Table.Briefing: China

Li Keqiang ist tot + China.Table Alert

  • Premier Li Keqiang starb in der Nacht an einem Herzinfarkt
  • Er galt als Gegenspieler zu Xi Jinping
  • Der Tod eines Ex-Premiers ist in China potenziell politisch aufgeladen
Liebe Leserin, lieber Leser,

Li Keqiang ist gestorben. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua erlag er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag einem Herzinfarkt. Er wurde 68 Jahre alt.

Chinas Premier von 2013 bis 2023 galt als nüchterner Gegenpart zu Xi Jinping. Die Partei hat ihn Xi wohl anfangs als Ausgleich zu dem machthungrigen Xi an die Seite gestellt. Li gehörte zu einer Parteigruppierung, die aus der Kommunistischen Jugendliga hervorging, und damit in die Seilschaft von Ex-Präsident Hu Jintao. Dieser wurde im vergangenen Jahr beim Parteikongress vor laufenden Kameras abgeführt.

Li war profilierter Wirtschaftspolitiker und als Premierminister der erste Ansprechpartner für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bei ihren zahlreichen China-Reisen. Staatschef Xi Jinping hat ihn jedoch im Zuge der Konsolidierung seiner Macht schrittweise entmachtet. Gegen Ende seiner zweiten Amtszeit wirkte Li demotiviert und ausgelaugt. Anders als Xi selbst, der unbegrenzt regieren kann, musste Li abtreten und wurde mit Li Qiang durch einen Xi-treuen Politiker ersetzt.

Der Tod eines Spitzenpolitikers, der für andere Politikziele steht als die Führung der Kommunisten, hat in China potenziell politische Sprengkraft. Aus der Trauerfeier für den von Deng Xiaoping geschassten KP-Generalsekretär Hu Yaobang (1915-1989) entwickelte sich 1989 eine Protestbewegung. Deng zog damals hinter den Kulissen die Strippen in der Partei. Auch im Jahr 1976, als der beliebte Premier Zhou Enlai (1898-1976) starb, war es zu Trauerbekundungen auf dem Tian’anmen-Platz gekommen. Zhao stand für einen weit pragmatischeren Kurs als der Revolutionsführer und Parteichef Mao Zedong.

Generell steht der Premier in China tendenziell für gute Verwaltung, während der Staatschef für machtpolitische Ziele und Personenkult steht. Die Regierung Xi wird in den kommenden Tagen also mit äußerster Vorsicht agieren müssen.

Wir verschicken im Laufe des Freitags noch ein Special mit weiteren Analysen zu diesen Themen.

Ihr
Finn Mayer-Kuckuk
Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Premier Li Keqiang starb in der Nacht an einem Herzinfarkt
    • Er galt als Gegenspieler zu Xi Jinping
    • Der Tod eines Ex-Premiers ist in China potenziell politisch aufgeladen
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Li Keqiang ist gestorben. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua erlag er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag einem Herzinfarkt. Er wurde 68 Jahre alt.

    Chinas Premier von 2013 bis 2023 galt als nüchterner Gegenpart zu Xi Jinping. Die Partei hat ihn Xi wohl anfangs als Ausgleich zu dem machthungrigen Xi an die Seite gestellt. Li gehörte zu einer Parteigruppierung, die aus der Kommunistischen Jugendliga hervorging, und damit in die Seilschaft von Ex-Präsident Hu Jintao. Dieser wurde im vergangenen Jahr beim Parteikongress vor laufenden Kameras abgeführt.

    Li war profilierter Wirtschaftspolitiker und als Premierminister der erste Ansprechpartner für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bei ihren zahlreichen China-Reisen. Staatschef Xi Jinping hat ihn jedoch im Zuge der Konsolidierung seiner Macht schrittweise entmachtet. Gegen Ende seiner zweiten Amtszeit wirkte Li demotiviert und ausgelaugt. Anders als Xi selbst, der unbegrenzt regieren kann, musste Li abtreten und wurde mit Li Qiang durch einen Xi-treuen Politiker ersetzt.

    Der Tod eines Spitzenpolitikers, der für andere Politikziele steht als die Führung der Kommunisten, hat in China potenziell politische Sprengkraft. Aus der Trauerfeier für den von Deng Xiaoping geschassten KP-Generalsekretär Hu Yaobang (1915-1989) entwickelte sich 1989 eine Protestbewegung. Deng zog damals hinter den Kulissen die Strippen in der Partei. Auch im Jahr 1976, als der beliebte Premier Zhou Enlai (1898-1976) starb, war es zu Trauerbekundungen auf dem Tian’anmen-Platz gekommen. Zhao stand für einen weit pragmatischeren Kurs als der Revolutionsführer und Parteichef Mao Zedong.

    Generell steht der Premier in China tendenziell für gute Verwaltung, während der Staatschef für machtpolitische Ziele und Personenkult steht. Die Regierung Xi wird in den kommenden Tagen also mit äußerster Vorsicht agieren müssen.

    Wir verschicken im Laufe des Freitags noch ein Special mit weiteren Analysen zu diesen Themen.

    Ihr
    Finn Mayer-Kuckuk
    Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen