Table.Briefing: China

Mittelstand und Lieferkette + Antarktis-Ambitionen

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit langem schon sorgt sich die Geschäftswelt in Deutschland und China wegen des Lieferkettengesetzes – vor allem, weil es in der Volksrepublik so immens schwierig ist, die Vorgaben zu erfüllen. Ohne unabhängige Audits lässt sich kaum verlässlich nachweisen, ob nicht doch irgendwo in der Lieferkette Zwangsarbeit steckt. Dass dies keine prinzipielle Ablehnung einer Regulierung der Lieferketten bedeutet, zeigt nun eine Umfrage der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die Table.Media vorliegt.

Demnach halten Mittelständler den Schutz von Menschenrechten in der Lieferkette durchaus für notwendig, wie Caspar Dohmen analysiert. Weniger zufrieden sind die Firmen hingegen mit der Umsetzung des Gesetzes in Deutschland. Auch von ihren Verbänden fühlen sich nicht alle korrekt vertreten.

China baut derzeit an einem unwirtlichen Punkt der Erde seine Präsenz aus. In der Antarktis errichtet die Volksrepublik derzeit ihre fünfte und bisher größte Forschungsstation. Wissenschaft ist das eine. Doch Chinas Vorstöße in der Antarktis sind auch Teil eines “Strebens nach Großmachtstatus”, schreibt Jörn Petring. Die US-Denkfabrik CSIS hat Satellitenbilder und einen Bericht des US-Militärs ausgewertet. Demnach könnten Pekings Stationen im ewigen Eis auch verdeckte Beobachtungsposten sein: So wurden etwa mehrere von ihnen mit auffälligen Antennen bestückt.

Ihre
Christiane Kühl
Bild von Christiane  Kühl

Analyse

Mittelständler bemäkeln Umsetzung des Lieferketten-Gesetzes

Einen selten detaillierten Einblick zur Einschätzung des Lieferkettengesetzes durch mittelständische Unternehmen (KMU) bietet eine bislang unveröffentlichte Umfrage der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die Table.Media vorliegt. Die vertraulich befragten Firmen halten Menschenrechtsschutz in Wertschöpfungsnetzen grundsätzlich für “notwendig”. Und sie “vertreten überwiegend die Einschätzung, eine gesetzliche Rahmenordnung bzw. verbindliche Strategie seien notwendig”, schreiben die Studienautorinnen Christiane Hellar, Jesco Kreft und Miriam Putz.

Vor allem die Lieferketten in China sind jüngst ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt. Besonders deutsche Autobauer geraten wegen der großen Gefahr von Zwangsarbeit bei ihren Zulieferern unter Druck. Weil ausländische Firmen die nötigen unabhängigen Prüfungen gegen den Willen der örtlichen Behörden aber nicht durchsetzten können, bleibt große Unsicherheit. Auch andere Branchen sind betroffen: Landwirtschaft, Solar, Bergbau.

Weil unter deutschen Verbrauchern das Bewusstsein für das Problem drastisch zugenommen hat, “herrscht eine hohe Akzeptanz des Lieferkettengesetzes” (LkSG) bei den Unternehmen.

  • Befragt wurden 39 Unternehmen vertraulich nach den Chatham House-Regeln, die festlegen, dass zwar der Gesprächsinhalt weitergegeben, die Identität der Gesprächspartner aber nicht offengelegt werden darf.
  • Diese sind überwiegend kleine und mittlere Firmen mit Umsätzen von 15 bis 600 Millionen Euro, sowie drei Großunternehmen. 
  • Sie haben 25 bis 7000 Mitarbeitende. 
  • Alle hatten Erfahrungen im Bereich menschenrechtlicher Due Diligence
  • Die Gesprächspartner stammten aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Einkauf, Compliance, Recht und anderen für die Umsetzung des LkSG verantwortlichen Bereichen. 

Lieferkettenschutz: Noch immer gibt es auch Kritiker

Seit Jahren dominieren in der öffentlichen Diskussion im Hinblick auf die Lieferkettenregulierung in Deutschland zwei Positionen aus der Wirtschaft: Da sind auf der einen Seite die klaren Befürworter von Lieferkettengesetzen. Dazu zählen Unternehmen wie Vaude und Tchibo sowie meist kleinere progressive Unternehmensverbände wie der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft oder B.A.U.M e.V. Und da sind zum anderen große Verbände, die sich lange gegen eine nationale Lieferkettenregulierung in menschenrechtlicher Hinsicht ausgesprochen haben und nun verhindern wollen, dass auch die EU Regelungen verabschiedet, die ihnen zu weit gehen. Wichtige Stimmen sind hier der BDI, BDA und VDMA.  

Die Rede der Kritiker ist von Kompetenzproblemen, Bürokratie, Kosten und Machbarkeit. Kürzlich warnte die Stiftung Familienunternehmen vor einer “inflationsartigen” Regulierung. Aktuell müssten Unternehmen 20 neue Gesetzesvorhaben und Richtlinien mit Prüf-, Berichts- und Offenlegungspflichten umsetzen. Zwölf Vorhaben kämen aus Europa, acht aus Deutschland. “Wir können die ökologische Transformation nicht mit Meldepflichten und Regulatorik bewältigen, sondern vor allem mit unternehmerischer Initiative und Innovation”, sagt Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik. 

Umfrage: Kritik an eigenen Verbänden

Die Befragung der Hamburger Stiftung für Unternehmensethik vermittelt eine dritte, andere Position von Unternehmen: KMU, die sich an der Kritik der eigenen Verbände an der Lieferkettengesetzgebung stören – oder Firmen, die prinzipiell Lieferkettenregulierung für richtig erachten, aber sich an der Umsetzung des Gesetzes stören.

Schon jetzt befassen sich viele KMU mit dem Thema, obwohl sie von dem Gesetz nicht direkt erfasst sind, da die Verpflichtung bislang nur für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten gilt. Aber die betroffenen großen Unternehmen reichen die Anforderungen an ihre Kunden – häufig KMU – weiter – das führe, so die Analyse, “zu einer Verbreiterung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten weit über den Geltungsbereich des Gesetzes hinaus”.  

Zusatzausgaben: “sinnvolle unternehmerische Investition” 

Die befragten Unternehmen sprechen von finanziellen Belastungen durch die Lieferkettenregulierung. Diese seien aber nicht genau zu beziffern, weil die Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten überwiegend als Querschnittaufgabe organisiert sei.  

  • Drei Viertel der befragten Unternehmen hatten für 2022 ihr Personal um 0,03 bis zwei Prozent aufgestockt, im Schnitt waren es 0,54 Prozent.  
  • Weitere Kosten entstehen durch die Lizenzkosten für Software zur Risikoanalyse und Zuliefermanagement. Abhängig vom Lizenzumfang und der Anzahl der Nutzer seien dies 25.000 bis 200.000 Euro

Den Einsatz zusätzlicher Ressourcen betrachteten die befragten Unternehmen durchaus als “sinnvolle unternehmerische Investition”. Einige Unternehmen sehen hier ein “Vertretungsproblem” durch ihre Verbände. “Ihre politische Interessenvertretung habe die grundsätzlich positive Haltung vieler KMU erst ignoriert, dann zu lange auf Verhinderung gesetzt und sich schließlich zu wenig pragmatisch in die konkrete Ausgestaltung eingebracht”, heißt es. Zweifel daran, dass KMU die Anforderungen des Gesetzes operativ und konzeptionell nicht umzusetzen können, halten sie für unangebracht. Dieses politische Narrativ wiesen selbst “ursprünglich gesetzesskeptische Unternehmen als wirtschafts- bzw. mittelstandsfremd zurück”, heißt es in der Studie.  

“Erhebliche Durchsetzungsprobleme” in China 

Die Unternehmen sehen aber die Gefahr, dass bei der Umsetzung des Gesetzes “mittelfristig eine Compliance-Perspektive dominieren könnte”. Unternehmen könnten sich darauf fokussieren, sich rechtlich unangreifbar zu machen, während die echte Verbesserung der Verhältnisse entlang der Lieferketten unterbleibe. Damit wäre in der Sache – also der Verbesserung der Situation für Mensch und Umwelt in den Lieferketten – wenig gewonnen.

“Erhebliche Durchsetzungsprobleme” erwarten die KMU in China, wo sie sich “angesichts der LkSG-Vorgaben und ihrer Einflussmöglichkeiten vor Ort mit paradoxen Anforderungen konfrontiert” sehen, die eine ganze Reihe Geschäftsmodelle mit großem China-Bezug in der Lieferkette grundsätzlich infrage stellen könnten. Man werde die Einhaltung von Menschenrechten “in einem autoritären, nicht demokratischen Land schlichtweg nicht gewährleisten können”, sagen Unternehmensvertreter. Auf Nachfrage gebe etwa ein Viertel der Befragten an, mittelfristig einen kompletten Rückzug aus bestimmten chinesischen Regionen zu prüfen

KMU wünschen sich konkrete Hilfestellung der Behörden 

Bei der Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nutzten die Unternehmen gewöhnlich Instrumente und Verfahren, mit denen sie bereits im Umweltbereich Erfahrungen haben. 

Unzufrieden sind die KMU mit der Umsetzung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Bis weit in den Spätsommer 2022 habe es in wichtigen Punkten keine Auslegungshilfen durch die Behörde gegeben. Zudem wünschen sich die Unternehmen spezifischere Hilfen des Helpdesks der Behörde, was Verfahren, Instrumente, Berichte sowie Einschätzungen zu Reichweite und Tiefe es Gesetzes anbelangt. Unzufrieden sind die Unternehmen auch mit den entsprechenden Beratungsangeboten der Kammern. 

  • Handel
  • Lieferkettengesetz
  • Menschenrechte
  • Mittelstand

Chinas Ambitionen in der Antarktis

Chinas “Great Wall Station” ist die älteste der Volksrepublik in der Antarktis. Derzeit ist die fünfte und bislang größte Station Pekings im Bau.

Wenn man in Peking ein Loch bohren und sich einmal durch den Planeten graben würde, käme man im Südatlantik zwischen Argentinien und der Antarktis wieder heraus. Es gibt also kaum einen anderen Ort, der weiter vom chinesischen Machtzentrum entfernt ist als die Antarktis-Region. 

Trotz der enormen Entfernung verfolgen die Chinesen auf dem Eis-Kontinent große Ambitionen. Wie aktiv sie in der Region sind, geht aus einem kürzlich vom Center for Strategic and International Studies (CSIS) veröffentlichten Bericht hervor. Laut der US-Denkfabrik, die aktuelle Satellitenbilder auswerteteschreitet insbesondere der Bau der am Rossmeer gelegenen neuen Taishang-Station schnell voran. Es handelt sich dabei um Chinas fünfte Forschungsstation am Südpol. 

“China vollzieht dort derzeit die bedeutendste Ausweitung seiner Präsenz seit zehn Jahren”, schreiben die Autoren. So ist die neue Station mit einer Fläche von etwa 5000 Quadratmetern deutlich größer als alle bisherigen Basen der Volksrepublik. Die wachsende Präsenz der Volksrepublik in den entlegenen Polargebieten dient nach ihrer Ansicht auch dazu, “Chinas umfassendere strategische und militärische Interessen voranzubringen”. Chinas Vorstöße in der Antarktis und auch der Arktis seien Teil seines “Strebens nach Großmachtstatus“.

Antarktis-Vertrag: Grundlage der friedlichen Nutzung

Gemäß internationalem Recht darf China, wie viele andere Nationen auch, in der Antarktis präsent sein. Die Grundlage dafür ist der Antarktisvertrag von 1959. Dieses weltweite Abkommen regelt die politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf dem Kontinent und war ursprünglich von zwölf Staaten, einschließlich der USA und der damaligen Sowjetunion, unterzeichnet worden. Heute beteiligen sich mehr als 50 Staaten; rund 30 von ihnen betreiben Forschungsstationen.

Der Vertrag legt fest, dass die Antarktis nur für friedliche Zwecke genutzt werden darf. Militärische Aktivitäten sind untersagt. Auch darf niemand Souveränitätsansprüche auf den antarktischen Kontinent erheben. Seither ruhen die auf früheren Besitznahmen bestehenden Gebietsansprüche mehrerer Staaten wie Großbritannien, Frankreich, Argentinien oder Australien.

China in der Antarktis: Schwieriger Start

Für China war der Beitritt zu dem Vertragswerk alles andere als einfach. 1981 lehnten die Vertragsmitglieder den ersten Versuch zum Beitritt ab – was Peking damals als Demütigung empfand. 1983 dann gelang die Unterschrift. Kurze Zeit später begann der Bau der Great Wall Station, Chinas erster Niederlassung in der Region. Heute betreibt Peking zwei Stationen an der Küste und zwei im Inland.

Die USA unterhalten zwar immer noch eine größere Forschungspräsenz in der Antarktis als China. Laut CSIS ist China aber derzeit in der Antarktis aktiver als jede andere Nation. Peking möchte als starke Antarktis-Nation wahrgenommen werden und hofft, durch seine wachsende wissenschaftliche Präsenz den Weg zu ebnen, eine größere Stimme in der künftigen Verwaltung der Region zu haben. 

Es gibt viele Streitpunkte: zum Beispiel, ob in der Zukunft einmal das Abbauen von Mineralien in der Region erlaubt sein soll oder in welchem Umfang in den arktischen Gewässern Fischfang betrieben werden darf. Zusammen mit Russland blockiert China seit Jahren die Einrichtung neuer Schutzgebiete in der Region. 

Chinas Antarktis-Stationen: Warnung vor Dual-Use-Technik

Laut CSIS könnte China in der Antarktis jedoch mehr im Sinn haben, als nur sein geopolitisches Gewicht zu demonstrieren. Die Ausrüstung der chinesischen Stationen könnte laut den CSIS-Autoren auch zur Spionage genutzt werden. Sie berufen sich dabei auf einen Bericht des US-Militärs – und warnen vor “Dual-Use-Technologien”, die “zumindest teilweise dazu dienen könnten, die Volksbefreiungsarmee zu unterstützen”. 

So wird die neue Taishang-Station laut CSIS über eine Satelliten-Bodenstation verfügen, die sowohl für wissenschaftliche Kommunikation als auch für Spionage genutzt werden könnte. Die Lage der derzeit im Bau befindlichen Station sei dazu geeignet, etwa Telemetriedaten von Raketen zu sammeln, die aus Australien oder Neuseeland gestartet werden. 

Auch deuten chinesische Berichte darauf hin, dass China plant, seine Zhongshan-Station mit weiteren Antennen zu erweitern. Diese Antennen sollen demnach von der China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC) gebaut werden. Diese könnte China laut CSIS nutzen, um Informationen im Indischen Ozean zu sammeln. So sei denkbar, dass China künftig von der Antarktis aus die indischen Seestreitkräfte überwachen könnte.

  • Geopolitik
  • Spionage
Translation missing.

