Mit 82 hat Nanophysiker und Leopoldina-Mitglied Dieter Bimberg noch lange nicht genug. An der TU Berlin hat er sich einst als einer der weltweit Ersten auf “Grüne” Photonik spezialisiert – Energieeffizienz, vor allem bei der optischen Datenübertragung und in Datenzentren. Trotz seines hohen Alters möchte er weiter forschen, doch in Deutschland stehen regulatorische Hürden im Weg.
Und so hat es Bimberg nach Changchun gezogen. Die Chinesische Akademie der Wissenschaften hat dort das nach ihm benannte “Bimberg Chinese-German Center for Green Photonics” am Institut für Optik, Feinmechanik und Physik (CIOMP) geschaffen. “Das Land ermöglicht mir, meine Ideen umzusetzen”, sagt Bimberg. Deutschland als Innovationsstandort aufzugeben, liegt ihm allerdings fern. Im Gespräch mit Marcel Grzanna sagt Bimberg: “Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen, wir können das.” Und liefert einige Vorschläge zum “Wie”.
Gigantische Windräder, mitten auf dem Meer, die so hoch sind wie ein 63-stöckiges Gebäude – das klingt nach Gigantismus made in China. Und tatsächlich entwickeln aktuell einige Unternehmen Mega-Turbinen, die für drastische Effizienzsteigerungen sorgen sollen. Unter realistischen Bedingungen getestet wurden die Megawatt-Monster aber noch nicht. Es gibt einige Herausforderungen, unter anderem Taifune, die in Chinas östlichen Küstenregionen regelmäßig unterwegs sind. Und auch die Installation ist schwierig. Bis 2030 sollen allerdings bereits zehn Prozent des chinesischen Stroms aus Offshore-Windparks stammen, schreibt You Xiaoying in ihrer Analyse.
Wie kann China das Dilemma der tief verschuldeten lokalen Regierungen lösen? Vielleicht, indem es einen Blick auf Europas Umgang mit der Eurokrise wirft, schreibt Alfred Schipke in seinem Standpunkt. Der Professor für International Finance an der Lee Kuan Yew School of Public Policy und Direktor des East Asian Institute (EAI) an der National University of Singapore macht einige Ähnlichkeiten aus.
Wenn Sie mehr über dieses Thema erfahren möchten: Heute um 11:00 Uhr diskutiert Schipke im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Global China Conversations“des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) gemeinsam mit Ludger Schuknecht Vice President and Corporate Secretary of the AIIB über das Thema. “Dealing with Local Government Debt: Can China Learn from the Euro Crisis?” heißt das Webinar, das Amelie Richter moderiert. China.Table ist Medienpartner der Veranstaltungsreihe.
Mit so viel Lesestoff ausgestattet wünsche ich Ihnen nun einen guten Start in die Woche!
Professor Bimberg, die Chinesische Akademie der Wissenschaften hat das nach Ihnen benannte “Bimberg Chinese-German Center for Green Photonics” am Institut für Optik, Feinmechanik und Physik in Changchun (CIOMP) geschaffen. (中国科学院长春光学精密机械与物理研究所). Was machen Sie dort?
Ich habe mich schon vor mehr als zwölf Jahren an der TU Berlin als einer der weltweit Ersten mit meiner Gruppe auf “Grüne” Photonik spezialisiert, also Energieeffizienz, vor allem bei der optischen Datenübertragung und in Datenzentren. In Changchun betreiben wir Grundlagenforschung mit Studierenden. Wir patentieren unsere Ideen auch in der EU und in den USA. Alle unsere Ergebnisse werden – vor allem in US-Zeitschriften – publiziert.
Warum forschen Sie nicht für deutsche Einrichtungen?
In Deutschland dürfen sie ab einem bestimmten Alter die von Ihnen aufgebauten Labore nicht mehr nutzen – selbst wenn sie das Personal, zum Beispiel über EU-Kontrakte, selbst finanzieren – also nicht mehr so forschen, wie ich es tue. In den USA verstößt das gegen die Verfassung. Und in China hält man meine Erfahrung offenbar noch für nützlich. Das Land ermöglicht mir, meine Ideen umzusetzen.
Und profitiert davon, indem es seine Innovationskraft dank Ihrer Hilfe gegenüber dem Standort Deutschland stärkt?
Deutschland profitiert in gleicher Weise von unserer Grundlagenforschung. Alle Patente, die wir entwickeln, stehen international zum Kauf zur Verfügung. Ich spreche auch seit geraumer Zeit mit einer führenden deutschen Laserfirma. Wer zuerst kauft, kommt in den Besitz der Innovationen.
Ist denn der Eindruck richtig, dass wir technologisch den Anschluss an China verlieren? Oder wird uns das von chinesischer Seite nur eingeredet, um uns bedingungslos an China zu binden?
Beides trifft in Teilen zu. China hat natürlich ein Interesse daran, enge Beziehungen zu uns aufzubauen. Unsere Wirtschaft erscheint mir jedoch zögerlich, was den Erwerb von Patenten angeht, die von deutschen Universitäten kommen. Die TU Berlin hat schon vor Jahren einige unsere Patente für einen siebenstelligen Betrag nach Asien verkauft, aber nicht an deutsche Dax-Unternehmen.
Heißt das, die deutsche Wirtschaft lehnt die Resultate deutscher Forschung ab?
Sicherlich nicht kategorisch, jedoch bin ich bei meinen Gesprächen mit großen Firmen kaum einmal auf intern unabhängige Innovationsmanager gestoßen, wie ich sie während meiner Tätigkeit für Hewlett-Packard in Palo Alto hatte. Während meiner Zeit dort sind wir regelmäßig mit dem Flugzeug aus Palo Alto zu Seminaren an die Uni in Santa Barbara geflogen, um deren neuesten Forschungsstand auf für uns wichtigen Gebieten kennenzulernen.
Und hierzulande?
Wir betreiben in Deutschland sehr viel Grundlagenforschung, sowohl an Hochschulen wie an den Instituten der Leibniz- und Helmholtz-Gemeinschaften. Das hat wenig mit aktuellem gesellschaftlichen Bedarf oder neuen Produkten in den Unternehmen zu tun. Aber selbst wenn die Grundlagenforschung Patente entwickelt, steht ein Unternehmen immer noch vor dem Problem, dass die Implementierung nicht selbst entwickelter Verfahren Investitionen bedeuten würden, die sie scheuen.
Wie wollen wir denn dann die Brücke schlagen zwischen Forschung und Wirtschaft, dass auch der Standort Deutschland profitiert?
Mit Ausgründungen, also der Ausgliederung des Patents und dessen Weiterentwicklung in einer eigenen Gesellschaft. Mir haben Industrievertreter gesagt, dass sie alternativ in den Kauf ausgereifter Ausgründungen mit ausreichend ausgebildeten Mitarbeitern investieren würden, statt die eigene Produktion nur auf Basis eines Patents auf ein neues Verfahren umzustellen.
Es liegt also nur an mangelndem Unternehmergeist an deutschen Universitäten, dass wir an Innovationskraft einbüßen?
Nein, sowohl das Geld an den Hochschulen sowie potente industrielle Kooperationspartner fehlen. Die TU Berlin kann nur knapp die vorhandenen Mitarbeiter bezahlen, trotz Exzellenzstatus, hat jedoch unzureichend Geld zur Reparatur maroder Gebäude. Wir sollten die dem Staat zur Verfügung stehenden Gelder besser organisieren.
Wie das?
Der Erfolg von Helmholtz- und Leibniz-Instituten müsste auch daran gemessen werden, eine gewisse Zahl an Patenten zu erzielen, diese zu validieren und Ausgründungen aktiv zu betreiben. Außerdem muss man darüber nachdenken, manche der Institute oder Teile davon mit ihren Mitteln an die Universitäten zu integrieren. Dann kann man sich dort wieder mehr auf die Forschung konzentrieren, statt mit der Akquise von Drittmitteln. Wir verpassen es an vielen Stellen, der anwendungsnahen Forschung eine höhere Wertigkeit zu geben.
Weshalb ausgerechnet Helmholtz und Leibniz?
Weil diese dauerhaft sehr viel Geld bekommen. Dort wird vorwiegend Grundlagenforschung betrieben, von der man hofft, dass diese sich irgendwann einmal auszahlt. Das ist zu wenig, jedoch sind sie gute Lobbyisten ihrer Strukturen. Anders ist es vor allem bei der Fraunhofer-Gesellschaft, wo man zu etwa 80 Prozent Mittel aus Projekten einwerben muss.
Glauben Sie, mit Umwidmungen kann man den Innovationsstandort Deutschland dauerhaft in die Top 3 der Welt zurückführen?
Es wäre zumindest ein wichtiger Ausgangspunkt. Es wäre allerdings auch wichtig, in die Integration internationaler Studierender und Gastwissenschaftler zu investieren – beispielsweise durch Sprachausbildung. Wir müssen versuchen, ihnen das Leben hier leichter zu machen. Dann bleiben sie auch hier. Aber auch die Unternehmen können mehr tun. In China ist die Industrie viel offener gegenüber der Forschung. Da wird Geld auf den Tisch gelegt und zu den Unis oder Forschungseinrichtungen wie unserer gesagt: In einem bis zwei Jahren benötigen wir diese Lösung für ein aktuelles Problem, ihr könnt das.
Es ist also nicht in Stein gemeißelt, dass Deutschland in Sachen Innovationen hoffnungslos hinter China zurückfällt?
Natürlich nicht. Es gibt ja immer neue Herausforderungen, in denen wieder alle bei null anfangen. Ein gutes Beispiel ist die Impfstoffentwicklung. Wir müssen verhindern, dass wir uns gegenüber China oder den USA einigeln, weil wir Angst haben, dass uns jemand etwas wegnimmt. Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen. Wir können das. Es muss aber auch in die Köpfe rein, dass wir mit Work-Life-Balance als zentralem Aspekt einer Organisationskultur nicht weit kommen werden. Wir alle müssen mehr Arbeitskraft und Intelligenz investieren. Das Potenzial haben wir. Ein immer ‘weiter so’ lässt uns zurückfallen.
Der Nanophysiker und Festkörperforscher Dieter Bimberg ist Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Ehrenmitglied des Ioffe-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, Fellow der American Physical Society, Life Fellow des Institute of Electronic and Electrical Engineers, Foreign Member der US National Academy of Engineering. 2012 verlieh ihm die TU Berlin die Goldene Ehrennadel für herausragende Verdienste in Forschung und Lehre. Seit 2018 leitet er das nach ihm benannte Bimberg chinesisch-deutsche Zentrum für Grüne Photonik am Institut für Optik, Feinmechanik und Physik in Changchun.
Anfang Oktober stellte der staatseigene chinesische Hersteller von Bahntechnik, China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC), sein neues Produkt vor: eine riesige Windturbine. Die Turbine mit dem Namen “Qihang” (启航) – was “in See stechen” bedeutet – ist für den Einsatz auf dem Meer konzipiert. Sie ist so riesig, dass ihre Rotorblätter eine Fläche so groß wie sieben Fußballfelder abdecken, wie CRRC mitteilte.
Doch nur zwei Tage später stellte eine noch größere Offshore-Turbine die “Qihang” in den Schatten. Das von der staatlichen DongFang Electric Corporation (DEC) – einem Hersteller von Energieerzeugungsanlagen – produzierte Modell kann den Wind über eine Fläche erfassen, die 10,5 Fußballfeldern entspricht, so DEC in einer Veröffentlichung. Mit einer Höhe von 185 Metern ist diese Turbine etwa so hoch wie ein 63-stöckiges Gebäude.
Diese Entwicklungen spiegeln einen Trend wider: Chinesische Unternehmen versuchen, immer größere Turbinen mit längeren Rotorblättern und höherer Kapazität zu entwickeln. Andere Unternehmen wie Goldwind und Shanghai Electric gehen ebenfalls diesen Weg.
Diese Tendenz zeigt folgende Ziele Chinas:
“Wenn die gesamte installierte Kapazität eines Offshore-Windprojekts gleich bleibt, bedeutet der Einsatz eines Turbinenmodells mit höherer Kapazität, dass weniger Turbinen benötigt werden”, erklärt Qin Haiyan, Generalsekretär der Chinese Wind Energy Association, dem führenden Branchenverband des Landes, gegenüber Table.Briefings. Dies könne die Kosten eines Projekts in vielerlei Hinsicht senken, von der Errichtung bis zur Wartung, so Qin.
Wenn die Kosten eines Windparks sinken, könne er den Strom zu einem niedrigeren Preis an das Netz verkaufen, was die Wettbewerbsfähigkeit der Windenergie im Stromsystem erhöhe und deren Ausbau fördere, betont Qin.
In China entfallen etwa 40 Prozent der Investitionen in einen Offshore-Windpark auf den Kauf der Turbinen, während rund 30 Prozent für andere Anlagen wie Unterseekabel und Umspannwerke ausgegeben werden, schätzt Herr Zhou, Manager bei einer auf erneuerbare Energien spezialisierten Beratungsfirma, der anonym bleiben will. “Weniger Turbinen bedeuten weniger Kabel, was die Kosten senkt”, erklärt Zhou.
Sowohl CRRC als auch DEC haben die Komponenten ihrer Mega-Turbinen fertiggestellt – aber sie wurden bisher noch nicht in einem Windpark getestet. Beide Unternehmen haben jedoch große Erwartungen. CRRC plant, seine Mega-Turbine in der östlichen Provinz Shandong zusammenzubauen und zu testen, bevor sie in der Tiefsee installiert werde, berichtete der staatliche Sender CCTV Anfang Oktober. Die Mega-Turbine von DEC soll im ersten Halbjahr 2026 vor der Küste Fujians im Südosten Chinas installiert werden, sagt Generalsekretär Qin unter Berufung auf die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
CRRC gibt an, dass die “Qihang” mit einer Kapazität von 20 Megawatt (MW) jährlich bis zu 62 Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugen kann. Das deckt den jährlichen Strombedarf von 37.000 Haushalten. Im Vergleich dazu soll die 26 MW-Turbine von DEC bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde 100 GWh pro Jahr erzeugen und damit sogar 55.000 Haushalte versorgen können, so DEC.
Größere Turbinen können stärkere Winde nutzen, erklärt Deng Simeng, Analystin für erneuerbare Energien bei Rystad Energy in Shanghai. “Das bedeutet, dass Windparks mehr Stunden betrieben werden können, was den Preis pro Kilowattstunde senkt”, erklärt sie gegenüber Table.Briefings.
Peking legt den Fokus derzeit vermehrt auf Offshore-Windparks. Ein gutes Beispiel für das Streben nach mehr Effizienz ist die OceanX, eine massive, schwimmende Plattform von Ming Yang Smart Energy, die im August in Betrieb genommen wurde. Die Plattform trägt zwei riesige Windturbinen mit je 16,6 MW und ist in der Nähe der Provinz Guangdong im Südchinesischen Meer installiert. Sie soll jährlich 54 GWh Strom erzeugen.
Andere Unternehmen wie Goldwind, Shanghai Electric und die China State Shipbuilding Corporation haben ebenfalls Offshore-Turbinen mit einer Kapazität von 25 MW auf den Markt gebracht.
Die Strategie chinesischer Unternehmen, größere Turbinen zu bauen, ist Teil des Plans, Windressourcen weit entfernt von den Küsten zu nutzen. Die Volksrepublik baut entlang ihrer östlichen und südlichen Küsten fünf große Offshore-Windkraftwerke, die jeweils eine Kapazität von mindestens zehn Gigawatt (GW) erreichen sollen. Diese sind Teil des chinesischen Plans für erneuerbare Energien von 2021 bis 2025. Eine zusammenhängende Reihe von Offshore-Windparks mit einer Kapazität von je einem GW wird ebenfalls entwickelt und soll nach Fertigstellung miteinander verbunden werden.
Laut Generalsekretär Qin hat die “energische” Entwicklung der Offshore-Windenergie eine “strategische Bedeutung” für China, da sie nicht nur die Energiewende beschleunigen und bei der Erreichung der Klimaziele helfen kann, sondern auch den sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg fördert.
Der Ausbau der Offshore-Windkapazitäten kann außerdem Chinas Wirtschaftszentren wie Shanghai und Guangdong helfen, die Energiesicherheit zu stärken. “Chinas Onshore-Ressourcen für erneuerbare Energien konzentrieren sich auf den Nordwesten, Nordosten und Norden, während der größte Teil des Stromverbrauchs im Süden und Osten entsteht”, sagt Berater Zhou. “Wenn die Küstenregionen im Süden und Osten groß angelegte Offshore-Windprojekte entwickeln, können sie große Mengen Windenergie nutzen, ohne von langen Übertragungsleitungen abhängig zu sein.”
Bis 2030 sollen rund zehn Prozent des gesamten Stroms in Chinas östlichen Küstenregionen aus Offshore-Windparks stammen, so Wu Zhiquan, Vorstandsvorsitzender von Yunnan International Power Investment, das zur chinesischen State Power Investment Group gehört. Wu geht davon aus, dass der Anteil bis 2060 auf 30 Prozent ansteigen wird.
Allerdings birgt die Installation größerer Turbinen auf See auch Herausforderungen. “Es ist schwieriger, längere Rotorblätter zu transportieren und zu installieren, und es sind höhere Sicherheitsanforderungen erforderlich”, merkt Analystin Deng Simeng an. Eine weitere Hürde ist die Bürokratie. “Genehmigungen für die Nutzung von Meeresflächen zu erhalten, ist schwieriger als für Landflächen”.
Laut Zhou stellen auch Taifune eine Herausforderung dar: “Im Gegensatz zu Europa hat China es in seinen Gewässern mit Taifunen zu tun, weshalb Mega-Windturbinen entsprechend robust gebaut werden müssen.” Außerdem sei weitere Forschung nötig, um Offshore-Windenergie in großem Umfang an das Stromnetz anzuschließen. You Xiaoying
China weitet seine Einreiseerleichterungen ab dem 30. November auf neun weitere Länder aus: Künftig können auch Touristen und Geschäftsleute aus Japan, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Malta, Estland und Lettland die Volksrepublik ohne Visum besuchen. Das sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Freitag. Damit gilt die visumfreie Einreise nun für 38 Länder.
Ab dem 30. November bis zum 31. Dezember 2025 wird die visafreie Aufenthaltsdauer für Bürger aller Länder, die am Programm teilnehmen, zudem von 15 auf 30 Tage verlängert. Mit der Regelung will China nicht nur den Tourismus ankurbeln, sondern auch den Handel, indem Barrieren für geschäftliche Reisen abgebaut werden. Die Regelung für eine visafreie Einreise für 15 Tage gilt bereits seit Dezember 2023. Für Reisen länger als 30 Tage wird weiterhin ein Visum benötigt. jul
China hat angekündigt, seine Anti-Subventions-Untersuchung von Milchimporten aus der Europäischen Union auszuweiten. Untersucht werden nun auch:
Am Freitag erklärte das chinesische Handelsministerium, der Zusatz sei nach einer vorläufigen Prüfung erfolgt und habe die Forderungen der EU-Mitglieder sowie Konsultationen mit EU-Vertretern berücksichtigt. Außerdem wurden neue Fragebögen an die jeweiligen Regierungen und Hersteller geschickt, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums.
Peking hatte die Untersuchung der Importe von bestimmten Käsesorten, Milch und Sahne aus der Europäischen Union im August als Reaktion auf die Ankündigung von EU-Zöllen für in China hergestellte Elektrofahrzeuge eingeleitet. Die neuen EU-Zölle von bis zu 45,3 Prozent auf chinesische Elektroautoimporte traten am 30. Oktober in Kraft. China drängte einige Regierungen der EU-Mitglieder, darunter Deutschland, die Europäische Kommission zu einer Lösung ohne Zölle zu bewegen.
Diese zeichnet sich nun vielleicht ab: Nach Angaben des Vorsitzenden im Handelsausschuss des Europäischen Parlaments, Bernd Lange (SPD), steuerten die EU und China auf eine Einigung zu. “Wir stehen kurz vor einer Lösung mit China, um die Zölle abzuschaffen”, sagte Lange dem Sender ntv.
Demnach könnte China sich verpflichten, seine E-Autos in der EU zu einem Mindestpreis anzubieten. “Damit würde der Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung durch unfaire Subventionen wegfallen, weshalb die Zölle ursprünglich eingeführt wurden”, sagte Lange.
Der noch amtierende EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hatte am Freitag bei einem Forum zu globalen Überkapazitäten gewarnt: “Die globale Überkapazität außerhalb des Marktes stellt eine erhebliche Bedrohung dar. Sie stört den fairen Wettbewerb, destabilisiert das Wachstum, übt deflationären Druck aus und gefährdet die Industrien der Handelspartner von Überschusswirtschaften.” ari
Mit dem Beschluss der Klimakonferenz von Baku sind wichtige Weichen gestellt worden: ein neues internationales Ziel für die Klimafinanzen, die langsame Ausweitung der Geberbasis für Klimahilfen, eine abschließende Regelung für freiwillige Kohlenstoffmärkte. Aber die COP29 hat in ihrem Verlauf und ihren Ergebnissen auch noch andere wichtige Konsequenzen, die die globale Klimapolitik in der Zukunft mitbestimmen werden. Einige Erkenntnisse und offene Fragen:
Die COP29 zeigte einmal mehr, wie tief die Spaltung zwischen entwickelten und Entwicklungsländern ist. Konnte vergangenes Jahr noch ein breiter Konsens zwischen fast allen UN-Vertragsstaaten geschlossen werden, bei dem nur einige wenige aufgrund ihrer fossilen Profite lange blockierten, so galt es dieses Jahr wieder die tiefen Gräben zwischen Arm und Reich, zwischen Verursachern und Leidtragenden des Klimawandels zu überbrücken, was nur gerade so gelungen ist.
Die High Ambition Coalition – kurz HAC – ist normalerweise ein verlässlicher Brückenbauer zwischen Globalem Norden und Süden. In Baku trat sie allerdings nur zu Beginn in Erscheinung, ohne großes Momentum erzeugen zu können. Dabei hätte es sie gebraucht, um die Interessen der vulnerabelsten Länder stärker in den Vordergrund zu stellen, als die COP durch die schlechte Führung der Präsidentschaft am Rande des Scheiterns stand und es gerade bei Mitigation mehr Momentum gebraucht hätte. bpo
Die US-Regierung will der US-Handelskammer zufolge neue Exportbeschränkungen gegen China erlassen. Dies könne bereits in der kommenden Woche geschehen, hieß es in einer internen E-Mail der Kammer an ihre Mitglieder, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Demnach könnten bis zu 200 weitere chinesische Chipfirmen auf eine Liste von Konzernen gesetzt werden, die von den meisten US-Firmen nicht beliefert werden dürfen. Die E-Mail trug das Datum von Donnerstag. Stellungnahmen der Handelskammer sowie des US-Handelsministeriums und auch Chinas lagen zunächst nicht vor.
Die USA begründen ihre Exportbeschränkungen im Chip-Bereich unter anderem mit der nationalen Sicherheit. Demnach soll verhindert werden, dass die Volksrepublik amerikanische Spitzentechnologie zu militärischen Zwecken nutzen kann. Es geht aber auch darum, die Führungsrolle der USA im Bereich KI zu schützen. Das Embargo umfasst unter anderem moderne Halbleiterbauteile, die für das Training und den Betrieb Künstlicher Intelligenz (KI) notwendig sind. rtr/jul
Einige chinesische Provinzen und autonome Regionen – hier als lokale Regierungen bezeichnet – stehen vor erheblichen fiskalischen Herausforderungen, die die wirtschaftliche Aktivität belasten. Diese Regionen sind wirtschaftlich und demografisch vielfältig und in vielerlei Hinsicht mit den Ländern der Europäischen Union vergleichbar. So zählt die Provinz Guangdong 126 Millionen Einwohner, während Tibet lediglich 3,6 Millionen Einwohner hat.
Historisch haben lokale Regierungen in China nicht nur bei der Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen, sondern auch bei der Förderung des Wirtschaftswachstums eine entscheidende Rolle gespielt. Sie waren maßgeblich an Chinas Reform- und Öffnungspolitik beteiligt, initiierten umfangreiche öffentliche Investitionen und waren für die Umsetzung antizyklischer Maßnahmen verantwortlich. Doch die starke Korrektur auf dem chinesischen Immobilienmarkt in den letzten Jahren, kombiniert mit der Anhäufung von außerbilanziellen Schulden durch lokale Regierungsfinanzierungsvehikel (LGFVs), hat akute Finanzierungsprobleme mit kurz- und mittelfristigen Auswirkungen verursacht.
Die Schuldenstände der lokalen Regierungen (einschließlich bilanzwirksamer und außerbilanzieller Verbindlichkeiten) haben ein Niveau erreicht, das mit dem Schuldenstand Griechenlands von 150 Prozent des BIP auf dem Höhepunkt der Eurokrise 2010 vergleichbar ist. Diese Parallele hat aufgrund auffälliger Ähnlichkeiten große Aufmerksamkeit erregt und zeigt auf, welche Lehren China aus den Erfahrungen Europas ziehen könnte (Guo und Schipke, 2023). Zusätzlich sehen sich die lokalen Regierungen mit einem dramatischen Rückgang der Einnahmen aus Landverkäufen konfrontiert – einer historisch bedeutenden Finanzierungsquelle. Beispielsweise trugen die Bruttoerlöse aus Landverkäufen im Jahr 2020 noch acht Prozent zum BIP bei, sollen aber bis 2024 auf nur noch 2,4 Prozent des BIP sinken.
Als Reaktion auf diese Herausforderungen hat die Zentralregierung umfangreiche fiskalische Unterstützungsmaßnahmen ergriffen. Insbesondere hat das kürzlich angekündigte Paket über zwölf Billionen RMB den Druck verringert, indem es lokalen Regierungen ermöglicht, teurere LGFV-Schulden durch niedrig verzinste offizielle Anleihen mit längeren Laufzeiten zu refinanzieren.
Diese Schritte sind entscheidend, um Risiken zu reduzieren und potenzielle Spillover-Effekte auf das Finanzsystem zu mildern. Je nach wirtschaftlicher Entwicklung könnten weitere fiskalische Maßnahmen erforderlich sein, um die Nachfrage kurzfristig zu stimulieren.
Ebenso wichtig sind jedoch die mittelfristigen Herausforderungen, die fiskalische Nachhaltigkeit für die lokalen Regierungen sicherzustellen. Dies hat das Dritte Plenum des 20. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, das vom 15. bis 18. Juli 2024 stattfand, in seiner Resolution zur weiteren umfassenden Vertiefung der Reform zur Förderung der chinesischen Modernisierung hervorgehoben.
Zu den Reformen gehören die Neubewertung der Ausgabenverpflichtungen zwischen Zentral- und Lokalregierungen, die Einführung lokaler Steuern und die Stärkung fiskalischer Rahmenwerke, um zukünftige Schuldenanhäufungen zu verhindern. Zudem sollten antizyklische Fiskalpolitiken verstärkt auf die Bilanz der Zentralregierung zurückgreifen. Die Bewältigung dieser Herausforderungen der lokalen Regierungen ist entscheidend, damit China weiterhin ein hohes und nachhaltiges Wachstum erzielen kann.
Dieser Beitrag entsteht im Rahmen der Veranstaltungsreihe ,,Global China Conversations” des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Am heutigen Montag (25.11.2024, 11.00 Uhr, MESZ) diskutieren Alfred Schipke, Professor für International Finance an der Lee Kuan Yew School of Public Policy und Direktor des East Asian Institute (EAI) an der National University of Singapore, und Ludger Schuknecht, Vice President and Corporate Secretary of the AIIB, zum Thema ,,Dealing with Local Government Debt: Can China Learn from the Euro Crisis?” Das Webinar findet auf Englisch statt. China.Table ist Medienpartner dieser Veranstaltungsreihe.
Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute mehr denn je: kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.
Li Xuechao ist bei Harro Höfliger zum Senior BD Manager aufgestiegen. Lis Einsatzort für den baden-württembergisch Hersteller von Produktions- und Verpackungsanlagen ist Shanghai.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Gestern war es wieder so weit: 2.000 Läufer aus mehr als 20 Ländern nahmen am Shanghai Tower Vertical Marathon teil. Der Name “Marathon” täuscht – zum Glück. Die Läufer mussten nicht 42 Kilometer zurücklegen, sondern “nur” 119 Stockwerke. Im Shanghai Tower besitzt die 552 Meter hohe vertikale Strecke 3.398 Stufen und machen die Veranstaltung zum höchsten Towerrun der Welt. Bei den Männern erzielte Ryoji Watanabe aus Japan die beste Zeit: Er brauchte 18 Minuten. Bei den Frauen siegte Tea Faber aus Kroatien, die in 21 Minuten und 26 Sekunden alle Treppenstufen bezwang.
Mit 82 hat Nanophysiker und Leopoldina-Mitglied Dieter Bimberg noch lange nicht genug. An der TU Berlin hat er sich einst als einer der weltweit Ersten auf “Grüne” Photonik spezialisiert – Energieeffizienz, vor allem bei der optischen Datenübertragung und in Datenzentren. Trotz seines hohen Alters möchte er weiter forschen, doch in Deutschland stehen regulatorische Hürden im Weg.
Und so hat es Bimberg nach Changchun gezogen. Die Chinesische Akademie der Wissenschaften hat dort das nach ihm benannte “Bimberg Chinese-German Center for Green Photonics” am Institut für Optik, Feinmechanik und Physik (CIOMP) geschaffen. “Das Land ermöglicht mir, meine Ideen umzusetzen”, sagt Bimberg. Deutschland als Innovationsstandort aufzugeben, liegt ihm allerdings fern. Im Gespräch mit Marcel Grzanna sagt Bimberg: “Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen, wir können das.” Und liefert einige Vorschläge zum “Wie”.
Gigantische Windräder, mitten auf dem Meer, die so hoch sind wie ein 63-stöckiges Gebäude – das klingt nach Gigantismus made in China. Und tatsächlich entwickeln aktuell einige Unternehmen Mega-Turbinen, die für drastische Effizienzsteigerungen sorgen sollen. Unter realistischen Bedingungen getestet wurden die Megawatt-Monster aber noch nicht. Es gibt einige Herausforderungen, unter anderem Taifune, die in Chinas östlichen Küstenregionen regelmäßig unterwegs sind. Und auch die Installation ist schwierig. Bis 2030 sollen allerdings bereits zehn Prozent des chinesischen Stroms aus Offshore-Windparks stammen, schreibt You Xiaoying in ihrer Analyse.
Wie kann China das Dilemma der tief verschuldeten lokalen Regierungen lösen? Vielleicht, indem es einen Blick auf Europas Umgang mit der Eurokrise wirft, schreibt Alfred Schipke in seinem Standpunkt. Der Professor für International Finance an der Lee Kuan Yew School of Public Policy und Direktor des East Asian Institute (EAI) an der National University of Singapore macht einige Ähnlichkeiten aus.
Wenn Sie mehr über dieses Thema erfahren möchten: Heute um 11:00 Uhr diskutiert Schipke im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Global China Conversations“des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) gemeinsam mit Ludger Schuknecht Vice President and Corporate Secretary of the AIIB über das Thema. “Dealing with Local Government Debt: Can China Learn from the Euro Crisis?” heißt das Webinar, das Amelie Richter moderiert. China.Table ist Medienpartner der Veranstaltungsreihe.
Mit so viel Lesestoff ausgestattet wünsche ich Ihnen nun einen guten Start in die Woche!
Professor Bimberg, die Chinesische Akademie der Wissenschaften hat das nach Ihnen benannte “Bimberg Chinese-German Center for Green Photonics” am Institut für Optik, Feinmechanik und Physik in Changchun (CIOMP) geschaffen. (中国科学院长春光学精密机械与物理研究所). Was machen Sie dort?
Ich habe mich schon vor mehr als zwölf Jahren an der TU Berlin als einer der weltweit Ersten mit meiner Gruppe auf “Grüne” Photonik spezialisiert, also Energieeffizienz, vor allem bei der optischen Datenübertragung und in Datenzentren. In Changchun betreiben wir Grundlagenforschung mit Studierenden. Wir patentieren unsere Ideen auch in der EU und in den USA. Alle unsere Ergebnisse werden – vor allem in US-Zeitschriften – publiziert.
Warum forschen Sie nicht für deutsche Einrichtungen?
In Deutschland dürfen sie ab einem bestimmten Alter die von Ihnen aufgebauten Labore nicht mehr nutzen – selbst wenn sie das Personal, zum Beispiel über EU-Kontrakte, selbst finanzieren – also nicht mehr so forschen, wie ich es tue. In den USA verstößt das gegen die Verfassung. Und in China hält man meine Erfahrung offenbar noch für nützlich. Das Land ermöglicht mir, meine Ideen umzusetzen.
Und profitiert davon, indem es seine Innovationskraft dank Ihrer Hilfe gegenüber dem Standort Deutschland stärkt?
Deutschland profitiert in gleicher Weise von unserer Grundlagenforschung. Alle Patente, die wir entwickeln, stehen international zum Kauf zur Verfügung. Ich spreche auch seit geraumer Zeit mit einer führenden deutschen Laserfirma. Wer zuerst kauft, kommt in den Besitz der Innovationen.
Ist denn der Eindruck richtig, dass wir technologisch den Anschluss an China verlieren? Oder wird uns das von chinesischer Seite nur eingeredet, um uns bedingungslos an China zu binden?
Beides trifft in Teilen zu. China hat natürlich ein Interesse daran, enge Beziehungen zu uns aufzubauen. Unsere Wirtschaft erscheint mir jedoch zögerlich, was den Erwerb von Patenten angeht, die von deutschen Universitäten kommen. Die TU Berlin hat schon vor Jahren einige unsere Patente für einen siebenstelligen Betrag nach Asien verkauft, aber nicht an deutsche Dax-Unternehmen.
Heißt das, die deutsche Wirtschaft lehnt die Resultate deutscher Forschung ab?
Sicherlich nicht kategorisch, jedoch bin ich bei meinen Gesprächen mit großen Firmen kaum einmal auf intern unabhängige Innovationsmanager gestoßen, wie ich sie während meiner Tätigkeit für Hewlett-Packard in Palo Alto hatte. Während meiner Zeit dort sind wir regelmäßig mit dem Flugzeug aus Palo Alto zu Seminaren an die Uni in Santa Barbara geflogen, um deren neuesten Forschungsstand auf für uns wichtigen Gebieten kennenzulernen.
Und hierzulande?
Wir betreiben in Deutschland sehr viel Grundlagenforschung, sowohl an Hochschulen wie an den Instituten der Leibniz- und Helmholtz-Gemeinschaften. Das hat wenig mit aktuellem gesellschaftlichen Bedarf oder neuen Produkten in den Unternehmen zu tun. Aber selbst wenn die Grundlagenforschung Patente entwickelt, steht ein Unternehmen immer noch vor dem Problem, dass die Implementierung nicht selbst entwickelter Verfahren Investitionen bedeuten würden, die sie scheuen.
Wie wollen wir denn dann die Brücke schlagen zwischen Forschung und Wirtschaft, dass auch der Standort Deutschland profitiert?
Mit Ausgründungen, also der Ausgliederung des Patents und dessen Weiterentwicklung in einer eigenen Gesellschaft. Mir haben Industrievertreter gesagt, dass sie alternativ in den Kauf ausgereifter Ausgründungen mit ausreichend ausgebildeten Mitarbeitern investieren würden, statt die eigene Produktion nur auf Basis eines Patents auf ein neues Verfahren umzustellen.
Es liegt also nur an mangelndem Unternehmergeist an deutschen Universitäten, dass wir an Innovationskraft einbüßen?
Nein, sowohl das Geld an den Hochschulen sowie potente industrielle Kooperationspartner fehlen. Die TU Berlin kann nur knapp die vorhandenen Mitarbeiter bezahlen, trotz Exzellenzstatus, hat jedoch unzureichend Geld zur Reparatur maroder Gebäude. Wir sollten die dem Staat zur Verfügung stehenden Gelder besser organisieren.
Wie das?
Der Erfolg von Helmholtz- und Leibniz-Instituten müsste auch daran gemessen werden, eine gewisse Zahl an Patenten zu erzielen, diese zu validieren und Ausgründungen aktiv zu betreiben. Außerdem muss man darüber nachdenken, manche der Institute oder Teile davon mit ihren Mitteln an die Universitäten zu integrieren. Dann kann man sich dort wieder mehr auf die Forschung konzentrieren, statt mit der Akquise von Drittmitteln. Wir verpassen es an vielen Stellen, der anwendungsnahen Forschung eine höhere Wertigkeit zu geben.
Weshalb ausgerechnet Helmholtz und Leibniz?
Weil diese dauerhaft sehr viel Geld bekommen. Dort wird vorwiegend Grundlagenforschung betrieben, von der man hofft, dass diese sich irgendwann einmal auszahlt. Das ist zu wenig, jedoch sind sie gute Lobbyisten ihrer Strukturen. Anders ist es vor allem bei der Fraunhofer-Gesellschaft, wo man zu etwa 80 Prozent Mittel aus Projekten einwerben muss.
Glauben Sie, mit Umwidmungen kann man den Innovationsstandort Deutschland dauerhaft in die Top 3 der Welt zurückführen?
Es wäre zumindest ein wichtiger Ausgangspunkt. Es wäre allerdings auch wichtig, in die Integration internationaler Studierender und Gastwissenschaftler zu investieren – beispielsweise durch Sprachausbildung. Wir müssen versuchen, ihnen das Leben hier leichter zu machen. Dann bleiben sie auch hier. Aber auch die Unternehmen können mehr tun. In China ist die Industrie viel offener gegenüber der Forschung. Da wird Geld auf den Tisch gelegt und zu den Unis oder Forschungseinrichtungen wie unserer gesagt: In einem bis zwei Jahren benötigen wir diese Lösung für ein aktuelles Problem, ihr könnt das.
Es ist also nicht in Stein gemeißelt, dass Deutschland in Sachen Innovationen hoffnungslos hinter China zurückfällt?
Natürlich nicht. Es gibt ja immer neue Herausforderungen, in denen wieder alle bei null anfangen. Ein gutes Beispiel ist die Impfstoffentwicklung. Wir müssen verhindern, dass wir uns gegenüber China oder den USA einigeln, weil wir Angst haben, dass uns jemand etwas wegnimmt. Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen. Wir können das. Es muss aber auch in die Köpfe rein, dass wir mit Work-Life-Balance als zentralem Aspekt einer Organisationskultur nicht weit kommen werden. Wir alle müssen mehr Arbeitskraft und Intelligenz investieren. Das Potenzial haben wir. Ein immer ‘weiter so’ lässt uns zurückfallen.
Der Nanophysiker und Festkörperforscher Dieter Bimberg ist Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Ehrenmitglied des Ioffe-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, Fellow der American Physical Society, Life Fellow des Institute of Electronic and Electrical Engineers, Foreign Member der US National Academy of Engineering. 2012 verlieh ihm die TU Berlin die Goldene Ehrennadel für herausragende Verdienste in Forschung und Lehre. Seit 2018 leitet er das nach ihm benannte Bimberg chinesisch-deutsche Zentrum für Grüne Photonik am Institut für Optik, Feinmechanik und Physik in Changchun.
Anfang Oktober stellte der staatseigene chinesische Hersteller von Bahntechnik, China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC), sein neues Produkt vor: eine riesige Windturbine. Die Turbine mit dem Namen “Qihang” (启航) – was “in See stechen” bedeutet – ist für den Einsatz auf dem Meer konzipiert. Sie ist so riesig, dass ihre Rotorblätter eine Fläche so groß wie sieben Fußballfelder abdecken, wie CRRC mitteilte.
Doch nur zwei Tage später stellte eine noch größere Offshore-Turbine die “Qihang” in den Schatten. Das von der staatlichen DongFang Electric Corporation (DEC) – einem Hersteller von Energieerzeugungsanlagen – produzierte Modell kann den Wind über eine Fläche erfassen, die 10,5 Fußballfeldern entspricht, so DEC in einer Veröffentlichung. Mit einer Höhe von 185 Metern ist diese Turbine etwa so hoch wie ein 63-stöckiges Gebäude.
Diese Entwicklungen spiegeln einen Trend wider: Chinesische Unternehmen versuchen, immer größere Turbinen mit längeren Rotorblättern und höherer Kapazität zu entwickeln. Andere Unternehmen wie Goldwind und Shanghai Electric gehen ebenfalls diesen Weg.
Diese Tendenz zeigt folgende Ziele Chinas:
“Wenn die gesamte installierte Kapazität eines Offshore-Windprojekts gleich bleibt, bedeutet der Einsatz eines Turbinenmodells mit höherer Kapazität, dass weniger Turbinen benötigt werden”, erklärt Qin Haiyan, Generalsekretär der Chinese Wind Energy Association, dem führenden Branchenverband des Landes, gegenüber Table.Briefings. Dies könne die Kosten eines Projekts in vielerlei Hinsicht senken, von der Errichtung bis zur Wartung, so Qin.
Wenn die Kosten eines Windparks sinken, könne er den Strom zu einem niedrigeren Preis an das Netz verkaufen, was die Wettbewerbsfähigkeit der Windenergie im Stromsystem erhöhe und deren Ausbau fördere, betont Qin.
In China entfallen etwa 40 Prozent der Investitionen in einen Offshore-Windpark auf den Kauf der Turbinen, während rund 30 Prozent für andere Anlagen wie Unterseekabel und Umspannwerke ausgegeben werden, schätzt Herr Zhou, Manager bei einer auf erneuerbare Energien spezialisierten Beratungsfirma, der anonym bleiben will. “Weniger Turbinen bedeuten weniger Kabel, was die Kosten senkt”, erklärt Zhou.
Sowohl CRRC als auch DEC haben die Komponenten ihrer Mega-Turbinen fertiggestellt – aber sie wurden bisher noch nicht in einem Windpark getestet. Beide Unternehmen haben jedoch große Erwartungen. CRRC plant, seine Mega-Turbine in der östlichen Provinz Shandong zusammenzubauen und zu testen, bevor sie in der Tiefsee installiert werde, berichtete der staatliche Sender CCTV Anfang Oktober. Die Mega-Turbine von DEC soll im ersten Halbjahr 2026 vor der Küste Fujians im Südosten Chinas installiert werden, sagt Generalsekretär Qin unter Berufung auf die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
CRRC gibt an, dass die “Qihang” mit einer Kapazität von 20 Megawatt (MW) jährlich bis zu 62 Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugen kann. Das deckt den jährlichen Strombedarf von 37.000 Haushalten. Im Vergleich dazu soll die 26 MW-Turbine von DEC bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde 100 GWh pro Jahr erzeugen und damit sogar 55.000 Haushalte versorgen können, so DEC.
Größere Turbinen können stärkere Winde nutzen, erklärt Deng Simeng, Analystin für erneuerbare Energien bei Rystad Energy in Shanghai. “Das bedeutet, dass Windparks mehr Stunden betrieben werden können, was den Preis pro Kilowattstunde senkt”, erklärt sie gegenüber Table.Briefings.
Peking legt den Fokus derzeit vermehrt auf Offshore-Windparks. Ein gutes Beispiel für das Streben nach mehr Effizienz ist die OceanX, eine massive, schwimmende Plattform von Ming Yang Smart Energy, die im August in Betrieb genommen wurde. Die Plattform trägt zwei riesige Windturbinen mit je 16,6 MW und ist in der Nähe der Provinz Guangdong im Südchinesischen Meer installiert. Sie soll jährlich 54 GWh Strom erzeugen.
Andere Unternehmen wie Goldwind, Shanghai Electric und die China State Shipbuilding Corporation haben ebenfalls Offshore-Turbinen mit einer Kapazität von 25 MW auf den Markt gebracht.
Die Strategie chinesischer Unternehmen, größere Turbinen zu bauen, ist Teil des Plans, Windressourcen weit entfernt von den Küsten zu nutzen. Die Volksrepublik baut entlang ihrer östlichen und südlichen Küsten fünf große Offshore-Windkraftwerke, die jeweils eine Kapazität von mindestens zehn Gigawatt (GW) erreichen sollen. Diese sind Teil des chinesischen Plans für erneuerbare Energien von 2021 bis 2025. Eine zusammenhängende Reihe von Offshore-Windparks mit einer Kapazität von je einem GW wird ebenfalls entwickelt und soll nach Fertigstellung miteinander verbunden werden.
Laut Generalsekretär Qin hat die “energische” Entwicklung der Offshore-Windenergie eine “strategische Bedeutung” für China, da sie nicht nur die Energiewende beschleunigen und bei der Erreichung der Klimaziele helfen kann, sondern auch den sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg fördert.
Der Ausbau der Offshore-Windkapazitäten kann außerdem Chinas Wirtschaftszentren wie Shanghai und Guangdong helfen, die Energiesicherheit zu stärken. “Chinas Onshore-Ressourcen für erneuerbare Energien konzentrieren sich auf den Nordwesten, Nordosten und Norden, während der größte Teil des Stromverbrauchs im Süden und Osten entsteht”, sagt Berater Zhou. “Wenn die Küstenregionen im Süden und Osten groß angelegte Offshore-Windprojekte entwickeln, können sie große Mengen Windenergie nutzen, ohne von langen Übertragungsleitungen abhängig zu sein.”
Bis 2030 sollen rund zehn Prozent des gesamten Stroms in Chinas östlichen Küstenregionen aus Offshore-Windparks stammen, so Wu Zhiquan, Vorstandsvorsitzender von Yunnan International Power Investment, das zur chinesischen State Power Investment Group gehört. Wu geht davon aus, dass der Anteil bis 2060 auf 30 Prozent ansteigen wird.
Allerdings birgt die Installation größerer Turbinen auf See auch Herausforderungen. “Es ist schwieriger, längere Rotorblätter zu transportieren und zu installieren, und es sind höhere Sicherheitsanforderungen erforderlich”, merkt Analystin Deng Simeng an. Eine weitere Hürde ist die Bürokratie. “Genehmigungen für die Nutzung von Meeresflächen zu erhalten, ist schwieriger als für Landflächen”.
Laut Zhou stellen auch Taifune eine Herausforderung dar: “Im Gegensatz zu Europa hat China es in seinen Gewässern mit Taifunen zu tun, weshalb Mega-Windturbinen entsprechend robust gebaut werden müssen.” Außerdem sei weitere Forschung nötig, um Offshore-Windenergie in großem Umfang an das Stromnetz anzuschließen. You Xiaoying
China weitet seine Einreiseerleichterungen ab dem 30. November auf neun weitere Länder aus: Künftig können auch Touristen und Geschäftsleute aus Japan, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Malta, Estland und Lettland die Volksrepublik ohne Visum besuchen. Das sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Freitag. Damit gilt die visumfreie Einreise nun für 38 Länder.
Ab dem 30. November bis zum 31. Dezember 2025 wird die visafreie Aufenthaltsdauer für Bürger aller Länder, die am Programm teilnehmen, zudem von 15 auf 30 Tage verlängert. Mit der Regelung will China nicht nur den Tourismus ankurbeln, sondern auch den Handel, indem Barrieren für geschäftliche Reisen abgebaut werden. Die Regelung für eine visafreie Einreise für 15 Tage gilt bereits seit Dezember 2023. Für Reisen länger als 30 Tage wird weiterhin ein Visum benötigt. jul
China hat angekündigt, seine Anti-Subventions-Untersuchung von Milchimporten aus der Europäischen Union auszuweiten. Untersucht werden nun auch:
Am Freitag erklärte das chinesische Handelsministerium, der Zusatz sei nach einer vorläufigen Prüfung erfolgt und habe die Forderungen der EU-Mitglieder sowie Konsultationen mit EU-Vertretern berücksichtigt. Außerdem wurden neue Fragebögen an die jeweiligen Regierungen und Hersteller geschickt, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums.
Peking hatte die Untersuchung der Importe von bestimmten Käsesorten, Milch und Sahne aus der Europäischen Union im August als Reaktion auf die Ankündigung von EU-Zöllen für in China hergestellte Elektrofahrzeuge eingeleitet. Die neuen EU-Zölle von bis zu 45,3 Prozent auf chinesische Elektroautoimporte traten am 30. Oktober in Kraft. China drängte einige Regierungen der EU-Mitglieder, darunter Deutschland, die Europäische Kommission zu einer Lösung ohne Zölle zu bewegen.
Diese zeichnet sich nun vielleicht ab: Nach Angaben des Vorsitzenden im Handelsausschuss des Europäischen Parlaments, Bernd Lange (SPD), steuerten die EU und China auf eine Einigung zu. “Wir stehen kurz vor einer Lösung mit China, um die Zölle abzuschaffen”, sagte Lange dem Sender ntv.
Demnach könnte China sich verpflichten, seine E-Autos in der EU zu einem Mindestpreis anzubieten. “Damit würde der Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung durch unfaire Subventionen wegfallen, weshalb die Zölle ursprünglich eingeführt wurden”, sagte Lange.
Der noch amtierende EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hatte am Freitag bei einem Forum zu globalen Überkapazitäten gewarnt: “Die globale Überkapazität außerhalb des Marktes stellt eine erhebliche Bedrohung dar. Sie stört den fairen Wettbewerb, destabilisiert das Wachstum, übt deflationären Druck aus und gefährdet die Industrien der Handelspartner von Überschusswirtschaften.” ari
Mit dem Beschluss der Klimakonferenz von Baku sind wichtige Weichen gestellt worden: ein neues internationales Ziel für die Klimafinanzen, die langsame Ausweitung der Geberbasis für Klimahilfen, eine abschließende Regelung für freiwillige Kohlenstoffmärkte. Aber die COP29 hat in ihrem Verlauf und ihren Ergebnissen auch noch andere wichtige Konsequenzen, die die globale Klimapolitik in der Zukunft mitbestimmen werden. Einige Erkenntnisse und offene Fragen:
Die COP29 zeigte einmal mehr, wie tief die Spaltung zwischen entwickelten und Entwicklungsländern ist. Konnte vergangenes Jahr noch ein breiter Konsens zwischen fast allen UN-Vertragsstaaten geschlossen werden, bei dem nur einige wenige aufgrund ihrer fossilen Profite lange blockierten, so galt es dieses Jahr wieder die tiefen Gräben zwischen Arm und Reich, zwischen Verursachern und Leidtragenden des Klimawandels zu überbrücken, was nur gerade so gelungen ist.
Die High Ambition Coalition – kurz HAC – ist normalerweise ein verlässlicher Brückenbauer zwischen Globalem Norden und Süden. In Baku trat sie allerdings nur zu Beginn in Erscheinung, ohne großes Momentum erzeugen zu können. Dabei hätte es sie gebraucht, um die Interessen der vulnerabelsten Länder stärker in den Vordergrund zu stellen, als die COP durch die schlechte Führung der Präsidentschaft am Rande des Scheiterns stand und es gerade bei Mitigation mehr Momentum gebraucht hätte. bpo
Die US-Regierung will der US-Handelskammer zufolge neue Exportbeschränkungen gegen China erlassen. Dies könne bereits in der kommenden Woche geschehen, hieß es in einer internen E-Mail der Kammer an ihre Mitglieder, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Demnach könnten bis zu 200 weitere chinesische Chipfirmen auf eine Liste von Konzernen gesetzt werden, die von den meisten US-Firmen nicht beliefert werden dürfen. Die E-Mail trug das Datum von Donnerstag. Stellungnahmen der Handelskammer sowie des US-Handelsministeriums und auch Chinas lagen zunächst nicht vor.
Die USA begründen ihre Exportbeschränkungen im Chip-Bereich unter anderem mit der nationalen Sicherheit. Demnach soll verhindert werden, dass die Volksrepublik amerikanische Spitzentechnologie zu militärischen Zwecken nutzen kann. Es geht aber auch darum, die Führungsrolle der USA im Bereich KI zu schützen. Das Embargo umfasst unter anderem moderne Halbleiterbauteile, die für das Training und den Betrieb Künstlicher Intelligenz (KI) notwendig sind. rtr/jul
Einige chinesische Provinzen und autonome Regionen – hier als lokale Regierungen bezeichnet – stehen vor erheblichen fiskalischen Herausforderungen, die die wirtschaftliche Aktivität belasten. Diese Regionen sind wirtschaftlich und demografisch vielfältig und in vielerlei Hinsicht mit den Ländern der Europäischen Union vergleichbar. So zählt die Provinz Guangdong 126 Millionen Einwohner, während Tibet lediglich 3,6 Millionen Einwohner hat.
Historisch haben lokale Regierungen in China nicht nur bei der Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen, sondern auch bei der Förderung des Wirtschaftswachstums eine entscheidende Rolle gespielt. Sie waren maßgeblich an Chinas Reform- und Öffnungspolitik beteiligt, initiierten umfangreiche öffentliche Investitionen und waren für die Umsetzung antizyklischer Maßnahmen verantwortlich. Doch die starke Korrektur auf dem chinesischen Immobilienmarkt in den letzten Jahren, kombiniert mit der Anhäufung von außerbilanziellen Schulden durch lokale Regierungsfinanzierungsvehikel (LGFVs), hat akute Finanzierungsprobleme mit kurz- und mittelfristigen Auswirkungen verursacht.
Die Schuldenstände der lokalen Regierungen (einschließlich bilanzwirksamer und außerbilanzieller Verbindlichkeiten) haben ein Niveau erreicht, das mit dem Schuldenstand Griechenlands von 150 Prozent des BIP auf dem Höhepunkt der Eurokrise 2010 vergleichbar ist. Diese Parallele hat aufgrund auffälliger Ähnlichkeiten große Aufmerksamkeit erregt und zeigt auf, welche Lehren China aus den Erfahrungen Europas ziehen könnte (Guo und Schipke, 2023). Zusätzlich sehen sich die lokalen Regierungen mit einem dramatischen Rückgang der Einnahmen aus Landverkäufen konfrontiert – einer historisch bedeutenden Finanzierungsquelle. Beispielsweise trugen die Bruttoerlöse aus Landverkäufen im Jahr 2020 noch acht Prozent zum BIP bei, sollen aber bis 2024 auf nur noch 2,4 Prozent des BIP sinken.
Als Reaktion auf diese Herausforderungen hat die Zentralregierung umfangreiche fiskalische Unterstützungsmaßnahmen ergriffen. Insbesondere hat das kürzlich angekündigte Paket über zwölf Billionen RMB den Druck verringert, indem es lokalen Regierungen ermöglicht, teurere LGFV-Schulden durch niedrig verzinste offizielle Anleihen mit längeren Laufzeiten zu refinanzieren.
Diese Schritte sind entscheidend, um Risiken zu reduzieren und potenzielle Spillover-Effekte auf das Finanzsystem zu mildern. Je nach wirtschaftlicher Entwicklung könnten weitere fiskalische Maßnahmen erforderlich sein, um die Nachfrage kurzfristig zu stimulieren.
Ebenso wichtig sind jedoch die mittelfristigen Herausforderungen, die fiskalische Nachhaltigkeit für die lokalen Regierungen sicherzustellen. Dies hat das Dritte Plenum des 20. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, das vom 15. bis 18. Juli 2024 stattfand, in seiner Resolution zur weiteren umfassenden Vertiefung der Reform zur Förderung der chinesischen Modernisierung hervorgehoben.
Zu den Reformen gehören die Neubewertung der Ausgabenverpflichtungen zwischen Zentral- und Lokalregierungen, die Einführung lokaler Steuern und die Stärkung fiskalischer Rahmenwerke, um zukünftige Schuldenanhäufungen zu verhindern. Zudem sollten antizyklische Fiskalpolitiken verstärkt auf die Bilanz der Zentralregierung zurückgreifen. Die Bewältigung dieser Herausforderungen der lokalen Regierungen ist entscheidend, damit China weiterhin ein hohes und nachhaltiges Wachstum erzielen kann.
Dieser Beitrag entsteht im Rahmen der Veranstaltungsreihe ,,Global China Conversations” des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Am heutigen Montag (25.11.2024, 11.00 Uhr, MESZ) diskutieren Alfred Schipke, Professor für International Finance an der Lee Kuan Yew School of Public Policy und Direktor des East Asian Institute (EAI) an der National University of Singapore, und Ludger Schuknecht, Vice President and Corporate Secretary of the AIIB, zum Thema ,,Dealing with Local Government Debt: Can China Learn from the Euro Crisis?” Das Webinar findet auf Englisch statt. China.Table ist Medienpartner dieser Veranstaltungsreihe.
Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute mehr denn je: kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.
Li Xuechao ist bei Harro Höfliger zum Senior BD Manager aufgestiegen. Lis Einsatzort für den baden-württembergisch Hersteller von Produktions- und Verpackungsanlagen ist Shanghai.
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Gestern war es wieder so weit: 2.000 Läufer aus mehr als 20 Ländern nahmen am Shanghai Tower Vertical Marathon teil. Der Name “Marathon” täuscht – zum Glück. Die Läufer mussten nicht 42 Kilometer zurücklegen, sondern “nur” 119 Stockwerke. Im Shanghai Tower besitzt die 552 Meter hohe vertikale Strecke 3.398 Stufen und machen die Veranstaltung zum höchsten Towerrun der Welt. Bei den Männern erzielte Ryoji Watanabe aus Japan die beste Zeit: Er brauchte 18 Minuten. Bei den Frauen siegte Tea Faber aus Kroatien, die in 21 Minuten und 26 Sekunden alle Treppenstufen bezwang.