würde es Sie reizen, in ein Robotaxi zu steigen und sich fahrerlos ans Ziel kutschieren zu lassen? Schon bald könnten Sie die Wahl haben. Während Tesla-Chef Elon Musk vor wenigen Tagen sein Cybercab in den USA vorstellte, treibt der chinesische Konzern Baidu die internationale Expansion seiner Apollo-Go-Robotaxis voran. Auch der chinesische Konzern pony.ai will autonome Taxis nach Europa, Südkorea und in den Nahen Osten bringen. Die chinesische Firma WeRide wiederum hat bereits Testgenehmigungen für autonome Fahrzeuge in mehreren Ländern erhalten. Jörn Petring hat das Rennen um das erfolgreichste Robotaxi für Sie aufgeschrieben.
Mit massiven Militärmanövern reagierte die chinesische Führung am Montag auf die Rede, die der taiwanische Präsident Lai Ching-te anlässlich des Nationalfeiertages vergangene Woche hielt. Der Flugzeugträger Liaoning kam zum Einsatz, mehr als 90 Kampfjets überquerten die Medianlinie der Taiwanstraße an einem Tag – mehr als je zuvor. David Demes analysiert die umfassende hybride Bedrohung, mit der die chinesische Führung versucht, die Taiwaner einzuschüchtern.
In Taiwan befindet sich auch der Buchladen der früheren Journalistin Zhang Jieping, die vor der politischen Repression in Hongkong nach Taipeh flüchtete. Ihr Nowhere-Bookstore ist nicht nur zum Treffpunkt Hongkonger Exilanten geworden, er ist auch Teil einer größeren Bewegung: an vielen Orten der Welt gründen chinesische Auswanderer Gemeinschaften, um im Exil ein freieres China zu denken und zu erschaffen. In ihrem Buchladen gibt Zhang sogar Reisepässe einer “Nowhere Republic” aus, einem fiktiven Sehnsuchtsort, schreibt Leonardo Pape.
Ich wünsche Ihnen eine erhellende Lektüre und einen schönen Tag,
In den frühen Morgenstunden begann China am Montag mit einem groß angelegten Militärmanöver rund um Taiwan und die vorgelagerten Inseln Matsu und Dongyin. Die Übung mit dem Titel “Joint Sword 2024B” ist eine Fortsetzung des gleichnamigen Manövers vom Mai, das kurz nach dem Amtsantritt von Präsident Lai abgehalten wurde. Bereits vor einer Woche hatten taiwanische Sicherheitsbehörden davor gewarnt, dass China die Ansprache des taiwanischen Präsidenten zum Nationalfeiertag am 10. Oktober als Vorwand für eine erneute Militärübung nutzen könnte.
Laut dem chinesischen Staatsfernsehen umfasste das Manöver Übungen zur Blockade der Insel und zur schnellen Überwältigung der taiwanischen Streitkräfte. Kampfflugzeuge, die mit scharfen Raketen ausgestattet waren, probten den Angriff auf taiwanische Häfen und Militäreinrichtungen. Wei Cao, ein Kampfpilot der chinesischen Luftwaffe, wurde im Staatsfernsehen mit den Worten zitiert: “Das ist die einzige Sprache, die der Feind (Taiwan) versteht.” Die Manöver seien eine Warnung an taiwanische Separatisten, dass ein Engagement für Unabhängigkeit Krieg bedeute. “Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um”, so Wei weiter.
Zwischen 05:00 Uhr und 16:30 Uhr zählte Taiwans Verteidigungsministerium 125 chinesische Flugzeuge in der Nähe der Insel, 90 davon überquerten die Medianlinie der Taiwanstraße und drangen in die Luftabwehridentifikationszone (ADIZ) der Insel ein – ein neuer Rekord. Gegen 18:00 Uhr Ortszeit erklärte China das Manöver überraschend für beendet.
Das chinesische Verteidigungsministerium betonte allerdings, dass weitere Übungen folgen könnten. “Die Aktionen der Volksbefreiungsarmee werden weiter vorangetrieben, bis das Taiwan-Problem vollständig gelöst ist“, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums.
Eine wichtige Rolle kam dem Flugzeugträger “Liaoning” bei der Übung zu. Taiwans Verteidigungsministerium erklärte auf einer Pressekonferenz in Taipeh, dass man die Bewegungen der “Liaoning” genau beobachte. Mit dem Einsatz von auf dem Flugzeugträger stationierten Shenyang J-15-Kampfjets wolle China zeigen, dass es in der Lage ist, Taiwan auch vom Meer aus und so gleichzeitig von Ost und West zu bedrohen. Außerdem solle ausländischen Streitkräften der Zugang zum Einsatzgebiet verwehrt werden.
Auch die chinesische Küstenwache war massiv an dem Manöver beteiligt. Küstenwachschiffe drangen bei der Insel Matsu, die nahe an der chinesischen Küste liegt, in beschränkte Gewässer ein, um “von Taiwan gesetzte Grenzen zu zerreißen”, berichtete der Staatssender CCTV. Die Schiffe wurden allerdings von der taiwanischen Küstenwache abgefangen.
Vier Schiffsverbände der chinesischen Küstenwache umrundeten zudem erstmals die Hauptinsel Taiwan. Für Analysten eine bedeutende strategische Weiterentwicklung. “Die größte Neuerung ist dieses Mal die gemeinsame Operation von Marine und Küstenwache”, sagte der Militärstratege Lin Ying-yu im öffentlichen Fernsehsender PTS am Montagabend. Was China im Mai noch um die Insel Kinmen geprobt habe, habe die Volksbefreiungsarmee gestern versucht, auf die Hauptinsel Taiwan zu übertragen, so Lin.
Die chinesische Küstenwache verbreitete auf ihrem offiziellen Weibo-Account eine Grafik, auf der die Route der vier an der Umrundung Taiwans beteiligten Schiffsverbände in Form eines Herzens dargestellt ist. Der Begleittext dazu lautete: “Jede Patrouille hat die Form eines ‘Ich liebe dich’” – eine Botschaft, die Chinas Ziel unterstreicht, nicht nur militärische Macht zu demonstrieren, sondern auch psychologische Wirkung zu erzielen.
In einem eigens produzierten Musikvideo besingen das Einsatzkommando Ost und die Universität der Volksbefreiungsarmee außerdem die Vorstellung, im Jahr 2024 die Ostküste Taiwans von einem Schlachtschiff aus zu betrachten. In einer Animation des Einsatzkommandos Ost, die im Zuge des Manövers verbreitet wurde, ist das chinesische Schriftzeichen für “Waffe” aus einer Collage von Stichwörtern zusammengesetzt. Darauf finden sich die Bezeichnungen der letzten Manöver “Joint Sword 2024A” und “Joint Sword 2024B” sowie die Bezeichnung “Joint Sword 2024X” – eine deutliche Warnung an die Taiwaner, dass China jederzeit wieder Manöver beginnen könne. Alles Versuche, Taiwan auch psychologisch zu schwächen.
Die Reaktionen auf das Manöver ließen nicht lange auf sich warten. Das taiwanische Präsidialamt betonte, dass China die Realität der Existenz der Republik China (Taiwan) anerkennen und die Entscheidung der taiwanischen Bevölkerung für einen demokratischen und freien Lebensstil respektieren solle. Präsident Lai habe bereits am Morgen ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrates einberufen, um die Lage zu bewerten.
Der taiwanische Minister für Festlandangelegenheiten, Chiu Chui-cheng, kritisierte das Manöver als Bedrohung für den Frieden und die Stabilität in der Taiwanstraße. Er warf China vor, den guten Willen der taiwanischen Regierung sowie die Hoffnung der Taiwaner auf Frieden zu ignorieren. Chinas Hegemonialstreben sei die grundlegende Ursache für die Unsicherheit in der Region, so Chiu.
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, drückte die ernste Besorgnis der USA über die chinesischen Militärübungen in der Taiwanstraße aus. “Die Reaktion der Volksrepublik China mit militärischen Provokationen auf eine routinemäßige jährliche Ansprache ist ungerechtfertigt und birgt das Risiko einer Eskalation”, sagte Miller. Die USA riefen China dazu auf, Zurückhaltung zu üben und Maßnahmen zu vermeiden, die den Frieden und die Stabilität in der Region weiter gefährden könnten.
In einem Statement betonte die EU, dass Frieden und Stabilität in der Region von strategischer Bedeutung für die regionale und globale Sicherheit seien. Zudem habe die EU ein direktes Interesse an der Wahrung des Status quo in der Taiwanstraße und lehne jede einseitige Änderung durch Gewalt oder Zwang ab. Sie rief alle Parteien dazu auf, Zurückhaltung zu üben und jegliche Eskalation zu vermeiden.
Chinesische Hersteller werden Elon Musk den Markt für autonome Taxis nicht kampflos überlassen. Während der Tesla-Chef vor wenigen Tagen sein Cybercab in den USA vorstellte, treibt der chinesische Tech-Konzern Baidu die Pläne für eine internationale Expansion seiner Apollo-Go-Robotaxis intensiv voran. Das Pekinger Unternehmen will die selbstfahrenden Fahrzeuge zunächst in Hongkong, Singapur und im Nahen Osten auf die Straße bringen.
Das Wall Street Journal und die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei berichteten, dass Baidu zurzeit in Gesprächen mit dortigen Unternehmen und Regulierungsbehörden stecke. Baidus Auslandspläne wurden fast zeitgleich mit Teslas pompöser Show am vergangenen Donnerstag in Hollywood bekannt, als das Unternehmen das Cybercab erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. So stahl Baidu dem US-Rivalen zwar nicht die Schau, sicherte sich in dessen Sog aber ein Stück globale Aufmerksamkeit für sein eigenes Projekt.
Das Timing ließ sich auch als Kampfansage der Chinesen an Tesla verstehen. Zwar hat Baidu im anstehenden Wettbewerb mit dem Rivalen keinen technologischen, möglicherweise aber einen zeitlichen Vorteil. Das Unternehmen hat anders als Tesla bereits Erfahrungen mit seinem Robo-Taxi-Dienst gesammelt. Im August meldete Apollo Go, dass es in der zentralchinesischen Stadt Wuhan mehr als 400 fahrerlose Taxis im Einsatz habe. Es handelt sich um die größte Flotte des Unternehmens im Land.
Im zweiten Quartal dieses Jahres führte Apollo Go in China fast 900.000 Fahrten durch – wenn auch einen Großteil davon noch mit einem Sicherheitsfahrer. Der Tech-Konzern arbeite zudem an einer neuen Version seiner Plattform für autonomes Fahren, genannt Apollo 10.0, die für ein globales Publikum entwickelt werde.
Bei Tesla dagegen gibt es erhebliche Zweifel am Zeitplan. Schließlich ist Musk bekannt dafür, Termine weit zu überziehen. Der Milliardär versprach Investoren bereits 2019, dass der Anbieter bis zum folgenden Jahr mehr als eine Million Robotaxis auf der Straße haben würde. Bis heute ist das nicht der Fall. Klar ist aber zumindest, dass mit den jüngsten Ankündigungen beider Unternehmen der Einzug von Robotaxis in den Alltag ein Stück näher gerückt ist.
Denn auch andere chinesische Firmen schmieden ambitionierte Pläne. Pony.ai, das vom weltgrößten Autobauer Toyota und dem staatlichen saudischen Investmentfonds NEOM unterstützt wird, plant autonome Taxis in Südkorea, Europa und dem Nahen Osten. Pony.ai arbeitet zudem mit einem Singapurer Taxiunternehmen zusammen, um auch dort einen Fuß in den Markt zu bekommen.
WeRide – eine weitere chinesische Firma mit Nissan als Investor – hat Testgenehmigungen für autonome Fahrzeuge in mehreren Ländern erhalten. Das Unternehmen kooperiert unter anderem mit Uber, um Robotaxis in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu betreiben. Auch teste es Shuttlebusse in Singapur. Die chinesischen Anbieter wollen auch deshalb dringend ins Ausland expandieren, weil sie sich dort deutlich höhere Margen für ihre Dienste erhoffen.
Auf dem chinesischen Markt zeichnet sich bereits jetzt eine ähnliche Dynamik wie bei E-Auto-Herstellern ab. Zahlreiche Firmen konkurrieren und bieten ihre Dienste zu äußerst günstigen Preisen an. In Wuhan etwa sind die Robotaxis deutlich günstiger als die ohnehin schon sehr erschwinglichen Taxis mit menschlichem Fahrer. “Der Hauptgrund für die Expansion ins Ausland ist der intensive und ungesunde Wettbewerb auf dem Heimatmarkt”, sagte Qu Ke, Analyst bei CCB International, dem Wall Street Journal.
Der wichtige US-Markt dürfte chinesischen Anbietern jedoch verschlossen bleiben. Das US-Handelsministerium schlug im September vor, chinesische Software und Hardware in vernetzten Fahrzeugen auf amerikanischen Straßen zu verbieten. Es gilt als wahrscheinlich, dass dieser Plan in die Tat umgesetzt wird. Konkurrenz vor der eigenen Haustür bekommt Tesla eher aus den USA selbst. Beispiel: Waymo. Das Unternehmen der Google-Mutter Alphabet bietet autonomen Fahrdienst bereits in mehreren Städten, darunter San Francisco und Los Angeles.
In China hingegen könnten ausländische Firmen nach derzeitigem Stand durchaus die Möglichkeit haben, selbstfahrende Fahrzeuge und Taxen anzubieten. Zwar gelten auch dort sehr strenge Daten-Regulierungen, und viele Details dazu sind noch unklar. Auch gibt es bei Robotaxis derzeit nur lokale Anbieter. Aber Tesla ist zuversichtlich, bald eine Genehmigung der Behörden für seine Selbstfahr-Funktionen zu erhalten. Das wäre dann auch ein erster Schritt für einen künftigen Einzug des Cybercab auf den chinesischen Markt.
Was das Design betrifft, sehen die Cybercabs deutlich fortschrittlicher aus als das, was Baidu heute bereits anbietet. Die Fahrzeuge der Chinesen haben einen klobigen Aufbau auf dem Dach, in dem Lidar-Sensoren und andere Hardware untergebracht sind. Das Cybercab kommt ohne einen solchen Aufbau aus, da Tesla bei seinen selbstfahrenden Fahrzeugen vor allem auf in die Karosserie integrierte Kameras setzt. Auch kündigte Musk an, dass die Fahrzeuge ohne Kabel per Induktion geladen werden können. Jedoch blieb unklar, wie die benötigte Lade-Stationen aussehen sollen und wie schnell so eine Infrastruktur zur Verfügung stehen könnte.
Analysten zeigten sich am Donnerstag enttäuscht, dass Musk nur wenige Details nannte. Der Tesla-Chef stellte in Aussicht, dass ab dem kommenden Jahr selbstfahrende Teslas, die nicht mehr vom Fahrer überwacht werden müssen, zunächst in Texas Realität werden sollen. Die Robotaxis würden dann aber noch aus den alten Modellen Y und 3 bestehen. Das Robotaxi, mit dem Musk vorgefahren wurde, erinnerte an eine kleinere Version eines Modell 3, hatte aber weder Lenkrad noch Pedale.
Bis 2027 soll dann das neue Cybercab produziert werden. Offenbar soll das Tesla-Taxi nicht nur als selbst vom Unternehmen angebotener Service funktionieren, sondern für rund 30.000 Dollar zum Verkauf angeboten werden. Privatpersonen könnten sich so etwa eine Flotte von 10 bis 20 Fahrzeugen anschaffen und diese laut Musk vermieten und “wie eine Schafherde” verwalten.
Die EU-Zölle auf Elektroautos aus China sollen am 31. Oktober in Kraft treten, aber die Verhandlungen zwischen EU-Kommission und China könnten nach Angaben von Ursula von der Leyen auch danach fortgesetzt werden. Der Verhandlungsprozess würde nicht abrupt unterbrochen, wenn die Ausgleichszölle in Kraft träten, sagte die Kommissionspräsidentin in Berlin auf einer Pressekonferenz mit Kanzler Olaf Scholz. “Wichtig ist: Die Verhandlungen können, werden und dürfen auch über den Tag hinaus gehen, an dem die Ausgleichszölle in Kraft treten sollen.”
Scholz betonte, dass man die gemeinsame Hoffnung habe, den Konflikt noch lösen zu können. Die Kommission hat Ausgleichszölle für E-Autos vorgeschlagen, die aus China in die EU eingeführt werden. Sie sollen den Wettbewerbsvorteil ausgleichen, den die untersuchten chinesischen Hersteller durch staatliche Subventionen erhielten. Aktuell verhandeln Brüssel und Peking über mögliche alternative Ausgleichsmaßnahmen. Dabei gehe es auch um die Frage von Preisverpflichtungen für die chinesischen Hersteller sowie um Investitionen in Europa, sagte von der Leyen.
Die Äußerungen deuten darauf hin, wie schwierig die laufenden Verhandlungen sind. In den Mindestpreisen für E-Autos sieht die Kommission keine kurzfristige Lösung: “Ich schließe es nicht aus, aber es erscheint sehr, sehr schwierig, bis Ende Oktober eine Einigung zu erzielen, weil es sehr komplexe und schwierige Probleme zu lösen gibt”, sagte ein EU-Beamter zu Reuters. Ein Problem bestehe darin, dass es Mindestpreise bisher nur für leicht vergleichbare Waren gegeben habe, nicht aber für komplexe Produkte wie Autos.
Peking bereitet bereits eigene Vergeltungsmaßnahmen für die E-Auto-Zölle vor. Am Montag gab die Regierung bekannt, welche EU-Unternehmen als Stichproben in seiner Anti-Subventionsuntersuchung zu Milchprodukten untersucht werden:
Für die Importe der vier Unternehmen würde bei der Einführung von Zusatzzöllen dann ein eigener Zollsatz gelten, für andere ein Durchschnitt aus den vier Werten. Wie hoch diese ausfallen können, ist offen.
China hatte im August, einen Tag nach der ersten Abstimmung der EU-Staaten über Zusatzzölle auf chinesische E-Auto-Importe, eine Anti-Subventionsuntersuchung gegen bestimmte Milchprodukte aus der Europäischen Union eingeleitet. Brüssel hat dazu bereits Beschwerde bei der Welthandelsorganisation eingereicht. In China läuft derzeit auch eine Anti-Dumpinguntersuchung zu europäischem Schweinefleisch. tho/ari
Der chinesische Außenminister Wang Yi fordert, dass die “humanitären Katastrophen” im Gazastreifen ein Ende haben muss. Es müsse ein “sofortiger, vollständiger und dauerhafter Waffenstillstand in Gaza und die Freilassung aller Geiseln” erreicht werden, sagte Wang laut Chinas Staatsmedien am Mittwoch in einem Telefonat mit seinem israelischen Amtskollegen Israel Katz.
“Gewalt mit Gewalt zu begegnen, kann die legitimen Anliegen aller Parteien nicht wirklich berücksichtigen”, sagte Wang laut der Nachrichtenagentur Xinhua. “Die chinesische Seite ist der Ansicht, dass ein erneuter Konflikt und Aufruhr in der Region niemandem nützt”. Alle Parteien müssten vorsichtig handeln, um zu vermeiden, “dass die Spannungen zwischen Israel und dem Iran in einen Teufelskreis münden“, zitierte Xinhua Wang weiter.
China will sich im Nahen Osten als neutraler Vermittler positionieren. Bis heute hat Peking den Hamas-Angriff nicht verurteilt und bezeichnet die Palästinensergruppe auch nicht – wie die USA und Deutschland – als Terrororganisation. fpe
Die indonesische Regierung hat Alphabets Google sowie Apple dazu aufgefordert, den chinesischen Fast-Fashion-E-Commerce-Anbieter Temu in ihren App-Stores zu blockieren. So soll verhindern werden, dass indonesische Nutzer die App herunterladen können. Mit diesem Schritt wolle die Regierung kleine und mittlere Firmen vor der billigen Konkurrenz aus China schützen, sagte Kommunikationsminister Budi Arie Setiadi, auch wenn die Behörden bislang keine Transaktionen ihrer Bürger auf dieser Plattform ausmachen konnten.
Temus Geschäftsmodell stößt vielerorts auf Kritik, auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will asiatische Shopping-Portale wie Temu und Shein schärfer kontrollieren und die 150-Euro-Zollfreigrenze abschaffen. Bei Bestellungen aus Nicht-EU-Ländern müssen für Pakete mit Warenwert unter 150 Euro bei der Einfuhr bislang keine Gebühren bezahlt werden.
Temu verbindet Konsumenten weltweit direkt mit Fabriken in China, die Produkte werden per Paket verschickt. Dieses Geschäftsmodell stelle eine “ungesunde Konkurrenz” für “Millionen kleiner und mittlerer Unternehmen” dar, sagte Budi. Jakarta wolle auch Investitionen von Temu in lokale E-Commerce Unternehmen unterbinden und bereite eine entsprechende App-Blockade für den chinesischen Anbieter Shein vor.
Im vergangenen Jahr zwang die indonesische Regierung den chinesischen Konzern ByteDance, die E-Commerce-Dienstleistungen ihrer Social-Media-Plattform TikTok zu schließen, um die heimische Industrie und die Daten ihrer Bürger zu schützen. rtr
Im Westen Taipehs, in einer Seitengasse des beliebten Ausgehviertels Ximending, steht seit Mitte 2022 der Nowhere-Bookstore. Drinnen stehen die Bücherregale dicht an dicht, bei Veranstaltungen werden sie beiseite geräumt, so wenig Platz ist im Laden. Doch so unscheinbar er auch wirkt, ist der Buchladen in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Plattform für politische Debatten und zu einem Treffpunkt der Hongkonger Gemeinschaft in Taiwan geworden.
Zhang Jieping, Gründerin des Nowhere-Bookstore, hat in ihrem Leben schon so einige Male den Schritt ins Unbekannte gewagt. Ursprünglich kommt sie aus der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Für das Studium zog sie zuerst nach Guangzhou im Süden Chinas, und von dort ins nahegelegene Hongkong. Zhang begann eine Karriere als Journalistin. 2015 wurde sie Chefredakteurin der neu gegründeten Nachrichtenplattform Initium, mit dem Ziel, in der zersplitterten chinesischsprachigen Medienlandschaft ein breites Publikum weltweit anzusprechen.
Zu der Zeit waren unabhängige Medien in Hongkong bereits zunehmend Angriffen von Regierungsseite ausgesetzt. Nach dem Erlass des Nationalen Sicherheitsgesetzes im Jahr 2020 verschlimmerte sich die Lage noch einmal drastisch. Initium verlegte seinen Sitz von Hongkong nach Singapur. Zhang Jieping zog 2021 nach Taiwan, und wagte mit dem Nowhere-Bookstore einen Neubeginn.
Eher zufällig kam sie dazu, den Buchladen zu eröffnen, erzählt sie im Podcast Bù míngbái bòkè (不明白播客), in dem die New York Times Kolumnistin Yuan Li Persönlichkeiten der chinesischsprachigen Welt interviewt. Der Podcast, der auf Deutsch mit “Ich verstehe nicht-Blog” übersetzt werden könnte, ist in China zensiert, aber unter Auslandschinesen beliebt. Ein anderer Auswanderer aus Hongkong hatte den Buchladen bereits aufgebaut, dann aber Taiwan verlassen müssen. Zhang übernahm das Geschäft kurzerhand und eröffnete den Laden unter neuem Namen.
Der chinesische Name des Buchladens Fēidì (飛地) bedeutet wörtlich Exklave, ein Landesteil innerhalb eines anderen Staates. Es ist eine Anspielung auf die wachsende Gemeinschaft jener, die China und insbesondere Hongkong aus wirtschaftlichen und politischen Gründen verlassen haben. Zhang Jieping hofft, dass sie sich in ihrem Buchladen vernetzen und ihre Beziehung zum Land, das sie zurückgelassen haben, neu definieren können. Ein Großteil der Bücher und Veranstaltungen in Zhang Jiepings Buchladen drehen sich um Geschichte und Gesellschaft Chinas und speziell Hongkongs.
Man kann in dem Nowhere Bookstore also ein China jenseits der Landesgrenzen erleben. Doch gleichzeitig bildet er einen neuen Raum ganz eigener Natur, ein Land im Nirgendwo. Der Name ist Programm: Im Buchladen werden sogar stilisierte Pässe ausgegeben, Notizbücher mit dem Aufdruck Fēidì gònghéguó (飛地共和國 – Nowhere Republic).
Eine “Neuerschaffung Chinas” nennt Zhang Jieping die Tatsache, dass chinesischsprachige Auswanderer in den vergangenen Jahren weltweit neue Gemeinschaften gegründet haben. Der Nowhere-Bookstore ist Teil dieses größeren Trends geworden. In Tokio und San Francisco hat Zhang Jieping Kontakt zu ähnlichen Projekten. Sie selbst hat vor Kurzem einen weiteren Buchladen in Chiang Mai, Thailand, eröffnet, ebenfalls ein Zielort chinesischer Auswanderung in den vergangenen Jahren. Nun werden auch dort Pässe der Nowhere Republic ausgegeben. Leonardo Pape
Sandra Milkovic ist seit September Executive Manager bei Unicef China. Milkovic war zuletzt unter anderem für das World Food Programme in Rom und die NGO IsraAid in Tel Aviv im humanitären Einsatz.
Felix Fitterling hat beim bayrischen Automobilzulieferer Brose den Posten des Project Manager Production System & Footprint Asia übernommen. Fitterling hat in Darmstadt und an der Tongji Universität in Shanghai Wirtschaftsingenieurwesen und Global Supply Chain Management studiert. Sein Einsatzort ist Shanghai.
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Der Dujiangyan-Zhongshuge-Buchladen in Chengdu mutet auf den ersten Blick wie eine Kathedrale an. Rund 80.000 Bücher werden in dem zweistöckigen Büchertempel zum Verkauf angeboten. Entworfen hat ihn das Shanghaier Architekturbüro X+Living. Aber nicht alles ist hier echt: In den oberen Regalen erweckt bedruckte Folie den Eindruck aneinandergereihter Buchrücken. Echte Bücher wären in der Höhe nicht nur schwer zu erreichen, sondern auch schwer in Schuss zu halten, erklären die Architekten.
würde es Sie reizen, in ein Robotaxi zu steigen und sich fahrerlos ans Ziel kutschieren zu lassen? Schon bald könnten Sie die Wahl haben. Während Tesla-Chef Elon Musk vor wenigen Tagen sein Cybercab in den USA vorstellte, treibt der chinesische Konzern Baidu die internationale Expansion seiner Apollo-Go-Robotaxis voran. Auch der chinesische Konzern pony.ai will autonome Taxis nach Europa, Südkorea und in den Nahen Osten bringen. Die chinesische Firma WeRide wiederum hat bereits Testgenehmigungen für autonome Fahrzeuge in mehreren Ländern erhalten. Jörn Petring hat das Rennen um das erfolgreichste Robotaxi für Sie aufgeschrieben.
Mit massiven Militärmanövern reagierte die chinesische Führung am Montag auf die Rede, die der taiwanische Präsident Lai Ching-te anlässlich des Nationalfeiertages vergangene Woche hielt. Der Flugzeugträger Liaoning kam zum Einsatz, mehr als 90 Kampfjets überquerten die Medianlinie der Taiwanstraße an einem Tag – mehr als je zuvor. David Demes analysiert die umfassende hybride Bedrohung, mit der die chinesische Führung versucht, die Taiwaner einzuschüchtern.
In Taiwan befindet sich auch der Buchladen der früheren Journalistin Zhang Jieping, die vor der politischen Repression in Hongkong nach Taipeh flüchtete. Ihr Nowhere-Bookstore ist nicht nur zum Treffpunkt Hongkonger Exilanten geworden, er ist auch Teil einer größeren Bewegung: an vielen Orten der Welt gründen chinesische Auswanderer Gemeinschaften, um im Exil ein freieres China zu denken und zu erschaffen. In ihrem Buchladen gibt Zhang sogar Reisepässe einer “Nowhere Republic” aus, einem fiktiven Sehnsuchtsort, schreibt Leonardo Pape.
Ich wünsche Ihnen eine erhellende Lektüre und einen schönen Tag,
In den frühen Morgenstunden begann China am Montag mit einem groß angelegten Militärmanöver rund um Taiwan und die vorgelagerten Inseln Matsu und Dongyin. Die Übung mit dem Titel “Joint Sword 2024B” ist eine Fortsetzung des gleichnamigen Manövers vom Mai, das kurz nach dem Amtsantritt von Präsident Lai abgehalten wurde. Bereits vor einer Woche hatten taiwanische Sicherheitsbehörden davor gewarnt, dass China die Ansprache des taiwanischen Präsidenten zum Nationalfeiertag am 10. Oktober als Vorwand für eine erneute Militärübung nutzen könnte.
Laut dem chinesischen Staatsfernsehen umfasste das Manöver Übungen zur Blockade der Insel und zur schnellen Überwältigung der taiwanischen Streitkräfte. Kampfflugzeuge, die mit scharfen Raketen ausgestattet waren, probten den Angriff auf taiwanische Häfen und Militäreinrichtungen. Wei Cao, ein Kampfpilot der chinesischen Luftwaffe, wurde im Staatsfernsehen mit den Worten zitiert: “Das ist die einzige Sprache, die der Feind (Taiwan) versteht.” Die Manöver seien eine Warnung an taiwanische Separatisten, dass ein Engagement für Unabhängigkeit Krieg bedeute. “Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um”, so Wei weiter.
Zwischen 05:00 Uhr und 16:30 Uhr zählte Taiwans Verteidigungsministerium 125 chinesische Flugzeuge in der Nähe der Insel, 90 davon überquerten die Medianlinie der Taiwanstraße und drangen in die Luftabwehridentifikationszone (ADIZ) der Insel ein – ein neuer Rekord. Gegen 18:00 Uhr Ortszeit erklärte China das Manöver überraschend für beendet.
Das chinesische Verteidigungsministerium betonte allerdings, dass weitere Übungen folgen könnten. “Die Aktionen der Volksbefreiungsarmee werden weiter vorangetrieben, bis das Taiwan-Problem vollständig gelöst ist“, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums.
Eine wichtige Rolle kam dem Flugzeugträger “Liaoning” bei der Übung zu. Taiwans Verteidigungsministerium erklärte auf einer Pressekonferenz in Taipeh, dass man die Bewegungen der “Liaoning” genau beobachte. Mit dem Einsatz von auf dem Flugzeugträger stationierten Shenyang J-15-Kampfjets wolle China zeigen, dass es in der Lage ist, Taiwan auch vom Meer aus und so gleichzeitig von Ost und West zu bedrohen. Außerdem solle ausländischen Streitkräften der Zugang zum Einsatzgebiet verwehrt werden.
Auch die chinesische Küstenwache war massiv an dem Manöver beteiligt. Küstenwachschiffe drangen bei der Insel Matsu, die nahe an der chinesischen Küste liegt, in beschränkte Gewässer ein, um “von Taiwan gesetzte Grenzen zu zerreißen”, berichtete der Staatssender CCTV. Die Schiffe wurden allerdings von der taiwanischen Küstenwache abgefangen.
Vier Schiffsverbände der chinesischen Küstenwache umrundeten zudem erstmals die Hauptinsel Taiwan. Für Analysten eine bedeutende strategische Weiterentwicklung. “Die größte Neuerung ist dieses Mal die gemeinsame Operation von Marine und Küstenwache”, sagte der Militärstratege Lin Ying-yu im öffentlichen Fernsehsender PTS am Montagabend. Was China im Mai noch um die Insel Kinmen geprobt habe, habe die Volksbefreiungsarmee gestern versucht, auf die Hauptinsel Taiwan zu übertragen, so Lin.
Die chinesische Küstenwache verbreitete auf ihrem offiziellen Weibo-Account eine Grafik, auf der die Route der vier an der Umrundung Taiwans beteiligten Schiffsverbände in Form eines Herzens dargestellt ist. Der Begleittext dazu lautete: “Jede Patrouille hat die Form eines ‘Ich liebe dich’” – eine Botschaft, die Chinas Ziel unterstreicht, nicht nur militärische Macht zu demonstrieren, sondern auch psychologische Wirkung zu erzielen.
In einem eigens produzierten Musikvideo besingen das Einsatzkommando Ost und die Universität der Volksbefreiungsarmee außerdem die Vorstellung, im Jahr 2024 die Ostküste Taiwans von einem Schlachtschiff aus zu betrachten. In einer Animation des Einsatzkommandos Ost, die im Zuge des Manövers verbreitet wurde, ist das chinesische Schriftzeichen für “Waffe” aus einer Collage von Stichwörtern zusammengesetzt. Darauf finden sich die Bezeichnungen der letzten Manöver “Joint Sword 2024A” und “Joint Sword 2024B” sowie die Bezeichnung “Joint Sword 2024X” – eine deutliche Warnung an die Taiwaner, dass China jederzeit wieder Manöver beginnen könne. Alles Versuche, Taiwan auch psychologisch zu schwächen.
Die Reaktionen auf das Manöver ließen nicht lange auf sich warten. Das taiwanische Präsidialamt betonte, dass China die Realität der Existenz der Republik China (Taiwan) anerkennen und die Entscheidung der taiwanischen Bevölkerung für einen demokratischen und freien Lebensstil respektieren solle. Präsident Lai habe bereits am Morgen ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrates einberufen, um die Lage zu bewerten.
Der taiwanische Minister für Festlandangelegenheiten, Chiu Chui-cheng, kritisierte das Manöver als Bedrohung für den Frieden und die Stabilität in der Taiwanstraße. Er warf China vor, den guten Willen der taiwanischen Regierung sowie die Hoffnung der Taiwaner auf Frieden zu ignorieren. Chinas Hegemonialstreben sei die grundlegende Ursache für die Unsicherheit in der Region, so Chiu.
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, drückte die ernste Besorgnis der USA über die chinesischen Militärübungen in der Taiwanstraße aus. “Die Reaktion der Volksrepublik China mit militärischen Provokationen auf eine routinemäßige jährliche Ansprache ist ungerechtfertigt und birgt das Risiko einer Eskalation”, sagte Miller. Die USA riefen China dazu auf, Zurückhaltung zu üben und Maßnahmen zu vermeiden, die den Frieden und die Stabilität in der Region weiter gefährden könnten.
In einem Statement betonte die EU, dass Frieden und Stabilität in der Region von strategischer Bedeutung für die regionale und globale Sicherheit seien. Zudem habe die EU ein direktes Interesse an der Wahrung des Status quo in der Taiwanstraße und lehne jede einseitige Änderung durch Gewalt oder Zwang ab. Sie rief alle Parteien dazu auf, Zurückhaltung zu üben und jegliche Eskalation zu vermeiden.
Chinesische Hersteller werden Elon Musk den Markt für autonome Taxis nicht kampflos überlassen. Während der Tesla-Chef vor wenigen Tagen sein Cybercab in den USA vorstellte, treibt der chinesische Tech-Konzern Baidu die Pläne für eine internationale Expansion seiner Apollo-Go-Robotaxis intensiv voran. Das Pekinger Unternehmen will die selbstfahrenden Fahrzeuge zunächst in Hongkong, Singapur und im Nahen Osten auf die Straße bringen.
Das Wall Street Journal und die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei berichteten, dass Baidu zurzeit in Gesprächen mit dortigen Unternehmen und Regulierungsbehörden stecke. Baidus Auslandspläne wurden fast zeitgleich mit Teslas pompöser Show am vergangenen Donnerstag in Hollywood bekannt, als das Unternehmen das Cybercab erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. So stahl Baidu dem US-Rivalen zwar nicht die Schau, sicherte sich in dessen Sog aber ein Stück globale Aufmerksamkeit für sein eigenes Projekt.
Das Timing ließ sich auch als Kampfansage der Chinesen an Tesla verstehen. Zwar hat Baidu im anstehenden Wettbewerb mit dem Rivalen keinen technologischen, möglicherweise aber einen zeitlichen Vorteil. Das Unternehmen hat anders als Tesla bereits Erfahrungen mit seinem Robo-Taxi-Dienst gesammelt. Im August meldete Apollo Go, dass es in der zentralchinesischen Stadt Wuhan mehr als 400 fahrerlose Taxis im Einsatz habe. Es handelt sich um die größte Flotte des Unternehmens im Land.
Im zweiten Quartal dieses Jahres führte Apollo Go in China fast 900.000 Fahrten durch – wenn auch einen Großteil davon noch mit einem Sicherheitsfahrer. Der Tech-Konzern arbeite zudem an einer neuen Version seiner Plattform für autonomes Fahren, genannt Apollo 10.0, die für ein globales Publikum entwickelt werde.
Bei Tesla dagegen gibt es erhebliche Zweifel am Zeitplan. Schließlich ist Musk bekannt dafür, Termine weit zu überziehen. Der Milliardär versprach Investoren bereits 2019, dass der Anbieter bis zum folgenden Jahr mehr als eine Million Robotaxis auf der Straße haben würde. Bis heute ist das nicht der Fall. Klar ist aber zumindest, dass mit den jüngsten Ankündigungen beider Unternehmen der Einzug von Robotaxis in den Alltag ein Stück näher gerückt ist.
Denn auch andere chinesische Firmen schmieden ambitionierte Pläne. Pony.ai, das vom weltgrößten Autobauer Toyota und dem staatlichen saudischen Investmentfonds NEOM unterstützt wird, plant autonome Taxis in Südkorea, Europa und dem Nahen Osten. Pony.ai arbeitet zudem mit einem Singapurer Taxiunternehmen zusammen, um auch dort einen Fuß in den Markt zu bekommen.
WeRide – eine weitere chinesische Firma mit Nissan als Investor – hat Testgenehmigungen für autonome Fahrzeuge in mehreren Ländern erhalten. Das Unternehmen kooperiert unter anderem mit Uber, um Robotaxis in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu betreiben. Auch teste es Shuttlebusse in Singapur. Die chinesischen Anbieter wollen auch deshalb dringend ins Ausland expandieren, weil sie sich dort deutlich höhere Margen für ihre Dienste erhoffen.
Auf dem chinesischen Markt zeichnet sich bereits jetzt eine ähnliche Dynamik wie bei E-Auto-Herstellern ab. Zahlreiche Firmen konkurrieren und bieten ihre Dienste zu äußerst günstigen Preisen an. In Wuhan etwa sind die Robotaxis deutlich günstiger als die ohnehin schon sehr erschwinglichen Taxis mit menschlichem Fahrer. “Der Hauptgrund für die Expansion ins Ausland ist der intensive und ungesunde Wettbewerb auf dem Heimatmarkt”, sagte Qu Ke, Analyst bei CCB International, dem Wall Street Journal.
Der wichtige US-Markt dürfte chinesischen Anbietern jedoch verschlossen bleiben. Das US-Handelsministerium schlug im September vor, chinesische Software und Hardware in vernetzten Fahrzeugen auf amerikanischen Straßen zu verbieten. Es gilt als wahrscheinlich, dass dieser Plan in die Tat umgesetzt wird. Konkurrenz vor der eigenen Haustür bekommt Tesla eher aus den USA selbst. Beispiel: Waymo. Das Unternehmen der Google-Mutter Alphabet bietet autonomen Fahrdienst bereits in mehreren Städten, darunter San Francisco und Los Angeles.
In China hingegen könnten ausländische Firmen nach derzeitigem Stand durchaus die Möglichkeit haben, selbstfahrende Fahrzeuge und Taxen anzubieten. Zwar gelten auch dort sehr strenge Daten-Regulierungen, und viele Details dazu sind noch unklar. Auch gibt es bei Robotaxis derzeit nur lokale Anbieter. Aber Tesla ist zuversichtlich, bald eine Genehmigung der Behörden für seine Selbstfahr-Funktionen zu erhalten. Das wäre dann auch ein erster Schritt für einen künftigen Einzug des Cybercab auf den chinesischen Markt.
Was das Design betrifft, sehen die Cybercabs deutlich fortschrittlicher aus als das, was Baidu heute bereits anbietet. Die Fahrzeuge der Chinesen haben einen klobigen Aufbau auf dem Dach, in dem Lidar-Sensoren und andere Hardware untergebracht sind. Das Cybercab kommt ohne einen solchen Aufbau aus, da Tesla bei seinen selbstfahrenden Fahrzeugen vor allem auf in die Karosserie integrierte Kameras setzt. Auch kündigte Musk an, dass die Fahrzeuge ohne Kabel per Induktion geladen werden können. Jedoch blieb unklar, wie die benötigte Lade-Stationen aussehen sollen und wie schnell so eine Infrastruktur zur Verfügung stehen könnte.
Analysten zeigten sich am Donnerstag enttäuscht, dass Musk nur wenige Details nannte. Der Tesla-Chef stellte in Aussicht, dass ab dem kommenden Jahr selbstfahrende Teslas, die nicht mehr vom Fahrer überwacht werden müssen, zunächst in Texas Realität werden sollen. Die Robotaxis würden dann aber noch aus den alten Modellen Y und 3 bestehen. Das Robotaxi, mit dem Musk vorgefahren wurde, erinnerte an eine kleinere Version eines Modell 3, hatte aber weder Lenkrad noch Pedale.
Bis 2027 soll dann das neue Cybercab produziert werden. Offenbar soll das Tesla-Taxi nicht nur als selbst vom Unternehmen angebotener Service funktionieren, sondern für rund 30.000 Dollar zum Verkauf angeboten werden. Privatpersonen könnten sich so etwa eine Flotte von 10 bis 20 Fahrzeugen anschaffen und diese laut Musk vermieten und “wie eine Schafherde” verwalten.
Die EU-Zölle auf Elektroautos aus China sollen am 31. Oktober in Kraft treten, aber die Verhandlungen zwischen EU-Kommission und China könnten nach Angaben von Ursula von der Leyen auch danach fortgesetzt werden. Der Verhandlungsprozess würde nicht abrupt unterbrochen, wenn die Ausgleichszölle in Kraft träten, sagte die Kommissionspräsidentin in Berlin auf einer Pressekonferenz mit Kanzler Olaf Scholz. “Wichtig ist: Die Verhandlungen können, werden und dürfen auch über den Tag hinaus gehen, an dem die Ausgleichszölle in Kraft treten sollen.”
Scholz betonte, dass man die gemeinsame Hoffnung habe, den Konflikt noch lösen zu können. Die Kommission hat Ausgleichszölle für E-Autos vorgeschlagen, die aus China in die EU eingeführt werden. Sie sollen den Wettbewerbsvorteil ausgleichen, den die untersuchten chinesischen Hersteller durch staatliche Subventionen erhielten. Aktuell verhandeln Brüssel und Peking über mögliche alternative Ausgleichsmaßnahmen. Dabei gehe es auch um die Frage von Preisverpflichtungen für die chinesischen Hersteller sowie um Investitionen in Europa, sagte von der Leyen.
Die Äußerungen deuten darauf hin, wie schwierig die laufenden Verhandlungen sind. In den Mindestpreisen für E-Autos sieht die Kommission keine kurzfristige Lösung: “Ich schließe es nicht aus, aber es erscheint sehr, sehr schwierig, bis Ende Oktober eine Einigung zu erzielen, weil es sehr komplexe und schwierige Probleme zu lösen gibt”, sagte ein EU-Beamter zu Reuters. Ein Problem bestehe darin, dass es Mindestpreise bisher nur für leicht vergleichbare Waren gegeben habe, nicht aber für komplexe Produkte wie Autos.
Peking bereitet bereits eigene Vergeltungsmaßnahmen für die E-Auto-Zölle vor. Am Montag gab die Regierung bekannt, welche EU-Unternehmen als Stichproben in seiner Anti-Subventionsuntersuchung zu Milchprodukten untersucht werden:
Für die Importe der vier Unternehmen würde bei der Einführung von Zusatzzöllen dann ein eigener Zollsatz gelten, für andere ein Durchschnitt aus den vier Werten. Wie hoch diese ausfallen können, ist offen.
China hatte im August, einen Tag nach der ersten Abstimmung der EU-Staaten über Zusatzzölle auf chinesische E-Auto-Importe, eine Anti-Subventionsuntersuchung gegen bestimmte Milchprodukte aus der Europäischen Union eingeleitet. Brüssel hat dazu bereits Beschwerde bei der Welthandelsorganisation eingereicht. In China läuft derzeit auch eine Anti-Dumpinguntersuchung zu europäischem Schweinefleisch. tho/ari
Der chinesische Außenminister Wang Yi fordert, dass die “humanitären Katastrophen” im Gazastreifen ein Ende haben muss. Es müsse ein “sofortiger, vollständiger und dauerhafter Waffenstillstand in Gaza und die Freilassung aller Geiseln” erreicht werden, sagte Wang laut Chinas Staatsmedien am Mittwoch in einem Telefonat mit seinem israelischen Amtskollegen Israel Katz.
“Gewalt mit Gewalt zu begegnen, kann die legitimen Anliegen aller Parteien nicht wirklich berücksichtigen”, sagte Wang laut der Nachrichtenagentur Xinhua. “Die chinesische Seite ist der Ansicht, dass ein erneuter Konflikt und Aufruhr in der Region niemandem nützt”. Alle Parteien müssten vorsichtig handeln, um zu vermeiden, “dass die Spannungen zwischen Israel und dem Iran in einen Teufelskreis münden“, zitierte Xinhua Wang weiter.
China will sich im Nahen Osten als neutraler Vermittler positionieren. Bis heute hat Peking den Hamas-Angriff nicht verurteilt und bezeichnet die Palästinensergruppe auch nicht – wie die USA und Deutschland – als Terrororganisation. fpe
Die indonesische Regierung hat Alphabets Google sowie Apple dazu aufgefordert, den chinesischen Fast-Fashion-E-Commerce-Anbieter Temu in ihren App-Stores zu blockieren. So soll verhindern werden, dass indonesische Nutzer die App herunterladen können. Mit diesem Schritt wolle die Regierung kleine und mittlere Firmen vor der billigen Konkurrenz aus China schützen, sagte Kommunikationsminister Budi Arie Setiadi, auch wenn die Behörden bislang keine Transaktionen ihrer Bürger auf dieser Plattform ausmachen konnten.
Temus Geschäftsmodell stößt vielerorts auf Kritik, auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will asiatische Shopping-Portale wie Temu und Shein schärfer kontrollieren und die 150-Euro-Zollfreigrenze abschaffen. Bei Bestellungen aus Nicht-EU-Ländern müssen für Pakete mit Warenwert unter 150 Euro bei der Einfuhr bislang keine Gebühren bezahlt werden.
Temu verbindet Konsumenten weltweit direkt mit Fabriken in China, die Produkte werden per Paket verschickt. Dieses Geschäftsmodell stelle eine “ungesunde Konkurrenz” für “Millionen kleiner und mittlerer Unternehmen” dar, sagte Budi. Jakarta wolle auch Investitionen von Temu in lokale E-Commerce Unternehmen unterbinden und bereite eine entsprechende App-Blockade für den chinesischen Anbieter Shein vor.
Im vergangenen Jahr zwang die indonesische Regierung den chinesischen Konzern ByteDance, die E-Commerce-Dienstleistungen ihrer Social-Media-Plattform TikTok zu schließen, um die heimische Industrie und die Daten ihrer Bürger zu schützen. rtr
Im Westen Taipehs, in einer Seitengasse des beliebten Ausgehviertels Ximending, steht seit Mitte 2022 der Nowhere-Bookstore. Drinnen stehen die Bücherregale dicht an dicht, bei Veranstaltungen werden sie beiseite geräumt, so wenig Platz ist im Laden. Doch so unscheinbar er auch wirkt, ist der Buchladen in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Plattform für politische Debatten und zu einem Treffpunkt der Hongkonger Gemeinschaft in Taiwan geworden.
Zhang Jieping, Gründerin des Nowhere-Bookstore, hat in ihrem Leben schon so einige Male den Schritt ins Unbekannte gewagt. Ursprünglich kommt sie aus der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Für das Studium zog sie zuerst nach Guangzhou im Süden Chinas, und von dort ins nahegelegene Hongkong. Zhang begann eine Karriere als Journalistin. 2015 wurde sie Chefredakteurin der neu gegründeten Nachrichtenplattform Initium, mit dem Ziel, in der zersplitterten chinesischsprachigen Medienlandschaft ein breites Publikum weltweit anzusprechen.
Zu der Zeit waren unabhängige Medien in Hongkong bereits zunehmend Angriffen von Regierungsseite ausgesetzt. Nach dem Erlass des Nationalen Sicherheitsgesetzes im Jahr 2020 verschlimmerte sich die Lage noch einmal drastisch. Initium verlegte seinen Sitz von Hongkong nach Singapur. Zhang Jieping zog 2021 nach Taiwan, und wagte mit dem Nowhere-Bookstore einen Neubeginn.
Eher zufällig kam sie dazu, den Buchladen zu eröffnen, erzählt sie im Podcast Bù míngbái bòkè (不明白播客), in dem die New York Times Kolumnistin Yuan Li Persönlichkeiten der chinesischsprachigen Welt interviewt. Der Podcast, der auf Deutsch mit “Ich verstehe nicht-Blog” übersetzt werden könnte, ist in China zensiert, aber unter Auslandschinesen beliebt. Ein anderer Auswanderer aus Hongkong hatte den Buchladen bereits aufgebaut, dann aber Taiwan verlassen müssen. Zhang übernahm das Geschäft kurzerhand und eröffnete den Laden unter neuem Namen.
Der chinesische Name des Buchladens Fēidì (飛地) bedeutet wörtlich Exklave, ein Landesteil innerhalb eines anderen Staates. Es ist eine Anspielung auf die wachsende Gemeinschaft jener, die China und insbesondere Hongkong aus wirtschaftlichen und politischen Gründen verlassen haben. Zhang Jieping hofft, dass sie sich in ihrem Buchladen vernetzen und ihre Beziehung zum Land, das sie zurückgelassen haben, neu definieren können. Ein Großteil der Bücher und Veranstaltungen in Zhang Jiepings Buchladen drehen sich um Geschichte und Gesellschaft Chinas und speziell Hongkongs.
Man kann in dem Nowhere Bookstore also ein China jenseits der Landesgrenzen erleben. Doch gleichzeitig bildet er einen neuen Raum ganz eigener Natur, ein Land im Nirgendwo. Der Name ist Programm: Im Buchladen werden sogar stilisierte Pässe ausgegeben, Notizbücher mit dem Aufdruck Fēidì gònghéguó (飛地共和國 – Nowhere Republic).
Eine “Neuerschaffung Chinas” nennt Zhang Jieping die Tatsache, dass chinesischsprachige Auswanderer in den vergangenen Jahren weltweit neue Gemeinschaften gegründet haben. Der Nowhere-Bookstore ist Teil dieses größeren Trends geworden. In Tokio und San Francisco hat Zhang Jieping Kontakt zu ähnlichen Projekten. Sie selbst hat vor Kurzem einen weiteren Buchladen in Chiang Mai, Thailand, eröffnet, ebenfalls ein Zielort chinesischer Auswanderung in den vergangenen Jahren. Nun werden auch dort Pässe der Nowhere Republic ausgegeben. Leonardo Pape
Sandra Milkovic ist seit September Executive Manager bei Unicef China. Milkovic war zuletzt unter anderem für das World Food Programme in Rom und die NGO IsraAid in Tel Aviv im humanitären Einsatz.
Felix Fitterling hat beim bayrischen Automobilzulieferer Brose den Posten des Project Manager Production System & Footprint Asia übernommen. Fitterling hat in Darmstadt und an der Tongji Universität in Shanghai Wirtschaftsingenieurwesen und Global Supply Chain Management studiert. Sein Einsatzort ist Shanghai.
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Der Dujiangyan-Zhongshuge-Buchladen in Chengdu mutet auf den ersten Blick wie eine Kathedrale an. Rund 80.000 Bücher werden in dem zweistöckigen Büchertempel zum Verkauf angeboten. Entworfen hat ihn das Shanghaier Architekturbüro X+Living. Aber nicht alles ist hier echt: In den oberen Regalen erweckt bedruckte Folie den Eindruck aneinandergereihter Buchrücken. Echte Bücher wären in der Höhe nicht nur schwer zu erreichen, sondern auch schwer in Schuss zu halten, erklären die Architekten.