Table.Briefing: China

Kommunen in der Schuldenfalle + China umgarnt Afrika

Liebe Leserin, lieber Leser,

jeder Bürgermeister will seinen Bürgern etwas bieten und zugleich gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schaffen. Das ist in China nicht anders als in Deutschland. Und in China wie in Deutschland haben sich die Gemeinden dabei offensichtlich übernommen. In Bishan, einem Distrikt der Großmetropole Chongqing, lautet die Direktive nun: “Alles verkaufen, um halbwegs über die Runden zu kommen”. Denn die Last der angehäuften Schulden ist erdrückend.

Finn Mayer-Kuckuk hat sich die Lage der chinesischen Gemeinden genauer angeschaut und analysiert mögliche Wege auf der Schuldenfalle. Sein Fazit: Die Lage ist dramatisch und hat weitreichende Folgen – für die Gemeinden wie auch für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung Chinas.

Am Mittwoch kommt es in Peking zum “größten diplomatischen Ereignis des Landes seit der Corona-Pandemie” – so umschreibt es zumindest die chinesische Führung. Es ist das China-Afrika-Forum. Zu Wochenbeginn trafen die ersten afrikanischen Regierungschefs mit Staatspräsident Xi Jinping zusammen. Auf den Straßen verkünden Banner, dass Afrika und China “sich die Hände reichen für eine bessere Zukunft”. Doch stimmt das? Lucia Weiß von Africa.Table hat für uns einen Blick auf das anstehende Forum geworfen und geht dabei nicht nur dieser Frage nach.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

Immobilien-Desaster: Wie sich Chinas Gemeinden aus der Schuldenfalle retten wollen

Metropole Chongqing im Zwielicht: “Alles verkaufen, um über die Runden zu kommen”.

Chinesische Gebietskörperschaften verkaufen massenhaft Liegenschaften, um sich finanziell notdürftig über Wasser zu halten. Die jahrelang angeprangerten Schuldenprobleme münden aufgrund fallender Immobilienpreise nun doch in einer Krise. Die Situation wird die Konjunktur dauerhaft belasten.

Das Ausmaß der Gemeindeschulden erhält in China derzeit verstärkt Beachtung. Ein Dokument des Distrikts Bishan in der Großmetropole Chongqing macht auf Sozialmedien die Runde. Die örtliche Regierung hatte eine Arbeitsgruppe eingerichtet mit dem Auftrag: “Alles verkaufen, um halbwegs über die Runden zu kommen”. Das berichtet das Wirtschaftsportal Caixin.

Es klingt dramatisch. Die Stadtverwaltung wolle “die Töpfe einschmelzen, um sie als Stahl zu verkaufen”. Die Metapher hat Anklänge an den Großen Sprung nach Vorn und heißt heute so viel wie “das Tafelsilber verkaufen”. Bishan hat 760.000 Einwohner, wäre in Deutschland also eine Großstadt.

Schulden in Billionenhöhe

Die Gebietskörperschaften in China haben mehrere Wege, sich Geld zu leihen:

  • Sie können “Finanzierungsinstrumente für Lokalregierungen” nutzen, auf Englisch Local Government Financing Vehicle (LGFV). Dabei handelt es sich um Zweckfirmen, die sich im Auftrag der Gemeinde Geld leihen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die ausstehenden Verbindlichkeiten dieser Konstrukte auf 60 Billionen Yuan, das sind sieben Billionen Euro. Zum Vergleich: Deutschlands Bruttoinlandprodukt liegt bei gut vier Billionen Euro.
  • Hinzu kommen direkte, offizielle Schulden durch die Ausgabe von Anleihen durch die Gemeinden oder gemeindeeigene Staatsbetriebe.
  • Dazu kommen Schulden, die Chinas Städte und Gemeinden auf anderen Wegen in Grauzonen am regulären Haushalt vorbei aufnehmen. Die Summe dieser Verbindlichkeiten lässt sich nur schwer abschätzen, aber sie ist noch einmal erheblich.

“Erhebliche Risiken”

Der Währungsfonds sieht in den LGFV eine Quelle “erheblicher makro-finanzieller Risiken”. Viele Gemeinden können die Darlehen nicht zurückzahlen. Sie geraten in finanzielle Schieflage und verkaufen das Tafelsilber nur, um die nächste Kreditrate bedienen zu können. Deshalb können sie ihrerseits nicht mehr so viel Geld mehr ausgeben, was die Konjunktur belastet. Wenn sie gar nichts mehr zurückzahlen können, fehlen bei den Kreditgebern die erwarteten Zins- und Rückzahlungen. Auch das ist schlecht für die Wirtschaft.

Die Darlehensgeber der LGFV sind vor allem Käufer von Anleihen, die die Finanzierungsgesellschaften ausgegeben haben. Handelt es sich bei den Käufern beispielsweise um Banken, müssten diese in Zeiten steigender Ausfälle insgesamt vorsichtiger mit Kreditvergabe und Investitionen werden. Ein Teufelskreis von immer geizigeren Institutionen ist die Folge. Chinas großes Wachstumsrad kommt dann nicht nur zum Stillstand, es dreht sich zurück.

Erste Ausfälle nach dem Platzen der Blase

Grund für die extreme Schieflage ist die Krise am Immobilienmarkt. Chinas Gemeinden haben sich schon lange viel geliehen, um all die schönen Bauprojekte zu finanzieren, von denen westliche Beobachter regelmäßig beeindruckt sind. Die steigenden Immobilienpreise hatten die potenziellen Probleme jedoch bisher überdeckt. Schließlich ließen sich Jahr für Jahr höhere Einnahmen aus Landverkäufen generieren.

Jetzt gibt es Kreditausfälle. Die Shanghaier Finanzforschungsfirma DZH zählt rund 100 Fälle von Zahlungsproblemen von Städten und Gemeinden zwischen 2023 und Mitte 2024. Verwundern sollte das nicht. Die Gemeindefinanzierungsgesellschaften, also die LGFV, haben sich zwar Milliarden und Abermilliarden geliehen, aber die meisten Gemeinden haben außer Landverkäufen gar nicht die riesigen Einnahmen, um daraus etwas zurückzuzahlen.

Hohe Kredite stehen geringeren Einnehmen gegenüber

Anders als Unternehmen erwirtschaften Gemeinden keinen laufenden Profit, aus dem sie Investoren etwas zurückzahlen könnten. Sie haben nur ihre Steuereinnahmen und eventuell Gewinne von Staatsbetrieben. Die Investitionen der Gemeinden waren eine Wette auf die Zukunft, doch der extreme Boom ist vorbei. Es bleibt den Gemeinden daher vor allem ein Weg, um ihre Schulden zu bedienen: neue Kredite aufzunehmen.

Doch das wird schwierig, denn längst herrscht Konsens darüber, dass die Schuldenwelle nicht noch weiter anschwellen sollte. Auf einer Konferenz im vergangenen Jahr bestand der prominente Ökonom Yao Yang von der Peking-Universität darauf, endlich Haushaltsdisziplin durchsetzen. Yao äußerte sein Bedauern darüber, dass das nicht früher erfolgt sei. Das Problem sei längst erkannt, die Schulden aber immer nur weiter explodiert.

Freigabe der Gemeindeschulden

Direkte Kreditaufnahme durch Gebietskörperschaften ist in China erst seit 2015 erlaubt. Dies sollte es den ausgabefreudigen Städten und Gemeinden ermöglichen, ihren Finanzbedarf zu decken, ohne dabei tricksen zu müssen. Diese direkten Schulden der Gemeinden wuchsen bis Ende 2019 auf 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts an. Ein alarmierender Wert.

Gleichzeitig stieg auch die Verschuldung der LGFVs kontinuierlich an. Gerade die ärmeren Provinzen griffen üppig zu. Yao zufolge liegt das aber nicht nur an Entwicklungsbedürfnissen wie dem Bau neuer Straßen und Wohnungen. Er stellt die These auf, dass Städte und Gemeinden weltweit immer dazu tendieren, mehr Geld auszugeben, als sie einnehmen.

Deutsche Stadtkämmerer sind nicht besser

Auch in Deutschland ist das Phänomen der ausgabefreudigen Gebietskörperschaften bekannt. Jeder Bürgermeister will seinen Bürgern schließlich etwas bieten und gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schaffen. Die Schulden der deutschen Gemeinden summierten sich vor zwei Jahren nach Berechnung des Statistischen Bundesamts auf 313 Milliarden Euro. Die Statistiker haben sehr genau hingesehen und auch Schulden von öffentlichen Fonds, kommunalen Unternehmen und aus Sonderhaushalten einbezogen. Wie in China.

Pro Kopf jedes Bundesbürgers liegen die Gemeindeschulen demnach im Schnitt über 4.000 Euro. In China sind es 5.000 Euro, aber in der deutschen Statistik sind die Stadtstaaten wie Berlin nicht enthalten. Die Verschuldung der Gebietskörperschaften pro Kopf liegt in Deutschland und China also – trotz aller Unterschiede – von den Zahlen her durchaus auf einem ähnlichen Niveau.

Die universelle Versuchung durch das Tafelsilber

Auch eine Diskussion um den Verkauf von Tafelsilber ist in Deutschland bekannt. Seit den 1990er-Jahren verkaufen deutsche Kommunen ihren Wohnungsbestand oder öffentliche Einrichtungen. In den 2000er-Jahren haben sich Stadtkämmerer die Kassen kurzfristig gefüllt, indem sie Kanalisationen, Kläranlagen, Straßenbahnschienen, Schulgebäude oder Müllverbrennungsanlagen an US-Investoren verkauft haben; sie müssen sie seitdem gegen hohe Gebühren für den Gebrauch zurück mieten.

Deutsche Gemeinden handeln also keineswegs weitsichtiger und sparsamer als chinesische. Der Entwicklungsstand im Verhältnis zur Kreditaufnahme ist bloß höher – und die Phase der Veräußerung des Tafelsilbers erfolgte auf der Kurve des Wohlstandsaufbaus zu einem späteren Zeitpunkt.

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Gipfel in Peking: Darum geht es beim China-Afrika-Forum 

Focac
Vorbereitung auf den China-Afrika-Gipfel (Focac) in Peking: Xi Jinping trifft den Präsidenten der Seychellen,Wavel Ramkalawan.

Noch bevor die 9. Auflage des Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) in Peking offiziell begonnen hat, ist der China-Afrika-Gipfel de facto schon angelaufen. Chinesische Staatsmedien fluten das Internet mit Bildern vom pompösen Empfang zur Ankunft afrikanischer Staats- und Regierungschefs mit ihren Delegationen in China. Alle sollen sie da sein – bis auf das kleine Königreich Eswatini, das wegen seiner Haltung zu Taiwan mit China über Kreuz liegt.

Die Kommunikationsstrategie ist so banal wie effektiv: China inszeniert sich als freundlicher, aufgeschlossener Gastgeber, der sich Zeit nimmt. Da sind nicht nur die roten Teppiche, sondern viele Vorab-Treffen mit Staatschef Xi persönlich im Rahmen vorgeschalteter Staatsbesuche. Etwa zwischen DR Kongos Regierungschef Félix Tshisekedi und Xi, Senegals Präsident Diomaye Faye und Xi, oder auch Xi und Südafrikas Präsident Ramaphosa.

China als großer Bruder in der Familie der Entwicklungsländer

“The biggest developing country” – so bezeichnet sich China in der Regel, wenn es um die Zusammenarbeit mit Afrika geht. Die Gemeinsamkeit ist – rhetorisch – schnell gefunden: Afrika sei schließlich der Kontinent mit den meisten “developing countries”, heißt es in offiziellen Dokumenten von chinesischer Seite.

China zählt sich selbst aus geopolitischen Gründen zum Globalen Süden und setzt sich vor diesem Hintergrund immer wieder vom Globalen Norden beziehungsweise vom Westen ab, je nach Kontext. Das Narrativ vom Entwicklungsland ermöglichte es China, bei der Erweiterung der Brics eine wichtige Rolle zu spielen, sodass der Block zunehmend ein gewichtiger Gegenspieler insbesondere zu den USA, Europa und Teilen des Asien-Pazifik-Raums (Japan, Australien) wird.

Einfluss durch Mediennetzwerk auf dem Kontinent

Für China ist das besonders mit Blick auf die US-Wahlen schlau, um sich bei den Afrika-Beziehungen eine privilegierte Stellung zu sichern. Die USA haben zuletzt eine sehr harte Politik gegen China an den Tag gelegt – symbolträchtiges Beispiel sind die 100 Prozent Einfuhrzoll auf chinesische E-Autos, denen sich auch Kanada angeschlossen hat. Sollte Trump gewinnen, der Afrika bisher nicht als strategisch wichtig erachtet hat, so hat China noch leichteres Spiel auf dem Kontinent – denn dann ist die Lücke für chinesisches Engagement und Investitionen in Afrika größer.

Was China hilft, sein Narrativ vom großen Bruder in der Familie der Entwicklungsländer zu verbreiten, ist das sorgfältig ausgebaute Mediennetzwerk auf dem Kontinent – während westliche Medien Afrika in Relation zur Tragweite der Entwicklungen und Ereignisse kaum abdecken und Flaggschiffe wie die BBC hunderte Stellen abbauen. Neben einigen chinesischen Medien, die sich fest in Afrika etabliert haben – wie CGTN oder die Nachrichtenagentur Xinhua – gibt es noch eine diskretere und langfristig stabilere Form der Zusammenarbeit.

China als Vorbild für Mittelmächte

Zum einen bildet China afrikanische Journalisten und Journalistinnen aus. Zum anderen macht sich China das in vielen Ländern Afrikas verbreitete Medienverständnis zunutze: In der Regel gibt es eine staatliche oder mindestens sehr staatsnahe Nachrichtenagentur, eine Art Haus- und Hofblatt, sowie das staatliche Fernsehen. Immer wieder gibt es Kooperationen, deren Umfang und Zweck nicht besonders transparent gemacht werden. Wie selbstverständlich arbeiten schon seit Jahrzehnten die senegalesische APS und Xinhua zusammen.

Von China lernen auch andere Mittelmächte, die zunehmend ihre Stellung in Afrika ausbauen wollen: Nicht nur ist das Format der Afrika-Gipfel inzwischen überall kopiert worden (US-Africa Summit, Japan-Afrika-Gipfel, Russland-Afrika-Gipfel), sondern auch die Pressenähe.

So stellte etwa der iranische Botschafter im August in Aussicht, welch erfreuliche Möglichkeiten er in der Zusammenarbeit mit der regierungsnahen Tageszeitung Le Soleil im Senegal sähe. Die Ausbildung von Journalisten sei vorgesehen, und – völlig ernstgemeint – das offene Angebot, ein paar schöne Autos für den Fuhrpark der Presse bereitzustellen.

Prestigereiche Bauprojekte

Wichtig für China in Afrika ist die Sichtbarkeit in den Medien und vor Ort. Wer in eine beliebige afrikanische Großstadt fährt, dem kann meistens jeder angesprochene Passant irgendetwas aufzählen, das China gebaut oder mitfinanziert hat – gerne auffällige, prestigeprächtige Bauten: das neue Ecowas-Hauptgebäude in Abuja, das Afrika-Museum in Dakar – das erste seiner Art auf dem Kontinent, eine der großen Brücken über den Niger in Niamey, der Einfachheit halber als  “Pont des chinois” (Brücke der Chinesen) bekannt. Weniger eine Rolle spielt, dass es in der Lebensrealität in afrikanischen Städten meist kaum Kontakt zu chinesischen Unternehmensvertretern, Studierenden oder Besuchern gibt.

Dabei hat Afrika von China noch nicht so viel übernommen, wie es scheint. Nachdem der vorherige FOCAC-Gipfel in Dakar 2021 wie üblich einen Ausblick über drei Jahre gegeben hat, veröffentlichte China zusätzlich seine mittelfristigen Pläne in der “China-Africa Cooperation Vision 2035“, die an die “China Vision 2035” anschließt. Als Prioritäten nennt das mit acht Seiten vergleichsweise kurze Dokument unter anderem die Förderung grüner Energien und Industrien. Erwartet wird, dass dieses Thema 2024 auch sehr weit oben bei China-Afrika-Deals steht.

Afrikanische Perspektive steht hintan

Was fehlt, ist die afrikanische Perspektive auf Chinas Pläne. Keine Regierung und auch nicht die AU haben offiziell mit einem eigenen Statement reagiert. Diese eher passive Haltung gegenüber Chinas Verlautbarungen setzt sich auch rund um diesen FOCAC fort. Statt vorab gezielt und öffentlichkeitswirksam Ziele, Wünsche und Erwartungen zu formulieren, halten sich afrikanische Regierungen eher zurück. Auch auf Nachfragen internationaler Medien sind sie nicht vorbereitet. Das sind verschenkte Chancen für die afrikanischen Länder, die sicherlich mehr Spielraum hätten, die Beziehungen mit China in ihrem Sinne zu gestalten. So bleiben eher kosmetische Maßnahmen, wie etwa der Co-Vorsitz für FOCAC, den dieses Mal die DR Kongo innehat.

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Südchinesisches Meer: Warum Peking nun auch Brüssel rügt

China ruft die Europäische Union (EU) im Streit um das Südchinesische Meer zur Zurückhaltung auf. “Die Europäische Union ist keine Partei in der Frage des Südchinesischen Meeres und hat kein Recht, mit dem Finger auf dieses Thema zu zeigen”, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Die Äußerung folgte auf eine Stellungnahme der EU zu einem Zwischenfall zwischen chinesischen und philippinischen Schiffen am Wochenende.

Die chinesische Mission bei der EU zeigte sich “äußerst unzufrieden” mit den Vorwürfen aus Brüssel. “Wir fordern die EU auf, in dieser Angelegenheit objektiv und fair zu sein und ihre Worte und Taten sorgfältig abzuwägen.”

Gleich an drei Riffen im Südchinesischen Meer droht eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen den Philippinen und China. Die Lage könnte schnell eskalieren. Die EU hatte am Sonntag in einer Erklärung das Vorgehen chinesischer Küstenwachschiffe gegen legitime philippinische Seeoperationen im Südchinesischen Meer verurteilt. Für die internationale Schifffahrt ist das Gewässer, durch das jährlich Waren im Wert von rund drei Billionen Dollar transportiert werden, von enormer Bedeutung. rtr

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Automarkt: Was die neuen Standards für deutsche Autobauer bedeuten

Chinas Regulierungsbehörden wollen die Kraftstoffeffizienzstandards für Autos verschärfen. Die Regulierungsbehörde der Branche (MIIT) hat einen Entwurf verbindlicher Kraftstoffeffizienzstandards für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor (ICE) und batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (EVs) veröffentlicht. Durch den Entwurf werden die Anforderungen an die Kraftstoffeffizienz von Verbrennungsmotoren erhöht. So sollen die Umweltverschmutzung verringert und die Abhängigkeit von Ölimporten gesenkt werden.

Das Fachmedium Trivium China sieht in den neuen Standards “eine unerwartete Eskalation” der chinesischen Bemühungen. Denn:

  • Für Kleinst-PKW sowie für schwere Personenkraftwagen mit Verbrennungsmotor (<1,09 Tonnen bzw. >2,5 Tonnen) wären extrem strenge Kraftstoffeffizienzwerte von 2,57 Liter pro 100 Kilometer beziehungsweise von 4,7 l/100 km erforderlich.
  • Die Tarife für andere Fahrzeuge würden nach Gewicht bestimmt. Die meisten Modelle auf dem Markt können diese Standards aktuell jedoch nicht erfüllen.

Die neuen Vorgaben setzen auch deutsche Autobauer weiter unter Druck. Ihre Marktanteile und Profite nehmen ohnehin schon ab. Nun müssen sie wohl im Rahmen des chinesischen Dual-Credit-Systems – einem Mechanismus zur Förderung der Elektrifizierung von Autos – weitere Emissionsgutschriften erwerben. Die Verordnungsentwürfe stehen bis zum 20. Oktober zur öffentlichen Kommentierung offen. rad

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Halbleiter: Wie Japan in den Chip-Streit zwischen China und den USA gerät

China hat vor schweren wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen gegen Japan gewarnt, sollte es den Verkauf und die Wartung von Chipherstellungsanlagen an chinesische Firmen weiter einschränken. Das berichtet der Fachdienst Bloomberg News unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Toyota Motor teilte japanischen Beamten vertraulich mit, dass Peking auf die Beschränkungen reagieren könnte, indem es Japan den Zugang zu Mineralien, die für die Automobilproduktion benötigt werden, kappen würde, so der Bericht. Mehrere chinesische Beamte hätten ihren japanischen Kollegen in jüngsten Treffen diese Position dargelegt.

Das chinesische Außenministerium sagte, man sei entschieden gegen die “künstliche Störung” der globalen Produktion und der Stabilität der Lieferkette, die Politisierung der normalen Wirtschafts- und Handelskooperation sowie wissenschaftliche und technologische Blockaden gegen China gewesen.

Japan hat seit Juli den Export von 23 Arten von Halbleiterfertigungsausrüstung eingeschränkt. Damit passt man seine Handelskontrollen an die Bemühungen der USA an, Chinas Fähigkeit zur Herstellung hochentwickelter Chips einzuschränken. Zwischen China und den USA tobt ein Wettstreit um die schnellsten Chips. Der US-Technologieexperte Chris Miller hält das jedoch für den falschen Ansatz. China habe längst seine Strategie gewechselt.rtr/rad

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Wasserstoff: Darum gibt das Kartellamt grünes Licht für zwei Joint-Ventures

Das Bundeskartellamt hat dem Industriekonzern Voith grünes Licht gegeben für die Gründung zweier Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Autozulieferer Weifu High-Tech zur Entwicklung der Wasserstofftechnologie. Es ergeben sich keine Bedenken wettbewerblicher Überschneidungen, teilte das Bundeskartellamt nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP mit.

Gemeinsam wollen das baden-württembergische Unternehmen und sein künftiges chinesisches Partnerunternehmen Wasserstoff-Speichersysteme für schwere Nutzfahrzeuge entwickeln. Eins der Joint Ventures soll demnach in China tätig werden, das andere im globalen Markt. Bei der Weifu-Gruppe handelt sich um einen chinesischen Automobilzulieferer mit mehr als 7.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen wird über die Wuxi Industry Development Group vom chinesischen Staat gefördert. In China investieren derzeit fast alle großen Automobilhersteller erhebliche Ressourcen in die Wasserstoffmobilität.

“Wasserstoffbasierte Antriebslösungen im Güterverkehr befinden sich noch in einer recht frühen Phase ihrer Kommerzialisierung“, erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt laut AFP. Wie groß der Markt dafür im Zuge der Dekarbonisierung des Transportsektors tatsächlich werden wird, sei offen. flee

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Presseschau

China Reacts After Russia Says It Intends To Change Nuclear War Policy – reiterated that nuclear weapons should not be used NEWSWEEK
Putin’s Top Propagandist Bemoans Russia’s Overreliance on China NEWSWEEK
Streit um Seegebiet: China kritisiert EU-Stellungnahme zum Südchinesischen Meer ZEIT
China says its vessels passing through Tokara Strait have right of transit REUTERS
Westpazifik: Taiwans Präsident Lai Ching-te weist Chinas Gebietsansprüche zurück ZEIT
China wirbt auf Afrika-Gipfel um Absatzmärkte für grüne Technologien TELEPOLIS
Der Westen wendet sich von China ab – die Schweiz macht das Gegenteil TAGESANZEIGER
Heißester August wie nie zuvor – Wetterdienst: Japan und weite Teile Chinas ächzen unter neuen Temperatur-Rekord N-TV
India’s growing reliance on China poses challenge for U.S. trade strategy WASHINGTONPOST
Batterie-Fabriken: China bleibt die Akku-Weltmacht AUTOHAUS
DWS: China wird globale Photovoltaik weiter dominieren SOLARSERVER
Global supply chains can’t skirt China rare earths crackdown FT
China-Konjunktur: Chinas Wirtschaft schleppt sich durch den Sommer BÖRSEN ZEITUNG
Frühindikator gibt Warnzeichen: Deflationsgefahr aus Chinas Industrie FUW
Einkaufsmanager-Indizes liefern gemischte Signale für Chinas Industrie BOERSE.DE
Konjunktur: Verarbeitendes Gewerbe in China wächst HANDELSBLATT

Heads

Zeitschriften-Pionier: Wie Yang Yu den Heavy Metal in China etablierte

Auf dem T-Shirt von Yang Yu prangt das Logo der aus dem Ruhrpott stammenden Band Kreator. Der Kulturbotschafter hat viele Gruppen aus Deutschland für Konzerte nach China gebracht.

Als Yang Yu Mitte der 80er-Jahre als Teenager in die deutsche Provinz zog, wunderte er sich über vieles, vor allem aber, dass ausgerechnet die Klassenkameraden aus den reichsten Elternhäusern antikapitalistische Punk-Musik hörten.

Yang war mit seiner Familie aus Peking übergesiedelt, weil sein Vater, ein Germanist und Experte für Wellendaten, eine Anstellung bei einem Forschungsprojekt zur IT-Datenspeicherung in der Nähe von Bonn bekommen hatte. Es war eine fremde, mitunter verwirrende Welt für Yang Yu. Seine Liebe zur Musik wurde ihm dabei zum Anker.

Nach einem weiteren berufsbedingten Umzug der Familie nach Nordhessen kam Yang erstmals mit Heavy Metal in Berührung. “Wir waren in der Mitte von Nirgendwo. Die Leute in meinem Alter haben Metal gehört, mit langen Haaren und Lederjacken und allem drum und dran”, erinnert sich der 49-Jährige. Bald tauschte er mit den Provinz-Metal-Heads Kassetten. “Am Anfang war das nur Krach für mich. Bis ich ‘Hells Bells’ von AC/DC hörte. Mit dem Song ist eine Tür aufgesprungen.”

Weil das musikalische Talent nicht reicht, gründet Yang ein Magazin

Von da an musste die Musik für ihn immer härter, schneller, brutaler nach vorne preschen. Auf AC/DC folgten Iron Maiden und Metallica, dann Thrash-Metal aus dem Ruhrpott von Sodom und Destruction, und schließlich, die Krone der Brutalität, Death Metal von Cannibal Corpse, die damals für ihre Blut triefenden Cover und ihre Horrorfilm-Texte berüchtigt und in Deutschland sogar als jugendgefährdend indiziert waren. “Als Teenager aus China war das völlig neu und überwältigend für mich. Ich hab alles aufgesogen wie ein Schwamm.”

Die Musik nur zu hören reichte ihm bald nicht mehr, er wollte die Szene aktiv mitgestalten. Weil sein musikalisches Talent angeblich nicht reichte, gründete er ein Metal-Magazin. Erfahrungen hatte er da bereits als Chefredakteur der Schülerzeitung gemacht. “Evil Message”, so der Titel seines Blattes, schusterte er in mühevoller Kleinarbeit zusammen und brachte es als DIN-A-4-Hefter zur Druckerei. Mitstreiter aus der lokalen Szene schlossen sich bald der Redaktion an. Auch die Bands, die Yang Yu interviewte, wurden immer prominenter und “Evil Message” war bald auf einem guten Weg, den etablierten Zeitschriften wie “Metal Hammer” in Deutschland Konkurrenz zu machen.

Neuanfang in China

Doch dann starb sein Vater im Jahr 1995 überraschend an einem Herzinfarkt. Um das Erbe zu regeln, musste Yang zurück nach Peking, wo er sich schließlich bereit erklärte, nach dem Fachabitur die Firma seines Vaters weiterzuführen. “Familie hat Vorrang.” Wieder musste Yang sich in einer neuen Welt zurechtfinden. “China hatte sich in 10 Jahren sehr gewandelt”, erinnert er sich. Das Viertel Zhongguancun, in dem seine Familie wohnte, war kein Marktplatz für Bauern mehr, sondern ein Elektronik- und Computer-Zentrum. “Die Gesellschaft tickte in vielen Bereichen komplett anders. Als ich China verlassen hatte, war es noch wie in der DDR. Jetzt florierte die Privatwirtschaft. Es ging nur ums Geld verdienen, alles andere war nicht wichtig.”

Yang arbeitete sich in das Geschäft des Vaters ein, ein Service zur Datenerfassung mit chinesischen und deutschen Kunden. Doch der Heavy Metal ließ ihn auch in China nicht los. Er tauchte in den Metal-Underground der Hauptstadt ein und macht schnell Bekanntschaft mit Pionieren wie der Band Tang Dynasty oder Eminenzen wie dem Radiomoderator Zhang Youdai.

“Painkiller”-Magazin

Im September 2000 erscheint schließlich die erste Ausgabe seines “Painkiller”-Magazins 重型音乐 – die erste professionelle Zeitschrift in China, die sich ganz dem Heavy Metal widmet. Es war eine gute Zeit für Magazine in China, kurzzeitig war das Land sogar der größte Markt für Zeitschriften und Zeitungen weltweit. Im Pekinger Haidian-Viertel gestaltete Yang mit seinem Team das alle zwei Monate erscheinenden Heft. Sein internationales Netzwerk half ihm, Kontakt mit Bands aus aller Welt aufzunehmen. Aber auch die heimischen Gruppen fanden prominent Platz, zum Beispiel die Band Dream Spirit, die traditionelle Instrumente verwendet und sich in ihren Texten und der Ästhetik auf Poesie der Tang-Dynastie bezieht.

Musik, bis die Polizei kommt

Zum Start des Heftes ließen Yang und sein Team eine große Party steigen. 23 Bands spielten die Nacht durch, mehr als 1.500 Besucher kamen zum Club in die Pekinger Innenstadt, bis die Polizei schließlich den Strom abdrehte. “Es waren nicht nur Metal-Bands dabei, sondern auch experimentelle Bands, die mit Kloschüsseln auf die Bühne kamen und im Prinzip Aktionskunst machten. Es war wild.” Auch wenn er an diesem Abend viel Geld verlor, sollte es erst der Anfang sein.

Yang begann nun auch Tourneen zu organisieren. Neben seinem Hauptjob im IT-Bereich holte er immer mehr ausländische Bands nach China, darunter Legenden wie Testament aus den USA oder Kreator aus dem Ruhrpott. “Es war natürlich nicht immer einfach”, resümiert er. “Man musste alle Texte vorlegen beim Kulturministerium und den Behörden, und das auf Zentral- und Provinzebene.” Songs mit anstößigen oder politischen Texten mussten nicht selten von der Setliste gestrichen werden. “Die Veranstalter wollen auf der sicheren Seite sein, deshalb muss man das ganze Theater eben mitmachen.”

Seine Leidenschaft führt ihn bis heute regelmäßig nach Deutschland. Das Wacken-Festival, das weltgrößte Heavy-Metal-Festival in der Nähe von Hamburg, hat ihn zum Organisator und Jury-Mitglied seiner Metal-Battles in China erkoren. Dabei handelt es sich um Bandwettbewerbe, bei denen die Gruppen zuerst auf Landesebene gegeneinander antreten, und dann beim Wacken auf einer eigenen Bühne gegen die internationale Konkurrenz aufspielen. Metal-Battles gibt es an so unterschiedlichen Orten wie Indien und Kenia.

Yang hat schon einige chinesische Gewinner-Bands nach Deutschland und zurück begleitet. Erst dieses Jahr war er mit der aus Yunnan stammenden Death-Metal-Band Five Penalties vor Ort, die am Ende den dritten Platz gewann. Ein Achtungserfolg und für die weitere internationale der Karriere der Band eine echte Chance. Obwohl Yang mittlerweile in China lebt, fühlt er sich nicht zwischen den Kulturen hin- und hergerissen. “Mein Zuhause ist dort, wo ich gerade schlafe”, sagt er und lacht. Fabian Peltsch

  • Kultur

Personalie

Xie Yiwen ist seit August Marketing Director, Europe bei der China Merchants Industry Holdings. Das chinesische Staatsunternehmen mit Sitz in Hongkong ist hauptsächlich im Hafengeschäft tätig. Xies Einsatzort ist Oslo in Norwegen. 

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Dessert

Was auf den ersten Blick alles andere als diszipliniert aussieht – entgegen dem Klischee chinesischer Bildungseinrichtungen – ist ein Experiment im Physik-Unterricht einer Grundschule in Qingdao. Für 291 Millionen Schülerinnen und Schülern hat an den landesweit 498.300 Pennen nach den langen Sommerferien der Unterricht begonnen. Zumindest an dieser Schule ist nicht Drill angesagt, sondern Trubel und Gezerre. Ein schöner Start in das neue Schuljahr.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    jeder Bürgermeister will seinen Bürgern etwas bieten und zugleich gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schaffen. Das ist in China nicht anders als in Deutschland. Und in China wie in Deutschland haben sich die Gemeinden dabei offensichtlich übernommen. In Bishan, einem Distrikt der Großmetropole Chongqing, lautet die Direktive nun: “Alles verkaufen, um halbwegs über die Runden zu kommen”. Denn die Last der angehäuften Schulden ist erdrückend.

    Finn Mayer-Kuckuk hat sich die Lage der chinesischen Gemeinden genauer angeschaut und analysiert mögliche Wege auf der Schuldenfalle. Sein Fazit: Die Lage ist dramatisch und hat weitreichende Folgen – für die Gemeinden wie auch für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung Chinas.

    Am Mittwoch kommt es in Peking zum “größten diplomatischen Ereignis des Landes seit der Corona-Pandemie” – so umschreibt es zumindest die chinesische Führung. Es ist das China-Afrika-Forum. Zu Wochenbeginn trafen die ersten afrikanischen Regierungschefs mit Staatspräsident Xi Jinping zusammen. Auf den Straßen verkünden Banner, dass Afrika und China “sich die Hände reichen für eine bessere Zukunft”. Doch stimmt das? Lucia Weiß von Africa.Table hat für uns einen Blick auf das anstehende Forum geworfen und geht dabei nicht nur dieser Frage nach.

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    Michael Radunski
    Bild von Michael  Radunski

    Analyse

    Immobilien-Desaster: Wie sich Chinas Gemeinden aus der Schuldenfalle retten wollen

    Metropole Chongqing im Zwielicht: “Alles verkaufen, um über die Runden zu kommen”.

    Chinesische Gebietskörperschaften verkaufen massenhaft Liegenschaften, um sich finanziell notdürftig über Wasser zu halten. Die jahrelang angeprangerten Schuldenprobleme münden aufgrund fallender Immobilienpreise nun doch in einer Krise. Die Situation wird die Konjunktur dauerhaft belasten.

    Das Ausmaß der Gemeindeschulden erhält in China derzeit verstärkt Beachtung. Ein Dokument des Distrikts Bishan in der Großmetropole Chongqing macht auf Sozialmedien die Runde. Die örtliche Regierung hatte eine Arbeitsgruppe eingerichtet mit dem Auftrag: “Alles verkaufen, um halbwegs über die Runden zu kommen”. Das berichtet das Wirtschaftsportal Caixin.

    Es klingt dramatisch. Die Stadtverwaltung wolle “die Töpfe einschmelzen, um sie als Stahl zu verkaufen”. Die Metapher hat Anklänge an den Großen Sprung nach Vorn und heißt heute so viel wie “das Tafelsilber verkaufen”. Bishan hat 760.000 Einwohner, wäre in Deutschland also eine Großstadt.

    Schulden in Billionenhöhe

    Die Gebietskörperschaften in China haben mehrere Wege, sich Geld zu leihen:

    • Sie können “Finanzierungsinstrumente für Lokalregierungen” nutzen, auf Englisch Local Government Financing Vehicle (LGFV). Dabei handelt es sich um Zweckfirmen, die sich im Auftrag der Gemeinde Geld leihen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die ausstehenden Verbindlichkeiten dieser Konstrukte auf 60 Billionen Yuan, das sind sieben Billionen Euro. Zum Vergleich: Deutschlands Bruttoinlandprodukt liegt bei gut vier Billionen Euro.
    • Hinzu kommen direkte, offizielle Schulden durch die Ausgabe von Anleihen durch die Gemeinden oder gemeindeeigene Staatsbetriebe.
    • Dazu kommen Schulden, die Chinas Städte und Gemeinden auf anderen Wegen in Grauzonen am regulären Haushalt vorbei aufnehmen. Die Summe dieser Verbindlichkeiten lässt sich nur schwer abschätzen, aber sie ist noch einmal erheblich.

    “Erhebliche Risiken”

    Der Währungsfonds sieht in den LGFV eine Quelle “erheblicher makro-finanzieller Risiken”. Viele Gemeinden können die Darlehen nicht zurückzahlen. Sie geraten in finanzielle Schieflage und verkaufen das Tafelsilber nur, um die nächste Kreditrate bedienen zu können. Deshalb können sie ihrerseits nicht mehr so viel Geld mehr ausgeben, was die Konjunktur belastet. Wenn sie gar nichts mehr zurückzahlen können, fehlen bei den Kreditgebern die erwarteten Zins- und Rückzahlungen. Auch das ist schlecht für die Wirtschaft.

    Die Darlehensgeber der LGFV sind vor allem Käufer von Anleihen, die die Finanzierungsgesellschaften ausgegeben haben. Handelt es sich bei den Käufern beispielsweise um Banken, müssten diese in Zeiten steigender Ausfälle insgesamt vorsichtiger mit Kreditvergabe und Investitionen werden. Ein Teufelskreis von immer geizigeren Institutionen ist die Folge. Chinas großes Wachstumsrad kommt dann nicht nur zum Stillstand, es dreht sich zurück.

    Erste Ausfälle nach dem Platzen der Blase

    Grund für die extreme Schieflage ist die Krise am Immobilienmarkt. Chinas Gemeinden haben sich schon lange viel geliehen, um all die schönen Bauprojekte zu finanzieren, von denen westliche Beobachter regelmäßig beeindruckt sind. Die steigenden Immobilienpreise hatten die potenziellen Probleme jedoch bisher überdeckt. Schließlich ließen sich Jahr für Jahr höhere Einnahmen aus Landverkäufen generieren.

    Jetzt gibt es Kreditausfälle. Die Shanghaier Finanzforschungsfirma DZH zählt rund 100 Fälle von Zahlungsproblemen von Städten und Gemeinden zwischen 2023 und Mitte 2024. Verwundern sollte das nicht. Die Gemeindefinanzierungsgesellschaften, also die LGFV, haben sich zwar Milliarden und Abermilliarden geliehen, aber die meisten Gemeinden haben außer Landverkäufen gar nicht die riesigen Einnahmen, um daraus etwas zurückzuzahlen.

    Hohe Kredite stehen geringeren Einnehmen gegenüber

    Anders als Unternehmen erwirtschaften Gemeinden keinen laufenden Profit, aus dem sie Investoren etwas zurückzahlen könnten. Sie haben nur ihre Steuereinnahmen und eventuell Gewinne von Staatsbetrieben. Die Investitionen der Gemeinden waren eine Wette auf die Zukunft, doch der extreme Boom ist vorbei. Es bleibt den Gemeinden daher vor allem ein Weg, um ihre Schulden zu bedienen: neue Kredite aufzunehmen.

    Doch das wird schwierig, denn längst herrscht Konsens darüber, dass die Schuldenwelle nicht noch weiter anschwellen sollte. Auf einer Konferenz im vergangenen Jahr bestand der prominente Ökonom Yao Yang von der Peking-Universität darauf, endlich Haushaltsdisziplin durchsetzen. Yao äußerte sein Bedauern darüber, dass das nicht früher erfolgt sei. Das Problem sei längst erkannt, die Schulden aber immer nur weiter explodiert.

    Freigabe der Gemeindeschulden

    Direkte Kreditaufnahme durch Gebietskörperschaften ist in China erst seit 2015 erlaubt. Dies sollte es den ausgabefreudigen Städten und Gemeinden ermöglichen, ihren Finanzbedarf zu decken, ohne dabei tricksen zu müssen. Diese direkten Schulden der Gemeinden wuchsen bis Ende 2019 auf 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts an. Ein alarmierender Wert.

    Gleichzeitig stieg auch die Verschuldung der LGFVs kontinuierlich an. Gerade die ärmeren Provinzen griffen üppig zu. Yao zufolge liegt das aber nicht nur an Entwicklungsbedürfnissen wie dem Bau neuer Straßen und Wohnungen. Er stellt die These auf, dass Städte und Gemeinden weltweit immer dazu tendieren, mehr Geld auszugeben, als sie einnehmen.

    Deutsche Stadtkämmerer sind nicht besser

    Auch in Deutschland ist das Phänomen der ausgabefreudigen Gebietskörperschaften bekannt. Jeder Bürgermeister will seinen Bürgern schließlich etwas bieten und gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schaffen. Die Schulden der deutschen Gemeinden summierten sich vor zwei Jahren nach Berechnung des Statistischen Bundesamts auf 313 Milliarden Euro. Die Statistiker haben sehr genau hingesehen und auch Schulden von öffentlichen Fonds, kommunalen Unternehmen und aus Sonderhaushalten einbezogen. Wie in China.

    Pro Kopf jedes Bundesbürgers liegen die Gemeindeschulen demnach im Schnitt über 4.000 Euro. In China sind es 5.000 Euro, aber in der deutschen Statistik sind die Stadtstaaten wie Berlin nicht enthalten. Die Verschuldung der Gebietskörperschaften pro Kopf liegt in Deutschland und China also – trotz aller Unterschiede – von den Zahlen her durchaus auf einem ähnlichen Niveau.

    Die universelle Versuchung durch das Tafelsilber

    Auch eine Diskussion um den Verkauf von Tafelsilber ist in Deutschland bekannt. Seit den 1990er-Jahren verkaufen deutsche Kommunen ihren Wohnungsbestand oder öffentliche Einrichtungen. In den 2000er-Jahren haben sich Stadtkämmerer die Kassen kurzfristig gefüllt, indem sie Kanalisationen, Kläranlagen, Straßenbahnschienen, Schulgebäude oder Müllverbrennungsanlagen an US-Investoren verkauft haben; sie müssen sie seitdem gegen hohe Gebühren für den Gebrauch zurück mieten.

    Deutsche Gemeinden handeln also keineswegs weitsichtiger und sparsamer als chinesische. Der Entwicklungsstand im Verhältnis zur Kreditaufnahme ist bloß höher – und die Phase der Veräußerung des Tafelsilbers erfolgte auf der Kurve des Wohlstandsaufbaus zu einem späteren Zeitpunkt.

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    Gipfel in Peking: Darum geht es beim China-Afrika-Forum 

    Focac
    Vorbereitung auf den China-Afrika-Gipfel (Focac) in Peking: Xi Jinping trifft den Präsidenten der Seychellen,Wavel Ramkalawan.

    Noch bevor die 9. Auflage des Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) in Peking offiziell begonnen hat, ist der China-Afrika-Gipfel de facto schon angelaufen. Chinesische Staatsmedien fluten das Internet mit Bildern vom pompösen Empfang zur Ankunft afrikanischer Staats- und Regierungschefs mit ihren Delegationen in China. Alle sollen sie da sein – bis auf das kleine Königreich Eswatini, das wegen seiner Haltung zu Taiwan mit China über Kreuz liegt.

    Die Kommunikationsstrategie ist so banal wie effektiv: China inszeniert sich als freundlicher, aufgeschlossener Gastgeber, der sich Zeit nimmt. Da sind nicht nur die roten Teppiche, sondern viele Vorab-Treffen mit Staatschef Xi persönlich im Rahmen vorgeschalteter Staatsbesuche. Etwa zwischen DR Kongos Regierungschef Félix Tshisekedi und Xi, Senegals Präsident Diomaye Faye und Xi, oder auch Xi und Südafrikas Präsident Ramaphosa.

    China als großer Bruder in der Familie der Entwicklungsländer

    “The biggest developing country” – so bezeichnet sich China in der Regel, wenn es um die Zusammenarbeit mit Afrika geht. Die Gemeinsamkeit ist – rhetorisch – schnell gefunden: Afrika sei schließlich der Kontinent mit den meisten “developing countries”, heißt es in offiziellen Dokumenten von chinesischer Seite.

    China zählt sich selbst aus geopolitischen Gründen zum Globalen Süden und setzt sich vor diesem Hintergrund immer wieder vom Globalen Norden beziehungsweise vom Westen ab, je nach Kontext. Das Narrativ vom Entwicklungsland ermöglichte es China, bei der Erweiterung der Brics eine wichtige Rolle zu spielen, sodass der Block zunehmend ein gewichtiger Gegenspieler insbesondere zu den USA, Europa und Teilen des Asien-Pazifik-Raums (Japan, Australien) wird.

    Einfluss durch Mediennetzwerk auf dem Kontinent

    Für China ist das besonders mit Blick auf die US-Wahlen schlau, um sich bei den Afrika-Beziehungen eine privilegierte Stellung zu sichern. Die USA haben zuletzt eine sehr harte Politik gegen China an den Tag gelegt – symbolträchtiges Beispiel sind die 100 Prozent Einfuhrzoll auf chinesische E-Autos, denen sich auch Kanada angeschlossen hat. Sollte Trump gewinnen, der Afrika bisher nicht als strategisch wichtig erachtet hat, so hat China noch leichteres Spiel auf dem Kontinent – denn dann ist die Lücke für chinesisches Engagement und Investitionen in Afrika größer.

    Was China hilft, sein Narrativ vom großen Bruder in der Familie der Entwicklungsländer zu verbreiten, ist das sorgfältig ausgebaute Mediennetzwerk auf dem Kontinent – während westliche Medien Afrika in Relation zur Tragweite der Entwicklungen und Ereignisse kaum abdecken und Flaggschiffe wie die BBC hunderte Stellen abbauen. Neben einigen chinesischen Medien, die sich fest in Afrika etabliert haben – wie CGTN oder die Nachrichtenagentur Xinhua – gibt es noch eine diskretere und langfristig stabilere Form der Zusammenarbeit.

    China als Vorbild für Mittelmächte

    Zum einen bildet China afrikanische Journalisten und Journalistinnen aus. Zum anderen macht sich China das in vielen Ländern Afrikas verbreitete Medienverständnis zunutze: In der Regel gibt es eine staatliche oder mindestens sehr staatsnahe Nachrichtenagentur, eine Art Haus- und Hofblatt, sowie das staatliche Fernsehen. Immer wieder gibt es Kooperationen, deren Umfang und Zweck nicht besonders transparent gemacht werden. Wie selbstverständlich arbeiten schon seit Jahrzehnten die senegalesische APS und Xinhua zusammen.

    Von China lernen auch andere Mittelmächte, die zunehmend ihre Stellung in Afrika ausbauen wollen: Nicht nur ist das Format der Afrika-Gipfel inzwischen überall kopiert worden (US-Africa Summit, Japan-Afrika-Gipfel, Russland-Afrika-Gipfel), sondern auch die Pressenähe.

    So stellte etwa der iranische Botschafter im August in Aussicht, welch erfreuliche Möglichkeiten er in der Zusammenarbeit mit der regierungsnahen Tageszeitung Le Soleil im Senegal sähe. Die Ausbildung von Journalisten sei vorgesehen, und – völlig ernstgemeint – das offene Angebot, ein paar schöne Autos für den Fuhrpark der Presse bereitzustellen.

    Prestigereiche Bauprojekte

    Wichtig für China in Afrika ist die Sichtbarkeit in den Medien und vor Ort. Wer in eine beliebige afrikanische Großstadt fährt, dem kann meistens jeder angesprochene Passant irgendetwas aufzählen, das China gebaut oder mitfinanziert hat – gerne auffällige, prestigeprächtige Bauten: das neue Ecowas-Hauptgebäude in Abuja, das Afrika-Museum in Dakar – das erste seiner Art auf dem Kontinent, eine der großen Brücken über den Niger in Niamey, der Einfachheit halber als  “Pont des chinois” (Brücke der Chinesen) bekannt. Weniger eine Rolle spielt, dass es in der Lebensrealität in afrikanischen Städten meist kaum Kontakt zu chinesischen Unternehmensvertretern, Studierenden oder Besuchern gibt.

    Dabei hat Afrika von China noch nicht so viel übernommen, wie es scheint. Nachdem der vorherige FOCAC-Gipfel in Dakar 2021 wie üblich einen Ausblick über drei Jahre gegeben hat, veröffentlichte China zusätzlich seine mittelfristigen Pläne in der “China-Africa Cooperation Vision 2035“, die an die “China Vision 2035” anschließt. Als Prioritäten nennt das mit acht Seiten vergleichsweise kurze Dokument unter anderem die Förderung grüner Energien und Industrien. Erwartet wird, dass dieses Thema 2024 auch sehr weit oben bei China-Afrika-Deals steht.

    Afrikanische Perspektive steht hintan

    Was fehlt, ist die afrikanische Perspektive auf Chinas Pläne. Keine Regierung und auch nicht die AU haben offiziell mit einem eigenen Statement reagiert. Diese eher passive Haltung gegenüber Chinas Verlautbarungen setzt sich auch rund um diesen FOCAC fort. Statt vorab gezielt und öffentlichkeitswirksam Ziele, Wünsche und Erwartungen zu formulieren, halten sich afrikanische Regierungen eher zurück. Auch auf Nachfragen internationaler Medien sind sie nicht vorbereitet. Das sind verschenkte Chancen für die afrikanischen Länder, die sicherlich mehr Spielraum hätten, die Beziehungen mit China in ihrem Sinne zu gestalten. So bleiben eher kosmetische Maßnahmen, wie etwa der Co-Vorsitz für FOCAC, den dieses Mal die DR Kongo innehat.

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    News

    Südchinesisches Meer: Warum Peking nun auch Brüssel rügt

    China ruft die Europäische Union (EU) im Streit um das Südchinesische Meer zur Zurückhaltung auf. “Die Europäische Union ist keine Partei in der Frage des Südchinesischen Meeres und hat kein Recht, mit dem Finger auf dieses Thema zu zeigen”, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Die Äußerung folgte auf eine Stellungnahme der EU zu einem Zwischenfall zwischen chinesischen und philippinischen Schiffen am Wochenende.

    Die chinesische Mission bei der EU zeigte sich “äußerst unzufrieden” mit den Vorwürfen aus Brüssel. “Wir fordern die EU auf, in dieser Angelegenheit objektiv und fair zu sein und ihre Worte und Taten sorgfältig abzuwägen.”

    Gleich an drei Riffen im Südchinesischen Meer droht eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen den Philippinen und China. Die Lage könnte schnell eskalieren. Die EU hatte am Sonntag in einer Erklärung das Vorgehen chinesischer Küstenwachschiffe gegen legitime philippinische Seeoperationen im Südchinesischen Meer verurteilt. Für die internationale Schifffahrt ist das Gewässer, durch das jährlich Waren im Wert von rund drei Billionen Dollar transportiert werden, von enormer Bedeutung. rtr

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    Automarkt: Was die neuen Standards für deutsche Autobauer bedeuten

    Chinas Regulierungsbehörden wollen die Kraftstoffeffizienzstandards für Autos verschärfen. Die Regulierungsbehörde der Branche (MIIT) hat einen Entwurf verbindlicher Kraftstoffeffizienzstandards für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor (ICE) und batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (EVs) veröffentlicht. Durch den Entwurf werden die Anforderungen an die Kraftstoffeffizienz von Verbrennungsmotoren erhöht. So sollen die Umweltverschmutzung verringert und die Abhängigkeit von Ölimporten gesenkt werden.

    Das Fachmedium Trivium China sieht in den neuen Standards “eine unerwartete Eskalation” der chinesischen Bemühungen. Denn:

    • Für Kleinst-PKW sowie für schwere Personenkraftwagen mit Verbrennungsmotor (<1,09 Tonnen bzw. >2,5 Tonnen) wären extrem strenge Kraftstoffeffizienzwerte von 2,57 Liter pro 100 Kilometer beziehungsweise von 4,7 l/100 km erforderlich.
    • Die Tarife für andere Fahrzeuge würden nach Gewicht bestimmt. Die meisten Modelle auf dem Markt können diese Standards aktuell jedoch nicht erfüllen.

    Die neuen Vorgaben setzen auch deutsche Autobauer weiter unter Druck. Ihre Marktanteile und Profite nehmen ohnehin schon ab. Nun müssen sie wohl im Rahmen des chinesischen Dual-Credit-Systems – einem Mechanismus zur Förderung der Elektrifizierung von Autos – weitere Emissionsgutschriften erwerben. Die Verordnungsentwürfe stehen bis zum 20. Oktober zur öffentlichen Kommentierung offen. rad

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    Halbleiter: Wie Japan in den Chip-Streit zwischen China und den USA gerät

    China hat vor schweren wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen gegen Japan gewarnt, sollte es den Verkauf und die Wartung von Chipherstellungsanlagen an chinesische Firmen weiter einschränken. Das berichtet der Fachdienst Bloomberg News unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

    Toyota Motor teilte japanischen Beamten vertraulich mit, dass Peking auf die Beschränkungen reagieren könnte, indem es Japan den Zugang zu Mineralien, die für die Automobilproduktion benötigt werden, kappen würde, so der Bericht. Mehrere chinesische Beamte hätten ihren japanischen Kollegen in jüngsten Treffen diese Position dargelegt.

    Das chinesische Außenministerium sagte, man sei entschieden gegen die “künstliche Störung” der globalen Produktion und der Stabilität der Lieferkette, die Politisierung der normalen Wirtschafts- und Handelskooperation sowie wissenschaftliche und technologische Blockaden gegen China gewesen.

    Japan hat seit Juli den Export von 23 Arten von Halbleiterfertigungsausrüstung eingeschränkt. Damit passt man seine Handelskontrollen an die Bemühungen der USA an, Chinas Fähigkeit zur Herstellung hochentwickelter Chips einzuschränken. Zwischen China und den USA tobt ein Wettstreit um die schnellsten Chips. Der US-Technologieexperte Chris Miller hält das jedoch für den falschen Ansatz. China habe längst seine Strategie gewechselt.rtr/rad

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    Wasserstoff: Darum gibt das Kartellamt grünes Licht für zwei Joint-Ventures

    Das Bundeskartellamt hat dem Industriekonzern Voith grünes Licht gegeben für die Gründung zweier Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Autozulieferer Weifu High-Tech zur Entwicklung der Wasserstofftechnologie. Es ergeben sich keine Bedenken wettbewerblicher Überschneidungen, teilte das Bundeskartellamt nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP mit.

    Gemeinsam wollen das baden-württembergische Unternehmen und sein künftiges chinesisches Partnerunternehmen Wasserstoff-Speichersysteme für schwere Nutzfahrzeuge entwickeln. Eins der Joint Ventures soll demnach in China tätig werden, das andere im globalen Markt. Bei der Weifu-Gruppe handelt sich um einen chinesischen Automobilzulieferer mit mehr als 7.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen wird über die Wuxi Industry Development Group vom chinesischen Staat gefördert. In China investieren derzeit fast alle großen Automobilhersteller erhebliche Ressourcen in die Wasserstoffmobilität.

    “Wasserstoffbasierte Antriebslösungen im Güterverkehr befinden sich noch in einer recht frühen Phase ihrer Kommerzialisierung“, erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt laut AFP. Wie groß der Markt dafür im Zuge der Dekarbonisierung des Transportsektors tatsächlich werden wird, sei offen. flee

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    Presseschau

    China Reacts After Russia Says It Intends To Change Nuclear War Policy – reiterated that nuclear weapons should not be used NEWSWEEK
    Putin’s Top Propagandist Bemoans Russia’s Overreliance on China NEWSWEEK
    Streit um Seegebiet: China kritisiert EU-Stellungnahme zum Südchinesischen Meer ZEIT
    China says its vessels passing through Tokara Strait have right of transit REUTERS
    Westpazifik: Taiwans Präsident Lai Ching-te weist Chinas Gebietsansprüche zurück ZEIT
    China wirbt auf Afrika-Gipfel um Absatzmärkte für grüne Technologien TELEPOLIS
    Der Westen wendet sich von China ab – die Schweiz macht das Gegenteil TAGESANZEIGER
    Heißester August wie nie zuvor – Wetterdienst: Japan und weite Teile Chinas ächzen unter neuen Temperatur-Rekord N-TV
    India’s growing reliance on China poses challenge for U.S. trade strategy WASHINGTONPOST
    Batterie-Fabriken: China bleibt die Akku-Weltmacht AUTOHAUS
    DWS: China wird globale Photovoltaik weiter dominieren SOLARSERVER
    Global supply chains can’t skirt China rare earths crackdown FT
    China-Konjunktur: Chinas Wirtschaft schleppt sich durch den Sommer BÖRSEN ZEITUNG
    Frühindikator gibt Warnzeichen: Deflationsgefahr aus Chinas Industrie FUW
    Einkaufsmanager-Indizes liefern gemischte Signale für Chinas Industrie BOERSE.DE
    Konjunktur: Verarbeitendes Gewerbe in China wächst HANDELSBLATT

    Heads

    Zeitschriften-Pionier: Wie Yang Yu den Heavy Metal in China etablierte

    Auf dem T-Shirt von Yang Yu prangt das Logo der aus dem Ruhrpott stammenden Band Kreator. Der Kulturbotschafter hat viele Gruppen aus Deutschland für Konzerte nach China gebracht.

    Als Yang Yu Mitte der 80er-Jahre als Teenager in die deutsche Provinz zog, wunderte er sich über vieles, vor allem aber, dass ausgerechnet die Klassenkameraden aus den reichsten Elternhäusern antikapitalistische Punk-Musik hörten.

    Yang war mit seiner Familie aus Peking übergesiedelt, weil sein Vater, ein Germanist und Experte für Wellendaten, eine Anstellung bei einem Forschungsprojekt zur IT-Datenspeicherung in der Nähe von Bonn bekommen hatte. Es war eine fremde, mitunter verwirrende Welt für Yang Yu. Seine Liebe zur Musik wurde ihm dabei zum Anker.

    Nach einem weiteren berufsbedingten Umzug der Familie nach Nordhessen kam Yang erstmals mit Heavy Metal in Berührung. “Wir waren in der Mitte von Nirgendwo. Die Leute in meinem Alter haben Metal gehört, mit langen Haaren und Lederjacken und allem drum und dran”, erinnert sich der 49-Jährige. Bald tauschte er mit den Provinz-Metal-Heads Kassetten. “Am Anfang war das nur Krach für mich. Bis ich ‘Hells Bells’ von AC/DC hörte. Mit dem Song ist eine Tür aufgesprungen.”

    Weil das musikalische Talent nicht reicht, gründet Yang ein Magazin

    Von da an musste die Musik für ihn immer härter, schneller, brutaler nach vorne preschen. Auf AC/DC folgten Iron Maiden und Metallica, dann Thrash-Metal aus dem Ruhrpott von Sodom und Destruction, und schließlich, die Krone der Brutalität, Death Metal von Cannibal Corpse, die damals für ihre Blut triefenden Cover und ihre Horrorfilm-Texte berüchtigt und in Deutschland sogar als jugendgefährdend indiziert waren. “Als Teenager aus China war das völlig neu und überwältigend für mich. Ich hab alles aufgesogen wie ein Schwamm.”

    Die Musik nur zu hören reichte ihm bald nicht mehr, er wollte die Szene aktiv mitgestalten. Weil sein musikalisches Talent angeblich nicht reichte, gründete er ein Metal-Magazin. Erfahrungen hatte er da bereits als Chefredakteur der Schülerzeitung gemacht. “Evil Message”, so der Titel seines Blattes, schusterte er in mühevoller Kleinarbeit zusammen und brachte es als DIN-A-4-Hefter zur Druckerei. Mitstreiter aus der lokalen Szene schlossen sich bald der Redaktion an. Auch die Bands, die Yang Yu interviewte, wurden immer prominenter und “Evil Message” war bald auf einem guten Weg, den etablierten Zeitschriften wie “Metal Hammer” in Deutschland Konkurrenz zu machen.

    Neuanfang in China

    Doch dann starb sein Vater im Jahr 1995 überraschend an einem Herzinfarkt. Um das Erbe zu regeln, musste Yang zurück nach Peking, wo er sich schließlich bereit erklärte, nach dem Fachabitur die Firma seines Vaters weiterzuführen. “Familie hat Vorrang.” Wieder musste Yang sich in einer neuen Welt zurechtfinden. “China hatte sich in 10 Jahren sehr gewandelt”, erinnert er sich. Das Viertel Zhongguancun, in dem seine Familie wohnte, war kein Marktplatz für Bauern mehr, sondern ein Elektronik- und Computer-Zentrum. “Die Gesellschaft tickte in vielen Bereichen komplett anders. Als ich China verlassen hatte, war es noch wie in der DDR. Jetzt florierte die Privatwirtschaft. Es ging nur ums Geld verdienen, alles andere war nicht wichtig.”

    Yang arbeitete sich in das Geschäft des Vaters ein, ein Service zur Datenerfassung mit chinesischen und deutschen Kunden. Doch der Heavy Metal ließ ihn auch in China nicht los. Er tauchte in den Metal-Underground der Hauptstadt ein und macht schnell Bekanntschaft mit Pionieren wie der Band Tang Dynasty oder Eminenzen wie dem Radiomoderator Zhang Youdai.

    “Painkiller”-Magazin

    Im September 2000 erscheint schließlich die erste Ausgabe seines “Painkiller”-Magazins 重型音乐 – die erste professionelle Zeitschrift in China, die sich ganz dem Heavy Metal widmet. Es war eine gute Zeit für Magazine in China, kurzzeitig war das Land sogar der größte Markt für Zeitschriften und Zeitungen weltweit. Im Pekinger Haidian-Viertel gestaltete Yang mit seinem Team das alle zwei Monate erscheinenden Heft. Sein internationales Netzwerk half ihm, Kontakt mit Bands aus aller Welt aufzunehmen. Aber auch die heimischen Gruppen fanden prominent Platz, zum Beispiel die Band Dream Spirit, die traditionelle Instrumente verwendet und sich in ihren Texten und der Ästhetik auf Poesie der Tang-Dynastie bezieht.

    Musik, bis die Polizei kommt

    Zum Start des Heftes ließen Yang und sein Team eine große Party steigen. 23 Bands spielten die Nacht durch, mehr als 1.500 Besucher kamen zum Club in die Pekinger Innenstadt, bis die Polizei schließlich den Strom abdrehte. “Es waren nicht nur Metal-Bands dabei, sondern auch experimentelle Bands, die mit Kloschüsseln auf die Bühne kamen und im Prinzip Aktionskunst machten. Es war wild.” Auch wenn er an diesem Abend viel Geld verlor, sollte es erst der Anfang sein.

    Yang begann nun auch Tourneen zu organisieren. Neben seinem Hauptjob im IT-Bereich holte er immer mehr ausländische Bands nach China, darunter Legenden wie Testament aus den USA oder Kreator aus dem Ruhrpott. “Es war natürlich nicht immer einfach”, resümiert er. “Man musste alle Texte vorlegen beim Kulturministerium und den Behörden, und das auf Zentral- und Provinzebene.” Songs mit anstößigen oder politischen Texten mussten nicht selten von der Setliste gestrichen werden. “Die Veranstalter wollen auf der sicheren Seite sein, deshalb muss man das ganze Theater eben mitmachen.”

    Seine Leidenschaft führt ihn bis heute regelmäßig nach Deutschland. Das Wacken-Festival, das weltgrößte Heavy-Metal-Festival in der Nähe von Hamburg, hat ihn zum Organisator und Jury-Mitglied seiner Metal-Battles in China erkoren. Dabei handelt es sich um Bandwettbewerbe, bei denen die Gruppen zuerst auf Landesebene gegeneinander antreten, und dann beim Wacken auf einer eigenen Bühne gegen die internationale Konkurrenz aufspielen. Metal-Battles gibt es an so unterschiedlichen Orten wie Indien und Kenia.

    Yang hat schon einige chinesische Gewinner-Bands nach Deutschland und zurück begleitet. Erst dieses Jahr war er mit der aus Yunnan stammenden Death-Metal-Band Five Penalties vor Ort, die am Ende den dritten Platz gewann. Ein Achtungserfolg und für die weitere internationale der Karriere der Band eine echte Chance. Obwohl Yang mittlerweile in China lebt, fühlt er sich nicht zwischen den Kulturen hin- und hergerissen. “Mein Zuhause ist dort, wo ich gerade schlafe”, sagt er und lacht. Fabian Peltsch

    • Kultur

    Personalie

    Xie Yiwen ist seit August Marketing Director, Europe bei der China Merchants Industry Holdings. Das chinesische Staatsunternehmen mit Sitz in Hongkong ist hauptsächlich im Hafengeschäft tätig. Xies Einsatzort ist Oslo in Norwegen. 

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    Dessert

    Was auf den ersten Blick alles andere als diszipliniert aussieht – entgegen dem Klischee chinesischer Bildungseinrichtungen – ist ein Experiment im Physik-Unterricht einer Grundschule in Qingdao. Für 291 Millionen Schülerinnen und Schülern hat an den landesweit 498.300 Pennen nach den langen Sommerferien der Unterricht begonnen. Zumindest an dieser Schule ist nicht Drill angesagt, sondern Trubel und Gezerre. Ein schöner Start in das neue Schuljahr.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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