Sinolytics Radar

Jugend-Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu

Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
  • Im April 2023 lag die Arbeitslosenquote der 16- bis 24-Jährigen in China bei 20,4 Prozent und damit erstmals über 20 Prozent. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (18,2 Prozent) stieg sie damit um mehr als 2 Prozentpunkte.
  • Vor der Corona-Pandemie, im April 2019, war die Quote mit 9,9 Prozent weniger als halb so hoch.
  • Obwohl seit dem Ende von Null-Covid im Dezember 2022 Industrieproduktion, Einzelhandelsumsatz und Anlageinvestitionen wachsen, steigt der Anteil der Arbeitslosen unter den Jüngeren weiter.
  • Gleichzeitig ist die Gesamtarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr um fast einen Prozentpunkt von 6,1 Prozent auf 5,2 Prozent gesunken.
  • Chinas Arbeitsmarkt hat offenkundig erhebliche Schwierigkeiten, zusätzliche Beschäftigte aufzunehmen. Das hat eine Reihe von Gründen.
  • Trotz der aktuellen Erholung zeigt China wirtschaftliche Abwärtstendenzen. Nach drei Jahren Lockdown bleiben viele Unsicherheiten bestehen. Deswegen sind die Unternehmen bei Investitionen, aber auch bei der Einstellung neuer Mitarbeitender zurückhaltend.
  • Weil die Regulierungsbehörden im vergangenen Jahr hart gegen den Internet- und Bildungssektor vorgingen, kam es in diesen bei jungen Arbeitnehmern und Hochschulabsolventen äußerst beliebten Branchen zu vielen Entlassungen.
  • Das Bildungsniveau junger Chinesen nimmt zu. Aber ihre Erwartungen sind größer als die Chancen, die der Markt bietet. Hochschulabsolventen müssen sich also entscheiden, ob sie eine Angestelltenlaufbahn anstreben und damit riskieren, arbeitslos zu werden – oder ob sie trotz ihres Studiums eine körperliche Tätigkeit ausüben wollen.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

  • Arbeitslosigkeit
  • Jugendarbeitslosigkeit
  • Null-Covid-Strategie

News

Russischer Ministerpräsident zu Antrittsbesuch in China

Der neue russische Ministerpräsident Michail Mischustin ist zu einem zweitägigen Antrittsbesuch nach China gereist. Begleitet wird Mischustin von dem für Energie zuständigen Vize-Ministerpräsidenten Alexander Nowak. Im Mittelpunkt des Besuchs steht der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen.

Mischustin nahm am Dienstag in Shanghai unter anderem an einem russisch-chinesischen Wirtschaftsforum teil, zu dem laut Bloomberg auch sanktionierte russische Tycoons aus den Schlüsselsektoren Düngemittel, Stahl und Bergbau eingeladen waren. Bei weiteren Stationen des Besuchs sprach er mit russischen Firmenvertretern und besuchte ein petrochemisches Forschungsinstitut des Staatskonzerns Sinopec. Auch ein Treffen mit der neuen Vorsitzenden der Brics-Bank Dilma Rousseff aus Brasilien war geplant.

Mischustin betonte in Shanghai, dass der Handel mit China Russland dabei geholfen habe, seine “Abhängigkeit vom Dollar” zu verringern. Er betonte, dass Russlands Landwirte bereit stünden, die Agrarexporte nach China deutlich zu steigern. China hatte während der Pandemie Agrarimporte, auch aus Russland, stark eingeschränkt. Auch behindern derzeit logistische Probleme unter anderem die Weizenimporte aus Russland. Umgekehrt stiegen Chinas Exporte nach Russland im April im Vergleich zum Vorjahr um 153 Prozent auf 9,6 Milliarden US-Dollar und damit einen neuen Rekordwert.

Mischustin wird am heutigen Mittwoch in Peking voraussichtlich seinen Amtskollegen Li Qiang sowie Staatschef Xi Jinping treffen. Nach Angaben der russischen Regierung soll es dabei um die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Verkehrsinfrastruktur und Landwirtschaft gehen.

Die Visite zeigt erneut, dass China mit Russland trotz des Ukraine-Kriegs auf business as usual setzt und die beiden Staaten Sanktionen des Westens demonstrativ die Stirn bieten. EU, USA, Großbritannien, Australien und Kanada haben Mischustin mit Sanktionen belegt. ck

  • Geopolitik
  • Handel
  • Russland

Sunak warnt vor “pauschalem” Protektionismus

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat die G7-Länder davor gewarnt, gegenüber China in einen “pauschalen” Protektionismus zu verfallen. Großbritannien verfolge einen “gezielteren und spezifischeren” Ansatz in jenen Bereichen, in denen China die größte Bedrohung für seine wirtschaftliche Sicherheit darstelle, sagte Sunak am Dienstag auf der London Defence Conference. Es gebe eine “begrenzte Anzahl sehr sensibler Sektoren” wie die Halbleiterindustrie, in denen die Regierung einen “besonders robusten” Ansatz verfolgen werde. “Aber das ist keine Entschuldigung für einen pauschalen Abstieg in den Protektionismus.”

Offenbar will Sunak die Wogen glätten. Auf dem G7-Gipfel vergangene Woche im japanischen Hiroshima hatte er China als größte Herausforderung für die Sicherheit und den Wohlstand der Welt bezeichnet. Peking reagierte empört. Auf dem Gipfel hatten die Staats- und Regierungschefs der G7 erörtert, wie sie gemeinsam mit China umgehen können. Sie vereinbarten, sich um “konstruktive und stabile” Beziehungen zu bemühen und gleichzeitig Schritte voranzutreiben, um die Abhängigkeit von Peking in wichtigen Lieferketten zu verringern. cyb

  • G7
  • Lieferketten

Covid: Neue Welle und neue Impfstoffe

Eine neue Corona-Welle schwappt offenbar durch China. Modellen des Regierungsberaters Zhong Nanshan zufolge soll der jüngste Ausbruch durch die Subvariante Omikron XBB ausgelöst worden sein und bereits Mitte April begonnen haben. Bis Ende Mai soll die Welle demnach zu 40 Millionen Infektionen pro Woche führen und Ende Juni mit 65 Millionen Infektionen pro Woche ihren Höhepunkt erreichen.

Zhong wies darauf hin, dass in China zwei speziell für die Subvariante Omikron XBB entwickelte Covid-Impfstoffe zugelassen seien und zwei weitere einheimische XBB-Impfstoffe kurz vor der Zulassung stünden. Dies ist Chinas zweite Corona-Welle, seitdem Peking Ende 2022 die Null-Covid-Strategie abgeschafft hat. cyb

  • Corona-Impfstoffe
  • Coronavirus
  • Null-Covid-Strategie

Shein baut Produktion in Brasilien auf

Der Fast-Fashion-Gigant Shein expandiert auch in Lateinamerika rasant. Vor wenigen Wochen hatte Shein angekündigt, 148 Millionen Dollar in Lateinamerika zu investieren, jetzt produzieren bereits 100 Fabriken in Brasilien für den Online-Händler.

Das sei Teil des größeren Plans, die Produktion außerhalb Chinas zu erweitern und vom schnellen Wachstum in Lateinamerika zu profitieren, sagte Shein-Anteilseigner und Lateinamerika-Chef Marcelo Claure im Interview mit Bloomberg News. Shein stellt derzeit fast alle Produkte in China her, verkauft aber praktisch nichts an chinesische Kunden. Das Unternehmen will die Produktion in Wachstumsregionen ansiedeln, um die Vertriebskosten zu senken und die Lieferzeiten zu verkürzen. Im April hatte Shein angekündigt, in den nächsten fünf Jahren mit 2.000 brasilianischen Textilfabriken zusammenzuarbeiten. Für Indien und die Türkei gab es ähnliche Pläne bekannt.

“Lateinamerika spielt eine wichtige Rolle bei den Einnahmen von Shein. Es ist definitiv eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt”, sagte der Milliardär Claure, der 100 Millionen Dollar in das Unternehmen investiert hat. Er wies darauf hin, dass Shein eine der am häufigsten heruntergeladenen Apps in Brasilien sei. cyb

  • Brasilien
  • Lateinamerika
  • Shein

Millionen-Betrag für Uhr des letzten Kaisers

Eine Patek-Philippe-Uhr, getragen vom letzten Kaiser der Qing-Dynastie, ist am Dienstag bei einer Live-Auktion in Hongkong für 48,6 Millionen Hongkong-Dollar (rund 5,8 Millionen Euro) versteigert worden. Die Auktion dauerte nur etwa sieben Minuten.

Aisin-Gioro Puyi, der letzte Kaiser der Qing-Dynastie, hatte die Uhr seinem Dolmetscher Georgy Permyakov geschenkt. Permyakov hatte Puyi in dessen Haft in der Sowjetunion zwischen 1945 und 1950 begleitet. Puyi, 1908 im Alter von unter drei Jahren zum Kaiser gekrönt, wurde 1912 während der chinesischen Revolution von dem Thron verdrängt, was das Ende der letzten Kaiserdynastie besiegelte. Er durfte seinen Titel aber behalten und zunächst auch den Reichtum seiner Dynastie. Doch 1924 musste er den Kaiserpalast endgültig verlassen und hatte fortan finanzielle Schwierigkeiten. Es ist nicht bekannt, wann oder wie Puyi in den Besitz der 1937 fertiggestellten Uhr kam.

Auch ein roter Papierfächer, den Puyi persönlich beschriftet und seiner Dolmetscherin in Tokio geschenkt hatte, wurde erfolgreich versteigert – für umgerechnet rund 72.000 Euro. cyb

Presseschau

Mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit? “Einseitige Sanktionen” verurteilt: China stellt sich hinter Russland RND
Russland lobt wirtschaftliche Beziehungen zu China ORF
Indischer Premier Modi in Australien: “Gemeinsames Interesse an freiem Indopazifik” DEUTSCHLANDFUNK
Auf Druck Chinas: WHO verletzt Pressefreiheit – und schließt Journalisten aus Taiwan aus TAGESSPIEGEL
Abgesagtes Treffen in Peking: Chinas Finanzminister hatte die Wahl zwischen Lindner und Xi SPIEGEL
China to see new Covid-19 wave, cases to peak at 65 million a week LIVEMINT
China scales down rescue effort for missing crew of capsized vessel STRAITSTIMES
Nach G7-Äußerungen von Sunak – “Böswillige Verleumdungen”: China droht Großbritannien PROSIEBEN
UK PM Sunak warns against “blanket” protectionism to counter China SCMP
Top US senator, Biden administration work to address China’s Micron chips ban CHANNELNEWSASIA
China Opposes Trade Agreement Reached Between U.S. and Taiwan USNEWS
Tech war: China slams Japan’s semiconductor technology export controls SCMP
Studie: China-Erfolg kostet Europas Autobranche Milliarden AUTOHAUS
Autobauer BYD aus China drängt auf deutschen Markt SCHWAEBISCHE
In diesen Regionen können VW, BMW und Mercedes noch wachsen HANDELSBLATT
TSMC still in talks on possible German plant, no decision before August at earliest -exec REUTERS
USA gegen China: Wer gewinnt den Kampf um die Künstliche Intelligenz? TAGESSPIEGEL
China buys more Australian coal as appetite for quality builds MININGWEEKLY
Last emperor of China’s watch sells for $6.2 mln YAHOONEWS
Taiwanische Unternehmen pessimistisch eingestellt RTI
Kooperation mit Risiko: Kann man mit China noch forschen? TAGESSPIEGEL
Hongkong: Kryptobörsen dürfen Privatanlegern Dienstleistungen anbieten COINTELEGRAPH
Hong Kong, Taiwan stars take the lead as post-Covid mainland China eyes full return to the stage SCMP
Auktion in Hongkong: Armbanduhr des letzten Kaisers von China für sechs Millionen Dollar versteigert SPIEGEL

Heads

Lihong Koblin – Taiji für kulturellen Austausch

Lihong Koblin ist Taiji-Meisterin in Freiburg.

Als Lihong Koblin klein war, stand ihr Vater jeden Morgen noch vor dem ersten Sonnenlicht auf und empfing seine Schüler im Hof des Familienhauses. Als traditioneller Wu-Shu-Meister hatte er sein Leben ganz der Ausübung und Vermittlung der Kampfkunst verschrieben. “Seine innere Haltung und sein Auftreten haben mich damals sehr beeindruckt und geprägt”, erinnert sich Koblin, Taiji-Meisterin und Gründerin eines Taiji-Instituts in Freiburg. “Manchmal wurde er zu Wu-Shu-Wettbewerben gerufen, bei denen nicht selten junge Männer in gewaltsame Gruppenstreitereien gerieten.”

Mit wenigen Handgriffen trennte ihr Vater die streitenden Parteien. Danach sagte er wenige Worte und ging. “Seine Stimme habe ich bis heute im Ohr: Die Kunst des Kämpfens ist es, den Kampf zu stoppen.”

Zurück zu den Wurzeln

Koblin hat in den Provinzen Shandong und Sichuan studiert und kam 1999 als Austauschstudentin nach Berlin, wo sie ihren heutigen Mann kennenlernte. Nach dem Studium arbeitete sie weltweit im Finanzwesen, aber es wuchs der Drang, sich wieder ihren Wurzeln zu nähern. Sie verbrachte Jahre damit, über ihre Herkunft und die chinesische Kultur nachzudenken und reiste schließlich immer wieder an den Ursprungsort des Taiji, ins daoistische Wudang-Gebirge in Mittelchina. “Mir wurde klar, dass ich dieses Wissen und das Praktizieren, das seit den ersten Lebensjahren in mir reift, nicht für mich behalten sollte”, sagt Koblin. “Dass es sogar meine Pflicht ist, es der Gesellschaft weiterzugeben.”

Vor fast 20 Jahren ließ Koblin sich mit ihrer Familie in Freiburg nieder und gründete ein Taiji-Institut, das sie bis heute leitet. Dort unterrichtet sie Taiji und Qigong. “Längst meinem Elternhaus entwachsen, belebe ich im gewissen Sinne meine Kindheit wieder”, sagt sie. Es erfülle sie mit tiefer Freude, die Veränderung und Heilung zu beobachten, die Taiji und Qigong im Leben ihrer Schüler bewirken.

Selbstermächtigung durch Taiji

Koblin selbst haben die Rückbesinnung auf die Bewegungskunst und die Tradition ihrer Familie geholfen, sich in fremden Ländern und schließlich in Deutschland zurechtzufinden. “Bis heute bin ich sowohl in meinem Beruf als auch in meinem Privatleben meist die einzige Chinesin oder Asiatin”, sagt sie. Die interkulturelle Kommunikation und die Suche nach kultureller Identität seien für sie als Themen stets präsent.

Mit dem Praktizieren und der Weitergabe der traditionellen chinesischen Bewegungsformen fand Koblin einen Weg, kulturelle Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen, zu konkretisieren und sich selbst und ihre Schüler zu eigenen Entscheidungen zu befähigen. Ihre Arbeit ist also immer auch ein Prozess der Öffnung und der Selbstermächtigung.

Auf ihre Ziele für die Zukunft angesprochen, gibt sich Koblin bescheiden: “Ich habe keine Ziele, nach denen ich unbedingt streben möchte”, sagt sie. Aber sie verfolgt den Anspruch, dass jede Unterrichtsstunde, die sie gibt, anders ist als die vorangegangene – “und dass ich mich jeden Tag aufs Neue inspirieren lasse.” Svenja Napp

  • Kultur
  • Sport

Personalien

Antonio Scali ist seit März Realization Project Lead Logistics MINI Electric/ Spotlight für BMW China. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist Spotlight Automotive Ltd., das Joint Venture von Great Wall Motors und der BMW AG in Zhangjiagang.

Franz Schneller führt seit März als General Manager die FS-Engineering & Consulting in Shenyang. Bis Mai war er als Operationsmanager der Shuangma Industry Engineering & Consulting beschäftigt.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

  • BMW

Dessert

Winterweizenernte im Dorf Gujiabang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu: Mähdrescher fahren das reife Getreide ein. Die Winterweizenernte läuft nach offiziellen Angaben in diesem Jahr sogar schneller als geplant.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    seit langem schon sorgt sich die Geschäftswelt in Deutschland und China wegen des Lieferkettengesetzes – vor allem, weil es in der Volksrepublik so immens schwierig ist, die Vorgaben zu erfüllen. Ohne unabhängige Audits lässt sich kaum verlässlich nachweisen, ob nicht doch irgendwo in der Lieferkette Zwangsarbeit steckt. Dass dies keine prinzipielle Ablehnung einer Regulierung der Lieferketten bedeutet, zeigt nun eine Umfrage der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die Table.Media vorliegt.

