erkennen, genügt dieser Tage ein Blick hinaus auf die Gewässer rund um Taiwan. Dort wurden allein zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen 68 chinesische Flugzeuge und zehn Schiffe gesichtet, wie das taiwanische Verteidigungsministerium am Donnerstag bekannt gab.

Die Kommunistische Partei Chinas und ihr Generalsekretär Xi Jinping werden zwar nicht müde zu betonen, dass sie eine friedliche Vereinigung der Volksrepublik mit Taiwan anstreben. Doch auch über die Alternative besteht kein Zweifel. Auf dem vergangenen KP-Parteitag im Oktober sagte Xi: Die vollständige Wiedervereinigung des Vaterlandes muss erreicht und kann verwirklicht werden. Wir werden uns aber niemals verpflichten, den Einsatz von Gewalt aufzugeben.

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Termine

18.09.2023, 14:30 Uhr
China International Investment Promotion Agency, Konferenz (in Frankfurt): Investitions- und Kooperationskonferenz der Stadt Bozhou Mehr

18.09.2023, 9:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Außenwirtschaftsforum (online und vor Ort): Reform des EU-Zollrechts und die Sanktionspakete mit ihrer praktischen Auswirkung auf Unternehmen Mehr

19.09.2023, 9:00 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Außenwirtschaftsforum (online und vor Ort): Exportkontrolle Mehr

19.09.2023, 10:00 Uhr
China-Kompetenz­­zentrum Düsseldorf, Seminar (in Düsseldorf, auf Chinesisch): Successful Business in Germany – Gesunde und sichere Arbeit in Deutschland Mehr

19.09.2023, 14:30 Uhr (20:30 Uhr Beijing time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Urban China Series: Cross-Border Competition and Governance in the Greater Bay Area of Guangdong, Hong Kong, and Macau Mehr

19.09.2023, 15:00 Uhr
Swiss Chinese Chamber of Commerce, Strategy Workshop (in Zürich): Swiss business in China – reviewing your China Strategy? Mehr

19.09.2023, 22:00 Uhr (20.09., 02:00 Uhr Beijing time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Modern China Lecture Series: When Folding Chairs Became Bestsellers: The Revolutionary Roots of China’s Furniture Exports Mehr

20.09.2023, 5:15 Uhr (11:15 Uhr Beijing time)
EU SME Centre, Workshop (in Shanghai und online): From the Ground Up: Industrial Building Design, Maintenance, and Digitalisation Mehr

20.09.2023, 9:00 Uhr (15:00 Uhr Beijing time)
stars – for Leaders of the Next Generation, Webinar: Stock Taking and Prospects of Sino-Swiss relations in a re-asserting Europe and post-Covid China Mehr

20.09.2023, 9:00 Uhr
Urgewald, Konferenz: New kid on the block: AIIB after 7 years of operation Mehr

20.09.2023, 9:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Außenwirtschaftsforum (online und vor Ort): Stand der digitalen Zollprozesse in der Europäischen Union, in Deutschland und der Schweiz Mehr

20.09.2023, 15:00 Uhr (21:00 Uhr Beijing time)
China Netzwerk Baden-Württemberg, Webinar: Konkrete De-Risking Strategien im Umgang mit China: Wie Unternehmen sich im Vertrieb, Einkauf und vor Ort aufstellen Mehr

20.09.2023, 19:00 Uhr
MIT – Bodenseekreis, Podiumsdiskussion (in Friedrichshafen): Mittelstand Deutschland und China – eine Momentaufnahme Mehr

21.09.2023, 9:00 Uhr (15:00 Uhr Beijing time)
Dezan Shira & Associates, Seminar (online und in Shenzhen): IIT Clarity for Expats in China: Benefits Extension and Accessing the GBA IIT Subsidies in 2023 Mehr

21.09.2023, 9:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Außenwirtschaftsforum (online und vor Ort): Wirtschaftspolitik in Freihandelsräumen Mehr

21.09.2023, 10:00 Uhr
China International Investment Promotion Agency, Logistikforum (in Duisburg): The New Silk Road Logistics Forum Mehr

21.09.2023, 11:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing time)
Kiel Institut für Weltwirtschaft, Global China Conversations: Global Gateway und die Belt and Road: Eine Nachhaltige Alternative? Mehr

21.09.2023, 17:30 Uhr Beijing time
EU SME Centre, Konferenz (in Jinan): 2023 Sino-German (European) SME Communication & Cooperation Conference (SMEC) Mehr

22.09.2023, 10:30 Uhr
Chinaforum Bayern, Diskussion und Netzwerken (in Berlin): Germany-Taiwan Joint Business Council Meeting Mehr

22.09.2023, 15:00 Uhr
Chinese-German Center for Technology & Innovation, Seminar (in München): Shandong-Bayern Forum für Industriepartnerschaft 2023: Mit Matchmaking gemeinsam Brücken bauen Mehr

News

Außenpolitische Positionen vor Uno-Versammlung veröffentlicht

Kurz vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in der kommenden Woche hat China in einem offiziellen Dokument zu wichtigen Fragen der internationalen Politik Stellung bezogen. Neben vielen bekannten Phrasen, wie der von der “Schicksalsgemeinschaft der Menschheit”, finden sich darin durchaus relevante Positionen:

  • Ukraine: Die chinesische Regierung bestätigt in dem Dokument ihre grundsätzlich prorussische Haltung; eine Abwendung von Moskau ist nicht zu erkennen. China unterstütze eine “politische Lösung” der “Krise”; das Wort “Krieg” wird nicht verwendet. Als Schuldiger wird allein “die Sicherheitspolitik in Europa” genannt. Die legitimen “Sicherheitsinteressen” aller Parteien seien zu berücksichtigen (also auch die Russlands), Sanktionen seien kontraproduktiv. Ebenfalls bekannt ist aber auch die Einschränkung, dass China nukleare Drohungen verurteilt.
  • Afghanistan: Hier zeigt China klare Akzeptanz für die Taliban. Die internationale Gemeinschaft soll die Unabhängigkeit des Landes respektieren und eine “afghanisch geführte” Regierungsorganisation ohne Vorbehalte anerkennen.
  • BRI: Die Seidenstraße soll ab dem diesjährigen Belt-and-Road-Forum “kostengünstiger” organisiert werden.
  • Klimazusammenarbeit: Kritik am Westen. China wendet sich gegen “Versuche, Energiefragen zu politisieren und als Waffe zu nutzen”.
  • Menschenrechte: Die wichtigste Menschenrechte seien “Glück” und “das Streben nach einem besseren Leben”. Auch “demokratische Rechte” sind genannt. Aber: Jedes Land soll die Menschenrechte auf seine eigene Art umsetzen.
  • Neue Bereiche für die Weltordnungspolitik: Auch die Tiefsee, die Pole, der Weltraum, das Internet und die KI seien Ziele von Global Governance.
  • Sicherheitsrat: Der Uno-Sicherheitsrat soll für Entwicklungsländer geöffnet werden. Ungesagt bleibt: Damit könnte der Einfluss Chinas steigen.

Der China-Politologe Moritz Rudolf, derzeit in Yale, sieht in dem Dokument vor allem Kritik an den USA. Mit Formulierungen wie der “einseitigen Nutzung von Sanktionen”, dem Vorwurf von Scheinheiligkeit und dergleichen versuche das Dokument, die Stimmung des Globalen Südens gegenüber den USA aufzugreifen. fin

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Taiwan rügt Elon Musk

Taiwan hat den Tesla-Gründer Elon Musk für seine abermalige Einmischung in die angespannten Beziehungen mit China kritisiert. “Taiwan ist nicht Teil der Volksrepublik China und schon gar nicht käuflich“, schrieb Taiwans Außenminister Joseph Wu am Donnerstag auf X, vormals Twitter, in Richtung Musk.

