Table.Briefing: China

Panamakanal und Geopolitik + Jörg Wuttke über Trump 2.0

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Tag der Amtseinführung von Donald Trump richten sich heute alle Blicke auf die USA. China hat in den letzten Tagen positive Signale gesendet, es gab sogar ein Telefonat zwischen Trump und Xi – das erste seit 2021. Der neue US-Präsident hat schon einen Besuch in China innerhalb der ersten 100 Tage seiner Amtszeit angekündigt. Während Xi Jinping die Einladung zur Vereidigung wie erwartet nicht wahrnimmt, sendet er immerhin Vizepräsident Han Zheng, der mit einer Delegation nach Washington reist. “Höchste Segenswünsche” sendet auch Taiwan – und eine Delegation. Um 18:00 Uhr deutscher Zeit geht das Spektakel los.

Kurz vor Auftakt der Präsidentschaft kommt bei uns in einem Standpunkt der langjährige China-Kenner Jörg Wuttke zu Wort. Er lebt mittlerweile in Washington, D.C. und beschäftigt sich intensiv mit den chinesisch-amerikanischen Beziehungen. Die werden sich unter der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump verändern. Doch wie? Wuttke stellt vier kritische Fragen, die es in den ersten 100 Tagen Trump zu beobachten gilt. Welche das sind, lesen Sie am Ende des Newsletters.

Eine Aussage, mit der Trump vor einigen Tagen für Aufsehen gesorgt hat, war die Senkung der Durchfahrtsgebühren oder die “Rückgabe” des Panamakanals an die USA. Für China spielt der Wasserweg ebenfalls eine wichtige Rolle, daher treffen hier Interessen der beiden Großmächte aufeinander. Angela Köckritz hat mit dem panamaischen Professor Alonso E. Illueca gesprochen, der die geopolitische Bedeutung einordnet.

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und einen guten Start in eine spannende Woche.

Ihre
Julia Fiedler
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Analyse

Panamakanal: Geopolitische Kluft zwischen USA und China

Der panamaische Professor Alonso E. Illueca.

Nach den Äußerungen Donald Trumps über den Panamakanal müssen die Menschen in Panama in ziemlich großer Aufregung sein, oder? 

Die Äußerungen von Präsident Trump haben die Menschen in Panama verärgert. Die Beziehung zwischen Panama und den USA ist sehr komplex. Im 19. Jahrhundert basierte sie auf Vasallentum und Interventionismus. Im 20. Jahrhundert entwickelte sie sich, mit Höhen und Tiefen, zu einer Partnerschaft und Allianz, die auf gemeinsamen Werten und der Wahrung der Neutralität des Panamakanals beruht. Die Äußerungen von Präsident Trump erinnern die Panamaer an die Kanonenbootpolitik und nicht an die Partnerschaft, die wir seit 1977 aufgebaut haben. Die Äußerungen haben im panamaischen Volk patriotische Leidenschaft entfacht, vereint in einem Thema: Der Kanal ist und bleibt panamaisch.

Bitte erzählen Sie uns von den beiden Häfen, die Trump so große Sorgen bereiten. 

Die beiden Häfen sind Balboa und Cristobal und befinden sich an der pazifischen beziehungsweise atlantischen (karibischen) Seite des Kanals. Sie werden von CK Hutchison Holdings, ehemals Hutchison Whampoa, betrieben. Dabei handelt es sich um ein in Hongkong ansässiges Unternehmen in Besitz einer Familie von Hongkonger Milliardären. Als Peking seine nationalen Sicherheitsgesetze auf Hongkong ausdehnte, bestärkte dies die Vermutung vieler, dass China die Häfen kontrolliert. Es gibt noch weitere wichtige Infrastrukturprojekte, die von Unternehmen gebaut wurden, die mit China verknüpft sind. Zum Beispiel ein Kreuzfahrthafen in Amador, die vierte Brücke über den Kanal und das größte Kongresszentrum Mittelamerikas. Andere sind derzeit Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten: etwa eine Containeranlage und ein Kraftwerk, beide in Colón. Die meisten dieser Projekte können kommerziell und militärisch genutzt werden, was bei den USA zu Bedenken führt. 

Wie real ist die Gefahr, dass das chinesische Militär die Häfen als Zugangspunkt nutzen könnte? 

Die Häfen haben zweifellos potenziell einen doppelten Verwendungszweck, aber es ist nahezu unmöglich, diesen an einem strategischen Engpass wie dem Panamakanal auch operativ umzusetzen. Der Kanal unterliegt einer Neutralitätsregelung, was jegliche Art von militärischer Mobilisierung oder Truppenstationierung ausschließt. Ausnahme sind die panamaischen Sicherheitskräfte. Nicht nur Panama und die USA garantieren das, sondern auch 40 weitere Staaten, darunter Frankreich, das Vereinigte Königreich und die Russische Föderation.

Hafenbetreiber erhalten Einblick in eine Vielzahl von Daten. Wie groß ist das Risiko, das von dieser enormen Datenmenge ausgeht? Insbesondere angesichts der Tatsache, dass China so viele Häfen weltweit kontrolliert – Hutchison allein betreibt 53 Häfen in 24 Ländern.

Dies ist von großer Bedeutung, besonders angesichts der Undurchsichtigkeit der Geschäfte von Hutchison in Panama. Die Tatsache, dass China Überwachungstechnologie und Gesichtserkennungssoftware installiert sowie ein Cybersicherheitsunternehmen in Colón und San Miguelito eingerichtet hat, deutet auf ein besonderes Interesse an einer Datenerfassung hin.

Im Jahr 2017 brach Panama mit Taiwan und nahm diplomatische Beziehungen zu China auf. Es sind noch keine acht Jahre vergangen, doch laut dem China Index ist Panama nach Chile das Land mit dem größten chinesischen Einfluss in Lateinamerika. Wie konnte das so schnell geschehen?

Dies konnte nur mit der Zustimmung der panamaischen Regierung und ihrer wirtschaftlichen und politischen Eliten geschehen. Die vom China-Index zusammengestellten Daten zeigen, dass Chinas Einfluss in Panama weit über den militärischen und wirtschaftlichen Bereich hinausgeht. Tatsächlich sind dies die Bereiche, in denen China weniger Einfluss im Land ausübt. Größer ist Chinas Einfluss in Panama in den Bereichen Medien (59 Prozent), Wissenschaft (48 Prozent), Gesellschaft (68 Prozent), Strafverfolgung (50 Prozent), Technologie (40 Prozent), Innenpolitik (83 Prozent) und Außenpolitik (68 Prozent). Was die Bereiche Wirtschaft (27 Prozent) und Militär (30 Prozent) übertrifft.

Mit dem Regierungswechsel kühlte die anfängliche Flitterwochenphase ab. Mehrere Superprojekte wurden ausgesetzt. Die panamaische Gesellschaft betrachtete den Vorschlag, die chinesische Botschaft direkt vor den Toren des Kanals zu errichten, als Affront. Es gab massive Proteste gegen die Ausbeutung von Cobre Panama, der größten Mine für Kupfertagebau in Mittelamerika, hinter der auch ein chinesisches Unternehmen stehen soll. Woher kam der Wandel? 

Nach der Regierung von Juan Carlos Varela (2014-2019) verpflichtete sich die Regierung von Laurentino Cortizo (2019-2024), die bilateralen Beziehungen zu China abzukühlen. Während sie dies zunächst auch tat, indem sie unter anderem das Projekt der vierten Brücke über den Kanal, den Containerhafen und das Kraftwerk stoppte, änderte sich dies gegen Mitte von Cortizos Regierungszeit. Im Jahr 2021 erhielt Hutchison eine 25-jährige Verlängerung für die Häfen Balboa und Cristobal, durch einen sehr undurchsichtigen Prozess. Die Kupfermine erhielt 2023 ebenfalls einen neuen Vertrag, obwohl behauptet wurde, dass sich unter den Aktionären des kanadischen Unternehmens ein Unternehmen befand, das von der Kommunistischen Partei Chinas kontrolliert wird. Darüber hinaus wurde gegen Ende der Regierungszeit von Cortizo das Projekt der vierten Brücke reaktiviert.

Wie sehen die Menschen in Panama China heutzutage und wie versuchen sie, sich in der wachsenden geopolitischen Kluft zwischen China und den USA zu positionieren?

Eine Umfrage des International Republican Institute in Panama aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 62 Prozent der Menschen in Panama die USA als den wichtigsten politischen Partner des Landes betrachten. Für 22 Prozent ist das China. Im wirtschaftlichen Bereich weichen die Daten leicht ab: 59 Prozent betrachten die USA als wichtigsten Wirtschaftspartner, China liegt mit 28 Prozent auf dem zweiten Platz. Aus derselben Umfrage geht hervor, dass die Beziehungen zwischen China und Panama nach allgemeiner Auffassung keine Auswirkungen auf das demokratische System Panamas hatten (44 Prozent), wobei 19 Prozent der Ansicht sind, dass sie die Demokratie gestärkt haben, und 23 Prozent der Ansicht sind, dass sie die Demokratie geschwächt haben.

Alonso E. Illueca ist außerordentlicher Professor an der Universität Santa María La Antigua, wo er internationales Recht und Menschenrechte unterrichtet. Zudem ist er außerordentlicher Rechercheur bei Expediente Abierto, einem mittelamerikanischen Recherche- und Dialogforum.

  • Daten
  • Geopolitik
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News

Neue Seidenstraße: GTAI-Studie zeigt drei große Trends

Deutschlands Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (GTAI) untersucht in einer neuen Studie die aktuellen Entwicklungen bei Chinas Belt-and-Road-Initiative (BRI). Die Studie liegt Table.Briefings exklusiv vorab vor. Nach Analyse der Zahlen und Projekte beobachtete GTAI 2024 demnach drei große Trends: In fast allen Weltregionen gab es weniger Projekte. Großprojekte wurden zu strategischen Kooperationen. Und es gab mehr internationale Finanzierung und weniger Entwicklungshilfe.

Für die Studie wurden Daten der Jahre 2022 und 2023 mit vorläufigen Zahlen für 2024 (mit Zahlen der Monate Januar bis November) verglichen. Dabei zeigt sich: Während 2023 mit 1.214 Projekten ein Höchststand erreicht wurde, gab es von Januar bis November 2024 nur insgesamt 1.007 neue Absichtserklärungen, Folge- oder Neuverträge im Rahmen der BRI.

Nur eine Region verzeichnet Zuwächse

Afrika war auch 2024 eines der wichtigsten Ziele chinesischen Engagements entlang der Neuen Seidenstraße. Insgesamt 356 Projekten (2023: 366) wurden dort zwischen Januar und November initiiert. Direkt dahinter lag Chinas erweiterte Nachbarschaft: Auf die ASEAN-Staaten entfielen 237 Projekte (2023: 292). Ein Ausreißer war die Region Westasien / Naher Osten, die einen Zuwachs verzeichnen konnte – 147 Projekte (2023: 125) wurden hier gestartet.

Bei den Branchen, auf die sich die neuen Projekte verteilten, ändere China seinen Fokus nicht, hier lag weiterhin das Thema Energie vorne. Doch die Zahlen in diesem Bereich fielen deutlich, von 442 auf 347 Projekte. An zweiter Stelle stand weiterhin das Thema Transport und Verkehr, das nur einen leichten Rückgang erlebte (251 auf 232). Ebenfalls wichtig blieben Projekte im Bereich Industrie und Bergbau, auch hier jedoch ein merklicher Rückgang (235 auf 163).

Energieträger und Rohstoffe im Fokus

Chinesische Staatsunternehmen schlossen 2024 Abkommen für strategisch wichtige Rohstoffprojekte. Unter anderem sichert sich China Zugänge zu Eisenerz und Aluminium in Kasachstan und Indonesien. Absichtserklärungen wurden auch im Bereich Energie unterzeichnet, hier sind hohe Investitionen in Milliardenhöhe geplant: Für die Wasserstoffproduktion in Andalusien und Ägypten, für die Flüssiggasproduktion in Saudi-Arabien, sowie Solar- und Windkraft am Suezkanal. Bei den Projekten kooperiert China mit anderen Staaten, unter anderem mit Südkorea, das in ähnlichen Bereichen und Regionen aktiv ist.

Aus der Kreditfinanzierung teurer und großer BRI-Infrastrukturmaßnahmen hat sich China dagegen fast vollständig zurückgezogen. Viele BRI-Projekte erhalten ihre Finanzierung von internationalen Investoren, zum Beispiel aus Saudi-Arabien oder anderen Golfstaaten. Aus chinesischer Sicht zählt ein Projekt zur BRI, wenn ein chinesisches, meist staatliches, Unternehmen daran beteiligt ist. jul

  • Daten
  • GTAI
  • Naher Osten
  • Neue Seidenstraße

Nach Telefonat mit Xi: Trump plant baldige Reise nach China

Die USA und China geben sich kurz vor der Amtseinführung von Donald Trump als 47. US-Präsident betont kooperativ. Der designierte US-Präsident Donald Trump will laut einem Medienbericht innerhalb der ersten 100 Tage seiner Amtszeit nach China reisen. Dies berichtet die “Washington Post” unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Am Freitag hatten Trump und Xi Jinping erstmals seit Trumps letzter Präsidentschaft telefoniert. Trump selbst bezeichnete das Gespräch in einem Social Media Post als “sehr gutes Telefonat für China und die USA“. Themen waren demnach unter anderem der gemeinsame Handel, Fentanyl und Tiktok.

Donald Trump hatte Xi Jinping auch zu seiner Amtseinführung eingeladen. Dieser wird nicht teilnehmen, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua wird aber der chinesische Vizepräsident Han Zheng dabei sein. Eigentlich ist es nicht üblich, dass ausländische Staats- und Regierungschefs der Amtseinführung eines US-Präsidenten beiwohnen. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, China wolle seine Bereitschaft signalisieren, “mit der neuen US-Regierung zusammenzuarbeiten, um den Dialog und die Kommunikation zu verbessern”. jul/rtr

  • Diplomatie
  • Donald Trump
  • Fentanyl
  • Xi Jinping
  • Xinhua

Amtseinführung von Trump: Taiwan sendet “höchste Segenswünsche”

Zur Amtseinführung von Donald Trump wird auch eine taiwanische Delegation in die USA reisen. Man wolle die “höchsten Segenswünsche” von Taiwan übermitteln, erklärte Han Kuo-yu, der Leiter der Delegation, am Samstag vor seinem Abflug. “Viele ausländische Führungspersönlichkeiten reisen trotz der angekündigten schweren Schneefälle in die USA. Auch wir nehmen diese Begeisterung mit, um (…) im Namen der 23 Millionen Menschen Taiwans unsere höchsten Segenswünsche an das US-Präsidententeam und das amerikanische Volk zu übermitteln.”

Han ist Sprecher des taiwanesischen Parlaments und hochrangiges Mitglied der oppositionellen Kuomintang-Partei, der 2020 erfolglos für das Präsidentenamt kandidierte. Er wird von einer überparteilichen Delegation aus sieben weiteren Abgeordneten begleitet. Hans Partei, die Kuomintang, setzt sich traditionell für enge Beziehungen und den Dialog mit China ein, bestreitet jedoch, pro-Peking zu sein. Auch China wird eine Delegation zu Trumps Amtseinführung entsenden, die von Vizepräsident Han Zheng angeführt wird.

Taiwan genoss während der ersten Trump-Regierung starke Unterstützung, unter anderem durch die Normalisierung von Waffenverkäufen, die unter Präsident Joe Biden fortgesetzt wurde. Dennoch sorgte Trump im Wahlkampf für Verunsicherung in Taiwan, als er forderte, das Land solle mehr für seinen Verteidigungsschutz zahlen. fpe/rtr

  • Joe Biden

Batteriemarkt: CATL und BYD kontrollieren über 70 Prozent

Chinas Batteriemarkt ist 2024 stark gewachsen. Die gesamte Kapazität lag bei 548.4 GWh, ein Zuwachs von 41.5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das berichtet das Magazin Car News China und bezieht sich dabei auf Zahlen, die Cui Dongshu, Generalsekretär des Branchenverbandes China Passenger Car Association (CPCA), auf seinem persönlichen WeChat-Account geteilt hat.

BYD konnte sich demnach weiter behaupten – rund 25 Prozent der Batterien stammten von dem Unternehmen aus Shenzhen. Der Anteil von CATL am Gesamtmarkt lag bei rund 45 Prozent. Die Top 10 im chinesischen Batteriemarkt sahen 2024 so aus:

  • CATL: 45.2 Prozent
  • BYD: 25.1 Prozent
  • CALB-Tech: 6.9 Prozent
  • Gotion: 4.5 Prozent
  • EVE Battery: 3.4 Prozent
  • SVOLT: 3.0 Prozent
  • Sunwoda: 3.0 Prozent
  • REPT Battero: 2.2 Prozent
  • Zenergy: 1.9 Prozent
  • LG New Energy: 1.5 Prozent

25.3 Prozent oder 139 GWh entfielen auf ternäre Batterien, also Lithiumbatterien, die chemische Elemente wie Nickel, Kobalt, Mangan oder Aluminium enthalten. Das waren rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) machten 74.6 Prozent oder 409 GWh aus – ein Zuwachs von 56.7 Prozent. jul

  • Autoindustrie
  • Batterien

Presseschau

Trump nennt Gespräch mit Xi “sowohl für China als auch für die USA sehr gut” WELT
Moving speedily, Trump plans early visits to China and India INDIA TIMES
Xi Jinping sends China vice-president to Donald Trump’s inauguration THE GUARDIAN
Philippines, US hold joint maritime exercises in South China Sea CHANNEL NEWS ASIA
What the Philippines’ bid for a UN Security Council seat means for China SCMP
Konflikt mit China: Trump-Rückkehr setzt Taiwan unter Druck MERKUR
Kampf um Vietnam: Rivalität zwischen USA und China spitzt sich zu MERKUR
Gerangel mit China: Australiens pazifische Sicherheitsdiplomatie im Schnelltempo SRF
Hybride Kriegsführung: Wenn der Anker zur Waffe wird ZEIT
Neue Seidenstraße auf dem Balkan – Wie China und die EU um Einfluss streiten SWR
USA überholen China als wichtigster deutscher Handelspartner ZEIT
Halbleiter: US-Sanktionen stärken Chinas Chipindustrie HANDELSBLATT
Britische Ex-Geheimdienstchefin Stella Rimington: “Ich kann mich nicht erinnern, dass wir die Chinesen besonders ernst genommen hätten” SPIEGEL
Blackout per Knopfdruck aus China – das große Solar-Versäumnis der deutschen Politik WELT
Rednote: Chinas Social-Media-App erobert den Westen NAU
Undurchsichtiger Spionagefall: Er tuschelte mit Chinesin und wurde überwacht – nun ist er frei TAGESANZEIGER
Nächster Konzern umgeht EU-Zölle: Ungarn als Fluchtweg für Chinas Autoindustrie MERKUR
Expansion geplant: Wie China in Deutschland von der Überproduktion bei VW profitieren könnte MERKUR
How China’s anti-corruption crackdown is driving a minor jobs boom SCMP
Chinas Bevölkerungsrückgang: Ein Land zahlt den Preis der Vergangenheit T-ONLINE
Son of Taiwan singer rejects “refugee” label for TikTok RedNote converts, urges respect SCMP

Standpunkt

Vier kritische Fragen zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit

Von Jörg Wuttke
Jörg Wuttke zu der China und Taiwan Strategie Europas.

Während sich Donald Trump auf seine zweite Amtszeit vorbereitet, befinden sich die Beziehungen zwischen den USA und China in einer prekären Lage. Die Biden-Jahre waren von einem stetigen Dialog und Austausch bestimmt, doch die Beziehungen verschlechterten sich an vielen Fronten. Es ist so gut wie sicher, dass auch Trump 2.0 an Bidens hartem China-Kurs festhalten wird, wenngleich sich der politische Ansatz erheblich unterscheiden dürfte.

Zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit herrscht weit mehr Ungewissheit als Gewissheit. Trump hat Zölle von 60 Prozent auf chinesische Waren gefordert. Sein neuer Außenminister Marco Rubio bezeichnete China als den “gefährlichsten Gegner, dem die USA je gegenüberstanden”. Doch gleichzeitig hat Trump bei zahlreichen Gelegenheiten seine “großartigen” Beziehungen zu Xi Jinping betont.

Kurz gesagt, die Beziehungen zwischen den USA und China treten in eine Ära erheblicher Volatilität ein. Anstatt also konkrete Erwartungen zu formulieren, möchte ich vier zentrale Fragen hervorheben, auf die ich in den ersten 100 Tagen der Regierung achten werde. Die Antworten auf diese Fragen bestimmen die Beziehungen in den kommenden vier Jahren.

Auf welche China-Berater wird Trump hören?

Das Kabinett Trump 2.0 umfasst etliche eingefleischte China-Kritiker wie etwa Außenminister Marco Rubio, den nationalen Sicherheitsberater (NSA) Mike Waltz und den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Doch es gibt auch andere Stimmen, darunter Handelsminister Howard Lutnick, Finanzminister Scott Bessent, China-Botschafter David Perdue und natürlich Tesla-Chef Elon Musk, die sich für einen weniger konfrontativen Ansatz einsetzen könnten. Angesichts der gut dokumentierten Flexibilität von Trumps ideologischen Überzeugungen dürfte sein Team erheblichen Einfluss auf die Umsetzung der China-Politik haben.

