möglicherweise schlummern Erdöl- und Erdgasvorkommen tief unter dem Südchinesischen Meer. Es gibt dort reiche Fischgründe. Und fast jeder dritte Schiffscontainer passiert die Gewässer. China will die Hoheit über dieses Seegebiet. Und besonders mit den Philippinen gab es deswegen in letzter Zeit häufiger Zusammenstöße. Diese rüsten wiederum ihre Verteidigung aktuell auf, unter anderem mit einem japanischen Radarsystem und indischen Überschall-Marschflugraketen.
Auch die USA schrauben an ihrer Strategie. Aktuell ist ein Großteil der US-Luftwaffe im Pazifik auf wenigen Stützpunkten stationiert und dadurch verletzlich. Auf der Insel Tinian der Nördlichen Mariannen wird daher ein ehemaliger Stützpunkt des US-Militärs im Pazifik wiederaufgebaut, berichtet Michael Radunski. Er analysiert die angespannte Lage, von der manche befürchten, dass hier der nächste Konfliktherd entsteht.
Einige große Anbieter von Online-Spielen in China, darunter Tech-Gigant-Tencent, erlebten kurz vor Weihnachten einen Schock: Ihre Börsenkurse stürzten rasant ab, sie verloren mehr als 80 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung. Das Propagandaministerium hatte den Crash verursacht, durch einen Entwurf für neue, strengere Regulierungen für die Branche.
Einer der Top-Aufseher der Behörde muss nun seinen Hut nehmen, die Regulierungen sollen überarbeitet werden. Ob hinter dieser Reaktion eine politische Unterstützung für die durch Crackdowns gebeutelte Tech-Branche steckt, analysiert Jörn Petring.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Analyse
USA rücken mit neuem Stützpunkt im Südchinesischen Meer an China heran
Archivfoto aus dem Juli 2021: Angehörige der US-Airforce auf dem Tinian International Airport.
Tinian dürfte vor allem Historikern ein Begriff sein. Weniger, weil die kleine Insel im Pazifischen Ozean einst Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea war. Vielmehr, weil auf diesem Eiland der Nördlichen Marianen eines der schlimmsten Kapitel der Menschheitsgeschichte seinen Anfang nahm. Am 6. August 1945 startete der B-29-Bomber “Enola Gay” vom dortigen US-Militärflugplatz “North Field” und warf wenig später erstmals eine Atombombe ab.
Fast 80 Jahre später scheint Tinian für Geostrategen und Politiker wieder interessant zu werden. Denn die USA wollen ihrenehemaligen Militärstützpunkt im Pazifik neu aufbauen. “Wenn man in den nächsten Monaten aufmerksam ist, wird man vor allem bei Tinian North deutliche Fortschritte sehen”, kündigte General Kenneth Wilsbach, Kommandant der US-Pacific-Air-Forces, im Interview mit der japanischen Zeitung Nikkei Asia an. Die Pacific Air Forces bestätigten die US-Pläne, wollten aber keine offizielle Stellungnahme abgeben. Im Budget-Antrag der US-Luftwaffe für das Geschäftsjahr 2024 sind jedenfalls 78 Millionen US-Dollar für Bauprojekte auf Tinian eingeplant.
Es ist eine deutliche Verschärfung der Lage im Südchinesischen Meer. China beansprucht praktisch das gesamte Seegebiet für sich – einschließlich von Gebieten in den Exklusiven Wirtschaftszonen (EWZ) der Anrainer. Viel steht auf dem Spiel: Es geht um aktuelle Ressourcen (reiche Fischgründe) und zukünftige (mögliche Erdöl- und Erdgasvorkommen). Um den Welthandel (fast jeder dritte Schiffscontainer passiert das Südchinesische Meer), um Militär und Geostrategie.
USA fürchten Chinas Raketen
Die US-Strategie hinter dem Wiederaufbau von Tinian heißt: Agile Combat Employment, kurz ACE. Ziel der US-Luftwaffe ist es, “Operationen von zentralisierten physischen Infrastrukturen auf ein Netzwerk kleinerer, verteilter Standorte zu verlagern, um die Planung des Gegners zu erschweren und mehr Möglichkeiten für gemeinsame Einsätze zu haben”. Denn ein Großteil der US-Luftwaffe im Pazifik ist auf wenigen großen Luftwaffenstützpunkten stationiert – auf Guam oder Okinawa. Das macht die US-Einheiten zu einem vergleichsweise einfachen Ziel.
In einer Analyse der Air University der amerikanischen Luftwaffe aus dem Jahr 2022 heißt es: ACE trage dazu bei, die chinesischen Bedrohungen abzuschwächen, indem es eigene Kräfte im Einsatzgebiet verteilt, ihren Einsatz unvorhersehbar macht und die Volksbefreiungsarmee dazu zwinge, mehr Raketen einzusetzen.
Chinas Verteidigungsministerium warnte daraufhin vor einer Verschärfung der Situation. Das chinesische Militär beobachte die US-Pläne genau. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Peking kündigte an, man werde Chinas Seerechte, Sicherheit und Souveränität in der Region entschieden verteidigen. Am Mittwoch teilte das Southern Theatre Command des Militärs mit, man werde dieser Tage Routinepatrouillen im Südchinesischen Meer durchführen.
Manila ist sich des militärischen Ungleichgewichts bewusst und setzt daher auf “assertive transparency” -durchsetzungsstarke Transparenz. “Mit dieser neuen Kampagne versuchen die Philippinen, sich gegen Chinas ‘Grauzonen’-Taktik zu wehren”, erklärt der ehemalige US-Air-Force-Pilot Raymond Powell im Gespräch mit Table.Media. Powell ist heute Leiter von Sealight, einem Projekt zum Thema Transparenz im Seerecht an der Stanford University.
Philippinen installieren japanisches Radarsystem
Nun soll auch Hardware folgen. Vor wenigen Tagen wurde an der Nordwestküste der größten Insel der Philippinen ein japanisches Radarsystem aufgebaut. Etwa 300 Kilometer vom umkämpften Scarborough Shoal entfernt soll es jene Gebiete überwachen, in denen es zuletzt zu Zusammenstößen mit chinesischen Schiffen kam.
Das System ist Teil einer umfassenden Modernisierung der philippinischen Streitkräfte. Wichtiger Nebenaspekt: Mit dem Radar kommt erstmals eine in Japan hergestellte Verteidigungsausrüstung in einem fremden Land zum Einsatz. Auch Tokio setzt damit ein klares Zeichen.
Unterdessen berichtet EurAsian Times, dass die Philippinen noch in diesem Monat in Indien hergestellte Überschall-Marschflugraketen erhalten sollen. Der Kauf der Raketen vom Typ BrahMos wurde schon 2022 beschlossen, nun sollen sie an die philippinische Marine geliefert werden. Zudem hat der philippinische Kongress den Bau einer dauerhaften Anlage an einem anderen, zwischen Peking und Manila umstrittenen Riff bewilligt.
China warnt vor Eskalation
Entsprechend scharf reagierten Chinas Staatsmedien. In einem Leitartikel in der Volkszeitung werden die Philippinen davor gewarnt, “Unruhe und Chaos zu verursachen”. Die Philippinen hätten wiederholt gegen Chinas Territorialansprüche verstoßen, eine schwerwiegende “Fehlkalkulation”.
“Dieses Verhalten ist äußerst gefährlich und hat dem Frieden, der Stabilität, dem Wohlstand und der Entwicklung in der Region ernsthaft geschadet”, heißt es in dem Artikel. Der Kommentar wurde unter dem Namen “Zhong Sheng” (钟声) verfasst. Es ist ein Homophon für die “Stimme Chinas”, ein Pseudonym, unter dem scharfe Ansichten zu außenpolitischen Themen dargelegt werden.
Dass es sich hierbei um eine reale Gefahr handelt, machte zuletzt auch der philippinische Botschafter in den USA klar. Jose Manuel Romualdez warnte in einem Interview: Die Auseinandersetzungen zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen im Südchinesischen Meer könnten “jederzeit” einen größeren Konflikt auslösen – mit dramatischen Folgen. “Wenn in unserer Region etwas passiert, ist das wie der Beginn eines neuen Krieges, eines Weltkriegs.”
Geopolitik
Militär
Philippinen
Südchinesisches Meer
USA
Regierung nimmt nach Tencent-Crash Regulierung von Games zurück
Die vorgeschlagenen Maßnahmen waren aus Sicht des Jugendschutzes sinnvoll, sorgten aber für einen heftigen Absturz an der Börse.
Peking eine bemerkenswerte Kehrtwende vollzogen und damit Hoffnungsschimmer für Chinas angeschlagene Internetbranche geschaffen. Offenbar als Reaktion auf massive Kritik an deutlich verschärften Regeln für Online-Spiele musste diese Woche ein Top-Aufseher seinen Hut nehmen. Wie Reuters und die South China Morning Post unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen berichten, ist Feng Shixin nicht mehr Chef der Verlagsabteilung im chinesischen Propagandaministerium, die auch für die Regulierung von Online-Spielen zuständig ist.
Kurz vor Weihnachten, am letzten Handelstag des Jahres, erlebten die Aktien von Tencent, Netease und anderen Onlinespiele-Giganten den größten Einbruch seit Jahren. Innerhalb weniger Minuten verloren sie rund 80 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung.
Der Grund: Überraschend veröffentlichte die von Feng geleitete Abteilung neue Regeln für Anbieter von Online-Spielen. Zwar handelte es sich nur um einen Entwurf, doch der hatte es aus Sicht der betroffenen Unternehmen in sich. Das Papier sah unter anderem vor, dass die Anbieter Ausgabenlimits festlegen und bestimmte Anreizmechanismen wie Belohnungen für tägliche Logins verbieten sollten.
Erinnerungen an Tech-Crackdown
Aus Sicht des Jugendschutzes sind diese Maßnahmen sinnvoll. Doch die Investoren reagierten sofort negativ. Die Panik an den Märkten war nicht nur deshalb groß, weil die Anleger unmittelbar um die Gewinne der betroffenen Unternehmen fürchteten. Vielmehr sahen sie in den vorgeschlagenen Regeln ein Zeichen, dass der 2021 begonnene Crackdown gegen die Tech-Unternehmen des Landes noch nicht abgeschlossen ist.
Doch tatsächlich scheint Peking bereit, den Unternehmen wieder mehr Spielraum zu geben, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Anders ist die schnelle und entschlossene Reaktion der Führung nach dem Crash nicht zu erklären. Nicht nur, dass Feng offenbar seinen Job verlor: Bereits am Tag nach der Vorstellung der neuen Regeln gab seine Abteilung eine Stellungnahme heraus, in der sie versicherte, dass der Entwurf noch “überarbeitet und verbessert” werde.
Am Montag legte die Behörde nach und gab bekannt, dass sie im Dezember 105 Spiele auf einmal genehmigt habe – die höchste Zahl in diesem Jahr. Auch die Staatsmedien stellten sich hinter die Industrie und berichteten ausführlich über die “gesunde und robuste Entwicklung” der Branche.
Anleger bleiben skeptisch
Dennoch halten Analysten eine Entwarnung für verfrüht. Die Unsicherheit über den chinesischen Technologiesektor ist nach wie vor groß, was sich in den vergangenen zwölf Monaten auch an der Börse widerspiegelte. Während US-Tech-Aktien neue Rekordmarken erreichten, notieren die meisten chinesischen Werte weiterhin weit unter ihren Höchstständen.
“Insgesamt bleiben die Anleger skeptisch”, sagte Marktstratege Redmond Wong von Saxo Capital Markets gegenüber Bloomberg. Das Eingreifen Pekings nach dem Ausverkauf werde zwar positiv bewertet, aber es gebe noch viele Unklarheiten.
Klar ist auch: Selbst wenn Peking seine Tech-Giganten wieder etwas freier agieren lässt, bleiben deren Spielräume kleiner als in der Vergangenheit. Das zeigt sich auch in der Spieleindustrie. Zwar wurden in diesem Jahr mit 1.076 Online-Spielen mehr als doppelt so viele Games zugelassen wie 2022. Vier Jahre zuvor waren es aber noch 2.095.
11.01.2024, 16:00 Uhr (23:00 Uhr Beijing time) Center for Strategic & International Studies, Webcast:Prospects for Digital Trade in the Asia-Pacific in 2024Mehr
11.01.2024, 14:15 Uhr (21:15 Uhr Beijing time) Berlin Contemporary China Network, Webinar:Lecture Series “Digital Governance in China”: Digital Control and Emotions Under AutocracyMehr
12.01.2024, 19:30 Uhr (13.01., 02:30 Uhr Beijing time) Stiftung ex oriente / Konfuzius-Institut München, Vortrag (Hybrid):Die hohe Kunst des Übersetzens: Hans van Ess und die “Gespräche des Konfuzius”Mehr
News
VDA-Präsidentin Müller kritisiert “Protektionismus” aus Brüssel
Die Präsidentin des Deutschen Automobilverbandes, Hildegard Müller, übt deutliche Kritik an den “protektionistischen Bestrebungen in Brüssel”, unter anderem an den umstrittenen Strafzöllen gegen chinesische Elektroautos. Diese könnten “Rückstoßeffekte” auslösen. “Ich hätte mir gewünscht, die Vor- und Nachteile breiter zu diskutieren, bevor man Strafzölle auf den Weg bringt.”
Im Interview mit Table.Media sagte Müller: “Meine Sorge ist, dass wir uns dadurch als Exportnation am Ende selbst schaden.” Am Ende könnten neben der Autoindustrie weitere Branchen in eine “Negativ-Spirale” hineingezogen werden. Deutsche Unternehmen müssten in so einem Szenario Zölle auf Waren zahlen, die sie in China für den deutschen Markt herstellen.
Das könne alle Beteiligten Wirtschaftswachstum kosten. Beim De-Risking müsse daher die Leitformel sein: “So autonom wie notwendig und so offen, global und marktorientiert wie möglich”, sagte die VDA-Präsidentin. Dabei müsse der freie Handel das Ziel bleiben.
Müller erkannte aber auch an, dass es in China Subventionen für die Automobilindustrie gibt, die chinesische Autos günstiger machen. “Natürlich ist es wichtig, gegenüber China selbstbewusst aufzutreten – und natürlich sehen wir auch viele Entwicklungen dort äußerst kritisch”, betonte Müller.
Chinas Automarkt wächst weiter
China ist der größte Automarkt der Welt und als solcher auch für die deutschen Hersteller der wichtigste Einzelmarkt. Im vergangenen Jahr sind die Absätze von Pkw in China um sechs Prozent gestiegen. Nach Angaben des Branchenverbands China Passenger Car Association lagen sie bei rund 22 Millionen Pkw.
Für die deutschen Hersteller wird der Wettbewerb auf diesem riesigen Markt immer härter, insbesondere im Bereich der Elektroautos. Bei diesen sind die chinesischen Hersteller inzwischen führend. Stefan Braun/jul
Autoindustrie
Elektromobilität
Joseph Wu kündigt Details über Wahlmanipulation aus China an
Das taiwanesische Außenministerium dokumentiert eigenen Angaben zufolge Chinas mutmaßliche Versuche, sich in die Präsidentschaftswahlen einzumischen, und will Details darüber nach der Abstimmung veröffentlichen. “Taiwan ergreift Maßnahmen, um der Einmischung Chinas zu begegnen und dokumentiert seine Erfahrungen. Die Analyse wird bald nach den Wahlen in Absprache mit internationalen Expertenveröffentlicht werden”, schrieb Außenminister Joseph Wu in The Economist.
Unter anderem führte Wu in dem Artikel die Gründung von Schein-Organisationen, die Erstellung von Fake-Webseiten mit gefälschten Nachrichten, Fake-Konten in sozialen Medien und getürkte Umfragen als Beispiele für Methoden an, die öffentliche Diskussion und Meinungsbildung zu manipulieren. Auch habe China gewählte taiwanesische Volksvertreter zu Rundreisen durch China eingeladen, um sie zu “indoktrinieren”.
Aufruf zu Aufmerksamkeit
Chinas Büro für Taiwan-Angelegenheiten hat die Wahlen in Taiwan als “rein innerchinesische Angelegenheit” bezeichnet und erklärt, die regierende Demokratische Fortschrittspartei (DPP) versuche, jede Art von Interaktion zwischen den beiden Seiten der Taiwanstraße als Einmischung in die Wahlen zu bezeichnen. Am Donnerstag reagierte die Behörde mit einer Erklärung auf die Vorwürfe der Wahleinmischung: Solche Angriffe seien der “übliche Trick” der DPP bei Wahlen, um die Aufmerksamkeit von den eigenen Problemen der Partei abzulenken.
“Sollte es China gelingen, den Ausgang der Wahlen in Taiwan zu beeinflussen, wird es die gleiche Taktik auf andere Demokratien anwenden, um seine bevorzugte internationale Ordnung voranzubringen“, schrieb DPP-Politiker Wu in seinem Gastbeitrag. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, mehr Aufmerksamkeit auf Chinas Bemühungen zu lenken, Taiwans Demokratie durch Einflussnahme und Desinformationskampagnen sowie hybride Kriegsführung, einschließlich Cyberangriffe, zu untergraben. rtr/cyb
Präsidentschaftswahlen
Taiwan
Taiwan-Wahlen
Wahlen
Provinzen stützen fragile Banken
Im vergangenen Jahr haben die chinesischen Provinzen durch Zweckanleihen eine Rekordsumme von 218,3 Milliarden Yuan (rund 28 Milliarden Euro) in fragile regionale Banken gepumpt. Das berichtet die Financial Times. Demnach geht aus den Daten des chinesischen Finanzdatenanbieters Wind hervor, dasssich der Absatz vonAnleihen, die die Kapitalpuffer regionaler Kreditgeber stärken sollen, im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht hat.
Die Wertpapiere werden von den Lokalregierungen verkauft. Ihre Erlöse dürfen nur dazu verwendet werden, Banken mit Kapital zu versorgen. Sie werden auch genutzt, um Fusionen von durch die Immobilienkrise angeschlagenen Kreditgebern zu beschleunigen. Die Anleihen wurden im Jahr 2020 eingeführt, um den Banken durch die Covid-Pandemie zu helfen.
Am Dienstag hatte Bloomberg berichtet, dass die People’s Bank of China (PBOC) im vergangenen Monat rund 45 Milliarden Euro an die drei staatlichen Banken zur Infrastrukturfinanzierung – die sogenannten “policy banks” – vergeben hat. Das deutet darauf hin, dass die Zentralbank die Finanzierung von Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekten aufstocken könnte, um die Wirtschaft zu stützen. rtr/cyb
Banken
Immobilienkrise
Kredite
PBOC
Frankreich lockt chinesische Reisende mit günstigeren Visa
Frankreich setzt auf billigere Visa, um damit mehr chinesische Touristen ins Land zu locken. “Wir bemühen uns um eine verbesserte Bearbeitung der Anträge”, hieß es im Stab der französischen Tourismusministerin Olivia Grégoire einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP zufolge. Zu den Verbesserungen sollen demnach neue Visastellen im ganzen Land sowie geringere Gebühren zählen. Grégoire sollte ab Donnerstag selbst nach China reisen.
Ziel der Reise der Ministerin sei es, mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele in Paris potenziellen chinesischen Touristen Vertrauen in das Reiseziel zu vermitteln, hieß es im Ministerium. Im Jahr 2019, vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, hatten mehr als zwei Millionen Chinesen Frankreich besucht. Das entsprach nur etwa drei Prozent aller Touristen, aber dafür sieben Prozent der Einnahmen – etwa 3,5 Milliarden Euro.
Die Zahlen für 2023 sind noch nicht bekannt, aber die Einnahmen durch chinesische Touristen werden auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt. Nicht nur in Frankreich, in ganz Europa ist die Zahl der Reisenden aus der Volksrepublik im Zuge der Pandemie massiv eingebrochen:Der europäischen Statistikbehörde Eurostat zufolge sank die Zahl der Übernachtungen chinesischer Besucher in Europa von 22,2 Millionen vor der Pandemie auf 1,6 Millionen im Jahr 2021.cyb
Europa
Frankreich
Tourismus
Visa
Presseschau
Erneut chinesische Ballons über Taiwan ORF Experts See a Message in Chinese Balloons Flying Over Taiwan NEW YORK TIMES Spannungen im Südchinesischen Meer: China und USA wollen zeitgleich Manöver abhalten T-ONLINE Taiwan und China: Vorbereitet auf den Ernstfall SÜDDEUTSCHE Millionenbetrag aus China: Trump kassierte als Präsident ausländische Staatsgelder N-TV China’s Xi sends condolences to Iran president on “terrorist attack” REUTERS Mehrere Menschen verletzt: Granate aus Myanmar schlägt in chinesischer Grenzgemeinde ein SPIEGEL Weltgrößter Automarkt: China liefert fast 22 Millionen Pkw in 2023 aus MANAGER MAGAZIN Chinesische Konkurrenz: Der Albtraum der deutschen Autobauer SPIEGEL Citigroup plans launch of China-based investment bank FT
Heads
Cynthia Wu – Präsidentschaftskandidatin mit illustrem Hintergrund
Ende November stellte die Taiwanische Volkspartei Cynthia Wu als Vize-Präsidentschaftskandidatin auf.
Wenn in taiwanischen Medien in letzter Zeit von “Prinzessin Shin Kong” die Rede ist, geht es nicht etwa um eine neue japanische Animeserie, sondern um Cynthia Wu, Vize-Präsidentschaftskandidatin der Taiwanischen Volkspartei (TPP). Parteichef Ko Wen-je stellte sie Ende November auf, nachdem die Verhandlungen über eine gemeinsame Präsidentschaftskandidatur Kos mit Hou Yu-ih von der eher chinafreundlichen Kuomintang-Partei (KMT) zusammengebrochen waren.
Der Ursprung von Wus Beinamen ist ihr illustrer familiärer Hintergrund: Sie ist Spross einer der reichsten Unternehmerfamilien Taiwans, deren Geschäfte in der Shin-Kong-Unternehmensgruppe gebündelt sind. Zu dem Konglomerat gehören unter anderem eine der größten Banken Taiwans, ein Versicherungskonzern und eine Kette von Kaufhäusern. Gegenüber des Hauptbahnhofs in Taipei ragt der Shin-Kong-Turm in die Höhe, in den Neunzigerjahren einer der ersten Wolkenkratzer Taipeis.
Im Dienste der Familie
Geboren wurde Cynthia Wu, wie viele Kinder der wirtschaftlichen Elite Taiwans, in den USA. Zur Schule ging sie in Taipei – an der American School. Anschließend studierte sie zunächst am renommierten Wellesley College in Massachusetts, einer Privatuniversität für Frauen. Zu seinen Alumni zählt das College unter anderem Hillary Clinton und Soong Mei-ling, die spätere Gattin des ehemaligen KMT-Diktators Chiang Kai-shek.
Später absolvierte Wu in London einen Master in Betriebswirtschaftslehre und Kunstgeschichte, arbeitete als Analystin bei der Investmentbank Merril Lynch, und wurde Stück für Stück an die Unternehmensgeschäfte ihrer Familie herangeführt. Bereits 2007 wurde die heute 45-jährige Aufsichtsratsmitglied der Shin Kong Financial Holding, die die Bankgeschäfte der Gruppe steuert, und stellvertretende Geschäftsführerin der Shin-Kong-Lebensversicherung.
Politische Erfahrung hat Wu kaum. Bei ihrer ersten politischen Kandidatur bei den Legislativ-Wahlen 2020 verpasste sie den Einzug ins Parlament. Ende 2022 wurde sie nach dem Ausscheiden einer anderen TPP-Abgeordneten nachnominiert. Zu vielen politischen Schlüsselfragen wie etwa Taiwans Verhältnis zu China hat sie sich bisher kaum positioniert. Bei ihrer Vorstellung als Vize-Präsidentschaftskandidatin warb sie mit ihrer “internationalen Ausrichtung und Erfahrung in der Finanzwirtschaft”. Unternehmerische Fähigkeiten werden in Taiwan durchaus geschätzt. Doch dass Wu so vieles in die Wiege gelegt wurde, kommt vor allem bei jüngeren und auf soziale Gerechtigkeit bedachten Wählern nicht gut an.
Wu hat nur wenige Wahlkampfauftritte
Parteichef Ko hat die TPP erst 2019 gegründet. Er schreibt sich auf die Fahnen, mit den etablierten politischen Kräften aufzuräumen und Taiwans Politik an den sozialen Bedürfnissen der Bevölkerung auszurichten. Durch seine Allianz mit Wu hat er Vertrauen eingebüßt. In den Wochen nach ihrer Nominierung stürzten die Umfragewerte der TPP für die Präsidentschaftswahlen ab – von rund 25 auf etwa 17 Prozent. Davon profitiert vor allem die KMT, die in Umfragen mittlerweile nah an die regierende chinakritische DPP heranrückt.
Es ist schwer zu sagen, ob Cynthia Wu Mitverursacherin oder vor allem Leidtragende des Absturzes ihrer Partei ist. Ko wirkte schon bei den gescheiterten Verhandlungen mit der KMT wenig souverän. Geholfen hat ihm Wu aber offenkundig nicht. Mittlerweile absolviert sie nur noch auffällig wenige Wahlauftritte. Viele sehen ihre Kandidatur als Notlösung – und möglicherweise als Weg, um Kos im Vergleich zur KMT und DPP institutionell schwach verankerter Partei im Wahlkampf finanzielle Unterstützung zu sichern.
Ihr Vermögen musste Cynthia Wu kürzlich im Zuge einer standardmäßigen Untersuchung aller Kandidaten durch Taiwans Zentrale Wahlkommission offenlegen. Dabei vergaß sie allerdings leider die Finanzen ihres Ehemannes, des belgischen Barons Renaud van der Elst. Zu Gast bei der kirchlichen Hochzeitsfeier des Paares im September dieses Jahres war auch eine echte Königin – die belgische Monarchin Mathilde. Leonardo Pape
Präsidentschaftswahlen
Taiwan
Taiwan-Wahlen
Personalien
Harald Brungs ist jetzt Chef der Qualitätskontrolle für Batteriezellen bei Volkswagen am Standort Dalian. Er war zuvor zwei Jahre in Salzgitter in der Batteriezellenproduktion für den Konzern tätig. Zudem sammelte er bereits Erfahrungen bei FAW-Volkswagen in Changchun.
Liu Tao arbeitet seit Dezember als Key Account Director bei Cosmx, einem Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien, in Jiaxing, Zhejiang. Zuvor war er Senior Program Manager beim Technologiekonzern Huawei in Wolfsburg, wo er auch für CATL tätig war.
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Dessert
Eine dicke Nebeldecke hat sich über Nanjing, Jiangsu gelegt. Auch andere Provinzen sind betroffen. In Anhui betrug die Sicht teilweise nur 50 Meter, dort wurden Autobahnen zeitweise geschlossen. Am internationalen Flughafen Shanghai Pudong verspäteten sich zahlreiche Flüge oder wurden umgeleitet. Lediglich die Bewohner der oberen Etagen dieser Türme konnten das Wetter genießen – beim Blick über das weiße Wolkenmeer.
möglicherweise schlummern Erdöl- und Erdgasvorkommen tief unter dem Südchinesischen Meer. Es gibt dort reiche Fischgründe. Und fast jeder dritte Schiffscontainer passiert die Gewässer. China will die Hoheit über dieses Seegebiet. Und besonders mit den Philippinen gab es deswegen in letzter Zeit häufiger Zusammenstöße. Diese rüsten wiederum ihre Verteidigung aktuell auf, unter anderem mit einem japanischen Radarsystem und indischen Überschall-Marschflugraketen.
Auch die USA schrauben an ihrer Strategie. Aktuell ist ein Großteil der US-Luftwaffe im Pazifik auf wenigen Stützpunkten stationiert und dadurch verletzlich. Auf der Insel Tinian der Nördlichen Mariannen wird daher ein ehemaliger Stützpunkt des US-Militärs im Pazifik wiederaufgebaut, berichtet Michael Radunski. Er analysiert die angespannte Lage, von der manche befürchten, dass hier der nächste Konfliktherd entsteht.
Einige große Anbieter von Online-Spielen in China, darunter Tech-Gigant-Tencent, erlebten kurz vor Weihnachten einen Schock: Ihre Börsenkurse stürzten rasant ab, sie verloren mehr als 80 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung. Das Propagandaministerium hatte den Crash verursacht, durch einen Entwurf für neue, strengere Regulierungen für die Branche.
Einer der Top-Aufseher der Behörde muss nun seinen Hut nehmen, die Regulierungen sollen überarbeitet werden. Ob hinter dieser Reaktion eine politische Unterstützung für die durch Crackdowns gebeutelte Tech-Branche steckt, analysiert Jörn Petring.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Analyse
USA rücken mit neuem Stützpunkt im Südchinesischen Meer an China heran
Archivfoto aus dem Juli 2021: Angehörige der US-Airforce auf dem Tinian International Airport.
Tinian dürfte vor allem Historikern ein Begriff sein. Weniger, weil die kleine Insel im Pazifischen Ozean einst Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea war. Vielmehr, weil auf diesem Eiland der Nördlichen Marianen eines der schlimmsten Kapitel der Menschheitsgeschichte seinen Anfang nahm. Am 6. August 1945 startete der B-29-Bomber “Enola Gay” vom dortigen US-Militärflugplatz “North Field” und warf wenig später erstmals eine Atombombe ab.
Fast 80 Jahre später scheint Tinian für Geostrategen und Politiker wieder interessant zu werden. Denn die USA wollen ihrenehemaligen Militärstützpunkt im Pazifik neu aufbauen. “Wenn man in den nächsten Monaten aufmerksam ist, wird man vor allem bei Tinian North deutliche Fortschritte sehen”, kündigte General Kenneth Wilsbach, Kommandant der US-Pacific-Air-Forces, im Interview mit der japanischen Zeitung Nikkei Asia an. Die Pacific Air Forces bestätigten die US-Pläne, wollten aber keine offizielle Stellungnahme abgeben. Im Budget-Antrag der US-Luftwaffe für das Geschäftsjahr 2024 sind jedenfalls 78 Millionen US-Dollar für Bauprojekte auf Tinian eingeplant.
Es ist eine deutliche Verschärfung der Lage im Südchinesischen Meer. China beansprucht praktisch das gesamte Seegebiet für sich – einschließlich von Gebieten in den Exklusiven Wirtschaftszonen (EWZ) der Anrainer. Viel steht auf dem Spiel: Es geht um aktuelle Ressourcen (reiche Fischgründe) und zukünftige (mögliche Erdöl- und Erdgasvorkommen). Um den Welthandel (fast jeder dritte Schiffscontainer passiert das Südchinesische Meer), um Militär und Geostrategie.
USA fürchten Chinas Raketen
Die US-Strategie hinter dem Wiederaufbau von Tinian heißt: Agile Combat Employment, kurz ACE. Ziel der US-Luftwaffe ist es, “Operationen von zentralisierten physischen Infrastrukturen auf ein Netzwerk kleinerer, verteilter Standorte zu verlagern, um die Planung des Gegners zu erschweren und mehr Möglichkeiten für gemeinsame Einsätze zu haben”. Denn ein Großteil der US-Luftwaffe im Pazifik ist auf wenigen großen Luftwaffenstützpunkten stationiert – auf Guam oder Okinawa. Das macht die US-Einheiten zu einem vergleichsweise einfachen Ziel.
In einer Analyse der Air University der amerikanischen Luftwaffe aus dem Jahr 2022 heißt es: ACE trage dazu bei, die chinesischen Bedrohungen abzuschwächen, indem es eigene Kräfte im Einsatzgebiet verteilt, ihren Einsatz unvorhersehbar macht und die Volksbefreiungsarmee dazu zwinge, mehr Raketen einzusetzen.
Chinas Verteidigungsministerium warnte daraufhin vor einer Verschärfung der Situation. Das chinesische Militär beobachte die US-Pläne genau. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Peking kündigte an, man werde Chinas Seerechte, Sicherheit und Souveränität in der Region entschieden verteidigen. Am Mittwoch teilte das Southern Theatre Command des Militärs mit, man werde dieser Tage Routinepatrouillen im Südchinesischen Meer durchführen.
Manila ist sich des militärischen Ungleichgewichts bewusst und setzt daher auf “assertive transparency” -durchsetzungsstarke Transparenz. “Mit dieser neuen Kampagne versuchen die Philippinen, sich gegen Chinas ‘Grauzonen’-Taktik zu wehren”, erklärt der ehemalige US-Air-Force-Pilot Raymond Powell im Gespräch mit Table.Media. Powell ist heute Leiter von Sealight, einem Projekt zum Thema Transparenz im Seerecht an der Stanford University.
Philippinen installieren japanisches Radarsystem
Nun soll auch Hardware folgen. Vor wenigen Tagen wurde an der Nordwestküste der größten Insel der Philippinen ein japanisches Radarsystem aufgebaut. Etwa 300 Kilometer vom umkämpften Scarborough Shoal entfernt soll es jene Gebiete überwachen, in denen es zuletzt zu Zusammenstößen mit chinesischen Schiffen kam.
Das System ist Teil einer umfassenden Modernisierung der philippinischen Streitkräfte. Wichtiger Nebenaspekt: Mit dem Radar kommt erstmals eine in Japan hergestellte Verteidigungsausrüstung in einem fremden Land zum Einsatz. Auch Tokio setzt damit ein klares Zeichen.
Unterdessen berichtet EurAsian Times, dass die Philippinen noch in diesem Monat in Indien hergestellte Überschall-Marschflugraketen erhalten sollen. Der Kauf der Raketen vom Typ BrahMos wurde schon 2022 beschlossen, nun sollen sie an die philippinische Marine geliefert werden. Zudem hat der philippinische Kongress den Bau einer dauerhaften Anlage an einem anderen, zwischen Peking und Manila umstrittenen Riff bewilligt.
China warnt vor Eskalation
Entsprechend scharf reagierten Chinas Staatsmedien. In einem Leitartikel in der Volkszeitung werden die Philippinen davor gewarnt, “Unruhe und Chaos zu verursachen”. Die Philippinen hätten wiederholt gegen Chinas Territorialansprüche verstoßen, eine schwerwiegende “Fehlkalkulation”.
“Dieses Verhalten ist äußerst gefährlich und hat dem Frieden, der Stabilität, dem Wohlstand und der Entwicklung in der Region ernsthaft geschadet”, heißt es in dem Artikel. Der Kommentar wurde unter dem Namen “Zhong Sheng” (钟声) verfasst. Es ist ein Homophon für die “Stimme Chinas”, ein Pseudonym, unter dem scharfe Ansichten zu außenpolitischen Themen dargelegt werden.
Dass es sich hierbei um eine reale Gefahr handelt, machte zuletzt auch der philippinische Botschafter in den USA klar. Jose Manuel Romualdez warnte in einem Interview: Die Auseinandersetzungen zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen im Südchinesischen Meer könnten “jederzeit” einen größeren Konflikt auslösen – mit dramatischen Folgen. “Wenn in unserer Region etwas passiert, ist das wie der Beginn eines neuen Krieges, eines Weltkriegs.”
Geopolitik
Militär
Philippinen
Südchinesisches Meer
USA
Regierung nimmt nach Tencent-Crash Regulierung von Games zurück
Die vorgeschlagenen Maßnahmen waren aus Sicht des Jugendschutzes sinnvoll, sorgten aber für einen heftigen Absturz an der Börse.
Peking eine bemerkenswerte Kehrtwende vollzogen und damit Hoffnungsschimmer für Chinas angeschlagene Internetbranche geschaffen. Offenbar als Reaktion auf massive Kritik an deutlich verschärften Regeln für Online-Spiele musste diese Woche ein Top-Aufseher seinen Hut nehmen. Wie Reuters und die South China Morning Post unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen berichten, ist Feng Shixin nicht mehr Chef der Verlagsabteilung im chinesischen Propagandaministerium, die auch für die Regulierung von Online-Spielen zuständig ist.
Kurz vor Weihnachten, am letzten Handelstag des Jahres, erlebten die Aktien von Tencent, Netease und anderen Onlinespiele-Giganten den größten Einbruch seit Jahren. Innerhalb weniger Minuten verloren sie rund 80 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung.
Der Grund: Überraschend veröffentlichte die von Feng geleitete Abteilung neue Regeln für Anbieter von Online-Spielen. Zwar handelte es sich nur um einen Entwurf, doch der hatte es aus Sicht der betroffenen Unternehmen in sich. Das Papier sah unter anderem vor, dass die Anbieter Ausgabenlimits festlegen und bestimmte Anreizmechanismen wie Belohnungen für tägliche Logins verbieten sollten.
Erinnerungen an Tech-Crackdown
Aus Sicht des Jugendschutzes sind diese Maßnahmen sinnvoll. Doch die Investoren reagierten sofort negativ. Die Panik an den Märkten war nicht nur deshalb groß, weil die Anleger unmittelbar um die Gewinne der betroffenen Unternehmen fürchteten. Vielmehr sahen sie in den vorgeschlagenen Regeln ein Zeichen, dass der 2021 begonnene Crackdown gegen die Tech-Unternehmen des Landes noch nicht abgeschlossen ist.
Doch tatsächlich scheint Peking bereit, den Unternehmen wieder mehr Spielraum zu geben, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Anders ist die schnelle und entschlossene Reaktion der Führung nach dem Crash nicht zu erklären. Nicht nur, dass Feng offenbar seinen Job verlor: Bereits am Tag nach der Vorstellung der neuen Regeln gab seine Abteilung eine Stellungnahme heraus, in der sie versicherte, dass der Entwurf noch “überarbeitet und verbessert” werde.
Am Montag legte die Behörde nach und gab bekannt, dass sie im Dezember 105 Spiele auf einmal genehmigt habe – die höchste Zahl in diesem Jahr. Auch die Staatsmedien stellten sich hinter die Industrie und berichteten ausführlich über die “gesunde und robuste Entwicklung” der Branche.
Anleger bleiben skeptisch
Dennoch halten Analysten eine Entwarnung für verfrüht. Die Unsicherheit über den chinesischen Technologiesektor ist nach wie vor groß, was sich in den vergangenen zwölf Monaten auch an der Börse widerspiegelte. Während US-Tech-Aktien neue Rekordmarken erreichten, notieren die meisten chinesischen Werte weiterhin weit unter ihren Höchstständen.
“Insgesamt bleiben die Anleger skeptisch”, sagte Marktstratege Redmond Wong von Saxo Capital Markets gegenüber Bloomberg. Das Eingreifen Pekings nach dem Ausverkauf werde zwar positiv bewertet, aber es gebe noch viele Unklarheiten.
Klar ist auch: Selbst wenn Peking seine Tech-Giganten wieder etwas freier agieren lässt, bleiben deren Spielräume kleiner als in der Vergangenheit. Das zeigt sich auch in der Spieleindustrie. Zwar wurden in diesem Jahr mit 1.076 Online-Spielen mehr als doppelt so viele Games zugelassen wie 2022. Vier Jahre zuvor waren es aber noch 2.095.
11.01.2024, 16:00 Uhr (23:00 Uhr Beijing time) Center for Strategic & International Studies, Webcast:Prospects for Digital Trade in the Asia-Pacific in 2024Mehr
11.01.2024, 14:15 Uhr (21:15 Uhr Beijing time) Berlin Contemporary China Network, Webinar:Lecture Series “Digital Governance in China”: Digital Control and Emotions Under AutocracyMehr
12.01.2024, 19:30 Uhr (13.01., 02:30 Uhr Beijing time) Stiftung ex oriente / Konfuzius-Institut München, Vortrag (Hybrid):Die hohe Kunst des Übersetzens: Hans van Ess und die “Gespräche des Konfuzius”Mehr
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VDA-Präsidentin Müller kritisiert “Protektionismus” aus Brüssel
Die Präsidentin des Deutschen Automobilverbandes, Hildegard Müller, übt deutliche Kritik an den “protektionistischen Bestrebungen in Brüssel”, unter anderem an den umstrittenen Strafzöllen gegen chinesische Elektroautos. Diese könnten “Rückstoßeffekte” auslösen. “Ich hätte mir gewünscht, die Vor- und Nachteile breiter zu diskutieren, bevor man Strafzölle auf den Weg bringt.”
Im Interview mit Table.Media sagte Müller: “Meine Sorge ist, dass wir uns dadurch als Exportnation am Ende selbst schaden.” Am Ende könnten neben der Autoindustrie weitere Branchen in eine “Negativ-Spirale” hineingezogen werden. Deutsche Unternehmen müssten in so einem Szenario Zölle auf Waren zahlen, die sie in China für den deutschen Markt herstellen.
Das könne alle Beteiligten Wirtschaftswachstum kosten. Beim De-Risking müsse daher die Leitformel sein: “So autonom wie notwendig und so offen, global und marktorientiert wie möglich”, sagte die VDA-Präsidentin. Dabei müsse der freie Handel das Ziel bleiben.
Müller erkannte aber auch an, dass es in China Subventionen für die Automobilindustrie gibt, die chinesische Autos günstiger machen. “Natürlich ist es wichtig, gegenüber China selbstbewusst aufzutreten – und natürlich sehen wir auch viele Entwicklungen dort äußerst kritisch”, betonte Müller.
Chinas Automarkt wächst weiter
China ist der größte Automarkt der Welt und als solcher auch für die deutschen Hersteller der wichtigste Einzelmarkt. Im vergangenen Jahr sind die Absätze von Pkw in China um sechs Prozent gestiegen. Nach Angaben des Branchenverbands China Passenger Car Association lagen sie bei rund 22 Millionen Pkw.
Für die deutschen Hersteller wird der Wettbewerb auf diesem riesigen Markt immer härter, insbesondere im Bereich der Elektroautos. Bei diesen sind die chinesischen Hersteller inzwischen führend. Stefan Braun/jul
Autoindustrie
Elektromobilität
Joseph Wu kündigt Details über Wahlmanipulation aus China an
Das taiwanesische Außenministerium dokumentiert eigenen Angaben zufolge Chinas mutmaßliche Versuche, sich in die Präsidentschaftswahlen einzumischen, und will Details darüber nach der Abstimmung veröffentlichen. “Taiwan ergreift Maßnahmen, um der Einmischung Chinas zu begegnen und dokumentiert seine Erfahrungen. Die Analyse wird bald nach den Wahlen in Absprache mit internationalen Expertenveröffentlicht werden”, schrieb Außenminister Joseph Wu in The Economist.
Unter anderem führte Wu in dem Artikel die Gründung von Schein-Organisationen, die Erstellung von Fake-Webseiten mit gefälschten Nachrichten, Fake-Konten in sozialen Medien und getürkte Umfragen als Beispiele für Methoden an, die öffentliche Diskussion und Meinungsbildung zu manipulieren. Auch habe China gewählte taiwanesische Volksvertreter zu Rundreisen durch China eingeladen, um sie zu “indoktrinieren”.
Aufruf zu Aufmerksamkeit
Chinas Büro für Taiwan-Angelegenheiten hat die Wahlen in Taiwan als “rein innerchinesische Angelegenheit” bezeichnet und erklärt, die regierende Demokratische Fortschrittspartei (DPP) versuche, jede Art von Interaktion zwischen den beiden Seiten der Taiwanstraße als Einmischung in die Wahlen zu bezeichnen. Am Donnerstag reagierte die Behörde mit einer Erklärung auf die Vorwürfe der Wahleinmischung: Solche Angriffe seien der “übliche Trick” der DPP bei Wahlen, um die Aufmerksamkeit von den eigenen Problemen der Partei abzulenken.
“Sollte es China gelingen, den Ausgang der Wahlen in Taiwan zu beeinflussen, wird es die gleiche Taktik auf andere Demokratien anwenden, um seine bevorzugte internationale Ordnung voranzubringen“, schrieb DPP-Politiker Wu in seinem Gastbeitrag. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, mehr Aufmerksamkeit auf Chinas Bemühungen zu lenken, Taiwans Demokratie durch Einflussnahme und Desinformationskampagnen sowie hybride Kriegsführung, einschließlich Cyberangriffe, zu untergraben. rtr/cyb
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Provinzen stützen fragile Banken
Im vergangenen Jahr haben die chinesischen Provinzen durch Zweckanleihen eine Rekordsumme von 218,3 Milliarden Yuan (rund 28 Milliarden Euro) in fragile regionale Banken gepumpt. Das berichtet die Financial Times. Demnach geht aus den Daten des chinesischen Finanzdatenanbieters Wind hervor, dasssich der Absatz vonAnleihen, die die Kapitalpuffer regionaler Kreditgeber stärken sollen, im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht hat.
Die Wertpapiere werden von den Lokalregierungen verkauft. Ihre Erlöse dürfen nur dazu verwendet werden, Banken mit Kapital zu versorgen. Sie werden auch genutzt, um Fusionen von durch die Immobilienkrise angeschlagenen Kreditgebern zu beschleunigen. Die Anleihen wurden im Jahr 2020 eingeführt, um den Banken durch die Covid-Pandemie zu helfen.
Am Dienstag hatte Bloomberg berichtet, dass die People’s Bank of China (PBOC) im vergangenen Monat rund 45 Milliarden Euro an die drei staatlichen Banken zur Infrastrukturfinanzierung – die sogenannten “policy banks” – vergeben hat. Das deutet darauf hin, dass die Zentralbank die Finanzierung von Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekten aufstocken könnte, um die Wirtschaft zu stützen. rtr/cyb
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Frankreich lockt chinesische Reisende mit günstigeren Visa
Frankreich setzt auf billigere Visa, um damit mehr chinesische Touristen ins Land zu locken. “Wir bemühen uns um eine verbesserte Bearbeitung der Anträge”, hieß es im Stab der französischen Tourismusministerin Olivia Grégoire einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP zufolge. Zu den Verbesserungen sollen demnach neue Visastellen im ganzen Land sowie geringere Gebühren zählen. Grégoire sollte ab Donnerstag selbst nach China reisen.
Ziel der Reise der Ministerin sei es, mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele in Paris potenziellen chinesischen Touristen Vertrauen in das Reiseziel zu vermitteln, hieß es im Ministerium. Im Jahr 2019, vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, hatten mehr als zwei Millionen Chinesen Frankreich besucht. Das entsprach nur etwa drei Prozent aller Touristen, aber dafür sieben Prozent der Einnahmen – etwa 3,5 Milliarden Euro.
Die Zahlen für 2023 sind noch nicht bekannt, aber die Einnahmen durch chinesische Touristen werden auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt. Nicht nur in Frankreich, in ganz Europa ist die Zahl der Reisenden aus der Volksrepublik im Zuge der Pandemie massiv eingebrochen:Der europäischen Statistikbehörde Eurostat zufolge sank die Zahl der Übernachtungen chinesischer Besucher in Europa von 22,2 Millionen vor der Pandemie auf 1,6 Millionen im Jahr 2021.cyb
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Presseschau
Erneut chinesische Ballons über Taiwan ORF Experts See a Message in Chinese Balloons Flying Over Taiwan NEW YORK TIMES Spannungen im Südchinesischen Meer: China und USA wollen zeitgleich Manöver abhalten T-ONLINE Taiwan und China: Vorbereitet auf den Ernstfall SÜDDEUTSCHE Millionenbetrag aus China: Trump kassierte als Präsident ausländische Staatsgelder N-TV China’s Xi sends condolences to Iran president on “terrorist attack” REUTERS Mehrere Menschen verletzt: Granate aus Myanmar schlägt in chinesischer Grenzgemeinde ein SPIEGEL Weltgrößter Automarkt: China liefert fast 22 Millionen Pkw in 2023 aus MANAGER MAGAZIN Chinesische Konkurrenz: Der Albtraum der deutschen Autobauer SPIEGEL Citigroup plans launch of China-based investment bank FT
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Cynthia Wu – Präsidentschaftskandidatin mit illustrem Hintergrund
Ende November stellte die Taiwanische Volkspartei Cynthia Wu als Vize-Präsidentschaftskandidatin auf.
Wenn in taiwanischen Medien in letzter Zeit von “Prinzessin Shin Kong” die Rede ist, geht es nicht etwa um eine neue japanische Animeserie, sondern um Cynthia Wu, Vize-Präsidentschaftskandidatin der Taiwanischen Volkspartei (TPP). Parteichef Ko Wen-je stellte sie Ende November auf, nachdem die Verhandlungen über eine gemeinsame Präsidentschaftskandidatur Kos mit Hou Yu-ih von der eher chinafreundlichen Kuomintang-Partei (KMT) zusammengebrochen waren.
Der Ursprung von Wus Beinamen ist ihr illustrer familiärer Hintergrund: Sie ist Spross einer der reichsten Unternehmerfamilien Taiwans, deren Geschäfte in der Shin-Kong-Unternehmensgruppe gebündelt sind. Zu dem Konglomerat gehören unter anderem eine der größten Banken Taiwans, ein Versicherungskonzern und eine Kette von Kaufhäusern. Gegenüber des Hauptbahnhofs in Taipei ragt der Shin-Kong-Turm in die Höhe, in den Neunzigerjahren einer der ersten Wolkenkratzer Taipeis.
Im Dienste der Familie
Geboren wurde Cynthia Wu, wie viele Kinder der wirtschaftlichen Elite Taiwans, in den USA. Zur Schule ging sie in Taipei – an der American School. Anschließend studierte sie zunächst am renommierten Wellesley College in Massachusetts, einer Privatuniversität für Frauen. Zu seinen Alumni zählt das College unter anderem Hillary Clinton und Soong Mei-ling, die spätere Gattin des ehemaligen KMT-Diktators Chiang Kai-shek.
Später absolvierte Wu in London einen Master in Betriebswirtschaftslehre und Kunstgeschichte, arbeitete als Analystin bei der Investmentbank Merril Lynch, und wurde Stück für Stück an die Unternehmensgeschäfte ihrer Familie herangeführt. Bereits 2007 wurde die heute 45-jährige Aufsichtsratsmitglied der Shin Kong Financial Holding, die die Bankgeschäfte der Gruppe steuert, und stellvertretende Geschäftsführerin der Shin-Kong-Lebensversicherung.
Politische Erfahrung hat Wu kaum. Bei ihrer ersten politischen Kandidatur bei den Legislativ-Wahlen 2020 verpasste sie den Einzug ins Parlament. Ende 2022 wurde sie nach dem Ausscheiden einer anderen TPP-Abgeordneten nachnominiert. Zu vielen politischen Schlüsselfragen wie etwa Taiwans Verhältnis zu China hat sie sich bisher kaum positioniert. Bei ihrer Vorstellung als Vize-Präsidentschaftskandidatin warb sie mit ihrer “internationalen Ausrichtung und Erfahrung in der Finanzwirtschaft”. Unternehmerische Fähigkeiten werden in Taiwan durchaus geschätzt. Doch dass Wu so vieles in die Wiege gelegt wurde, kommt vor allem bei jüngeren und auf soziale Gerechtigkeit bedachten Wählern nicht gut an.
Wu hat nur wenige Wahlkampfauftritte
Parteichef Ko hat die TPP erst 2019 gegründet. Er schreibt sich auf die Fahnen, mit den etablierten politischen Kräften aufzuräumen und Taiwans Politik an den sozialen Bedürfnissen der Bevölkerung auszurichten. Durch seine Allianz mit Wu hat er Vertrauen eingebüßt. In den Wochen nach ihrer Nominierung stürzten die Umfragewerte der TPP für die Präsidentschaftswahlen ab – von rund 25 auf etwa 17 Prozent. Davon profitiert vor allem die KMT, die in Umfragen mittlerweile nah an die regierende chinakritische DPP heranrückt.
Es ist schwer zu sagen, ob Cynthia Wu Mitverursacherin oder vor allem Leidtragende des Absturzes ihrer Partei ist. Ko wirkte schon bei den gescheiterten Verhandlungen mit der KMT wenig souverän. Geholfen hat ihm Wu aber offenkundig nicht. Mittlerweile absolviert sie nur noch auffällig wenige Wahlauftritte. Viele sehen ihre Kandidatur als Notlösung – und möglicherweise als Weg, um Kos im Vergleich zur KMT und DPP institutionell schwach verankerter Partei im Wahlkampf finanzielle Unterstützung zu sichern.
Ihr Vermögen musste Cynthia Wu kürzlich im Zuge einer standardmäßigen Untersuchung aller Kandidaten durch Taiwans Zentrale Wahlkommission offenlegen. Dabei vergaß sie allerdings leider die Finanzen ihres Ehemannes, des belgischen Barons Renaud van der Elst. Zu Gast bei der kirchlichen Hochzeitsfeier des Paares im September dieses Jahres war auch eine echte Königin – die belgische Monarchin Mathilde. Leonardo Pape
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Personalien
Harald Brungs ist jetzt Chef der Qualitätskontrolle für Batteriezellen bei Volkswagen am Standort Dalian. Er war zuvor zwei Jahre in Salzgitter in der Batteriezellenproduktion für den Konzern tätig. Zudem sammelte er bereits Erfahrungen bei FAW-Volkswagen in Changchun.
Liu Tao arbeitet seit Dezember als Key Account Director bei Cosmx, einem Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien, in Jiaxing, Zhejiang. Zuvor war er Senior Program Manager beim Technologiekonzern Huawei in Wolfsburg, wo er auch für CATL tätig war.
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Dessert
Eine dicke Nebeldecke hat sich über Nanjing, Jiangsu gelegt. Auch andere Provinzen sind betroffen. In Anhui betrug die Sicht teilweise nur 50 Meter, dort wurden Autobahnen zeitweise geschlossen. Am internationalen Flughafen Shanghai Pudong verspäteten sich zahlreiche Flüge oder wurden umgeleitet. Lediglich die Bewohner der oberen Etagen dieser Türme konnten das Wetter genießen – beim Blick über das weiße Wolkenmeer.