herzlichen Willkommen in der ersten vollen Arbeitswoche des neuen Jahres. 2025 beginnt auch in Peking mit einer vollen To-do-Liste. Die Covid-Nachwehen, Xis anhaltende Machtausweitung und korrupte Kader: In Chinas Innenpolitik brodelt es auch im neuen Jahr weiter. Was sind die Herausforderungen für Peking? Wir geben Ihnen einen Überblick.
Dass das chinesische Internet haargenau auf Inhalte gescannt wird, die der KP nicht gefallen, ist bekannt. Eingesetzt werden dazu KI – und Moderatoren. Diese sprechen sehr selten über ihren Job. Welche Inhalte für ihn bei seiner Arbeit relevant sind, berichtet einer der Zensoren im anonymen Interview. Er spricht dabei auch über das Arbeitspensum und in welchen Fällen er ein schlechtes Gewissen wegen gelöschter Inhalte bekommt.
In der Rubrik Heads stellen wir Ihnen Familie Kay vor. Die vier Familienmitglieder Ursula, David, DeeDee und Freddy sind mittlerweile eine der bekanntesten westlichen Influencer-Familien in China. Im November hat ihr Kanal “Our Chinese Life” einen Preis auf Douyin bekommen, dem chinesischen TikTok-Äquivalent. Und auch auf anderen Plattformen wie Bilibili haben die Kays längst die 100.000-Subscriber-Marke geknackt.
Wir wünschen Ihnen einen tollen Montag!
Es ist selten, dass jemand über seine Arbeit als Online-Zensor spricht. Sie sind jetzt 25 Jahre alt und machen den Job seit 2020. Welche Aufgaben müssen Sie in dem Internetunternehmen übernehmen, bei dem Sie tätig sind?
Hauptsächlich geht es um die Überprüfung von Bildern und Texten. Die Inhalte lassen sich in drei Hauptbereiche unterteilen: politische Sicherheit, Gewalt und anstößige Inhalte. Zusätzlich müssen auch Glücksspiel, Drogen und illegale Werbung geprüft werden.
Ist das Arbeitspensum sehr groß?
Eigentlich geht es. Streng genommen übernimmt die KI die erste Prüfungsrunde. Die Erstprüfer müssen danach täglich mehr als 10.000 Inhalte prüfen, während wir Qualitätsprüfer mindestens 40.000 bis 50.000 Inhalte pro Tag durchsehen müssen, da dies relativ einfacher ist – schließlich wurden die Inhalte bereits einmal geprüft. Anfangs wurde mir vorgeschrieben, 60.000 bis 70.000 Inhalte täglich zu prüfen, aber das konnte ich einfach nicht schaffen.
Welcher Bereich hat die höchste Priorität bei der Moderation?
Ganz klar ist es die politische Sicherheit.
Wie sieht der Prüfstandard für politische Inhalte aus? Zum Beispiel, welche Inhalte werden genehmigt, welche nicht?
Der Standard ist eigentlich derselbe wie bei den nationalen Nachrichtenberichten. Was nicht berichtet werden darf, darf auch bei uns nicht genehmigt werden. Ein sehr deutliches Beispiel ist, dass Inhalte, die hochrangige politische Beamte und ihre Familien betreffen oder die dunkleren Kapitel in der Geschichte der Kommunistischen Partei ansprechen, immer gelöscht werden müssen. Ein weiteres Beispiel ist der 4. Juni. Wenn jedes Jahr Menschen Informationen über den Vorfall verbreiten, müssen wir diese Inhalte immer überprüfen und löschen. Besonders kurz vor dem 4. Juni müssen wir sogar Überstunden machen, um all die Arbeit bewältigen zu können.
Wurde Ihnen erklärt, warum bestimmte Themen politisch sensibel sind? Hatten Sie Fragen oder Interesse an mehr Details?
Die Firma möchte nicht, dass wir zu viele Details kennen. In der ersten Filterstufe werden viele Inhalte bereits durch KI anhand von Schlüsselwörtern herausgefiltert, diese Inhalte sind für uns als Prüfer gar nicht sichtbar. Ich selbst stelle keine Fragen, da ich mich ohnehin schon gut auskenne. Wenn ich etwas nicht weiß, nutze ich VPNs und recherchiere auf ausländischen Websites. Manchmal finde ich beim manuellen Prüfen neue Schlüsselwörter und melde diese meinem Vorgesetzten. Diese Wörter werden dann in die KI-Filter aufgenommen, sodass künftige Inhalte automatisch geprüft und blockiert werden können.
Sie bekommen auch Schulungen zu bestimmten Themen. Wie lief etwa die Schulung über die Arbeitslager in Xinjiang ab?
Uns wurde ein Dokumentarfilm gezeigt, und das war’s. Es gab keine weiteren Erklärungen oder Diskussionen. Das Ziel der Firma war nicht, uns über die Wahrheit aufzuklären, sondern uns darauf vorzubereiten, Inhalte zu löschen. Wir als Prüfer sind nur Zahnräder im System. Wir sollen lediglich erkennen, dass ein Thema sensibel ist, und die Inhalte löschen – wie wir uns dabei fühlen oder was wir denken, ist unwichtig.
Welche weiteren Inhalte wurden in den Schulungen behandelt?
Es gab Schulungen über Sekten, zum Beispiel “Eastern Lightning” und Ähnliches. Die Schulungen bestehen darin, eine PPT-Präsentation zu zeigen, die wir nicht fotografieren durften, und die die Firma direkt danach wieder einsammelte. Das ist typisch für alle Schulungen bei uns – sie wirken sehr heimlich. Es scheint, als müsse die Firma uns gewisse Informationen geben, damit wir unsere Arbeit besser machen können, aber gleichzeitig haben sie Angst, dass wir zu viel wissen. Am liebsten hätten sie, dass wir die Anweisungen ausführen und dann alles sofort vergessen. Das ist ziemlich widersprüchlich.
Sie scheinen mit Ihrer Arbeit als Moderator sehr offen umzugehen. Finden Sie nicht, dass man ihre Arbeit auch als verwerflich angesehen werden könnte?
Das können Sie so sagen, das stört mich nicht. Ich trage keine große moralische Last in Bezug auf diese Dinge. Im Leben sollte man sich keine allzu große moralische Bürde aufladen. Für mich hat mein Überleben die oberste Priorität. Nichts ist wichtiger als mein eigenes Überleben. Wenn ich diesen Job nicht hätte, könnte ich nicht leben. Und wenn ich nicht überleben kann, wen würde das interessieren?
Könntest du verraten, wie viel du als Moderator verdienst?
Am Anfang waren es 4.300 Yuan brutto, nach Abzug der Steuern hatte ich etwa 4.000 Yuan in der Hand. Nach etwas mehr als einem Jahr stieg das Gehalt auf 6.800 Yuan brutto, nach Abzug von Sozialversicherungsbeiträgen und Wohnungsfonds bleiben etwa 6.000 Yuan übrig.
Hat diese langfristige Arbeit als Prüfer, die Sie ja ständig mit sogenannten “negativen” Informationen konfrontiert, Auswirkungen auf Ihre psychische oder geistige Gesundheit?
Nein, überhaupt nicht. Wenn Sie von politischer Depression sprechen, auch das nicht. Ehrlich gesagt, der einzige Druck, den ich bei der Arbeit spüre, kommt von der Angst, Fehler zu machen. Ich habe große Angst, dass ich etwas übersehen könnte, das zensiert werden müsste. Auch bei meinen Kollegen habe ich keine negativen Emotionen beobachtet. Manche Kollegen lieben sogar Mao Zedong über alles. Für einige ist es, als würden sie dazu beitragen, das Land zu stabilisieren und gesellschaftliche Unruhen zu verhindern. Aus dieser Perspektive betrachtet, warum sollten wir politisch deprimiert oder ängstlich sein?
Gibt es etwas, das Sie mit Schuldgefühlen erfüllt?
Auf jeden Fall. Zum Beispiel Inhalte über Covid-19, die Überschwemmungen in Zhengzhou oder den Essay Zehn Tage in Chang’an von Jiang Xue zu zensieren, hat bei mir Schuldgefühle ausgelöst. Aber das waren offensichtliche Fälle. Wenn ich sie nicht gelöscht hätte, hätte es jemand anderes getan. Sie waren zu eindeutig, um sie durchgehen zu lassen.
Wie äußerten sich Ihre Schuldgefühle?
Sie führen dazu, dass ich kündigen wollte. Aber dann trösteten mich die Menschen in meinem Umfeld, indem sie sagen: “Wenn du es nicht getan hättest, hätte es jemand anderes getan.” Einige meiner Freunde fragen mich auch, was ich machen würde, wenn ich diesen Job aufgeben würde. Alle wissen, dass Überleben das Wichtigste ist, während Moral und Ethik zweitrangig sind. Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu dieser Arbeit: Einerseits ist es eine vertraute Tätigkeit, die mir das Überleben sichert, andererseits ist es … schmerzhaft. Besonders schwierig war es, weil ich zum Teil dieselben Dinge durchgemacht habe, über die ich Inhalte zensieren musste.
Glauben Sie, dass Sie Mitgefühl verdienen? Wenn Sie Ihre Arbeit aus der Perspektive eines Außenstehenden betrachten würden, was würden Sie über Zensoren sagen?
Ich würde sagen, dass wir durchaus Mitgefühl verdienen. Ich denke, es gibt einen Satz, der das gut zusammenfasst: Verantwortung sollte der Macht und der Position angemessen sein. Die einfachen Leute sollten nicht die Last zu großer gesellschaftlicher Verantwortung tragen müssen. Es ist schon schwer genug für gewöhnliche Menschen, zu überleben, ohne zusätzlich die Erwartungen der Gesellschaft schultern zu müssen.
Das Original-Interview mit dem Online-Prüfer Chen Lijia (Pseudonym) wurde vom Diaspora-Magazin Mang Mang geführt und im Herbst 2024 erstmals veröffentlicht. Wir haben mit Genehmigung Auszüge aus dem ursprünglichen Text für Sie übersetzt.
Chinas Außenminister Wang Yi bereist laut einem Bericht der Global Times vom 5. bis 11. Januar Afrika. Dabei stehen insgesamt vier Länder auf der Agenda:
Wang folgt damit einer Tradition: Die erste Auslandsreise des Jahres führt chinesische Außenminister seit 35 Jahren nach Afrika.
Ziel des Besuchs ist laut der Sprecherin des Außenministeriums, Mao Ning, die Ergebnisse des Gipfeltreffens des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit (FOCAC) umzusetzen, das im vergangenen September in Peking stattgefunden hat. Der dabei beschlossene Aktionsplan sieht vor, in den nächsten drei Jahren zehn Partnerschaftsinitiativen umzusetzen. Laut chinesischem Außenministerium umfassen diese unter anderem die Bereiche Handel, Zusammenarbeit in der Industriekette, Konnektivität, Entwicklungszusammenarbeit, Gesundheitswesen, grüne Entwicklung und gemeinsame Sicherheit.
Daten des World Economic Forum zeigen, dass sich China in den letzten 20 Jahren zum größten bilateralen Handelspartner der afrikanischen Länder südlich der Sahara entwickelt hat. Rund 20 Prozent der Exporte der Region gehen demnach nach China und etwa 16 Prozent der Importe Afrikas kommen aus China. 2023 wurde so ein Rekordhandelsvolumen von 282 Milliarden US-Dollar erreicht.
China hat die bilateralen Beziehungen zu allen afrikanischen Ländern, die diplomatische Beziehungen zu China unterhalten, im Jahr 2024 auf die Ebene strategischer Beziehungen gehoben und die Beziehungen zwischen China und Afrika insgesamt zu einer “Allwettergemeinschaft China-Afrika mit einer gemeinsamen Zukunft für die neue Ära” aufgewertet. jul
Taiwan hat einem Bericht der Financial Times zufolge Südkorea um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten, nachdem vor der nördlichen Küste Taiwans ein Unterseekabel beschädigt worden ist. Laut dem Telekommunikationsbetreiber Chunghwa Telecom und Taiwans Küstenwache wird der Frachter “Shunxing 39” verdächtigt, das Kabel mutwillig zerstört zu haben. Satellitendaten hätten gezeigt, dass das Schiff seinen Anker über den Meeresboden geschleift hat. Das Schiff soll bereits seit Anfang Dezember vor Taiwans Küste gekreuzt sein. Der Fall erinnert an ähnliche Vorkommnisse unter anderem in der Ostsee.
Das Schiff fährt unter kamerunischer Flagge, gehört jedoch dem in Hongkong registrierten Unternehmen Jie Yang Trading Limited, dessen Direktor vom chinesischen Festland stammt. Das Schiff soll in den nächsten Tagen im koreanischen Busan eintreffen. Eine Befragung des Kapitäns war der taiwanischen Küstenwache zufolge bisher nicht möglich – wegen schlechten Wetters konnten taiwanische Beamte nicht an Bord gehen, eine Beschlagnahmung war ebenfalls nicht möglich.
Die Datenverbindungen konnte nach einer kurzen Zeit wieder hergestellt werden, doch der Vorfall verstärkt die Sorge in Taipeh, dass China die Kommunikationsverbindungen kappen könnte, sollte es zu einem Annexionsversuch kommen.
Das beschädigte Kabel ist Teil des Trans-Pacific Express Cable Systems und verbindet Taiwan mit der US-Westküste. Besitzer ist ein internationales Konsortium, zu dem neben Chunghwa aucb der amerikanische Betreiber AT&T, die japanische NTT, Korea Telecom und die chinesischen Betreiber China Telecom und China Unicom gehören. jul
China hat angekündigt, die Entwicklung seiner westlichen Provinzen durch den Bau von logistischen Infrastrukturen zu fördern. Insgesamt seien 15 Maßnahmen vorgesehen, berichteten staatliche Medien unter Berufung auf die Allgemeine Zollverwaltung.
So sollen unter anderem:
Chinas westliche Regionen, die etwa zwei Drittel der Landesfläche ausmachen, liegen weiterhin deutlich hinter den Küstenprovinzen zurück. Das Politbüro hatte im vergangenen Jahr zu einer “neuen Urbanisierung” Westchinas aufgerufen. Peking arbeitet zudem daran, die Verbindungen zu Europa und Südasien durch Handelskorridore, einschließlich Schienengüterverkehrsstrecken, zu verbessern. rtr
Sieht man das erste Mal ein Video der Familie Kay, fühlt man sich direkt in die 80er-Jahre zurückversetzt. Die vier Familienmitglieder Ursula, David, DeeDee und Freddy erscheinen schon im Vorspann in einer Home-Video-Ästhetik, wie man sie vielleicht noch von “ALF” oder “Full House” in ferner Erinnerung hat. Untermalt wird das grobkörnige Flimmern von 8-Bit-Keyboard-Klängen, die an frühe Atari- und Nintendo-Computerspiele erinnern. Dass die Kurzfilme ausgerechnet in Chinas wichtigster High-Tech-Metropole entstanden sind, käme einem kaum in den Sinn.
Doch genau darum geht es auf dem Kanal “Our Chinese Life”: das alltägliche Leben einer Expat-Familie im Shenzhen der Gegenwart. “Wir probieren die seltsamsten Gerichte Chinas”, “Ist China teuer?”, oder auch “Als Brite in China: Was ich aus dem Westen vermisse” – solche und andere Themen bereitet die “VHS Familie” seit mehr als vier Jahren in fünf- bis zehnminütigen Videos retroästhetisch auf. “Ursula und ich lieben die Retro-Kultur, und als wir beschlossen, Videos über unser Leben in China, die Food-Szene hier und ähnliche Themen zu machen, dachten wir, es wäre cool, dem Projekt mit 80er-Ästhetik einen kreativen und originellen Touch zu verleihen”, sagt Familienvater David. Seine Partnerin Ursula lacht. “Es ist witzig, weil Leute manchmal denken, wir tragen in unseren Videos 80er-Kostüme, dabei ist das einfach unser natürlicher Stil.”
Das britisch-holländische Paar lebt seit knapp 14 Jahren in China. Ihre erste Station war Hangzhou, wo Ursula einen Job als Modedesignerin in einer chinesischen Firma ergattert hatte. Ihr Partner David war ihr aus Sheffield gefolgt, damals noch ohne konkretes Berufsziel. In Großbritannien war er damals zuletzt Musiker gewesen, mit seiner Band Tiny Dancers stand er kurzzeitig sogar in den britischen Charts. Über den Status eines One Hit-Wonders kamen sie jedoch nicht heraus. Das am Westlake gelegene Hangzhou empfand das bis dato China-unerfahrene Paar als “einen magischen Ort, voller Geheimnisse und exotischer Versprechen – völlig anders als alles, was wir zuvor erlebt hatten”, erinnert sich David. “Wir mussten uns ein Stück weit durchkämpfen, um uns zurechtzufinden, was rückblickend gut für uns war – als Individuen und auch als Paar.”
Nach Shenzhen ging es auch der Karriere wegen. In Chinas Silicon Valley hat Ursula mittlerweile ihre eigene Modemarke. Mit “CooClaire” hat sie sich “französischer Eleganz” verschrieben – das kommt in China noch immer gut an. David arbeitet als Lehrer an einer Montessori-Schule. Dank ihres Videoblogs wird er, dem der Popstarruhm in Großbritannien nicht vergönnt war, nun doch auf der Straße erkannt. Im November hat ihr Kanal einen Preis auf Douyin bekommen, dem chinesischen Tiktok-Äquivalent. Und auch auf anderen Plattformen wie Bilibili haben sie längst die 100.000-Subscriber-Marke geknackt.
“Es ist immer herzerwärmend, Menschen zu treffen, die uns auf unserer Reise begleiten”, sagt Ursula über die Aufmerksamkeit, die auch sie auf der Straße bekommt. Ihre Kinder sind jedoch die heimlichen Stars des Videoblogs. “Unsere Zuschauer lieben es, sie Chinesisch sprechen zu hören!”, sagt Ursula. “Sie finden es faszinierend, wie unsere Kinder die chinesische Kultur angenommen haben und die Sprache wie Einheimische sprechen. Und natürlich kommt das köstliche Essen, das wir zeigen, auch immer super an!”
DeeDee und Freddy wurden beide in China geboren. Das Paar hat sich bewusst dazu entschieden, die beiden hier großzuziehen. “Wir haben festgestellt, dass das Leben hier gut für uns funktioniert”, sagt Ursula. Vor allem, dass die Kinder hier dreisprachig aufwachsen, sieht sie als Investition in die Zukunft. “Unsere Kinder wachsen als globale Bürger auf, eng verbunden mit einer Kultur, die sich von der ihrer Eltern unterscheidet. Sie sind mehrsprachig, sozial anpassungsfähig und aufgeschlossen. Das Leben in China gibt ihnen außerdem ein Gefühl von Abenteuer und das Selbstbewusstsein, überall auf der Welt Freunde zu finden.” Darüber hinaus fühle sich Shenzhen im Vergleich zu London, Amsterdam oder Berlin extrem sicher an – “es gibt keine Straßenkriminalität oder rebellische Jugendkulturen. Die chinesische Bevölkerung ist unglaublich freundlich und einladend, weshalb wir uns nie Sorgen um Mobbing machen müssen.”
Ein großer Nachteil sei hingegen, dass die Schulbildung für Expat-Kinder extrem teuer sei. “In Shenzhen dürfen Expat-Kinder keine öffentlichen Schulen besuchen – selbst wenn sie hier geboren wurden, fließend Chinesisch sprechen, lesen und schreiben und eine chinesische Geburtsurkunde besitzen”, sagt Ursula. “Aufgrund der strengen Regeln zur Staatsangehörigkeit bleiben uns nur bilinguale Privatschulen oder internationale Schulen, die beide sehr kostspielig sind.” Ohne ein Firmenexpat-Paket, das Schulgebühren, Miete und Flüge abdeckt, sei die enorme finanzielle Belastung kaum zu stemmen. Zum Beispiel liegen die Gebühren für internationale Schulen zwischen 10.000 und 30.000 RMB pro Monat und Kind. “Für eine Familie mit zwei Kindern sind das über 20.000 RMB monatlich – allein für die Grundschule.”
Wegzuziehen sei momentan keine Option -, obwohl sie es über die Jahre immer wieder in Erwägung gezogen haben, macht das Leben hier doch zu viel Spaß, wie auch die Videos der Kay-Family eindrücklich zeigen. “Da unser Kanal ein Familienprojekt ist, legen wir großen Wert darauf, eine gesunde Balance zwischen den Dreharbeiten und der gemeinsamen Zeit abseits der Kamera zu schaffen”, sagt Ursula. “Uns ist es wichtig, dass die Kinder Freude an dem Prozess haben, weshalb wir darauf achten, dass es sich eher wie Spaß anfühlt und nicht wie Arbeit.” Ihr Ziel ist es, jede Woche ein Video zu veröffentlichen. Momentan ist der Kanal aber nur eines von mehreren Nebenprojekten ihres chinesischen Lebens. “Wir haben zum Beispiel auch einen kleinen Zoo zu Hause!”, lacht Ursula. “Unsere Familie kümmert sich derzeit um vier Katzen, einen Hund, zwölf Meerschweinchen, fünf Vögel, eine Ratte, einen Gecko und einige kleine Fische.”
Für David spielt auch die Musik nach wie vor eine große Rolle. “Ich arbeite seit einigen Jahren mit meinem Freund Edo von der chinesischen Band Pet Conspiracy zusammen. Unsere Band heißt Feardrops. Aber aufgrund von Arbeit, familiären Verpflichtungen und anderen Faktoren können wir nicht so oft auftreten, wie wir möchten”, sagte er. Neben der Studioarbeit tritt David auch gelegentlich als DJ auf – aber auch hier lief es zuletzt eher mau. “Covid hat die Clubszene schwer getroffen, und Freunde in der Branche sagen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie in der Vor-Covid-Ära wieder auf das gleiche Niveau zurückkehrt – die Leute haben einfach neue und oft günstigere Möglichkeiten gefunden, um zu feiern.”
Stichwort: Covid – Ob sie sich auch mal ernstere Themen vorgenommen haben und über die Schattenseiten des chinesischen Lebens berichten wollen? “Unser Kanal ist ein Familien-Vlog, der sich auf unser Leben in China konzentriert”, antwortet David. “Wenn Leute nach politischer Kommentierung suchen, dann sollten sie wahrscheinlich andere Kanäle durchstöbern, von denen es viele gibt”. Er kennt die Vorwürfe, wonach Beiträge, die das Leben in China in einem positiven Licht erscheinen lassen, von manchen sofort als Verteidigung des chinesischen Systems gewertet werden.
“Es gibt eine kleine Gruppe von Menschen online, die glauben, dass wir durch das Erstellen positiver Videos über China effektiv zu einem Sprachrohr der Regierung geworden sind, aber das ist absurd und zynisch. Es geht uns nicht darum, auf einem Podium zu sitzen und andere Kulturen zu kritisieren oder politische Debatten anzuzetteln. Das ist in Ordnung, wenn Leute das tun möchten, und ich finde diese Art von Debatten und Diskussionen auch sehr interessant, aber das ist einfach nicht das, was wir tun. Wir machen einfach Videos, um den Leuten zu zeigen, wie das Leben wirklich für uns in China ist.” Fabian Peltsch
Tianya Song ist seit Dezember Country Director China beim bayerischen Verpackungsglas-Unternehmen Heinz Glas. Song war bereits für mehrere deutsche Unternehmen in China im Management tätig, zuletzt als Managing Director bei der ebenfalls auf Verpackungen spezialisierten Edelmann Gruppe.
Kai Teng hat bei Festo im Dezember den Posten des Head of Customer Solutions Order Management, Greater China übernommen. Teng ist schon seit mehr als vier Jahren beim Maschinenbauer aus Esslingen tätig. Sein Einsatzort bleibt weiterhin Shanghai.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Es steht in den Startlöchern: Das Jahr der Schlange – genau genommen der Holzschlange – beginnt am 29. Januar. Jede Menge Glücksbringer und anderes Merchandise gibt es schon. Die chinesische Zentralbank hat zum Beispiel eine Reihe von Gedenkmünzen und Banknoten herausgegeben.
herzlichen Willkommen in der ersten vollen Arbeitswoche des neuen Jahres. 2025 beginnt auch in Peking mit einer vollen To-do-Liste. Die Covid-Nachwehen, Xis anhaltende Machtausweitung und korrupte Kader: In Chinas Innenpolitik brodelt es auch im neuen Jahr weiter. Was sind die Herausforderungen für Peking? Wir geben Ihnen einen Überblick.
Dass das chinesische Internet haargenau auf Inhalte gescannt wird, die der KP nicht gefallen, ist bekannt. Eingesetzt werden dazu KI – und Moderatoren. Diese sprechen sehr selten über ihren Job. Welche Inhalte für ihn bei seiner Arbeit relevant sind, berichtet einer der Zensoren im anonymen Interview. Er spricht dabei auch über das Arbeitspensum und in welchen Fällen er ein schlechtes Gewissen wegen gelöschter Inhalte bekommt.
In der Rubrik Heads stellen wir Ihnen Familie Kay vor. Die vier Familienmitglieder Ursula, David, DeeDee und Freddy sind mittlerweile eine der bekanntesten westlichen Influencer-Familien in China. Im November hat ihr Kanal “Our Chinese Life” einen Preis auf Douyin bekommen, dem chinesischen TikTok-Äquivalent. Und auch auf anderen Plattformen wie Bilibili haben die Kays längst die 100.000-Subscriber-Marke geknackt.
Wir wünschen Ihnen einen tollen Montag!
Es ist selten, dass jemand über seine Arbeit als Online-Zensor spricht. Sie sind jetzt 25 Jahre alt und machen den Job seit 2020. Welche Aufgaben müssen Sie in dem Internetunternehmen übernehmen, bei dem Sie tätig sind?
Hauptsächlich geht es um die Überprüfung von Bildern und Texten. Die Inhalte lassen sich in drei Hauptbereiche unterteilen: politische Sicherheit, Gewalt und anstößige Inhalte. Zusätzlich müssen auch Glücksspiel, Drogen und illegale Werbung geprüft werden.
Ist das Arbeitspensum sehr groß?
Eigentlich geht es. Streng genommen übernimmt die KI die erste Prüfungsrunde. Die Erstprüfer müssen danach täglich mehr als 10.000 Inhalte prüfen, während wir Qualitätsprüfer mindestens 40.000 bis 50.000 Inhalte pro Tag durchsehen müssen, da dies relativ einfacher ist – schließlich wurden die Inhalte bereits einmal geprüft. Anfangs wurde mir vorgeschrieben, 60.000 bis 70.000 Inhalte täglich zu prüfen, aber das konnte ich einfach nicht schaffen.
Welcher Bereich hat die höchste Priorität bei der Moderation?
Ganz klar ist es die politische Sicherheit.
Wie sieht der Prüfstandard für politische Inhalte aus? Zum Beispiel, welche Inhalte werden genehmigt, welche nicht?
Der Standard ist eigentlich derselbe wie bei den nationalen Nachrichtenberichten. Was nicht berichtet werden darf, darf auch bei uns nicht genehmigt werden. Ein sehr deutliches Beispiel ist, dass Inhalte, die hochrangige politische Beamte und ihre Familien betreffen oder die dunkleren Kapitel in der Geschichte der Kommunistischen Partei ansprechen, immer gelöscht werden müssen. Ein weiteres Beispiel ist der 4. Juni. Wenn jedes Jahr Menschen Informationen über den Vorfall verbreiten, müssen wir diese Inhalte immer überprüfen und löschen. Besonders kurz vor dem 4. Juni müssen wir sogar Überstunden machen, um all die Arbeit bewältigen zu können.
Wurde Ihnen erklärt, warum bestimmte Themen politisch sensibel sind? Hatten Sie Fragen oder Interesse an mehr Details?
Die Firma möchte nicht, dass wir zu viele Details kennen. In der ersten Filterstufe werden viele Inhalte bereits durch KI anhand von Schlüsselwörtern herausgefiltert, diese Inhalte sind für uns als Prüfer gar nicht sichtbar. Ich selbst stelle keine Fragen, da ich mich ohnehin schon gut auskenne. Wenn ich etwas nicht weiß, nutze ich VPNs und recherchiere auf ausländischen Websites. Manchmal finde ich beim manuellen Prüfen neue Schlüsselwörter und melde diese meinem Vorgesetzten. Diese Wörter werden dann in die KI-Filter aufgenommen, sodass künftige Inhalte automatisch geprüft und blockiert werden können.
Sie bekommen auch Schulungen zu bestimmten Themen. Wie lief etwa die Schulung über die Arbeitslager in Xinjiang ab?
Uns wurde ein Dokumentarfilm gezeigt, und das war’s. Es gab keine weiteren Erklärungen oder Diskussionen. Das Ziel der Firma war nicht, uns über die Wahrheit aufzuklären, sondern uns darauf vorzubereiten, Inhalte zu löschen. Wir als Prüfer sind nur Zahnräder im System. Wir sollen lediglich erkennen, dass ein Thema sensibel ist, und die Inhalte löschen – wie wir uns dabei fühlen oder was wir denken, ist unwichtig.
Welche weiteren Inhalte wurden in den Schulungen behandelt?
Es gab Schulungen über Sekten, zum Beispiel “Eastern Lightning” und Ähnliches. Die Schulungen bestehen darin, eine PPT-Präsentation zu zeigen, die wir nicht fotografieren durften, und die die Firma direkt danach wieder einsammelte. Das ist typisch für alle Schulungen bei uns – sie wirken sehr heimlich. Es scheint, als müsse die Firma uns gewisse Informationen geben, damit wir unsere Arbeit besser machen können, aber gleichzeitig haben sie Angst, dass wir zu viel wissen. Am liebsten hätten sie, dass wir die Anweisungen ausführen und dann alles sofort vergessen. Das ist ziemlich widersprüchlich.
Sie scheinen mit Ihrer Arbeit als Moderator sehr offen umzugehen. Finden Sie nicht, dass man ihre Arbeit auch als verwerflich angesehen werden könnte?
Das können Sie so sagen, das stört mich nicht. Ich trage keine große moralische Last in Bezug auf diese Dinge. Im Leben sollte man sich keine allzu große moralische Bürde aufladen. Für mich hat mein Überleben die oberste Priorität. Nichts ist wichtiger als mein eigenes Überleben. Wenn ich diesen Job nicht hätte, könnte ich nicht leben. Und wenn ich nicht überleben kann, wen würde das interessieren?
Könntest du verraten, wie viel du als Moderator verdienst?
Am Anfang waren es 4.300 Yuan brutto, nach Abzug der Steuern hatte ich etwa 4.000 Yuan in der Hand. Nach etwas mehr als einem Jahr stieg das Gehalt auf 6.800 Yuan brutto, nach Abzug von Sozialversicherungsbeiträgen und Wohnungsfonds bleiben etwa 6.000 Yuan übrig.
Hat diese langfristige Arbeit als Prüfer, die Sie ja ständig mit sogenannten “negativen” Informationen konfrontiert, Auswirkungen auf Ihre psychische oder geistige Gesundheit?
Nein, überhaupt nicht. Wenn Sie von politischer Depression sprechen, auch das nicht. Ehrlich gesagt, der einzige Druck, den ich bei der Arbeit spüre, kommt von der Angst, Fehler zu machen. Ich habe große Angst, dass ich etwas übersehen könnte, das zensiert werden müsste. Auch bei meinen Kollegen habe ich keine negativen Emotionen beobachtet. Manche Kollegen lieben sogar Mao Zedong über alles. Für einige ist es, als würden sie dazu beitragen, das Land zu stabilisieren und gesellschaftliche Unruhen zu verhindern. Aus dieser Perspektive betrachtet, warum sollten wir politisch deprimiert oder ängstlich sein?
Gibt es etwas, das Sie mit Schuldgefühlen erfüllt?
Auf jeden Fall. Zum Beispiel Inhalte über Covid-19, die Überschwemmungen in Zhengzhou oder den Essay Zehn Tage in Chang’an von Jiang Xue zu zensieren, hat bei mir Schuldgefühle ausgelöst. Aber das waren offensichtliche Fälle. Wenn ich sie nicht gelöscht hätte, hätte es jemand anderes getan. Sie waren zu eindeutig, um sie durchgehen zu lassen.
Wie äußerten sich Ihre Schuldgefühle?
Sie führen dazu, dass ich kündigen wollte. Aber dann trösteten mich die Menschen in meinem Umfeld, indem sie sagen: “Wenn du es nicht getan hättest, hätte es jemand anderes getan.” Einige meiner Freunde fragen mich auch, was ich machen würde, wenn ich diesen Job aufgeben würde. Alle wissen, dass Überleben das Wichtigste ist, während Moral und Ethik zweitrangig sind. Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu dieser Arbeit: Einerseits ist es eine vertraute Tätigkeit, die mir das Überleben sichert, andererseits ist es … schmerzhaft. Besonders schwierig war es, weil ich zum Teil dieselben Dinge durchgemacht habe, über die ich Inhalte zensieren musste.
Glauben Sie, dass Sie Mitgefühl verdienen? Wenn Sie Ihre Arbeit aus der Perspektive eines Außenstehenden betrachten würden, was würden Sie über Zensoren sagen?
Ich würde sagen, dass wir durchaus Mitgefühl verdienen. Ich denke, es gibt einen Satz, der das gut zusammenfasst: Verantwortung sollte der Macht und der Position angemessen sein. Die einfachen Leute sollten nicht die Last zu großer gesellschaftlicher Verantwortung tragen müssen. Es ist schon schwer genug für gewöhnliche Menschen, zu überleben, ohne zusätzlich die Erwartungen der Gesellschaft schultern zu müssen.
Das Original-Interview mit dem Online-Prüfer Chen Lijia (Pseudonym) wurde vom Diaspora-Magazin Mang Mang geführt und im Herbst 2024 erstmals veröffentlicht. Wir haben mit Genehmigung Auszüge aus dem ursprünglichen Text für Sie übersetzt.
Chinas Außenminister Wang Yi bereist laut einem Bericht der Global Times vom 5. bis 11. Januar Afrika. Dabei stehen insgesamt vier Länder auf der Agenda:
Wang folgt damit einer Tradition: Die erste Auslandsreise des Jahres führt chinesische Außenminister seit 35 Jahren nach Afrika.
Ziel des Besuchs ist laut der Sprecherin des Außenministeriums, Mao Ning, die Ergebnisse des Gipfeltreffens des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit (FOCAC) umzusetzen, das im vergangenen September in Peking stattgefunden hat. Der dabei beschlossene Aktionsplan sieht vor, in den nächsten drei Jahren zehn Partnerschaftsinitiativen umzusetzen. Laut chinesischem Außenministerium umfassen diese unter anderem die Bereiche Handel, Zusammenarbeit in der Industriekette, Konnektivität, Entwicklungszusammenarbeit, Gesundheitswesen, grüne Entwicklung und gemeinsame Sicherheit.
Daten des World Economic Forum zeigen, dass sich China in den letzten 20 Jahren zum größten bilateralen Handelspartner der afrikanischen Länder südlich der Sahara entwickelt hat. Rund 20 Prozent der Exporte der Region gehen demnach nach China und etwa 16 Prozent der Importe Afrikas kommen aus China. 2023 wurde so ein Rekordhandelsvolumen von 282 Milliarden US-Dollar erreicht.
China hat die bilateralen Beziehungen zu allen afrikanischen Ländern, die diplomatische Beziehungen zu China unterhalten, im Jahr 2024 auf die Ebene strategischer Beziehungen gehoben und die Beziehungen zwischen China und Afrika insgesamt zu einer “Allwettergemeinschaft China-Afrika mit einer gemeinsamen Zukunft für die neue Ära” aufgewertet. jul
Taiwan hat einem Bericht der Financial Times zufolge Südkorea um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten, nachdem vor der nördlichen Küste Taiwans ein Unterseekabel beschädigt worden ist. Laut dem Telekommunikationsbetreiber Chunghwa Telecom und Taiwans Küstenwache wird der Frachter “Shunxing 39” verdächtigt, das Kabel mutwillig zerstört zu haben. Satellitendaten hätten gezeigt, dass das Schiff seinen Anker über den Meeresboden geschleift hat. Das Schiff soll bereits seit Anfang Dezember vor Taiwans Küste gekreuzt sein. Der Fall erinnert an ähnliche Vorkommnisse unter anderem in der Ostsee.
Das Schiff fährt unter kamerunischer Flagge, gehört jedoch dem in Hongkong registrierten Unternehmen Jie Yang Trading Limited, dessen Direktor vom chinesischen Festland stammt. Das Schiff soll in den nächsten Tagen im koreanischen Busan eintreffen. Eine Befragung des Kapitäns war der taiwanischen Küstenwache zufolge bisher nicht möglich – wegen schlechten Wetters konnten taiwanische Beamte nicht an Bord gehen, eine Beschlagnahmung war ebenfalls nicht möglich.
Die Datenverbindungen konnte nach einer kurzen Zeit wieder hergestellt werden, doch der Vorfall verstärkt die Sorge in Taipeh, dass China die Kommunikationsverbindungen kappen könnte, sollte es zu einem Annexionsversuch kommen.
Das beschädigte Kabel ist Teil des Trans-Pacific Express Cable Systems und verbindet Taiwan mit der US-Westküste. Besitzer ist ein internationales Konsortium, zu dem neben Chunghwa aucb der amerikanische Betreiber AT&T, die japanische NTT, Korea Telecom und die chinesischen Betreiber China Telecom und China Unicom gehören. jul
China hat angekündigt, die Entwicklung seiner westlichen Provinzen durch den Bau von logistischen Infrastrukturen zu fördern. Insgesamt seien 15 Maßnahmen vorgesehen, berichteten staatliche Medien unter Berufung auf die Allgemeine Zollverwaltung.
So sollen unter anderem:
Chinas westliche Regionen, die etwa zwei Drittel der Landesfläche ausmachen, liegen weiterhin deutlich hinter den Küstenprovinzen zurück. Das Politbüro hatte im vergangenen Jahr zu einer “neuen Urbanisierung” Westchinas aufgerufen. Peking arbeitet zudem daran, die Verbindungen zu Europa und Südasien durch Handelskorridore, einschließlich Schienengüterverkehrsstrecken, zu verbessern. rtr
Sieht man das erste Mal ein Video der Familie Kay, fühlt man sich direkt in die 80er-Jahre zurückversetzt. Die vier Familienmitglieder Ursula, David, DeeDee und Freddy erscheinen schon im Vorspann in einer Home-Video-Ästhetik, wie man sie vielleicht noch von “ALF” oder “Full House” in ferner Erinnerung hat. Untermalt wird das grobkörnige Flimmern von 8-Bit-Keyboard-Klängen, die an frühe Atari- und Nintendo-Computerspiele erinnern. Dass die Kurzfilme ausgerechnet in Chinas wichtigster High-Tech-Metropole entstanden sind, käme einem kaum in den Sinn.
Doch genau darum geht es auf dem Kanal “Our Chinese Life”: das alltägliche Leben einer Expat-Familie im Shenzhen der Gegenwart. “Wir probieren die seltsamsten Gerichte Chinas”, “Ist China teuer?”, oder auch “Als Brite in China: Was ich aus dem Westen vermisse” – solche und andere Themen bereitet die “VHS Familie” seit mehr als vier Jahren in fünf- bis zehnminütigen Videos retroästhetisch auf. “Ursula und ich lieben die Retro-Kultur, und als wir beschlossen, Videos über unser Leben in China, die Food-Szene hier und ähnliche Themen zu machen, dachten wir, es wäre cool, dem Projekt mit 80er-Ästhetik einen kreativen und originellen Touch zu verleihen”, sagt Familienvater David. Seine Partnerin Ursula lacht. “Es ist witzig, weil Leute manchmal denken, wir tragen in unseren Videos 80er-Kostüme, dabei ist das einfach unser natürlicher Stil.”
Das britisch-holländische Paar lebt seit knapp 14 Jahren in China. Ihre erste Station war Hangzhou, wo Ursula einen Job als Modedesignerin in einer chinesischen Firma ergattert hatte. Ihr Partner David war ihr aus Sheffield gefolgt, damals noch ohne konkretes Berufsziel. In Großbritannien war er damals zuletzt Musiker gewesen, mit seiner Band Tiny Dancers stand er kurzzeitig sogar in den britischen Charts. Über den Status eines One Hit-Wonders kamen sie jedoch nicht heraus. Das am Westlake gelegene Hangzhou empfand das bis dato China-unerfahrene Paar als “einen magischen Ort, voller Geheimnisse und exotischer Versprechen – völlig anders als alles, was wir zuvor erlebt hatten”, erinnert sich David. “Wir mussten uns ein Stück weit durchkämpfen, um uns zurechtzufinden, was rückblickend gut für uns war – als Individuen und auch als Paar.”
Nach Shenzhen ging es auch der Karriere wegen. In Chinas Silicon Valley hat Ursula mittlerweile ihre eigene Modemarke. Mit “CooClaire” hat sie sich “französischer Eleganz” verschrieben – das kommt in China noch immer gut an. David arbeitet als Lehrer an einer Montessori-Schule. Dank ihres Videoblogs wird er, dem der Popstarruhm in Großbritannien nicht vergönnt war, nun doch auf der Straße erkannt. Im November hat ihr Kanal einen Preis auf Douyin bekommen, dem chinesischen Tiktok-Äquivalent. Und auch auf anderen Plattformen wie Bilibili haben sie längst die 100.000-Subscriber-Marke geknackt.
“Es ist immer herzerwärmend, Menschen zu treffen, die uns auf unserer Reise begleiten”, sagt Ursula über die Aufmerksamkeit, die auch sie auf der Straße bekommt. Ihre Kinder sind jedoch die heimlichen Stars des Videoblogs. “Unsere Zuschauer lieben es, sie Chinesisch sprechen zu hören!”, sagt Ursula. “Sie finden es faszinierend, wie unsere Kinder die chinesische Kultur angenommen haben und die Sprache wie Einheimische sprechen. Und natürlich kommt das köstliche Essen, das wir zeigen, auch immer super an!”
DeeDee und Freddy wurden beide in China geboren. Das Paar hat sich bewusst dazu entschieden, die beiden hier großzuziehen. “Wir haben festgestellt, dass das Leben hier gut für uns funktioniert”, sagt Ursula. Vor allem, dass die Kinder hier dreisprachig aufwachsen, sieht sie als Investition in die Zukunft. “Unsere Kinder wachsen als globale Bürger auf, eng verbunden mit einer Kultur, die sich von der ihrer Eltern unterscheidet. Sie sind mehrsprachig, sozial anpassungsfähig und aufgeschlossen. Das Leben in China gibt ihnen außerdem ein Gefühl von Abenteuer und das Selbstbewusstsein, überall auf der Welt Freunde zu finden.” Darüber hinaus fühle sich Shenzhen im Vergleich zu London, Amsterdam oder Berlin extrem sicher an – “es gibt keine Straßenkriminalität oder rebellische Jugendkulturen. Die chinesische Bevölkerung ist unglaublich freundlich und einladend, weshalb wir uns nie Sorgen um Mobbing machen müssen.”
Ein großer Nachteil sei hingegen, dass die Schulbildung für Expat-Kinder extrem teuer sei. “In Shenzhen dürfen Expat-Kinder keine öffentlichen Schulen besuchen – selbst wenn sie hier geboren wurden, fließend Chinesisch sprechen, lesen und schreiben und eine chinesische Geburtsurkunde besitzen”, sagt Ursula. “Aufgrund der strengen Regeln zur Staatsangehörigkeit bleiben uns nur bilinguale Privatschulen oder internationale Schulen, die beide sehr kostspielig sind.” Ohne ein Firmenexpat-Paket, das Schulgebühren, Miete und Flüge abdeckt, sei die enorme finanzielle Belastung kaum zu stemmen. Zum Beispiel liegen die Gebühren für internationale Schulen zwischen 10.000 und 30.000 RMB pro Monat und Kind. “Für eine Familie mit zwei Kindern sind das über 20.000 RMB monatlich – allein für die Grundschule.”
Wegzuziehen sei momentan keine Option -, obwohl sie es über die Jahre immer wieder in Erwägung gezogen haben, macht das Leben hier doch zu viel Spaß, wie auch die Videos der Kay-Family eindrücklich zeigen. “Da unser Kanal ein Familienprojekt ist, legen wir großen Wert darauf, eine gesunde Balance zwischen den Dreharbeiten und der gemeinsamen Zeit abseits der Kamera zu schaffen”, sagt Ursula. “Uns ist es wichtig, dass die Kinder Freude an dem Prozess haben, weshalb wir darauf achten, dass es sich eher wie Spaß anfühlt und nicht wie Arbeit.” Ihr Ziel ist es, jede Woche ein Video zu veröffentlichen. Momentan ist der Kanal aber nur eines von mehreren Nebenprojekten ihres chinesischen Lebens. “Wir haben zum Beispiel auch einen kleinen Zoo zu Hause!”, lacht Ursula. “Unsere Familie kümmert sich derzeit um vier Katzen, einen Hund, zwölf Meerschweinchen, fünf Vögel, eine Ratte, einen Gecko und einige kleine Fische.”
Für David spielt auch die Musik nach wie vor eine große Rolle. “Ich arbeite seit einigen Jahren mit meinem Freund Edo von der chinesischen Band Pet Conspiracy zusammen. Unsere Band heißt Feardrops. Aber aufgrund von Arbeit, familiären Verpflichtungen und anderen Faktoren können wir nicht so oft auftreten, wie wir möchten”, sagte er. Neben der Studioarbeit tritt David auch gelegentlich als DJ auf – aber auch hier lief es zuletzt eher mau. “Covid hat die Clubszene schwer getroffen, und Freunde in der Branche sagen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie in der Vor-Covid-Ära wieder auf das gleiche Niveau zurückkehrt – die Leute haben einfach neue und oft günstigere Möglichkeiten gefunden, um zu feiern.”
Stichwort: Covid – Ob sie sich auch mal ernstere Themen vorgenommen haben und über die Schattenseiten des chinesischen Lebens berichten wollen? “Unser Kanal ist ein Familien-Vlog, der sich auf unser Leben in China konzentriert”, antwortet David. “Wenn Leute nach politischer Kommentierung suchen, dann sollten sie wahrscheinlich andere Kanäle durchstöbern, von denen es viele gibt”. Er kennt die Vorwürfe, wonach Beiträge, die das Leben in China in einem positiven Licht erscheinen lassen, von manchen sofort als Verteidigung des chinesischen Systems gewertet werden.
“Es gibt eine kleine Gruppe von Menschen online, die glauben, dass wir durch das Erstellen positiver Videos über China effektiv zu einem Sprachrohr der Regierung geworden sind, aber das ist absurd und zynisch. Es geht uns nicht darum, auf einem Podium zu sitzen und andere Kulturen zu kritisieren oder politische Debatten anzuzetteln. Das ist in Ordnung, wenn Leute das tun möchten, und ich finde diese Art von Debatten und Diskussionen auch sehr interessant, aber das ist einfach nicht das, was wir tun. Wir machen einfach Videos, um den Leuten zu zeigen, wie das Leben wirklich für uns in China ist.” Fabian Peltsch
Tianya Song ist seit Dezember Country Director China beim bayerischen Verpackungsglas-Unternehmen Heinz Glas. Song war bereits für mehrere deutsche Unternehmen in China im Management tätig, zuletzt als Managing Director bei der ebenfalls auf Verpackungen spezialisierten Edelmann Gruppe.
Kai Teng hat bei Festo im Dezember den Posten des Head of Customer Solutions Order Management, Greater China übernommen. Teng ist schon seit mehr als vier Jahren beim Maschinenbauer aus Esslingen tätig. Sein Einsatzort bleibt weiterhin Shanghai.
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Es steht in den Startlöchern: Das Jahr der Schlange – genau genommen der Holzschlange – beginnt am 29. Januar. Jede Menge Glücksbringer und anderes Merchandise gibt es schon. Die chinesische Zentralbank hat zum Beispiel eine Reihe von Gedenkmünzen und Banknoten herausgegeben.