Table.Briefing: China

Kamera-Fahndung nach Uiguren + Fortschritte von TSMC in Dresden

Liebe Leserin, lieber Leser,

anstatt sie zu integrieren, behandelt China alle Uiguren als potenzielle Gefahr und Fremdkörper in der Nation. Das ist fast schon ironisch, denn ihre Heimatregion wurde nicht freiwillig Teil des Landes. Die Qing-Dynastie annektierte sie Mitte des 18. Jahrhunderts und seitdem steht sie unter der Herrschaft Pekings. Mittlerweile macht die Han-Mehrheit einen so großen Anteil an der Bevölkerung von Xinjiang aus, dass die Region eben doch als fester Teil Chinas gelten muss. Der muslimische Bevölkerungsteil erlebt allerdings eine erschreckende Ungleichbehandlung und Überwachung.

Das gilt zunehmend auch in anderen Landesteilen. Die Polizei mehrerer Kreise und Städte, darunter auch Shanghai, hat dazu extra technisch aufgerüstet, wie eine exklusive Auswertung von Ausschreibungsunterlagen durch den Sinologen Björn Alpermann ergeben hat. Diese weisen darauf hin, dass die Behörden bereits seit Jahren Gesichtserkennung nutzen, um Bürger uigurischer Herkunft in der Stadt zu identifizieren und ihre Wege und Kontakte mithilfe von KI aufzuzeichnen und zu analysieren.

Shanghai mag für viele Deutsche weit weg sein, doch die chinesische Totalüberwachung ist näher, als es scheint. China exportiert die Technik dahinter in gleichgesinnte Länder. Solche Praktiken verbreiten sich also auf dem Planeten und werden immer normaler.

Zudem ist Deutschland durch seine wirtschaftliche Verflechtung eng mit China verbunden; spätestens das europäische Lieferkettengesetz wird es erlauben, den Firmen Fragen nach den Verhältnissen in der Herkunftsregion zu stellen. Die Ausgrenzung und Bespitzelung einer unschuldigen Minderheit rückt uns immer näher, analysiert Marcel Grzanna.

Der Chip-Hersteller TSMC kommt mit seinem Fabrikbau in Dresden gut voran. Felix Lee beschreibt für uns, warum Fachkräfte ein entscheidender Engpass sein könnten – und wie TSMC es trotzdem schafft, genug gute Leute zu finden. Ziel ist unter anderem die Herstellung von Chips für die deutsche Autoindustrie.

Ihr
Finn Mayer-Kuckuk
Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

Analyse

Wie Shanghai KI-Kameras nutzt, um Uiguren aufzuspüren und zu verfolgen

Chinesische Sicherheitsbehörden spüren mithilfe von Künstlicher Intelligenz systematisch Uiguren in chinesischen Städten auf und erstellen dazu individuelle Bewegungsprofile. Das belegen öffentliche Ausschreibungen für entsprechende Software, die Table.Briefings exklusiv vorliegen. Die Dokumente stammen von örtlichen Polizeistellen in Shanghai, aus verschiedenen Städten und Landkreisen der Küstenprovinz Zhejiang und aus der südwestlichen Metropole Chengdu. Die Ausschreibungen zielen explizit darauf ab, Mitglieder der uigurischen Minderheit im öffentlichen Raum identifizieren zu können.

Das Datum auf den Dokumenten weist darauf hin, dass die Behörden mindestens seit sechs Jahren die Entwicklung von Gesichtserkennungsprogrammen ausschreiben, die speziell nach Uiguren suchen. Das jüngste Dokument stammt aus dem Jahr 2023 und trägt den Stempel der Polizeibehörde des Shanghaier Stadtbezirks Xuhui.

Uiguren gelten weiterhin als “potenzielle Straftäter”

Der weiterhin bestehende Bedarf der Behörden lässt darauf schließen, dass sie den Uiguren auch nach jahrelangen staatlichen Umerziehungsmaßnahmen pauschal misstrauen. “Die Dokumente zeigen eindeutig, dass die chinesischen Sicherheitsbehörden die Uiguren immer noch systematisch als potenzielle Straftäter und damit als Bürger zweiter Klasse behandeln“, sagt der Xinjiang-Experte Björn Alpermann von der Universität Würzburg. Dass die Ausschreibungen aus unterschiedlichen Landesteilen kommen, spreche laut Alpermann dafür, dass diese Praxis landesweit gang und gäbe ist.

Das widerlegt das Narrativ der chinesischen Regierung, dass nach einer harten Phase der Umerziehung die ‘Gefahr des Extremismus’ inzwischen gebannt sei und Uiguren als normale Bürger Chinas ihre Freiheit genießen und der Verwirklichung ihrer Lebensträume nachgehen könnten“, so Alpermann, der im Rahmen des Forschungsprojektes “Remote Ethnography of the Xinjiang Uyghur Autonomous Region” auf vergleichbare Hinweise für die digitale Identifikation von Uiguren gestoßen ist.

Die Anforderungen an die Bieter bei der Shanghaier Ausschreibung sind präzise formuliert. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass die Künstliche Intelligenz erkennen soll, wo sich Uiguren oder Uigurinnen innerhalb des Bezirks konkret aufhalten und mit wem sie in Kontakt treten. Mit Bildern von 3.700 Überwachungskameras allein in Xuhui muss die Software die Betroffenen nicht nur unmittelbar identifizieren, sondern die Behörden in Echtzeit alarmieren können. Für jede erfasste Person wird dabei nach dem Prinzip yī rén yī dàng (一人 一 档) eine eigene Datei samt Bewegungsprofil der vergangenen 30 Tage angelegt.

“Polizeistaat schafft eine Mentalität der Unsicherheit”

Die Ergebnisse der Analyse umfassen Gesichtsbilder und Informationen zu den Gesichtsdaten. Personen müssen auch mit Brille oder mit Bart erkannt werden. Es sei zudem notwendig, die analysierten Informationen mit der Gesichtsbilder-Datenbank der Polizei abzugleichen, um weitere Daten zu den Personen unmittelbar abfragen zu können. Das System werde in 14 Polizeistationen, in Haftanstalten und in Büros der Verkehrspolizei in Xuhui zum Einsatz kommen.

“Die Ausschreibungen sind markant. Sie bedeuten ganz klar, dass die Uiguren auch jetzt noch als Gefahr angesehen werden”, sagt der Anthropologe und China-Forscher Adrian Zenz von der Victims of Communism Memorial Foundation in Washington. “Die Schlussfolgerung daraus ist, dass ein Polizeistaat wie der chinesische keine Sicherheit schafft, sondern eine Mentalität der Unsicherheit erzeugt”, sagt Zenz. Seine Untersuchungen zu Internierungen in Xinjiang gelten als wegweisend und wurden auch von den Vereinten Nationen aufgegriffen.

Parlamente sprechen von Völkermord

In allen fünf Dokumenten, die Table.Briefings vorliegen, wird die Notwendigkeit zur Identifikation von Uiguren samt Alarmfunktion explizit erwähnt. Das Dokument aus Chengdu, der Hauptstadt von Sichuan im Südwesten Chinas, aus dem Jahr 2022 fordert zudem die Analyse “rassischer Eigenschaften”.

In China sind offiziell 56 Ethnien anerkannt. Andere Ethnien neben den Uiguren werden durch die Software jedoch nicht gefiltert. Die Uiguren gehören zu den größten Minderheiten in der Volksrepublik. Sie sind überwiegend muslimischen Glaubens und unterliegen strengen Familienplanungskontrollen, die ihre Anzahl in den vergangenen Jahrzehnten deutlich reduziert haben.

Die betroffenen Uiguren sehen ihre Vorwürfe gegenüber der chinesischen Regierung bestätigt. “Dies zeigt schonungslos, wie die chinesische Regierung die Uiguren als einen von der mehrheitlichen Han-Ethnie getrennten Fremdkörper betrachtet”, sagt Haiyuer Kuerban, Berlin-Direktor des Weltkongresses der Uiguren (WUC). “Diese offizielle Haltung bestätigt, dass die Uiguren in den Augen der Regierung nie Teil der chinesischen Nation waren und auch in Zukunft nicht sein werden.” Die offene Diskriminierung zeuge von einer gefährlichen Haltung des Staates, die in rassistischen Ideologien verwurzelt sei. Sie zeigten auch, dass Überwachung und Diskriminierung der Uiguren nicht auf deren Heimatregion beschränkt sei, sondern eine landesweite Dimension erreicht habe.

Diskriminierung mündete in Umerziehungslagern

Im Jahr 2009 waren in Xinjiangs Hauptstadt Urumqi Hunderte Menschen bei ethnischen Auseinandersetzungen zwischen Han-Chinesen und Uiguren ums Leben gekommen. Auf eine Reihe von Terroranschlägen durch Extremisten reagierte der Staat schließlich mit dem Umerziehungskonzept für uigurische Bürgerinnen und Bürger.

Die Diskriminierung aller Uiguren nahm in der Folge drastisch zu und mündete in der Einrichtung von Lagern, in denen seit etwa 2017 eine siebenstellige Zahl an Uiguren gegen ihren Willen festgehalten wurde. Inzwischen hat sich die Zahl der Insassen in den Lagern deutlich reduziert. Allerdings ist die Zahl an rechtskräftigen Verurteilungen von Uiguren zu jahrelangen Haftstrafen um ein Vielfaches in die Höhe geschnellt.

Dass aus Pekinger Sicht die Bedrohungslage in Xinjiang weiterhin existiert, wurde im vergangenen Jahr deutlich, als Chinas Staatschef Xi Jinping dorthin gereist war und zur Vorsicht gemahnt hatte. Man solle die Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität immer an die erste Stelle setzen, sagte Xi. Seine Rede unterschied sich deutlich von seinen Worten aus dem Jahr 2020. Damals hatte er in Xinjiang noch die wirtschaftliche Entwicklung der Region hervorgehoben und kaum auf die Sicherheitslage Bezug genommen.

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Halbleiterindustrie: Wie TSMC Dresden zu Hochleistungen verhilft

TSMC Dresden
Wegweiser zum künftigen TSMC-Werk im Norden von Dresden.

Noch ist nicht viel von der neuen Hochleistungsfabrik im Norden Dresdens zu sehen. Aber der Spatenstich für die Fab, die englische Abkürzung für “fabrication plant”, also ein Halbleiterwerk, soll noch im zweiten Halbjahr erfolgen. Das kündigte Christian Koitzsch, Präsident von European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) an, dem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen von Bosch, Infineon und NXP. Sie halten jeweils eine Beteiligung von zehn Prozent. Mehrheitseigner ist TSMC aus Taiwan. Koitzsch war vorher Chef einer Dresdner Bosch-Fabrik und leitet seit Jahresbeginn das neue Gemeinschaftsunternehmen von Bosch mit TSMC.

Es handele sich um eins der größten Bauprojekte in Deutschland, betonte Koitzsch am Montag beim Taiwan-EU Halbleiter-Forum in Berlin. Man befinde sich aber im Zeitplan. Ende 2027 sollen dann monatlich 40.000 Wafer mit 300 Millimetern Durchmesser im Dresdner Werk hergestellt werden. Wafer sind die Grundplatten für die Herstellung der eigentlichen Chips. Das TSMC-Werk in Dresden ist das erste des taiwanischen Anbieters auf dem europäischen Kontinent.

TSMC ist der mit Abstand weltweit größte und wichtigste Auftragshersteller von Halbleiterprodukten und beherrscht aktuell als einer der wenigen das Verfahren, Chips mit so winzigen Strukturbreiten von bis zu zwei Nanometern zu produzieren. Auf einem Stück Silizium von der Größe einer Fingerkuppel sind die taiwanischen Ingenieure damit imstande, 200 Milliarden Transistoren unterzubringen und die Leistungen bei geringem Energieverbrauch erheblich zu steigern.

TSMC folgt in Deutschland der Auto-Kundschaft

Diese Minischalter sind die Grundlage für die digitalen Rechenwerke auf Mikrochips. Je kleiner sie sind, desto mehr Leistung lässt sich herausholen. Ihre modernsten und kleinsten Formen machen Systeme der Künstlichen Intelligenz erst möglich. TSMC fertigt diese Superchips unter anderem für Apple, AMD, Google und Nvidia.

Doch in Dresden sollen nicht die fortschrittlichsten integrierten Schaltkreise auf das Silizium gebrannt werden, sondern deutlich gröbere Strukturen. Chips dieser Art gibt es bereits seit Mitte der 2010er-Jahre. Es handelt sich also nicht um die Chips mit der kleinsten physischen Strukturgröße, die TSMC als einer der ersten herzustellen weiß. Die Fertigung etwa im 22-Nanometer-Maßstab soll aber fortschrittliche MCU-Technologie liefern, also in Mikrocontrollern eingebaut werden, die für Sensoren und die Steuerung etwa von Scheibenwischern und Bremsen genutzt werden. Sie werden also vor allem von der Automobilindustrie nachgefragt. Und Deutschland ist nach wie vor das Zentrum dieser Branche. 

Chips sind die Substanz der modernen Industrie

Rund die Hälfte der gigantischen Investitionssumme von rund 20 Milliarden Euro wird der Steuerzahler tragen, fünf Milliarden davon die Bundesregierung, weitere fünf Milliarden im Rahmen des Chips Act der EU. So hohe Subventionen für eine Branche, die sehr viel Geld einnimmt, brachte viel Kritik ein. Das seien ja fünf Millionen Euro an Steuergeldern pro Arbeitsplatz, schrieben einige Medien. Koitzsch verweist jedoch auf die vielen zusätzlichen Arbeitsplätze, die in der Region entstehen werden. Denn mit der Ansiedlung von TSMC werden weitere Zulieferer kommen. Sie alle werden hochwertige Arbeitsplätze schaffen. 

Dazu kommen positive Auswirkungen auf ganz Deutschland und die EU. “Jeder Sektor braucht heute Halbleiter”, betonte auf dem Forum in Berlin auch Bernhard Kluttig, Leiter der Abteilung Industriepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Mikrochips sind in einer modernen Industrieumgebung unersetzlich. Daran hängen letztlich nicht nur einige Tausend, sondern über zehn Millionen Arbeitsplätze des gesamten produzierenden Gewerbes in Deutschland ab. Kluttig sprach denn auch von einer Zukunftsinvestition, die sich auszahlen werde. Europa brauche diese Kompetenz.

Es handele sich zudem um kein reines Subventionsgeschäft; TSMC folgt nicht nur dem Geld, sondern auch dem Markt. “Kein Halbleiterunternehmen siedelt sich nur wegen der staatlichen Subventionen an”, betont Gunnar Thomas, Geschäftsführer von TSMC Europa. Eine Ansiedlung lohne sich nur, wenn es auch die entsprechende Kundschaft gebe. Und die sei mit den europäischen Autoherstellern vorhanden.

Die Talent-Pipeline füllt sich bereits

Die Vorbereitungen für den Bau des Dresdner Werks laufen auf Hochtouren. Es ist auf rund 2.000 Beschäftigte ausgelegt. Koitzsch beobachtet, dass sich bereits die nötigen Fachkräfte einfinden. Die erste Kooperation mit der TU Dresden sei angelaufen, 30 Studierende nähmen bereit an einem Austauschprogramm teil und würden nach Taiwan geschickt, um dort unter anderem im TSMC-eigenen Traininigscenter in der Stadt Taichung ausgebildet zu werden.

Er selbst habe der TSMC-Zentrale im taiwanischen Hsinchu auch schon einen Besuch abgestattet, dem Hauptsitz nicht nur von TSMC, sondern Dutzender Halbleiter-Hersteller, darunter UMC, Elan, Windbond und Powerchip, die ebenfalls weltweit führend sind. Angesichts dieser Dichte an Halbleiterunternehmen gilt Hsinchu heute als das wahre Silicon Valley der Welt. Koitzsch kündigte an, dass das TSMC-Werk in Dresden unter anderem Doktoranden einladen werde, die auf dem Gelände spezielle Chips für ihre Forschungsvorhaben entwickeln und anwenden dürfen.

Wasser aus der Elbe

Auf dem Forum in Berlin nannte Koitzsch auch noch mal die Gründe, die TSMC zur Entscheidung geführt haben, rund zehn Milliarden Euro für ihre erste Europa-Fab in Dresden zu investieren. An Dresden habe das Ökosystem überzeugt: Es sei schon jetzt der größte Mikroelektronik-Standort in Europa mit einer bereits bestehenden Zulieferindustrie, aber eben auch Institutionen wie der TU Dresden und anderen Forschungseinrichtungen wie Helmholtz und Fraunhofer mit starkem Fokus auf Mikroelektronik. Das sei am Ende das Paket gewesen, das TSMC überzeugt habe.

Auch auf das mehrfach aufgebrachte Wasserproblem ging er ein. Denn mit der Ansiedlung des Chip-Riesen, das für die Fertigung sehr viel Wasser benötigt, ist klar, dass die bestehende Versorgung in Dresden nicht dauerhaft reichen wird, zumal auch Infineon sein bestehendes Werk noch einmal deutlich erweitern wird. Experten gehen daher davon aus, dass bis 2040 fast die doppelte Menge an Wasser benötigt wird. Deshalb soll für rund 250 Millionen Euro ein neues Betriebswasserversorgungssystem aufgebaut werden, das vollständig unabhängig vom bestehendem Trinkwasserverteilungsnetz ist und aus aufbereitetem Flusswasser aus der Elbe gespeist wird.