    Demnach halten Mittelständler den Schutz von Menschenrechten in der Lieferkette durchaus für notwendig, wie Caspar Dohmen analysiert. Weniger zufrieden sind die Firmen hingegen mit der Umsetzung des Gesetzes in Deutschland. Auch von ihren Verbänden fühlen sich nicht alle korrekt vertreten.

    China baut derzeit an einem unwirtlichen Punkt der Erde seine Präsenz aus. In der Antarktis errichtet die Volksrepublik derzeit ihre fünfte und bisher größte Forschungsstation. Wissenschaft ist das eine. Doch Chinas Vorstöße in der Antarktis sind auch Teil eines “Strebens nach Großmachtstatus”, schreibt Jörn Petring. Die US-Denkfabrik CSIS hat Satellitenbilder und einen Bericht des US-Militärs ausgewertet. Demnach könnten Pekings Stationen im ewigen Eis auch verdeckte Beobachtungsposten sein: So wurden etwa mehrere von ihnen mit auffälligen Antennen bestückt.

    Ihre
    Christiane Kühl
    Bild von Christiane  Kühl

    Analyse

    Mittelständler bemäkeln Umsetzung des Lieferketten-Gesetzes

    Einen selten detaillierten Einblick zur Einschätzung des Lieferkettengesetzes durch mittelständische Unternehmen (KMU) bietet eine bislang unveröffentlichte Umfrage der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, die Table.Media vorliegt. Die vertraulich befragten Firmen halten Menschenrechtsschutz in Wertschöpfungsnetzen grundsätzlich für “notwendig”. Und sie “vertreten überwiegend die Einschätzung, eine gesetzliche Rahmenordnung bzw. verbindliche Strategie seien notwendig”, schreiben die Studienautorinnen Christiane Hellar, Jesco Kreft und Miriam Putz.

    Vor allem die Lieferketten in China sind jüngst ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt. Besonders deutsche Autobauer geraten wegen der großen Gefahr von Zwangsarbeit bei ihren Zulieferern unter Druck. Weil ausländische Firmen die nötigen unabhängigen Prüfungen gegen den Willen der örtlichen Behörden aber nicht durchsetzten können, bleibt große Unsicherheit. Auch andere Branchen sind betroffen: Landwirtschaft, Solar, Bergbau.

    Weil unter deutschen Verbrauchern das Bewusstsein für das Problem drastisch zugenommen hat, “herrscht eine hohe Akzeptanz des Lieferkettengesetzes” (LkSG) bei den Unternehmen.

    • Befragt wurden 39 Unternehmen vertraulich nach den Chatham House-Regeln, die festlegen, dass zwar der Gesprächsinhalt weitergegeben, die Identität der Gesprächspartner aber nicht offengelegt werden darf.
    • Diese sind überwiegend kleine und mittlere Firmen mit Umsätzen von 15 bis 600 Millionen Euro, sowie drei Großunternehmen. 
    • Sie haben 25 bis 7000 Mitarbeitende. 
    • Alle hatten Erfahrungen im Bereich menschenrechtlicher Due Diligence
    • Die Gesprächspartner stammten aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Einkauf, Compliance, Recht und anderen für die Umsetzung des LkSG verantwortlichen Bereichen. 

    Lieferkettenschutz: Noch immer gibt es auch Kritiker

    Seit Jahren dominieren in der öffentlichen Diskussion im Hinblick auf die Lieferkettenregulierung in Deutschland zwei Positionen aus der Wirtschaft: Da sind auf der einen Seite die klaren Befürworter von Lieferkettengesetzen. Dazu zählen Unternehmen wie Vaude und Tchibo sowie meist kleinere progressive Unternehmensverbände wie der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft oder B.A.U.M e.V. Und da sind zum anderen große Verbände, die sich lange gegen eine nationale Lieferkettenregulierung in menschenrechtlicher Hinsicht ausgesprochen haben und nun verhindern wollen, dass auch die EU Regelungen verabschiedet, die ihnen zu weit gehen. Wichtige Stimmen sind hier der BDI, BDA und VDMA.  

    Die Rede der Kritiker ist von Kompetenzproblemen, Bürokratie, Kosten und Machbarkeit. Kürzlich warnte die Stiftung Familienunternehmen vor einer “inflationsartigen” Regulierung. Aktuell müssten Unternehmen 20 neue Gesetzesvorhaben und Richtlinien mit Prüf-, Berichts- und Offenlegungspflichten umsetzen. Zwölf Vorhaben kämen aus Europa, acht aus Deutschland. “Wir können die ökologische Transformation nicht mit Meldepflichten und Regulatorik bewältigen, sondern vor allem mit unternehmerischer Initiative und Innovation”, sagt Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik. 

    Umfrage: Kritik an eigenen Verbänden

    Die Befragung der Hamburger Stiftung für Unternehmensethik vermittelt eine dritte, andere Position von Unternehmen: KMU, die sich an der Kritik der eigenen Verbände an der Lieferkettengesetzgebung stören – oder Firmen, die prinzipiell Lieferkettenregulierung für richtig erachten, aber sich an der Umsetzung des Gesetzes stören.

    Schon jetzt befassen sich viele KMU mit dem Thema, obwohl sie von dem Gesetz nicht direkt erfasst sind, da die Verpflichtung bislang nur für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten gilt. Aber die betroffenen großen Unternehmen reichen die Anforderungen an ihre Kunden – häufig KMU – weiter – das führe, so die Analyse, “zu einer Verbreiterung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten weit über den Geltungsbereich des Gesetzes hinaus”.  

    Zusatzausgaben: “sinnvolle unternehmerische Investition” 

    Die befragten Unternehmen sprechen von finanziellen Belastungen durch die Lieferkettenregulierung. Diese seien aber nicht genau zu beziffern, weil die Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten überwiegend als Querschnittaufgabe organisiert sei.  

    • Drei Viertel der befragten Unternehmen hatten für 2022 ihr Personal um 0,03 bis zwei Prozent aufgestockt, im Schnitt waren es 0,54 Prozent.  
    • Weitere Kosten entstehen durch die Lizenzkosten für Software zur Risikoanalyse und Zuliefermanagement. Abhängig vom Lizenzumfang und der Anzahl der Nutzer seien dies 25.000 bis 200.000 Euro

    Den Einsatz zusätzlicher Ressourcen betrachteten die befragten Unternehmen durchaus als “sinnvolle unternehmerische Investition”. Einige Unternehmen sehen hier ein “Vertretungsproblem” durch ihre Verbände. “Ihre politische Interessenvertretung habe die grundsätzlich positive Haltung vieler KMU erst ignoriert, dann zu lange auf Verhinderung gesetzt und sich schließlich zu wenig pragmatisch in die konkrete Ausgestaltung eingebracht”, heißt es. Zweifel daran, dass KMU die Anforderungen des Gesetzes operativ und konzeptionell nicht umzusetzen können, halten sie für unangebracht. Dieses politische Narrativ wiesen selbst “ursprünglich gesetzesskeptische Unternehmen als wirtschafts- bzw. mittelstandsfremd zurück”, heißt es in der Studie.  

    “Erhebliche Durchsetzungsprobleme” in China 

    Die Unternehmen sehen aber die Gefahr, dass bei der Umsetzung des Gesetzes “mittelfristig eine Compliance-Perspektive dominieren könnte”. Unternehmen könnten sich darauf fokussieren, sich rechtlich unangreifbar zu machen, während die echte Verbesserung der Verhältnisse entlang der Lieferketten unterbleibe. Damit wäre in der Sache – also der Verbesserung der Situation für Mensch und Umwelt in den Lieferketten – wenig gewonnen.

    “Erhebliche Durchsetzungsprobleme” erwarten die KMU in China, wo sie sich “angesichts der LkSG-Vorgaben und ihrer Einflussmöglichkeiten vor Ort mit paradoxen Anforderungen konfrontiert” sehen, die eine ganze Reihe Geschäftsmodelle mit großem China-Bezug in der Lieferkette grundsätzlich infrage stellen könnten. Man werde die Einhaltung von Menschenrechten “in einem autoritären, nicht demokratischen Land schlichtweg nicht gewährleisten können”, sagen Unternehmensvertreter. Auf Nachfrage gebe etwa ein Viertel der Befragten an, mittelfristig einen kompletten Rückzug aus bestimmten chinesischen Regionen zu prüfen

    KMU wünschen sich konkrete Hilfestellung der Behörden 

    Bei der Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nutzten die Unternehmen gewöhnlich Instrumente und Verfahren, mit denen sie bereits im Umweltbereich Erfahrungen haben. 

    Unzufrieden sind die KMU mit der Umsetzung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Bis weit in den Spätsommer 2022 habe es in wichtigen Punkten keine Auslegungshilfen durch die Behörde gegeben. Zudem wünschen sich die Unternehmen spezifischere Hilfen des Helpdesks der Behörde, was Verfahren, Instrumente, Berichte sowie Einschätzungen zu Reichweite und Tiefe es Gesetzes anbelangt. Unzufrieden sind die Unternehmen auch mit den entsprechenden Beratungsangeboten der Kammern. 

    • Handel
    • Lieferkettengesetz
    • Menschenrechte
    • Mittelstand

    Chinas Ambitionen in der Antarktis

    Chinas “Great Wall Station” ist die älteste der Volksrepublik in der Antarktis. Derzeit ist die fünfte und bislang größte Station Pekings im Bau.

    Wenn man in Peking ein Loch bohren und sich einmal durch den Planeten graben würde, käme man im Südatlantik zwischen Argentinien und der Antarktis wieder heraus. Es gibt also kaum einen anderen Ort, der weiter vom chinesischen Machtzentrum entfernt ist als die Antarktis-Region. 

    Trotz der enormen Entfernung verfolgen die Chinesen auf dem Eis-Kontinent große Ambitionen. Wie aktiv sie in der Region sind, geht aus einem kürzlich vom Center for Strategic and International Studies (CSIS) veröffentlichten Bericht hervor. Laut der US-Denkfabrik, die aktuelle Satellitenbilder auswerteteschreitet insbesondere der Bau der am Rossmeer gelegenen neuen Taishang-Station schnell voran. Es handelt sich dabei um Chinas fünfte Forschungsstation am Südpol. 

    “China vollzieht dort derzeit die bedeutendste Ausweitung seiner Präsenz seit zehn Jahren”, schreiben die Autoren. So ist die neue Station mit einer Fläche von etwa 5000 Quadratmetern deutlich größer als alle bisherigen Basen der Volksrepublik. Die wachsende Präsenz der Volksrepublik in den entlegenen Polargebieten dient nach ihrer Ansicht auch dazu, “Chinas umfassendere strategische und militärische Interessen voranzubringen”. Chinas Vorstöße in der Antarktis und auch der Arktis seien Teil seines “Strebens nach Großmachtstatus“.

    Antarktis-Vertrag: Grundlage der friedlichen Nutzung

    Gemäß internationalem Recht darf China, wie viele andere Nationen auch, in der Antarktis präsent sein. Die Grundlage dafür ist der Antarktisvertrag von 1959. Dieses weltweite Abkommen regelt die politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf dem Kontinent und war ursprünglich von zwölf Staaten, einschließlich der USA und der damaligen Sowjetunion, unterzeichnet worden. Heute beteiligen sich mehr als 50 Staaten; rund 30 von ihnen betreiben Forschungsstationen.

    Der Vertrag legt fest, dass die Antarktis nur für friedliche Zwecke genutzt werden darf. Militärische Aktivitäten sind untersagt. Auch darf niemand Souveränitätsansprüche auf den antarktischen Kontinent erheben. Seither ruhen die auf früheren Besitznahmen bestehenden Gebietsansprüche mehrerer Staaten wie Großbritannien, Frankreich, Argentinien oder Australien.

    China in der Antarktis: Schwieriger Start

    Für China war der Beitritt zu dem Vertragswerk alles andere als einfach. 1981 lehnten die Vertragsmitglieder den ersten Versuch zum Beitritt ab – was Peking damals als Demütigung empfand. 1983 dann gelang die Unterschrift. Kurze Zeit später begann der Bau der Great Wall Station, Chinas erster Niederlassung in der Region. Heute betreibt Peking zwei Stationen an der Küste und zwei im Inland.

    Die USA unterhalten zwar immer noch eine größere Forschungspräsenz in der Antarktis als China. Laut CSIS ist China aber derzeit in der Antarktis aktiver als jede andere Nation. Peking möchte als starke Antarktis-Nation wahrgenommen werden und hofft, durch seine wachsende wissenschaftliche Präsenz den Weg zu ebnen, eine größere Stimme in der künftigen Verwaltung der Region zu haben. 

    Es gibt viele Streitpunkte: zum Beispiel, ob in der Zukunft einmal das Abbauen von Mineralien in der Region erlaubt sein soll oder in welchem Umfang in den arktischen Gewässern Fischfang betrieben werden darf. Zusammen mit Russland blockiert China seit Jahren die Einrichtung neuer Schutzgebiete in der Region. 

    Chinas Antarktis-Stationen: Warnung vor Dual-Use-Technik

    Laut CSIS könnte China in der Antarktis jedoch mehr im Sinn haben, als nur sein geopolitisches Gewicht zu demonstrieren. Die Ausrüstung der chinesischen Stationen könnte laut den CSIS-Autoren auch zur Spionage genutzt werden. Sie berufen sich dabei auf einen Bericht des US-Militärs – und warnen vor “Dual-Use-Technologien”, die “zumindest teilweise dazu dienen könnten, die Volksbefreiungsarmee zu unterstützen”. 

    So wird die neue Taishang-Station laut CSIS über eine Satelliten-Bodenstation verfügen, die sowohl für wissenschaftliche Kommunikation als auch für Spionage genutzt werden könnte. Die Lage der derzeit im Bau befindlichen Station sei dazu geeignet, etwa Telemetriedaten von Raketen zu sammeln, die aus Australien oder Neuseeland gestartet werden. 

    Auch deuten chinesische Berichte darauf hin, dass China plant, seine Zhongshan-Station mit weiteren Antennen zu erweitern. Diese Antennen sollen demnach von der China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC) gebaut werden. Diese könnte China laut CSIS nutzen, um Informationen im Indischen Ozean zu sammeln. So sei denkbar, dass China künftig von der Antarktis aus die indischen Seestreitkräfte überwachen könnte.

    • Geopolitik
    • Spionage
    Translation missing.

