die Ausgleichszölle auf chinesische E-Autos kommen. Das steht seit Dienstag fest. Die EU-Kommission will auch nach dem Inkrafttreten der Zusatzzölle über Alternativen mit Peking verhandeln. Doch mit der Entscheidung von Dienstag sendete sie auch ein Signal an China, indem sie konsequent durchsetzt, was sie vor Wochen entschieden hatte – allen Warnungen, Drohungen und angekündigten Gegenmaßnahmen zum Trotz.
China respektiert Konsequenz und demonstriert sie seinerseits regelmäßig. Als neulich die Nachricht von der Ausweisung eines VW-Managers aus China die Runde machte, weil dieser bei einem Thailand-Trip einen Joint geraucht hatte, haben vermutlich auch bei einigen anderen Deutschen die Alarmglocken geschrillt. Unter den tausenden Deutschen, die regelmäßig in die Volksrepublik einreisen, hat – rein statistisch – rund jeder 20. in den vergangenen 30 Tagen selbst Marihuana konsumiert.
Das ist in Deutschland legal, und in Thailand ist es das auch. Aber in China ist es das eben nicht. Man darf zwar sturztrunken als Staatsbeamter über die Gui Jie in Peking torkeln oder nötigenfalls getragen werden, aber ein paar Tage altes Marihuana im Blut ist nun mal illegal. Das mag man für angemessen oder blödsinnig halten und einem regelmäßigen Cannabis-Konsumenten darf das auch völlig egal sein, aber neu ist das nicht.
Interessanterweise ist der Hanfanbau in China dagegen eine lukrative Einnahmequelle der Landwirtschaft. Die Volksrepublik zählt weltweit zu den größten Exporteuren. Fabian Peltsch hat zahlreiche Fakten über die Historie von Hanf und dessen heutige wirtschaftliche Bedeutung für China zusammengetragen. Außerdem hat er mit einer ehemaligen Marihuana-Händlerin gesprochen und in Erfahrung gebracht, wie entspannt die Kiffer-Szene in den einzelnen Regionen des Landes angesichts strenger staatlicher Strafverfolgung überhaupt noch sein kann.
Derweil treffen sich in dieser Woche zum ersten Mal seit der Pandemie die Spitzen der chinesischen und deutschen Wissenschaft – erst beim 50-jährigen Jubiläum der Kooperation von Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und staatlicher Chinesischer Akademie der Wissenschaften (CAS) und bis danach bei der Science for Future-Konferenz in Berlin, die Leopoldina und CAS gemeinsam veranstalten. Tim Gabel hat für uns nachgefragt, ob die Debatte über De-Risking für die Konferenz und den Austausch mit der CAS von Bedeutung sei. Die Antwort, die er erhielt, war eines “klares Jein”, wie er schreibt.
China hat in diesen Monat einen hochrangigen Marketing-Mitarbeiter von Volkswagen des Landes verwiesen. Der Mann soll während einer Urlaubsreise in Thailand Drogen konsumiert haben. Bei seiner Einreise in die Volksrepublik musste er sich einem Test unterziehen. In seinem Blut wurden unter anderem Spuren von Marihuana nachgewiesen, dessen Konsum in Thailand seit Juni 2022 legal ist.
Ob es reiner Zufall war, dass ein VW-Mitarbeiter den Behörden ins Netz ging, oder ob ein Exempel an einem ranghohen Manager statuiert werden sollte, bleibt Mutmaßung. Dass China Drogenkonsum auch ahndet, wenn er im Ausland stattfindet, ist dagegen kein Geheimnis. Auf den Webseiten der Botschaften und auch auf Thailandflügen chinesischer Fluglinien werden Passagiere mitunter davor gewarnt, im Urlaub nicht willentlich oder unwissentlich Cannabis zu konsumieren.
Im Urin und im Haar lässt sich der psychoaktive Wirkstoff THC und seine Abbauprodukte noch monatelang nachweisen. Die Behörden argumentieren, dass die Person also noch theoretisch unter Drogeneinfluss steht, wenn sie chinesischen Boden betritt. Die Konsequenzen sind die gleichen, als wäre sie in China beim Drogenkonsum ertappt worden: Verwaltungshaft von 10 bis 15 Tagen sowie eine Geldbuße von bis zu 2.000 Yuan (ca. 259 Euro).
Wer auch nur geringe Mengen Cannabis bei sich hat, muss damit rechnen, wegen Schmuggels angeklagt und des Landes verwiesen zu werden. Laut South China Morning Post setzen die Behörden diese Maßnahmen seit der Legalisierung in Thailand noch strenger durch. Dabei werden nicht nur bei Landsleuten Stichproben durchgeführt, sondern auch bei ausländischen Studenten und Geschäftsreisenden.
Trotz der strengen Strafen für den Besitz und Verkauf ist Cannabis in China noch immer im Umlauf – auch wenn es weit schwieriger geworden ist, es zu erwerben, wie eine ehemalige Nutzerin und Händlerin aus Peking Table.Briefings erzählt. Aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung will sie anonym bleiben. “Vor gut sechs Jahren war es noch üblicher, auf Musik-Festivals oder außerhalb von Clubs Marihuana zu riechen. Doch vor allen Dingen in Shanghai und Peking hat die Polizei seitdem hart durchgegriffen.” Es habe immer wieder Razzien gegeben, sagt sie. Heute könne eigentlich nur noch in “entspannteren Städten” wie Chengdu in Sichuan und Dali in Yunnan einigermaßen sorglos konsumiert werden.
In den vergangenen Jahren wurden auch einige ausländische Freunde von ihr infolge von Razzien des Landes verwiesen. Für diese gilt, dass sie bis zu fünf Jahren nicht mehr nach China einreisen dürfen. “Einer hatte sich vor dem Termin zum Haartest sogar komplett alle Körperhaare abrasiert, um der Ausweisung zu entgehen”, sagt sie. Auch sie selbst wurde einmal zum Test vorgeladen, die Konzentration im Blut habe aber offenbar nicht ausgereicht, sie zu belangen. Die Abschreckung hat dennoch gewirkt. Sie selbst konsumiert seit Jahren kein Marihuana mehr und würde es in China auch keinem empfehlen, vor allem Ausländern nicht, die sich hier eine Existenz aufgebaut haben: “Viel zu gefährlich.”
Dabei kann der Hanf als Kulturpflanze in China auf eine lange Tradition zurückblicken. Archäologisch lässt sich der Gebrauch von Hanföl und Hanfsaat als Nahrungsmittel bis rund 4.000 Jahre v. Chr. nachweisen. Rund 2.000 Jahre später wurden Hanffasern bereits in hoher handwerklicher Qualität zu Kleidung und Bogensehnen weiterverarbeitet. 2.500 Jahre alte Gräber auf dem Jirzankal-Friedhof in Westchina weisen zudem Holzfeuerschalen auf, in denen Cannabispflanzen verbrannt wurden, die einen ungewöhnlich hohen Gehalt an der psychoaktiven Chemikalie THC aufwiesen. Ob es für medizinische oder spirituelle Zwecke verbrannt wurde, bleibt unklar. In der chinesischen und insbesondere daoistischen Literatur finden sich jedoch zahlreiche Hinweise auf die medizinische Anwendung der Pflanze, etwa bei Menstruationsschmerzen oder Gicht. Als Anästhetikum wurde es sogar verwendet, um Schmerzen bei Operationen zu lindern.
Auch Papier aus Hanf hatte seinen Ursprung vor mehr als 2.000 Jahren wohl in China. Doch ungeachtet solcher historischen Pionierleistungen und trotz der langen medizinischen Geschichte des Hanfs wird sein Konsum heute verteufelt. Seit 1985 stuft die Volksrepublik Marihuana als gefährliches Betäubungsmittel ein. Wer mit fünf Kilogramm oder mehr erwischt wird, dem droht theoretisch sogar die Todesstrafe.
Gleichzeit ist die Volksrepublik beim Anbau und der Verarbeitung von Nutzhanf mit keinem oder sehr geringem THC-Gehalt einer der größten Global Player. Rund 50 Prozent des weltweiten Angebots von Nutzhanf stammt aus den chinesischen Provinzen Yunnan, Heilongjiang und Jilin, wo sie exklusiv angebaut werden dürfen.
Der Markt für Industriehanf könnte laut den Marktforschern von Technavio zwischen 2024 und 2028 um rund 13,90 Milliarden US-Dollar zulegen. Angetrieben wird dieses Wachstum durch die steigende Nachfrage in den Bereichen Textilien, Lebensmittel, Körperpflegeprodukte sowie Tierfutter. Erwartete jährliche Wachstumsrate: über 25 Prozent. Insbesondere der asiatisch-pazifische Raum und allen voran China spielen eine zentrale Rolle in dieser Expansion. Denn Hanf ist lukrativer im Anbau als etwa Flachs oder Raps.
Schon jetzt ist China der größte Produzent von essbaren Hanfsamen, mit Exportmärkten in den USA und Europa, wo die Saat als Superfood vermarktet wird. Nach Angaben der Weltorganisation für geistiges Eigentum besitzt China heute schon rund 309 der 606 Patente für cannabisbezogene Produkte, zum Beispiel bei industriellen Anwendungen, Extraktionsverfahren oder Kosmetikherstellung. Auch bei Cannabidiol (CBD)-Öl, einer der derzeit beliebtesten Produkte aus der Cannabis-Pflanze, hält China einen erheblichen Anteil an der globalen Lieferkette. Und das, obwohl das beruhigende, aber nicht berauschende Öl in China seit 2021 verboten ist – die Volksrepublik verfährt hier ähnlich wie bei Einweg-Vapes, die zu Hause streng reglementiert, aber zum großflächigen Export freigegeben sind.
Chinas Investitionen in die Cannabisforschung, gepaart mit seinem ausgedehnten Hanfanbau und vereinzelter Expansion ins Ausland, etwa mit der Errichtung von Extraktionsanlagen in den USA, deuten auf ein strategisches Interesse an den wachsenden globalen Cannabismärkten hin – auch Deutschland könnte für chinesische Firmen verstärkt zum Zielland werden, je nachdem in welche Richtung sich die Legalisierung hierzulande weiterentwickelt.
Anders als deutsche Ministerinnen und Minister haben Politiker mit Ministerrang in der Volksrepublik China ein begrenztes Reisekontingent. So ist es auch bei Hou Jianguo, Präsident der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) und Mitglied des chinesischen Zentralkomitees. Das führt dazu, dass der diplomatische Austausch im Ausland oft auf wenige Tage begrenzt ist und in dieser Zeit ein geballtes Programm absolviert wird.
So auch in dieser Woche: Zum ersten Mal in Nach-Pandemie-Zeiten treffen sich die Spitzen der chinesischen und deutschen Wissenschaft, amtierende und ehemalige Präsidenten und Chefs der Wissenschaftsorganisationen. Bereits am Montag hatten die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und die CAS das 50-jährige Jubiläum ihrer “Kooperation und Netzwerkbildung” im Harnack-Haus in Berlin begangen. Am Dienstag und heutigen Mittwoch veranstalten Leopoldina und CAS gemeinsam die zweite Science for Future-Konferenz in Berlin-Adlershof.
Die Beziehung der beiden Länder ist so angespannt wie lange nicht. Die Bundesregierung hat in ihrer China-Strategie zwar ausdrücklich zu Protokoll gegeben, dass man kein De-Coupling wünscht, wohl aber das De-Risking hervorgehoben. Mit markigen Worten hatte Bettina Stark-Watzinger vor einem Jahr vor den Risiken von Forschungskooperationen gewarnt. In Interviews sagte die Forschungsministerin, dass hinter jedem chinesischen Wissenschaftler die Kommunistische Partei stehen könnte.
Aus der Wissenschaftscommunity gab es Kritik an den oft als populistisch und pauschal wahrgenommenen Äußerungen Stark-Watzingers. Namhafte Wissenschaftsmanager wie MPG-Präsident Patrick Cramer und die DFG-Präsidentin Katja Becker betonten anschließend die Bedeutung der Beziehungen und die Verantwortung und Autonomie des Wissenschaftssystems in dieser Frage. Gemeinsamer Forschung in risikoarmen Bereichen solle nichts im Wege stehen, so der Tenor.
In anderen Feldern müssten Risiken wie Spionage, die Nähe zur Militärforschung und Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit allerdings klar benannt und erkannt werden, um nicht naiv zu handeln.
Wie genau man diesen schmalen Grat auf diplomatischer Arbeitsebene beschreitet, damit ist von deutscher Seite unter anderem Ruth Narmann betraut, die bei der Leopoldina die Abteilung für Internationale Beziehungen leitet. 2018 hätten sich die beiden ehemaligen Akademiepräsidenten Bai Chunli und Jörg Hacker bei einem Delegationstreffen darauf verständigt, im Bereich der Grundlagenforschung enger zusammenzuarbeiten, berichtet Narmann im Gespräch mit Table.Briefings.
“In China wird das Thema Grundlagenforschung zwar immer wichtiger, es wurde und wird aber öffentlich noch nicht so wahrgenommen. Und zugleich kommen in Deutschland auch immer mal wieder die Debatten über die Relevanz von Grundlagenforschung auf, auch wenn wir hierzulande verglichen mit anderen Ländern noch eine komfortable Situation haben”, sagt die Sinologin. So sei die Idee entstanden, sich bei der künftigen Zusammenarbeit darauf zu fokussieren. Bei der Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft steht das Thema naturgemäß im Vordergrund.
Ziel der Akademien-Kooperation sei es gewesen, ein Netzwerk mit renommierten Forschenden auf beiden Seiten zu nutzen und in einem zweijährigen Rhythmus Konferenzen unter dem Titel “Science for Future” zu veranstalten: “Wir sehen unsere Arbeit mit China ja nicht nur als internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft, sondern durchaus auch als Science Diplomacy. So ist der Austausch und die aktive Beteiligung junger Wissenschaftler ein Teil der Initiative, was in der Wissenschaftskultur Chinas aktuell noch weniger ausgeprägt ist als bei uns”, erklärt Narmann.
Im Hinblick darauf sei die erste Science for Future-Konferenz in Peking mit dem Titel “All Starts with Basic Research” im Jahr 2019 ein voller Erfolg gewesen. Dann sei die Corona-Pandemie dazwischengekommen. Den Kontakt habe man aber gehalten, und im vergangenen Jahr sei eine Präsidentendelegation der Leopoldina in China gewesen. Dort wurde die Fortsetzung der Konferenzreihe in diesem Jahr beschlossen, also genau zu jener Zeit, als die Debatte über Forschungskooperationen mit China hierzulande ihren Höhepunkt erreichte.
Auf die Frage, ob die Debatte über De-Risking für die Konferenz und den Austausch mit der CAS von Bedeutung sei, antwortet Ruth Narmann mit einem klaren “Jein”. Der Nein-Part ihrer Antwort beziehe sich darauf, dass die beiden Akademien ja nicht gemeinsam forschen würden. Anders als die CAS betreibt die Leopoldina keine eigene Forschung. Der Ja-Part beziehe sich auf die gesellschafts- und forschungspolitische Bedeutung: “Es ist auch ein Signal an die Öffentlichkeit: Wir brauchen die Kooperation, wir kommen an China nicht vorbei.”
Selbstverständlich bekomme die chinesische Seite die Debatte in Deutschland mit, sagt Narmann. “Es ist ein Thema, auf das wir in unseren bilateralen Gesprächen immer wieder angesprochen werden. Genau wie die deutsche Seite die Punkte anspreche, die wir kritisch sehen, etwa Meinungs- und Forschungsfreiheit oder die Dual-Use-Thematik.” Das Prinzip sei miteinander, statt übereinander zu reden und die Beziehungen proaktiv zu gestalten.
“Wir vergessen oft, dass wir viele chinesische Forschende in Deutschland haben, die teilweise hochrangige Positionen im deutschen Forschungssystem innehaben. Da sollte man schon einen Moment nachdenken, ob man alle Wissenschaftler aus China pauschal als Geheimnisverräter bezeichnet”, sagt Narmann. Seit 2005 befasse sie sich in ihrer Arbeit als Wissenschaftsmanagerin mit dem deutsch-chinesischen Austausch. China sei zunächst als Entwicklungsland wahrgenommen worden, anschließend sei eine China-Euphorie ausgebrochen, die sich jetzt ins Gegenteil verkehre.
Es gebe Themen, “da können wir allein nicht weiterarbeiten, da brauchen wir die Zusammenarbeit”. In Teilen sei die Forschung besser als in Deutschland und das System leistungsfähiger. Dies gelte zum Teil auch für den Bereich Energie- und Klimaforschung, der auch von globaler Relevanz sei. Schnell hätten sich die beiden Akademien deshalb auf ein Thema für die zweite Science for Future-Konferenz einigen können: “On the path to Carbon Neutrality”.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Die EU-Kommission will auch nach dem Inkrafttreten der Zusatzzölle auf chinesische E-Autos über Alternativen mit Peking verhandeln. Sowohl die chinesische Regierung als auch die Kommission hätten ein Interesse, “zügig eine Lösung zu finden”, sagte ein EU-Beamter am Dienstag. Zuvor hatte die Kommission die Zölle final beschlossen. Sie sollen fünf Jahre lang gelten.
Die Behörde legte damit die endgültige Höhe der Zusatzabgaben fest: Für E-Autos des Herstellers BYD wird eine Zusatzabgabe von 17,0 Prozent fällig, wie aus der Verordnung hervorgeht. Bei Elektrofahrzeugen des Produzenten Geely beträgt die Abgabe 18,8 Prozent, während der Höchstsatz bei 35,3 Prozent liegt, etwa für SAIC. Der US-Hersteller Tesla muss 7,8 Prozent abführen.
Auch deutsche Hersteller sind betroffen, insbesondere VW mit Cupra, BMW mit dem Mini und Mercedes mit dem Smart. Sie müssen 20,7 Prozent auf die aus China importierten Fahrzeuge abführen. Eine Sonderbehandlung für die europäischen Hersteller sei rechtlich nicht möglich, sagte der EU-Beamte.
Die Zölle-Verordnung wurde noch Dienstagabend im Amtsblatt veröffentlicht, die Zölle traten deshalb noch um Mitternacht in Kraft. Anfang des Monats hatte eine ausreichende Mehrheit der EU-Staaten für die Strafzölle gestimmt. Deutschland votierte dagegen. Die Bedenken Berlins bezogen sich auf die Gefahr eines neuen Handelskonflikts und mögliche Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Unternehmen, allen voran die deutsche Autoindustrie. VDA-Präsidentin Hildegard Müller forderte gestern alle Seiten auf, “mit aller Entschlossenheit” nach einer WTO-konformen Lösung zu suchen, um die zusätzlichen Zölle wieder abzuschaffen.
Wann die EU-Delegation für eine weitere Verhandlungsrunde nach Peking reist, ist noch offen. Eine Deadline für die Gespräche gibt es nicht. Die Kommission verhandelt mit der chinesischen Seite und einzelnen Herstellern, insbesondere über Mindestpreise für die aus China importierten Fahrzeuge. Die EU-Seite fordert spezifische und nachprüfbare Zusagen der Hersteller für die einzelnen Modelle. Das lehnt die chinesische Seite ab – wohl auch aus Sorge, damit einen Präzedenzfall für andere Industrien zu schaffen.
Bislang ist noch ungewiss, wie China auf die endgültige Einführung der Zölle reagieren wird. Die Regierung in Peking warf der EU schon vor der Verabschiedung Protektionismus vor und hatte als mögliche Vergeltungsmaßnahmen Zusatzabgaben auf den Import von Schweinefleisch und Milchprodukten in Erwägung gezogen. Eine bereits eingeleitete Untersuchung gegen Branntwein-Importe resultierte bereits in Anti-Dumping-Maßnahmen Chinas gegen die EU.
In diesem Zusammenhang drohte das chinesische Handelsministerium höhere Zölle auf die Einfuhr von Verbrennern mit großem Hubraum aus der EU an. Zahlreiche Premium-Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz, Audi und BMW könnten unter die neue Regelung fallen. Denn obwohl die Konzerne Werke in China betreiben, werden hochmotorige Limousinen oder SUVs zumeist nicht in der Volksrepublik produziert, sondern importiert. Beobachter bezweifeln jedoch, dass die chinesische Führung den Handelskonflikt mit den Europäern so kurz vor der Präsidentschaftswahl in den USA eskalieren lassen wird. Sollte dort Donald Trump gewinnen, sind stabile Wirtschaftsbeziehungen zu Europa umso wichtiger.
Zudem hat Frankreich bereits angekündigt, die Einfuhrzölle auf Branntweine anfechten zu wollen. Paris hält sie für politisch und ungerechtfertigt. Ein Diplomat bezeichnete sie als “inakzeptable Manipulation der Handelsregeln”. Die französische Handelsministerin, Sophie Primas, reist nächste Woche nach Shanghai, auch um Chinas Handelsminister Wang Wentao zu treffen. Auch die Europäische Kommission sagte, sie werde die vorläufigen Antidumpingmaßnahmen auf Brandy-Importe aus der EU bei der Welthandelsorganisation anfechten. fpe/tho
Der finnische Präsident Alexander Stubb hat Chinas Staatschef Xi Jinping aufgefordert, Russland zur Beendigung des Ukraine-Kriegs zu bewegen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters habe Stubb während seines derzeitigen Besuchs in Peking nach eigenen Angaben auch die nordkoreanischen Waffenexporte und Truppenentsendungen nach Russland thematisiert.
Die Beziehungen zu Nordkorea, das Russland bis zu 10.000 Elitesoldaten zur Verfügung stehen wird, seien für China im Moment nicht sehr angenehm. Es drohe eine Eskalation, sagte Stubb vor der Presse nach seinem Treffen mit Xi. Schon im Vorfeld hatte Stubb bekräftigt, Xi von der Vorstellung eines Friedensabkommens ohne ukrainische Beteiligung abbringen zu wollen.
Finnland teilt eine 1.340 km lange gemeinsame Grenze mit Russland. Im vergangenen Jahr war das Land als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine der NATO beigetreten. “Im Moment befinden wir uns in einer Situation, in der die russische Aggression das Völkerrecht verletzt hat”, sagte Stubb zu Beginn des Treffens mit Xi. “Ich freue mich darauf, auch auf diesem Weg friedliche Lösungen zu diskutieren.”
Xi sagte laut chinesischen Staatsmedien, China begrüße es, dass Finnland “aktiv am Prozess der Modernisierung nach chinesischem Vorbild teilnimmt … und ein neues Modell der für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit aufbaut”. Finnland und China führen seit Oktober 2023 eine diplomatische Auseinandersetzung über die mögliche Rolle eines in Hongkong registrierten Frachtschiffs bei der Beschädigung der Balticconnector-Gaspipeline. rtr
China will in der kommenden Woche ein neues Schuldenpaket in Höhe von zehn Billionen Yuan (1,3 Billionen Euro) genehmigen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach soll das Haushaltspaket weiter aufgestockt werden, wenn Donald Trump die US-Wahlen gewinnt. Die offizielle Verlautbarung sei am 8. November durch den Ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses geplant, der in der kommenden Woche zu einer fünftägigen Sitzung zusammenkommt.
Das Paket besteht aus sechs Billionen Yuan neue Schulden, die über drei Jahre, einschließlich 2024, aufgenommen werden sollen, sowie weiteren vier Billionen Yuan, die durch Sonderanleihen des Staates und Kommunalanleihen aufgebracht werden. Die Gesamtsumme entspricht etwa acht Prozent der Wirtschaftsleistung der zweitgrößten Volkswirtschaft, die unter einer langwierigen Immobilienkrise und schwachem Binnenkonsum leidet.
Die bevorstehende Sitzung des Ständigen Ausschusses war ursprünglich schon für Ende Oktober geplant, wurde dann aber auf Anfang November verschoben, sagte eine der Quellen. Der Zeitpunkt des Treffens bietet Peking mehr Flexibilität, das Finanzpaket basierend auf dem Wahlausgang in den USA anzupassen. Peking könnte ein stärkeres Finanzpaket ankündigen, wenn Trump eine zweite Präsidentschaft gewinnt, da seine Rückkehr ins Weiße Haus den wirtschaftlichen Gegenwind für China voraussichtlich verstärken wird, so die beiden Quellen. rtr/grz
Die Umsätze von Adidas stiegen in China im dritten Quartal währungsbereinigt um neun Prozent auf 946 Millionen Euro, wie der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern am Dienstag mitteilte. So viel hatte der Konzern aus Herzogenaurach dort seit Anfang 2022 nicht mehr umgesetzt. Nach neun Monaten kommt Adidas damit ebenfalls auf ein Plus von neun Prozent. Westliche Mode- und Sportartikelmarken waren in China ins Hintertreffen geraten, weil die Verbraucher mehr auf einheimische Marken setzten. Adidas versuchte, sich unter dem neuen Vorstandschef Bjørn Gulden mit eigenständigen Designs mehr an den Geschmack der chinesischen Käufer anzupassen.
“Das stark zugrunde liegende Wachstum in China und die früher als erwartete Rückkehr zu positiven Zahlen der Marke Adidas in Nordamerika in den letzten beiden Quartalen stimmen uns für die mittelfristige Zukunft zuversichtlich“, sagte Gulden am Dienstag. Adidas hatte bereits Mitte Oktober die Erwartungen für das laufende Jahr zum dritten Mal nach oben geschraubt und erwartet nun ein operatives Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro – 200 Millionen mehr als bisher. Der Umsatz soll währungsbereinigt um rund zehn Prozent steigen. rtr
Frances Hu ist neue Customer Solutions Managerin bei Amazon Web Services (AWS) in Shanghai. Der IT-Arm des amerikanischen Onlinehändlers arbeitet mit lokalen chinesischen Partnern für die Bereitstellung von Cloud-Diensten zusammen. Hu war zuvor über 14 Jahre beim US-Tech-Unternehmen Dell in China tätig.
Yushan Kuerban ist neuer Software Engineer bei Tesla in Shanghai. Der Computerwissenschaftler mit uigurischen Wurzeln war zuvor vor allem für Gaming- und E-Commerce-Firmen tätig, darunter Hortor Games und Shopee.
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Die Chinesen heiraten immer weniger. Um diesem Trend entgegenzuwirken und damit hoffentlich auch die Geburtenrate anzukurbeln, will das chinesische Ministerium für Zivile Angelegenheiten Eheregistrierungen auch an besonders malerischen Orten wie Parks, Stränden oder historischen Sehenswürdigkeiten ermöglichen. Das Kalkül: Wenn unvergessliche Fotos dabei herausspringen, schließen die Social-Media-affinen Bürger im heiratsfähigen Alter eher den Bund der Ehe als in muffigen Standesamtsstuben.
die Ausgleichszölle auf chinesische E-Autos kommen. Das steht seit Dienstag fest. Die EU-Kommission will auch nach dem Inkrafttreten der Zusatzzölle über Alternativen mit Peking verhandeln. Doch mit der Entscheidung von Dienstag sendete sie auch ein Signal an China, indem sie konsequent durchsetzt, was sie vor Wochen entschieden hatte – allen Warnungen, Drohungen und angekündigten Gegenmaßnahmen zum Trotz.
China respektiert Konsequenz und demonstriert sie seinerseits regelmäßig. Als neulich die Nachricht von der Ausweisung eines VW-Managers aus China die Runde machte, weil dieser bei einem Thailand-Trip einen Joint geraucht hatte, haben vermutlich auch bei einigen anderen Deutschen die Alarmglocken geschrillt. Unter den tausenden Deutschen, die regelmäßig in die Volksrepublik einreisen, hat – rein statistisch – rund jeder 20. in den vergangenen 30 Tagen selbst Marihuana konsumiert.
Das ist in Deutschland legal, und in Thailand ist es das auch. Aber in China ist es das eben nicht. Man darf zwar sturztrunken als Staatsbeamter über die Gui Jie in Peking torkeln oder nötigenfalls getragen werden, aber ein paar Tage altes Marihuana im Blut ist nun mal illegal. Das mag man für angemessen oder blödsinnig halten und einem regelmäßigen Cannabis-Konsumenten darf das auch völlig egal sein, aber neu ist das nicht.
Interessanterweise ist der Hanfanbau in China dagegen eine lukrative Einnahmequelle der Landwirtschaft. Die Volksrepublik zählt weltweit zu den größten Exporteuren. Fabian Peltsch hat zahlreiche Fakten über die Historie von Hanf und dessen heutige wirtschaftliche Bedeutung für China zusammengetragen. Außerdem hat er mit einer ehemaligen Marihuana-Händlerin gesprochen und in Erfahrung gebracht, wie entspannt die Kiffer-Szene in den einzelnen Regionen des Landes angesichts strenger staatlicher Strafverfolgung überhaupt noch sein kann.
Derweil treffen sich in dieser Woche zum ersten Mal seit der Pandemie die Spitzen der chinesischen und deutschen Wissenschaft – erst beim 50-jährigen Jubiläum der Kooperation von Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und staatlicher Chinesischer Akademie der Wissenschaften (CAS) und bis danach bei der Science for Future-Konferenz in Berlin, die Leopoldina und CAS gemeinsam veranstalten. Tim Gabel hat für uns nachgefragt, ob die Debatte über De-Risking für die Konferenz und den Austausch mit der CAS von Bedeutung sei. Die Antwort, die er erhielt, war eines “klares Jein”, wie er schreibt.
China hat in diesen Monat einen hochrangigen Marketing-Mitarbeiter von Volkswagen des Landes verwiesen. Der Mann soll während einer Urlaubsreise in Thailand Drogen konsumiert haben. Bei seiner Einreise in die Volksrepublik musste er sich einem Test unterziehen. In seinem Blut wurden unter anderem Spuren von Marihuana nachgewiesen, dessen Konsum in Thailand seit Juni 2022 legal ist.
Ob es reiner Zufall war, dass ein VW-Mitarbeiter den Behörden ins Netz ging, oder ob ein Exempel an einem ranghohen Manager statuiert werden sollte, bleibt Mutmaßung. Dass China Drogenkonsum auch ahndet, wenn er im Ausland stattfindet, ist dagegen kein Geheimnis. Auf den Webseiten der Botschaften und auch auf Thailandflügen chinesischer Fluglinien werden Passagiere mitunter davor gewarnt, im Urlaub nicht willentlich oder unwissentlich Cannabis zu konsumieren.
Im Urin und im Haar lässt sich der psychoaktive Wirkstoff THC und seine Abbauprodukte noch monatelang nachweisen. Die Behörden argumentieren, dass die Person also noch theoretisch unter Drogeneinfluss steht, wenn sie chinesischen Boden betritt. Die Konsequenzen sind die gleichen, als wäre sie in China beim Drogenkonsum ertappt worden: Verwaltungshaft von 10 bis 15 Tagen sowie eine Geldbuße von bis zu 2.000 Yuan (ca. 259 Euro).
Wer auch nur geringe Mengen Cannabis bei sich hat, muss damit rechnen, wegen Schmuggels angeklagt und des Landes verwiesen zu werden. Laut South China Morning Post setzen die Behörden diese Maßnahmen seit der Legalisierung in Thailand noch strenger durch. Dabei werden nicht nur bei Landsleuten Stichproben durchgeführt, sondern auch bei ausländischen Studenten und Geschäftsreisenden.
Trotz der strengen Strafen für den Besitz und Verkauf ist Cannabis in China noch immer im Umlauf – auch wenn es weit schwieriger geworden ist, es zu erwerben, wie eine ehemalige Nutzerin und Händlerin aus Peking Table.Briefings erzählt. Aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung will sie anonym bleiben. “Vor gut sechs Jahren war es noch üblicher, auf Musik-Festivals oder außerhalb von Clubs Marihuana zu riechen. Doch vor allen Dingen in Shanghai und Peking hat die Polizei seitdem hart durchgegriffen.” Es habe immer wieder Razzien gegeben, sagt sie. Heute könne eigentlich nur noch in “entspannteren Städten” wie Chengdu in Sichuan und Dali in Yunnan einigermaßen sorglos konsumiert werden.
In den vergangenen Jahren wurden auch einige ausländische Freunde von ihr infolge von Razzien des Landes verwiesen. Für diese gilt, dass sie bis zu fünf Jahren nicht mehr nach China einreisen dürfen. “Einer hatte sich vor dem Termin zum Haartest sogar komplett alle Körperhaare abrasiert, um der Ausweisung zu entgehen”, sagt sie. Auch sie selbst wurde einmal zum Test vorgeladen, die Konzentration im Blut habe aber offenbar nicht ausgereicht, sie zu belangen. Die Abschreckung hat dennoch gewirkt. Sie selbst konsumiert seit Jahren kein Marihuana mehr und würde es in China auch keinem empfehlen, vor allem Ausländern nicht, die sich hier eine Existenz aufgebaut haben: “Viel zu gefährlich.”
Dabei kann der Hanf als Kulturpflanze in China auf eine lange Tradition zurückblicken. Archäologisch lässt sich der Gebrauch von Hanföl und Hanfsaat als Nahrungsmittel bis rund 4.000 Jahre v. Chr. nachweisen. Rund 2.000 Jahre später wurden Hanffasern bereits in hoher handwerklicher Qualität zu Kleidung und Bogensehnen weiterverarbeitet. 2.500 Jahre alte Gräber auf dem Jirzankal-Friedhof in Westchina weisen zudem Holzfeuerschalen auf, in denen Cannabispflanzen verbrannt wurden, die einen ungewöhnlich hohen Gehalt an der psychoaktiven Chemikalie THC aufwiesen. Ob es für medizinische oder spirituelle Zwecke verbrannt wurde, bleibt unklar. In der chinesischen und insbesondere daoistischen Literatur finden sich jedoch zahlreiche Hinweise auf die medizinische Anwendung der Pflanze, etwa bei Menstruationsschmerzen oder Gicht. Als Anästhetikum wurde es sogar verwendet, um Schmerzen bei Operationen zu lindern.
Auch Papier aus Hanf hatte seinen Ursprung vor mehr als 2.000 Jahren wohl in China. Doch ungeachtet solcher historischen Pionierleistungen und trotz der langen medizinischen Geschichte des Hanfs wird sein Konsum heute verteufelt. Seit 1985 stuft die Volksrepublik Marihuana als gefährliches Betäubungsmittel ein. Wer mit fünf Kilogramm oder mehr erwischt wird, dem droht theoretisch sogar die Todesstrafe.
Gleichzeit ist die Volksrepublik beim Anbau und der Verarbeitung von Nutzhanf mit keinem oder sehr geringem THC-Gehalt einer der größten Global Player. Rund 50 Prozent des weltweiten Angebots von Nutzhanf stammt aus den chinesischen Provinzen Yunnan, Heilongjiang und Jilin, wo sie exklusiv angebaut werden dürfen.
Der Markt für Industriehanf könnte laut den Marktforschern von Technavio zwischen 2024 und 2028 um rund 13,90 Milliarden US-Dollar zulegen. Angetrieben wird dieses Wachstum durch die steigende Nachfrage in den Bereichen Textilien, Lebensmittel, Körperpflegeprodukte sowie Tierfutter. Erwartete jährliche Wachstumsrate: über 25 Prozent. Insbesondere der asiatisch-pazifische Raum und allen voran China spielen eine zentrale Rolle in dieser Expansion. Denn Hanf ist lukrativer im Anbau als etwa Flachs oder Raps.
Schon jetzt ist China der größte Produzent von essbaren Hanfsamen, mit Exportmärkten in den USA und Europa, wo die Saat als Superfood vermarktet wird. Nach Angaben der Weltorganisation für geistiges Eigentum besitzt China heute schon rund 309 der 606 Patente für cannabisbezogene Produkte, zum Beispiel bei industriellen Anwendungen, Extraktionsverfahren oder Kosmetikherstellung. Auch bei Cannabidiol (CBD)-Öl, einer der derzeit beliebtesten Produkte aus der Cannabis-Pflanze, hält China einen erheblichen Anteil an der globalen Lieferkette. Und das, obwohl das beruhigende, aber nicht berauschende Öl in China seit 2021 verboten ist – die Volksrepublik verfährt hier ähnlich wie bei Einweg-Vapes, die zu Hause streng reglementiert, aber zum großflächigen Export freigegeben sind.
Chinas Investitionen in die Cannabisforschung, gepaart mit seinem ausgedehnten Hanfanbau und vereinzelter Expansion ins Ausland, etwa mit der Errichtung von Extraktionsanlagen in den USA, deuten auf ein strategisches Interesse an den wachsenden globalen Cannabismärkten hin – auch Deutschland könnte für chinesische Firmen verstärkt zum Zielland werden, je nachdem in welche Richtung sich die Legalisierung hierzulande weiterentwickelt.
Anders als deutsche Ministerinnen und Minister haben Politiker mit Ministerrang in der Volksrepublik China ein begrenztes Reisekontingent. So ist es auch bei Hou Jianguo, Präsident der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) und Mitglied des chinesischen Zentralkomitees. Das führt dazu, dass der diplomatische Austausch im Ausland oft auf wenige Tage begrenzt ist und in dieser Zeit ein geballtes Programm absolviert wird.
So auch in dieser Woche: Zum ersten Mal in Nach-Pandemie-Zeiten treffen sich die Spitzen der chinesischen und deutschen Wissenschaft, amtierende und ehemalige Präsidenten und Chefs der Wissenschaftsorganisationen. Bereits am Montag hatten die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und die CAS das 50-jährige Jubiläum ihrer “Kooperation und Netzwerkbildung” im Harnack-Haus in Berlin begangen. Am Dienstag und heutigen Mittwoch veranstalten Leopoldina und CAS gemeinsam die zweite Science for Future-Konferenz in Berlin-Adlershof.
Die Beziehung der beiden Länder ist so angespannt wie lange nicht. Die Bundesregierung hat in ihrer China-Strategie zwar ausdrücklich zu Protokoll gegeben, dass man kein De-Coupling wünscht, wohl aber das De-Risking hervorgehoben. Mit markigen Worten hatte Bettina Stark-Watzinger vor einem Jahr vor den Risiken von Forschungskooperationen gewarnt. In Interviews sagte die Forschungsministerin, dass hinter jedem chinesischen Wissenschaftler die Kommunistische Partei stehen könnte.
Aus der Wissenschaftscommunity gab es Kritik an den oft als populistisch und pauschal wahrgenommenen Äußerungen Stark-Watzingers. Namhafte Wissenschaftsmanager wie MPG-Präsident Patrick Cramer und die DFG-Präsidentin Katja Becker betonten anschließend die Bedeutung der Beziehungen und die Verantwortung und Autonomie des Wissenschaftssystems in dieser Frage. Gemeinsamer Forschung in risikoarmen Bereichen solle nichts im Wege stehen, so der Tenor.
In anderen Feldern müssten Risiken wie Spionage, die Nähe zur Militärforschung und Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit allerdings klar benannt und erkannt werden, um nicht naiv zu handeln.
Wie genau man diesen schmalen Grat auf diplomatischer Arbeitsebene beschreitet, damit ist von deutscher Seite unter anderem Ruth Narmann betraut, die bei der Leopoldina die Abteilung für Internationale Beziehungen leitet. 2018 hätten sich die beiden ehemaligen Akademiepräsidenten Bai Chunli und Jörg Hacker bei einem Delegationstreffen darauf verständigt, im Bereich der Grundlagenforschung enger zusammenzuarbeiten, berichtet Narmann im Gespräch mit Table.Briefings.
“In China wird das Thema Grundlagenforschung zwar immer wichtiger, es wurde und wird aber öffentlich noch nicht so wahrgenommen. Und zugleich kommen in Deutschland auch immer mal wieder die Debatten über die Relevanz von Grundlagenforschung auf, auch wenn wir hierzulande verglichen mit anderen Ländern noch eine komfortable Situation haben”, sagt die Sinologin. So sei die Idee entstanden, sich bei der künftigen Zusammenarbeit darauf zu fokussieren. Bei der Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft steht das Thema naturgemäß im Vordergrund.
Ziel der Akademien-Kooperation sei es gewesen, ein Netzwerk mit renommierten Forschenden auf beiden Seiten zu nutzen und in einem zweijährigen Rhythmus Konferenzen unter dem Titel “Science for Future” zu veranstalten: “Wir sehen unsere Arbeit mit China ja nicht nur als internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft, sondern durchaus auch als Science Diplomacy. So ist der Austausch und die aktive Beteiligung junger Wissenschaftler ein Teil der Initiative, was in der Wissenschaftskultur Chinas aktuell noch weniger ausgeprägt ist als bei uns”, erklärt Narmann.
Im Hinblick darauf sei die erste Science for Future-Konferenz in Peking mit dem Titel “All Starts with Basic Research” im Jahr 2019 ein voller Erfolg gewesen. Dann sei die Corona-Pandemie dazwischengekommen. Den Kontakt habe man aber gehalten, und im vergangenen Jahr sei eine Präsidentendelegation der Leopoldina in China gewesen. Dort wurde die Fortsetzung der Konferenzreihe in diesem Jahr beschlossen, also genau zu jener Zeit, als die Debatte über Forschungskooperationen mit China hierzulande ihren Höhepunkt erreichte.
Auf die Frage, ob die Debatte über De-Risking für die Konferenz und den Austausch mit der CAS von Bedeutung sei, antwortet Ruth Narmann mit einem klaren “Jein”. Der Nein-Part ihrer Antwort beziehe sich darauf, dass die beiden Akademien ja nicht gemeinsam forschen würden. Anders als die CAS betreibt die Leopoldina keine eigene Forschung. Der Ja-Part beziehe sich auf die gesellschafts- und forschungspolitische Bedeutung: “Es ist auch ein Signal an die Öffentlichkeit: Wir brauchen die Kooperation, wir kommen an China nicht vorbei.”
Selbstverständlich bekomme die chinesische Seite die Debatte in Deutschland mit, sagt Narmann. “Es ist ein Thema, auf das wir in unseren bilateralen Gesprächen immer wieder angesprochen werden. Genau wie die deutsche Seite die Punkte anspreche, die wir kritisch sehen, etwa Meinungs- und Forschungsfreiheit oder die Dual-Use-Thematik.” Das Prinzip sei miteinander, statt übereinander zu reden und die Beziehungen proaktiv zu gestalten.
“Wir vergessen oft, dass wir viele chinesische Forschende in Deutschland haben, die teilweise hochrangige Positionen im deutschen Forschungssystem innehaben. Da sollte man schon einen Moment nachdenken, ob man alle Wissenschaftler aus China pauschal als Geheimnisverräter bezeichnet”, sagt Narmann. Seit 2005 befasse sie sich in ihrer Arbeit als Wissenschaftsmanagerin mit dem deutsch-chinesischen Austausch. China sei zunächst als Entwicklungsland wahrgenommen worden, anschließend sei eine China-Euphorie ausgebrochen, die sich jetzt ins Gegenteil verkehre.
Es gebe Themen, “da können wir allein nicht weiterarbeiten, da brauchen wir die Zusammenarbeit”. In Teilen sei die Forschung besser als in Deutschland und das System leistungsfähiger. Dies gelte zum Teil auch für den Bereich Energie- und Klimaforschung, der auch von globaler Relevanz sei. Schnell hätten sich die beiden Akademien deshalb auf ein Thema für die zweite Science for Future-Konferenz einigen können: “On the path to Carbon Neutrality”.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Die EU-Kommission will auch nach dem Inkrafttreten der Zusatzzölle auf chinesische E-Autos über Alternativen mit Peking verhandeln. Sowohl die chinesische Regierung als auch die Kommission hätten ein Interesse, “zügig eine Lösung zu finden”, sagte ein EU-Beamter am Dienstag. Zuvor hatte die Kommission die Zölle final beschlossen. Sie sollen fünf Jahre lang gelten.
Die Behörde legte damit die endgültige Höhe der Zusatzabgaben fest: Für E-Autos des Herstellers BYD wird eine Zusatzabgabe von 17,0 Prozent fällig, wie aus der Verordnung hervorgeht. Bei Elektrofahrzeugen des Produzenten Geely beträgt die Abgabe 18,8 Prozent, während der Höchstsatz bei 35,3 Prozent liegt, etwa für SAIC. Der US-Hersteller Tesla muss 7,8 Prozent abführen.
Auch deutsche Hersteller sind betroffen, insbesondere VW mit Cupra, BMW mit dem Mini und Mercedes mit dem Smart. Sie müssen 20,7 Prozent auf die aus China importierten Fahrzeuge abführen. Eine Sonderbehandlung für die europäischen Hersteller sei rechtlich nicht möglich, sagte der EU-Beamte.
Die Zölle-Verordnung wurde noch Dienstagabend im Amtsblatt veröffentlicht, die Zölle traten deshalb noch um Mitternacht in Kraft. Anfang des Monats hatte eine ausreichende Mehrheit der EU-Staaten für die Strafzölle gestimmt. Deutschland votierte dagegen. Die Bedenken Berlins bezogen sich auf die Gefahr eines neuen Handelskonflikts und mögliche Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Unternehmen, allen voran die deutsche Autoindustrie. VDA-Präsidentin Hildegard Müller forderte gestern alle Seiten auf, “mit aller Entschlossenheit” nach einer WTO-konformen Lösung zu suchen, um die zusätzlichen Zölle wieder abzuschaffen.
Wann die EU-Delegation für eine weitere Verhandlungsrunde nach Peking reist, ist noch offen. Eine Deadline für die Gespräche gibt es nicht. Die Kommission verhandelt mit der chinesischen Seite und einzelnen Herstellern, insbesondere über Mindestpreise für die aus China importierten Fahrzeuge. Die EU-Seite fordert spezifische und nachprüfbare Zusagen der Hersteller für die einzelnen Modelle. Das lehnt die chinesische Seite ab – wohl auch aus Sorge, damit einen Präzedenzfall für andere Industrien zu schaffen.
Bislang ist noch ungewiss, wie China auf die endgültige Einführung der Zölle reagieren wird. Die Regierung in Peking warf der EU schon vor der Verabschiedung Protektionismus vor und hatte als mögliche Vergeltungsmaßnahmen Zusatzabgaben auf den Import von Schweinefleisch und Milchprodukten in Erwägung gezogen. Eine bereits eingeleitete Untersuchung gegen Branntwein-Importe resultierte bereits in Anti-Dumping-Maßnahmen Chinas gegen die EU.
In diesem Zusammenhang drohte das chinesische Handelsministerium höhere Zölle auf die Einfuhr von Verbrennern mit großem Hubraum aus der EU an. Zahlreiche Premium-Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz, Audi und BMW könnten unter die neue Regelung fallen. Denn obwohl die Konzerne Werke in China betreiben, werden hochmotorige Limousinen oder SUVs zumeist nicht in der Volksrepublik produziert, sondern importiert. Beobachter bezweifeln jedoch, dass die chinesische Führung den Handelskonflikt mit den Europäern so kurz vor der Präsidentschaftswahl in den USA eskalieren lassen wird. Sollte dort Donald Trump gewinnen, sind stabile Wirtschaftsbeziehungen zu Europa umso wichtiger.
Zudem hat Frankreich bereits angekündigt, die Einfuhrzölle auf Branntweine anfechten zu wollen. Paris hält sie für politisch und ungerechtfertigt. Ein Diplomat bezeichnete sie als “inakzeptable Manipulation der Handelsregeln”. Die französische Handelsministerin, Sophie Primas, reist nächste Woche nach Shanghai, auch um Chinas Handelsminister Wang Wentao zu treffen. Auch die Europäische Kommission sagte, sie werde die vorläufigen Antidumpingmaßnahmen auf Brandy-Importe aus der EU bei der Welthandelsorganisation anfechten. fpe/tho
Der finnische Präsident Alexander Stubb hat Chinas Staatschef Xi Jinping aufgefordert, Russland zur Beendigung des Ukraine-Kriegs zu bewegen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters habe Stubb während seines derzeitigen Besuchs in Peking nach eigenen Angaben auch die nordkoreanischen Waffenexporte und Truppenentsendungen nach Russland thematisiert.
Die Beziehungen zu Nordkorea, das Russland bis zu 10.000 Elitesoldaten zur Verfügung stehen wird, seien für China im Moment nicht sehr angenehm. Es drohe eine Eskalation, sagte Stubb vor der Presse nach seinem Treffen mit Xi. Schon im Vorfeld hatte Stubb bekräftigt, Xi von der Vorstellung eines Friedensabkommens ohne ukrainische Beteiligung abbringen zu wollen.
Finnland teilt eine 1.340 km lange gemeinsame Grenze mit Russland. Im vergangenen Jahr war das Land als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine der NATO beigetreten. “Im Moment befinden wir uns in einer Situation, in der die russische Aggression das Völkerrecht verletzt hat”, sagte Stubb zu Beginn des Treffens mit Xi. “Ich freue mich darauf, auch auf diesem Weg friedliche Lösungen zu diskutieren.”
Xi sagte laut chinesischen Staatsmedien, China begrüße es, dass Finnland “aktiv am Prozess der Modernisierung nach chinesischem Vorbild teilnimmt … und ein neues Modell der für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit aufbaut”. Finnland und China führen seit Oktober 2023 eine diplomatische Auseinandersetzung über die mögliche Rolle eines in Hongkong registrierten Frachtschiffs bei der Beschädigung der Balticconnector-Gaspipeline. rtr
China will in der kommenden Woche ein neues Schuldenpaket in Höhe von zehn Billionen Yuan (1,3 Billionen Euro) genehmigen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach soll das Haushaltspaket weiter aufgestockt werden, wenn Donald Trump die US-Wahlen gewinnt. Die offizielle Verlautbarung sei am 8. November durch den Ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses geplant, der in der kommenden Woche zu einer fünftägigen Sitzung zusammenkommt.
Das Paket besteht aus sechs Billionen Yuan neue Schulden, die über drei Jahre, einschließlich 2024, aufgenommen werden sollen, sowie weiteren vier Billionen Yuan, die durch Sonderanleihen des Staates und Kommunalanleihen aufgebracht werden. Die Gesamtsumme entspricht etwa acht Prozent der Wirtschaftsleistung der zweitgrößten Volkswirtschaft, die unter einer langwierigen Immobilienkrise und schwachem Binnenkonsum leidet.
Die bevorstehende Sitzung des Ständigen Ausschusses war ursprünglich schon für Ende Oktober geplant, wurde dann aber auf Anfang November verschoben, sagte eine der Quellen. Der Zeitpunkt des Treffens bietet Peking mehr Flexibilität, das Finanzpaket basierend auf dem Wahlausgang in den USA anzupassen. Peking könnte ein stärkeres Finanzpaket ankündigen, wenn Trump eine zweite Präsidentschaft gewinnt, da seine Rückkehr ins Weiße Haus den wirtschaftlichen Gegenwind für China voraussichtlich verstärken wird, so die beiden Quellen. rtr/grz
Die Umsätze von Adidas stiegen in China im dritten Quartal währungsbereinigt um neun Prozent auf 946 Millionen Euro, wie der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern am Dienstag mitteilte. So viel hatte der Konzern aus Herzogenaurach dort seit Anfang 2022 nicht mehr umgesetzt. Nach neun Monaten kommt Adidas damit ebenfalls auf ein Plus von neun Prozent. Westliche Mode- und Sportartikelmarken waren in China ins Hintertreffen geraten, weil die Verbraucher mehr auf einheimische Marken setzten. Adidas versuchte, sich unter dem neuen Vorstandschef Bjørn Gulden mit eigenständigen Designs mehr an den Geschmack der chinesischen Käufer anzupassen.
“Das stark zugrunde liegende Wachstum in China und die früher als erwartete Rückkehr zu positiven Zahlen der Marke Adidas in Nordamerika in den letzten beiden Quartalen stimmen uns für die mittelfristige Zukunft zuversichtlich“, sagte Gulden am Dienstag. Adidas hatte bereits Mitte Oktober die Erwartungen für das laufende Jahr zum dritten Mal nach oben geschraubt und erwartet nun ein operatives Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro – 200 Millionen mehr als bisher. Der Umsatz soll währungsbereinigt um rund zehn Prozent steigen. rtr
Frances Hu ist neue Customer Solutions Managerin bei Amazon Web Services (AWS) in Shanghai. Der IT-Arm des amerikanischen Onlinehändlers arbeitet mit lokalen chinesischen Partnern für die Bereitstellung von Cloud-Diensten zusammen. Hu war zuvor über 14 Jahre beim US-Tech-Unternehmen Dell in China tätig.
Yushan Kuerban ist neuer Software Engineer bei Tesla in Shanghai. Der Computerwissenschaftler mit uigurischen Wurzeln war zuvor vor allem für Gaming- und E-Commerce-Firmen tätig, darunter Hortor Games und Shopee.
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Die Chinesen heiraten immer weniger. Um diesem Trend entgegenzuwirken und damit hoffentlich auch die Geburtenrate anzukurbeln, will das chinesische Ministerium für Zivile Angelegenheiten Eheregistrierungen auch an besonders malerischen Orten wie Parks, Stränden oder historischen Sehenswürdigkeiten ermöglichen. Das Kalkül: Wenn unvergessliche Fotos dabei herausspringen, schließen die Social-Media-affinen Bürger im heiratsfähigen Alter eher den Bund der Ehe als in muffigen Standesamtsstuben.