Musk hatte zuvor über die angespannte Lage in der Taiwanstraße wie folgt geäußert. Pekings Politik sei es, Taiwan mit China zu vereinen: “Aus ihrer Sicht ist es vielleicht wie Hawaii oder etwas Ähnliches, wie ein integraler Teil Chinas, der willkürlich nicht zu China gehört, vor allem, weil (…) die US-Pazifikflotte jede Art von Wiedervereinigungsbemühungen mit Gewalt verhindert hat”, sagte Musk auf einer Veranstaltung. Die Aussagen wurden in einem Video auf Youtube veröffentlicht.

Wu forderte Musk auf, Peking lieber zu bitten, seinen Kurznachrichtendienst für die Chinesen zu öffnen. Die Volksrepublik blockiert X seit Jahren, ebenso wie andere große westlichen Sozialmedien wie Facebook.

Es ist nicht das erste Mal, dass Musk die Regierung in Taipeh verärgert. Im vergangenen Oktober schlug er vor, dass die Regierung in Peking einen Teil der Kontrolle über Taiwan erhalte, um die Spannungen in der Region aufzulösen. Auch die Ukraine hat Musk mit ähnlich unbedacht erscheinenden Aussagen bereits verärgert. rtr

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Banken sollen Yuan stärken

Chinas Behörden fordern Insidern zufolge die größten Banken des Landes zur Mithilfe im Kampf gegen die Yuan-Schwäche auf. Dazu sollen die Kreditinstitute ihre Devisenpositionen nicht sofort ausgleichen, sondern eine Weile offen halten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag und beruft sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Dieser Schritt würde bedeuten, dass ein Teil der umfangreichen Dollarkäufe durch Unternehmen von den Banken aufgefangen würde und eine Zeit lang in deren Büchern verbleibt. Das soll helfen, den Abwertungsdruck auf den Yuan zu verringern. Die Anweisung geht den Insidern zufolge auf ein Treffen zurück, das die Zentralbank Anfang dieser Woche mit einigen Geschäftsbanken abgehalten hat. Dabei sei den Geldhäusern auch mitgeteilt worden, dass Unternehmen, die Transaktionen von 50 Millionen US-Dollar oder mehr tätigen wollen, die Genehmigung der Zentralbank einholen müssen.

Der Yuan hat in diesem Jahr bisher mehr als fünf Prozent zum US-Dollar verloren, womit er zu einer Währung mit der schlechtesten Bilanz in Asien gehört. “Die Ursache für die Schwäche des Yuan liegt ganz einfach darin, dass die Zinsen in China niedrig sind, dass die Konjunktur schwächelt und dass daher die Rendite des in China investierten Kapitals nicht so hoch ist wie anderswo”, sagte Sid Mathur, Analyst bei der Bank BNP Paribas. “Das wiederum wirkt sich auf die Kapitalströme aus.” rtr

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Großbritannien Ziel von Spionage

Chinesische Spione sollen versucht haben, britische Beamte in wichtigen Positionen in Politik, Verteidigung und Wirtschaft anzuwerben, um sich so Zugang zu Staatsgeheimnissen zu verschaffen. Das erklärte die britische Regierung als Reaktion auf einen parlamentarischen Bericht, der im Juli veröffentlicht wurde.

Das “Intelligence and Security Committee” – der Ausschuss für Nachrichtendienste und Sicherheit – hatte in seinem Bericht erklärt, dass Peking erfolgreich in jeden Sektor der britischen Wirtschaft eingedrungen sei. Die Minister seien zu langsam gewesen, um dieser Bedrohung zu begegnen. China sei an einem “gesamtstaatlichen” Angriff auf Großbritannien beteiligt, der Ansatz der Regierung sei “völlig unzureichend” und werde von kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen dominiert, so das Fazit des Ausschusses nach seiner vierjährigen Untersuchung. Premier Rishi Sunak teilte dem Parlament mit, dass er den Bericht akzeptiere und anerkenne, dass sich die Regierung in diesem Bereich verbessern müsse.

Siebenmal mehr Ermittlungen als 2018

Erst am Wochenende hatte die Verhaftung eines parlamentarischen Wissenschaftlers für Aufsehen gesorgt. Er wird verdächtigt, für China spioniert zu haben. Der junge Wissenschaftler bestreitet, ein Spion zu sein, seine Verhaftungen hat jedoch zu Forderungen britischer Abgeordneter nach einer härteren Gangart geführt. Das chinesische Außenministerium bezeichnete die Spionagevorwürfe als “völlig unbegründet”.

Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 führt derzeit nach eigener Aussage siebenmal so viele Ermittlungen zu chinesischen Aktivitäten durch wie im Jahr 2018. Die Regierung hat zudem eine Einheit eingerichtet, die Wahlen vor ausländischer Einmischung schützen soll. Im vergangenen Jahr hatte der MI5 Parlamentsmitglieder gewarnt, dass ein mutmaßlicher chinesischer Spion “in politische Einmischungsaktivitäten” in Großbritannien verwickelt sei.

Laut einem Zeitungsbericht dieser Woche warnte MI5 die Regierungspartei zudem, dass zwei potenzielle Kandidaten in Gesetzgebungsfunktionen chinesische Spione seien. Die Regierung erklärte, sie überprüfe Beamte regelmäßig und habe eine Software eingerichtet, die etwa dabei helfen soll, gefälschte Profile in sozialen Medien zu erkennen. rtr

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Presseschau

Ermittlungen wegen E-Autos: China wirft der EU “blanken Protektionismus” vor TAGESSCHAU
Mögliche EU-Zölle schüren Angst vor Handelskrieg mit China HANDELSBLATT
Habeck gegen China: Sein Veto zeigt, wie hoch die Anspannung ist HNA
Pope Francis envoy had “cordial” talks in China on Ukraine, Vatican says CHANNELNEWSASIA
China poses threat to UK way of life, says Rishi Sunak BBC
China’s defence minister, not seen in weeks, skipped Vietnam meet REUTERS
China’s push to create a single national identity: Inner Mongolia is the latest target ECONOMIST
China’s economic interests driving its engagement with Kabul, former peace negotiator tells WION WIONEWS
Neues Gesetz: Chinas Regierung will Gefühle schützen DERSTANDARD
Taiwan verärgert über Elon Musk: “Wir stehen nicht zum Verkauf” FAZ
Zwei Männer verhaftet: Spionierten Mitarbeiter die britische Regierung für China aus? TAGESSPIEGEL
China trying to ‘headhunt’ powerful Brits, UK government claims POLITICO
China verschleiert seine Krise: Die undurchsichtige Supermacht HANDELSBLATT
Präsidentschaftskandidat Terry Gou gibt seine Vizepräsidentschafts-Kandidatin bekannt – Sängerin und Schauspielerin Tammy Lai RTI
Taiwan makes waves with revolutionary cancer treatment centre NST
China’s government launches a campaign against medical corruption – But it may not tackle the roots of the problem ECONOMIST
To cut reliance on China, Russia turns to India for aluminium feedstock LIVEMINT
EU moves to cut dependency on China for battery and solar panel materials THEGUARDIAN
Chinas Wirtschaft in der Krise: Im vergangenen Monat haben Anleger chinesische Aktien im Wert von zwölf Milliarden Dollar abgestoßen BUSINESSINSIDER
China fordert Banken um Mithilfe im Kampf gegen Yuan-Schwäche auf HANDELSBLATT
Geldpolitik gelockert: China senkt Mindestreservesatz FINANZEN
China: Strohfeuer am Immobilienmarkt erlischt FINANZMARKTWELT
Der digitale kalte Krieg zwischen den USA und China – was das für Cloud-Anbieter bedeutet HANDELSBLATT
Anti-Dumping-Verfahren – Haseloff: EU muss für Wettbewerbsgleichheit in der Solarbranche sorgen MDR
Anleihemarkt: Immobilienkrise in China und hohe Rendite in Europa FAZ
E-Auto-Friedhöfe in China gibt es nicht: Was hinter den Bildern steckt EFAHRER
Technologie-Firma Adtran holt Produktion aus China nach Thüringen zurück MDR

Standpunkt

Ein Divo (oder eine Diva) seiner Zeit

Die Legende Mei Lanfang (1894-1961): Das Leben des bisexuellen Schauspielers spiegelt den Zeitgeist verschiedener Epochen.

Mehr als sechzig Jahre nach seinem Tod gilt der legendäre Mei Lanfang (1894-1961) noch immer als kulturelle Ikone und Symbol der Peking-Oper. Das Leben des bisexuellen Schauspielers, der auf der Bühne auch Frauenrollen spielte, war so interessant wie kompliziert. Es spiegelt den Zeitgeist der verschiedenen Epochen sowie die schwierigen Entscheidungen wider, die die Menschen in dieser Zeit zu treffen hatten.

Als Mei seine Karriere bei der Peking-Oper begann, wurden sämtliche weibliche Rollen von Männern gespielt. Gemeinsame Auftritte von Männern und Frauen galten als unsittlich, auch wenn die Künstler, einschließlich der Darsteller der Peking-Oper, damals einen fast so niedrigen gesellschaftlichen Status hatten wie Prostituierte.

Tatsächlich prostituierten sich viele junge männliche Darsteller weiblicher Rollen der Peking-Oper, auch Mei war in seiner Jugend kurzzeitig in die Prostitution verwickelt. Ähnlich wie Geishas unterhielten sie Gäste (natürlich nur Männer) in ihren prächtig dekorierten Heimen. Damit verdienten die Jungen viel mehr als mit ihren Theaterauftritten. Sexuelle Dienstleistungen waren nicht zwingend erforderlich, konnten aber dazu gehören.

Anders als in christlichen Kulturen wurde der Geschlechtsverkehr zwischen Männern in der chinesischen Geschichte nie als Sünde angesehen. Solange ein Mann seinen familiären Verpflichtungen nachkam und eine oder mehrere Frauen heiratete – Konkubinen zu haben, war früher gestattet – durften sie sich “vergnügen”. Es gab allerdings auch Ausnahmen, beispielsweise während der strengen kommunistischen Herrschaft zwischen den 1960er und den frühen 1980er Jahren, als gleichgeschlechtlicher Sex mit dem Tod bestraft werden konnte. Hingegen war in der Ming-Dynastie (1368-1644) und der Qing-Dynastie (1644-1911) Sex mit jungen Burschen in der gesellschaftlichen Elite sogar so etwas wie Mode.

Leben im turbulenten Shanghai der 1920er

Mei gab sein Bühnendebüt im Alter von zehn Jahren in Peking. Neben seinen Auftritten tat er es seinen Altersgenossen gleich, bevor er im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal heiratete. Als Mei in den 1920er Jahren den Status einer Diva oder eines “Divo” erlangte, brach in einigen chinesischen Großstädten wie Shanghai und Peking eine Ära an, die in etwa mit dem Berlin der 1920er Jahre vergleichbar war. China war noch immer schwach, die Mehrheit der Bewohner dieser Städte lebte weiterhin in bitterer Armut. Doch auf den Ruinen der kaiserlichen Vergangenheit wurde eine neue Republik errichtet, und westliche Ideen – von Fabriken bis zu Terminbörsen, von Filmen bis zu Nachtclubs, von kommunistischem Gedankengut bis zu feministischen Ideen – drängten ins Land. Tradition und Moderne konkurrierten miteinander. Geldströme, Dekadenz, Mafia und Aufstände koexistierten. Und radikale Intellektuelle, die eine rasche Modernisierung Chinas herbeisehnten, verurteilten “mittelalterliche” Dinge wie die Peking-Oper als kulturellen Schund. Doch das tat ihrer Popularität keinen Abbruch. Im Gegenteil, dank einiger durchdachter Auslandstourneen von Mei und seiner Truppe erntete sie sogar Beifall von Künstlern und dem Publikum in der westlichen Welt.

Meis glanzvolle Karriere wurde durch die japanische Besetzung Chinas im Jahr 1937 unterbrochen. Er zog sich von der Bühne zurück und lehnte höflich und taktvoll Einladungen sowohl der japanischen Besatzer als auch der Marionettenregierung ab. Dies brachte ihm später Anerkennung ein, da längst nicht alle Stars der Peking-Oper in dieser schwierigen Zeit so gehandelt hatten.

Lebensentscheidungen in stürmischen Zeiten

Im Jahre 1927 heiratete Mei auf Anraten seines Lebensgefährten Feng zum dritten Mal. Feng, ein Bankier, war Meis langjährige Unterstützer und nicht ganz offizieller Lebenspartner. Die dritte Ehepartnerin, Meng Xiaodong (孟小冬1908 – 1977), war eine geschätzte Sängerin der Peking-Oper, die Männerrollen verkörperte und für ihre tiefe Stimme und ihr markantes, kühles Aussehen bekannt war. Da sie sich jedoch nicht angemessen behandelt fühlte, ließ sich Meng 1933 von Mei scheiden.

Meng selbst war ebenfalls bisexuell. Auf Empfehlung ihrer Partnerin Yao Yulan, der dritten Konkubine des Shanghaier Mafiabosses Du Yuesheng (杜月笙, 1888-1951), wurde Meng die vierte Konkubine von Du. Als die Kommunisten 1949 den Bürgerkrieg auf dem Festland gewannen, zog Meng mit Du nach Hongkong.

Mei blieb und avancierte zu einer wichtigen Figur in den Künstlerkreisen. Anfangs versuchte er, sich noch von der Politik und der Kommunistischen Partei fernzuhalten, erkannte aber später, dass dies nicht möglich war, wenn er seinen gesellschaftlichen Status behalten wollte. Im Jahr 1959 trat er der Kommunistischen Partei bei, unterstützt vom damaligen chinesischen Premierminister Zhou Enlai (1898-1976). Er starb 1961 und hatte somit wohl das Glück, die Zeit der Kulturrevolution nicht mehr erleben zu müssen, die fünf Jahre später begann. Zum Zeitpunkt seines Todes zogen die dunklen Wolken bereits auf. Sie sollten sich schließlich zu heftigen Stürmen entwickeln, die die Peking-Oper entstellten: Sämtliche traditionellen Stücke wurden verboten und nahezu alle Stars der Peking-Oper verfolgt, gefoltert oder sogar in den Selbstmord getrieben.

Meis einstige Ehefrau, Meng Xiaodong, blieb während dieser Zeit in Hongkong. Sie lehnte einige Male Einladungen des Premiers Zhou ab, zurück nach China zu gehen. Tatsächlich zog sie 1964 ein Stück weiter, nach Taiwan, und erlag dort mehr als ein Jahrzehnt später einer Krankheit.

  • Gesellschaft
  • Kulturrevolution
  • Kunst

Personalien

Chen Jiachang ist zum Vizeminister für Wissenschaft und Technologie, Hu Weilie zum Vizeminister für Justiz ernannt worden. Darüber hinaus gab der Staatsrat der Volksrepublik eine Reihe von Amtsenthebungen bekannt: So ist Liu Zhao nicht mehr Vizeminister für öffentliche Sicherheit und Xu Hongcai nicht mehr stellvertretender Finanzminister. Xiang Dong wurde seines Postens als stellvertretender Direktor des Forschungsbüros des Staatsrats enthoben, Yu Bing verlor die Position des stellvertretenden Direktors der Nationalen Energiebehörde.

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Dessert

Chilis kamen im 16. Jahrhundert nach China. Seeleute brachten sie aus Südostasien mit. Dahin waren sie wiederum durch Portugiesen und Holländer gelangt. Die chinesischen Seeleute importierten die roten Schoten angeblich nicht nur wegen ihres Geschmacks, sondern auch aufgrund ihrer Schönheit. In Gaotai (Gansu) bauen Bauern seit 300 Jahren diese Nachtschattengewächse an. Hier wenden sie Chilis, die vor sich hinschrumpelnd in der Sonne trocknen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    auf eine Aktion folgt immer auch eine Reaktion. Die klare Ansage von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zu einer deutlichen Antwort aus Peking geführt. Die angekündigten Untersuchungen des chinesischen E-Automarktes würden negative Folgen für die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der Volksrepublik und der EU haben. Überraschend war das nicht.

    Überraschend ist aber, was Felix Lee schreibt: Das Vorhaben könnte nach hinten losgehen. Denn eine Überprüfung kann ausländische Hersteller in der Volksrepublik genauso treffen. Zudem seien die Regierungs-Subventionen alles andere als alleinverantwortlich für den Erfolg der chinesischen E-Autoindustrie.

    Peking hat einen neuen Plan für die Vereinigung mit Taiwan vorgelegt. Diese soll bestenfalls friedlich geschehen, ist dem Dokument mit dem etwas sperrigen Titel “Aufbau einer Demonstrationszone für die integrierte Entwicklung über die Taiwanstraße” zu entnehmen. Welche Hebel die chinesische Regierung dafür nutzen, welche Anreize sie in Aussicht stellen will, erläutert Michael Radunski.

    Er merkt jedoch auch an, dass Pekings Vorhaben mit Vorsicht zu genießen ist: In den Gewässern rund um Taiwan sind allein zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen 68 chinesische Flugzeuge und zehn Schiffe gesichtet worden.

    Einen guten Start in den Freitagmorgen wünscht

    Ihre
    Carolyn Braun
    Bild von Carolyn  Braun

    Analyse

    EU droht bei E-Autos Eigentor

    Auch der einstigen schwedischen Vorzeigemarke Volvo würden Strafzölle in der EU drohen.

    Die Reaktionen aus Peking ließen nicht lange auf sich warten. Die Untersuchungen des chinesischen E-Automarktes durch die EU-Kommission würden negative Folgen für die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und der EU insgesamt haben, warnte das chinesische Handelsministerium. Der EU gehe es schlicht darum, unter dem Deckmantel des fairen Wettbewerbs “ihre eigene Industrie zu schützen”. Und weiter: Das sei “blanker Protektionismus”, der die globale Lieferkette in der Automobilindustrie empfindlich treffen werde. Man sei “sehr besorgt und unzufrieden” mit der EU-Kommission.

    Klare Worte auf eine ebenso klare Ansage der Gegenseite: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Mittwoch in ihrer Rede zur Lage der Union eine Wettbewerbsuntersuchung wegen Marktverzerrungen durch chinesische Subventionen für Elektroautos angekündigt. Die Weltmärkte würden derzeit von “billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt”, wetterte von der Leyen in ihrer Rede. “Das verzerrt unseren Markt.”

    Subventioniert wird die Branche in Europa auch

    Dabei ist die Antwort auf die Frage, inwiefern die Führung in Peking mit übertriebenen Subventionen der heimischen E-Autoindustrie für unlauteren Wettbewerb sorgt und Anti-Dumping-Zölle angemessen sind, alles andere als eindeutig. 

    • Ja, China produziert E-Autos billiger als der Rest der Welt. Laut EU-Kommission sind sie in der Regel um ein Fünftel günstiger als in Europa hergestellte Fahrzeuge
    • Ja, das ist auch auf die jahrzehntelange staatliche Förderung der Branche über Anreize und Subventionen zurückzuführen. Nicht zuletzt mit der Unterstützung des Staates gelang es Unternehmen wie CATL oder BYD zu den größten Herstellern von Batterien für E-Autos zu werden.
    • Und ja, die chinesische Regierung sorgt im eigenen Land für niedrige Energiekosten und ist bei der Anschubfinanzierung behilflich. 

    Deutschland und die EU haben aber ebenfalls viel Geld in die Hand genommen, um eine heimische Batteriezellen-Produktion für E-Autos aufzubauen. Die EU-Kommission selbst hatte 2019 Beihilfen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro für die Produktion von Batterien für Elektroautos in Europa genehmigt. Von deutscher Seite sind fünf Unternehmen an dieser europaweiten Allianz beteiligt, darunter BASF, BMW und der Batteriehersteller Varta.

    Die Unterstützung der chinesischen Regierung hat zwar dazu beigetragen, dass Firmen wie CATL oder BYD zu Schwergewichten der Branche aufsteigen konnten; BYD hat in diesem Jahr erstmals Volkswagen als bestverkaufte Marke in China verdrängt. Doch die Subventionen erklären den Erfolg nicht allein.

    Chinesische E-Auto-Hersteller sind flexibler

    Ein wesentlicher Grund ihres Erfolgs: Bei der Konkurrenz aus Fernost handelt es sich um Tech-Unternehmen, oder wie im Fall von BYD um Batteriehersteller. Sie wissen, dass der Bau von E-Autos sehr viel kostengünstiger ist als die Herstellung von Fahrzeugen mit Verbrennermotor. Der Aufwand ist geringer und es wird viel weniger Personal benötigt. Sie haben also keinen riesigen Apparat im Schlepptau, wie die traditionellen Autobauer, die sich vom Bau von Diesel- und Benzinmotoren noch immer nicht verabschiedet haben.

    Größte Konkurrenten der deutschen Autobauer aus der Volksrepublik sind denn auch keineswegs die traditionellen chinesischen Autobauer; sie kämpfen mit ähnlichen Problemen wie VW oder Mercedes. Vielmehr handelt es sich bei der chinesischen E-Auto-Konkurrenz um moderne Software- oder Batterie-Unternehmen, die flexibel auf neue Markttrends reagieren und wesentlich günstiger neue Modelle auf den Markt bringen können als VW oder BMW.

    Droht der EU ein Eigentor?

    Die EU-Kommission will bei ihren Untersuchungen laut Reuters neben Preisen für Rohstoffe und Batterien vor allem die bevorzugte Kreditvergabe und das angeblich zu billige Bereitstellen von Gelände ins Visier nehmen. Nach Schätzungen der Beratungsfirma AlixPartners verteilte China zwischen 2016 und 2022 staatliche Subventionen in Höhe von 57 Milliarden Dollar für elektrische und Hybrid-Fahrzeuge.

    Am bekanntesten ist die staatliche Unterstützung, um den Kauf von E-Autos anzukurbeln, die an die Hersteller gezahlt wird. Diese war 2009 gestartet und wurde bis Ende des vergangenen Jahres eigentlich schrittweise zurückgefahren. Nachdem die Nachfrage nach E-Autos daraufhin schlagartig eingebrochen war, hat die chinesische Regierung im Juni ein neues Steuerpaket in Höhe von umgerechnet 72 Milliarden Dollar bekannt gegeben, das über vier Jahre laufen soll.

    Doch nicht nur, dass Staatsprämien beim E-Autokauf auch in Europa vergeben wurden: Die Überprüfung würde auch ausländische Autobauer in China treffen. Tesla etwa, der E-Auto-Konzern aus den USA, betreibt in Shanghai seine größte Produktionsstätte. Mehr als 700.000 Fahrzeuge hat der US-Konzern 2022 in der Volksrepublik hergestellt. Das entspricht der Hälfte der Gesamtproduktion. 40 Prozent der Ausfuhren von E-Autos zwischen Januar und April dieses Jahres gingen laut der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies aufs Konto des US-Konzerns.

    Auch BMW, Volvo und Renault wären betroffen

    Betroffen von den Untersuchungen der EU-Kommission müssten aber auch BMW, Renault und die vom chinesischen Geely-Konzern aufgekaufte einst schwedische Marke Volvo sein. Die Hersteller produzieren ebenfalls in China und verkaufen Fahrzeuge nach Europa. Sie hat die EU-Kommission aber sicherlich nicht im Visier, sondern vielmehr die chinesischen Aufsteiger wie MG Motors, BYD, Nio und Xpeng, die allesamt ihre Expansion nach Europa gestartet haben. Einen ersten Vorgeschmack gab es vor zehn Tagen auf der Internationalen Auto-Ausstellung (IAA) in München. Das einstige Schaufenster der deutschen Autobauer hatte sich zum Showroom der chinesischen E-Auto-Hersteller entwickelt.

    Der chinesische Handelsminister fordert die EU zu “Dialog und Konsultation auf”, um für die gemeinsame Entwicklung der Automobilindustrie ein “faires, diskriminierungsfreies und vorhersehbares Marktumfeld zu schaffen”. Das dürfte angesichts der Verflechtungen auf beiden Seiten schwierig werden. 

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    Neuer Plan: Peking will Taiwan umgarnen

    Chinesische Militärübungen rund um Taiwan: Ein taiwanischer Marinesoldat an Bord der Fregatte Tian Dan beobachtet am 19. August mit einem Fernglas die chinesische Fregatte Xuzhou.

    Es sei die unerschütterliche historische Aufgabe der Kommunistischen Partei Chinas, das gemeinsame Streben aller Söhne und Töchter Chinas und die unvermeidliche Notwendigkeit. Gemeint ist die Lösung der Taiwan-Frage. Für Peking gibt es dafür nur eine Möglichkeit: Taiwan muss mit dem Festland vereint werden. Am besten friedlich.

    Chinas Staatsrat hat am Donnerstag seinen Plan vorgestellt, wie das genau geschehen soll. Das Dokument mit dem Titel “Aufbau einer Demonstrationszone für die integrierte Entwicklung über die Taiwanstraße” (建设两岸融合发展示范区) ist zwar schon seit Dienstag beschlossen, wurde aber erst am Donnerstag offiziell vorgestellt.

    China und Taiwan – “eine Familie”

    Gleich zu Beginn heißt es: Es handele sich um eine “Gesamtstrategie der Partei zur Lösung der Taiwan-Frage in der neuen Ära”. Unter der Führung von Xi Jinping wolle man das Konzept “两岸一家亲” (Beide Seiten der Taiwanstraße sind eine Familie) in der Praxis umsetzen.

    Das Dokument liest sich wie eine friedliche Einladung an Taiwan, am wirtschaftlichen und politischen Aufstieg Chinas teilzuhaben. Immer wieder ist die Rede von Fortschritt und Innovation, von Austausch, Respekt und Zusammenarbeit. Doch Peking selbst weckt Zweifel an der Glaubwürdigkeit des “Friedensplans”: Nach Angaben der taiwanesischen Behörden wurden diese Woche ein chinesischer Flugzeugträger und etwa zwei Dutzend chinesische Kriegsschiffe in Gewässern rund um Taiwan gesichtet.

    Fujian als Demonstrationszone

    Die vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas und dem Staatsrat gemeinsam erlassene Richtlinie verspricht, die Provinz Fujian zu einer “Demonstrationszone” für eine integrierte Entwicklung mit Taiwan und zur “ersten Heimat” für taiwanesische Einwohner und Unternehmen zu machen, die sich in China niederlassen.

    Pekings Fokus auf Fujian ist naheliegend. Die chinesische Provinz mit ihren rund 40 Millionen Einwohnern liegt direkt gegenüber der Küste Taiwans. Fujian steht Taiwan sowohl geografisch als auch kulturell am nächsten. Viele Taiwaner sind Nachkommen von Einwanderern aus Fujian, die bis heute maßgeblich das Leben auf Taiwan prägen.

    Werben um Landsleute und Unternehmen

    Entsprechend wirbt Peking in den ersten sechs Punkten gezielt um taiwanische Landsleute. Taiwanische Arbeitnehmer und deren Familien sollten sich in Fujian niederlassen. Man werde die Sozialhilfeprogramme verbessern, um den Taiwanern das Leben und Arbeiten in der Provinz zu erleichtern. Sie dürften Immobilien kaufen und ihre Kinder gleichberechtigt an den öffentlichen Schulen einschreiben.

    Außerdem wird taiwanesischen Firmen versprochen, das Umfeld für ihre Geschäfte in Fujian zu verbessern sowie die Industrie- und Kapitalkooperation zu vertiefen. Taiwans Unternehmen werden dazu ermutigt, sich an chinesischen Börsen zu notieren.

    Besondere Rolle für Kinmen und Matsu

    Eine besondere Rolle in den Pekinger Plänen kommt den Kinmen- und Matsu-Inseln zu. Sie gehören zu Taiwan, aber die Eilande liegen viel näher an Fujian als an Taiwan. Die Distanz zwischen Kinmen und dem chinesischen Festland beträgt beispielsweise lediglich zwei Kilometer. Entsprechend hatten die Inseln schon in der Vergangenheit die stärksten Verbindungen zum Festland. In Pekings neuem Friedensplan wird deshalb angekündigt, ihre Integration weiter zu beschleunigen.

    So sollen zwischen Kinmen und Xiamen etliche Infrastrukturprojekte geprüft werden, unter anderem soll eine Brücke die beiden Städte miteinander verbinden. Zudem soll die Lieferung von Strom und Gas von Xiamen nach Kinmen ermöglicht werden. Ähnliche Integrationsmaßnahmen sind auch für die Städte Fuzhou und Matsu geplant.

    Ausgerechnet mit den Plänen zur möglichen Energieversorgung spricht Peking einen besonders heiklen Punkt an. Taiwan ist enorm abhängig von Importen aus dem Ausland. Im Falle einer chinesischen Blockade stünde Taiwan vor erheblichen Energieproblemen. Entsprechend gilt die Energieversorgung als neuralgischer Punkt der nationalen Sicherheit Taiwans.

    Kinmen als “Friedensinsel”

    Und tatsächlich gibt es auf Kinmen eigene Pläne, die Bindung an das chinesische Festland zu verbessern. Ko Wen-je (柯文哲), Ex-Bürgermeister von Taipeh und Kandidat bei der anstehenden Präsidentenwahl, schlug vor kurzem vor, eine Brücke nach Xiamen zu bauen. So könnte man die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Insel und China verbessern. Doch Kos Pläne gehen weiter: Die Brücke könnte der Beginn einer weitreichenden Entspannung zwischen China und Taiwan sein. Ko will Kinmen in eine entmilitarisierte Zone und so zu einer “Friedensinsel” umwandeln.

    Zwar wird der Vorschlag von einigen Oppositionspolitikern unterstützt, von der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) allerdings entschieden abgelehnt. Taiwans “Mainland Affairs Council” bezeichnete den Vorschlag als “ein Trojanisches Pferd mit enormen Risiken für die nationale Sicherheit“.

    Ablehnung aus Taiwan

    Auch Pekings Pläne für eine umfassende Integration Taiwans treffen in Taipeh auf entschiedene Ablehnung. Es handele sich um einen “einseitigen” Plan. Gleichbehandlung und wirtschaftliche Anreize dienten nur als Vorwand, um “die Führung der kommunistischen Partei zu akzeptieren”, heißt es von Taiwans Rat für Festlandangelegenheiten.

    Wang Ting-yu, Abgeordneter der regierenden Demokratie-Partei, sagte in einer Videobotschaft: “China sollte lieber darüber nachdenken, sich um seine Schulden zu kümmern, anstatt eine Einheitsfrontpolitik gegen Taiwan zu betreiben.”

    Xi: Nie verpflichten, auf Gewalt zu verzichten

    Und tatsächlich scheint bei Pekings vermeintlichem Friedensplan Vorsicht geboten. Denn Chinas ausgestreckte Hand kann schnell zur Faust werden. Um das zu erkennen, genügt dieser Tage ein Blick hinaus auf die Gewässer rund um Taiwan. Dort wurden allein zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen 68 chinesische Flugzeuge und zehn Schiffe gesichtet, wie das taiwanische Verteidigungsministerium am Donnerstag bekannt gab.

    Die Kommunistische Partei Chinas und ihr Generalsekretär Xi Jinping werden zwar nicht müde zu betonen, dass sie eine friedliche Vereinigung der Volksrepublik mit Taiwan anstreben. Doch auch über die Alternative besteht kein Zweifel. Auf dem vergangenen KP-Parteitag im Oktober sagte Xi: Die vollständige Wiedervereinigung des Vaterlandes muss erreicht und kann verwirklicht werden. Wir werden uns aber niemals verpflichten, den Einsatz von Gewalt aufzugeben.

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    Termine

    18.09.2023, 14:30 Uhr
    China International Investment Promotion Agency, Konferenz (in Frankfurt): Investitions- und Kooperationskonferenz der Stadt Bozhou Mehr

    18.09.2023, 9:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
    IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Außenwirtschaftsforum (online und vor Ort): Reform des EU-Zollrechts und die Sanktionspakete mit ihrer praktischen Auswirkung auf Unternehmen Mehr

    19.09.2023, 9:00 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
    IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Außenwirtschaftsforum (online und vor Ort): Exportkontrolle Mehr

    19.09.2023, 10:00 Uhr
    China-Kompetenz­­zentrum Düsseldorf, Seminar (in Düsseldorf, auf Chinesisch): Successful Business in Germany – Gesunde und sichere Arbeit in Deutschland Mehr

    19.09.2023, 14:30 Uhr (20:30 Uhr Beijing time)
    Fairbank Center for Chinese Studies, Urban China Series: Cross-Border Competition and Governance in the Greater Bay Area of Guangdong, Hong Kong, and Macau Mehr

    19.09.2023, 15:00 Uhr
    Swiss Chinese Chamber of Commerce, Strategy Workshop (in Zürich): Swiss business in China – reviewing your China Strategy? Mehr

    19.09.2023, 22:00 Uhr (20.09., 02:00 Uhr Beijing time)
    Fairbank Center for Chinese Studies, Modern China Lecture Series: When Folding Chairs Became Bestsellers: The Revolutionary Roots of China’s Furniture Exports Mehr

    20.09.2023, 5:15 Uhr (11:15 Uhr Beijing time)
    EU SME Centre, Workshop (in Shanghai und online): From the Ground Up: Industrial Building Design, Maintenance, and Digitalisation Mehr

    20.09.2023, 9:00 Uhr (15:00 Uhr Beijing time)
    stars – for Leaders of the Next Generation, Webinar: Stock Taking and Prospects of Sino-Swiss relations in a re-asserting Europe and post-Covid China Mehr

    20.09.2023, 9:00 Uhr
    Urgewald, Konferenz: New kid on the block: AIIB after 7 years of operation Mehr

    20.09.2023, 9:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
    IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Außenwirtschaftsforum (online und vor Ort): Stand der digitalen Zollprozesse in der Europäischen Union, in Deutschland und der Schweiz Mehr

    20.09.2023, 15:00 Uhr (21:00 Uhr Beijing time)
    China Netzwerk Baden-Württemberg, Webinar: Konkrete De-Risking Strategien im Umgang mit China: Wie Unternehmen sich im Vertrieb, Einkauf und vor Ort aufstellen Mehr

    20.09.2023, 19:00 Uhr
    MIT – Bodenseekreis, Podiumsdiskussion (in Friedrichshafen): Mittelstand Deutschland und China – eine Momentaufnahme Mehr

    21.09.2023, 9:00 Uhr (15:00 Uhr Beijing time)
    Dezan Shira & Associates, Seminar (online und in Shenzhen): IIT Clarity for Expats in China: Benefits Extension and Accessing the GBA IIT Subsidies in 2023 Mehr

    21.09.2023, 9:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
    IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Außenwirtschaftsforum (online und vor Ort): Wirtschaftspolitik in Freihandelsräumen Mehr

    21.09.2023, 10:00 Uhr
    China International Investment Promotion Agency, Logistikforum (in Duisburg): The New Silk Road Logistics Forum Mehr

    21.09.2023, 11:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing time)
    Kiel Institut für Weltwirtschaft, Global China Conversations: Global Gateway und die Belt and Road: Eine Nachhaltige Alternative? Mehr

    21.09.2023, 17:30 Uhr Beijing time
    EU SME Centre, Konferenz (in Jinan): 2023 Sino-German (European) SME Communication & Cooperation Conference (SMEC) Mehr

    22.09.2023, 10:30 Uhr
    Chinaforum Bayern, Diskussion und Netzwerken (in Berlin): Germany-Taiwan Joint Business Council Meeting Mehr

    22.09.2023, 15:00 Uhr
    Chinese-German Center for Technology & Innovation, Seminar (in München): Shandong-Bayern Forum für Industriepartnerschaft 2023: Mit Matchmaking gemeinsam Brücken bauen Mehr

    News

    Außenpolitische Positionen vor Uno-Versammlung veröffentlicht

    Kurz vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in der kommenden Woche hat China in einem offiziellen Dokument zu wichtigen Fragen der internationalen Politik Stellung bezogen. Neben vielen bekannten Phrasen, wie der von der “Schicksalsgemeinschaft der Menschheit”, finden sich darin durchaus relevante Positionen:

    • Ukraine: Die chinesische Regierung bestätigt in dem Dokument ihre grundsätzlich prorussische Haltung; eine Abwendung von Moskau ist nicht zu erkennen. China unterstütze eine “politische Lösung” der “Krise”; das Wort “Krieg” wird nicht verwendet. Als Schuldiger wird allein “die Sicherheitspolitik in Europa” genannt. Die legitimen “Sicherheitsinteressen” aller Parteien seien zu berücksichtigen (also auch die Russlands), Sanktionen seien kontraproduktiv. Ebenfalls bekannt ist aber auch die Einschränkung, dass China nukleare Drohungen verurteilt.
    • Afghanistan: Hier zeigt China klare Akzeptanz für die Taliban. Die internationale Gemeinschaft soll die Unabhängigkeit des Landes respektieren und eine “afghanisch geführte” Regierungsorganisation ohne Vorbehalte anerkennen.
    • BRI: Die Seidenstraße soll ab dem diesjährigen Belt-and-Road-Forum “kostengünstiger” organisiert werden.
    • Klimazusammenarbeit: Kritik am Westen. China wendet sich gegen “Versuche, Energiefragen zu politisieren und als Waffe zu nutzen”.
    • Menschenrechte: Die wichtigste Menschenrechte seien “Glück” und “das Streben nach einem besseren Leben”. Auch “demokratische Rechte” sind genannt. Aber: Jedes Land soll die Menschenrechte auf seine eigene Art umsetzen.
    • Neue Bereiche für die Weltordnungspolitik: Auch die Tiefsee, die Pole, der Weltraum, das Internet und die KI seien Ziele von Global Governance.
    • Sicherheitsrat: Der Uno-Sicherheitsrat soll für Entwicklungsländer geöffnet werden. Ungesagt bleibt: Damit könnte der Einfluss Chinas steigen.

    Der China-Politologe Moritz Rudolf, derzeit in Yale, sieht in dem Dokument vor allem Kritik an den USA. Mit Formulierungen wie der “einseitigen Nutzung von Sanktionen”, dem Vorwurf von Scheinheiligkeit und dergleichen versuche das Dokument, die Stimmung des Globalen Südens gegenüber den USA aufzugreifen. fin

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    • Vereinte Nationen

    Taiwan rügt Elon Musk

    Taiwan hat den Tesla-Gründer Elon Musk für seine abermalige Einmischung in die angespannten Beziehungen mit China kritisiert. “Taiwan ist nicht Teil der Volksrepublik China und schon gar nicht käuflich“, schrieb Taiwans Außenminister Joseph Wu am Donnerstag auf X, vormals Twitter, in Richtung Musk.

    Musk hatte zuvor über die angespannte Lage in der Taiwanstraße wie folgt geäußert. Pekings Politik sei es, Taiwan mit China zu vereinen: “Aus ihrer Sicht ist es vielleicht wie Hawaii oder etwas Ähnliches, wie ein integraler Teil Chinas, der willkürlich nicht zu China gehört, vor allem, weil (…) die US-Pazifikflotte jede Art von Wiedervereinigungsbemühungen mit Gewalt verhindert hat”, sagte Musk auf einer Veranstaltung. Die Aussagen wurden in einem Video auf Youtube veröffentlicht.

    Wu forderte Musk auf, Peking lieber zu bitten, seinen Kurznachrichtendienst für die Chinesen zu öffnen. Die Volksrepublik blockiert X seit Jahren, ebenso wie andere große westlichen Sozialmedien wie Facebook.

    Es ist nicht das erste Mal, dass Musk die Regierung in Taipeh verärgert. Im vergangenen Oktober schlug er vor, dass die Regierung in Peking einen Teil der Kontrolle über Taiwan erhalte, um die Spannungen in der Region aufzulösen. Auch die Ukraine hat Musk mit ähnlich unbedacht erscheinenden Aussagen bereits verärgert. rtr

    • Elon Musk
    • Taiwan

    Banken sollen Yuan stärken

    Chinas Behörden fordern Insidern zufolge die größten Banken des Landes zur Mithilfe im Kampf gegen die Yuan-Schwäche auf. Dazu sollen die Kreditinstitute ihre Devisenpositionen nicht sofort ausgleichen, sondern eine Weile offen halten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag und beruft sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

    Dieser Schritt würde bedeuten, dass ein Teil der umfangreichen Dollarkäufe durch Unternehmen von den Banken aufgefangen würde und eine Zeit lang in deren Büchern verbleibt. Das soll helfen, den Abwertungsdruck auf den Yuan zu verringern. Die Anweisung geht den Insidern zufolge auf ein Treffen zurück, das die Zentralbank Anfang dieser Woche mit einigen Geschäftsbanken abgehalten hat. Dabei sei den Geldhäusern auch mitgeteilt worden, dass Unternehmen, die Transaktionen von 50 Millionen US-Dollar oder mehr tätigen wollen, die Genehmigung der Zentralbank einholen müssen.

    Der Yuan hat in diesem Jahr bisher mehr als fünf Prozent zum US-Dollar verloren, womit er zu einer Währung mit der schlechtesten Bilanz in Asien gehört. “Die Ursache für die Schwäche des Yuan liegt ganz einfach darin, dass die Zinsen in China niedrig sind, dass die Konjunktur schwächelt und dass daher die Rendite des in China investierten Kapitals nicht so hoch ist wie anderswo”, sagte Sid Mathur, Analyst bei der Bank BNP Paribas. “Das wiederum wirkt sich auf die Kapitalströme aus.” rtr

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    Großbritannien Ziel von Spionage

    Chinesische Spione sollen versucht haben, britische Beamte in wichtigen Positionen in Politik, Verteidigung und Wirtschaft anzuwerben, um sich so Zugang zu Staatsgeheimnissen zu verschaffen. Das erklärte die britische Regierung als Reaktion auf einen parlamentarischen Bericht, der im Juli veröffentlicht wurde.

    Das “Intelligence and Security Committee” – der Ausschuss für Nachrichtendienste und Sicherheit – hatte in seinem Bericht erklärt, dass Peking erfolgreich in jeden Sektor der britischen Wirtschaft eingedrungen sei. Die Minister seien zu langsam gewesen, um dieser Bedrohung zu begegnen. China sei an einem “gesamtstaatlichen” Angriff auf Großbritannien beteiligt, der Ansatz der Regierung sei “völlig unzureichend” und werde von kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen dominiert, so das Fazit des Ausschusses nach seiner vierjährigen Untersuchung. Premier Rishi Sunak teilte dem Parlament mit, dass er den Bericht akzeptiere und anerkenne, dass sich die Regierung in diesem Bereich verbessern müsse.

    Siebenmal mehr Ermittlungen als 2018

    Erst am Wochenende hatte die Verhaftung eines parlamentarischen Wissenschaftlers für Aufsehen gesorgt. Er wird verdächtigt, für China spioniert zu haben. Der junge Wissenschaftler bestreitet, ein Spion zu sein, seine Verhaftungen hat jedoch zu Forderungen britischer Abgeordneter nach einer härteren Gangart geführt. Das chinesische Außenministerium bezeichnete die Spionagevorwürfe als “völlig unbegründet”.

    Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 führt derzeit nach eigener Aussage siebenmal so viele Ermittlungen zu chinesischen Aktivitäten durch wie im Jahr 2018. Die Regierung hat zudem eine Einheit eingerichtet, die Wahlen vor ausländischer Einmischung schützen soll. Im vergangenen Jahr hatte der MI5 Parlamentsmitglieder gewarnt, dass ein mutmaßlicher chinesischer Spion “in politische Einmischungsaktivitäten” in Großbritannien verwickelt sei.

    Laut einem Zeitungsbericht dieser Woche warnte MI5 die Regierungspartei zudem, dass zwei potenzielle Kandidaten in Gesetzgebungsfunktionen chinesische Spione seien. Die Regierung erklärte, sie überprüfe Beamte regelmäßig und habe eine Software eingerichtet, die etwa dabei helfen soll, gefälschte Profile in sozialen Medien zu erkennen. rtr

    • Großbritannien
    • Spionage

    Presseschau

    Ermittlungen wegen E-Autos: China wirft der EU “blanken Protektionismus” vor TAGESSCHAU
    Mögliche EU-Zölle schüren Angst vor Handelskrieg mit China HANDELSBLATT
    Habeck gegen China: Sein Veto zeigt, wie hoch die Anspannung ist HNA
    Pope Francis envoy had “cordial” talks in China on Ukraine, Vatican says CHANNELNEWSASIA
    China poses threat to UK way of life, says Rishi Sunak BBC
    China’s defence minister, not seen in weeks, skipped Vietnam meet REUTERS
    China’s push to create a single national identity: Inner Mongolia is the latest target ECONOMIST
    China’s economic interests driving its engagement with Kabul, former peace negotiator tells WION WIONEWS
    Neues Gesetz: Chinas Regierung will Gefühle schützen DERSTANDARD
    Taiwan verärgert über Elon Musk: “Wir stehen nicht zum Verkauf” FAZ
    Zwei Männer verhaftet: Spionierten Mitarbeiter die britische Regierung für China aus? TAGESSPIEGEL
    China trying to ‘headhunt’ powerful Brits, UK government claims POLITICO
    China verschleiert seine Krise: Die undurchsichtige Supermacht HANDELSBLATT
    Präsidentschaftskandidat Terry Gou gibt seine Vizepräsidentschafts-Kandidatin bekannt – Sängerin und Schauspielerin Tammy Lai RTI
    Taiwan makes waves with revolutionary cancer treatment centre NST
    China’s government launches a campaign against medical corruption – But it may not tackle the roots of the problem ECONOMIST
    To cut reliance on China, Russia turns to India for aluminium feedstock LIVEMINT
    EU moves to cut dependency on China for battery and solar panel materials THEGUARDIAN
    Chinas Wirtschaft in der Krise: Im vergangenen Monat haben Anleger chinesische Aktien im Wert von zwölf Milliarden Dollar abgestoßen BUSINESSINSIDER
    China fordert Banken um Mithilfe im Kampf gegen Yuan-Schwäche auf HANDELSBLATT
    Geldpolitik gelockert: China senkt Mindestreservesatz FINANZEN
    China: Strohfeuer am Immobilienmarkt erlischt FINANZMARKTWELT
    Der digitale kalte Krieg zwischen den USA und China – was das für Cloud-Anbieter bedeutet HANDELSBLATT
    Anti-Dumping-Verfahren – Haseloff: EU muss für Wettbewerbsgleichheit in der Solarbranche sorgen MDR
    Anleihemarkt: Immobilienkrise in China und hohe Rendite in Europa FAZ
    E-Auto-Friedhöfe in China gibt es nicht: Was hinter den Bildern steckt EFAHRER
    Technologie-Firma Adtran holt Produktion aus China nach Thüringen zurück MDR

    Standpunkt

    Ein Divo (oder eine Diva) seiner Zeit

    Die Legende Mei Lanfang (1894-1961): Das Leben des bisexuellen Schauspielers spiegelt den Zeitgeist verschiedener Epochen.

    Mehr als sechzig Jahre nach seinem Tod gilt der legendäre Mei Lanfang (1894-1961) noch immer als kulturelle Ikone und Symbol der Peking-Oper. Das Leben des bisexuellen Schauspielers, der auf der Bühne auch Frauenrollen spielte, war so interessant wie kompliziert. Es spiegelt den Zeitgeist der verschiedenen Epochen sowie die schwierigen Entscheidungen wider, die die Menschen in dieser Zeit zu treffen hatten.

    Als Mei seine Karriere bei der Peking-Oper begann, wurden sämtliche weibliche Rollen von Männern gespielt. Gemeinsame Auftritte von Männern und Frauen galten als unsittlich, auch wenn die Künstler, einschließlich der Darsteller der Peking-Oper, damals einen fast so niedrigen gesellschaftlichen Status hatten wie Prostituierte.

    Tatsächlich prostituierten sich viele junge männliche Darsteller weiblicher Rollen der Peking-Oper, auch Mei war in seiner Jugend kurzzeitig in die Prostitution verwickelt. Ähnlich wie Geishas unterhielten sie Gäste (natürlich nur Männer) in ihren prächtig dekorierten Heimen. Damit verdienten die Jungen viel mehr als mit ihren Theaterauftritten. Sexuelle Dienstleistungen waren nicht zwingend erforderlich, konnten aber dazu gehören.

    Anders als in christlichen Kulturen wurde der Geschlechtsverkehr zwischen Männern in der chinesischen Geschichte nie als Sünde angesehen. Solange ein Mann seinen familiären Verpflichtungen nachkam und eine oder mehrere Frauen heiratete – Konkubinen zu haben, war früher gestattet – durften sie sich “vergnügen”. Es gab allerdings auch Ausnahmen, beispielsweise während der strengen kommunistischen Herrschaft zwischen den 1960er und den frühen 1980er Jahren, als gleichgeschlechtlicher Sex mit dem Tod bestraft werden konnte. Hingegen war in der Ming-Dynastie (1368-1644) und der Qing-Dynastie (1644-1911) Sex mit jungen Burschen in der gesellschaftlichen Elite sogar so etwas wie Mode.

    Leben im turbulenten Shanghai der 1920er

    Mei gab sein Bühnendebüt im Alter von zehn Jahren in Peking. Neben seinen Auftritten tat er es seinen Altersgenossen gleich, bevor er im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal heiratete. Als Mei in den 1920er Jahren den Status einer Diva oder eines “Divo” erlangte, brach in einigen chinesischen Großstädten wie Shanghai und Peking eine Ära an, die in etwa mit dem Berlin der 1920er Jahre vergleichbar war. China war noch immer schwach, die Mehrheit der Bewohner dieser Städte lebte weiterhin in bitterer Armut. Doch auf den Ruinen der kaiserlichen Vergangenheit wurde eine neue Republik errichtet, und westliche Ideen – von Fabriken bis zu Terminbörsen, von Filmen bis zu Nachtclubs, von kommunistischem Gedankengut bis zu feministischen Ideen – drängten ins Land. Tradition und Moderne konkurrierten miteinander. Geldströme, Dekadenz, Mafia und Aufstände koexistierten. Und radikale Intellektuelle, die eine rasche Modernisierung Chinas herbeisehnten, verurteilten “mittelalterliche” Dinge wie die Peking-Oper als kulturellen Schund. Doch das tat ihrer Popularität keinen Abbruch. Im Gegenteil, dank einiger durchdachter Auslandstourneen von Mei und seiner Truppe erntete sie sogar Beifall von Künstlern und dem Publikum in der westlichen Welt.

    Meis glanzvolle Karriere wurde durch die japanische Besetzung Chinas im Jahr 1937 unterbrochen. Er zog sich von der Bühne zurück und lehnte höflich und taktvoll Einladungen sowohl der japanischen Besatzer als auch der Marionettenregierung ab. Dies brachte ihm später Anerkennung ein, da längst nicht alle Stars der Peking-Oper in dieser schwierigen Zeit so gehandelt hatten.

    Lebensentscheidungen in stürmischen Zeiten

    Im Jahre 1927 heiratete Mei auf Anraten seines Lebensgefährten Feng zum dritten Mal. Feng, ein Bankier, war Meis langjährige Unterstützer und nicht ganz offizieller Lebenspartner. Die dritte Ehepartnerin, Meng Xiaodong (孟小冬1908 – 1977), war eine geschätzte Sängerin der Peking-Oper, die Männerrollen verkörperte und für ihre tiefe Stimme und ihr markantes, kühles Aussehen bekannt war. Da sie sich jedoch nicht angemessen behandelt fühlte, ließ sich Meng 1933 von Mei scheiden.

    Meng selbst war ebenfalls bisexuell. Auf Empfehlung ihrer Partnerin Yao Yulan, der dritten Konkubine des Shanghaier Mafiabosses Du Yuesheng (杜月笙, 1888-1951), wurde Meng die vierte Konkubine von Du. Als die Kommunisten 1949 den Bürgerkrieg auf dem Festland gewannen, zog Meng mit Du nach Hongkong.

    Mei blieb und avancierte zu einer wichtigen Figur in den Künstlerkreisen. Anfangs versuchte er, sich noch von der Politik und der Kommunistischen Partei fernzuhalten, erkannte aber später, dass dies nicht möglich war, wenn er seinen gesellschaftlichen Status behalten wollte. Im Jahr 1959 trat er der Kommunistischen Partei bei, unterstützt vom damaligen chinesischen Premierminister Zhou Enlai (1898-1976). Er starb 1961 und hatte somit wohl das Glück, die Zeit der Kulturrevolution nicht mehr erleben zu müssen, die fünf Jahre später begann. Zum Zeitpunkt seines Todes zogen die dunklen Wolken bereits auf. Sie sollten sich schließlich zu heftigen Stürmen entwickeln, die die Peking-Oper entstellten: Sämtliche traditionellen Stücke wurden verboten und nahezu alle Stars der Peking-Oper verfolgt, gefoltert oder sogar in den Selbstmord getrieben.

    Meis einstige Ehefrau, Meng Xiaodong, blieb während dieser Zeit in Hongkong. Sie lehnte einige Male Einladungen des Premiers Zhou ab, zurück nach China zu gehen. Tatsächlich zog sie 1964 ein Stück weiter, nach Taiwan, und erlag dort mehr als ein Jahrzehnt später einer Krankheit.

    • Gesellschaft
    • Kulturrevolution
    • Kunst

    Personalien

    Chen Jiachang ist zum Vizeminister für Wissenschaft und Technologie, Hu Weilie zum Vizeminister für Justiz ernannt worden. Darüber hinaus gab der Staatsrat der Volksrepublik eine Reihe von Amtsenthebungen bekannt: So ist Liu Zhao nicht mehr Vizeminister für öffentliche Sicherheit und Xu Hongcai nicht mehr stellvertretender Finanzminister. Xiang Dong wurde seines Postens als stellvertretender Direktor des Forschungsbüros des Staatsrats enthoben, Yu Bing verlor die Position des stellvertretenden Direktors der Nationalen Energiebehörde.

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    Dessert

    Chilis kamen im 16. Jahrhundert nach China. Seeleute brachten sie aus Südostasien mit. Dahin waren sie wiederum durch Portugiesen und Holländer gelangt. Die chinesischen Seeleute importierten die roten Schoten angeblich nicht nur wegen ihres Geschmacks, sondern auch aufgrund ihrer Schönheit. In Gaotai (Gansu) bauen Bauern seit 300 Jahren diese Nachtschattengewächse an. Hier wenden sie Chilis, die vor sich hinschrumpelnd in der Sonne trocknen.

    China.Table Redaktion

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