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Termine

17.06.2024, 16:00 Uhr
Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin, Vortrag und Panel-Diskussion: State – Society – Individual: Social Engagement and Activism in Contemporary China (mit Zhao Dingxin, Bettina Gransow und Daniel Fuchs) Mehr

17.06.2024, 16:00 Uhr
Taiwan-AG der Deutschen Vereinigung für Chinastudien (DVCS), Ringvorlesung (online): Taiwans gesellschaftlicher Wandel am Beispiel der LGBTQ Bewegung, mit Jens Damm Mehr

17.06.2024, 16:30 Uhr Beijing time:
EU SME Centre/European Chamber, Working group meeting (in Peking): New Quality Productive What? Making Sense of China’s Updated Industrial Policy Goals Mehr

18.06.2024, 18:00 Uhr
Konrad-Adenauer-Stiftung, Vortrag und Publikumsgespräch (in Bielefeld): Volker Stanzel: Pulverfass Ostasien – Wege und Aussichten Chinas unter Xi Jinping Mehr

18.06.2024, 19:00 Uhr
Young China Watchers, Discussion (in Ixelles, Belgien): From Mao to Xi : Looking back at 5 decades of China-watching with Reinhard Bütikofer Mehr

19.06.2024, 09:00 Uhr
Merics, Experten-Briefing (in Berlin): China-Frühstück für MdB-Mitarbeiter:innen Mehr

20.06.2024, 10:00 Uhr (16:00 Beijing time)
China-Team GmbH, Talkrunde (online): Die Allianz von Produktionstechnik – Deutschland und China im Fokus Mehr

20.06.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
EU SME Centre, Webinar: How to Export to China via E-Commerce Mehr

20.06.2024, 12:00 Uhr
Deutsch-chinesische Wirtschaftsvereinigung, Austausch mit einer Delegation der Distriktregierung (in Frankfurt): Distrikt Xicheng: Finanzzentrum in der chinesischen Hauptstadt Beijing Mehr

20.06.2024, 14:00 Uhr (20:00 Uhr Beijing time)
Max Planck Institute for the History of Science, Vortrag (hybrid): Xi Jinpings Perspectives on Science and Technology (mit Erik Baar) Mehr

20.06.2024, 17:00 Uhr:
Chinesisch-Deutsche Gesellschaft Hamburg, Vortrag (in Hamburg):
 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen einer alternden Bevölkerung in China (mit Sandra Heep) Mehr

20.06.2024, 18:00 Uhr
Konfuzius-Institut an der Universität Freiburg, Vortrag (in Freiburg): Kungfu, Drachen, Abenteuer – China & die Chinesen im Spiegel des europäischen Comics Mehr

21.06.2024, 11:00 Uhr
Konfuzius-Institut Heidelberg, Filmmatinée (vor Ort): “Of Color and Ink” (Zhang Weiming) mit Anwesenheit des Regisseurs Mehr

25.06.2024, 12:30 Uhr
Konrad-Adenauer-Stiftung/Politisches Bildungsforum Hamburg, Hamburger Mittagsgespräch “China und der Westen”: Welt.Macht.China: Außenpolitik und Propaganda Mehr

25.06.2024, 10:00 Uhr Beijing time
German Chamber of Commerce Machinery Day (in Suzhou): Powering the Future: Digitalization and Sustainability in the Smart Manufacturing Industry Mehr

25.06.2024, 18:00 Uhr (00:00 Uhr Beijing time)
Konfuzius-Institut-Leipzig, Vortrag von Eugenio Menegon (hybrid): The Matriarch, the Duchess, the Queen, and the Countess: Aristocratic Patronesses of the Chinese Catholic Mission Mehr

News

G7: Hier erzielen sie Einigkeit gegenüber China

G7 in Italien: (von links) Justin Trudeau, Olaf Scholz, Emmanuel Macron, Giorgia Meloni, Charles Michel, Joe Biden, Fumio Kishida, Rishi Sunak, Ursula von der Leyen.

Die G7 demonstrieren eine geschlossene Front gegenüber Chinas Versuch, Waren unter Preis auf die Weltmärkte zu bringen. Einen Tag nach der Ankündigung von Zusatzzöllen auf chinesische E-Autos durch die EU ist in einer Erklärung der Staats- und Regierungschefs Ursula von der Leyens Handschrift durchaus erkennbar. Die G7 werfen China in der Erklärung vor, durch nicht-marktwirtschaftliche Praktiken wie Subventionen schädliche Überkapazitäten zu schaffen und den globalen Wettbewerb zu verzerren. Dies bedrohe heimische Arbeitsplätze und Industrien sowie die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und Sicherheit der G7-Staaten, heißt es darin.

Das klingt nicht nur sehr ähnlich wie die Begründung der EU für ihre Zölle, sondern liest sich auch wie ein Echo der Erklärungen der US-Regierung unter Joe Biden, der ebenfalls in Italien dabei ist. Indirekt drohen die G7 China zudem mögliche weitere Strafzölle an. Sie warnen vor zusätzliche Maßnahmen, die sie – falls nötig – ergreifen werden, um Arbeiter und Unternehmen vor unlauteren Praktiken zu schützen.

Kritik an China wegen Zulieferungen für Putins Waffenschmieden

Die Gruppe der etablierten Industrienationen äußert in ihrer Erklärung auch Besorgnis über Chinas Unterstützung für Russland im Ukraine-Krieg. Die G7 fordern China auf, die Lieferung von Gütern einzustellen, die auch militärisch genutzt werden können. Chinas Unterstützung für die russische Verteidigungsindustrie ermögliche Moskau erst die Fortsetzung des Krieges in der Ukraine. Das habe sicherheitspolitische Folgen, die weltweit zu spüren seien. Auch hier war ein Echo der aktuellen Politik zu hören. Die US-Regierung hat erst am Mittwoch neue Sanktionen gegen Unterstützer des russischen Krieges verhängt, darunter chinesische Firmen.

Die G7-Gruppe besteht aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, den USA und der EU. Sie steht geopolitisch zunehmend in einer Gegenposition zu Brics+, die den Anspruch haben, den Globalen Süden gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten und etablierten Industrieländern zu vertreten. fin

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Tesla: Welche Auswirkungen die Zölle für die Kunden haben

Der US-Elektroautobauer Tesla hebt wegen der angekündigten Einfuhrzölle auf chinesische Elektroautos in der Europäischen Union wohl den Preis für sein Model 3 an. “Wir gehen davon aus, dass wir die Preise für das Model 3 ab dem 1. Juli 2024 erhöhen müssen”, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. “Grund dafür sind zusätzliche Einfuhrzölle, die wahrscheinlich auf alle in China hergestellten und in der EU verkauften Elektrofahrzeuge erhoben werden.”

Details, wie stark der Preis erhöht werden soll, nannte Tesla zunächst nicht. Tesla fertigt die Fahrzeuge in seinem Werk in Shanghai für den europäischen Markt. Die in Hongkong notierten Aktien von BYD stiegen indessen am Donnerstag um bis zu neun Prozent, nachdem die Zölle mit 17,4 Prozent für den Hersteller niedriger ausgefallen waren als gedacht.

Chinesische Regierung kritisiert Zölle

Peking nannte die Entscheidung aus Brüssel ein “Fehlverhalten”, das unverzüglich korrigiert werden müsse. Die EU müsse zudem die “Politisierung von Wirtschafts- und Handelsfragen” einstellen und “wirtschaftliche und handelspolitische Reibereien durch Dialog und Konsultationen angemessen” handhaben, sagte Lin Jian, Sprecher des chinesischen Außenministeriums.

Brüssel habe beiden Seiten Spielraum gelassen, um ihre Konsultationen fortzusetzen und eine Lösung zu finden, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua in einem Kommentar: “Es ist zu hoffen, dass die EU ihre Schritte ernsthaft überdenkt und aufhört, weiter in die falsche Richtung zu gehen”. He Yadong, Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, betonte, China behalte sich das Recht vor, bei der Welthandelsorganisation WTO Klage gegen die EU-Zölle einzureichen.

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch angekündigt, ab Juli vorläufige Zölle von bis zu 38,1 Prozent zusätzlich zu erheben. Die neuen Zölle gelten ab dem 4. Juli, sofern es bis dahin keine Einigung mit China geben sollte. Westliche Autobauer mit ihren Importen aus China – wie Tesla und BMW – sollen als kooperierende Unternehmen behandelt werden. Für diese gilt ein Zusatzzoll von 21 Prozent. Unternehmen, die nicht kooperierten, müssen mit einem Aufschlag von 38,1 Prozent rechnen. Tesla stellte als einziges Unternehmen einen Antrag auf einen individuellen Zoll. rtr/ari/cyb

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Hongkong: EU stellt der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus

Die EU zeigt sich in ihrem Jahresbericht besorgt über die Entwicklung der Demokratie in Hongkong. “Der Jahresbericht 2023 illustriert in allen Einzelheiten die fortschreitende Aushöhlung der Rechte und Freiheiten der Bevölkerung Hongkongs und die Abschaffung des Grundsatzes ‘Ein Land, zwei Systeme’”, sagt der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Die politische Opposition in Hongkong sei faktisch von den Wahlen ausgeschlossen worden. “Das nationale Sicherheitsgesetz wird weiterhin dazu genutzt, abweichende Meinungen zu unterdrücken, auch im Ausland.” Die Entwicklungen beeinträchtigten auch Hongkongs Stellung als internationales Wirtschaftszentrum, betonte Borrell. Der Raum für pluralistische Stimmen in Hongkong sei im Jahr 2023 noch weiter geschrumpft, heißt es in dem Bericht. Der Europäische Auswärtige Dienst (EEAS) warnt zudem vor zunehmender Online-Zensur und dem vermehrten Einsatz des Nationalen Sicherheitsgesetzes.

Human Rights Watch und weitere Organisationen riefen indes den EEAS in einem offenen Brief dazu auf, den für das Wochenende geplanten Menschenrechtsdialog mit China auszusetzen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten andere, “wirksamere Maßnahmen” ergreifen, um Druck auf die chinesische Regierung auszuüben, erklärten die Organisationen. Der 39. Menschenrechtsdialog, ein regelmäßiges Format zwischen der EU und China, ist für Sonntag in Chongqing geplant. ari

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Argentinien: So hat Milei den Weg für ein Treffen mit Xi freigemacht

Der argentinische Präsident Javier Milei wird in den kommenden Wochen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping zusammentreffen, wie die argentinische Zeitung Clarín berichtet. Der Termin ist demnach noch nicht offiziell bestätigt.

Nur wenige Stunden zuvor war es der argentinischen Regierung gelungen, ein Swap-Geschäft mit China über fünf Milliarden US-Dollar zu verlängern. Solche Abkommen zum Währungstausch erhöhen die Stabilität im Verhältnis von Fremdwährungen untereinander. Für Argentinien ist das derzeit hochwillkommen. cyb

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Presseschau

G7 verschärfen Ton gegenüber China HANDELSBLATT
Chinas “subtiler Boykott”: Peking wirbt für eigenen Friedensplan statt Schweiz-Gipfel N-TV
EU-Ratspräsident übt Kritik an China-Boykott bei Ukraine-Friedenskonferenz N-TV
China droht wegen möglicher EU-Strafzölle mit Klage bei der WTO SPIEGEL
China droht bei Strafzöllen mit Gegenmaßnahmen TAGESSCHAU
Chinas Autobauer wissen EU-Strafzölle gut zu verkraften BOERSEN-ZEITUNG
Wie Pekings Subventionsstrategie zu Chaos im eigenen Land führt HANDELSBLATT
Wissing warnt wegen EU-Zöllen vor “Handelskrieg” mit China ZEIT
Geheimdienstpartner “Five Eyes” warnt eindringlich vor Pilotentraining für die Volksrepublik China RND
From northwest to east China, parched regions face drought REUTERS
Chinas Regierungschef Li wirbt in Neuseeland für Zusammenarbeit und warnt vor “Kluft” STERN
China’s vast copper overhang will clear, one way or another REUTERS

Blick aus China

EU-Wahlen: Wie chinesische Medien über den Rechtsruck berichten

Chinas Staatsmedien haben über die EU-Wahlen nur spärlich berichtet. Die großen staatlichen Nachrichtenagenturen, von People’s Daily bis China Central Television (CCTV), berichteten alle nüchtern über die Wahlergebnisse und hoben dabei eher die Wahlerfolge der rechten Parteien hervor – und die drastische Entscheidung Emmanuel Macrons, in Frankreich vorgezogene Neuwahlen abzuhalten. Bis auf einige wenige Wirtschaftsmedien und chinesischsprachige Webseiten ausländischer Nachrichtensender befasste sich niemand sich mit den Auswirkungen der Wahlergebnisse auf die Beziehungen zwischen der EU und China.

Ausgewogene Einschätzung eines Regierungsexperten

In einem Interview mit der nationalistischen Website Guancha (das Wort bedeutet “beobachten”) gab ein hochrangiger Regierungsexperte eine vorsichtige Einschätzung ab. Den rechtsextremen Parteien gehe es eher um innenpolitische Themen, und ihre Position zur Außenpolitik sei im Allgemeinen nicht sehr eindeutig, sagte Cui Hongjian, Direktor für Europastudien am China Institute of International Studies, einer Denkfabrik des Außenministeriums. Daher sei es schwierig, eine klare Schlussfolgerung über die Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die Beziehungen zwischen der EU und China zu ziehen, sagte er gegenüber Guancha.

Die Haltung der europäischen rechtsextremen Parteien gegenüber China sei sehr unterschiedlich. “Einige als rechtsextrem bezeichnete Parteien und Regierungsparteien sind China sogar recht freundlich gesinnt. Zum Beispiel gibt es pro-chinesische Elemente in der AfD. Gleichzeitig ist ein Teil der [europäischen] rechtsextremen Parteien negativ gegenüber China eingestellt”, sagte er. China sollte beobachten, wie sich die Sicht dieser Parteien auf aktuelle Situationen entwickele, ob und wie sich ihre Einschätzung ihrer eigenen politischen Interessen verändere und welche Ergebnisse die Zusammenarbeit und der Wettbewerb zwischen ihnen hervorbringe.

Obwohl ein Rechtsruck im Allgemeinen mehr Isolationismus und Protektionismus bedeuten würde, sei die Position der europäischen Länder in Bezug auf die Handelsbeziehungen kompliziert. Einige würden versuchen, chinesische Produkte von ihrem Markt fernzuhalten, um heimische Arbeitsplätze zu schützen, andere wiederum seien der Meinung, dass sie mit China zusammenarbeiten sollten, um die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt voranzutreiben, sagte der Experte.

Es wäre verwunderlich, wenn die Rolle von Tiktok bei den EU-Wahlen in China unerwähnt bliebe. So berichtete die in Shanghai ansässige Nachrichten-Website The Paper (澎湃新闻) – unter Berufung auf Politico – über die Haltung der jungen Wähler zu den Wahlen und ihre Wahlentscheidungen. Der Schwerpunkt des Berichts liegt darauf, wie europäische Politiker soziale Medien in ihren Kampagnen eingesetzt haben. Der Bericht bezeichnete die EU-Wahlen 2024 als “Tiktok-Wahl” und verwies auf die Erfolge der rechten Parteien, insbesondere von AfD-Politikern und Jordan Bardella, dem Vorsitzenden der französischen Rassemblement National.

Erfolge rechter Parteien als Segen für China

Ein anderer chinesischer Kolumnist zeigte sich auf der chinesischen Website der Financial Times optimistisch, was die Auswirkungen des Wahlergebnisses auf China und Russland betrifft. Cao Xin, wissenschaftlicher Mitarbeiter des regierungsunabhängigen Charhar-Instituts, schreibt, dass die neue Zusammensetzung des Europäischen Parlaments dazu führe, dass die Vereinigten Staaten weniger Macht über Europa hätten, was eine gute Nachricht für China und Russland sei.

Das neue EU-Parlament werde wahrscheinlich ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges anstreben, was wiederum Russland zugutekommen würde. Zudem glaubt er, dass es für die EU-Mitgliedstaaten schwieriger sein wird, eine einheitliche Entscheidung zu wirtschaftlichen Sanktionen und Einschränkungen gegen China zu fällen. Es werde nun darauf ankommen, wie China und Russland ihr “diplomatisches Geschick” einsetzen, um die Situation zu ihrem Vorteil zu nutzen.

  • Europawahlen 2024
  • Gesellschaft
  • Rechtsextremismus

Personalien

Christina Zarnhofer ist neue Data Analystin Marketing China bei Österreich Werbung, der nationalen Tourismusmarketing-Organisation des Landes. Ihre Einsatzorte sind Wien und Peking.  

Maximilian Hahn hat im Juni den Posten des Managers Material Planning, Supplier Management & Operations China im Bereich Logistics bei der BMW Group übernommen. Zuvor war er in den USA als Project Manager Customs/Export Control für den Autobauer tätig. 

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

A Euro 2024 Themed Pop-up Shop in Hangzhou Customers are buying German national team, Nationalteam T-shirts at a Euro 2024 themed pop-up store in Hangzhou, China, on June 13, 2024. Hangzhou Zhejiang China

Die Euro 2024 interessiert auch die Fußball-Fans in China – wie diesen Mann in einem Pop-up-Store in Hangzhou. Die Zeiten der Live-Übertragungen der Abend-Spiele könnten in Ostasien aber wieder mal zu Schlafmangel führen. Der Anpfiff für das Eröffnungsspiel Deutschland-Schottland erklingt um drei Uhr früh am Samstagmorgen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    anstatt sie zu integrieren, behandelt China alle Uiguren als potenzielle Gefahr und Fremdkörper in der Nation. Das ist fast schon ironisch, denn ihre Heimatregion wurde nicht freiwillig Teil des Landes. Die Qing-Dynastie annektierte sie Mitte des 18. Jahrhunderts und seitdem steht sie unter der Herrschaft Pekings. Mittlerweile macht die Han-Mehrheit einen so großen Anteil an der Bevölkerung von Xinjiang aus, dass die Region eben doch als fester Teil Chinas gelten muss. Der muslimische Bevölkerungsteil erlebt allerdings eine erschreckende Ungleichbehandlung und Überwachung.

    Das gilt zunehmend auch in anderen Landesteilen. Die Polizei mehrerer Kreise und Städte, darunter auch Shanghai, hat dazu extra technisch aufgerüstet, wie eine exklusive Auswertung von Ausschreibungsunterlagen durch den Sinologen Björn Alpermann ergeben hat. Diese weisen darauf hin, dass die Behörden bereits seit Jahren Gesichtserkennung nutzen, um Bürger uigurischer Herkunft in der Stadt zu identifizieren und ihre Wege und Kontakte mithilfe von KI aufzuzeichnen und zu analysieren.

    Shanghai mag für viele Deutsche weit weg sein, doch die chinesische Totalüberwachung ist näher, als es scheint. China exportiert die Technik dahinter in gleichgesinnte Länder. Solche Praktiken verbreiten sich also auf dem Planeten und werden immer normaler.

    Zudem ist Deutschland durch seine wirtschaftliche Verflechtung eng mit China verbunden; spätestens das europäische Lieferkettengesetz wird es erlauben, den Firmen Fragen nach den Verhältnissen in der Herkunftsregion zu stellen. Die Ausgrenzung und Bespitzelung einer unschuldigen Minderheit rückt uns immer näher, analysiert Marcel Grzanna.

    Der Chip-Hersteller TSMC kommt mit seinem Fabrikbau in Dresden gut voran. Felix Lee beschreibt für uns, warum Fachkräfte ein entscheidender Engpass sein könnten – und wie TSMC es trotzdem schafft, genug gute Leute zu finden. Ziel ist unter anderem die Herstellung von Chips für die deutsche Autoindustrie.

    Ihr
    Finn Mayer-Kuckuk
    Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

    Analyse

    Wie Shanghai KI-Kameras nutzt, um Uiguren aufzuspüren und zu verfolgen

    Chinesische Sicherheitsbehörden spüren mithilfe von Künstlicher Intelligenz systematisch Uiguren in chinesischen Städten auf und erstellen dazu individuelle Bewegungsprofile. Das belegen öffentliche Ausschreibungen für entsprechende Software, die Table.Briefings exklusiv vorliegen. Die Dokumente stammen von örtlichen Polizeistellen in Shanghai, aus verschiedenen Städten und Landkreisen der Küstenprovinz Zhejiang und aus der südwestlichen Metropole Chengdu. Die Ausschreibungen zielen explizit darauf ab, Mitglieder der uigurischen Minderheit im öffentlichen Raum identifizieren zu können.

    Das Datum auf den Dokumenten weist darauf hin, dass die Behörden mindestens seit sechs Jahren die Entwicklung von Gesichtserkennungsprogrammen ausschreiben, die speziell nach Uiguren suchen. Das jüngste Dokument stammt aus dem Jahr 2023 und trägt den Stempel der Polizeibehörde des Shanghaier Stadtbezirks Xuhui.

    Uiguren gelten weiterhin als “potenzielle Straftäter”

    Der weiterhin bestehende Bedarf der Behörden lässt darauf schließen, dass sie den Uiguren auch nach jahrelangen staatlichen Umerziehungsmaßnahmen pauschal misstrauen. “Die Dokumente zeigen eindeutig, dass die chinesischen Sicherheitsbehörden die Uiguren immer noch systematisch als potenzielle Straftäter und damit als Bürger zweiter Klasse behandeln“, sagt der Xinjiang-Experte Björn Alpermann von der Universität Würzburg. Dass die Ausschreibungen aus unterschiedlichen Landesteilen kommen, spreche laut Alpermann dafür, dass diese Praxis landesweit gang und gäbe ist.

    Das widerlegt das Narrativ der chinesischen Regierung, dass nach einer harten Phase der Umerziehung die ‘Gefahr des Extremismus’ inzwischen gebannt sei und Uiguren als normale Bürger Chinas ihre Freiheit genießen und der Verwirklichung ihrer Lebensträume nachgehen könnten“, so Alpermann, der im Rahmen des Forschungsprojektes “Remote Ethnography of the Xinjiang Uyghur Autonomous Region” auf vergleichbare Hinweise für die digitale Identifikation von Uiguren gestoßen ist.

    Die Anforderungen an die Bieter bei der Shanghaier Ausschreibung sind präzise formuliert. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass die Künstliche Intelligenz erkennen soll, wo sich Uiguren oder Uigurinnen innerhalb des Bezirks konkret aufhalten und mit wem sie in Kontakt treten. Mit Bildern von 3.700 Überwachungskameras allein in Xuhui muss die Software die Betroffenen nicht nur unmittelbar identifizieren, sondern die Behörden in Echtzeit alarmieren können. Für jede erfasste Person wird dabei nach dem Prinzip yī rén yī dàng (一人 一 档) eine eigene Datei samt Bewegungsprofil der vergangenen 30 Tage angelegt.

    “Polizeistaat schafft eine Mentalität der Unsicherheit”

    Die Ergebnisse der Analyse umfassen Gesichtsbilder und Informationen zu den Gesichtsdaten. Personen müssen auch mit Brille oder mit Bart erkannt werden. Es sei zudem notwendig, die analysierten Informationen mit der Gesichtsbilder-Datenbank der Polizei abzugleichen, um weitere Daten zu den Personen unmittelbar abfragen zu können. Das System werde in 14 Polizeistationen, in Haftanstalten und in Büros der Verkehrspolizei in Xuhui zum Einsatz kommen.

    “Die Ausschreibungen sind markant. Sie bedeuten ganz klar, dass die Uiguren auch jetzt noch als Gefahr angesehen werden”, sagt der Anthropologe und China-Forscher Adrian Zenz von der Victims of Communism Memorial Foundation in Washington. “Die Schlussfolgerung daraus ist, dass ein Polizeistaat wie der chinesische keine Sicherheit schafft, sondern eine Mentalität der Unsicherheit erzeugt”, sagt Zenz. Seine Untersuchungen zu Internierungen in Xinjiang gelten als wegweisend und wurden auch von den Vereinten Nationen aufgegriffen.

    Parlamente sprechen von Völkermord

    In allen fünf Dokumenten, die Table.Briefings vorliegen, wird die Notwendigkeit zur Identifikation von Uiguren samt Alarmfunktion explizit erwähnt. Das Dokument aus Chengdu, der Hauptstadt von Sichuan im Südwesten Chinas, aus dem Jahr 2022 fordert zudem die Analyse “rassischer Eigenschaften”.

    In China sind offiziell 56 Ethnien anerkannt. Andere Ethnien neben den Uiguren werden durch die Software jedoch nicht gefiltert. Die Uiguren gehören zu den größten Minderheiten in der Volksrepublik. Sie sind überwiegend muslimischen Glaubens und unterliegen strengen Familienplanungskontrollen, die ihre Anzahl in den vergangenen Jahrzehnten deutlich reduziert haben.

    Die betroffenen Uiguren sehen ihre Vorwürfe gegenüber der chinesischen Regierung bestätigt. “Dies zeigt schonungslos, wie die chinesische Regierung die Uiguren als einen von der mehrheitlichen Han-Ethnie getrennten Fremdkörper betrachtet”, sagt Haiyuer Kuerban, Berlin-Direktor des Weltkongresses der Uiguren (WUC). “Diese offizielle Haltung bestätigt, dass die Uiguren in den Augen der Regierung nie Teil der chinesischen Nation waren und auch in Zukunft nicht sein werden.” Die offene Diskriminierung zeuge von einer gefährlichen Haltung des Staates, die in rassistischen Ideologien verwurzelt sei. Sie zeigten auch, dass Überwachung und Diskriminierung der Uiguren nicht auf deren Heimatregion beschränkt sei, sondern eine landesweite Dimension erreicht habe.

    Diskriminierung mündete in Umerziehungslagern

    Im Jahr 2009 waren in Xinjiangs Hauptstadt Urumqi Hunderte Menschen bei ethnischen Auseinandersetzungen zwischen Han-Chinesen und Uiguren ums Leben gekommen. Auf eine Reihe von Terroranschlägen durch Extremisten reagierte der Staat schließlich mit dem Umerziehungskonzept für uigurische Bürgerinnen und Bürger.

    Die Diskriminierung aller Uiguren nahm in der Folge drastisch zu und mündete in der Einrichtung von Lagern, in denen seit etwa 2017 eine siebenstellige Zahl an Uiguren gegen ihren Willen festgehalten wurde. Inzwischen hat sich die Zahl der Insassen in den Lagern deutlich reduziert. Allerdings ist die Zahl an rechtskräftigen Verurteilungen von Uiguren zu jahrelangen Haftstrafen um ein Vielfaches in die Höhe geschnellt.

    Dass aus Pekinger Sicht die Bedrohungslage in Xinjiang weiterhin existiert, wurde im vergangenen Jahr deutlich, als Chinas Staatschef Xi Jinping dorthin gereist war und zur Vorsicht gemahnt hatte. Man solle die Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität immer an die erste Stelle setzen, sagte Xi. Seine Rede unterschied sich deutlich von seinen Worten aus dem Jahr 2020. Damals hatte er in Xinjiang noch die wirtschaftliche Entwicklung der Region hervorgehoben und kaum auf die Sicherheitslage Bezug genommen.

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    Halbleiterindustrie: Wie TSMC Dresden zu Hochleistungen verhilft

    TSMC Dresden
    Wegweiser zum künftigen TSMC-Werk im Norden von Dresden.

    Noch ist nicht viel von der neuen Hochleistungsfabrik im Norden Dresdens zu sehen. Aber der Spatenstich für die Fab, die englische Abkürzung für “fabrication plant”, also ein Halbleiterwerk, soll noch im zweiten Halbjahr erfolgen. Das kündigte Christian Koitzsch, Präsident von European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) an, dem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen von Bosch, Infineon und NXP. Sie halten jeweils eine Beteiligung von zehn Prozent. Mehrheitseigner ist TSMC aus Taiwan. Koitzsch war vorher Chef einer Dresdner Bosch-Fabrik und leitet seit Jahresbeginn das neue Gemeinschaftsunternehmen von Bosch mit TSMC.

    Es handele sich um eins der größten Bauprojekte in Deutschland, betonte Koitzsch am Montag beim Taiwan-EU Halbleiter-Forum in Berlin. Man befinde sich aber im Zeitplan. Ende 2027 sollen dann monatlich 40.000 Wafer mit 300 Millimetern Durchmesser im Dresdner Werk hergestellt werden. Wafer sind die Grundplatten für die Herstellung der eigentlichen Chips. Das TSMC-Werk in Dresden ist das erste des taiwanischen Anbieters auf dem europäischen Kontinent.

    TSMC ist der mit Abstand weltweit größte und wichtigste Auftragshersteller von Halbleiterprodukten und beherrscht aktuell als einer der wenigen das Verfahren, Chips mit so winzigen Strukturbreiten von bis zu zwei Nanometern zu produzieren. Auf einem Stück Silizium von der Größe einer Fingerkuppel sind die taiwanischen Ingenieure damit imstande, 200 Milliarden Transistoren unterzubringen und die Leistungen bei geringem Energieverbrauch erheblich zu steigern.

    TSMC folgt in Deutschland der Auto-Kundschaft

    Diese Minischalter sind die Grundlage für die digitalen Rechenwerke auf Mikrochips. Je kleiner sie sind, desto mehr Leistung lässt sich herausholen. Ihre modernsten und kleinsten Formen machen Systeme der Künstlichen Intelligenz erst möglich. TSMC fertigt diese Superchips unter anderem für Apple, AMD, Google und Nvidia.

    Doch in Dresden sollen nicht die fortschrittlichsten integrierten Schaltkreise auf das Silizium gebrannt werden, sondern deutlich gröbere Strukturen. Chips dieser Art gibt es bereits seit Mitte der 2010er-Jahre. Es handelt sich also nicht um die Chips mit der kleinsten physischen Strukturgröße, die TSMC als einer der ersten herzustellen weiß. Die Fertigung etwa im 22-Nanometer-Maßstab soll aber fortschrittliche MCU-Technologie liefern, also in Mikrocontrollern eingebaut werden, die für Sensoren und die Steuerung etwa von Scheibenwischern und Bremsen genutzt werden. Sie werden also vor allem von der Automobilindustrie nachgefragt. Und Deutschland ist nach wie vor das Zentrum dieser Branche. 

    Chips sind die Substanz der modernen Industrie

    Rund die Hälfte der gigantischen Investitionssumme von rund 20 Milliarden Euro wird der Steuerzahler tragen, fünf Milliarden davon die Bundesregierung, weitere fünf Milliarden im Rahmen des Chips Act der EU. So hohe Subventionen für eine Branche, die sehr viel Geld einnimmt, brachte viel Kritik ein. Das seien ja fünf Millionen Euro an Steuergeldern pro Arbeitsplatz, schrieben einige Medien. Koitzsch verweist jedoch auf die vielen zusätzlichen Arbeitsplätze, die in der Region entstehen werden. Denn mit der Ansiedlung von TSMC werden weitere Zulieferer kommen. Sie alle werden hochwertige Arbeitsplätze schaffen. 

    Dazu kommen positive Auswirkungen auf ganz Deutschland und die EU. “Jeder Sektor braucht heute Halbleiter”, betonte auf dem Forum in Berlin auch Bernhard Kluttig, Leiter der Abteilung Industriepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Mikrochips sind in einer modernen Industrieumgebung unersetzlich. Daran hängen letztlich nicht nur einige Tausend, sondern über zehn Millionen Arbeitsplätze des gesamten produzierenden Gewerbes in Deutschland ab. Kluttig sprach denn auch von einer Zukunftsinvestition, die sich auszahlen werde. Europa brauche diese Kompetenz.

    Es handele sich zudem um kein reines Subventionsgeschäft; TSMC folgt nicht nur dem Geld, sondern auch dem Markt. “Kein Halbleiterunternehmen siedelt sich nur wegen der staatlichen Subventionen an”, betont Gunnar Thomas, Geschäftsführer von TSMC Europa. Eine Ansiedlung lohne sich nur, wenn es auch die entsprechende Kundschaft gebe. Und die sei mit den europäischen Autoherstellern vorhanden.

    Die Talent-Pipeline füllt sich bereits

    Die Vorbereitungen für den Bau des Dresdner Werks laufen auf Hochtouren. Es ist auf rund 2.000 Beschäftigte ausgelegt. Koitzsch beobachtet, dass sich bereits die nötigen Fachkräfte einfinden. Die erste Kooperation mit der TU Dresden sei angelaufen, 30 Studierende nähmen bereit an einem Austauschprogramm teil und würden nach Taiwan geschickt, um dort unter anderem im TSMC-eigenen Traininigscenter in der Stadt Taichung ausgebildet zu werden.

    Er selbst habe der TSMC-Zentrale im taiwanischen Hsinchu auch schon einen Besuch abgestattet, dem Hauptsitz nicht nur von TSMC, sondern Dutzender Halbleiter-Hersteller, darunter UMC, Elan, Windbond und Powerchip, die ebenfalls weltweit führend sind. Angesichts dieser Dichte an Halbleiterunternehmen gilt Hsinchu heute als das wahre Silicon Valley der Welt. Koitzsch kündigte an, dass das TSMC-Werk in Dresden unter anderem Doktoranden einladen werde, die auf dem Gelände spezielle Chips für ihre Forschungsvorhaben entwickeln und anwenden dürfen.

    Wasser aus der Elbe

    Auf dem Forum in Berlin nannte Koitzsch auch noch mal die Gründe, die TSMC zur Entscheidung geführt haben, rund zehn Milliarden Euro für ihre erste Europa-Fab in Dresden zu investieren. An Dresden habe das Ökosystem überzeugt: Es sei schon jetzt der größte Mikroelektronik-Standort in Europa mit einer bereits bestehenden Zulieferindustrie, aber eben auch Institutionen wie der TU Dresden und anderen Forschungseinrichtungen wie Helmholtz und Fraunhofer mit starkem Fokus auf Mikroelektronik. Das sei am Ende das Paket gewesen, das TSMC überzeugt habe.

    Auch auf das mehrfach aufgebrachte Wasserproblem ging er ein. Denn mit der Ansiedlung des Chip-Riesen, das für die Fertigung sehr viel Wasser benötigt, ist klar, dass die bestehende Versorgung in Dresden nicht dauerhaft reichen wird, zumal auch Infineon sein bestehendes Werk noch einmal deutlich erweitern wird. Experten gehen daher davon aus, dass bis 2040 fast die doppelte Menge an Wasser benötigt wird. Deshalb soll für rund 250 Millionen Euro ein neues Betriebswasserversorgungssystem aufgebaut werden, das vollständig unabhängig vom bestehendem Trinkwasserverteilungsnetz ist und aus aufbereitetem Flusswasser aus der Elbe gespeist wird.

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    Termine

    17.06.2024, 16:00 Uhr
    Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin, Vortrag und Panel-Diskussion: State – Society – Individual: Social Engagement and Activism in Contemporary China (mit Zhao Dingxin, Bettina Gransow und Daniel Fuchs) Mehr

    17.06.2024, 16:00 Uhr
    Taiwan-AG der Deutschen Vereinigung für Chinastudien (DVCS), Ringvorlesung (online): Taiwans gesellschaftlicher Wandel am Beispiel der LGBTQ Bewegung, mit Jens Damm Mehr

    17.06.2024, 16:30 Uhr Beijing time:
    EU SME Centre/European Chamber, Working group meeting (in Peking): New Quality Productive What? Making Sense of China’s Updated Industrial Policy Goals Mehr

    18.06.2024, 18:00 Uhr
    Konrad-Adenauer-Stiftung, Vortrag und Publikumsgespräch (in Bielefeld): Volker Stanzel: Pulverfass Ostasien – Wege und Aussichten Chinas unter Xi Jinping Mehr

    18.06.2024, 19:00 Uhr
    Young China Watchers, Discussion (in Ixelles, Belgien): From Mao to Xi : Looking back at 5 decades of China-watching with Reinhard Bütikofer Mehr

    19.06.2024, 09:00 Uhr
    Merics, Experten-Briefing (in Berlin): China-Frühstück für MdB-Mitarbeiter:innen Mehr

    20.06.2024, 10:00 Uhr (16:00 Beijing time)
    China-Team GmbH, Talkrunde (online): Die Allianz von Produktionstechnik – Deutschland und China im Fokus Mehr

    20.06.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
    EU SME Centre, Webinar: How to Export to China via E-Commerce Mehr

    20.06.2024, 12:00 Uhr
    Deutsch-chinesische Wirtschaftsvereinigung, Austausch mit einer Delegation der Distriktregierung (in Frankfurt): Distrikt Xicheng: Finanzzentrum in der chinesischen Hauptstadt Beijing Mehr

    20.06.2024, 14:00 Uhr (20:00 Uhr Beijing time)
    Max Planck Institute for the History of Science, Vortrag (hybrid): Xi Jinpings Perspectives on Science and Technology (mit Erik Baar) Mehr

    20.06.2024, 17:00 Uhr:
    Chinesisch-Deutsche Gesellschaft Hamburg, Vortrag (in Hamburg):
 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen einer alternden Bevölkerung in China (mit Sandra Heep) Mehr

    20.06.2024, 18:00 Uhr
    Konfuzius-Institut an der Universität Freiburg, Vortrag (in Freiburg): Kungfu, Drachen, Abenteuer – China & die Chinesen im Spiegel des europäischen Comics Mehr

    21.06.2024, 11:00 Uhr
    Konfuzius-Institut Heidelberg, Filmmatinée (vor Ort): “Of Color and Ink” (Zhang Weiming) mit Anwesenheit des Regisseurs Mehr

    25.06.2024, 12:30 Uhr
    Konrad-Adenauer-Stiftung/Politisches Bildungsforum Hamburg, Hamburger Mittagsgespräch “China und der Westen”: Welt.Macht.China: Außenpolitik und Propaganda Mehr

    25.06.2024, 10:00 Uhr Beijing time
    German Chamber of Commerce Machinery Day (in Suzhou): Powering the Future: Digitalization and Sustainability in the Smart Manufacturing Industry Mehr

    25.06.2024, 18:00 Uhr (00:00 Uhr Beijing time)
    Konfuzius-Institut-Leipzig, Vortrag von Eugenio Menegon (hybrid): The Matriarch, the Duchess, the Queen, and the Countess: Aristocratic Patronesses of the Chinese Catholic Mission Mehr

    News

    G7: Hier erzielen sie Einigkeit gegenüber China

    G7 in Italien: (von links) Justin Trudeau, Olaf Scholz, Emmanuel Macron, Giorgia Meloni, Charles Michel, Joe Biden, Fumio Kishida, Rishi Sunak, Ursula von der Leyen.

    Die G7 demonstrieren eine geschlossene Front gegenüber Chinas Versuch, Waren unter Preis auf die Weltmärkte zu bringen. Einen Tag nach der Ankündigung von Zusatzzöllen auf chinesische E-Autos durch die EU ist in einer Erklärung der Staats- und Regierungschefs Ursula von der Leyens Handschrift durchaus erkennbar. Die G7 werfen China in der Erklärung vor, durch nicht-marktwirtschaftliche Praktiken wie Subventionen schädliche Überkapazitäten zu schaffen und den globalen Wettbewerb zu verzerren. Dies bedrohe heimische Arbeitsplätze und Industrien sowie die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und Sicherheit der G7-Staaten, heißt es darin.

    Das klingt nicht nur sehr ähnlich wie die Begründung der EU für ihre Zölle, sondern liest sich auch wie ein Echo der Erklärungen der US-Regierung unter Joe Biden, der ebenfalls in Italien dabei ist. Indirekt drohen die G7 China zudem mögliche weitere Strafzölle an. Sie warnen vor zusätzliche Maßnahmen, die sie – falls nötig – ergreifen werden, um Arbeiter und Unternehmen vor unlauteren Praktiken zu schützen.

    Kritik an China wegen Zulieferungen für Putins Waffenschmieden

    Die Gruppe der etablierten Industrienationen äußert in ihrer Erklärung auch Besorgnis über Chinas Unterstützung für Russland im Ukraine-Krieg. Die G7 fordern China auf, die Lieferung von Gütern einzustellen, die auch militärisch genutzt werden können. Chinas Unterstützung für die russische Verteidigungsindustrie ermögliche Moskau erst die Fortsetzung des Krieges in der Ukraine. Das habe sicherheitspolitische Folgen, die weltweit zu spüren seien. Auch hier war ein Echo der aktuellen Politik zu hören. Die US-Regierung hat erst am Mittwoch neue Sanktionen gegen Unterstützer des russischen Krieges verhängt, darunter chinesische Firmen.

    Die G7-Gruppe besteht aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, den USA und der EU. Sie steht geopolitisch zunehmend in einer Gegenposition zu Brics+, die den Anspruch haben, den Globalen Süden gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten und etablierten Industrieländern zu vertreten. fin

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    Tesla: Welche Auswirkungen die Zölle für die Kunden haben

    Der US-Elektroautobauer Tesla hebt wegen der angekündigten Einfuhrzölle auf chinesische Elektroautos in der Europäischen Union wohl den Preis für sein Model 3 an. “Wir gehen davon aus, dass wir die Preise für das Model 3 ab dem 1. Juli 2024 erhöhen müssen”, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. “Grund dafür sind zusätzliche Einfuhrzölle, die wahrscheinlich auf alle in China hergestellten und in der EU verkauften Elektrofahrzeuge erhoben werden.”

    Details, wie stark der Preis erhöht werden soll, nannte Tesla zunächst nicht. Tesla fertigt die Fahrzeuge in seinem Werk in Shanghai für den europäischen Markt. Die in Hongkong notierten Aktien von BYD stiegen indessen am Donnerstag um bis zu neun Prozent, nachdem die Zölle mit 17,4 Prozent für den Hersteller niedriger ausgefallen waren als gedacht.

    Chinesische Regierung kritisiert Zölle

    Peking nannte die Entscheidung aus Brüssel ein “Fehlverhalten”, das unverzüglich korrigiert werden müsse. Die EU müsse zudem die “Politisierung von Wirtschafts- und Handelsfragen” einstellen und “wirtschaftliche und handelspolitische Reibereien durch Dialog und Konsultationen angemessen” handhaben, sagte Lin Jian, Sprecher des chinesischen Außenministeriums.

    Brüssel habe beiden Seiten Spielraum gelassen, um ihre Konsultationen fortzusetzen und eine Lösung zu finden, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua in einem Kommentar: “Es ist zu hoffen, dass die EU ihre Schritte ernsthaft überdenkt und aufhört, weiter in die falsche Richtung zu gehen”. He Yadong, Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, betonte, China behalte sich das Recht vor, bei der Welthandelsorganisation WTO Klage gegen die EU-Zölle einzureichen.

    Die EU-Kommission hatte am Mittwoch angekündigt, ab Juli vorläufige Zölle von bis zu 38,1 Prozent zusätzlich zu erheben. Die neuen Zölle gelten ab dem 4. Juli, sofern es bis dahin keine Einigung mit China geben sollte. Westliche Autobauer mit ihren Importen aus China – wie Tesla und BMW – sollen als kooperierende Unternehmen behandelt werden. Für diese gilt ein Zusatzzoll von 21 Prozent. Unternehmen, die nicht kooperierten, müssen mit einem Aufschlag von 38,1 Prozent rechnen. Tesla stellte als einziges Unternehmen einen Antrag auf einen individuellen Zoll. rtr/ari/cyb

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    Hongkong: EU stellt der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus

    Die EU zeigt sich in ihrem Jahresbericht besorgt über die Entwicklung der Demokratie in Hongkong. “Der Jahresbericht 2023 illustriert in allen Einzelheiten die fortschreitende Aushöhlung der Rechte und Freiheiten der Bevölkerung Hongkongs und die Abschaffung des Grundsatzes ‘Ein Land, zwei Systeme’”, sagt der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

    Die politische Opposition in Hongkong sei faktisch von den Wahlen ausgeschlossen worden. “Das nationale Sicherheitsgesetz wird weiterhin dazu genutzt, abweichende Meinungen zu unterdrücken, auch im Ausland.” Die Entwicklungen beeinträchtigten auch Hongkongs Stellung als internationales Wirtschaftszentrum, betonte Borrell. Der Raum für pluralistische Stimmen in Hongkong sei im Jahr 2023 noch weiter geschrumpft, heißt es in dem Bericht. Der Europäische Auswärtige Dienst (EEAS) warnt zudem vor zunehmender Online-Zensur und dem vermehrten Einsatz des Nationalen Sicherheitsgesetzes.

    Human Rights Watch und weitere Organisationen riefen indes den EEAS in einem offenen Brief dazu auf, den für das Wochenende geplanten Menschenrechtsdialog mit China auszusetzen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten andere, “wirksamere Maßnahmen” ergreifen, um Druck auf die chinesische Regierung auszuüben, erklärten die Organisationen. Der 39. Menschenrechtsdialog, ein regelmäßiges Format zwischen der EU und China, ist für Sonntag in Chongqing geplant. ari

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    Argentinien: So hat Milei den Weg für ein Treffen mit Xi freigemacht

    Der argentinische Präsident Javier Milei wird in den kommenden Wochen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping zusammentreffen, wie die argentinische Zeitung Clarín berichtet. Der Termin ist demnach noch nicht offiziell bestätigt.

    Nur wenige Stunden zuvor war es der argentinischen Regierung gelungen, ein Swap-Geschäft mit China über fünf Milliarden US-Dollar zu verlängern. Solche Abkommen zum Währungstausch erhöhen die Stabilität im Verhältnis von Fremdwährungen untereinander. Für Argentinien ist das derzeit hochwillkommen. cyb

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    Presseschau

    G7 verschärfen Ton gegenüber China HANDELSBLATT
    Chinas “subtiler Boykott”: Peking wirbt für eigenen Friedensplan statt Schweiz-Gipfel N-TV
    EU-Ratspräsident übt Kritik an China-Boykott bei Ukraine-Friedenskonferenz N-TV
    China droht wegen möglicher EU-Strafzölle mit Klage bei der WTO SPIEGEL
    China droht bei Strafzöllen mit Gegenmaßnahmen TAGESSCHAU
    Chinas Autobauer wissen EU-Strafzölle gut zu verkraften BOERSEN-ZEITUNG
    Wie Pekings Subventionsstrategie zu Chaos im eigenen Land führt HANDELSBLATT
    Wissing warnt wegen EU-Zöllen vor “Handelskrieg” mit China ZEIT
    Geheimdienstpartner “Five Eyes” warnt eindringlich vor Pilotentraining für die Volksrepublik China RND
    From northwest to east China, parched regions face drought REUTERS
    Chinas Regierungschef Li wirbt in Neuseeland für Zusammenarbeit und warnt vor “Kluft” STERN
    China’s vast copper overhang will clear, one way or another REUTERS

    Blick aus China

    EU-Wahlen: Wie chinesische Medien über den Rechtsruck berichten

    Chinas Staatsmedien haben über die EU-Wahlen nur spärlich berichtet. Die großen staatlichen Nachrichtenagenturen, von People’s Daily bis China Central Television (CCTV), berichteten alle nüchtern über die Wahlergebnisse und hoben dabei eher die Wahlerfolge der rechten Parteien hervor – und die drastische Entscheidung Emmanuel Macrons, in Frankreich vorgezogene Neuwahlen abzuhalten. Bis auf einige wenige Wirtschaftsmedien und chinesischsprachige Webseiten ausländischer Nachrichtensender befasste sich niemand sich mit den Auswirkungen der Wahlergebnisse auf die Beziehungen zwischen der EU und China.

    Ausgewogene Einschätzung eines Regierungsexperten

    In einem Interview mit der nationalistischen Website Guancha (das Wort bedeutet “beobachten”) gab ein hochrangiger Regierungsexperte eine vorsichtige Einschätzung ab. Den rechtsextremen Parteien gehe es eher um innenpolitische Themen, und ihre Position zur Außenpolitik sei im Allgemeinen nicht sehr eindeutig, sagte Cui Hongjian, Direktor für Europastudien am China Institute of International Studies, einer Denkfabrik des Außenministeriums. Daher sei es schwierig, eine klare Schlussfolgerung über die Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die Beziehungen zwischen der EU und China zu ziehen, sagte er gegenüber Guancha.

    Die Haltung der europäischen rechtsextremen Parteien gegenüber China sei sehr unterschiedlich. “Einige als rechtsextrem bezeichnete Parteien und Regierungsparteien sind China sogar recht freundlich gesinnt. Zum Beispiel gibt es pro-chinesische Elemente in der AfD. Gleichzeitig ist ein Teil der [europäischen] rechtsextremen Parteien negativ gegenüber China eingestellt”, sagte er. China sollte beobachten, wie sich die Sicht dieser Parteien auf aktuelle Situationen entwickele, ob und wie sich ihre Einschätzung ihrer eigenen politischen Interessen verändere und welche Ergebnisse die Zusammenarbeit und der Wettbewerb zwischen ihnen hervorbringe.

    Obwohl ein Rechtsruck im Allgemeinen mehr Isolationismus und Protektionismus bedeuten würde, sei die Position der europäischen Länder in Bezug auf die Handelsbeziehungen kompliziert. Einige würden versuchen, chinesische Produkte von ihrem Markt fernzuhalten, um heimische Arbeitsplätze zu schützen, andere wiederum seien der Meinung, dass sie mit China zusammenarbeiten sollten, um die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt voranzutreiben, sagte der Experte.

    Es wäre verwunderlich, wenn die Rolle von Tiktok bei den EU-Wahlen in China unerwähnt bliebe. So berichtete die in Shanghai ansässige Nachrichten-Website The Paper (澎湃新闻) – unter Berufung auf Politico – über die Haltung der jungen Wähler zu den Wahlen und ihre Wahlentscheidungen. Der Schwerpunkt des Berichts liegt darauf, wie europäische Politiker soziale Medien in ihren Kampagnen eingesetzt haben. Der Bericht bezeichnete die EU-Wahlen 2024 als “Tiktok-Wahl” und verwies auf die Erfolge der rechten Parteien, insbesondere von AfD-Politikern und Jordan Bardella, dem Vorsitzenden der französischen Rassemblement National.

    Erfolge rechter Parteien als Segen für China

    Ein anderer chinesischer Kolumnist zeigte sich auf der chinesischen Website der Financial Times optimistisch, was die Auswirkungen des Wahlergebnisses auf China und Russland betrifft. Cao Xin, wissenschaftlicher Mitarbeiter des regierungsunabhängigen Charhar-Instituts, schreibt, dass die neue Zusammensetzung des Europäischen Parlaments dazu führe, dass die Vereinigten Staaten weniger Macht über Europa hätten, was eine gute Nachricht für China und Russland sei.

    Das neue EU-Parlament werde wahrscheinlich ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges anstreben, was wiederum Russland zugutekommen würde. Zudem glaubt er, dass es für die EU-Mitgliedstaaten schwieriger sein wird, eine einheitliche Entscheidung zu wirtschaftlichen Sanktionen und Einschränkungen gegen China zu fällen. Es werde nun darauf ankommen, wie China und Russland ihr “diplomatisches Geschick” einsetzen, um die Situation zu ihrem Vorteil zu nutzen.

    • Europawahlen 2024
    • Gesellschaft
    • Rechtsextremismus

    Personalien

    Christina Zarnhofer ist neue Data Analystin Marketing China bei Österreich Werbung, der nationalen Tourismusmarketing-Organisation des Landes. Ihre Einsatzorte sind Wien und Peking.  

    Maximilian Hahn hat im Juni den Posten des Managers Material Planning, Supplier Management & Operations China im Bereich Logistics bei der BMW Group übernommen. Zuvor war er in den USA als Project Manager Customs/Export Control für den Autobauer tätig. 

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    Dessert

    A Euro 2024 Themed Pop-up Shop in Hangzhou Customers are buying German national team, Nationalteam T-shirts at a Euro 2024 themed pop-up store in Hangzhou, China, on June 13, 2024. Hangzhou Zhejiang China

    Die Euro 2024 interessiert auch die Fußball-Fans in China – wie diesen Mann in einem Pop-up-Store in Hangzhou. Die Zeiten der Live-Übertragungen der Abend-Spiele könnten in Ostasien aber wieder mal zu Schlafmangel führen. Der Anpfiff für das Eröffnungsspiel Deutschland-Schottland erklingt um drei Uhr früh am Samstagmorgen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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