herzlich willkommen zu unserer letzten Ausgabe in diesem Jahr! Schön, dass Sie im letzten Vorbereitungsstress die Zeit finden, uns zu lesen!
Ans Herz legen möchte ich Ihnen heute das Interview, das Andreas Landwehr mit dem taiwanischen Regierungsberater Chen Ming-chi geführt hat. Darin erklärt Chen, warum er eine maritime Quarantäne für die wahrscheinlichste Option erachtet, mit der die chinesische Regierung die taiwanische Regierung zum Einlenken zwingen könnte. Bei einer Invasion wäre ein Sieg der Volksbefreiungsarmee keineswegs sicher, sagt Chen. Eine Blockade oder Quarantäne hingegen “erfordern weniger militärische Fähigkeiten. Sie können immer wieder wiederholt werden.” Sollten sie scheitern, habe Xi Jinping einen “gesichtswahrenden Ausweg.”
Vielleicht benötigen Sie noch ein letztes Geschenk? Oder Lesestoff für die Feiertage? Wie in jedem Jahr hat unsere Redaktion China-Buchtipps für Sie zusammengetragen. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie Xi Jinping die Welt sieht, oder wie es einem Anarchisten in der Kulturrevolution ergangen ist, könnten Sie hier fündig werden.
Die nächste Ausgabe des China.Tables wird erst am 2. Januar erscheinen. Ich wünsche Ihnen erholsame Feiertage, ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr!
Glauben Sie, dass das Risiko eines Krieges gestiegen ist?
Nun, wir sehen keinen unmittelbar bevorstehenden Krieg. Könnte es bis 2027 passieren? Möglich, aber das hängt stark davon ab, wie gut wir vorbereitet sind – und wie gut unsere gleichgesinnten Partner vorbereitet sind. Angesichts der Ambitionen von Xi Jinping und seiner Vision der Wiederbelebung der chinesischen Nation ist Taiwan wahrscheinlich nur der erste Schritt in seinem Plan, als Führer von Weltklasse wahrgenommen zu werden. Er hat eine ähnliche Denkweise wie (der russische Präsident Wladimir) Putin. Wir sind davon überzeugt, dass wir unsere Landesverteidigung stärken müssen.
Wie groß ist die Gefahr einer Seeblockade oder eines Inspektionsregimes – also Maßnahmen zur Quarantäne von Handelsschiffen?
Das ist die wahrscheinlichste Option, vermutlich sogar wahrscheinlicher als eine amphibische Landung, da sie weniger kostet. Xi Jinping könnte davon ausgehen, dass eine amphibische Invasion eine große Herausforderung für die Volksbefreiungsarmee ist und ihn ein Scheitern des Einmarsches die Macht kosten könnte. Eine Blockade oder Quarantäne hingegen könnte immer wieder wiederholt werden. Sollte sie scheitern, hätte er einen “gesichtswahrenden” Ausweg. Der Preis ist nicht so hoch, und es erfordert weniger militärische Fähigkeiten. Und sie beginnen, sich darauf vorzubereiten. Beispielsweise haben sie bei den jüngsten Übungen auch Einheiten der Küstenwache einbezogen.
Quarantäne würde bedeuten, Schiffe zu inspizieren und sie aufzufordern, eine Erlaubnis einzuholen, um nach Taiwan zu fahren. Wie würde Taiwans Regierung reagieren?
Eine Quarantäne ist für uns sowohl einfach als auch schwierig zu handhaben. Einfach, weil wir der chinesischen Küstenwache mit unserer begegnen könnten. Eine durch die Marine unterstützte Seeblockade wäre jedoch herausfordernder. Um diese zu durchbrechen, bräuchten wir Fregatten. Taiwan kann diese Herausforderung nicht allein bewältigen. Wir brauchen Unterstützung durch Verbündete, Japan, den USA und wahrscheinlich anderer Länder, die ein Interesse daran haben, die Taiwanstraße offen zu halten. Daran arbeiten wir.
Taiwan bereitet jetzt auch die gesamte Gesellschaft darauf vor, widerstandsfähiger zu werden. Das umfasst die Kommunikation, Lebensmittel, medizinische Versorgung und Energie. Wir arbeiten daran, unser Energienetz zu dezentralisieren und zu diversifizieren. Ich denke, wir sind ein bisschen besser vorbereitet, als wir es vor dem Ukraine-Krieg waren.
Eine Quarantäne oder Blockade würde die Küstenwachen und Streitkräfte beider Seiten in einen potenziellen Konflikt bringen, indem Fehlkalkulationen oder Provokationen wahrscheinlicher sind, richtig?
Ja, das ist die Gefahr. Für Xi Jinping ist eine Quarantäne oder Blockade eine kostensparende Möglichkeit, politische Ziele zu erreichen, obwohl sie auch das Risiko einer Eskalation birgt – selbst wenn er einen ausgewachsenen Krieg vermeiden möchte. Ziel ist, maximalen Druck auf die Bevölkerung und die Führung Taiwans auszuüben, um zu sehen, ob sie kapitulieren.
Deshalb ist es entscheidend, dass Taiwan einen starken Konsens darüber hat, unsere demokratische Lebensweise zu bewahren. Wir brauchen Führer, die nicht leicht kapitulieren. Wir sind sicher, dass kein Führer der (regierenden) Fortschrittspartei DPP nachgeben würde, auch wenn der Druck hoch ist. Bei anderen Parteiführern bin ich weniger zuversichtlich.
Wenn es beispielsweise einen Kuomintang-Präsidenten gäbe, wäre es für ihn wahrscheinlich normal, unter Druck zu kapitulieren, zu verhandeln und möglicherweise Chinas Interessen zu unterstützen, um eine Blockade zu beenden, und Taiwan auf einen Weg ähnlich dem Hongkongs zu führen. Taiwan könnte nominell souverän bleiben, aber unter einer Regelung, die unser Militär und unsere Diplomatie einschränken würde.
Im Falle eines Krieges: Glauben Sie, dass die USA Taiwan mit Truppen unterstützen würden?
Es scheint im nationalen Interesse der USA zu liegen, in irgendeiner Weise zu helfen, auch wenn wir nicht genau wissen wie. Sanktionen oder Zölle allein wären sicherlich nicht ausreichend. China bereitet sich auf den Fall vor, dass es mit Sanktionen konfrontiert wird oder in einen Belagerungszustand gerät.
Donald Trumps erste Amtszeit hat eine neue Ära eingeleitet. China wurde als Bedrohung erkannt, die Regierung veränderte ihre Herangehensweise an China. Dieser Wandel wurde jedoch teilweise von Beamten auf mittlerer Ebene vorangetrieben, sodass schwer vorherzusagen ist, was Trump diesmal tun wird. Er erwähnte, dass Xi Jinping sehr genau wisse, wie “verrückt” er sei. Aber wir sind uns nicht sicher und sind besorgt über die Entwicklung. China hat eine erstklassige Marine und Luftwaffe aufgebaut. Ihre Fähigkeit, eine amphibischen Landung durchzuführen, hat erheblich zugenommen. Deshalb sind die USA für uns von großer Bedeutung.
Sie beobachten die chinesische Politik seit vielen Jahren genau. Welche Veränderungen haben Sie in der Haltung Chinas gegenüber Taiwan festgestellt?
Der grundlegende Ansatz hat sich nicht wesentlich verändert. Sie nutzen weiterhin die sogenannte “zweihändige” Politik, wechseln zwischen harten und weichen Ansätzen. Beispielsweise führen sie militärische Aktionen durch, und dann sendet Xi Jinping eine versöhnliche Botschaft, die auf die taiwanische Bevölkerung abzielt. Sie versuchen, die taiwanische Regierung und die allgemeine Bevölkerung zu spalten.
Taiwan wird zunehmend Teil von Chinas größeren globalen Ambitionen. Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Flaute ist Xi Jinping weiter bereit, die Investitionen ins Militär zu erhöhen, und der Verteidigungshaushalt ist in diesem Jahr wieder gestiegen.
Unter der Führung von Xi scheint China entschlossener und fähiger, obwohl seine wirtschaftliche Stärke nicht mehr so groß ist wie früher. Die beste Strategie für Taiwan ist es, Zeit zu gewinnen. Wir müssen diese Zeit nutzen, um unsere Verteidigungsfähigkeiten zu verbessern. China war effektiv darin, seinen wirtschaftlichen Wohlstand in militärische Macht umzuwandeln, aber mit der Verlangsamung der Wirtschaft könnten die Ressourcen für das Militär abnehmen.
Versucht China, den Status quo zu ändern, um Druck auf die taiwanische Regierung auszuüben?
Nicht nur auf die taiwanische Regierung. China zielt auch darauf ab, Druck auf die Vereinigten Staaten, Japan und sogar die Philippinen auszuüben. Sie arbeiten darauf hin, innerhalb der ersten Inselkette die Dominanz zu erlangen. Sie haben bereits ein gewisses Maß an Kontrolle erreicht, beispielsweise im Ostchinesischen Meer, in der Taiwanstraße oder im Südchinesischen Meer. Im Südchinesischen Meer hat China beispielsweise ohne direkte Konflikte eine substanzielle Kontrolle erreicht. Ihre Taktik “unterhalb der Schwelle eines Krieges”, die einen offenen Konflikt vermeidet und gleichzeitig Druck ausübt, ist effektiv. Sie nutzt die Scheu der Menschen vor einem Krieg aus und demonstriert militärische Stärke.
Was würden Sie als beste Taktik oder Strategie für Taiwan empfehlen?
Widerstandsfähigkeit ist entscheidend; sie ist die Grundlage für alle anderen Maßnahmen. Wir sind zuversichtlich, dass wir uns nicht durch Erpressung zur Kapitulation zwingen lassen, wenn es eine Blockade oder Quarantäne gibt. Zweitens müssen wir in unsere militärischen Fähigkeiten investieren. Wir brauchen einen breiteren gesellschaftlichen Konsens darüber, dass Verteidigung sehr wichtig für das Überleben Taiwans ist. Wir müssen sicherzustellen, dass unsere Bevölkerung die Situation versteht und eine sehr gefährliche Lage nicht als normal empfindet.
Chen Ming-chi diente als Vizeminister des Festlandrates für die Beziehungen zur Volksrepublik und Sicherheitsberater der früheren taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen. Danach leitete er das Institute for National Defense and Security Research (INDSR), eine Denkfabrik des Verteidigungsministeriums in Taipeh. Heute arbeitet Chen als Berater der neuen Regierung von Präsident Lai Ching-te und als Professor an der National Tsinghua Universität.
Kevin Rudd hat in seinem Leben schon vieles erreicht. Er war australischer Diplomat in Stockholm und Peking, diente seinem Land als Premier und Außenminister, leitete den amerikanischen ThinkTank The Asia Society und bekleidet derzeit das Amt des australischen Botschafters in Washington. Rudds großes Lebensthema ist China. Im nicht mehr ganz so zarten Alter von 59 Jahren hat der Sinologe eine Doktorarbeit begonnen – “nichts für schwache Nerven”, bemerkt er -, die er nach fünfjähriger Forschung im Jahr 2022 abschloss. Sie bildet die Grundlage des Buches “On Xi Jinping”.
“Was denkt Xi Jinping wirklich und welchen Einfluss hat dies auf China und die Welt?” ist das Thema, das Rudd umtreibt. Nun hat auch er keine intimeren Einsichten in Xi Jinpings Gedankenwelt als andere. Stattdessen widmet er sich dem, was “in aller Öffentlichkeit versteckt ist”, nämlich den offiziellen Reden und Aufsätzen Xi Jinpings. Rudd stellt Xis Denken zunächst in den Kontext seiner Vorgänger und der marxistischen und klassischen politischen Theorie Chinas. Dann gleicht er es mit den Ereignissen seiner zwölfjährigen Amtszeit ab, in der Xi vermochte, das politische System ganz auf sich auszurichten.
“Der Zerfall eines Regimes beginnt oft auf dem ideologischen Feld”, urteilt Xi. Seien die ideologischen Verteidigungsmauern erstmal durchbrochen, könne bald der Rest folgen. Ideologie ist essenzielles Werkzeug in Xis Bemühen “eine disziplinierte Leninistische Partei wieder zu erfinden”, “als unersetzbare politische Maschinerie im Herzen des chinesischen Militärs, des Staats und der Nation”, schreibt Rudd. Und doch ist sie viel mehr als ein Werkzeug: Rudd ist überzeugt davon, dass Xi wirklich an das glaubt, was er sagt.
Als Xi die Macht ergreift, sieht er seine Partei nach 35 Jahren Reformpolitik, in der sich seine Vorgänger Deng, Jiang und Hu ganz auf den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas konzentrierten, in einem Zustand des Verfalls. Wirtschaftlicher Aufbau möge wichtig sein, erklärt Xi, doch “eine hübsche Sache kann nicht hundert hässliche verbergen.” Es brauche neben materiellen dringend auch spirituelle Aspekte. Diese findet Xi im geistigen Erbe des Marxismus-Leninismus. Und damit im Konzept des Kampfes, der Auseinandersetzung zwischen progressiven und reaktionären Kräften, die im Marxismus immer essenziell war, unter Xis Vorgängern aber in den Hintergrund geriet. Rudd sieht Xi in einem “manichäischen ideologischen Kampf mit dem Westen um die Seele” Chinas. Lange sei die Volksrepublik dem Westen gegenüber viel zu defensiv aufgetreten, klagt Xi, dabei habe die chinesische Nation allen Grund zum Selbstvertrauen: “Die Wahrheit ist auf unserer Seite.” Von allen Werten des Sozialismus chinesischer Prägung sei folglich “der Patriotismus der tiefste, grundlegendste und dauerhafteste“, erklärt Xi.
Indem Xi den “Geist der Weltgeschichte” anruft, stellt er sich auf die Seite der Avantgarde, die eines Tages die reaktionären Kräfte der westlichen kapitalistischen Hegemonie überwinden wird. In dieser Phase seien Probleme unvermeidlich, erklärt Xi, “wenn wir uns aber fürchten, diesen Herausforderungen entgegenzutreten, dann werden sie uns unreparierbaren Schaden bringen”. Dieses Denken erklärt den Schwenk hin zu dem sehr viel selbstbewussteren Auftreten Chinas in der Außenpolitik. Vieles von dem, was Rudd beschreibt, die Anti-Korruptionskampagne, die Zero-Covid-Politik usw., ist China-Beobachtern selbstverständlich bekannt, und doch gewinnt man einen tieferen dreidimensionaleren Blick darauf, wenn man versteht, aus welchen Motiven und mit welchem Weltbild Xi diese Entscheidungen traf. Rudds Buch hilft, einen Mann besser zu begreifen, der China und die Weltpolitik voraussichtlich noch lange prägen wird. Xi nimmt Ideologie sehr ernst. Wir sollten es auch tun. Angela Köckritz
Kevin Rudd: On Xi Jinping – How Xi’s Marxist Nationalism Is Shaping China and the World, Oxford University Press, 432 Seiten, 36,20 Euro. Bisher nur auf Englisch erschienen.
Der 1997 im Alter von nur 44 Jahren verstorbene Wang Xiaobo war ein Enfant terrible der nachrevolutionären Literatur Chinas. In seiner Heimat verfemt, weil er der Jugend angeblich “keine positiven und inspirierenden Botschaften” vermitteln konnte, wurde er zu Lebzeiten vor allem in Taiwan gefeiert. Sein erster großer Roman “Das goldene Zeitalter” von 1993, der nun erstmals auf Deutsch vorliegt (genial übersetzt von Karin Betz), handelt von Wang Er, einem autobiografisch angehauchten Taugenichts, der während der Kulturrevolution aufs Land geschickt wird, sich aber weniger von der Partei als von seinem “kleinen Mönch” leiten lässt und prompt eine Affäre mit einer Landärztin beginnt.
Die Sexszenen allein reichen jedoch nicht aus, um zu verstehen, warum “黄金时代” bis heute als Skandalbuch gilt. Wang Er verkörpert die Wiedergeburt einer Figur, die im chinesischen Literaturkanon eigentlich altbekannt ist: Der Anarchist und selbstgewählte Außenseiter, der nur seine eigenen, meist zutiefst poetischen Konventionen folgt. Nur taucht er hier nicht in Form des daoistischen Eremiten oder des betrunkenen Dichters auf, sondern als Antiheld, der dem irrwitzigen Tumult der von Mao angezettelten Kulturrevolution mit schwarzem Humor den Spiegel vorhält. Zurück in der Zivilisation wird Wang Er dann ausgerechnet Hochschullehrer für Chemie, dem ein Sprengstoffprojekt anvertraut wird.
“Das goldene Zeitalter” ist auch in Festlandchina heute längst ein Kultbuch und wird – obwohl weder politisch korrekt noch politisch auf Linie – von Generation zu Generation neu entdeckt. Eine wichtige Erinnerung daran, dass China eben doch kein so autoritär gleichgeschaltetes Land ist, wie viele glauben – seine althergebrachte Faszination für Querulanten und Individualisten ist glücklicherweise nicht totzukriegen. Fabian Peltsch
Wang Xiaobo: Das Goldene Zeitalter, Matthes & Seitz, 280 Seiten, 25 Euro.
Der langjährige China-Korrespondent Philipp Mattheis zeichnet in seinem neuen Buch auf sehr anschauliche und unterhaltsame Weise die sozio-ökonomische Entwicklung der Volksrepublik China der vergangenen Jahre nach und wirft einen Blick auf die künftige Rolle des Landes im geopolitischen und technologischen Wettstreit mit den USA. Dabei erörtert er auch die Frage, ob die Kollision der beiden Kontrahenten überhaupt friedlich gelöst werden kann und was deren Rivalität für Deutschland bedeutet.
Das Buch setzt sich intensiv mit der Idee des “chinesischen Traums” auseinander, geht der Frage nach, wie Chinas Staatschef Xi Jinping sie verwirklichen möchte und vergleicht Anspruch und Realität. Dazu stellt Mattheis den Lesern Menschen vor, die er selbst getroffen hat, und setzt deren Schicksale, Bedürfnisse, Erfolge und Misserfolge in einen größeren Zusammenhang. So entsteht ein Bild der Volksrepublik, die entlang ihrer Widersprüche einen Traum verfolgt, dessen Erfüllung Konsequenzen für die ganze Welt hat.
Mattheis führt die Leser zu Brennpunkten in Südostasien, Afrika oder Europa und erklärt ihre Bedeutung für Chinas Geostrategie. Er stellt die verschiedenen politischen Fronten vor, an denen China einen Kampf bestreitet, der die Vormacht des Westens brechen und die chinesischen Wunden des “Jahrhunderts der Demütigung” heilen soll. Dabei zeigt Mattheis anhand zahlreicher Beispiele die Kollateralschäden auf, die entstehen – politisch, wirtschaftlich, ökologisch. Doch ist keineswegs garantiert, dass der “chinesische Traum” Wirklichkeit wird. Stolpert China möglicherweise über seine eigenen Füße, löst sich der Traum vielleicht von selbst in Luft auf? Marcel Grzanna
Philipp Mattheis: Der chinesische (Alb)Traum: Wie aus Chinas Aufstieg die größte geopolitische Herausforderung für den Westen wurde, Goldmann, 288 Seiten, 24 Euro.
Das erste gemeinsame Werk der China-Spezialisten Felix Lee und Finn Mayer-Kuckuk bietet einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, vor denen China selbst und infolgedessen auch das deutsche Wirtschaftsgefüge steht. Das Buch begreift sich als eine Orientierungshilfe, die Grundlegendes verhandelt, wenn es um “China und uns” geht: Wie kann Deutschland technologisch wieder aufholen? Wie bringen wir unsere moralischen Ansprüche mit den Risiken für unseren Wohlstand in Einklang?
Zunächst geht es den Autoren darum, das chinesische Denken und die Motivationen des Machtpolitikers Xi Jinping besser zu verstehen. Als Schlüssel zu einem tieferen Verständnis wird in einem eigenen Kapitel auf die Kriegskunst des Strategen Sunzi eingegangen, die natürlich oft bemüht werden, wenn es um Pekings Zielführung geht – allerdings weit schlüssiger, als man es sonst in diesem Zusammenhang liest. Natürlich haben Lee und Mayer-Kuckuk dabei nicht des Rätsels Lösung parat, dafür aber viele kluge Lösungsansätze, die an das europäische Selbstbewusstsein appellieren.
Mit fundiertem Fachwissen, klarer Sprache und vielen Experten-Stimmen, etwa von Jörg Wuttke oder Xifan Yang, beleuchtet das Buch die komplexen Dynamiken, die unser Verhältnis mit China prägen und auch weiterhin prägen werden. Ein Grundlagenbuch für die deutsche China-Kompetenz. Amelie Richter
Felix Lee & Finn Mayer-Kuckuk: China. Auswege aus einem Dilemma, Ch. Links Verlag, 256 Seiten, 22 Euro.
Nach mehr als einem Monat Stillstand in der Ostsee hat das chinesische Frachtschiff Yi Peng 3 seine Fahrt am Samstag fortgesetzt. Das berichtete die schwedische Küstenwache. Das Schiff, das unter Verdacht steht, Mitte November zwei Datenkabel beschädigt zu haben, verließ laut dem Schifffahrtmonitor MarineTraffic gegen 20 Uhr die Ostsee. Der schwedischen Küstenwache zufolge fährt die chinesische Crew Port Said in Ägypten an. “Wir verfolgen das Schiff und stehen in engem Kontakt mit anderen betroffenen Behörden”, sagte ein Sprecher.
Schwedische Behörde kritisierten China scharf, weil es den Zugang des wichtigsten Ermittlers an Bord verweigerte. Das chinesische Team hatte Vertreter aus Schweden, Deutschland, Finnland und Dänemark als Beobachter an Bord gelassen, dem schwedischen Staatsanwalt Henrik Söderman jedoch keinen Zugang gewährt, so die Behörden in Stockholm.
Außenministerin Maria Malmer Stenergard sagte gegenüber der Financial Times: “Das ist etwas, das die Regierung ernst nimmt. Es ist bemerkenswert, dass das Schiff abfährt, ohne dass der Staatsanwalt die Möglichkeit erhält, das Schiff zu inspizieren und die Besatzung im Rahmen einer schwedischen Strafuntersuchung zu befragen.”
Der Vorsitzende der schwedischen Unfalluntersuchungsbehörde zeigte sich am Freitag zufrieden über die Schiffuntersuchung und die Befragung der Besatzung. Die schwedische Regierung hatte Druck auf die chinesischen Behörden ausgeübt, den Frachter aus internationalen Gewässern in schwedisches Hoheitsgebiet zu verlegen, um eine umfassende Untersuchung zu ermöglichen. mcl
Australien wird den Salomonen 118 Millionen US-Dollar Hilfe gewähren und seine Polizeikräfte aufstocken. Damit müsse sich der Inselstaat nicht auf externe Partner verlassen, erklärte der australische Premierminister Anthony Albanese am Freitag. Die Hilfe zeige, dass Australien “der Sicherheitspartner der Wahl” für die Salomonen sei, sagte er. Mit dem Paket versucht Albanese den Einfluss Chinas auf der Pazifikinsel zurückzudrängen. China hatte im Jahr 2022 einen geheimen Sicherheitspakt mit den Salomonen Inseln unterzeichnet, der Australien und die USA in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Demnach darf Peking Militär und Polizei auf die Salomonen entsenden und Schiffe dort stationieren. Seit 2022 befindet sich ein kleines Kontingent chinesischer Polizisten auf den Salomonen.
Die australische Polizei hatte die Salomonen auf deren Bitten von 2003 bis 2017 nach inneren Konflikten unterstützt. 2021 kehrten sie zurück, um Unruhen niederzuschlagen und die Nationalwahlen zu unterstützen. Nun bat der salomonische Premierminister Jeremiah Manele seinen australischen Amtskollegen, die Zahl der australischen Polizeikräfte auf 3000 zu verdoppeln.
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte: “Kein Land sollten die Pazifischen Inseln als eigenen Hinterhof betrachten.” Laut einem Bericht von Reuters sagte Mihai Sara, die Direktorin des Think Tanks Lowe Institut: Albaneses Unterstützung sorge dafür, “dass Australien weiterhin im Spiel bleibt, das wird aber nicht den Wettbewerb verlangsamen.” So nehme Manele zwar die Unterstützung Australiens an, habe sich im Gegenzug aber nicht dazu verpflichtet, die Sicherheitspartnerschaft mit China zurückzufahren. Die Pazifischen Inseln sind von größter geostrategischer Bedeutung – auch in Hinblick auf einen Konflikt in Taiwan. Lange hatten die USA die Region vernachlässigt, seit China die Inseln aber umschwärmt, versuchen viele Staaten dort Einfluss zu gewinnen. Im Jahr 2023 hat auch Deutschland erstmals eine Botschaft auf Fidschi eröffnet. Im Dezember hat Australien eine ganze Reihe von Unterstützungs- und Sicherheitsabkommen mit Pazifischen Inseln unterzeichnet. aiko
Zwei chinesische Astronauten haben den längsten Weltraumspaziergang aller Zeiten absolviert. Das meldete das Büro für bemannte Raumfahrt CMSA. Demzufolge arbeiteten Cai Xuzhe und Song Lingdong am Dienstag neun Stunden und sechs Minuten lang außerhalb der Raumstation Tiangong. Damit brachen die Astronauten der Shenzhou-19-Mission den bisherigen Weltrekord von acht Stunden und 56 Minuten, den die US-Amerikaner James Voss und Susan Helms im Jahr 2001 aufgestellt hatten. Das Portal Space News wies darauf hin, dass die chinesischen Raumanzüge laut der nationalen Raumfahrtbehörde nur für eine Arbeitszeit von acht Stunden ausgelegt seien.
Für das wachsende Raumfahrtprogramm Pekings ist es ein weiterer Meilenstein. 2008 absolvierte zum ersten Mal ein chinesischer Astronaut einen Weltraumspaziergang. Die chinesische Agentur erklärte die Errungenschaft nun nicht sofort zum Weltrekord, sondern wies lediglich darauf hin, dass es sich um den längsten Weltraumspaziergang für chinesische Astronauten handelte.
Im vergangenen Oktober stellten Verantwortliche einen langfristigen Plan zur Erforschung des Weltraums vor und setzten sich das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2050 eine führende Weltraummacht zu werden. Bis 2030 will Peking die ersten chinesischen Astronauten auf dem Mond landen lassen. China kooperiert mit rund zwölf Nationen, um eine Mondbasis am Südpol des Mondes zu bauen. mcl
Iskra Reic ist die neue China-Chefin von AstraZeneca. Ihr Vorgänger Leon Wang wurde von den chinesischen Behörden wegen Ermittlungen um einen illegalen Medikamentenimport festgenommen. Wie Wang wird Reic für die Region zuständig sein, die Asien, den Nahen Osten, Afrika sowie Lateinamerika umfasst. Ihr Einsatzort ist Shanghai.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Mithilfe von “Himmelsfäden” (im Deutschen allgemein als “Antennen” bekannt) lassen sich bekanntlich elektromagnetische Wellen abstrahlen bzw. empfangen. Das chinesische Wort setzt sich zusammen aus den Zeichen 天 tiān “Himmel, Tag” und 线 xiàn “Draht, Linie, Faden, Strahl”. Unser deutscher Begriff ist übrigens verwandt mit dem lateinischen tendere bzw. griechisch teinein, was “spannen” oder “straffziehen” bedeutet. Die Antenne ist also eigentlich eine “Aufgespannte”.
herzlich willkommen zu unserer letzten Ausgabe in diesem Jahr! Schön, dass Sie im letzten Vorbereitungsstress die Zeit finden, uns zu lesen!
Ans Herz legen möchte ich Ihnen heute das Interview, das Andreas Landwehr mit dem taiwanischen Regierungsberater Chen Ming-chi geführt hat. Darin erklärt Chen, warum er eine maritime Quarantäne für die wahrscheinlichste Option erachtet, mit der die chinesische Regierung die taiwanische Regierung zum Einlenken zwingen könnte. Bei einer Invasion wäre ein Sieg der Volksbefreiungsarmee keineswegs sicher, sagt Chen. Eine Blockade oder Quarantäne hingegen “erfordern weniger militärische Fähigkeiten. Sie können immer wieder wiederholt werden.” Sollten sie scheitern, habe Xi Jinping einen “gesichtswahrenden Ausweg.”
Vielleicht benötigen Sie noch ein letztes Geschenk? Oder Lesestoff für die Feiertage? Wie in jedem Jahr hat unsere Redaktion China-Buchtipps für Sie zusammengetragen. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie Xi Jinping die Welt sieht, oder wie es einem Anarchisten in der Kulturrevolution ergangen ist, könnten Sie hier fündig werden.
Die nächste Ausgabe des China.Tables wird erst am 2. Januar erscheinen. Ich wünsche Ihnen erholsame Feiertage, ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr!
Glauben Sie, dass das Risiko eines Krieges gestiegen ist?
Nun, wir sehen keinen unmittelbar bevorstehenden Krieg. Könnte es bis 2027 passieren? Möglich, aber das hängt stark davon ab, wie gut wir vorbereitet sind – und wie gut unsere gleichgesinnten Partner vorbereitet sind. Angesichts der Ambitionen von Xi Jinping und seiner Vision der Wiederbelebung der chinesischen Nation ist Taiwan wahrscheinlich nur der erste Schritt in seinem Plan, als Führer von Weltklasse wahrgenommen zu werden. Er hat eine ähnliche Denkweise wie (der russische Präsident Wladimir) Putin. Wir sind davon überzeugt, dass wir unsere Landesverteidigung stärken müssen.
Wie groß ist die Gefahr einer Seeblockade oder eines Inspektionsregimes – also Maßnahmen zur Quarantäne von Handelsschiffen?
Das ist die wahrscheinlichste Option, vermutlich sogar wahrscheinlicher als eine amphibische Landung, da sie weniger kostet. Xi Jinping könnte davon ausgehen, dass eine amphibische Invasion eine große Herausforderung für die Volksbefreiungsarmee ist und ihn ein Scheitern des Einmarsches die Macht kosten könnte. Eine Blockade oder Quarantäne hingegen könnte immer wieder wiederholt werden. Sollte sie scheitern, hätte er einen “gesichtswahrenden” Ausweg. Der Preis ist nicht so hoch, und es erfordert weniger militärische Fähigkeiten. Und sie beginnen, sich darauf vorzubereiten. Beispielsweise haben sie bei den jüngsten Übungen auch Einheiten der Küstenwache einbezogen.
Quarantäne würde bedeuten, Schiffe zu inspizieren und sie aufzufordern, eine Erlaubnis einzuholen, um nach Taiwan zu fahren. Wie würde Taiwans Regierung reagieren?
Eine Quarantäne ist für uns sowohl einfach als auch schwierig zu handhaben. Einfach, weil wir der chinesischen Küstenwache mit unserer begegnen könnten. Eine durch die Marine unterstützte Seeblockade wäre jedoch herausfordernder. Um diese zu durchbrechen, bräuchten wir Fregatten. Taiwan kann diese Herausforderung nicht allein bewältigen. Wir brauchen Unterstützung durch Verbündete, Japan, den USA und wahrscheinlich anderer Länder, die ein Interesse daran haben, die Taiwanstraße offen zu halten. Daran arbeiten wir.
Taiwan bereitet jetzt auch die gesamte Gesellschaft darauf vor, widerstandsfähiger zu werden. Das umfasst die Kommunikation, Lebensmittel, medizinische Versorgung und Energie. Wir arbeiten daran, unser Energienetz zu dezentralisieren und zu diversifizieren. Ich denke, wir sind ein bisschen besser vorbereitet, als wir es vor dem Ukraine-Krieg waren.
Eine Quarantäne oder Blockade würde die Küstenwachen und Streitkräfte beider Seiten in einen potenziellen Konflikt bringen, indem Fehlkalkulationen oder Provokationen wahrscheinlicher sind, richtig?
Ja, das ist die Gefahr. Für Xi Jinping ist eine Quarantäne oder Blockade eine kostensparende Möglichkeit, politische Ziele zu erreichen, obwohl sie auch das Risiko einer Eskalation birgt – selbst wenn er einen ausgewachsenen Krieg vermeiden möchte. Ziel ist, maximalen Druck auf die Bevölkerung und die Führung Taiwans auszuüben, um zu sehen, ob sie kapitulieren.
Deshalb ist es entscheidend, dass Taiwan einen starken Konsens darüber hat, unsere demokratische Lebensweise zu bewahren. Wir brauchen Führer, die nicht leicht kapitulieren. Wir sind sicher, dass kein Führer der (regierenden) Fortschrittspartei DPP nachgeben würde, auch wenn der Druck hoch ist. Bei anderen Parteiführern bin ich weniger zuversichtlich.
Wenn es beispielsweise einen Kuomintang-Präsidenten gäbe, wäre es für ihn wahrscheinlich normal, unter Druck zu kapitulieren, zu verhandeln und möglicherweise Chinas Interessen zu unterstützen, um eine Blockade zu beenden, und Taiwan auf einen Weg ähnlich dem Hongkongs zu führen. Taiwan könnte nominell souverän bleiben, aber unter einer Regelung, die unser Militär und unsere Diplomatie einschränken würde.
Im Falle eines Krieges: Glauben Sie, dass die USA Taiwan mit Truppen unterstützen würden?
Es scheint im nationalen Interesse der USA zu liegen, in irgendeiner Weise zu helfen, auch wenn wir nicht genau wissen wie. Sanktionen oder Zölle allein wären sicherlich nicht ausreichend. China bereitet sich auf den Fall vor, dass es mit Sanktionen konfrontiert wird oder in einen Belagerungszustand gerät.
Donald Trumps erste Amtszeit hat eine neue Ära eingeleitet. China wurde als Bedrohung erkannt, die Regierung veränderte ihre Herangehensweise an China. Dieser Wandel wurde jedoch teilweise von Beamten auf mittlerer Ebene vorangetrieben, sodass schwer vorherzusagen ist, was Trump diesmal tun wird. Er erwähnte, dass Xi Jinping sehr genau wisse, wie “verrückt” er sei. Aber wir sind uns nicht sicher und sind besorgt über die Entwicklung. China hat eine erstklassige Marine und Luftwaffe aufgebaut. Ihre Fähigkeit, eine amphibischen Landung durchzuführen, hat erheblich zugenommen. Deshalb sind die USA für uns von großer Bedeutung.
Sie beobachten die chinesische Politik seit vielen Jahren genau. Welche Veränderungen haben Sie in der Haltung Chinas gegenüber Taiwan festgestellt?
Der grundlegende Ansatz hat sich nicht wesentlich verändert. Sie nutzen weiterhin die sogenannte “zweihändige” Politik, wechseln zwischen harten und weichen Ansätzen. Beispielsweise führen sie militärische Aktionen durch, und dann sendet Xi Jinping eine versöhnliche Botschaft, die auf die taiwanische Bevölkerung abzielt. Sie versuchen, die taiwanische Regierung und die allgemeine Bevölkerung zu spalten.
Taiwan wird zunehmend Teil von Chinas größeren globalen Ambitionen. Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Flaute ist Xi Jinping weiter bereit, die Investitionen ins Militär zu erhöhen, und der Verteidigungshaushalt ist in diesem Jahr wieder gestiegen.
Unter der Führung von Xi scheint China entschlossener und fähiger, obwohl seine wirtschaftliche Stärke nicht mehr so groß ist wie früher. Die beste Strategie für Taiwan ist es, Zeit zu gewinnen. Wir müssen diese Zeit nutzen, um unsere Verteidigungsfähigkeiten zu verbessern. China war effektiv darin, seinen wirtschaftlichen Wohlstand in militärische Macht umzuwandeln, aber mit der Verlangsamung der Wirtschaft könnten die Ressourcen für das Militär abnehmen.
Versucht China, den Status quo zu ändern, um Druck auf die taiwanische Regierung auszuüben?
Nicht nur auf die taiwanische Regierung. China zielt auch darauf ab, Druck auf die Vereinigten Staaten, Japan und sogar die Philippinen auszuüben. Sie arbeiten darauf hin, innerhalb der ersten Inselkette die Dominanz zu erlangen. Sie haben bereits ein gewisses Maß an Kontrolle erreicht, beispielsweise im Ostchinesischen Meer, in der Taiwanstraße oder im Südchinesischen Meer. Im Südchinesischen Meer hat China beispielsweise ohne direkte Konflikte eine substanzielle Kontrolle erreicht. Ihre Taktik “unterhalb der Schwelle eines Krieges”, die einen offenen Konflikt vermeidet und gleichzeitig Druck ausübt, ist effektiv. Sie nutzt die Scheu der Menschen vor einem Krieg aus und demonstriert militärische Stärke.
Was würden Sie als beste Taktik oder Strategie für Taiwan empfehlen?
Widerstandsfähigkeit ist entscheidend; sie ist die Grundlage für alle anderen Maßnahmen. Wir sind zuversichtlich, dass wir uns nicht durch Erpressung zur Kapitulation zwingen lassen, wenn es eine Blockade oder Quarantäne gibt. Zweitens müssen wir in unsere militärischen Fähigkeiten investieren. Wir brauchen einen breiteren gesellschaftlichen Konsens darüber, dass Verteidigung sehr wichtig für das Überleben Taiwans ist. Wir müssen sicherzustellen, dass unsere Bevölkerung die Situation versteht und eine sehr gefährliche Lage nicht als normal empfindet.
Chen Ming-chi diente als Vizeminister des Festlandrates für die Beziehungen zur Volksrepublik und Sicherheitsberater der früheren taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen. Danach leitete er das Institute for National Defense and Security Research (INDSR), eine Denkfabrik des Verteidigungsministeriums in Taipeh. Heute arbeitet Chen als Berater der neuen Regierung von Präsident Lai Ching-te und als Professor an der National Tsinghua Universität.
Kevin Rudd hat in seinem Leben schon vieles erreicht. Er war australischer Diplomat in Stockholm und Peking, diente seinem Land als Premier und Außenminister, leitete den amerikanischen ThinkTank The Asia Society und bekleidet derzeit das Amt des australischen Botschafters in Washington. Rudds großes Lebensthema ist China. Im nicht mehr ganz so zarten Alter von 59 Jahren hat der Sinologe eine Doktorarbeit begonnen – “nichts für schwache Nerven”, bemerkt er -, die er nach fünfjähriger Forschung im Jahr 2022 abschloss. Sie bildet die Grundlage des Buches “On Xi Jinping”.
“Was denkt Xi Jinping wirklich und welchen Einfluss hat dies auf China und die Welt?” ist das Thema, das Rudd umtreibt. Nun hat auch er keine intimeren Einsichten in Xi Jinpings Gedankenwelt als andere. Stattdessen widmet er sich dem, was “in aller Öffentlichkeit versteckt ist”, nämlich den offiziellen Reden und Aufsätzen Xi Jinpings. Rudd stellt Xis Denken zunächst in den Kontext seiner Vorgänger und der marxistischen und klassischen politischen Theorie Chinas. Dann gleicht er es mit den Ereignissen seiner zwölfjährigen Amtszeit ab, in der Xi vermochte, das politische System ganz auf sich auszurichten.
“Der Zerfall eines Regimes beginnt oft auf dem ideologischen Feld”, urteilt Xi. Seien die ideologischen Verteidigungsmauern erstmal durchbrochen, könne bald der Rest folgen. Ideologie ist essenzielles Werkzeug in Xis Bemühen “eine disziplinierte Leninistische Partei wieder zu erfinden”, “als unersetzbare politische Maschinerie im Herzen des chinesischen Militärs, des Staats und der Nation”, schreibt Rudd. Und doch ist sie viel mehr als ein Werkzeug: Rudd ist überzeugt davon, dass Xi wirklich an das glaubt, was er sagt.
Als Xi die Macht ergreift, sieht er seine Partei nach 35 Jahren Reformpolitik, in der sich seine Vorgänger Deng, Jiang und Hu ganz auf den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas konzentrierten, in einem Zustand des Verfalls. Wirtschaftlicher Aufbau möge wichtig sein, erklärt Xi, doch “eine hübsche Sache kann nicht hundert hässliche verbergen.” Es brauche neben materiellen dringend auch spirituelle Aspekte. Diese findet Xi im geistigen Erbe des Marxismus-Leninismus. Und damit im Konzept des Kampfes, der Auseinandersetzung zwischen progressiven und reaktionären Kräften, die im Marxismus immer essenziell war, unter Xis Vorgängern aber in den Hintergrund geriet. Rudd sieht Xi in einem “manichäischen ideologischen Kampf mit dem Westen um die Seele” Chinas. Lange sei die Volksrepublik dem Westen gegenüber viel zu defensiv aufgetreten, klagt Xi, dabei habe die chinesische Nation allen Grund zum Selbstvertrauen: “Die Wahrheit ist auf unserer Seite.” Von allen Werten des Sozialismus chinesischer Prägung sei folglich “der Patriotismus der tiefste, grundlegendste und dauerhafteste“, erklärt Xi.
Indem Xi den “Geist der Weltgeschichte” anruft, stellt er sich auf die Seite der Avantgarde, die eines Tages die reaktionären Kräfte der westlichen kapitalistischen Hegemonie überwinden wird. In dieser Phase seien Probleme unvermeidlich, erklärt Xi, “wenn wir uns aber fürchten, diesen Herausforderungen entgegenzutreten, dann werden sie uns unreparierbaren Schaden bringen”. Dieses Denken erklärt den Schwenk hin zu dem sehr viel selbstbewussteren Auftreten Chinas in der Außenpolitik. Vieles von dem, was Rudd beschreibt, die Anti-Korruptionskampagne, die Zero-Covid-Politik usw., ist China-Beobachtern selbstverständlich bekannt, und doch gewinnt man einen tieferen dreidimensionaleren Blick darauf, wenn man versteht, aus welchen Motiven und mit welchem Weltbild Xi diese Entscheidungen traf. Rudds Buch hilft, einen Mann besser zu begreifen, der China und die Weltpolitik voraussichtlich noch lange prägen wird. Xi nimmt Ideologie sehr ernst. Wir sollten es auch tun. Angela Köckritz
Kevin Rudd: On Xi Jinping – How Xi’s Marxist Nationalism Is Shaping China and the World, Oxford University Press, 432 Seiten, 36,20 Euro. Bisher nur auf Englisch erschienen.
Der 1997 im Alter von nur 44 Jahren verstorbene Wang Xiaobo war ein Enfant terrible der nachrevolutionären Literatur Chinas. In seiner Heimat verfemt, weil er der Jugend angeblich “keine positiven und inspirierenden Botschaften” vermitteln konnte, wurde er zu Lebzeiten vor allem in Taiwan gefeiert. Sein erster großer Roman “Das goldene Zeitalter” von 1993, der nun erstmals auf Deutsch vorliegt (genial übersetzt von Karin Betz), handelt von Wang Er, einem autobiografisch angehauchten Taugenichts, der während der Kulturrevolution aufs Land geschickt wird, sich aber weniger von der Partei als von seinem “kleinen Mönch” leiten lässt und prompt eine Affäre mit einer Landärztin beginnt.
Die Sexszenen allein reichen jedoch nicht aus, um zu verstehen, warum “黄金时代” bis heute als Skandalbuch gilt. Wang Er verkörpert die Wiedergeburt einer Figur, die im chinesischen Literaturkanon eigentlich altbekannt ist: Der Anarchist und selbstgewählte Außenseiter, der nur seine eigenen, meist zutiefst poetischen Konventionen folgt. Nur taucht er hier nicht in Form des daoistischen Eremiten oder des betrunkenen Dichters auf, sondern als Antiheld, der dem irrwitzigen Tumult der von Mao angezettelten Kulturrevolution mit schwarzem Humor den Spiegel vorhält. Zurück in der Zivilisation wird Wang Er dann ausgerechnet Hochschullehrer für Chemie, dem ein Sprengstoffprojekt anvertraut wird.
“Das goldene Zeitalter” ist auch in Festlandchina heute längst ein Kultbuch und wird – obwohl weder politisch korrekt noch politisch auf Linie – von Generation zu Generation neu entdeckt. Eine wichtige Erinnerung daran, dass China eben doch kein so autoritär gleichgeschaltetes Land ist, wie viele glauben – seine althergebrachte Faszination für Querulanten und Individualisten ist glücklicherweise nicht totzukriegen. Fabian Peltsch
Wang Xiaobo: Das Goldene Zeitalter, Matthes & Seitz, 280 Seiten, 25 Euro.
Der langjährige China-Korrespondent Philipp Mattheis zeichnet in seinem neuen Buch auf sehr anschauliche und unterhaltsame Weise die sozio-ökonomische Entwicklung der Volksrepublik China der vergangenen Jahre nach und wirft einen Blick auf die künftige Rolle des Landes im geopolitischen und technologischen Wettstreit mit den USA. Dabei erörtert er auch die Frage, ob die Kollision der beiden Kontrahenten überhaupt friedlich gelöst werden kann und was deren Rivalität für Deutschland bedeutet.
Das Buch setzt sich intensiv mit der Idee des “chinesischen Traums” auseinander, geht der Frage nach, wie Chinas Staatschef Xi Jinping sie verwirklichen möchte und vergleicht Anspruch und Realität. Dazu stellt Mattheis den Lesern Menschen vor, die er selbst getroffen hat, und setzt deren Schicksale, Bedürfnisse, Erfolge und Misserfolge in einen größeren Zusammenhang. So entsteht ein Bild der Volksrepublik, die entlang ihrer Widersprüche einen Traum verfolgt, dessen Erfüllung Konsequenzen für die ganze Welt hat.
Mattheis führt die Leser zu Brennpunkten in Südostasien, Afrika oder Europa und erklärt ihre Bedeutung für Chinas Geostrategie. Er stellt die verschiedenen politischen Fronten vor, an denen China einen Kampf bestreitet, der die Vormacht des Westens brechen und die chinesischen Wunden des “Jahrhunderts der Demütigung” heilen soll. Dabei zeigt Mattheis anhand zahlreicher Beispiele die Kollateralschäden auf, die entstehen – politisch, wirtschaftlich, ökologisch. Doch ist keineswegs garantiert, dass der “chinesische Traum” Wirklichkeit wird. Stolpert China möglicherweise über seine eigenen Füße, löst sich der Traum vielleicht von selbst in Luft auf? Marcel Grzanna
Philipp Mattheis: Der chinesische (Alb)Traum: Wie aus Chinas Aufstieg die größte geopolitische Herausforderung für den Westen wurde, Goldmann, 288 Seiten, 24 Euro.
Das erste gemeinsame Werk der China-Spezialisten Felix Lee und Finn Mayer-Kuckuk bietet einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, vor denen China selbst und infolgedessen auch das deutsche Wirtschaftsgefüge steht. Das Buch begreift sich als eine Orientierungshilfe, die Grundlegendes verhandelt, wenn es um “China und uns” geht: Wie kann Deutschland technologisch wieder aufholen? Wie bringen wir unsere moralischen Ansprüche mit den Risiken für unseren Wohlstand in Einklang?
Zunächst geht es den Autoren darum, das chinesische Denken und die Motivationen des Machtpolitikers Xi Jinping besser zu verstehen. Als Schlüssel zu einem tieferen Verständnis wird in einem eigenen Kapitel auf die Kriegskunst des Strategen Sunzi eingegangen, die natürlich oft bemüht werden, wenn es um Pekings Zielführung geht – allerdings weit schlüssiger, als man es sonst in diesem Zusammenhang liest. Natürlich haben Lee und Mayer-Kuckuk dabei nicht des Rätsels Lösung parat, dafür aber viele kluge Lösungsansätze, die an das europäische Selbstbewusstsein appellieren.
Mit fundiertem Fachwissen, klarer Sprache und vielen Experten-Stimmen, etwa von Jörg Wuttke oder Xifan Yang, beleuchtet das Buch die komplexen Dynamiken, die unser Verhältnis mit China prägen und auch weiterhin prägen werden. Ein Grundlagenbuch für die deutsche China-Kompetenz. Amelie Richter
Felix Lee & Finn Mayer-Kuckuk: China. Auswege aus einem Dilemma, Ch. Links Verlag, 256 Seiten, 22 Euro.
Nach mehr als einem Monat Stillstand in der Ostsee hat das chinesische Frachtschiff Yi Peng 3 seine Fahrt am Samstag fortgesetzt. Das berichtete die schwedische Küstenwache. Das Schiff, das unter Verdacht steht, Mitte November zwei Datenkabel beschädigt zu haben, verließ laut dem Schifffahrtmonitor MarineTraffic gegen 20 Uhr die Ostsee. Der schwedischen Küstenwache zufolge fährt die chinesische Crew Port Said in Ägypten an. “Wir verfolgen das Schiff und stehen in engem Kontakt mit anderen betroffenen Behörden”, sagte ein Sprecher.
Schwedische Behörde kritisierten China scharf, weil es den Zugang des wichtigsten Ermittlers an Bord verweigerte. Das chinesische Team hatte Vertreter aus Schweden, Deutschland, Finnland und Dänemark als Beobachter an Bord gelassen, dem schwedischen Staatsanwalt Henrik Söderman jedoch keinen Zugang gewährt, so die Behörden in Stockholm.
Außenministerin Maria Malmer Stenergard sagte gegenüber der Financial Times: “Das ist etwas, das die Regierung ernst nimmt. Es ist bemerkenswert, dass das Schiff abfährt, ohne dass der Staatsanwalt die Möglichkeit erhält, das Schiff zu inspizieren und die Besatzung im Rahmen einer schwedischen Strafuntersuchung zu befragen.”
Der Vorsitzende der schwedischen Unfalluntersuchungsbehörde zeigte sich am Freitag zufrieden über die Schiffuntersuchung und die Befragung der Besatzung. Die schwedische Regierung hatte Druck auf die chinesischen Behörden ausgeübt, den Frachter aus internationalen Gewässern in schwedisches Hoheitsgebiet zu verlegen, um eine umfassende Untersuchung zu ermöglichen. mcl
Australien wird den Salomonen 118 Millionen US-Dollar Hilfe gewähren und seine Polizeikräfte aufstocken. Damit müsse sich der Inselstaat nicht auf externe Partner verlassen, erklärte der australische Premierminister Anthony Albanese am Freitag. Die Hilfe zeige, dass Australien “der Sicherheitspartner der Wahl” für die Salomonen sei, sagte er. Mit dem Paket versucht Albanese den Einfluss Chinas auf der Pazifikinsel zurückzudrängen. China hatte im Jahr 2022 einen geheimen Sicherheitspakt mit den Salomonen Inseln unterzeichnet, der Australien und die USA in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Demnach darf Peking Militär und Polizei auf die Salomonen entsenden und Schiffe dort stationieren. Seit 2022 befindet sich ein kleines Kontingent chinesischer Polizisten auf den Salomonen.
Die australische Polizei hatte die Salomonen auf deren Bitten von 2003 bis 2017 nach inneren Konflikten unterstützt. 2021 kehrten sie zurück, um Unruhen niederzuschlagen und die Nationalwahlen zu unterstützen. Nun bat der salomonische Premierminister Jeremiah Manele seinen australischen Amtskollegen, die Zahl der australischen Polizeikräfte auf 3000 zu verdoppeln.
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte: “Kein Land sollten die Pazifischen Inseln als eigenen Hinterhof betrachten.” Laut einem Bericht von Reuters sagte Mihai Sara, die Direktorin des Think Tanks Lowe Institut: Albaneses Unterstützung sorge dafür, “dass Australien weiterhin im Spiel bleibt, das wird aber nicht den Wettbewerb verlangsamen.” So nehme Manele zwar die Unterstützung Australiens an, habe sich im Gegenzug aber nicht dazu verpflichtet, die Sicherheitspartnerschaft mit China zurückzufahren. Die Pazifischen Inseln sind von größter geostrategischer Bedeutung – auch in Hinblick auf einen Konflikt in Taiwan. Lange hatten die USA die Region vernachlässigt, seit China die Inseln aber umschwärmt, versuchen viele Staaten dort Einfluss zu gewinnen. Im Jahr 2023 hat auch Deutschland erstmals eine Botschaft auf Fidschi eröffnet. Im Dezember hat Australien eine ganze Reihe von Unterstützungs- und Sicherheitsabkommen mit Pazifischen Inseln unterzeichnet. aiko
Zwei chinesische Astronauten haben den längsten Weltraumspaziergang aller Zeiten absolviert. Das meldete das Büro für bemannte Raumfahrt CMSA. Demzufolge arbeiteten Cai Xuzhe und Song Lingdong am Dienstag neun Stunden und sechs Minuten lang außerhalb der Raumstation Tiangong. Damit brachen die Astronauten der Shenzhou-19-Mission den bisherigen Weltrekord von acht Stunden und 56 Minuten, den die US-Amerikaner James Voss und Susan Helms im Jahr 2001 aufgestellt hatten. Das Portal Space News wies darauf hin, dass die chinesischen Raumanzüge laut der nationalen Raumfahrtbehörde nur für eine Arbeitszeit von acht Stunden ausgelegt seien.
Für das wachsende Raumfahrtprogramm Pekings ist es ein weiterer Meilenstein. 2008 absolvierte zum ersten Mal ein chinesischer Astronaut einen Weltraumspaziergang. Die chinesische Agentur erklärte die Errungenschaft nun nicht sofort zum Weltrekord, sondern wies lediglich darauf hin, dass es sich um den längsten Weltraumspaziergang für chinesische Astronauten handelte.
Im vergangenen Oktober stellten Verantwortliche einen langfristigen Plan zur Erforschung des Weltraums vor und setzten sich das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2050 eine führende Weltraummacht zu werden. Bis 2030 will Peking die ersten chinesischen Astronauten auf dem Mond landen lassen. China kooperiert mit rund zwölf Nationen, um eine Mondbasis am Südpol des Mondes zu bauen. mcl
Iskra Reic ist die neue China-Chefin von AstraZeneca. Ihr Vorgänger Leon Wang wurde von den chinesischen Behörden wegen Ermittlungen um einen illegalen Medikamentenimport festgenommen. Wie Wang wird Reic für die Region zuständig sein, die Asien, den Nahen Osten, Afrika sowie Lateinamerika umfasst. Ihr Einsatzort ist Shanghai.
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Mithilfe von “Himmelsfäden” (im Deutschen allgemein als “Antennen” bekannt) lassen sich bekanntlich elektromagnetische Wellen abstrahlen bzw. empfangen. Das chinesische Wort setzt sich zusammen aus den Zeichen 天 tiān “Himmel, Tag” und 线 xiàn “Draht, Linie, Faden, Strahl”. Unser deutscher Begriff ist übrigens verwandt mit dem lateinischen tendere bzw. griechisch teinein, was “spannen” oder “straffziehen” bedeutet. Die Antenne ist also eigentlich eine “Aufgespannte”.