am Dienstag noch servierte Emmanuel Macron seinem chinesischen Besuch französische Delikatessen in den Pyrenäen, und nur einen Tag später gedenkt Xi Jinping am heutigen Mittwoch schon den Nato-Bomben, die vor 25 Jahren auf die chinesische Botschaft in Serbiens Hauptstadt Belgrad fielen – und das vor Ort.
So offensiv der chinesische Staats- und Parteichef in Frankreich als wichtiger Partner empfangen wurde, es sind nur noch wenige Interessen erkennbar, die die – allermeisten – EU-Länder und die Volksrepublik teilen. Klar erkennbar verfolge Xi mit seiner Europareise eine antiwestliche Agenda, sagt der Balkan-Experte Florian Bieber im Gespräch mit Finn Mayer-Kuckuk und Felix Lee. Bei seinem Besuch in Belgrad unterstütze Xi die serbische Erzählweise der Vergangenheit. Da passt es doch, dass Serbien Parallelen zwischen der Republik Kosovo und Taiwan sieht und China in seinen Ansprüchen auf die Insel unterstützt. Sieht Serbien doch den Kosovo ebenfalls als abtrünnige Provinz.
Fast noch besser passt es, dass Xi im Anschluss weiterreist nach Ungarn, in eben jenes EU-Land, das ihm mit großer Skepsis gegenüber dieser EU und relativ viel Sympathien für China und auch Russland aufwarten wird.
Eine Gemeinsamkeit zwischen China und der EU gibt es dennoch: Wir alle werden nicht jünger. Die Gesellschaften vieler Länder überaltern, die Bevölkerungen schrumpfen – und das nun auch in der Volksrepublik: Die Menschen werden immer älter, und es werden zu wenig Babys geboren. Es ist ein destruktiver Trend – mit dem sich dennoch Geld verdienen lassen könnte. Auch China hat die “Silver Economy” entdeckt. Fabian Peltsch schreibt auf, wie Chinas Wirtschaft durch den Konsum der Älteren wachsen will.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
Xi Jinpings Besuch in Serbien fällt auf den 25. Jahrestag der Bombardierung der Botschaft Pekings in Belgrad durch die US-Luftwaffe. Welches politische Signal will Chinas Staatschef damit aussenden?
Die Bombardierung der Botschaft ist der Grundbaustein der serbisch-chinesischen Freundschaft – auch wenn das Verhältnis erst in den letzten 10 bis 15 Jahren wirklich enger geworden ist. Dass sich beide Seiten so sehr darauf beziehen, reflektiert den Frust Serbiens und Chinas über die westliche Hegemonie, aber auch die vermeintliche Ungerechtigkeit der Nato-Intervention im Kosovo. China hat schon damals die serbische Position gegen die Unabhängigkeit des Kosovo unterstützt. Im Vordergrund steht also ganz klar die Kritik am Westen.
Welche Bedeutung hat für Serbien, dass Xi Jinping zum Jahrestag der Bombardierung nach Belgrad kommt?
China ist in den Vorstellungen Serbiens der wichtigste internationale Partner geworden. Serbien definiert seine Außenpolitik schon seit einer Weile über verschiedene Säulen: die Beziehungen zu Russland, zu China, den USA und der Europäischen Union. Seit der Pandemie ist China zum wichtigsten Partner aufgestiegen. Das hat damit zu tun, dass Russland seit Beginn des Krieges in der Ukraine weniger wirtschaftliche Vorteile bringt. Aber auch die EU-Erweiterung und die europäische Perspektive wird in Serbien als weniger attraktiv betrachtet. Der Besuch zum Jahrestag der Bombardierung unterstreicht zugleich die serbische Erzählweise auf die Vergangenheit, sich selbst als Opfer der Nato-Intervention zu sehen und nicht als Täter im Kosovo.
Haben Sie die Reihenfolge Russland, China, USA und EU absichtlich so genannt? Die EU kommt hier zum Schluss.
Ja, im Moment wird aus serbischer Sicht das Verhältnis zur EU wirklich als am wenigsten wichtig betrachtet. Wirtschaftlich gesehen ist die EU nach wie vor ein wichtiger Partner für Serbien, aber nicht politisch. In den Medien, von denen die meisten von Präsident Aleksandar Vučić kontrolliert werden, dominieren ganz klar antiwestliche Bilder. China hingegen wird sehr positiv dargestellt.
Das heißt: Serbien mit seiner gewissen Außenseiterrolle wird von China auch noch darin bestärkt, sich zum antiwestlichen Block aus Russland und China zugehörig zu fühlen?
Absolut. Und wenn man sich anschaut, dass neben Frankreich der einzige Besuch Ungarn gewidmet wird, einem weiteren Enfant terrible, ist das von China schon ein klares Signal, das sich gegen Brüssel wendet. China schaut nicht auf die wirtschaftlich wichtigsten Partnerländer, sondern auf die politisch wichtigsten.
Wie sieht man China in Serbien?
In Serbien herrscht ein sehr widersprüchliches Bild. Einerseits sieht man China als starken Unterstützer Serbiens, was die Kosovo-Politik angeht. Deshalb gibt es auch immer wieder starke Aussagen von Präsident Vučić und anderen serbischen Politikern, die unterstreichen, dass Taiwan zu China gehört – so wie der Kosovo zu Serbien. Andererseits gibt es ein negatives Bild von China, einem Land mit schlechten Arbeitsbedingungen, wo ganze Landstriche verschmutzt und zerstört werden. Eine gewisse Kritik an China ist also durchaus vorhanden.
China baut eine Eisenbahnstrecke zwischen Belgrad und Budapest – ebenfalls ein Zeichen für eine neue Achse, die Peking stärkt?
Im Moment mag das in der Tat ganz gut zusammenpassen. Der Hauptgrund für diese Strecke ist aber immer noch wirtschaftlicher Natur. Es geht bei dieser Strecke um eine Linie, die von Piräus nach Westeuropa führen soll. Sie soll also den griechischen Hafen, der sich in chinesischer Hand befindet, mit den europäischen Märkten verbinden. Das ist aus chinesischer Sicht fast wichtiger, als Vučić und Orbán den Rücken zu stärken.
Inwiefern ziehen Russland und China auf dem Balkan an einem Strang?
Xi Jinpings Besuch in Belgrad ist eindeutig antiwestlich ausgerichtet. Und das freut natürlich auch Putin und schwächt dort die EU. Insofern ist Russland indirekt ein Nutznießer dieser Politik. Zugleich hat China aber Russland den Rang als wichtigster Akteur in Serbien abgelaufen. Und das schmerzt Russland natürlich.
Florian Bieber ist Professor für Geschichte und Politik Südosteuropas an der Universität Graz. Er leitet dort auch das Zentrum für Südosteuropastudien. Bieber hat unter anderem in Ungarn unterrichtet und in Belgrad gelebt. Er ist Autor des Buches “Pulverfass Balkan” (Ch. Links Verlag, 2023).
Chinas Menschen werden immer älter. Das ist eine Herausforderung für das Wirtschaftswachstum und die sozialen Systeme. Der Staat will aus der Not nun eine Tugend machen und setzt verstärkt auf die sogenannte Silver Economy (银色经济). Diese bietet gezielt Waren und Dienstleistungen für ältere Menschen an und bindet die Best Ager bestenfalls selbst als Akteure ein – nach dem Motto: Ältere Menschen verstehen die Bedürfnisse von anderen Älteren am besten.
Im Januar gab Chinas Staatsrat eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung der Silver Economy bekannt. Darin werden sowohl staatliche als auch private Unternehmen aufgefordert, sich besser auf die Bedürfnisse älterer Menschen einzustellen. Das Spektrum geforderter Investitionen umfasst Bereiche wie Mobilität, digitale Gesundheitsfürsorge, Versicherungen, Medizin, Kosmetik und Freizeitgestaltung.
Lokale Regierungen sollen demnach auch spezielle Anleihen ausgeben, um die Entwicklung der Silver Economy zu unterstützen. Banken werden ermutigt, Kredite an Altenpflegeeinrichtungen und Unternehmen zu vergeben, die das Leben älterer Menschen erleichtern. Außerdem sollen landesweit zehn Industrieparks entstehen, die sich ganz der Silver Economy widmen, darunter in den Städtegürteln Peking-Tianjin-Hebei und dem Großraum Guangdong-Hongkong-Macao.
Schon in zehn Jahren werden Menschen über 60 rund 30 Prozent der chinesischen Bevölkerung ausmachen. 2022 lag er laut Chinas Nationalem Statistikamt bei 297 Millionen – 21,1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der Trend hat mit zwei Dingen zu tun: Der geringen Geburtenrate und der steigenden Lebenserwartung in China.
1960 lag die durchschnittliche Lebenserwartung in der Volksrepublik noch bei 44 Jahren. Bis 2060 wird sie voraussichtlich 83 Jahre erreichen. Schon jetzt beeinflusst diese Entwicklung das Selbstverständnis und das Konsumverhalten älterer Chinesen. Wie im Westen geben sie immer mehr Geld aus, um auch im Rentenalter noch fit, schön und gesund auszusehen. Das gilt für Frauen wie für Männer: Kaum ein hochrangiger Kader der Kommunistischen Partei, der sich nicht die Haare färbt.
E-Commerce-Angebote für ältere Menschen boomen. Laut Schätzungen eines chinesischen Thinktanks könnte die Silver Economy des Landes in den nächsten zehn Jahren umgerechnet schätzungsweise rund 4,2 Billionen US-Dollar wert sein und bis 2035 zehn Prozent der gesamten chinesischen Wirtschaftsleistung ausmachen. Derzeit seien es schon rund sechs Prozent, berichtet China National Radio.
Nach dem Willen Pekings soll die Silver Economy den Binnenkonsum anzukurbeln, Arbeitsplätze schaffen und Innovationen und neue Geschäftsmodelle entstehen lassen, die auch für alternde Gesellschaften anderer Länder interessant sind. Dazu zählen laut dem “Entwicklungsaktionsplan für die intelligente Altenpflegeindustrie (2021-2025)” zum Beispiel smarte Tracker, die Körperfunktionen überwachen; Exoskelette, die den Bewegungsradius im Alltag vergrößern; intelligente Reha-, Trainings- und Haushaltsgeräte sowie telemedizinische Lösungen für Menschen in ländlichen Gebieten.
Tatsächlich ist China momentan noch nicht umfassend auf die Überalterung vorbereitet. Laut einem Bericht des Staatssenders CCTV verbringen etwa 90 Prozent der Chinesen ihren Lebensabend zu Hause. Durch die Ein-Kind-Politik haben sie in der Regel höchstens einen Nachkommen, der sich um sie kümmern kann. Das ist eine große Herausforderung für die arbeitende Bevölkerung, die angesichts einer geringen Zahl an Altenheimen bislang nicht aufgefangen wird. Bislang verbringen gerade mal drei Prozent der Älteren ihren Lebensabend in solchen Einrichtungen. Altern in Pflegeheimen gilt vielerorts als Stigma.
Der Bedarf an Pflegekräften in China liege bei über sechs Millionen, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua im April. Derzeit kommt auf 100 ältere Menschen nur eine formelle Pflegekraft. Empfohlen werden mindestens vier. Ein Problem ist dabei, dass Altenpflege in China kein angesehener Beruf ist. Einheitliche offizielle Qualifikationen gibt es nicht, wodurch besonders in kleineren Städten und ländlichen Gebieten oftmals Gelegenheitsarbeiter die Pflegebedürftigen pflegen. Seit 2019 wird für diesen Job nicht einmal mehr der Abschluss der Mittelschule benötigt, was bis dahin Voraussetzung war.
Die Regierung plant deshalb, mehr in die Ausbildung und Vermittlung von Altenpflegern zu investieren; sie übernimmt etwa Studiengebühren, gewährt Lebenshaltungskosten während des Studiums, garantiert eine Anstellung und zahlt Zulagen für die Rente. Damit will der Staat auch eine Möglichkeit gegen die grassierende Jugendarbeitslosigkeit schaffen. Derzeit sind junge Menschen meist nur für kurze Zeit in Pflegeberufen tätig.
Der demografische Druck bietet derweil auch Chancen für ausländische Unternehmen. Bereits 2016 kündigte die chinesische Regierung an, den Altenpflegemarkt bis Ende 2020 vollständig für ausländische Investitionen zu öffnen. Sie erhalten die gleichen steuerlichen Vergünstigungen wie inländische Einrichtungen, Altenpflege-Institutionen dürfen zudem komplett in ausländischem Besitz sein. Ein Beispiel ist etwa das amerikanische Unternehmen Columbia Pacific, das mit Unterstützung des singapurischen Investmentfonds Temasek das Joint Venture Columbia China gegründet hat, das sich unter anderem auf Seniorenwohnanlagen spezialisiert.
Auch der Markt für medizinische Geräte und Kosmetik ist für ausländische Anbieter interessant. Philips bietet etwa eine Reihe von Fernüberwachungssystemen an, mit denen medizinisches Fachpersonal den Gesundheitszustand älterer Menschen aus der Ferne überwachen und beurteilen kann. Das Schweizer Unternehmen Sonova drängt mit Hörgeräten auf den chinesischen Markt. Eine Marktstudie aus dem Jahr 2023 ergab, dass derzeit 4,2 Prozent der chinesischen Bevölkerung von Hörverlust betroffen sind, aber nur knapp einer von zehn Betroffenen ein Hörgerät benutzt.
Die Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte betreibt Peking dagegen nur zögerlich. 2018 schloss China ein Abkommen mit den Philippinen, das die Aufnahme von 300.000 philippinischen Arbeitskräften, darunter Pflegekräfte und Krankenschwestern, erlaubt. Diese Bemühungen reichen jedoch nicht aus. Schon jetzt gibt es eine fünfstellige Dunkelziffer illegaler philippinischer Arbeitskräfte im Haushalts- und Gesundheitsbereich. Um eine Reform der Einwanderungspolitik, etwa durch Mehrjahresvisa für zertifizierte Pflegekräfte, kommt China auf Dauer nicht herum.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Chinas Staatschef Xi Jinping ist nach zwei Tagen in Frankreich am Abend in Serbiens Hauptstadt Belgrad eingetroffen. Damit leitet er den zweiten Teil seiner Reise ein, der ihn zu ausgesprochenen China-Freunden führen wird: Serbiens Präsident Aleksandar Vučić und Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán geben sich stets ausgesprochen Peking-freundlich. Zugleich pflegen sie gute Beziehungen zu Russland, ebenso wie China selbst. In Serbien hat China Milliarden investiert, in den Bergbau, die Industrie und den Bau der Bahnstrecke von Belgrad nach Budapest. 2023 unterzeichneten Peking und Belgrad ein Freihandelsabkommen.
Xi wird in Belgrad am heutigen Mittwoch auch die Stelle besuchen, an der die Nato am 7. Mai 1999 die chinesische Botschaft bombardiert hatte. Die Botschaft wurde dabei schwer beschädigt, drei chinesische Journalisten kamen ums Leben. Xis Termin dort am 25. Jahrestag aber ist kein neutrales Gedenken, sondern begleitet von einem politischen Statement. Peking hat die Aussagen der USA, dass es sich um einen tragischen Fehler aufgrund falscher Karten gehandelt habe, nie akzeptiert. Der Fall zementierte das Misstrauen Pekings gegenüber der Nato und anderen von den USA geführten Allianzen, bis heute.
In einem Beitrag für die serbische Zeitung Politika gelobte Xi laut Bloomberg die “schamlose” Nato-Bombardierung der Botschaft “niemals zu vergessen”. Laut Bloomberg schrieb er weiter: “Wir werden niemals zulassen, dass sich eine solch tragische Geschichte wiederholt.” Eine deutschsprachige Zusammenfassung des Gastbeitrags auf der Website des Staatssenders China Radio International erwähnte diesen Aspekt allerdings nicht. Darin ist lediglich von der tiefen Freundschaft zu Serbien und dem Wunsch nach einer Vertiefung der Kooperation die Rede.
Zuvor war Xi mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und beiden Ehefrauen in die Pyrenäen gereist, allerdings in separaten Flugzeugen. Wie schon beim Staatsdinner am Vorabend ließ Macron Xi beim Mittagessen in den Bergen lokale Delikatessen servieren. Ein besserer Zugang für französische Agrarprodukte und Nahrungsmittel zum chinesischen Markt war einer der Schwerpunkte Macrons in den Gesprächen mit Xi. Dieser lobte Schinken und Käse. In seiner Rede vor dem Chinesisch-Französischen Wirtschaftsrat am Montagabend hatte Xi zugesagt, er wolle mehr Käse, Schinken, Wein und andere landwirtschaftliche Qualitätsprodukte aus Frankreich auf die Esstische chinesischer Familien bringen.
Die Aktienkurse mehrerer französischer Cognac-Hersteller stiegen am Dienstag, nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Vorabend Xi für seine “offene Haltung” hinsichtlich einer Pekinger Anti-Dumping-Untersuchung gegen EU-Spirituosen gedankt hatte. Die Cognac-Marken hatten vor dem Gipfel einen Deal gefordert. Sicher nicht zufällig schenkte Macron Xi sowohl Cognac als auch den ebenfalls von Sanktionen bedrohten Armagnac. Zu den am Rande des Gipfels unterzeichneten Geschäften gehört der Entwurf und Bau einer Anlage zur Verbrennung von Klärschlamm für den Wasserversorger Dongguan Water Group durch das französische Wasserunternehmen Suez mit einem Vertragsvolumen von knapp 100 Millionen Euro. ck
Die Bundesanwaltschaft ließ am Dienstagmorgen die Büroräume des AfD-Spitzenkandidaten Maximilian Krah und dessen ehemaligen Mitarbeiters Jian G. im Europäischen Parlament in Brüssel durchsuchen. Grundlage dafür sind die Beschlüsse des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs sowie eine Europäische Ermittlungsanordnung.
Jian G.steht unter Verdacht der Spionage für China. Krah selbst ist als Europa-Abgeordneter durch seine parlamentarische Immunität geschützt. Er wird in dem Verfahren gegen Jian G. als Zeuge geführt. Aufgrund der Immunität war die Durchsuchung nur möglich, weil das Europäische Parlament dem Betreten der Büros zugestimmt hatte.
Auch die Brüsseler Wohnung von Jian G. war im 24. April durchsucht worden. Laut einer Mitteilung von Krah selbst auf X am Dienstagmorgen sei nur das Büro seines ehemaligen Mitarbeiters durchsucht worden: “Weder ich noch andere Mitarbeiter sind betroffen.” Das sei nach G.s Festnahme zu erwarten gewesen und keineswegs überraschend. cyb
Siemens Healthineers, die Medizintechnik-Tochter von Siemens, bekommt die Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen Korruption im Gesundheitswesen zu spüren. Der Umsatz dort brach im zweiten Quartal des Konzern-Bilanzjahrs 2023/24 um 14 Prozent ein und bremste das Wachstum des Erlanger Konzerns.
Vorstandschef Bernd Montag betonte am Dienstag, die Maßnahmen, die die Auftragsvergabe drosselten, richteten sich nicht gegen die Hersteller der Geräte, sondern gegen den Einkauf in den Kliniken. “Das ist in keiner Weise eine Maßnahme, um multinationalen Unternehmen das Leben schwer zu machen.” Einheimische Hersteller litten oft noch mehr darunter. Die EU und europäische Politiker hatten zuletzt noch einmal gleiche Wettbewerbsbedingungen für westliche Hersteller in China angemahnt und auf einen ausgewogenen Handel gepocht.
Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2023/24 – per Ende September – rechnet Siemens Healthineers in China wieder mit einer anziehenden Nachfrage. Das Unternehmen hofft, dass staatliche Anreizprogramme die aufgestaute Nachfrage wieder ankurbeln.
Im zweiten Quartal stieg der globale Gesamtumsatz von Siemens Healthineers auf vergleichbarer Basis um drei Prozent auf 5,44 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich von Januar bis März um acht Prozent auf 822 Millionen Euro. Der Nettogewinn vervierfachte sich im zweiten Quartal auf 431 Millionen Euro. Grund für die große Differenz war eine Abschreibung im Vorjahr. rtr
Provinzbehörden drängen Unternehmen dazu, Frauen flexiblere Arbeitsstellen anzubieten. Die sogenannten “Mama-Posten” sollen es Müttern erleichtern, Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen – und sie dadurch ermutigen, mehr Kinder zu bekommen. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Chinas Bevölkerung ist 2023 zum zweiten Mal in Folge geschrumpft, die Geburtenrate hat ein Rekordtief erreicht. Viele Mütter blieben dem Arbeitsmarkt mehr als drei Jahre lang fern – so lange, bis ihre Kinder alt genug seien, um in eine Kindertagesstätte zu gehen, berichtet Xinhua.
Bisher seien die für sie verfügbaren Jobangebote begrenzt und oft auf zeitlich begrenzte Verträge beschränkt. Das sind oftmals arbeitsintensive Aufgaben in der Fertigung und Verarbeitung, die sich an eher ungelernte Arbeitskräfte richten, hieß es. Doch auch in der reicheren Provinz Guangdong im Süden Chinas wollen die Behörden Xinhua zufolge nun das neue Modell in allen Städten der Provinz fördern, und auch in professionellen, technischen und Managementpositionen.
Die “Mama-Posten”-Idee folgt auf eine Reihe bereits erlassener Maßnahmen, wie die Verlängerung des Mutterschutzes, finanzielle Anreize und eine verbesserte Kinderbetreuung. Viele junge Frauen entscheiden sich aufgrund der schwierigen Job-Optionen und der hohen Kosten vor allem der Schulbildung und Kinderbetreuung dennoch gegen ein Kind. rtr
China verlängert die Visa-Erleichterungen bei der Einreise. Bürger aus 12 Ländern sind bei kürzeren Reisen in die Volksrepublik von bis zu 15 Tagen bis Ende 2025 weiterhin von der Visa-Pflicht befreit. Das gilt für Deutschland, Belgien, Irland, Luxemburg, Österreich, Schweiz, Ungarn, Malaysia, die Niederlande, Frankreich, Spanien und Italien. Die Information gab Staats- und Parteichef Xi Jinping am Montag in seiner Rede während der Abschlusszeremonie des sechsten Treffens des Chinesisch-Französischen Wirtschaftsrats in Paris bekannt. cyb
Michael Knobloch ist seit April CEO bei Hawe China. Der gelernte Konstrukteur ist seit mehr als 25 Jahren für den Hydraulik-Anbieter aus Bayern tätig. Das China-Geschäft koordiniert er in den Außenposten Wuxi und Shanghai.
Fabian Lüttke ist seit März Head of Sales Steering Europe and China bei BMW. Er arbeitet seit mehr als 14 Jahren für den Autobauer. 2008 war er ein Jahr lang im Business Development des deutschen Autobauers in Peking tätig.
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Aus der Luft formen die Priele im Gezeitenfeuchtgebiet an der Küste bei Yancheng filigrane Formen, die an verästelte kahle Bäume erinnern. Priele sind schmale Wasserkanäle im Wattenmeer, aus denen bei Ebbe Wasser abfließt. Das Gezeitenfeuchtgebiet an der Küste vor Yancheng ähnelt dem Watt und ist das größte seiner Art in ganz China. Es zieht sich entlang eines 580 Kilometer langen Küstenabschnitts und bietet Millionen von Wasservögeln ideale Bedingungen für ihre Wanderung und die Brut.
am Dienstag noch servierte Emmanuel Macron seinem chinesischen Besuch französische Delikatessen in den Pyrenäen, und nur einen Tag später gedenkt Xi Jinping am heutigen Mittwoch schon den Nato-Bomben, die vor 25 Jahren auf die chinesische Botschaft in Serbiens Hauptstadt Belgrad fielen – und das vor Ort.
So offensiv der chinesische Staats- und Parteichef in Frankreich als wichtiger Partner empfangen wurde, es sind nur noch wenige Interessen erkennbar, die die – allermeisten – EU-Länder und die Volksrepublik teilen. Klar erkennbar verfolge Xi mit seiner Europareise eine antiwestliche Agenda, sagt der Balkan-Experte Florian Bieber im Gespräch mit Finn Mayer-Kuckuk und Felix Lee. Bei seinem Besuch in Belgrad unterstütze Xi die serbische Erzählweise der Vergangenheit. Da passt es doch, dass Serbien Parallelen zwischen der Republik Kosovo und Taiwan sieht und China in seinen Ansprüchen auf die Insel unterstützt. Sieht Serbien doch den Kosovo ebenfalls als abtrünnige Provinz.
Fast noch besser passt es, dass Xi im Anschluss weiterreist nach Ungarn, in eben jenes EU-Land, das ihm mit großer Skepsis gegenüber dieser EU und relativ viel Sympathien für China und auch Russland aufwarten wird.
Eine Gemeinsamkeit zwischen China und der EU gibt es dennoch: Wir alle werden nicht jünger. Die Gesellschaften vieler Länder überaltern, die Bevölkerungen schrumpfen – und das nun auch in der Volksrepublik: Die Menschen werden immer älter, und es werden zu wenig Babys geboren. Es ist ein destruktiver Trend – mit dem sich dennoch Geld verdienen lassen könnte. Auch China hat die “Silver Economy” entdeckt. Fabian Peltsch schreibt auf, wie Chinas Wirtschaft durch den Konsum der Älteren wachsen will.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
Xi Jinpings Besuch in Serbien fällt auf den 25. Jahrestag der Bombardierung der Botschaft Pekings in Belgrad durch die US-Luftwaffe. Welches politische Signal will Chinas Staatschef damit aussenden?
Die Bombardierung der Botschaft ist der Grundbaustein der serbisch-chinesischen Freundschaft – auch wenn das Verhältnis erst in den letzten 10 bis 15 Jahren wirklich enger geworden ist. Dass sich beide Seiten so sehr darauf beziehen, reflektiert den Frust Serbiens und Chinas über die westliche Hegemonie, aber auch die vermeintliche Ungerechtigkeit der Nato-Intervention im Kosovo. China hat schon damals die serbische Position gegen die Unabhängigkeit des Kosovo unterstützt. Im Vordergrund steht also ganz klar die Kritik am Westen.
Welche Bedeutung hat für Serbien, dass Xi Jinping zum Jahrestag der Bombardierung nach Belgrad kommt?
China ist in den Vorstellungen Serbiens der wichtigste internationale Partner geworden. Serbien definiert seine Außenpolitik schon seit einer Weile über verschiedene Säulen: die Beziehungen zu Russland, zu China, den USA und der Europäischen Union. Seit der Pandemie ist China zum wichtigsten Partner aufgestiegen. Das hat damit zu tun, dass Russland seit Beginn des Krieges in der Ukraine weniger wirtschaftliche Vorteile bringt. Aber auch die EU-Erweiterung und die europäische Perspektive wird in Serbien als weniger attraktiv betrachtet. Der Besuch zum Jahrestag der Bombardierung unterstreicht zugleich die serbische Erzählweise auf die Vergangenheit, sich selbst als Opfer der Nato-Intervention zu sehen und nicht als Täter im Kosovo.
Haben Sie die Reihenfolge Russland, China, USA und EU absichtlich so genannt? Die EU kommt hier zum Schluss.
Ja, im Moment wird aus serbischer Sicht das Verhältnis zur EU wirklich als am wenigsten wichtig betrachtet. Wirtschaftlich gesehen ist die EU nach wie vor ein wichtiger Partner für Serbien, aber nicht politisch. In den Medien, von denen die meisten von Präsident Aleksandar Vučić kontrolliert werden, dominieren ganz klar antiwestliche Bilder. China hingegen wird sehr positiv dargestellt.
Das heißt: Serbien mit seiner gewissen Außenseiterrolle wird von China auch noch darin bestärkt, sich zum antiwestlichen Block aus Russland und China zugehörig zu fühlen?
Absolut. Und wenn man sich anschaut, dass neben Frankreich der einzige Besuch Ungarn gewidmet wird, einem weiteren Enfant terrible, ist das von China schon ein klares Signal, das sich gegen Brüssel wendet. China schaut nicht auf die wirtschaftlich wichtigsten Partnerländer, sondern auf die politisch wichtigsten.
Wie sieht man China in Serbien?
In Serbien herrscht ein sehr widersprüchliches Bild. Einerseits sieht man China als starken Unterstützer Serbiens, was die Kosovo-Politik angeht. Deshalb gibt es auch immer wieder starke Aussagen von Präsident Vučić und anderen serbischen Politikern, die unterstreichen, dass Taiwan zu China gehört – so wie der Kosovo zu Serbien. Andererseits gibt es ein negatives Bild von China, einem Land mit schlechten Arbeitsbedingungen, wo ganze Landstriche verschmutzt und zerstört werden. Eine gewisse Kritik an China ist also durchaus vorhanden.
China baut eine Eisenbahnstrecke zwischen Belgrad und Budapest – ebenfalls ein Zeichen für eine neue Achse, die Peking stärkt?
Im Moment mag das in der Tat ganz gut zusammenpassen. Der Hauptgrund für diese Strecke ist aber immer noch wirtschaftlicher Natur. Es geht bei dieser Strecke um eine Linie, die von Piräus nach Westeuropa führen soll. Sie soll also den griechischen Hafen, der sich in chinesischer Hand befindet, mit den europäischen Märkten verbinden. Das ist aus chinesischer Sicht fast wichtiger, als Vučić und Orbán den Rücken zu stärken.
Inwiefern ziehen Russland und China auf dem Balkan an einem Strang?
Xi Jinpings Besuch in Belgrad ist eindeutig antiwestlich ausgerichtet. Und das freut natürlich auch Putin und schwächt dort die EU. Insofern ist Russland indirekt ein Nutznießer dieser Politik. Zugleich hat China aber Russland den Rang als wichtigster Akteur in Serbien abgelaufen. Und das schmerzt Russland natürlich.
Florian Bieber ist Professor für Geschichte und Politik Südosteuropas an der Universität Graz. Er leitet dort auch das Zentrum für Südosteuropastudien. Bieber hat unter anderem in Ungarn unterrichtet und in Belgrad gelebt. Er ist Autor des Buches “Pulverfass Balkan” (Ch. Links Verlag, 2023).
Chinas Menschen werden immer älter. Das ist eine Herausforderung für das Wirtschaftswachstum und die sozialen Systeme. Der Staat will aus der Not nun eine Tugend machen und setzt verstärkt auf die sogenannte Silver Economy (银色经济). Diese bietet gezielt Waren und Dienstleistungen für ältere Menschen an und bindet die Best Ager bestenfalls selbst als Akteure ein – nach dem Motto: Ältere Menschen verstehen die Bedürfnisse von anderen Älteren am besten.
Im Januar gab Chinas Staatsrat eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung der Silver Economy bekannt. Darin werden sowohl staatliche als auch private Unternehmen aufgefordert, sich besser auf die Bedürfnisse älterer Menschen einzustellen. Das Spektrum geforderter Investitionen umfasst Bereiche wie Mobilität, digitale Gesundheitsfürsorge, Versicherungen, Medizin, Kosmetik und Freizeitgestaltung.
Lokale Regierungen sollen demnach auch spezielle Anleihen ausgeben, um die Entwicklung der Silver Economy zu unterstützen. Banken werden ermutigt, Kredite an Altenpflegeeinrichtungen und Unternehmen zu vergeben, die das Leben älterer Menschen erleichtern. Außerdem sollen landesweit zehn Industrieparks entstehen, die sich ganz der Silver Economy widmen, darunter in den Städtegürteln Peking-Tianjin-Hebei und dem Großraum Guangdong-Hongkong-Macao.
Schon in zehn Jahren werden Menschen über 60 rund 30 Prozent der chinesischen Bevölkerung ausmachen. 2022 lag er laut Chinas Nationalem Statistikamt bei 297 Millionen – 21,1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der Trend hat mit zwei Dingen zu tun: Der geringen Geburtenrate und der steigenden Lebenserwartung in China.
1960 lag die durchschnittliche Lebenserwartung in der Volksrepublik noch bei 44 Jahren. Bis 2060 wird sie voraussichtlich 83 Jahre erreichen. Schon jetzt beeinflusst diese Entwicklung das Selbstverständnis und das Konsumverhalten älterer Chinesen. Wie im Westen geben sie immer mehr Geld aus, um auch im Rentenalter noch fit, schön und gesund auszusehen. Das gilt für Frauen wie für Männer: Kaum ein hochrangiger Kader der Kommunistischen Partei, der sich nicht die Haare färbt.
E-Commerce-Angebote für ältere Menschen boomen. Laut Schätzungen eines chinesischen Thinktanks könnte die Silver Economy des Landes in den nächsten zehn Jahren umgerechnet schätzungsweise rund 4,2 Billionen US-Dollar wert sein und bis 2035 zehn Prozent der gesamten chinesischen Wirtschaftsleistung ausmachen. Derzeit seien es schon rund sechs Prozent, berichtet China National Radio.
Nach dem Willen Pekings soll die Silver Economy den Binnenkonsum anzukurbeln, Arbeitsplätze schaffen und Innovationen und neue Geschäftsmodelle entstehen lassen, die auch für alternde Gesellschaften anderer Länder interessant sind. Dazu zählen laut dem “Entwicklungsaktionsplan für die intelligente Altenpflegeindustrie (2021-2025)” zum Beispiel smarte Tracker, die Körperfunktionen überwachen; Exoskelette, die den Bewegungsradius im Alltag vergrößern; intelligente Reha-, Trainings- und Haushaltsgeräte sowie telemedizinische Lösungen für Menschen in ländlichen Gebieten.
Tatsächlich ist China momentan noch nicht umfassend auf die Überalterung vorbereitet. Laut einem Bericht des Staatssenders CCTV verbringen etwa 90 Prozent der Chinesen ihren Lebensabend zu Hause. Durch die Ein-Kind-Politik haben sie in der Regel höchstens einen Nachkommen, der sich um sie kümmern kann. Das ist eine große Herausforderung für die arbeitende Bevölkerung, die angesichts einer geringen Zahl an Altenheimen bislang nicht aufgefangen wird. Bislang verbringen gerade mal drei Prozent der Älteren ihren Lebensabend in solchen Einrichtungen. Altern in Pflegeheimen gilt vielerorts als Stigma.
Der Bedarf an Pflegekräften in China liege bei über sechs Millionen, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua im April. Derzeit kommt auf 100 ältere Menschen nur eine formelle Pflegekraft. Empfohlen werden mindestens vier. Ein Problem ist dabei, dass Altenpflege in China kein angesehener Beruf ist. Einheitliche offizielle Qualifikationen gibt es nicht, wodurch besonders in kleineren Städten und ländlichen Gebieten oftmals Gelegenheitsarbeiter die Pflegebedürftigen pflegen. Seit 2019 wird für diesen Job nicht einmal mehr der Abschluss der Mittelschule benötigt, was bis dahin Voraussetzung war.
Die Regierung plant deshalb, mehr in die Ausbildung und Vermittlung von Altenpflegern zu investieren; sie übernimmt etwa Studiengebühren, gewährt Lebenshaltungskosten während des Studiums, garantiert eine Anstellung und zahlt Zulagen für die Rente. Damit will der Staat auch eine Möglichkeit gegen die grassierende Jugendarbeitslosigkeit schaffen. Derzeit sind junge Menschen meist nur für kurze Zeit in Pflegeberufen tätig.
Der demografische Druck bietet derweil auch Chancen für ausländische Unternehmen. Bereits 2016 kündigte die chinesische Regierung an, den Altenpflegemarkt bis Ende 2020 vollständig für ausländische Investitionen zu öffnen. Sie erhalten die gleichen steuerlichen Vergünstigungen wie inländische Einrichtungen, Altenpflege-Institutionen dürfen zudem komplett in ausländischem Besitz sein. Ein Beispiel ist etwa das amerikanische Unternehmen Columbia Pacific, das mit Unterstützung des singapurischen Investmentfonds Temasek das Joint Venture Columbia China gegründet hat, das sich unter anderem auf Seniorenwohnanlagen spezialisiert.
Auch der Markt für medizinische Geräte und Kosmetik ist für ausländische Anbieter interessant. Philips bietet etwa eine Reihe von Fernüberwachungssystemen an, mit denen medizinisches Fachpersonal den Gesundheitszustand älterer Menschen aus der Ferne überwachen und beurteilen kann. Das Schweizer Unternehmen Sonova drängt mit Hörgeräten auf den chinesischen Markt. Eine Marktstudie aus dem Jahr 2023 ergab, dass derzeit 4,2 Prozent der chinesischen Bevölkerung von Hörverlust betroffen sind, aber nur knapp einer von zehn Betroffenen ein Hörgerät benutzt.
Die Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte betreibt Peking dagegen nur zögerlich. 2018 schloss China ein Abkommen mit den Philippinen, das die Aufnahme von 300.000 philippinischen Arbeitskräften, darunter Pflegekräfte und Krankenschwestern, erlaubt. Diese Bemühungen reichen jedoch nicht aus. Schon jetzt gibt es eine fünfstellige Dunkelziffer illegaler philippinischer Arbeitskräfte im Haushalts- und Gesundheitsbereich. Um eine Reform der Einwanderungspolitik, etwa durch Mehrjahresvisa für zertifizierte Pflegekräfte, kommt China auf Dauer nicht herum.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Chinas Staatschef Xi Jinping ist nach zwei Tagen in Frankreich am Abend in Serbiens Hauptstadt Belgrad eingetroffen. Damit leitet er den zweiten Teil seiner Reise ein, der ihn zu ausgesprochenen China-Freunden führen wird: Serbiens Präsident Aleksandar Vučić und Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán geben sich stets ausgesprochen Peking-freundlich. Zugleich pflegen sie gute Beziehungen zu Russland, ebenso wie China selbst. In Serbien hat China Milliarden investiert, in den Bergbau, die Industrie und den Bau der Bahnstrecke von Belgrad nach Budapest. 2023 unterzeichneten Peking und Belgrad ein Freihandelsabkommen.
Xi wird in Belgrad am heutigen Mittwoch auch die Stelle besuchen, an der die Nato am 7. Mai 1999 die chinesische Botschaft bombardiert hatte. Die Botschaft wurde dabei schwer beschädigt, drei chinesische Journalisten kamen ums Leben. Xis Termin dort am 25. Jahrestag aber ist kein neutrales Gedenken, sondern begleitet von einem politischen Statement. Peking hat die Aussagen der USA, dass es sich um einen tragischen Fehler aufgrund falscher Karten gehandelt habe, nie akzeptiert. Der Fall zementierte das Misstrauen Pekings gegenüber der Nato und anderen von den USA geführten Allianzen, bis heute.
In einem Beitrag für die serbische Zeitung Politika gelobte Xi laut Bloomberg die “schamlose” Nato-Bombardierung der Botschaft “niemals zu vergessen”. Laut Bloomberg schrieb er weiter: “Wir werden niemals zulassen, dass sich eine solch tragische Geschichte wiederholt.” Eine deutschsprachige Zusammenfassung des Gastbeitrags auf der Website des Staatssenders China Radio International erwähnte diesen Aspekt allerdings nicht. Darin ist lediglich von der tiefen Freundschaft zu Serbien und dem Wunsch nach einer Vertiefung der Kooperation die Rede.
Zuvor war Xi mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und beiden Ehefrauen in die Pyrenäen gereist, allerdings in separaten Flugzeugen. Wie schon beim Staatsdinner am Vorabend ließ Macron Xi beim Mittagessen in den Bergen lokale Delikatessen servieren. Ein besserer Zugang für französische Agrarprodukte und Nahrungsmittel zum chinesischen Markt war einer der Schwerpunkte Macrons in den Gesprächen mit Xi. Dieser lobte Schinken und Käse. In seiner Rede vor dem Chinesisch-Französischen Wirtschaftsrat am Montagabend hatte Xi zugesagt, er wolle mehr Käse, Schinken, Wein und andere landwirtschaftliche Qualitätsprodukte aus Frankreich auf die Esstische chinesischer Familien bringen.
Die Aktienkurse mehrerer französischer Cognac-Hersteller stiegen am Dienstag, nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Vorabend Xi für seine “offene Haltung” hinsichtlich einer Pekinger Anti-Dumping-Untersuchung gegen EU-Spirituosen gedankt hatte. Die Cognac-Marken hatten vor dem Gipfel einen Deal gefordert. Sicher nicht zufällig schenkte Macron Xi sowohl Cognac als auch den ebenfalls von Sanktionen bedrohten Armagnac. Zu den am Rande des Gipfels unterzeichneten Geschäften gehört der Entwurf und Bau einer Anlage zur Verbrennung von Klärschlamm für den Wasserversorger Dongguan Water Group durch das französische Wasserunternehmen Suez mit einem Vertragsvolumen von knapp 100 Millionen Euro. ck
Die Bundesanwaltschaft ließ am Dienstagmorgen die Büroräume des AfD-Spitzenkandidaten Maximilian Krah und dessen ehemaligen Mitarbeiters Jian G. im Europäischen Parlament in Brüssel durchsuchen. Grundlage dafür sind die Beschlüsse des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs sowie eine Europäische Ermittlungsanordnung.
Jian G.steht unter Verdacht der Spionage für China. Krah selbst ist als Europa-Abgeordneter durch seine parlamentarische Immunität geschützt. Er wird in dem Verfahren gegen Jian G. als Zeuge geführt. Aufgrund der Immunität war die Durchsuchung nur möglich, weil das Europäische Parlament dem Betreten der Büros zugestimmt hatte.
Auch die Brüsseler Wohnung von Jian G. war im 24. April durchsucht worden. Laut einer Mitteilung von Krah selbst auf X am Dienstagmorgen sei nur das Büro seines ehemaligen Mitarbeiters durchsucht worden: “Weder ich noch andere Mitarbeiter sind betroffen.” Das sei nach G.s Festnahme zu erwarten gewesen und keineswegs überraschend. cyb
Siemens Healthineers, die Medizintechnik-Tochter von Siemens, bekommt die Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen Korruption im Gesundheitswesen zu spüren. Der Umsatz dort brach im zweiten Quartal des Konzern-Bilanzjahrs 2023/24 um 14 Prozent ein und bremste das Wachstum des Erlanger Konzerns.
Vorstandschef Bernd Montag betonte am Dienstag, die Maßnahmen, die die Auftragsvergabe drosselten, richteten sich nicht gegen die Hersteller der Geräte, sondern gegen den Einkauf in den Kliniken. “Das ist in keiner Weise eine Maßnahme, um multinationalen Unternehmen das Leben schwer zu machen.” Einheimische Hersteller litten oft noch mehr darunter. Die EU und europäische Politiker hatten zuletzt noch einmal gleiche Wettbewerbsbedingungen für westliche Hersteller in China angemahnt und auf einen ausgewogenen Handel gepocht.
Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2023/24 – per Ende September – rechnet Siemens Healthineers in China wieder mit einer anziehenden Nachfrage. Das Unternehmen hofft, dass staatliche Anreizprogramme die aufgestaute Nachfrage wieder ankurbeln.
Im zweiten Quartal stieg der globale Gesamtumsatz von Siemens Healthineers auf vergleichbarer Basis um drei Prozent auf 5,44 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich von Januar bis März um acht Prozent auf 822 Millionen Euro. Der Nettogewinn vervierfachte sich im zweiten Quartal auf 431 Millionen Euro. Grund für die große Differenz war eine Abschreibung im Vorjahr. rtr
Provinzbehörden drängen Unternehmen dazu, Frauen flexiblere Arbeitsstellen anzubieten. Die sogenannten “Mama-Posten” sollen es Müttern erleichtern, Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen – und sie dadurch ermutigen, mehr Kinder zu bekommen. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Chinas Bevölkerung ist 2023 zum zweiten Mal in Folge geschrumpft, die Geburtenrate hat ein Rekordtief erreicht. Viele Mütter blieben dem Arbeitsmarkt mehr als drei Jahre lang fern – so lange, bis ihre Kinder alt genug seien, um in eine Kindertagesstätte zu gehen, berichtet Xinhua.
Bisher seien die für sie verfügbaren Jobangebote begrenzt und oft auf zeitlich begrenzte Verträge beschränkt. Das sind oftmals arbeitsintensive Aufgaben in der Fertigung und Verarbeitung, die sich an eher ungelernte Arbeitskräfte richten, hieß es. Doch auch in der reicheren Provinz Guangdong im Süden Chinas wollen die Behörden Xinhua zufolge nun das neue Modell in allen Städten der Provinz fördern, und auch in professionellen, technischen und Managementpositionen.
Die “Mama-Posten”-Idee folgt auf eine Reihe bereits erlassener Maßnahmen, wie die Verlängerung des Mutterschutzes, finanzielle Anreize und eine verbesserte Kinderbetreuung. Viele junge Frauen entscheiden sich aufgrund der schwierigen Job-Optionen und der hohen Kosten vor allem der Schulbildung und Kinderbetreuung dennoch gegen ein Kind. rtr
China verlängert die Visa-Erleichterungen bei der Einreise. Bürger aus 12 Ländern sind bei kürzeren Reisen in die Volksrepublik von bis zu 15 Tagen bis Ende 2025 weiterhin von der Visa-Pflicht befreit. Das gilt für Deutschland, Belgien, Irland, Luxemburg, Österreich, Schweiz, Ungarn, Malaysia, die Niederlande, Frankreich, Spanien und Italien. Die Information gab Staats- und Parteichef Xi Jinping am Montag in seiner Rede während der Abschlusszeremonie des sechsten Treffens des Chinesisch-Französischen Wirtschaftsrats in Paris bekannt. cyb
Michael Knobloch ist seit April CEO bei Hawe China. Der gelernte Konstrukteur ist seit mehr als 25 Jahren für den Hydraulik-Anbieter aus Bayern tätig. Das China-Geschäft koordiniert er in den Außenposten Wuxi und Shanghai.
Fabian Lüttke ist seit März Head of Sales Steering Europe and China bei BMW. Er arbeitet seit mehr als 14 Jahren für den Autobauer. 2008 war er ein Jahr lang im Business Development des deutschen Autobauers in Peking tätig.
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Aus der Luft formen die Priele im Gezeitenfeuchtgebiet an der Küste bei Yancheng filigrane Formen, die an verästelte kahle Bäume erinnern. Priele sind schmale Wasserkanäle im Wattenmeer, aus denen bei Ebbe Wasser abfließt. Das Gezeitenfeuchtgebiet an der Küste vor Yancheng ähnelt dem Watt und ist das größte seiner Art in ganz China. Es zieht sich entlang eines 580 Kilometer langen Küstenabschnitts und bietet Millionen von Wasservögeln ideale Bedingungen für ihre Wanderung und die Brut.