Table.Briefing: China

Elon Musks Einfluss auf die US-China-Beziehungen + Mega-Hafen in Chancay

Liebe Leserin, lieber Leser,

benutzen Sie X? Falls Sie (noch) auf der Plattform unterwegs sein sollten, haben Sie bestimmt auch oft die Posts von X-Inhaber Elon Musk ganz oben in der Timeline. Ob Sie ihm folgen oder nicht, der Algorithmus spült die Gedanken des Tesla-Chefs automatisch auf den Bildschirm. Dass diese zunehmend pro Trump waren, wurde dem einen oder anderen seit Ende des Sommers, je näher der Wahltermin in den USA rückte, mit Gänsehaut bewusst. Musk hat Macht. Nicht nur in den USA – sondern auch in China. 

Wie gut Musk in Peking vernetzt ist, zeigte sich im April. Seine E-Automarke Tesla steckte in der Krise und Investoren forderten Fortschritte bei der Software für autonomes Fahren in China. Musk reiste spontan nach Peking und traf Premier Li Qiang. Kaum war er zurück, erteilten die Chinesen wichtige Genehmigungen. Was Musk nun potenziell als Teil der neuen Trump-Regierung bedeuten könnte, erklärt Jörn Petring. Peking sieht den Tech-Milliardär durchaus als hilfreichen Mittelsmann. 

Staatschef Xi Jinping reist in dieser Woche nach Peru. Dort ist der Hafen Chancay an der Pazifikküste eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte, die China auf dem südamerikanischen Kontinent angeschoben hat. Seine Bedeutung ist keineswegs auf den Container-Umschlag begrenzt. Chancay ist ein politisches Signal, das ganz Lateinamerika erreicht, schreibt Marcel Grzanna: Xi ist zum Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) bis Sonntag in Lima, ehe er weiter nach Brasilien reist, um dort am G20-Gipfel teilzunehmen. Mit der Eröffnung des Hafens im Gepäck wird Xi in Brasilien den anderen Staatschefs der größten Volkswirtschaften wachsendes chinesisches Selbstbewusstsein demonstrieren können.

Ihre
Amelie Richter
Bild von Amelie  Richter

Analyse

Diplomatie: Weshalb Musk für Peking ein Ass im Ärmel ist

Musk-Bücher bei der Shanghaier Büchermesse.

Noch in der Wahlnacht hob der künftige US-Präsident Donald Trump in seiner Siegesrede besonders einen Mann hervor: Elon Musk. Trump lobte minutenlang die Verdienste des Unternehmers, der E-Autos und Raumschiffe baut, ein soziales Netzwerk steuert und der Welt Internetzugänge über Satelliten zur Verfügung stellt. “Wir haben einen neuen Star … ein Star ist geboren – Elon!”, rief Trump seinen jubelnden Anhängern zu.

Musk war Großspender in Trumps Wahlkampf. Rund 130 Millionen US-Dollar ließ er sich die Unterstützung seines Favoriten kosten. Jetzt darf er wohl auf eine bedeutende Rolle in der neuen US-Regierung hoffen – als möglicher Leiter eines “Department of Government Efficiency” (Doge), das den Bundeshaushalt um zwei Billionen Dollar entlasten soll. Trump nannte Musk deshalb schon den “Minister für Kostensenkungen”.

Trumps Vertrauen in Musk könnte sich auch auf das Verhältnis der USA und China auswirken. Musk versteht es, den Chinesen zu schmeicheln und erhält dafür schon lange eine Sonderbehandlung von Peking, sagte Derek Scissors, Senior Fellow beim American Enterprise Institute, gegenüber Bloomberg. “Die Chinesen werden dies nutzen, um die Trump-Administration zu beeinflussen.” Musk sei “extrem pro-China”. Für China könnte dies ein strategischer Vorteil sein.

Tesla für China “ein Erfolgsbeispiel”

Wie gut Musk in Peking vernetzt ist, zeigte sich erst im April wieder. Seine E-Automarke Tesla steckte in der Krise und Investoren forderten Fortschritte bei der Software für autonomes Fahren in China. Musk reiste deshalb spontan nach Peking und traf Premier Li Qiang, wobei er offenbar wieder einmal den richtigen Ton traf. Kaum war er zurück, erteilten die Chinesen wichtige Genehmigungen. Li bezeichnete Teslas Entwicklung in China sogar als “ein Erfolgsbeispiel” für die Zusammenarbeit zwischen den USA und China.

Eine Bemerkung wie jüngst gegen den deutschen Bundeskanzler (“Olaf ist ein Narr”) würde sich Musk gegenüber den Chinesen nicht erlauben. Jedoch muss er sich in Shanghai, wo das größte Tesla-Werk der Welt steht, auch nicht mit Problemen herumschlagen wie in Brandenburg. Dort erschweren ihm Umweltaktivisten die Expansion, während in Shanghai problemlos erweitert wird. Derzeit baut Tesla neben der Gigafactory ein weiteres Werk, das bald Megapacks – große Batterien zur Energiespeicherung – herstellen soll. 

Interessante Dynamik zwischen Musk und China

Von Anfang an war Shanghai ein guter Deal für Musk. Dort bekam er die Lizenz, um als erster ausländischer Autobauer in ganz China eine Fabrik auch ohne chinesischen Joint-Venture-Partner bauen zu dürfen. China ist Teslas wichtigster Markt außerhalb der USA. Für das dritte Quartal meldete der Hersteller 181.883 verkaufte Fahrzeuge in China – ein Anstieg von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Könnte nun der Zeitpunkt gekommen sein, dass die Chinesen Musk ihrerseits um Gefallen bitten? “Es gibt eine interessante Dynamik zwischen Musk und China: Er braucht China und verfolgt dort Geschäftsinteressen”, meint Kelly Griec von der Denkfabrik Stimson Center in Washington gegenüber dem US-Sender NBC.

Kommentatoren im chinesischen sozialen Netzwerk Weibo sehen in Musk bereits den nächsten Henry Kissinger. Der frühere US-Außenminister wird in China für seine diplomatischen Bemühungen in den 1970er-Jahren verehrt. Anders als Kissinger ist Musk jedoch ein geschäftlich motivierter Akteur mit finanziellen Interessen in beiden Ländern. Beobachter glauben, dass er versucht, in beiden Systemen Einfluss zu nehmen, um von Trumps potenzieller Politik ebenso profitieren zu können wie von den Beziehungen zu China.

Knackpunkt Ausgleichszölle

Ein entscheidender Punkt, an dem seine und Pekings Interessen übereinstimmen, ist das Thema Zölle. Musk kritisierte in der Vergangenheit Importzölle auf Autos, von denen chinesische Hersteller unter anderem in den USA betroffen sind – beispielsweise jene, die Präsident Joe Biden auf chinesische Elektrofahrzeuge erhoben hat. Er befürchtet wohl, dass hohe Ausgleichszölle eine weitere Entkopplung zur Folge hätten, was auch für Tesla trotz lokaler Produktion in Shanghai eine Herausforderung darstellen würde.

Musk will ein gutes Geschäftsklima auf beiden Seiten des Pazifiks, um seine Interessen zu fördern. Trumps “America First”-Politik im Zaum zu halten, ist wichtig für ihn, um einen US-chinesischen Handelskrieg abzuwenden. Dabei hat “America First” auch Vorteile für den Milliardär. So könnte insbesondere Musks Weltraumunternehmen SpaceX künftig von noch mehr staatlichen Aufträgen profitieren. Trump betonte bereits in seiner Siegesrede die Notwendigkeit, die amerikanische Führungsrolle in der Raumfahrt zu stärken. Und erinnerte dabei begeistert an SpaceX’ jüngsten Erfolg beim Auffangen einer Rakete mit mechanischen Armen.

SpaceX-Satelliten sind Peking ein Dorn im Auge 

Doch auch hier droht Musk ein Spagat. SpaceX wird von Peking deutlich kritischer betrachtet als Tesla, da die chinesische Regierung etwa die von Musk im Orbit verteilten Starlink-Satelliten als Sicherheitsrisiko sieht. Besonders ungern sähe China, dass Taiwan diese Technologie nutzt.

Doch Musk schlägt in der Taiwan-Frage einen Ton an, der die chinesische Führung beruhigen dürfte. Im Jahr 2022 empfahl Musk für Taiwan sogar “eine Art Sonderverwaltungszone”. Das entspricht Chinas Vision, die Insel unter ein ähnliches Modell wie Hongkong und Macau zu stellen. Musk sagte auch, dass Peking Taiwan als “integralen Bestandteil Chinas” sehe, ähnlich wie die USA Hawaii betrachten würden. Das klingt danach, dass sich Peking nicht um eine baldige Starlink-Lieferung an Taiwan sorgen müsste.

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Neue Seidenstraße in Peru: So soll sich ein Milliardenprojekt für Peking auszahlen

Hafenprojekt in Chancay an der peruanischen Pazifikküste.

Am Donnerstag wird Chinas Staatspräsident Xi Jinping einem Meilenstein der Neuen Seidenstraße das offizielle Geleit geben. Der Hafen Chancay an der peruanischen Pazifikküste ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte, die China auf dem südamerikanischen Kontinent angeschoben hat. Seine Bedeutung ist keineswegs auf den Container-Umschlag begrenzt. Chancay ist ein politisches Signal, das ganz Lateinamerika erreicht, die USA an Chinas wachsende Präsenz in seinem Hinterhof erinnert und Europa an die eigenen Versäumnisse.

Xi wird gemeinsam mit Perus Präsidentin Dina Boluarte aus deren Amtssitz in Lima die Einweihung des Hafens, eine gute Autostunde nördlich der Hauptstadt, digital vollziehen. Xi ist zum Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) bis Sonntag in Peru, ehe er weiter nach Brasilien reist, um dort am G20-Gipfel teilzunehmen. Mit der Eröffnung des Hafens im Gepäck wird Xi in Brasilien den anderen Staatschefs der größten Volkswirtschaften wachsendes chinesisches Selbstbewusstsein und zunehmende Unabhängigkeit demonstrieren können.

Anlaufpunkt für das chinesische Militär

Der Hafen symbolisiert einen neuen Trumpf, den Peking im geostrategischen Poker mit den USA und deren Verbündeten auf den Tisch legt. Chancay wird nicht nur von chinesischem Geld finanziert, der Hafen wird auch von chinesischen Interessen gesteuert. Für das chinesische Militär wird er im Bedarfsfall ein Anlaufpunkt vor dem amerikanischen Kontinent – zwar immer noch ein gutes Stück entfernt von US-amerikanischen Gewässern, aber doch in neuen Gefilden.

Peru und China haben ihren engeren militärischen Austausch längst in Marsch gesetzt. Am 29. Juli hatte Peru seinen Unabhängigkeitstag mit einer Militärparade in Lima gefeiert. Mitglieder der chinesischen Volksbefreiungsarmee nahmen ebenfalls zum ersten Mal an der Parade teil. Zwar war es in der Vergangenheit nicht ungewöhnlich, dass auch ausländische Militärs bei dem Auflauf marschierten, doch keineswegs solche aus China. “Wir erleben eine Kostprobe des chinesischen Einflusses auf das heutige Peru”, sagte der peruanische Politikkommentator Paolo Benda der Online-Plattform des Politforums Diálogo Americas.

Vor wenigen Monaten verabschiedete das peruanische Parlament in Rekordzeit ein Gesetz, das Cosco exklusive Seeverkehrsdienste im Hafen von Chancay garantiert. Cosco hatte sogar mit einem Baustopp und einer Klage gedroht, sollte Peru der Forderung nicht nachkommen. Der argentinische Logistik-Experte Agustín Barletti nennt das Gesetz “einen maßgeschneiderten Anzug” für Cosco, “um wirtschaftliche Repressalien aus Peking zu vermeiden.”

Hafen verkürzt Transportzeit erheblich

Der Hafen in Chancay wird die lateinamerikanischen Handelsströme verschieben. Rohstoffe und Produktionsgüter aus der Landwirtschaft sollen vornehmlich aus Brasilien, Argentinien, Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru in die Volksrepublik verschifft werden und von dort künftig zehn Tage weniger auf hoher See unterwegs sein als bisher – nur noch knapp vier Wochen.

Mit dem Abschluss der ersten Bauphase gehen zunächst vier Anlegestellen in Betrieb. Der Tiefseehafen erlaubt es auch Frachtern mit 400 Metern Länge, Chancay anzusteuern. Bis zu 18.000 Standardcontainer fassen diese Frachter, die zu groß sind für die Durchfahrt des Panama-Kanals. Das Projekt war der staatlichen chinesischen Reederei Cosco eine Investition von 3,3 Milliarden Euro wert.

Die Dynamik, mit der Chinas Einfluss in Lateinamerika wächst, wird von zahlreichen Faktoren begünstigt. Der Kontinent sieht sich im Vergleich zu anderen Schwellenregionen der Welt nicht nur einem geringeren wirtschaftlichen Wachstum ausgesetzt, sondern zahlt für externe Schockmomente auch eine höhere Zeche, wie das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) unter dem #GraphForThought feststellt. Die negativen Ausschläge der Finanzkrise 2008, der Einbruch der Rohstoffpreise 2014 und der Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 waren in den Volkswirtschaften Lateinamerikas und der Karibik deutlich ausgeprägter als anderswo.

“Hafen für die ganze Welt”

Das erhöht den Wunsch nach Stabilität, die China in Aussicht stellt – mit großen Investitionen und die Integration in die Belt and Road-Initiative. Mehr noch schürt die Volksrepublik den Wettbewerb vieler lateinamerikanischer Staaten untereinander, in Chinas Gunst zu klettern. Als das Hafenprojekt vor mehr als fünf Jahren angekündigt wurde, betonten beide Seiten “die große Chance” für Peru und das Projekt als “Hafen für die ganze Welt”. Andere Staaten der Region, deren Wirtschaft nicht in die Gänge kommt, blicken neidvoll nach Chancay und stehen vergleichbaren chinesischen Ideen zunehmend aufgeschlossen gegenüber.

Von 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik haben bereits 22 ein Abkommen mit China als Partnerstaat der BRI unterzeichnet. China schmiedet zudem Freihandelsabkommen, wo es nur kann. Zuletzt trat am 1. Mai ein solcher Vertrag zwischen der Volksrepublik und Ecuador in Kraft. China handelt dabei nicht nur aus wirtschaftlicher Motivation heraus.

Es geht auch um die Isolation Taiwans, das lange Zeit diplomatische Beziehungen zu zahlreichen lateinamerikanische Staaten pflegte. Inzwischen sind noch sieben Staaten aus Lateinamerika und der Karibik übrig geblieben, die Taiwan als Staat offiziell anerkennen und deshalb auf diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik verzichten. 2023 hatte sich Honduras – motiviert von Versprechen auf ökonomische Vorteile – für Peking entschieden.

Uruguay müsste aus dem Mercosur-Verbund austreten

In Brasilien wird Xi Jinping in der kommenden Woche wohl einen weiteren Vorstoß bei den Gastgebern unternehmen, um auch die größte lateinamerikanische Volkswirtschaft von einer BRI-Partnerschaft zu überzeugen. Allerdings ist Brasilien vorsichtig und will es sich nicht zu sehr mit den USA und Europa verscherzen.

Uruguay dagegen könnte bald schon ein Freihandelsabkommen mit China vereinbaren – je nach Ausgang der Stichwahl Ende November. Ein solches Abkommen würde das endgültige Aus des Freihandelsabkommens der vier südamerikanischen Mercosur-Staaten mit der EU bedeuten – zumindest in seiner seit Jahren angedachten, aber immer noch nicht umgesetzten Form. Denn Uruguay müsste aus dem Mercosur-Verbund austreten. Es wäre ein weiterer chinesischer Schritt, um seinen politischen Einfluss auf dem Kontinent zu vergrößern.

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News

Taiwan: Staatssekretär Philipp zu Gesprächen vor Ort

Berlin hat Staatssekretär Udo Philipp für Gespräche nach Taiwan geschickt. Philipp sei am Montag und Dienstag vor Ort, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Der Staatssekretär führe Gespräche zum weiteren Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und nehme am deutsch-taiwanischen Joint Business Council teil. Dieses Jahr liegt der Fokus auf der deutsch-taiwanischen Kooperation im Halbleiterbereich. Philipp besucht zudem eine Fabrik von Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). 

“Angesichts der wachsenden geopolitischen Herausforderungen kommt der Zusammenarbeit mit Wertepartnern wie Taiwan eine zunehmende Bedeutung zu”, teilte der Staatssekretär mit. Deutschland und Taiwan wollten die Resilienz in ihren Lieferketten erhöhen. “Eine engere wirtschaftliche Kooperation unserer beiden Länder kann dazu wesentlich beitragen.” Berlin wolle taiwanische Firmen ermuntern, ihr Engagement in Deutschland und der EU auszubauen, so Philipp. TSMC baut derzeit eine Chipfabrik in Dresden. ari

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Konjunktur: Was die Zentralbank gegen die Flaute tun möchte

Der chinesische Zentralbank-Gouverneur Pan Gongsheng hat am Montag betont, dass Peking “alle Anstrengungen unternehmen werde, um die allgemeine Stabilität des Finanzsystems aufrechtzuerhalten”. Die Ankündigung folgte wenige Tage nachdem Chinas oberstes gesetzgebendes Organ, der Nationale Volkskongress (NVK), über seinen Ständigen Ausschuss einen Gesetzentwurf zur Erhöhung der Obergrenzen für die Schulden lokaler Regierungen verabschiedet hatte, um die Konjunkturflaute im Land zu bekämpfen.

Pan berief sich dabei auf einen Bericht, den er vergangene Woche dem Ständigen Ausschuss vorgelegt hatte. Pan sagte, die Zentralbank werde: 

  • die antizyklische Anpassung verstärken,
  • die Stabilität des Yuan-Wechselkurses auf einem vernünftigen und ausgewogenen Niveau halten,
  • die Finanzaufsicht umfassend stärken, um systemische Risiken zu verhindern,
  • eine unterstützende geldpolitische Haltung bekräftigen.

Beobachter zeigten sich von Pans Ankündigungen nicht sonderlich beeindruckt und gehen nicht davon aus, dass sie die Anleger nach dem eher enttäuschenden Konjunkturprogramm vom Freitag beruhigen werden: Analysten der OCBC Bank schätzen, dass die Zentralbank im November oder Dezember den Mindestreservesatz der Banken erneut senken wird, um die geplanten Anleiheemissionen zu unterstützen.

China-Beobachter sind skeptisch, ob all diese Schritte kurzfristig zu einem Wirtschaftsschub führen werden, da die meisten der neuen Mittel zur Reduzierung der Schulden der lokalen Regierungen verwendet werden sollen. rtr/ari

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COP29: CBAM sorgt beinahe für Agenda-Streit

Die EU hat sich durchgesetzt: Klimaschutzmaßnahmen, die Auswirkungen auf den Handel haben, stehen nicht auf der Tagesordnung der diesjährigen UN-Klimakonferenz in Baku. China war mit der Forderung zur COP29 gereist, in den Verhandlungen auch über sogenannte “unilateral trade measures” zu sprechen. Insbesondere die CO₂-Grenzabgabe der EU (CBAM) ist Peking ein Dorn im Auge. Brasilien, Südafrika und Indien unterstützten den Vorstoß.

Europa hält die Klimaverhandlungen für den falschen Ort und sieht den Konflikt bei der Welthandelsorganisation besser aufgehoben. Die EU setzte sich damit durch, dass das Thema nicht auf die Agenda kommt. Stattdessen will die aserbaidschanische COP-Präsidentschaft CBAM, IRA und Co in ihre “Beratungen” mit den verschiedenen Staaten aufnehmen. China zeigte sich damit zufrieden.

Entwicklungsländer fürchten neue Handelsbarrieren durch Trump

Dieser Kompromiss bedeutet, dass das Thema zwar nicht vom Tisch ist, aber in den offiziellen Verhandlungsräumen keine Rolle spielt. Die Gefahr, dass in Baku ein weiterer Streit darüber entbrennt, ist allerdings nicht gebannt, da Entwicklungsländer durch die Wiederwahl Trumps weitere Handelsbarrieren fürchten.

Auseinandersetzungen über die Agenda bei UN-Klimakonferenzen sind keine Seltenheit, auch CBAM gilt schon länger als Streitpunkt. China sieht Klimaschutzinstrumente wie CBAM, IRA oder das Anti-Entwaldungsgesetz der EU als Verstoß gegen die Klima-Rahmenkonvention, da sie aus Sicht Pekings Protektionismus und die Diskriminierung von Entwicklungsländern fördern. luk

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  • COP29
  • Inflation Reduction Act
  • WTO
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Presseschau

China”s New Map Claims Territory Disputed by US Ally Philippines NEWSWEEK
China: Deutschland droht gewaltiger Schaden bei einem Ausfall chinesischer Rohstoffe WELT
China”s Huawei Technologies seeks dismissal of US criminal charges REUTERS
In West’s fight against China, an unlikely weapon emerges: Online porn HINDUSTAN TIMES
“Mehr Flexibilität und Ausdauer”: China baut atombetriebenes Kriegsschiff N-TV
Cognac-Produzent Hennessy: “China ist unsere Zukunft” FAZ
In South America, Trump already losing a trade battle with China REUTERS
Navigating “tough phase”, China says economy is on road to recovery SCMP
China nears record $1 trillion trade surplus as Trump returns FORTUNE
Konjunktur: Chinas Banken reichen überraschend wenige Kredite aus HANDELSBLATT
Chinas Großbanken werden zu Lasteseln der Pekinger Stimulierungsagenda BÖRSEN-ZEITUNG
Chinas Halbleiter-Industrie bereitet sich auf harte Zeiten vor FINANZNACHRICHTEN
China auch beim Batterierecycling vorne TELEPOLIS
Internet-Trend in China: Zehntausende nächtliche Radler ärgern Behörden RP-ONLINE

Heads

Manoj Kewalramani liest täglich die People’s Daily

Der Politikwissenschaftler Manoj Kewalramani

Manoj Kewalramani muss früh aufstehen, denn zusätzlich zu seiner Arbeit bei der indischen Denkfabrik Takshashila Institution stehen Tag für Tag zwei bis drei Stunden aufmerksame Zeitungslektüre an. Auf der Titelseite sieht er dabei stets: Xi Jinping. Kewalramani liest die People’s Daily, Chinas oberste Propagandazeitung, und veröffentlicht seine Einordnungen und Analysen daraus seit mittlerweile drei Jahren im Newsletter Tracking People’s Daily.

Zwischendurch mache er manchmal Pause, um die Kinder in die Schule bringen, erzählt Kewalramani im Videointerview von seinem Büro in Bangalore aus. Meist vormittags erscheine der Newsletter dann. Kewalramani setzt darin Verlautbarungen aus der kommunistischen Parteiführung in Beziehung zum Weltgeschehen und entschlüsselt ihre oft kryptische Propagandasprache. Für China-Beobachter auf der ganzen Welt ist der Newsletter ein wertvolles Fenster in die innere Logik des chinesischen Staatsapparats geworden.

Erst Bollywood, dann internationale Beziehungen

Lange Zeit lang wollte Kewalramani eigentlich Bollywoodstar werden. Noch während des Studiums in Mumbai, Zentrum der indischen Filmindustrie, schauspielerte und modelte er nebenbei. Doch mit Mitte zwanzig habe er sich schweren Herzens gegen eine Filmkarriere entschieden. Stattdessen ging Kewalramani für einen Master in internationalen Beziehungen nach England, arbeitete anschließend mehrere Jahre in Indien als Nachrichtenjournalist.

Dass Kewalramani einmal sein täglich Brot mit der Lektüre chinesischer Staatspropaganda bestreiten würde, war damals noch undenkbar. Die Verbindung zu China kam durch seinen Vater. Der betrieb von Hongkong aus ein Import-Export-Unternehmen zwischen Indien und China. Während einer beruflichen Auszeit zog Kewalramani zu ihm, begann 2011 im Unternehmen zu arbeiten und bereiste China intensiv. “Ich kenne die meisten chinesischen Provinzen, besonders die Küste, das Zentrum der Industrieproduktion.”

Arbeit beim chinesischen Staatssender CCTV

Mit der Zeit merkte Kewalramani, dass das Geschäftsmannsleben nicht seine Berufung war, doch die Leidenschaft für China hielt an. Er bewarb sich auf mehrere journalistische Stellen, und landete 2013 beim englischsprachigen Ableger des staatlichen chinesischen Nachrichtensenders CCTV. Der nachrichtliche Wert seiner Arbeit sei natürlich zweifelhaft gewesen. Doch die Arbeit habe ihm spannende Einblicke in die Entscheidungsprozesse in Chinas Propagandaapparat gegeben, sagt Kewalramani.

Nach drei Jahren in Peking zog er dann zurück nach Indien. Damals habe es dort eine große Leerstelle in puncto Chinakenntnis gegeben. Doch das neuerliche Aufflammen der chinesisch-indischen Grenzstreitigkeiten seit 2017 und zuletzt die Coronapandemie hätten das Bewusstsein für Chinas Bedeutung und mögliche Gefahren geschärft. Für Kewalramani brachte die Pandemie auch die Gelegenheit, chinesische Diskurse tiefer zu verfolgen: “Ich hatte auf einmal viel Zeit.” Er begann mit der Lektüre der People’s Daily und wurde zu einem der wichtigsten Experten für China-Indien-Beziehungen.

China-Indien-Beziehungen bleiben kompliziert

Kewalramanis Buch “Smokeless War – China’s quest for geopolitical dominance” (auf Deutsch: “Rauchloser Krieg – Chinas Streben nach geopolitischer Dominanz”) aus dem Jahr 2021 lässt sich auch als Warnung vor einem selbstbewussteren und aggressiveren China verstehen. Wie das Land seine Rolle in der Welt im Einzelnen sehe, darüber lasse sich streiten, doch er sei überzeugt, dass China die USA mittel- bis langfristig als führende Macht verdrängen wolle.

Dass der indische Premierminister Modi und Chinas Staatschef Xi Jinping sich vor Kurzem das erste Mal seit fünf Jahren wieder persönlich trafen, sieht Kewalramani als positives Signal, ebenso wie eine jüngst signalisierte Annäherung im Grenzkonflikt. Das Verhältnis zwischen Indien und China werde dennoch schwierig bleiben. Woran es in seinem Land fehle, seien Debatten wie in Europa darüber, in welchen wirtschaftlichen Bereichen chinesische Investitionen möglich und vielleicht sogar erwünscht sind, und welche Bereiche stärker geschützt werden müssten.

Chinesische Importe bleiben wichtig für Indien

Im Vergleich zum Westen sei für Indien zudem die teils extreme Armut im Land ein stärkerer Faktor. Das indische Bruttoinlandsprodukt liege bei etwa 3.000 US-Dollar pro Kopf im Jahr, das der USA bei 80.000 Dollar. “Wir können iPhones produzieren, aber die meisten Menschen können sie nicht leisten.” Chinas günstige Industrieproduktion sei für Indiens Bevölkerung daher weiter attraktiv. Ziel sollte es jedoch sein, wechselseitige Abhängigkeiten so zu gestalten, dass sie auch als Verhandlungsgewicht in eigener Sache genutzt werden können und nicht nur als einseitiges Druckmittel für China.

Zugleich hofft Kewalramani auf intensiveren akademischen und kulturellen Austausch. Vor allem brauche es mehr Akteure, die versuchen, vor Ort und aus dem Quellenstudium originäres Wissen über China und dessen politischen Diskurs zu erzeugen. Nur so könne man realistisch einschätzen, was die chinesische Führung eigentlich wolle. Es klingt, als würde die People’s Daily Manoj Kewalramani noch einige Zeit lang täglich begleiten. Leonardo Pape

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Personalien

Heino Dannemann Tian ist seit September Human Resources Director bei Volkswagen in Taiwan. Dannemann Tian war seit 2003 in der Automobilbranche in China tätig. Zuvor war er Human Resources Director beim Joint-Venture FAW-Volkswagen in Chengdu.  

Devin Hou ist seit Oktober Sales Manager bei Geely Auto International. Zuvor war er International BD Manager bei der London EV Company (LEVC). Dort unterstützte Hou internationale Vertriebs- und Marketingteams bei der Aufrechterhaltung und Entwicklung von Händlerbetrieben in der EU. Sein Einsatzort bleibt Hangzhou.  

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

In Tongren, Guizhou, legen Bauern Kameliensamen zum Trocknen aus. Aus ihnen wird Teesamenöl oder Kamelienöl gewonnen, ein essbares, festes Öl mit einem süßen Kräuteraroma. In einigen Provinzen Chinas ist Teesamenöl das wichtigste Speiseöl. Es ist reich an Vitamin E und anderen Antioxidantien.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
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    Wie gut Musk in Peking vernetzt ist, zeigte sich im April. Seine E-Automarke Tesla steckte in der Krise und Investoren forderten Fortschritte bei der Software für autonomes Fahren in China. Musk reiste spontan nach Peking und traf Premier Li Qiang. Kaum war er zurück, erteilten die Chinesen wichtige Genehmigungen. Was Musk nun potenziell als Teil der neuen Trump-Regierung bedeuten könnte, erklärt Jörn Petring. Peking sieht den Tech-Milliardär durchaus als hilfreichen Mittelsmann. 

    Staatschef Xi Jinping reist in dieser Woche nach Peru. Dort ist der Hafen Chancay an der Pazifikküste eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte, die China auf dem südamerikanischen Kontinent angeschoben hat. Seine Bedeutung ist keineswegs auf den Container-Umschlag begrenzt. Chancay ist ein politisches Signal, das ganz Lateinamerika erreicht, schreibt Marcel Grzanna: Xi ist zum Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) bis Sonntag in Lima, ehe er weiter nach Brasilien reist, um dort am G20-Gipfel teilzunehmen. Mit der Eröffnung des Hafens im Gepäck wird Xi in Brasilien den anderen Staatschefs der größten Volkswirtschaften wachsendes chinesisches Selbstbewusstsein demonstrieren können.

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    Musk war Großspender in Trumps Wahlkampf. Rund 130 Millionen US-Dollar ließ er sich die Unterstützung seines Favoriten kosten. Jetzt darf er wohl auf eine bedeutende Rolle in der neuen US-Regierung hoffen – als möglicher Leiter eines “Department of Government Efficiency” (Doge), das den Bundeshaushalt um zwei Billionen Dollar entlasten soll. Trump nannte Musk deshalb schon den “Minister für Kostensenkungen”.

    Trumps Vertrauen in Musk könnte sich auch auf das Verhältnis der USA und China auswirken. Musk versteht es, den Chinesen zu schmeicheln und erhält dafür schon lange eine Sonderbehandlung von Peking, sagte Derek Scissors, Senior Fellow beim American Enterprise Institute, gegenüber Bloomberg. “Die Chinesen werden dies nutzen, um die Trump-Administration zu beeinflussen.” Musk sei “extrem pro-China”. Für China könnte dies ein strategischer Vorteil sein.

    Tesla für China “ein Erfolgsbeispiel”

    Wie gut Musk in Peking vernetzt ist, zeigte sich erst im April wieder. Seine E-Automarke Tesla steckte in der Krise und Investoren forderten Fortschritte bei der Software für autonomes Fahren in China. Musk reiste deshalb spontan nach Peking und traf Premier Li Qiang, wobei er offenbar wieder einmal den richtigen Ton traf. Kaum war er zurück, erteilten die Chinesen wichtige Genehmigungen. Li bezeichnete Teslas Entwicklung in China sogar als “ein Erfolgsbeispiel” für die Zusammenarbeit zwischen den USA und China.

    Eine Bemerkung wie jüngst gegen den deutschen Bundeskanzler (“Olaf ist ein Narr”) würde sich Musk gegenüber den Chinesen nicht erlauben. Jedoch muss er sich in Shanghai, wo das größte Tesla-Werk der Welt steht, auch nicht mit Problemen herumschlagen wie in Brandenburg. Dort erschweren ihm Umweltaktivisten die Expansion, während in Shanghai problemlos erweitert wird. Derzeit baut Tesla neben der Gigafactory ein weiteres Werk, das bald Megapacks – große Batterien zur Energiespeicherung – herstellen soll. 

    Interessante Dynamik zwischen Musk und China

    Von Anfang an war Shanghai ein guter Deal für Musk. Dort bekam er die Lizenz, um als erster ausländischer Autobauer in ganz China eine Fabrik auch ohne chinesischen Joint-Venture-Partner bauen zu dürfen. China ist Teslas wichtigster Markt außerhalb der USA. Für das dritte Quartal meldete der Hersteller 181.883 verkaufte Fahrzeuge in China – ein Anstieg von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

    Könnte nun der Zeitpunkt gekommen sein, dass die Chinesen Musk ihrerseits um Gefallen bitten? “Es gibt eine interessante Dynamik zwischen Musk und China: Er braucht China und verfolgt dort Geschäftsinteressen”, meint Kelly Griec von der Denkfabrik Stimson Center in Washington gegenüber dem US-Sender NBC.

    Kommentatoren im chinesischen sozialen Netzwerk Weibo sehen in Musk bereits den nächsten Henry Kissinger. Der frühere US-Außenminister wird in China für seine diplomatischen Bemühungen in den 1970er-Jahren verehrt. Anders als Kissinger ist Musk jedoch ein geschäftlich motivierter Akteur mit finanziellen Interessen in beiden Ländern. Beobachter glauben, dass er versucht, in beiden Systemen Einfluss zu nehmen, um von Trumps potenzieller Politik ebenso profitieren zu können wie von den Beziehungen zu China.

    Knackpunkt Ausgleichszölle

    Ein entscheidender Punkt, an dem seine und Pekings Interessen übereinstimmen, ist das Thema Zölle. Musk kritisierte in der Vergangenheit Importzölle auf Autos, von denen chinesische Hersteller unter anderem in den USA betroffen sind – beispielsweise jene, die Präsident Joe Biden auf chinesische Elektrofahrzeuge erhoben hat. Er befürchtet wohl, dass hohe Ausgleichszölle eine weitere Entkopplung zur Folge hätten, was auch für Tesla trotz lokaler Produktion in Shanghai eine Herausforderung darstellen würde.

    Musk will ein gutes Geschäftsklima auf beiden Seiten des Pazifiks, um seine Interessen zu fördern. Trumps “America First”-Politik im Zaum zu halten, ist wichtig für ihn, um einen US-chinesischen Handelskrieg abzuwenden. Dabei hat “America First” auch Vorteile für den Milliardär. So könnte insbesondere Musks Weltraumunternehmen SpaceX künftig von noch mehr staatlichen Aufträgen profitieren. Trump betonte bereits in seiner Siegesrede die Notwendigkeit, die amerikanische Führungsrolle in der Raumfahrt zu stärken. Und erinnerte dabei begeistert an SpaceX’ jüngsten Erfolg beim Auffangen einer Rakete mit mechanischen Armen.

    SpaceX-Satelliten sind Peking ein Dorn im Auge 

    Doch auch hier droht Musk ein Spagat. SpaceX wird von Peking deutlich kritischer betrachtet als Tesla, da die chinesische Regierung etwa die von Musk im Orbit verteilten Starlink-Satelliten als Sicherheitsrisiko sieht. Besonders ungern sähe China, dass Taiwan diese Technologie nutzt.

    Doch Musk schlägt in der Taiwan-Frage einen Ton an, der die chinesische Führung beruhigen dürfte. Im Jahr 2022 empfahl Musk für Taiwan sogar “eine Art Sonderverwaltungszone”. Das entspricht Chinas Vision, die Insel unter ein ähnliches Modell wie Hongkong und Macau zu stellen. Musk sagte auch, dass Peking Taiwan als “integralen Bestandteil Chinas” sehe, ähnlich wie die USA Hawaii betrachten würden. Das klingt danach, dass sich Peking nicht um eine baldige Starlink-Lieferung an Taiwan sorgen müsste.

    • Autonomes Fahren
    • Batterien
    • Diplomatie
    • Elon Musk
    • Geopolitik
    • Handel
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    • Joe Biden
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    Neue Seidenstraße in Peru: So soll sich ein Milliardenprojekt für Peking auszahlen

    Hafenprojekt in Chancay an der peruanischen Pazifikküste.

    Am Donnerstag wird Chinas Staatspräsident Xi Jinping einem Meilenstein der Neuen Seidenstraße das offizielle Geleit geben. Der Hafen Chancay an der peruanischen Pazifikküste ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte, die China auf dem südamerikanischen Kontinent angeschoben hat. Seine Bedeutung ist keineswegs auf den Container-Umschlag begrenzt. Chancay ist ein politisches Signal, das ganz Lateinamerika erreicht, die USA an Chinas wachsende Präsenz in seinem Hinterhof erinnert und Europa an die eigenen Versäumnisse.

    Xi wird gemeinsam mit Perus Präsidentin Dina Boluarte aus deren Amtssitz in Lima die Einweihung des Hafens, eine gute Autostunde nördlich der Hauptstadt, digital vollziehen. Xi ist zum Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) bis Sonntag in Peru, ehe er weiter nach Brasilien reist, um dort am G20-Gipfel teilzunehmen. Mit der Eröffnung des Hafens im Gepäck wird Xi in Brasilien den anderen Staatschefs der größten Volkswirtschaften wachsendes chinesisches Selbstbewusstsein und zunehmende Unabhängigkeit demonstrieren können.

    Anlaufpunkt für das chinesische Militär

    Der Hafen symbolisiert einen neuen Trumpf, den Peking im geostrategischen Poker mit den USA und deren Verbündeten auf den Tisch legt. Chancay wird nicht nur von chinesischem Geld finanziert, der Hafen wird auch von chinesischen Interessen gesteuert. Für das chinesische Militär wird er im Bedarfsfall ein Anlaufpunkt vor dem amerikanischen Kontinent – zwar immer noch ein gutes Stück entfernt von US-amerikanischen Gewässern, aber doch in neuen Gefilden.

    Peru und China haben ihren engeren militärischen Austausch längst in Marsch gesetzt. Am 29. Juli hatte Peru seinen Unabhängigkeitstag mit einer Militärparade in Lima gefeiert. Mitglieder der chinesischen Volksbefreiungsarmee nahmen ebenfalls zum ersten Mal an der Parade teil. Zwar war es in der Vergangenheit nicht ungewöhnlich, dass auch ausländische Militärs bei dem Auflauf marschierten, doch keineswegs solche aus China. “Wir erleben eine Kostprobe des chinesischen Einflusses auf das heutige Peru”, sagte der peruanische Politikkommentator Paolo Benda der Online-Plattform des Politforums Diálogo Americas.

    Vor wenigen Monaten verabschiedete das peruanische Parlament in Rekordzeit ein Gesetz, das Cosco exklusive Seeverkehrsdienste im Hafen von Chancay garantiert. Cosco hatte sogar mit einem Baustopp und einer Klage gedroht, sollte Peru der Forderung nicht nachkommen. Der argentinische Logistik-Experte Agustín Barletti nennt das Gesetz “einen maßgeschneiderten Anzug” für Cosco, “um wirtschaftliche Repressalien aus Peking zu vermeiden.”

    Hafen verkürzt Transportzeit erheblich

    Der Hafen in Chancay wird die lateinamerikanischen Handelsströme verschieben. Rohstoffe und Produktionsgüter aus der Landwirtschaft sollen vornehmlich aus Brasilien, Argentinien, Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru in die Volksrepublik verschifft werden und von dort künftig zehn Tage weniger auf hoher See unterwegs sein als bisher – nur noch knapp vier Wochen.

    Mit dem Abschluss der ersten Bauphase gehen zunächst vier Anlegestellen in Betrieb. Der Tiefseehafen erlaubt es auch Frachtern mit 400 Metern Länge, Chancay anzusteuern. Bis zu 18.000 Standardcontainer fassen diese Frachter, die zu groß sind für die Durchfahrt des Panama-Kanals. Das Projekt war der staatlichen chinesischen Reederei Cosco eine Investition von 3,3 Milliarden Euro wert.

    Die Dynamik, mit der Chinas Einfluss in Lateinamerika wächst, wird von zahlreichen Faktoren begünstigt. Der Kontinent sieht sich im Vergleich zu anderen Schwellenregionen der Welt nicht nur einem geringeren wirtschaftlichen Wachstum ausgesetzt, sondern zahlt für externe Schockmomente auch eine höhere Zeche, wie das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) unter dem #GraphForThought feststellt. Die negativen Ausschläge der Finanzkrise 2008, der Einbruch der Rohstoffpreise 2014 und der Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 waren in den Volkswirtschaften Lateinamerikas und der Karibik deutlich ausgeprägter als anderswo.

    “Hafen für die ganze Welt”

    Das erhöht den Wunsch nach Stabilität, die China in Aussicht stellt – mit großen Investitionen und die Integration in die Belt and Road-Initiative. Mehr noch schürt die Volksrepublik den Wettbewerb vieler lateinamerikanischer Staaten untereinander, in Chinas Gunst zu klettern. Als das Hafenprojekt vor mehr als fünf Jahren angekündigt wurde, betonten beide Seiten “die große Chance” für Peru und das Projekt als “Hafen für die ganze Welt”. Andere Staaten der Region, deren Wirtschaft nicht in die Gänge kommt, blicken neidvoll nach Chancay und stehen vergleichbaren chinesischen Ideen zunehmend aufgeschlossen gegenüber.

    Von 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik haben bereits 22 ein Abkommen mit China als Partnerstaat der BRI unterzeichnet. China schmiedet zudem Freihandelsabkommen, wo es nur kann. Zuletzt trat am 1. Mai ein solcher Vertrag zwischen der Volksrepublik und Ecuador in Kraft. China handelt dabei nicht nur aus wirtschaftlicher Motivation heraus.

    Es geht auch um die Isolation Taiwans, das lange Zeit diplomatische Beziehungen zu zahlreichen lateinamerikanische Staaten pflegte. Inzwischen sind noch sieben Staaten aus Lateinamerika und der Karibik übrig geblieben, die Taiwan als Staat offiziell anerkennen und deshalb auf diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik verzichten. 2023 hatte sich Honduras – motiviert von Versprechen auf ökonomische Vorteile – für Peking entschieden.

    Uruguay müsste aus dem Mercosur-Verbund austreten

    In Brasilien wird Xi Jinping in der kommenden Woche wohl einen weiteren Vorstoß bei den Gastgebern unternehmen, um auch die größte lateinamerikanische Volkswirtschaft von einer BRI-Partnerschaft zu überzeugen. Allerdings ist Brasilien vorsichtig und will es sich nicht zu sehr mit den USA und Europa verscherzen.

    Uruguay dagegen könnte bald schon ein Freihandelsabkommen mit China vereinbaren – je nach Ausgang der Stichwahl Ende November. Ein solches Abkommen würde das endgültige Aus des Freihandelsabkommens der vier südamerikanischen Mercosur-Staaten mit der EU bedeuten – zumindest in seiner seit Jahren angedachten, aber immer noch nicht umgesetzten Form. Denn Uruguay müsste aus dem Mercosur-Verbund austreten. Es wäre ein weiterer chinesischer Schritt, um seinen politischen Einfluss auf dem Kontinent zu vergrößern.

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    Taiwan: Staatssekretär Philipp zu Gesprächen vor Ort

    Berlin hat Staatssekretär Udo Philipp für Gespräche nach Taiwan geschickt. Philipp sei am Montag und Dienstag vor Ort, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Der Staatssekretär führe Gespräche zum weiteren Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und nehme am deutsch-taiwanischen Joint Business Council teil. Dieses Jahr liegt der Fokus auf der deutsch-taiwanischen Kooperation im Halbleiterbereich. Philipp besucht zudem eine Fabrik von Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). 

    “Angesichts der wachsenden geopolitischen Herausforderungen kommt der Zusammenarbeit mit Wertepartnern wie Taiwan eine zunehmende Bedeutung zu”, teilte der Staatssekretär mit. Deutschland und Taiwan wollten die Resilienz in ihren Lieferketten erhöhen. “Eine engere wirtschaftliche Kooperation unserer beiden Länder kann dazu wesentlich beitragen.” Berlin wolle taiwanische Firmen ermuntern, ihr Engagement in Deutschland und der EU auszubauen, so Philipp. TSMC baut derzeit eine Chipfabrik in Dresden. ari

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    Konjunktur: Was die Zentralbank gegen die Flaute tun möchte

    Der chinesische Zentralbank-Gouverneur Pan Gongsheng hat am Montag betont, dass Peking “alle Anstrengungen unternehmen werde, um die allgemeine Stabilität des Finanzsystems aufrechtzuerhalten”. Die Ankündigung folgte wenige Tage nachdem Chinas oberstes gesetzgebendes Organ, der Nationale Volkskongress (NVK), über seinen Ständigen Ausschuss einen Gesetzentwurf zur Erhöhung der Obergrenzen für die Schulden lokaler Regierungen verabschiedet hatte, um die Konjunkturflaute im Land zu bekämpfen.

    Pan berief sich dabei auf einen Bericht, den er vergangene Woche dem Ständigen Ausschuss vorgelegt hatte. Pan sagte, die Zentralbank werde: 

    • die antizyklische Anpassung verstärken,
    • die Stabilität des Yuan-Wechselkurses auf einem vernünftigen und ausgewogenen Niveau halten,
    • die Finanzaufsicht umfassend stärken, um systemische Risiken zu verhindern,
    • eine unterstützende geldpolitische Haltung bekräftigen.

    Beobachter zeigten sich von Pans Ankündigungen nicht sonderlich beeindruckt und gehen nicht davon aus, dass sie die Anleger nach dem eher enttäuschenden Konjunkturprogramm vom Freitag beruhigen werden: Analysten der OCBC Bank schätzen, dass die Zentralbank im November oder Dezember den Mindestreservesatz der Banken erneut senken wird, um die geplanten Anleiheemissionen zu unterstützen.

    China-Beobachter sind skeptisch, ob all diese Schritte kurzfristig zu einem Wirtschaftsschub führen werden, da die meisten der neuen Mittel zur Reduzierung der Schulden der lokalen Regierungen verwendet werden sollen. rtr/ari

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    COP29: CBAM sorgt beinahe für Agenda-Streit

    Die EU hat sich durchgesetzt: Klimaschutzmaßnahmen, die Auswirkungen auf den Handel haben, stehen nicht auf der Tagesordnung der diesjährigen UN-Klimakonferenz in Baku. China war mit der Forderung zur COP29 gereist, in den Verhandlungen auch über sogenannte “unilateral trade measures” zu sprechen. Insbesondere die CO₂-Grenzabgabe der EU (CBAM) ist Peking ein Dorn im Auge. Brasilien, Südafrika und Indien unterstützten den Vorstoß.

    Europa hält die Klimaverhandlungen für den falschen Ort und sieht den Konflikt bei der Welthandelsorganisation besser aufgehoben. Die EU setzte sich damit durch, dass das Thema nicht auf die Agenda kommt. Stattdessen will die aserbaidschanische COP-Präsidentschaft CBAM, IRA und Co in ihre “Beratungen” mit den verschiedenen Staaten aufnehmen. China zeigte sich damit zufrieden.

    Entwicklungsländer fürchten neue Handelsbarrieren durch Trump

    Dieser Kompromiss bedeutet, dass das Thema zwar nicht vom Tisch ist, aber in den offiziellen Verhandlungsräumen keine Rolle spielt. Die Gefahr, dass in Baku ein weiterer Streit darüber entbrennt, ist allerdings nicht gebannt, da Entwicklungsländer durch die Wiederwahl Trumps weitere Handelsbarrieren fürchten.

    Auseinandersetzungen über die Agenda bei UN-Klimakonferenzen sind keine Seltenheit, auch CBAM gilt schon länger als Streitpunkt. China sieht Klimaschutzinstrumente wie CBAM, IRA oder das Anti-Entwaldungsgesetz der EU als Verstoß gegen die Klima-Rahmenkonvention, da sie aus Sicht Pekings Protektionismus und die Diskriminierung von Entwicklungsländern fördern. luk

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    Presseschau

    China”s New Map Claims Territory Disputed by US Ally Philippines NEWSWEEK
    China: Deutschland droht gewaltiger Schaden bei einem Ausfall chinesischer Rohstoffe WELT
    China”s Huawei Technologies seeks dismissal of US criminal charges REUTERS
    In West’s fight against China, an unlikely weapon emerges: Online porn HINDUSTAN TIMES
    “Mehr Flexibilität und Ausdauer”: China baut atombetriebenes Kriegsschiff N-TV
    Cognac-Produzent Hennessy: “China ist unsere Zukunft” FAZ
    In South America, Trump already losing a trade battle with China REUTERS
    Navigating “tough phase”, China says economy is on road to recovery SCMP
    China nears record $1 trillion trade surplus as Trump returns FORTUNE
    Konjunktur: Chinas Banken reichen überraschend wenige Kredite aus HANDELSBLATT
    Chinas Großbanken werden zu Lasteseln der Pekinger Stimulierungsagenda BÖRSEN-ZEITUNG
    Chinas Halbleiter-Industrie bereitet sich auf harte Zeiten vor FINANZNACHRICHTEN
    China auch beim Batterierecycling vorne TELEPOLIS
    Internet-Trend in China: Zehntausende nächtliche Radler ärgern Behörden RP-ONLINE

    Heads

    Manoj Kewalramani liest täglich die People’s Daily

    Der Politikwissenschaftler Manoj Kewalramani

    Manoj Kewalramani muss früh aufstehen, denn zusätzlich zu seiner Arbeit bei der indischen Denkfabrik Takshashila Institution stehen Tag für Tag zwei bis drei Stunden aufmerksame Zeitungslektüre an. Auf der Titelseite sieht er dabei stets: Xi Jinping. Kewalramani liest die People’s Daily, Chinas oberste Propagandazeitung, und veröffentlicht seine Einordnungen und Analysen daraus seit mittlerweile drei Jahren im Newsletter Tracking People’s Daily.

    Zwischendurch mache er manchmal Pause, um die Kinder in die Schule bringen, erzählt Kewalramani im Videointerview von seinem Büro in Bangalore aus. Meist vormittags erscheine der Newsletter dann. Kewalramani setzt darin Verlautbarungen aus der kommunistischen Parteiführung in Beziehung zum Weltgeschehen und entschlüsselt ihre oft kryptische Propagandasprache. Für China-Beobachter auf der ganzen Welt ist der Newsletter ein wertvolles Fenster in die innere Logik des chinesischen Staatsapparats geworden.

    Erst Bollywood, dann internationale Beziehungen

    Lange Zeit lang wollte Kewalramani eigentlich Bollywoodstar werden. Noch während des Studiums in Mumbai, Zentrum der indischen Filmindustrie, schauspielerte und modelte er nebenbei. Doch mit Mitte zwanzig habe er sich schweren Herzens gegen eine Filmkarriere entschieden. Stattdessen ging Kewalramani für einen Master in internationalen Beziehungen nach England, arbeitete anschließend mehrere Jahre in Indien als Nachrichtenjournalist.

    Dass Kewalramani einmal sein täglich Brot mit der Lektüre chinesischer Staatspropaganda bestreiten würde, war damals noch undenkbar. Die Verbindung zu China kam durch seinen Vater. Der betrieb von Hongkong aus ein Import-Export-Unternehmen zwischen Indien und China. Während einer beruflichen Auszeit zog Kewalramani zu ihm, begann 2011 im Unternehmen zu arbeiten und bereiste China intensiv. “Ich kenne die meisten chinesischen Provinzen, besonders die Küste, das Zentrum der Industrieproduktion.”

    Arbeit beim chinesischen Staatssender CCTV

    Mit der Zeit merkte Kewalramani, dass das Geschäftsmannsleben nicht seine Berufung war, doch die Leidenschaft für China hielt an. Er bewarb sich auf mehrere journalistische Stellen, und landete 2013 beim englischsprachigen Ableger des staatlichen chinesischen Nachrichtensenders CCTV. Der nachrichtliche Wert seiner Arbeit sei natürlich zweifelhaft gewesen. Doch die Arbeit habe ihm spannende Einblicke in die Entscheidungsprozesse in Chinas Propagandaapparat gegeben, sagt Kewalramani.

    Nach drei Jahren in Peking zog er dann zurück nach Indien. Damals habe es dort eine große Leerstelle in puncto Chinakenntnis gegeben. Doch das neuerliche Aufflammen der chinesisch-indischen Grenzstreitigkeiten seit 2017 und zuletzt die Coronapandemie hätten das Bewusstsein für Chinas Bedeutung und mögliche Gefahren geschärft. Für Kewalramani brachte die Pandemie auch die Gelegenheit, chinesische Diskurse tiefer zu verfolgen: “Ich hatte auf einmal viel Zeit.” Er begann mit der Lektüre der People’s Daily und wurde zu einem der wichtigsten Experten für China-Indien-Beziehungen.

    China-Indien-Beziehungen bleiben kompliziert

    Kewalramanis Buch “Smokeless War – China’s quest for geopolitical dominance” (auf Deutsch: “Rauchloser Krieg – Chinas Streben nach geopolitischer Dominanz”) aus dem Jahr 2021 lässt sich auch als Warnung vor einem selbstbewussteren und aggressiveren China verstehen. Wie das Land seine Rolle in der Welt im Einzelnen sehe, darüber lasse sich streiten, doch er sei überzeugt, dass China die USA mittel- bis langfristig als führende Macht verdrängen wolle.

    Dass der indische Premierminister Modi und Chinas Staatschef Xi Jinping sich vor Kurzem das erste Mal seit fünf Jahren wieder persönlich trafen, sieht Kewalramani als positives Signal, ebenso wie eine jüngst signalisierte Annäherung im Grenzkonflikt. Das Verhältnis zwischen Indien und China werde dennoch schwierig bleiben. Woran es in seinem Land fehle, seien Debatten wie in Europa darüber, in welchen wirtschaftlichen Bereichen chinesische Investitionen möglich und vielleicht sogar erwünscht sind, und welche Bereiche stärker geschützt werden müssten.

    Chinesische Importe bleiben wichtig für Indien

    Im Vergleich zum Westen sei für Indien zudem die teils extreme Armut im Land ein stärkerer Faktor. Das indische Bruttoinlandsprodukt liege bei etwa 3.000 US-Dollar pro Kopf im Jahr, das der USA bei 80.000 Dollar. “Wir können iPhones produzieren, aber die meisten Menschen können sie nicht leisten.” Chinas günstige Industrieproduktion sei für Indiens Bevölkerung daher weiter attraktiv. Ziel sollte es jedoch sein, wechselseitige Abhängigkeiten so zu gestalten, dass sie auch als Verhandlungsgewicht in eigener Sache genutzt werden können und nicht nur als einseitiges Druckmittel für China.

    Zugleich hofft Kewalramani auf intensiveren akademischen und kulturellen Austausch. Vor allem brauche es mehr Akteure, die versuchen, vor Ort und aus dem Quellenstudium originäres Wissen über China und dessen politischen Diskurs zu erzeugen. Nur so könne man realistisch einschätzen, was die chinesische Führung eigentlich wolle. Es klingt, als würde die People’s Daily Manoj Kewalramani noch einige Zeit lang täglich begleiten. Leonardo Pape

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    Personalien

    Heino Dannemann Tian ist seit September Human Resources Director bei Volkswagen in Taiwan. Dannemann Tian war seit 2003 in der Automobilbranche in China tätig. Zuvor war er Human Resources Director beim Joint-Venture FAW-Volkswagen in Chengdu.  

    Devin Hou ist seit Oktober Sales Manager bei Geely Auto International. Zuvor war er International BD Manager bei der London EV Company (LEVC). Dort unterstützte Hou internationale Vertriebs- und Marketingteams bei der Aufrechterhaltung und Entwicklung von Händlerbetrieben in der EU. Sein Einsatzort bleibt Hangzhou.  

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    In Tongren, Guizhou, legen Bauern Kameliensamen zum Trocknen aus. Aus ihnen wird Teesamenöl oder Kamelienöl gewonnen, ein essbares, festes Öl mit einem süßen Kräuteraroma. In einigen Provinzen Chinas ist Teesamenöl das wichtigste Speiseöl. Es ist reich an Vitamin E und anderen Antioxidantien.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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