Table.Briefing: China

Jack Mas Comeback+ Interview mit Ex-Militär Zhou Bo

Liebe Leserin, lieber Leser,

so nah hat man Jack Ma lange nicht mehr am Zentrum der Macht gesehen. Chinesische Staatsmedien zeigten am Montag Bilder des 60 Jahre alten Milliardärs, wie er an der Seite anderer prominenter Unternehmer Staats- und Parteichef Xi Jinping nach einer Rede applaudiert. Was das für Alibaba und die gesamte chinesische Tech-Branche bedeutet, erklärt Jörn Petring. 

Die denkwürdige Münchner Sicherheitskonferenz beschäftigt uns weiterhin. Angela Köckritz hat dort mit dem Ex-Militär Zhou Bo gesprochen. Er sagt: Trump überrascht China – mit Freundlichkeit. Statt harter Konfrontation setzt er auf versöhnliche Gesten gegenüber Peking. Doch ist das eine echte Kursänderung oder nur die Ruhe vor dem Sturm? Im Interview erklärt Zhou Bo, warum China sich nicht von Illusionen täuschen lässt und welche Lehren es aus dem Ukraine-Krieg für Taiwan zieht.

Die letzte Woche vor der Bundestagswahl ist angebrochen. In unserem Standpunkt legt Ihnen CDU-Politiker Nicolas Zippelius heute seine Ideen für ein China-Kompetenzzentrum vor. Weitere Standpunkte von Bundespolitikern finden Sie online bei China.Table

Ihre
Amelie Richter
Bild von Amelie  Richter

Analyse

Treffen mit Xi: Weshalb Alibaba und Jack Ma plötzlich wieder im Aufwind sind

So nah hat man Jack Ma lange nicht mehr am Zentrum der Macht gesehen. Chinesische Staatsmedien zeigten am Montag Bilder des 60 Jahre alten Milliardärs, wie er an der Seite anderer prominenter Unternehmer Staats- und Parteichef Xi Jinping nach einer Rede applaudiert. Xi hatte die wichtigsten Vertreter chinesischer Tech-Firmen zu einem Symposium nach Peking eingeladen.

Das Treffen war aus mehreren Gründen von Bedeutung. Peking signalisierte mit der ersten Zusammenkunft dieser Art seit 2018, dass es der Tech-Branche wohlgesonnen ist und zusammenarbeiten will, um Chinas Modernisierung voranzutreiben. Es ist ein passgenaues Signal zu einer Zeit, in der Durchbrüche des chinesischen KI-Startups Deepseek Chinas Tech-Firmen an der Börse ohnehin einen kräftigen Schub gegeben haben.

“Es ist der richtige Zeitpunkt für die Mehrheit der Privatfirmen und Unternehmer, um ihre Talente zu zeigen”, zitierte Xinhua aus Xis “wichtiger Rede” in der Großen Halle des Volkes. Der Präsident habe die Wachstumsstrategie der Regierung bekräftigt und betont, die aktuellen Probleme der Privatwirtschaft seien vorübergehend. So rief er die Unternehmer dazu auf, angesichts “zunehmender externer Herausforderungen” ihre “Gedanken und Handlungen” mit den Zielen der Partei zu vereinen.

Ma darf wieder mit am Tisch sitzen 

Dass zu Xis Gästen nicht nur Branchengrößen wie Tencent-Gründer Ma Huateng, Xiaomi-Chef Lei Jun und Huawei-Boss Ren Zhengfei gehörten, sondern auch Jack Ma, ist die zweite wichtige Botschaft: Ma darf wieder am Tisch sitzen, nachdem er vor Jahren in Peking in Ungnade gefallen war. 

Für Alibaba ist das eine weitere Erfolgsmeldung in kurzer Zeit. Seit Anfang des Jahres ist die Alibaba-Aktie um mehr als 45 Prozent gestiegen. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass sich der Konzern als mächtiger KI-Player neu erfindet. Deepseek hat zwar in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen beherrscht, doch Alibaba gilt als mindestens genauso schlagkräftig wie das junge Start-up.

Deal mit Apple ein Prestige-Erfolg 

So hat das Unternehmen aus Hangzhou einen wichtigen Prestige-Erfolg eingefahren: Eine Zusammenarbeit mit Apple. Wie vergangene Woche bekannt wurde, soll Alibaba die KI auf in China ausgelieferten iPhones bereitstellen. “Apple war sehr wählerisch. Sie sprachen mit einer Reihe von Firmen in China, und am Ende entschieden sie sich dafür, mit uns Geschäfte zu machen”, berichtete Alibaba-Vorstand und Co-Gründer Joe Tsai stolz auf einem Gipfel in Dubai. In den USA kann Apple seinen KI-Dienst Apple Intelligence direkt anbieten, in China hingegen war aufgrund der Datenschutzgesetze ein lokaler Partner nötig.

Berichten zufolge führte Apple Gespräche unter anderem mit den Tech-Giganten Baidu, Tencent und ByteDance, dem Mutterkonzern von TikTok. Auch eine Partnerschaft mit Deepseek soll diskutiert worden sein. Doch Apple, so heißt es, befand Deepseek für zu unerfahren und entschied sich letztlich für Alibaba, das nun endlich einen Weg aus der Krise gefunden zu haben scheint.

Nicht nur Regulierung, auch neue Konkurrenz 

Alibaba erreichte seinen Höhepunkt um 2020, als es beim Marktwert in einer Liga mit Google oder Facebook spielte. Der Konzern stand kurz davor, seine Finanzsparte Ant Group an die Börse zu bringen. Doch dieser Plan scheiterte spektakulär.

Ma, der sich damals bereits aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hatte, geriet ins Visier Pekings, als er sich mit einer öffentlichen Kritik an den chinesischen Regulierungsbehörden und dem Finanzsystem verkalkulierte. Peking startete zudem einen Regulierungs-Crackdown gegen die Tech-Branche, insbesondere gegen Alibaba, das als zu mächtig angesehen wurde. Die geplante Börsennotierung von Ant Group wurde von den Behörden abrupt gestoppt.

Alibaba gehört zu den KI-Führern in China 

Zusätzlich bekam Alibaba auch noch neue Konkurrenten. Etwa Pinduoduo, das mit seinem Auslands-Ableger Temu auch im Westen große Erfolge feierte. Alibaba reagierte mit dem größten Firmenumbau seiner Geschichte. Das Kerngeschäft um die Shopping-Plattformen TMall und Taobao wurde stabilisiert. Auch begann der Konzern, verstärkt in KI zu investieren und ein hauseigenes KI-Modell zu trainierten Qwen 2.5 überzeugte erst im Januar wieder mit Testergebnissen, die selbst Deepseek teilweise in den Schatten stellten.

Ob die jüngste Erfolgsstrecke von Alibaba anhält, bleibt abzuwarten. Denn in Chinas wettbewerbsintensiver Tech-Branche wird jeder Fehler bestraft. Im KI-Rennen legten nun etwa schon wieder Tencent und Deepseek gemeinsam nach. Erste Nutzer von WeChat können eine Test-Version der App nutzen, bei der das Deepseek-R1-Modell integriert ist, um eine KI-unterstützte Suche zu ermöglichen. Wird dieses Angebot breitflächig angeboten, wäre damit jeder Chinese über seinen WeChat-Account direkt im Kontakt mit Deepseek.

Xi macht deutlich, dass er der Boss ist 

Auch die Stimmung in Peking gilt es weiter genau zu beobachten. Zwar ist nicht im Detail bekannt, was die Tech-Bosse mit Xi Jinping besprochen haben. Die transportierten Bilder sprechen jedoch eine klare Sprache. Xi spricht, die Milliardäre hören brav zu und machen sich Notizen. Den Unternehmern wird Erfolg gewährt, solange sie im Interesse Pekings handeln.

Es ist eine verdrehte Welt im Vergleich zu den Bildern, die dieser Tage im Oval Office entstehen. Da hält ein Elon Musk im Oval Office eine Pressekonferenz ab. Statt Anzug und Krawatte trägt er Mantel und T-Shirt, und auf dem Kopf eine schwarze MAGA-Kappe. Auf seinen Schultern der kleine Sohn, der sich gelangweilt in der Nase bohrt. Donald Trump wirkt daneben nicht mächtig wie Xi, sondern hinter seinem Schreibtisch fast wie ein Zaungast, der dem eigentlichen Strippenzieher aufmerksam zuhört und ihm, wenn nötig, zur Seite springt.

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Interview

Sicherheitsexperte Zhou Bo: “Die USA sind es leid, der Weltpolizist zu sein”

Zhou Bo ist pensionierter Oberst der Luftwaffe der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Er ist Senior Fellow am Zentrum für Internationale Sicherheit und Strategie an der Tsinghua Universität in Peking.

Wie ist Ihr erster Eindruck von der neuen Trump-Regierung in Hinblick auf China?

Ich würde sagen, dass es in den letzten Wochen eher ruhig war. Fast schon zu freundlich.

Überrascht Sie das?

Ja. Jeder rechnete mit Zöllen von 60 Prozent. Dann aber hat Trump Zölle von nur zehn Prozent angekündigt, die niedriger sind als jene, mit denen er Kanada und Mexiko gedroht hat. Vielleicht erkennt er, dass diese Strategie bei uns nicht so gut funktioniert, weil wir ein ebenbürtiger Konkurrent sind. Die Strategie könnte bei Mexiko verfangen, aber nicht, um China kleinzuhalten. Dann lud Trump Xi Jinping zur Teilnahme an seiner Amtseinführung ein. Er rief ihn an und sagte etwas wie: Wenn unsere beiden Länder zusammenarbeiten, können wir alle großen Probleme der Welt lösen. All das sind freundliche Gesten. Vielleicht hat Trump Respekt vor Xi, er respektiert ja starke Männer. Er weiß sicherlich, dass China in einigen Bereichen der Hochtechnologie die Vereinigten Staaten bereits überholt hat. Vielleicht verbeugt er sich daher vor dem Duell vor seinem Rivalen.

Im Westen besteht die Hoffnung, dass China seinen großen Einfluss auf Russland nutzen könnte, um sich für einen Waffenstillstand in der Ukraine einzusetzen. Oder den Export von Dual-Use-Komponenten nach Russland einstellen könnte.

All das ist reines Wunschdenken. Wir sind einander die größten Nachbarn. Es liegt also in unserem Interesse, die Beziehung freundschaftlich zu gestalten. Chinas Wirtschaft ist nicht in guter Verfassung. Es muss also an jeden verkaufen, der etwas kaufen möchte, und diese Art von Export verstößt nicht gegen internationale Verträge. China hat vor dem Krieg die gleichen Dinge verkauft. Aber da Sanktionen gegen Russland verhängt wurden, müssen die Russen mehr davon kaufen und schauen nach China. China kritisiert Russland auf seine eigene Weise, indem es über die Achtung der Souveränität spricht. Das bedeutet, dass sie die Souveränität nicht respektieren. Wir würden das aber nicht direkt sagen.

Welche Rolle könnte China bei der Verhandlung und Sicherung eines Friedensabkommens spielen?

China kann in dreierlei Hinsicht eine konstruktive Rolle spielen. Erstens können wir uns anderen Großmächten anschließen und eine kollektive Sicherheitsgarantie bieten. Putin hat China, Indien und Brasilien gebeten, eine Vermittlerrolle zu spielen. Zweitens kann China Friedenstruppen entsenden. Kämen die Friedenstruppen aus Europa, würde Putin sagen, dass sie von der NATO sind. Stammen sie aber aus China oder Indien, wäre das in Ordnung.

Putin würde chinesischen oder indischen Soldaten keinen Schaden zufügen wollen, aus Angst, Länder zu verärgern, die für ihn sehr wichtig sind.

Drittens könnte China beim Wiederaufbau nach dem Krieg helfen. Ich weiß nicht, woher das Geld kommen würde, aber mit diesem Geld könnten wir effiziente Arbeit leisten. China ist sehr gut im Aufbau von Infrastruktur.

China wollte immer die Rolle eines Friedensstifters in der Ukraine spielen. Empfinden Sie es als Rückschlag, dass Trump und Putin ihr erstes Treffen voraussichtlich in Saudi-Arabien abhalten werden?

Ich verstehe das, weil China weithin als pro-russisch gilt. Wenn beide Seiten zustimmen, wäre China sehr glücklich.

Welche Schlussfolgerung zieht China aus den Entwicklungen rund um die Ukraine in Bezug auf seine Ambitionen für Taiwan?

Wir beobachten die Situation auf jeden Fall. Wir können militärisch viel lernen. Aber ich glaube nicht, dass es sicher einen Krieg in der Taiwanstraße geben wird. Eine friedliche Wiedervereinigung ist immer noch möglich. Solange wir glauben, dass sie noch möglich ist, warum sollten wir dann einen so kostspieligen Krieg vom Zaun brechen? Das sollten wir nicht tun. Aber kann China den USA glauben? Sie reden immer von der Ein-China-Politik, doch dann wird sie ausgehöhlt. Sie schicken sogar ihre Leute, um taiwanesische Truppen auszubilden. Ich frage mich, was es bringen soll, wenn die USA Ausbilder schicken, um Taiwaner auszubilden, wenn diese Soldaten in Taiwan “Erdbeersoldaten” genannt werden.

Mit diesem Begriff kritisieren einige in Taiwan den Kampfgeist und die Fähigkeiten der eigenen Soldaten.

Erstens glauben wir, dass eine friedliche Wiedervereinigung noch immer möglich ist, und zweitens vergessen die Menschen immer, dass wir nicht nur die Peitsche schwingen, sondern auch Zuckerbrot anbieten sollten.

Die Münchner Sicherheitskonferenz hat gezeigt, dass die USA es mit der Hinwendung zum Indo-Pazifik offenbar ernst meinen.

Wie können die USA sich wirklich dem Indo-Pazifik zuwenden? Ich glaube, Israel ist Amerikas Achillesferse. Sie werden nie aus dem Nahen Osten herauskommen. Aber selbst wenn sie freie Hand hätten und sich auf China konzentrieren würden – na und? Sie sind es leid, die Weltpolizei zu sein. Dies ist der Sonnenuntergang der Pax Americana. Und die amerikanische Rüstungsindustrie ist nichts im Vergleich zu Chinas Militärindustrie.

Die USA sind noch immer die mächtigste Militärmacht der Welt.

Das amerikanische Militär ist immer noch stärker als das chinesische, das ist sicher. Ich spreche aber von der Rüstungsindustrie. Der Fähigkeit, Schiffe zu produzieren. Sie haben in hohem Maße industrielle Fähigkeiten verloren. Eine einzige chinesische Werft könnte stärker sein als alle amerikanischen Werften zusammen. Können die USA eines Tages wirklich wieder zur Stärke zurückkehren? Ich habe da meine Zweifel. Nationen steigen und fallen, aber wenn man bereits fällt, kann man vielleicht in eine lange Kurve eintreten. Doch man kann sich nicht ganz plötzlich von seinem Niedergang erholen.

Sie haben ein Buch mit dem Titel “Should the World Fear China?” (Sollte die Welt China fürchten?) geschrieben. Wenn China nicht gefürchtet werden will, warum verhält es sich dann nicht anders zu Taiwan, im Südchinesischen Meer oder an der chinesisch-indischen Grenze?

Die Antwort ist sehr einfach. Der griechische Geschichtsschreiber Thukydides spricht von drei Gründen für einen Krieg: Angst, Interesse und Ehre. Ich spreche jetzt von der Ehre. Diese Art von Ehre ist unsichtbar, doch für China von enormer Bedeutung. Und sollten wir China dafür die Schuld geben? China hat keine Lektion über den Schaden erhalten, den Nationalismus anrichten kann. In China hört man nie etwas über Nationalismus. Man hört immer nur etwas von Patriotismus. Alle Chinesen werden von Kindesbeinen an dazu erzogen, keinen Zentimeter unseres Mutterlandes aufzugeben. Unser Mutterland ist heilig und wir sollten es verteidigen. Wenn es um die Souveränität geht, werden Chinesen sehr ernst. Sie sagen dann nicht, es geht doch nur um einen Felsen im Meer, wen soll das interessieren? So würden sie nicht denken.

Zhou Bo ist ein pensionierter Oberst der Luftwaffe der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Er diente unter anderem als Militärattaché an der chinesischen Botschaft in Namibia und war Direktor des Zentrums für Sicherheitskooperation im chinesischen Verteidigungsministerium. Heute ist er Senior Fellow am Zentrum für Internationale Sicherheit und Strategie an der Tsinghua Universität in Peking.

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News

Shein: Vorbereitung des Börsengangs läuft holprig

Der Fast-Fashion-Konzern Shein steht vor seinem Börsengang unter Druck. Auf Rat der Aktionäre soll der Konzern seinen Unternehmenswert auf 30 Milliarden Dollar senken, berichtet Reuters. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde seiner Investoren 2023 war das Unternehmen mit 66 Milliarden Dollar bewertet worden, zuvor kursierten noch höhere Zahlen.

Ein Börsengang in den USA war vergangenes Jahr gescheitert. Daraufhin plante Shein, in der ersten Hälfte dieses Jahres in London an die Börse zu gehen. Auch dieser Börsengang ist vermutlich auf die zweite Jahreshälfte verschoben, nachdem US-Präsident Trump die sogenannten “de minimis”-Regel aufgehoben hatte. Diese Regelung ermöglichte es Konzernen wie Shein, Waren im Wert von unter 800 Dollar zollfrei in die USA zu importieren.

Auch die EU geht derzeit gegen die Billigimporte von Shein und Co vor. Sie will die Einhaltung von Umweltstandards, Produktsicherheit und Datenschutz überprüfen. Gegen Shein hat die EU-Kommission eine Untersuchung aufgrund möglicher Verstöße gegen das Verbraucherschutzgesetz eingeleitet. Bis Ende Februar soll der Konzern unter anderem Details über seine Produkt-Empfehlungssysteme offenlegen. ek

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Energie: So will China zukünftig den Batterie-Markt dominieren

China arbeitet an der Stabilisierung seines New-Energy-Sektors. Das zeigt ein Aktionsplan, den das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie am Montag veröffentlichte. Chinas New-Energy-Sektor boomt derzeit, nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs der chinesischen E-Auto-Industrie. Der Aktionsplan richtet sich an Ministerien und Ämter der Provinzen und soll den Weg für die Entwicklung der Batterieindustrie vorgeben.

China setzt sich im Aktionsplan zum Ziel, bis 2027 seine Batterieindustrie wettbewerbsfähiger, innovativer und grüner zu machen. Dabei sollen unter anderem neue Anwendungsbereiche in Verkehr, Industrie, Bauwesen und der Landwirtschaft erschlossen werden. Neben Lithium-Batterien will China verstärkt an kohlenstoffbasierten und Natrium-Ionen-Batterien forschen, die weniger kritische Mineralien benötigen.

Nicht nur die Batterien selbst, auch der chinesische Energiespeicher-Markt selbst soll zukünftig hochwertiger sein. Unternehmen im New-Energy-Sektor sollen Nachfrage und ihren eigenen Entwicklungsplan besser im Blick behalten, anstatt blind auf Wachstum und Investitionen zu setzen. Entwicklung und Produktion sollen besser überwacht und dem Markt angepasst werden.

Trotz natürlicher Vorkommen von Lithium und Grafit ist China bei der Herstellung von Batterien auf den Import kritischer Mineralien angewiesen. Chinesische Unternehmen sollen sich daher auf die Sicherung kritischer Mineralien im Ausland fokussieren. Nicht nur in Sachen Lieferketten sollen chinesische Unternehmen ins Ausland schauen. Wer im New-Energy-Sektor arbeitet, soll unter den BRICS-Staaten oder Teilnehmern der Neuen Seidenstraße nach Kooperationen suchen. Das soll auch das Image chinesischer Unternehmen aufpolieren.

Laut dem Papier sollen chinesische Batterie-Hersteller ihre Expertise mit der Welt teilen: Auf Konferenzen und Foren sollen sie sich als die Anführer im Bereich Energiespeicherung positionieren – und dabei auch ausländische Firmen ermutigen, in China zu investieren. Chinesische Firmen werden zudem ermutigt, auch ins Ausland zu expandieren und ausländische Märkte zu erschließen. ek

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Technologie: Chinesisches Forscherteam entwickelt “Super-Diamanten”

Chinesische Wissenschaftler haben einen Diamanten von außergewöhnlicher Härte geschaffen. Der “Super-Diamant” ist aufgrund seiner hexagonalen Kristallstruktur wesentlich härter als natürliche Diamanten, berichtet die South China Morning Post. Harte Diamanten finden in der Industrie vor allem als Schneide- und Polierinstrumente Anwendung.

Diamanten mit hexagonaler Struktur sind besonders schwer im Labor herzustellen. Zuerst gelang das einem amerikanischen Forscherteam im Jahr 2021. Jetzt haben auch chinesische Forscher eine Methode entwickelt, mit der sie “nahezu reine” hexagonale Diamanten aus Graphit synthetisieren. Der Diamant aus dem chinesischen Labor ist 40 Prozent härter als ein natürlicher Diamant und bewahrt auch unter extremen Temperaturschwankungen seine Eigenschaften. Das deute auf sein großes Potenzial für die industrielle Anwendung hin, schreibt das Forscherteam.

Diamanten von besonderer Härte werden unter anderem als Schleif- oder Bohrgeräte in der Industrie verwendet. Aufgrund ihrer Präzision und Wärmeleitfähigkeit sind sie auch in der Chirurgie oder der Halbleiterindustrie wichtig. ek

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Presseschau

China hofft auf Beteiligung aller bei Ukraine-Gesprächen NAU
Reaktion auf die neue US-Regierung: China hat sich auf Trump vorbereitet TAGESANZEIGER
Rückzug der USA: Julia Gurol-Haller vom German Institute for Global and Area Studies “China will eine Weltordnung schaffen, in der es die dominante Macht ist” MERKUR
Japan und China: Mein bester Feind SÜDDEUTSCHE
Trump wants Greenland and Gaza. That might embolden China on Taiwan WASHINGTON POST
Protest in Cook Islands over deal with China on economy and seabed mining NBCNEWS
Okinawa, a Small Island Caught Between Big Powers NEW YORK TIMES
China alleges former soldier shared secrets of troops, weapons with foreign spy agency SCMP
“Erfahrungsaustausch” mit einer Diktatur: Bundespolizei kooperiert mit Chinas Sicherheitskräften TAGESSPIEGEL
Studie zur Batterielieferkette zeigt Chinas globale Dominanz ECOMENTO
Autowelle aus dem Osten: Wie China Russlands Straßen erobert TELEPOLIS
Deutsche Hersteller werden Autos in China nicht mehr los – Stattdessen gehen sie jetzt nach Polen MERKUR
China: Xi Jinping trifft IT-Bosse, die Aktienkurse der Nichtanwesenden sacken ab HEISE
Alibaba: So wird Chinas größter Onlinehändler zum KI-Konzern HANDELSBLATT

Standpunkt

Deutsche Außenpolitik: Warum wir ein China-Kompetenzzentrum brauchen

Von Nicolas Zippelius
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Nicolas Zippelius.

Die Frage nach dem Aufbau eines China-Kompetenzzentrums ist zentral für eine effizientere und kohärentere Gestaltung der deutschen Außenpolitik. Dies hat zum einen das uneinheitliche Handeln der auseinandergebrochenen Ampelregierung mit Blick auf die Umsetzung ihrer China-Strategie sowie das Lösen von China betreffenden Fragestellungen vor Augen geführt.  

Zum anderen sollte nach vier Jahrzehnten des wirtschaftlichen Aufstiegs der Volksrepublik regierungsseitig die Fähigkeit bestehen, Sprache, Handlungen und politisches Agieren Chinas besser antizipieren zu können. Dazu ist es nötig, sich mit nationalen sowie globalen Akteuren auf demselben Stand des analytischen Wissens auszutauschen, um entsprechend auf Chinas Vorgehen reagieren zu können und längerfristig außenpolitisch planen zu können. Ohne eine umfassende China-Kompetenz bleibt die deutsche China-Strategie nur eine leere Hülle. Es braucht mehr Tiefe als die regelmäßig wiederkehrende Kategorisierung der Partnerschaft, des Wettbewerbs und der systemischen Rivalität. 

Den interdisziplinären Austausch stärken

Bei der Realisierung eines solchen Kompetenzzentrums gilt es, die bereits bestehende China-Kompetenz auf unterschiedlichen politischen Ebenen und Bereichen zusammenzuziehen und mit existierendem China-Wissen aus dem akademischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Bereich zusammenzuführen und zu koordinieren – an einer dafür direkt beim Kanzleramt angesiedelten Stelle. 

Dieses Kompetenzzentrum soll mitunter dazu dienen, den interdisziplinären Austausch zu stärken, Anlaufstelle für relevante Akteure zu sein, aktuelle chinarelevante Fragestellungen zu diskutieren, China-Monitoring bezüglich möglicher Veränderungen in Strukturen und Prozessen zu betreiben, strategische Szenarienplanung vorzunehmen sowie eine Datenbank zu unterhalten, die laufende Kooperationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung dokumentiert. Folglich gilt es, Vertreter unterschiedlicher chinarelevanter Bereiche aktiv bei der Errichtung des Kompetenzzentrums miteinzubeziehen. 

Der interdisziplinäre Austausch sollte dabei auch offen für die deutschen Sicherheitsbehörden sein. Darüber hinaus gilt es, deutsche Akteure bei akut relevanten Entwicklungen, wie z.B. der zunehmenden Entkopplung der chinesischen Normierungslandschaft von internationalen Standards, durch Beratungsangebote unterstützen zu können. In einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage des Autors wird bestätigt, dass der alternative chinesische Produktstandard, die China Compulsory Certification, ein technisches Handelshemmnis für den freien Warenverkehr darstellt und somit das Tätigwerden deutscher Unternehmen auf dem chinesischen Markt erschwert. Ein Kompetenzzentrum China, angesiedelt im Kanzleramt, könnte somit auch einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und der digitalen Souveränität Deutschlands leisten. 

Aus diesen genannten Zielstellungen leitet sich ein weiterer wichtiger Auftrag ab, nämlich im Rahmen des Kompetenzzentrums die Kohärenz in der innerstaatlichen China-Politik zu verbessern. Die Bundesländer und die Kommunen gilt es dabei mitzuberücksichtigen, stärker mit zuständigen Gremien und Behörden auf Bundesebene in Verbindung zu bringen und ihnen Ansprechpartner für sensible Fragen in Bezug auf Angelegenheiten mit China zur Verfügung zu stellen. 

Die schon vorhandenen China-Kompetenzen besser nutzen

Eine besondere Stärke Deutschlands hinsichtlich der Weiterentwicklung der eigenen China-Kompetenz sind die schon etablierten Sinologien oder Chinakompetenzzentren an verschiedenen Wissenschafts- oder Forschungsstandorten in Deutschland. Als Beispiele dafür dienen z.B. die aus der China-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF, 2015-2020), die unter der damaligen unionsgeführten Bundesregierung verabschiedet wurde, entstandenen zwölf “Regio-China”-Projekte, der im Jahr 2018 an der Technischen Universität Berlin gegründete Verbund der Chinazentren an deutschen Hochschulen (VCdH), die China-Schul-Akademie an der Universität Heidelberg oder das Mercator Institute for China Studies (MERICS). Die Liste solcher Chinaexzellenz, die es zu berücksichtigen gilt, setzt sich fort. 

Ziel eines Kompetenzzentrum China muss es ebenso sein: (1) Synergien zwischen den schon existierenden Sinologie- und Chinakompetenzzentren der Universitäten sowie den Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen in Deutschland und einem Kompetenzzentrum China angesiedelt im Kanzleramt zu schaffen; (2) geeignete Mechanismen zu entwickeln, um zeitnahe auf die vielfältige China-Expertise zurückzugreifen und (3) Angebote zur Stärkung der China-Fachkenntnis auf allen staatlichen Ebenen bereitzustellen. 

Mit einem China-Kompetenzzentrum kommt Deutschland seiner globalen Rolle nach

Das Kompetenzzentrum China ist darüber hinaus auch als ein außenpolitischer Eckpfeiler der deutschen China-Politik zu verstehen. Somit muss ein Dialog zwischen dem Kompetenzzentrum China sowie anderen europäischen Kompetenzzentren, wie zum Beispiel. das niederländische China Knowledge Network (CKN), und weiteren internationalen Chinakompetenzzentren vorangebracht werden. So wird ein langfristiger Austausch von Expertise und Experten ermöglicht, genauso wie eine gemeinsame Antwort auf globale Herausforderungen. Mit einem solchen Kompetenzzentrum China würde Deutschland einen zentralen Beitrag zur Weiterentwicklung und für eine stärkere Wirksamkeit der europäischen China-Strategie leisten, welche integraler Bestandteil der deutschen China-Politik ist und bleibt. 

Vor diesem Hintergrund sollen abschließend die Potenziale eines Chinakompetenzzentrums angesiedelt beim Bundeskanzleramt einmal mehr unterstrichen werden. Auch bei dieser Säule einer kohärenten, wirkungsvollen und nachhaltigen Außen- und Sicherheitspolitik gilt es, die entsprechenden Weichen zu stellen und Deutschlands Rolle sowie Verantwortung als globaler politischer Akteur verantwortungsbewusst nachzukommen. Mit der Schaffung eines Kompetenzzentrums an der Schnittstelle von Wissenschaft, Forschung, Wirtschafts-, Außen- sowie (Cyber-)Sicherheitspolitik würde eine Bundesregierung ein entsprechendes nötiges Instrument bereitstellen.

Nicolas Zippelius ist Bundestagsabgeordneter der CDU. Er ist ordentliches Mitglied im Ausschuss für Digitales, dem Ausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dem Untersuchungsausschuss Afghanistan. Im Auswärtigen Ausschuss ist Zippelius stellvertretendes Mitglied.

Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute mehr denn je: kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

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Personalie

Simona Grano ist neue Forschungsleiterin für den Bereich China-Taiwan-Beziehungen an der Universität Zürich. Grano bleibt zudem Direktorin für das Projekt der Taiwan-Studien an der Uni.  

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Dessert

Grundschulen und weiterführende Schulen in mehreren Regionen Chinas öffneten am vergangenen Donnerstag ihre Türen für den ersten Tag des neuen Schulsemesters. Traditionell starteten viele das neue Schuljahr dabei mit “inspirierenden ersten Unterrichtseinheiten”. Im Pengshan-Bezirk von Meishan, in der Provinz Sichuan, kam dabei etwa ein Roboterhund zum Einsatz. Er sollte den Kindern nicht nur technologische Kenntnisse näherbringen, sondern auch das Interesse an den Schlüsselindustrien Robotik und künstliche Intelligenz wecken.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Die denkwürdige Münchner Sicherheitskonferenz beschäftigt uns weiterhin. Angela Köckritz hat dort mit dem Ex-Militär Zhou Bo gesprochen. Er sagt: Trump überrascht China – mit Freundlichkeit. Statt harter Konfrontation setzt er auf versöhnliche Gesten gegenüber Peking. Doch ist das eine echte Kursänderung oder nur die Ruhe vor dem Sturm? Im Interview erklärt Zhou Bo, warum China sich nicht von Illusionen täuschen lässt und welche Lehren es aus dem Ukraine-Krieg für Taiwan zieht.

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    Treffen mit Xi: Weshalb Alibaba und Jack Ma plötzlich wieder im Aufwind sind

    So nah hat man Jack Ma lange nicht mehr am Zentrum der Macht gesehen. Chinesische Staatsmedien zeigten am Montag Bilder des 60 Jahre alten Milliardärs, wie er an der Seite anderer prominenter Unternehmer Staats- und Parteichef Xi Jinping nach einer Rede applaudiert. Xi hatte die wichtigsten Vertreter chinesischer Tech-Firmen zu einem Symposium nach Peking eingeladen.

    Das Treffen war aus mehreren Gründen von Bedeutung. Peking signalisierte mit der ersten Zusammenkunft dieser Art seit 2018, dass es der Tech-Branche wohlgesonnen ist und zusammenarbeiten will, um Chinas Modernisierung voranzutreiben. Es ist ein passgenaues Signal zu einer Zeit, in der Durchbrüche des chinesischen KI-Startups Deepseek Chinas Tech-Firmen an der Börse ohnehin einen kräftigen Schub gegeben haben.

    “Es ist der richtige Zeitpunkt für die Mehrheit der Privatfirmen und Unternehmer, um ihre Talente zu zeigen”, zitierte Xinhua aus Xis “wichtiger Rede” in der Großen Halle des Volkes. Der Präsident habe die Wachstumsstrategie der Regierung bekräftigt und betont, die aktuellen Probleme der Privatwirtschaft seien vorübergehend. So rief er die Unternehmer dazu auf, angesichts “zunehmender externer Herausforderungen” ihre “Gedanken und Handlungen” mit den Zielen der Partei zu vereinen.

    Ma darf wieder mit am Tisch sitzen 

    Dass zu Xis Gästen nicht nur Branchengrößen wie Tencent-Gründer Ma Huateng, Xiaomi-Chef Lei Jun und Huawei-Boss Ren Zhengfei gehörten, sondern auch Jack Ma, ist die zweite wichtige Botschaft: Ma darf wieder am Tisch sitzen, nachdem er vor Jahren in Peking in Ungnade gefallen war. 

    Für Alibaba ist das eine weitere Erfolgsmeldung in kurzer Zeit. Seit Anfang des Jahres ist die Alibaba-Aktie um mehr als 45 Prozent gestiegen. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass sich der Konzern als mächtiger KI-Player neu erfindet. Deepseek hat zwar in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen beherrscht, doch Alibaba gilt als mindestens genauso schlagkräftig wie das junge Start-up.

    Deal mit Apple ein Prestige-Erfolg 

    So hat das Unternehmen aus Hangzhou einen wichtigen Prestige-Erfolg eingefahren: Eine Zusammenarbeit mit Apple. Wie vergangene Woche bekannt wurde, soll Alibaba die KI auf in China ausgelieferten iPhones bereitstellen. “Apple war sehr wählerisch. Sie sprachen mit einer Reihe von Firmen in China, und am Ende entschieden sie sich dafür, mit uns Geschäfte zu machen”, berichtete Alibaba-Vorstand und Co-Gründer Joe Tsai stolz auf einem Gipfel in Dubai. In den USA kann Apple seinen KI-Dienst Apple Intelligence direkt anbieten, in China hingegen war aufgrund der Datenschutzgesetze ein lokaler Partner nötig.

    Berichten zufolge führte Apple Gespräche unter anderem mit den Tech-Giganten Baidu, Tencent und ByteDance, dem Mutterkonzern von TikTok. Auch eine Partnerschaft mit Deepseek soll diskutiert worden sein. Doch Apple, so heißt es, befand Deepseek für zu unerfahren und entschied sich letztlich für Alibaba, das nun endlich einen Weg aus der Krise gefunden zu haben scheint.

    Nicht nur Regulierung, auch neue Konkurrenz 

    Alibaba erreichte seinen Höhepunkt um 2020, als es beim Marktwert in einer Liga mit Google oder Facebook spielte. Der Konzern stand kurz davor, seine Finanzsparte Ant Group an die Börse zu bringen. Doch dieser Plan scheiterte spektakulär.

    Ma, der sich damals bereits aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hatte, geriet ins Visier Pekings, als er sich mit einer öffentlichen Kritik an den chinesischen Regulierungsbehörden und dem Finanzsystem verkalkulierte. Peking startete zudem einen Regulierungs-Crackdown gegen die Tech-Branche, insbesondere gegen Alibaba, das als zu mächtig angesehen wurde. Die geplante Börsennotierung von Ant Group wurde von den Behörden abrupt gestoppt.

    Alibaba gehört zu den KI-Führern in China 

    Zusätzlich bekam Alibaba auch noch neue Konkurrenten. Etwa Pinduoduo, das mit seinem Auslands-Ableger Temu auch im Westen große Erfolge feierte. Alibaba reagierte mit dem größten Firmenumbau seiner Geschichte. Das Kerngeschäft um die Shopping-Plattformen TMall und Taobao wurde stabilisiert. Auch begann der Konzern, verstärkt in KI zu investieren und ein hauseigenes KI-Modell zu trainierten Qwen 2.5 überzeugte erst im Januar wieder mit Testergebnissen, die selbst Deepseek teilweise in den Schatten stellten.

    Ob die jüngste Erfolgsstrecke von Alibaba anhält, bleibt abzuwarten. Denn in Chinas wettbewerbsintensiver Tech-Branche wird jeder Fehler bestraft. Im KI-Rennen legten nun etwa schon wieder Tencent und Deepseek gemeinsam nach. Erste Nutzer von WeChat können eine Test-Version der App nutzen, bei der das Deepseek-R1-Modell integriert ist, um eine KI-unterstützte Suche zu ermöglichen. Wird dieses Angebot breitflächig angeboten, wäre damit jeder Chinese über seinen WeChat-Account direkt im Kontakt mit Deepseek.

    Xi macht deutlich, dass er der Boss ist 

    Auch die Stimmung in Peking gilt es weiter genau zu beobachten. Zwar ist nicht im Detail bekannt, was die Tech-Bosse mit Xi Jinping besprochen haben. Die transportierten Bilder sprechen jedoch eine klare Sprache. Xi spricht, die Milliardäre hören brav zu und machen sich Notizen. Den Unternehmern wird Erfolg gewährt, solange sie im Interesse Pekings handeln.

    Es ist eine verdrehte Welt im Vergleich zu den Bildern, die dieser Tage im Oval Office entstehen. Da hält ein Elon Musk im Oval Office eine Pressekonferenz ab. Statt Anzug und Krawatte trägt er Mantel und T-Shirt, und auf dem Kopf eine schwarze MAGA-Kappe. Auf seinen Schultern der kleine Sohn, der sich gelangweilt in der Nase bohrt. Donald Trump wirkt daneben nicht mächtig wie Xi, sondern hinter seinem Schreibtisch fast wie ein Zaungast, der dem eigentlichen Strippenzieher aufmerksam zuhört und ihm, wenn nötig, zur Seite springt.

    • Jack Ma
    • Konjunktur
    • Technologie
    • Temu
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    Interview

    Sicherheitsexperte Zhou Bo: “Die USA sind es leid, der Weltpolizist zu sein”

    Zhou Bo ist pensionierter Oberst der Luftwaffe der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Er ist Senior Fellow am Zentrum für Internationale Sicherheit und Strategie an der Tsinghua Universität in Peking.

    Wie ist Ihr erster Eindruck von der neuen Trump-Regierung in Hinblick auf China?

    Ich würde sagen, dass es in den letzten Wochen eher ruhig war. Fast schon zu freundlich.

    Überrascht Sie das?

    Ja. Jeder rechnete mit Zöllen von 60 Prozent. Dann aber hat Trump Zölle von nur zehn Prozent angekündigt, die niedriger sind als jene, mit denen er Kanada und Mexiko gedroht hat. Vielleicht erkennt er, dass diese Strategie bei uns nicht so gut funktioniert, weil wir ein ebenbürtiger Konkurrent sind. Die Strategie könnte bei Mexiko verfangen, aber nicht, um China kleinzuhalten. Dann lud Trump Xi Jinping zur Teilnahme an seiner Amtseinführung ein. Er rief ihn an und sagte etwas wie: Wenn unsere beiden Länder zusammenarbeiten, können wir alle großen Probleme der Welt lösen. All das sind freundliche Gesten. Vielleicht hat Trump Respekt vor Xi, er respektiert ja starke Männer. Er weiß sicherlich, dass China in einigen Bereichen der Hochtechnologie die Vereinigten Staaten bereits überholt hat. Vielleicht verbeugt er sich daher vor dem Duell vor seinem Rivalen.

    Im Westen besteht die Hoffnung, dass China seinen großen Einfluss auf Russland nutzen könnte, um sich für einen Waffenstillstand in der Ukraine einzusetzen. Oder den Export von Dual-Use-Komponenten nach Russland einstellen könnte.

    All das ist reines Wunschdenken. Wir sind einander die größten Nachbarn. Es liegt also in unserem Interesse, die Beziehung freundschaftlich zu gestalten. Chinas Wirtschaft ist nicht in guter Verfassung. Es muss also an jeden verkaufen, der etwas kaufen möchte, und diese Art von Export verstößt nicht gegen internationale Verträge. China hat vor dem Krieg die gleichen Dinge verkauft. Aber da Sanktionen gegen Russland verhängt wurden, müssen die Russen mehr davon kaufen und schauen nach China. China kritisiert Russland auf seine eigene Weise, indem es über die Achtung der Souveränität spricht. Das bedeutet, dass sie die Souveränität nicht respektieren. Wir würden das aber nicht direkt sagen.

    Welche Rolle könnte China bei der Verhandlung und Sicherung eines Friedensabkommens spielen?

    China kann in dreierlei Hinsicht eine konstruktive Rolle spielen. Erstens können wir uns anderen Großmächten anschließen und eine kollektive Sicherheitsgarantie bieten. Putin hat China, Indien und Brasilien gebeten, eine Vermittlerrolle zu spielen. Zweitens kann China Friedenstruppen entsenden. Kämen die Friedenstruppen aus Europa, würde Putin sagen, dass sie von der NATO sind. Stammen sie aber aus China oder Indien, wäre das in Ordnung.

    Putin würde chinesischen oder indischen Soldaten keinen Schaden zufügen wollen, aus Angst, Länder zu verärgern, die für ihn sehr wichtig sind.

    Drittens könnte China beim Wiederaufbau nach dem Krieg helfen. Ich weiß nicht, woher das Geld kommen würde, aber mit diesem Geld könnten wir effiziente Arbeit leisten. China ist sehr gut im Aufbau von Infrastruktur.

    China wollte immer die Rolle eines Friedensstifters in der Ukraine spielen. Empfinden Sie es als Rückschlag, dass Trump und Putin ihr erstes Treffen voraussichtlich in Saudi-Arabien abhalten werden?

    Ich verstehe das, weil China weithin als pro-russisch gilt. Wenn beide Seiten zustimmen, wäre China sehr glücklich.

    Welche Schlussfolgerung zieht China aus den Entwicklungen rund um die Ukraine in Bezug auf seine Ambitionen für Taiwan?

    Wir beobachten die Situation auf jeden Fall. Wir können militärisch viel lernen. Aber ich glaube nicht, dass es sicher einen Krieg in der Taiwanstraße geben wird. Eine friedliche Wiedervereinigung ist immer noch möglich. Solange wir glauben, dass sie noch möglich ist, warum sollten wir dann einen so kostspieligen Krieg vom Zaun brechen? Das sollten wir nicht tun. Aber kann China den USA glauben? Sie reden immer von der Ein-China-Politik, doch dann wird sie ausgehöhlt. Sie schicken sogar ihre Leute, um taiwanesische Truppen auszubilden. Ich frage mich, was es bringen soll, wenn die USA Ausbilder schicken, um Taiwaner auszubilden, wenn diese Soldaten in Taiwan “Erdbeersoldaten” genannt werden.

    Mit diesem Begriff kritisieren einige in Taiwan den Kampfgeist und die Fähigkeiten der eigenen Soldaten.

    Erstens glauben wir, dass eine friedliche Wiedervereinigung noch immer möglich ist, und zweitens vergessen die Menschen immer, dass wir nicht nur die Peitsche schwingen, sondern auch Zuckerbrot anbieten sollten.

    Die Münchner Sicherheitskonferenz hat gezeigt, dass die USA es mit der Hinwendung zum Indo-Pazifik offenbar ernst meinen.

    Wie können die USA sich wirklich dem Indo-Pazifik zuwenden? Ich glaube, Israel ist Amerikas Achillesferse. Sie werden nie aus dem Nahen Osten herauskommen. Aber selbst wenn sie freie Hand hätten und sich auf China konzentrieren würden – na und? Sie sind es leid, die Weltpolizei zu sein. Dies ist der Sonnenuntergang der Pax Americana. Und die amerikanische Rüstungsindustrie ist nichts im Vergleich zu Chinas Militärindustrie.

    Die USA sind noch immer die mächtigste Militärmacht der Welt.

    Das amerikanische Militär ist immer noch stärker als das chinesische, das ist sicher. Ich spreche aber von der Rüstungsindustrie. Der Fähigkeit, Schiffe zu produzieren. Sie haben in hohem Maße industrielle Fähigkeiten verloren. Eine einzige chinesische Werft könnte stärker sein als alle amerikanischen Werften zusammen. Können die USA eines Tages wirklich wieder zur Stärke zurückkehren? Ich habe da meine Zweifel. Nationen steigen und fallen, aber wenn man bereits fällt, kann man vielleicht in eine lange Kurve eintreten. Doch man kann sich nicht ganz plötzlich von seinem Niedergang erholen.

    Sie haben ein Buch mit dem Titel “Should the World Fear China?” (Sollte die Welt China fürchten?) geschrieben. Wenn China nicht gefürchtet werden will, warum verhält es sich dann nicht anders zu Taiwan, im Südchinesischen Meer oder an der chinesisch-indischen Grenze?

    Die Antwort ist sehr einfach. Der griechische Geschichtsschreiber Thukydides spricht von drei Gründen für einen Krieg: Angst, Interesse und Ehre. Ich spreche jetzt von der Ehre. Diese Art von Ehre ist unsichtbar, doch für China von enormer Bedeutung. Und sollten wir China dafür die Schuld geben? China hat keine Lektion über den Schaden erhalten, den Nationalismus anrichten kann. In China hört man nie etwas über Nationalismus. Man hört immer nur etwas von Patriotismus. Alle Chinesen werden von Kindesbeinen an dazu erzogen, keinen Zentimeter unseres Mutterlandes aufzugeben. Unser Mutterland ist heilig und wir sollten es verteidigen. Wenn es um die Souveränität geht, werden Chinesen sehr ernst. Sie sagen dann nicht, es geht doch nur um einen Felsen im Meer, wen soll das interessieren? So würden sie nicht denken.

    Zhou Bo ist ein pensionierter Oberst der Luftwaffe der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Er diente unter anderem als Militärattaché an der chinesischen Botschaft in Namibia und war Direktor des Zentrums für Sicherheitskooperation im chinesischen Verteidigungsministerium. Heute ist er Senior Fellow am Zentrum für Internationale Sicherheit und Strategie an der Tsinghua Universität in Peking.

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    Shein: Vorbereitung des Börsengangs läuft holprig

    Der Fast-Fashion-Konzern Shein steht vor seinem Börsengang unter Druck. Auf Rat der Aktionäre soll der Konzern seinen Unternehmenswert auf 30 Milliarden Dollar senken, berichtet Reuters. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde seiner Investoren 2023 war das Unternehmen mit 66 Milliarden Dollar bewertet worden, zuvor kursierten noch höhere Zahlen.

    Ein Börsengang in den USA war vergangenes Jahr gescheitert. Daraufhin plante Shein, in der ersten Hälfte dieses Jahres in London an die Börse zu gehen. Auch dieser Börsengang ist vermutlich auf die zweite Jahreshälfte verschoben, nachdem US-Präsident Trump die sogenannten “de minimis”-Regel aufgehoben hatte. Diese Regelung ermöglichte es Konzernen wie Shein, Waren im Wert von unter 800 Dollar zollfrei in die USA zu importieren.

    Auch die EU geht derzeit gegen die Billigimporte von Shein und Co vor. Sie will die Einhaltung von Umweltstandards, Produktsicherheit und Datenschutz überprüfen. Gegen Shein hat die EU-Kommission eine Untersuchung aufgrund möglicher Verstöße gegen das Verbraucherschutzgesetz eingeleitet. Bis Ende Februar soll der Konzern unter anderem Details über seine Produkt-Empfehlungssysteme offenlegen. ek

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    Energie: So will China zukünftig den Batterie-Markt dominieren

    China arbeitet an der Stabilisierung seines New-Energy-Sektors. Das zeigt ein Aktionsplan, den das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie am Montag veröffentlichte. Chinas New-Energy-Sektor boomt derzeit, nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs der chinesischen E-Auto-Industrie. Der Aktionsplan richtet sich an Ministerien und Ämter der Provinzen und soll den Weg für die Entwicklung der Batterieindustrie vorgeben.

    China setzt sich im Aktionsplan zum Ziel, bis 2027 seine Batterieindustrie wettbewerbsfähiger, innovativer und grüner zu machen. Dabei sollen unter anderem neue Anwendungsbereiche in Verkehr, Industrie, Bauwesen und der Landwirtschaft erschlossen werden. Neben Lithium-Batterien will China verstärkt an kohlenstoffbasierten und Natrium-Ionen-Batterien forschen, die weniger kritische Mineralien benötigen.

    Nicht nur die Batterien selbst, auch der chinesische Energiespeicher-Markt selbst soll zukünftig hochwertiger sein. Unternehmen im New-Energy-Sektor sollen Nachfrage und ihren eigenen Entwicklungsplan besser im Blick behalten, anstatt blind auf Wachstum und Investitionen zu setzen. Entwicklung und Produktion sollen besser überwacht und dem Markt angepasst werden.

    Trotz natürlicher Vorkommen von Lithium und Grafit ist China bei der Herstellung von Batterien auf den Import kritischer Mineralien angewiesen. Chinesische Unternehmen sollen sich daher auf die Sicherung kritischer Mineralien im Ausland fokussieren. Nicht nur in Sachen Lieferketten sollen chinesische Unternehmen ins Ausland schauen. Wer im New-Energy-Sektor arbeitet, soll unter den BRICS-Staaten oder Teilnehmern der Neuen Seidenstraße nach Kooperationen suchen. Das soll auch das Image chinesischer Unternehmen aufpolieren.

    Laut dem Papier sollen chinesische Batterie-Hersteller ihre Expertise mit der Welt teilen: Auf Konferenzen und Foren sollen sie sich als die Anführer im Bereich Energiespeicherung positionieren – und dabei auch ausländische Firmen ermutigen, in China zu investieren. Chinesische Firmen werden zudem ermutigt, auch ins Ausland zu expandieren und ausländische Märkte zu erschließen. ek

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    Technologie: Chinesisches Forscherteam entwickelt “Super-Diamanten”

    Chinesische Wissenschaftler haben einen Diamanten von außergewöhnlicher Härte geschaffen. Der “Super-Diamant” ist aufgrund seiner hexagonalen Kristallstruktur wesentlich härter als natürliche Diamanten, berichtet die South China Morning Post. Harte Diamanten finden in der Industrie vor allem als Schneide- und Polierinstrumente Anwendung.

    Diamanten mit hexagonaler Struktur sind besonders schwer im Labor herzustellen. Zuerst gelang das einem amerikanischen Forscherteam im Jahr 2021. Jetzt haben auch chinesische Forscher eine Methode entwickelt, mit der sie “nahezu reine” hexagonale Diamanten aus Graphit synthetisieren. Der Diamant aus dem chinesischen Labor ist 40 Prozent härter als ein natürlicher Diamant und bewahrt auch unter extremen Temperaturschwankungen seine Eigenschaften. Das deute auf sein großes Potenzial für die industrielle Anwendung hin, schreibt das Forscherteam.

    Diamanten von besonderer Härte werden unter anderem als Schleif- oder Bohrgeräte in der Industrie verwendet. Aufgrund ihrer Präzision und Wärmeleitfähigkeit sind sie auch in der Chirurgie oder der Halbleiterindustrie wichtig. ek

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    Presseschau

    China hofft auf Beteiligung aller bei Ukraine-Gesprächen NAU
    Reaktion auf die neue US-Regierung: China hat sich auf Trump vorbereitet TAGESANZEIGER
    Rückzug der USA: Julia Gurol-Haller vom German Institute for Global and Area Studies “China will eine Weltordnung schaffen, in der es die dominante Macht ist” MERKUR
    Japan und China: Mein bester Feind SÜDDEUTSCHE
    Trump wants Greenland and Gaza. That might embolden China on Taiwan WASHINGTON POST
    Protest in Cook Islands over deal with China on economy and seabed mining NBCNEWS
    Okinawa, a Small Island Caught Between Big Powers NEW YORK TIMES
    China alleges former soldier shared secrets of troops, weapons with foreign spy agency SCMP
    “Erfahrungsaustausch” mit einer Diktatur: Bundespolizei kooperiert mit Chinas Sicherheitskräften TAGESSPIEGEL
    Studie zur Batterielieferkette zeigt Chinas globale Dominanz ECOMENTO
    Autowelle aus dem Osten: Wie China Russlands Straßen erobert TELEPOLIS
    Deutsche Hersteller werden Autos in China nicht mehr los – Stattdessen gehen sie jetzt nach Polen MERKUR
    China: Xi Jinping trifft IT-Bosse, die Aktienkurse der Nichtanwesenden sacken ab HEISE
    Alibaba: So wird Chinas größter Onlinehändler zum KI-Konzern HANDELSBLATT

    Standpunkt

    Deutsche Außenpolitik: Warum wir ein China-Kompetenzzentrum brauchen

    Von Nicolas Zippelius
    Der CDU-Bundestagsabgeordnete Nicolas Zippelius.

    Die Frage nach dem Aufbau eines China-Kompetenzzentrums ist zentral für eine effizientere und kohärentere Gestaltung der deutschen Außenpolitik. Dies hat zum einen das uneinheitliche Handeln der auseinandergebrochenen Ampelregierung mit Blick auf die Umsetzung ihrer China-Strategie sowie das Lösen von China betreffenden Fragestellungen vor Augen geführt.  

    Zum anderen sollte nach vier Jahrzehnten des wirtschaftlichen Aufstiegs der Volksrepublik regierungsseitig die Fähigkeit bestehen, Sprache, Handlungen und politisches Agieren Chinas besser antizipieren zu können. Dazu ist es nötig, sich mit nationalen sowie globalen Akteuren auf demselben Stand des analytischen Wissens auszutauschen, um entsprechend auf Chinas Vorgehen reagieren zu können und längerfristig außenpolitisch planen zu können. Ohne eine umfassende China-Kompetenz bleibt die deutsche China-Strategie nur eine leere Hülle. Es braucht mehr Tiefe als die regelmäßig wiederkehrende Kategorisierung der Partnerschaft, des Wettbewerbs und der systemischen Rivalität. 

    Den interdisziplinären Austausch stärken

    Bei der Realisierung eines solchen Kompetenzzentrums gilt es, die bereits bestehende China-Kompetenz auf unterschiedlichen politischen Ebenen und Bereichen zusammenzuziehen und mit existierendem China-Wissen aus dem akademischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Bereich zusammenzuführen und zu koordinieren – an einer dafür direkt beim Kanzleramt angesiedelten Stelle. 

    Dieses Kompetenzzentrum soll mitunter dazu dienen, den interdisziplinären Austausch zu stärken, Anlaufstelle für relevante Akteure zu sein, aktuelle chinarelevante Fragestellungen zu diskutieren, China-Monitoring bezüglich möglicher Veränderungen in Strukturen und Prozessen zu betreiben, strategische Szenarienplanung vorzunehmen sowie eine Datenbank zu unterhalten, die laufende Kooperationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung dokumentiert. Folglich gilt es, Vertreter unterschiedlicher chinarelevanter Bereiche aktiv bei der Errichtung des Kompetenzzentrums miteinzubeziehen. 

    Der interdisziplinäre Austausch sollte dabei auch offen für die deutschen Sicherheitsbehörden sein. Darüber hinaus gilt es, deutsche Akteure bei akut relevanten Entwicklungen, wie z.B. der zunehmenden Entkopplung der chinesischen Normierungslandschaft von internationalen Standards, durch Beratungsangebote unterstützen zu können. In einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage des Autors wird bestätigt, dass der alternative chinesische Produktstandard, die China Compulsory Certification, ein technisches Handelshemmnis für den freien Warenverkehr darstellt und somit das Tätigwerden deutscher Unternehmen auf dem chinesischen Markt erschwert. Ein Kompetenzzentrum China, angesiedelt im Kanzleramt, könnte somit auch einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und der digitalen Souveränität Deutschlands leisten. 

    Aus diesen genannten Zielstellungen leitet sich ein weiterer wichtiger Auftrag ab, nämlich im Rahmen des Kompetenzzentrums die Kohärenz in der innerstaatlichen China-Politik zu verbessern. Die Bundesländer und die Kommunen gilt es dabei mitzuberücksichtigen, stärker mit zuständigen Gremien und Behörden auf Bundesebene in Verbindung zu bringen und ihnen Ansprechpartner für sensible Fragen in Bezug auf Angelegenheiten mit China zur Verfügung zu stellen. 

    Die schon vorhandenen China-Kompetenzen besser nutzen

    Eine besondere Stärke Deutschlands hinsichtlich der Weiterentwicklung der eigenen China-Kompetenz sind die schon etablierten Sinologien oder Chinakompetenzzentren an verschiedenen Wissenschafts- oder Forschungsstandorten in Deutschland. Als Beispiele dafür dienen z.B. die aus der China-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF, 2015-2020), die unter der damaligen unionsgeführten Bundesregierung verabschiedet wurde, entstandenen zwölf “Regio-China”-Projekte, der im Jahr 2018 an der Technischen Universität Berlin gegründete Verbund der Chinazentren an deutschen Hochschulen (VCdH), die China-Schul-Akademie an der Universität Heidelberg oder das Mercator Institute for China Studies (MERICS). Die Liste solcher Chinaexzellenz, die es zu berücksichtigen gilt, setzt sich fort. 

    Ziel eines Kompetenzzentrum China muss es ebenso sein: (1) Synergien zwischen den schon existierenden Sinologie- und Chinakompetenzzentren der Universitäten sowie den Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen in Deutschland und einem Kompetenzzentrum China angesiedelt im Kanzleramt zu schaffen; (2) geeignete Mechanismen zu entwickeln, um zeitnahe auf die vielfältige China-Expertise zurückzugreifen und (3) Angebote zur Stärkung der China-Fachkenntnis auf allen staatlichen Ebenen bereitzustellen. 

    Mit einem China-Kompetenzzentrum kommt Deutschland seiner globalen Rolle nach

    Das Kompetenzzentrum China ist darüber hinaus auch als ein außenpolitischer Eckpfeiler der deutschen China-Politik zu verstehen. Somit muss ein Dialog zwischen dem Kompetenzzentrum China sowie anderen europäischen Kompetenzzentren, wie zum Beispiel. das niederländische China Knowledge Network (CKN), und weiteren internationalen Chinakompetenzzentren vorangebracht werden. So wird ein langfristiger Austausch von Expertise und Experten ermöglicht, genauso wie eine gemeinsame Antwort auf globale Herausforderungen. Mit einem solchen Kompetenzzentrum China würde Deutschland einen zentralen Beitrag zur Weiterentwicklung und für eine stärkere Wirksamkeit der europäischen China-Strategie leisten, welche integraler Bestandteil der deutschen China-Politik ist und bleibt. 

    Vor diesem Hintergrund sollen abschließend die Potenziale eines Chinakompetenzzentrums angesiedelt beim Bundeskanzleramt einmal mehr unterstrichen werden. Auch bei dieser Säule einer kohärenten, wirkungsvollen und nachhaltigen Außen- und Sicherheitspolitik gilt es, die entsprechenden Weichen zu stellen und Deutschlands Rolle sowie Verantwortung als globaler politischer Akteur verantwortungsbewusst nachzukommen. Mit der Schaffung eines Kompetenzzentrums an der Schnittstelle von Wissenschaft, Forschung, Wirtschafts-, Außen- sowie (Cyber-)Sicherheitspolitik würde eine Bundesregierung ein entsprechendes nötiges Instrument bereitstellen.

    Nicolas Zippelius ist Bundestagsabgeordneter der CDU. Er ist ordentliches Mitglied im Ausschuss für Digitales, dem Ausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dem Untersuchungsausschuss Afghanistan. Im Auswärtigen Ausschuss ist Zippelius stellvertretendes Mitglied.

    Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute mehr denn je: kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

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    • China-Strategie

    Personalie

    Simona Grano ist neue Forschungsleiterin für den Bereich China-Taiwan-Beziehungen an der Universität Zürich. Grano bleibt zudem Direktorin für das Projekt der Taiwan-Studien an der Uni.  

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    Dessert

    Grundschulen und weiterführende Schulen in mehreren Regionen Chinas öffneten am vergangenen Donnerstag ihre Türen für den ersten Tag des neuen Schulsemesters. Traditionell starteten viele das neue Schuljahr dabei mit “inspirierenden ersten Unterrichtseinheiten”. Im Pengshan-Bezirk von Meishan, in der Provinz Sichuan, kam dabei etwa ein Roboterhund zum Einsatz. Er sollte den Kindern nicht nur technologische Kenntnisse näherbringen, sondern auch das Interesse an den Schlüsselindustrien Robotik und künstliche Intelligenz wecken.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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