Ein erster wichtiger Indikator wird die Handhabung der Zölle sein. Zwar hat Trump Berichte zurückgewiesen, wonach sein Team eine reduzierte, abgestufte Zollpolitik vorbereitet, doch derartige Diskussionen werden wahrscheinlich geführt. Wie aggressiv – oder wie maßvoll – die Zollpolitik schon zu Beginn ausfällt, wird Aufschluss darüber geben, ob die Maximalisten oder die Pragmatiker die Oberhand gewinnen.

Wird es einen Deal geben? Wie wird er aussehen?

Trotz der Spannungen zwischen den USA und China während der Amtszeit von Trump 1.0 war seine Vorliebe für Deals eine Konstante, die im Januar 2020 in dem “Phase One” Handelsabkommen gipfelte. Es gibt bereits Anzeichen dafür, dass Peking seine Fühler in Richtung Team Trump ausgestreckt hat, um herauszufinden, wie die Grundzüge eines möglichen Deals aussehen könnten. Es ist wahrscheinlich, dass Trump schon zu Beginn seiner Amtszeit irgendeine Art von Deal verfolgen wird. Die große Unbekannte ist, welche Form so ein potenzielles Abkommen annehmen wird.

Während des Wahlkampfs hat Trump viele Maßnahmen gegen China ins Spiel gebracht, die seine Regierung ergreifen könnte. Er hat jedoch kaum darüber gesprochen, welche Maßnahmen China ergreifen könnte, um den Schaden zu begrenzen. Einen ersten Hinweis darauf, wie dies aussehen könnte, erhielt man am 17. Januar nach einem Telefonat zwischen Trump und Xi Jinping. Trump postete auf seiner eigenen Social-Media-Plattform “Truth Social”, dass er und Xi über “ausgewogenen Handel, Fentanyl und Tiktok” gesprochen hätten. All diesen Themen dürften bei den Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und China eine Rolle spielen.

Angesichts des Rekord-Handelsüberschusses Chinas von 992 Mrd. USD im Jahr 2024 wird Trump mit ziemlicher Sicherheit zu seiner früheren Strategie zurückkehren und China auffordern, mehr US-Waren zu kaufen. Da es unwahrscheinlich ist, dass das Team Trump die bestehenden US-Beschränkungen gegen Chinas Hightech-Industrie lockern wird, könnten Trump und Xi in weniger sensiblen Handelsbereichen wie der Agrarwirtschaft eine gemeinsame Basis finden.

Wie durchsetzungsfähig wird Peking sein?

In dem äußerst wahrscheinlichen Szenario, dass Trump China nicht mit Wohlwollen und Freundschaft begegnen wird, muss die Führung in Peking entscheiden, wie entschieden China auf seine aggressive Politik reagieren soll. Als die Biden-Regierung nach und nach eine Reihe von Restriktionen gegen China verhängte, verzichtete Peking weitgehend darauf, mit seinem gesamten Arsenal an Vergeltungsmaßnahmen zu reagieren. Unter anderem aus Sorge, Chinas schwächelnde Binnenwirtschaft zu belasten und internationale Unternehmen in einer Zeit zu verschrecken, in der das Land ausländische Investitionen halten will. Sollte Trump 2.0 einen harten Kurs gegenüber China einschlagen, könnte diese Position unhaltbar werden.

Zu den möglichen Maßnahmen gehören generelle Exportbeschränkungen für Seltene Erden an die USA und/oder ein verschärftes Vorgehen gegen China-Geschäfte amerikanischer Unternehmen. Wenn Peking seine Maßnahmen gegen US-Interessen verschärft, könnten davon auch Unternehmen anderer Länder profitieren.

Wird Trump 2.0 die diplomatische Landkarte neu zeichnen?

Eine wichtige Säule der China-Politik der Biden-Ära war es, bei den Bemühungen der USA, China zu isolieren, mit anderen Ländern gemeinsame Sache zu machen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Trump-Regierung eine umfassende globale diplomatische Neuausrichtung einleiten wird. Doch die relativ positive Resonanz, die Trump in Ländern erfährt, zu denen Biden eher gespaltene Beziehungen unterhielt, wie etwa zu bestimmten Golfstaaten und natürlich zu Russland, sowie seine Abneigung gegenüber den traditionellen US-Verbündeten, wie etwa Europa, werden sich auf die Beziehungen zwischen den USA und China auswirken. Diese Dynamik, die sich bereits zu Beginn der Amtszeit abzeichnen dürfte, könnte bestimmte Länder näher an Peking heranführen und gleichzeitig einige wankelmütige Länder wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate weiter in Richtung der USA ziehen.

Asiatische Länder – wie Japan, Südkorea und die Philippinen – werden angesichts ihrer unmittelbaren verteidigungspolitischen Bedenken gegenüber China wahrscheinlich auch unter Trump enge Beziehungen zu den USA pflegen. Wie es mit Europa aussieht, bleibt hingegen weitaus unklarer. Obwohl die Europäische Union nicht unbedingt Bidens China-Kurs gefolgt ist, so ist Europa bei wirtschaftlichen Streitigkeiten mit Peking viel selbstbewusster aufgetreten; das deutlichste Beispiel hierfür sind die EU-Zölle gegen chinesische Elektrofahrzeuge. Mit dem Einzug einer weniger Transatlantik-freundlichen Regierung in das Weiße Haus wird Europa möglicherweise seinen kämpferischen Ansatz zugunsten der Wahrung seiner wirtschaftlichen Interessen überdenken müssen.

Die Welt wird in Trumps zweiter Amtszeit genau beobachten, wie sein unberechenbarer Umgang mit den Beziehungen zwischen den USA und China die globale politische Landschaft prägen wird.

Jörg Wuttke ist Partner bei der DGA-Albright Stonebridge Group in Washington, D.C. und ein anerkannter Experte im Bereich der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten, der EU und China. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in China war er maßgeblich an der Gestaltung der Handels- und Investitionspolitik für BASF und die EU-Handelskammer in China beteiligt.

Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute – mehr denn je – kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

  • EU-Handelskammer
  • Fentanyl
  • Joe Biden
  • Seltene Erden

Personalien

Patrick Doherty ist seit November VP Head of Sales APJ & China bei Siemens Healthineers. Doherty arbeitet seit mehr als 14 Jahren für den Medizintechnik-Arm von Siemens. Zuletzt war er VP Head of Sales EMEA West. Sein Einsatzort ist nach wie vor Forchheim in Bayern.

Martin Xu ist seit Januar Chief Operating Officer China Factory beim Spezialpapierhersteller Felix Schoeller aus Osnabrück. Xu hat langjährige Management-Erfahrung im Papier-und Kartonage-Geschäft. Zuletzt war er Operation Director beim niederländischen Verpackungsunternehmen FPS Flexible Packaging Solutions. Sein Einsatzort ist Quzhou in der Provinz Zhejiang.

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Dessert

Kurze Löwen-Pause, dann geht das Training weiter. In Bandung, Westjava, Indonesien, sind die Vorbereitungen für das chinesische Neujahrsfest voll im Gange. Am 29. Januar muss die Löwentanz-Performance sitzen. In Indonesien leben seit Jahrhunderten chinesische Einwanderer, 2020 wurde ihre Anzahl auf knapp 3,3 Millionen geschätzt – knapp ein Prozent der Bevölkerung. Die meisten von ihnen leben auf der Insel Java.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    am Tag der Amtseinführung von Donald Trump richten sich heute alle Blicke auf die USA. China hat in den letzten Tagen positive Signale gesendet, es gab sogar ein Telefonat zwischen Trump und Xi – das erste seit 2021. Der neue US-Präsident hat schon einen Besuch in China innerhalb der ersten 100 Tage seiner Amtszeit angekündigt. Während Xi Jinping die Einladung zur Vereidigung wie erwartet nicht wahrnimmt, sendet er immerhin Vizepräsident Han Zheng, der mit einer Delegation nach Washington reist. “Höchste Segenswünsche” sendet auch Taiwan – und eine Delegation. Um 18:00 Uhr deutscher Zeit geht das Spektakel los.

    Kurz vor Auftakt der Präsidentschaft kommt bei uns in einem Standpunkt der langjährige China-Kenner Jörg Wuttke zu Wort. Er lebt mittlerweile in Washington, D.C. und beschäftigt sich intensiv mit den chinesisch-amerikanischen Beziehungen. Die werden sich unter der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump verändern. Doch wie? Wuttke stellt vier kritische Fragen, die es in den ersten 100 Tagen Trump zu beobachten gilt. Welche das sind, lesen Sie am Ende des Newsletters.

    Eine Aussage, mit der Trump vor einigen Tagen für Aufsehen gesorgt hat, war die Senkung der Durchfahrtsgebühren oder die “Rückgabe” des Panamakanals an die USA. Für China spielt der Wasserweg ebenfalls eine wichtige Rolle, daher treffen hier Interessen der beiden Großmächte aufeinander. Angela Köckritz hat mit dem panamaischen Professor Alonso E. Illueca gesprochen, der die geopolitische Bedeutung einordnet.

    Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und einen guten Start in eine spannende Woche.

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    Julia Fiedler
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    Panamakanal: Geopolitische Kluft zwischen USA und China

    Der panamaische Professor Alonso E. Illueca.

    Nach den Äußerungen Donald Trumps über den Panamakanal müssen die Menschen in Panama in ziemlich großer Aufregung sein, oder? 

    Die Äußerungen von Präsident Trump haben die Menschen in Panama verärgert. Die Beziehung zwischen Panama und den USA ist sehr komplex. Im 19. Jahrhundert basierte sie auf Vasallentum und Interventionismus. Im 20. Jahrhundert entwickelte sie sich, mit Höhen und Tiefen, zu einer Partnerschaft und Allianz, die auf gemeinsamen Werten und der Wahrung der Neutralität des Panamakanals beruht. Die Äußerungen von Präsident Trump erinnern die Panamaer an die Kanonenbootpolitik und nicht an die Partnerschaft, die wir seit 1977 aufgebaut haben. Die Äußerungen haben im panamaischen Volk patriotische Leidenschaft entfacht, vereint in einem Thema: Der Kanal ist und bleibt panamaisch.

    Bitte erzählen Sie uns von den beiden Häfen, die Trump so große Sorgen bereiten. 

    Die beiden Häfen sind Balboa und Cristobal und befinden sich an der pazifischen beziehungsweise atlantischen (karibischen) Seite des Kanals. Sie werden von CK Hutchison Holdings, ehemals Hutchison Whampoa, betrieben. Dabei handelt es sich um ein in Hongkong ansässiges Unternehmen in Besitz einer Familie von Hongkonger Milliardären. Als Peking seine nationalen Sicherheitsgesetze auf Hongkong ausdehnte, bestärkte dies die Vermutung vieler, dass China die Häfen kontrolliert. Es gibt noch weitere wichtige Infrastrukturprojekte, die von Unternehmen gebaut wurden, die mit China verknüpft sind. Zum Beispiel ein Kreuzfahrthafen in Amador, die vierte Brücke über den Kanal und das größte Kongresszentrum Mittelamerikas. Andere sind derzeit Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten: etwa eine Containeranlage und ein Kraftwerk, beide in Colón. Die meisten dieser Projekte können kommerziell und militärisch genutzt werden, was bei den USA zu Bedenken führt. 

    Wie real ist die Gefahr, dass das chinesische Militär die Häfen als Zugangspunkt nutzen könnte? 

    Die Häfen haben zweifellos potenziell einen doppelten Verwendungszweck, aber es ist nahezu unmöglich, diesen an einem strategischen Engpass wie dem Panamakanal auch operativ umzusetzen. Der Kanal unterliegt einer Neutralitätsregelung, was jegliche Art von militärischer Mobilisierung oder Truppenstationierung ausschließt. Ausnahme sind die panamaischen Sicherheitskräfte. Nicht nur Panama und die USA garantieren das, sondern auch 40 weitere Staaten, darunter Frankreich, das Vereinigte Königreich und die Russische Föderation.

    Hafenbetreiber erhalten Einblick in eine Vielzahl von Daten. Wie groß ist das Risiko, das von dieser enormen Datenmenge ausgeht? Insbesondere angesichts der Tatsache, dass China so viele Häfen weltweit kontrolliert – Hutchison allein betreibt 53 Häfen in 24 Ländern.

    Dies ist von großer Bedeutung, besonders angesichts der Undurchsichtigkeit der Geschäfte von Hutchison in Panama. Die Tatsache, dass China Überwachungstechnologie und Gesichtserkennungssoftware installiert sowie ein Cybersicherheitsunternehmen in Colón und San Miguelito eingerichtet hat, deutet auf ein besonderes Interesse an einer Datenerfassung hin.

    Im Jahr 2017 brach Panama mit Taiwan und nahm diplomatische Beziehungen zu China auf. Es sind noch keine acht Jahre vergangen, doch laut dem China Index ist Panama nach Chile das Land mit dem größten chinesischen Einfluss in Lateinamerika. Wie konnte das so schnell geschehen?

    Dies konnte nur mit der Zustimmung der panamaischen Regierung und ihrer wirtschaftlichen und politischen Eliten geschehen. Die vom China-Index zusammengestellten Daten zeigen, dass Chinas Einfluss in Panama weit über den militärischen und wirtschaftlichen Bereich hinausgeht. Tatsächlich sind dies die Bereiche, in denen China weniger Einfluss im Land ausübt. Größer ist Chinas Einfluss in Panama in den Bereichen Medien (59 Prozent), Wissenschaft (48 Prozent), Gesellschaft (68 Prozent), Strafverfolgung (50 Prozent), Technologie (40 Prozent), Innenpolitik (83 Prozent) und Außenpolitik (68 Prozent). Was die Bereiche Wirtschaft (27 Prozent) und Militär (30 Prozent) übertrifft.

    Mit dem Regierungswechsel kühlte die anfängliche Flitterwochenphase ab. Mehrere Superprojekte wurden ausgesetzt. Die panamaische Gesellschaft betrachtete den Vorschlag, die chinesische Botschaft direkt vor den Toren des Kanals zu errichten, als Affront. Es gab massive Proteste gegen die Ausbeutung von Cobre Panama, der größten Mine für Kupfertagebau in Mittelamerika, hinter der auch ein chinesisches Unternehmen stehen soll. Woher kam der Wandel? 

    Nach der Regierung von Juan Carlos Varela (2014-2019) verpflichtete sich die Regierung von Laurentino Cortizo (2019-2024), die bilateralen Beziehungen zu China abzukühlen. Während sie dies zunächst auch tat, indem sie unter anderem das Projekt der vierten Brücke über den Kanal, den Containerhafen und das Kraftwerk stoppte, änderte sich dies gegen Mitte von Cortizos Regierungszeit. Im Jahr 2021 erhielt Hutchison eine 25-jährige Verlängerung für die Häfen Balboa und Cristobal, durch einen sehr undurchsichtigen Prozess. Die Kupfermine erhielt 2023 ebenfalls einen neuen Vertrag, obwohl behauptet wurde, dass sich unter den Aktionären des kanadischen Unternehmens ein Unternehmen befand, das von der Kommunistischen Partei Chinas kontrolliert wird. Darüber hinaus wurde gegen Ende der Regierungszeit von Cortizo das Projekt der vierten Brücke reaktiviert.

    Wie sehen die Menschen in Panama China heutzutage und wie versuchen sie, sich in der wachsenden geopolitischen Kluft zwischen China und den USA zu positionieren?

    Eine Umfrage des International Republican Institute in Panama aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 62 Prozent der Menschen in Panama die USA als den wichtigsten politischen Partner des Landes betrachten. Für 22 Prozent ist das China. Im wirtschaftlichen Bereich weichen die Daten leicht ab: 59 Prozent betrachten die USA als wichtigsten Wirtschaftspartner, China liegt mit 28 Prozent auf dem zweiten Platz. Aus derselben Umfrage geht hervor, dass die Beziehungen zwischen China und Panama nach allgemeiner Auffassung keine Auswirkungen auf das demokratische System Panamas hatten (44 Prozent), wobei 19 Prozent der Ansicht sind, dass sie die Demokratie gestärkt haben, und 23 Prozent der Ansicht sind, dass sie die Demokratie geschwächt haben.

    Alonso E. Illueca ist außerordentlicher Professor an der Universität Santa María La Antigua, wo er internationales Recht und Menschenrechte unterrichtet. Zudem ist er außerordentlicher Rechercheur bei Expediente Abierto, einem mittelamerikanischen Recherche- und Dialogforum.

    • Daten
    • Geopolitik
    • KP Chinas
    • Panamakanal
    • Sicherheit
    • Überwachungstechnologie
    • Universitäten
    • Wirtschaft
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    Neue Seidenstraße: GTAI-Studie zeigt drei große Trends

    Deutschlands Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (GTAI) untersucht in einer neuen Studie die aktuellen Entwicklungen bei Chinas Belt-and-Road-Initiative (BRI). Die Studie liegt Table.Briefings exklusiv vorab vor. Nach Analyse der Zahlen und Projekte beobachtete GTAI 2024 demnach drei große Trends: In fast allen Weltregionen gab es weniger Projekte. Großprojekte wurden zu strategischen Kooperationen. Und es gab mehr internationale Finanzierung und weniger Entwicklungshilfe.

    Für die Studie wurden Daten der Jahre 2022 und 2023 mit vorläufigen Zahlen für 2024 (mit Zahlen der Monate Januar bis November) verglichen. Dabei zeigt sich: Während 2023 mit 1.214 Projekten ein Höchststand erreicht wurde, gab es von Januar bis November 2024 nur insgesamt 1.007 neue Absichtserklärungen, Folge- oder Neuverträge im Rahmen der BRI.

    Nur eine Region verzeichnet Zuwächse

    Afrika war auch 2024 eines der wichtigsten Ziele chinesischen Engagements entlang der Neuen Seidenstraße. Insgesamt 356 Projekten (2023: 366) wurden dort zwischen Januar und November initiiert. Direkt dahinter lag Chinas erweiterte Nachbarschaft: Auf die ASEAN-Staaten entfielen 237 Projekte (2023: 292). Ein Ausreißer war die Region Westasien / Naher Osten, die einen Zuwachs verzeichnen konnte – 147 Projekte (2023: 125) wurden hier gestartet.

    Bei den Branchen, auf die sich die neuen Projekte verteilten, ändere China seinen Fokus nicht, hier lag weiterhin das Thema Energie vorne. Doch die Zahlen in diesem Bereich fielen deutlich, von 442 auf 347 Projekte. An zweiter Stelle stand weiterhin das Thema Transport und Verkehr, das nur einen leichten Rückgang erlebte (251 auf 232). Ebenfalls wichtig blieben Projekte im Bereich Industrie und Bergbau, auch hier jedoch ein merklicher Rückgang (235 auf 163).

    Energieträger und Rohstoffe im Fokus

    Chinesische Staatsunternehmen schlossen 2024 Abkommen für strategisch wichtige Rohstoffprojekte. Unter anderem sichert sich China Zugänge zu Eisenerz und Aluminium in Kasachstan und Indonesien. Absichtserklärungen wurden auch im Bereich Energie unterzeichnet, hier sind hohe Investitionen in Milliardenhöhe geplant: Für die Wasserstoffproduktion in Andalusien und Ägypten, für die Flüssiggasproduktion in Saudi-Arabien, sowie Solar- und Windkraft am Suezkanal. Bei den Projekten kooperiert China mit anderen Staaten, unter anderem mit Südkorea, das in ähnlichen Bereichen und Regionen aktiv ist.

    Aus der Kreditfinanzierung teurer und großer BRI-Infrastrukturmaßnahmen hat sich China dagegen fast vollständig zurückgezogen. Viele BRI-Projekte erhalten ihre Finanzierung von internationalen Investoren, zum Beispiel aus Saudi-Arabien oder anderen Golfstaaten. Aus chinesischer Sicht zählt ein Projekt zur BRI, wenn ein chinesisches, meist staatliches, Unternehmen daran beteiligt ist. jul

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    Nach Telefonat mit Xi: Trump plant baldige Reise nach China

    Die USA und China geben sich kurz vor der Amtseinführung von Donald Trump als 47. US-Präsident betont kooperativ. Der designierte US-Präsident Donald Trump will laut einem Medienbericht innerhalb der ersten 100 Tage seiner Amtszeit nach China reisen. Dies berichtet die “Washington Post” unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

    Am Freitag hatten Trump und Xi Jinping erstmals seit Trumps letzter Präsidentschaft telefoniert. Trump selbst bezeichnete das Gespräch in einem Social Media Post als “sehr gutes Telefonat für China und die USA“. Themen waren demnach unter anderem der gemeinsame Handel, Fentanyl und Tiktok.

    Donald Trump hatte Xi Jinping auch zu seiner Amtseinführung eingeladen. Dieser wird nicht teilnehmen, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua wird aber der chinesische Vizepräsident Han Zheng dabei sein. Eigentlich ist es nicht üblich, dass ausländische Staats- und Regierungschefs der Amtseinführung eines US-Präsidenten beiwohnen. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, China wolle seine Bereitschaft signalisieren, “mit der neuen US-Regierung zusammenzuarbeiten, um den Dialog und die Kommunikation zu verbessern”. jul/rtr

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    Amtseinführung von Trump: Taiwan sendet “höchste Segenswünsche”

    Zur Amtseinführung von Donald Trump wird auch eine taiwanische Delegation in die USA reisen. Man wolle die “höchsten Segenswünsche” von Taiwan übermitteln, erklärte Han Kuo-yu, der Leiter der Delegation, am Samstag vor seinem Abflug. “Viele ausländische Führungspersönlichkeiten reisen trotz der angekündigten schweren Schneefälle in die USA. Auch wir nehmen diese Begeisterung mit, um (…) im Namen der 23 Millionen Menschen Taiwans unsere höchsten Segenswünsche an das US-Präsidententeam und das amerikanische Volk zu übermitteln.”

    Han ist Sprecher des taiwanesischen Parlaments und hochrangiges Mitglied der oppositionellen Kuomintang-Partei, der 2020 erfolglos für das Präsidentenamt kandidierte. Er wird von einer überparteilichen Delegation aus sieben weiteren Abgeordneten begleitet. Hans Partei, die Kuomintang, setzt sich traditionell für enge Beziehungen und den Dialog mit China ein, bestreitet jedoch, pro-Peking zu sein. Auch China wird eine Delegation zu Trumps Amtseinführung entsenden, die von Vizepräsident Han Zheng angeführt wird.

    Taiwan genoss während der ersten Trump-Regierung starke Unterstützung, unter anderem durch die Normalisierung von Waffenverkäufen, die unter Präsident Joe Biden fortgesetzt wurde. Dennoch sorgte Trump im Wahlkampf für Verunsicherung in Taiwan, als er forderte, das Land solle mehr für seinen Verteidigungsschutz zahlen. fpe/rtr

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    Batteriemarkt: CATL und BYD kontrollieren über 70 Prozent

    Chinas Batteriemarkt ist 2024 stark gewachsen. Die gesamte Kapazität lag bei 548.4 GWh, ein Zuwachs von 41.5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das berichtet das Magazin Car News China und bezieht sich dabei auf Zahlen, die Cui Dongshu, Generalsekretär des Branchenverbandes China Passenger Car Association (CPCA), auf seinem persönlichen WeChat-Account geteilt hat.

    BYD konnte sich demnach weiter behaupten – rund 25 Prozent der Batterien stammten von dem Unternehmen aus Shenzhen. Der Anteil von CATL am Gesamtmarkt lag bei rund 45 Prozent. Die Top 10 im chinesischen Batteriemarkt sahen 2024 so aus:

    • CATL: 45.2 Prozent
    • BYD: 25.1 Prozent
    • CALB-Tech: 6.9 Prozent
    • Gotion: 4.5 Prozent
    • EVE Battery: 3.4 Prozent
    • SVOLT: 3.0 Prozent
    • Sunwoda: 3.0 Prozent
    • REPT Battero: 2.2 Prozent
    • Zenergy: 1.9 Prozent
    • LG New Energy: 1.5 Prozent

    25.3 Prozent oder 139 GWh entfielen auf ternäre Batterien, also Lithiumbatterien, die chemische Elemente wie Nickel, Kobalt, Mangan oder Aluminium enthalten. Das waren rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) machten 74.6 Prozent oder 409 GWh aus – ein Zuwachs von 56.7 Prozent. jul

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    Presseschau

    Trump nennt Gespräch mit Xi “sowohl für China als auch für die USA sehr gut” WELT
    Moving speedily, Trump plans early visits to China and India INDIA TIMES
    Xi Jinping sends China vice-president to Donald Trump’s inauguration THE GUARDIAN
    Philippines, US hold joint maritime exercises in South China Sea CHANNEL NEWS ASIA
    What the Philippines’ bid for a UN Security Council seat means for China SCMP
    Konflikt mit China: Trump-Rückkehr setzt Taiwan unter Druck MERKUR
    Kampf um Vietnam: Rivalität zwischen USA und China spitzt sich zu MERKUR
    Gerangel mit China: Australiens pazifische Sicherheitsdiplomatie im Schnelltempo SRF
    Hybride Kriegsführung: Wenn der Anker zur Waffe wird ZEIT
    Neue Seidenstraße auf dem Balkan – Wie China und die EU um Einfluss streiten SWR
    USA überholen China als wichtigster deutscher Handelspartner ZEIT
    Halbleiter: US-Sanktionen stärken Chinas Chipindustrie HANDELSBLATT
    Britische Ex-Geheimdienstchefin Stella Rimington: “Ich kann mich nicht erinnern, dass wir die Chinesen besonders ernst genommen hätten” SPIEGEL
    Blackout per Knopfdruck aus China – das große Solar-Versäumnis der deutschen Politik WELT
    Rednote: Chinas Social-Media-App erobert den Westen NAU
    Undurchsichtiger Spionagefall: Er tuschelte mit Chinesin und wurde überwacht – nun ist er frei TAGESANZEIGER
    Nächster Konzern umgeht EU-Zölle: Ungarn als Fluchtweg für Chinas Autoindustrie MERKUR
    Expansion geplant: Wie China in Deutschland von der Überproduktion bei VW profitieren könnte MERKUR
    How China’s anti-corruption crackdown is driving a minor jobs boom SCMP
    Chinas Bevölkerungsrückgang: Ein Land zahlt den Preis der Vergangenheit T-ONLINE
    Son of Taiwan singer rejects “refugee” label for TikTok RedNote converts, urges respect SCMP

    Standpunkt

    Vier kritische Fragen zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit

    Von Jörg Wuttke
    Jörg Wuttke zu der China und Taiwan Strategie Europas.

    Während sich Donald Trump auf seine zweite Amtszeit vorbereitet, befinden sich die Beziehungen zwischen den USA und China in einer prekären Lage. Die Biden-Jahre waren von einem stetigen Dialog und Austausch bestimmt, doch die Beziehungen verschlechterten sich an vielen Fronten. Es ist so gut wie sicher, dass auch Trump 2.0 an Bidens hartem China-Kurs festhalten wird, wenngleich sich der politische Ansatz erheblich unterscheiden dürfte.

    Zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit herrscht weit mehr Ungewissheit als Gewissheit. Trump hat Zölle von 60 Prozent auf chinesische Waren gefordert. Sein neuer Außenminister Marco Rubio bezeichnete China als den “gefährlichsten Gegner, dem die USA je gegenüberstanden”. Doch gleichzeitig hat Trump bei zahlreichen Gelegenheiten seine “großartigen” Beziehungen zu Xi Jinping betont.

    Kurz gesagt, die Beziehungen zwischen den USA und China treten in eine Ära erheblicher Volatilität ein. Anstatt also konkrete Erwartungen zu formulieren, möchte ich vier zentrale Fragen hervorheben, auf die ich in den ersten 100 Tagen der Regierung achten werde. Die Antworten auf diese Fragen bestimmen die Beziehungen in den kommenden vier Jahren.

    Auf welche China-Berater wird Trump hören?

    Das Kabinett Trump 2.0 umfasst etliche eingefleischte China-Kritiker wie etwa Außenminister Marco Rubio, den nationalen Sicherheitsberater (NSA) Mike Waltz und den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Doch es gibt auch andere Stimmen, darunter Handelsminister Howard Lutnick, Finanzminister Scott Bessent, China-Botschafter David Perdue und natürlich Tesla-Chef Elon Musk, die sich für einen weniger konfrontativen Ansatz einsetzen könnten. Angesichts der gut dokumentierten Flexibilität von Trumps ideologischen Überzeugungen dürfte sein Team erheblichen Einfluss auf die Umsetzung der China-Politik haben.

    Ein erster wichtiger Indikator wird die Handhabung der Zölle sein. Zwar hat Trump Berichte zurückgewiesen, wonach sein Team eine reduzierte, abgestufte Zollpolitik vorbereitet, doch derartige Diskussionen werden wahrscheinlich geführt. Wie aggressiv – oder wie maßvoll – die Zollpolitik schon zu Beginn ausfällt, wird Aufschluss darüber geben, ob die Maximalisten oder die Pragmatiker die Oberhand gewinnen.

    Wird es einen Deal geben? Wie wird er aussehen?

    Trotz der Spannungen zwischen den USA und China während der Amtszeit von Trump 1.0 war seine Vorliebe für Deals eine Konstante, die im Januar 2020 in dem “Phase One” Handelsabkommen gipfelte. Es gibt bereits Anzeichen dafür, dass Peking seine Fühler in Richtung Team Trump ausgestreckt hat, um herauszufinden, wie die Grundzüge eines möglichen Deals aussehen könnten. Es ist wahrscheinlich, dass Trump schon zu Beginn seiner Amtszeit irgendeine Art von Deal verfolgen wird. Die große Unbekannte ist, welche Form so ein potenzielles Abkommen annehmen wird.

    Während des Wahlkampfs hat Trump viele Maßnahmen gegen China ins Spiel gebracht, die seine Regierung ergreifen könnte. Er hat jedoch kaum darüber gesprochen, welche Maßnahmen China ergreifen könnte, um den Schaden zu begrenzen. Einen ersten Hinweis darauf, wie dies aussehen könnte, erhielt man am 17. Januar nach einem Telefonat zwischen Trump und Xi Jinping. Trump postete auf seiner eigenen Social-Media-Plattform “Truth Social”, dass er und Xi über “ausgewogenen Handel, Fentanyl und Tiktok” gesprochen hätten. All diesen Themen dürften bei den Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und China eine Rolle spielen.

    Angesichts des Rekord-Handelsüberschusses Chinas von 992 Mrd. USD im Jahr 2024 wird Trump mit ziemlicher Sicherheit zu seiner früheren Strategie zurückkehren und China auffordern, mehr US-Waren zu kaufen. Da es unwahrscheinlich ist, dass das Team Trump die bestehenden US-Beschränkungen gegen Chinas Hightech-Industrie lockern wird, könnten Trump und Xi in weniger sensiblen Handelsbereichen wie der Agrarwirtschaft eine gemeinsame Basis finden.

    Wie durchsetzungsfähig wird Peking sein?

    In dem äußerst wahrscheinlichen Szenario, dass Trump China nicht mit Wohlwollen und Freundschaft begegnen wird, muss die Führung in Peking entscheiden, wie entschieden China auf seine aggressive Politik reagieren soll. Als die Biden-Regierung nach und nach eine Reihe von Restriktionen gegen China verhängte, verzichtete Peking weitgehend darauf, mit seinem gesamten Arsenal an Vergeltungsmaßnahmen zu reagieren. Unter anderem aus Sorge, Chinas schwächelnde Binnenwirtschaft zu belasten und internationale Unternehmen in einer Zeit zu verschrecken, in der das Land ausländische Investitionen halten will. Sollte Trump 2.0 einen harten Kurs gegenüber China einschlagen, könnte diese Position unhaltbar werden.

    Zu den möglichen Maßnahmen gehören generelle Exportbeschränkungen für Seltene Erden an die USA und/oder ein verschärftes Vorgehen gegen China-Geschäfte amerikanischer Unternehmen. Wenn Peking seine Maßnahmen gegen US-Interessen verschärft, könnten davon auch Unternehmen anderer Länder profitieren.

    Wird Trump 2.0 die diplomatische Landkarte neu zeichnen?

    Eine wichtige Säule der China-Politik der Biden-Ära war es, bei den Bemühungen der USA, China zu isolieren, mit anderen Ländern gemeinsame Sache zu machen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Trump-Regierung eine umfassende globale diplomatische Neuausrichtung einleiten wird. Doch die relativ positive Resonanz, die Trump in Ländern erfährt, zu denen Biden eher gespaltene Beziehungen unterhielt, wie etwa zu bestimmten Golfstaaten und natürlich zu Russland, sowie seine Abneigung gegenüber den traditionellen US-Verbündeten, wie etwa Europa, werden sich auf die Beziehungen zwischen den USA und China auswirken. Diese Dynamik, die sich bereits zu Beginn der Amtszeit abzeichnen dürfte, könnte bestimmte Länder näher an Peking heranführen und gleichzeitig einige wankelmütige Länder wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate weiter in Richtung der USA ziehen.

    Asiatische Länder – wie Japan, Südkorea und die Philippinen – werden angesichts ihrer unmittelbaren verteidigungspolitischen Bedenken gegenüber China wahrscheinlich auch unter Trump enge Beziehungen zu den USA pflegen. Wie es mit Europa aussieht, bleibt hingegen weitaus unklarer. Obwohl die Europäische Union nicht unbedingt Bidens China-Kurs gefolgt ist, so ist Europa bei wirtschaftlichen Streitigkeiten mit Peking viel selbstbewusster aufgetreten; das deutlichste Beispiel hierfür sind die EU-Zölle gegen chinesische Elektrofahrzeuge. Mit dem Einzug einer weniger Transatlantik-freundlichen Regierung in das Weiße Haus wird Europa möglicherweise seinen kämpferischen Ansatz zugunsten der Wahrung seiner wirtschaftlichen Interessen überdenken müssen.

    Die Welt wird in Trumps zweiter Amtszeit genau beobachten, wie sein unberechenbarer Umgang mit den Beziehungen zwischen den USA und China die globale politische Landschaft prägen wird.

    Jörg Wuttke ist Partner bei der DGA-Albright Stonebridge Group in Washington, D.C. und ein anerkannter Experte im Bereich der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten, der EU und China. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in China war er maßgeblich an der Gestaltung der Handels- und Investitionspolitik für BASF und die EU-Handelskammer in China beteiligt.

    Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute – mehr denn je – kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

    • EU-Handelskammer
    • Fentanyl
    • Joe Biden
    • Seltene Erden

    Personalien

    Patrick Doherty ist seit November VP Head of Sales APJ & China bei Siemens Healthineers. Doherty arbeitet seit mehr als 14 Jahren für den Medizintechnik-Arm von Siemens. Zuletzt war er VP Head of Sales EMEA West. Sein Einsatzort ist nach wie vor Forchheim in Bayern.

    Martin Xu ist seit Januar Chief Operating Officer China Factory beim Spezialpapierhersteller Felix Schoeller aus Osnabrück. Xu hat langjährige Management-Erfahrung im Papier-und Kartonage-Geschäft. Zuletzt war er Operation Director beim niederländischen Verpackungsunternehmen FPS Flexible Packaging Solutions. Sein Einsatzort ist Quzhou in der Provinz Zhejiang.

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    Dessert

    Kurze Löwen-Pause, dann geht das Training weiter. In Bandung, Westjava, Indonesien, sind die Vorbereitungen für das chinesische Neujahrsfest voll im Gange. Am 29. Januar muss die Löwentanz-Performance sitzen. In Indonesien leben seit Jahrhunderten chinesische Einwanderer, 2020 wurde ihre Anzahl auf knapp 3,3 Millionen geschätzt – knapp ein Prozent der Bevölkerung. Die meisten von ihnen leben auf der Insel Java.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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