seit langem schon sorgt sich die Geschäftswelt in Deutschland und China wegen des Lieferkettengesetzes – vor allem, weil es in der Volksrepublik so immens schwierig ist, die Vorgaben zu erfüllen. Ohne unabhängige Audits lässt sich kaum verlässlich nachweisen, ob nicht doch irgendwo in der Lieferkette Zwangsarbeit steckt. Dass dies keine prinzipielle Ablehnung einer Regulierung der Lieferketten bedeutet, zeigt nun eine Umfrage der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die Table.Media vorliegt.
Demnach halten Mittelständler den Schutz von Menschenrechten in der Lieferkette durchaus für notwendig, wie Caspar Dohmen analysiert. Weniger zufrieden sind die Firmen hingegen mit der Umsetzung des Gesetzes in Deutschland. Auch von ihren Verbänden fühlen sich nicht alle korrekt vertreten.
China baut derzeit an einem unwirtlichen Punkt der Erde seine Präsenz aus. In der Antarktis errichtet die Volksrepublik derzeit ihre fünfte und bisher größte Forschungsstation. Wissenschaft ist das eine. Doch Chinas Vorstöße in der Antarktis sind auch Teil eines “Strebens nach Großmachtstatus”, schreibt Jörn Petring. Die US-Denkfabrik CSIS hat Satellitenbilder und einen Bericht des US-Militärs ausgewertet. Demnach könnten Pekings Stationen im ewigen Eis auch verdeckte Beobachtungsposten sein: So wurden etwa mehrere von ihnen mit auffälligen Antennen bestückt.
Einen selten detaillierten Einblick zur Einschätzung des Lieferkettengesetzes durch mittelständische Unternehmen (KMU) bietet eine bislang unveröffentlichte Umfrage der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die Table.Media vorliegt. Die vertraulich befragten Firmen halten Menschenrechtsschutz in Wertschöpfungsnetzen grundsätzlich für “notwendig”. Und sie “vertreten überwiegend die Einschätzung, eine gesetzliche Rahmenordnung bzw. verbindliche Strategie seien notwendig”, schreiben die Studienautorinnen Christiane Hellar, Jesco Kreft und Miriam Putz.
Vor allem die Lieferketten in China sind jüngst ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt. Besonders deutsche Autobauer geraten wegen der großen Gefahr von Zwangsarbeit bei ihren Zulieferern unter Druck. Weil ausländische Firmen die nötigen unabhängigen Prüfungen gegen den Willen der örtlichen Behörden aber nicht durchsetzten können, bleibt große Unsicherheit. Auch andere Branchen sind betroffen: Landwirtschaft, Solar, Bergbau.
Weil unter deutschen Verbrauchern das Bewusstsein für das Problem drastisch zugenommen hat, “herrscht eine hohe Akzeptanz des Lieferkettengesetzes” (LkSG) bei den Unternehmen.
Seit Jahren dominieren in der öffentlichen Diskussion im Hinblick auf die Lieferkettenregulierung in Deutschland zwei Positionen aus der Wirtschaft: Da sind auf der einen Seite die klaren Befürworter von Lieferkettengesetzen. Dazu zählen Unternehmen wie Vaude und Tchibo sowie meist kleinere progressive Unternehmensverbände wie der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft oder B.A.U.M e.V. Und da sind zum anderen große Verbände, die sich lange gegen eine nationale Lieferkettenregulierung in menschenrechtlicher Hinsicht ausgesprochen haben und nun verhindern wollen, dass auch die EU Regelungen verabschiedet, die ihnen zu weit gehen. Wichtige Stimmen sind hier der BDI, BDA und VDMA.
Die Rede der Kritiker ist von Kompetenzproblemen, Bürokratie, Kosten und Machbarkeit. Kürzlich warnte die Stiftung Familienunternehmen vor einer “inflationsartigen” Regulierung. Aktuell müssten Unternehmen 20 neue Gesetzesvorhaben und Richtlinien mit Prüf-, Berichts- und Offenlegungspflichten umsetzen. Zwölf Vorhaben kämen aus Europa, acht aus Deutschland. “Wir können die ökologische Transformation nicht mit Meldepflichten und Regulatorik bewältigen, sondern vor allem mit unternehmerischer Initiative und Innovation”, sagt Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik.
Die Befragung der Hamburger Stiftung für Unternehmensethik vermittelt eine dritte, andere Position von Unternehmen: KMU, die sich an der Kritik der eigenen Verbände an der Lieferkettengesetzgebung stören – oder Firmen, die prinzipiell Lieferkettenregulierung für richtig erachten, aber sich an der Umsetzung des Gesetzes stören.
Schon jetzt befassen sich viele KMU mit dem Thema, obwohl sie von dem Gesetz nicht direkt erfasst sind, da die Verpflichtung bislang nur für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten gilt. Aber die betroffenen großen Unternehmen reichen die Anforderungen an ihre Kunden – häufig KMU – weiter – das führe, so die Analyse, “zu einer Verbreiterung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten weit über den Geltungsbereich des Gesetzes hinaus”.
Die befragten Unternehmen sprechen von finanziellen Belastungen durch die Lieferkettenregulierung. Diese seien aber nicht genau zu beziffern, weil die Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten überwiegend als Querschnittaufgabe organisiert sei.
Den Einsatz zusätzlicher Ressourcen betrachteten die befragten Unternehmen durchaus als “sinnvolle unternehmerische Investition”. Einige Unternehmen sehen hier ein “Vertretungsproblem” durch ihre Verbände. “Ihre politische Interessenvertretung habe die grundsätzlich positive Haltung vieler KMU erst ignoriert, dann zu lange auf Verhinderung gesetzt und sich schließlich zu wenig pragmatisch in die konkrete Ausgestaltung eingebracht”, heißt es. Zweifel daran, dass KMU die Anforderungen des Gesetzes operativ und konzeptionell nicht umzusetzen können, halten sie für unangebracht. Dieses politische Narrativ wiesen selbst “ursprünglich gesetzesskeptische Unternehmen als wirtschafts- bzw. mittelstandsfremd zurück”, heißt es in der Studie.
Die Unternehmen sehen aber die Gefahr, dass bei der Umsetzung des Gesetzes “mittelfristig eine Compliance-Perspektive dominieren könnte”. Unternehmen könnten sich darauf fokussieren, sich rechtlich unangreifbar zu machen, während die echte Verbesserung der Verhältnisse entlang der Lieferketten unterbleibe. Damit wäre in der Sache – also der Verbesserung der Situation für Mensch und Umwelt in den Lieferketten – wenig gewonnen.
“Erhebliche Durchsetzungsprobleme” erwarten die KMU in China, wo sie sich “angesichts der LkSG-Vorgaben und ihrer Einflussmöglichkeiten vor Ort mit paradoxen Anforderungen konfrontiert” sehen, die eine ganze Reihe Geschäftsmodelle mit großem China-Bezug in der Lieferkette grundsätzlich infrage stellen könnten. Man werde die Einhaltung von Menschenrechten “in einem autoritären, nicht demokratischen Land schlichtweg nicht gewährleisten können”, sagen Unternehmensvertreter. Auf Nachfrage gebe etwa ein Viertel der Befragten an, mittelfristig einen kompletten Rückzug aus bestimmten chinesischen Regionen zu prüfen.
Bei der Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nutzten die Unternehmen gewöhnlich Instrumente und Verfahren, mit denen sie bereits im Umweltbereich Erfahrungen haben.
Unzufrieden sind die KMU mit der Umsetzung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Bis weit in den Spätsommer 2022 habe es in wichtigen Punkten keine Auslegungshilfen durch die Behörde gegeben. Zudem wünschen sich die Unternehmen spezifischere Hilfen des Helpdesks der Behörde, was Verfahren, Instrumente, Berichte sowie Einschätzungen zu Reichweite und Tiefe es Gesetzes anbelangt. Unzufrieden sind die Unternehmen auch mit den entsprechenden Beratungsangeboten der Kammern.
Wenn man in Peking ein Loch bohren und sich einmal durch den Planeten graben würde, käme man im Südatlantik zwischen Argentinien und der Antarktis wieder heraus. Es gibt also kaum einen anderen Ort, der weiter vom chinesischen Machtzentrum entfernt ist als die Antarktis-Region.
Trotz der enormen Entfernung verfolgen die Chinesen auf dem Eis-Kontinent große Ambitionen. Wie aktiv sie in der Region sind, geht aus einem kürzlich vom Center for Strategic and International Studies (CSIS) veröffentlichten Bericht hervor. Laut der US-Denkfabrik, die aktuelle Satellitenbilder auswertete, schreitet insbesondere der Bau der am Rossmeer gelegenen neuen Taishang-Station schnell voran. Es handelt sich dabei um Chinas fünfte Forschungsstation am Südpol.
“China vollzieht dort derzeit die bedeutendste Ausweitung seiner Präsenz seit zehn Jahren”, schreiben die Autoren. So ist die neue Station mit einer Fläche von etwa 5000 Quadratmetern deutlich größer als alle bisherigen Basen der Volksrepublik. Die wachsende Präsenz der Volksrepublik in den entlegenen Polargebieten dient nach ihrer Ansicht auch dazu, “Chinas umfassendere strategische und militärische Interessen voranzubringen”. Chinas Vorstöße in der Antarktis und auch der Arktis seien Teil seines “Strebens nach Großmachtstatus“.
Gemäß internationalem Recht darf China, wie viele andere Nationen auch, in der Antarktis präsent sein. Die Grundlage dafür ist der Antarktisvertrag von 1959. Dieses weltweite Abkommen regelt die politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf dem Kontinent und war ursprünglich von zwölf Staaten, einschließlich der USA und der damaligen Sowjetunion, unterzeichnet worden. Heute beteiligen sich mehr als 50 Staaten; rund 30 von ihnen betreiben Forschungsstationen.
Der Vertrag legt fest, dass die Antarktis nur für friedliche Zwecke genutzt werden darf. Militärische Aktivitäten sind untersagt. Auch darf niemand Souveränitätsansprüche auf den antarktischen Kontinent erheben. Seither ruhen die auf früheren Besitznahmen bestehenden Gebietsansprüche mehrerer Staaten wie Großbritannien, Frankreich, Argentinien oder Australien.
Für China war der Beitritt zu dem Vertragswerk alles andere als einfach. 1981 lehnten die Vertragsmitglieder den ersten Versuch zum Beitritt ab – was Peking damals als Demütigung empfand. 1983 dann gelang die Unterschrift. Kurze Zeit später begann der Bau der Great Wall Station, Chinas erster Niederlassung in der Region. Heute betreibt Peking zwei Stationen an der Küste und zwei im Inland.
Die USA unterhalten zwar immer noch eine größere Forschungspräsenz in der Antarktis als China. Laut CSIS ist China aber derzeit in der Antarktis aktiver als jede andere Nation. Peking möchte als starke Antarktis-Nation wahrgenommen werden und hofft, durch seine wachsende wissenschaftliche Präsenz den Weg zu ebnen, eine größere Stimme in der künftigen Verwaltung der Region zu haben.
Es gibt viele Streitpunkte: zum Beispiel, ob in der Zukunft einmal das Abbauen von Mineralien in der Region erlaubt sein soll oder in welchem Umfang in den arktischen Gewässern Fischfang betrieben werden darf. Zusammen mit Russland blockiert China seit Jahren die Einrichtung neuer Schutzgebiete in der Region.
Laut CSIS könnte China in der Antarktis jedoch mehr im Sinn haben, als nur sein geopolitisches Gewicht zu demonstrieren. Die Ausrüstung der chinesischen Stationen könnte laut den CSIS-Autoren auch zur Spionage genutzt werden. Sie berufen sich dabei auf einen Bericht des US-Militärs – und warnen vor “Dual-Use-Technologien”, die “zumindest teilweise dazu dienen könnten, die Volksbefreiungsarmee zu unterstützen”.
So wird die neue Taishang-Station laut CSIS über eine Satelliten-Bodenstation verfügen, die sowohl für wissenschaftliche Kommunikation als auch für Spionage genutzt werden könnte. Die Lage der derzeit im Bau befindlichen Station sei dazu geeignet, etwa Telemetriedaten von Raketen zu sammeln, die aus Australien oder Neuseeland gestartet werden.
Auch deuten chinesische Berichte darauf hin, dass China plant, seine Zhongshan-Station mit weiteren Antennen zu erweitern. Diese Antennen sollen demnach von der China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC) gebaut werden. Diese könnte China laut CSIS nutzen, um Informationen im Indischen Ozean zu sammeln. So sei denkbar, dass China künftig von der Antarktis aus die indischen Seestreitkräfte überwachen könnte.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Der neue russische Ministerpräsident Michail Mischustin ist zu einem zweitägigen Antrittsbesuch nach China gereist. Begleitet wird Mischustin von dem für Energie zuständigen Vize-Ministerpräsidenten Alexander Nowak. Im Mittelpunkt des Besuchs steht der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen.
Mischustin nahm am Dienstag in Shanghai unter anderem an einem russisch-chinesischen Wirtschaftsforum teil, zu dem laut Bloomberg auch sanktionierte russische Tycoons aus den Schlüsselsektoren Düngemittel, Stahl und Bergbau eingeladen waren. Bei weiteren Stationen des Besuchs sprach er mit russischen Firmenvertretern und besuchte ein petrochemisches Forschungsinstitut des Staatskonzerns Sinopec. Auch ein Treffen mit der neuen Vorsitzenden der Brics-Bank Dilma Rousseff aus Brasilien war geplant.
Mischustin betonte in Shanghai, dass der Handel mit China Russland dabei geholfen habe, seine “Abhängigkeit vom Dollar” zu verringern. Er betonte, dass Russlands Landwirte bereit stünden, die Agrarexporte nach China deutlich zu steigern. China hatte während der Pandemie Agrarimporte, auch aus Russland, stark eingeschränkt. Auch behindern derzeit logistische Probleme unter anderem die Weizenimporte aus Russland. Umgekehrt stiegen Chinas Exporte nach Russland im April im Vergleich zum Vorjahr um 153 Prozent auf 9,6 Milliarden US-Dollar und damit einen neuen Rekordwert.
Mischustin wird am heutigen Mittwoch in Peking voraussichtlich seinen Amtskollegen Li Qiang sowie Staatschef Xi Jinping treffen. Nach Angaben der russischen Regierung soll es dabei um die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Verkehrsinfrastruktur und Landwirtschaft gehen.
Die Visite zeigt erneut, dass China mit Russland trotz des Ukraine-Kriegs auf business as usual setzt und die beiden Staaten Sanktionen des Westens demonstrativ die Stirn bieten. EU, USA, Großbritannien, Australien und Kanada haben Mischustin mit Sanktionen belegt. ck
Der britische Premierminister Rishi Sunak hat die G7-Länder davor gewarnt, gegenüber China in einen “pauschalen” Protektionismus zu verfallen. Großbritannien verfolge einen “gezielteren und spezifischeren” Ansatz in jenen Bereichen, in denen China die größte Bedrohung für seine wirtschaftliche Sicherheit darstelle, sagte Sunak am Dienstag auf der London Defence Conference. Es gebe eine “begrenzte Anzahl sehr sensibler Sektoren” wie die Halbleiterindustrie, in denen die Regierung einen “besonders robusten” Ansatz verfolgen werde. “Aber das ist keine Entschuldigung für einen pauschalen Abstieg in den Protektionismus.”
Offenbar will Sunak die Wogen glätten. Auf dem G7-Gipfel vergangene Woche im japanischen Hiroshima hatte er China als größte Herausforderung für die Sicherheit und den Wohlstand der Welt bezeichnet. Peking reagierte empört. Auf dem Gipfel hatten die Staats- und Regierungschefs der G7 erörtert, wie sie gemeinsam mit China umgehen können. Sie vereinbarten, sich um “konstruktive und stabile” Beziehungen zu bemühen und gleichzeitig Schritte voranzutreiben, um die Abhängigkeit von Peking in wichtigen Lieferketten zu verringern. cyb
Eine neue Corona-Welle schwappt offenbar durch China. Modellen des Regierungsberaters Zhong Nanshan zufolge soll der jüngste Ausbruch durch die Subvariante Omikron XBB ausgelöst worden sein und bereits Mitte April begonnen haben. Bis Ende Mai soll die Welle demnach zu 40 Millionen Infektionen pro Woche führen und Ende Juni mit 65 Millionen Infektionen pro Woche ihren Höhepunkt erreichen.
Zhong wies darauf hin, dass in China zwei speziell für die Subvariante Omikron XBB entwickelte Covid-Impfstoffe zugelassen seien und zwei weitere einheimische XBB-Impfstoffe kurz vor der Zulassung stünden. Dies ist Chinas zweite Corona-Welle, seitdem Peking Ende 2022 die Null-Covid-Strategie abgeschafft hat. cyb
Der Fast-Fashion-Gigant Shein expandiert auch in Lateinamerika rasant. Vor wenigen Wochen hatte Shein angekündigt, 148 Millionen Dollar in Lateinamerika zu investieren, jetzt produzieren bereits 100 Fabriken in Brasilien für den Online-Händler.
Das sei Teil des größeren Plans, die Produktion außerhalb Chinas zu erweitern und vom schnellen Wachstum in Lateinamerika zu profitieren, sagte Shein-Anteilseigner und Lateinamerika-Chef Marcelo Claure im Interview mit Bloomberg News. Shein stellt derzeit fast alle Produkte in China her, verkauft aber praktisch nichts an chinesische Kunden. Das Unternehmen will die Produktion in Wachstumsregionen ansiedeln, um die Vertriebskosten zu senken und die Lieferzeiten zu verkürzen. Im April hatte Shein angekündigt, in den nächsten fünf Jahren mit 2.000 brasilianischen Textilfabriken zusammenzuarbeiten. Für Indien und die Türkei gab es ähnliche Pläne bekannt.
“Lateinamerika spielt eine wichtige Rolle bei den Einnahmen von Shein. Es ist definitiv eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt”, sagte der Milliardär Claure, der 100 Millionen Dollar in das Unternehmen investiert hat. Er wies darauf hin, dass Shein eine der am häufigsten heruntergeladenen Apps in Brasilien sei. cyb
Eine Patek-Philippe-Uhr, getragen vom letzten Kaiser der Qing-Dynastie, ist am Dienstag bei einer Live-Auktion in Hongkong für 48,6 Millionen Hongkong-Dollar (rund 5,8 Millionen Euro) versteigert worden. Die Auktion dauerte nur etwa sieben Minuten.
Aisin-Gioro Puyi, der letzte Kaiser der Qing-Dynastie, hatte die Uhr seinem Dolmetscher Georgy Permyakov geschenkt. Permyakov hatte Puyi in dessen Haft in der Sowjetunion zwischen 1945 und 1950 begleitet. Puyi, 1908 im Alter von unter drei Jahren zum Kaiser gekrönt, wurde 1912 während der chinesischen Revolution von dem Thron verdrängt, was das Ende der letzten Kaiserdynastie besiegelte. Er durfte seinen Titel aber behalten und zunächst auch den Reichtum seiner Dynastie. Doch 1924 musste er den Kaiserpalast endgültig verlassen und hatte fortan finanzielle Schwierigkeiten. Es ist nicht bekannt, wann oder wie Puyi in den Besitz der 1937 fertiggestellten Uhr kam.
Auch ein roter Papierfächer, den Puyi persönlich beschriftet und seiner Dolmetscherin in Tokio geschenkt hatte, wurde erfolgreich versteigert – für umgerechnet rund 72.000 Euro. cyb
Als Lihong Koblin klein war, stand ihr Vater jeden Morgen noch vor dem ersten Sonnenlicht auf und empfing seine Schüler im Hof des Familienhauses. Als traditioneller Wu-Shu-Meister hatte er sein Leben ganz der Ausübung und Vermittlung der Kampfkunst verschrieben. “Seine innere Haltung und sein Auftreten haben mich damals sehr beeindruckt und geprägt”, erinnert sich Koblin, Taiji-Meisterin und Gründerin eines Taiji-Instituts in Freiburg. “Manchmal wurde er zu Wu-Shu-Wettbewerben gerufen, bei denen nicht selten junge Männer in gewaltsame Gruppenstreitereien gerieten.”
Mit wenigen Handgriffen trennte ihr Vater die streitenden Parteien. Danach sagte er wenige Worte und ging. “Seine Stimme habe ich bis heute im Ohr: Die Kunst des Kämpfens ist es, den Kampf zu stoppen.”
Koblin hat in den Provinzen Shandong und Sichuan studiert und kam 1999 als Austauschstudentin nach Berlin, wo sie ihren heutigen Mann kennenlernte. Nach dem Studium arbeitete sie weltweit im Finanzwesen, aber es wuchs der Drang, sich wieder ihren Wurzeln zu nähern. Sie verbrachte Jahre damit, über ihre Herkunft und die chinesische Kultur nachzudenken und reiste schließlich immer wieder an den Ursprungsort des Taiji, ins daoistische Wudang-Gebirge in Mittelchina. “Mir wurde klar, dass ich dieses Wissen und das Praktizieren, das seit den ersten Lebensjahren in mir reift, nicht für mich behalten sollte”, sagt Koblin. “Dass es sogar meine Pflicht ist, es der Gesellschaft weiterzugeben.”
Vor fast 20 Jahren ließ Koblin sich mit ihrer Familie in Freiburg nieder und gründete ein Taiji-Institut, das sie bis heute leitet. Dort unterrichtet sie Taiji und Qigong. “Längst meinem Elternhaus entwachsen, belebe ich im gewissen Sinne meine Kindheit wieder”, sagt sie. Es erfülle sie mit tiefer Freude, die Veränderung und Heilung zu beobachten, die Taiji und Qigong im Leben ihrer Schüler bewirken.
Koblin selbst haben die Rückbesinnung auf die Bewegungskunst und die Tradition ihrer Familie geholfen, sich in fremden Ländern und schließlich in Deutschland zurechtzufinden. “Bis heute bin ich sowohl in meinem Beruf als auch in meinem Privatleben meist die einzige Chinesin oder Asiatin”, sagt sie. Die interkulturelle Kommunikation und die Suche nach kultureller Identität seien für sie als Themen stets präsent.
Mit dem Praktizieren und der Weitergabe der traditionellen chinesischen Bewegungsformen fand Koblin einen Weg, kulturelle Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen, zu konkretisieren und sich selbst und ihre Schüler zu eigenen Entscheidungen zu befähigen. Ihre Arbeit ist also immer auch ein Prozess der Öffnung und der Selbstermächtigung.
Auf ihre Ziele für die Zukunft angesprochen, gibt sich Koblin bescheiden: “Ich habe keine Ziele, nach denen ich unbedingt streben möchte”, sagt sie. Aber sie verfolgt den Anspruch, dass jede Unterrichtsstunde, die sie gibt, anders ist als die vorangegangene – “und dass ich mich jeden Tag aufs Neue inspirieren lasse.” Svenja Napp
Antonio Scali ist seit März Realization Project Lead Logistics MINI Electric/ Spotlight für BMW China. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist Spotlight Automotive Ltd., das Joint Venture von Great Wall Motors und der BMW AG in Zhangjiagang.
Franz Schneller führt seit März als General Manager die FS-Engineering & Consulting in Shenyang. Bis Mai war er als Operationsmanager der Shuangma Industry Engineering & Consulting beschäftigt.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Winterweizenernte im Dorf Gujiabang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu: Mähdrescher fahren das reife Getreide ein. Die Winterweizenernte läuft nach offiziellen Angaben in diesem Jahr sogar schneller als geplant.
seit langem schon sorgt sich die Geschäftswelt in Deutschland und China wegen des Lieferkettengesetzes – vor allem, weil es in der Volksrepublik so immens schwierig ist, die Vorgaben zu erfüllen. Ohne unabhängige Audits lässt sich kaum verlässlich nachweisen, ob nicht doch irgendwo in der Lieferkette Zwangsarbeit steckt. Dass dies keine prinzipielle Ablehnung einer Regulierung der Lieferketten bedeutet, zeigt nun eine Umfrage der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die Table.Media vorliegt.
Demnach halten Mittelständler den Schutz von Menschenrechten in der Lieferkette durchaus für notwendig, wie Caspar Dohmen analysiert. Weniger zufrieden sind die Firmen hingegen mit der Umsetzung des Gesetzes in Deutschland. Auch von ihren Verbänden fühlen sich nicht alle korrekt vertreten.
China baut derzeit an einem unwirtlichen Punkt der Erde seine Präsenz aus. In der Antarktis errichtet die Volksrepublik derzeit ihre fünfte und bisher größte Forschungsstation. Wissenschaft ist das eine. Doch Chinas Vorstöße in der Antarktis sind auch Teil eines “Strebens nach Großmachtstatus”, schreibt Jörn Petring. Die US-Denkfabrik CSIS hat Satellitenbilder und einen Bericht des US-Militärs ausgewertet. Demnach könnten Pekings Stationen im ewigen Eis auch verdeckte Beobachtungsposten sein: So wurden etwa mehrere von ihnen mit auffälligen Antennen bestückt.
Einen selten detaillierten Einblick zur Einschätzung des Lieferkettengesetzes durch mittelständische Unternehmen (KMU) bietet eine bislang unveröffentlichte Umfrage der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die Table.Media vorliegt. Die vertraulich befragten Firmen halten Menschenrechtsschutz in Wertschöpfungsnetzen grundsätzlich für “notwendig”. Und sie “vertreten überwiegend die Einschätzung, eine gesetzliche Rahmenordnung bzw. verbindliche Strategie seien notwendig”, schreiben die Studienautorinnen Christiane Hellar, Jesco Kreft und Miriam Putz.
Vor allem die Lieferketten in China sind jüngst ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt. Besonders deutsche Autobauer geraten wegen der großen Gefahr von Zwangsarbeit bei ihren Zulieferern unter Druck. Weil ausländische Firmen die nötigen unabhängigen Prüfungen gegen den Willen der örtlichen Behörden aber nicht durchsetzten können, bleibt große Unsicherheit. Auch andere Branchen sind betroffen: Landwirtschaft, Solar, Bergbau.
Weil unter deutschen Verbrauchern das Bewusstsein für das Problem drastisch zugenommen hat, “herrscht eine hohe Akzeptanz des Lieferkettengesetzes” (LkSG) bei den Unternehmen.
Seit Jahren dominieren in der öffentlichen Diskussion im Hinblick auf die Lieferkettenregulierung in Deutschland zwei Positionen aus der Wirtschaft: Da sind auf der einen Seite die klaren Befürworter von Lieferkettengesetzen. Dazu zählen Unternehmen wie Vaude und Tchibo sowie meist kleinere progressive Unternehmensverbände wie der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft oder B.A.U.M e.V. Und da sind zum anderen große Verbände, die sich lange gegen eine nationale Lieferkettenregulierung in menschenrechtlicher Hinsicht ausgesprochen haben und nun verhindern wollen, dass auch die EU Regelungen verabschiedet, die ihnen zu weit gehen. Wichtige Stimmen sind hier der BDI, BDA und VDMA.
Die Rede der Kritiker ist von Kompetenzproblemen, Bürokratie, Kosten und Machbarkeit. Kürzlich warnte die Stiftung Familienunternehmen vor einer “inflationsartigen” Regulierung. Aktuell müssten Unternehmen 20 neue Gesetzesvorhaben und Richtlinien mit Prüf-, Berichts- und Offenlegungspflichten umsetzen. Zwölf Vorhaben kämen aus Europa, acht aus Deutschland. “Wir können die ökologische Transformation nicht mit Meldepflichten und Regulatorik bewältigen, sondern vor allem mit unternehmerischer Initiative und Innovation”, sagt Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik.
Die Befragung der Hamburger Stiftung für Unternehmensethik vermittelt eine dritte, andere Position von Unternehmen: KMU, die sich an der Kritik der eigenen Verbände an der Lieferkettengesetzgebung stören – oder Firmen, die prinzipiell Lieferkettenregulierung für richtig erachten, aber sich an der Umsetzung des Gesetzes stören.
Schon jetzt befassen sich viele KMU mit dem Thema, obwohl sie von dem Gesetz nicht direkt erfasst sind, da die Verpflichtung bislang nur für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten gilt. Aber die betroffenen großen Unternehmen reichen die Anforderungen an ihre Kunden – häufig KMU – weiter – das führe, so die Analyse, “zu einer Verbreiterung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten weit über den Geltungsbereich des Gesetzes hinaus”.
Die befragten Unternehmen sprechen von finanziellen Belastungen durch die Lieferkettenregulierung. Diese seien aber nicht genau zu beziffern, weil die Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten überwiegend als Querschnittaufgabe organisiert sei.
Den Einsatz zusätzlicher Ressourcen betrachteten die befragten Unternehmen durchaus als “sinnvolle unternehmerische Investition”. Einige Unternehmen sehen hier ein “Vertretungsproblem” durch ihre Verbände. “Ihre politische Interessenvertretung habe die grundsätzlich positive Haltung vieler KMU erst ignoriert, dann zu lange auf Verhinderung gesetzt und sich schließlich zu wenig pragmatisch in die konkrete Ausgestaltung eingebracht”, heißt es. Zweifel daran, dass KMU die Anforderungen des Gesetzes operativ und konzeptionell nicht umzusetzen können, halten sie für unangebracht. Dieses politische Narrativ wiesen selbst “ursprünglich gesetzesskeptische Unternehmen als wirtschafts- bzw. mittelstandsfremd zurück”, heißt es in der Studie.
Die Unternehmen sehen aber die Gefahr, dass bei der Umsetzung des Gesetzes “mittelfristig eine Compliance-Perspektive dominieren könnte”. Unternehmen könnten sich darauf fokussieren, sich rechtlich unangreifbar zu machen, während die echte Verbesserung der Verhältnisse entlang der Lieferketten unterbleibe. Damit wäre in der Sache – also der Verbesserung der Situation für Mensch und Umwelt in den Lieferketten – wenig gewonnen.
“Erhebliche Durchsetzungsprobleme” erwarten die KMU in China, wo sie sich “angesichts der LkSG-Vorgaben und ihrer Einflussmöglichkeiten vor Ort mit paradoxen Anforderungen konfrontiert” sehen, die eine ganze Reihe Geschäftsmodelle mit großem China-Bezug in der Lieferkette grundsätzlich infrage stellen könnten. Man werde die Einhaltung von Menschenrechten “in einem autoritären, nicht demokratischen Land schlichtweg nicht gewährleisten können”, sagen Unternehmensvertreter. Auf Nachfrage gebe etwa ein Viertel der Befragten an, mittelfristig einen kompletten Rückzug aus bestimmten chinesischen Regionen zu prüfen.
Bei der Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nutzten die Unternehmen gewöhnlich Instrumente und Verfahren, mit denen sie bereits im Umweltbereich Erfahrungen haben.
Unzufrieden sind die KMU mit der Umsetzung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Bis weit in den Spätsommer 2022 habe es in wichtigen Punkten keine Auslegungshilfen durch die Behörde gegeben. Zudem wünschen sich die Unternehmen spezifischere Hilfen des Helpdesks der Behörde, was Verfahren, Instrumente, Berichte sowie Einschätzungen zu Reichweite und Tiefe es Gesetzes anbelangt. Unzufrieden sind die Unternehmen auch mit den entsprechenden Beratungsangeboten der Kammern.
Wenn man in Peking ein Loch bohren und sich einmal durch den Planeten graben würde, käme man im Südatlantik zwischen Argentinien und der Antarktis wieder heraus. Es gibt also kaum einen anderen Ort, der weiter vom chinesischen Machtzentrum entfernt ist als die Antarktis-Region.
Trotz der enormen Entfernung verfolgen die Chinesen auf dem Eis-Kontinent große Ambitionen. Wie aktiv sie in der Region sind, geht aus einem kürzlich vom Center for Strategic and International Studies (CSIS) veröffentlichten Bericht hervor. Laut der US-Denkfabrik, die aktuelle Satellitenbilder auswertete, schreitet insbesondere der Bau der am Rossmeer gelegenen neuen Taishang-Station schnell voran. Es handelt sich dabei um Chinas fünfte Forschungsstation am Südpol.
“China vollzieht dort derzeit die bedeutendste Ausweitung seiner Präsenz seit zehn Jahren”, schreiben die Autoren. So ist die neue Station mit einer Fläche von etwa 5000 Quadratmetern deutlich größer als alle bisherigen Basen der Volksrepublik. Die wachsende Präsenz der Volksrepublik in den entlegenen Polargebieten dient nach ihrer Ansicht auch dazu, “Chinas umfassendere strategische und militärische Interessen voranzubringen”. Chinas Vorstöße in der Antarktis und auch der Arktis seien Teil seines “Strebens nach Großmachtstatus“.
Gemäß internationalem Recht darf China, wie viele andere Nationen auch, in der Antarktis präsent sein. Die Grundlage dafür ist der Antarktisvertrag von 1959. Dieses weltweite Abkommen regelt die politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf dem Kontinent und war ursprünglich von zwölf Staaten, einschließlich der USA und der damaligen Sowjetunion, unterzeichnet worden. Heute beteiligen sich mehr als 50 Staaten; rund 30 von ihnen betreiben Forschungsstationen.
Der Vertrag legt fest, dass die Antarktis nur für friedliche Zwecke genutzt werden darf. Militärische Aktivitäten sind untersagt. Auch darf niemand Souveränitätsansprüche auf den antarktischen Kontinent erheben. Seither ruhen die auf früheren Besitznahmen bestehenden Gebietsansprüche mehrerer Staaten wie Großbritannien, Frankreich, Argentinien oder Australien.
Für China war der Beitritt zu dem Vertragswerk alles andere als einfach. 1981 lehnten die Vertragsmitglieder den ersten Versuch zum Beitritt ab – was Peking damals als Demütigung empfand. 1983 dann gelang die Unterschrift. Kurze Zeit später begann der Bau der Great Wall Station, Chinas erster Niederlassung in der Region. Heute betreibt Peking zwei Stationen an der Küste und zwei im Inland.
Die USA unterhalten zwar immer noch eine größere Forschungspräsenz in der Antarktis als China. Laut CSIS ist China aber derzeit in der Antarktis aktiver als jede andere Nation. Peking möchte als starke Antarktis-Nation wahrgenommen werden und hofft, durch seine wachsende wissenschaftliche Präsenz den Weg zu ebnen, eine größere Stimme in der künftigen Verwaltung der Region zu haben.
Es gibt viele Streitpunkte: zum Beispiel, ob in der Zukunft einmal das Abbauen von Mineralien in der Region erlaubt sein soll oder in welchem Umfang in den arktischen Gewässern Fischfang betrieben werden darf. Zusammen mit Russland blockiert China seit Jahren die Einrichtung neuer Schutzgebiete in der Region.
Laut CSIS könnte China in der Antarktis jedoch mehr im Sinn haben, als nur sein geopolitisches Gewicht zu demonstrieren. Die Ausrüstung der chinesischen Stationen könnte laut den CSIS-Autoren auch zur Spionage genutzt werden. Sie berufen sich dabei auf einen Bericht des US-Militärs – und warnen vor “Dual-Use-Technologien”, die “zumindest teilweise dazu dienen könnten, die Volksbefreiungsarmee zu unterstützen”.
So wird die neue Taishang-Station laut CSIS über eine Satelliten-Bodenstation verfügen, die sowohl für wissenschaftliche Kommunikation als auch für Spionage genutzt werden könnte. Die Lage der derzeit im Bau befindlichen Station sei dazu geeignet, etwa Telemetriedaten von Raketen zu sammeln, die aus Australien oder Neuseeland gestartet werden.
Auch deuten chinesische Berichte darauf hin, dass China plant, seine Zhongshan-Station mit weiteren Antennen zu erweitern. Diese Antennen sollen demnach von der China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC) gebaut werden. Diese könnte China laut CSIS nutzen, um Informationen im Indischen Ozean zu sammeln. So sei denkbar, dass China künftig von der Antarktis aus die indischen Seestreitkräfte überwachen könnte.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Der neue russische Ministerpräsident Michail Mischustin ist zu einem zweitägigen Antrittsbesuch nach China gereist. Begleitet wird Mischustin von dem für Energie zuständigen Vize-Ministerpräsidenten Alexander Nowak. Im Mittelpunkt des Besuchs steht der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen.
Mischustin nahm am Dienstag in Shanghai unter anderem an einem russisch-chinesischen Wirtschaftsforum teil, zu dem laut Bloomberg auch sanktionierte russische Tycoons aus den Schlüsselsektoren Düngemittel, Stahl und Bergbau eingeladen waren. Bei weiteren Stationen des Besuchs sprach er mit russischen Firmenvertretern und besuchte ein petrochemisches Forschungsinstitut des Staatskonzerns Sinopec. Auch ein Treffen mit der neuen Vorsitzenden der Brics-Bank Dilma Rousseff aus Brasilien war geplant.
Mischustin betonte in Shanghai, dass der Handel mit China Russland dabei geholfen habe, seine “Abhängigkeit vom Dollar” zu verringern. Er betonte, dass Russlands Landwirte bereit stünden, die Agrarexporte nach China deutlich zu steigern. China hatte während der Pandemie Agrarimporte, auch aus Russland, stark eingeschränkt. Auch behindern derzeit logistische Probleme unter anderem die Weizenimporte aus Russland. Umgekehrt stiegen Chinas Exporte nach Russland im April im Vergleich zum Vorjahr um 153 Prozent auf 9,6 Milliarden US-Dollar und damit einen neuen Rekordwert.
Mischustin wird am heutigen Mittwoch in Peking voraussichtlich seinen Amtskollegen Li Qiang sowie Staatschef Xi Jinping treffen. Nach Angaben der russischen Regierung soll es dabei um die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Verkehrsinfrastruktur und Landwirtschaft gehen.
Die Visite zeigt erneut, dass China mit Russland trotz des Ukraine-Kriegs auf business as usual setzt und die beiden Staaten Sanktionen des Westens demonstrativ die Stirn bieten. EU, USA, Großbritannien, Australien und Kanada haben Mischustin mit Sanktionen belegt. ck
Der britische Premierminister Rishi Sunak hat die G7-Länder davor gewarnt, gegenüber China in einen “pauschalen” Protektionismus zu verfallen. Großbritannien verfolge einen “gezielteren und spezifischeren” Ansatz in jenen Bereichen, in denen China die größte Bedrohung für seine wirtschaftliche Sicherheit darstelle, sagte Sunak am Dienstag auf der London Defence Conference. Es gebe eine “begrenzte Anzahl sehr sensibler Sektoren” wie die Halbleiterindustrie, in denen die Regierung einen “besonders robusten” Ansatz verfolgen werde. “Aber das ist keine Entschuldigung für einen pauschalen Abstieg in den Protektionismus.”
Offenbar will Sunak die Wogen glätten. Auf dem G7-Gipfel vergangene Woche im japanischen Hiroshima hatte er China als größte Herausforderung für die Sicherheit und den Wohlstand der Welt bezeichnet. Peking reagierte empört. Auf dem Gipfel hatten die Staats- und Regierungschefs der G7 erörtert, wie sie gemeinsam mit China umgehen können. Sie vereinbarten, sich um “konstruktive und stabile” Beziehungen zu bemühen und gleichzeitig Schritte voranzutreiben, um die Abhängigkeit von Peking in wichtigen Lieferketten zu verringern. cyb
Eine neue Corona-Welle schwappt offenbar durch China. Modellen des Regierungsberaters Zhong Nanshan zufolge soll der jüngste Ausbruch durch die Subvariante Omikron XBB ausgelöst worden sein und bereits Mitte April begonnen haben. Bis Ende Mai soll die Welle demnach zu 40 Millionen Infektionen pro Woche führen und Ende Juni mit 65 Millionen Infektionen pro Woche ihren Höhepunkt erreichen.
Zhong wies darauf hin, dass in China zwei speziell für die Subvariante Omikron XBB entwickelte Covid-Impfstoffe zugelassen seien und zwei weitere einheimische XBB-Impfstoffe kurz vor der Zulassung stünden. Dies ist Chinas zweite Corona-Welle, seitdem Peking Ende 2022 die Null-Covid-Strategie abgeschafft hat. cyb
Der Fast-Fashion-Gigant Shein expandiert auch in Lateinamerika rasant. Vor wenigen Wochen hatte Shein angekündigt, 148 Millionen Dollar in Lateinamerika zu investieren, jetzt produzieren bereits 100 Fabriken in Brasilien für den Online-Händler.
Das sei Teil des größeren Plans, die Produktion außerhalb Chinas zu erweitern und vom schnellen Wachstum in Lateinamerika zu profitieren, sagte Shein-Anteilseigner und Lateinamerika-Chef Marcelo Claure im Interview mit Bloomberg News. Shein stellt derzeit fast alle Produkte in China her, verkauft aber praktisch nichts an chinesische Kunden. Das Unternehmen will die Produktion in Wachstumsregionen ansiedeln, um die Vertriebskosten zu senken und die Lieferzeiten zu verkürzen. Im April hatte Shein angekündigt, in den nächsten fünf Jahren mit 2.000 brasilianischen Textilfabriken zusammenzuarbeiten. Für Indien und die Türkei gab es ähnliche Pläne bekannt.
“Lateinamerika spielt eine wichtige Rolle bei den Einnahmen von Shein. Es ist definitiv eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt”, sagte der Milliardär Claure, der 100 Millionen Dollar in das Unternehmen investiert hat. Er wies darauf hin, dass Shein eine der am häufigsten heruntergeladenen Apps in Brasilien sei. cyb
Eine Patek-Philippe-Uhr, getragen vom letzten Kaiser der Qing-Dynastie, ist am Dienstag bei einer Live-Auktion in Hongkong für 48,6 Millionen Hongkong-Dollar (rund 5,8 Millionen Euro) versteigert worden. Die Auktion dauerte nur etwa sieben Minuten.
Aisin-Gioro Puyi, der letzte Kaiser der Qing-Dynastie, hatte die Uhr seinem Dolmetscher Georgy Permyakov geschenkt. Permyakov hatte Puyi in dessen Haft in der Sowjetunion zwischen 1945 und 1950 begleitet. Puyi, 1908 im Alter von unter drei Jahren zum Kaiser gekrönt, wurde 1912 während der chinesischen Revolution von dem Thron verdrängt, was das Ende der letzten Kaiserdynastie besiegelte. Er durfte seinen Titel aber behalten und zunächst auch den Reichtum seiner Dynastie. Doch 1924 musste er den Kaiserpalast endgültig verlassen und hatte fortan finanzielle Schwierigkeiten. Es ist nicht bekannt, wann oder wie Puyi in den Besitz der 1937 fertiggestellten Uhr kam.
Auch ein roter Papierfächer, den Puyi persönlich beschriftet und seiner Dolmetscherin in Tokio geschenkt hatte, wurde erfolgreich versteigert – für umgerechnet rund 72.000 Euro. cyb
Als Lihong Koblin klein war, stand ihr Vater jeden Morgen noch vor dem ersten Sonnenlicht auf und empfing seine Schüler im Hof des Familienhauses. Als traditioneller Wu-Shu-Meister hatte er sein Leben ganz der Ausübung und Vermittlung der Kampfkunst verschrieben. “Seine innere Haltung und sein Auftreten haben mich damals sehr beeindruckt und geprägt”, erinnert sich Koblin, Taiji-Meisterin und Gründerin eines Taiji-Instituts in Freiburg. “Manchmal wurde er zu Wu-Shu-Wettbewerben gerufen, bei denen nicht selten junge Männer in gewaltsame Gruppenstreitereien gerieten.”
Mit wenigen Handgriffen trennte ihr Vater die streitenden Parteien. Danach sagte er wenige Worte und ging. “Seine Stimme habe ich bis heute im Ohr: Die Kunst des Kämpfens ist es, den Kampf zu stoppen.”
Koblin hat in den Provinzen Shandong und Sichuan studiert und kam 1999 als Austauschstudentin nach Berlin, wo sie ihren heutigen Mann kennenlernte. Nach dem Studium arbeitete sie weltweit im Finanzwesen, aber es wuchs der Drang, sich wieder ihren Wurzeln zu nähern. Sie verbrachte Jahre damit, über ihre Herkunft und die chinesische Kultur nachzudenken und reiste schließlich immer wieder an den Ursprungsort des Taiji, ins daoistische Wudang-Gebirge in Mittelchina. “Mir wurde klar, dass ich dieses Wissen und das Praktizieren, das seit den ersten Lebensjahren in mir reift, nicht für mich behalten sollte”, sagt Koblin. “Dass es sogar meine Pflicht ist, es der Gesellschaft weiterzugeben.”
Vor fast 20 Jahren ließ Koblin sich mit ihrer Familie in Freiburg nieder und gründete ein Taiji-Institut, das sie bis heute leitet. Dort unterrichtet sie Taiji und Qigong. “Längst meinem Elternhaus entwachsen, belebe ich im gewissen Sinne meine Kindheit wieder”, sagt sie. Es erfülle sie mit tiefer Freude, die Veränderung und Heilung zu beobachten, die Taiji und Qigong im Leben ihrer Schüler bewirken.
Koblin selbst haben die Rückbesinnung auf die Bewegungskunst und die Tradition ihrer Familie geholfen, sich in fremden Ländern und schließlich in Deutschland zurechtzufinden. “Bis heute bin ich sowohl in meinem Beruf als auch in meinem Privatleben meist die einzige Chinesin oder Asiatin”, sagt sie. Die interkulturelle Kommunikation und die Suche nach kultureller Identität seien für sie als Themen stets präsent.
Mit dem Praktizieren und der Weitergabe der traditionellen chinesischen Bewegungsformen fand Koblin einen Weg, kulturelle Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen, zu konkretisieren und sich selbst und ihre Schüler zu eigenen Entscheidungen zu befähigen. Ihre Arbeit ist also immer auch ein Prozess der Öffnung und der Selbstermächtigung.
Auf ihre Ziele für die Zukunft angesprochen, gibt sich Koblin bescheiden: “Ich habe keine Ziele, nach denen ich unbedingt streben möchte”, sagt sie. Aber sie verfolgt den Anspruch, dass jede Unterrichtsstunde, die sie gibt, anders ist als die vorangegangene – “und dass ich mich jeden Tag aufs Neue inspirieren lasse.” Svenja Napp
Antonio Scali ist seit März Realization Project Lead Logistics MINI Electric/ Spotlight für BMW China. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist Spotlight Automotive Ltd., das Joint Venture von Great Wall Motors und der BMW AG in Zhangjiagang.
Franz Schneller führt seit März als General Manager die FS-Engineering & Consulting in Shenyang. Bis Mai war er als Operationsmanager der Shuangma Industry Engineering & Consulting beschäftigt.
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Winterweizenernte im Dorf Gujiabang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu: Mähdrescher fahren das reife Getreide ein. Die Winterweizenernte läuft nach offiziellen Angaben in diesem Jahr sogar schneller als geplant.