die Hängepartie um das US-Geschäft der Videoplattform Tiktok nähert sich dem großen Showdown. Und wieder einmal steht Elon Musk im Scheinwerferlicht. Der von US-Behörden erzwungene Verkauf der Firmentochter aus dem chinesischen Bytedance-Imperium könnte in der Übernahme des Milliarden-Netzwerks durch den Tech-Milliardär münden. Peking jedenfalls wirbt für Musk als Käufer.
Das ruft Kritiker auf den Plan, die in der möglichen Marktmacht des X-Chefs eine Gefahr für die Datensicherheit amerikanischer Bürger sehen. Mehr noch fürchten sie eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA. Zu groß seien Musks geschäftlichen Interessen in China, als dass er Peking brüskieren wollte. Wäre er möglicherweise für Zugeständnisse an China bereit, was Datensicherheit oder Prioritäten von Algorithmen angeht? Jörn Petring und Liu Yi haben sich für uns die Sachlage angeschaut.
Einen Blick nach Südostasien wirft derweil Julia Fiedler für uns. Die Hintergründe der Gefangennahme eines chinesischen Schauspielers in Thailand offenbaren die Machenschaften krimineller Banden. Sie beschaffen mit Täuschung und falschen Versprechen Menschen für eine illegale Online-Industrie, die in den Grenzgebieten massiv expandiert. Das Goldene Dreieck erlebt eine digitale Renaissance, die den Menschenhandel zu einem lukrativen Geschäftsfeld gemacht hat.
Der Tech-Milliardär Elon Musk genießt unter Chinas Elite hohes Ansehen. In den vergangenen Jahren hat er neben dem Bau der gigantischen Tesla-Fabrik in Shanghai vieles gesagt, das der Regierung in Peking gefallen hat. Seine Äußerungen zum Status von Taiwan als “integralem Bestandteil” der Volksrepublik China oder die Charakterisierung der US-Chinesischen Wirtschaftsbeziehungen als “siamesische Zwillinge” spielen Chinas Interessen in die Karten.
Dass chinesische Behörden jetzt den Verkauf des US-Geschäfts der Videoplattform Tiktok ausgerechnet an Musk einfädeln wollen, ist eine Nachricht mit Sprengkraft. Tiktok stammt aus dem Haus des chinesischen Internetkonzerns Bytedance und gilt seit Jahren als Zankapfel in den USA – verschrien als Pekinger Propaganda-Werkzeug, Spionage-Instrument und Bedrohung für die nationale Sicherheit.
Das laut Bloomberg diskutierte Szenario, das offenbar in Peking zirkuliert, sieht vor, dass Musks Unternehmen X (ehemals Twitter) die Kontrolle über Tiktok USA übernimmt und beide Geschäfte zusammenführt. Es wäre bemerkenswert, wenn Musk mit Pekings Segen Tiktok übernehmen würde – aus mehreren Gründen.
TikTok verfügt über eine riesige Menge an Nutzerdaten, insbesondere von jungen Menschen. Kombiniert mit Musks Zugriff auf Daten durch X könnte dies zu einer beispiellosen Datenmacht führen, die potenziell missbraucht werden könnte. Mit über 170 Millionen US-Nutzern könnte Tiktok Werbekunden zu X locken. Zudem könnte Musks KI-Firma xAI von den enormen Datenmengen profitieren, die Tiktok generiert.
Ist das schon Grund zur Sorge, weil Musk sich für Redefreiheit jeglicher Form ausspricht und chinesischen Narrativen auf seinen Plattformen keinen Einhalt gebieten könnte? Zumal er seine guten Beziehungen zur chinesischen Führung wohl kaum beschädigen möchte und China für Tesla einer der wichtigsten Absatzmärkte ist.
Musk soll dafür gesorgt haben, dass eine Klausel über die Regulierung von US-Investitionen in China aus einem Ende 2024 verabschiedeten Finanzierungsgesetz des US-Kongresses gestrichen wurde. Dies löste in den USA Forderungen nach einer Untersuchung der Beziehungen des Milliardärs zu China aus sowie die Offenlegung seiner Treffen mit chinesischen Regierungsvertretern.
In einem viel zitierten Meinungsartikel bezeichnet der ehemalige US-Generalleutnant Russel Honoré Musk als ein Risiko für die nationale Sicherheit, da seine Geschäfte mit China “ihn dazu zwingen könnten, vertrauliche Informationen weiterzugeben, die er entweder durch seine Geschäftsinteressen oder durch seine Nähe zum designierten Präsidenten Donald Trump erhalten hat”. In Anbetracht der Tatsache, dass Musks SpaceX inzwischen fast ein Monopol auf US-Raketenstarts hat und seine Tochtergesellschaft Starlink ein bedeutender globaler Internetdienstleister ist, müsse das Risiko ernst genommen werden, so Honoré.
China spielt für Musks Geschäftsimperium eine entscheidende Rolle, sowohl als größter Automobilmarkt der Welt als auch als Standort des größten Tesla-Werks. Trotz weltweit sinkender Verkaufszahlen stiegen die Absatzzahlen von Tesla in China im vergangenen Jahr um 8,8 Prozent auf ein Rekordniveau von 657.000 Autos. Die Hälfte aller Tesla-EVs wird in der Gigafactory des Unternehmens in Shanghai produziert. Als riesiges Land mit komplizierten Straßenverhältnissen und hohem Verkehrsaufkommen ist China auch ein perfektes Testgelände für Teslas autonomes Fahren. Darüber hinaus ist China dank seiner reichen Rohstoffvorkommen, die für die Herstellung von Elektroauto-Batterien benötigt werden, wie etwa Lithium, ein wichtiger Akteur in der Lieferkette.
Tesla war der erste ausländische Autohersteller, der grünes Licht für den Betrieb einer eigenen Produktionsstätte in China erhalten hatte. Alle anderen mussten ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner eingehen. Dank der starken Unterstützung durch die chinesische Regierung konnte Tesla den Prozess von der Erteilung der behördlichen Genehmigung bis zur Fertigstellung der Fabrik außergewöhnlich schnell in nur einem Jahr durchlaufen.
Zu den chinesischen Regierungsvertretern, die Musk in den letzten Jahren getroffen hat, gehören Premier Li Qiang, der ehemalige Außenminister Qin Gang und Handelsminister Wang Wentao. Die staatlichen chinesischen Medien berichteten ausführlich über jeden offiziellen Besuch von Musk. Wie in vielen Ländern der Welt gilt Musk auch in der chinesischen Öffentlichkeit als Ikone. Seine als Model tätige Mutter Maye Musk ist im Land ebenfalls äußerst beliebt. Sie reist häufig nach China und wurde bereits von den größten chinesischen Fernsehsendern interviewt.
Bloomberg betont, dass es noch keine endgültige Entscheidung gebe und unklar sei, ob Musk tatsächlich kaufen wolle. Es sei ebenfalls unklar, wie viel ByteDance über die internen Diskussionen der chinesischen Regierung weiß und ob Tiktok oder Musk bereits in die Gespräche involviert sind.
Auch wurde bisher kein Kontakt zwischen Musk, Tiktok und Bytedance über mögliche Bedingungen eines Deals bekannt. Musk hatte sich zuletzt im April auf X zum Thema Tiktok geäußert: “Meiner Meinung nach sollte Tiktok in den USA nicht verboten werden, selbst wenn ein solches Verbot der X-Plattform zugutekommen könnte. Das widerspricht der Redefreiheit, für die Amerika steht.”
Nachdem Musk nun aktiver an der US-Politik mitwirkt und sich zur Politik in anderen Ländern äußert, stellt sich die Frage, ob er interessiert wäre, als Vermittler zwischen den USA und China zu fungieren, oder ob er bereits insgeheim in dieser Rolle tätig ist. Könnte er Trump dazu bringen, seine China-Politik zu lockern? Zu welchem Preis? Oder würde er sich am Ende selbst die Finger verbrennen? Der Einsatz ist hoch, sowohl für die Beziehungen zwischen China und den USA als auch für seine eigenen Unternehmen. Und die Auswirkungen könnten gravierend sein.
Zweifellos wäre Musk für Peking die deutlich bessere Alternative als der US-Bauunternehmer Frank McCourt, der Interesse an einem Tiktok-Kauf bekundet hat. Der 71-Jährige wolle die Plattform zu einer “neuen und besseren Version des Internets” machen, hatte er schon im vergangenen Jahr gesagt. In seiner Idealvorstellung dieses Internets solle das Individuum mehr respektiert und befähigt werden, seine Identität und seine Daten zu kontrollieren.
In dieser Woche steht Tiktok vor einer entscheidenden Frist. Bis zum 19. Januar 2025 muss die chinesische Muttergesellschaft Bytedance das US-Geschäft der beliebten Video-App verkaufen, um ein Verbot in den USA zu vermeiden. Der designierte Präsident Trump hat das Oberste Gericht zwar gebeten, die Umsetzung des Gesetzes zu verzögern, um nach seinem Amtsantritt am 20. Januar Zeit für eine politische Lösung zu haben.
Die nahende Frist sorgte aber dafür, dass zwei andere chinesische Applikationen die Spitze der Download-Charts in den USA gestürmt haben. Xiaohongshu, das in den USA Rednote heißt, und Lemon8, das ebenfalls von Bytedance stammt, kletterten an die Spitze im iPhone-Appstore, unter anderem weil US-Influencer ihre Gefolgschaft zum Wechsel aufrufen. Die steigende Popularität hatte bereits vor zwei Jahren eingesetzt, als die Diskussion um Tiktok Fahrt aufnahm. Die Dynamik allerdings ist neu. So kam es, obwohl das Interface von Xiaohongshu größtenteils auf Mandarin ist, schon zu Verbrüderungszenen zwischen einzelnen chinesischen und US-amerikanischen Nutzern der App. Einer erklärte gar: “Wenn die US-Regierung sich Sorgen macht, dass China auf unsere persönlichen Daten zugreifen könnte, können wir sie auch gleich direkt übergeben.” Jörn Petring/Liu Yi
Nach der Entführung eines Schauspielers warnen chinesische Botschaften in Thailand und Myanmar vor Betrugsmaschen, bei denen Landsleute mit vermeintlich hohen Gehältern sowie kostenlosen Flügen und Unterkunft ins Ausland gelockt werden.
Anlass der Warnung ist der Fall des Schauspielers Wang Xing, der Anfang Januar in der Nähe der Grenze zwischen Thailand und Myanmar verschwunden war, nachdem er von Menschenhändlern dorthin gelockt wurde. Diese hatten sich als Filmproduzenten ausgegeben und Wang das Dreifache der marktüblichen Gage angeboten.
Laut der staatlichen chinesischen Global Times rasierten die Entführer Wangs Kopf und zwangen ihn und mindestens 50 weitere Gefangene, sich einem mehrtägigen Training zu unterziehen, das sie offenbar dazu befähigen sollte, Schreibarbeiten an einem Computer schnell auszuführen. Was genau damit bezweckt wurde, blieb allerdings unklar. Auch die Umstände, die zur Befreiung des Schauspielers geführt haben, wurden nicht detailliert beschrieben.
Bekannt ist dagegen, dass sich die Grenzregionen zwischen Myanmar, Laos und Thailand als Zentren für Online-Kriminalität etabliert haben. Der Cyberbetrug ist in Südostasien seit längerem ein Problem, vor allem in den ärmeren Staaten Laos und Myanmar, aber auch Kambodscha. Wo früher tonnenweise Heroin und Amphetamine für den internationalen Markt geschmuggelt wurden und der Mythos des Goldenen Dreiecks entstand, hat sich heute ein Netzwerk mafiöser Strukturen gebildet, das sich – neben dem Drogenhandel – auf Online-Betrug, Geldwäsche durch illegale Wettanbieter im Internet und digitales Schattenbanking spezialisiert hat.
Organisierte Banden haben die günstige Konstellation aus weniger streng reglementierten Sonderwirtschaftszonen, technologischen Neuerungen und geografischer Lage entlang des Mekongs in den vergangenen Jahren zur massiven Expansion genutzt. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) schlug schon vor einer Weile Alarm. Die Entwicklung skalierbarer und digitalisierter Lösungen hätten ein kriminelles Geschäftsklima in Südostasien begünstigt und zahlreiche neue Möglichkeiten für Verbrechen geschaffen.
Die UN gehen davon aus, dass in Myanmar etwa 120.000 Menschen festgehalten werden, 100.000 in Kambodscha. Die Opfer werden von ihren Entführern gezwungen, mit verschiedenen Betrugsmethoden weitere Menschen nach Südostasien zu locken, um sie dort für die Banden arbeiten zu lassen. Von den Familien der Entführten werden hohe Lösegelder erpresst. Zum Teil sollen die gut vernetzten kriminellen Gruppen aus China stammen.
Die Regierungen der betroffenen Länder, inklusive Peking, versuchen bislang erfolglos, gegen die Zentren vorzugehen. Sogenannte “Betrugsgärten” gibt es seit etwa einem Jahrzehnt im Nordosten Myanmars und entlang der Grenze zwischen Myanmar und Thailand, unter anderem im Ort Myawaddy, wo auch der Schauspieler Wang verschwand.
Der Menschenhandel mit chinesischen Staatsbürgern in Südostasien war vergangene Woche ein heißes Thema in Chinas sozialen Medien. Dort wurde unter anderem auch die Frage diskutiert, welche Kräfte hinter der organisierten Kriminalität stecken und ob die chinesische Regierung in der Lage ist, ihre Bürger zu schützen. Trotz der Einschränkung gewisser Freiheitsrechte seiner Bürger ist die Gewährleistung der persönlichen Sicherheit von Chinesen, auch bei Aufenthalten oder Reisen im Ausland, ein wichtiges Thema für Peking.
Schauspieler Wang wurde nach seiner Befreiung von chinesischen Medien entsprechend überschwänglich zitiert. “In diesem Moment bin ich in die Arme meiner Heimat zurückgekehrt – ein Ort, an dem ich Wärme, Sicherheit und Freiheit fühle”, schrieb er. Wang dankte Chinas Stärke dafür, dass es ihm während seiner Tortur Mut und Hoffnung gegeben habe.
Im Visier der Verbrecher stehen nicht nur chinesische Staatsbürger. Im Vorjahr schlugen auch die Behörden in Südkorea bereits Alarm, nachdem sie einen Anstieg an Anwerbungsversuchen durch kriminelle Netzwerke in Laos registriert hatten. Seitdem sind Reisen ins Goldene Dreieck für südkoreanische Staatsangehörige bis auf Weiteres von den Behörden untersagt. Die Regierung fürchtet, dass ihre Landsleute in der Region Opfer von Freiheitsberaubung und als Köder von Telefon-Betrug oder anderen illegalen Aktivitäten missbraucht werden könnten.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Der China-Absatz von Europas größtem Autobauer Volkswagen ist 2024 um zehn Prozent auf 2,93 Millionen Fahrzeuge gesunken. Auch 2025 stellt sich die Volkswagen Gruppe auf schwierige Marktbedingungen ein. “Wie angekündigt, haben wir in dem wettbewerbsintensiven Umfeld in China bewusst der nachhaltigen Wertschöpfung den Vorrang vor höheren Stückzahlen gegeben, um unsere langfristigen strategischen Ziele zu erreichen”, teilte Volkswagen in einer Pressemitteilung mit. Man setze weiter auf die ‘in China für China’-Strategie.
Bis 2030 will der Konzern den Absatz im Land auf vier Millionen Fahrzeuge jährlich steigern. Dabei sollen unter anderem neue Modelle helfen, die zusammen mit chinesischen Partnern, wie zum Beispiel Xpeng, entwickelt werden. Genannt wird auch der neue SAIC-Audi, der 2025 auf den Markt kommt. Gerade im Bereich der E-Autos waren die Verkäufe 2024 schwach: 207.400 Fahrzeuge wurden in China und Hongkong abgesetzt. Das ist zwar ein Wachstum von acht Prozent, allerdings setzte BYD als stärkster Hersteller im EV-Segment im gleichen Zeitraum 1,76 Millionen rein elektrische Fahrzeuge ab und wuchs deutlich stärker. Tesla lag auf Platz drei, mit 657.000 Fahrzeugen.
Besser läuft es für Volkswagen weiterhin im Verbrennergeschäft, hier konnte 2024 ein Marktanteil von mehr als 20 Prozent erreicht werden, der beste Wert seit 2005. Allerdings: Knapp 48 Prozent der Automobilverkäufe waren 2024 bereits keine Verbrenner mehr, sondern NEVs (New Energy Vehicles).
Insgesamt wurden 2024 konzernweit 9,03 Millionen Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert und damit 2,3 Prozent weniger als 2023. In Europa verharrte der Absatz des Konzerns auf Vorjahresniveau, in Nord- und Südamerika sahen die Zahlen positiv aus, hier gab es ein Plus von sechs beziehungsweise 15 Prozent. Die Zahlen zeigen auch, dass das Geschäft mit Elektroautos weiter nicht in Schwung kommt. So wurden 3,4 Prozent weniger E-Autos verkauft, der Elektroauto-Anteil verharrte bei 8,3 Prozent des gesamten Absatzes. Vor allem in den USA und in Europa wurden weniger Elektrofahrzeuge verkauft. jul/rtr
Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden hat Regelungen erlassen, durch die künftig fast alle chinesischen Autos und Lastwagen vom US-Markt ausgeschlossen werden könnten. Handelsministerin Gina Raimondo verwies zur Begründung auf nationale Sicherheitsbedenken. Im September hatte ihr Ministerium ein umfassendes Verbot relevanter chinesischer Soft- und Hardware für vernetzte Fahrzeuge auf amerikanischen Straßen vorgeschlagen, wobei die Softwareverbote für Modelle ab dem Jahr 2027 und die Hardwareverbote ab 2029 in Kraft treten sollen.
Außerdem dürfen chinesische Autohersteller keine selbstfahrenden Autos auf US-Straßen testen. Die Vorschriften gelten auch für russische Fahrzeuge und Komponenten. Das US-Handelsministerium erklärte, dass es in den nun beschlossenen Vorschriften einige Änderungen vornehme, wie zum Beispiel die Befreiung von den Anforderungen für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als fünf Tonnen. Das würde es unter anderem dem chinesischen Unternehmen BYD ermöglichen, weiterhin Elektrobusse in Kalifornien zu montieren.
Am Montag hatte das Ministerium zudem mitgeteilt, in Kürze Regeln vorzuschlagen, um chinesische Software und Hardware in größeren Nutzfahrzeugen, einschließlich Lkw und Bussen, zu verbieten. Die endgültige Entscheidung diesbezüglich trifft aber die neue Regierung unter Donald Trump. lp/rtr
Chinesische Unternehmen haben 2024 im Zuge der US-Exportkontrollen auf Halbleiter ihre Einfuhren von Mikrochips deutlich erhöht. China importierte im Jahr 2024 insgesamt 549,2 Milliarden Chips, 14,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus von der chinesischen Zollverwaltung (General Customs Administration) veröffentlichten Daten hervor. Der Gesamtwert der jährlichen Chip-Importe lag bei 385 Milliarden US-Dollar, 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Es wird erwartet, dass die US-Regierung unter Präsident Biden noch vor der Amtsübergabe an Donald Trump am 20. Januar weitere Regeln zu Exportkontrollen bekannt geben wird, um bestehende Schlupflöcher zu schließen. Einigen chinesischen Unternehmen war es gelungen, durch den Bezug fortgeschrittener Mikrochips aus Drittländern Beschränkungen zu umgehen.
Der chinesische Industrieverband China Semiconductor Industry Association kritisierte die neuen Pläne der US-Regierung scharf. Die Exportkontrollen würden das globale KI-Ökosystem zerstören. Der Verband rief die globale Industrie zum gemeinsamen Widerstand gegen die “Technologie-Hegemonie” der Biden-Regierung auf. Zuletzt hatten auch andere Technologiekonzerne und Verbände, darunter die Semiconductor Industry Association (SIA) mit Sitz in den USA, ihre Besorgnis über die angekündigten Regelungen geäußert.
Die SIA hatte letzte Woche mitgeteilt, sie sei “zutiefst besorgt über den beispiellosen Umfang und die Komplexität” der neuen Vorschriften. Sie zielten darauf ab, Chinas Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz zu unterdrücken. Die Vorschriften könnten demzufolge “die Führungsposition und Wettbewerbsfähigkeit der USA in der Halbleitertechnologie und bei fortschrittlichen KI-Systemen erheblich untergraben”. lp
China schränke den Zugang europäischer Hersteller von Medizinprodukten zum chinesischen Beschaffungsmarkt auf eine “unfaire und diskriminierende” Weise ein. Das ist das Fazit eines neuen Berichts, den die Kommission am gestrigen Dienstag veröffentlichte. Das Papier ist ein notwendiger Zwischenschritt in der aktuellen Untersuchung der Kommission zum internationalen Beschaffungsinstrument (International Procurement Instrument – IPI) im Bereich der Medizinprodukte in China.
Die Untersuchung ist die erste Anwendung des IPI. Ziel des Instruments ist, öffentliche Beschaffungsmärkte in Drittstaaten für EU-Firmen zu öffnen. Vorerst scheint dieses Ziel nicht erreicht zu werden. China weigert sich, die “Buy China”–Politik und andere Maßnahmen unilateral zurückzunehmen, die von der EU als diskriminierend wahrgenommen werden.
Im Verlauf der Gespräche hatte China der Kommission vorgeschlagen, die Untersuchung einzustellen und stattdessen über ein bilaterales Abkommen über die öffentliche Beschaffung zu verhandeln. Die Kommission lehnte dies mit der Begründung ab, dass die Untersuchung im Rahmen des IPI sich nur auf den Medizinprodukte-Sektor fokussiere. EU-Beamte sehen das Angebot eines umfassenden bilateralen Abkommens als Ablenkungsmanöver, welches das Problem für die europäischen Medizinprodukte-Hersteller nicht behebt.
In einem nächsten Schritt prüft die Kommission nun laut EU-Beamten, ob es im Interesse der EU ist, Ausgleichsmaßnahmen gegen chinesische Medizinprodukte-Hersteller im europäischen Markt zu treffen. Chinesische Anbieter könnten in Beschaffungsprozessen benachteiligt oder sogar ausgeschlossen werden. Die Maßnahmen gelten aber nur für Beschaffungsaufträge im Wert von fünf Millionen Euro oder mehr und sind zeitlich begrenzt. Die Kommission muss für das weitere Vorgehen keine gesetzliche Frist berücksichtigen.
Unterdessen gehen die Gespräche auf politischer Ebene weiter. Am Dienstag telefonierten der chinesische Staatschef Xi Jinping und António Costa, Präsident des Europäischen Rats, miteinander. Freitag wird Handelskommissar Maroš Šefčovič den chinesischen EU-Botschafter treffen und mit ihm die aktuellen Handelsthemen besprechen. jaa
Till Kundt ist seit Januar Vice General Manager China bei der Hape Holdings AG. Kundt wird für den Schweizer Spielwarenhersteller eine umfassende Wachstumsstrategie zur Markenpositionierung auf dem chinesischen Premium-Spielzeugmarkt entwickeln. Sein Einsatzort ist Ningbo.
Xu Hou ist seit Dezember Business Development Manager bei der China International Investment Promotion Agency Germany, dem deutschen Büro des Handelsministeriums der V.R. China. Zuletzt war er dort Project Manager. Sein Einsatzort bleibt Frankfurt.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Gute Nachrichten für Swifties in China: Die Stadt Shanghai hat mitgeteilt, sie sei “optimistisch”, dieses Jahr ein Taylor-Swift-Konzert ausrichten zu können. Mitarbeiter der Stadt hatten sich einem Bericht des Magazins The Paper zufolge mit dem Team der Sängerin getroffen. Swift wird in China liebevoll “Meimei” genannt und besitzt Millionen Follower in den sozialen Medien. Das Bild zeigt treue Fans bei einer Filmpremiere der Taylor Swift Eras Tour Ende 2023 in Shanghai.
die Hängepartie um das US-Geschäft der Videoplattform Tiktok nähert sich dem großen Showdown. Und wieder einmal steht Elon Musk im Scheinwerferlicht. Der von US-Behörden erzwungene Verkauf der Firmentochter aus dem chinesischen Bytedance-Imperium könnte in der Übernahme des Milliarden-Netzwerks durch den Tech-Milliardär münden. Peking jedenfalls wirbt für Musk als Käufer.
Das ruft Kritiker auf den Plan, die in der möglichen Marktmacht des X-Chefs eine Gefahr für die Datensicherheit amerikanischer Bürger sehen. Mehr noch fürchten sie eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA. Zu groß seien Musks geschäftlichen Interessen in China, als dass er Peking brüskieren wollte. Wäre er möglicherweise für Zugeständnisse an China bereit, was Datensicherheit oder Prioritäten von Algorithmen angeht? Jörn Petring und Liu Yi haben sich für uns die Sachlage angeschaut.
Einen Blick nach Südostasien wirft derweil Julia Fiedler für uns. Die Hintergründe der Gefangennahme eines chinesischen Schauspielers in Thailand offenbaren die Machenschaften krimineller Banden. Sie beschaffen mit Täuschung und falschen Versprechen Menschen für eine illegale Online-Industrie, die in den Grenzgebieten massiv expandiert. Das Goldene Dreieck erlebt eine digitale Renaissance, die den Menschenhandel zu einem lukrativen Geschäftsfeld gemacht hat.
Der Tech-Milliardär Elon Musk genießt unter Chinas Elite hohes Ansehen. In den vergangenen Jahren hat er neben dem Bau der gigantischen Tesla-Fabrik in Shanghai vieles gesagt, das der Regierung in Peking gefallen hat. Seine Äußerungen zum Status von Taiwan als “integralem Bestandteil” der Volksrepublik China oder die Charakterisierung der US-Chinesischen Wirtschaftsbeziehungen als “siamesische Zwillinge” spielen Chinas Interessen in die Karten.
Dass chinesische Behörden jetzt den Verkauf des US-Geschäfts der Videoplattform Tiktok ausgerechnet an Musk einfädeln wollen, ist eine Nachricht mit Sprengkraft. Tiktok stammt aus dem Haus des chinesischen Internetkonzerns Bytedance und gilt seit Jahren als Zankapfel in den USA – verschrien als Pekinger Propaganda-Werkzeug, Spionage-Instrument und Bedrohung für die nationale Sicherheit.
Das laut Bloomberg diskutierte Szenario, das offenbar in Peking zirkuliert, sieht vor, dass Musks Unternehmen X (ehemals Twitter) die Kontrolle über Tiktok USA übernimmt und beide Geschäfte zusammenführt. Es wäre bemerkenswert, wenn Musk mit Pekings Segen Tiktok übernehmen würde – aus mehreren Gründen.
TikTok verfügt über eine riesige Menge an Nutzerdaten, insbesondere von jungen Menschen. Kombiniert mit Musks Zugriff auf Daten durch X könnte dies zu einer beispiellosen Datenmacht führen, die potenziell missbraucht werden könnte. Mit über 170 Millionen US-Nutzern könnte Tiktok Werbekunden zu X locken. Zudem könnte Musks KI-Firma xAI von den enormen Datenmengen profitieren, die Tiktok generiert.
Ist das schon Grund zur Sorge, weil Musk sich für Redefreiheit jeglicher Form ausspricht und chinesischen Narrativen auf seinen Plattformen keinen Einhalt gebieten könnte? Zumal er seine guten Beziehungen zur chinesischen Führung wohl kaum beschädigen möchte und China für Tesla einer der wichtigsten Absatzmärkte ist.
Musk soll dafür gesorgt haben, dass eine Klausel über die Regulierung von US-Investitionen in China aus einem Ende 2024 verabschiedeten Finanzierungsgesetz des US-Kongresses gestrichen wurde. Dies löste in den USA Forderungen nach einer Untersuchung der Beziehungen des Milliardärs zu China aus sowie die Offenlegung seiner Treffen mit chinesischen Regierungsvertretern.
In einem viel zitierten Meinungsartikel bezeichnet der ehemalige US-Generalleutnant Russel Honoré Musk als ein Risiko für die nationale Sicherheit, da seine Geschäfte mit China “ihn dazu zwingen könnten, vertrauliche Informationen weiterzugeben, die er entweder durch seine Geschäftsinteressen oder durch seine Nähe zum designierten Präsidenten Donald Trump erhalten hat”. In Anbetracht der Tatsache, dass Musks SpaceX inzwischen fast ein Monopol auf US-Raketenstarts hat und seine Tochtergesellschaft Starlink ein bedeutender globaler Internetdienstleister ist, müsse das Risiko ernst genommen werden, so Honoré.
China spielt für Musks Geschäftsimperium eine entscheidende Rolle, sowohl als größter Automobilmarkt der Welt als auch als Standort des größten Tesla-Werks. Trotz weltweit sinkender Verkaufszahlen stiegen die Absatzzahlen von Tesla in China im vergangenen Jahr um 8,8 Prozent auf ein Rekordniveau von 657.000 Autos. Die Hälfte aller Tesla-EVs wird in der Gigafactory des Unternehmens in Shanghai produziert. Als riesiges Land mit komplizierten Straßenverhältnissen und hohem Verkehrsaufkommen ist China auch ein perfektes Testgelände für Teslas autonomes Fahren. Darüber hinaus ist China dank seiner reichen Rohstoffvorkommen, die für die Herstellung von Elektroauto-Batterien benötigt werden, wie etwa Lithium, ein wichtiger Akteur in der Lieferkette.
Tesla war der erste ausländische Autohersteller, der grünes Licht für den Betrieb einer eigenen Produktionsstätte in China erhalten hatte. Alle anderen mussten ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner eingehen. Dank der starken Unterstützung durch die chinesische Regierung konnte Tesla den Prozess von der Erteilung der behördlichen Genehmigung bis zur Fertigstellung der Fabrik außergewöhnlich schnell in nur einem Jahr durchlaufen.
Zu den chinesischen Regierungsvertretern, die Musk in den letzten Jahren getroffen hat, gehören Premier Li Qiang, der ehemalige Außenminister Qin Gang und Handelsminister Wang Wentao. Die staatlichen chinesischen Medien berichteten ausführlich über jeden offiziellen Besuch von Musk. Wie in vielen Ländern der Welt gilt Musk auch in der chinesischen Öffentlichkeit als Ikone. Seine als Model tätige Mutter Maye Musk ist im Land ebenfalls äußerst beliebt. Sie reist häufig nach China und wurde bereits von den größten chinesischen Fernsehsendern interviewt.
Bloomberg betont, dass es noch keine endgültige Entscheidung gebe und unklar sei, ob Musk tatsächlich kaufen wolle. Es sei ebenfalls unklar, wie viel ByteDance über die internen Diskussionen der chinesischen Regierung weiß und ob Tiktok oder Musk bereits in die Gespräche involviert sind.
Auch wurde bisher kein Kontakt zwischen Musk, Tiktok und Bytedance über mögliche Bedingungen eines Deals bekannt. Musk hatte sich zuletzt im April auf X zum Thema Tiktok geäußert: “Meiner Meinung nach sollte Tiktok in den USA nicht verboten werden, selbst wenn ein solches Verbot der X-Plattform zugutekommen könnte. Das widerspricht der Redefreiheit, für die Amerika steht.”
Nachdem Musk nun aktiver an der US-Politik mitwirkt und sich zur Politik in anderen Ländern äußert, stellt sich die Frage, ob er interessiert wäre, als Vermittler zwischen den USA und China zu fungieren, oder ob er bereits insgeheim in dieser Rolle tätig ist. Könnte er Trump dazu bringen, seine China-Politik zu lockern? Zu welchem Preis? Oder würde er sich am Ende selbst die Finger verbrennen? Der Einsatz ist hoch, sowohl für die Beziehungen zwischen China und den USA als auch für seine eigenen Unternehmen. Und die Auswirkungen könnten gravierend sein.
Zweifellos wäre Musk für Peking die deutlich bessere Alternative als der US-Bauunternehmer Frank McCourt, der Interesse an einem Tiktok-Kauf bekundet hat. Der 71-Jährige wolle die Plattform zu einer “neuen und besseren Version des Internets” machen, hatte er schon im vergangenen Jahr gesagt. In seiner Idealvorstellung dieses Internets solle das Individuum mehr respektiert und befähigt werden, seine Identität und seine Daten zu kontrollieren.
In dieser Woche steht Tiktok vor einer entscheidenden Frist. Bis zum 19. Januar 2025 muss die chinesische Muttergesellschaft Bytedance das US-Geschäft der beliebten Video-App verkaufen, um ein Verbot in den USA zu vermeiden. Der designierte Präsident Trump hat das Oberste Gericht zwar gebeten, die Umsetzung des Gesetzes zu verzögern, um nach seinem Amtsantritt am 20. Januar Zeit für eine politische Lösung zu haben.
Die nahende Frist sorgte aber dafür, dass zwei andere chinesische Applikationen die Spitze der Download-Charts in den USA gestürmt haben. Xiaohongshu, das in den USA Rednote heißt, und Lemon8, das ebenfalls von Bytedance stammt, kletterten an die Spitze im iPhone-Appstore, unter anderem weil US-Influencer ihre Gefolgschaft zum Wechsel aufrufen. Die steigende Popularität hatte bereits vor zwei Jahren eingesetzt, als die Diskussion um Tiktok Fahrt aufnahm. Die Dynamik allerdings ist neu. So kam es, obwohl das Interface von Xiaohongshu größtenteils auf Mandarin ist, schon zu Verbrüderungszenen zwischen einzelnen chinesischen und US-amerikanischen Nutzern der App. Einer erklärte gar: “Wenn die US-Regierung sich Sorgen macht, dass China auf unsere persönlichen Daten zugreifen könnte, können wir sie auch gleich direkt übergeben.” Jörn Petring/Liu Yi
Nach der Entführung eines Schauspielers warnen chinesische Botschaften in Thailand und Myanmar vor Betrugsmaschen, bei denen Landsleute mit vermeintlich hohen Gehältern sowie kostenlosen Flügen und Unterkunft ins Ausland gelockt werden.
Anlass der Warnung ist der Fall des Schauspielers Wang Xing, der Anfang Januar in der Nähe der Grenze zwischen Thailand und Myanmar verschwunden war, nachdem er von Menschenhändlern dorthin gelockt wurde. Diese hatten sich als Filmproduzenten ausgegeben und Wang das Dreifache der marktüblichen Gage angeboten.
Laut der staatlichen chinesischen Global Times rasierten die Entführer Wangs Kopf und zwangen ihn und mindestens 50 weitere Gefangene, sich einem mehrtägigen Training zu unterziehen, das sie offenbar dazu befähigen sollte, Schreibarbeiten an einem Computer schnell auszuführen. Was genau damit bezweckt wurde, blieb allerdings unklar. Auch die Umstände, die zur Befreiung des Schauspielers geführt haben, wurden nicht detailliert beschrieben.
Bekannt ist dagegen, dass sich die Grenzregionen zwischen Myanmar, Laos und Thailand als Zentren für Online-Kriminalität etabliert haben. Der Cyberbetrug ist in Südostasien seit längerem ein Problem, vor allem in den ärmeren Staaten Laos und Myanmar, aber auch Kambodscha. Wo früher tonnenweise Heroin und Amphetamine für den internationalen Markt geschmuggelt wurden und der Mythos des Goldenen Dreiecks entstand, hat sich heute ein Netzwerk mafiöser Strukturen gebildet, das sich – neben dem Drogenhandel – auf Online-Betrug, Geldwäsche durch illegale Wettanbieter im Internet und digitales Schattenbanking spezialisiert hat.
Organisierte Banden haben die günstige Konstellation aus weniger streng reglementierten Sonderwirtschaftszonen, technologischen Neuerungen und geografischer Lage entlang des Mekongs in den vergangenen Jahren zur massiven Expansion genutzt. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) schlug schon vor einer Weile Alarm. Die Entwicklung skalierbarer und digitalisierter Lösungen hätten ein kriminelles Geschäftsklima in Südostasien begünstigt und zahlreiche neue Möglichkeiten für Verbrechen geschaffen.
Die UN gehen davon aus, dass in Myanmar etwa 120.000 Menschen festgehalten werden, 100.000 in Kambodscha. Die Opfer werden von ihren Entführern gezwungen, mit verschiedenen Betrugsmethoden weitere Menschen nach Südostasien zu locken, um sie dort für die Banden arbeiten zu lassen. Von den Familien der Entführten werden hohe Lösegelder erpresst. Zum Teil sollen die gut vernetzten kriminellen Gruppen aus China stammen.
Die Regierungen der betroffenen Länder, inklusive Peking, versuchen bislang erfolglos, gegen die Zentren vorzugehen. Sogenannte “Betrugsgärten” gibt es seit etwa einem Jahrzehnt im Nordosten Myanmars und entlang der Grenze zwischen Myanmar und Thailand, unter anderem im Ort Myawaddy, wo auch der Schauspieler Wang verschwand.
Der Menschenhandel mit chinesischen Staatsbürgern in Südostasien war vergangene Woche ein heißes Thema in Chinas sozialen Medien. Dort wurde unter anderem auch die Frage diskutiert, welche Kräfte hinter der organisierten Kriminalität stecken und ob die chinesische Regierung in der Lage ist, ihre Bürger zu schützen. Trotz der Einschränkung gewisser Freiheitsrechte seiner Bürger ist die Gewährleistung der persönlichen Sicherheit von Chinesen, auch bei Aufenthalten oder Reisen im Ausland, ein wichtiges Thema für Peking.
Schauspieler Wang wurde nach seiner Befreiung von chinesischen Medien entsprechend überschwänglich zitiert. “In diesem Moment bin ich in die Arme meiner Heimat zurückgekehrt – ein Ort, an dem ich Wärme, Sicherheit und Freiheit fühle”, schrieb er. Wang dankte Chinas Stärke dafür, dass es ihm während seiner Tortur Mut und Hoffnung gegeben habe.
Im Visier der Verbrecher stehen nicht nur chinesische Staatsbürger. Im Vorjahr schlugen auch die Behörden in Südkorea bereits Alarm, nachdem sie einen Anstieg an Anwerbungsversuchen durch kriminelle Netzwerke in Laos registriert hatten. Seitdem sind Reisen ins Goldene Dreieck für südkoreanische Staatsangehörige bis auf Weiteres von den Behörden untersagt. Die Regierung fürchtet, dass ihre Landsleute in der Region Opfer von Freiheitsberaubung und als Köder von Telefon-Betrug oder anderen illegalen Aktivitäten missbraucht werden könnten.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Der China-Absatz von Europas größtem Autobauer Volkswagen ist 2024 um zehn Prozent auf 2,93 Millionen Fahrzeuge gesunken. Auch 2025 stellt sich die Volkswagen Gruppe auf schwierige Marktbedingungen ein. “Wie angekündigt, haben wir in dem wettbewerbsintensiven Umfeld in China bewusst der nachhaltigen Wertschöpfung den Vorrang vor höheren Stückzahlen gegeben, um unsere langfristigen strategischen Ziele zu erreichen”, teilte Volkswagen in einer Pressemitteilung mit. Man setze weiter auf die ‘in China für China’-Strategie.
Bis 2030 will der Konzern den Absatz im Land auf vier Millionen Fahrzeuge jährlich steigern. Dabei sollen unter anderem neue Modelle helfen, die zusammen mit chinesischen Partnern, wie zum Beispiel Xpeng, entwickelt werden. Genannt wird auch der neue SAIC-Audi, der 2025 auf den Markt kommt. Gerade im Bereich der E-Autos waren die Verkäufe 2024 schwach: 207.400 Fahrzeuge wurden in China und Hongkong abgesetzt. Das ist zwar ein Wachstum von acht Prozent, allerdings setzte BYD als stärkster Hersteller im EV-Segment im gleichen Zeitraum 1,76 Millionen rein elektrische Fahrzeuge ab und wuchs deutlich stärker. Tesla lag auf Platz drei, mit 657.000 Fahrzeugen.
Besser läuft es für Volkswagen weiterhin im Verbrennergeschäft, hier konnte 2024 ein Marktanteil von mehr als 20 Prozent erreicht werden, der beste Wert seit 2005. Allerdings: Knapp 48 Prozent der Automobilverkäufe waren 2024 bereits keine Verbrenner mehr, sondern NEVs (New Energy Vehicles).
Insgesamt wurden 2024 konzernweit 9,03 Millionen Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert und damit 2,3 Prozent weniger als 2023. In Europa verharrte der Absatz des Konzerns auf Vorjahresniveau, in Nord- und Südamerika sahen die Zahlen positiv aus, hier gab es ein Plus von sechs beziehungsweise 15 Prozent. Die Zahlen zeigen auch, dass das Geschäft mit Elektroautos weiter nicht in Schwung kommt. So wurden 3,4 Prozent weniger E-Autos verkauft, der Elektroauto-Anteil verharrte bei 8,3 Prozent des gesamten Absatzes. Vor allem in den USA und in Europa wurden weniger Elektrofahrzeuge verkauft. jul/rtr
Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden hat Regelungen erlassen, durch die künftig fast alle chinesischen Autos und Lastwagen vom US-Markt ausgeschlossen werden könnten. Handelsministerin Gina Raimondo verwies zur Begründung auf nationale Sicherheitsbedenken. Im September hatte ihr Ministerium ein umfassendes Verbot relevanter chinesischer Soft- und Hardware für vernetzte Fahrzeuge auf amerikanischen Straßen vorgeschlagen, wobei die Softwareverbote für Modelle ab dem Jahr 2027 und die Hardwareverbote ab 2029 in Kraft treten sollen.
Außerdem dürfen chinesische Autohersteller keine selbstfahrenden Autos auf US-Straßen testen. Die Vorschriften gelten auch für russische Fahrzeuge und Komponenten. Das US-Handelsministerium erklärte, dass es in den nun beschlossenen Vorschriften einige Änderungen vornehme, wie zum Beispiel die Befreiung von den Anforderungen für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als fünf Tonnen. Das würde es unter anderem dem chinesischen Unternehmen BYD ermöglichen, weiterhin Elektrobusse in Kalifornien zu montieren.
Am Montag hatte das Ministerium zudem mitgeteilt, in Kürze Regeln vorzuschlagen, um chinesische Software und Hardware in größeren Nutzfahrzeugen, einschließlich Lkw und Bussen, zu verbieten. Die endgültige Entscheidung diesbezüglich trifft aber die neue Regierung unter Donald Trump. lp/rtr
Chinesische Unternehmen haben 2024 im Zuge der US-Exportkontrollen auf Halbleiter ihre Einfuhren von Mikrochips deutlich erhöht. China importierte im Jahr 2024 insgesamt 549,2 Milliarden Chips, 14,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus von der chinesischen Zollverwaltung (General Customs Administration) veröffentlichten Daten hervor. Der Gesamtwert der jährlichen Chip-Importe lag bei 385 Milliarden US-Dollar, 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Es wird erwartet, dass die US-Regierung unter Präsident Biden noch vor der Amtsübergabe an Donald Trump am 20. Januar weitere Regeln zu Exportkontrollen bekannt geben wird, um bestehende Schlupflöcher zu schließen. Einigen chinesischen Unternehmen war es gelungen, durch den Bezug fortgeschrittener Mikrochips aus Drittländern Beschränkungen zu umgehen.
Der chinesische Industrieverband China Semiconductor Industry Association kritisierte die neuen Pläne der US-Regierung scharf. Die Exportkontrollen würden das globale KI-Ökosystem zerstören. Der Verband rief die globale Industrie zum gemeinsamen Widerstand gegen die “Technologie-Hegemonie” der Biden-Regierung auf. Zuletzt hatten auch andere Technologiekonzerne und Verbände, darunter die Semiconductor Industry Association (SIA) mit Sitz in den USA, ihre Besorgnis über die angekündigten Regelungen geäußert.
Die SIA hatte letzte Woche mitgeteilt, sie sei “zutiefst besorgt über den beispiellosen Umfang und die Komplexität” der neuen Vorschriften. Sie zielten darauf ab, Chinas Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz zu unterdrücken. Die Vorschriften könnten demzufolge “die Führungsposition und Wettbewerbsfähigkeit der USA in der Halbleitertechnologie und bei fortschrittlichen KI-Systemen erheblich untergraben”. lp
China schränke den Zugang europäischer Hersteller von Medizinprodukten zum chinesischen Beschaffungsmarkt auf eine “unfaire und diskriminierende” Weise ein. Das ist das Fazit eines neuen Berichts, den die Kommission am gestrigen Dienstag veröffentlichte. Das Papier ist ein notwendiger Zwischenschritt in der aktuellen Untersuchung der Kommission zum internationalen Beschaffungsinstrument (International Procurement Instrument – IPI) im Bereich der Medizinprodukte in China.
Die Untersuchung ist die erste Anwendung des IPI. Ziel des Instruments ist, öffentliche Beschaffungsmärkte in Drittstaaten für EU-Firmen zu öffnen. Vorerst scheint dieses Ziel nicht erreicht zu werden. China weigert sich, die “Buy China”–Politik und andere Maßnahmen unilateral zurückzunehmen, die von der EU als diskriminierend wahrgenommen werden.
Im Verlauf der Gespräche hatte China der Kommission vorgeschlagen, die Untersuchung einzustellen und stattdessen über ein bilaterales Abkommen über die öffentliche Beschaffung zu verhandeln. Die Kommission lehnte dies mit der Begründung ab, dass die Untersuchung im Rahmen des IPI sich nur auf den Medizinprodukte-Sektor fokussiere. EU-Beamte sehen das Angebot eines umfassenden bilateralen Abkommens als Ablenkungsmanöver, welches das Problem für die europäischen Medizinprodukte-Hersteller nicht behebt.
In einem nächsten Schritt prüft die Kommission nun laut EU-Beamten, ob es im Interesse der EU ist, Ausgleichsmaßnahmen gegen chinesische Medizinprodukte-Hersteller im europäischen Markt zu treffen. Chinesische Anbieter könnten in Beschaffungsprozessen benachteiligt oder sogar ausgeschlossen werden. Die Maßnahmen gelten aber nur für Beschaffungsaufträge im Wert von fünf Millionen Euro oder mehr und sind zeitlich begrenzt. Die Kommission muss für das weitere Vorgehen keine gesetzliche Frist berücksichtigen.
Unterdessen gehen die Gespräche auf politischer Ebene weiter. Am Dienstag telefonierten der chinesische Staatschef Xi Jinping und António Costa, Präsident des Europäischen Rats, miteinander. Freitag wird Handelskommissar Maroš Šefčovič den chinesischen EU-Botschafter treffen und mit ihm die aktuellen Handelsthemen besprechen. jaa
Till Kundt ist seit Januar Vice General Manager China bei der Hape Holdings AG. Kundt wird für den Schweizer Spielwarenhersteller eine umfassende Wachstumsstrategie zur Markenpositionierung auf dem chinesischen Premium-Spielzeugmarkt entwickeln. Sein Einsatzort ist Ningbo.
Xu Hou ist seit Dezember Business Development Manager bei der China International Investment Promotion Agency Germany, dem deutschen Büro des Handelsministeriums der V.R. China. Zuletzt war er dort Project Manager. Sein Einsatzort bleibt Frankfurt.
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Gute Nachrichten für Swifties in China: Die Stadt Shanghai hat mitgeteilt, sie sei “optimistisch”, dieses Jahr ein Taylor-Swift-Konzert ausrichten zu können. Mitarbeiter der Stadt hatten sich einem Bericht des Magazins The Paper zufolge mit dem Team der Sängerin getroffen. Swift wird in China liebevoll “Meimei” genannt und besitzt Millionen Follower in den sozialen Medien. Das Bild zeigt treue Fans bei einer Filmpremiere der Taylor Swift Eras Tour Ende 2023 in Shanghai.