Table.Briefing: China

Hype um Alice Weidel + KI-Gipfel in Paris

Liebe Leserin, lieber Leser,

während Alice Weidel in Deutschland überraschend wenig thematisiert, dass sie in China gelebt hat, Chinesisch spricht und ihre Doktorarbeit über das chinesische Rentensystem verfasst hat, feiert sie in der Volksrepublik gerade deshalb eine ganz eigene Karriere – als Internetstar und Liebling der Staatsmedien.

Dort lobt man ihre vermeintlich positive Einstellung zur Volksrepublik und wie sie angeblich die “Weisheit von Ost und West” vereint. In den sozialen Netzwerken kursieren sogar Manga-Fan-Kunstwerke von ihr. Viele sehen in Weidel auch die Verkörperung der “Eisernen Lady” – einer entschlossenen, unbeugsamen Politikerin. Gleichzeitig ermöglicht ihre Popularität es vor allem jungen Chinesen, engagiert und kontrovers über Politik zu diskutieren – etwas, das ihnen bei ihren eigenen Politikern schnell Probleme einbringen könnte. 

In unserer heutigen Ausgabe beleuchten wir das skurrile bis beunruhigende Phänomen für Sie – denn der Weidel-Hype sagt viel über das China der Gegenwart aus und darüber, was man sich zu sagen traut und was nicht.

Ihr
Fabian Peltsch
Bild von Fabian  Peltsch

Analyse

Fankult: Warum Alice Weidel in China wie ein Star gefeiert wird

Falsche Alice: Dieses Bild taucht auf Chinas Social-Media-Kanälen immer wieder im Zusammenhang mit der AfD-Politikerin auf. Dass es sich um ein Stock-Photo einer Unbekannten handelt, scheint dabei niemandem aufzufallen – oder für die Idealisierung Weidels bewusst in Kauf genommen zu werden.

In China ist 阿丽丝·魏德尔 (Ālìsī Wèidé’ěr) ein Star. “Letztens hat mich mein Onkel angerufen und ganz aufgeregt gefragt, ob sie die neue Kanzlerin wird”, erzählt eine chinesische IT-Studentin in Berlin, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte und hier Maxine Zhou heißen soll. “Sie entspricht genau dem nationalistischen und strengen Bild einer Politikerin, das eines der Lieblingstypen konservativer Chinesen ist.” Tatsächlich wird Weidel in China oft 铁娘子 (tieniangzi) “Eiserne Lady” genannt, wobei dieser Begriff durchaus inflationär gebraucht wird – auch Angela Merkel wird bisweilen so bezeichnet. “Ich denke, dass es in China eine Faszination mit der ‘Eisernen Lady’ gibt, weil dieser Frauentypus auch in der kommunistischen Propaganda stets angepriesen wurde”, sagt Maxine Zhou.

Gibt man in der chinesischen Suchmaschine Baidu Alice Weidels Namen ein, erhält man unzählige Treffer. Eine Stichprobe ergibt: Alle Artikel sind positiv – mit einer Tendenz ins Schwärmerische. “Mit ihrer entschlossenen politischen Haltung, ihren herausragenden rhetorischen Fähigkeiten und ihrem einzigartigen persönlichen Charme hat sie die Unterstützung einer großen Zahl von Wählern gewonnen”, preist sie die Militärpublikation von China.com, einem staatlich assoziierten Nachrichtenportal. “Wer ist derzeit die beliebteste Politikerin in der europäischen Politik?”, fragt eine chinesischsprachige Online-Publikation namens 51.Kanada. Die Webseite richtet sich an die große chinesische Gemeinschaft in Kanada, das auch ein beliebtes Auswanderziel für chinesische Politiker und Beamte ist. “Ohne Zweifel ist es die deutsche Politikerin Alice Weidel. (…) Ihre charismatische und unverblümte Persönlichkeit sowie ihr Hintergrund, in China gelebt zu haben, haben ihr sofort eine große Anzahl von Fans in China eingebracht.”

Chinas Social-Media-Kanäle sind voll von Weidel-Content – hier ein Screenshot von der Plattform Xiaohongshu.

Weidels wenig erwähnte China-Connection

Alice Weidel spricht erstaunlich wenig über ihre Verbindung mit China. Medienberichten zufolge hat sie sechs Jahre im Land verbracht und in Shanghai und der Sonderverwaltungszone Hongkong für Unternehmen wie Goldman Sachs, Credit Suisse und Allianz gearbeitet. Eine entsprechende Anfrage ließ ihre Pressestelle unbeantwortet. Sie spricht angeblich auch gutes Chinesisch. Ihre Doktorarbeit hat sie zum “Rentensystem der Volksrepublik China” verfasst. Untertitel: Reformoptionen aus ordnungstheoretischer Sicht zur Erhöhung der Risikoresistenz. Die Arbeit wurde 2011 mit “magna cum laude” ausgezeichnet. Plagiatsjäger konnten ihr keine schwerwiegenden Verstöße nachweisen. All das müsste Weidel in der Öffentlichkeit oder mindestens in der PR-Arbeit der AfD zur China-Expertin machen. Aber man hat sich offenbar entschieden, diese Verbindung eher wenig zu thematisieren.

So wurde eine Delegationsreise nach China im Sommer 2023 denn auch bewusst nicht als “Rückkehr” etikettiert, sondern als “sehr guter erster Aufschlag”. Weidel sei nur eine von vielen Politikerinnen aus dem Westen, die auf gute Beziehungen mit China hofft, mehr nicht. Ihre offizielle China-Politik will sie als realistisch verstanden wissen. Heißt: nicht zu viel Abhängigkeit, aber auch nicht zu viel Misstrauen – besonders nicht in einem umfänglich ideologischen Sinne, wie in den USA.

Warum aber spricht Weidel nicht ausführlicher über ihre Zeit in China? Hat sie Sorge, dass ihr dies politisch zum Nachteil werden könnte – vor allem im Hinblick auf den Skandal um den AfD-Europapolitiker Maximilian Krah? Glaubt sie, dass ihr ihre Vergangenheit als Angehörige einer kosmopolitischen Wirtschaftselite bei AfD-Wählern oder Parteigenossinnen nicht gut ankommen könnte?

China-Erfahrungen als “Grundstein” von Weidels Erfolg

Tatsache ist: Für ihre chinesischen Anhänger ist gerade Weidels Zeit in China ein Riesenthema. “Weidel wird aufgrund ihres einzigartigen Hintergrunds und ihrer politischen Haltung zu einer starken Anwärterin auf das Amt der deutschen Bundeskanzlerin”, heißt es in einem Nachrichtenartikel auf Tencent. “Noch wichtiger ist, dass sie sechs Jahre lang in China gelebt hat.” Ihre China-Erfahrungen sei Weidels einzigartiger Vorteil, habe sie dort doch ein tiefgreifendes Verständnis für das chinesische Wirtschaftsmodell entwickelt. Diese Perspektive “habe den Grundstein für ihren späteren Aufstieg in der deutschen Politik gelegt.”

Lernen von China, eine Grundlage für Weidels Erfolg. Diese Argumentationslinie findet sich in vielen Artikeln wieder. Weidel habe in China einen Hype ausgelöst, schreibt ein Kommentator namens Bi Dianlong, der 86.000 Follower hat. Weidel sei sich bewusst, “dass die grundlegende Ursache für die derzeitige wirtschaftliche Rezession in Deutschland die ‘Entkopplung’ von China ist. Nur durch die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit China können die Volkswirtschaften Deutschlands und Europas gerettet werden.”

Es ist eine Hoffnung, die sich in vielen Artikeln findet: Dass da nun endlich eine Politikerin auf die politische Bühne getreten ist, die für enge Beziehungen zu China stehe. Bi Dianlong schreibt: “Der Westen braucht pragmatische Politiker wie Weidel, die im Interesse ihrer Länder handeln.” Oder eben in dem von China. “Die chinesischen Medien neigen dazu, solche Politiker zu loben, die einen China-Bezug haben, scheinbar chinafreundlich und gleichzeitig dem Westen gegenüber kritisch sind”, sagt eine in den Staatsmedien tätige Journalistin, die mit Table.Briefings über das Phänomen gesprochen hat, aber anonym bleiben will. “Viele Menschen lassen sich von einseitigen Medienberichten und den Etiketten, die ihr zugeschrieben werden, beeinflussen, was zu einer blinden Sympathie für sie führt.”

Chinesen reden gerne über Politik – im Ausland

Viele Autoren loben explizit die “pragmatischen” politischen Einstellungen Weidels. “Das Internet in China ist eine braune Suppe”, sagt Maxine Zhou. Auch diskutiert man in einem Land, in dem die Zensur allgegenwärtig ist, lieber über internationales politisches Personal. “Chinesen reden eigentlich sehr gerne über Politik”, sagt Maxine Zhou. “Da das in China schwierig ist, unterhält man sich eben über ausländische Politiker.” Und darin liegt wohl auch ein Grund für die Faszination für die blonde deutsche Politikerin. Hier ist es erlaubt zu diskutieren, zu mutmaßen und auch mal kontroverse Meinungen laut kundzutun. Weidel ist dabei viel bekannter als vergleichbare internationale Politiker wie etwa Giorgia Meloni oder Marine Le Pen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sie in China als sehr attraktiv gilt.

Viele Autoren attestieren Weidel gute Chancen aufs Kanzleramt. Kommentatoren unter den Artikeln und Meinungsbeiträgen flankieren dies begeistert: “Unterstützen Sie Weidel. Ich hoffe, sie kann etwas Sonnenschein und frische Luft in die leblose deutsche politische Szene tragen, so wie ihre Schönheit einen Hauch frischer Luft bringt.” Ein anderer schreibt: “Ich hoffe, dass sie gewählt wird. Mit ihrer Erfahrung aus China wird sie Deutschland mit Effizienz und Entscheidungskraft zum Wohle der Menschheit regieren.”

Fan-Kunstwerke und Kritik

Es gibt auch zahlreiche AfD- und Alice-Weidel-Accounts auf Videoplattformen wie Bilibili, die zwar keine offiziellen AfD-Kanäle sind, deren Inhalte aber oft eins zu eins verbreiten. Auf Xiaohongshu, auf Englisch auch als RedNote bekannt, ist die Schwärmerei für Weidel dabei am deutlichsten spürbar, wobei die Fan-Kultur bisweilen groteske Züge annimmt. Es gibt Slideshows mit Jugendfotos und Schnappschüsse mit Weidels Ehefrau Sarah Bossard. Ihre sexuelle Orientierung ist dabei in der Regel nichts, was sie in den Augen der chinesischen Nutzer disqualifizieren würde. Zumindest in den Augen jüngerer Nutzer auf den sozialen Medien. In offiziellen Artikeln wird Weidels Sexualität nur sehr selten zum Thema gemacht.

AfD-Fan-Art auf Xiaohongshu – inklusive dem Eisernen Kreuz am Revers (re.).

Ein besonders obskurer Account aus der Provinz Shaanxi postet selbstgemachte Manga-Zeichnungen von Weidel und Höcke und selbstgemachte Puppen, die Weidel darstellen sollen. So obsessiv ist natürlich nicht jeder. Aber Weidel ist den Chinesen, vor allem den jungen, ein Begriff. Es ist ein wenig, als würden deutsche Jugendliche auf Tiktok über Verwerfungen und Ernennungen innerhalb des chinesischen Politbüros diskutieren – was tatsächlich kaum vorstellbar ist.

Auf Chinas Social-Media-Kanälen gibt es aber durchaus viel kritische Auseinandersetzung mit Weidel und der AfD. “Manche Chinesen sollten sich nicht einer Gehirnwäsche unterziehen lassen und denken, Weidel sei prochinesisch, nur weil sie ein paar Jahre in China gelebt hat“, schreibt etwa User Momo am 9. Februar in einer Diskussion auf Xiaohongshu, in der es um den deutschen migrationslastigen Wahlkampf geht. Auch Thomas Derksen, alias 阿福Thomas, der wohl bekannteste deutsche Influencer in China, fühlte sich durch die Popularität Weidels genötigt, an der Diskussion teilzunehmen – und das, obwohl er sich sonst explizit als unpolitisch bezeichnet. So weist er in einem Frage-Antwort-Video unter anderem auf Weidels Großvater Hans Weidel hin, der während des Dritten Reichs Militärrichter und SS-Mitglied war. Man könnte es als Warnung verstehen, was da noch alles kommen könnte.

  • AfD
  • Bundestagswahl 2025
  • Gesellschaft
  • Internet
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Sinolytics Radar

Wachstum: Staatsbetriebe sollen innovativer werden

Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
  • Chinas Staatsbetriebe tragen 60 Prozent zum BIP des Landes bei und sind ein wichtiger Arbeitgeber. Über diese Unternehmen behält der chinesische Staat die Kontrolle über strategisch wichtige Branchen wie Rohstoffe, Energieerzeugung, Verteidigung und Telekommunikation.
  • Laut den jüngsten Daten des Finanzministeriums verzeichneten staatseigene Unternehmen im Jahr 2024 einen Umsatzanstieg von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie generierten 84,72 Billionen Yuan an Betriebseinnahmen. Ihre Gesamtgewinne stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 4,35 Billionen Yuan.
  • Auch wenn das Umsatzwachstum im Jahr 2024 positiv blieb, war es im Vergleich zu den Vorjahren bescheiden. Für das kommende jahr hat sich die Aufsichts- und Verwaltungskommission für staatseigene Vermögenswerte (SASAC) ehrgeizige Ziele gesetzt. Staatseigene Unternehmen sollen aufstrebende Branchen fördern und die Modernisierung traditioneller Sektoren beschleunigen.
  • Laut Yuan Ye, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SASAC, wird die Regierung die zentralen staatlichen Unternehmen dabei unterstützen, Fortschritte sowohl in den sogenannten Kerntechnologien als auch in Zukunftstechnologien zu erzielen und sich aktiv an wichtigen Wissenschafts- und Technologieinitiativen zu beteiligen. Zudem sollen die Unternehmen der zielorientierten Grundlagenforschung Priorität einräumen und sich um die Entwicklung und Nutzung innovativer Technologien bemühen.
  • Seit 2019 hat die Regierung verstärkt versucht, die Innovationsfähigkeit staatlicher Unternehmen zu verbessern. Im vergangenen Jahr investierten die zentralen Staatsunternehmen 2,7 Billionen Yuan in strategische Wachstumsbranchen, das waren 21,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Staatsunternehmen haben jedoch in der Regel weniger Anreize, innovativ zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob die SASAC ihre Ziele erreichen wird.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

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  • Wirtschaftsentwicklung

News

KI-Gipfel in Paris: China gibt sich kooperativ

Der chinesische Sonderbeauftragte Zhang Guoqing (mit blauer Krawatte links) bei einem Austausch mit Emmanuel Macron auf dem Paris AI Action Summit.

Als eines von über 60 Ländern hat China eine nicht bindende Erklärung auf dem internationalen KI-Gipfel in Paris unterzeichnet. Laut der Erklärung soll sichergestellt werden, dass Künstliche Intelligenz unter internationalen Rahmenbedingungen “offen, inklusiv, transparent, ethisch, sicher und verlässlich” sowie für Menschen und den Planeten nachhaltig genutzt wird.

Zuvor hatte Chinas Delegierter Zhang Guoqing mitgeteilt, dass China bereit sei, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, um die KI-Entwicklung zu fördern und deren Sicherheit zu gewährleisten. Zudem wolle das Land “Errungenschaften im Bereich der Künstlichen Intelligenz teilen”, sagte der Sonderbeauftragte von Staatschef Xi Jinping laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.

US-Vizepräsident Vance kritisierte China bei einer Rede vor Staats- und Regierungschefs indirekt. “Von Überwachungskameras bis zu 5G-Geräten sind wir alle mit billiger Technologie auf dem Markt vertraut, die von autoritären Regimen stark subventioniert und exportiert wurde”, sagte Vance. Ohne China explizit zu nennen, warnte der US-Politiker vor einer Partnerschaft mit autoritären Regimen. Man dürfe sich nicht an Länder ketten, die versuchen, “Informationsinfrastruktur zu infiltrieren, sich darin einzuschleusen und diese an sich zu reißen”. Die Gipfel-Erklärung unterzeichneten die USA und unter anderem auch Großbritannien nicht.

Der AI Action Summit in Paris ist der dritte in einer Reihe von internationalen KI-Gipfeln, die mit dem Bletchley Park Summit im November 2023 in Großbritannien begann und mit dem Seoul AI Summit im Mai 2024 in Südkorea fortgesetzt wurde. lp/rtr

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De-Risking: Unternehmen halten an China-Verflechtungen fest

Die Mehrheit der deutschen Unternehmen im China-Geschäft plant, ihre Verflechtungen mit der dortigen Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Das geht aus einer neuen Studie hervor. Laut der Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Thinktanks Epico bezogen rund 150 der befragten 1.028 deutschen Unternehmen verstärkt Vorleistungen aus China, die für den Produktionsprozess unverzichtbar und kurzfristig nicht in ausreichendem Maß ersetzbar seien.

Nur 21,8 Prozent der von China abhängigen Unternehmen haben demnach aktiv Schritte zur besseren Überwachung ihrer Lieferketten unternommen. Insgesamt waren rund 460 der Unternehmen von Vorleistungen im Ausland abhängig. Nur 9,4 Prozent von ihnen haben ihre Vorleistungen aus China bereits reduziert, weitere 13,9 Prozent planen das für die Zukunft. Tendenziell sind laut den Studienautoren größere Unternehmen mit einem starken China-Bezug eher für eine Beibehaltung oder sogar Vertiefung der Verflechtung mit China als kleinere Unternehmen.

Gesamtwirtschaftlich schätzt die Studie Deutschlands Abhängigkeit von China als “weniger groß als oftmals angenommen” ein. Doch besonders auf der Importseite bestünden bei einzelnen Produktgruppen wie Rohstoffen, chemischen Produkten oder auch Elektronikerzeugnissen hohe Abhängigkeiten. Ein von den Unternehmen häufig genanntes Problem sind die mit Diversifizierung und anderen Resilienzmaßnahmen verbundenen Kosten: 65,3 Prozent der Unternehmen im China-Geschäft empfinden diese als sehr kostspielig.

Industriepolitisch sind laut der Studie Abhängigkeiten in technologisch weniger kritischen Bereichen, etwa bei Solarmodulen, eher hinnehmbar. Bei technologisch anspruchsvolleren Produkten wie E-Autos, Windkraftanlagen und Elektrolyseuren zur Erzeugung grünen Wasserstoffs sei es dagegen sinnvoll, eine wettbewerbsfähige Produktionsbasis in der EU zu erhalten oder zu erschaffen. lp

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De-Risking: Zweiter Versuch zur Beschränkung von US-Investitionen in China

Ein gescheiterter Gesetzentwurf zur Eindämmung von US-Investitionen in China soll erneut in den Kongress eingebracht werden. Das bestätigte der Vorsitzende des China-Ausschusses im Repräsentantenhaus, John Moolenaar. Der Republikaner bezeichnete die gesetzliche Beschränkung für Auslandsinvestitionen in der Volksrepublik als oberste Priorität.

“In den letzten Wochen des letzten Kongresses waren wir kurz davor, ein Gesetz zu Auslandsinvestitionen durchzubringen. Es wird erneut eingebracht, und wir werden sehr hart daran arbeiten, es voranzubringen”, sagte er bei einer Veranstaltung in Washington. Er betonte, dass für die Umsetzung “viel politischer Wille” erforderlich sei.

Moolenaar fügte hinzu, dass die Verabschiedung des Gesetzentwurfs im letzten Jahr nicht am Widerstand des Milliardärs Elon Musk gescheitert sei. Musk, der über umfangreiche Geschäftsaktivitäten in China verfügt, half dabei, den Online-Widerstand gegen das Finanzierungsgesetz der Regierung im vergangenen Jahr zu formieren, das die Investitionsbeschränkungen enthalten hätte. Die Passage wurden schließlich aus dem Gesetzentwurf gestrichen, obwohl nicht klar ist, ob Musk speziell dagegen war. rtr

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Biodiesel: EU setzt endgültige Zölle fest

Die Europäische Union hat die Antidumpingzölle auf Importe von chinesischem Biodiesel festgezurrt. Die endgültigen Zölle liegen zwischen zehn und 35,6 Prozent und damit etwas niedriger als die vorläufigen Zölle, die zwischen 12,8 Prozent und 36,4 Prozent lagen. Diese waren im vergangenen Sommer in Kraft getreten. Die Brüsseler Behörde veröffentlichte die endgültigen Zölle nun am Montagabend in ihrem Amtsblatt

Die Entscheidung basierte laut EU-Kommission auf einer Untersuchung zu Beschwerden europäischer Biokraftstoffhersteller. Zu den Unternehmen, die den Zollsatz von zehn Prozent erhalten, gehören ECO Biochemical Technology und EcoCeres Limited. Drei Firmen der Jiaao Group (Zhejiang EastRiver Energy S&T, Zhejiang Jiaao Enproenergy und Jiaao International Trading) erhielten den Höchstsatz von 35,6 Prozent. Weitere Firmen wurden mit 23,4 Prozent und 21,7 Prozent belegt, wie aus der Veröffentlichung der Brüsseler Behörde hervorging.

Hintergrund der Beschwerden ist die illegale Verwendung von Palmöl, das in Biodiesel aus China verwendet wird. Das Palmöl wird aus Indonesien und Malaysia auf die chinesische Insel Hainan geliefert und dort einfach umdeklariert. Für die Palmöl-Herstellung werden in Südostasien gewaltige Mengen an Bäumen abgeholzt. ari

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Insider: CATL plant Milliarden-Börsengang in Hongkong

Der chinesische Batteriehersteller CATL will Insidern zufolge mindestens fünf Milliarden Dollar mit einem Börsengang in Hongkong einnehmen. Der bereits im chinesischen Shenzhen börsennotierte Konzern könnte das zusätzliche Listing schon am Mittwoch beantragen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Transaktion wäre der größte Börsengang in Hongkong seit 2021. Damals hatte der Tiktok-Konkurrent Kuaishou dort 6,2 Milliarden Dollar eingesammelt.

Die Hongkonger Börse hatte in den vergangenen Jahren unter den volatilen Märkten und der verschärften Regulierung durch die chinesischen Behörden gelitten. Sie wirbt um sogenannte Zweitnotierungen chinesischer Aktiengesellschaften. CATL, das bereits an der chinesischen Börse in Shenzhen gelistet ist, würde sich am chinesischen Offshore-Finanzplatz Hongkong nicht nur neue Liquiditätsquellen erschließen, sondern könnte sich auch für einen eskalierenden Handelskonflikt zwischen China und den USA wappnen. CATL steht schon jetzt mit anderen chinesischen Technologiefirmen auf einer Liste von Unternehmen, denen eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Militär vorgeworfen wird.

CATL hat in China einen Marktanteil bei Batterien für Elektroautos von fast 50 Prozent und ist mit einem Börsenwert von rund 190 Milliarden Euro auch weltweit einer der größten Spieler in dem Sektor. Das Unternehmen beliefert auch deutsche Hersteller und will mit der Opel-Mutter Stellantis für 4,1 Milliarden Euro eine Mega-Batteriefabrik in Spanien bauen. rtr

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Presseschau

Trump says he has spoken to China”s Xi since presidential inauguration STRAITS TIMES
Berühmter Kritiker Chinas am Flughafen festgehalten: Ai Weiwei darf nicht in die Schweiz einreisen TAGESSPIEGEL
Möglicher Krieg um Taiwan: Viele Staaten stellen sich hinter China MERKUR
China builds space alliances in Africa as Trump cuts foreign aid REUTERS
Alice Weidel ist ein Social-Media-Star in China. Peking hofft mit ihr auf bessere Beziehungen zu Berlin NZZ
Trump”s tariffs lift US metals prices but underscore production struggles REUTERS
US coal exports to India expected to rise due to China tariffs REUTERS
Chinas Batteriehersteller breiten sich weiter im E-Auto-Markt aus ELECTRIVE.NET
Weg der Todesdroge: Wie Fentanyl aus China in die USA gelangt TAGESANZEIGER
Fusion: Wie China einen Autogiganten schaffen will DIE PRESSE
XPeng und Geely: Chinas Antwort auf Tesla BUSINESS INSIDER
China’s Cabinet Pledges to Boost Spending, Attract Foreign Investment WSJ
Beratung PwC entlässt in China mehr als 60 Partner in Folge des Evergrande-Skandals BUSINESS INSIDER
Apple teams up with Alibaba to bring AI features for iPhones in China, The Information reports REUTERS

Personalien

Forest Liu ist seit Januar Senior Vice President Asia Pacific bei ARRI. Liu ist seit mehr als vier Jahren für den Münchner Hersteller von Filmtechnik in China tätig. Zuvor hatte er als Managing Director den Aufbau von ARRIs erstem Direktgeschäft in China vorangetrieben. Sein Einsatzort ist weiterhin Peking.

Matthias Roth ist seit Februar Specialist GEN6 China bei der Dräxlmaier Group. Roth ist seit 2015 mit wenigen Unterbrechungen für den bayerischen Automobilzulieferer in China tätig. Zuletzt war er unter anderem für den reibungslosen Ablauf der Lieferketten verantwortlich. Sein Einsatzort ist weiterhin Shenyang in der Provinz Liaoning.

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Dessert

Asien zu Gast bei Tigern: Die Maskottchen Binbin (滨滨) und Nini (妮妮) begleiten dieser Tage die Winter-Asienspiele in Harbin. Noch bis zum 14. Februar kämpfen mehr als 1.200 Athletinnen und Athleten bei den Wettkämpfen im Norden Chinas um die Medaillen. Xi Jinping persönlich eröffnete die Winterspiele vor einigen Tagen, Binbin und Nini liefen gemeinsam mit der chinesischen Delegation ein. Auf Social Media stehlen sie so manchen Sportlerinnen und Sportlern die Schau. So knuffig wie die beiden sind ihre Namenspaten – zwei waschechte sibirische Tiger aus Harbins Tierpark – jedenfalls nicht.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    während Alice Weidel in Deutschland überraschend wenig thematisiert, dass sie in China gelebt hat, Chinesisch spricht und ihre Doktorarbeit über das chinesische Rentensystem verfasst hat, feiert sie in der Volksrepublik gerade deshalb eine ganz eigene Karriere – als Internetstar und Liebling der Staatsmedien.

    Dort lobt man ihre vermeintlich positive Einstellung zur Volksrepublik und wie sie angeblich die “Weisheit von Ost und West” vereint. In den sozialen Netzwerken kursieren sogar Manga-Fan-Kunstwerke von ihr. Viele sehen in Weidel auch die Verkörperung der “Eisernen Lady” – einer entschlossenen, unbeugsamen Politikerin. Gleichzeitig ermöglicht ihre Popularität es vor allem jungen Chinesen, engagiert und kontrovers über Politik zu diskutieren – etwas, das ihnen bei ihren eigenen Politikern schnell Probleme einbringen könnte. 

    In unserer heutigen Ausgabe beleuchten wir das skurrile bis beunruhigende Phänomen für Sie – denn der Weidel-Hype sagt viel über das China der Gegenwart aus und darüber, was man sich zu sagen traut und was nicht.

    Ihr
    Fabian Peltsch
    Bild von Fabian  Peltsch

    Analyse

    Fankult: Warum Alice Weidel in China wie ein Star gefeiert wird

    Falsche Alice: Dieses Bild taucht auf Chinas Social-Media-Kanälen immer wieder im Zusammenhang mit der AfD-Politikerin auf. Dass es sich um ein Stock-Photo einer Unbekannten handelt, scheint dabei niemandem aufzufallen – oder für die Idealisierung Weidels bewusst in Kauf genommen zu werden.

    In China ist 阿丽丝·魏德尔 (Ālìsī Wèidé’ěr) ein Star. “Letztens hat mich mein Onkel angerufen und ganz aufgeregt gefragt, ob sie die neue Kanzlerin wird”, erzählt eine chinesische IT-Studentin in Berlin, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte und hier Maxine Zhou heißen soll. “Sie entspricht genau dem nationalistischen und strengen Bild einer Politikerin, das eines der Lieblingstypen konservativer Chinesen ist.” Tatsächlich wird Weidel in China oft 铁娘子 (tieniangzi) “Eiserne Lady” genannt, wobei dieser Begriff durchaus inflationär gebraucht wird – auch Angela Merkel wird bisweilen so bezeichnet. “Ich denke, dass es in China eine Faszination mit der ‘Eisernen Lady’ gibt, weil dieser Frauentypus auch in der kommunistischen Propaganda stets angepriesen wurde”, sagt Maxine Zhou.

    Gibt man in der chinesischen Suchmaschine Baidu Alice Weidels Namen ein, erhält man unzählige Treffer. Eine Stichprobe ergibt: Alle Artikel sind positiv – mit einer Tendenz ins Schwärmerische. “Mit ihrer entschlossenen politischen Haltung, ihren herausragenden rhetorischen Fähigkeiten und ihrem einzigartigen persönlichen Charme hat sie die Unterstützung einer großen Zahl von Wählern gewonnen”, preist sie die Militärpublikation von China.com, einem staatlich assoziierten Nachrichtenportal. “Wer ist derzeit die beliebteste Politikerin in der europäischen Politik?”, fragt eine chinesischsprachige Online-Publikation namens 51.Kanada. Die Webseite richtet sich an die große chinesische Gemeinschaft in Kanada, das auch ein beliebtes Auswanderziel für chinesische Politiker und Beamte ist. “Ohne Zweifel ist es die deutsche Politikerin Alice Weidel. (…) Ihre charismatische und unverblümte Persönlichkeit sowie ihr Hintergrund, in China gelebt zu haben, haben ihr sofort eine große Anzahl von Fans in China eingebracht.”

    Chinas Social-Media-Kanäle sind voll von Weidel-Content – hier ein Screenshot von der Plattform Xiaohongshu.

    Weidels wenig erwähnte China-Connection

    Alice Weidel spricht erstaunlich wenig über ihre Verbindung mit China. Medienberichten zufolge hat sie sechs Jahre im Land verbracht und in Shanghai und der Sonderverwaltungszone Hongkong für Unternehmen wie Goldman Sachs, Credit Suisse und Allianz gearbeitet. Eine entsprechende Anfrage ließ ihre Pressestelle unbeantwortet. Sie spricht angeblich auch gutes Chinesisch. Ihre Doktorarbeit hat sie zum “Rentensystem der Volksrepublik China” verfasst. Untertitel: Reformoptionen aus ordnungstheoretischer Sicht zur Erhöhung der Risikoresistenz. Die Arbeit wurde 2011 mit “magna cum laude” ausgezeichnet. Plagiatsjäger konnten ihr keine schwerwiegenden Verstöße nachweisen. All das müsste Weidel in der Öffentlichkeit oder mindestens in der PR-Arbeit der AfD zur China-Expertin machen. Aber man hat sich offenbar entschieden, diese Verbindung eher wenig zu thematisieren.

    So wurde eine Delegationsreise nach China im Sommer 2023 denn auch bewusst nicht als “Rückkehr” etikettiert, sondern als “sehr guter erster Aufschlag”. Weidel sei nur eine von vielen Politikerinnen aus dem Westen, die auf gute Beziehungen mit China hofft, mehr nicht. Ihre offizielle China-Politik will sie als realistisch verstanden wissen. Heißt: nicht zu viel Abhängigkeit, aber auch nicht zu viel Misstrauen – besonders nicht in einem umfänglich ideologischen Sinne, wie in den USA.

    Warum aber spricht Weidel nicht ausführlicher über ihre Zeit in China? Hat sie Sorge, dass ihr dies politisch zum Nachteil werden könnte – vor allem im Hinblick auf den Skandal um den AfD-Europapolitiker Maximilian Krah? Glaubt sie, dass ihr ihre Vergangenheit als Angehörige einer kosmopolitischen Wirtschaftselite bei AfD-Wählern oder Parteigenossinnen nicht gut ankommen könnte?

    China-Erfahrungen als “Grundstein” von Weidels Erfolg

    Tatsache ist: Für ihre chinesischen Anhänger ist gerade Weidels Zeit in China ein Riesenthema. “Weidel wird aufgrund ihres einzigartigen Hintergrunds und ihrer politischen Haltung zu einer starken Anwärterin auf das Amt der deutschen Bundeskanzlerin”, heißt es in einem Nachrichtenartikel auf Tencent. “Noch wichtiger ist, dass sie sechs Jahre lang in China gelebt hat.” Ihre China-Erfahrungen sei Weidels einzigartiger Vorteil, habe sie dort doch ein tiefgreifendes Verständnis für das chinesische Wirtschaftsmodell entwickelt. Diese Perspektive “habe den Grundstein für ihren späteren Aufstieg in der deutschen Politik gelegt.”

    Lernen von China, eine Grundlage für Weidels Erfolg. Diese Argumentationslinie findet sich in vielen Artikeln wieder. Weidel habe in China einen Hype ausgelöst, schreibt ein Kommentator namens Bi Dianlong, der 86.000 Follower hat. Weidel sei sich bewusst, “dass die grundlegende Ursache für die derzeitige wirtschaftliche Rezession in Deutschland die ‘Entkopplung’ von China ist. Nur durch die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit China können die Volkswirtschaften Deutschlands und Europas gerettet werden.”

    Es ist eine Hoffnung, die sich in vielen Artikeln findet: Dass da nun endlich eine Politikerin auf die politische Bühne getreten ist, die für enge Beziehungen zu China stehe. Bi Dianlong schreibt: “Der Westen braucht pragmatische Politiker wie Weidel, die im Interesse ihrer Länder handeln.” Oder eben in dem von China. “Die chinesischen Medien neigen dazu, solche Politiker zu loben, die einen China-Bezug haben, scheinbar chinafreundlich und gleichzeitig dem Westen gegenüber kritisch sind”, sagt eine in den Staatsmedien tätige Journalistin, die mit Table.Briefings über das Phänomen gesprochen hat, aber anonym bleiben will. “Viele Menschen lassen sich von einseitigen Medienberichten und den Etiketten, die ihr zugeschrieben werden, beeinflussen, was zu einer blinden Sympathie für sie führt.”

    Chinesen reden gerne über Politik – im Ausland

    Viele Autoren loben explizit die “pragmatischen” politischen Einstellungen Weidels. “Das Internet in China ist eine braune Suppe”, sagt Maxine Zhou. Auch diskutiert man in einem Land, in dem die Zensur allgegenwärtig ist, lieber über internationales politisches Personal. “Chinesen reden eigentlich sehr gerne über Politik”, sagt Maxine Zhou. “Da das in China schwierig ist, unterhält man sich eben über ausländische Politiker.” Und darin liegt wohl auch ein Grund für die Faszination für die blonde deutsche Politikerin. Hier ist es erlaubt zu diskutieren, zu mutmaßen und auch mal kontroverse Meinungen laut kundzutun. Weidel ist dabei viel bekannter als vergleichbare internationale Politiker wie etwa Giorgia Meloni oder Marine Le Pen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sie in China als sehr attraktiv gilt.

    Viele Autoren attestieren Weidel gute Chancen aufs Kanzleramt. Kommentatoren unter den Artikeln und Meinungsbeiträgen flankieren dies begeistert: “Unterstützen Sie Weidel. Ich hoffe, sie kann etwas Sonnenschein und frische Luft in die leblose deutsche politische Szene tragen, so wie ihre Schönheit einen Hauch frischer Luft bringt.” Ein anderer schreibt: “Ich hoffe, dass sie gewählt wird. Mit ihrer Erfahrung aus China wird sie Deutschland mit Effizienz und Entscheidungskraft zum Wohle der Menschheit regieren.”

    Fan-Kunstwerke und Kritik

    Es gibt auch zahlreiche AfD- und Alice-Weidel-Accounts auf Videoplattformen wie Bilibili, die zwar keine offiziellen AfD-Kanäle sind, deren Inhalte aber oft eins zu eins verbreiten. Auf Xiaohongshu, auf Englisch auch als RedNote bekannt, ist die Schwärmerei für Weidel dabei am deutlichsten spürbar, wobei die Fan-Kultur bisweilen groteske Züge annimmt. Es gibt Slideshows mit Jugendfotos und Schnappschüsse mit Weidels Ehefrau Sarah Bossard. Ihre sexuelle Orientierung ist dabei in der Regel nichts, was sie in den Augen der chinesischen Nutzer disqualifizieren würde. Zumindest in den Augen jüngerer Nutzer auf den sozialen Medien. In offiziellen Artikeln wird Weidels Sexualität nur sehr selten zum Thema gemacht.

    AfD-Fan-Art auf Xiaohongshu – inklusive dem Eisernen Kreuz am Revers (re.).

    Ein besonders obskurer Account aus der Provinz Shaanxi postet selbstgemachte Manga-Zeichnungen von Weidel und Höcke und selbstgemachte Puppen, die Weidel darstellen sollen. So obsessiv ist natürlich nicht jeder. Aber Weidel ist den Chinesen, vor allem den jungen, ein Begriff. Es ist ein wenig, als würden deutsche Jugendliche auf Tiktok über Verwerfungen und Ernennungen innerhalb des chinesischen Politbüros diskutieren – was tatsächlich kaum vorstellbar ist.

    Auf Chinas Social-Media-Kanälen gibt es aber durchaus viel kritische Auseinandersetzung mit Weidel und der AfD. “Manche Chinesen sollten sich nicht einer Gehirnwäsche unterziehen lassen und denken, Weidel sei prochinesisch, nur weil sie ein paar Jahre in China gelebt hat“, schreibt etwa User Momo am 9. Februar in einer Diskussion auf Xiaohongshu, in der es um den deutschen migrationslastigen Wahlkampf geht. Auch Thomas Derksen, alias 阿福Thomas, der wohl bekannteste deutsche Influencer in China, fühlte sich durch die Popularität Weidels genötigt, an der Diskussion teilzunehmen – und das, obwohl er sich sonst explizit als unpolitisch bezeichnet. So weist er in einem Frage-Antwort-Video unter anderem auf Weidels Großvater Hans Weidel hin, der während des Dritten Reichs Militärrichter und SS-Mitglied war. Man könnte es als Warnung verstehen, was da noch alles kommen könnte.

    • AfD
    • Bundestagswahl 2025
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    Sinolytics Radar

    Wachstum: Staatsbetriebe sollen innovativer werden

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    • Chinas Staatsbetriebe tragen 60 Prozent zum BIP des Landes bei und sind ein wichtiger Arbeitgeber. Über diese Unternehmen behält der chinesische Staat die Kontrolle über strategisch wichtige Branchen wie Rohstoffe, Energieerzeugung, Verteidigung und Telekommunikation.
    • Laut den jüngsten Daten des Finanzministeriums verzeichneten staatseigene Unternehmen im Jahr 2024 einen Umsatzanstieg von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie generierten 84,72 Billionen Yuan an Betriebseinnahmen. Ihre Gesamtgewinne stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 4,35 Billionen Yuan.
    • Auch wenn das Umsatzwachstum im Jahr 2024 positiv blieb, war es im Vergleich zu den Vorjahren bescheiden. Für das kommende jahr hat sich die Aufsichts- und Verwaltungskommission für staatseigene Vermögenswerte (SASAC) ehrgeizige Ziele gesetzt. Staatseigene Unternehmen sollen aufstrebende Branchen fördern und die Modernisierung traditioneller Sektoren beschleunigen.
    • Laut Yuan Ye, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SASAC, wird die Regierung die zentralen staatlichen Unternehmen dabei unterstützen, Fortschritte sowohl in den sogenannten Kerntechnologien als auch in Zukunftstechnologien zu erzielen und sich aktiv an wichtigen Wissenschafts- und Technologieinitiativen zu beteiligen. Zudem sollen die Unternehmen der zielorientierten Grundlagenforschung Priorität einräumen und sich um die Entwicklung und Nutzung innovativer Technologien bemühen.
    • Seit 2019 hat die Regierung verstärkt versucht, die Innovationsfähigkeit staatlicher Unternehmen zu verbessern. Im vergangenen Jahr investierten die zentralen Staatsunternehmen 2,7 Billionen Yuan in strategische Wachstumsbranchen, das waren 21,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Staatsunternehmen haben jedoch in der Regel weniger Anreize, innovativ zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob die SASAC ihre Ziele erreichen wird.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

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    KI-Gipfel in Paris: China gibt sich kooperativ

    Der chinesische Sonderbeauftragte Zhang Guoqing (mit blauer Krawatte links) bei einem Austausch mit Emmanuel Macron auf dem Paris AI Action Summit.

    Als eines von über 60 Ländern hat China eine nicht bindende Erklärung auf dem internationalen KI-Gipfel in Paris unterzeichnet. Laut der Erklärung soll sichergestellt werden, dass Künstliche Intelligenz unter internationalen Rahmenbedingungen “offen, inklusiv, transparent, ethisch, sicher und verlässlich” sowie für Menschen und den Planeten nachhaltig genutzt wird.

    Zuvor hatte Chinas Delegierter Zhang Guoqing mitgeteilt, dass China bereit sei, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, um die KI-Entwicklung zu fördern und deren Sicherheit zu gewährleisten. Zudem wolle das Land “Errungenschaften im Bereich der Künstlichen Intelligenz teilen”, sagte der Sonderbeauftragte von Staatschef Xi Jinping laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.

    US-Vizepräsident Vance kritisierte China bei einer Rede vor Staats- und Regierungschefs indirekt. “Von Überwachungskameras bis zu 5G-Geräten sind wir alle mit billiger Technologie auf dem Markt vertraut, die von autoritären Regimen stark subventioniert und exportiert wurde”, sagte Vance. Ohne China explizit zu nennen, warnte der US-Politiker vor einer Partnerschaft mit autoritären Regimen. Man dürfe sich nicht an Länder ketten, die versuchen, “Informationsinfrastruktur zu infiltrieren, sich darin einzuschleusen und diese an sich zu reißen”. Die Gipfel-Erklärung unterzeichneten die USA und unter anderem auch Großbritannien nicht.

    Der AI Action Summit in Paris ist der dritte in einer Reihe von internationalen KI-Gipfeln, die mit dem Bletchley Park Summit im November 2023 in Großbritannien begann und mit dem Seoul AI Summit im Mai 2024 in Südkorea fortgesetzt wurde. lp/rtr

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    De-Risking: Unternehmen halten an China-Verflechtungen fest

    Die Mehrheit der deutschen Unternehmen im China-Geschäft plant, ihre Verflechtungen mit der dortigen Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Das geht aus einer neuen Studie hervor. Laut der Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Thinktanks Epico bezogen rund 150 der befragten 1.028 deutschen Unternehmen verstärkt Vorleistungen aus China, die für den Produktionsprozess unverzichtbar und kurzfristig nicht in ausreichendem Maß ersetzbar seien.

    Nur 21,8 Prozent der von China abhängigen Unternehmen haben demnach aktiv Schritte zur besseren Überwachung ihrer Lieferketten unternommen. Insgesamt waren rund 460 der Unternehmen von Vorleistungen im Ausland abhängig. Nur 9,4 Prozent von ihnen haben ihre Vorleistungen aus China bereits reduziert, weitere 13,9 Prozent planen das für die Zukunft. Tendenziell sind laut den Studienautoren größere Unternehmen mit einem starken China-Bezug eher für eine Beibehaltung oder sogar Vertiefung der Verflechtung mit China als kleinere Unternehmen.

    Gesamtwirtschaftlich schätzt die Studie Deutschlands Abhängigkeit von China als “weniger groß als oftmals angenommen” ein. Doch besonders auf der Importseite bestünden bei einzelnen Produktgruppen wie Rohstoffen, chemischen Produkten oder auch Elektronikerzeugnissen hohe Abhängigkeiten. Ein von den Unternehmen häufig genanntes Problem sind die mit Diversifizierung und anderen Resilienzmaßnahmen verbundenen Kosten: 65,3 Prozent der Unternehmen im China-Geschäft empfinden diese als sehr kostspielig.

    Industriepolitisch sind laut der Studie Abhängigkeiten in technologisch weniger kritischen Bereichen, etwa bei Solarmodulen, eher hinnehmbar. Bei technologisch anspruchsvolleren Produkten wie E-Autos, Windkraftanlagen und Elektrolyseuren zur Erzeugung grünen Wasserstoffs sei es dagegen sinnvoll, eine wettbewerbsfähige Produktionsbasis in der EU zu erhalten oder zu erschaffen. lp

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    De-Risking: Zweiter Versuch zur Beschränkung von US-Investitionen in China

    Ein gescheiterter Gesetzentwurf zur Eindämmung von US-Investitionen in China soll erneut in den Kongress eingebracht werden. Das bestätigte der Vorsitzende des China-Ausschusses im Repräsentantenhaus, John Moolenaar. Der Republikaner bezeichnete die gesetzliche Beschränkung für Auslandsinvestitionen in der Volksrepublik als oberste Priorität.

    “In den letzten Wochen des letzten Kongresses waren wir kurz davor, ein Gesetz zu Auslandsinvestitionen durchzubringen. Es wird erneut eingebracht, und wir werden sehr hart daran arbeiten, es voranzubringen”, sagte er bei einer Veranstaltung in Washington. Er betonte, dass für die Umsetzung “viel politischer Wille” erforderlich sei.

    Moolenaar fügte hinzu, dass die Verabschiedung des Gesetzentwurfs im letzten Jahr nicht am Widerstand des Milliardärs Elon Musk gescheitert sei. Musk, der über umfangreiche Geschäftsaktivitäten in China verfügt, half dabei, den Online-Widerstand gegen das Finanzierungsgesetz der Regierung im vergangenen Jahr zu formieren, das die Investitionsbeschränkungen enthalten hätte. Die Passage wurden schließlich aus dem Gesetzentwurf gestrichen, obwohl nicht klar ist, ob Musk speziell dagegen war. rtr

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    Biodiesel: EU setzt endgültige Zölle fest

    Die Europäische Union hat die Antidumpingzölle auf Importe von chinesischem Biodiesel festgezurrt. Die endgültigen Zölle liegen zwischen zehn und 35,6 Prozent und damit etwas niedriger als die vorläufigen Zölle, die zwischen 12,8 Prozent und 36,4 Prozent lagen. Diese waren im vergangenen Sommer in Kraft getreten. Die Brüsseler Behörde veröffentlichte die endgültigen Zölle nun am Montagabend in ihrem Amtsblatt

    Die Entscheidung basierte laut EU-Kommission auf einer Untersuchung zu Beschwerden europäischer Biokraftstoffhersteller. Zu den Unternehmen, die den Zollsatz von zehn Prozent erhalten, gehören ECO Biochemical Technology und EcoCeres Limited. Drei Firmen der Jiaao Group (Zhejiang EastRiver Energy S&T, Zhejiang Jiaao Enproenergy und Jiaao International Trading) erhielten den Höchstsatz von 35,6 Prozent. Weitere Firmen wurden mit 23,4 Prozent und 21,7 Prozent belegt, wie aus der Veröffentlichung der Brüsseler Behörde hervorging.

    Hintergrund der Beschwerden ist die illegale Verwendung von Palmöl, das in Biodiesel aus China verwendet wird. Das Palmöl wird aus Indonesien und Malaysia auf die chinesische Insel Hainan geliefert und dort einfach umdeklariert. Für die Palmöl-Herstellung werden in Südostasien gewaltige Mengen an Bäumen abgeholzt. ari

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    Insider: CATL plant Milliarden-Börsengang in Hongkong

    Der chinesische Batteriehersteller CATL will Insidern zufolge mindestens fünf Milliarden Dollar mit einem Börsengang in Hongkong einnehmen. Der bereits im chinesischen Shenzhen börsennotierte Konzern könnte das zusätzliche Listing schon am Mittwoch beantragen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Transaktion wäre der größte Börsengang in Hongkong seit 2021. Damals hatte der Tiktok-Konkurrent Kuaishou dort 6,2 Milliarden Dollar eingesammelt.

    Die Hongkonger Börse hatte in den vergangenen Jahren unter den volatilen Märkten und der verschärften Regulierung durch die chinesischen Behörden gelitten. Sie wirbt um sogenannte Zweitnotierungen chinesischer Aktiengesellschaften. CATL, das bereits an der chinesischen Börse in Shenzhen gelistet ist, würde sich am chinesischen Offshore-Finanzplatz Hongkong nicht nur neue Liquiditätsquellen erschließen, sondern könnte sich auch für einen eskalierenden Handelskonflikt zwischen China und den USA wappnen. CATL steht schon jetzt mit anderen chinesischen Technologiefirmen auf einer Liste von Unternehmen, denen eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Militär vorgeworfen wird.

    CATL hat in China einen Marktanteil bei Batterien für Elektroautos von fast 50 Prozent und ist mit einem Börsenwert von rund 190 Milliarden Euro auch weltweit einer der größten Spieler in dem Sektor. Das Unternehmen beliefert auch deutsche Hersteller und will mit der Opel-Mutter Stellantis für 4,1 Milliarden Euro eine Mega-Batteriefabrik in Spanien bauen. rtr

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    Presseschau

    Trump says he has spoken to China”s Xi since presidential inauguration STRAITS TIMES
    Berühmter Kritiker Chinas am Flughafen festgehalten: Ai Weiwei darf nicht in die Schweiz einreisen TAGESSPIEGEL
    Möglicher Krieg um Taiwan: Viele Staaten stellen sich hinter China MERKUR
    China builds space alliances in Africa as Trump cuts foreign aid REUTERS
    Alice Weidel ist ein Social-Media-Star in China. Peking hofft mit ihr auf bessere Beziehungen zu Berlin NZZ
    Trump”s tariffs lift US metals prices but underscore production struggles REUTERS
    US coal exports to India expected to rise due to China tariffs REUTERS
    Chinas Batteriehersteller breiten sich weiter im E-Auto-Markt aus ELECTRIVE.NET
    Weg der Todesdroge: Wie Fentanyl aus China in die USA gelangt TAGESANZEIGER
    Fusion: Wie China einen Autogiganten schaffen will DIE PRESSE
    XPeng und Geely: Chinas Antwort auf Tesla BUSINESS INSIDER
    China’s Cabinet Pledges to Boost Spending, Attract Foreign Investment WSJ
    Beratung PwC entlässt in China mehr als 60 Partner in Folge des Evergrande-Skandals BUSINESS INSIDER
    Apple teams up with Alibaba to bring AI features for iPhones in China, The Information reports REUTERS

    Personalien

    Forest Liu ist seit Januar Senior Vice President Asia Pacific bei ARRI. Liu ist seit mehr als vier Jahren für den Münchner Hersteller von Filmtechnik in China tätig. Zuvor hatte er als Managing Director den Aufbau von ARRIs erstem Direktgeschäft in China vorangetrieben. Sein Einsatzort ist weiterhin Peking.

    Matthias Roth ist seit Februar Specialist GEN6 China bei der Dräxlmaier Group. Roth ist seit 2015 mit wenigen Unterbrechungen für den bayerischen Automobilzulieferer in China tätig. Zuletzt war er unter anderem für den reibungslosen Ablauf der Lieferketten verantwortlich. Sein Einsatzort ist weiterhin Shenyang in der Provinz Liaoning.

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    Dessert

    Asien zu Gast bei Tigern: Die Maskottchen Binbin (滨滨) und Nini (妮妮) begleiten dieser Tage die Winter-Asienspiele in Harbin. Noch bis zum 14. Februar kämpfen mehr als 1.200 Athletinnen und Athleten bei den Wettkämpfen im Norden Chinas um die Medaillen. Xi Jinping persönlich eröffnete die Winterspiele vor einigen Tagen, Binbin und Nini liefen gemeinsam mit der chinesischen Delegation ein. Auf Social Media stehlen sie so manchen Sportlerinnen und Sportlern die Schau. So knuffig wie die beiden sind ihre Namenspaten – zwei waschechte sibirische Tiger aus Harbins Tierpark – jedenfalls nicht.

    China.Table Redaktion

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