es ist ein Traum für jeden Ermittler bei der Polizei: Einfach beim privaten Cyberspionage-Dienstleister seines Vertrauens anrufen und umfangreiche Mitschnitte von Social-Media-Konten bestellen. Oder eine Behörde plant einen Vertragsabschluss mit Vietnam – und lässt dafür auf den Servern des Wirtschaftsministeriums in Hanoi nachsehen, was die Konkurrenz denn so in der Hinterhand hat.
So ungefähr kann man sich das Verhältnis staatlicher Stellen zu Chinas privaten Cyberspionage-Anbietern vorstellen. Das zeigt ein Datenleck aus einer dieser Firmen, I-Soon aus Shanghai. Es verblüfft vor allem, welcher Wildwuchs offenbar herrscht. Kaum ein Land, kaum ein Bereich der Gesellschaft war vor der Neugier der Behörden sicher – und I-Soon lieferte.
Viele der Dateien enthalten Marketing-Material, beispielsweise Präsentationen für Sicherheitsbehörden, in denen die Firma mit ihren Fähigkeiten angibt. I-Soon sei “erfahren in Terrorismusbekämpfung”, hieß es bei der Bewerbung um einen Auftrag in Xinjiang – das bedeutet, die Hacker spionierten routinemäßig Zielen in muslimischen Ländern wie Pakistan hinterher. Ominös ist auch die Bestellung von Kartendaten, die Taiwan abbilden.
China will den Weltmarkt mit günstigen Autos überschwemmen. Das ist keine weltfremde Unterstellung, sondern eine logische Schlussfolgerung aus den Überkapazitäten der Fahrzeugindustrie dort. Was im Inland keinen Absatz findet, geht in den Export.
Eine neue Generation von Auto-Frachtern beseitigt nun das letzte Nadelöhr, nämlich die Verschiffung der Pkw rund um den Globus. Am Montag kommt eine Fähre mit 3.000 E-Autos des Qualitätsanbieters BYD in Bremerhaven an. Jörn Petring berichtet, welche Strategie dahintersteckt.
In China ist eine kleine Industrie von privaten Auftragnehmern entstanden, die Cyberoperationen auch im öffentlichen Auftrag vornehmen. Eine dieser privaten Sicherheitsfirmen wurde nun Opfer eines Leaks. Ein unbekannter Computerspezialist hatte Mitte Februar eine große Zahl von Dateien öffentlich gemacht, die sich auf chinesische Hackerangriffe rund um den Globus beziehen. Und zwar im Auftrag des Staates.
Datenexperten machen sich seither über den Informationsschatz her. Inzwischen berichten zahlreiche internationale Medien über erste Erkenntnisse. Experten stufen das Material definitiv als echt ein, auch Geheimdienste durchforsten es nach verwertbaren Informationen. Die erste klare Erkenntnis: Chinas Polizei hat Budgets, um weitgehend unkontrolliert die Handys und Computer von Menschen im In- und Ausland auszulesen.
Die rund 570 geleakten Dateien stammen von der chinesischen IT-Sicherheitsfirma I-Soon, auf Chinesisch Shanghai Anxun 上海安洵, die im Auftrag öffentlicher Auftraggeber Personen und Organisationen in China und anderen Ländern digital ausgespäht hat. Es handelt sich um unterschiedliche Sorten von Dateien. Darunter sich Chat-Protokolle von WeChat, Textdokumente oder Präsentationen.
Das Unternehmen reagierte nicht auf Anfrage mehrerer Medienhäuser und Nachrichtenagenturen. Der Nachrichtenagentur AP gelang es aber, aus dem Unternehmen zu erfahren, dass eine Untersuchung zur Herkunft der Dateien laufe.
Die Hacker von I-Soon waren in ganz unterschiedlichen Weltgegenden aktiv:
Beispiele für konkrete Angriffsziele:
Kunden von I-Soon waren den Daten zufolge unter anderem:
So erteilte beispielsweise das Amt für Öffentliche Sicherheit in Shandong der Firma einen pauschalen Auftrag für das Auslesen von zehn E-Mail-Posteingängen pro Jahr.
Beispiele für Techniken, die I-Soon anwendet:
Die Regierung in Peking hat sich von den Aktionen distanziert. China lehne Cyberspionage in jeder Form ab, betonten Sprecherinnen und Sprecher verschiedener Regierungsstellen unisono.
Generell bietet I-Soon seine Dienste offenbar recht kostengünstig an. Die Infiltration der vietnamesischen Verkehrspolizei hat demnach rund 15.000 Euro gekostet, die des Außenministeriums in Hanoi kostete wohl nur rund 50.000 Euro, andere Jobs hat das Unternehmen noch deutlich billiger ausgeführt.
Die Daten zeigen aber auch, dass Chinas Hacker nicht allmächtig sind. Sie belegen Klagen von Auftraggebern über minderwertige Informationen. In vielen Fällen musste I-Soon auch zugeben, die geforderten Daten nicht beschaffen zu können, weil es in eine Organisation nicht eindringen konnte.
Das Datenleck enthüllt derweil ein interessantes Detail: Auch in Shanghai hat ein IT-Unternehmen Probleme, kompetente Fachkräfte zu finden. Vielleicht liegt es aber auch an der schlechten Bezahlung. Die Mitarbeiter beklagen sich zum Teil über den geringen Lohn von umgerechnet rund 1.000 Euro im Monat.
Das deckt sich mit älteren Stellenanzeigen des Unternehmens, wo Informatiker mit der Fähigkeit, in fremde Systeme einzudringen, für Gehälter ab 5.000 Yuan (rund 650 Euro) gesucht wurden. Derzeit sieht es so aus, als habe ein unzufriedener Mitarbeiter die Dateien online gestellt.
Ein Frachter des chinesischen Elektroautoherstellers BYD legt an diesem Montag erstmals in Bremerhaven an. Das Schiff soll auf seiner ersten Fahrt rund 3.000 Fahrzeuge anliefern, heißt es in einer Einladung des Seehafen– und Logistikunternehmens BLG Logistik, die das Autoterminal in Bremerhaven betreibt und den besonderen Tag mit Gästen feiern wird.
Die BYD Explorer No. 1 ist das erste einer Flotte von bis zu acht Schiffen, die BYD in Auftrag gegeben hat. Der Frachter wurde auf der chinesischen Werft Yantai CIMC gebaut und gehört offiziell der Londoner Reederei Zodiac Maritime, die das Schiff langfristig an BYD verchartert hat.
Mit der im Bau befindlichen Flotte will BYD nicht nur eigene Fahrzeuge transportieren, sondern auch die anderer chinesischer Hersteller. Die BYD Explorer No. 1 ist zudem das erste in der Volksrepublik gebaute Schiff, das ausschließlich für den Export chinesischer Autos bestimmt ist.
Nicht nur in Bremerhaven steht das chinesische Schiff in diesen Tagen im Mittelpunkt. Auch im südchinesischen Shenzhen, wo BYD seinen Hauptsitz hat und die Explorer No. 1 am 15. Januar zu ihrer Jungfernfahrt aufgebrochen ist, wird ihre Reise mit Stolz verfolgt. “Dies markiert den Beginn einer Ära”, heißt es auf der Website der Stadtregierung von Shenzhen.
Chinas führende Position auf dem internationalen Automobilmarkt werde gestärkt, indem chinesischen Herstellern neue Wege zur Expansion im Ausland eröffnet würden. Auf ihrer ersten Reise läuft die Autofähre neben Bremerhaven auch das niederländische Vlissingen an. 5.449 Fahrzeuge sind an Bord, womit die Gesamtkapazität von 7.000 Autos zunächst nicht ausgeschöpft ist.
In China gibt es derzeit einen regelrechten Boom beim Bau neuer sogenannter Ro-Ro-Schiffe. Ro-Ro steht für Roll-on/Roll-off und beschreibt, dass die Autos auf das Ladedeck fahren können wie bei einer Fähre. Die Nachfrage nach Autotransporten kommt derzeit vor allem aus China selbst, das im vergangenen Jahr erstmals zum größten Autoexporteur der Welt aufgestiegen ist. Die Hersteller verschiffen zwar auch traditionelle Benzinfahrzeuge. In zunehmendem Maße handelt es sich aber um Elektroautos. Auch Tesla exportiert seine Autos aus Shanghai in andere Länder.
Weil weltweit aber Kapazitäten für die Ro-Ro-Schiffe fehlen, ist es generell teuer geworden, Autos per Schiff um die Welt zu schicken. Laut dem Forschungs- und Beratungsunternehmen Clarson Research ist der Charterpreis für ein Autotransportschiff im Jahr 2023 auf 115.000 US-Dollar pro Tag gestiegen – ein historischer Höchststand und fast das Siebenfache des Durchschnittspreises vor der Pandemie, der 2019 bei rund 17.000 US-Dollar lag.
Chinesische Hersteller bauen daher strategisch eigene Flotten auf. Wie das Wirtschaftsmagazin Caixin berichtet, hat neben BYD auch SAIC Motor mindestens zwölf Spezialschiffe in Auftrag gegeben. Das Erste von ihnen ist derzeit ebenfalls auf dem Weg Richtung Europa – und hat sogar Platz für 7.600 Fahrzeuge.
Chinas Werften freuen sich über volle Auftragsbücher, schreibt auch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Laut einem Bericht des Washingtoner Center for Strategic and International Studies (CSIS) will China bis 2026 rund 200 neue Ro-Ro-Schiffe bauen. Das wäre das Doppelte der zwischen 2015 und 2022 ausgelieferten Ro-Ro-Schiffe. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Werft CSC Jinling am Jangtse-Fluss in der Nähe von Nanjing. Die Werft soll demnach bis 2026 bis zu 56 Autofrachter liefern. Auch die Guangzhou Shipyard baut 42 Schiffe.
In diesem Jahr wollen die chinesischen Hersteller den Export von Fahrzeugen weiter forcieren. Experten warnen bereits vor Überkapazitäten beim Bau von Elektroautos. Etwa 22 Millionen Autos werden in diesem Jahr in China verkauft, die Produktionskapazitäten in China liegen aber bei 50 Millionen. Ein beträchtlicher Teil soll daher nach Europa verkauft werden. BYD und Konkurrenten wie Nio und Xpeng haben neue Elektroautos für den europäischen Markt vorgestellt. Auch in Südostasien und Indien haben die Hersteller große Pläne. Die Nachfrage nach Schiffen dürfte also weiter steigen.
Noch bevor die Serienproduktion im ersten Halbleiterwerk in Japan begonnen hat, will der weltweit größte Halbleiter-Auftragsfertiger TSMC aus Taiwan gleich nebenan eine zweite Produktionsstätte errichten. Das kündigte die Firmenleitung am Wochenende der feierlichen Eröffnung der Chip-Fabrik in der Präfektur Kumamoto an. Im ersten Werk will TSMC im vierten Quartal mit der Serienproduktion beginnen. Der Spatenstich für das zweite Halbleiterwerk ist ebenfalls für Ende des Jahres vorgesehen.
Während im ersten Werk zunächst die Produktion von Halbleitern mit Strukturen von 40, 28 und 22 Nanometern startet, soll im zweiten Werk auch die Herstellung von Chips mit sieben Nanometern Strukturgröße vor allem für autonome Autos und Hochleistungscomputer möglich sein. Beteiligt an dieser Investition sind neben Sony Semiconductor Solutions und Denso auch der weltgrößte Autohersteller Toyota.
Die japanische Regierung subventioniert den Bau laut Kyodo News mit umgerechnet 7,4 Milliarden Euro. Der Förderanteil liegt damit bei 40 Prozent. Zum Vergleich. Bei der geplanten TSMC-Investition in Dresden hat die Bundesregierung rund fünf Milliarden Euro zugesagt. flee
Der Milliardär Zong Qinghou, der in den Nuller- und Zehnerjahren als reichster Mann Chinas galt, ist tot. Der Gründer des Getränkeherstellers Wahaha starb nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag im Alter von 79 Jahren. AFP beruft sich auf Unternehmensangaben. Die Behandlung einer Krankheit habe bei Zong nicht angeschlagen, erklärte Wahaha laut AFP im Onlinedienst Weibo. Nähere Angaben zur Todesursache machte das Unternehmen nicht. Am Mittwoch soll eine Trauerfeier in der Konzernzentrale in der ostchinesischen Stadt Hangzhou stattfinden.
Zong war schon über 40, als er sich mit dem Verkauf von Getränken selbstständig machte. Er war Berichten zufolge zeitweise so knapp bei Kasse, dass er unter einer Brücke in Peking schlafen musste, weil er sich kein Hotel leisten konnte. 1987 gegründete er sein Unternehmen Wahaha, das er zum größten Hersteller von Mineralwasser, Limonaden und anderen Süßgetränken in China machte.
2010 und 2012 war Zong laut dem US-Magazin Forbes mit einem Vermögen von acht Milliarden Dollar der reichste Mensch Chinas. Im vergangenen Jahr lag er mit einem vermuteten Vermögen von etwa sechs Milliarden Dollar an 53. Stelle. flee
Der Ex-Trainer von Hannover 96 Branko Ivankovic wird neuer Cheftrainer der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft. Wie der chinesische Fußballverband (CFA) nach Angaben der Nachrichtenagentur DPA mitteilte, soll der 69-Jährige das Nationalteam der Männer auf die bevorstehenden Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 2026 in Kanada, Mexiko und den USA vorbereiten.
Ivankovic war zur Jahrtausendwende Trainer beim damaligen Zweitligisten Hannover 96, zwischen 2006 und 2008 dann Trainer beim GNK Dinamo Zagreb. Der Kroate bringt bereits China-Erfahrung mit. Im Jahr 2010 brachte er den Fußballverein Shandong Taishan zum Sieg der heimischen Superliga. Die letzten vier Jahre trainierte er die Nationalmannschaft im Oman.
Ivankovic löst nun den Serben Aleksandar Jankovic ab, der erst 2023 als Cheftrainer der chinesischen Nationalmannschaft bestellt worden war – und dessen Vertrag aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse beim Asien-Cup nicht verlängert. China schied dort bereits in der Gruppenphase aus. Der bisher größte Erfolg der chinesischen Männer-Nationalelf liegt bereits über 20 Jahren zurück. 2002 konnte sich das Herrenteam erfolgreich für die Weltmeisterschaft in Südkorea und Japan qualifizieren. Dort schieden sie in der Vorrunde allerdings ohne Sieg aus. Auf der FIFA-Weltrangliste liegt das Männerteam derzeit nur auf Rang 79. flee
Zhiyan Ma ist seit Ende 2023 der Finanzvorstand von Lynk & Co Europe, der EU-Tochter des chinesischen E-Auto-Herstellers. Er arbeitet in Göteborg in Schweden. Zuvor war er MAN Truck & Bus Middle East Africa tätig.
Maik Haase ist seit Januar Manager R&D China bei der Auto-Kabel Management GmbH. Auto-Kabel ist ein Spezialist für die Energieverteilung im Fahrzeug.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Endlose Action-Sequenzen, langatmige Gefühlsduselei, gähniges Gefasel oder Fremdschäm-Humor bis zum Abwinken – wann ist Ihr ganz persönlicher Pinkelpunkt im Kinosessel erreicht? Keine Sorge! Alle Polstermöbel bleiben in diesem Szenario trocken. Denn der chinesische “Pinkelpunkt” (尿点 niàodiǎn) ist kein Kommando fürs Strullern “on the spot”, sondern meint vielmehr einen Pinkelzeitpunkt (von 点 diǎn “Punkt” wie in 时间点 shíjiāndiǎn “Zeitpunkt”), sprich den passenden Moment für eine Pinkelpause.
Chinas Filmfans haben die Wortneuschöpfung als Synonym für Tiefpunkte in der Spannungskurve ersonnen. Zeitpunkte also, bei denen man sich getrost aufs stille Örtchen verpieseln kann, ohne filmische Glanzpunkte zu verpassen, geschweige denn den Anschluss an den Handlungsstrang.
Der augenzwinkernde Trendbegriff ist auch als sprachliche Reaktion auf die Herausforderungen ausufernder Zwei- und Mehrstünder zu verstehen, bei denen selbst hartgesottene Cineasten schon mal unruhig im Sesselpolster werden. Insbesondere dann, wenn Mammutstreifen eben genau keine Gähn-Momente und Schnarch-Stellen aufweisen, sondern von Anfang bis Ende so spannungsgetränkt sind, dass man trotz drückender Blase vergeblich auf einen Pieselpunkt wartet. Da heißt es in China (wie auch überall sonst auf der Welt): Willensstärke beweisen.
Sie werden es vielleicht schon geahnt haben: Pinkelpunkte sind längst nicht die einzigen “gepunkteten” Wörter des Chinesischen. Manche von ihnen bringen Bedeutungsnuancen auf den Punkt, für die im Deutschen ein punktgenauer Dudeneintrag noch gefunden werden muss. Da wäre zum Beispiel der 泪点 lèidiǎn, der “Tränenpunkt”. Das Wort meint einen rührseligen Augenblick, der einem das Wasser in die Augen treibt – meist dramaturgisch gewollt natürlich. Taschentuch-Momente sind – anders als man vielleicht meinen möchte – speziell in chinesischen Reality-Formaten keineswegs ein Tabu, sondern sogar ein Quotengarant. Nicht selten wird sowohl auf als auch vor der Bühne kamerawirksam geschnieft (und folglich auch auf dem heimischen Fernsehsessel).
Sprachlich klassifizieren die Chinesen übrigens noch einmal zwischen Menschen mit hoher und niedriger Heulschwelle:
泪点低 lèidiǎn dī “niedriger Tränenpunkt” – nah am Wasser gebaut sein / eine Heulsuse
泪点高 lèidiǎn gāo “hoher Tränenpunkt” – schwer zum Weinen zu bringen
Natürlich gibt es neben Tränendrüsen noch andere wunde Gemütspunkte, die sich stimulieren lassen. Etwa die Lachmuskeln. Hier denkt man in China konsequenterweise in der Kategorie des “Lachpunktes” (笑点 xiàodiǎn). Damit ist entweder die Pointe eines Jokes gemeint oder einfach ein Punkt, den jemand ganz persönlich irgendwie lustig findet:
笑点低 xiàodiǎn dī “niedriger Lachpunkt” – niedrige Lachschwelle, jemand ist leicht zum Lachen zu bringen
笑点高 xiàodiǎn gāo “hoher Lachpunkt” – hoch angelegte Lachlatte, jemand ist schwer zum Lachen zu bringen
Sie merken schon: Der springende Punkt, an dem wir uns heute abarbeiten, ist das Schriftzeichen 点 diǎn. Schlägt man dessen Bedeutung im Wörterbuch nach, verliert man schnell jeden Dreh- und Angelpunkt. Denn die Liste der möglichen Bedeutungen dieses Schriftzeichens ist ellenlang. Zu allem Überdruss schlüpft “diǎn” dann auch noch ganz leger in unterschiedliche Wortklassen-Mäntelchen, fungiert mal als Substantiv (wie in 点 diǎn “Tropfen”), mal als Verb (wie in 点 diǎn “bestellen”) und dann wieder als Adverb (wie in 一点 yìdiǎn “ein bisschen”). Eine semantische Flexibilität, die – alte Chinesisch-Hasen können sicherlich ein Lied davon singen – übrigens sehr typisch ist für das Mandarin.
Für uns als Lernende entpuppt sich dieser Chamäleon-Charakter einiger chinesischer Zeichen und Wörter als Fluch und Segen zugleich. Fluch deshalb, weil natürlich die Konfusions-Alarmglocken schrillen und das mulmige Gefühl aufkommt, der interne Vokabelspeicher könne mit diesem Zeichensalat überlastet sein. Segen deshalb, weil sich uns mit einer einzigen Vokabel (beziehungsweise einem einzigen Hanzi) ein ganzes Kaleidoskop an möglichen Anwendungsszenarien erschließt.
Glauben Sie nicht? Dann kommen wir nun zum schwindelerregenden Höhepunkt dieses Artikels – einer unvollständigen Übersicht über die gängigsten Bedeutungen des Wörtchens “diǎn”:
1 Tropfen:
水点 shuǐdiǎn – Wassertropfen
雨点 yǔdiǎn – Regentropfen
2 tropfen, träufeln:
点眼药水 diǎn yǎnyàoshuǐ – Augentropfen einträufeln
3 Punkt, einen Punkt setzen:
点三个点表示省略 diǎn sān gè diǎn biǎoshì shěnglüè – drei Punkte setzen steht für eine Auslassung
4 Zeitpunkt:
到点了,该吃饭了!Dào diǎn le, gāi chīfàn le. – Es ist Zeit / Die Zeit ist reif, wir sollten essen!
饭点 fàndiǎn – Essenszeit (wörtlich “Reispunkt”)
这个点我一般很忙 Zhège diǎn wǒ yìbān hěn máng – Zu dieser Zeit bin ich gewöhnlich sehr busy.
5 Fleck, Klecks:
污点 wūdiǎn – Schmutzfleck
斑点狗 bāndiǎngǒu – Dalmatiner (“Fleckenhund” / “Kleckshund”)
6 Uhrzeit, … Uhr:
下午三点 xiàwǔ sāndiǎn – nachmittags um drei
几点?jǐ diǎn – wie viel Uhr? (“wie viele Punkte”)
7 ein bisschen, etwas:
喝一点点酒 hē yīdiǎndiǎn jiǔ – ein kleinwenig Alkohol trinken
有点复杂 yǒudiǎn fùzá – ein bisschen kompliziert
8 Gebäck, Knabberei:
点心 diǎnxīn -Häppchen, kleine Zwischendurch-Stärkung
糕点 gāodiǎn – Kuchen, Gebäck
茶点 chádiǎn – Teegebäck, zum Tee gereichte Häppchen
9 nicken:
点头 diǎntóu – mit dem Kopf nicken
10 etwas einzeln überprüfen / nachzählen:
点名 diǎn míng – die Anwesenheit überprüfen (“Namen zählen”)
点货 diǎn huò – den Warenbestand aufnehmen (“Waren zählen”)
点钱 diǎn qián – Geld zählen
11 etwas auswählen / bestellen:
点餐 diǎncān – Essen bestellen
点咖啡 diǎn kāfēi – Kaffee bestellen
12 etwas anzünden / entzünden:
点蜡烛 diǎn làzhú – eine Kerze anzünden
点火 diǎnhuǒ – ein Feuer entfachen
13 kurz berühren / antippen / (an)klicken:
点开 diǎnkāi – anklicken (z. B. einen Link)
点赞 diǎnzàn – liken, auf “gefällt mir” klicken
Diese Vokabelschwemme spült Sie an einen Motivationstiefpunkt? Nicht nötig, sich als Sprachenlerner nun unnötig ins Hemd zu machen. Denn erstens zeigen die Beispiele, dass sich in der Regel noch weitere Zeichen zum Hanzi 点 diǎn hinzugesellen, sodass sich Mehrdeutigkeiten minimieren. Und zweitens schicken uns natürlich längst nicht alle chinesischen Schriftzeichen auf eine solche Bedeutungs-Achterbahnfahrt.
Nehmen wir etwa den ersten Teil unseres Ausgangspunktes, des Pinkelpunkts, nämlich das Zeichen 尿 niào. Das ist nicht nur bedeutungsmäßig eindeutig, sondern auch optisch denkbar einprägsam: Wasser (水), das unter einem Korpus (尸) plätschert. Manchmal lassen sich die Dinge eben doch wunderbar simpel auf den Punkt bringen.
Verena Menzel betreibt in Peking die Online-Sprachschule New Chinese.
Das Tischtennis-Team freut sich über den WM-Sieg. Allerdings war es diesmal durchaus knapp. Zwar gewanen die Herren das Finale im südkoreanischen Busan am Sonntag 3:0 gegen Frankreich. Doch das Halbfinale gegen Südkorea hatte zuvor zwischenzeitlich auf der Kippe gestannden, als Team China mit 1:2 zurücklag. Auch für die Damen wurde es diesmal knapp. Sie gewannen im Endspiel 3:2 gegen Japan. Es zeigt: Ein Abo auf den Sieg hat China zwar nicht mehr. Doch immerhin war es der 14. WM-Sieg in den vergangenen 15 Turnieren.
es ist ein Traum für jeden Ermittler bei der Polizei: Einfach beim privaten Cyberspionage-Dienstleister seines Vertrauens anrufen und umfangreiche Mitschnitte von Social-Media-Konten bestellen. Oder eine Behörde plant einen Vertragsabschluss mit Vietnam – und lässt dafür auf den Servern des Wirtschaftsministeriums in Hanoi nachsehen, was die Konkurrenz denn so in der Hinterhand hat.
So ungefähr kann man sich das Verhältnis staatlicher Stellen zu Chinas privaten Cyberspionage-Anbietern vorstellen. Das zeigt ein Datenleck aus einer dieser Firmen, I-Soon aus Shanghai. Es verblüfft vor allem, welcher Wildwuchs offenbar herrscht. Kaum ein Land, kaum ein Bereich der Gesellschaft war vor der Neugier der Behörden sicher – und I-Soon lieferte.
Viele der Dateien enthalten Marketing-Material, beispielsweise Präsentationen für Sicherheitsbehörden, in denen die Firma mit ihren Fähigkeiten angibt. I-Soon sei “erfahren in Terrorismusbekämpfung”, hieß es bei der Bewerbung um einen Auftrag in Xinjiang – das bedeutet, die Hacker spionierten routinemäßig Zielen in muslimischen Ländern wie Pakistan hinterher. Ominös ist auch die Bestellung von Kartendaten, die Taiwan abbilden.
China will den Weltmarkt mit günstigen Autos überschwemmen. Das ist keine weltfremde Unterstellung, sondern eine logische Schlussfolgerung aus den Überkapazitäten der Fahrzeugindustrie dort. Was im Inland keinen Absatz findet, geht in den Export.
Eine neue Generation von Auto-Frachtern beseitigt nun das letzte Nadelöhr, nämlich die Verschiffung der Pkw rund um den Globus. Am Montag kommt eine Fähre mit 3.000 E-Autos des Qualitätsanbieters BYD in Bremerhaven an. Jörn Petring berichtet, welche Strategie dahintersteckt.
In China ist eine kleine Industrie von privaten Auftragnehmern entstanden, die Cyberoperationen auch im öffentlichen Auftrag vornehmen. Eine dieser privaten Sicherheitsfirmen wurde nun Opfer eines Leaks. Ein unbekannter Computerspezialist hatte Mitte Februar eine große Zahl von Dateien öffentlich gemacht, die sich auf chinesische Hackerangriffe rund um den Globus beziehen. Und zwar im Auftrag des Staates.
Datenexperten machen sich seither über den Informationsschatz her. Inzwischen berichten zahlreiche internationale Medien über erste Erkenntnisse. Experten stufen das Material definitiv als echt ein, auch Geheimdienste durchforsten es nach verwertbaren Informationen. Die erste klare Erkenntnis: Chinas Polizei hat Budgets, um weitgehend unkontrolliert die Handys und Computer von Menschen im In- und Ausland auszulesen.
Die rund 570 geleakten Dateien stammen von der chinesischen IT-Sicherheitsfirma I-Soon, auf Chinesisch Shanghai Anxun 上海安洵, die im Auftrag öffentlicher Auftraggeber Personen und Organisationen in China und anderen Ländern digital ausgespäht hat. Es handelt sich um unterschiedliche Sorten von Dateien. Darunter sich Chat-Protokolle von WeChat, Textdokumente oder Präsentationen.
Das Unternehmen reagierte nicht auf Anfrage mehrerer Medienhäuser und Nachrichtenagenturen. Der Nachrichtenagentur AP gelang es aber, aus dem Unternehmen zu erfahren, dass eine Untersuchung zur Herkunft der Dateien laufe.
Die Hacker von I-Soon waren in ganz unterschiedlichen Weltgegenden aktiv:
Beispiele für konkrete Angriffsziele:
Kunden von I-Soon waren den Daten zufolge unter anderem:
So erteilte beispielsweise das Amt für Öffentliche Sicherheit in Shandong der Firma einen pauschalen Auftrag für das Auslesen von zehn E-Mail-Posteingängen pro Jahr.
Beispiele für Techniken, die I-Soon anwendet:
Die Regierung in Peking hat sich von den Aktionen distanziert. China lehne Cyberspionage in jeder Form ab, betonten Sprecherinnen und Sprecher verschiedener Regierungsstellen unisono.
Generell bietet I-Soon seine Dienste offenbar recht kostengünstig an. Die Infiltration der vietnamesischen Verkehrspolizei hat demnach rund 15.000 Euro gekostet, die des Außenministeriums in Hanoi kostete wohl nur rund 50.000 Euro, andere Jobs hat das Unternehmen noch deutlich billiger ausgeführt.
Die Daten zeigen aber auch, dass Chinas Hacker nicht allmächtig sind. Sie belegen Klagen von Auftraggebern über minderwertige Informationen. In vielen Fällen musste I-Soon auch zugeben, die geforderten Daten nicht beschaffen zu können, weil es in eine Organisation nicht eindringen konnte.
Das Datenleck enthüllt derweil ein interessantes Detail: Auch in Shanghai hat ein IT-Unternehmen Probleme, kompetente Fachkräfte zu finden. Vielleicht liegt es aber auch an der schlechten Bezahlung. Die Mitarbeiter beklagen sich zum Teil über den geringen Lohn von umgerechnet rund 1.000 Euro im Monat.
Das deckt sich mit älteren Stellenanzeigen des Unternehmens, wo Informatiker mit der Fähigkeit, in fremde Systeme einzudringen, für Gehälter ab 5.000 Yuan (rund 650 Euro) gesucht wurden. Derzeit sieht es so aus, als habe ein unzufriedener Mitarbeiter die Dateien online gestellt.
Ein Frachter des chinesischen Elektroautoherstellers BYD legt an diesem Montag erstmals in Bremerhaven an. Das Schiff soll auf seiner ersten Fahrt rund 3.000 Fahrzeuge anliefern, heißt es in einer Einladung des Seehafen– und Logistikunternehmens BLG Logistik, die das Autoterminal in Bremerhaven betreibt und den besonderen Tag mit Gästen feiern wird.
Die BYD Explorer No. 1 ist das erste einer Flotte von bis zu acht Schiffen, die BYD in Auftrag gegeben hat. Der Frachter wurde auf der chinesischen Werft Yantai CIMC gebaut und gehört offiziell der Londoner Reederei Zodiac Maritime, die das Schiff langfristig an BYD verchartert hat.
Mit der im Bau befindlichen Flotte will BYD nicht nur eigene Fahrzeuge transportieren, sondern auch die anderer chinesischer Hersteller. Die BYD Explorer No. 1 ist zudem das erste in der Volksrepublik gebaute Schiff, das ausschließlich für den Export chinesischer Autos bestimmt ist.
Nicht nur in Bremerhaven steht das chinesische Schiff in diesen Tagen im Mittelpunkt. Auch im südchinesischen Shenzhen, wo BYD seinen Hauptsitz hat und die Explorer No. 1 am 15. Januar zu ihrer Jungfernfahrt aufgebrochen ist, wird ihre Reise mit Stolz verfolgt. “Dies markiert den Beginn einer Ära”, heißt es auf der Website der Stadtregierung von Shenzhen.
Chinas führende Position auf dem internationalen Automobilmarkt werde gestärkt, indem chinesischen Herstellern neue Wege zur Expansion im Ausland eröffnet würden. Auf ihrer ersten Reise läuft die Autofähre neben Bremerhaven auch das niederländische Vlissingen an. 5.449 Fahrzeuge sind an Bord, womit die Gesamtkapazität von 7.000 Autos zunächst nicht ausgeschöpft ist.
In China gibt es derzeit einen regelrechten Boom beim Bau neuer sogenannter Ro-Ro-Schiffe. Ro-Ro steht für Roll-on/Roll-off und beschreibt, dass die Autos auf das Ladedeck fahren können wie bei einer Fähre. Die Nachfrage nach Autotransporten kommt derzeit vor allem aus China selbst, das im vergangenen Jahr erstmals zum größten Autoexporteur der Welt aufgestiegen ist. Die Hersteller verschiffen zwar auch traditionelle Benzinfahrzeuge. In zunehmendem Maße handelt es sich aber um Elektroautos. Auch Tesla exportiert seine Autos aus Shanghai in andere Länder.
Weil weltweit aber Kapazitäten für die Ro-Ro-Schiffe fehlen, ist es generell teuer geworden, Autos per Schiff um die Welt zu schicken. Laut dem Forschungs- und Beratungsunternehmen Clarson Research ist der Charterpreis für ein Autotransportschiff im Jahr 2023 auf 115.000 US-Dollar pro Tag gestiegen – ein historischer Höchststand und fast das Siebenfache des Durchschnittspreises vor der Pandemie, der 2019 bei rund 17.000 US-Dollar lag.
Chinesische Hersteller bauen daher strategisch eigene Flotten auf. Wie das Wirtschaftsmagazin Caixin berichtet, hat neben BYD auch SAIC Motor mindestens zwölf Spezialschiffe in Auftrag gegeben. Das Erste von ihnen ist derzeit ebenfalls auf dem Weg Richtung Europa – und hat sogar Platz für 7.600 Fahrzeuge.
Chinas Werften freuen sich über volle Auftragsbücher, schreibt auch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Laut einem Bericht des Washingtoner Center for Strategic and International Studies (CSIS) will China bis 2026 rund 200 neue Ro-Ro-Schiffe bauen. Das wäre das Doppelte der zwischen 2015 und 2022 ausgelieferten Ro-Ro-Schiffe. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Werft CSC Jinling am Jangtse-Fluss in der Nähe von Nanjing. Die Werft soll demnach bis 2026 bis zu 56 Autofrachter liefern. Auch die Guangzhou Shipyard baut 42 Schiffe.
In diesem Jahr wollen die chinesischen Hersteller den Export von Fahrzeugen weiter forcieren. Experten warnen bereits vor Überkapazitäten beim Bau von Elektroautos. Etwa 22 Millionen Autos werden in diesem Jahr in China verkauft, die Produktionskapazitäten in China liegen aber bei 50 Millionen. Ein beträchtlicher Teil soll daher nach Europa verkauft werden. BYD und Konkurrenten wie Nio und Xpeng haben neue Elektroautos für den europäischen Markt vorgestellt. Auch in Südostasien und Indien haben die Hersteller große Pläne. Die Nachfrage nach Schiffen dürfte also weiter steigen.
Noch bevor die Serienproduktion im ersten Halbleiterwerk in Japan begonnen hat, will der weltweit größte Halbleiter-Auftragsfertiger TSMC aus Taiwan gleich nebenan eine zweite Produktionsstätte errichten. Das kündigte die Firmenleitung am Wochenende der feierlichen Eröffnung der Chip-Fabrik in der Präfektur Kumamoto an. Im ersten Werk will TSMC im vierten Quartal mit der Serienproduktion beginnen. Der Spatenstich für das zweite Halbleiterwerk ist ebenfalls für Ende des Jahres vorgesehen.
Während im ersten Werk zunächst die Produktion von Halbleitern mit Strukturen von 40, 28 und 22 Nanometern startet, soll im zweiten Werk auch die Herstellung von Chips mit sieben Nanometern Strukturgröße vor allem für autonome Autos und Hochleistungscomputer möglich sein. Beteiligt an dieser Investition sind neben Sony Semiconductor Solutions und Denso auch der weltgrößte Autohersteller Toyota.
Die japanische Regierung subventioniert den Bau laut Kyodo News mit umgerechnet 7,4 Milliarden Euro. Der Förderanteil liegt damit bei 40 Prozent. Zum Vergleich. Bei der geplanten TSMC-Investition in Dresden hat die Bundesregierung rund fünf Milliarden Euro zugesagt. flee
Der Milliardär Zong Qinghou, der in den Nuller- und Zehnerjahren als reichster Mann Chinas galt, ist tot. Der Gründer des Getränkeherstellers Wahaha starb nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag im Alter von 79 Jahren. AFP beruft sich auf Unternehmensangaben. Die Behandlung einer Krankheit habe bei Zong nicht angeschlagen, erklärte Wahaha laut AFP im Onlinedienst Weibo. Nähere Angaben zur Todesursache machte das Unternehmen nicht. Am Mittwoch soll eine Trauerfeier in der Konzernzentrale in der ostchinesischen Stadt Hangzhou stattfinden.
Zong war schon über 40, als er sich mit dem Verkauf von Getränken selbstständig machte. Er war Berichten zufolge zeitweise so knapp bei Kasse, dass er unter einer Brücke in Peking schlafen musste, weil er sich kein Hotel leisten konnte. 1987 gegründete er sein Unternehmen Wahaha, das er zum größten Hersteller von Mineralwasser, Limonaden und anderen Süßgetränken in China machte.
2010 und 2012 war Zong laut dem US-Magazin Forbes mit einem Vermögen von acht Milliarden Dollar der reichste Mensch Chinas. Im vergangenen Jahr lag er mit einem vermuteten Vermögen von etwa sechs Milliarden Dollar an 53. Stelle. flee
Der Ex-Trainer von Hannover 96 Branko Ivankovic wird neuer Cheftrainer der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft. Wie der chinesische Fußballverband (CFA) nach Angaben der Nachrichtenagentur DPA mitteilte, soll der 69-Jährige das Nationalteam der Männer auf die bevorstehenden Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 2026 in Kanada, Mexiko und den USA vorbereiten.
Ivankovic war zur Jahrtausendwende Trainer beim damaligen Zweitligisten Hannover 96, zwischen 2006 und 2008 dann Trainer beim GNK Dinamo Zagreb. Der Kroate bringt bereits China-Erfahrung mit. Im Jahr 2010 brachte er den Fußballverein Shandong Taishan zum Sieg der heimischen Superliga. Die letzten vier Jahre trainierte er die Nationalmannschaft im Oman.
Ivankovic löst nun den Serben Aleksandar Jankovic ab, der erst 2023 als Cheftrainer der chinesischen Nationalmannschaft bestellt worden war – und dessen Vertrag aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse beim Asien-Cup nicht verlängert. China schied dort bereits in der Gruppenphase aus. Der bisher größte Erfolg der chinesischen Männer-Nationalelf liegt bereits über 20 Jahren zurück. 2002 konnte sich das Herrenteam erfolgreich für die Weltmeisterschaft in Südkorea und Japan qualifizieren. Dort schieden sie in der Vorrunde allerdings ohne Sieg aus. Auf der FIFA-Weltrangliste liegt das Männerteam derzeit nur auf Rang 79. flee
Zhiyan Ma ist seit Ende 2023 der Finanzvorstand von Lynk & Co Europe, der EU-Tochter des chinesischen E-Auto-Herstellers. Er arbeitet in Göteborg in Schweden. Zuvor war er MAN Truck & Bus Middle East Africa tätig.
Maik Haase ist seit Januar Manager R&D China bei der Auto-Kabel Management GmbH. Auto-Kabel ist ein Spezialist für die Energieverteilung im Fahrzeug.
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Endlose Action-Sequenzen, langatmige Gefühlsduselei, gähniges Gefasel oder Fremdschäm-Humor bis zum Abwinken – wann ist Ihr ganz persönlicher Pinkelpunkt im Kinosessel erreicht? Keine Sorge! Alle Polstermöbel bleiben in diesem Szenario trocken. Denn der chinesische “Pinkelpunkt” (尿点 niàodiǎn) ist kein Kommando fürs Strullern “on the spot”, sondern meint vielmehr einen Pinkelzeitpunkt (von 点 diǎn “Punkt” wie in 时间点 shíjiāndiǎn “Zeitpunkt”), sprich den passenden Moment für eine Pinkelpause.
Chinas Filmfans haben die Wortneuschöpfung als Synonym für Tiefpunkte in der Spannungskurve ersonnen. Zeitpunkte also, bei denen man sich getrost aufs stille Örtchen verpieseln kann, ohne filmische Glanzpunkte zu verpassen, geschweige denn den Anschluss an den Handlungsstrang.
Der augenzwinkernde Trendbegriff ist auch als sprachliche Reaktion auf die Herausforderungen ausufernder Zwei- und Mehrstünder zu verstehen, bei denen selbst hartgesottene Cineasten schon mal unruhig im Sesselpolster werden. Insbesondere dann, wenn Mammutstreifen eben genau keine Gähn-Momente und Schnarch-Stellen aufweisen, sondern von Anfang bis Ende so spannungsgetränkt sind, dass man trotz drückender Blase vergeblich auf einen Pieselpunkt wartet. Da heißt es in China (wie auch überall sonst auf der Welt): Willensstärke beweisen.
Sie werden es vielleicht schon geahnt haben: Pinkelpunkte sind längst nicht die einzigen “gepunkteten” Wörter des Chinesischen. Manche von ihnen bringen Bedeutungsnuancen auf den Punkt, für die im Deutschen ein punktgenauer Dudeneintrag noch gefunden werden muss. Da wäre zum Beispiel der 泪点 lèidiǎn, der “Tränenpunkt”. Das Wort meint einen rührseligen Augenblick, der einem das Wasser in die Augen treibt – meist dramaturgisch gewollt natürlich. Taschentuch-Momente sind – anders als man vielleicht meinen möchte – speziell in chinesischen Reality-Formaten keineswegs ein Tabu, sondern sogar ein Quotengarant. Nicht selten wird sowohl auf als auch vor der Bühne kamerawirksam geschnieft (und folglich auch auf dem heimischen Fernsehsessel).
Sprachlich klassifizieren die Chinesen übrigens noch einmal zwischen Menschen mit hoher und niedriger Heulschwelle:
泪点低 lèidiǎn dī “niedriger Tränenpunkt” – nah am Wasser gebaut sein / eine Heulsuse
泪点高 lèidiǎn gāo “hoher Tränenpunkt” – schwer zum Weinen zu bringen
Natürlich gibt es neben Tränendrüsen noch andere wunde Gemütspunkte, die sich stimulieren lassen. Etwa die Lachmuskeln. Hier denkt man in China konsequenterweise in der Kategorie des “Lachpunktes” (笑点 xiàodiǎn). Damit ist entweder die Pointe eines Jokes gemeint oder einfach ein Punkt, den jemand ganz persönlich irgendwie lustig findet:
笑点低 xiàodiǎn dī “niedriger Lachpunkt” – niedrige Lachschwelle, jemand ist leicht zum Lachen zu bringen
笑点高 xiàodiǎn gāo “hoher Lachpunkt” – hoch angelegte Lachlatte, jemand ist schwer zum Lachen zu bringen
Sie merken schon: Der springende Punkt, an dem wir uns heute abarbeiten, ist das Schriftzeichen 点 diǎn. Schlägt man dessen Bedeutung im Wörterbuch nach, verliert man schnell jeden Dreh- und Angelpunkt. Denn die Liste der möglichen Bedeutungen dieses Schriftzeichens ist ellenlang. Zu allem Überdruss schlüpft “diǎn” dann auch noch ganz leger in unterschiedliche Wortklassen-Mäntelchen, fungiert mal als Substantiv (wie in 点 diǎn “Tropfen”), mal als Verb (wie in 点 diǎn “bestellen”) und dann wieder als Adverb (wie in 一点 yìdiǎn “ein bisschen”). Eine semantische Flexibilität, die – alte Chinesisch-Hasen können sicherlich ein Lied davon singen – übrigens sehr typisch ist für das Mandarin.
Für uns als Lernende entpuppt sich dieser Chamäleon-Charakter einiger chinesischer Zeichen und Wörter als Fluch und Segen zugleich. Fluch deshalb, weil natürlich die Konfusions-Alarmglocken schrillen und das mulmige Gefühl aufkommt, der interne Vokabelspeicher könne mit diesem Zeichensalat überlastet sein. Segen deshalb, weil sich uns mit einer einzigen Vokabel (beziehungsweise einem einzigen Hanzi) ein ganzes Kaleidoskop an möglichen Anwendungsszenarien erschließt.
Glauben Sie nicht? Dann kommen wir nun zum schwindelerregenden Höhepunkt dieses Artikels – einer unvollständigen Übersicht über die gängigsten Bedeutungen des Wörtchens “diǎn”:
1 Tropfen:
水点 shuǐdiǎn – Wassertropfen
雨点 yǔdiǎn – Regentropfen
2 tropfen, träufeln:
点眼药水 diǎn yǎnyàoshuǐ – Augentropfen einträufeln
3 Punkt, einen Punkt setzen:
点三个点表示省略 diǎn sān gè diǎn biǎoshì shěnglüè – drei Punkte setzen steht für eine Auslassung
4 Zeitpunkt:
到点了,该吃饭了!Dào diǎn le, gāi chīfàn le. – Es ist Zeit / Die Zeit ist reif, wir sollten essen!
饭点 fàndiǎn – Essenszeit (wörtlich “Reispunkt”)
这个点我一般很忙 Zhège diǎn wǒ yìbān hěn máng – Zu dieser Zeit bin ich gewöhnlich sehr busy.
5 Fleck, Klecks:
污点 wūdiǎn – Schmutzfleck
斑点狗 bāndiǎngǒu – Dalmatiner (“Fleckenhund” / “Kleckshund”)
6 Uhrzeit, … Uhr:
下午三点 xiàwǔ sāndiǎn – nachmittags um drei
几点?jǐ diǎn – wie viel Uhr? (“wie viele Punkte”)
7 ein bisschen, etwas:
喝一点点酒 hē yīdiǎndiǎn jiǔ – ein kleinwenig Alkohol trinken
有点复杂 yǒudiǎn fùzá – ein bisschen kompliziert
8 Gebäck, Knabberei:
点心 diǎnxīn -Häppchen, kleine Zwischendurch-Stärkung
糕点 gāodiǎn – Kuchen, Gebäck
茶点 chádiǎn – Teegebäck, zum Tee gereichte Häppchen
9 nicken:
点头 diǎntóu – mit dem Kopf nicken
10 etwas einzeln überprüfen / nachzählen:
点名 diǎn míng – die Anwesenheit überprüfen (“Namen zählen”)
点货 diǎn huò – den Warenbestand aufnehmen (“Waren zählen”)
点钱 diǎn qián – Geld zählen
11 etwas auswählen / bestellen:
点餐 diǎncān – Essen bestellen
点咖啡 diǎn kāfēi – Kaffee bestellen
12 etwas anzünden / entzünden:
点蜡烛 diǎn làzhú – eine Kerze anzünden
点火 diǎnhuǒ – ein Feuer entfachen
13 kurz berühren / antippen / (an)klicken:
点开 diǎnkāi – anklicken (z. B. einen Link)
点赞 diǎnzàn – liken, auf “gefällt mir” klicken
Diese Vokabelschwemme spült Sie an einen Motivationstiefpunkt? Nicht nötig, sich als Sprachenlerner nun unnötig ins Hemd zu machen. Denn erstens zeigen die Beispiele, dass sich in der Regel noch weitere Zeichen zum Hanzi 点 diǎn hinzugesellen, sodass sich Mehrdeutigkeiten minimieren. Und zweitens schicken uns natürlich längst nicht alle chinesischen Schriftzeichen auf eine solche Bedeutungs-Achterbahnfahrt.
Nehmen wir etwa den ersten Teil unseres Ausgangspunktes, des Pinkelpunkts, nämlich das Zeichen 尿 niào. Das ist nicht nur bedeutungsmäßig eindeutig, sondern auch optisch denkbar einprägsam: Wasser (水), das unter einem Korpus (尸) plätschert. Manchmal lassen sich die Dinge eben doch wunderbar simpel auf den Punkt bringen.
Verena Menzel betreibt in Peking die Online-Sprachschule New Chinese.
Das Tischtennis-Team freut sich über den WM-Sieg. Allerdings war es diesmal durchaus knapp. Zwar gewanen die Herren das Finale im südkoreanischen Busan am Sonntag 3:0 gegen Frankreich. Doch das Halbfinale gegen Südkorea hatte zuvor zwischenzeitlich auf der Kippe gestannden, als Team China mit 1:2 zurücklag. Auch für die Damen wurde es diesmal knapp. Sie gewannen im Endspiel 3:2 gegen Japan. Es zeigt: Ein Abo auf den Sieg hat China zwar nicht mehr. Doch immerhin war es der 14. WM-Sieg in den vergangenen 15 Turnieren.