Table.Briefing: China

Lücken bei China-Kompetenz + Taiwan-Investment in den USA

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Umsetzung der China-Strategie ist zweifellos ein hartes Stück Arbeit. Viele unterschiedliche Interessen, Ansichten und Ideen müssen koordiniert werden, während sich die Welt in atemberaubendem Tempo weiterdreht und tagtäglich Entscheidungen verlangt. Das kann man der Bundesregierung sicherlich zugutehalten.

Doch es gibt auch die Schattenseite, die erahnen lässt, dass einiges im Argen liegt bei der Umsetzung. So besitzt die Bundesregierung keinen Überblick über Neueinstellungen von Fachpersonal mit China-Kompetenz, wie aus ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion zur Umsetzung der China-Strategie hervorgeht, über die Table.Briefings bereits in der Vorwoche berichtet hatte.

Das Eingeständnis wirft Fragen auf, welche Bedeutung dem Thema durch die Bundesregierung beigemessen wurde. Lücken klaffen vor allem auch im Wissenschaftsbereich. Von flächendeckender Forschungssicherheit bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Akteuren ist Deutschland noch ein gutes Stück entfernt.

Unser Taiwan-Korrespondent David Demes schildert derweil die Bemühungen der taiwanischen Regierung zur Abwendung von Strafzöllen der Amerikaner gegen ihre Chip-Industrie. Die Argumente der Inselrepublik sind vielleicht auch für das Weiße Haus schlüssig. Schließlich gehen sie US-Konsumenten direkt an die Geldbörse.

Ihr
Marcel Grzanna
Bild von Marcel  Grzanna

Analyse

China-Kompetenz: Lücken klaffen bei der Forschungssicherheit

Bei der Umsetzung der China-Strategie hakt es unter anderem beim Thema Forschungssicherheit.

Die Bundesregierung hat keinen Überblick über Neueinstellungen von Fachpersonal mit China-Kompetenz. Das geht aus ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion zur Umsetzung der China-Strategie hervor, über die Table.Briefings bereits in der Vorwoche zuerst berichtet hatte.

“Seit Verabschiedung der China-Strategie achten die Bundesministerien und obersten Bundesbehörden grundsätzlich verstärkt darauf, China-kompetentes Personal, also Personal mit einschlägiger sprachlicher, interkultureller und/oder landeskundlicher Kompetenz einzustellen. Statistiken über Personal in dieser
Hinsicht führt die Bundesregierung nicht
“, heißt es in dem Papier.

Das Eingeständnis wirft Fragen auf, wie effektiv und zielgerichtet beim Aufbau von China-Kompetenz vorgegangen wird – und zur Bedeutung, die dem Aufbau von China-Kompetenz beigemessen wird. “Wer China-kompetentes Personal in einem Regierungsapparat aufbauen will, der sollte das auch dokumentieren, um eine Leistungsmessung vornehmen zu können”, sagt Alicia Hennig von der TU Dresden / IHI Zittau, die selbst jahrelang in China gelebt und gelehrt hat.

China-Kompetenz wichtig für Forschungssicherheit

“Fundierte, aktuelle und unabhängige China-Kompetenz ist essenziell für das wechselseitige Verständnis und für die langfristig erfolgreiche Wahrnehmung und Durchsetzung deutscher Interessen”, heißt es in der China-Strategie. Sprach- und interkulturelle Kompetenz, Kenntnisse über die Ziele Chinas und praktische Erfahrung in der bilateralen Zusammenarbeit sollen Risiken minimieren helfen.

Wirtschaftliche Abhängigkeiten von China und gegenläufige Interessen haben sich seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg zunehmend offenbart. Unternehmen beschäftigen sich bereits länger intensiv mit den Themen Risikominimierung und Diversifizierung. Doch im Bereich Wissenschaft und Forschung kommt die Debatte um De-Risking nur stockend vorwärts. Das hängt auch mit der Schwierigkeit zusammen, Risiken wahrzunehmen und richtig einzuschätzen.

Wirtschaftsethikerin Hennig war kürzlich von der Nato eingeladen, um die Mitgliedsstaaten über Gefahren wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit chinesischen Partner zu informieren. Ihrer Ansicht nach zeige die Beantwortung der Kleinen Anfrage, dass die Bundesregierung beim Thema Wissenschaftskooperation und Forschungssicherheit “nur an der Oberfläche” kratze.

Einheitliche Linie fehlt bislang

Dem Vernehmen nach tut sich die Politik bereits damit schwer, gemeinsam mit der Wissenschaft eine einheitliche Linie zu entwickeln, nach der Universitäten und Forschungseinrichtungen selbst entscheiden, welche Projekte sie als riskant einstufen und welche nicht. Ministerien, Bundesländer und Akteure aus der Wissenschaft sind immer noch damit beschäftigt, Begrifflichkeiten so konkret zu definieren, dass sie als universeller Leitfaden für das Risikomanagement eingesetzt werden können.

Das sei ein Grund, weshalb der Stakeholder-Koordinationsprozess von Ministerien, Ländern und Akteuren aus der Wissenschaft unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erst gegen Ende des Jahres abgeschlossen werden kann, heißt es.

Ein anderer Grund ist, dass die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern unter vielen Wissenschaftlern eine positive Konnotation genießt. Nicht selten ist sie mit üppigen Finanzierungen verbunden und schafft vielen Wissenschaftlern Möglichkeiten, von denen sie unter normalen Bedingungen nur träumen können. Unter diesen Umständen die Risiken in den Vordergrund zu rücken, ist ein langwieriger Prozess.

“Zuletzt hat eine intensive Aussprache zur Forschungssicherheit in Umsetzung der China-Strategie zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Allianz der deutschen Wissenschaftseinrichtungen im Februar 2025 stattgefunden”, teilt die Regierung mit – eineinhalb Jahre nach Vorstellung der China-Strategie.

Riesiger Beratungsbedarf

Dem Mangel an China-Kompetenz in Forschung und Wissenschaft will das BMBF mit einer “Neuauflage der sogenannten Juristischen Erstberatung” begegnen. In fünf Schritten von der Kontaktaufnahme zum virtuellen Beratungsgespräch soll das Instrument eine Hilfestellung für die juristische Gestaltung der “Kooperation mit chinesischen Partnern im nicht-wirtschaftlichen Bereich” sein. Es wendet sich an staatliche Hochschulen sowie die Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft. Ziel sei es, eine “vom Einfluss Chinas unabhängige China-Kompetenz zu stärken.” Das Angebot gilt seit Januar. Dabei wurde die Juristische Erstberatung bereits im Juli 2022 ausprobiert – dem Vernehmen nach sogar mit großem Erfolg. Dennoch dauerte es 18 Monate, bis die Neuauflage etabliert wurde.

Dass der Bedarf nach Beratung groß ist, zeigt die Nachfrage auf bestehende Angebote. Beispiel: Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Es berät deutsche Hochschulen zu sicherheitsrelevanten Fragen. Für die Unterstützung greift KIWi auf die Regionalexpertise des DAAD, seine Büros in aller Welt sowie auf das Wissen seiner Mitgliedshochschulen zurück.

“Hochschulleitungen, International Offices, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind damit konfrontiert, auch langjährig etablierte Kontakte und Beziehungen zu bewerten und bei Bedarf neu auszurichten“, sagt DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee im Gespräch mit Table.Briefings. Geo- und außenpolitische Entwicklungen wirkten sich auf internationale Kooperationen deutscher Hochschulen aus. “KIWi könnte problemlos doppelt so viel Beratungen durchführen, der Bedarf ist groß. Dies würde aber mehr Finanzmittel und Personal erfordern.”

Neben De-Risking bleibt Austausch wichtig

Allerdings sind die Finanzmittel beschränkt. “Angesichts der erheblichen aktuellen Anforderungen an unsere öffentlichen Haushalte streben wir an, die Aufgaben dieser Strategie ohne zusätzliche Belastung des Bundeshaushalts insgesamt zu bewältigen”, heißt es in der Einleitung zur China-Strategie.

Mukherjee prophezeit der Wissenschaft einen schwierigen Spagat. “Wir werden unsere Beziehungen zu China nicht mehr rein bilateral gestalten können. Die USA werden erwartbar Forderungen an uns stellen, mit Blick auf China, beispielsweise wenn es um Themen wie Datensicherheit oder Dual Use geht. Dazu werden wir uns verhalten müssen und dazu benötigt es bereits jetzt eine weitsichtige Vorbereitung.”

Zugleich bleiben neben den Risiken auch Offenheit und Austausch wichtig, sagt Mukherjee, insbesondere mit Blick auf Fachkräfte. China entwickelt sich im Bereich der Wissenschaft zu einem attraktiven Wettbewerber. “China wird in den nächsten Jahren immer stärker zu einer der Hauptdestinationen weltweit für internationale Studierende werden, und zwar möglicherweise nicht nur für Studierende aus dem sogenannten Globalen Süden. Für Deutschland bedeutet das: Wir müssen unsere Stärken stärken. Wir sind stark im akademischen Bereich, mit rund 405.000 internationalen Studierenden und 75.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Land. Wir müssen diese Spitzenposition festigen und ausbauen.”

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  • Bundesregierung
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Mikrochips: Wer tatsächlich die Zeche für US-Zölle auf Taiwan-Importe zahlt

Taiwan stemmt sich gegen die Einführung möglicher Strafzölle durch die US-Regierung. Präsident Lai Ching-te ging in der Vorwoche in die Offensive, um einer derartigen Entwicklung zuvorzukommen. Nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates kündigte Lai an, dass Taiwan seine Investitionen in den USA ausbauen und die bilaterale Zusammenarbeit in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Halbleiterentwicklung verstärken werde.

“Angesichts der Bedenken, die Präsident Trump hinsichtlich unserer Halbleiterindustrie geäußert hat, werden wir die Kommunikation zwischen Taiwan und den USA intensivieren und das gegenseitige Verständnis vertiefen”, versprach Lai am vergangenen Freitag. Er fügte hinzu, Trumps Team müsse erkennen, dass Taiwan ein unverzichtbarer Partner im Wiederaufbau der US-Fertigungsindustrie und bei der Festigung der amerikanischen Führungsposition im High-Tech-Bereich sei.

Aufgrund des hohen Handelsüberschusses Taiwans in den bilateralen Beziehungen und der führenden Position der Inselrepublik in der Halbleiterbranche ist das Land zur Zielscheibe von Donald Trump geworden. Der neue US-Präsident hatte bereits im Wahlkampf mehrfach und zuletzt Ende Januar damit gedroht hat, Strafzölle auf taiwanische Halbleiter zu erheben.

Taiwan wehrt sich gegen Diebstahl-Vorwurf

Trumps Ziel: Er will die Chip-Produktion in die USA zurückzuholen, indem er die Chip-Importe mit Zöllen bis zu 100 Prozent massiv verteuert. Trump selbst hatte den 18. Februar als möglichen Start für Strafmaßnahmen ins Spiel gebracht. Doch der Termin verstrich. Ohnehin ist bisher unklar, wie solche Zölle umgesetzt würden und was genau dabei besteuert werden könnte.

Trump wirft der Inselrepublik vor, die Chip-Produktion von den Amerikanern gestohlen zu haben. Taiwans Wirtschaftsminister Kuo Jyh-huei weist die Anschuldigungen zurück. Das Land habe das Chip-Know-how legal erworben. Er verweist auf eine Vereinbarung zwischen Taiwan und dem amerikanischen Halbleiterhersteller RCA aus dem Jahr 1976 über einen entsprechenden Technologietransfer. “Taiwan ist nicht derjenige, der die Halbleitertechnologie gestohlen hat,” so der Minister. Im Gegenteil: Die taiwanische Chipbranche sei die beste Partnerin der USA.

Kuo entsandte die für Handel zuständige Vize-Ministerin Cynthia Kiang in der vergangenen Woche eigens nach Washington, um Taiwans Standpunkt vor Ort zu vertreten. Denn auch in Taiwan rätselt man, wie ernst Trump es wirklich meint. Will er wirklich die fortschrittlichsten Logikchips besteuern, die für die Zukunft von KI-Anwendungen unentbehrlich sind? Oder die Halbleiter aus ausgereifter Fertigungstechnologie, die heute in fast allen Haushaltsgeräten verbaut sind?

Jede Einfuhr müsste analysiert werden

Laut Chiang Min-yen, Halbleiterexperte beim staatlichen Technologie-Think Tank DSET, könnte die Besteuerung ausgereifter Halbleiter technisch extrem kompliziert werden. So müsste beim Import eines Kühlschranks, in dem taiwanische Chips verbaut sind, zunächst berechnet werden, welchen Anteil die Chipkosten am Gesamtpreis ausmachen. “Jede Einfuhr müsste analysiert werden, um festzustellen, ob der Kühlschrank in China oder Vietnam hergestellt wurde und wie viel davon auf Chips aus älteren Fertigungsprozessen entfällt,” so Chiang gegenüber Table Briefings. Diese Re-Export-Problematik mache die Umsetzung von Zöllen noch schwieriger.

Bei den fortschrittlichsten Chips würden die gestiegenen Importkosten voraussichtlich von Importeuren, wie Nvidia und Apple, und den Verbrauchern getragen werden, erklärt Kristy Hsu von der Chung-Hua Institution for Economic Research. “US-Hersteller haben keine alternativen Bezugsquellen für die fortschrittlichsten Chips,” so Hsu. “Daher gehen wir davon aus, dass die Auswirkungen solcher Zölle für die USA weit größer wären als für Taiwan.”

TSMC, das weltweit führende Unternehmen im Bereich der fortschrittlichen Halbleiterfertigung, verfügt über erhebliche Preisgestaltungsmacht. “Obwohl die Preiserhöhungen möglicherweise nicht direkt von TSMC getragen werden, muss das Unternehmen diese Kosten- und Lieferkettenauswirkungen dennoch berücksichtigen,” argumentiert Chiang Min-yen. Für Firmen wie TSMC sei das Management politischer Beziehungen entscheidend, um eine stabile Lieferkette zu gewährleisten.

Symbolisches Vorstandstreffen von TSMC in Arizona

Wie die Financial Times berichtet, traf sich der TSMC-Vorstand vor Kurzem erstmals symbolisch zu einer Vorstandssitzung in Arizona, wo der Konzern mithilfe von US-Subventionen eine Fertigungsstätte errichtet hat. Eigentlich sollten dort erst 2028 Zwei-Nanometer-Prozess-Chips hergestellt werden – zwei Jahre nach Produktionsbeginn in Taiwan. Laut FT könnte TSMC diesen Prozess jetzt beschleunigen. “Mittlerweile wird auch darüber diskutiert, ob das Advanced Packaging aus Taiwan nach Texas verlegt werden könnte, damit die gesamte Produktionskette in den USA vertreten sein kann,” sagt Analyst Chiang.

“Falls die USA verlangen, dass Taiwan die Produktion der fortschrittlichsten Halbleiter in die USA verlegt, dann könnte das größere Auswirkungen auf Taiwans Wirtschaft haben”, warnt Wirtschaftswissenschaftlerin Hsu. Strafzölle allein würden jedoch nicht ausreichen, um TSMC zu diesem Schritt zu nötigen, da ein Großteil der Zölle ohnehin von Kunden und Endverbrauchern geschultert werden müsste. Außerdem bremsen extrem hohe Investitionskosten die Bereitschaft zum Standortwechsel.

Ob Präsident Lais Investitionsankündigungen Trump besänftigen können, bleibt abzuwarten. Auf der Webseite des Weißen Hauses werden Lais Aussagen jedenfalls schon jetzt als Erfolg der Trump-Regierung gefeiert.

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  • Donald Trump
  • Halbleiter
  • Mikrochips
  • Taiwan
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News

Bundespolizei: Kooperation mit chinesischen Sicherheitsbehörden

Die Bundespolizei hat in den vergangenen zehn Jahren zu mehreren Anlässen mit chinesischen Sicherheitsbehörden kooperiert. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der FDP-Fraktion an die Bundesregierung hervor. Darin erkundigte sich die FDP nach Fällen transnationaler Repression durch die Volksrepublik China, in denen Regimekritiker auch im Ausland verfolgt werden. Kooperationen erfolgten bereits, als die FDP selbst noch Teil der Bundesregierung war.

Deutsche und chinesische Sicherheitsbeamte tauschten sich demnach vor allem in Sachen Migration, Grenzkontrollen und Urkundenfälschung aus. Zudem ging es um den Erfahrungsaustausch im Bereich Küstenwache und Luftsicherheit. In einem Fall waren chinesische Sicherheitskräfte auch in Deutschland tätig: Sie wurden von der Bundespolizei als Beobachter der Fußball-EM 2024 eingesetzt.

Auf deutscher Seite waren die Bundespolizei und in einem Fall auch das Innenministerium beteiligt. Von chinesischer Seite waren verschiedene Behörden beteiligt – darunter das Büro für öffentliche Sicherheit, die chinesische Polizei, die chinesische Luftfahrtbehörde und die Küstenwache.

Chinas Büros für öffentliche Sicherheit sind für die Einrichtung inoffizieller Übersee-Polizeistationen verantwortlich, darunter auch in Deutschland. Diese sind als Service-Center getarnt, setzen Berichten von Betroffenen zufolge allerdings Exil-Chinesen unter Druck. Im Inland sind die Büros für die Überwachung und Zensur chinesischer sozialer Medien verantwortlich. Sie werden auch mit der Verfolgung der uigurischen Bevölkerung Chinas in Verbindung gebracht. ek

  • Fußball-EM 2024
  • Grenzkontrollen
  • Hongkong
  • Menschenrechtsverletzungen
  • Polizeistationen
  • Sicherheitspolitik

BIP: Saubere Technologien sind Wachstumstreiber

Saubere Technologien haben 2024 erstmals mehr als zehn Prozent zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen. Besonders die “drei neuen” Industrien, Elektromobilität, Solar- und Batterietechnologien, fördern diesen Zuwachs, schreibt Carbon Brief. Insgesamt investierte China umgerechnet 940 Milliarden US-Dollar in saubere Technologien. Damit sind sie auch erstmals wertvoller als der Immobilienmarkt.

Das Wachstum sauberer Technologien liegt vor allem an höheren Produktionskapazitäten in China. Allein im Jahr 2023 wuchs der Sektor um ganze 40 Prozent. Mit 1,9 Billionen Dollar liegt der Beitrag sauberer Technologien zum chinesischen BIP damit in der Größenordnung anderer großer Volkswirtschaften wie Australien oder Mexiko.

Der derzeit wertvollste Sektor ist die Produktion von E-Autos mit knapp 40 Prozent. Darauf folgen saubere Energie und der Schienenverkehr. Durch die Entwicklung der “drei neuen” Industrien rückt Peking außerdem merklich vom Ziel der Energieeffizienz ab: Die Profite der Sauberen Technologien sollen für Provinzregionen zukünftig Motivation genug sein, sich an Klimaziele zu halten. ek

  • BIP
  • Elektromobilität
  • Energie
  • Energiepolitik
  • Klimaschutz
  • Solar
  • Technologie
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Export: Peking will Seltene Erden besser schützen

Peking will seine heimischen Selten Erden besser schützen. Das geht aus einem Dokument hervor, das das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie am Mittwoch veröffentlichte. Dort ruft das Ministerium auf, Vorschläge zur Kontrolle über den Abbau, die Verarbeitung und die Trennung Seltener Erden einzusenden.

Seltene Erden werden unter anderem für die Batterien von E-Autos sowie bei der Herstellung von Smartphones benötigt. Bereits jetzt stehen Chinas Seltene Erden unter starker staatlicher Kontrolle: Laut einem Dekret aus dem vergangenen Jahr gehören die Ressourcen dem chinesischen Staat. Unternehmen, die Seltene Erden in China abbauen, müssen ein System zur Rückverfolgbarkeit aufbauen. Das soll verhindern, dass die Seltenen Erden unkontrolliert exportiert werden. Nachdem die EU Zölle auf chinesische E-Autos erhoben hatte, verschärfte China im Oktober 2024 zudem die Exportkontrollen Seltener Erden.

Dabei ist die EU stark abhängig von Importen chinesischer Seltener Erden. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes stammten rund 66 Prozent der von Januar bis November 2022 importierten begehrten Metalle aus China. ek

  • Batterien
  • Elektromobilität
  • Export
  • Handel
  • Seltene Erden

Aktionsplan: China will mehr ausländische Investitionen zulassen

China hat am Mittwoch einen Aktionsplan zur Stabilisierung ausländischer Investitionen veröffentlicht. Demnach will China sich ausländischen Investitionen mehr öffnen: In einigen Pilotregionen will China Sektoren wie Telekommunikation, Biotechnologie und medizinische Dienstleistungen für ausländische Investitionen öffnen. Diese Sektoren unterliegen in China strengen Marktzugangsbeschränkungen. Ausländische Unternehmen dürfen in vielen Bereichen nur eingeschränkt oder über Joint Ventures tätig werden.

Der Plan wurde vom Handelsministerium und der obersten Wirtschaftsplanungsbehörde ausgearbeitet. Betont werden dabei die Rolle ausländischer Investitionen bei der Entwicklung der “neuen produktiven Kräfte” und der “Erreichung der Modernisierung nach chinesischem Stil”, wie aus dem Dokument hervorgeht. ek

  • Biotechnologie
  • Handel
  • Investitionen
  • Markt
  • Medizin
  • Telekommunikation

Rückzug: Chinesischer Klub sorgt für Eklat in asiatischer Champions League

Der chinesische Fußball-Erstligist Shandong Taishan hat den Asiatischen Fußballverband (AFC) in ein Dilemma gestürzt. Der Klub aus der Provinzhauptstadt Jinan hat sich am Mittwoch völlig unerwartet aus dem laufenden Wettbewerb der kontinentalen Champions League zurückgezogen und damit die Bedingungen zur Qualifikation für das Achtelfinale durcheinander geworfen.

Wenige Stunden vor dem geplanten Anpfiff seines letzten Gruppenspiels beim südkoreanischen Vertreter Ulsan HD teilte der Klub mit, dass er wegen “körperlichen Unbehagens einiger Teammitglieder” nicht antreten werde. Konkrete Details, was das körperliche Unbehagen ausgelöst hat, teilte der Klub nicht mit. Durch den Rückzug muss der AFC improvisieren, weil bei einem Rückzug alle Spiele eines Vereins aus der Wertung genommen werden müssen.

Wegen des neuen Modus des Wettbewerbs würde das wiederum bedeuten, dass für Shandongs Gegner nur sieben Gruppenspiele in die Tabelle einflössen. Für andere Teams, die in der Gruppenphase nicht gegen Shandong gespielt haben, müssten dagegen acht Partien gewertet werden. Würden Shandongs Gegnern automatisch drei Punkte gutgeschrieben, wäre das Wettbewerbsverzerrung.

Der Vorfall wirft einen weiteren Schatten auf die unrühmliche Geschichte des chinesischen Vereinsfußballs. Der gerät immer wieder durch Korruption in die Schlagzeilen und konnte als jahrelanger Spielball von unsteten Investoren wenig Konstanz aufbauen. grz

  • China
  • Fußball
  • Südkorea

Presseschau

China and US need to find a way to “get along”, Wang Yi tells American business groups SCMP
Trump Eyes a Bigger, Better Trade Deal With China NEW YORK TIMES
Nutzt China Trumps Ukraine-Fokus? USA kritisieren “gefährliche” Helikoptermanöver MERKUR
Ausgerechnet jetzt: USA überholen China erstmals seit 2015 wieder als Deutschlands größter Handelspartner BUSINESS INSIDER
Japan und China – Yonaguni: “Unsere Insel würde ein Schlachtfeld, keine Frage” SÜDDEUTSCHE
De-Risking? Welches De-Risking? “China überflutet Deutschland mit Waren” N-TV
In Saudi Arabia, China’s central bank governor pushes for a new global financial consensus SCMP
Taiwan seeks to persuade US that it offers chip cooperation – not competition STRAITS TIMES
Fraunhofer-Studie bemisst Chinas Vormachtstellung in der Batterie-Lieferkette ELECTRIVE
Elon Musk und China: Der Tesla-Gründer bewegt sich auf einem schmalen Grat NZZ
Tech war: ex-Apple engineer returns to China to teach about semiconductors at alma mater SCMP
Charged: Tesla braces for delay in China autonomous driving license YAHOO
China”s business innovators say will resist external pressure after meeting with Xi REUTERS
China: Immobilienkrise ist immer noch nicht überwunden HANDELSBLATT
China”s clean energy investments nearing scale of global fossil investments, researchers find REUTERS
DeepSeek: Der Sputnik-Moment ZEIT
Wie China generative KI regulieren möchte FAZ
China Home Prices Show Slight Improvement But Remain in Decline WSJ
Alibaba und Co.: China bietet KI-Aktien zum Schnäppchenpreis WIWO
Chinese scientists build world’s most powerful spy camera SCMP

Standpunkt

China-Strategie: Temu und Shein sind Instrumente chinesischer Geopolitik

Von Gyde Jensen
Gyde Jensen ist Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie Mitglied des FDP-Fraktionsvorstandes.
Gyde Jensen ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Deutschen Bundestag.

Als FDP-Chef Christian Lindner die Delegierten auf dem Bundesparteitag 2019 auf Chinesisch begrüßte, war das allein eine Anerkennung globaler Realitäten. Bereits vor sechs Jahren hätte in jeder europäischen Hauptstadt deutlich werden müssen, wie sich Chinas Streben nach Macht auf allen Ebenen manifestiert. Und dass Europa eine gleichwertige Gesprächsebene und angemessene Strategie im Dialog mit Peking entwickeln muss. Auch wenn sich der weltweite Hype um das chinesische KI-Modell Deepseek vorerst gelegt hat, zeigt sich endgültig, mit welchem Herausforderer es die Welt zu tun hat. Die gesellschaftliche Durchdringung und Sprengkraft der Video-App TikTok darf dabei nicht unerwähnt bleiben.

China ist ein Dilemma für die gesamte freie Welt – für Deutschland ganz besonders. Die Abhängigkeit, speziell von China, gefährdet unser Land und macht es sogar politisch erpressbar. Deutsche und europäische Unternehmen haben über die vergangenen Jahre hervorragend im Reich der Mitte verdient, sind die verpflichtenden Joint-Ventures eingegangen und haben dafür Vieles ausgeblendet. Vor allem die Metamorphose der Kommunistischen Partei unter Staatspräsident Xi Jinping seit 2012.

Keine klaren Zuständigkeiten in der China-Strategie

Natürlich spielt De-Risking gerade nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie eine immer größere Rolle für die deutsche und europäische Wirtschaft. Aber in vielen Bereichen – Stichwort Seltene Erden – genießen chinesische Unternehmen und Staatsbetriebe das uneingeschränkte Monopol. Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus und dessen rigoroser Strafzoll-Politik wird China seine Vormachtstellung im globalen Handel weiter ausbauen und noch mehr hochsubventionierte Exporte nach Europa lenken. Gleiches gilt für seine geostrategischen Bemühungen – bereits jetzt gehen Beobachter davon aus, dass die weltweite Einstellung der US-Entwicklungshilfe (USAID) neben Russland vor allem von China gezielt strategisch genutzt werden wird.

Bereits im Sommer 2024 und damit ein Jahr nach Inkrafttreten der ersten gemeinsamen China-Strategie der Bundesregierung zeigten sich die grundlegenden Defizite: keine klaren Zuständigkeiten, verzögerte Reaktionszeiten, abweichende Meinungen zwischen den Verantwortlichen. Fehler, die ein autoritäres System natürlich sofort zu kontern weiß. “Aufgrund eigener Schwächen und mangelnder Konsequenz sitzt man in Berlin wie das Kaninchen vor der Schlange”, fasst es der China-Beobachter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Jürgen Matthes, zusammen.

Kein Rolle für Freiheitswerte in Chinas Weltordnung

Es ist nur logisch, dass die Zukunft der deutschen China-Politik im Kanzleramt, dem Auswärtigen Amt und dem Wirtschaftsministerium endlich auf einem gemeinsamen Verständnis basieren muss. Zum Glück waren einige deutsche Unternehmen vorausschauender. So hat allein die anhaltende Schwäche des chinesischen Marktes in einigen deutschen Chefetagen zuletzt zu einem Strategiewechsel Richtung Indien und in andere asiatische Länder geführt, nicht aber die China-Strategie.

China war nie eine Demokratie, aber unter Xi ist das Reich der Mitte noch autoritärer und aggressiver geworden. China strebt eine andere Weltordnung an, in der unsere Freiheitswerte keine Rolle spielen. Der Ausweg aus diesem Dilemma kann nur eine gemeinsame strategische China-Politik sein, die auf europäische, transatlantische und internationale Partnerschaft aufbaut – eine militärische Dimension eingeschlossen.

Europa und Deutschland wollen dabei keineswegs in einer systemischen Rivalität denken, aber auf Provokationen und Konfrontationen müssen wir mit Selbstbewusstsein und Entschiedenheit reagieren. Niemand hat ein größeres Interesse an friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen mit dem chinesischen Volk als die Menschen auf dem europäischen Kontinent. Natürlich wollen und müssen wir unsere Wirtschaftsbeziehungen erhalten. Aber nur so weit, wie es sinnvoll ist.

Innenpolitische Reformen notwendig

Wir wissen um den Wunsch nach Frieden in der Ukraine, dem sich Russland auch mit der Unterstützung aus Peking weiter verweigert. Die zunehmenden hybriden Angriffe autoritärer Staaten durch Spionage, Sabotage, Desinformation und Cyberangriffe gefährden unsere Demokratie. Wir müssen diese nicht nur endlich wesentlich konsequenter abwehren, um grundlegenden Schaden von der Privatwirtschaft und unseren staatlichen Institutionen abzuwenden, sondern müssen diese Angriffe auch öffentlich thematisieren.

Zu einer neuen China-Politik gehören dabei auch die innenpolitischen Reformen, um gerade im Bereich der Cybersicherheit Zuständigkeiten neu zu ordnen und das Prinzip Security by Design vorzugeben. Die politische Antwort auf die große Abhängigkeit von chinesischen IT-Lösungen kann auch hier nur De-Risking heißen – am allerbesten Made in Europe.

Seien wir nicht naiv. Dem geopolitisch aggressiven Kurs der Kommunistischen Partei werden wir nur mit Entschlossenheit begegnen können. Die Vereinigten Staaten werden unter US-Präsident Trump ihren eigenen Umgang mit Peking finden und dabei auf Europa keine Rücksicht nehmen. Stehen wir für unsere Werte und Überzeugungen ein: Zielgerichtete EU-Sanktionen gegen chinesische Offizielle wegen derer Mitverantwortung für Menschenrechtsverletzungen sind ein Zeugnis unserer eigenen Glaubwürdigkeit.

Realpolitik und Menschenrechte sind keine Gegensätze

China wird auch weiter versuchen, insbesondere Staaten des Globalen Südens in den eigenen Einflussbereich zu ziehen und die BRICS-Staatengruppe zu erweitern. Deutschlands China-Strategie muss daher eine Außen- und Entwicklungskomponente beinhalten, die aufstrebenden mittleren Volkswirtschaften in Afrika, Lateinamerika und Asien attraktivere Angebote zur Zusammenarbeit macht, während Peking diese in Abhängigkeiten drängt.

Für uns Freie Demokraten ist ein Level-Playing-Field nicht verhandelbar. Neue Handelsabkommen mit anderen Partnern und ein konsequentes strategisches Auftreten der EU gegenüber der subventionierten Überproduktion der chinesischen Wirtschaft ist alternativlos. Temu und Shein sind Instrumente chinesischer Geopolitik und keine harmlosen Anbieter, daher muss ganz Europa ihnen den Kampf ansagen und auf eine strikte Durchsetzung geltenden Rechts mit dem Digital Services Act sowie durch die Marktüberwachungs- und Zollbehörden in Europa und Deutschland setzen.

Natürlich gehört auch Diplomatie zu einem neuen Realismus in der Außenpolitik. Realpolitik und der Einsatz für Freiheit und Menschenrechte sind keine Gegensätze. Das gilt erst recht mit Blick auf Taiwan. Wir können nicht mit Peking reden und Taiwan dabei vergessen. Hier wird es in der kommenden Legislatur weiter einen Schulterschluss unter Demokratien brauchen.

Gyde Jensen ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Deutschen Bundestag.

Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute mehr denn je: kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

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  • Geopolitik
  • Handel
  • Menschenrechte
  • Menschenrechtsverletzungen
  • Seltene Erden
  • Sicherheit
  • Temu
  • Wirtschaft

Personalien

Christian Wurm ist neuer General Manager China bei der Stiegelmeyer Group. Der Möbelkonzern aus Herford in Ostwestfalen hat sich auf Krankenhausmöbel und Pflegebetten spezialisiert. Wurm war zuvor als Regional Marketing Manager für das Medizintechnikunternehmen Dräger in Singapur tätig.

Mathieu Ngo-Di ist seit Januar Business Developer im Europa-Geschäft von Temu. Ngo-Di hat mehrere Jahre für verschiedene Retail-Firmen in China als Manager gearbeitet, unter anderem für Freshippo und Carrefour in Shanghai. Sein jetziger Einsatzort ist Paris.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Die Seiden-Weberei ist bis heute ein besonderes Merkmal der Stadt Hangzhou in Westchina. Die Hauptstadt der Provinz Zhejiang war in der Antike ein strategischer Knotenpunkt entlang der Seidenstraße, die nicht zuletzt deswegen ihren Namen erhielt, weil Stoffe und Textilien aus Hangzhou in Richtung Westen exportiert wurden. Hangzhou verschaffte sich den Ruf als “Haus der Seide”, der bis heute nachhallt. In der Region wurden einst Seidenstoffe entdeckt, die mehrere Tausend Jahre alte sind und bis in die Liangzhu-Kultur (3400-2250 v. Chr.) zurückreichen sollen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die Umsetzung der China-Strategie ist zweifellos ein hartes Stück Arbeit. Viele unterschiedliche Interessen, Ansichten und Ideen müssen koordiniert werden, während sich die Welt in atemberaubendem Tempo weiterdreht und tagtäglich Entscheidungen verlangt. Das kann man der Bundesregierung sicherlich zugutehalten.

    Doch es gibt auch die Schattenseite, die erahnen lässt, dass einiges im Argen liegt bei der Umsetzung. So besitzt die Bundesregierung keinen Überblick über Neueinstellungen von Fachpersonal mit China-Kompetenz, wie aus ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion zur Umsetzung der China-Strategie hervorgeht, über die Table.Briefings bereits in der Vorwoche berichtet hatte.

    Das Eingeständnis wirft Fragen auf, welche Bedeutung dem Thema durch die Bundesregierung beigemessen wurde. Lücken klaffen vor allem auch im Wissenschaftsbereich. Von flächendeckender Forschungssicherheit bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Akteuren ist Deutschland noch ein gutes Stück entfernt.

    Unser Taiwan-Korrespondent David Demes schildert derweil die Bemühungen der taiwanischen Regierung zur Abwendung von Strafzöllen der Amerikaner gegen ihre Chip-Industrie. Die Argumente der Inselrepublik sind vielleicht auch für das Weiße Haus schlüssig. Schließlich gehen sie US-Konsumenten direkt an die Geldbörse.

    Ihr
    Marcel Grzanna
    Bild von Marcel  Grzanna

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    China-Kompetenz: Lücken klaffen bei der Forschungssicherheit

    Bei der Umsetzung der China-Strategie hakt es unter anderem beim Thema Forschungssicherheit.

    Die Bundesregierung hat keinen Überblick über Neueinstellungen von Fachpersonal mit China-Kompetenz. Das geht aus ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion zur Umsetzung der China-Strategie hervor, über die Table.Briefings bereits in der Vorwoche zuerst berichtet hatte.

    “Seit Verabschiedung der China-Strategie achten die Bundesministerien und obersten Bundesbehörden grundsätzlich verstärkt darauf, China-kompetentes Personal, also Personal mit einschlägiger sprachlicher, interkultureller und/oder landeskundlicher Kompetenz einzustellen. Statistiken über Personal in dieser
    Hinsicht führt die Bundesregierung nicht
    “, heißt es in dem Papier.

    Das Eingeständnis wirft Fragen auf, wie effektiv und zielgerichtet beim Aufbau von China-Kompetenz vorgegangen wird – und zur Bedeutung, die dem Aufbau von China-Kompetenz beigemessen wird. “Wer China-kompetentes Personal in einem Regierungsapparat aufbauen will, der sollte das auch dokumentieren, um eine Leistungsmessung vornehmen zu können”, sagt Alicia Hennig von der TU Dresden / IHI Zittau, die selbst jahrelang in China gelebt und gelehrt hat.

    China-Kompetenz wichtig für Forschungssicherheit

    “Fundierte, aktuelle und unabhängige China-Kompetenz ist essenziell für das wechselseitige Verständnis und für die langfristig erfolgreiche Wahrnehmung und Durchsetzung deutscher Interessen”, heißt es in der China-Strategie. Sprach- und interkulturelle Kompetenz, Kenntnisse über die Ziele Chinas und praktische Erfahrung in der bilateralen Zusammenarbeit sollen Risiken minimieren helfen.

    Wirtschaftliche Abhängigkeiten von China und gegenläufige Interessen haben sich seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg zunehmend offenbart. Unternehmen beschäftigen sich bereits länger intensiv mit den Themen Risikominimierung und Diversifizierung. Doch im Bereich Wissenschaft und Forschung kommt die Debatte um De-Risking nur stockend vorwärts. Das hängt auch mit der Schwierigkeit zusammen, Risiken wahrzunehmen und richtig einzuschätzen.

    Wirtschaftsethikerin Hennig war kürzlich von der Nato eingeladen, um die Mitgliedsstaaten über Gefahren wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit chinesischen Partner zu informieren. Ihrer Ansicht nach zeige die Beantwortung der Kleinen Anfrage, dass die Bundesregierung beim Thema Wissenschaftskooperation und Forschungssicherheit “nur an der Oberfläche” kratze.

    Einheitliche Linie fehlt bislang

    Dem Vernehmen nach tut sich die Politik bereits damit schwer, gemeinsam mit der Wissenschaft eine einheitliche Linie zu entwickeln, nach der Universitäten und Forschungseinrichtungen selbst entscheiden, welche Projekte sie als riskant einstufen und welche nicht. Ministerien, Bundesländer und Akteure aus der Wissenschaft sind immer noch damit beschäftigt, Begrifflichkeiten so konkret zu definieren, dass sie als universeller Leitfaden für das Risikomanagement eingesetzt werden können.

    Das sei ein Grund, weshalb der Stakeholder-Koordinationsprozess von Ministerien, Ländern und Akteuren aus der Wissenschaft unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erst gegen Ende des Jahres abgeschlossen werden kann, heißt es.

    Ein anderer Grund ist, dass die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern unter vielen Wissenschaftlern eine positive Konnotation genießt. Nicht selten ist sie mit üppigen Finanzierungen verbunden und schafft vielen Wissenschaftlern Möglichkeiten, von denen sie unter normalen Bedingungen nur träumen können. Unter diesen Umständen die Risiken in den Vordergrund zu rücken, ist ein langwieriger Prozess.

    “Zuletzt hat eine intensive Aussprache zur Forschungssicherheit in Umsetzung der China-Strategie zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Allianz der deutschen Wissenschaftseinrichtungen im Februar 2025 stattgefunden”, teilt die Regierung mit – eineinhalb Jahre nach Vorstellung der China-Strategie.

    Riesiger Beratungsbedarf

    Dem Mangel an China-Kompetenz in Forschung und Wissenschaft will das BMBF mit einer “Neuauflage der sogenannten Juristischen Erstberatung” begegnen. In fünf Schritten von der Kontaktaufnahme zum virtuellen Beratungsgespräch soll das Instrument eine Hilfestellung für die juristische Gestaltung der “Kooperation mit chinesischen Partnern im nicht-wirtschaftlichen Bereich” sein. Es wendet sich an staatliche Hochschulen sowie die Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft. Ziel sei es, eine “vom Einfluss Chinas unabhängige China-Kompetenz zu stärken.” Das Angebot gilt seit Januar. Dabei wurde die Juristische Erstberatung bereits im Juli 2022 ausprobiert – dem Vernehmen nach sogar mit großem Erfolg. Dennoch dauerte es 18 Monate, bis die Neuauflage etabliert wurde.

    Dass der Bedarf nach Beratung groß ist, zeigt die Nachfrage auf bestehende Angebote. Beispiel: Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Es berät deutsche Hochschulen zu sicherheitsrelevanten Fragen. Für die Unterstützung greift KIWi auf die Regionalexpertise des DAAD, seine Büros in aller Welt sowie auf das Wissen seiner Mitgliedshochschulen zurück.

    “Hochschulleitungen, International Offices, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind damit konfrontiert, auch langjährig etablierte Kontakte und Beziehungen zu bewerten und bei Bedarf neu auszurichten“, sagt DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee im Gespräch mit Table.Briefings. Geo- und außenpolitische Entwicklungen wirkten sich auf internationale Kooperationen deutscher Hochschulen aus. “KIWi könnte problemlos doppelt so viel Beratungen durchführen, der Bedarf ist groß. Dies würde aber mehr Finanzmittel und Personal erfordern.”

    Neben De-Risking bleibt Austausch wichtig

    Allerdings sind die Finanzmittel beschränkt. “Angesichts der erheblichen aktuellen Anforderungen an unsere öffentlichen Haushalte streben wir an, die Aufgaben dieser Strategie ohne zusätzliche Belastung des Bundeshaushalts insgesamt zu bewältigen”, heißt es in der Einleitung zur China-Strategie.

    Mukherjee prophezeit der Wissenschaft einen schwierigen Spagat. “Wir werden unsere Beziehungen zu China nicht mehr rein bilateral gestalten können. Die USA werden erwartbar Forderungen an uns stellen, mit Blick auf China, beispielsweise wenn es um Themen wie Datensicherheit oder Dual Use geht. Dazu werden wir uns verhalten müssen und dazu benötigt es bereits jetzt eine weitsichtige Vorbereitung.”

    Zugleich bleiben neben den Risiken auch Offenheit und Austausch wichtig, sagt Mukherjee, insbesondere mit Blick auf Fachkräfte. China entwickelt sich im Bereich der Wissenschaft zu einem attraktiven Wettbewerber. “China wird in den nächsten Jahren immer stärker zu einer der Hauptdestinationen weltweit für internationale Studierende werden, und zwar möglicherweise nicht nur für Studierende aus dem sogenannten Globalen Süden. Für Deutschland bedeutet das: Wir müssen unsere Stärken stärken. Wir sind stark im akademischen Bereich, mit rund 405.000 internationalen Studierenden und 75.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Land. Wir müssen diese Spitzenposition festigen und ausbauen.”

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    Mikrochips: Wer tatsächlich die Zeche für US-Zölle auf Taiwan-Importe zahlt

    Taiwan stemmt sich gegen die Einführung möglicher Strafzölle durch die US-Regierung. Präsident Lai Ching-te ging in der Vorwoche in die Offensive, um einer derartigen Entwicklung zuvorzukommen. Nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates kündigte Lai an, dass Taiwan seine Investitionen in den USA ausbauen und die bilaterale Zusammenarbeit in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Halbleiterentwicklung verstärken werde.

    “Angesichts der Bedenken, die Präsident Trump hinsichtlich unserer Halbleiterindustrie geäußert hat, werden wir die Kommunikation zwischen Taiwan und den USA intensivieren und das gegenseitige Verständnis vertiefen”, versprach Lai am vergangenen Freitag. Er fügte hinzu, Trumps Team müsse erkennen, dass Taiwan ein unverzichtbarer Partner im Wiederaufbau der US-Fertigungsindustrie und bei der Festigung der amerikanischen Führungsposition im High-Tech-Bereich sei.

    Aufgrund des hohen Handelsüberschusses Taiwans in den bilateralen Beziehungen und der führenden Position der Inselrepublik in der Halbleiterbranche ist das Land zur Zielscheibe von Donald Trump geworden. Der neue US-Präsident hatte bereits im Wahlkampf mehrfach und zuletzt Ende Januar damit gedroht hat, Strafzölle auf taiwanische Halbleiter zu erheben.

    Taiwan wehrt sich gegen Diebstahl-Vorwurf

    Trumps Ziel: Er will die Chip-Produktion in die USA zurückzuholen, indem er die Chip-Importe mit Zöllen bis zu 100 Prozent massiv verteuert. Trump selbst hatte den 18. Februar als möglichen Start für Strafmaßnahmen ins Spiel gebracht. Doch der Termin verstrich. Ohnehin ist bisher unklar, wie solche Zölle umgesetzt würden und was genau dabei besteuert werden könnte.

    Trump wirft der Inselrepublik vor, die Chip-Produktion von den Amerikanern gestohlen zu haben. Taiwans Wirtschaftsminister Kuo Jyh-huei weist die Anschuldigungen zurück. Das Land habe das Chip-Know-how legal erworben. Er verweist auf eine Vereinbarung zwischen Taiwan und dem amerikanischen Halbleiterhersteller RCA aus dem Jahr 1976 über einen entsprechenden Technologietransfer. “Taiwan ist nicht derjenige, der die Halbleitertechnologie gestohlen hat,” so der Minister. Im Gegenteil: Die taiwanische Chipbranche sei die beste Partnerin der USA.

    Kuo entsandte die für Handel zuständige Vize-Ministerin Cynthia Kiang in der vergangenen Woche eigens nach Washington, um Taiwans Standpunkt vor Ort zu vertreten. Denn auch in Taiwan rätselt man, wie ernst Trump es wirklich meint. Will er wirklich die fortschrittlichsten Logikchips besteuern, die für die Zukunft von KI-Anwendungen unentbehrlich sind? Oder die Halbleiter aus ausgereifter Fertigungstechnologie, die heute in fast allen Haushaltsgeräten verbaut sind?

    Jede Einfuhr müsste analysiert werden

    Laut Chiang Min-yen, Halbleiterexperte beim staatlichen Technologie-Think Tank DSET, könnte die Besteuerung ausgereifter Halbleiter technisch extrem kompliziert werden. So müsste beim Import eines Kühlschranks, in dem taiwanische Chips verbaut sind, zunächst berechnet werden, welchen Anteil die Chipkosten am Gesamtpreis ausmachen. “Jede Einfuhr müsste analysiert werden, um festzustellen, ob der Kühlschrank in China oder Vietnam hergestellt wurde und wie viel davon auf Chips aus älteren Fertigungsprozessen entfällt,” so Chiang gegenüber Table Briefings. Diese Re-Export-Problematik mache die Umsetzung von Zöllen noch schwieriger.

    Bei den fortschrittlichsten Chips würden die gestiegenen Importkosten voraussichtlich von Importeuren, wie Nvidia und Apple, und den Verbrauchern getragen werden, erklärt Kristy Hsu von der Chung-Hua Institution for Economic Research. “US-Hersteller haben keine alternativen Bezugsquellen für die fortschrittlichsten Chips,” so Hsu. “Daher gehen wir davon aus, dass die Auswirkungen solcher Zölle für die USA weit größer wären als für Taiwan.”

    TSMC, das weltweit führende Unternehmen im Bereich der fortschrittlichen Halbleiterfertigung, verfügt über erhebliche Preisgestaltungsmacht. “Obwohl die Preiserhöhungen möglicherweise nicht direkt von TSMC getragen werden, muss das Unternehmen diese Kosten- und Lieferkettenauswirkungen dennoch berücksichtigen,” argumentiert Chiang Min-yen. Für Firmen wie TSMC sei das Management politischer Beziehungen entscheidend, um eine stabile Lieferkette zu gewährleisten.

    Symbolisches Vorstandstreffen von TSMC in Arizona

    Wie die Financial Times berichtet, traf sich der TSMC-Vorstand vor Kurzem erstmals symbolisch zu einer Vorstandssitzung in Arizona, wo der Konzern mithilfe von US-Subventionen eine Fertigungsstätte errichtet hat. Eigentlich sollten dort erst 2028 Zwei-Nanometer-Prozess-Chips hergestellt werden – zwei Jahre nach Produktionsbeginn in Taiwan. Laut FT könnte TSMC diesen Prozess jetzt beschleunigen. “Mittlerweile wird auch darüber diskutiert, ob das Advanced Packaging aus Taiwan nach Texas verlegt werden könnte, damit die gesamte Produktionskette in den USA vertreten sein kann,” sagt Analyst Chiang.

    “Falls die USA verlangen, dass Taiwan die Produktion der fortschrittlichsten Halbleiter in die USA verlegt, dann könnte das größere Auswirkungen auf Taiwans Wirtschaft haben”, warnt Wirtschaftswissenschaftlerin Hsu. Strafzölle allein würden jedoch nicht ausreichen, um TSMC zu diesem Schritt zu nötigen, da ein Großteil der Zölle ohnehin von Kunden und Endverbrauchern geschultert werden müsste. Außerdem bremsen extrem hohe Investitionskosten die Bereitschaft zum Standortwechsel.

    Ob Präsident Lais Investitionsankündigungen Trump besänftigen können, bleibt abzuwarten. Auf der Webseite des Weißen Hauses werden Lais Aussagen jedenfalls schon jetzt als Erfolg der Trump-Regierung gefeiert.

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    News

    Bundespolizei: Kooperation mit chinesischen Sicherheitsbehörden

    Die Bundespolizei hat in den vergangenen zehn Jahren zu mehreren Anlässen mit chinesischen Sicherheitsbehörden kooperiert. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der FDP-Fraktion an die Bundesregierung hervor. Darin erkundigte sich die FDP nach Fällen transnationaler Repression durch die Volksrepublik China, in denen Regimekritiker auch im Ausland verfolgt werden. Kooperationen erfolgten bereits, als die FDP selbst noch Teil der Bundesregierung war.

    Deutsche und chinesische Sicherheitsbeamte tauschten sich demnach vor allem in Sachen Migration, Grenzkontrollen und Urkundenfälschung aus. Zudem ging es um den Erfahrungsaustausch im Bereich Küstenwache und Luftsicherheit. In einem Fall waren chinesische Sicherheitskräfte auch in Deutschland tätig: Sie wurden von der Bundespolizei als Beobachter der Fußball-EM 2024 eingesetzt.

    Auf deutscher Seite waren die Bundespolizei und in einem Fall auch das Innenministerium beteiligt. Von chinesischer Seite waren verschiedene Behörden beteiligt – darunter das Büro für öffentliche Sicherheit, die chinesische Polizei, die chinesische Luftfahrtbehörde und die Küstenwache.

    Chinas Büros für öffentliche Sicherheit sind für die Einrichtung inoffizieller Übersee-Polizeistationen verantwortlich, darunter auch in Deutschland. Diese sind als Service-Center getarnt, setzen Berichten von Betroffenen zufolge allerdings Exil-Chinesen unter Druck. Im Inland sind die Büros für die Überwachung und Zensur chinesischer sozialer Medien verantwortlich. Sie werden auch mit der Verfolgung der uigurischen Bevölkerung Chinas in Verbindung gebracht. ek

    • Fußball-EM 2024
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    BIP: Saubere Technologien sind Wachstumstreiber

    Saubere Technologien haben 2024 erstmals mehr als zehn Prozent zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen. Besonders die “drei neuen” Industrien, Elektromobilität, Solar- und Batterietechnologien, fördern diesen Zuwachs, schreibt Carbon Brief. Insgesamt investierte China umgerechnet 940 Milliarden US-Dollar in saubere Technologien. Damit sind sie auch erstmals wertvoller als der Immobilienmarkt.

    Das Wachstum sauberer Technologien liegt vor allem an höheren Produktionskapazitäten in China. Allein im Jahr 2023 wuchs der Sektor um ganze 40 Prozent. Mit 1,9 Billionen Dollar liegt der Beitrag sauberer Technologien zum chinesischen BIP damit in der Größenordnung anderer großer Volkswirtschaften wie Australien oder Mexiko.

    Der derzeit wertvollste Sektor ist die Produktion von E-Autos mit knapp 40 Prozent. Darauf folgen saubere Energie und der Schienenverkehr. Durch die Entwicklung der “drei neuen” Industrien rückt Peking außerdem merklich vom Ziel der Energieeffizienz ab: Die Profite der Sauberen Technologien sollen für Provinzregionen zukünftig Motivation genug sein, sich an Klimaziele zu halten. ek

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    Export: Peking will Seltene Erden besser schützen

    Peking will seine heimischen Selten Erden besser schützen. Das geht aus einem Dokument hervor, das das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie am Mittwoch veröffentlichte. Dort ruft das Ministerium auf, Vorschläge zur Kontrolle über den Abbau, die Verarbeitung und die Trennung Seltener Erden einzusenden.

    Seltene Erden werden unter anderem für die Batterien von E-Autos sowie bei der Herstellung von Smartphones benötigt. Bereits jetzt stehen Chinas Seltene Erden unter starker staatlicher Kontrolle: Laut einem Dekret aus dem vergangenen Jahr gehören die Ressourcen dem chinesischen Staat. Unternehmen, die Seltene Erden in China abbauen, müssen ein System zur Rückverfolgbarkeit aufbauen. Das soll verhindern, dass die Seltenen Erden unkontrolliert exportiert werden. Nachdem die EU Zölle auf chinesische E-Autos erhoben hatte, verschärfte China im Oktober 2024 zudem die Exportkontrollen Seltener Erden.

    Dabei ist die EU stark abhängig von Importen chinesischer Seltener Erden. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes stammten rund 66 Prozent der von Januar bis November 2022 importierten begehrten Metalle aus China. ek

    • Batterien
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    • Seltene Erden

    Aktionsplan: China will mehr ausländische Investitionen zulassen

    China hat am Mittwoch einen Aktionsplan zur Stabilisierung ausländischer Investitionen veröffentlicht. Demnach will China sich ausländischen Investitionen mehr öffnen: In einigen Pilotregionen will China Sektoren wie Telekommunikation, Biotechnologie und medizinische Dienstleistungen für ausländische Investitionen öffnen. Diese Sektoren unterliegen in China strengen Marktzugangsbeschränkungen. Ausländische Unternehmen dürfen in vielen Bereichen nur eingeschränkt oder über Joint Ventures tätig werden.

    Der Plan wurde vom Handelsministerium und der obersten Wirtschaftsplanungsbehörde ausgearbeitet. Betont werden dabei die Rolle ausländischer Investitionen bei der Entwicklung der “neuen produktiven Kräfte” und der “Erreichung der Modernisierung nach chinesischem Stil”, wie aus dem Dokument hervorgeht. ek

    • Biotechnologie
    • Handel
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    • Telekommunikation

    Rückzug: Chinesischer Klub sorgt für Eklat in asiatischer Champions League

    Der chinesische Fußball-Erstligist Shandong Taishan hat den Asiatischen Fußballverband (AFC) in ein Dilemma gestürzt. Der Klub aus der Provinzhauptstadt Jinan hat sich am Mittwoch völlig unerwartet aus dem laufenden Wettbewerb der kontinentalen Champions League zurückgezogen und damit die Bedingungen zur Qualifikation für das Achtelfinale durcheinander geworfen.

    Wenige Stunden vor dem geplanten Anpfiff seines letzten Gruppenspiels beim südkoreanischen Vertreter Ulsan HD teilte der Klub mit, dass er wegen “körperlichen Unbehagens einiger Teammitglieder” nicht antreten werde. Konkrete Details, was das körperliche Unbehagen ausgelöst hat, teilte der Klub nicht mit. Durch den Rückzug muss der AFC improvisieren, weil bei einem Rückzug alle Spiele eines Vereins aus der Wertung genommen werden müssen.

    Wegen des neuen Modus des Wettbewerbs würde das wiederum bedeuten, dass für Shandongs Gegner nur sieben Gruppenspiele in die Tabelle einflössen. Für andere Teams, die in der Gruppenphase nicht gegen Shandong gespielt haben, müssten dagegen acht Partien gewertet werden. Würden Shandongs Gegnern automatisch drei Punkte gutgeschrieben, wäre das Wettbewerbsverzerrung.

    Der Vorfall wirft einen weiteren Schatten auf die unrühmliche Geschichte des chinesischen Vereinsfußballs. Der gerät immer wieder durch Korruption in die Schlagzeilen und konnte als jahrelanger Spielball von unsteten Investoren wenig Konstanz aufbauen. grz

    • China
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    Presseschau

    China and US need to find a way to “get along”, Wang Yi tells American business groups SCMP
    Trump Eyes a Bigger, Better Trade Deal With China NEW YORK TIMES
    Nutzt China Trumps Ukraine-Fokus? USA kritisieren “gefährliche” Helikoptermanöver MERKUR
    Ausgerechnet jetzt: USA überholen China erstmals seit 2015 wieder als Deutschlands größter Handelspartner BUSINESS INSIDER
    Japan und China – Yonaguni: “Unsere Insel würde ein Schlachtfeld, keine Frage” SÜDDEUTSCHE
    De-Risking? Welches De-Risking? “China überflutet Deutschland mit Waren” N-TV
    In Saudi Arabia, China’s central bank governor pushes for a new global financial consensus SCMP
    Taiwan seeks to persuade US that it offers chip cooperation – not competition STRAITS TIMES
    Fraunhofer-Studie bemisst Chinas Vormachtstellung in der Batterie-Lieferkette ELECTRIVE
    Elon Musk und China: Der Tesla-Gründer bewegt sich auf einem schmalen Grat NZZ
    Tech war: ex-Apple engineer returns to China to teach about semiconductors at alma mater SCMP
    Charged: Tesla braces for delay in China autonomous driving license YAHOO
    China”s business innovators say will resist external pressure after meeting with Xi REUTERS
    China: Immobilienkrise ist immer noch nicht überwunden HANDELSBLATT
    China”s clean energy investments nearing scale of global fossil investments, researchers find REUTERS
    DeepSeek: Der Sputnik-Moment ZEIT
    Wie China generative KI regulieren möchte FAZ
    China Home Prices Show Slight Improvement But Remain in Decline WSJ
    Alibaba und Co.: China bietet KI-Aktien zum Schnäppchenpreis WIWO
    Chinese scientists build world’s most powerful spy camera SCMP

    Standpunkt

    China-Strategie: Temu und Shein sind Instrumente chinesischer Geopolitik

    Von Gyde Jensen
    Gyde Jensen ist Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie Mitglied des FDP-Fraktionsvorstandes.
    Gyde Jensen ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Deutschen Bundestag.

    Als FDP-Chef Christian Lindner die Delegierten auf dem Bundesparteitag 2019 auf Chinesisch begrüßte, war das allein eine Anerkennung globaler Realitäten. Bereits vor sechs Jahren hätte in jeder europäischen Hauptstadt deutlich werden müssen, wie sich Chinas Streben nach Macht auf allen Ebenen manifestiert. Und dass Europa eine gleichwertige Gesprächsebene und angemessene Strategie im Dialog mit Peking entwickeln muss. Auch wenn sich der weltweite Hype um das chinesische KI-Modell Deepseek vorerst gelegt hat, zeigt sich endgültig, mit welchem Herausforderer es die Welt zu tun hat. Die gesellschaftliche Durchdringung und Sprengkraft der Video-App TikTok darf dabei nicht unerwähnt bleiben.

    China ist ein Dilemma für die gesamte freie Welt – für Deutschland ganz besonders. Die Abhängigkeit, speziell von China, gefährdet unser Land und macht es sogar politisch erpressbar. Deutsche und europäische Unternehmen haben über die vergangenen Jahre hervorragend im Reich der Mitte verdient, sind die verpflichtenden Joint-Ventures eingegangen und haben dafür Vieles ausgeblendet. Vor allem die Metamorphose der Kommunistischen Partei unter Staatspräsident Xi Jinping seit 2012.

    Keine klaren Zuständigkeiten in der China-Strategie

    Natürlich spielt De-Risking gerade nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie eine immer größere Rolle für die deutsche und europäische Wirtschaft. Aber in vielen Bereichen – Stichwort Seltene Erden – genießen chinesische Unternehmen und Staatsbetriebe das uneingeschränkte Monopol. Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus und dessen rigoroser Strafzoll-Politik wird China seine Vormachtstellung im globalen Handel weiter ausbauen und noch mehr hochsubventionierte Exporte nach Europa lenken. Gleiches gilt für seine geostrategischen Bemühungen – bereits jetzt gehen Beobachter davon aus, dass die weltweite Einstellung der US-Entwicklungshilfe (USAID) neben Russland vor allem von China gezielt strategisch genutzt werden wird.

    Bereits im Sommer 2024 und damit ein Jahr nach Inkrafttreten der ersten gemeinsamen China-Strategie der Bundesregierung zeigten sich die grundlegenden Defizite: keine klaren Zuständigkeiten, verzögerte Reaktionszeiten, abweichende Meinungen zwischen den Verantwortlichen. Fehler, die ein autoritäres System natürlich sofort zu kontern weiß. “Aufgrund eigener Schwächen und mangelnder Konsequenz sitzt man in Berlin wie das Kaninchen vor der Schlange”, fasst es der China-Beobachter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Jürgen Matthes, zusammen.

    Kein Rolle für Freiheitswerte in Chinas Weltordnung

    Es ist nur logisch, dass die Zukunft der deutschen China-Politik im Kanzleramt, dem Auswärtigen Amt und dem Wirtschaftsministerium endlich auf einem gemeinsamen Verständnis basieren muss. Zum Glück waren einige deutsche Unternehmen vorausschauender. So hat allein die anhaltende Schwäche des chinesischen Marktes in einigen deutschen Chefetagen zuletzt zu einem Strategiewechsel Richtung Indien und in andere asiatische Länder geführt, nicht aber die China-Strategie.

    China war nie eine Demokratie, aber unter Xi ist das Reich der Mitte noch autoritärer und aggressiver geworden. China strebt eine andere Weltordnung an, in der unsere Freiheitswerte keine Rolle spielen. Der Ausweg aus diesem Dilemma kann nur eine gemeinsame strategische China-Politik sein, die auf europäische, transatlantische und internationale Partnerschaft aufbaut – eine militärische Dimension eingeschlossen.

    Europa und Deutschland wollen dabei keineswegs in einer systemischen Rivalität denken, aber auf Provokationen und Konfrontationen müssen wir mit Selbstbewusstsein und Entschiedenheit reagieren. Niemand hat ein größeres Interesse an friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen mit dem chinesischen Volk als die Menschen auf dem europäischen Kontinent. Natürlich wollen und müssen wir unsere Wirtschaftsbeziehungen erhalten. Aber nur so weit, wie es sinnvoll ist.

    Innenpolitische Reformen notwendig

    Wir wissen um den Wunsch nach Frieden in der Ukraine, dem sich Russland auch mit der Unterstützung aus Peking weiter verweigert. Die zunehmenden hybriden Angriffe autoritärer Staaten durch Spionage, Sabotage, Desinformation und Cyberangriffe gefährden unsere Demokratie. Wir müssen diese nicht nur endlich wesentlich konsequenter abwehren, um grundlegenden Schaden von der Privatwirtschaft und unseren staatlichen Institutionen abzuwenden, sondern müssen diese Angriffe auch öffentlich thematisieren.

    Zu einer neuen China-Politik gehören dabei auch die innenpolitischen Reformen, um gerade im Bereich der Cybersicherheit Zuständigkeiten neu zu ordnen und das Prinzip Security by Design vorzugeben. Die politische Antwort auf die große Abhängigkeit von chinesischen IT-Lösungen kann auch hier nur De-Risking heißen – am allerbesten Made in Europe.

    Seien wir nicht naiv. Dem geopolitisch aggressiven Kurs der Kommunistischen Partei werden wir nur mit Entschlossenheit begegnen können. Die Vereinigten Staaten werden unter US-Präsident Trump ihren eigenen Umgang mit Peking finden und dabei auf Europa keine Rücksicht nehmen. Stehen wir für unsere Werte und Überzeugungen ein: Zielgerichtete EU-Sanktionen gegen chinesische Offizielle wegen derer Mitverantwortung für Menschenrechtsverletzungen sind ein Zeugnis unserer eigenen Glaubwürdigkeit.

    Realpolitik und Menschenrechte sind keine Gegensätze

    China wird auch weiter versuchen, insbesondere Staaten des Globalen Südens in den eigenen Einflussbereich zu ziehen und die BRICS-Staatengruppe zu erweitern. Deutschlands China-Strategie muss daher eine Außen- und Entwicklungskomponente beinhalten, die aufstrebenden mittleren Volkswirtschaften in Afrika, Lateinamerika und Asien attraktivere Angebote zur Zusammenarbeit macht, während Peking diese in Abhängigkeiten drängt.

    Für uns Freie Demokraten ist ein Level-Playing-Field nicht verhandelbar. Neue Handelsabkommen mit anderen Partnern und ein konsequentes strategisches Auftreten der EU gegenüber der subventionierten Überproduktion der chinesischen Wirtschaft ist alternativlos. Temu und Shein sind Instrumente chinesischer Geopolitik und keine harmlosen Anbieter, daher muss ganz Europa ihnen den Kampf ansagen und auf eine strikte Durchsetzung geltenden Rechts mit dem Digital Services Act sowie durch die Marktüberwachungs- und Zollbehörden in Europa und Deutschland setzen.

    Natürlich gehört auch Diplomatie zu einem neuen Realismus in der Außenpolitik. Realpolitik und der Einsatz für Freiheit und Menschenrechte sind keine Gegensätze. Das gilt erst recht mit Blick auf Taiwan. Wir können nicht mit Peking reden und Taiwan dabei vergessen. Hier wird es in der kommenden Legislatur weiter einen Schulterschluss unter Demokratien brauchen.

    Gyde Jensen ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Deutschen Bundestag.

    Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute mehr denn je: kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

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    Personalien

    Christian Wurm ist neuer General Manager China bei der Stiegelmeyer Group. Der Möbelkonzern aus Herford in Ostwestfalen hat sich auf Krankenhausmöbel und Pflegebetten spezialisiert. Wurm war zuvor als Regional Marketing Manager für das Medizintechnikunternehmen Dräger in Singapur tätig.

    Mathieu Ngo-Di ist seit Januar Business Developer im Europa-Geschäft von Temu. Ngo-Di hat mehrere Jahre für verschiedene Retail-Firmen in China als Manager gearbeitet, unter anderem für Freshippo und Carrefour in Shanghai. Sein jetziger Einsatzort ist Paris.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Die Seiden-Weberei ist bis heute ein besonderes Merkmal der Stadt Hangzhou in Westchina. Die Hauptstadt der Provinz Zhejiang war in der Antike ein strategischer Knotenpunkt entlang der Seidenstraße, die nicht zuletzt deswegen ihren Namen erhielt, weil Stoffe und Textilien aus Hangzhou in Richtung Westen exportiert wurden. Hangzhou verschaffte sich den Ruf als “Haus der Seide”, der bis heute nachhallt. In der Region wurden einst Seidenstoffe entdeckt, die mehrere Tausend Jahre alte sind und bis in die Liangzhu-Kultur (3400-2250 v. Chr.) zurückreichen sollen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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