Table.Briefing: China

Machtkampf um Indopazifik + Widerstand gegen Robotaxis

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Wettrennen um die Vormacht auf der Welt ist in vollem Gange. Während Chinas Außenminister Wang Yi die Konfliktparteien aus dem Nahen Osten umgarnt, ist sein amerikanischer Amtskollege Antony Blinken im Indopazifik unterwegs. In Tokio traf er seine Amtskollegen der Quad-Verbündeten Australien, Indien und Japan – und besiegelte ganz nebenbei die bedeutendste Änderung der US-japanischen Militärbeziehungen seit 70 Jahren, schreibt Michael Radunski.

In der philippinischen Hauptstadt Manila wendet sich Blinken nun dem viele Jahre lang vernachlässigten Inselstaat zu, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Taiwan und der Volksrepublik befindet. Barack Obamas Ostasien-Strategie “Pivot to Asia” ist harmlos im Vergleich zur Indopazifik-Strategie, die die Biden-Regierung derzeit in der Region verfolgt.

In Deutschland noch Zukunftsmusik, in Wuhan und einigen weiteren chinesischen Städten bereits Realität: Robotaxis. Doch so fortschrittlich und vielversprechend die selbstfahrenden Taxis in China klingen, es formiert sich Widerstand. Und es sind keineswegs nur die traditionellen Taxifahrer, die um ihre Jobs bangen und protestieren, sondern auch Passanten, die an der Sicherheit zweifeln. Es gibt beim Autonomen Fahren noch einiges zu tun – auch in China.

Die Journalistin Yu Xianfei hat eigentlich einen Dokumentarfilm über die Licht- und Schattenseiten des Baus eines Industrieparks in Äthiopien durch chinesische Investoren gedreht. Herausgekommen ist jedoch ein Film, der auch Chinas wirtschaftlichen Aufstieg kritisch unter die Lupe nimmt. Leonardo Pape stellt die Filmemacherin in einem lesenswerten Stück vor.

Viel Spaß mit der Lektüre!

Ihr
Felix Lee
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Analyse

Indopazifik: Was die USA mit ihren Partnern planen

Die Quad-Außenminister (von links): der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar, die japanische Außenministerin Yoko Kamikawa, die australische Außenministerin Penny Wong und US-Außenminister Antony Blinken am Montag in Tokio.

Die Außenminister Australiens, Indiens, Japans und der USA haben am Montag in Tokio vereinbart, ihre Zusammenarbeit im Rahmen der sogenannten Quad auszubauen. Konkret geht es um die Bereiche Cyber- und maritime Sicherheit im Indopazifik. Hier will man in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Quad steht für quadrilateraler Sicherheitsdialog im indopazifischen Raum. Es ist ein Zusammenschluss der vier Länder Australien, Indien, Japan und den USA.

Auch wenn in der gemeinsamen Erklärung China nicht direkt genannt wird, ist die Ausrichtung eindeutig: Die USA vertiefen ihre Allianzen im Indopazifik, um der Herausforderung China entschlossen entgegentreten zu können. Dabei ist auch das Timing wichtig:

Allianzen stärken: Japan, Quad und dann die Philippinen

Mit diesem Ziel hatte man schon am Wochenende mit Japan eine weitreichende Entscheidung getroffen: die Einrichtung eines neuen gemeinsamen US-Streitkräftehauptquartiers in Japan. Über die Quad stärkt man zusätzlich die Bindungen mit Australien und Indien. Zudem traf man sich am Sonntag zum ersten trilateralen Verteidigungsgespräch von Japan, Südkorea und den USA. Als Nächstes werden US-Außenminister Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin dann zum Partner auf die Philippinen reisen.

Blinken ließ am Montag in Tokio an der Wichtigkeit des Quad-Treffens keinen Zweifel aufkommen. “Dies ist ein Moment beispielloser strategischer Ausrichtung unserer vier Länder”, sagte der US-Außenminister. Gemeinsam stehe man ein für einen freien, offenen und widerstandsfähigen Indopazifik.

Wichtige Unterseekabel

Konkret kündigten die vier Quad-Länder Initiativen an, um:

  • die Widerstandsfähigkeit der Unterseekabelnetze zu stärken,
  • das “maritime Bewusstsein” zu erweitern,
  • und die Katastrophenhilfe in der Region zu optimieren.

Vor allem der erste Punkt ist wichtig. Unterseekabel haben sich zu einem zentralen Punkt im Technologie-Wettstreit zwischen den USA und China entwickelt. Australiens Außenministerin Penny Wong stellte in diesem Zusammenhang ein neues australisches Zentrum für Kabelkonnektivität und Widerstandsfähigkeit vor, das sie als “Beitrag” Australiens zur Quad-Partnerschaft vorstellte. Die USA wiederum kündigten an, mehr als 1.000 Beamte und Führungskräfte der Telekommunikationsbranche in der Region auszubilden.

Mit den beiden anderen Punkten wollen die Quad auch andere Staaten in Südostasien sowie Pazifikinseln beim Ausbau der maritimen Sicherheit und der Verteidigung gegen Cyberangriffe unterstützen.

Als Begründung hieß es am Montag, man sei “ernsthaft besorgt über die Situation im Ost- und Südchinesischen Meer”. China hat zuletzt sein ohnehin schon robustes Auftreten in der Region weiter verschärft mit einer Reihe von Militärübungen in den Gewässern um Taiwan und gemeinsamen Militäraktivitäten mit Russland.

Mit Japan: Größte Verbesserung seit 70 Jahren

Schon am Sonntag einigten sich die USA mit Japan auf eine umfassende Umstrukturierung ihres Militärkommandos, das “die Hauptverantwortung für die Koordinierung der Sicherheitsaktivitäten in und um Japan” übernehmen soll. “Die Vereinigten Staaten werden die US-Streitkräfte in Japan zu einem gemeinsamen Truppenhauptquartier mit erweiterten Missionen und operativen Verantwortlichkeiten aufwerten“, sagte Austin. Der bezeichnete es als die bedeutendste Änderung und eine der stärksten Verbesserungen der militärischen Beziehungen mit Japan seit 70 Jahren.

Vor allem zwei Punkte sind wichtig:

  • Umstrukturierung mit gemeinsamem Truppenhauptquartier
  • Erweiterte Abschreckung durch Nuklearschutzschild

Gemeinsame Kommandostruktur

Japan ist militärstrategisch für die USA von entscheidender Bedeutung – auch im Hinblick auf Taiwan. Aktuell sind in Japan rund 54.000 US-Soldaten stationiert. Hinzu kommen Hunderte US-Flugzeuge sowie Washingtons einzige vorgelagerte Flugzeugträger-Kampfgruppe. Das Problem: Der Kommandeur der US-Streitkräfte in Japan hat keine eigene Befehlsgewalt, sondern folgt den Anweisungen aus dem “US-Indo-Pazifik-Kommando” in Hawaii.

Aber: Damit ist das “Indopacom” rund 6.000 Kilometer entfernt. Mehr noch: Zwischen Militäreinheiten und Befehlsgewalt liegt die Datumsgrenze, der Zeitunterschied beträgt 19 Stunden. All das wird im Konfliktfall zum Problem – wenn jede Minute zählt und Kommunikation über eine solche Distanz gestört werden könnte.

Das soll sich nun ändern. Durch die neue Struktur sollen die US-Streitkräfte in Japan eigenständiger, schneller und mit Japan abgestimmter agieren können. Die Umstrukturierung soll bis März 2025 abgeschlossen sein und dann von einem Drei-Sterne-General des US-Militärs geleitet werden. Japan hatte sich die Ernennung eines Vier-Sterne-Kommandeurs gewünscht.

Nukleare Abschreckung

Zudem diskutierten die Minister erstmals öffentlich das US-Engagement für eine “erweiterte Abschreckung”. Gemeint ist die Zusage der USA, ihre Atomstreitkräfte einzusetzen, um Angriffe auf Verbündete abzuschrecken.

Es ist ein heikles Thema in Japan. Zum einen setzt sich Tokio für die Nichtverbreitung von Atomwaffen ein. Zum anderen wurde Japan als einziges Land mit Atombomben angegriffen – und dann auch noch von den USA. Nun sagt die japanische Außenministerin Yoko Kamikawa jedoch: “Angesichts der zunehmend ernsten nuklearen Bedrohungen in der Nähe Japans ist es wichtig, die erweiterte Abschreckung weiter zu stärken.” In diesem Zusammenhang geht es neben China auch um Russland und Nordkorea.

China fordert “sofortigen Stopp”

In China reagiert man erbost auf die neuen US-Vereinbarungen mit Ländern aus der Region. Das Außenministerium in Peking gab am Montag bekannt: “Wir fordern die Vereinigten Staaten und Japan dringend auf, ihre Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas sofort einzustellen und keine imaginären Feinde mehr zu schaffen.” China verfolge eine defensive Verteidigungspolitik und stelle für ein Land eine Bedrohung dar.

Der nächste Stopp von US-Außenminister Blinken und Verteidigungsminister Austin ist Manila. Dort werden sie völlig andere Töne hören – nämlich wie robust und offensiv China inzwischen gegen die Philippinen vorgeht.  

  • Australien
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Autonomes Fahren: Deshalb stoßen Robo-Taxis auf Widerstand

Robotaxis der Baidu-Plattform Apollo: Unter herkömmlichen Taxifahrer formiert sich Widerstand gegen die selbstfahrenden Taxis.

Die schnelle Verbreitung autonomer Taxis hat in China eine Debatte über die Sicherheit der Fahrzeuge und die Zukunft traditioneller Taxifahrer ausgelöst. In den sozialen Medien und der staatlichen Presse diskutiert man derzeit verstärkt über Erfahrungen aus Wuhan. Die Hauptstadt der Provinz Hubei hat sich nach der Corona-Pandemie zum wichtigsten Testzentrum für autonomes Fahren entwickelt. Nirgendwo sonst sind mehr selbstfahrende Autos unterwegs.

Der chinesische Tech-Gigant Baidu ist in Wuhan mit seiner Plattform Apollo Go führend. Langfristig plant das Unternehmen, seine Fahrzeuge im ganzen Land zu betreiben. Wuhan dient als Keimzelle für diesen Vorstoß. Baidu betreibt derzeit mehr als 500 Robotaxis in Wuhan und will diese Zahl bis Jahresende auf 1.000 verdoppeln. Laut Baidu-Angaben sind etwa 300 dieser Fahrzeuge vollständig autonom. Die übrigen haben noch einen Sicherheitsfahrer an Bord. Auch andere Städte in China führen im kleineren Rahmen ähnliche Tests durch. 

Wuhan ist die Keimzelle für Robo-Taxis

2019 erhielt Baidu eine Betriebslizenz für autonome Fahrzeuge in Wuhan. 2022 durfte Baidu seine Fahrzeuge ohne Sicherheitsfahrer auf öffentlichen Straßen betreiben. Seitdem hat Baidu seine Robotaxis auf eine Fläche von mehr als 3.000 Quadratkilometern in der Stadt verteilt. In der Innenstadt von Wuhan sind die Apollo Go Robotaxis längst ein vertrauter Anblick.

Die Erfahrungen in Wuhan zeigen, dass Baidu und andere Anbieter zwar technologisch große Fortschritte machen und viele Fans haben. Jedoch nimmt auch der Widerstand gegen die Robot-Taxis zu. Vor allem die Lobby der Taxi- und Ride-Hailing-Fahrer protestiert. Sie fürchten um ihre Jobs.

Taxifahrer in China sind ohnehin schon unzufrieden, weil Ride-Hailing-Dienste wie Didi ihnen seit Jahren Konkurrenz machen. Ride-Hailing-Fahrer klagen derweil darüber, dass zu viele Fahrer auf die Plattformen drängen und ihre Dienste anbieten, was die ohnehin geringen Einnahmen schmälert. Nun kommen auch noch die Robotaxis hinzu.

Baidu plant schon kommendes Jahr Gewinn

Baidu will sein Apollo-Go-Geschäft in Wuhan schon im kommenden Jahr profitabel machen. Dabei helfen soll die neueste Robotaxi-Generation des Unternehmens, die nur noch 200.000 Yuan (etwa 25.000 Euro) kosten soll. Das sind 60 Prozent weniger als die aktuelle Generation.

Schon jetzt sind Taxifahrten in China sehr erschwinglich, doch Baidu setzt die Preise noch weiter herab. Eine 10-Kilometer-Fahrt in einem Robo-Taxi in Wuhan kostet zwischen 4 und 16 Yuan (ca. 0,50 bis 2 Euro). Zum Vergleich: Ein regulärer Ride-Hailing-Service kostet zwischen 18 und 30 Yuan. Preislich gibt es also keinen Grund mehr, herkömmliche Taxis zu wählen.

Allerdings gibt es auch Nachteile. “Die Wartezeit beträgt 8 bis 10 Minuten von der Bestellung bis zur Ankunft, und die Fahrgeschwindigkeit ist langsam”, schilderte ein Fahrgast kürzlich der staatlichen Zeitung Global Times seine Erfahrungen. “Einige Routen sind nicht die kürzesten, sie folgen nur den internen Pfaden des Systems, und das kann mehr Zeit in Anspruch nehmen”, fügte er hinzu. Ein Didi-Fahrer sagte der Global Times: “Ich glaube nicht, dass wir unsere Jobs verlieren, da viele Menschen sich unsicher fühlen, wenn sie in autonomen Autos sitzen, insbesondere während der Stoßzeiten.”

Zwölf Millionen Robo-Taxis bis 2040

Baidu geriet kürzlich tatsächlich in die Kritik, weil eines seiner Taxis einen Fußgänger erfasste. Dieser überquerte die Straße bei Rot, was Diskussionen über die Grenzen autonomer Fahrzeuge auslöste. Auf einer von der Wuhaner Regierung betriebenen Internetseite gab es bereits mehr als 300 Beschwerden gegen die Robo-Taxis. Eine häufige Kritik lautet dort, dass die Taxis noch zu langsam auf Ampeln reagieren würden. Auch klagen Verkehrsteilnehmer, dass sich die Robo-Taxis oftmals nicht natürlich in den Verkehr eingliedern. So würden Staus verursacht. 

Zhang Xiang, ein Forscher an der North China University of Technology, sagte der staatlichen Zeitung China Daily, dass es noch immer Schwierigkeiten bei sehr komplexen Situationen und Regelverletzungen anderer Verkehrsteilnehmer gebe. Es werde noch mindestens zehn Jahre dauern, bis die großflächige Kommerzialisierung fahrerloser Robotaxis Realität wird, meint Zhang.

Trotzdem gibt es keinen Zweifel daran, dass ein gigantischer neuer Markt entsteht. Laut dem “Electric Vehicle Outlook”-Bericht von BloombergNEF wird China bis 2040 über die weltweit größte Robo-Taxi-Flotte von etwa 12 Millionen selbstfahrenden Fahrzeugen verfügen, gefolgt von den USA mit rund 7 Millionen solcher Fahrzeuge.

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  • Technologie
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News

Gespräch mit Xi: Was Meloni in Peking erreicht hat

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sucht in Peking die wirtschaftliche Nähe zu China. Nach einem Treffen am Montag mit Partei- und Staatschef Xi Jinping sagte Meloni: Man wolle “bereits geleistete Arbeit verstärken, aber auch neue Formen der Zusammenarbeit erkunden und zugleich ein Gleichgewicht der Handelsbeziehungen schaffen”. Der chinesische Präsident erwiderte, dass China Investitionen italienischer Unternehmen begrüße. Auch sei man bereit, mehr hochwertige italienische Produkte zu importieren

Am Sonntag hatte Meloni auf einem Wirtschaftsforum in Peking das Ungleichgewicht der bilateralen Investitionen kritisiert. Die chinesischen Investitionen in Italien machten demnach etwa ein Drittel der italienischen Investitionen in China aus. Anschließend unterzeichneten Meloni und Chinas Ministerpräsident Li Qiang einen Drei-Jahres-Aktionsplan für mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Die Beziehungen zwischen Italien und China waren zuletzt holprig, nachdem Meloni im Dezember den Ausstieg ihres Landes aus dem chinesischen Infrastrukturprojekt “Neue Seidenstraße” bekannt gab. Italien hatte in dem Projekt vor allem nach außen hin eine wichtige Rolle: Es war seit 2019 das einzige G7-Land, dass sich an dem chinesischen Prestigeprojekt engagierte. Der Ausstieg Italiens wurde allerdings von der früheren Regierung in Rom getroffen, an der Meloni nicht beteiligt war. rad

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WTO: Darüber beschwert sich die EU wegen Taiwan

Die EU hat bei der Welthandelsorganisation (WTO) um Gespräche zur Streitbeilegung bezüglich Taiwans Anwendung von Kriterien zu lokalen Anteilen bei Offshore-Windenergieprojekten angestoßen. Aus Sicht der EU diskriminieren Taiwans Zulassungs- und Vergabekriterien für den lokalen Anteil bei Ausschreibungen europäische Hersteller, erklärte die EU-Kommission in einer Mitteilung.

Die Anforderungen an den lokalen Anteil in Taiwans Offshore-Windpolitik seien nicht vereinbar mit WTO-Vorgaben und wirkten sich negativ auf einen wichtigen Industriesektor der EU aus, so die Brüsseler Behörde. Ein explizites Beispiel nannte die EU in dem Gesuch an die WTO nicht. Sollte im Rahmen der Gespräche innerhalb von 60 Tagen keine Lösung gefunden werden, kann die EU ein Streitbeilegungspanel bei der WTO beantragen. ari

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Direct Air Capture: So will China den Technologie-Rückstand aufholen

China hat erstmals erfolgreich eine größere Anlage zum Auffangen von CO₂ aus der Atmosphäre (Direct Air Capture – DAC) getestet. Laut Angaben der staatlichen Presseagentur Xinhua hat das DAC-System einen Dauerbetriebstest bestanden. Eine Einheit der DAC-Anlage, die in einem Schiffscontainer untergebracht ist, kann demnach jährlich bis zu 600 Tonnen CO₂ aus der Luft filtern. Die DAC-Anlage, genannt CarbonBox, wurde gemeinsam von der Shanghai Jiaotong University und dem staatlichen Energiekonglomerat China Energy Engineering Corporation entwickelt.

Laut dem Global CCS Institute liegt China bei der Entwicklung von DAC-Technologien leicht hinter der ausländischen Konkurrenz zurück. Westliche Firmen wie Climeworks betreiben schon größere DAC-Pilotanlagen in der Schweiz und Island. Die DAC-Technologie befindet sich jedoch noch im Anfangsstadium. Derzeit kostet das Auffangen und Speichern einer Tonne CO₂ laut Climeworks und dem Wettbewerber Heirloom noch immer einen hohen dreistelligen Dollarbetrag. nib

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Smartphones: Warum iPhones sich immer schlechter verkaufen

Die Beliebtheit von Smartphones ausländischer Anbieter bei chinesischen Verbrauchern lässt nach. Im Juni stieg der Absatz zwar um knapp elf Prozent auf 2,87 Millionen Geräte, wie eine am Montag veröffentlichte Erhebung der China Academy of Information and Communications Technology (CAICT) ergab. In den beiden vorangegangenen Monaten hatte das Plus noch bei jeweils mehr als 40 Prozent gelegen. Einheimische Produzenten konnten der ausländischen Konkurrenz im Berichtszeitraum Marktanteile abjagen. Weiteren Angaben zufolge stiegen die Smartphone-Verkäufe im Juni insgesamt um 12,5 Prozent auf 24,91 Millionen Einheiten.

Eine vor wenigen Wochen vorgelegte Studie des Branchendienstes Canalys deutete in eine ähnliche Richtung: Die Experten beobachteten im zweiten Quartal einen Rückgang des iPhone-Absatzes in China um knapp sieben Prozent. Apple ist der wichtigste ausländische Smartphone-Anbieter in der Volksrepublik. Das hat auch mit staatlicher Propaganda zu tun. Der US-Konzern fiel vor allem im Vergleich zum Rivalen Huawei zurück, der mit seiner “Pura 70”-Serie viele neue Kunden gewinnt. rtr/rad

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Presseschau

Italien und China: Meloni bemüht sich in Peking um gute Stimmung SÜDDEUTSCHE
Orbán pumpt Peking an FAZ
Indopazifik: Chinas Vorgehen alarmiert USA, Australien, Japan und Indien SUEDDEUTSCHE
Chinas Gebietsansprüche: Staaten-Gruppe fordert “freien” Pazifik ZDF
Taiwan unter Belagerung: Beijing zieht die Schlinge zu TELEPOLIS
Wie schätzen Sie die Gefahr im Taiwan-Konflikt ein, Herr Wuttke? HANDELSBLATT
Chinas Zensur stellt KI-Konzerne vor ein milliardenschweres Dilemma HANDELSBLATT
Shenzhen: Apple steckt mehr Geld in chinesische Labore HEISE
Wie China langsam die Führung in der Klimadiplomatie übernimmt TELEPOLIS
Zulieferer Webasto kürzt seine Produktion in China HANDELSBLATT
Chinesische Windräder vor deutscher Küste DW
Infineon legt sich mit chinesischem Konkurrenten an FAZ
Bevölkerungsrückgang in China: Steht die Weltmacht vor einem Wendepunkt? TELEPOLIS
Militärisch oder zivil? Chinesisches Raumschiff Shenlong bereitet Kopfzerbrechen GOLEM
North Korea’s Kim ‘inspects’ flood response as thousands evacuated from China border region after heavy rains CNN
Chinas Geheimdienst: Spione im Hörsaal GOLEM
Laos: Auf dem Weg in die chinesische Schuldenfalle? DW
Chinas Schwimmer: Athleten-Vereinigung fordert Aufklärung von Doping-Agentur SÜDDEUTSCHE

Heads

Xinyan Yu – Journalistin dreht Doku über Chinas Expansion in Afrika

Journalistin Yu Xinyan hat ihren ersten Dokumentarfilm in Spielfilmlänge gedreht.

Yu Xinyan wuchs in einer der letzten Enklaven der sozialistischen Planwirtschaft auf. Es war in den Neunzigerjahren, Yus Eltern arbeiteten im Werk eines der großen staatlichen Stahlkonzerne in Wuhan. Ihr “dānwèi” (单位) war mehr als ein Arbeitsplatz: Der Staat verschaffte den Arbeitern ihre Wohnungen, Kinderbetreuung und Freizeitbeschäftigungen. Ein Großteil des sozialen Lebens wurde so organisiert.

Das dānwèi-System hielt sich im Stahlwerk von Wuhan bis ins neue Jahrtausend, auch als Yu 2007 für ihr Studium nach Peking zog. Doch als sie eines Sommers ihre Eltern besuchte, tobte eine Entlassungswelle. Praktisch über Nacht verlor ein Großteil der Beschäftigten ihre Arbeit.

Derweil studierte Yu Journalismus an der Beijing Foreign Studies University. Dabei kam sie auch in Kontakt mit internationalen Medien. Zu der Zeit war das Medienumfeld in China noch deutlich liberaler als heute. “Die Universität war sehr offen. Wir haben sowohl die chinesische als auch die westliche Form von Journalismus kennengelernt.” 

“Big China, weird China und bad China”

Nach dem Studium arbeitete Yu einige Jahre als Produktionsassistentin für die britische BBC in Peking. Ihre Aufgabe: China für ein ausländisches Publikum – und die Korrespondenten des Senders – verständlich zu machen. Keine leichte Aufgabe, auch angesichts der unterschwelligen Erwartungen an den Inhalt der Sendungen: “Zu der Zeit gab es einen Witz unter den chinesischen Journalisten: Es gibt nur drei China-Geschichten, die im Westen gut ankommen: big China, weird China und bad China.” 

Dass manche Geschichten mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten als andere, sei jedoch nicht allein ein Problem der China-Berichterstattung, sagt Yu. Auch das Kurzvideoformat, mit dem sie arbeitete, brachte Beschränkungen mit sich.

“Made in Ethiopia” erzählt von den Grenzen des chinesischen Entwicklungsmodells

2018 zog Yu in die USA. Sie fing an, mit Dokumentarfilmen einzelnen Geschichten mehr Raum zu geben, unter anderem mit einer Kurzdokumentation über die Folgen der Ein-Kind-Politik oder einer Kurz-Doku über chinesische Migranten in den USA.

Nun ist Yus erste Dokumentation in Spielfilmlänge erschienen. Gemeinsam mit dem chinaerfahrenen Videojournalisten Max Duncan arbeitete sie fast vier Jahre an “Made in Ethiopia”. Der Film erzählt die Geschichte des chinesischen Industrieparks “Eastern Industrial Zone”. Rund 40 Kilometer südlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba haben chinesische Baufirmen in den vergangenen Jahren Fabrikgelände für mehr als 10.000 Arbeiter geschaffen. Chinesische Firmen produzieren in dem Park Kleidung und Industrieartikel.

Der Industriepark ist kein staatliches Projekt, und der Fokus des Dokumentarfilms liegt nicht etwa auf Chinas geopolitischen Ambitionen, sondern auf der Eigeninitiative der Akteure und den sozialen Konflikten, die die angestrebte Expansion des Industrieparks begleiten. Ein Großteil von “Made in Ethiopia” folgt der chinesischen Leiterin des Industrieparks auf ihrer Suche nach Investoren und bei Verhandlungen mit der lokalen Bevölkerung und Behörden. Die Bäuerin Workinesh stemmt sich gegen den Verlust ihres Farmlandes, die Fabrikarbeiterin Beti träumt von einem besseren Leben, kämpft aber mit den strikten Vorgaben und dem Leistungsdruck durch die chinesischen Vorarbeiter. Schließlich bringen die Coronapandemie und der Ausbruch eines Bürgerkriegs in Äthiopien die Expansionspläne zum Erliegen. Die Vorstellung, wirtschaftliche Entwicklung zu exportieren, stößt an ihre Grenzen. 

Chinas Jugend verliert die Hoffnung auf ein besseres Leben

Den Widerstand in der Bevölkerung gegen den Industriepark, den Yu während der Dreharbeiten spürte, ist in ihren Augen auch eine Folge der sozialen Instabilität im Land. Vielen Menschen in Äthiopien fehle das Vertrauen, sie könnten sich durch ihre Arbeit eine bessere Zukunft aufbauen – zu unberechenbar sei ihr Leben. “In China hatten viele Menschen dieses Vertrauen, auch meine Eltern.” 

Die Hoffnung auf ein besseres Leben, die der wirtschaftliche Aufschwung zumindest einem Teil der chinesischen Bevölkerung während der Zeit der Reform-und-Öffnungs-Politik geben konnte, verflüchtige sich jedoch in den vergangenen Jahren, vor allem in der jungen Generation. Yu Xinyan spricht von einer Phase des gesellschaftlichen Übergangs, mit ungewissem Ausgang. Dennoch blickt sie mit einer Portion Optimismus in die Zukunft. Denn wenn die Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte eines zeigen würden, dann, wie anpassungsfähig Chinesinnen und Chinesen sind. Leonardo Pape

Der Dokumentarfilm “Made in Ethiopia” feiert auf dem Kölner Filmfestival (17. bis 24. Oktober) Deutschlandpremiere. 

  • Äthiopien
  • Ein-Kind-Politik
  • Wirtschaft

Personalien

Tjan Ho Lai ist seit Juli Junior Business Development Manager bei der Benelux Chamber of Commerce East China. Die Plattform mit Sitz in Shanghai widmet sich der Förderung des China-Handels für Unternehmen aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. Zu Lais Aufgaben gehören das grenzüberschreitende Kundenbeziehungsmanagement und die Organisation von Netzwerkveranstaltungen. 

Dai Qingli ist neue chinesische Botschafterin in Bulgarien. Sie löst Dong Xiaojun ab. 

