auf welche seiner vielen Worte wird Donald Trump Taten folgen lassen, sobald er zum zweiten Mal als US-Präsident vereidigt worden sein wird. Wie viel davon war Wahlkampf, wie viel wird er tatsächlich umsetzen? Diese Fragen stellten sich weltweit wohl viele Politikerinnen und Politiker nach seinem Triumph.
Auch in Richtung Zhongnanhai hatte Trump gewettert: 60-prozentige Strafzölle auf alle chinesischen Importe, weniger Halbleiterexporte und eine “Jagd” auf chinesische Spione. Nichtsdestotrotz war Peking in der Reaktion auf Trumps Sieg am Mittwoch erkennbar um Gelassenheit bemüht. Weshalb der Schein trügt, erklärt Ihnen Marcel Grzanna.
Die EU will indes mit Global Gateway eine ernsthafte Alternative zu Chinas Belt and Road-Initiative bieten. Bisher scheiterte das aus mehreren Gründen: fehlende Transparenz, zu wenige Projekte und mangelnde Wirtschaftsintegration. Der Mann, der zukünftig Brüssels Infrastrukturinitiative vorantreiben will, ist Jozef Síkela. Amelie Richter hat dessen Anhörung im Parlament am Mittwoch verfolgt und analysiert, was der Tscheche ändern will.
Wer nach einem Mix aus Instagram, Pinterest, Tripadvisor und X sucht, wird auf Xiaohongshu fündig. Die chinesische Social-Media-Plattform ist eines der wichtigsten Marketinginstrumente, um die junge – und auf der Plattform vor allem weibliche – Generation Chinas zu erreichen. Jörn Petring stellt in unserem Heads die Gründerin hinter dem erfolgreichen Unternehmen, Miranda Qu, vor.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag!
Allein der Wahlsieg von Donald Trump wird die Volksrepublik China bares Geld kosten. Es gilt als ausgemacht, dass der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses am Donnerstag eine weitere Erhöhung staatlicher Konjunkturhilfen verkünden wird. Bislang waren zehn Billionen Yuan (1,3 Billionen Euro) als Stimulus angekündigt, um der heimischen Wirtschaft dringend benötigte Impulse zu vermitteln. Doch es war bereits durchgesickert, dass das Volumen noch einmal erhöht würde, sollte Trump zum US-Präsidenten gewählt werden.
Peking hat den Wahlkampf in den Vereinigten Staaten aufmerksam beobachtet. China scheint vorbereitet zu sein auf die zweite Präsidentschaft des Republikaners – soweit das eben möglich ist. Es wird spekuliert, dass mindestens zwei Billionen Yuan zusätzlich freigesetzt werden könnten, vielleicht mehr. Dennoch steht der Volksrepublik ein wirtschaftlicher Schaden ins Haus, der mit einem Konjunkturpaket allein nicht zu reparieren ist.
China solle künftig nicht mehr die “meistbegünstigte Nation” sein, hatte Trump angekündigt. Chinesische Importe will er pauschal mit 60-prozentigen Strafzöllen belegen. Zudem will Trump Halbleiterexporte nach China weiter einschränken, und US-Investitionen im Land regulieren.
In China ist man sicher: Trump blufft nicht. “Ein wiedergewählter Trump wird seinen Worten Taten folgen lassen. Zölle sind für Trump nicht nur ein Verhandlungsinstrument, sondern auch eine Ideologie, die Trump für ein wirksames wirtschaftspolitisches Instrument und gewinnbringend für die USA hält”, sagte Wu Xinbo von Zentrum für Amerikanistik an der Fudan Universität in Shanghai dem Finanzmagazin Jiemian News. Wu erwartet zudem weniger Austausch zwischen den beiden Staaten – sowohl auf offizieller Ebene als auch im privaten Sektor.
Die neuen Herausforderungen für die zweitgrößte Volkswirtschaft haben bereits Tribut an den Finanzmärkten gefordert. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng verlor um mehr als zwei Prozent. Auch für viele deutsche Unternehmen in China bedeutet eine mögliche Eskalation chinesischer Handelsbeziehungen mit den USA einen Kraftakt. Die deutsche Außenhandelskammer in Peking veröffentlichte bereits ein Faktenblatt, “das deutsche Unternehmen in China dabei unterstützen soll, die geopolitische Lage zwischen den beiden Volkswirtschaften besser zu verfolgen.”
Peking indes war am Mittwoch erkennbar um Gelassenheit bemüht. “China wird die Beziehungen zu den USA auf dem Grundsatz des gegenseitigen Respekts, der friedlichen Koexistenz und der Zusammenarbeit, bei der alle gewinnen, handhaben”, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Mittwoch. Die Onlineportale chinesischer Leitmedien behandelten den Wahlausgang derweil als eine von jenen internationalen Nachrichten, denen dem Anschein nach weniger Bedeutung beigemessen wird als dem jüngsten Besuch von Parteichef Xi Jinping in der Provinz Hubei.
Doch die vermeintliche Gelassenheit trügt. Die neue Statik der Wirtschaftsbeziehungen wird Pekings Wirtschaftsmodell und auch die Beziehungen zu seinen übrigen Handelspartnern auf die Probe stellen. Hinzu kommen zusätzliche Unberechenbarkeiten, was die geopolitische Sicherheitslage angeht.
Taiwan ist eines der zentralen Themen, das Trump mit seinem Preisschild an Taipeh für künftige US-Unterstützung angeheizt hat. Wang Dong von der Peking Universität spiegelte in einem Interview mit der Beijing Rundschau vermutlich die offizielle Haltung der Regierung wider. Die USA unter Trump sollten aufhören, die “Unabhängigkeit Taiwans” durch Waffenverkäufe zu fördern. Stattdessen sollten die USA “die chinesische Seite bei der Verwirklichung der Wiedervereinigung mit friedlichen Mitteln unterstützen”, sagte Wang. Ob der fromme Pekinger Wunsch nach einer Kehrtwende der US-Politik in Sachen Taiwan jedoch in Erfüllung geht, ist höchst zweifelhaft. Wenn Taiwan zahlt, dürfte Trump zufrieden sein.
Kurzfristig wird aber wohl der Krieg in der Ukraine in den Blickpunkt geraten. China unterstützt Russland in seinem Angriffskrieg, die Amerikaner fordern Peking auf, Russland zur Einstellung der Kampfhandlungen zu bewegen. Es sei wahrscheinlich, dass der Krieg “zu einem Top-Thema zwischen China und den USA erhoben wird und dass die USA viel größeren Druck auf China ausüben werden”, sagt Lu Xiang, Experte von der Chinese Academy of Social Sciences. Und auch der Nahost-Konflikt werde die beiden Großmächte beschäftigen. “Vor allem hat China kein Interesse an einem Krieg zwischen Israel und dem Iran, der China massiv treffen würde, zum Beispiel bei der Energieversorgung”, sagt Lu.
Es gibt auch Stimmen, die der Ansicht sind, dass China Trumps neuerliche Präsidentschaft als zweite Chance begreift, um in die Rolle des verantwortlich handelnden Akteurs auf der Weltbühne zu schlüpfen. Während die USA unter Trump nur auf sich selbst schauen, könnte Peking seine globale Vision als Wohl für die Menschheit preisen. Das mag bei einem Teil der internationalen Gemeinschaft auf fruchtbaren Boden fallen – aber wohl eher bei jenem, der ohnehin schon auf Pekings Seite steht.
In Europa dagegen hat Peking seinerseits viel Porzellan zerschlagen und Vertrauen verloren in den vergangenen Jahren. Covid, Xinjiang, Hongkong, Taiwan, Ukraine-Krieg – die Liste, die in den Augen vieler Kritiker eher auf verantwortungsloses Handeln schließen lässt, ist lang.
Jozef Síkela will als designierter EU-Kommissar für internationale Partnerschaften Brüssels Infrastrukturinitiative Global Gateway vorantreiben. Am Mittwoch wurde er für den Posten bestätigt. Bei der Anhörung im EU-Parlament wurde klar: Die EU hadert weiterhin mit der Definition der Initiative, die nach Selbstbeschreibung eine Alternative zu Chinas Belt and Road-Initiative (BRI) sein soll. Ist Global Gateway öffentliche Entwicklungshilfe, “Partnerschaft auf Augenhöhe” mit Investments – oder beides?
Bei Síkelas Hearing wurden alle Beschreibungen genannt. Die EU will einen “Team Europe”-Ansatz verfolgen – doch die Definition bleibt schwammig, beispielsweise hinsichtlich der Frage, wie viele Mittel aus welchen Quellen kommen und wer zuständig ist. Das hat es Global Gateway zuletzt nicht leicht gemacht, sich nach außen hin zu präsentieren. Der designierte EU-Kommissar möchte das ändern, unter anderem durch engeren Kontakt zu zivilgesellschaftlichen Organisationen in den Partnerländern. “Wir brauchen mehr Sichtbarkeit.”
Klar ist laut Síkela: Global Gateway muss dringend massive Mittel aus dem Privatbereich akquirieren. Der Banker will dazu enger mit den Entwicklungsbanken in den EU-Staaten und der Europäischen Investitionsbank (EIB) zusammenarbeiten. Auch in Marketing und Kommunikation sieht Síkela noch Arbeit, um Global Gateway von “Start-up zu Scale–up” zu bringen.
Der Tscheche umriss zum Einstieg sechs Punkte zur erfolgreichen Umsetzung von Global Gateway:
Síkela kritisierte bei seinem Hearing offen die BRI: “Unsere Partner brauchen mehr von Europa. In letzter Zeit haben sie jedoch mehr Aufmerksamkeit von durchsetzungsstarken Akteuren mit aggressiven Ansätzen erhalten, die wenig Entwicklung und wenige klare Vorteile bringen”, sagte der er in einer deutlichen Anspielung auf China. Die Volksrepublik leiste mit der BRI keine gute Arbeit, sagte Síkela: “In einigen Ländern herrscht große Enttäuschung über die chinesischen Aktivitäten”, sagte Síkela und nannte als Beispiel die Rechte indigener Völker in Bezug auf Landraub. “Ich habe einen starken Ruf nach mehr europäischer Präsenz erhalten.”
Vage blieb der Politiker bei den Themen Transparenz und Nachverfolgung. “Natürlich muss es eine Messbarkeit geben”, sagte Síkela. Er sei bereit, die Handlungsmöglichkeiten dafür zu diskutieren. Die EU-Parlamentarier kritisierten, dass die Kontrolle von Global Gateway und die damit zusammenhängende Nutzung von Steuergeldern bisher schwierig war – weil es keine Informationen gab. Síkela versprach in diesem Bereich Verbesserung. “Ich habe kein Problem mit Überwachung.”
“Ich hoffe sehr, dass wir Herrn Síkela heute davon überzeugen konnten, Global Gateway 2.0 voranzutreiben”, sagte der SPD-Europaabgeordnete Udo Bullmann zu Table.Briefings nach der Anhörung. “Er wird mit Global Gateway nur dann erfolgreich sein, wenn er sich in seiner Strategie an den UN-Nachhaltigkeitszielen orientiert und relevante Akteure, wie das Europäische Parlament als Haushaltsgesetzgeber, angemessen beteiligt.”
Den aktuellen Ansatz von Global Gateway sehe er kritisch, so Bullmann: “Nicht nur, weil wir unseren Partnerländern zu wenig Mitspracherecht gewähren, sondern auch, weil das Europäische Parlament und Organisationen der Zivilgesellschaft völlig unzureichend in die Bewertung der Ergebnisse einbezogen werden.”
Die BMW Group hat am Mittwoch einen Gewinnrückgang von 61 Prozent im dritten Quartal gemeldet. Damit verfehlte der deutsche Autobauer die Erwartungen der Analysten, was die Aktien des Unternehmens auf den niedrigsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren fallen ließ. Gründe für das Ergebnis sind Probleme mit einem von Continental gelieferten Bremssystem, was zu Lieferproblemen geführt hatte, sowie die hartnäckige Marktschwäche in China.
Der Konzern schreibt dazu in der Quartalsmitteilung: “Hinzu kam insbesondere in China ein anhaltend schwacher Konsum, der sich trotz Stützungsmaßnahmen der Zentralregierung nicht belebte.” VW, Audi und Mercedes hatten in den vergangenen Tagen ebenfalls deutliche Gewinneinbrüche gemeldet, was als Folge des schwächelnden Markts in China erklärt wurde.
Unter dem Strich verdiente das Unternehmen nach Angaben vom Mittwoch 476 Millionen Euro, was 83,8 Prozent weniger sind als vor Jahresfrist. Die für das Unternehmen wichtige Gewinnmarge im Autogeschäft brach auf 2,3 Prozent ein, nachdem sie vor Jahresfrist noch an der Marke von zehn Prozent gekratzt hatte. Der Betriebsgewinn verringerte sich um fast zwei Drittel auf knapp 1,7 Milliarden Euro, der Umsatz sank um 15,7 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro.
Für das vierte Quartal zeigte sich BMW zuversichtlich, die Lagerbestände wieder abbauen zu können, und hält an der im September reduzierten Prognose für das Gesamtjahr fest. Nach aktueller Einschätzung werde sich der Gesamtmarkt in China 2025 auf dem Niveau des Vorjahres bewegen, hieß es. rtr/mcl
Hacker mit Verbindungen zum chinesischen Geheimdienst haben die Mobilfunkleitungen von zahlreichen hochrangigen US-Beamten für nationale Sicherheit aus den Reihen der Biden-Regierung ausspioniert. Das berichtet das Wall Street Journal mit Berufung auf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien. Demnach erhielten sie Zugang zu Anrufprotokollen, unverschlüsselten Texten und Tonaufnahmen von möglicherweise Tausenden Amerikanern.
Die Hacker sollen zu einer Gruppe namens “Salt Typhoon” gehören, deren Machenschaften in den Servern von US-amerikanischen Internetdienstleistern Ende September aufgedeckt wurden. Zu den namhaften Opfern des Hackingangriffs gehörte der voraussichtliche Vizepräsident JD Vance. Westliche Regierungen hatten Peking der Spionage in einem noch nie dagewesenen Ausmaß beschuldigt.
Hacker stahlen zunächst Anmeldedaten bei dem staatlichen Auftragnehmer Lumen Technologies, dessen Netzwerk ein Kernstück des globalen Internets bildet, um sich Zugang zu Teilen der Verwaltungsebene der Unternehmensinfrastruktur zu verschaffen. Über acht Monate oder länger erweiterten sie ihren Zugang in der Telekommunikationsinfrastruktur der USA, schreibt die Zeitung. Noch wissen die Ermittler nicht, wie China die mutmaßlich gestohlenen Informationen zu nutzen gedenkt. mcl
China und Kasachstan haben ihre bilateralen Wirtschaftsbeziehungen erheblich verbessert. Der kasachische Ministerpräsident Olžas Bektenow unterzeichnete am Montag mit chinesischen Unternehmen acht Handelsabkommen im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar.
Einige Vereinbarungen betreffen das chinesische Stahl- und Bergbauunternehmen Zijin Mining Group, das kürzlich von einer staatlichen Private-Equity-Gesellschaft übernommen wurde. Zijin soll mit Beijing Jianlong Heavy Industry Joint Ventures für den Abbau Seltener Erden aufbauen. Auch Industrien wie Maschinenbau, Automobil, Kohlenstoffchemie, Agrarindustrie und Pharmazeutika sollen profitieren.
Die Abkommen sollen das umfassende Ziel der beiden Nachbarländer vorantreiben, den gemeinsamen Handelsumsatz zu verdoppeln, teilte der Pressedienst des kasachischen Premierministers mit. Der erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 41 Milliarden US-Dollar. China investiert in großem Umfang in Infrastruktur- und Energieprojekte in zentralasiatischen Staaten, die ihre Außenbeziehungen diversifizieren und Abhängigkeit von Moskau verringern wollen.
Bektenow unterzeichnete die Abkommen in Shanghai, wo er unter anderem mit dem chinesischen Premierminister Li Qiang zusammengetroffen war. Li traf am Dienstag auch mit seinem mongolischen Amtskollegen Luwsannamsrain Ojuun-Erdene und sprach sich für chinesische Investitionen von “qualifizierten Unternehmen” in der Mongolei aus. Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Demnach sei China bereit, die Zusammenarbeit in den Bereichen Hafenanbindung, Erschließung von Bodenschätzen und Bau von Infrastrukturen zu verstärken. mcl
Chinesische Behörden haben den regionalen Chef des Pharmakonzerns AstraZeneca festgenommen. Es sei allerdings unklar, was Leon Wang vorgeworfen werde, teilte das britisch-schwedische Unternehmen am Mittwoch mit. Verbindungen zu dem Korruptionsskandal, über den chinesische Medien unlängst berichtet hatten, gebe es nach aktuellem Kenntnisstand nicht. Vor einer Woche hatte AstraZeneca mitgeteilt, dass gegen Wang ermittelt werde.
Der Wirtschaftspublikation Yicai zufolge stehen Dutzende AstraZeneca-Manager unter dem Verdacht, in eine der größten Versicherungsbetrugsaffären der chinesischen Geschichte verwickelt zu sein. Die AstraZeneca-Aktie war daraufhin am Dienstag in London um etwa acht Prozent eingebrochen, so stark wie seit dem Börsen-Crash vom März 2020 nicht mehr. Am Mittwoch verlor sie ein weiteres Prozent.
Gegen AstraZeneca war vor einigen Jahren bereits ermittelt worden. Damals ging es um gefälschte Rezepte für ein verkaufsstarkes Lungenkrebs-Medikament. Von den Verdächtigen, die inzwischen allesamt das Unternehmen verlassen hätten, seien einige zu Haftstrafen verurteilt worden, teilte der Konzern weiter mit. AstraZeneca ist seit Jahrzehnten im weltweit zweitgrößten Pharmamarkt aktiv und erwirtschaftet dort 13 Prozent des Konzernumsatzes. rtr
Bakehouse kann sich vor Kundschaft kaum retten. Vor den Filialen der Hongkonger Bäckerei bilden sich immer wieder so lange Schlangen, dass die wartenden Kunden mit Flatterbändern auf Abstand gehalten werden müssen. Bakehouse, bekannt für Eierkuchen und Croissants, ist schon lange eine bekannte Marke in Hongkong. Doch den riesigen Ansturm gibt es erst, seit Nutzer begonnen haben, die Bäckerei auf Xiaohongshu zu empfehlen.
Auf der chinesischen Social-Media-App gibt es detaillierte Anleitungen, wie man die besten Geschäfte, Cafés und Fotospots findet – nicht nur in Hongkong oder China, sondern mittlerweile weltweit. Bakehouse ging viral, und nun gehört ein Einkauf hier für chinesische Touristen zum Pflichtprogramm eines jeden Hongkong-Besuchs.
Gründerin Miranda Qu, 39, hat mit ihrer App einen Volltreffer gelandet. “Kleines rotes Buch” – so die Übersetzung des Firmennamens – ist heute eine der wichtigsten Plattformen für Mode- und Kosmetikmarken, um zahlungskräftige Konsumenten in chinesischen Städten zu erreichen, sei es durch beworbene Posts oder bezahlte Influencer. Analysten und Marketingexperten sind sich einig: Wer Chinas schnäppchenjagende Jugend erreichen will, kommt an Xiaohongshu nicht vorbei. Die Plattform verzeichnet monatlich 300 Millionen aktive Nutzer. Fast drei Viertel davon sind Frauen, und die Hälfte wurde nach 1995 geboren.
Oft heißt es, dass Xiaohongshu Chinas Instagram sei. Doch eigentlich, so fasste es kürzlich das US-Magazin Fortune zusammen, handele es sich um eine Mischung aus Instagram, Pinterest, Tripadvisor und X. Die Plattform kombiniert Fotografie, E-Commerce, Rezensionen und den neuesten Jargon aus den sozialen Netzwerken.
Qu hat es auf der Fortune-Liste der mächtigsten Frauen in Asien auf den 60. Platz geschafft. 2020 wurde sie vom World Economic Forum als “Young Global Leader” ausgezeichnet. In China gilt sie als eine der einflussreichsten Geschäftsfrauen des Landes. Heute ist sie Präsidentin von Xiaohongshu und kümmert sich um die Pflege von Geschäftspartnerschaften und die langfristige Ausrichtung des Unternehmens. Sie wuchs in Wuhan auf, studierte Journalismus in Peking und arbeitete im Marketing bei Bertelsmann, bevor sie Xiaohongshu im Jahr 2013 zusammen mit Charlwin Mao ins Leben rief. Mao ist heute CEO des Unternehmens und damit für das Tagesgeschäft verantwortlich.
Xiaohongshu ist Chinas am schnellsten wachsende Social-Media-Plattform und gilt als eine der wenigen Erfolgsgeschichten in einem Sektor, der in den letzten Jahren von vielen Insolvenzen und fallenden Bewertungen geprägt war.
Die Umsätze, so berichtet die Financial Times unter Berufung auf Insider, haben im ersten Quartal 2024 die Marke von einer Milliarde US-Dollar erreicht. Grund dafür sei eine Werbeoffensive von Einzelhändlern, die auf der Plattform vor allem Gen-Z-Frauen ins Visier nehmen. Der Nettogewinn lag demnach bei 200 Millionen Dollar. Im Vorjahr lag der Nettogewinn im selben Zeitraum bei 40 Millionen Dollar, bei einem Umsatz von 600 Millionen. Das Unternehmen wird derzeit mit 17 Milliarden US-Dollar bewertet.
Investoren hoffen darauf, dass Xiaohongshu bald einen erfolgreichen Börsengang schafft. Eine Notierung in Hongkong sei geplant, so die Financial Times unter Berufung auf Firmenquellen.
Unterstützung erhält Xiaohongshu unter anderem von den Internetgiganten Alibaba und Tencent sowie von Risikokapitalgebern wie GSR Ventures, Hongshan und dem Private-Equity-Unternehmen Hillhouse. Die Investoren hoffen, dass Peking nach seiner harten Regulierungspolitik gegen den Tech-Sektor und Auslandslistings bald wieder lockerer wird. Der jüngste Aufschwung an den chinesischen Börsen trägt ebenfalls zur Zuversicht bei. Jörn Petring
Stella Yifan Xie ist seit Beginn von Oktober Reporterin bei Nikkei Asia. Zuvor war sie fast neun Jahre für das Wall Street Journal tätig. Sie arbeitet von Hongkong aus.
Ben Jun ist seit September IT Head bei Genesis Motor China. Der Koreaner hat langjährige Erfahrung im IT-Bereich. Für den chinesischen Luxusautohersteller wird er die Bereiche Anwendungen, Infrastruktur und Sicherheit mitverantworten.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Einige Chinesinnen und Chinesen reagierten mit Kreativität und Humor auf die US-Wahl. Am Mittwoch stieg die Aktie des Softwareherstellers Wisesoft aus Shenzhen auf das Tageslimit an. Der Grund liegt im chinesischen Namen, “Chuan Da Zhi Sheng”, der ein Homophon von “Trump gewinnt” im Chinesischen ist. Gleichzeitig sank der Aktienwert eines Thermoskannenherstellers aus Zhejiang um 8,1 Prozent. Der Name – “Hears” – ähnelt dem der unterlegenen US-Demokratin Kamala Harris.
auf welche seiner vielen Worte wird Donald Trump Taten folgen lassen, sobald er zum zweiten Mal als US-Präsident vereidigt worden sein wird. Wie viel davon war Wahlkampf, wie viel wird er tatsächlich umsetzen? Diese Fragen stellten sich weltweit wohl viele Politikerinnen und Politiker nach seinem Triumph.
Auch in Richtung Zhongnanhai hatte Trump gewettert: 60-prozentige Strafzölle auf alle chinesischen Importe, weniger Halbleiterexporte und eine “Jagd” auf chinesische Spione. Nichtsdestotrotz war Peking in der Reaktion auf Trumps Sieg am Mittwoch erkennbar um Gelassenheit bemüht. Weshalb der Schein trügt, erklärt Ihnen Marcel Grzanna.
Die EU will indes mit Global Gateway eine ernsthafte Alternative zu Chinas Belt and Road-Initiative bieten. Bisher scheiterte das aus mehreren Gründen: fehlende Transparenz, zu wenige Projekte und mangelnde Wirtschaftsintegration. Der Mann, der zukünftig Brüssels Infrastrukturinitiative vorantreiben will, ist Jozef Síkela. Amelie Richter hat dessen Anhörung im Parlament am Mittwoch verfolgt und analysiert, was der Tscheche ändern will.
Wer nach einem Mix aus Instagram, Pinterest, Tripadvisor und X sucht, wird auf Xiaohongshu fündig. Die chinesische Social-Media-Plattform ist eines der wichtigsten Marketinginstrumente, um die junge – und auf der Plattform vor allem weibliche – Generation Chinas zu erreichen. Jörn Petring stellt in unserem Heads die Gründerin hinter dem erfolgreichen Unternehmen, Miranda Qu, vor.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag!
Allein der Wahlsieg von Donald Trump wird die Volksrepublik China bares Geld kosten. Es gilt als ausgemacht, dass der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses am Donnerstag eine weitere Erhöhung staatlicher Konjunkturhilfen verkünden wird. Bislang waren zehn Billionen Yuan (1,3 Billionen Euro) als Stimulus angekündigt, um der heimischen Wirtschaft dringend benötigte Impulse zu vermitteln. Doch es war bereits durchgesickert, dass das Volumen noch einmal erhöht würde, sollte Trump zum US-Präsidenten gewählt werden.
Peking hat den Wahlkampf in den Vereinigten Staaten aufmerksam beobachtet. China scheint vorbereitet zu sein auf die zweite Präsidentschaft des Republikaners – soweit das eben möglich ist. Es wird spekuliert, dass mindestens zwei Billionen Yuan zusätzlich freigesetzt werden könnten, vielleicht mehr. Dennoch steht der Volksrepublik ein wirtschaftlicher Schaden ins Haus, der mit einem Konjunkturpaket allein nicht zu reparieren ist.
China solle künftig nicht mehr die “meistbegünstigte Nation” sein, hatte Trump angekündigt. Chinesische Importe will er pauschal mit 60-prozentigen Strafzöllen belegen. Zudem will Trump Halbleiterexporte nach China weiter einschränken, und US-Investitionen im Land regulieren.
In China ist man sicher: Trump blufft nicht. “Ein wiedergewählter Trump wird seinen Worten Taten folgen lassen. Zölle sind für Trump nicht nur ein Verhandlungsinstrument, sondern auch eine Ideologie, die Trump für ein wirksames wirtschaftspolitisches Instrument und gewinnbringend für die USA hält”, sagte Wu Xinbo von Zentrum für Amerikanistik an der Fudan Universität in Shanghai dem Finanzmagazin Jiemian News. Wu erwartet zudem weniger Austausch zwischen den beiden Staaten – sowohl auf offizieller Ebene als auch im privaten Sektor.
Die neuen Herausforderungen für die zweitgrößte Volkswirtschaft haben bereits Tribut an den Finanzmärkten gefordert. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng verlor um mehr als zwei Prozent. Auch für viele deutsche Unternehmen in China bedeutet eine mögliche Eskalation chinesischer Handelsbeziehungen mit den USA einen Kraftakt. Die deutsche Außenhandelskammer in Peking veröffentlichte bereits ein Faktenblatt, “das deutsche Unternehmen in China dabei unterstützen soll, die geopolitische Lage zwischen den beiden Volkswirtschaften besser zu verfolgen.”
Peking indes war am Mittwoch erkennbar um Gelassenheit bemüht. “China wird die Beziehungen zu den USA auf dem Grundsatz des gegenseitigen Respekts, der friedlichen Koexistenz und der Zusammenarbeit, bei der alle gewinnen, handhaben”, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Mittwoch. Die Onlineportale chinesischer Leitmedien behandelten den Wahlausgang derweil als eine von jenen internationalen Nachrichten, denen dem Anschein nach weniger Bedeutung beigemessen wird als dem jüngsten Besuch von Parteichef Xi Jinping in der Provinz Hubei.
Doch die vermeintliche Gelassenheit trügt. Die neue Statik der Wirtschaftsbeziehungen wird Pekings Wirtschaftsmodell und auch die Beziehungen zu seinen übrigen Handelspartnern auf die Probe stellen. Hinzu kommen zusätzliche Unberechenbarkeiten, was die geopolitische Sicherheitslage angeht.
Taiwan ist eines der zentralen Themen, das Trump mit seinem Preisschild an Taipeh für künftige US-Unterstützung angeheizt hat. Wang Dong von der Peking Universität spiegelte in einem Interview mit der Beijing Rundschau vermutlich die offizielle Haltung der Regierung wider. Die USA unter Trump sollten aufhören, die “Unabhängigkeit Taiwans” durch Waffenverkäufe zu fördern. Stattdessen sollten die USA “die chinesische Seite bei der Verwirklichung der Wiedervereinigung mit friedlichen Mitteln unterstützen”, sagte Wang. Ob der fromme Pekinger Wunsch nach einer Kehrtwende der US-Politik in Sachen Taiwan jedoch in Erfüllung geht, ist höchst zweifelhaft. Wenn Taiwan zahlt, dürfte Trump zufrieden sein.
Kurzfristig wird aber wohl der Krieg in der Ukraine in den Blickpunkt geraten. China unterstützt Russland in seinem Angriffskrieg, die Amerikaner fordern Peking auf, Russland zur Einstellung der Kampfhandlungen zu bewegen. Es sei wahrscheinlich, dass der Krieg “zu einem Top-Thema zwischen China und den USA erhoben wird und dass die USA viel größeren Druck auf China ausüben werden”, sagt Lu Xiang, Experte von der Chinese Academy of Social Sciences. Und auch der Nahost-Konflikt werde die beiden Großmächte beschäftigen. “Vor allem hat China kein Interesse an einem Krieg zwischen Israel und dem Iran, der China massiv treffen würde, zum Beispiel bei der Energieversorgung”, sagt Lu.
Es gibt auch Stimmen, die der Ansicht sind, dass China Trumps neuerliche Präsidentschaft als zweite Chance begreift, um in die Rolle des verantwortlich handelnden Akteurs auf der Weltbühne zu schlüpfen. Während die USA unter Trump nur auf sich selbst schauen, könnte Peking seine globale Vision als Wohl für die Menschheit preisen. Das mag bei einem Teil der internationalen Gemeinschaft auf fruchtbaren Boden fallen – aber wohl eher bei jenem, der ohnehin schon auf Pekings Seite steht.
In Europa dagegen hat Peking seinerseits viel Porzellan zerschlagen und Vertrauen verloren in den vergangenen Jahren. Covid, Xinjiang, Hongkong, Taiwan, Ukraine-Krieg – die Liste, die in den Augen vieler Kritiker eher auf verantwortungsloses Handeln schließen lässt, ist lang.
Jozef Síkela will als designierter EU-Kommissar für internationale Partnerschaften Brüssels Infrastrukturinitiative Global Gateway vorantreiben. Am Mittwoch wurde er für den Posten bestätigt. Bei der Anhörung im EU-Parlament wurde klar: Die EU hadert weiterhin mit der Definition der Initiative, die nach Selbstbeschreibung eine Alternative zu Chinas Belt and Road-Initiative (BRI) sein soll. Ist Global Gateway öffentliche Entwicklungshilfe, “Partnerschaft auf Augenhöhe” mit Investments – oder beides?
Bei Síkelas Hearing wurden alle Beschreibungen genannt. Die EU will einen “Team Europe”-Ansatz verfolgen – doch die Definition bleibt schwammig, beispielsweise hinsichtlich der Frage, wie viele Mittel aus welchen Quellen kommen und wer zuständig ist. Das hat es Global Gateway zuletzt nicht leicht gemacht, sich nach außen hin zu präsentieren. Der designierte EU-Kommissar möchte das ändern, unter anderem durch engeren Kontakt zu zivilgesellschaftlichen Organisationen in den Partnerländern. “Wir brauchen mehr Sichtbarkeit.”
Klar ist laut Síkela: Global Gateway muss dringend massive Mittel aus dem Privatbereich akquirieren. Der Banker will dazu enger mit den Entwicklungsbanken in den EU-Staaten und der Europäischen Investitionsbank (EIB) zusammenarbeiten. Auch in Marketing und Kommunikation sieht Síkela noch Arbeit, um Global Gateway von “Start-up zu Scale–up” zu bringen.
Der Tscheche umriss zum Einstieg sechs Punkte zur erfolgreichen Umsetzung von Global Gateway:
Síkela kritisierte bei seinem Hearing offen die BRI: “Unsere Partner brauchen mehr von Europa. In letzter Zeit haben sie jedoch mehr Aufmerksamkeit von durchsetzungsstarken Akteuren mit aggressiven Ansätzen erhalten, die wenig Entwicklung und wenige klare Vorteile bringen”, sagte der er in einer deutlichen Anspielung auf China. Die Volksrepublik leiste mit der BRI keine gute Arbeit, sagte Síkela: “In einigen Ländern herrscht große Enttäuschung über die chinesischen Aktivitäten”, sagte Síkela und nannte als Beispiel die Rechte indigener Völker in Bezug auf Landraub. “Ich habe einen starken Ruf nach mehr europäischer Präsenz erhalten.”
Vage blieb der Politiker bei den Themen Transparenz und Nachverfolgung. “Natürlich muss es eine Messbarkeit geben”, sagte Síkela. Er sei bereit, die Handlungsmöglichkeiten dafür zu diskutieren. Die EU-Parlamentarier kritisierten, dass die Kontrolle von Global Gateway und die damit zusammenhängende Nutzung von Steuergeldern bisher schwierig war – weil es keine Informationen gab. Síkela versprach in diesem Bereich Verbesserung. “Ich habe kein Problem mit Überwachung.”
“Ich hoffe sehr, dass wir Herrn Síkela heute davon überzeugen konnten, Global Gateway 2.0 voranzutreiben”, sagte der SPD-Europaabgeordnete Udo Bullmann zu Table.Briefings nach der Anhörung. “Er wird mit Global Gateway nur dann erfolgreich sein, wenn er sich in seiner Strategie an den UN-Nachhaltigkeitszielen orientiert und relevante Akteure, wie das Europäische Parlament als Haushaltsgesetzgeber, angemessen beteiligt.”
Den aktuellen Ansatz von Global Gateway sehe er kritisch, so Bullmann: “Nicht nur, weil wir unseren Partnerländern zu wenig Mitspracherecht gewähren, sondern auch, weil das Europäische Parlament und Organisationen der Zivilgesellschaft völlig unzureichend in die Bewertung der Ergebnisse einbezogen werden.”
Die BMW Group hat am Mittwoch einen Gewinnrückgang von 61 Prozent im dritten Quartal gemeldet. Damit verfehlte der deutsche Autobauer die Erwartungen der Analysten, was die Aktien des Unternehmens auf den niedrigsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren fallen ließ. Gründe für das Ergebnis sind Probleme mit einem von Continental gelieferten Bremssystem, was zu Lieferproblemen geführt hatte, sowie die hartnäckige Marktschwäche in China.
Der Konzern schreibt dazu in der Quartalsmitteilung: “Hinzu kam insbesondere in China ein anhaltend schwacher Konsum, der sich trotz Stützungsmaßnahmen der Zentralregierung nicht belebte.” VW, Audi und Mercedes hatten in den vergangenen Tagen ebenfalls deutliche Gewinneinbrüche gemeldet, was als Folge des schwächelnden Markts in China erklärt wurde.
Unter dem Strich verdiente das Unternehmen nach Angaben vom Mittwoch 476 Millionen Euro, was 83,8 Prozent weniger sind als vor Jahresfrist. Die für das Unternehmen wichtige Gewinnmarge im Autogeschäft brach auf 2,3 Prozent ein, nachdem sie vor Jahresfrist noch an der Marke von zehn Prozent gekratzt hatte. Der Betriebsgewinn verringerte sich um fast zwei Drittel auf knapp 1,7 Milliarden Euro, der Umsatz sank um 15,7 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro.
Für das vierte Quartal zeigte sich BMW zuversichtlich, die Lagerbestände wieder abbauen zu können, und hält an der im September reduzierten Prognose für das Gesamtjahr fest. Nach aktueller Einschätzung werde sich der Gesamtmarkt in China 2025 auf dem Niveau des Vorjahres bewegen, hieß es. rtr/mcl
Hacker mit Verbindungen zum chinesischen Geheimdienst haben die Mobilfunkleitungen von zahlreichen hochrangigen US-Beamten für nationale Sicherheit aus den Reihen der Biden-Regierung ausspioniert. Das berichtet das Wall Street Journal mit Berufung auf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien. Demnach erhielten sie Zugang zu Anrufprotokollen, unverschlüsselten Texten und Tonaufnahmen von möglicherweise Tausenden Amerikanern.
Die Hacker sollen zu einer Gruppe namens “Salt Typhoon” gehören, deren Machenschaften in den Servern von US-amerikanischen Internetdienstleistern Ende September aufgedeckt wurden. Zu den namhaften Opfern des Hackingangriffs gehörte der voraussichtliche Vizepräsident JD Vance. Westliche Regierungen hatten Peking der Spionage in einem noch nie dagewesenen Ausmaß beschuldigt.
Hacker stahlen zunächst Anmeldedaten bei dem staatlichen Auftragnehmer Lumen Technologies, dessen Netzwerk ein Kernstück des globalen Internets bildet, um sich Zugang zu Teilen der Verwaltungsebene der Unternehmensinfrastruktur zu verschaffen. Über acht Monate oder länger erweiterten sie ihren Zugang in der Telekommunikationsinfrastruktur der USA, schreibt die Zeitung. Noch wissen die Ermittler nicht, wie China die mutmaßlich gestohlenen Informationen zu nutzen gedenkt. mcl
China und Kasachstan haben ihre bilateralen Wirtschaftsbeziehungen erheblich verbessert. Der kasachische Ministerpräsident Olžas Bektenow unterzeichnete am Montag mit chinesischen Unternehmen acht Handelsabkommen im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar.
Einige Vereinbarungen betreffen das chinesische Stahl- und Bergbauunternehmen Zijin Mining Group, das kürzlich von einer staatlichen Private-Equity-Gesellschaft übernommen wurde. Zijin soll mit Beijing Jianlong Heavy Industry Joint Ventures für den Abbau Seltener Erden aufbauen. Auch Industrien wie Maschinenbau, Automobil, Kohlenstoffchemie, Agrarindustrie und Pharmazeutika sollen profitieren.
Die Abkommen sollen das umfassende Ziel der beiden Nachbarländer vorantreiben, den gemeinsamen Handelsumsatz zu verdoppeln, teilte der Pressedienst des kasachischen Premierministers mit. Der erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 41 Milliarden US-Dollar. China investiert in großem Umfang in Infrastruktur- und Energieprojekte in zentralasiatischen Staaten, die ihre Außenbeziehungen diversifizieren und Abhängigkeit von Moskau verringern wollen.
Bektenow unterzeichnete die Abkommen in Shanghai, wo er unter anderem mit dem chinesischen Premierminister Li Qiang zusammengetroffen war. Li traf am Dienstag auch mit seinem mongolischen Amtskollegen Luwsannamsrain Ojuun-Erdene und sprach sich für chinesische Investitionen von “qualifizierten Unternehmen” in der Mongolei aus. Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Demnach sei China bereit, die Zusammenarbeit in den Bereichen Hafenanbindung, Erschließung von Bodenschätzen und Bau von Infrastrukturen zu verstärken. mcl
Chinesische Behörden haben den regionalen Chef des Pharmakonzerns AstraZeneca festgenommen. Es sei allerdings unklar, was Leon Wang vorgeworfen werde, teilte das britisch-schwedische Unternehmen am Mittwoch mit. Verbindungen zu dem Korruptionsskandal, über den chinesische Medien unlängst berichtet hatten, gebe es nach aktuellem Kenntnisstand nicht. Vor einer Woche hatte AstraZeneca mitgeteilt, dass gegen Wang ermittelt werde.
Der Wirtschaftspublikation Yicai zufolge stehen Dutzende AstraZeneca-Manager unter dem Verdacht, in eine der größten Versicherungsbetrugsaffären der chinesischen Geschichte verwickelt zu sein. Die AstraZeneca-Aktie war daraufhin am Dienstag in London um etwa acht Prozent eingebrochen, so stark wie seit dem Börsen-Crash vom März 2020 nicht mehr. Am Mittwoch verlor sie ein weiteres Prozent.
Gegen AstraZeneca war vor einigen Jahren bereits ermittelt worden. Damals ging es um gefälschte Rezepte für ein verkaufsstarkes Lungenkrebs-Medikament. Von den Verdächtigen, die inzwischen allesamt das Unternehmen verlassen hätten, seien einige zu Haftstrafen verurteilt worden, teilte der Konzern weiter mit. AstraZeneca ist seit Jahrzehnten im weltweit zweitgrößten Pharmamarkt aktiv und erwirtschaftet dort 13 Prozent des Konzernumsatzes. rtr
Bakehouse kann sich vor Kundschaft kaum retten. Vor den Filialen der Hongkonger Bäckerei bilden sich immer wieder so lange Schlangen, dass die wartenden Kunden mit Flatterbändern auf Abstand gehalten werden müssen. Bakehouse, bekannt für Eierkuchen und Croissants, ist schon lange eine bekannte Marke in Hongkong. Doch den riesigen Ansturm gibt es erst, seit Nutzer begonnen haben, die Bäckerei auf Xiaohongshu zu empfehlen.
Auf der chinesischen Social-Media-App gibt es detaillierte Anleitungen, wie man die besten Geschäfte, Cafés und Fotospots findet – nicht nur in Hongkong oder China, sondern mittlerweile weltweit. Bakehouse ging viral, und nun gehört ein Einkauf hier für chinesische Touristen zum Pflichtprogramm eines jeden Hongkong-Besuchs.
Gründerin Miranda Qu, 39, hat mit ihrer App einen Volltreffer gelandet. “Kleines rotes Buch” – so die Übersetzung des Firmennamens – ist heute eine der wichtigsten Plattformen für Mode- und Kosmetikmarken, um zahlungskräftige Konsumenten in chinesischen Städten zu erreichen, sei es durch beworbene Posts oder bezahlte Influencer. Analysten und Marketingexperten sind sich einig: Wer Chinas schnäppchenjagende Jugend erreichen will, kommt an Xiaohongshu nicht vorbei. Die Plattform verzeichnet monatlich 300 Millionen aktive Nutzer. Fast drei Viertel davon sind Frauen, und die Hälfte wurde nach 1995 geboren.
Oft heißt es, dass Xiaohongshu Chinas Instagram sei. Doch eigentlich, so fasste es kürzlich das US-Magazin Fortune zusammen, handele es sich um eine Mischung aus Instagram, Pinterest, Tripadvisor und X. Die Plattform kombiniert Fotografie, E-Commerce, Rezensionen und den neuesten Jargon aus den sozialen Netzwerken.
Qu hat es auf der Fortune-Liste der mächtigsten Frauen in Asien auf den 60. Platz geschafft. 2020 wurde sie vom World Economic Forum als “Young Global Leader” ausgezeichnet. In China gilt sie als eine der einflussreichsten Geschäftsfrauen des Landes. Heute ist sie Präsidentin von Xiaohongshu und kümmert sich um die Pflege von Geschäftspartnerschaften und die langfristige Ausrichtung des Unternehmens. Sie wuchs in Wuhan auf, studierte Journalismus in Peking und arbeitete im Marketing bei Bertelsmann, bevor sie Xiaohongshu im Jahr 2013 zusammen mit Charlwin Mao ins Leben rief. Mao ist heute CEO des Unternehmens und damit für das Tagesgeschäft verantwortlich.
Xiaohongshu ist Chinas am schnellsten wachsende Social-Media-Plattform und gilt als eine der wenigen Erfolgsgeschichten in einem Sektor, der in den letzten Jahren von vielen Insolvenzen und fallenden Bewertungen geprägt war.
Die Umsätze, so berichtet die Financial Times unter Berufung auf Insider, haben im ersten Quartal 2024 die Marke von einer Milliarde US-Dollar erreicht. Grund dafür sei eine Werbeoffensive von Einzelhändlern, die auf der Plattform vor allem Gen-Z-Frauen ins Visier nehmen. Der Nettogewinn lag demnach bei 200 Millionen Dollar. Im Vorjahr lag der Nettogewinn im selben Zeitraum bei 40 Millionen Dollar, bei einem Umsatz von 600 Millionen. Das Unternehmen wird derzeit mit 17 Milliarden US-Dollar bewertet.
Investoren hoffen darauf, dass Xiaohongshu bald einen erfolgreichen Börsengang schafft. Eine Notierung in Hongkong sei geplant, so die Financial Times unter Berufung auf Firmenquellen.
Unterstützung erhält Xiaohongshu unter anderem von den Internetgiganten Alibaba und Tencent sowie von Risikokapitalgebern wie GSR Ventures, Hongshan und dem Private-Equity-Unternehmen Hillhouse. Die Investoren hoffen, dass Peking nach seiner harten Regulierungspolitik gegen den Tech-Sektor und Auslandslistings bald wieder lockerer wird. Der jüngste Aufschwung an den chinesischen Börsen trägt ebenfalls zur Zuversicht bei. Jörn Petring
Stella Yifan Xie ist seit Beginn von Oktober Reporterin bei Nikkei Asia. Zuvor war sie fast neun Jahre für das Wall Street Journal tätig. Sie arbeitet von Hongkong aus.
Ben Jun ist seit September IT Head bei Genesis Motor China. Der Koreaner hat langjährige Erfahrung im IT-Bereich. Für den chinesischen Luxusautohersteller wird er die Bereiche Anwendungen, Infrastruktur und Sicherheit mitverantworten.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Einige Chinesinnen und Chinesen reagierten mit Kreativität und Humor auf die US-Wahl. Am Mittwoch stieg die Aktie des Softwareherstellers Wisesoft aus Shenzhen auf das Tageslimit an. Der Grund liegt im chinesischen Namen, “Chuan Da Zhi Sheng”, der ein Homophon von “Trump gewinnt” im Chinesischen ist. Gleichzeitig sank der Aktienwert eines Thermoskannenherstellers aus Zhejiang um 8,1 Prozent. Der Name – “Hears” – ähnelt dem der unterlegenen US-Demokratin Kamala Harris.