Table.Briefing: China

Indonesien wählt neuen Präsidenten + Li Auto greift im Premium-Segment an

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Mittwoch wird in Indonesien gewählt – und zwei Dinge stehen schon vor dem Wahlgang fest. Erstens: Es wird einen neuen Präsidenten geben, da Amtsinhaber Jokowi nicht mehr antreten darf. Und zweitens: Der neue Präsident hat die schwierige Aufgabe, die Beziehungen zu China neu auszurichten.

Und hier zeigt sich exemplarisch die komplizierte Lage vieler Länder in der Region. Einerseits erfreut sich Indonesien einer immer enger werdenden wirtschaftlichen Verflechtung mit China. Das bringt Geld und Arbeitsplätze. Aber eben auch eine gewisse Abhängigkeit. Dieser will man begegnen mit einer Annäherung an die USA. Doch ganz so einfach ist das nicht, wie Leonardo Pape schreibt.

In unserer zweiten Analyse geht es um Li Auto. Nur neun Jahre nach seiner Gründung ist Li Auto zum erfolgreichsten chinesischen E-Autobauer im Premiumsegment avanciert. Nun will der chinesische Konzern die ausländische Konkurrenz das Fürchten lehren – in einem Segment, das bislang fest in deutscher Hand war.

Viele belächeln die Kampfansage von Li Auto. Doch Christian Domke Seidel zeigt, weshalb das angestrebte Ziel nicht völlig unrealistisch ist. Und das auch noch mit einer Technologie, die in Europa verpönt ist.

Zu guter Letzt möchte ich Sie noch auf unseren heutigen Head hinweisen: Julia Fiedler erzählt die Geschichte des Kochs Zhao Renjian. Es geht um die Suche nach authentischen Gerichten, nach dem Sinn des Lebens und nach Wegweisendem wie einer Aufenthaltsgenehmigung.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

Indonesien sucht Balance zwischen Investitionsdrang chinesischer Unternehmen und politischem Druck der USA

Prabowo Subianto kritisierte Indonesiens Regierung, sie würde China den roten Teppich ausrollen.

Indonesien wählt am Mittwoch einen neuen Präsidenten – und zwei Dingen stehen schon fest. Erstens: Es wird ein neuer Präsident, denn Amtsinhaber Joko “Jokowi” Widodo darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Favorit auf den Sieg ist der aktuelle Verteidigungsminister Prabowo Subianto von der “Indonesischen Fortschrittskoalition” (Advanced Indonesia Coalition). Und zweitens: Es geht viel um China.

Unter Jokowis Führung stieg China zum größten Export- und Importpartner Indonesiens auf. Das Handelsvolumen belief sich 2022 auf rund 149 Milliarden US-Dollar. Chinesische Staatsbanken und Bauunternehmen finanzieren große Infrastrukturprojekte – wie die acht Milliarden US-Dollar teure Hochgeschwindigkeitsbahnverbindung zwischen der Hauptstadt Jakarta und der Großstadt Bandung. Drei Viertel wurden durch Darlehen der China Development Bank finanziert. Gebaut wurde die Verbindung von der China Railway Group zusammen mit einem Konsortium indonesischer Unternehmen.

Historische Bindung zu China

Bei der Präsidentenwahl stellt keiner der drei Kandidaten die immer engere wirtschaftliche Verflechtung Indonesiens mit China grundsätzlich infrage. Favorit Subianto wie auch Ganjar Pranowo von der “Demokratischen Partei des Kampfes” wollen die Außen- und Wirtschaftspolitik Jokowis fortführen. Mit wenigen Erfolgsaussichten tritt zudem der unabhängige Kandidat Anies Baswedan an.

Indonesien verfolgt seit seiner Unabhängigkeit 1945 nach holländischer Kolonialherrschaft eine “freie und aktive” Außenpolitik und war bereits im Kalten Krieg eine treibende Kraft in der Bewegung der sogenannten blockfreien Staaten Asiens und Afrikas, zu denen damals auch China zählte.

2013 begründeten Indonesien und China eine “umfassende strategische Partnerschaft”, ein Status, der die besondere Stellung der bilateralen Beziehungen betont, jedoch keine politische Allianz bedeutet.

Hinwendung zu den USA

Zuletzt versuchte Jokowi jedoch verstärkt, die Beziehungen mit der US-Regierung unter Präsident Joe Biden voranzutreiben. Im November 2023 begründeten Indonesien und die USA eine umfassende strategische Partnerschaft. Zudem drängt Indonesien auf den Abschluss eines Rohstoff-Freihandelsabkommens mit den USA.

Hierbei geht es vor allem um den Zugang von Elektroautos mit in Indonesien geförderten Rohstoffen auf den US-Markt. Indonesien fördert fast die Hälfte der weltweiten Produktion von Nickel, das als Basis für die Lithium-Ionen-Batterien von E-Autos dient.

Lange war das Land vor allem Lieferant von unverarbeitetem Nickel. Um die Wertschöpfung des eigenen Rohstoffsektors zu erhöhen, verhängte die Regierung ab 2014 schrittweise ein Ausfuhrverbot von unverarbeiteten Nickelerzen. Infolgedessen siedelten sich zunehmend Unternehmen der Nickelraffinierung im Land an.

Problem: China verarbeitet Indonesiens Rohstoffe

Chinesische Konzerne kontrollieren einen Großteil der Nickelförderung und -raffinierung. Dies wird im Verhältnis zu den USA zum Problem: Gemäß kürzlich herausgegebener Richtlinien des US-Energieministeriums werden E-Autos von Verkaufssubventionen ausgeschlossen, wenn sie unter Beteiligung einer sogenannten Foreign Entity Of Concern (FEOC) gefertigt wurden.

Darunter fallen auch umfassende Beteiligungen chinesischer Unternehmen bei der Rohstoffgewinnung. Durch diese “Friendshoring”-Maßnahme will die US-Regierung die eigene Elektromobilitätsindustrie stärken und internationale Produktionsketten auf politische Partnerländer ausrichten.

Indonesien muss nun zwischen dem Investitionsdrang chinesischer Unternehmen und dem politischen Druck vonseiten der USA eine Balance finden. Durch ein Freihandelsabkommen mit den USA würden die Chancen steigen, dass sich amerikanische und andere internationale Unternehmen, die nicht von der Subventionssperre erfasst sind, am Ausbau der indonesischen E-Auto-Industrie beteiligen.

Jokowi umwirbt unter anderem Tesla, um Indonesien zum südostasiatischen Produktionszentrum für dessen E-Autos zu machen. Chinesische Firmen sind in den Augen der indonesischen Regierung jedoch weiterhin wichtige Partner.

Konzept der Blockfreiheit in der Außenpolitik

Gesellschaftlich werden der politische und wirtschaftliche Einfluss sowohl Chinas als auch der USA in Indonesien eher kritisch gesehen. Das Konzept der Blockfreiheit ist bis heute der Grundansatz der indonesischen Außenpolitik. China wiederum prägt durch seine Vormachtstellung in der Region seit Jahrhunderten die Geschicke des Landes und weckt dadurch teilweise Ängste vor zu starker Beeinflussung. In jüngster Zeit geriet China auch durch seine territorialen Ansprüche im Südchinesischen Meer mit Indonesien in Konflikt.

Bei der vorherigen Präsidentenwahl kritisierte Prabowo – der damals Jokowi unterlag – die Regierung dafür, China den “roten Teppich” auszurollen. Dieses Mal halten sich alle Kandidaten in ihren Äußerungen zu China eher bedeckt. Doch die Dilemmata, die Chinas Rolle und die geopolitischen Konfliktfelder für Indonesien mit sich bringen, werden auch den nächsten Präsidenten begleiten. Leonardo Pape

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Wie der chinesische E-Autobauer Li Auto den Deutschen im Premiumsegment Konkurrenz machen will

Angriff im Premiumsegment: Der L9 von Li Auto

Das erste Etappenziel ist erreicht: Nur neun Jahre nach seiner Gründung ist Li Auto zum erfolgreichsten chinesischen E-Autobauer im Premiumsegment avanciert. Doch für Firmengründer und Vorstandschef Li Xiang ist das nur der Anfang. “Unser Ziel ist es, im Jahr 2024 gemessen am Absatz die Nummer eins unter den Premium-Automarken in China zu werden”, kündigt Li an. Im Klartext: Li Auto will mehr Elektrofahrzeuge verkaufen, als Mercedes, BMW, Audi und Volkswagen im Premiumsegment mit all ihren Antrieben jeweils zusammen.

“Mit dem neuen Ziel von 800.000 Auslieferungen werden wir uns selbst herausfordern und die meistverkaufte Premium-Automarke in China werden”, sagte Li. Die Kampfansage an die deutschen Hersteller könnte man belächeln, weil sie ein Wachstum voraussetzen würden, das weit über den Prognosen des Gesamtmarktes liegt. Der chinesische Automobilverband CAAM erwartet für 2024 ein Wachstum von 20 Prozent für Modelle mit alternativen Antrieben. Li Auto verkaufte 2023 gut 376.000 Fahrzeuge, würde also mehr als doppelt so viele Autos verkaufen müssen als im Vorjahr.

Technologie, die in Europa nie vom Fleck kam

Aber schaut man sich an, wo Li herkommt, scheint das angestrebte Ziel zumindest nicht völlig unrealistisch zu sein. Die Marke gibt es erst seit 2015. im Jahr 2020 konnte sie gerade einmal 33.000 Fahrzeuge absetzen. Im Vorjahr verzeichnete das Unternehmen ein Verkaufsplus von 182 Prozent, das es an die Spitze der chinesischen E-Premium-Hersteller katapultiert hat. Bemerkenswert daran: Der Aufstieg gelang mit einer Technologie, die aufgrund der geringen Effizienz in Europa nie vom Fleck kam.

Bisher gibt es vier Modelle – One, L9, L8 und L7. Allesamt sind mit einem Range-Extender unterwegs. Das bedeutet, dass grundsätzlich ein Elektromotor den Wagen antreibt, allerdings ein kleinerer Verbrennungsmotor den Akku lädt, sollte der Strom ausgehen. In Europa hat sich die Technologie nicht durchgesetzt, weil erstens die Energieverluste bei der Stromerzeugung sehr hoch sind, zweitens die rein elektrische Reichweite gering ist und drittens der zusätzliche Motor samt Tank Gewicht und Wartungsaufwand erhöht. Chinesische Kunden sehen die Defizite jedoch pragmatischer und scheinen sich an den höheren Betriebskosten nicht zu stoßen – die Zahlen sprechen für sich.

Deutschen Hersteller nicht mehr als Konkurrenz genannt

Der Erfolg eines chinesischen Herstellers im Premiumsegment setzt vor allem Audi, BMW und Mercedes unter Druck. Nach Berechnungen des Handelsblatt verkauft nur BMW derzeit mehr SUV in China als Li Auto. Die anderen beiden deutschen Premium-Anbieter hatten das Nachsehen. In chinesischen Zeitungen werden die deutschen Hersteller nicht mehr als Konkurrenz genannt. Hier konzentrieren sich die Vergleiche auf chinesische Marken und Tesla. Und auch Li selbst verkündete, dass im Markt der Elektroautos nur Platz für fünf zentrale Anbieter wäre. Tesla, BYD und Huawei seien bereits gesetzt. Um die verbleibenden zwei Plätze fände gerade ein Wettkampf statt, an dem neben Li Auto auch Nio und Xpeng teilnehmen.

Liu Luochuan ist Direktor des Forschungszentrums für strategische Entwicklung bei Dongfeng Motor. Er merkte gegenüber Caixin Global an: “Im neuen Jahr wird sich entscheiden, wer die Gewinner und wer die Verlierer sind, wer überleben und wer sterben wird.” Er bezieht sich damit auf den enormen Preisverfall im Automobilbereich. Im Jahr 2023 sind die Preise für Autos in China um 8,9 Prozent gefallen. Ohne, dass es zu einer signifikanten Kostensenkung entlang der Wertschöpfungskette gekommen ist.

Ein Van soll die Verkaufszahlen in die Höhe treiben

Liu schätzt, dass Hersteller 500.000 Elektroautos pro Jahr verkaufen müssen, um durch Skaleneffekte Profit erwirtschaften zu können. Der Mega von Li Auto soll die Verkaufszahlen im Jahr 2024 in neue Höhen treiben. Das ist überraschend, weil der Mega ein Van ist – global ein unbeliebtes Segment. Seit seinem Höhepunkt in den 1990er-Jahren ist die Fahrzeuggattung bei den Neuzulassungen nahezu ausgestorben. Lediglich ein paar Modelle konnten sich eine Nische erarbeiten.

Und auch in China sind die Fahrzeuge keine Verkaufsschlager. Im Jahr 2022 wurden 940.000 Stück verkauft, was einen Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. Topseller war der Buick GL8 von General Motors (126.838 Stück). Doch der Mega von Li Auto schickt sich an, das Segment komplett neu zu beleben. Der Van soll das Flaggschiff der Marke werden. Es handelt sich um einen Siebensitzer, der für etwa 600.000 Yuan zu haben sein soll. Also knapp unter 80.000 Euro. Das Multi-Purpose-Vehicle (MVP) wird – auch dank Subvention der Lokalregierung – in Peking produziert und bereits Anfang März ausgeliefert. 

Das erste rein elektrische Fahrzeug der Marke

Beim Li Mega handelt es sich um das erste rein elektrische Fahrzeug der Marke. “Unser Ziel ist es, im Jahr 2024 gemessen am Absatz die Nummer eins unter den Premium-Automarken in China zu werden”, kündigte Li an. Der Mega und der neue L6 sollen die Treiber für das Wachstum sein. Beim L6 handelt es sich um das bisher kürzeste Modell von Li Auto. Wobei 4,9 Meter – also etwa BMW X5 Niveau – für europäische Maßstäbe immer noch üppig sind. Chinesische Autokäufer assoziieren mit mehr Platz auch eine höhere Qualität.

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News

Vor Sicherheitskonferenz: Warnung vor Eskalation im Indopazifik

Kurz vor Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz haben die Veranstalter vor einer Gewalteskalation im Indopazifik gewarnt. China treibe seine Vision einer regionalen Ordnung immer vehementer voran, heißt es im Munich Security Report, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Im Zentrum dieser neuen Ordnung stehe Peking. Ängste vor einer Eskalation gäbe es vor allem rund um das Thema Taiwan. Doch auch im Südchinesischen Meer nehmen die Spannungen immer weiter zu.

Der chinesische Offensivdrang stürzt die Staaten der Region in eine schwierige Lage, denn sie alle müssen ihre eigene Position in der wachsenden Rivalität zwischen China und den USA finden. “Viele regionale Akteure streben in Sicherheitsfragen eine engere Anbindung an die USA an. Sie versuchen auch, ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu verringern, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg”, heißt es in dem Bericht.

In diesem vermeintlichen Nullsummenspiel zwischen China und den USA würden größere Zusammenschlüsse wie südostasiatische Staatenbund Asean an Bedeutung verlieren, konstatiert der Bericht. Der Grund: Gleichgesinnte Länder entschieden sich zunehmend für neue minilaterale Rahmenwerke. Mit solchen Zusammenschlüssen zielten Regierungen darauf ab, den chinesischen Einfluss im Indopazifik auszugleichen. Es ist nur ein Hinweis darauf, dass das Schicksal des Indopazifiks nicht allein von den beiden Supermächten entschieden wird. “Regionale Akteure spielen eine entscheidende Rolle als Order Shaper und nicht nur als Order Taker”, heißt es in dem Bericht.

Die Münchner Sicherheitskonferenz findet von 16. bis 18. Februar in München statt. Table.Media wird mit Redakteuren von China.Table und Security.Table vor Ort sein und intensiv berichten. rad

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  • Südchinesisches Meer
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Uiguren-Vereinigung hält Verstrickungen von BASF in Xinjiang für äußerst besorgniserregend

Der Weltkongress der Uiguren (WUC) fordert den Chemiekonzern BASF dazu auf, unzweifelhaft sicherzustellen, dass dessen Lieferketten frei sind von uigurischer Zwangsarbeit. In einer Stellungnahme für Table.Media begrüßte der WUC die Ankündigung des Dax-Konzerns, seine Anteile an zwei Gemeinschaftsunternehmen in der autonomen Region abzustoßen zu wollen. Gleichzeitig aber sei dies nur der erste Schritt.

“Die BASF muss ihrer Vorreiterrolle gerecht werden und entschlossene, konkrete Schritte unternehmen, um ihre Lieferketten vollständig von uigurischer Zwangsarbeit zu befreien. Nur so kann das Unternehmen seiner ethischen und rechtlichen Verantwortung in vollem Umfang gerecht werden“, fordert WUC Berlin-Direktor Haiyuer Kuerban.

Es sei erschütternd und aufschlussreich zugleich, dass Mitarbeiter eines BASF-Partners an der Unterdrückung der Uiguren beteiligt waren. Dieser Vorfall werfe ein Schlaglicht auf das erschreckende Ausmaß, in dem die chinesische Regierung den Völkermord an den Uiguren vorantreibt. Die Verstrickung der BASF in die uigurische Zwangsarbeit sei äußerst besorgniserregend, so Kuerban. grz

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  • Weltkongress der Uiguren
  • Zwangsarbeit

Batterie- und E-Autohersteller schließen sich zu nationaler Allianz zusammen

Mit dem Ziel, bis 2030 eine Lieferkette für Festkörperbatterien aufzubauen, haben Chinas führende Batterie- und Elektroautohersteller ein gemeinsames von der Regierung inszeniertes Konsortium gegründet. Der Name: China All-Solid-State Battery Collaborative Innovation Platform (CASIP). Das berichtet die japanische Nachrichtenagentur Nikkei. Beteiligt sind auch CATL und BYD, die bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugbatterien eigentlich Konkurrenten sind. 

Chinas Regierung will auf diese Weise die Entwicklung von Batterien der nächsten Generation vorantreiben. Dabei soll auch verstärkt künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. “Wir müssen auf das Risiko vorbereitet sein, dass die Festkörperbatterietechnologie Chinas Vorsprung bei Autobatterien zunichtemachen könnte”, sagte Ouyang Minggao, Professor an der Tsinghua-Universität, der sich auf die Entwicklung automobilbezogener Technologien spezialisiert hat.

Das Konsortium wird sich mit Grundlagenforschung, Schlüsseltechnologien sowie der gemeinsamen Entwicklung und Herstellung von Elektrofahrzeugen mit Festkörperbatterien befassen und eine Lieferkette dafür aufbauen. flee

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Wegen Messi: Peking will die Weltmeister nicht mehr sehen

Die Fußballverbände in Peking und Hangzhou verzichten auf die Ausrichtung zweier Länderspiele von Weltmeister Argentinien. Die Südamerikaner hätten im März im Rahmen einer China-Reise in der Hauptstadt gegen Afrikameister Elfenbeinküste und in Hangzhou gegen Nigeria spielen sollen. Die Verbände reagierten damit auf Messis Verletzungspause bei einem Freundschaftsspiel seines Klubs Inter Miami vergangene Woche in Hongkong.

“Peking plant derzeit nicht, das Spiel zu organisieren, an dem Lionel Messi teilnehmen sollte”, erklärte der Pekinger Fußballverband. Am Tag zuvor hatte sich der Verband in Hangzhou ähnlich geäußert.

Offenbar nehmen die chinesischen Funktionäre dem achtmaligen Weltfußballer übel, dass er trotz gegenteiliger Zusage nicht in Hongkong aufgelaufen war. Nach Angaben seines Klubs hatte den Mittelfeldspieler eine Oberschenkelverletzung außer Gefecht gesetzt. In China will man dieser Theorie jedoch keinen Glauben schenken, zumal Messi wenige Tage später beim Testspiel gegen Vissel Kobe in Tokio zumindest in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden war.

Die Veranstalter in Hongkong hatten derweil angekündigt, den Fans die Hälfte des Eintrittspreises zu erstatten. Auch Hongkongs Regierungsvertreter hatten empört reagiert. Eine Regierungsberaterin forderte gar, Messi künftig die Einreise zu verweigern. “Unser Ziel war es, einen ikonischen Moment zu schaffen, um die Bemühungen der Regierung zu unterstützen, die Welt daran zu erinnern, wie wichtig und aufregend Hongkong ist”, teilte Tatler Asia nach einem Treffen mit Regierungsvertretern mit. Dieser Traum sei geplatzt. grz

  • Fußball
  • Hongkong

Presseschau

Politiker von SPD, Grünen und FDP fordern Volkswagen zu Rückzug aus Xinjiang auf HEISE
How China Built BYD, Its Tesla Killer NEW YORK TIMES
EV battery giants BYD, CATL form Chinese powerhouse to build solid-state batteries ELECTREK.CO
China will not fall into ‘trap’ of war in Taiwan Strait: former envoy Cui Tiankai SCMP
Mexico, the winner of the geopolitical battle between China and the United States EL PAIS
As China debt looms, Kenya president seeks more diverse funding NIKKEI.COM
EU prepares sanctions on Chinese and Indian companies over Russia links FINANCIAL TIMES
Taiwan gilt als Hauptlieferant für Russlands Rüstungsproduktion DER STANDARD
How China Miscalculated Its Way to a Baby Bust WSJ
China invests in ‘Chiplet Valley’ to bypass US sanctions SEMAFOR
Verstärkte Machtkämpfe: China und das gefährliche Jahr des Drachen STERN
China conducts first nationwide review of retractions and research misconduct NATURE
China will in die Gehirne seiner Bürger FUTUREZONE
Geheimer Drogen-Bericht der Bundeswehr: Darum sorgt Fentanyl für Spannungen zwischen USA und China BUSINESS INSIDER

Heads

Zhao Renjian – ein Leben für Gott und das Essen

Zhao Renjian musste einige Umwege beschreiten, ehe er sein Glück fand: ein eigenes Restaurant, authentische Gerichte aus Sichuan und Gott.

Gongbao Jiding 宮保雞丁 zählt zu den Klassikern der Küche Sichuans. Doch selbst in China wird das Gericht oft falsch zubereitet. Gurke, Karotte, Cashewkerne oder Paprikastückchen: Sie alle haben in dem Hähnchengericht nichts zu suchen. Nur Erdnüsse, Chili, Frühlingszwiebeln und natürlich Sichuan-Pfeffer gehören hinein. 

Das erklärt Koch Zhao Renjian am Tisch seines kleinen Berliner Restaurants “Wunderbar”. Er stammt aus Taizhou in der Provinz Jiangsu, aber sein Restaurant hat er dem Essen aus Sichuan gewidmet. Warum? Weil das nicht nur in China eine der beliebtesten Küchen ist, sondern auch in Deutschland sehr bekannt ist. Drei Meter weiter schwingt einer seiner Mitarbeiter in der offenen Küche über dem Gasherd den Wok, es gibt kurz eine Flamme, das Essen brutzelt sehr laut.

Seit 2007 ist Zhao in Berlin, seit fünf Jahren betreibt er das Restaurant. Manchmal werden aber auch andere Küchen zu seinem Reich: Als Privatkoch bereitet Zhao auf Anfrage selbst in der kleinsten Berliner Mietwohnung Mapo Dofu 麻婆豆腐, Shui Zhu Yu 水煮鱼 oder Pekingente zu. Dieser Kochkunst hat er es zu verdanken, dass er noch in Deutschland ist. 

Suche nach authentischem Sichuan-Geschmack

Zhao wurde 1974 geboren, seine Familie zog nach Peking als er 19 Jahre alt war. In der Kantine des Ministeriums für Wissenschaft und Technik fand Zhao eine Ausbildungsstelle: als Koch. Sein Chef und die Kollegen kamen aus Sichuan und bereiteten vor allem Gerichte aus ihrer Heimat zu. Doch nach sechs Jahren in der Kantine wurde Zhao beim Besuch eines authentischen Sichuan-Restaurants klar, wie viel besser das Essen eigentlich sein könnte, wenn es richtig zubereitet würde. Zhao fasste einen Entschluss: Er wollte ein eigenes Sichuan-Restaurant eröffnen, mit authentischen Gerichten. Also kündigte er seinen Job und bewarb sich an einer Kochschule in Chengdu. 

Die Rezepte und Zubereitungsarten kannte er bereits, doch in Chengdu lernte Zhao die Essenz der Geschmäcker und Texturen kennen und die Kreativität der Küche Sichuans – und wurde selbst erfinderisch. An dem Versuch, ein eigenes Restaurant in Beijing zu eröffnen, scheiterte er jedoch und musste einen Job in einem Hotel annehmen. Doch es sollte sich noch eine weitere Chance bieten.

Ein Bekannter erzählte ihm, dass ein Berliner Restaurant für Pekingente einen Koch suche. Über Deutschland wusste Zhao nichts, aber er war 32 und wollte die Welt erkunden. Aus Sichuan-Huhn wurde Pekingente, allerdings nicht sofort. Bis Zhao das Visum für Spezialitätenköche in seinen Händen hielt, verging ein ganzes Jahr. Das Visum berechtigt zu einem vierjährigen Aufenthalt in Deutschland, der an den Arbeitsvertrag in einem Restaurant gebunden ist.

Auf der Suche nach einem Sinn

Zhao Renjian war bis dahin noch nicht viel gereist. Er hatte nur Jiangsu, Peking und Chengdu gesehen. Deutschland gefiel ihm auf Anhieb gut, noch heute schätzt er die Ruhe. Die Arbeit im Pekingenten-Restaurant war jedoch hart. Und da er kein Deutsch sprach, konnte er mit Menschen außerhalb der Arbeit kaum in Kontakt treten. Doch er lernte einige Chinesen kennen.

Als sich die vier Jahre dem Ende zuneigten, wollte Zhao gerne bleiben, doch eine Aufenthaltsgenehmigung erhielt er nicht. Mehrere Jahre lang lebte er ohne Arbeit von seinem Ersparten, kochte nur auf Feiern für Freunde und stürzte in ein tiefes Loch: Er wusste nicht, was er aus seinem Leben machen sollte. Auch körperlich ging es ihm schlecht. 

Der chinesische Arzt, der Zhao mit Akupunktur behandelte, nahm ihn eines Sonntags mit in den Gottesdienst. In der Kirche am Hohenzollernplatz in Berlin gibt es eine aktive christliche chinesische Gemeinde, gut 200 Menschen besuchen jeden Sonntagnachmittag den chinesischen Gottesdienst. Es war Zhaos erster Kontakt mit der christlichen Religion. In der Predigt ging es auch um persönliche Krisen und die Unterstützung, die der Glaube bieten kann. Die Gemeinde nahm Zhao offen auf, eine Woche später ließ sich Zhao spontan taufen.

Leben zwischen Gemeinde und Herd

Was genau in dieser einen Woche mit ihm geschehen sei, könne er selbst nicht beschreiben, sagt Zhao heute. Er wurde gläubiger Christ, fasste wieder Mut und hatte einen Plan: Er könnte Privatkoch werden und einen Stand auf Wochenmärkten betreiben. Zhao schrieb einen Businessplan, den mehr als 20 Freunde und Bekannte aus der chinesischen Community unterzeichneten, um seine Kochkünste zu bestätigten. Mit dem Businessplan gelang es tatsächlich, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten – Zhao durfte sich selbstständig machen.

Nach einigen Jahren als Privatkoch und mit einem Stand in der Markthalle 9 eröffnete er schließlich sein Restaurant in Schöneberg. Hier kocht er authentische Küche aus Sichuan und bietet auch Kochkurse an, in denen man lernen kann, wie Gongbao Jiding und andere Klassiker originalgetreu zubereitet werden. Im Zentrum seines Lebens steht neben der Küche weiterhin die Gemeinde und der neu gewonnene Glaube an Gott. Julia Fiedler

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Personalien

Christoph Passek ist seit Januar Managing Director China & Hongkong beim Bremer Logistikdienstleister Röhlig. Passek war dort zuvor drei Jahre als General Manager Commercial für die Region Greater China tätig. Sein Einsatzort bleibt Hongkong.

Maria-Antigone Rumpf ist neue Vollzeit-Analystin bei Datenna. Das niederländische Data-Intelligence-Unternehmen hat sich auf Open-Source-Technologie und tech-ökonomische Entwicklungen in China spezialisiert.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Lego China Neujahr

Da ist Lego zu diesem Neujahrsfest aber ein besonders feiner Baukasten gelungen: ein Dim-Sum-Lokal, mitsamt den Karren, wie sie einst in den oft mehrstöckigen Hongkonger und Guangzhouer Großrestaurants üblich waren. Zumeist ältere Frauen schoben diese Wägelchen vor sich her und boten mit lautem Geschrei ihre Spezialitäten an.

Heute sieht man sie nur noch selten. Ein Grund: Die horrend gestiegenen Immobilienpreise. Vor allem im hochpreisigen Hongkong gibt es solche Großrestaurants, die für diese Wägelchen ausreichend Fläche bieten, leider kaum noch. Umso schöner, dass diese Tradition zumindest bei Lego weiter lebt.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    am Mittwoch wird in Indonesien gewählt – und zwei Dinge stehen schon vor dem Wahlgang fest. Erstens: Es wird einen neuen Präsidenten geben, da Amtsinhaber Jokowi nicht mehr antreten darf. Und zweitens: Der neue Präsident hat die schwierige Aufgabe, die Beziehungen zu China neu auszurichten.

    Und hier zeigt sich exemplarisch die komplizierte Lage vieler Länder in der Region. Einerseits erfreut sich Indonesien einer immer enger werdenden wirtschaftlichen Verflechtung mit China. Das bringt Geld und Arbeitsplätze. Aber eben auch eine gewisse Abhängigkeit. Dieser will man begegnen mit einer Annäherung an die USA. Doch ganz so einfach ist das nicht, wie Leonardo Pape schreibt.

    In unserer zweiten Analyse geht es um Li Auto. Nur neun Jahre nach seiner Gründung ist Li Auto zum erfolgreichsten chinesischen E-Autobauer im Premiumsegment avanciert. Nun will der chinesische Konzern die ausländische Konkurrenz das Fürchten lehren – in einem Segment, das bislang fest in deutscher Hand war.

    Viele belächeln die Kampfansage von Li Auto. Doch Christian Domke Seidel zeigt, weshalb das angestrebte Ziel nicht völlig unrealistisch ist. Und das auch noch mit einer Technologie, die in Europa verpönt ist.

    Zu guter Letzt möchte ich Sie noch auf unseren heutigen Head hinweisen: Julia Fiedler erzählt die Geschichte des Kochs Zhao Renjian. Es geht um die Suche nach authentischen Gerichten, nach dem Sinn des Lebens und nach Wegweisendem wie einer Aufenthaltsgenehmigung.

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    Ihr
    Michael Radunski
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    Indonesien sucht Balance zwischen Investitionsdrang chinesischer Unternehmen und politischem Druck der USA

    Prabowo Subianto kritisierte Indonesiens Regierung, sie würde China den roten Teppich ausrollen.

    Indonesien wählt am Mittwoch einen neuen Präsidenten – und zwei Dingen stehen schon fest. Erstens: Es wird ein neuer Präsident, denn Amtsinhaber Joko “Jokowi” Widodo darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Favorit auf den Sieg ist der aktuelle Verteidigungsminister Prabowo Subianto von der “Indonesischen Fortschrittskoalition” (Advanced Indonesia Coalition). Und zweitens: Es geht viel um China.

    Unter Jokowis Führung stieg China zum größten Export- und Importpartner Indonesiens auf. Das Handelsvolumen belief sich 2022 auf rund 149 Milliarden US-Dollar. Chinesische Staatsbanken und Bauunternehmen finanzieren große Infrastrukturprojekte – wie die acht Milliarden US-Dollar teure Hochgeschwindigkeitsbahnverbindung zwischen der Hauptstadt Jakarta und der Großstadt Bandung. Drei Viertel wurden durch Darlehen der China Development Bank finanziert. Gebaut wurde die Verbindung von der China Railway Group zusammen mit einem Konsortium indonesischer Unternehmen.

    Historische Bindung zu China

    Bei der Präsidentenwahl stellt keiner der drei Kandidaten die immer engere wirtschaftliche Verflechtung Indonesiens mit China grundsätzlich infrage. Favorit Subianto wie auch Ganjar Pranowo von der “Demokratischen Partei des Kampfes” wollen die Außen- und Wirtschaftspolitik Jokowis fortführen. Mit wenigen Erfolgsaussichten tritt zudem der unabhängige Kandidat Anies Baswedan an.

    Indonesien verfolgt seit seiner Unabhängigkeit 1945 nach holländischer Kolonialherrschaft eine “freie und aktive” Außenpolitik und war bereits im Kalten Krieg eine treibende Kraft in der Bewegung der sogenannten blockfreien Staaten Asiens und Afrikas, zu denen damals auch China zählte.

    2013 begründeten Indonesien und China eine “umfassende strategische Partnerschaft”, ein Status, der die besondere Stellung der bilateralen Beziehungen betont, jedoch keine politische Allianz bedeutet.

    Hinwendung zu den USA

    Zuletzt versuchte Jokowi jedoch verstärkt, die Beziehungen mit der US-Regierung unter Präsident Joe Biden voranzutreiben. Im November 2023 begründeten Indonesien und die USA eine umfassende strategische Partnerschaft. Zudem drängt Indonesien auf den Abschluss eines Rohstoff-Freihandelsabkommens mit den USA.

    Hierbei geht es vor allem um den Zugang von Elektroautos mit in Indonesien geförderten Rohstoffen auf den US-Markt. Indonesien fördert fast die Hälfte der weltweiten Produktion von Nickel, das als Basis für die Lithium-Ionen-Batterien von E-Autos dient.

    Lange war das Land vor allem Lieferant von unverarbeitetem Nickel. Um die Wertschöpfung des eigenen Rohstoffsektors zu erhöhen, verhängte die Regierung ab 2014 schrittweise ein Ausfuhrverbot von unverarbeiteten Nickelerzen. Infolgedessen siedelten sich zunehmend Unternehmen der Nickelraffinierung im Land an.

    Problem: China verarbeitet Indonesiens Rohstoffe

    Chinesische Konzerne kontrollieren einen Großteil der Nickelförderung und -raffinierung. Dies wird im Verhältnis zu den USA zum Problem: Gemäß kürzlich herausgegebener Richtlinien des US-Energieministeriums werden E-Autos von Verkaufssubventionen ausgeschlossen, wenn sie unter Beteiligung einer sogenannten Foreign Entity Of Concern (FEOC) gefertigt wurden.

    Darunter fallen auch umfassende Beteiligungen chinesischer Unternehmen bei der Rohstoffgewinnung. Durch diese “Friendshoring”-Maßnahme will die US-Regierung die eigene Elektromobilitätsindustrie stärken und internationale Produktionsketten auf politische Partnerländer ausrichten.

    Indonesien muss nun zwischen dem Investitionsdrang chinesischer Unternehmen und dem politischen Druck vonseiten der USA eine Balance finden. Durch ein Freihandelsabkommen mit den USA würden die Chancen steigen, dass sich amerikanische und andere internationale Unternehmen, die nicht von der Subventionssperre erfasst sind, am Ausbau der indonesischen E-Auto-Industrie beteiligen.

    Jokowi umwirbt unter anderem Tesla, um Indonesien zum südostasiatischen Produktionszentrum für dessen E-Autos zu machen. Chinesische Firmen sind in den Augen der indonesischen Regierung jedoch weiterhin wichtige Partner.

    Konzept der Blockfreiheit in der Außenpolitik

    Gesellschaftlich werden der politische und wirtschaftliche Einfluss sowohl Chinas als auch der USA in Indonesien eher kritisch gesehen. Das Konzept der Blockfreiheit ist bis heute der Grundansatz der indonesischen Außenpolitik. China wiederum prägt durch seine Vormachtstellung in der Region seit Jahrhunderten die Geschicke des Landes und weckt dadurch teilweise Ängste vor zu starker Beeinflussung. In jüngster Zeit geriet China auch durch seine territorialen Ansprüche im Südchinesischen Meer mit Indonesien in Konflikt.

    Bei der vorherigen Präsidentenwahl kritisierte Prabowo – der damals Jokowi unterlag – die Regierung dafür, China den “roten Teppich” auszurollen. Dieses Mal halten sich alle Kandidaten in ihren Äußerungen zu China eher bedeckt. Doch die Dilemmata, die Chinas Rolle und die geopolitischen Konfliktfelder für Indonesien mit sich bringen, werden auch den nächsten Präsidenten begleiten. Leonardo Pape

    • Autoindustrie
    • Geopolitik
    • Handel
    • Indonesien
    • Rohstoffe
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    Wie der chinesische E-Autobauer Li Auto den Deutschen im Premiumsegment Konkurrenz machen will

    Angriff im Premiumsegment: Der L9 von Li Auto

    Das erste Etappenziel ist erreicht: Nur neun Jahre nach seiner Gründung ist Li Auto zum erfolgreichsten chinesischen E-Autobauer im Premiumsegment avanciert. Doch für Firmengründer und Vorstandschef Li Xiang ist das nur der Anfang. “Unser Ziel ist es, im Jahr 2024 gemessen am Absatz die Nummer eins unter den Premium-Automarken in China zu werden”, kündigt Li an. Im Klartext: Li Auto will mehr Elektrofahrzeuge verkaufen, als Mercedes, BMW, Audi und Volkswagen im Premiumsegment mit all ihren Antrieben jeweils zusammen.

    “Mit dem neuen Ziel von 800.000 Auslieferungen werden wir uns selbst herausfordern und die meistverkaufte Premium-Automarke in China werden”, sagte Li. Die Kampfansage an die deutschen Hersteller könnte man belächeln, weil sie ein Wachstum voraussetzen würden, das weit über den Prognosen des Gesamtmarktes liegt. Der chinesische Automobilverband CAAM erwartet für 2024 ein Wachstum von 20 Prozent für Modelle mit alternativen Antrieben. Li Auto verkaufte 2023 gut 376.000 Fahrzeuge, würde also mehr als doppelt so viele Autos verkaufen müssen als im Vorjahr.

    Technologie, die in Europa nie vom Fleck kam

    Aber schaut man sich an, wo Li herkommt, scheint das angestrebte Ziel zumindest nicht völlig unrealistisch zu sein. Die Marke gibt es erst seit 2015. im Jahr 2020 konnte sie gerade einmal 33.000 Fahrzeuge absetzen. Im Vorjahr verzeichnete das Unternehmen ein Verkaufsplus von 182 Prozent, das es an die Spitze der chinesischen E-Premium-Hersteller katapultiert hat. Bemerkenswert daran: Der Aufstieg gelang mit einer Technologie, die aufgrund der geringen Effizienz in Europa nie vom Fleck kam.

    Bisher gibt es vier Modelle – One, L9, L8 und L7. Allesamt sind mit einem Range-Extender unterwegs. Das bedeutet, dass grundsätzlich ein Elektromotor den Wagen antreibt, allerdings ein kleinerer Verbrennungsmotor den Akku lädt, sollte der Strom ausgehen. In Europa hat sich die Technologie nicht durchgesetzt, weil erstens die Energieverluste bei der Stromerzeugung sehr hoch sind, zweitens die rein elektrische Reichweite gering ist und drittens der zusätzliche Motor samt Tank Gewicht und Wartungsaufwand erhöht. Chinesische Kunden sehen die Defizite jedoch pragmatischer und scheinen sich an den höheren Betriebskosten nicht zu stoßen – die Zahlen sprechen für sich.

    Deutschen Hersteller nicht mehr als Konkurrenz genannt

    Der Erfolg eines chinesischen Herstellers im Premiumsegment setzt vor allem Audi, BMW und Mercedes unter Druck. Nach Berechnungen des Handelsblatt verkauft nur BMW derzeit mehr SUV in China als Li Auto. Die anderen beiden deutschen Premium-Anbieter hatten das Nachsehen. In chinesischen Zeitungen werden die deutschen Hersteller nicht mehr als Konkurrenz genannt. Hier konzentrieren sich die Vergleiche auf chinesische Marken und Tesla. Und auch Li selbst verkündete, dass im Markt der Elektroautos nur Platz für fünf zentrale Anbieter wäre. Tesla, BYD und Huawei seien bereits gesetzt. Um die verbleibenden zwei Plätze fände gerade ein Wettkampf statt, an dem neben Li Auto auch Nio und Xpeng teilnehmen.

    Liu Luochuan ist Direktor des Forschungszentrums für strategische Entwicklung bei Dongfeng Motor. Er merkte gegenüber Caixin Global an: “Im neuen Jahr wird sich entscheiden, wer die Gewinner und wer die Verlierer sind, wer überleben und wer sterben wird.” Er bezieht sich damit auf den enormen Preisverfall im Automobilbereich. Im Jahr 2023 sind die Preise für Autos in China um 8,9 Prozent gefallen. Ohne, dass es zu einer signifikanten Kostensenkung entlang der Wertschöpfungskette gekommen ist.

    Ein Van soll die Verkaufszahlen in die Höhe treiben

    Liu schätzt, dass Hersteller 500.000 Elektroautos pro Jahr verkaufen müssen, um durch Skaleneffekte Profit erwirtschaften zu können. Der Mega von Li Auto soll die Verkaufszahlen im Jahr 2024 in neue Höhen treiben. Das ist überraschend, weil der Mega ein Van ist – global ein unbeliebtes Segment. Seit seinem Höhepunkt in den 1990er-Jahren ist die Fahrzeuggattung bei den Neuzulassungen nahezu ausgestorben. Lediglich ein paar Modelle konnten sich eine Nische erarbeiten.

    Und auch in China sind die Fahrzeuge keine Verkaufsschlager. Im Jahr 2022 wurden 940.000 Stück verkauft, was einen Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. Topseller war der Buick GL8 von General Motors (126.838 Stück). Doch der Mega von Li Auto schickt sich an, das Segment komplett neu zu beleben. Der Van soll das Flaggschiff der Marke werden. Es handelt sich um einen Siebensitzer, der für etwa 600.000 Yuan zu haben sein soll. Also knapp unter 80.000 Euro. Das Multi-Purpose-Vehicle (MVP) wird – auch dank Subvention der Lokalregierung – in Peking produziert und bereits Anfang März ausgeliefert. 

    Das erste rein elektrische Fahrzeug der Marke

    Beim Li Mega handelt es sich um das erste rein elektrische Fahrzeug der Marke. “Unser Ziel ist es, im Jahr 2024 gemessen am Absatz die Nummer eins unter den Premium-Automarken in China zu werden”, kündigte Li an. Der Mega und der neue L6 sollen die Treiber für das Wachstum sein. Beim L6 handelt es sich um das bisher kürzeste Modell von Li Auto. Wobei 4,9 Meter – also etwa BMW X5 Niveau – für europäische Maßstäbe immer noch üppig sind. Chinesische Autokäufer assoziieren mit mehr Platz auch eine höhere Qualität.

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    Vor Sicherheitskonferenz: Warnung vor Eskalation im Indopazifik

    Kurz vor Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz haben die Veranstalter vor einer Gewalteskalation im Indopazifik gewarnt. China treibe seine Vision einer regionalen Ordnung immer vehementer voran, heißt es im Munich Security Report, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Im Zentrum dieser neuen Ordnung stehe Peking. Ängste vor einer Eskalation gäbe es vor allem rund um das Thema Taiwan. Doch auch im Südchinesischen Meer nehmen die Spannungen immer weiter zu.

    Der chinesische Offensivdrang stürzt die Staaten der Region in eine schwierige Lage, denn sie alle müssen ihre eigene Position in der wachsenden Rivalität zwischen China und den USA finden. “Viele regionale Akteure streben in Sicherheitsfragen eine engere Anbindung an die USA an. Sie versuchen auch, ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu verringern, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg”, heißt es in dem Bericht.

    In diesem vermeintlichen Nullsummenspiel zwischen China und den USA würden größere Zusammenschlüsse wie südostasiatische Staatenbund Asean an Bedeutung verlieren, konstatiert der Bericht. Der Grund: Gleichgesinnte Länder entschieden sich zunehmend für neue minilaterale Rahmenwerke. Mit solchen Zusammenschlüssen zielten Regierungen darauf ab, den chinesischen Einfluss im Indopazifik auszugleichen. Es ist nur ein Hinweis darauf, dass das Schicksal des Indopazifiks nicht allein von den beiden Supermächten entschieden wird. “Regionale Akteure spielen eine entscheidende Rolle als Order Shaper und nicht nur als Order Taker”, heißt es in dem Bericht.

    Die Münchner Sicherheitskonferenz findet von 16. bis 18. Februar in München statt. Table.Media wird mit Redakteuren von China.Table und Security.Table vor Ort sein und intensiv berichten. rad

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    Uiguren-Vereinigung hält Verstrickungen von BASF in Xinjiang für äußerst besorgniserregend

    Der Weltkongress der Uiguren (WUC) fordert den Chemiekonzern BASF dazu auf, unzweifelhaft sicherzustellen, dass dessen Lieferketten frei sind von uigurischer Zwangsarbeit. In einer Stellungnahme für Table.Media begrüßte der WUC die Ankündigung des Dax-Konzerns, seine Anteile an zwei Gemeinschaftsunternehmen in der autonomen Region abzustoßen zu wollen. Gleichzeitig aber sei dies nur der erste Schritt.

    “Die BASF muss ihrer Vorreiterrolle gerecht werden und entschlossene, konkrete Schritte unternehmen, um ihre Lieferketten vollständig von uigurischer Zwangsarbeit zu befreien. Nur so kann das Unternehmen seiner ethischen und rechtlichen Verantwortung in vollem Umfang gerecht werden“, fordert WUC Berlin-Direktor Haiyuer Kuerban.

    Es sei erschütternd und aufschlussreich zugleich, dass Mitarbeiter eines BASF-Partners an der Unterdrückung der Uiguren beteiligt waren. Dieser Vorfall werfe ein Schlaglicht auf das erschreckende Ausmaß, in dem die chinesische Regierung den Völkermord an den Uiguren vorantreibt. Die Verstrickung der BASF in die uigurische Zwangsarbeit sei äußerst besorgniserregend, so Kuerban. grz

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    • Weltkongress der Uiguren
    • Zwangsarbeit

    Batterie- und E-Autohersteller schließen sich zu nationaler Allianz zusammen

    Mit dem Ziel, bis 2030 eine Lieferkette für Festkörperbatterien aufzubauen, haben Chinas führende Batterie- und Elektroautohersteller ein gemeinsames von der Regierung inszeniertes Konsortium gegründet. Der Name: China All-Solid-State Battery Collaborative Innovation Platform (CASIP). Das berichtet die japanische Nachrichtenagentur Nikkei. Beteiligt sind auch CATL und BYD, die bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugbatterien eigentlich Konkurrenten sind. 

    Chinas Regierung will auf diese Weise die Entwicklung von Batterien der nächsten Generation vorantreiben. Dabei soll auch verstärkt künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. “Wir müssen auf das Risiko vorbereitet sein, dass die Festkörperbatterietechnologie Chinas Vorsprung bei Autobatterien zunichtemachen könnte”, sagte Ouyang Minggao, Professor an der Tsinghua-Universität, der sich auf die Entwicklung automobilbezogener Technologien spezialisiert hat.

    Das Konsortium wird sich mit Grundlagenforschung, Schlüsseltechnologien sowie der gemeinsamen Entwicklung und Herstellung von Elektrofahrzeugen mit Festkörperbatterien befassen und eine Lieferkette dafür aufbauen. flee

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    Wegen Messi: Peking will die Weltmeister nicht mehr sehen

    Die Fußballverbände in Peking und Hangzhou verzichten auf die Ausrichtung zweier Länderspiele von Weltmeister Argentinien. Die Südamerikaner hätten im März im Rahmen einer China-Reise in der Hauptstadt gegen Afrikameister Elfenbeinküste und in Hangzhou gegen Nigeria spielen sollen. Die Verbände reagierten damit auf Messis Verletzungspause bei einem Freundschaftsspiel seines Klubs Inter Miami vergangene Woche in Hongkong.

    “Peking plant derzeit nicht, das Spiel zu organisieren, an dem Lionel Messi teilnehmen sollte”, erklärte der Pekinger Fußballverband. Am Tag zuvor hatte sich der Verband in Hangzhou ähnlich geäußert.

    Offenbar nehmen die chinesischen Funktionäre dem achtmaligen Weltfußballer übel, dass er trotz gegenteiliger Zusage nicht in Hongkong aufgelaufen war. Nach Angaben seines Klubs hatte den Mittelfeldspieler eine Oberschenkelverletzung außer Gefecht gesetzt. In China will man dieser Theorie jedoch keinen Glauben schenken, zumal Messi wenige Tage später beim Testspiel gegen Vissel Kobe in Tokio zumindest in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden war.

    Die Veranstalter in Hongkong hatten derweil angekündigt, den Fans die Hälfte des Eintrittspreises zu erstatten. Auch Hongkongs Regierungsvertreter hatten empört reagiert. Eine Regierungsberaterin forderte gar, Messi künftig die Einreise zu verweigern. “Unser Ziel war es, einen ikonischen Moment zu schaffen, um die Bemühungen der Regierung zu unterstützen, die Welt daran zu erinnern, wie wichtig und aufregend Hongkong ist”, teilte Tatler Asia nach einem Treffen mit Regierungsvertretern mit. Dieser Traum sei geplatzt. grz

    • Fußball
    • Hongkong

    Presseschau

    Politiker von SPD, Grünen und FDP fordern Volkswagen zu Rückzug aus Xinjiang auf HEISE
    How China Built BYD, Its Tesla Killer NEW YORK TIMES
    EV battery giants BYD, CATL form Chinese powerhouse to build solid-state batteries ELECTREK.CO
    China will not fall into ‘trap’ of war in Taiwan Strait: former envoy Cui Tiankai SCMP
    Mexico, the winner of the geopolitical battle between China and the United States EL PAIS
    As China debt looms, Kenya president seeks more diverse funding NIKKEI.COM
    EU prepares sanctions on Chinese and Indian companies over Russia links FINANCIAL TIMES
    Taiwan gilt als Hauptlieferant für Russlands Rüstungsproduktion DER STANDARD
    How China Miscalculated Its Way to a Baby Bust WSJ
    China invests in ‘Chiplet Valley’ to bypass US sanctions SEMAFOR
    Verstärkte Machtkämpfe: China und das gefährliche Jahr des Drachen STERN
    China conducts first nationwide review of retractions and research misconduct NATURE
    China will in die Gehirne seiner Bürger FUTUREZONE
    Geheimer Drogen-Bericht der Bundeswehr: Darum sorgt Fentanyl für Spannungen zwischen USA und China BUSINESS INSIDER

    Heads

    Zhao Renjian – ein Leben für Gott und das Essen

    Zhao Renjian musste einige Umwege beschreiten, ehe er sein Glück fand: ein eigenes Restaurant, authentische Gerichte aus Sichuan und Gott.

    Gongbao Jiding 宮保雞丁 zählt zu den Klassikern der Küche Sichuans. Doch selbst in China wird das Gericht oft falsch zubereitet. Gurke, Karotte, Cashewkerne oder Paprikastückchen: Sie alle haben in dem Hähnchengericht nichts zu suchen. Nur Erdnüsse, Chili, Frühlingszwiebeln und natürlich Sichuan-Pfeffer gehören hinein. 

    Das erklärt Koch Zhao Renjian am Tisch seines kleinen Berliner Restaurants “Wunderbar”. Er stammt aus Taizhou in der Provinz Jiangsu, aber sein Restaurant hat er dem Essen aus Sichuan gewidmet. Warum? Weil das nicht nur in China eine der beliebtesten Küchen ist, sondern auch in Deutschland sehr bekannt ist. Drei Meter weiter schwingt einer seiner Mitarbeiter in der offenen Küche über dem Gasherd den Wok, es gibt kurz eine Flamme, das Essen brutzelt sehr laut.

    Seit 2007 ist Zhao in Berlin, seit fünf Jahren betreibt er das Restaurant. Manchmal werden aber auch andere Küchen zu seinem Reich: Als Privatkoch bereitet Zhao auf Anfrage selbst in der kleinsten Berliner Mietwohnung Mapo Dofu 麻婆豆腐, Shui Zhu Yu 水煮鱼 oder Pekingente zu. Dieser Kochkunst hat er es zu verdanken, dass er noch in Deutschland ist. 

    Suche nach authentischem Sichuan-Geschmack

    Zhao wurde 1974 geboren, seine Familie zog nach Peking als er 19 Jahre alt war. In der Kantine des Ministeriums für Wissenschaft und Technik fand Zhao eine Ausbildungsstelle: als Koch. Sein Chef und die Kollegen kamen aus Sichuan und bereiteten vor allem Gerichte aus ihrer Heimat zu. Doch nach sechs Jahren in der Kantine wurde Zhao beim Besuch eines authentischen Sichuan-Restaurants klar, wie viel besser das Essen eigentlich sein könnte, wenn es richtig zubereitet würde. Zhao fasste einen Entschluss: Er wollte ein eigenes Sichuan-Restaurant eröffnen, mit authentischen Gerichten. Also kündigte er seinen Job und bewarb sich an einer Kochschule in Chengdu. 

    Die Rezepte und Zubereitungsarten kannte er bereits, doch in Chengdu lernte Zhao die Essenz der Geschmäcker und Texturen kennen und die Kreativität der Küche Sichuans – und wurde selbst erfinderisch. An dem Versuch, ein eigenes Restaurant in Beijing zu eröffnen, scheiterte er jedoch und musste einen Job in einem Hotel annehmen. Doch es sollte sich noch eine weitere Chance bieten.

    Ein Bekannter erzählte ihm, dass ein Berliner Restaurant für Pekingente einen Koch suche. Über Deutschland wusste Zhao nichts, aber er war 32 und wollte die Welt erkunden. Aus Sichuan-Huhn wurde Pekingente, allerdings nicht sofort. Bis Zhao das Visum für Spezialitätenköche in seinen Händen hielt, verging ein ganzes Jahr. Das Visum berechtigt zu einem vierjährigen Aufenthalt in Deutschland, der an den Arbeitsvertrag in einem Restaurant gebunden ist.

    Auf der Suche nach einem Sinn

    Zhao Renjian war bis dahin noch nicht viel gereist. Er hatte nur Jiangsu, Peking und Chengdu gesehen. Deutschland gefiel ihm auf Anhieb gut, noch heute schätzt er die Ruhe. Die Arbeit im Pekingenten-Restaurant war jedoch hart. Und da er kein Deutsch sprach, konnte er mit Menschen außerhalb der Arbeit kaum in Kontakt treten. Doch er lernte einige Chinesen kennen.

    Als sich die vier Jahre dem Ende zuneigten, wollte Zhao gerne bleiben, doch eine Aufenthaltsgenehmigung erhielt er nicht. Mehrere Jahre lang lebte er ohne Arbeit von seinem Ersparten, kochte nur auf Feiern für Freunde und stürzte in ein tiefes Loch: Er wusste nicht, was er aus seinem Leben machen sollte. Auch körperlich ging es ihm schlecht. 

    Der chinesische Arzt, der Zhao mit Akupunktur behandelte, nahm ihn eines Sonntags mit in den Gottesdienst. In der Kirche am Hohenzollernplatz in Berlin gibt es eine aktive christliche chinesische Gemeinde, gut 200 Menschen besuchen jeden Sonntagnachmittag den chinesischen Gottesdienst. Es war Zhaos erster Kontakt mit der christlichen Religion. In der Predigt ging es auch um persönliche Krisen und die Unterstützung, die der Glaube bieten kann. Die Gemeinde nahm Zhao offen auf, eine Woche später ließ sich Zhao spontan taufen.

    Leben zwischen Gemeinde und Herd

    Was genau in dieser einen Woche mit ihm geschehen sei, könne er selbst nicht beschreiben, sagt Zhao heute. Er wurde gläubiger Christ, fasste wieder Mut und hatte einen Plan: Er könnte Privatkoch werden und einen Stand auf Wochenmärkten betreiben. Zhao schrieb einen Businessplan, den mehr als 20 Freunde und Bekannte aus der chinesischen Community unterzeichneten, um seine Kochkünste zu bestätigten. Mit dem Businessplan gelang es tatsächlich, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten – Zhao durfte sich selbstständig machen.

    Nach einigen Jahren als Privatkoch und mit einem Stand in der Markthalle 9 eröffnete er schließlich sein Restaurant in Schöneberg. Hier kocht er authentische Küche aus Sichuan und bietet auch Kochkurse an, in denen man lernen kann, wie Gongbao Jiding und andere Klassiker originalgetreu zubereitet werden. Im Zentrum seines Lebens steht neben der Küche weiterhin die Gemeinde und der neu gewonnene Glaube an Gott. Julia Fiedler

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    • Migrationspolitik

    Personalien

    Christoph Passek ist seit Januar Managing Director China & Hongkong beim Bremer Logistikdienstleister Röhlig. Passek war dort zuvor drei Jahre als General Manager Commercial für die Region Greater China tätig. Sein Einsatzort bleibt Hongkong.

    Maria-Antigone Rumpf ist neue Vollzeit-Analystin bei Datenna. Das niederländische Data-Intelligence-Unternehmen hat sich auf Open-Source-Technologie und tech-ökonomische Entwicklungen in China spezialisiert.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Lego China Neujahr

    Da ist Lego zu diesem Neujahrsfest aber ein besonders feiner Baukasten gelungen: ein Dim-Sum-Lokal, mitsamt den Karren, wie sie einst in den oft mehrstöckigen Hongkonger und Guangzhouer Großrestaurants üblich waren. Zumeist ältere Frauen schoben diese Wägelchen vor sich her und boten mit lautem Geschrei ihre Spezialitäten an.

    Heute sieht man sie nur noch selten. Ein Grund: Die horrend gestiegenen Immobilienpreise. Vor allem im hochpreisigen Hongkong gibt es solche Großrestaurants, die für diese Wägelchen ausreichend Fläche bieten, leider kaum noch. Umso schöner, dass diese Tradition zumindest bei Lego weiter lebt.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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