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Keine woke Show wie sie bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris zu sehen war, sondern das Finale der ChinaJoy Cosplay-Messe in Shanghai: Aufgeführt wird ein Fantasy-Drama basierend auf der chinesischen Mythologie – mit vielen bunten Kostümen, diversen Darstellerinnen und Darstellern. Und recht viel nackte Haut wird auch gezeigt. Anders als in Paris bleibt in Shanghai allerdings die Empörung aus. Warum auch? Der Fantasie sind eben keine Grenzen gesetzt.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    das Wettrennen um die Vormacht auf der Welt ist in vollem Gange. Während Chinas Außenminister Wang Yi die Konfliktparteien aus dem Nahen Osten umgarnt, ist sein amerikanischer Amtskollege Antony Blinken im Indopazifik unterwegs. In Tokio traf er seine Amtskollegen der Quad-Verbündeten Australien, Indien und Japan – und besiegelte ganz nebenbei die bedeutendste Änderung der US-japanischen Militärbeziehungen seit 70 Jahren, schreibt Michael Radunski.

    In der philippinischen Hauptstadt Manila wendet sich Blinken nun dem viele Jahre lang vernachlässigten Inselstaat zu, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Taiwan und der Volksrepublik befindet. Barack Obamas Ostasien-Strategie “Pivot to Asia” ist harmlos im Vergleich zur Indopazifik-Strategie, die die Biden-Regierung derzeit in der Region verfolgt.

    In Deutschland noch Zukunftsmusik, in Wuhan und einigen weiteren chinesischen Städten bereits Realität: Robotaxis. Doch so fortschrittlich und vielversprechend die selbstfahrenden Taxis in China klingen, es formiert sich Widerstand. Und es sind keineswegs nur die traditionellen Taxifahrer, die um ihre Jobs bangen und protestieren, sondern auch Passanten, die an der Sicherheit zweifeln. Es gibt beim Autonomen Fahren noch einiges zu tun – auch in China.

    Die Journalistin Yu Xianfei hat eigentlich einen Dokumentarfilm über die Licht- und Schattenseiten des Baus eines Industrieparks in Äthiopien durch chinesische Investoren gedreht. Herausgekommen ist jedoch ein Film, der auch Chinas wirtschaftlichen Aufstieg kritisch unter die Lupe nimmt. Leonardo Pape stellt die Filmemacherin in einem lesenswerten Stück vor.

    Viel Spaß mit der Lektüre!

    Ihr
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    Analyse

    Indopazifik: Was die USA mit ihren Partnern planen

    Die Quad-Außenminister (von links): der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar, die japanische Außenministerin Yoko Kamikawa, die australische Außenministerin Penny Wong und US-Außenminister Antony Blinken am Montag in Tokio.

    Die Außenminister Australiens, Indiens, Japans und der USA haben am Montag in Tokio vereinbart, ihre Zusammenarbeit im Rahmen der sogenannten Quad auszubauen. Konkret geht es um die Bereiche Cyber- und maritime Sicherheit im Indopazifik. Hier will man in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Quad steht für quadrilateraler Sicherheitsdialog im indopazifischen Raum. Es ist ein Zusammenschluss der vier Länder Australien, Indien, Japan und den USA.

    Auch wenn in der gemeinsamen Erklärung China nicht direkt genannt wird, ist die Ausrichtung eindeutig: Die USA vertiefen ihre Allianzen im Indopazifik, um der Herausforderung China entschlossen entgegentreten zu können. Dabei ist auch das Timing wichtig:

    Allianzen stärken: Japan, Quad und dann die Philippinen

    Mit diesem Ziel hatte man schon am Wochenende mit Japan eine weitreichende Entscheidung getroffen: die Einrichtung eines neuen gemeinsamen US-Streitkräftehauptquartiers in Japan. Über die Quad stärkt man zusätzlich die Bindungen mit Australien und Indien. Zudem traf man sich am Sonntag zum ersten trilateralen Verteidigungsgespräch von Japan, Südkorea und den USA. Als Nächstes werden US-Außenminister Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin dann zum Partner auf die Philippinen reisen.

    Blinken ließ am Montag in Tokio an der Wichtigkeit des Quad-Treffens keinen Zweifel aufkommen. “Dies ist ein Moment beispielloser strategischer Ausrichtung unserer vier Länder”, sagte der US-Außenminister. Gemeinsam stehe man ein für einen freien, offenen und widerstandsfähigen Indopazifik.

    Wichtige Unterseekabel

    Konkret kündigten die vier Quad-Länder Initiativen an, um:

    • die Widerstandsfähigkeit der Unterseekabelnetze zu stärken,
    • das “maritime Bewusstsein” zu erweitern,
    • und die Katastrophenhilfe in der Region zu optimieren.

    Vor allem der erste Punkt ist wichtig. Unterseekabel haben sich zu einem zentralen Punkt im Technologie-Wettstreit zwischen den USA und China entwickelt. Australiens Außenministerin Penny Wong stellte in diesem Zusammenhang ein neues australisches Zentrum für Kabelkonnektivität und Widerstandsfähigkeit vor, das sie als “Beitrag” Australiens zur Quad-Partnerschaft vorstellte. Die USA wiederum kündigten an, mehr als 1.000 Beamte und Führungskräfte der Telekommunikationsbranche in der Region auszubilden.

    Mit den beiden anderen Punkten wollen die Quad auch andere Staaten in Südostasien sowie Pazifikinseln beim Ausbau der maritimen Sicherheit und der Verteidigung gegen Cyberangriffe unterstützen.

    Als Begründung hieß es am Montag, man sei “ernsthaft besorgt über die Situation im Ost- und Südchinesischen Meer”. China hat zuletzt sein ohnehin schon robustes Auftreten in der Region weiter verschärft mit einer Reihe von Militärübungen in den Gewässern um Taiwan und gemeinsamen Militäraktivitäten mit Russland.

    Mit Japan: Größte Verbesserung seit 70 Jahren

    Schon am Sonntag einigten sich die USA mit Japan auf eine umfassende Umstrukturierung ihres Militärkommandos, das “die Hauptverantwortung für die Koordinierung der Sicherheitsaktivitäten in und um Japan” übernehmen soll. “Die Vereinigten Staaten werden die US-Streitkräfte in Japan zu einem gemeinsamen Truppenhauptquartier mit erweiterten Missionen und operativen Verantwortlichkeiten aufwerten“, sagte Austin. Der bezeichnete es als die bedeutendste Änderung und eine der stärksten Verbesserungen der militärischen Beziehungen mit Japan seit 70 Jahren.

    Vor allem zwei Punkte sind wichtig:

    • Umstrukturierung mit gemeinsamem Truppenhauptquartier
    • Erweiterte Abschreckung durch Nuklearschutzschild

    Gemeinsame Kommandostruktur

    Japan ist militärstrategisch für die USA von entscheidender Bedeutung – auch im Hinblick auf Taiwan. Aktuell sind in Japan rund 54.000 US-Soldaten stationiert. Hinzu kommen Hunderte US-Flugzeuge sowie Washingtons einzige vorgelagerte Flugzeugträger-Kampfgruppe. Das Problem: Der Kommandeur der US-Streitkräfte in Japan hat keine eigene Befehlsgewalt, sondern folgt den Anweisungen aus dem “US-Indo-Pazifik-Kommando” in Hawaii.

    Aber: Damit ist das “Indopacom” rund 6.000 Kilometer entfernt. Mehr noch: Zwischen Militäreinheiten und Befehlsgewalt liegt die Datumsgrenze, der Zeitunterschied beträgt 19 Stunden. All das wird im Konfliktfall zum Problem – wenn jede Minute zählt und Kommunikation über eine solche Distanz gestört werden könnte.

    Das soll sich nun ändern. Durch die neue Struktur sollen die US-Streitkräfte in Japan eigenständiger, schneller und mit Japan abgestimmter agieren können. Die Umstrukturierung soll bis März 2025 abgeschlossen sein und dann von einem Drei-Sterne-General des US-Militärs geleitet werden. Japan hatte sich die Ernennung eines Vier-Sterne-Kommandeurs gewünscht.

    Nukleare Abschreckung

    Zudem diskutierten die Minister erstmals öffentlich das US-Engagement für eine “erweiterte Abschreckung”. Gemeint ist die Zusage der USA, ihre Atomstreitkräfte einzusetzen, um Angriffe auf Verbündete abzuschrecken.

    Es ist ein heikles Thema in Japan. Zum einen setzt sich Tokio für die Nichtverbreitung von Atomwaffen ein. Zum anderen wurde Japan als einziges Land mit Atombomben angegriffen – und dann auch noch von den USA. Nun sagt die japanische Außenministerin Yoko Kamikawa jedoch: “Angesichts der zunehmend ernsten nuklearen Bedrohungen in der Nähe Japans ist es wichtig, die erweiterte Abschreckung weiter zu stärken.” In diesem Zusammenhang geht es neben China auch um Russland und Nordkorea.

    China fordert “sofortigen Stopp”

    In China reagiert man erbost auf die neuen US-Vereinbarungen mit Ländern aus der Region. Das Außenministerium in Peking gab am Montag bekannt: “Wir fordern die Vereinigten Staaten und Japan dringend auf, ihre Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas sofort einzustellen und keine imaginären Feinde mehr zu schaffen.” China verfolge eine defensive Verteidigungspolitik und stelle für ein Land eine Bedrohung dar.

    Der nächste Stopp von US-Außenminister Blinken und Verteidigungsminister Austin ist Manila. Dort werden sie völlig andere Töne hören – nämlich wie robust und offensiv China inzwischen gegen die Philippinen vorgeht.  

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    • Japan
    • Philippinen
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    Autonomes Fahren: Deshalb stoßen Robo-Taxis auf Widerstand

    Robotaxis der Baidu-Plattform Apollo: Unter herkömmlichen Taxifahrer formiert sich Widerstand gegen die selbstfahrenden Taxis.

    Die schnelle Verbreitung autonomer Taxis hat in China eine Debatte über die Sicherheit der Fahrzeuge und die Zukunft traditioneller Taxifahrer ausgelöst. In den sozialen Medien und der staatlichen Presse diskutiert man derzeit verstärkt über Erfahrungen aus Wuhan. Die Hauptstadt der Provinz Hubei hat sich nach der Corona-Pandemie zum wichtigsten Testzentrum für autonomes Fahren entwickelt. Nirgendwo sonst sind mehr selbstfahrende Autos unterwegs.

    Der chinesische Tech-Gigant Baidu ist in Wuhan mit seiner Plattform Apollo Go führend. Langfristig plant das Unternehmen, seine Fahrzeuge im ganzen Land zu betreiben. Wuhan dient als Keimzelle für diesen Vorstoß. Baidu betreibt derzeit mehr als 500 Robotaxis in Wuhan und will diese Zahl bis Jahresende auf 1.000 verdoppeln. Laut Baidu-Angaben sind etwa 300 dieser Fahrzeuge vollständig autonom. Die übrigen haben noch einen Sicherheitsfahrer an Bord. Auch andere Städte in China führen im kleineren Rahmen ähnliche Tests durch. 

    Wuhan ist die Keimzelle für Robo-Taxis

    2019 erhielt Baidu eine Betriebslizenz für autonome Fahrzeuge in Wuhan. 2022 durfte Baidu seine Fahrzeuge ohne Sicherheitsfahrer auf öffentlichen Straßen betreiben. Seitdem hat Baidu seine Robotaxis auf eine Fläche von mehr als 3.000 Quadratkilometern in der Stadt verteilt. In der Innenstadt von Wuhan sind die Apollo Go Robotaxis längst ein vertrauter Anblick.

    Die Erfahrungen in Wuhan zeigen, dass Baidu und andere Anbieter zwar technologisch große Fortschritte machen und viele Fans haben. Jedoch nimmt auch der Widerstand gegen die Robot-Taxis zu. Vor allem die Lobby der Taxi- und Ride-Hailing-Fahrer protestiert. Sie fürchten um ihre Jobs.

    Taxifahrer in China sind ohnehin schon unzufrieden, weil Ride-Hailing-Dienste wie Didi ihnen seit Jahren Konkurrenz machen. Ride-Hailing-Fahrer klagen derweil darüber, dass zu viele Fahrer auf die Plattformen drängen und ihre Dienste anbieten, was die ohnehin geringen Einnahmen schmälert. Nun kommen auch noch die Robotaxis hinzu.

    Baidu plant schon kommendes Jahr Gewinn

    Baidu will sein Apollo-Go-Geschäft in Wuhan schon im kommenden Jahr profitabel machen. Dabei helfen soll die neueste Robotaxi-Generation des Unternehmens, die nur noch 200.000 Yuan (etwa 25.000 Euro) kosten soll. Das sind 60 Prozent weniger als die aktuelle Generation.

    Schon jetzt sind Taxifahrten in China sehr erschwinglich, doch Baidu setzt die Preise noch weiter herab. Eine 10-Kilometer-Fahrt in einem Robo-Taxi in Wuhan kostet zwischen 4 und 16 Yuan (ca. 0,50 bis 2 Euro). Zum Vergleich: Ein regulärer Ride-Hailing-Service kostet zwischen 18 und 30 Yuan. Preislich gibt es also keinen Grund mehr, herkömmliche Taxis zu wählen.

    Allerdings gibt es auch Nachteile. “Die Wartezeit beträgt 8 bis 10 Minuten von der Bestellung bis zur Ankunft, und die Fahrgeschwindigkeit ist langsam”, schilderte ein Fahrgast kürzlich der staatlichen Zeitung Global Times seine Erfahrungen. “Einige Routen sind nicht die kürzesten, sie folgen nur den internen Pfaden des Systems, und das kann mehr Zeit in Anspruch nehmen”, fügte er hinzu. Ein Didi-Fahrer sagte der Global Times: “Ich glaube nicht, dass wir unsere Jobs verlieren, da viele Menschen sich unsicher fühlen, wenn sie in autonomen Autos sitzen, insbesondere während der Stoßzeiten.”

    Zwölf Millionen Robo-Taxis bis 2040

    Baidu geriet kürzlich tatsächlich in die Kritik, weil eines seiner Taxis einen Fußgänger erfasste. Dieser überquerte die Straße bei Rot, was Diskussionen über die Grenzen autonomer Fahrzeuge auslöste. Auf einer von der Wuhaner Regierung betriebenen Internetseite gab es bereits mehr als 300 Beschwerden gegen die Robo-Taxis. Eine häufige Kritik lautet dort, dass die Taxis noch zu langsam auf Ampeln reagieren würden. Auch klagen Verkehrsteilnehmer, dass sich die Robo-Taxis oftmals nicht natürlich in den Verkehr eingliedern. So würden Staus verursacht. 

    Zhang Xiang, ein Forscher an der North China University of Technology, sagte der staatlichen Zeitung China Daily, dass es noch immer Schwierigkeiten bei sehr komplexen Situationen und Regelverletzungen anderer Verkehrsteilnehmer gebe. Es werde noch mindestens zehn Jahre dauern, bis die großflächige Kommerzialisierung fahrerloser Robotaxis Realität wird, meint Zhang.

    Trotzdem gibt es keinen Zweifel daran, dass ein gigantischer neuer Markt entsteht. Laut dem “Electric Vehicle Outlook”-Bericht von BloombergNEF wird China bis 2040 über die weltweit größte Robo-Taxi-Flotte von etwa 12 Millionen selbstfahrenden Fahrzeugen verfügen, gefolgt von den USA mit rund 7 Millionen solcher Fahrzeuge.

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    Gespräch mit Xi: Was Meloni in Peking erreicht hat

    Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sucht in Peking die wirtschaftliche Nähe zu China. Nach einem Treffen am Montag mit Partei- und Staatschef Xi Jinping sagte Meloni: Man wolle “bereits geleistete Arbeit verstärken, aber auch neue Formen der Zusammenarbeit erkunden und zugleich ein Gleichgewicht der Handelsbeziehungen schaffen”. Der chinesische Präsident erwiderte, dass China Investitionen italienischer Unternehmen begrüße. Auch sei man bereit, mehr hochwertige italienische Produkte zu importieren

    Am Sonntag hatte Meloni auf einem Wirtschaftsforum in Peking das Ungleichgewicht der bilateralen Investitionen kritisiert. Die chinesischen Investitionen in Italien machten demnach etwa ein Drittel der italienischen Investitionen in China aus. Anschließend unterzeichneten Meloni und Chinas Ministerpräsident Li Qiang einen Drei-Jahres-Aktionsplan für mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit.

    Die Beziehungen zwischen Italien und China waren zuletzt holprig, nachdem Meloni im Dezember den Ausstieg ihres Landes aus dem chinesischen Infrastrukturprojekt “Neue Seidenstraße” bekannt gab. Italien hatte in dem Projekt vor allem nach außen hin eine wichtige Rolle: Es war seit 2019 das einzige G7-Land, dass sich an dem chinesischen Prestigeprojekt engagierte. Der Ausstieg Italiens wurde allerdings von der früheren Regierung in Rom getroffen, an der Meloni nicht beteiligt war. rad

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    WTO: Darüber beschwert sich die EU wegen Taiwan

    Die EU hat bei der Welthandelsorganisation (WTO) um Gespräche zur Streitbeilegung bezüglich Taiwans Anwendung von Kriterien zu lokalen Anteilen bei Offshore-Windenergieprojekten angestoßen. Aus Sicht der EU diskriminieren Taiwans Zulassungs- und Vergabekriterien für den lokalen Anteil bei Ausschreibungen europäische Hersteller, erklärte die EU-Kommission in einer Mitteilung.

    Die Anforderungen an den lokalen Anteil in Taiwans Offshore-Windpolitik seien nicht vereinbar mit WTO-Vorgaben und wirkten sich negativ auf einen wichtigen Industriesektor der EU aus, so die Brüsseler Behörde. Ein explizites Beispiel nannte die EU in dem Gesuch an die WTO nicht. Sollte im Rahmen der Gespräche innerhalb von 60 Tagen keine Lösung gefunden werden, kann die EU ein Streitbeilegungspanel bei der WTO beantragen. ari

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    Direct Air Capture: So will China den Technologie-Rückstand aufholen

    China hat erstmals erfolgreich eine größere Anlage zum Auffangen von CO₂ aus der Atmosphäre (Direct Air Capture – DAC) getestet. Laut Angaben der staatlichen Presseagentur Xinhua hat das DAC-System einen Dauerbetriebstest bestanden. Eine Einheit der DAC-Anlage, die in einem Schiffscontainer untergebracht ist, kann demnach jährlich bis zu 600 Tonnen CO₂ aus der Luft filtern. Die DAC-Anlage, genannt CarbonBox, wurde gemeinsam von der Shanghai Jiaotong University und dem staatlichen Energiekonglomerat China Energy Engineering Corporation entwickelt.

    Laut dem Global CCS Institute liegt China bei der Entwicklung von DAC-Technologien leicht hinter der ausländischen Konkurrenz zurück. Westliche Firmen wie Climeworks betreiben schon größere DAC-Pilotanlagen in der Schweiz und Island. Die DAC-Technologie befindet sich jedoch noch im Anfangsstadium. Derzeit kostet das Auffangen und Speichern einer Tonne CO₂ laut Climeworks und dem Wettbewerber Heirloom noch immer einen hohen dreistelligen Dollarbetrag. nib

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    Smartphones: Warum iPhones sich immer schlechter verkaufen

    Die Beliebtheit von Smartphones ausländischer Anbieter bei chinesischen Verbrauchern lässt nach. Im Juni stieg der Absatz zwar um knapp elf Prozent auf 2,87 Millionen Geräte, wie eine am Montag veröffentlichte Erhebung der China Academy of Information and Communications Technology (CAICT) ergab. In den beiden vorangegangenen Monaten hatte das Plus noch bei jeweils mehr als 40 Prozent gelegen. Einheimische Produzenten konnten der ausländischen Konkurrenz im Berichtszeitraum Marktanteile abjagen. Weiteren Angaben zufolge stiegen die Smartphone-Verkäufe im Juni insgesamt um 12,5 Prozent auf 24,91 Millionen Einheiten.

    Eine vor wenigen Wochen vorgelegte Studie des Branchendienstes Canalys deutete in eine ähnliche Richtung: Die Experten beobachteten im zweiten Quartal einen Rückgang des iPhone-Absatzes in China um knapp sieben Prozent. Apple ist der wichtigste ausländische Smartphone-Anbieter in der Volksrepublik. Das hat auch mit staatlicher Propaganda zu tun. Der US-Konzern fiel vor allem im Vergleich zum Rivalen Huawei zurück, der mit seiner “Pura 70”-Serie viele neue Kunden gewinnt. rtr/rad

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    Presseschau

    Italien und China: Meloni bemüht sich in Peking um gute Stimmung SÜDDEUTSCHE
    Orbán pumpt Peking an FAZ
    Indopazifik: Chinas Vorgehen alarmiert USA, Australien, Japan und Indien SUEDDEUTSCHE
    Chinas Gebietsansprüche: Staaten-Gruppe fordert “freien” Pazifik ZDF
    Taiwan unter Belagerung: Beijing zieht die Schlinge zu TELEPOLIS
    Wie schätzen Sie die Gefahr im Taiwan-Konflikt ein, Herr Wuttke? HANDELSBLATT
    Chinas Zensur stellt KI-Konzerne vor ein milliardenschweres Dilemma HANDELSBLATT
    Shenzhen: Apple steckt mehr Geld in chinesische Labore HEISE
    Wie China langsam die Führung in der Klimadiplomatie übernimmt TELEPOLIS
    Zulieferer Webasto kürzt seine Produktion in China HANDELSBLATT
    Chinesische Windräder vor deutscher Küste DW
    Infineon legt sich mit chinesischem Konkurrenten an FAZ
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    Militärisch oder zivil? Chinesisches Raumschiff Shenlong bereitet Kopfzerbrechen GOLEM
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    Xinyan Yu – Journalistin dreht Doku über Chinas Expansion in Afrika

    Journalistin Yu Xinyan hat ihren ersten Dokumentarfilm in Spielfilmlänge gedreht.

    Yu Xinyan wuchs in einer der letzten Enklaven der sozialistischen Planwirtschaft auf. Es war in den Neunzigerjahren, Yus Eltern arbeiteten im Werk eines der großen staatlichen Stahlkonzerne in Wuhan. Ihr “dānwèi” (单位) war mehr als ein Arbeitsplatz: Der Staat verschaffte den Arbeitern ihre Wohnungen, Kinderbetreuung und Freizeitbeschäftigungen. Ein Großteil des sozialen Lebens wurde so organisiert.

    Das dānwèi-System hielt sich im Stahlwerk von Wuhan bis ins neue Jahrtausend, auch als Yu 2007 für ihr Studium nach Peking zog. Doch als sie eines Sommers ihre Eltern besuchte, tobte eine Entlassungswelle. Praktisch über Nacht verlor ein Großteil der Beschäftigten ihre Arbeit.

    Derweil studierte Yu Journalismus an der Beijing Foreign Studies University. Dabei kam sie auch in Kontakt mit internationalen Medien. Zu der Zeit war das Medienumfeld in China noch deutlich liberaler als heute. “Die Universität war sehr offen. Wir haben sowohl die chinesische als auch die westliche Form von Journalismus kennengelernt.” 

    “Big China, weird China und bad China”

    Nach dem Studium arbeitete Yu einige Jahre als Produktionsassistentin für die britische BBC in Peking. Ihre Aufgabe: China für ein ausländisches Publikum – und die Korrespondenten des Senders – verständlich zu machen. Keine leichte Aufgabe, auch angesichts der unterschwelligen Erwartungen an den Inhalt der Sendungen: “Zu der Zeit gab es einen Witz unter den chinesischen Journalisten: Es gibt nur drei China-Geschichten, die im Westen gut ankommen: big China, weird China und bad China.” 

    Dass manche Geschichten mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten als andere, sei jedoch nicht allein ein Problem der China-Berichterstattung, sagt Yu. Auch das Kurzvideoformat, mit dem sie arbeitete, brachte Beschränkungen mit sich.

    “Made in Ethiopia” erzählt von den Grenzen des chinesischen Entwicklungsmodells

    2018 zog Yu in die USA. Sie fing an, mit Dokumentarfilmen einzelnen Geschichten mehr Raum zu geben, unter anderem mit einer Kurzdokumentation über die Folgen der Ein-Kind-Politik oder einer Kurz-Doku über chinesische Migranten in den USA.

    Nun ist Yus erste Dokumentation in Spielfilmlänge erschienen. Gemeinsam mit dem chinaerfahrenen Videojournalisten Max Duncan arbeitete sie fast vier Jahre an “Made in Ethiopia”. Der Film erzählt die Geschichte des chinesischen Industrieparks “Eastern Industrial Zone”. Rund 40 Kilometer südlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba haben chinesische Baufirmen in den vergangenen Jahren Fabrikgelände für mehr als 10.000 Arbeiter geschaffen. Chinesische Firmen produzieren in dem Park Kleidung und Industrieartikel.

    Der Industriepark ist kein staatliches Projekt, und der Fokus des Dokumentarfilms liegt nicht etwa auf Chinas geopolitischen Ambitionen, sondern auf der Eigeninitiative der Akteure und den sozialen Konflikten, die die angestrebte Expansion des Industrieparks begleiten. Ein Großteil von “Made in Ethiopia” folgt der chinesischen Leiterin des Industrieparks auf ihrer Suche nach Investoren und bei Verhandlungen mit der lokalen Bevölkerung und Behörden. Die Bäuerin Workinesh stemmt sich gegen den Verlust ihres Farmlandes, die Fabrikarbeiterin Beti träumt von einem besseren Leben, kämpft aber mit den strikten Vorgaben und dem Leistungsdruck durch die chinesischen Vorarbeiter. Schließlich bringen die Coronapandemie und der Ausbruch eines Bürgerkriegs in Äthiopien die Expansionspläne zum Erliegen. Die Vorstellung, wirtschaftliche Entwicklung zu exportieren, stößt an ihre Grenzen. 

    Chinas Jugend verliert die Hoffnung auf ein besseres Leben

    Den Widerstand in der Bevölkerung gegen den Industriepark, den Yu während der Dreharbeiten spürte, ist in ihren Augen auch eine Folge der sozialen Instabilität im Land. Vielen Menschen in Äthiopien fehle das Vertrauen, sie könnten sich durch ihre Arbeit eine bessere Zukunft aufbauen – zu unberechenbar sei ihr Leben. “In China hatten viele Menschen dieses Vertrauen, auch meine Eltern.” 

    Die Hoffnung auf ein besseres Leben, die der wirtschaftliche Aufschwung zumindest einem Teil der chinesischen Bevölkerung während der Zeit der Reform-und-Öffnungs-Politik geben konnte, verflüchtige sich jedoch in den vergangenen Jahren, vor allem in der jungen Generation. Yu Xinyan spricht von einer Phase des gesellschaftlichen Übergangs, mit ungewissem Ausgang. Dennoch blickt sie mit einer Portion Optimismus in die Zukunft. Denn wenn die Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte eines zeigen würden, dann, wie anpassungsfähig Chinesinnen und Chinesen sind. Leonardo Pape

    Der Dokumentarfilm “Made in Ethiopia” feiert auf dem Kölner Filmfestival (17. bis 24. Oktober) Deutschlandpremiere. 

    • Äthiopien
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    Personalien

    Tjan Ho Lai ist seit Juli Junior Business Development Manager bei der Benelux Chamber of Commerce East China. Die Plattform mit Sitz in Shanghai widmet sich der Förderung des China-Handels für Unternehmen aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. Zu Lais Aufgaben gehören das grenzüberschreitende Kundenbeziehungsmanagement und die Organisation von Netzwerkveranstaltungen. 

    Dai Qingli ist neue chinesische Botschafterin in Bulgarien. Sie löst Dong Xiaojun ab. 

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    Dessert

    Keine woke Show wie sie bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris zu sehen war, sondern das Finale der ChinaJoy Cosplay-Messe in Shanghai: Aufgeführt wird ein Fantasy-Drama basierend auf der chinesischen Mythologie – mit vielen bunten Kostümen, diversen Darstellerinnen und Darstellern. Und recht viel nackte Haut wird auch gezeigt. Anders als in Paris bleibt in Shanghai allerdings die Empörung aus. Warum auch? Der Fantasie sind eben keine Grenzen gesetzt.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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