    Sinolytics Radar

    Jugend-Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu

    Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
    • Im April 2023 lag die Arbeitslosenquote der 16- bis 24-Jährigen in China bei 20,4 Prozent und damit erstmals über 20 Prozent. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (18,2 Prozent) stieg sie damit um mehr als 2 Prozentpunkte.
    • Vor der Corona-Pandemie, im April 2019, war die Quote mit 9,9 Prozent weniger als halb so hoch.
    • Obwohl seit dem Ende von Null-Covid im Dezember 2022 Industrieproduktion, Einzelhandelsumsatz und Anlageinvestitionen wachsen, steigt der Anteil der Arbeitslosen unter den Jüngeren weiter.
    • Gleichzeitig ist die Gesamtarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr um fast einen Prozentpunkt von 6,1 Prozent auf 5,2 Prozent gesunken.
    • Chinas Arbeitsmarkt hat offenkundig erhebliche Schwierigkeiten, zusätzliche Beschäftigte aufzunehmen. Das hat eine Reihe von Gründen.
    • Trotz der aktuellen Erholung zeigt China wirtschaftliche Abwärtstendenzen. Nach drei Jahren Lockdown bleiben viele Unsicherheiten bestehen. Deswegen sind die Unternehmen bei Investitionen, aber auch bei der Einstellung neuer Mitarbeitender zurückhaltend.
    • Weil die Regulierungsbehörden im vergangenen Jahr hart gegen den Internet- und Bildungssektor vorgingen, kam es in diesen bei jungen Arbeitnehmern und Hochschulabsolventen äußerst beliebten Branchen zu vielen Entlassungen.
    • Das Bildungsniveau junger Chinesen nimmt zu. Aber ihre Erwartungen sind größer als die Chancen, die der Markt bietet. Hochschulabsolventen müssen sich also entscheiden, ob sie eine Angestelltenlaufbahn anstreben und damit riskieren, arbeitslos zu werden – oder ob sie trotz ihres Studiums eine körperliche Tätigkeit ausüben wollen.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

    • Arbeitslosigkeit
    • Jugendarbeitslosigkeit
    • Null-Covid-Strategie

    News

    Russischer Ministerpräsident zu Antrittsbesuch in China

    Der neue russische Ministerpräsident Michail Mischustin ist zu einem zweitägigen Antrittsbesuch nach China gereist. Begleitet wird Mischustin von dem für Energie zuständigen Vize-Ministerpräsidenten Alexander Nowak. Im Mittelpunkt des Besuchs steht der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen.

    Mischustin nahm am Dienstag in Shanghai unter anderem an einem russisch-chinesischen Wirtschaftsforum teil, zu dem laut Bloomberg auch sanktionierte russische Tycoons aus den Schlüsselsektoren Düngemittel, Stahl und Bergbau eingeladen waren. Bei weiteren Stationen des Besuchs sprach er mit russischen Firmenvertretern und besuchte ein petrochemisches Forschungsinstitut des Staatskonzerns Sinopec. Auch ein Treffen mit der neuen Vorsitzenden der Brics-Bank Dilma Rousseff aus Brasilien war geplant.

    Mischustin betonte in Shanghai, dass der Handel mit China Russland dabei geholfen habe, seine “Abhängigkeit vom Dollar” zu verringern. Er betonte, dass Russlands Landwirte bereit stünden, die Agrarexporte nach China deutlich zu steigern. China hatte während der Pandemie Agrarimporte, auch aus Russland, stark eingeschränkt. Auch behindern derzeit logistische Probleme unter anderem die Weizenimporte aus Russland. Umgekehrt stiegen Chinas Exporte nach Russland im April im Vergleich zum Vorjahr um 153 Prozent auf 9,6 Milliarden US-Dollar und damit einen neuen Rekordwert.

    Mischustin wird am heutigen Mittwoch in Peking voraussichtlich seinen Amtskollegen Li Qiang sowie Staatschef Xi Jinping treffen. Nach Angaben der russischen Regierung soll es dabei um die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Verkehrsinfrastruktur und Landwirtschaft gehen.

    Die Visite zeigt erneut, dass China mit Russland trotz des Ukraine-Kriegs auf business as usual setzt und die beiden Staaten Sanktionen des Westens demonstrativ die Stirn bieten. EU, USA, Großbritannien, Australien und Kanada haben Mischustin mit Sanktionen belegt. ck

    • Geopolitik
    • Handel
    • Russland

    Sunak warnt vor “pauschalem” Protektionismus

    Der britische Premierminister Rishi Sunak hat die G7-Länder davor gewarnt, gegenüber China in einen “pauschalen” Protektionismus zu verfallen. Großbritannien verfolge einen “gezielteren und spezifischeren” Ansatz in jenen Bereichen, in denen China die größte Bedrohung für seine wirtschaftliche Sicherheit darstelle, sagte Sunak am Dienstag auf der London Defence Conference. Es gebe eine “begrenzte Anzahl sehr sensibler Sektoren” wie die Halbleiterindustrie, in denen die Regierung einen “besonders robusten” Ansatz verfolgen werde. “Aber das ist keine Entschuldigung für einen pauschalen Abstieg in den Protektionismus.”

    Offenbar will Sunak die Wogen glätten. Auf dem G7-Gipfel vergangene Woche im japanischen Hiroshima hatte er China als größte Herausforderung für die Sicherheit und den Wohlstand der Welt bezeichnet. Peking reagierte empört. Auf dem Gipfel hatten die Staats- und Regierungschefs der G7 erörtert, wie sie gemeinsam mit China umgehen können. Sie vereinbarten, sich um “konstruktive und stabile” Beziehungen zu bemühen und gleichzeitig Schritte voranzutreiben, um die Abhängigkeit von Peking in wichtigen Lieferketten zu verringern. cyb

    • G7
    • Lieferketten

    Covid: Neue Welle und neue Impfstoffe

    Eine neue Corona-Welle schwappt offenbar durch China. Modellen des Regierungsberaters Zhong Nanshan zufolge soll der jüngste Ausbruch durch die Subvariante Omikron XBB ausgelöst worden sein und bereits Mitte April begonnen haben. Bis Ende Mai soll die Welle demnach zu 40 Millionen Infektionen pro Woche führen und Ende Juni mit 65 Millionen Infektionen pro Woche ihren Höhepunkt erreichen.

    Zhong wies darauf hin, dass in China zwei speziell für die Subvariante Omikron XBB entwickelte Covid-Impfstoffe zugelassen seien und zwei weitere einheimische XBB-Impfstoffe kurz vor der Zulassung stünden. Dies ist Chinas zweite Corona-Welle, seitdem Peking Ende 2022 die Null-Covid-Strategie abgeschafft hat. cyb

    • Corona-Impfstoffe
    • Coronavirus
    • Null-Covid-Strategie

    Shein baut Produktion in Brasilien auf

    Der Fast-Fashion-Gigant Shein expandiert auch in Lateinamerika rasant. Vor wenigen Wochen hatte Shein angekündigt, 148 Millionen Dollar in Lateinamerika zu investieren, jetzt produzieren bereits 100 Fabriken in Brasilien für den Online-Händler.

    Das sei Teil des größeren Plans, die Produktion außerhalb Chinas zu erweitern und vom schnellen Wachstum in Lateinamerika zu profitieren, sagte Shein-Anteilseigner und Lateinamerika-Chef Marcelo Claure im Interview mit Bloomberg News. Shein stellt derzeit fast alle Produkte in China her, verkauft aber praktisch nichts an chinesische Kunden. Das Unternehmen will die Produktion in Wachstumsregionen ansiedeln, um die Vertriebskosten zu senken und die Lieferzeiten zu verkürzen. Im April hatte Shein angekündigt, in den nächsten fünf Jahren mit 2.000 brasilianischen Textilfabriken zusammenzuarbeiten. Für Indien und die Türkei gab es ähnliche Pläne bekannt.

    “Lateinamerika spielt eine wichtige Rolle bei den Einnahmen von Shein. Es ist definitiv eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt”, sagte der Milliardär Claure, der 100 Millionen Dollar in das Unternehmen investiert hat. Er wies darauf hin, dass Shein eine der am häufigsten heruntergeladenen Apps in Brasilien sei. cyb

    • Brasilien
    • Lateinamerika
    • Shein

    Millionen-Betrag für Uhr des letzten Kaisers

    Eine Patek-Philippe-Uhr, getragen vom letzten Kaiser der Qing-Dynastie, ist am Dienstag bei einer Live-Auktion in Hongkong für 48,6 Millionen Hongkong-Dollar (rund 5,8 Millionen Euro) versteigert worden. Die Auktion dauerte nur etwa sieben Minuten.

    Aisin-Gioro Puyi, der letzte Kaiser der Qing-Dynastie, hatte die Uhr seinem Dolmetscher Georgy Permyakov geschenkt. Permyakov hatte Puyi in dessen Haft in der Sowjetunion zwischen 1945 und 1950 begleitet. Puyi, 1908 im Alter von unter drei Jahren zum Kaiser gekrönt, wurde 1912 während der chinesischen Revolution von dem Thron verdrängt, was das Ende der letzten Kaiserdynastie besiegelte. Er durfte seinen Titel aber behalten und zunächst auch den Reichtum seiner Dynastie. Doch 1924 musste er den Kaiserpalast endgültig verlassen und hatte fortan finanzielle Schwierigkeiten. Es ist nicht bekannt, wann oder wie Puyi in den Besitz der 1937 fertiggestellten Uhr kam.

    Auch ein roter Papierfächer, den Puyi persönlich beschriftet und seiner Dolmetscherin in Tokio geschenkt hatte, wurde erfolgreich versteigert – für umgerechnet rund 72.000 Euro. cyb

    Presseschau

    Mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit? “Einseitige Sanktionen” verurteilt: China stellt sich hinter Russland RND
    Russland lobt wirtschaftliche Beziehungen zu China ORF
    Indischer Premier Modi in Australien: “Gemeinsames Interesse an freiem Indopazifik” DEUTSCHLANDFUNK
    Auf Druck Chinas: WHO verletzt Pressefreiheit – und schließt Journalisten aus Taiwan aus TAGESSPIEGEL
    Abgesagtes Treffen in Peking: Chinas Finanzminister hatte die Wahl zwischen Lindner und Xi SPIEGEL
    China to see new Covid-19 wave, cases to peak at 65 million a week LIVEMINT
    China scales down rescue effort for missing crew of capsized vessel STRAITSTIMES
    Nach G7-Äußerungen von Sunak – “Böswillige Verleumdungen”: China droht Großbritannien PROSIEBEN
    UK PM Sunak warns against “blanket” protectionism to counter China SCMP
    Top US senator, Biden administration work to address China’s Micron chips ban CHANNELNEWSASIA
    China Opposes Trade Agreement Reached Between U.S. and Taiwan USNEWS
    Tech war: China slams Japan’s semiconductor technology export controls SCMP
    Studie: China-Erfolg kostet Europas Autobranche Milliarden AUTOHAUS
    Autobauer BYD aus China drängt auf deutschen Markt SCHWAEBISCHE
    In diesen Regionen können VW, BMW und Mercedes noch wachsen HANDELSBLATT
    TSMC still in talks on possible German plant, no decision before August at earliest -exec REUTERS
    USA gegen China: Wer gewinnt den Kampf um die Künstliche Intelligenz? TAGESSPIEGEL
    China buys more Australian coal as appetite for quality builds MININGWEEKLY
    Last emperor of China’s watch sells for $6.2 mln YAHOONEWS
    Taiwanische Unternehmen pessimistisch eingestellt RTI
    Kooperation mit Risiko: Kann man mit China noch forschen? TAGESSPIEGEL
    Hongkong: Kryptobörsen dürfen Privatanlegern Dienstleistungen anbieten COINTELEGRAPH
    Hong Kong, Taiwan stars take the lead as post-Covid mainland China eyes full return to the stage SCMP
    Auktion in Hongkong: Armbanduhr des letzten Kaisers von China für sechs Millionen Dollar versteigert SPIEGEL

    Heads

    Lihong Koblin – Taiji für kulturellen Austausch

    Lihong Koblin ist Taiji-Meisterin in Freiburg.

    Als Lihong Koblin klein war, stand ihr Vater jeden Morgen noch vor dem ersten Sonnenlicht auf und empfing seine Schüler im Hof des Familienhauses. Als traditioneller Wu-Shu-Meister hatte er sein Leben ganz der Ausübung und Vermittlung der Kampfkunst verschrieben. “Seine innere Haltung und sein Auftreten haben mich damals sehr beeindruckt und geprägt”, erinnert sich Koblin, Taiji-Meisterin und Gründerin eines Taiji-Instituts in Freiburg. “Manchmal wurde er zu Wu-Shu-Wettbewerben gerufen, bei denen nicht selten junge Männer in gewaltsame Gruppenstreitereien gerieten.”

    Mit wenigen Handgriffen trennte ihr Vater die streitenden Parteien. Danach sagte er wenige Worte und ging. “Seine Stimme habe ich bis heute im Ohr: Die Kunst des Kämpfens ist es, den Kampf zu stoppen.”

    Zurück zu den Wurzeln

    Koblin hat in den Provinzen Shandong und Sichuan studiert und kam 1999 als Austauschstudentin nach Berlin, wo sie ihren heutigen Mann kennenlernte. Nach dem Studium arbeitete sie weltweit im Finanzwesen, aber es wuchs der Drang, sich wieder ihren Wurzeln zu nähern. Sie verbrachte Jahre damit, über ihre Herkunft und die chinesische Kultur nachzudenken und reiste schließlich immer wieder an den Ursprungsort des Taiji, ins daoistische Wudang-Gebirge in Mittelchina. “Mir wurde klar, dass ich dieses Wissen und das Praktizieren, das seit den ersten Lebensjahren in mir reift, nicht für mich behalten sollte”, sagt Koblin. “Dass es sogar meine Pflicht ist, es der Gesellschaft weiterzugeben.”

    Vor fast 20 Jahren ließ Koblin sich mit ihrer Familie in Freiburg nieder und gründete ein Taiji-Institut, das sie bis heute leitet. Dort unterrichtet sie Taiji und Qigong. “Längst meinem Elternhaus entwachsen, belebe ich im gewissen Sinne meine Kindheit wieder”, sagt sie. Es erfülle sie mit tiefer Freude, die Veränderung und Heilung zu beobachten, die Taiji und Qigong im Leben ihrer Schüler bewirken.

    Selbstermächtigung durch Taiji

    Koblin selbst haben die Rückbesinnung auf die Bewegungskunst und die Tradition ihrer Familie geholfen, sich in fremden Ländern und schließlich in Deutschland zurechtzufinden. “Bis heute bin ich sowohl in meinem Beruf als auch in meinem Privatleben meist die einzige Chinesin oder Asiatin”, sagt sie. Die interkulturelle Kommunikation und die Suche nach kultureller Identität seien für sie als Themen stets präsent.

    Mit dem Praktizieren und der Weitergabe der traditionellen chinesischen Bewegungsformen fand Koblin einen Weg, kulturelle Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen, zu konkretisieren und sich selbst und ihre Schüler zu eigenen Entscheidungen zu befähigen. Ihre Arbeit ist also immer auch ein Prozess der Öffnung und der Selbstermächtigung.

    Auf ihre Ziele für die Zukunft angesprochen, gibt sich Koblin bescheiden: “Ich habe keine Ziele, nach denen ich unbedingt streben möchte”, sagt sie. Aber sie verfolgt den Anspruch, dass jede Unterrichtsstunde, die sie gibt, anders ist als die vorangegangene – “und dass ich mich jeden Tag aufs Neue inspirieren lasse.” Svenja Napp

    • Kultur
    • Sport

    Personalien

    Antonio Scali ist seit März Realization Project Lead Logistics MINI Electric/ Spotlight für BMW China. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist Spotlight Automotive Ltd., das Joint Venture von Great Wall Motors und der BMW AG in Zhangjiagang.

    Franz Schneller führt seit März als General Manager die FS-Engineering & Consulting in Shenyang. Bis Mai war er als Operationsmanager der Shuangma Industry Engineering & Consulting beschäftigt.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    • BMW

    Dessert

    Winterweizenernte im Dorf Gujiabang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu: Mähdrescher fahren das reife Getreide ein. Die Winterweizenernte läuft nach offiziellen Angaben in diesem Jahr sogar schneller als geplant.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen