Table.Briefing: China

Esel belasten China-Afrika-Beziehungen + Deutschland bemüht sich um Asean-Staaten

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Aufstieg Chinas zur einflussreichsten Macht auf dem afrikanischen Kontinent galt lange als unaufhaltsam. Die Volksrepublik investierte und trieb Handel mit den Ländern Afrikas. Doch nun begehrt die Afrikanischen Union (AU) gegenüber der Volksrepublik auf – sie hat den Verkauf von Eselhaut nach China verboten. Deren Ausfuhr war zuletzt rasant gestiegen. Aus der Haut der schwer zu züchtenden, für die lokale Landwirtschaft enorm wichtigen Esel wird ein begehrtes Heilmittel der Traditionellen Chinesischen Medizin erzeugt, wie Fabian Peltsch schreibt. Das universell einsetzbare Präparat namens Ejiao boomt angesichts des wachsenden Wohlstands in China.

Doch dadurch Handel sind die Eselbestände Afrikas dramatisch zurückgegangen, die zähen Tiere fehlen nun vor allem den ärmeren Bauern. Ob das kontinentweite Verbot der AU wirklich zur Rettung der Eselbestände beitragen kann, ist offen: Denn jeder einzelne Staat muss es noch in nationales Recht gießen. Und der Schwarzhandel blüht. In jedem Fall ist der Fall ein Lehrstück darüber, wie mangelnde Sensibilität für lokale Gegebenheiten zu Problemen führt.

Den Fehler möchte Deutschland im Umgang mit Südostasien nicht machen, und so begrüßte Bundeskanzler Olaf Scholz den trotz des gerade begonnenen Ramadan aus Malaysia angereisten Ministerpräsidenten Anwar Ibrahim mit einem gemeinsamen Fastenbrechen. In Berlin ist Asean-Woche, wie Michael Radunski analysiert. Scholz trifft nacheinander die Regierungschefs aus Malaysia, den Philippinen und – am heutigen Mittwoch – Thailand. Überall geht es um das gleiche Thema: Chancen auf neuen Märkte für deutsche Unternehmen im Zuge des De-Risking von China.

Ihre
Christiane Kühl
Bild von Christiane  Kühl

Analyse

Wie der Handel mit Eselhaut Chinas Image in Afrika beschädigt

Für die chinesisch-afrikanischen Beziehungen ist der Esel zu einer Art Elefant im Raum geworden. Die Nutztiere werden in Afrika im großen Stil geschlachtet, um dann in China zu Ejiao 阿胶 verarbeitet zu werden. Das ist ein in der chinesischen Medizin (TCM) gefragtes Universalheilmittel, das gegen so unterschiedliche Leiden wie Atemwegs- und Kreislauferkrankungen, aber auch Alterserscheinungen und Schwangerschaftsproblemen wirken soll.

Der medizinische Effekt der Gelatine, die hauptsächlich aus der Haut der Tiere gewonnen wird, lässt sich angesichts der breiten Anwendungsgebiete schwer nachweisen. Da sich seine Nutzung aber bis auf Texte der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) zurückdatieren lässt, gilt es in China als kulturelles Erbe und wird von Firmen wie Dong’e Ejiao aus Shandong als Medizin der Kaiserinnen und Kaiser vermarktet.

Chinesische Nachfrage reduziert Bestände um die Hälfte

Seit den 1950-er Jahren wird der “Eselskleber” in China industriell verarbeitet. Allein 2020 wurden in der Volksrepublik etwa 15.288 Tonnen Ejiao produziert. Vier bis sechs Millionen Esel mussten dafür geschlachtet werden. Das sind etwa 10 Prozent des weltweiten Eselbestands, wie aus Schätzungen der gemeinnützigen Tierschutzorganisation Donkey Sanctuary hervorgeht.

Auch da Esel sich schwer züchten lassen und nur alle paar Jahre Junge zur Welt bringen, ist China für seinen Ejiao-Hunger längst auf Quellen im Ausland angewiesen. Diese finden sich seit Jahren zum großen Teil in Afrika. Nach Angaben der Vereinten Nationen und der Tierschutzorganisation Brooke leben dort 60 Prozent der weltweiten Eselpopulationen. Die chinesische Nachfrage habe jedoch dazu geführt, dass die Bestände in Ländern wie Kenia, Botswana, Äthiopien und Burkina Faso teilweise um die Hälfte zurückgegangen sind.

AU regiert mit Exportverbot für Eselhaut

Die Afrikanische Union (AU), ein Zusammenschluss aus 55 Staaten, hat deshalb im Februar ein länderübergreifendes Verbot für den Export von Eselhaut erlassen. Bereits zuvor hatten einige afrikanische Länder wie Äthiopien, die Elfenbeinküste und Tansania mit landesweiten Verboten auf den Schwund der wichtigen Lasttiere reagiert.

Ob das kontinentweite Verbot der AU wirklich zur Rettung der Eselbestände beitragen kann, ist offen: Die afrikanischen Staaten müssen das Verbot jeweils durch nationale Gesetze umsetzen, ein Prozess, der Jahre dauern kann. In Kenia etwa wurde der Handel im Februar 2020 verboten; dieses Verbot aber nach einer Reihe rechtlicher Auseinandersetzungen mit der Industrie im Mai 2021 wieder aufgehoben. Heute steht in Nairobi eines der weltweit größten Schlachthäuser für Esel. Die chinesischen Betreiber betonen, dass auf Tierschutzstandards geachtet wird, und auch darauf, dass die Eselpopulation im Land im Gleichgewicht bleibe.

Landbevölkerung ist auf Esel angewiesen

Die auch in tropischem Klima robusten Esel werden vor allem in Kenia, Botswana, Äthiopien und Burkina Faso in der Landwirtschaft und als Transporttiere gebraucht. Mit einem Esel können Kleinverdiener mehr Waren zu den Märkten transportieren. Eine in Ghana durchgeführte Studie ergab, dass ein Esel etwa fünf Stunden Arbeit pro Woche für Erwachsene und zehn Stunden pro Woche für Kinder einspart. Zeit, die sonst fehlt, um zu lernen und eine Schule zu besuchen. Vor allem ohnehin benachteiligte Frauen und Mädchen würden darunter leiden. Eine Ironie, wenn man bedenkt, dass die Konsumenten von Ejiao in China vor allem wohlhabendere Frauen sind.

In Ländern wie Äthiopien werden Esel zudem als Gefährten betrachtet. Der Umgang mit den Tieren und ihre Schlachtung für ein Konsumprodukt hat auch deshalb einen großen Imageschaden für die Chinesen in Afrika verursacht. Spricht man etwa Kenianer auf chinesische Aktivitäten in ihrem Land an, kommt neben den großen Infrastrukturprojekten das Thema schnell auf die Esel, nicht selten mit einem bitteren bis feindseligen Unterton. Wenn in ländlichen Gegenden Esel verschwinden, werden oft chinesische Gastarbeiter verdächtigt.

Der Schwarzmarkt mit Eseln floriert

Durchlässige Grenzen und eine laxe Umsetzung von Strafen machen es zudem schwierig, den Handel einzudämmen. Der Schwarzmarkt floriert. Immer wieder werden Esel gestohlen und Familien damit ihrer Existenzgrundlage beraubt. Donkey Sanctuary schätzt, dass von den etwa drei Millionen Eselfellen, die China jährlich importiert, zwischen 25 und 35 Prozent von gestohlenen Eseln stammen.

Der Handel der Ejiao-Industrie untergrabe die chinesisch-afrikanischen Beziehungen und stehe in direktem Widerspruch zu chinesischen Initiativen wie der China-Africa Poverty Reduction and Development Partnership Alliance zur Förderung ländlicher Gemeinden, sagt Lauren Johnston, China-Afrika-Expertin und außerordentliche Professorin an der Universität Sydney, zu Table.Briefings.

Erste große Ohrfeige der Afrikanischen Union

“Die Chinesen wollen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit in Afrika beitragen und den Agrarhandel ankurbeln, und dann untergraben Sie das alles mit dieser verrückten Eselsgeschichte“, wundert sich Johnston. “Damit erschaffen sie einfach das Gegenteil von allem, was sie in der Partnerschaft mit Afrika angeblich erreichen wollen.” Bei den Firmen und in den Botschaften habe man wohl geglaubt, dass sich die Sache von selbst lösen oder versanden würde, mutmaßt die Wissenschaftlerin.

Bislang hat China Berichten zufolge formelle Abkommen über die Einfuhr von Eselhäuten mit 16 afrikanischen Ländern unterzeichnet, wobei der größte Teil der exportierenden Unternehmen in Nigeria und Kenia sitzen. Das reiche aber nicht, um dem Problem zu begegnen, meint Johnston. “Es geht in dem Vorstoß der Afrikanischen Union in erster Linie um das Wohl der Esel und nicht dezidiert um China, aber es ist implizit die erste große gemeinsame Ohrfeige der Afrikanischen Union gegen die Volksrepublik. Ich denke, auch deshalb müssen die Chinesen jetzt rational sein. Sie müssen herausfinden, wie sie diese Industrie vernünftig verwalten und nachhaltiger gestalten können – selbst wenn das geringere Gewinne aus dieser Cashcow bedeutet.” Ejiao müsse im Ernstfall wieder vom Massenmarkt verschwinden oder auf anderer Basis hergestellt werden, sagt Johnston. “Das hätte eigentlich schon vor zehn Jahren passieren müssen.”

  • Afrika
  • Afrikanische Union
  • Agrarhandel
  • Tierschutz
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Speed-Dating im Kanzleramt: Warum Olaf Scholz die südostasiatischen Staatschefs umgarnt

Olaf Scholz empfängt am Dienstag den philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. im Kanzleramt in Berlin.

Ein kurzer Blick in den Terminkalender von Olaf Scholz zeigt: Der Bundeskanzler macht Ernst mit der deutschen China-Strategie. Zu Wochenbeginn traf Scholz zuerst Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim, am gestrigen Dienstag dann den philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. – ehe am heutigen Mittwoch auch noch Thailands Ministerpräsident Srettha Thavisin in Berlin erwartet wird.

Aus dem Kanzleramt verlautete dazu: Man wolle den Diversifizierungs- und De-Risking-Ansatz der deutschen China-Strategie mit weiterer Substanz unterlegen. Darin heißt es auf Seite 35: “Unser Wohlstand beruht in hohem Maße auf funktionierenden globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten. Diese wollen wir insbesondere durch eine breitere Risikostreuung langfristig absichern.” Übersetzt in den Terminkalender von Olaf Scholz bedeutet das: Speed-Dating mit Südostasien.

Es sind Gespräche mit teilweise schwierigen Partnern, was die Themen Menschenrechte, Umweltschutz oder Drogenbekämpfung angeht. Doch es geht um das große Ganze: Um einseitige Abhängigkeiten von China abbauen zu können, braucht es neue Lieferketten und Rohstofflieferanten. Dafür will Deutschland seine Beziehungen mit den aufstrebenden Nationen der Asean-Staaten ausbauen.

Halbleiter aus Malaysia

Gerade mit Malaysia gibt es hier schon erste Erfolge zu verzeichnen. Malaysia sei “nach Taiwan unser zweitwichtigster Lieferant von Halbleitern”, heißt es aus dem Kanzleramt. “Die angekündigte Infineon-Investition in Malaysia ist ein gutes Beispiel der Diversifizierung unserer Partnerschaften.”

Gut 700 deutsche Unternehmen sind dem Auswärtigen Amt zufolge in Malaysia vertreten. Als Handelspartner stehe das Land an der Spitze der Asean-Staaten. Das bilaterale Handelsvolumen betrug 2022 knapp 19 Milliarden Euro. Zudem nutzen viele deutsche Unternehmen das Land als regionale Drehscheibe – für Südostasien und darüber hinaus. Anwar betonte bei der Pressekonferenz mit Scholz die Rolle seines Landes als Asean-Drehscheibe für grüne Technologien wie erneuerbare Energien und begrüßte das Interesse Deutschlands an neuen Investitionen unter anderem in diesem Bereich.

Philippinen als Partner im Südchinesischen Meer

Im Gespräch mit dem philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. kommt das Thema Sicherheit hinzu. Scholz stellte den Ukraine-Krieg in Europa in Zusammenhang mit den Streitigkeiten im Südchinesischen Meer. Deutschland setzte sich dafür ein, Grenzen nicht gewaltsam zu verändern. Entsprechend werde man in Zukunft verstärkt mit den Philippinen im maritimen Bereich zusammenarbeiten. Marcos begrüßte am Dienstag gegenüber Scholz das deutsche Engagement.

Zuletzt haben die Spannungen zwischen Manila und Peking im Südchinesischen Meer dramatisch zugenommen. Und Chinas Nachbarn rüsten massiv auf. Es ist eine der geostrategisch wichtigsten Regionen der Welt: Rund ein Drittel des gesamten Welthandels wird durch dieses Meer verschifft, zudem ist das Gebiet reich an Rohstoffen.

Wer hier die Kontrolle hat, ist in einer überaus mächtigen Position. Als Teil der ersten Inselkette und in unmittelbarer Nähe zu Taiwan sind die Philippinen strategisch äußerst wichtig. Scholz betonte denn auch am Dienstag in Berlin nochmals Deutschlands Unterstützung für die Philippinen, um die regelbasierte Ordnung im Südchinesischen Meer aufrechtzuerhalten.

Scholz, Steinmeier und Baerbock diversifizieren

Dabei beschränkt sich die deutsche Partnersuche keineswegs auf das Scholz’sche Speed-Dating dieser Woche: Ende 2022 schon hatte Scholz in Vietnam und Singapur für mehr wirtschaftlichen Austausch geworben. Ende Januar 2024 lobte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Vietnam und dessen Nachbarland Thailand als “Partner”, die mit Deutschland “gemeinsame Interessen” teilten. “Der Blick hierher lohnt sich”, verkündete Steinmeier. Als der Bundespräsident im Februar in die Mongolei reiste, vereinbarten Berlin und Ulaanbaatar gar eine strategische Partnerschaft.

Und auch Außenministerin Annalena Baerbock diversifiziert fleißig. Im Januar besuchte Baerbock die philippinische Küstenwache und ließ sich unter anderem Überwachungsdrohnen zeigen, die Deutschland im Rahmen einer Ertüchtigungsinitiative bereitstellt. Vordergründig geht es um die Sicherung der Handelswege durch das Südchinesische Meer, doch es ist auch ein klares Zeichen an China.

Export-Rekord mit Asean

Die politischen Kontakte gehen durchaus einher mit wirtschaftlichen Fortschritten. So hat Deutschland im ersten Halbjahr 2023 Waren im Wert von 16 Milliarden US-Dollar (14,7 Milliarden Euro) in die zehn Länder des südostasiatischen Staatenbundes Asean exportiert. Das ist ein Plus von 8,5 Prozent – und zugleich der höchste Wert seit 2018. Damit kompensiere man einen Teil des deutschen Exportrückgangs nach China, konstatiert die Außenwirtschaftsagentur des Bundes GTAI.

Allerdings sollte man China nicht unterschätzen. Die Volksrepublik ist längst zum Handelszentrum der Region aufgestiegen: In jedem Asean-Staat ist China wichtigster Warenlieferant, meist mit großem Abstand vor der Konkurrenz.

China kann nicht einfach ersetzt werden

Und auch für Deutschland selbst ist China weiterhin der wichtigste Handelspartner. 2022 erreichte der deutsche China-Handel einen neuen Rekord: Waren im Gesamtwert von 299 Milliarden Euro wurden importiert und exportiert. Ein Jahr später – als das Diversifizierungsziel der China-Strategie bereits vorlag – waren es immer noch 253 Milliarden Euro.

Und so sollte auch jedem in Berlin klar sein: Bei all den herzlichen Worten und trotz rotem Teppich können die vielen südostasiatischen Staaten den Partner und Absatzmarkt China nicht einfach ersetzen. Aber ohnehin geht es Deutschland nicht um ein Decoupling von China, sondern vielmehr um “die Verringerung von Abhängigkeiten in kritischen Bereichen”. Auch das belegt der Terminkalender von Olaf Scholz: Der Kanzler plant, am 15. und 16. April nach China zu reisen. Zuletzt war Scholz für einen kurzen Besuch Anfang November 2022 in China.

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Sinolytics Radar

Peking verfehlt eigene Ziele für mehr Energieeffizienz seiner Wirtschaft

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  • Im Rahmen ihrer Bemühungen, bis 2030 den Höhepunkt des CO₂-Ausstoßes erreicht zu haben, kündigte die chinesische Regierung an, den Energieverbrauch pro Einheit Wirtschaftsleistung im 14. Fünfjahresplan (2021-2025) um 13,5 Prozent zu senken. Das entspricht für diesen Zeitraum einer jährlichen Verringerung der Energieintensität von je drei Prozent.
  • Allerdings rückte die Regierung von ihrer ursprünglichen Zusage ab und kündigte auf den “Zwei Sitzungen” im Jahr 2023 (2 Prozent) und 2024 (2,5 Prozent) jeweils niedrigere Ziele an.
  • Zudem hatte die Energiesicherheit und das Wirtschaftswachstum 2022 während der Corona-Pandemie Vorrang. Damals war das Einsparungsziel komplett gestrichen worden.
  • Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes hat China auch die angepassten Ziele in den vergangenen drei Jahren verfehlt. Die Energieintensität wurde 2022 um lediglich 0,1 Prozent und 2023 um 0,5 Prozent gesenkt.
  • Darüber hinaus wurde bei der Reduzierung der Energieintensität im Jahr 2023 auf einen statistischen Trick zurückgegriffen: Die Nutzung Erneuerbarer Energien wurde bei der Berechnung des Gesamtenergieverbrauchs nicht berücksichtigt, obwohl sie darin einen zunehmenden Anteil ausmacht.
  • Dies lässt Zweifel an der Entschlossenheit der chinesischen Regierung bei der Umsetzung ihrer CO₂-Pläne aufkommen. Beim derzeitigen Tempo dürfte China das Gesamtziel für den Fünfjahresplan verfehlen.
  • Im Gegensatz zum raschen Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Elektromobilität kommt China mit dem Ausstieg aus der energieintensiven Industrieproduktion nur langsam voran. Da die chinesische Wirtschaft vor einer der größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte steht, ist davon auszugehen, dass die Klimaneutralität anderen politischen Prioritäten weichen wird – zumindest kurzfristig.
  • Die langsamere Dekarbonisierung in China wirkt sich dabei nicht nur auf die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen aus, sondern beeinträchtigt auch die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Erzeugnisse unter strengeren Handelsbestimmungen in Bezug auf die CO₂-Bilanz.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

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  • Erneuerbare Energien

News

VW schießt Kapital in Elektro-Joint Venture Volkswagen Anhui nach

Volkswagen stockt seine Investitionen in China auf. Die Wolfsburger und ihr Partner JAC Motors schießen gemeinsam umgerechnet knapp 1,8 Milliarden Euro zusätzliches Kapital in ihr auf Elektroautos spezialisiertes Joint Venture namens Volkswagen Anhui in der gleichnamigen Provinz Anhui. VW hält seit 2020 75 Prozent der Anteile an dem bereits 2017 gegründeten Joint Venture, beide investierten entsprechend ihrer Anteile. Das Anteilsverhältnis an dem Joint Venture änderte sich also nicht, wie aus einer Börsenmitteilung von JAC Motors vom Dienstag hervorgeht.

VW und JAC Motors hatten das Elektro-Gemeinschaftsunternehmen 2017 gegründet und damals zunächst je die Hälfte der Anteile gehalten. Im Dezember 2020 erhöhte VW auf 75 Prozent. Das Werk des Joint Ventures produziert seit Anfang des Jahres Fahrzeuge des Modells Cupra Tavascan für Exportmärkte produziert. Volkswagen Anhui ist das einzige Joint Venture der Wolfsburger ausschließlich für Entwicklung und Herstellung von Elektroautos.

Die Wolfsburger arbeiten in China zudem mit Xpeng sowie den Staatskonzernen SAIC und FAW zusammen. In die Kritik ist das Unternehmen zuletzt wegen eines Werks in der Uiguren-Region Xinjiang geraten, das VW gemeinsam mit SAIC betreibt. Nach Vorwürfen zu Zwangsarbeit deutet sich ein Ausstieg aus dem Werk an; VW erklärte zuletzt, dass verschiedene Szenarien intensiv geprüft würden. rtr

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Xiaomi kündigt Verkaufsstart des ersten Auto-Modells an

Xiaomi will ab Ende März die ersten Elektroautos verkaufen. Die Limousine SU7 werde ab 28. März im Handel sein, kündigte der Chef des Elektronikkonzerns Lei Jun am Dienstag auf Weibo und X an. Die E-Autosparte Xiaomi Automobile hatte Ende Dezember in Peking erstmals öffentlich den Wagen präsentiert, der beim staatlichen Autokonzern Beijing Automotive (BAIC) vom Band laufen wird.

Die Batterien liefern der chinesische Auto- und Batteriehersteller BYD und der chinesische Batteriespezialist CATL. Die Anleger erfreute die Nachricht: Xiaomis Aktie an der Börse in Hongkong sprang am Dienstag um rund zehn Prozent nach oben. Xiaomi-Gründer Lei plant, in den kommenden zehn bis 20 Jahren einer der fünftgrößten E-Auto-Hersteller der Welt werden.

Bereits am Wochenende war zudem bekannt geworden, dass Xiaomi Automobile gemeinsam mit CATL und der BAIC-Elektrosparte BAIC Blue Park (früher BJEV) ein Joint Venture zur Batterieherstellung gründen wird. Mit einem geplanten Stammkapital von einer Milliarde Yuan (127 Millionen Euro) soll das Joint Venture Strom- und Energiespeicherbatterien entwickeln, produzieren und verkaufen. CATL wird 51 Prozent daran halten, Beijing Blue Park 39 Prozent, Xiaomi Auto und der Stromerzeugungsdienstleister Beijing Energy Holding jeweils fünf Prozent.

Das Gemeinschaftsunternehmen werde in den Bau einer Fabrik für intelligente Batteriezellen in Peking investieren, teilte BAIC Blue Park mit. Pekinger Behörden hatten bereits im Januar den Bau einer CATL-Batteriefabrik in der Hauptstadt angekündigt. ck

  • Autoindustrie
  • Elektromobilität
  • Xiaomi

Källenius fordert niedrigere Zölle auf chinesische E-Autos

Die Politik debattiert über höhere Zölle für chinesische Elektroautos. Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius fordert das genaue Gegenteil. In einem Interview mit der britischen Financial Times rief Källenius die EU-Kommission auf, die bestehenden Zölle auf importierte Elektroautos aus China zu senken. Derzeit steht ein Zoll von zehn Prozent auf Einfuhren chinesischer Elektroautos in die EU. “Eine stärkere Konkurrenz aus China würde den europäischen Autobauern langfristig helfen, bessere Autos zu produzieren”, so Källenius. Protektionismus gehe in die falsche Richtung.

Damit stellt sich der Mercedes-Chef auch gegen die Konkurrenz aus dem Volumensegment: Autobauer wie Stellantis und Renault fordern Strafzölle gegen E-Autos aus China. Bei beiden Konzerne hat das China-Geschäft einen deutlich geringeren Anteil als bei den deutschen Automarken, die Strafzölle eher kritisch sehen. Die EU-Kommission prüft zurzeit, ob Chinas Subventionen für die Elektro-Branche Strafzölle rechtfertigen würden. China selbst erhebt für importierte Autos aus Europa ebenfalls Zölle, und zwar in Höhe von 15 Prozent. ck

  • Autoindustrie
  • Elektromobilität
  • Mercedes Benz

Taiwans baldige Vizepräsidentin besucht Washington

Taiwans designierte Vizepräsidentin Hsiao Bi-khim ist diese Woche zu einem diskreten Besuch nach Washington gereist. Das berichteten mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Wall Street Journal. Aus Sorge vor der Reaktion Chinas, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet, versuchten Beamte in Washington und Taipeh, den Besuch Hsiaos geheim zu halten, sagten sie weiter.

Hsiao diente von Mitte 2020 bis Ende des vergangenen Jahres als Vertreterin Taipehs in den USA. Sie sei privat in die US-Hauptstadt gereist, hieß es – um Sachen zu packen, die sie dort zurückgelassen habe, als sie mit dem inzwischen designierten Präsidenten Lai Ching-te in den Wahlkampf zog. Allerdings plane sie auch, sich mit US-Beamten zu treffen.

Hsiao, die zusammen mit Lai Ende Mai vereidigt wird, will mit Mitgliedern der Regierung von US-Präsident Joe Biden die Agenda der künftigen Regierung in Taipeh besprechen, so die Quellen des Wall Street Journal. Nach ihrem Besuch in Washington plane Hsiao, mehrere europäische Hauptstädte zu besuchen – auch das als Privatperson. Das taiwanische Außenministerium und die Regierungspartei DPP betonten jeweils, dass sie keine Einzelheiten bekannt geben könnten, da Hsiao privat unterwegs sei. cyb

  • Diplomatie
  • Taiwan
  • USA

Sieben Krankenhäuser testen KI-Chatbot für Gehirnchirurgen

China hat die Erprobung eines KI-Chatbots für Gehirnchirurgen in Krankenhäusern gestartet. Wie Bloomberg berichtet, hat das in Hongkong ansässige Zentrum für künstliche Intelligenz und Robotik, eine Einrichtung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, dazu den KI-Bot namens CARES Copilot 1.0 vorgestellt. Dieser basiere auf dem Open-Source-Sprachmodell Llama 2.0 des US-Konzerns Meta Platforms. Forschende haben CARES Copilot 1.0 demnach anhand von Zeitungen, medizinischen Fachzeitschriften und Handbüchern trainiert und feinabgestimmt, damit er als eine Art chirurgischer Berater für Ärzte fungieren kann. Sieben Krankenhäuser in Peking und anderen Städten werden den Bot in den kommenden Monaten testen.

Das Hongkonger Zentrum setzte laut dem Bericht etwa 100 Grafikprozessoren ein, um den KI-Bot zu trainieren. Dabei nutzten sie gleichmäßig die High-End-Chips A100 des US-Konzerns Nvidia und die Chips Ascend 910B von Huawei. Die Forschenden hoffen, dass der Bot Fragen mit Zitaten aus mehr als einer Million akademischer Aufzeichnungen beantworten wird. Er solle auch in der Lage sein, diagnostische Daten wie MRT-, Ultraschall- oder CT-Scans sowie Bilder, Text und Audio zu verarbeiten. Langfristig solle CARES Copilot 1.0 sogar eine aktivere Rolle übernehmen, beispielsweise könnte er Ärzte vor riskanten Eingriffen warnen.

Peking fördert landesweit die Entwicklung von KI. Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte bei mehreren Gesprächsterminen während des am Montag zu Ende gegangenen Nationalen Volkskongresses die hohe Priorität neuer Technologien betont. ck

  • Chips
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  • Gesundheit
  • Künstliche Intelligenz
  • Technologie
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Presseschau

Bundeskanzler Olaf Scholz und der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Junior rufen China zum Einlenken im Südchinesischen Meer auf HANDELSBLATT
Deutschlands Engagement in Südostasien: Eine Alternative zu China FAZ
China”s government is increasingly subservient to the Communist Party LEMONDE
Handelskrieg: Warum Intel noch Chips an Huawei verkauft GOLEM
China”s Vague Hopes for Tech to Reboot Its Economy BLOOMBERG
Xiaomi bringt erstes Elektroauto noch im März auf den Markt HANDELSBLATT
Western EV makers scaling back provides Chinese competitors challenges and opportunities DIGITIMES
Nissan and Honda to cut China production as EV race heats up NIKKEI.COM
A defection by helicopter and a juggling spy: Taiwan worries about Chinese infiltration LEMONDE
Chinas Hyperschall-Drohne schlägt F-22 bei Aerodynamik FUTUREZONE
China’s lidar technology faces intensified scrutiny in U.S. NIKKEI.COM
Deutsche Reeder sorgen sich um Spannungen mit China FAZ
Podcast “Eco on the rocks”: Was wäre die Schweiz ohne Beziehungen zu China und Indien? NZZ
China-Taiwan-Konflikt: Taiwan rechnet mit mehr militärischem Druck aus China FOCUS

Personalien

Holger Schmidt ist seit Anfang Februar Head of Business Support & Projects Lead – WX Key Markets für Nordamerika und China bei Sanofi. Er war zuvor Business Excellence Manager & PMO – FM Europe, ebenfalls für den französischen Pharmakonzern.  

Adrian de Riz ist neuer Global Strategy Director bei Royma Tech Precision Suzhou. De Riz arbeitete bis Ende Februar als General Manager für Europa für dasselbe Unternehmen. In seiner neuen Position arbeitet er von London aus.  

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

In Südchina hat die Rapsblüte begonnen – wie immer einige Wochen früher als bei uns. Das knallige Gelb ist wunderschön und ideal für Fotos und Selfies. Und so machen sich jedes Jahr Urlauber in die Rapsregionen des Landes auf. Zum Beispiel in die Rapsfelder um das Dorf Wayao in der Region Liupanshui der südwestchinesschen Provinz Guizhou.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    der Aufstieg Chinas zur einflussreichsten Macht auf dem afrikanischen Kontinent galt lange als unaufhaltsam. Die Volksrepublik investierte und trieb Handel mit den Ländern Afrikas. Doch nun begehrt die Afrikanischen Union (AU) gegenüber der Volksrepublik auf – sie hat den Verkauf von Eselhaut nach China verboten. Deren Ausfuhr war zuletzt rasant gestiegen. Aus der Haut der schwer zu züchtenden, für die lokale Landwirtschaft enorm wichtigen Esel wird ein begehrtes Heilmittel der Traditionellen Chinesischen Medizin erzeugt, wie Fabian Peltsch schreibt. Das universell einsetzbare Präparat namens Ejiao boomt angesichts des wachsenden Wohlstands in China.

    Doch dadurch Handel sind die Eselbestände Afrikas dramatisch zurückgegangen, die zähen Tiere fehlen nun vor allem den ärmeren Bauern. Ob das kontinentweite Verbot der AU wirklich zur Rettung der Eselbestände beitragen kann, ist offen: Denn jeder einzelne Staat muss es noch in nationales Recht gießen. Und der Schwarzhandel blüht. In jedem Fall ist der Fall ein Lehrstück darüber, wie mangelnde Sensibilität für lokale Gegebenheiten zu Problemen führt.

    Den Fehler möchte Deutschland im Umgang mit Südostasien nicht machen, und so begrüßte Bundeskanzler Olaf Scholz den trotz des gerade begonnenen Ramadan aus Malaysia angereisten Ministerpräsidenten Anwar Ibrahim mit einem gemeinsamen Fastenbrechen. In Berlin ist Asean-Woche, wie Michael Radunski analysiert. Scholz trifft nacheinander die Regierungschefs aus Malaysia, den Philippinen und – am heutigen Mittwoch – Thailand. Überall geht es um das gleiche Thema: Chancen auf neuen Märkte für deutsche Unternehmen im Zuge des De-Risking von China.

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    Christiane Kühl
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    Wie der Handel mit Eselhaut Chinas Image in Afrika beschädigt

    Für die chinesisch-afrikanischen Beziehungen ist der Esel zu einer Art Elefant im Raum geworden. Die Nutztiere werden in Afrika im großen Stil geschlachtet, um dann in China zu Ejiao 阿胶 verarbeitet zu werden. Das ist ein in der chinesischen Medizin (TCM) gefragtes Universalheilmittel, das gegen so unterschiedliche Leiden wie Atemwegs- und Kreislauferkrankungen, aber auch Alterserscheinungen und Schwangerschaftsproblemen wirken soll.

    Der medizinische Effekt der Gelatine, die hauptsächlich aus der Haut der Tiere gewonnen wird, lässt sich angesichts der breiten Anwendungsgebiete schwer nachweisen. Da sich seine Nutzung aber bis auf Texte der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) zurückdatieren lässt, gilt es in China als kulturelles Erbe und wird von Firmen wie Dong’e Ejiao aus Shandong als Medizin der Kaiserinnen und Kaiser vermarktet.

    Chinesische Nachfrage reduziert Bestände um die Hälfte

    Seit den 1950-er Jahren wird der “Eselskleber” in China industriell verarbeitet. Allein 2020 wurden in der Volksrepublik etwa 15.288 Tonnen Ejiao produziert. Vier bis sechs Millionen Esel mussten dafür geschlachtet werden. Das sind etwa 10 Prozent des weltweiten Eselbestands, wie aus Schätzungen der gemeinnützigen Tierschutzorganisation Donkey Sanctuary hervorgeht.

    Auch da Esel sich schwer züchten lassen und nur alle paar Jahre Junge zur Welt bringen, ist China für seinen Ejiao-Hunger längst auf Quellen im Ausland angewiesen. Diese finden sich seit Jahren zum großen Teil in Afrika. Nach Angaben der Vereinten Nationen und der Tierschutzorganisation Brooke leben dort 60 Prozent der weltweiten Eselpopulationen. Die chinesische Nachfrage habe jedoch dazu geführt, dass die Bestände in Ländern wie Kenia, Botswana, Äthiopien und Burkina Faso teilweise um die Hälfte zurückgegangen sind.

    AU regiert mit Exportverbot für Eselhaut

    Die Afrikanische Union (AU), ein Zusammenschluss aus 55 Staaten, hat deshalb im Februar ein länderübergreifendes Verbot für den Export von Eselhaut erlassen. Bereits zuvor hatten einige afrikanische Länder wie Äthiopien, die Elfenbeinküste und Tansania mit landesweiten Verboten auf den Schwund der wichtigen Lasttiere reagiert.

    Ob das kontinentweite Verbot der AU wirklich zur Rettung der Eselbestände beitragen kann, ist offen: Die afrikanischen Staaten müssen das Verbot jeweils durch nationale Gesetze umsetzen, ein Prozess, der Jahre dauern kann. In Kenia etwa wurde der Handel im Februar 2020 verboten; dieses Verbot aber nach einer Reihe rechtlicher Auseinandersetzungen mit der Industrie im Mai 2021 wieder aufgehoben. Heute steht in Nairobi eines der weltweit größten Schlachthäuser für Esel. Die chinesischen Betreiber betonen, dass auf Tierschutzstandards geachtet wird, und auch darauf, dass die Eselpopulation im Land im Gleichgewicht bleibe.

    Landbevölkerung ist auf Esel angewiesen

    Die auch in tropischem Klima robusten Esel werden vor allem in Kenia, Botswana, Äthiopien und Burkina Faso in der Landwirtschaft und als Transporttiere gebraucht. Mit einem Esel können Kleinverdiener mehr Waren zu den Märkten transportieren. Eine in Ghana durchgeführte Studie ergab, dass ein Esel etwa fünf Stunden Arbeit pro Woche für Erwachsene und zehn Stunden pro Woche für Kinder einspart. Zeit, die sonst fehlt, um zu lernen und eine Schule zu besuchen. Vor allem ohnehin benachteiligte Frauen und Mädchen würden darunter leiden. Eine Ironie, wenn man bedenkt, dass die Konsumenten von Ejiao in China vor allem wohlhabendere Frauen sind.

    In Ländern wie Äthiopien werden Esel zudem als Gefährten betrachtet. Der Umgang mit den Tieren und ihre Schlachtung für ein Konsumprodukt hat auch deshalb einen großen Imageschaden für die Chinesen in Afrika verursacht. Spricht man etwa Kenianer auf chinesische Aktivitäten in ihrem Land an, kommt neben den großen Infrastrukturprojekten das Thema schnell auf die Esel, nicht selten mit einem bitteren bis feindseligen Unterton. Wenn in ländlichen Gegenden Esel verschwinden, werden oft chinesische Gastarbeiter verdächtigt.

    Der Schwarzmarkt mit Eseln floriert

    Durchlässige Grenzen und eine laxe Umsetzung von Strafen machen es zudem schwierig, den Handel einzudämmen. Der Schwarzmarkt floriert. Immer wieder werden Esel gestohlen und Familien damit ihrer Existenzgrundlage beraubt. Donkey Sanctuary schätzt, dass von den etwa drei Millionen Eselfellen, die China jährlich importiert, zwischen 25 und 35 Prozent von gestohlenen Eseln stammen.

    Der Handel der Ejiao-Industrie untergrabe die chinesisch-afrikanischen Beziehungen und stehe in direktem Widerspruch zu chinesischen Initiativen wie der China-Africa Poverty Reduction and Development Partnership Alliance zur Förderung ländlicher Gemeinden, sagt Lauren Johnston, China-Afrika-Expertin und außerordentliche Professorin an der Universität Sydney, zu Table.Briefings.

    Erste große Ohrfeige der Afrikanischen Union

    “Die Chinesen wollen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit in Afrika beitragen und den Agrarhandel ankurbeln, und dann untergraben Sie das alles mit dieser verrückten Eselsgeschichte“, wundert sich Johnston. “Damit erschaffen sie einfach das Gegenteil von allem, was sie in der Partnerschaft mit Afrika angeblich erreichen wollen.” Bei den Firmen und in den Botschaften habe man wohl geglaubt, dass sich die Sache von selbst lösen oder versanden würde, mutmaßt die Wissenschaftlerin.

    Bislang hat China Berichten zufolge formelle Abkommen über die Einfuhr von Eselhäuten mit 16 afrikanischen Ländern unterzeichnet, wobei der größte Teil der exportierenden Unternehmen in Nigeria und Kenia sitzen. Das reiche aber nicht, um dem Problem zu begegnen, meint Johnston. “Es geht in dem Vorstoß der Afrikanischen Union in erster Linie um das Wohl der Esel und nicht dezidiert um China, aber es ist implizit die erste große gemeinsame Ohrfeige der Afrikanischen Union gegen die Volksrepublik. Ich denke, auch deshalb müssen die Chinesen jetzt rational sein. Sie müssen herausfinden, wie sie diese Industrie vernünftig verwalten und nachhaltiger gestalten können – selbst wenn das geringere Gewinne aus dieser Cashcow bedeutet.” Ejiao müsse im Ernstfall wieder vom Massenmarkt verschwinden oder auf anderer Basis hergestellt werden, sagt Johnston. “Das hätte eigentlich schon vor zehn Jahren passieren müssen.”

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    • Afrikanische Union
    • Agrarhandel
    • Tierschutz
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    Speed-Dating im Kanzleramt: Warum Olaf Scholz die südostasiatischen Staatschefs umgarnt

    Olaf Scholz empfängt am Dienstag den philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. im Kanzleramt in Berlin.

    Ein kurzer Blick in den Terminkalender von Olaf Scholz zeigt: Der Bundeskanzler macht Ernst mit der deutschen China-Strategie. Zu Wochenbeginn traf Scholz zuerst Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim, am gestrigen Dienstag dann den philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. – ehe am heutigen Mittwoch auch noch Thailands Ministerpräsident Srettha Thavisin in Berlin erwartet wird.

    Aus dem Kanzleramt verlautete dazu: Man wolle den Diversifizierungs- und De-Risking-Ansatz der deutschen China-Strategie mit weiterer Substanz unterlegen. Darin heißt es auf Seite 35: “Unser Wohlstand beruht in hohem Maße auf funktionierenden globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten. Diese wollen wir insbesondere durch eine breitere Risikostreuung langfristig absichern.” Übersetzt in den Terminkalender von Olaf Scholz bedeutet das: Speed-Dating mit Südostasien.

    Es sind Gespräche mit teilweise schwierigen Partnern, was die Themen Menschenrechte, Umweltschutz oder Drogenbekämpfung angeht. Doch es geht um das große Ganze: Um einseitige Abhängigkeiten von China abbauen zu können, braucht es neue Lieferketten und Rohstofflieferanten. Dafür will Deutschland seine Beziehungen mit den aufstrebenden Nationen der Asean-Staaten ausbauen.

    Halbleiter aus Malaysia

    Gerade mit Malaysia gibt es hier schon erste Erfolge zu verzeichnen. Malaysia sei “nach Taiwan unser zweitwichtigster Lieferant von Halbleitern”, heißt es aus dem Kanzleramt. “Die angekündigte Infineon-Investition in Malaysia ist ein gutes Beispiel der Diversifizierung unserer Partnerschaften.”

    Gut 700 deutsche Unternehmen sind dem Auswärtigen Amt zufolge in Malaysia vertreten. Als Handelspartner stehe das Land an der Spitze der Asean-Staaten. Das bilaterale Handelsvolumen betrug 2022 knapp 19 Milliarden Euro. Zudem nutzen viele deutsche Unternehmen das Land als regionale Drehscheibe – für Südostasien und darüber hinaus. Anwar betonte bei der Pressekonferenz mit Scholz die Rolle seines Landes als Asean-Drehscheibe für grüne Technologien wie erneuerbare Energien und begrüßte das Interesse Deutschlands an neuen Investitionen unter anderem in diesem Bereich.

    Philippinen als Partner im Südchinesischen Meer

    Im Gespräch mit dem philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. kommt das Thema Sicherheit hinzu. Scholz stellte den Ukraine-Krieg in Europa in Zusammenhang mit den Streitigkeiten im Südchinesischen Meer. Deutschland setzte sich dafür ein, Grenzen nicht gewaltsam zu verändern. Entsprechend werde man in Zukunft verstärkt mit den Philippinen im maritimen Bereich zusammenarbeiten. Marcos begrüßte am Dienstag gegenüber Scholz das deutsche Engagement.

    Zuletzt haben die Spannungen zwischen Manila und Peking im Südchinesischen Meer dramatisch zugenommen. Und Chinas Nachbarn rüsten massiv auf. Es ist eine der geostrategisch wichtigsten Regionen der Welt: Rund ein Drittel des gesamten Welthandels wird durch dieses Meer verschifft, zudem ist das Gebiet reich an Rohstoffen.

    Wer hier die Kontrolle hat, ist in einer überaus mächtigen Position. Als Teil der ersten Inselkette und in unmittelbarer Nähe zu Taiwan sind die Philippinen strategisch äußerst wichtig. Scholz betonte denn auch am Dienstag in Berlin nochmals Deutschlands Unterstützung für die Philippinen, um die regelbasierte Ordnung im Südchinesischen Meer aufrechtzuerhalten.

    Scholz, Steinmeier und Baerbock diversifizieren

    Dabei beschränkt sich die deutsche Partnersuche keineswegs auf das Scholz’sche Speed-Dating dieser Woche: Ende 2022 schon hatte Scholz in Vietnam und Singapur für mehr wirtschaftlichen Austausch geworben. Ende Januar 2024 lobte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Vietnam und dessen Nachbarland Thailand als “Partner”, die mit Deutschland “gemeinsame Interessen” teilten. “Der Blick hierher lohnt sich”, verkündete Steinmeier. Als der Bundespräsident im Februar in die Mongolei reiste, vereinbarten Berlin und Ulaanbaatar gar eine strategische Partnerschaft.

    Und auch Außenministerin Annalena Baerbock diversifiziert fleißig. Im Januar besuchte Baerbock die philippinische Küstenwache und ließ sich unter anderem Überwachungsdrohnen zeigen, die Deutschland im Rahmen einer Ertüchtigungsinitiative bereitstellt. Vordergründig geht es um die Sicherung der Handelswege durch das Südchinesische Meer, doch es ist auch ein klares Zeichen an China.

    Export-Rekord mit Asean

    Die politischen Kontakte gehen durchaus einher mit wirtschaftlichen Fortschritten. So hat Deutschland im ersten Halbjahr 2023 Waren im Wert von 16 Milliarden US-Dollar (14,7 Milliarden Euro) in die zehn Länder des südostasiatischen Staatenbundes Asean exportiert. Das ist ein Plus von 8,5 Prozent – und zugleich der höchste Wert seit 2018. Damit kompensiere man einen Teil des deutschen Exportrückgangs nach China, konstatiert die Außenwirtschaftsagentur des Bundes GTAI.

    Allerdings sollte man China nicht unterschätzen. Die Volksrepublik ist längst zum Handelszentrum der Region aufgestiegen: In jedem Asean-Staat ist China wichtigster Warenlieferant, meist mit großem Abstand vor der Konkurrenz.

    China kann nicht einfach ersetzt werden

    Und auch für Deutschland selbst ist China weiterhin der wichtigste Handelspartner. 2022 erreichte der deutsche China-Handel einen neuen Rekord: Waren im Gesamtwert von 299 Milliarden Euro wurden importiert und exportiert. Ein Jahr später – als das Diversifizierungsziel der China-Strategie bereits vorlag – waren es immer noch 253 Milliarden Euro.

    Und so sollte auch jedem in Berlin klar sein: Bei all den herzlichen Worten und trotz rotem Teppich können die vielen südostasiatischen Staaten den Partner und Absatzmarkt China nicht einfach ersetzen. Aber ohnehin geht es Deutschland nicht um ein Decoupling von China, sondern vielmehr um “die Verringerung von Abhängigkeiten in kritischen Bereichen”. Auch das belegt der Terminkalender von Olaf Scholz: Der Kanzler plant, am 15. und 16. April nach China zu reisen. Zuletzt war Scholz für einen kurzen Besuch Anfang November 2022 in China.

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    Peking verfehlt eigene Ziele für mehr Energieeffizienz seiner Wirtschaft

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    • Im Rahmen ihrer Bemühungen, bis 2030 den Höhepunkt des CO₂-Ausstoßes erreicht zu haben, kündigte die chinesische Regierung an, den Energieverbrauch pro Einheit Wirtschaftsleistung im 14. Fünfjahresplan (2021-2025) um 13,5 Prozent zu senken. Das entspricht für diesen Zeitraum einer jährlichen Verringerung der Energieintensität von je drei Prozent.
    • Allerdings rückte die Regierung von ihrer ursprünglichen Zusage ab und kündigte auf den “Zwei Sitzungen” im Jahr 2023 (2 Prozent) und 2024 (2,5 Prozent) jeweils niedrigere Ziele an.
    • Zudem hatte die Energiesicherheit und das Wirtschaftswachstum 2022 während der Corona-Pandemie Vorrang. Damals war das Einsparungsziel komplett gestrichen worden.
    • Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes hat China auch die angepassten Ziele in den vergangenen drei Jahren verfehlt. Die Energieintensität wurde 2022 um lediglich 0,1 Prozent und 2023 um 0,5 Prozent gesenkt.
    • Darüber hinaus wurde bei der Reduzierung der Energieintensität im Jahr 2023 auf einen statistischen Trick zurückgegriffen: Die Nutzung Erneuerbarer Energien wurde bei der Berechnung des Gesamtenergieverbrauchs nicht berücksichtigt, obwohl sie darin einen zunehmenden Anteil ausmacht.
    • Dies lässt Zweifel an der Entschlossenheit der chinesischen Regierung bei der Umsetzung ihrer CO₂-Pläne aufkommen. Beim derzeitigen Tempo dürfte China das Gesamtziel für den Fünfjahresplan verfehlen.
    • Im Gegensatz zum raschen Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Elektromobilität kommt China mit dem Ausstieg aus der energieintensiven Industrieproduktion nur langsam voran. Da die chinesische Wirtschaft vor einer der größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte steht, ist davon auszugehen, dass die Klimaneutralität anderen politischen Prioritäten weichen wird – zumindest kurzfristig.
    • Die langsamere Dekarbonisierung in China wirkt sich dabei nicht nur auf die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen aus, sondern beeinträchtigt auch die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Erzeugnisse unter strengeren Handelsbestimmungen in Bezug auf die CO₂-Bilanz.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

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    VW schießt Kapital in Elektro-Joint Venture Volkswagen Anhui nach

    Volkswagen stockt seine Investitionen in China auf. Die Wolfsburger und ihr Partner JAC Motors schießen gemeinsam umgerechnet knapp 1,8 Milliarden Euro zusätzliches Kapital in ihr auf Elektroautos spezialisiertes Joint Venture namens Volkswagen Anhui in der gleichnamigen Provinz Anhui. VW hält seit 2020 75 Prozent der Anteile an dem bereits 2017 gegründeten Joint Venture, beide investierten entsprechend ihrer Anteile. Das Anteilsverhältnis an dem Joint Venture änderte sich also nicht, wie aus einer Börsenmitteilung von JAC Motors vom Dienstag hervorgeht.

    VW und JAC Motors hatten das Elektro-Gemeinschaftsunternehmen 2017 gegründet und damals zunächst je die Hälfte der Anteile gehalten. Im Dezember 2020 erhöhte VW auf 75 Prozent. Das Werk des Joint Ventures produziert seit Anfang des Jahres Fahrzeuge des Modells Cupra Tavascan für Exportmärkte produziert. Volkswagen Anhui ist das einzige Joint Venture der Wolfsburger ausschließlich für Entwicklung und Herstellung von Elektroautos.

    Die Wolfsburger arbeiten in China zudem mit Xpeng sowie den Staatskonzernen SAIC und FAW zusammen. In die Kritik ist das Unternehmen zuletzt wegen eines Werks in der Uiguren-Region Xinjiang geraten, das VW gemeinsam mit SAIC betreibt. Nach Vorwürfen zu Zwangsarbeit deutet sich ein Ausstieg aus dem Werk an; VW erklärte zuletzt, dass verschiedene Szenarien intensiv geprüft würden. rtr

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    Xiaomi kündigt Verkaufsstart des ersten Auto-Modells an

    Xiaomi will ab Ende März die ersten Elektroautos verkaufen. Die Limousine SU7 werde ab 28. März im Handel sein, kündigte der Chef des Elektronikkonzerns Lei Jun am Dienstag auf Weibo und X an. Die E-Autosparte Xiaomi Automobile hatte Ende Dezember in Peking erstmals öffentlich den Wagen präsentiert, der beim staatlichen Autokonzern Beijing Automotive (BAIC) vom Band laufen wird.

    Die Batterien liefern der chinesische Auto- und Batteriehersteller BYD und der chinesische Batteriespezialist CATL. Die Anleger erfreute die Nachricht: Xiaomis Aktie an der Börse in Hongkong sprang am Dienstag um rund zehn Prozent nach oben. Xiaomi-Gründer Lei plant, in den kommenden zehn bis 20 Jahren einer der fünftgrößten E-Auto-Hersteller der Welt werden.

    Bereits am Wochenende war zudem bekannt geworden, dass Xiaomi Automobile gemeinsam mit CATL und der BAIC-Elektrosparte BAIC Blue Park (früher BJEV) ein Joint Venture zur Batterieherstellung gründen wird. Mit einem geplanten Stammkapital von einer Milliarde Yuan (127 Millionen Euro) soll das Joint Venture Strom- und Energiespeicherbatterien entwickeln, produzieren und verkaufen. CATL wird 51 Prozent daran halten, Beijing Blue Park 39 Prozent, Xiaomi Auto und der Stromerzeugungsdienstleister Beijing Energy Holding jeweils fünf Prozent.

    Das Gemeinschaftsunternehmen werde in den Bau einer Fabrik für intelligente Batteriezellen in Peking investieren, teilte BAIC Blue Park mit. Pekinger Behörden hatten bereits im Januar den Bau einer CATL-Batteriefabrik in der Hauptstadt angekündigt. ck

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    Källenius fordert niedrigere Zölle auf chinesische E-Autos

    Die Politik debattiert über höhere Zölle für chinesische Elektroautos. Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius fordert das genaue Gegenteil. In einem Interview mit der britischen Financial Times rief Källenius die EU-Kommission auf, die bestehenden Zölle auf importierte Elektroautos aus China zu senken. Derzeit steht ein Zoll von zehn Prozent auf Einfuhren chinesischer Elektroautos in die EU. “Eine stärkere Konkurrenz aus China würde den europäischen Autobauern langfristig helfen, bessere Autos zu produzieren”, so Källenius. Protektionismus gehe in die falsche Richtung.

    Damit stellt sich der Mercedes-Chef auch gegen die Konkurrenz aus dem Volumensegment: Autobauer wie Stellantis und Renault fordern Strafzölle gegen E-Autos aus China. Bei beiden Konzerne hat das China-Geschäft einen deutlich geringeren Anteil als bei den deutschen Automarken, die Strafzölle eher kritisch sehen. Die EU-Kommission prüft zurzeit, ob Chinas Subventionen für die Elektro-Branche Strafzölle rechtfertigen würden. China selbst erhebt für importierte Autos aus Europa ebenfalls Zölle, und zwar in Höhe von 15 Prozent. ck

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    Taiwans baldige Vizepräsidentin besucht Washington

    Taiwans designierte Vizepräsidentin Hsiao Bi-khim ist diese Woche zu einem diskreten Besuch nach Washington gereist. Das berichteten mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Wall Street Journal. Aus Sorge vor der Reaktion Chinas, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet, versuchten Beamte in Washington und Taipeh, den Besuch Hsiaos geheim zu halten, sagten sie weiter.

    Hsiao diente von Mitte 2020 bis Ende des vergangenen Jahres als Vertreterin Taipehs in den USA. Sie sei privat in die US-Hauptstadt gereist, hieß es – um Sachen zu packen, die sie dort zurückgelassen habe, als sie mit dem inzwischen designierten Präsidenten Lai Ching-te in den Wahlkampf zog. Allerdings plane sie auch, sich mit US-Beamten zu treffen.

    Hsiao, die zusammen mit Lai Ende Mai vereidigt wird, will mit Mitgliedern der Regierung von US-Präsident Joe Biden die Agenda der künftigen Regierung in Taipeh besprechen, so die Quellen des Wall Street Journal. Nach ihrem Besuch in Washington plane Hsiao, mehrere europäische Hauptstädte zu besuchen – auch das als Privatperson. Das taiwanische Außenministerium und die Regierungspartei DPP betonten jeweils, dass sie keine Einzelheiten bekannt geben könnten, da Hsiao privat unterwegs sei. cyb

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    Sieben Krankenhäuser testen KI-Chatbot für Gehirnchirurgen

    China hat die Erprobung eines KI-Chatbots für Gehirnchirurgen in Krankenhäusern gestartet. Wie Bloomberg berichtet, hat das in Hongkong ansässige Zentrum für künstliche Intelligenz und Robotik, eine Einrichtung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, dazu den KI-Bot namens CARES Copilot 1.0 vorgestellt. Dieser basiere auf dem Open-Source-Sprachmodell Llama 2.0 des US-Konzerns Meta Platforms. Forschende haben CARES Copilot 1.0 demnach anhand von Zeitungen, medizinischen Fachzeitschriften und Handbüchern trainiert und feinabgestimmt, damit er als eine Art chirurgischer Berater für Ärzte fungieren kann. Sieben Krankenhäuser in Peking und anderen Städten werden den Bot in den kommenden Monaten testen.

    Das Hongkonger Zentrum setzte laut dem Bericht etwa 100 Grafikprozessoren ein, um den KI-Bot zu trainieren. Dabei nutzten sie gleichmäßig die High-End-Chips A100 des US-Konzerns Nvidia und die Chips Ascend 910B von Huawei. Die Forschenden hoffen, dass der Bot Fragen mit Zitaten aus mehr als einer Million akademischer Aufzeichnungen beantworten wird. Er solle auch in der Lage sein, diagnostische Daten wie MRT-, Ultraschall- oder CT-Scans sowie Bilder, Text und Audio zu verarbeiten. Langfristig solle CARES Copilot 1.0 sogar eine aktivere Rolle übernehmen, beispielsweise könnte er Ärzte vor riskanten Eingriffen warnen.

    Peking fördert landesweit die Entwicklung von KI. Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte bei mehreren Gesprächsterminen während des am Montag zu Ende gegangenen Nationalen Volkskongresses die hohe Priorität neuer Technologien betont. ck

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    Presseschau

    Bundeskanzler Olaf Scholz und der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Junior rufen China zum Einlenken im Südchinesischen Meer auf HANDELSBLATT
    Deutschlands Engagement in Südostasien: Eine Alternative zu China FAZ
    China”s government is increasingly subservient to the Communist Party LEMONDE
    Handelskrieg: Warum Intel noch Chips an Huawei verkauft GOLEM
    China”s Vague Hopes for Tech to Reboot Its Economy BLOOMBERG
    Xiaomi bringt erstes Elektroauto noch im März auf den Markt HANDELSBLATT
    Western EV makers scaling back provides Chinese competitors challenges and opportunities DIGITIMES
    Nissan and Honda to cut China production as EV race heats up NIKKEI.COM
    A defection by helicopter and a juggling spy: Taiwan worries about Chinese infiltration LEMONDE
    Chinas Hyperschall-Drohne schlägt F-22 bei Aerodynamik FUTUREZONE
    China’s lidar technology faces intensified scrutiny in U.S. NIKKEI.COM
    Deutsche Reeder sorgen sich um Spannungen mit China FAZ
    Podcast “Eco on the rocks”: Was wäre die Schweiz ohne Beziehungen zu China und Indien? NZZ
    China-Taiwan-Konflikt: Taiwan rechnet mit mehr militärischem Druck aus China FOCUS

    Personalien

    Holger Schmidt ist seit Anfang Februar Head of Business Support & Projects Lead – WX Key Markets für Nordamerika und China bei Sanofi. Er war zuvor Business Excellence Manager & PMO – FM Europe, ebenfalls für den französischen Pharmakonzern.  

    Adrian de Riz ist neuer Global Strategy Director bei Royma Tech Precision Suzhou. De Riz arbeitete bis Ende Februar als General Manager für Europa für dasselbe Unternehmen. In seiner neuen Position arbeitet er von London aus.  

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    In Südchina hat die Rapsblüte begonnen – wie immer einige Wochen früher als bei uns. Das knallige Gelb ist wunderschön und ideal für Fotos und Selfies. Und so machen sich jedes Jahr Urlauber in die Rapsregionen des Landes auf. Zum Beispiel in die Rapsfelder um das Dorf Wayao in der Region Liupanshui der südwestchinesschen Provinz Guizhou.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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