Table.Briefing: China

Habecks Plan in Indien + Botschafter Ackermann im Interview

Liebe Leserin, lieber Leser,

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist in Indien, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit einem der am schnellsten wachsenden Märkte der Welt zu vertiefen. In einer Zeit, in der der Abbau von Abhängigkeiten von China Priorität hat, bietet Indien vielversprechende Chancen. “Indien ist eine schnell wachsende Wirtschaft, ein Land voller Potenziale”, erklärte Habeck vor seiner Abreise.

Dennoch wird aus Indien so schnell kein zweites China werden – darüber sind sich alle im Klaren. Trotzdem: Mit der Asien-Pazifik-Konferenz (APK) und den Regierungskonsultationen in Neu-Delhi eröffnet sich für die deutsche Wirtschaft die Möglichkeit, eine strategische Alternative zu China aufzubauen. Unsere China.Table-Redakteurinnen Julia Fiedler und Amelie Richter begleiten die Asien-Pazifik-Konferenz vor Ort und bieten Ihnen exklusive Einblicke in die Entwicklungen.

Schon heute lesen Sie bei uns ein Interview mit Philipp Ackermann, dem deutschen Botschafter in Indien. Ungefähr 2.200 deutsche Unternehmen sind in Indien tätig. Darunter nicht nur “die großen Schiffe” wie Ackermann sagt, sondern auch sehr viel Mittelständler, die sich hier besonders für die Digitalisierung interessieren.

Man fühle sich wohl, doch die Region ist nicht ohne Herausforderungen: “Interne Spannungen und Infrastrukturdefizite erschweren manchmal die Zusammenarbeit”, sagt der Botschafter. Und auch Indiens geopolitische Ambitionen könnten noch für Komplikationen sorgen. Einen Eindruck gibt gerade der Brics-Gipfel im russischen Kasan, wo sich Premierminister Modi zumindest für die Kameras an der Seite von Xi Jinping und Wladimir Putin präsentiert.

Ihr
Fabian Peltsch
Bild von Fabian  Peltsch

Analyse

Asien-Pazifik-Konferenz: Scholz und Habeck auf De-Risking-Mission

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist auf dem Weg in die indische Hauptstadt Neu-Delhi, um neue Möglichkeiten für die deutsche Wirtschaft auszuloten. Nicht zuletzt geht es dabei auch um ein De-Risking – neue Optionen, um deutsche Abhängigkeiten von China zu verringern. Die Mission ist komplex und vielfältig: “Indien ist eine schnell wachsende Wirtschaft, ein Land voller Potenziale”, sagte Habeck kurz vor Abflug in Berlin. 

Nach der Landung in der indischen Metropole am frühen Donnerstagmorgen erwarten ihn die Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft (APK) und die Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz und vier weiteren Ministern. Indien gilt als mögliche neue Alternative zum Investitionsstandort China. Doch Habeck kennt die Klippen auf dem Weg zu einer tieferen wirtschaftlichen Integration: Interne Spannungen und Konflikte auf dem asiatischen Kontinent und Menschenrechtsprobleme machten die Region auch zu einer Herausforderung, sagte der Minister.

Während die deutsche Delegation auf dem Weg nach Indien ist, weilt Indiens Premierminister noch beim Brics-Gipfel im russischen Kasan. Narendra Modi lächelt dort neben Chinas Staatschef Xi Jinping und Russlands Präsidenten Wladimir Putin in die Kameras. “Selbstverständlich gibt es aus deutscher Sicht auch sehr viele Konflikte und Probleme zu bereden: Sanktionen, Sanktionseinhaltung, Sanktionsumgehung”, so Habeck. Der Minister warnte vor Abflug vor einem Welthandel, der sich “immer stärker in zwei Lager aufspreizt”.

Hochrangiger Austausch bei der APK

Die APK findet alle zwei Jahre statt und wird im Wechsel von Ländern der Asien-Pazifik-Region ausgerichtet. Veranstalter sind der Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA), das Bundeswirtschaftsministerium und die Außenhandelskammern. Indien ist Gastgeber der 18. APK und begrüßt Vertreter aus Politik und Wirtschaft.

“Asien nimmt eine Schlüsselrolle ein: Keine Weltregion wächst in den kommenden fünf Jahren schneller. Bis 2050 wird der asiatisch-pazifische Raum rund die Hälfte zum globalen BIP beitragen“, sagt Roland Busch, CEO der Siemens AG und gemeinsam mit Habeck APK-Vorsitzender. “In einer vernetzten Welt müssen wir starke Partnerschaften vor allem im asiatisch-pazifischen Raum aufbauen, um gemeinsam die Herausforderungen von Digitalisierung, Dekarbonisierung und dem demografischen Wandel zu meistern.”

Neben Vizekanzler Habeck hat eine Delegation von Wirtschaftsvertretern die Regierungsmaschine in Richtung Indien bestiegen. Auch ein weiteres Mitglied des Kabinetts ist mit an Bord: Arbeitsminister Hubertus Heil. In Neu-Delhi wird die Gruppe dann noch größer: Bundeskanzler Olaf Scholz reist zu den Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen an, die parallel zur APK stattfinden. Ebenfalls vor Ort sind Außenministerin Annalena Baerbock, Verteidigungsminister Boris Pistorius und die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger.

Arbeitsminister Heil setzt auf Fachkräfte aus dem asiatischen Land. “Deutschland braucht mehr wirtschaftliche Dynamik”, sagte Heil zu Beginn der Reise. Dazu gehöre auch eine Absicherung gegen Arbeits- und Fachkräftemangel. “Dafür ist Indien ein idealer Partner.” Heil wird in Delhi unter anderem eine Bäckerei besuchen. 

Wirtschaft hofft auf Freihandelsabkommen

Eines der Themen bei den hochrangigen Gesprächen wird das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien sein. Seit Jahren laufen dazu Gespräche – nicht immer tragen sie Früchte: Die Verhandlungen hängen bereits quälend lang fest. Der Besuch von Kanzler Scholz soll ihnen einen neuen Anstoß geben. Auf den Regierungskonsultationen ruhen große Hoffnungen von Seiten der deutschen Wirtschaft.

Ein Freihandelsabkommen wäre der Hebel, um Wirtschaftswachstum und Innovationskraft zu fördern“, betont der APK-Vorsitzende Busch. “Die diesjährige APK in Delhi bietet uns die einmalige Chance, offen über bestehende Hürden auf beiden Seiten zu sprechen und diesem Ziel einen großen Schritt näherzukommen. Die Tatsache, dass zeitgleich die bilateralen Regierungskonsultationen in Delhi stattfinden, bietet dafür ein ganz besonderes Momentum.”

Investitionssignale sind positiv

Indien ist die weltgrößte Demokratie und hat China als bevölkerungsreichstes Land der Erde abgelöst. Auch wirtschaftlich strebt Indien nach vorn: Im vergangenen Jahr wuchs seine Wirtschaft um 7,8 Prozent, dieses Jahr werden es voraussichtlich rund sieben Prozent sein. Unter Deutschlands wichtigsten Handelspartnern belegt Indien Platz 23. Besonders gefragt sind in Indien Maschinen aus Deutschland, darunter Pumpen und Kompressoren sowie Maschinen für die Textilindustrie. Aber auch Flugzeuge und -teile, chemische Erzeugnisse und Elektrotechnik führt Indien aus Deutschland ein. Deutschland wiederum importiert vor allem chemische und pharmazeutische Produkte aus Indien, sowie Maschinen, Bekleidung, Treibstoffe und Elektronik.

Das deutsch-indische Handelsvolumen lag 2023 bei rund 30 Milliarden Euro. Zum Vergleich: mit seinem wichtigsten Wirtschaftspartner China handelte Deutschland im selben Jahr Waren im Wert von mehr als 250 Milliarden Euro – etwa achtmal so viel wie mit Indien. Doch daraus ist eine hohe Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft entstanden, die aufgrund steigender geopolitischer Risiken reduziert werden soll. Indien gilt dabei als ein wichtiger Partner für die Diversifizierung.

Bei den ausländischen Direktinvestitionen in Indien lag Deutschland letztes Jahr auf Platz neun, die Signale, die aus den Unternehmen kommen, sind positiv. Laut einer aktuellen KPMG-Studie in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Indischen Handelskammer planen 78 Prozent der befragten Unternehmen bis 2029 neue Investitionen in Indien. 59 Prozent der Unternehmen, die in Indien bereits aktiv sind, wollen ihre Investitionen ausweiten.

  • Asien-Pazifik-Konferenz
  • Bettina Stark-Watzinger
  • Boris Pistorius
  • De-Risking
  • Dekarbonisierung
  • Demokratie
  • Handel
  • Siemens
  • Südostasien
  • Wladimir Putin
  • Xi Jinping
Translation missing.

Interview

Philipp Ackermann: “Die deutsche Wirtschaft fühlt sich in Indien wohl.”

Philipp Ackermann ist seit 2022 Botschafter in Neu-Delhi, Indien.

Die APK findet dieses Mal in Indien statt, dem Land, in dem Sie Botschafter sind. Welche Impulse erhoffen sie sich von dieser Konferenz?

Ich glaube, die Wahl des Ortes ist in diesen Zeiten eine sehr deutliche Botschaft in Richtung Indien, dass die deutsche Wirtschaft sich in Asien stärker für Indien interessiert. Das hat unterschiedliche Gründe: Einer davon ist die rasante Entwicklung, die es hier gibt. Ein anderer ist sicher auch, was in oder mit China passiert. Ich glaube, dass diese APK die Stimmung reflektiert, dass man mehr nach Indien schaut. Ich glaube zwar nicht, dass wir in kürzester Zeit mit Blick auf die Wirtschaftszahlen ein zweites China aus Indien machen werden. Aber ich sehe gleichzeitig, dass das deutsch-indische Handelsvolumen noch weiter wachsen kann.

Wie steht es aktuell um die deutsch-indischen Handelsbeziehungen?

Wir haben ein Handelsvolumen von 33 Milliarden Dollar. Das ist das mit Abstand größte Handelsvolumen eines EU-Landes mit Indien. Zudem sind die Ströme in beide Richtungen recht ausgeglichen. Unsere Handelskammer hat sechs Büros über das ganze Land verteilt, es ist die größte Auslandshandelskammer Deutschlands. Ungefähr 2.200 deutsche Unternehmen sind in Indien tätig. Darunter sind nicht nur die großen Schiffe, sondern auch sehr viel Mittelständler, die sich hier besonders für die Digitalisierung interessieren. Insgesamt kann man sagen, dass die deutsche Wirtschaft sich in Indien wohlfühlt.

Woran machen Sie das fest?

Die Handelskammer hat gerade ihre jährliche Umfrage mit KPMG gemacht. Seit Jahren geht die Stimmung nach oben. Die deutsche Wirtschaft will in Indien investieren: 80 Prozent der Unternehmen glauben, dass es richtig ist, das zu tun. Aber man muss trotzdem auch sehen, dass das deutsche Handelsvolumen mit China ungefähr 350 Milliarden Euro beträgt, also mehr als das Zehnfache. Indien ist also immer noch ein Wachstumsmarkt, da kann man noch einiges machen. 

Was sind das für Unternehmen, die sich hier ansiedeln?

Es gibt ein paar interessante Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien, zum Beispiel Siemens Energy und Enercon oder auch kleinere Unternehmen wie Verbio. Viele haben ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hier angesiedelt. Mercedes-Benz zum Beispiel beschäftigt 8.000 Ingenieure und Ingenieurinnen in Bangalore in einem Forschungszentrum, das sich mit autonomem Fahren und Fahrsicherheit für die Weltproduktion beschäftigt. Auch Siemens Healthineers baut hier ein Riesenzentrum auf. Vor allem im Digitalbereich gibt es enorm viel Investitionen. SAP beschäftigt in Indien mehr Ingenieurinnen und Ingenieure als in Deutschland. Man merkt, dass das hier für viele ein sehr interessanter Standort ist. 

Was macht denn Indien als Standort für deutsche Unternehmen so attraktiv?

In den technischen Bereichen ist das Bildungsniveau außerordentlich hoch. Die Menschen, die aus den Universitäten kommen, sind gut ausgebildet, motiviert und einsatzbereit. Die indischen technischen Hochschulen, besonders im oberen Bereich, sind international gut aufgestellt. Die Spitzenverdienerinnen und Spitzenverdiener sind weltgewandt und englischsprachig, oft haben sie im Ausland studiert, das ist ein großer Vorteil. Auch die Infrastruktur verbessert sich enorm: die digitale Infrastruktur und die physische Infrastruktur wie Flughäfen, Schienen, Straßen. 

Warum gehen dann nicht noch mehr Unternehmen nach Indien?

Gerade im Bereich der Infrastruktur gibt es immer noch einige Defizite. Auch die juristischen Verfahren zu Investitionen sind mitunter mühsam. Der Rechtsstaat funktioniert zwar in Indien, aber die Verfahren sind oft zu langsam, und das ist natürlich ein Investitionshemmnis. 

Es gibt immer wieder den Vorwurf erratischer Bürokratie – Regelsetzungen, die sehr überraschend und über Nacht erfolgen und vielleicht aus der Sicht der Industrie nicht immer wirtschaftlich rational sind. Es gibt natürlich auch mal politische Gründe, die so etwas veranlassen, China ist einer davon.

Wie nachhaltig ist die deutsch-indische Partnerschaft?

Das ist eine sehr interessante und schöne Partnerschaft, weil die so konkret ist. Sie ist auf knapp zehn Jahre mit zehn Milliarden Euro verbucht. Das zeigt in Zeiten knapper Kassen bei uns und anderswo, wie ernst wir die Partnerschaft nehmen. Wichtig ist, dass es sich zu 95 Prozent um Kredite handelt. Es geht nicht um Entwicklungshilfe im klassischen Sinne. Das sind KfW-Kredite, die wegen ihrer sehr günstigen Zinsen hier außerordentlich beliebt sind. Indische Banken nehmen horrende Zinsen und so ein KfW-Kredit ist für die Regierung eine interessante Alternative. 

Die Partnerschaft besteht aus drei großen Bereichen. Erstens: erneuerbare Energien mit Projekten, bei denen Lieferanten oder Energieunternehmen mithilfe deutscher Kredite auf mehr Renewables umschalten. Zweitens: “Smart City”. Nach Delhi wandern jeden Tag 1.000 Menschen ein. Wir unterstützen, dass die Stadt auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Erneuerbare setzt. Das dritte Standbein ist Biodiversität. Hier unterstützen wir Projekte für Wald, Landwirtschaft, Naturparks und die Artenvielfalt.

Wir werden zu den Regierungskonsultationen eine Website starten, die diese Projekte greifbar und fassbar macht. Wie gesagt: Der Charme der Partnerschaft ist, dass sie so konkret ist und auf einzelnen Projekten beruht, die ganz Indien abdecken.

China ist nicht dabei. Wie steht es um die China-Indien-Beziehungen?

Die Chinesen waren bei APKs nie wirklich dabei, außer bei denen, die in China selbst stattfanden. Die Beziehungen zwischen Indien und China sind nicht auf dem besten Stand. Es gibt nur wenige direkte Kontakte. Der Border Mechanism, eine Art Kommission zur Lösung der Grenzziehung von beiden Seiten, tagt immer mal wieder, aber insgesamt gibt es kaum bilateralen Kontakte zwischen China und Indien. Aus indischer Sicht ist China das größte außenpolitische Problem. Es ist aber eine gute Nachricht, dass jetzt erstmals seit 2020 wieder gemeinsame Patrouillen aufgenommen wurden.

Wie schätzen Sie China im indischen Markt ein, in Konkurrenz zu deutschen und europäischen Firmen? Zum Beispiel, was Autos, Elektronik, Maschinenbau und Ähnliches angeht.

Das indisch-chinesische Handelsvolumen ist ähnlich groß wie das amerikanisch-indische. Und es wächst noch weiter. Da herrscht ein ziemliches Ungleichgewicht: Ungefähr 80 Prozent des Handelsvolumens kommen aus China, 20 Prozent gehen nach China. Ich glaube, dass der indische Markt auf China nicht verzichten kann.
Ein weiteres Beispiel: 90 Prozent unserer Generika-Medikamente kommen aus Indien, aber wiederum 90 Prozent dieser Generika werden mit Komponenten aus China produziert. Ähnlich ist es bei Solarpaneelen – da fängt Indien jetzt an, seine eigene Produktion aufzubauen. Das ist ein wichtiges nationales Ziel, aber die Zellen sind eigentlich immer noch alle aus China. Da besteht also eine große Abhängigkeit. Die indische Seite sagt, dass den Chinesen hier keine Investitionen erlaubt werden, anders als in Europa. Handelsströme kann man kappen, das geht schnell, wenn es brenzlig wird. Aber die Investitionen wollen Sie ausblenden. 

Sind De-Risking von China und Überkapazitäten in Indien auch ein Thema wie in Deutschland?

Überkapazitäten sind hier kein Problem. Ein Ziel der Inder ist es – aus ihrem Selbstverständnis und ihrem Selbstbewusstsein heraus -, ihre Wirtschaft nach außen zu tragen. Gleichzeitig kommen sie aus einer stark protektionistischen Wirtschaftspolitik. Die indische Autoindustrie zum Beispiel würde gar nicht existieren, wenn die Regierung bei Einfuhren von Autos nicht so protektionistisch gewesen wäre. Da steht im Widerspruch zu dem, was die indische Wirtschaft eigentlich will. Denn dazu zählt auch der Freihandel. De-Risking ist eher ein Anreiz. Sie selbst sind aber dadurch, dass die Investitionstätigkeit nicht so groß ist, nicht so stark davon betroffen.

Schlägt sich das De-Risking in einem Zulauf deutscher Unternehmen nach Indien nieder? 

Rein anekdotisch gesprochen merke ich, dass viele Unternehmen – auch Mittelständler – sagen, sie müssen in Asien vielleicht noch ein anderes Standbein aufbauen. Viele andere Länder konkurrieren da mit Indien: Indonesien und Malaysia, Singapur, oder Vietnam etwa. Das sind alles Länder, die die deutsche Wirtschaft durchaus positiv sieht. Indien ist ein sehr föderal organisierter Staat, vergleichbar mit Deutschland. Viele indische Provinzregierungen bieten Anreize, um den Mittelstand anzusiedeln. Für die deutsche Wirtschaft läuft nicht alles zwangsläufig auf Indien hinaus. Aber wir merken schon, dass das Interesse am Land wächst.

  • Asien-Pazifik-Konferenz
  • De-Risking
  • Digitalisierung
  • Erneuerbare Energien
  • Indien
  • Siemens
  • Universitäten
  • Zinsen

Mittelstand bei der APK: “Es ist wichtig, vor Ort zu sein”

Mit an Bord des Fliegers der Luftwaffe nach Indien sind auch Vertreter des Mittelstandes.

Ute Marita Meissner (Josef Meissner GmbH, Köln): Das Unternehmen baut Anlagen für die Chemieindustrie und die Explosivstoffindustrie. Das mittelständische Unternehmen besteht seit fast 100 Jahren und hat über 600 Anlagen in Betrieb genommen.

Wie erleben Sie die Entwicklung Ihres Geschäfts in Indien?

Positiv! Wir sind schon seit rund 50 Jahren dort aktiv, zum Beispiel in Kalkutta und Vellore. Indien ist eine der ganz großen Akteure schlechthin und wird es in Zukunft noch mehr sein – das Land macht eine rasante Entwicklung durch. Insofern ist es ein großer Markt für die deutsche Industrie und den Mittelstand.

Erleben Sie auch Schwierigkeiten?

Es gibt sehr viel Bürokratie, wegen der wir auch schon Projekte abgelehnt haben. Als deutsches Unternehmen kann man außerdem nicht garantieren, was innerhalb der Lieferketten der indischen Zulieferer passiert. Das stellt ein Risiko dar, besonders in Bezug auf Haftungsfragen.

Mit welchen Erwartungen fliegen Sie zur APK?

Es ist wichtig, vor Ort zu sein, um zu sehen, was sich tut und wie sich die Rahmenbedingungen und das Umfeld darstellen. Auch im Austausch mit anderen.

Karl Bitzer (DELO Industrie Klebstoffe GmbH /Windach): Das Unternehmen zählt zu den führenden Herstellern von Hightech-Klebstoffen sowie dazugehörigen Dosier- und Aushärtungsgeräten. Produkte des Unternehmens werden vor allem in der Automobil-, Unterhaltungselektronik- und Halbleiterindustrie eingesetzt.

Wie erleben Sie die Entwicklung Ihres Geschäfts mit Indien?

Es geht Zug um Zug voran. Wir hoffen, dass noch mehr Dynamik im Hochtechnologiebereich aufkommt. Die Entwicklung unserer Produkte findet aktuell allerdings noch außerhalb des Landes statt.

Wie wichtig ist für Sie das Thema De-Risking?

Beim Thema De-Risking zählt Indien definitiv zu den Standorten, um die Unabhängigkeit von China zu erhöhen. Unsere Kunden investieren nach wie vor in China, weil das Thema local for local im Vordergrund steht. Auch wir investieren daher weiter in China, schauen uns aber gleichzeitig die anderen Märkte an. Denn natürlich wollen wir mitwachsen in den Märkten, die sich außerhalb von China ergeben

Mit welchen Erwartungen fliegen Sie zur APK?

Es geht darum, bestehende Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen. Und ich möchte mich austauschen in Bezug auf Indien: Bestätigt sich das Bild, das wir als Firma im Kopf haben? Oder gibt es neue Erkenntnisse und Herangehensweisen und wir müssen unser Bild revidieren, weil es zum Beispiel viel dynamischer zugeht, als wir denken?

  • Asien-Pazifik-Konferenz
  • De-Risking
  • Handel
  • Lieferketten
  • Mittelstand
Translation missing.

Termine

24.10., 15:00 Uhr Indische Zeit
Asien-Pazifik-Konferenz 2024 (in Neu-Delhi): Internationales Hockeyspiel Indien gegen Deutschland Mehr

24.10., 19:00 Uhr Indische Zeit
Asien-Pazifik-Konferenz 2024 (in Neu-Delhi): Willkommensrezeption: A Deutsche Bank Evening of Connecting Worlds Mehr

28.10.2024, 18:00 Uhr
Konfuzius-Institute Bonn und Heidelberg, Vortrag (in Bonn): “Botschafter der Sterne” – Der chinesische Science-Fiction Autor Baoshu im Gespräch Mehr

29.-30.10.2024
EU SME Centre, Konferenz (in Brüssel und online): 2024 Understanding China Conference Mehr

29.-30.10.2024
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Chinesische Akademie der Wissenschaften, Konferenz (in Berlin): Science for Future: On the Path to Carbon Neutrality Mehr

29.10.2024, 18:00 Uhr (01:00 Uhr Beijing Time)
Konrad-Adenauer-Stiftung, Vorträge (in Magdeburg und online): Deutschland und China: Was verbindet, was trennt uns? Mehr

29.10.2024, 18:00 Uhr (01:00 Uhr Beijing Time)
Friedrich-Naumann-Stiftung, Webinar: Chinas Einfluss auf den Ukraine-Krieg Mehr

29.10.2024, 18:15 Uhr (01:15 Uhr Beijing Time)
Zwetajewa-Zentrum an der Universität Freiburg u.a., Vortrag (in Freiburg): Russland und China. Partner, Wettbewerber oder Rivalen? Mehr

30.10.2024, 08:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing Time)
Deutsche Handelskammer in China, Online-Workshop: Financial Due Diligence: A Key Tool for Optimizing Decision-Making and Risk Management Mehr

30.10.2024, 14:00 Uhr (21:00 Uhr Beijing Time)
German Institute for Global and Area Studies, Webinar: GIGA China Series: China Watchers Mehr

01.11.2024, 14:30 Uhr Beijing Time
Deutsche Handelskammer in China, Vorträge (in Beijing): Medical Device in the AI Stage: Technological Innovation, Regulatory Compliance, and Reputation Management Mehr

News

EU: Was die designierten Kommissionsmitglieder über China denken

Die designierten Mitglieder des neuen EU-Kabinetts haben am Dienstag ihre schriftlichen Antworten zur Amtsbestätigung vorgelegt. Die Kandidatinnen und Kandidaten sollen ab dem 4. November von den Fachausschüssen im EU-Parlament angehört und bestätigt werden. Das Kabinett “Von der Leyen II” wird dann voraussichtlich bis 2029 im Amt sein. Ein Überblick der wichtigsten Aussagen über China:

Kaja Kallas (Estland), Außen- und Sicherheitspolitik:

  • Ihre Priorität hinsichtlich China wird es sein, die geopolitische und wirtschaftliche Sicherheit der EU zu gewährleisten. Dazu gehören “dringende Herausforderungen” wie Chinas Unterstützung für Russland sowie strukturelle Ungleichgewichte zwischen der EU und China, die aus nicht marktwirtschaftlichen Praktiken resultieren.
  • Um sich den Herausforderungen zu stellen, will Kallas eine “rasche Analyse der Bedrohungen” durchführen und alle vorhandenen Instrumente, einschließlich der neuen horizontalen Sanktionsregelung für hybride Bedrohungen, einsetzen.
  • Dabei bezeichnet Kallas China nur als “Systemrivalen” und nicht auch als “Kooperationspartner” und “wirtschaftlichen Wettbewerber”, wie es normalerweise vonseiten der EU heißt.
  • Neben “Bewältigung der komplexen Beziehungen zu China” möchte Kallas in Zusammenarbeit mit dem Handelskommissar die Beziehungen mit den USA und Großbritannien stärken sowie eine neue strategische EU-Indien-Agenda entwickeln.

Teresa Ribera (Spanien), Sauberer, fairer und wettbewerbsfähiger Wandel:

  • Um sicherzustellen, dass die europäischen Unternehmen wettbewerbsfähig sind und eine weltweite Führungsposition einnehmen können, möchte die Spanierin die Modernisierung des Wettbewerbsrechts durchsetzen.
  • Sie plädiert dafür, koordinierte Beihilfen auf EU-Ebene zu fördern, um das Risiko einer Fragmentierung des Binnenmarkts zu begrenzen.
  • Hinsichtlich Handelsbeziehungen möchte Ribera die Verordnung über ausländische Subventionen “rigoros durchsetzen” und weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen durch eine Annäherung der Wettbewerbsregeln wiederherstellen.
  • Im Fall von batteriebetriebenen E-Autos will sie eine Verhandlungslösung mit China finden, “die mit den WTO-Regeln vereinbar ist”. Mit Blick auf die Zukunft benötige es eine umfassendere strategische Diskussion über die EU-Automobilindustrie.

Maroš Šefčovič (Slowakei), Handel und wirtschaftliche Sicherheit, Interinstitutionelle Beziehungen und Transparenz:

  • Langfristig möchte Šefčovič die EU-Handels- und Investitionspolitik stärken, um die Ziele des neuen Mandats hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu erfüllen. Dafür möchte er Märkte öffnen und Handelsbarrieren beseitigen, vor “unlauteren Handelspraktiken anderer” schützen und dabei weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten.
  • Um den Binnenmarkt zu stärken, sollen die Bezugsquellen für wichtige Rohstoffe gesichert und diversifiziert werden.
  • Er wird sich für die Reform und Stärkung der Welthandelsorganisation einsetzen. Die “Dynamik des strategischen Wettbewerbs” mit den USA und China wird seine Handelspolitik weiterhin beeinflussen.

Andrius Kubilius (Litauen), Verteidigung und Weltraum:

  • Kurzfristig will der Litauer die Bereitschaft der EU für das “Szenario einer möglichen militärischen Aggression” dringend verbessern. Mittel- bis langfristig sieht er einen Abbau der europäischen Verteidigung durch die USA, da die sich auf die strategische Herausforderung durch China konzentrieren werden. Daher will er die Verteidigungsautonomie und -fähigkeiten der EU rasch stärken.
  • Kubilius weist darauf hin, dass die EU-Verteidigungsausgaben zwischen 1999 und 2021 deutlich langsamer gewachsen ist als die von Russland, China und der USA. Er sieht auch Investitionsbedarf beim Raumfahrtbudget.

Jozef Síkela (Tschechien), Internationale Partnerschaften, Global Gateway:

  • Er unterstützt die Erleichterung des Handels, insbesondere durch die Stärkung des Investitionsklimas durch weiche Maßnahmen (zum Beispiel Kapazitätsaufbau, Ausbildung, Recht) und durch die Mobilisierung von Unternehmen für Partnerschaften und Investitionen. Dadurch soll mehr lokale Wertschöpfung geschaffen werden.
  • Den Schlüssel zum Erfolg sieht er in der Global-Gateway-Strategie. Um sie zu stärken, möchte Síkela mehr Investitionsgelder fordern, Anreize für Unternehmen schaffen und die Europäische Investitionsbank sowie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung fördern. Zudem möchte er Global Gateway als Marke weltweit bekannt machen: “Die beste Art zu konkurrieren ist es, Ergebnisse zu liefern; Wirkung ist unser stärkstes Argument.”

Die anderen designierten Kommissionsmitglieder haben bislang keine nennenswerten Aussagen zu China getätigt. mcl

  • Brüssel
  • EU-Kommission
  • Europäische Verteidigung
  • Europapolitik
  • Global Gateway
  • Handel
  • Kaja Kallas
  • Klima & Umwelt
  • Rohstoffe
  • Ursula von der Leyen
  • USA
  • wirtschaftliche Sicherheit

Militärmanöver: Darum wertet Taiwan eine chinesische Blockade als kriegerischen Akt

Eine chinesische Blockade Taiwans wäre für Taipeh ein kriegerischer Akt und hätte weitreichende Folgen für den internationalen Handel. Das erklärte Taiwans Verteidigungsminister Wellington Koo am Mittwoch. Er nahm Bezug auf die massiven “Joint Sword-2024B”-Militärdrills der Volksbefreiungsarmee rund um die Insel vergangene Woche. Dort war auch das Szenario einer solchen Blockade geprobt worden. “Joint Sword-2024B” habe dabei zwar ein Übungsgebiet festlegt, aber keine Flug- oder Schiffsverbotzonen. Koo betonte, dass laut internationalem Recht eine Blockade das Verbot für alle Flugzeuge und Schiffe bedeutet, in das blockierte Gebiet einzufahren.

Eine Blockade hätte demnach Folgen, die über Taiwan hinausgingen, sagte Koo vor Reportern im Parlament, da ein Fünftel des weltweiten Güterverkehrs durch die Straße von Taiwan laufe. “Die internationale Gemeinschaft kann nicht einfach nur zusehen”, sagte er.

Taiwan hat seine Vorbereitungen für eine Blockade, einschließlich der Versorgung mit Lebensmitteln, zuletzt öffentlich gemacht. Koo wies aber auf die Versorgung mit Flüssigerdgas (LNG) als Schwachpunkt hin. Taiwan verfügt derzeit über LNG-Vorräte für etwa acht Tage und plant, diese bis 2027 auf 14 Tage zu vergrößern. Als Notlösung könnten stillgelegte Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen werden. rtr

  • LNG
  • Militär
  • Militärmanöver
  • Taiwan
  • USA

Brics-Gipfel: Xi fordert Reform der internationalen Finanzarchitektur

Der chinesische Präsident Xi Jinping und der indische Premierminister Modi beim BRICS-Gipfel
Der chinesische Präsident Xi Jinping (r.) und der indische Premierminister Modi beim Brics-Gipfel.

Der chinesische Präsident Xi Jinping und der indische Premierminister Narendra Modi wollen die Zusammenarbeit zwischen ihren Ländern fördern und mehr zu Konfliktlösungen beitragen. Die beiden Staatsoberhäupter trafen sich am Rande des Brics-Gipfels im russischen Kasan zu ihren ersten formellen Gesprächen seit fünf Jahren. Sie signalisierten damit, dass sich die Beziehungen zwischen den asiatischen Giganten allmählich von dem diplomatischen Bruch erholen, der durch die militärischen Zusammenstöße im Jahr 2020 entlang ihrer umstrittenen Himalaya-Grenze verursacht wurde.

Xi forderte zudem die BRICS-Länder auf, die finanzielle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen, da die Notwendigkeit einer Reform der internationalen Finanzarchitektur immer dringlicher werde. Unterstützt wurde der Aufruf von Russlands Staatschef Wladimir Putin, der insbesondere im Finanzsektor für eine engere Kooperation der Partnerländer wirbt. Zuvor hatte der Kremlchef mehrfach die Dominanz des US-Dollars kritisiert und angekündigt, innerhalb der Brics ein unabhängiges Zahlungs- und Verrechnungssystem als Alternative zu Swift fördern zu wollen.

Xi Jinping plädierte derweil für eine Deeskalation der Ukraine-Krise. Eine Ausweitung des Konfliktgebiets müsse vermieden werden. Xi forderte auch einen Waffenstillstand im Libanon und im Gazastreifen und bekräftigte damit eine gemeinsame Erklärung der in Russland anwesenden Staats- und Regierungschefs vom Mittwoch. Demnach seien die Brics-Staaten zutiefst besorgt über den negativen Einfluss “unrechtmäßiger Sanktionen” auf die Weltwirtschaft und beunruhigt über die anhaltenden Konflikte im Nahen Osten und in Nordafrika. Eine einheitliche Position des Globalen Südens zu Russlands Krieg in der Ukraine lasse sich daraus aber nicht ableiten, kommentierte das ukrainische Außenministerium. fpe/mcl/rtr

  • Brics
  • Finanzen
  • Geopolitik
  • Globaler Süden
  • Indien
  • Russland
  • Wladimir Putin
  • Xi Jinping

Presseschau

China insists on “no escalation of fighting” in Ukraine, Xi tells BRICS CHANNEL NEWS ASIA
Modi trifft Xi Jinping: Angespanntes Verhältnis wegen Grenzstreits – China und Indien nähern sich wieder an SPIEGEL
Germany bets on India to reduce reliance on China REUTERS
Incoming EU foreign policy chief Kallas warns against Russia and China REUTERS
Wirtschaftskonferenz in Indien: Auf der Suche nach der Alternative zu China SÜDDEUTSCHE
Zensurumgehung: China will Wortspiele noch mehr wegzensieren NETZPOLITIK
Kapazitätsausbau in Europa – China: Autobauer lassen sich von EU-Zöllen nicht ausbremsen FINANZMARKTWELT
Chinas Imagepolitur im deutschen Regional-TV ZDF
Taiwan Weighs Financial Inspection Rule Easing to Lure Investors BLOOMBERG
China’s Canton Fair, barometer of foreign trade, shows US, EU buyers may lose interest SCMP
China testet schwimmende Solaranlagen im Meer FUTUREZONE

Heads

Alexander Hirschle: Eine Karriere im Zeichen globaler Wirtschaftsentwicklung

Alexander Hirschle leitet den ASEAN Hub der GTAI in Singapur.

Alexander Hirschles Arbeitsleben begann in einem Wirtschaftsraum, der bis heute für Debatten in der europäischen Politik sorgt: dem Mercosur. Nachdem er seine Diplomarbeit für das Volkswirtschaftsstudium an der Uni Heidelberg über die Wirtschaftsvereinigung – mit der die EU bereits damals ein Freihandelsabkommen anvisierte – geschrieben hatte, stieg er 1998 bei der Bundesagentur für Außenwirtschaft Germany Trade and Invest (GTAI) ein, die damals noch Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) hieß. 

Bfai, und heute GTAI, unterstützt als Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes deutsche Unternehmen bei ihrem Weg ins Ausland, wirbt für den Standort Deutschland und begleitet ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung. Die Bundesrepublik Deutschland ist Alleingesellschafterin der GTAI und wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vertreten. Als Redakteur kümmerte sich Alexander Hirschle zunächst von Deutschland aus um die Regionen Lateinamerika, den Nahen Osten und Afrika. Seine erste Auslandsstation führte ihn dann 2002 nach Brasilien, wo er knapp sechs Jahre den Standort der bfai leitete. 

“Singapur ist der Einstiegspunkt für Südostasien”

Dann lockte ihn jedoch eine andere Region: “Anfang der 2000er las man überall diese Nachrichten über das wirtschaftliche Vorankommen Asiens und über das asiatische Jahrhundert. Das hat mich fasziniert”, sagt Hirschle. Als er 2008 die Möglichkeit bekommt, den GTAI-Standort in Bangkok zu leiten, zieht er mit seiner Familie in die thailändische Hauptstadt. Von dort aus betreut er neben Thailand auch Laos, Kambodscha und Myanmar. “Das war mein Asien-Einstieg.” 

Daraus sind mittlerweile 16 Jahre geworden: Nach Bangkok wurde Hirschle 2011 Direktor für den Asienpazifik-Raum in der GTAI-Zentrale in Bonn, in Folge zog es ihn nach Seoul und Taipeh, von wo aus er über die wirtschaftlichen Entwicklungen in Taiwan und den Philippinen berichtete. Seit Juli dieses Jahres betreut er den neu eingerichteten GTAI-Hub in Singapur. Die Wirtschaftsfördergesellschaft hat in der Region Südostasien sechs Standorte, in Bangkok, Hanoi, Jakarta, Kuala Lumpur, Manila und Singapur.

“Singapur ist für deutsche Unternehmen der klassische Einstiegspunkt für Südostasien”, erklärt Hirschle. Mit dem neuen Hub versuche die GTAI die Asean-Region aus der Vogelperspektive zu analysieren. “Wenn sich ein Unternehmen jetzt de-risken oder diversifizieren möchte und in Richtung Asean kommt, muss es nicht unbedingt sofort in die einzelnen Länder hineingehen, sondern wir können dem Unternehmen gemäß seiner spezifischen Situation auch konkrete Informationen mit an die Hand geben.”

Wichtige Branchen und Trends sollen von Singapur aus vergleichend über alle südostasiatischen Länder hinweg betrachtet werden. “Denn die zehn Asean-Mitgliedsländer durchlaufen sämtliche Entwicklungsstadien, von Entwicklungsländern bis hin zu Schwellenländern. Außerdem gibt es rohstoffreiche Staaten wie Indonesien oder auch absolute Hightech-Ökonomien wie Singapur.”

China drängt massiv in den Markt

Der “Elefant” im asiatischen Raum fehlt allerdings noch auf Hirschles Liste der Einsatzorte: “China hat sich für mich bisher nicht ergeben, aber es würde mich beruflich auch sehr interessieren.” In seinen bisherigen Jobs hat die Volksrepublik aber stets auch eine Rolle gespielt. “China hat einen wahnsinnigen regionalen Einfluss, auf Korea, auf Südostasien, und natürlich auch in Taiwan. Da beschäftigt man sich automatisch sehr intensiv mit China und den Entwicklungen dort.”

Hirschle lebte vor seinem Umzug nach Singapur fünf Jahre lang in Taipeh. “Die Gefahrenwahrnehmung vor Ort ist im Alltag relativ gering”, sagt Hirschle. Mit Thinktanks und Institutionen sprach er regelmäßig über die “Gemengelage” in der Taiwanstraße. “Da war ich in Südkorea in Teilen deutlich nervöser. Dort ist die ‘gefühlte Gefahr’ durch die Nähe viel immanenter.” In Singapur befindet sich Hirschle nach eigener Aussage noch in der Eingewöhnungsphase. “Ich muss sagen, Singapur ist von allen Ländern, die ich so gesehen habe, mit Abstand das Wettbewerbsorientierteste, alles ist noch intensiver und schneller.” 

Doch nicht nur europäische Unternehmen suchen ihren Platz im Asean-Raum: “Der Marktanteil von China steigt ja ganz massiv in dem Markt. Peking sieht das als eine große Chance”. Die Wachstumsraten seien groß, die Bevölkerung jung und im Wachstum befindlich. “Das heißt, es entstehen Mittelschichten, die als Abnehmer für chinesische Güter interessant sind.” In Thailand werden künftig etwa chinesische E-Fahrzeuge produziert. Bei den Investitionen haben Hirschle zufolge die USA allerdings noch die Nase vorn. Ein Drittel des FDI im vergangenen Jahr sei aus den Vereinigten Staaten gekommen. Aus China seien es nur acht Prozent gewesen. 

In seiner neuen Heimat Singapur haben es Hirschle vor allem die berühmten Streetfood-Imbisse (“Hawker-Stalls”) angetan. In der sonst etwas artifiziell anmutenden Stadt schätzt er die authentische Atmosphäre der kleinen Garküchen. Für alle seine Stationen hat Hirschle versucht, die Sprache so weit wie möglich zu erlernen und sich in die Geschichte des Landes eingelesen. Er hält es für essenziell, dass in Europa mehr über die Geschichte asiatischer Länder gelesen und gelehrt wird. “Das wäre mein Wunsch, dass man sich viel mehr mit unterschiedlichen Perspektiven in Asien beschäftigt.”  Die Weltregion gewinne immer mehr an Bedeutung – und nur so könne man sich besser verstehen und auch Missverständnisse vermeiden. Amelie Richter

  • ASEAN
  • Asien-Pazifik-Konferenz
  • GTAI

Personalien

Zhengchao Bi hat beim Hamburger Luxuswarenhersteller Montblanc in China den Posten des Director & Head of Business Development übernommen. Der in Großbritannien ausgebildete Retail-Spezialist war zuvor unter anderem für das China-Geschäft von Michael Kors und Tapestry tätig. Sein Einsatzort für Montblanc ist Shanghai.

Cheng Wang ist seit September Head of Commercial Excellence für Bayer China. Cheng war 2017 bereits ein Jahr für den deutschen Pharmakonzern in China tätig, wechselte dann aber zu Novartis, wo er zuletzt als Head of Analytics and Customer Experience tätig war. Sein Einsatzort für Bayer ist Shanghai.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Wer während seines Delhi-Trips Hanuman, auch bekannt als der Affengott, einen Besuch im Tempel abstatten möchte, muss erstmal in diesen Schlund eintreten. Der Hanuman Mandir in der Nähe von Connaught Place ist nicht nur ein heiliger Tempel zum Beten, sondern auch ein Eldorado für echte Affen, die dort auf den nächsten Snack der Besucher warten. 

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist in Indien, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit einem der am schnellsten wachsenden Märkte der Welt zu vertiefen. In einer Zeit, in der der Abbau von Abhängigkeiten von China Priorität hat, bietet Indien vielversprechende Chancen. “Indien ist eine schnell wachsende Wirtschaft, ein Land voller Potenziale”, erklärte Habeck vor seiner Abreise.

    Dennoch wird aus Indien so schnell kein zweites China werden – darüber sind sich alle im Klaren. Trotzdem: Mit der Asien-Pazifik-Konferenz (APK) und den Regierungskonsultationen in Neu-Delhi eröffnet sich für die deutsche Wirtschaft die Möglichkeit, eine strategische Alternative zu China aufzubauen. Unsere China.Table-Redakteurinnen Julia Fiedler und Amelie Richter begleiten die Asien-Pazifik-Konferenz vor Ort und bieten Ihnen exklusive Einblicke in die Entwicklungen.

    Schon heute lesen Sie bei uns ein Interview mit Philipp Ackermann, dem deutschen Botschafter in Indien. Ungefähr 2.200 deutsche Unternehmen sind in Indien tätig. Darunter nicht nur “die großen Schiffe” wie Ackermann sagt, sondern auch sehr viel Mittelständler, die sich hier besonders für die Digitalisierung interessieren.

    Man fühle sich wohl, doch die Region ist nicht ohne Herausforderungen: “Interne Spannungen und Infrastrukturdefizite erschweren manchmal die Zusammenarbeit”, sagt der Botschafter. Und auch Indiens geopolitische Ambitionen könnten noch für Komplikationen sorgen. Einen Eindruck gibt gerade der Brics-Gipfel im russischen Kasan, wo sich Premierminister Modi zumindest für die Kameras an der Seite von Xi Jinping und Wladimir Putin präsentiert.

    Ihr
    Fabian Peltsch
    Bild von Fabian  Peltsch

    Analyse

    Asien-Pazifik-Konferenz: Scholz und Habeck auf De-Risking-Mission

    Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
    Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist auf dem Weg in die indische Hauptstadt Neu-Delhi, um neue Möglichkeiten für die deutsche Wirtschaft auszuloten. Nicht zuletzt geht es dabei auch um ein De-Risking – neue Optionen, um deutsche Abhängigkeiten von China zu verringern. Die Mission ist komplex und vielfältig: “Indien ist eine schnell wachsende Wirtschaft, ein Land voller Potenziale”, sagte Habeck kurz vor Abflug in Berlin. 

    Nach der Landung in der indischen Metropole am frühen Donnerstagmorgen erwarten ihn die Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft (APK) und die Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz und vier weiteren Ministern. Indien gilt als mögliche neue Alternative zum Investitionsstandort China. Doch Habeck kennt die Klippen auf dem Weg zu einer tieferen wirtschaftlichen Integration: Interne Spannungen und Konflikte auf dem asiatischen Kontinent und Menschenrechtsprobleme machten die Region auch zu einer Herausforderung, sagte der Minister.

    Während die deutsche Delegation auf dem Weg nach Indien ist, weilt Indiens Premierminister noch beim Brics-Gipfel im russischen Kasan. Narendra Modi lächelt dort neben Chinas Staatschef Xi Jinping und Russlands Präsidenten Wladimir Putin in die Kameras. “Selbstverständlich gibt es aus deutscher Sicht auch sehr viele Konflikte und Probleme zu bereden: Sanktionen, Sanktionseinhaltung, Sanktionsumgehung”, so Habeck. Der Minister warnte vor Abflug vor einem Welthandel, der sich “immer stärker in zwei Lager aufspreizt”.

    Hochrangiger Austausch bei der APK

    Die APK findet alle zwei Jahre statt und wird im Wechsel von Ländern der Asien-Pazifik-Region ausgerichtet. Veranstalter sind der Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA), das Bundeswirtschaftsministerium und die Außenhandelskammern. Indien ist Gastgeber der 18. APK und begrüßt Vertreter aus Politik und Wirtschaft.

    “Asien nimmt eine Schlüsselrolle ein: Keine Weltregion wächst in den kommenden fünf Jahren schneller. Bis 2050 wird der asiatisch-pazifische Raum rund die Hälfte zum globalen BIP beitragen“, sagt Roland Busch, CEO der Siemens AG und gemeinsam mit Habeck APK-Vorsitzender. “In einer vernetzten Welt müssen wir starke Partnerschaften vor allem im asiatisch-pazifischen Raum aufbauen, um gemeinsam die Herausforderungen von Digitalisierung, Dekarbonisierung und dem demografischen Wandel zu meistern.”

    Neben Vizekanzler Habeck hat eine Delegation von Wirtschaftsvertretern die Regierungsmaschine in Richtung Indien bestiegen. Auch ein weiteres Mitglied des Kabinetts ist mit an Bord: Arbeitsminister Hubertus Heil. In Neu-Delhi wird die Gruppe dann noch größer: Bundeskanzler Olaf Scholz reist zu den Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen an, die parallel zur APK stattfinden. Ebenfalls vor Ort sind Außenministerin Annalena Baerbock, Verteidigungsminister Boris Pistorius und die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger.

    Arbeitsminister Heil setzt auf Fachkräfte aus dem asiatischen Land. “Deutschland braucht mehr wirtschaftliche Dynamik”, sagte Heil zu Beginn der Reise. Dazu gehöre auch eine Absicherung gegen Arbeits- und Fachkräftemangel. “Dafür ist Indien ein idealer Partner.” Heil wird in Delhi unter anderem eine Bäckerei besuchen. 

    Wirtschaft hofft auf Freihandelsabkommen

    Eines der Themen bei den hochrangigen Gesprächen wird das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien sein. Seit Jahren laufen dazu Gespräche – nicht immer tragen sie Früchte: Die Verhandlungen hängen bereits quälend lang fest. Der Besuch von Kanzler Scholz soll ihnen einen neuen Anstoß geben. Auf den Regierungskonsultationen ruhen große Hoffnungen von Seiten der deutschen Wirtschaft.

    Ein Freihandelsabkommen wäre der Hebel, um Wirtschaftswachstum und Innovationskraft zu fördern“, betont der APK-Vorsitzende Busch. “Die diesjährige APK in Delhi bietet uns die einmalige Chance, offen über bestehende Hürden auf beiden Seiten zu sprechen und diesem Ziel einen großen Schritt näherzukommen. Die Tatsache, dass zeitgleich die bilateralen Regierungskonsultationen in Delhi stattfinden, bietet dafür ein ganz besonderes Momentum.”

    Investitionssignale sind positiv

    Indien ist die weltgrößte Demokratie und hat China als bevölkerungsreichstes Land der Erde abgelöst. Auch wirtschaftlich strebt Indien nach vorn: Im vergangenen Jahr wuchs seine Wirtschaft um 7,8 Prozent, dieses Jahr werden es voraussichtlich rund sieben Prozent sein. Unter Deutschlands wichtigsten Handelspartnern belegt Indien Platz 23. Besonders gefragt sind in Indien Maschinen aus Deutschland, darunter Pumpen und Kompressoren sowie Maschinen für die Textilindustrie. Aber auch Flugzeuge und -teile, chemische Erzeugnisse und Elektrotechnik führt Indien aus Deutschland ein. Deutschland wiederum importiert vor allem chemische und pharmazeutische Produkte aus Indien, sowie Maschinen, Bekleidung, Treibstoffe und Elektronik.

    Das deutsch-indische Handelsvolumen lag 2023 bei rund 30 Milliarden Euro. Zum Vergleich: mit seinem wichtigsten Wirtschaftspartner China handelte Deutschland im selben Jahr Waren im Wert von mehr als 250 Milliarden Euro – etwa achtmal so viel wie mit Indien. Doch daraus ist eine hohe Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft entstanden, die aufgrund steigender geopolitischer Risiken reduziert werden soll. Indien gilt dabei als ein wichtiger Partner für die Diversifizierung.

    Bei den ausländischen Direktinvestitionen in Indien lag Deutschland letztes Jahr auf Platz neun, die Signale, die aus den Unternehmen kommen, sind positiv. Laut einer aktuellen KPMG-Studie in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Indischen Handelskammer planen 78 Prozent der befragten Unternehmen bis 2029 neue Investitionen in Indien. 59 Prozent der Unternehmen, die in Indien bereits aktiv sind, wollen ihre Investitionen ausweiten.

    • Asien-Pazifik-Konferenz
    • Bettina Stark-Watzinger
    • Boris Pistorius
    • De-Risking
    • Dekarbonisierung
    • Demokratie
    • Handel
    • Siemens
    • Südostasien
    • Wladimir Putin
    • Xi Jinping
    Translation missing.

    Interview

    Philipp Ackermann: “Die deutsche Wirtschaft fühlt sich in Indien wohl.”

    Philipp Ackermann ist seit 2022 Botschafter in Neu-Delhi, Indien.

    Die APK findet dieses Mal in Indien statt, dem Land, in dem Sie Botschafter sind. Welche Impulse erhoffen sie sich von dieser Konferenz?

    Ich glaube, die Wahl des Ortes ist in diesen Zeiten eine sehr deutliche Botschaft in Richtung Indien, dass die deutsche Wirtschaft sich in Asien stärker für Indien interessiert. Das hat unterschiedliche Gründe: Einer davon ist die rasante Entwicklung, die es hier gibt. Ein anderer ist sicher auch, was in oder mit China passiert. Ich glaube, dass diese APK die Stimmung reflektiert, dass man mehr nach Indien schaut. Ich glaube zwar nicht, dass wir in kürzester Zeit mit Blick auf die Wirtschaftszahlen ein zweites China aus Indien machen werden. Aber ich sehe gleichzeitig, dass das deutsch-indische Handelsvolumen noch weiter wachsen kann.

    Wie steht es aktuell um die deutsch-indischen Handelsbeziehungen?

    Wir haben ein Handelsvolumen von 33 Milliarden Dollar. Das ist das mit Abstand größte Handelsvolumen eines EU-Landes mit Indien. Zudem sind die Ströme in beide Richtungen recht ausgeglichen. Unsere Handelskammer hat sechs Büros über das ganze Land verteilt, es ist die größte Auslandshandelskammer Deutschlands. Ungefähr 2.200 deutsche Unternehmen sind in Indien tätig. Darunter sind nicht nur die großen Schiffe, sondern auch sehr viel Mittelständler, die sich hier besonders für die Digitalisierung interessieren. Insgesamt kann man sagen, dass die deutsche Wirtschaft sich in Indien wohlfühlt.

    Woran machen Sie das fest?

    Die Handelskammer hat gerade ihre jährliche Umfrage mit KPMG gemacht. Seit Jahren geht die Stimmung nach oben. Die deutsche Wirtschaft will in Indien investieren: 80 Prozent der Unternehmen glauben, dass es richtig ist, das zu tun. Aber man muss trotzdem auch sehen, dass das deutsche Handelsvolumen mit China ungefähr 350 Milliarden Euro beträgt, also mehr als das Zehnfache. Indien ist also immer noch ein Wachstumsmarkt, da kann man noch einiges machen. 

    Was sind das für Unternehmen, die sich hier ansiedeln?

    Es gibt ein paar interessante Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien, zum Beispiel Siemens Energy und Enercon oder auch kleinere Unternehmen wie Verbio. Viele haben ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hier angesiedelt. Mercedes-Benz zum Beispiel beschäftigt 8.000 Ingenieure und Ingenieurinnen in Bangalore in einem Forschungszentrum, das sich mit autonomem Fahren und Fahrsicherheit für die Weltproduktion beschäftigt. Auch Siemens Healthineers baut hier ein Riesenzentrum auf. Vor allem im Digitalbereich gibt es enorm viel Investitionen. SAP beschäftigt in Indien mehr Ingenieurinnen und Ingenieure als in Deutschland. Man merkt, dass das hier für viele ein sehr interessanter Standort ist. 

    Was macht denn Indien als Standort für deutsche Unternehmen so attraktiv?

    In den technischen Bereichen ist das Bildungsniveau außerordentlich hoch. Die Menschen, die aus den Universitäten kommen, sind gut ausgebildet, motiviert und einsatzbereit. Die indischen technischen Hochschulen, besonders im oberen Bereich, sind international gut aufgestellt. Die Spitzenverdienerinnen und Spitzenverdiener sind weltgewandt und englischsprachig, oft haben sie im Ausland studiert, das ist ein großer Vorteil. Auch die Infrastruktur verbessert sich enorm: die digitale Infrastruktur und die physische Infrastruktur wie Flughäfen, Schienen, Straßen. 

    Warum gehen dann nicht noch mehr Unternehmen nach Indien?

    Gerade im Bereich der Infrastruktur gibt es immer noch einige Defizite. Auch die juristischen Verfahren zu Investitionen sind mitunter mühsam. Der Rechtsstaat funktioniert zwar in Indien, aber die Verfahren sind oft zu langsam, und das ist natürlich ein Investitionshemmnis. 

    Es gibt immer wieder den Vorwurf erratischer Bürokratie – Regelsetzungen, die sehr überraschend und über Nacht erfolgen und vielleicht aus der Sicht der Industrie nicht immer wirtschaftlich rational sind. Es gibt natürlich auch mal politische Gründe, die so etwas veranlassen, China ist einer davon.

    Wie nachhaltig ist die deutsch-indische Partnerschaft?

    Das ist eine sehr interessante und schöne Partnerschaft, weil die so konkret ist. Sie ist auf knapp zehn Jahre mit zehn Milliarden Euro verbucht. Das zeigt in Zeiten knapper Kassen bei uns und anderswo, wie ernst wir die Partnerschaft nehmen. Wichtig ist, dass es sich zu 95 Prozent um Kredite handelt. Es geht nicht um Entwicklungshilfe im klassischen Sinne. Das sind KfW-Kredite, die wegen ihrer sehr günstigen Zinsen hier außerordentlich beliebt sind. Indische Banken nehmen horrende Zinsen und so ein KfW-Kredit ist für die Regierung eine interessante Alternative. 

    Die Partnerschaft besteht aus drei großen Bereichen. Erstens: erneuerbare Energien mit Projekten, bei denen Lieferanten oder Energieunternehmen mithilfe deutscher Kredite auf mehr Renewables umschalten. Zweitens: “Smart City”. Nach Delhi wandern jeden Tag 1.000 Menschen ein. Wir unterstützen, dass die Stadt auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Erneuerbare setzt. Das dritte Standbein ist Biodiversität. Hier unterstützen wir Projekte für Wald, Landwirtschaft, Naturparks und die Artenvielfalt.

    Wir werden zu den Regierungskonsultationen eine Website starten, die diese Projekte greifbar und fassbar macht. Wie gesagt: Der Charme der Partnerschaft ist, dass sie so konkret ist und auf einzelnen Projekten beruht, die ganz Indien abdecken.

    China ist nicht dabei. Wie steht es um die China-Indien-Beziehungen?

    Die Chinesen waren bei APKs nie wirklich dabei, außer bei denen, die in China selbst stattfanden. Die Beziehungen zwischen Indien und China sind nicht auf dem besten Stand. Es gibt nur wenige direkte Kontakte. Der Border Mechanism, eine Art Kommission zur Lösung der Grenzziehung von beiden Seiten, tagt immer mal wieder, aber insgesamt gibt es kaum bilateralen Kontakte zwischen China und Indien. Aus indischer Sicht ist China das größte außenpolitische Problem. Es ist aber eine gute Nachricht, dass jetzt erstmals seit 2020 wieder gemeinsame Patrouillen aufgenommen wurden.

    Wie schätzen Sie China im indischen Markt ein, in Konkurrenz zu deutschen und europäischen Firmen? Zum Beispiel, was Autos, Elektronik, Maschinenbau und Ähnliches angeht.

    Das indisch-chinesische Handelsvolumen ist ähnlich groß wie das amerikanisch-indische. Und es wächst noch weiter. Da herrscht ein ziemliches Ungleichgewicht: Ungefähr 80 Prozent des Handelsvolumens kommen aus China, 20 Prozent gehen nach China. Ich glaube, dass der indische Markt auf China nicht verzichten kann.
    Ein weiteres Beispiel: 90 Prozent unserer Generika-Medikamente kommen aus Indien, aber wiederum 90 Prozent dieser Generika werden mit Komponenten aus China produziert. Ähnlich ist es bei Solarpaneelen – da fängt Indien jetzt an, seine eigene Produktion aufzubauen. Das ist ein wichtiges nationales Ziel, aber die Zellen sind eigentlich immer noch alle aus China. Da besteht also eine große Abhängigkeit. Die indische Seite sagt, dass den Chinesen hier keine Investitionen erlaubt werden, anders als in Europa. Handelsströme kann man kappen, das geht schnell, wenn es brenzlig wird. Aber die Investitionen wollen Sie ausblenden. 

    Sind De-Risking von China und Überkapazitäten in Indien auch ein Thema wie in Deutschland?

    Überkapazitäten sind hier kein Problem. Ein Ziel der Inder ist es – aus ihrem Selbstverständnis und ihrem Selbstbewusstsein heraus -, ihre Wirtschaft nach außen zu tragen. Gleichzeitig kommen sie aus einer stark protektionistischen Wirtschaftspolitik. Die indische Autoindustrie zum Beispiel würde gar nicht existieren, wenn die Regierung bei Einfuhren von Autos nicht so protektionistisch gewesen wäre. Da steht im Widerspruch zu dem, was die indische Wirtschaft eigentlich will. Denn dazu zählt auch der Freihandel. De-Risking ist eher ein Anreiz. Sie selbst sind aber dadurch, dass die Investitionstätigkeit nicht so groß ist, nicht so stark davon betroffen.

    Schlägt sich das De-Risking in einem Zulauf deutscher Unternehmen nach Indien nieder? 

    Rein anekdotisch gesprochen merke ich, dass viele Unternehmen – auch Mittelständler – sagen, sie müssen in Asien vielleicht noch ein anderes Standbein aufbauen. Viele andere Länder konkurrieren da mit Indien: Indonesien und Malaysia, Singapur, oder Vietnam etwa. Das sind alles Länder, die die deutsche Wirtschaft durchaus positiv sieht. Indien ist ein sehr föderal organisierter Staat, vergleichbar mit Deutschland. Viele indische Provinzregierungen bieten Anreize, um den Mittelstand anzusiedeln. Für die deutsche Wirtschaft läuft nicht alles zwangsläufig auf Indien hinaus. Aber wir merken schon, dass das Interesse am Land wächst.

    • Asien-Pazifik-Konferenz
    • De-Risking
    • Digitalisierung
    • Erneuerbare Energien
    • Indien
    • Siemens
    • Universitäten
    • Zinsen

    Mittelstand bei der APK: “Es ist wichtig, vor Ort zu sein”

    Mit an Bord des Fliegers der Luftwaffe nach Indien sind auch Vertreter des Mittelstandes.

    Ute Marita Meissner (Josef Meissner GmbH, Köln): Das Unternehmen baut Anlagen für die Chemieindustrie und die Explosivstoffindustrie. Das mittelständische Unternehmen besteht seit fast 100 Jahren und hat über 600 Anlagen in Betrieb genommen.

    Wie erleben Sie die Entwicklung Ihres Geschäfts in Indien?

    Positiv! Wir sind schon seit rund 50 Jahren dort aktiv, zum Beispiel in Kalkutta und Vellore. Indien ist eine der ganz großen Akteure schlechthin und wird es in Zukunft noch mehr sein – das Land macht eine rasante Entwicklung durch. Insofern ist es ein großer Markt für die deutsche Industrie und den Mittelstand.

    Erleben Sie auch Schwierigkeiten?

    Es gibt sehr viel Bürokratie, wegen der wir auch schon Projekte abgelehnt haben. Als deutsches Unternehmen kann man außerdem nicht garantieren, was innerhalb der Lieferketten der indischen Zulieferer passiert. Das stellt ein Risiko dar, besonders in Bezug auf Haftungsfragen.

    Mit welchen Erwartungen fliegen Sie zur APK?

    Es ist wichtig, vor Ort zu sein, um zu sehen, was sich tut und wie sich die Rahmenbedingungen und das Umfeld darstellen. Auch im Austausch mit anderen.

    Karl Bitzer (DELO Industrie Klebstoffe GmbH /Windach): Das Unternehmen zählt zu den führenden Herstellern von Hightech-Klebstoffen sowie dazugehörigen Dosier- und Aushärtungsgeräten. Produkte des Unternehmens werden vor allem in der Automobil-, Unterhaltungselektronik- und Halbleiterindustrie eingesetzt.

    Wie erleben Sie die Entwicklung Ihres Geschäfts mit Indien?

    Es geht Zug um Zug voran. Wir hoffen, dass noch mehr Dynamik im Hochtechnologiebereich aufkommt. Die Entwicklung unserer Produkte findet aktuell allerdings noch außerhalb des Landes statt.

    Wie wichtig ist für Sie das Thema De-Risking?

    Beim Thema De-Risking zählt Indien definitiv zu den Standorten, um die Unabhängigkeit von China zu erhöhen. Unsere Kunden investieren nach wie vor in China, weil das Thema local for local im Vordergrund steht. Auch wir investieren daher weiter in China, schauen uns aber gleichzeitig die anderen Märkte an. Denn natürlich wollen wir mitwachsen in den Märkten, die sich außerhalb von China ergeben

    Mit welchen Erwartungen fliegen Sie zur APK?

    Es geht darum, bestehende Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen. Und ich möchte mich austauschen in Bezug auf Indien: Bestätigt sich das Bild, das wir als Firma im Kopf haben? Oder gibt es neue Erkenntnisse und Herangehensweisen und wir müssen unser Bild revidieren, weil es zum Beispiel viel dynamischer zugeht, als wir denken?

    • Asien-Pazifik-Konferenz
    • De-Risking
    • Handel
    • Lieferketten
    • Mittelstand
    Translation missing.

    Termine

    24.10., 15:00 Uhr Indische Zeit
    Asien-Pazifik-Konferenz 2024 (in Neu-Delhi): Internationales Hockeyspiel Indien gegen Deutschland Mehr

    24.10., 19:00 Uhr Indische Zeit
    Asien-Pazifik-Konferenz 2024 (in Neu-Delhi): Willkommensrezeption: A Deutsche Bank Evening of Connecting Worlds Mehr

    28.10.2024, 18:00 Uhr
    Konfuzius-Institute Bonn und Heidelberg, Vortrag (in Bonn): “Botschafter der Sterne” – Der chinesische Science-Fiction Autor Baoshu im Gespräch Mehr

    29.-30.10.2024
    EU SME Centre, Konferenz (in Brüssel und online): 2024 Understanding China Conference Mehr

    29.-30.10.2024
    Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Chinesische Akademie der Wissenschaften, Konferenz (in Berlin): Science for Future: On the Path to Carbon Neutrality Mehr

    29.10.2024, 18:00 Uhr (01:00 Uhr Beijing Time)
    Konrad-Adenauer-Stiftung, Vorträge (in Magdeburg und online): Deutschland und China: Was verbindet, was trennt uns? Mehr

    29.10.2024, 18:00 Uhr (01:00 Uhr Beijing Time)
    Friedrich-Naumann-Stiftung, Webinar: Chinas Einfluss auf den Ukraine-Krieg Mehr

    29.10.2024, 18:15 Uhr (01:15 Uhr Beijing Time)
    Zwetajewa-Zentrum an der Universität Freiburg u.a., Vortrag (in Freiburg): Russland und China. Partner, Wettbewerber oder Rivalen? Mehr

    30.10.2024, 08:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing Time)
    Deutsche Handelskammer in China, Online-Workshop: Financial Due Diligence: A Key Tool for Optimizing Decision-Making and Risk Management Mehr

    30.10.2024, 14:00 Uhr (21:00 Uhr Beijing Time)
    German Institute for Global and Area Studies, Webinar: GIGA China Series: China Watchers Mehr

    01.11.2024, 14:30 Uhr Beijing Time
    Deutsche Handelskammer in China, Vorträge (in Beijing): Medical Device in the AI Stage: Technological Innovation, Regulatory Compliance, and Reputation Management Mehr

    News

    EU: Was die designierten Kommissionsmitglieder über China denken

    Die designierten Mitglieder des neuen EU-Kabinetts haben am Dienstag ihre schriftlichen Antworten zur Amtsbestätigung vorgelegt. Die Kandidatinnen und Kandidaten sollen ab dem 4. November von den Fachausschüssen im EU-Parlament angehört und bestätigt werden. Das Kabinett “Von der Leyen II” wird dann voraussichtlich bis 2029 im Amt sein. Ein Überblick der wichtigsten Aussagen über China:

    Kaja Kallas (Estland), Außen- und Sicherheitspolitik:

    • Ihre Priorität hinsichtlich China wird es sein, die geopolitische und wirtschaftliche Sicherheit der EU zu gewährleisten. Dazu gehören “dringende Herausforderungen” wie Chinas Unterstützung für Russland sowie strukturelle Ungleichgewichte zwischen der EU und China, die aus nicht marktwirtschaftlichen Praktiken resultieren.
    • Um sich den Herausforderungen zu stellen, will Kallas eine “rasche Analyse der Bedrohungen” durchführen und alle vorhandenen Instrumente, einschließlich der neuen horizontalen Sanktionsregelung für hybride Bedrohungen, einsetzen.
    • Dabei bezeichnet Kallas China nur als “Systemrivalen” und nicht auch als “Kooperationspartner” und “wirtschaftlichen Wettbewerber”, wie es normalerweise vonseiten der EU heißt.
    • Neben “Bewältigung der komplexen Beziehungen zu China” möchte Kallas in Zusammenarbeit mit dem Handelskommissar die Beziehungen mit den USA und Großbritannien stärken sowie eine neue strategische EU-Indien-Agenda entwickeln.

    Teresa Ribera (Spanien), Sauberer, fairer und wettbewerbsfähiger Wandel:

    • Um sicherzustellen, dass die europäischen Unternehmen wettbewerbsfähig sind und eine weltweite Führungsposition einnehmen können, möchte die Spanierin die Modernisierung des Wettbewerbsrechts durchsetzen.
    • Sie plädiert dafür, koordinierte Beihilfen auf EU-Ebene zu fördern, um das Risiko einer Fragmentierung des Binnenmarkts zu begrenzen.
    • Hinsichtlich Handelsbeziehungen möchte Ribera die Verordnung über ausländische Subventionen “rigoros durchsetzen” und weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen durch eine Annäherung der Wettbewerbsregeln wiederherstellen.
    • Im Fall von batteriebetriebenen E-Autos will sie eine Verhandlungslösung mit China finden, “die mit den WTO-Regeln vereinbar ist”. Mit Blick auf die Zukunft benötige es eine umfassendere strategische Diskussion über die EU-Automobilindustrie.

    Maroš Šefčovič (Slowakei), Handel und wirtschaftliche Sicherheit, Interinstitutionelle Beziehungen und Transparenz:

    • Langfristig möchte Šefčovič die EU-Handels- und Investitionspolitik stärken, um die Ziele des neuen Mandats hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu erfüllen. Dafür möchte er Märkte öffnen und Handelsbarrieren beseitigen, vor “unlauteren Handelspraktiken anderer” schützen und dabei weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten.
    • Um den Binnenmarkt zu stärken, sollen die Bezugsquellen für wichtige Rohstoffe gesichert und diversifiziert werden.
    • Er wird sich für die Reform und Stärkung der Welthandelsorganisation einsetzen. Die “Dynamik des strategischen Wettbewerbs” mit den USA und China wird seine Handelspolitik weiterhin beeinflussen.

    Andrius Kubilius (Litauen), Verteidigung und Weltraum:

    • Kurzfristig will der Litauer die Bereitschaft der EU für das “Szenario einer möglichen militärischen Aggression” dringend verbessern. Mittel- bis langfristig sieht er einen Abbau der europäischen Verteidigung durch die USA, da die sich auf die strategische Herausforderung durch China konzentrieren werden. Daher will er die Verteidigungsautonomie und -fähigkeiten der EU rasch stärken.
    • Kubilius weist darauf hin, dass die EU-Verteidigungsausgaben zwischen 1999 und 2021 deutlich langsamer gewachsen ist als die von Russland, China und der USA. Er sieht auch Investitionsbedarf beim Raumfahrtbudget.

    Jozef Síkela (Tschechien), Internationale Partnerschaften, Global Gateway:

    • Er unterstützt die Erleichterung des Handels, insbesondere durch die Stärkung des Investitionsklimas durch weiche Maßnahmen (zum Beispiel Kapazitätsaufbau, Ausbildung, Recht) und durch die Mobilisierung von Unternehmen für Partnerschaften und Investitionen. Dadurch soll mehr lokale Wertschöpfung geschaffen werden.
    • Den Schlüssel zum Erfolg sieht er in der Global-Gateway-Strategie. Um sie zu stärken, möchte Síkela mehr Investitionsgelder fordern, Anreize für Unternehmen schaffen und die Europäische Investitionsbank sowie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung fördern. Zudem möchte er Global Gateway als Marke weltweit bekannt machen: “Die beste Art zu konkurrieren ist es, Ergebnisse zu liefern; Wirkung ist unser stärkstes Argument.”

    Die anderen designierten Kommissionsmitglieder haben bislang keine nennenswerten Aussagen zu China getätigt. mcl

    • Brüssel
    • EU-Kommission
    • Europäische Verteidigung
    • Europapolitik
    • Global Gateway
    • Handel
    • Kaja Kallas
    • Klima & Umwelt
    • Rohstoffe
    • Ursula von der Leyen
    • USA
    • wirtschaftliche Sicherheit

    Militärmanöver: Darum wertet Taiwan eine chinesische Blockade als kriegerischen Akt

    Eine chinesische Blockade Taiwans wäre für Taipeh ein kriegerischer Akt und hätte weitreichende Folgen für den internationalen Handel. Das erklärte Taiwans Verteidigungsminister Wellington Koo am Mittwoch. Er nahm Bezug auf die massiven “Joint Sword-2024B”-Militärdrills der Volksbefreiungsarmee rund um die Insel vergangene Woche. Dort war auch das Szenario einer solchen Blockade geprobt worden. “Joint Sword-2024B” habe dabei zwar ein Übungsgebiet festlegt, aber keine Flug- oder Schiffsverbotzonen. Koo betonte, dass laut internationalem Recht eine Blockade das Verbot für alle Flugzeuge und Schiffe bedeutet, in das blockierte Gebiet einzufahren.

    Eine Blockade hätte demnach Folgen, die über Taiwan hinausgingen, sagte Koo vor Reportern im Parlament, da ein Fünftel des weltweiten Güterverkehrs durch die Straße von Taiwan laufe. “Die internationale Gemeinschaft kann nicht einfach nur zusehen”, sagte er.

    Taiwan hat seine Vorbereitungen für eine Blockade, einschließlich der Versorgung mit Lebensmitteln, zuletzt öffentlich gemacht. Koo wies aber auf die Versorgung mit Flüssigerdgas (LNG) als Schwachpunkt hin. Taiwan verfügt derzeit über LNG-Vorräte für etwa acht Tage und plant, diese bis 2027 auf 14 Tage zu vergrößern. Als Notlösung könnten stillgelegte Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen werden. rtr

    • LNG
    • Militär
    • Militärmanöver
    • Taiwan
    • USA

    Brics-Gipfel: Xi fordert Reform der internationalen Finanzarchitektur

    Der chinesische Präsident Xi Jinping und der indische Premierminister Modi beim BRICS-Gipfel
    Der chinesische Präsident Xi Jinping (r.) und der indische Premierminister Modi beim Brics-Gipfel.

    Der chinesische Präsident Xi Jinping und der indische Premierminister Narendra Modi wollen die Zusammenarbeit zwischen ihren Ländern fördern und mehr zu Konfliktlösungen beitragen. Die beiden Staatsoberhäupter trafen sich am Rande des Brics-Gipfels im russischen Kasan zu ihren ersten formellen Gesprächen seit fünf Jahren. Sie signalisierten damit, dass sich die Beziehungen zwischen den asiatischen Giganten allmählich von dem diplomatischen Bruch erholen, der durch die militärischen Zusammenstöße im Jahr 2020 entlang ihrer umstrittenen Himalaya-Grenze verursacht wurde.

    Xi forderte zudem die BRICS-Länder auf, die finanzielle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen, da die Notwendigkeit einer Reform der internationalen Finanzarchitektur immer dringlicher werde. Unterstützt wurde der Aufruf von Russlands Staatschef Wladimir Putin, der insbesondere im Finanzsektor für eine engere Kooperation der Partnerländer wirbt. Zuvor hatte der Kremlchef mehrfach die Dominanz des US-Dollars kritisiert und angekündigt, innerhalb der Brics ein unabhängiges Zahlungs- und Verrechnungssystem als Alternative zu Swift fördern zu wollen.

    Xi Jinping plädierte derweil für eine Deeskalation der Ukraine-Krise. Eine Ausweitung des Konfliktgebiets müsse vermieden werden. Xi forderte auch einen Waffenstillstand im Libanon und im Gazastreifen und bekräftigte damit eine gemeinsame Erklärung der in Russland anwesenden Staats- und Regierungschefs vom Mittwoch. Demnach seien die Brics-Staaten zutiefst besorgt über den negativen Einfluss “unrechtmäßiger Sanktionen” auf die Weltwirtschaft und beunruhigt über die anhaltenden Konflikte im Nahen Osten und in Nordafrika. Eine einheitliche Position des Globalen Südens zu Russlands Krieg in der Ukraine lasse sich daraus aber nicht ableiten, kommentierte das ukrainische Außenministerium. fpe/mcl/rtr

    • Brics
    • Finanzen
    • Geopolitik
    • Globaler Süden
    • Indien
    • Russland
    • Wladimir Putin
    • Xi Jinping

    Presseschau

    China insists on “no escalation of fighting” in Ukraine, Xi tells BRICS CHANNEL NEWS ASIA
    Modi trifft Xi Jinping: Angespanntes Verhältnis wegen Grenzstreits – China und Indien nähern sich wieder an SPIEGEL
    Germany bets on India to reduce reliance on China REUTERS
    Incoming EU foreign policy chief Kallas warns against Russia and China REUTERS
    Wirtschaftskonferenz in Indien: Auf der Suche nach der Alternative zu China SÜDDEUTSCHE
    Zensurumgehung: China will Wortspiele noch mehr wegzensieren NETZPOLITIK
    Kapazitätsausbau in Europa – China: Autobauer lassen sich von EU-Zöllen nicht ausbremsen FINANZMARKTWELT
    Chinas Imagepolitur im deutschen Regional-TV ZDF
    Taiwan Weighs Financial Inspection Rule Easing to Lure Investors BLOOMBERG
    China’s Canton Fair, barometer of foreign trade, shows US, EU buyers may lose interest SCMP
    China testet schwimmende Solaranlagen im Meer FUTUREZONE

    Heads

    Alexander Hirschle: Eine Karriere im Zeichen globaler Wirtschaftsentwicklung

    Alexander Hirschle leitet den ASEAN Hub der GTAI in Singapur.

    Alexander Hirschles Arbeitsleben begann in einem Wirtschaftsraum, der bis heute für Debatten in der europäischen Politik sorgt: dem Mercosur. Nachdem er seine Diplomarbeit für das Volkswirtschaftsstudium an der Uni Heidelberg über die Wirtschaftsvereinigung – mit der die EU bereits damals ein Freihandelsabkommen anvisierte – geschrieben hatte, stieg er 1998 bei der Bundesagentur für Außenwirtschaft Germany Trade and Invest (GTAI) ein, die damals noch Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) hieß. 

    Bfai, und heute GTAI, unterstützt als Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes deutsche Unternehmen bei ihrem Weg ins Ausland, wirbt für den Standort Deutschland und begleitet ausländische Unternehmen bei der Ansiedlung. Die Bundesrepublik Deutschland ist Alleingesellschafterin der GTAI und wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vertreten. Als Redakteur kümmerte sich Alexander Hirschle zunächst von Deutschland aus um die Regionen Lateinamerika, den Nahen Osten und Afrika. Seine erste Auslandsstation führte ihn dann 2002 nach Brasilien, wo er knapp sechs Jahre den Standort der bfai leitete. 

    “Singapur ist der Einstiegspunkt für Südostasien”

    Dann lockte ihn jedoch eine andere Region: “Anfang der 2000er las man überall diese Nachrichten über das wirtschaftliche Vorankommen Asiens und über das asiatische Jahrhundert. Das hat mich fasziniert”, sagt Hirschle. Als er 2008 die Möglichkeit bekommt, den GTAI-Standort in Bangkok zu leiten, zieht er mit seiner Familie in die thailändische Hauptstadt. Von dort aus betreut er neben Thailand auch Laos, Kambodscha und Myanmar. “Das war mein Asien-Einstieg.” 

    Daraus sind mittlerweile 16 Jahre geworden: Nach Bangkok wurde Hirschle 2011 Direktor für den Asienpazifik-Raum in der GTAI-Zentrale in Bonn, in Folge zog es ihn nach Seoul und Taipeh, von wo aus er über die wirtschaftlichen Entwicklungen in Taiwan und den Philippinen berichtete. Seit Juli dieses Jahres betreut er den neu eingerichteten GTAI-Hub in Singapur. Die Wirtschaftsfördergesellschaft hat in der Region Südostasien sechs Standorte, in Bangkok, Hanoi, Jakarta, Kuala Lumpur, Manila und Singapur.

    “Singapur ist für deutsche Unternehmen der klassische Einstiegspunkt für Südostasien”, erklärt Hirschle. Mit dem neuen Hub versuche die GTAI die Asean-Region aus der Vogelperspektive zu analysieren. “Wenn sich ein Unternehmen jetzt de-risken oder diversifizieren möchte und in Richtung Asean kommt, muss es nicht unbedingt sofort in die einzelnen Länder hineingehen, sondern wir können dem Unternehmen gemäß seiner spezifischen Situation auch konkrete Informationen mit an die Hand geben.”

    Wichtige Branchen und Trends sollen von Singapur aus vergleichend über alle südostasiatischen Länder hinweg betrachtet werden. “Denn die zehn Asean-Mitgliedsländer durchlaufen sämtliche Entwicklungsstadien, von Entwicklungsländern bis hin zu Schwellenländern. Außerdem gibt es rohstoffreiche Staaten wie Indonesien oder auch absolute Hightech-Ökonomien wie Singapur.”

    China drängt massiv in den Markt

    Der “Elefant” im asiatischen Raum fehlt allerdings noch auf Hirschles Liste der Einsatzorte: “China hat sich für mich bisher nicht ergeben, aber es würde mich beruflich auch sehr interessieren.” In seinen bisherigen Jobs hat die Volksrepublik aber stets auch eine Rolle gespielt. “China hat einen wahnsinnigen regionalen Einfluss, auf Korea, auf Südostasien, und natürlich auch in Taiwan. Da beschäftigt man sich automatisch sehr intensiv mit China und den Entwicklungen dort.”

    Hirschle lebte vor seinem Umzug nach Singapur fünf Jahre lang in Taipeh. “Die Gefahrenwahrnehmung vor Ort ist im Alltag relativ gering”, sagt Hirschle. Mit Thinktanks und Institutionen sprach er regelmäßig über die “Gemengelage” in der Taiwanstraße. “Da war ich in Südkorea in Teilen deutlich nervöser. Dort ist die ‘gefühlte Gefahr’ durch die Nähe viel immanenter.” In Singapur befindet sich Hirschle nach eigener Aussage noch in der Eingewöhnungsphase. “Ich muss sagen, Singapur ist von allen Ländern, die ich so gesehen habe, mit Abstand das Wettbewerbsorientierteste, alles ist noch intensiver und schneller.” 

    Doch nicht nur europäische Unternehmen suchen ihren Platz im Asean-Raum: “Der Marktanteil von China steigt ja ganz massiv in dem Markt. Peking sieht das als eine große Chance”. Die Wachstumsraten seien groß, die Bevölkerung jung und im Wachstum befindlich. “Das heißt, es entstehen Mittelschichten, die als Abnehmer für chinesische Güter interessant sind.” In Thailand werden künftig etwa chinesische E-Fahrzeuge produziert. Bei den Investitionen haben Hirschle zufolge die USA allerdings noch die Nase vorn. Ein Drittel des FDI im vergangenen Jahr sei aus den Vereinigten Staaten gekommen. Aus China seien es nur acht Prozent gewesen. 

    In seiner neuen Heimat Singapur haben es Hirschle vor allem die berühmten Streetfood-Imbisse (“Hawker-Stalls”) angetan. In der sonst etwas artifiziell anmutenden Stadt schätzt er die authentische Atmosphäre der kleinen Garküchen. Für alle seine Stationen hat Hirschle versucht, die Sprache so weit wie möglich zu erlernen und sich in die Geschichte des Landes eingelesen. Er hält es für essenziell, dass in Europa mehr über die Geschichte asiatischer Länder gelesen und gelehrt wird. “Das wäre mein Wunsch, dass man sich viel mehr mit unterschiedlichen Perspektiven in Asien beschäftigt.”  Die Weltregion gewinne immer mehr an Bedeutung – und nur so könne man sich besser verstehen und auch Missverständnisse vermeiden. Amelie Richter

    • ASEAN
    • Asien-Pazifik-Konferenz
    • GTAI

    Personalien

    Zhengchao Bi hat beim Hamburger Luxuswarenhersteller Montblanc in China den Posten des Director & Head of Business Development übernommen. Der in Großbritannien ausgebildete Retail-Spezialist war zuvor unter anderem für das China-Geschäft von Michael Kors und Tapestry tätig. Sein Einsatzort für Montblanc ist Shanghai.

    Cheng Wang ist seit September Head of Commercial Excellence für Bayer China. Cheng war 2017 bereits ein Jahr für den deutschen Pharmakonzern in China tätig, wechselte dann aber zu Novartis, wo er zuletzt als Head of Analytics and Customer Experience tätig war. Sein Einsatzort für Bayer ist Shanghai.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Wer während seines Delhi-Trips Hanuman, auch bekannt als der Affengott, einen Besuch im Tempel abstatten möchte, muss erstmal in diesen Schlund eintreten. Der Hanuman Mandir in der Nähe von Connaught Place ist nicht nur ein heiliger Tempel zum Beten, sondern auch ein Eldorado für echte Affen, die dort auf den nächsten Snack der Besucher warten. 

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen