ob in Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Beratung, Think-Tanks, Verbänden, Wissenschaft, Stiftungen, NGOs oder Gesellschaft – die Entwicklungen in und um China prägen die globalen Trends wie nie zuvor.
Unsere Redaktion hat 100 Köpfe ausgewählt, die derzeit die Beziehungen zwischen Deutschland und China maßgeblich mitprägen. Unsere “Top of the Table” umfassen bekannte Gesichter aus der ersten Reihe, aber auch jene im Hintergrund – Kreative ebenso wie Entscheidungsträger und diejenigen, die China-Strategien passioniert umsetzen.
Sie alle sind unverzichtbar, wenn es darum geht, die komplexen Zusammenhänge im Spannungsfeld von China-Chancen und China-Dilemmata zu verstehen. Begleiten Sie uns auf einer spannenden Reise durch Lebensläufe, Erfolge und Visionen der bedeutendsten Akteure, die sich im deutschsprachigen Raum oder mit starkem Deutschlandbezug mit China beschäftigen.
China, Japan und Südkorea wollen die Verhandlungen über ein gemeinsames Freihandelsabkommen wieder aufnehmen. Das vereinbarten der chinesische Ministerpräsident Li Qiang, sein japanisches Amtskollege Fumio Kishida, sowie Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol am Montag in Seoul. Anlass war der erste Dreiergipfel ihrer Länder seit mehr als vier Jahren.
Das trilaterale Treffen am Montag in Seoul ist ein gutes Zeichen, nicht nur für die drei nordasiatischen Staaten, sondern für die ganze Region – und nicht zuletzt auch für deutsche Unternehmen. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten, Krisen und Konflikten verdeutlichen China, Japan und Südkorea nicht nur die Notwendigkeit, sondern auch die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit.
Allerdings wurden in Seoul auch die Unterschiede deutlich: Li Qiang wandte sich indirekt gegen die Ausweitung der Sicherheitskooperation von Japan und Südkorea mit den Vereinigten Staaten. Demgegenüber steht die Forderung aus Tokio und Seoul, Peking möge endlich mehr Druck auf Nordkorea ausüben, um das Land von seinen Nuklearambitionen abzubringen.
So gehen von diesem Dreiergipfel drei Signale aus:
In Seoul setzen Li, Kishida und Yoon in dieser Lage vor allem auf wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der wirtschaftliche Fokus ist nicht verwunderlich: Zum einen ist Chinas Ministerpräsident traditionell vor allem für Wirtschaftsfragen zuständig – auch wenn die Verantwortung des Premiers unter Staatschef Xi Jinping beschnitten wurde. Zum anderen liegen hier die größten gemeinsamen Interessen.
Wichtig sind vor allem die Bemühungen um das lange angepeilte Freihandelsabkommen. 2019 waren die Verhandlungen dazu ins Stocken geraten. Nun wolle man Gespräche über eine “Beschleunigung der Verhandlungen” für ein Freihandelsabkommen fortsetzen, hieß es nach dem Gipfel. Ziel sei ein Abkommen, das “frei, fair, umfassend, von hoher Qualität und für alle Beteiligten vorteilhaft” sei. Zudem wollen die drei Staaten sichere Lieferketten aufbauen, sowie gemeinsame Umwelt-, Gesundheits- und andere Probleme angehen. Li Qiang sagte, die drei Länder sollten sich gegenseitig als “Partner und Entwicklungschancen” sehen.
Bei anderen Themen wurden in Seoul dann auch schnell die Unterschiede deutlich. So brachte Li das chinesische Unbehagen darüber zum Ausdruck, dass Japan und Südkorea ihre Sicherheitspartnerschaft mit den USA stärken. China sieht darin den Versuch, einen Block zur Eindämmung Chinas zu bilden. Und so forderte Li gegenüber Kishida und Yoon: “Wir müssen die Multipolarität in der Welt fördern und der Bildung von Blöcken oder Lagern entgegentreten.”
Die Sorge liegt vor allem in einem Treffen vom August 2023 begründet, als Kishida und Yoon in Washington mit US-Präsident Joe Biden zum ersten trilateralen Gipfel zwischen Japan, Südkorea und den USA zusammenkamen. Es ist nicht Zuneigung, welche die einstmals verfeindeten Nachbarstaaten vereint, sondern vor allem die Sorge vor China und dem zunehmend robusten Auftreten der Volksrepublik gegenüber der Region.
Entsprechend soll Kishida gegenüber Li seine ernsthafte Besorgnis geäußert haben über die Lage im Südchinesischen Meer, in Hongkong, aber auch über die Entwicklungen rund um Taiwan. China hatte vergangene Woche eine große Militärübung rund um Taiwan abgehalten, um seine Wut über die Amtseinführung des neuen taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te zum Ausdruck zu bringen.
Chinas Ministerpräsident zeigte dazu am Montag kein Entgegenkommen. “China, Japan und Südkorea sollten sensible Themen und Differenzpunkte angemessen angehen und sich um die Kerninteressen und Hauptanliegen des jeweils anderen kümmern”, sagte Li in Seoul.
Ein weiterer Streitpunkt ist der Umgang mit Nordkorea. Japan und Südkorea sind sehr besorgt über das Atomwaffenprogramm von Machthaber Kim Jong-un – und fordern von China eine härtere Gangart gegenüber Pjöngjang. Schließlich ist China Nordkoreas wichtigster Verbündeter.
Und als hätte es eine Bestätigung der Sorgen in Seoul und Tokio bedurft, kündigte Nordkorea am Montag einen neuen Raketenstart an: Anfang kommender Woche wolle man einen Satelliten ins All schießen. Die Flugbahn betreffe das Gelbe Meer sowie den Bereich östlich der philippinischen Insel Luzon. Zudem äußerte Nordkoreas Außenministerium scharfe Kritik, dass auf dem Dreiergipfel überhaupt das Thema Nordkorea angesprochen wurden. Es handele sich um eine schwere politische Provokation und Souveränitätsverletzung, sagte der Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums über die staatlichen Medien.
Und so zeigt der Dreiergipfel, dass eine Zusammenarbeit zwischen China, Japan und Südkorea dort möglich ist, wo man ähnliche Interessen verfolgt: Alle drei Staaten leiden derzeit unter einer wirtschaftlichen Flaute. Allerdings ist im Falle Chinas klar: Ohne Xi Jinping wird es auch beim Thema Freihandelsabkommen keine handfesten Ergebnisse geben. Zudem wurde in Seoul deutlich, dass der Kooperationswille zwischen China, Japan und Südkorea auch schnell an seine Grenzen stoßen kann.
Am Montag waren sich Li, Kishida und Yoon jedenfalls einig: Der Dreiergipfel sei wichtig für die Wiederbelebung der trilateralen Kooperation. Entsprechend wolle man wieder regelmäßig solche Dreier-Treffen abhalten. Die nächste Zusammenkunft soll in Japan stattfinden.
Patricia Flor – Deutsche Botschafterin in Peking
Patricia Flor ist seit Juli 2022 Deutsche Botschafterin in der Volksrepublik China. Sie gilt als vortreffliche Kennerin Chinas und der gesamten asiatischen Region, auch durch ihre vorherigen Posten: Flor war von Mitte 2018 bis Mitte 2022 Botschafterin der Europäischen Union in Japan. Zwischen 2012 und 2014 war sie Sonderbeauftragte der Europäischen Union für Zentralasien. Die gebürtige Nürnbergerin arbeitete vor ihrer diplomatischen Karriere als Journalistin.
Frank Hartmann – Designierter Leiter der Asienabteilung im Auswärtigen Amt
Der Spitzendiplomat wird ab diesem Sommer neuer Leiter der Asienabteilung des Auswärtigen Amts. Hartmann ist ein versierter China-Kenner. Er studierte Ende der 1980er-Jahre an der Chinesischen Universität in Hongkong und war zweimal in Peking an der Deutschen Botschaft tätig. Auch in Tokio war er bereits stationiert. Der 58-Jährige war zudem bei Ausbruch der Corona-Pandemie Krisenbeauftragter des Auswärtigen Amts und organisierte die Rückkehr von Zehntausenden Deutschen weltweit, die über die üblichen Verkehrswege nicht zurück nach Deutschland konnten. Er ist derzeit noch Botschafter in Kairo.
Martin Thümmel – Stellvertretender Abteilungsleiter und Beauftragter für Ostasien, Südostasien und Pazifik
Martin Thümmel ist Beauftragter für Ostasien, Südostasien und Pazifik des Auswärtigen Amts. Zuvor war er Leiter der politischen Abteilung der deutschen Botschaft in Peking. Zuvor war er schon am Generalkonsulat in Shanghai stationiert, sowie in Mumbai, New York und in der Europaabteilung des Auswärtigen Amts. Thümmel hat in Göttingen und Shanghai studiert und ist promovierter Jurist und Sinologe.
Alexander Roth – Leiter des China-Referats im Auswärtigen Amt
Alexander Roth ist Leiter des China-Referats im Auswärtigen Amt und einer der Architekten der China-Strategie, die die Bundesregierung im Sommer 2023 verabschiedet hat. Er war unter anderem als Pressesprecher in der deutschen Botschaft in Kinshasa und Peking tätig. Roth studierte Politikwissenschaft und Chinastudien an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Shanghai International Studies University und war Fulbright-Stipendiat an der Josef Korbel School of International Studies der University of Denver.
Wolfgang Stopper – Leiter des Referats Ostasien im Bundesministerium für Wirtschaft und Klima
Wolfgang Stopper ist Referatsleiter Ostasien im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Seit 2001 ist er für das BMWK tätig. Seine erste Position im Ministerium war im Bereich der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen mit Russland. Danach war er stellvertretender Leiter der Abteilung Handelspolitik in der Generaldirektion Außenwirtschaftspolitik, wo er unter anderem für WTO-Themen und EU-Handelspolitik zuständig war. Stopper verfügt über einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der Universität Tübingen.
Hanna Müller – Referatsleiterin Ordnungsmodelle und hybride Bedrohungen im Bundesinnenministerium
Müller ist Expertin für Desinformation und hybride Bedrohungen im Bundesinnenministerium. Die gebürtige Stuttgarterin war viele Jahre lang beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) als Senior Managerin für Greater China und im Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA) für China verantwortlich. 2016 gründete sie das erste BDI-Büro in Peking. Müller studierte Wirtschaft und Politik mit dem Schwerpunkt auf Ostasien an der Ruhr-Universität Bochum.
Shieh Jhy-wey – Repräsentant von Taiwan, Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland
Shieh Jhy-wey ist Repräsentant der Taipeh Vertretung in Deutschland – was inoffiziell einem Botschafter gleich kommt. Aber weil Deutschland Taiwan nicht als eigenständigen Staat anerkennt, bleibt ihm nur diese Bezeichnung. Shieh ist ein ausgewiesener Deutschland-Spezialist, hat Germanistik studiert und war im Rahmen eines DAAD-Stipendiums an der Ruhr-Universität Bochum. Er war zwischen 2005 und 2007 schon einmal Repräsentant von Taiwan in Deutschland, danach Regierungssprecher in Taiwan und moderierte zudem eine Talkshow bei Formosa TV.
Annette Klerks – Leiterin des China-Kompetenzzentrums der Stadt Düsseldorf
Annette Klerks ist stellvertretende Leiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Düsseldorf, eine der aktivsten kommunalen Ämter in Deutschland, die sich um eine Ansiedlung internationaler, insbesondere aber asiatischer Unternehmen bemüht sind und gute Beziehungen vor allem auch mit China, Japan und Südkorea pflegen. Düsseldorf ist die Stadt mit den meisten asiatischen Unternehmen in Deutschland.
Martin Lukas – Leiter der Abteilung für Handelsschutzinstrumente der EU-Generaldirektion für Handel
Martin Lukas ist seit 2022 Direktor der Abteilung für handelspolitische Schutzinstrumente der EU-Generaldirektion für Handel und ist damit Herr über die Antidumping- und Antisubventions-Untersuchungen der Europäischen Union. Der Jurist war zuvor für fast neun Jahre Leiter der Abteilung für Streitbeilegung und rechtliche Aspekte der Handelspolitik in der Generaldirektion. Lukas hat in Wien und Georgetown studiert.
Armin Reinartz – Leiter der Abteilung für europäische und internationale Kooperation im Bundesministerium für Bildung und Forschung
Armin Reinartz ist seit Mai 2022 Leiter der Abteilung für europäische und internationale Zusammenarbeit im Bundesministerium für Bildung und Forschung – und befasst sich dabei intensiv mit Deutschlands Ansatz für die Forschungskooperation mit der Volksrepublik. Der Sinologe hat an der Universität Duisburg-Essen und der Peking University studiert und war unter anderen als Projektmanager bei der Friedrich-Naumann-Stiftung im Regionalbüro Südost- und Ostasien in Bangkok tätig.
Präsident Xi Jinping wird am kommenden Donnerstag beim 10. Ministertreffen des China-Arabischen Staaten-Kooperationsforums eine Grundsatzrede halten. Das kündigte das chinesische Außenministerium am Montag an. Wichtiges Thema des Forums wird sicherlich der aktuelle Konflikt um Gaza sein.
Chinas Vize-Außenminister Deng Li sagte am Montag auf einer Pressekonferenz in Peking, das Forum werde darauf abzielen, den “Konsens zwischen China und den arabischen Ländern” zu vertiefen. Man wolle “eine gemeinsame Stimme zwischen China und den arabischen Ländern in der Palästinenserfrage aussprechen”.An dem Treffen werden zahlreiche Staats- und Regierungschefs teilnehmen, darunter Ägyptens Präsident Abdel Fattah El-Sisi, Bahrains König Hamad bin Isa Al Khalifa, Tunesiens Präsident Kais Saied und der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan.
Die Staats- und Regierungschefs werden von Dienstag bis Samstag in China sein. Xi betonte in einer Erklärung, dass “die chinesisch-arabischen Beziehungen derzeit in der besten Verfassung aller Zeiten sind” und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass beide Seiten das 10. Ministertreffen als Gelegenheit nutzen werden, die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen weiter zu vertiefen.
China versucht, seinen Einfluss im Nahen Osten ausbauen. Dabei gilt es, engere Beziehungen zu arabischen Staaten aufzubauen. Irans kürzlich verstorbener Präsident Ebrahim Raisi war Peking sehr zugewandt gewesen. 2023 hatte China eine diplomatische Annäherung zwischen den langjährigen Feinden Iran und Saudi-Arabien vermittelt. Allerdings gehen Pekings Bemühungen um die arabische Welt auf Kosten der Beziehungen zu Israel. rad
Die Parteispitze will Finanzrisiken vermeiden oder möglichst schnell entschärfen. Dies sei eine Frage der nationalen Sicherheit und entscheidend für den Wohlstand des chinesischen Volkes, teilte das Politbüro der Kommunistischen Partei am Montag mit. Das Politbüro sei sich einig, dass die Überarbeitung ein “starkes Signal” aussenden werde, um Beamte zur Verantwortung zu ziehen und sicherzustellen, dass die Finanzvorschriften “Zähne haben”, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Details zu den auf dem Treffen verabschiedeten Regeln nannte Xinhua nicht.
Es ist die übliche vage Ausdrucksweise bei Beschlüssen der Partei. Dass es dabei vor allem um mehr Kontrolle über die Finanz-Kader geht, erschließt sich lediglich aus Anmerkungen von Parteichef Xi Jinping, der die Sitzung geleitet hat. Die neuen Regeln werden die Führungsrolle der KP im Finanzsektor stärken, sagte Xi laut Xinhua. Ziel sei es, sicherzustellen, dass Beamte auf allen Ebenen bei der Finanzaufsicht “korrekte Ansichten über die politische Leistung” entwickeln.
Auf dem Nationalen Volkskongress im März hatte die Parteispitze bereits Maßnahmen zur Bekämpfung finanzieller Risiken und “versteckter Gefahren” angekündigt. Ministerpräsident Li Qiang nannte damals Risiken im Immobiliensektor, bei der Verschuldung lokaler Regierungen sowie bei kleinen und mittleren Finanzinstituten.
Die Partei bereitet sich zudem auf das im Juli anstehende Dritte Plenum vor, das über den wirtschaftlichen Kurs der kommenden fünf Jahre entscheiden soll. Dazu hatte Xi am Freitag in Jinan Wirtschaftsvertreter und Akademiker eingeladen, Empfehlungen abzugeben. Mit dabei waren nach Angaben der Analysten von Trivium China unter anderem Xu Daquan, CEO von Bosch China sowie leitende China-Manager von Apple und Schneider Electric. ck
Zur Förderung der eigenen Chip-Industrie hat China einen weiteren Staatsfonds aufgelegt. Es ist bereits der Dritte und hat ein Volumen von umgerechnet 43,7 Milliarden Euro, wie es in einer am Montag bekannt gewordenen Pflichtmitteilung hieß. Dem Datenanbieter Tianyancha zufolge ist das chinesische Finanzministerium mit einem Anteil von 17 Prozent der größte Investor des neuen Fonds. Weiteres Geld komme von großen Banken.
Da die USA den Export von Hochtechnologie und Chips in die Volksrepublik beschränken, will Peking die Forschung und Entwicklung im eigenen Land vorantreiben. In den vergangenen Jahren hat sie über zwei Fonds bereits Milliarden in Halbleiter-Hersteller wie SMIC oder Hua Hong gepumpt. rtr
Chinas oberster Sicherheitsbeamter Chen Wenqing hat eine “Normalisierung” der Bemühungen im Kampf gegen Terrorismus in Xinjiang gefordert. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Chen war von Mittwoch bis Sonntag durch die Region im äußersten Westen Chinas gereist. Den Berichten zufolge sagte Chen, die Behörden müssten “auf der gesetzeskonformen Bekämpfung terroristischer Verbrechen bestehen und Anstrengungen unternehmen, um die Normalisierung der Terrorismusbekämpfung zu fördern”.
Chen ist Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei und Sekretär der Zentralen Kommission für politische und rechtliche Angelegenheiten. Diese überwacht die Strafverfolgungsbehörden des Landes. In Xinjiang besuchte Chen Urumqi, Kaschgar und die Ili. Dort forderte er, “der Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität immer oberste Priorität einzuräumen” und “gewalttätige terroristische Verbrechen präzise zu verhindern und zu bekämpfen”.
In Xinjiang wird seit Jahren gegen Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten vorgegangen. Chinas Behörden sprechen von einem Kampf gegen Terrorismus. Die Vereinten Nationen bezeichnen das Vorgehen hingegen als “schwere Menschenrechtsverletzungen“. Für viele Experten ist Xinjiang der Inbegriff für staatlich organisierte Zwangsarbeit in China. Offizielle Dokumente und Augenzeugenberichte belegen systematische Arbeitsprogramme, die uigurische Frauen und Männer gezielt in Industriezweige lotsen, und in denen die Netto-Bezahlung weit unter den Mindestlöhnen liegen. Vor wenigen Wochen hatte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Turk nochmals die Einhaltung der Grundrechte auch in Bezug auf die muslimische Minderheit der Uiguren angemahnt.
Auch deutsche Politiker sind besorgt. Der SPD-Politiker und Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe, forderte deutsche Unternehmen auf, keine Geschäfte mehr in der Region zu machen. “Grundsätzlich ist die Menschenrechtslage in Xinjiang so katastrophal und unübersichtlich, dass deutsche Unternehmen dort nicht tätig sein sollten.” Am Montag betonte Chinas Ministerium für öffentliche Sicherheit, dass es in China seit mehr als sieben Jahren keinen Terroranschlag mehr gegeben habe. rad
Taiwan wird nach Einwänden Chinas nicht an der jährlichen Versammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilnehmen. Die Regierung in Taipeh erhielt am Montag von den WHO-Mitgliedsstaaten einmal mehr keine Einladung zur Weltgesundheitsversammlung (WHA).
Der Vertreter Chinas bei den UN in Genf, Chen Xu, sagte, es gebe keine politische Grundlage für Taiwans Teilnahme. Er warf den taiwanischen Vertretern vor, das Thema Gesundheit zu politisieren. Vor der Entscheidung hatte Taiwans Gesundheitsminister Chiu Tai Yuan erklärt, die Abwesenheit seines Landes behindere die Bemühungen zur Pandemieprävention.
Die WHA ist das höchste beschlussfassende Organ der WHO. Taiwan hatte an der Versammlung von 2009 bis 2016 als Beobachter teilgenommen. Seit 2017 blockiert die Regierung in Peking dies jedoch. Hintergrund ist der Streit über den politischen Status Taiwans, das die Volksrepublik als abtrünnige Provinz betrachtet. rtr
Chinas Außenamtssprecherin Hua Chunying (华春莹) ist am Montag in Peking zur Vize-Außenministerin ernannt worden. Sie ist die jüngste unter den fünf Vize-Außenministern der Volksrepublik und die einzige Frau in diesem Amt.
Die 54-Jährige, die bei Pressekonferenzen gerne mal ein überlegenes Lächeln aufblitzen lässt, gilt als Verkörperung des “Wolf Warriors” – so nennt man chinesische Diplomaten, die in der Öffentlichkeit mit entschiedenem, ja ruppigem Ton die Volksrepublik verteidigen. Während der Corona-Pandemie forderte Hua Washington etwa auf, ein Labor in Fort Detrick, Maryland, für Untersuchungen zu öffnen. Dass das Covid-19-Virus aus einem US-Labor für Biokampfstoffe stamme, war ein Narrativ, das zuerst in Russland verbreitet worden war.
Unter Hua glich sich die chinesisch-russische Propaganda zusehends an. Die Nato habe Russland an die Wand gedrängt und solle sich über die russische Invasion in der Ukraine nicht wundern, erklärte sie zum Beispiel auf einer Pressekonferenz kurz nach Ausbruch des Krieges.
Hua Chunying wurde 1970 in Huai’an in der Provinz Jiangsu in eine KP-Familie hineingeboren. Ihr Vater war Sekretär der Partei-Disziplinarkommission der Stadt, ihre Mutter stellvertretende Parteivorsitzende des Bezirks Qinghe. Hua studierte englische Sprache und Literatur an der Nanjing Universität. Bereits 1992 trat sie in den Dienst des chinesischen Außenministeriums und durchlief dort verschiedene diplomatische Stationen.
In ihrer frühen beruflichen Laufbahn war Europa ein Schwerpunkt. Von 1992 bis 2003 war sie Mitarbeiterin, Attaché und dritte Sekretärin in der Abteilung für Westeuropa des Ministeriums und der chinesischen Botschaft in Singapur. Von 2003 bis 2010 war sie zunächst zweite Sekretärin, dann erste Sekretärin und schließlich Beraterin in der Mission Chinas bei der Europäischen Union. 2010 wurde sie Beraterin in der Abteilung für europäische Angelegenheiten. Zu ihren Auslandsaufenthalten gehörte auch eine längere Zeit bei der chinesischen EU-Vertretung in Brüssel.
Dann wechselte Hua in die Informationsabteilung des Außenministeriums, wo sie von 2012 bis 2019 als stellvertretende Generaldirektorin diente. 2019 wurde sie zur Generaldirektorin ernannt. Ihr stetiger Aufstieg war 2018 durch eine längere Abwesenheit im Außenministerium unterbrochen worden. Damals machten Berichte die Runde, dass gegen Hua ermittelt werde, weil große Mengen an US-Dollar in ihrem Haus gefunden worden seien. Hua überstand die Vorwürfe ohne Schrammen.
2021 wurde Hua Chunying zur Generaldirektorin der Presseabteilung des Außenministeriums befördert. In dieser Rolle wurde sie weltberühmt. Nicht nur in China bewundern viele ihr selbstbewusstes Auftreten gegenüber dem Westen. “Schwester Hua” folgen allein auf X 2,5 Millionen Menschen. Gerne nutzt sie die amerikanische Plattform, um den USA Menschenrechtsverletzungen vorzuwerfen: Washington solle vor der eigenen Haustüre kehren, statt sich als Weltpolizist und Richter aufzuführen.
In den vergangenen Wochen prangerte sie die Polizeigewalt zur Auflösung pro-palästinensischer Proteste an amerikanischen Universitäten an. Die Vereinigten Staaten offenbarten hier einmal mehr ihre Doppelmoral. Auch verglich sie den Angriff von Trump-Unterstützern auf das Kapitol im Januar 2021 mit der Erstürmung des Legislativrat-Gebäudes durch Hongkonger Demokratie-Aktivisten von 2019.
Bisweilen verheddert sich die Wolfskriegerin in ihren Argumentationsfäden. Nach Nancy Pelosis Besuch in Taiwan erklärte Hua, Taiwan sei schon allein deshalb Teil Chinas, weil man auf “Baidu Maps” unzählige Dumpling- und Nudelrestaurants festländischer Prägung finde. Twitter-Nutzer antworteten mit einer Aufzählung chinesischer Restaurants in allen Großstädten der Welt und fragten: Gehören all diese Orte dann etwa auch zu China? Fabian Peltsch
Wilfried Hary ist seit April General Manager, Marketing and Publishing China beim französischen Videospielunternehmen Ubisoft. Er hat 17 Jahre Berufserfahrung in China. Bevor er das Publishing-Gesamtgeschäft in China übernahm, war er Head Of Publishing und Director Of Sales And Marketing. Sein Einsatzort bleibt weiterhin Pudong in Shanghai.
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Agrarland ist knapp in China – und schrumpft durch das Wachstum der Städte immer weiter. Da ist es kein Wunder, dass jedes Stück Land auch für die Landwirtschaft genutzt wird. Im Speckgürtel urbaner Räume halten sich neben Neubauvierteln kleine Parzellen für Gemüseanbau oder größere Getreidefelder, wie hier neben einer Zugtrasse bei Hangzhou. In Südchina läuft bereits die erste Weizenernte.
ob in Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Beratung, Think-Tanks, Verbänden, Wissenschaft, Stiftungen, NGOs oder Gesellschaft – die Entwicklungen in und um China prägen die globalen Trends wie nie zuvor.
Unsere Redaktion hat 100 Köpfe ausgewählt, die derzeit die Beziehungen zwischen Deutschland und China maßgeblich mitprägen. Unsere “Top of the Table” umfassen bekannte Gesichter aus der ersten Reihe, aber auch jene im Hintergrund – Kreative ebenso wie Entscheidungsträger und diejenigen, die China-Strategien passioniert umsetzen.
Sie alle sind unverzichtbar, wenn es darum geht, die komplexen Zusammenhänge im Spannungsfeld von China-Chancen und China-Dilemmata zu verstehen. Begleiten Sie uns auf einer spannenden Reise durch Lebensläufe, Erfolge und Visionen der bedeutendsten Akteure, die sich im deutschsprachigen Raum oder mit starkem Deutschlandbezug mit China beschäftigen.
China, Japan und Südkorea wollen die Verhandlungen über ein gemeinsames Freihandelsabkommen wieder aufnehmen. Das vereinbarten der chinesische Ministerpräsident Li Qiang, sein japanisches Amtskollege Fumio Kishida, sowie Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol am Montag in Seoul. Anlass war der erste Dreiergipfel ihrer Länder seit mehr als vier Jahren.
Das trilaterale Treffen am Montag in Seoul ist ein gutes Zeichen, nicht nur für die drei nordasiatischen Staaten, sondern für die ganze Region – und nicht zuletzt auch für deutsche Unternehmen. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten, Krisen und Konflikten verdeutlichen China, Japan und Südkorea nicht nur die Notwendigkeit, sondern auch die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit.
Allerdings wurden in Seoul auch die Unterschiede deutlich: Li Qiang wandte sich indirekt gegen die Ausweitung der Sicherheitskooperation von Japan und Südkorea mit den Vereinigten Staaten. Demgegenüber steht die Forderung aus Tokio und Seoul, Peking möge endlich mehr Druck auf Nordkorea ausüben, um das Land von seinen Nuklearambitionen abzubringen.
So gehen von diesem Dreiergipfel drei Signale aus:
In Seoul setzen Li, Kishida und Yoon in dieser Lage vor allem auf wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der wirtschaftliche Fokus ist nicht verwunderlich: Zum einen ist Chinas Ministerpräsident traditionell vor allem für Wirtschaftsfragen zuständig – auch wenn die Verantwortung des Premiers unter Staatschef Xi Jinping beschnitten wurde. Zum anderen liegen hier die größten gemeinsamen Interessen.
Wichtig sind vor allem die Bemühungen um das lange angepeilte Freihandelsabkommen. 2019 waren die Verhandlungen dazu ins Stocken geraten. Nun wolle man Gespräche über eine “Beschleunigung der Verhandlungen” für ein Freihandelsabkommen fortsetzen, hieß es nach dem Gipfel. Ziel sei ein Abkommen, das “frei, fair, umfassend, von hoher Qualität und für alle Beteiligten vorteilhaft” sei. Zudem wollen die drei Staaten sichere Lieferketten aufbauen, sowie gemeinsame Umwelt-, Gesundheits- und andere Probleme angehen. Li Qiang sagte, die drei Länder sollten sich gegenseitig als “Partner und Entwicklungschancen” sehen.
Bei anderen Themen wurden in Seoul dann auch schnell die Unterschiede deutlich. So brachte Li das chinesische Unbehagen darüber zum Ausdruck, dass Japan und Südkorea ihre Sicherheitspartnerschaft mit den USA stärken. China sieht darin den Versuch, einen Block zur Eindämmung Chinas zu bilden. Und so forderte Li gegenüber Kishida und Yoon: “Wir müssen die Multipolarität in der Welt fördern und der Bildung von Blöcken oder Lagern entgegentreten.”
Die Sorge liegt vor allem in einem Treffen vom August 2023 begründet, als Kishida und Yoon in Washington mit US-Präsident Joe Biden zum ersten trilateralen Gipfel zwischen Japan, Südkorea und den USA zusammenkamen. Es ist nicht Zuneigung, welche die einstmals verfeindeten Nachbarstaaten vereint, sondern vor allem die Sorge vor China und dem zunehmend robusten Auftreten der Volksrepublik gegenüber der Region.
Entsprechend soll Kishida gegenüber Li seine ernsthafte Besorgnis geäußert haben über die Lage im Südchinesischen Meer, in Hongkong, aber auch über die Entwicklungen rund um Taiwan. China hatte vergangene Woche eine große Militärübung rund um Taiwan abgehalten, um seine Wut über die Amtseinführung des neuen taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te zum Ausdruck zu bringen.
Chinas Ministerpräsident zeigte dazu am Montag kein Entgegenkommen. “China, Japan und Südkorea sollten sensible Themen und Differenzpunkte angemessen angehen und sich um die Kerninteressen und Hauptanliegen des jeweils anderen kümmern”, sagte Li in Seoul.
Ein weiterer Streitpunkt ist der Umgang mit Nordkorea. Japan und Südkorea sind sehr besorgt über das Atomwaffenprogramm von Machthaber Kim Jong-un – und fordern von China eine härtere Gangart gegenüber Pjöngjang. Schließlich ist China Nordkoreas wichtigster Verbündeter.
Und als hätte es eine Bestätigung der Sorgen in Seoul und Tokio bedurft, kündigte Nordkorea am Montag einen neuen Raketenstart an: Anfang kommender Woche wolle man einen Satelliten ins All schießen. Die Flugbahn betreffe das Gelbe Meer sowie den Bereich östlich der philippinischen Insel Luzon. Zudem äußerte Nordkoreas Außenministerium scharfe Kritik, dass auf dem Dreiergipfel überhaupt das Thema Nordkorea angesprochen wurden. Es handele sich um eine schwere politische Provokation und Souveränitätsverletzung, sagte der Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums über die staatlichen Medien.
Und so zeigt der Dreiergipfel, dass eine Zusammenarbeit zwischen China, Japan und Südkorea dort möglich ist, wo man ähnliche Interessen verfolgt: Alle drei Staaten leiden derzeit unter einer wirtschaftlichen Flaute. Allerdings ist im Falle Chinas klar: Ohne Xi Jinping wird es auch beim Thema Freihandelsabkommen keine handfesten Ergebnisse geben. Zudem wurde in Seoul deutlich, dass der Kooperationswille zwischen China, Japan und Südkorea auch schnell an seine Grenzen stoßen kann.
Am Montag waren sich Li, Kishida und Yoon jedenfalls einig: Der Dreiergipfel sei wichtig für die Wiederbelebung der trilateralen Kooperation. Entsprechend wolle man wieder regelmäßig solche Dreier-Treffen abhalten. Die nächste Zusammenkunft soll in Japan stattfinden.
Patricia Flor – Deutsche Botschafterin in Peking
Patricia Flor ist seit Juli 2022 Deutsche Botschafterin in der Volksrepublik China. Sie gilt als vortreffliche Kennerin Chinas und der gesamten asiatischen Region, auch durch ihre vorherigen Posten: Flor war von Mitte 2018 bis Mitte 2022 Botschafterin der Europäischen Union in Japan. Zwischen 2012 und 2014 war sie Sonderbeauftragte der Europäischen Union für Zentralasien. Die gebürtige Nürnbergerin arbeitete vor ihrer diplomatischen Karriere als Journalistin.
Frank Hartmann – Designierter Leiter der Asienabteilung im Auswärtigen Amt
Der Spitzendiplomat wird ab diesem Sommer neuer Leiter der Asienabteilung des Auswärtigen Amts. Hartmann ist ein versierter China-Kenner. Er studierte Ende der 1980er-Jahre an der Chinesischen Universität in Hongkong und war zweimal in Peking an der Deutschen Botschaft tätig. Auch in Tokio war er bereits stationiert. Der 58-Jährige war zudem bei Ausbruch der Corona-Pandemie Krisenbeauftragter des Auswärtigen Amts und organisierte die Rückkehr von Zehntausenden Deutschen weltweit, die über die üblichen Verkehrswege nicht zurück nach Deutschland konnten. Er ist derzeit noch Botschafter in Kairo.
Martin Thümmel – Stellvertretender Abteilungsleiter und Beauftragter für Ostasien, Südostasien und Pazifik
Martin Thümmel ist Beauftragter für Ostasien, Südostasien und Pazifik des Auswärtigen Amts. Zuvor war er Leiter der politischen Abteilung der deutschen Botschaft in Peking. Zuvor war er schon am Generalkonsulat in Shanghai stationiert, sowie in Mumbai, New York und in der Europaabteilung des Auswärtigen Amts. Thümmel hat in Göttingen und Shanghai studiert und ist promovierter Jurist und Sinologe.
Alexander Roth – Leiter des China-Referats im Auswärtigen Amt
Alexander Roth ist Leiter des China-Referats im Auswärtigen Amt und einer der Architekten der China-Strategie, die die Bundesregierung im Sommer 2023 verabschiedet hat. Er war unter anderem als Pressesprecher in der deutschen Botschaft in Kinshasa und Peking tätig. Roth studierte Politikwissenschaft und Chinastudien an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Shanghai International Studies University und war Fulbright-Stipendiat an der Josef Korbel School of International Studies der University of Denver.
Wolfgang Stopper – Leiter des Referats Ostasien im Bundesministerium für Wirtschaft und Klima
Wolfgang Stopper ist Referatsleiter Ostasien im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Seit 2001 ist er für das BMWK tätig. Seine erste Position im Ministerium war im Bereich der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen mit Russland. Danach war er stellvertretender Leiter der Abteilung Handelspolitik in der Generaldirektion Außenwirtschaftspolitik, wo er unter anderem für WTO-Themen und EU-Handelspolitik zuständig war. Stopper verfügt über einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der Universität Tübingen.
Hanna Müller – Referatsleiterin Ordnungsmodelle und hybride Bedrohungen im Bundesinnenministerium
Müller ist Expertin für Desinformation und hybride Bedrohungen im Bundesinnenministerium. Die gebürtige Stuttgarterin war viele Jahre lang beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) als Senior Managerin für Greater China und im Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA) für China verantwortlich. 2016 gründete sie das erste BDI-Büro in Peking. Müller studierte Wirtschaft und Politik mit dem Schwerpunkt auf Ostasien an der Ruhr-Universität Bochum.
Shieh Jhy-wey – Repräsentant von Taiwan, Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland
Shieh Jhy-wey ist Repräsentant der Taipeh Vertretung in Deutschland – was inoffiziell einem Botschafter gleich kommt. Aber weil Deutschland Taiwan nicht als eigenständigen Staat anerkennt, bleibt ihm nur diese Bezeichnung. Shieh ist ein ausgewiesener Deutschland-Spezialist, hat Germanistik studiert und war im Rahmen eines DAAD-Stipendiums an der Ruhr-Universität Bochum. Er war zwischen 2005 und 2007 schon einmal Repräsentant von Taiwan in Deutschland, danach Regierungssprecher in Taiwan und moderierte zudem eine Talkshow bei Formosa TV.
Annette Klerks – Leiterin des China-Kompetenzzentrums der Stadt Düsseldorf
Annette Klerks ist stellvertretende Leiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Düsseldorf, eine der aktivsten kommunalen Ämter in Deutschland, die sich um eine Ansiedlung internationaler, insbesondere aber asiatischer Unternehmen bemüht sind und gute Beziehungen vor allem auch mit China, Japan und Südkorea pflegen. Düsseldorf ist die Stadt mit den meisten asiatischen Unternehmen in Deutschland.
Martin Lukas – Leiter der Abteilung für Handelsschutzinstrumente der EU-Generaldirektion für Handel
Martin Lukas ist seit 2022 Direktor der Abteilung für handelspolitische Schutzinstrumente der EU-Generaldirektion für Handel und ist damit Herr über die Antidumping- und Antisubventions-Untersuchungen der Europäischen Union. Der Jurist war zuvor für fast neun Jahre Leiter der Abteilung für Streitbeilegung und rechtliche Aspekte der Handelspolitik in der Generaldirektion. Lukas hat in Wien und Georgetown studiert.
Armin Reinartz – Leiter der Abteilung für europäische und internationale Kooperation im Bundesministerium für Bildung und Forschung
Armin Reinartz ist seit Mai 2022 Leiter der Abteilung für europäische und internationale Zusammenarbeit im Bundesministerium für Bildung und Forschung – und befasst sich dabei intensiv mit Deutschlands Ansatz für die Forschungskooperation mit der Volksrepublik. Der Sinologe hat an der Universität Duisburg-Essen und der Peking University studiert und war unter anderen als Projektmanager bei der Friedrich-Naumann-Stiftung im Regionalbüro Südost- und Ostasien in Bangkok tätig.
Präsident Xi Jinping wird am kommenden Donnerstag beim 10. Ministertreffen des China-Arabischen Staaten-Kooperationsforums eine Grundsatzrede halten. Das kündigte das chinesische Außenministerium am Montag an. Wichtiges Thema des Forums wird sicherlich der aktuelle Konflikt um Gaza sein.
Chinas Vize-Außenminister Deng Li sagte am Montag auf einer Pressekonferenz in Peking, das Forum werde darauf abzielen, den “Konsens zwischen China und den arabischen Ländern” zu vertiefen. Man wolle “eine gemeinsame Stimme zwischen China und den arabischen Ländern in der Palästinenserfrage aussprechen”.An dem Treffen werden zahlreiche Staats- und Regierungschefs teilnehmen, darunter Ägyptens Präsident Abdel Fattah El-Sisi, Bahrains König Hamad bin Isa Al Khalifa, Tunesiens Präsident Kais Saied und der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan.
Die Staats- und Regierungschefs werden von Dienstag bis Samstag in China sein. Xi betonte in einer Erklärung, dass “die chinesisch-arabischen Beziehungen derzeit in der besten Verfassung aller Zeiten sind” und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass beide Seiten das 10. Ministertreffen als Gelegenheit nutzen werden, die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen weiter zu vertiefen.
China versucht, seinen Einfluss im Nahen Osten ausbauen. Dabei gilt es, engere Beziehungen zu arabischen Staaten aufzubauen. Irans kürzlich verstorbener Präsident Ebrahim Raisi war Peking sehr zugewandt gewesen. 2023 hatte China eine diplomatische Annäherung zwischen den langjährigen Feinden Iran und Saudi-Arabien vermittelt. Allerdings gehen Pekings Bemühungen um die arabische Welt auf Kosten der Beziehungen zu Israel. rad
Die Parteispitze will Finanzrisiken vermeiden oder möglichst schnell entschärfen. Dies sei eine Frage der nationalen Sicherheit und entscheidend für den Wohlstand des chinesischen Volkes, teilte das Politbüro der Kommunistischen Partei am Montag mit. Das Politbüro sei sich einig, dass die Überarbeitung ein “starkes Signal” aussenden werde, um Beamte zur Verantwortung zu ziehen und sicherzustellen, dass die Finanzvorschriften “Zähne haben”, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Details zu den auf dem Treffen verabschiedeten Regeln nannte Xinhua nicht.
Es ist die übliche vage Ausdrucksweise bei Beschlüssen der Partei. Dass es dabei vor allem um mehr Kontrolle über die Finanz-Kader geht, erschließt sich lediglich aus Anmerkungen von Parteichef Xi Jinping, der die Sitzung geleitet hat. Die neuen Regeln werden die Führungsrolle der KP im Finanzsektor stärken, sagte Xi laut Xinhua. Ziel sei es, sicherzustellen, dass Beamte auf allen Ebenen bei der Finanzaufsicht “korrekte Ansichten über die politische Leistung” entwickeln.
Auf dem Nationalen Volkskongress im März hatte die Parteispitze bereits Maßnahmen zur Bekämpfung finanzieller Risiken und “versteckter Gefahren” angekündigt. Ministerpräsident Li Qiang nannte damals Risiken im Immobiliensektor, bei der Verschuldung lokaler Regierungen sowie bei kleinen und mittleren Finanzinstituten.
Die Partei bereitet sich zudem auf das im Juli anstehende Dritte Plenum vor, das über den wirtschaftlichen Kurs der kommenden fünf Jahre entscheiden soll. Dazu hatte Xi am Freitag in Jinan Wirtschaftsvertreter und Akademiker eingeladen, Empfehlungen abzugeben. Mit dabei waren nach Angaben der Analysten von Trivium China unter anderem Xu Daquan, CEO von Bosch China sowie leitende China-Manager von Apple und Schneider Electric. ck
Zur Förderung der eigenen Chip-Industrie hat China einen weiteren Staatsfonds aufgelegt. Es ist bereits der Dritte und hat ein Volumen von umgerechnet 43,7 Milliarden Euro, wie es in einer am Montag bekannt gewordenen Pflichtmitteilung hieß. Dem Datenanbieter Tianyancha zufolge ist das chinesische Finanzministerium mit einem Anteil von 17 Prozent der größte Investor des neuen Fonds. Weiteres Geld komme von großen Banken.
Da die USA den Export von Hochtechnologie und Chips in die Volksrepublik beschränken, will Peking die Forschung und Entwicklung im eigenen Land vorantreiben. In den vergangenen Jahren hat sie über zwei Fonds bereits Milliarden in Halbleiter-Hersteller wie SMIC oder Hua Hong gepumpt. rtr
Chinas oberster Sicherheitsbeamter Chen Wenqing hat eine “Normalisierung” der Bemühungen im Kampf gegen Terrorismus in Xinjiang gefordert. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Chen war von Mittwoch bis Sonntag durch die Region im äußersten Westen Chinas gereist. Den Berichten zufolge sagte Chen, die Behörden müssten “auf der gesetzeskonformen Bekämpfung terroristischer Verbrechen bestehen und Anstrengungen unternehmen, um die Normalisierung der Terrorismusbekämpfung zu fördern”.
Chen ist Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei und Sekretär der Zentralen Kommission für politische und rechtliche Angelegenheiten. Diese überwacht die Strafverfolgungsbehörden des Landes. In Xinjiang besuchte Chen Urumqi, Kaschgar und die Ili. Dort forderte er, “der Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität immer oberste Priorität einzuräumen” und “gewalttätige terroristische Verbrechen präzise zu verhindern und zu bekämpfen”.
In Xinjiang wird seit Jahren gegen Uiguren und anderen muslimischen Minderheiten vorgegangen. Chinas Behörden sprechen von einem Kampf gegen Terrorismus. Die Vereinten Nationen bezeichnen das Vorgehen hingegen als “schwere Menschenrechtsverletzungen“. Für viele Experten ist Xinjiang der Inbegriff für staatlich organisierte Zwangsarbeit in China. Offizielle Dokumente und Augenzeugenberichte belegen systematische Arbeitsprogramme, die uigurische Frauen und Männer gezielt in Industriezweige lotsen, und in denen die Netto-Bezahlung weit unter den Mindestlöhnen liegen. Vor wenigen Wochen hatte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Turk nochmals die Einhaltung der Grundrechte auch in Bezug auf die muslimische Minderheit der Uiguren angemahnt.
Auch deutsche Politiker sind besorgt. Der SPD-Politiker und Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe, forderte deutsche Unternehmen auf, keine Geschäfte mehr in der Region zu machen. “Grundsätzlich ist die Menschenrechtslage in Xinjiang so katastrophal und unübersichtlich, dass deutsche Unternehmen dort nicht tätig sein sollten.” Am Montag betonte Chinas Ministerium für öffentliche Sicherheit, dass es in China seit mehr als sieben Jahren keinen Terroranschlag mehr gegeben habe. rad
Taiwan wird nach Einwänden Chinas nicht an der jährlichen Versammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilnehmen. Die Regierung in Taipeh erhielt am Montag von den WHO-Mitgliedsstaaten einmal mehr keine Einladung zur Weltgesundheitsversammlung (WHA).
Der Vertreter Chinas bei den UN in Genf, Chen Xu, sagte, es gebe keine politische Grundlage für Taiwans Teilnahme. Er warf den taiwanischen Vertretern vor, das Thema Gesundheit zu politisieren. Vor der Entscheidung hatte Taiwans Gesundheitsminister Chiu Tai Yuan erklärt, die Abwesenheit seines Landes behindere die Bemühungen zur Pandemieprävention.
Die WHA ist das höchste beschlussfassende Organ der WHO. Taiwan hatte an der Versammlung von 2009 bis 2016 als Beobachter teilgenommen. Seit 2017 blockiert die Regierung in Peking dies jedoch. Hintergrund ist der Streit über den politischen Status Taiwans, das die Volksrepublik als abtrünnige Provinz betrachtet. rtr
Chinas Außenamtssprecherin Hua Chunying (华春莹) ist am Montag in Peking zur Vize-Außenministerin ernannt worden. Sie ist die jüngste unter den fünf Vize-Außenministern der Volksrepublik und die einzige Frau in diesem Amt.
Die 54-Jährige, die bei Pressekonferenzen gerne mal ein überlegenes Lächeln aufblitzen lässt, gilt als Verkörperung des “Wolf Warriors” – so nennt man chinesische Diplomaten, die in der Öffentlichkeit mit entschiedenem, ja ruppigem Ton die Volksrepublik verteidigen. Während der Corona-Pandemie forderte Hua Washington etwa auf, ein Labor in Fort Detrick, Maryland, für Untersuchungen zu öffnen. Dass das Covid-19-Virus aus einem US-Labor für Biokampfstoffe stamme, war ein Narrativ, das zuerst in Russland verbreitet worden war.
Unter Hua glich sich die chinesisch-russische Propaganda zusehends an. Die Nato habe Russland an die Wand gedrängt und solle sich über die russische Invasion in der Ukraine nicht wundern, erklärte sie zum Beispiel auf einer Pressekonferenz kurz nach Ausbruch des Krieges.
Hua Chunying wurde 1970 in Huai’an in der Provinz Jiangsu in eine KP-Familie hineingeboren. Ihr Vater war Sekretär der Partei-Disziplinarkommission der Stadt, ihre Mutter stellvertretende Parteivorsitzende des Bezirks Qinghe. Hua studierte englische Sprache und Literatur an der Nanjing Universität. Bereits 1992 trat sie in den Dienst des chinesischen Außenministeriums und durchlief dort verschiedene diplomatische Stationen.
In ihrer frühen beruflichen Laufbahn war Europa ein Schwerpunkt. Von 1992 bis 2003 war sie Mitarbeiterin, Attaché und dritte Sekretärin in der Abteilung für Westeuropa des Ministeriums und der chinesischen Botschaft in Singapur. Von 2003 bis 2010 war sie zunächst zweite Sekretärin, dann erste Sekretärin und schließlich Beraterin in der Mission Chinas bei der Europäischen Union. 2010 wurde sie Beraterin in der Abteilung für europäische Angelegenheiten. Zu ihren Auslandsaufenthalten gehörte auch eine längere Zeit bei der chinesischen EU-Vertretung in Brüssel.
Dann wechselte Hua in die Informationsabteilung des Außenministeriums, wo sie von 2012 bis 2019 als stellvertretende Generaldirektorin diente. 2019 wurde sie zur Generaldirektorin ernannt. Ihr stetiger Aufstieg war 2018 durch eine längere Abwesenheit im Außenministerium unterbrochen worden. Damals machten Berichte die Runde, dass gegen Hua ermittelt werde, weil große Mengen an US-Dollar in ihrem Haus gefunden worden seien. Hua überstand die Vorwürfe ohne Schrammen.
2021 wurde Hua Chunying zur Generaldirektorin der Presseabteilung des Außenministeriums befördert. In dieser Rolle wurde sie weltberühmt. Nicht nur in China bewundern viele ihr selbstbewusstes Auftreten gegenüber dem Westen. “Schwester Hua” folgen allein auf X 2,5 Millionen Menschen. Gerne nutzt sie die amerikanische Plattform, um den USA Menschenrechtsverletzungen vorzuwerfen: Washington solle vor der eigenen Haustüre kehren, statt sich als Weltpolizist und Richter aufzuführen.
In den vergangenen Wochen prangerte sie die Polizeigewalt zur Auflösung pro-palästinensischer Proteste an amerikanischen Universitäten an. Die Vereinigten Staaten offenbarten hier einmal mehr ihre Doppelmoral. Auch verglich sie den Angriff von Trump-Unterstützern auf das Kapitol im Januar 2021 mit der Erstürmung des Legislativrat-Gebäudes durch Hongkonger Demokratie-Aktivisten von 2019.
Bisweilen verheddert sich die Wolfskriegerin in ihren Argumentationsfäden. Nach Nancy Pelosis Besuch in Taiwan erklärte Hua, Taiwan sei schon allein deshalb Teil Chinas, weil man auf “Baidu Maps” unzählige Dumpling- und Nudelrestaurants festländischer Prägung finde. Twitter-Nutzer antworteten mit einer Aufzählung chinesischer Restaurants in allen Großstädten der Welt und fragten: Gehören all diese Orte dann etwa auch zu China? Fabian Peltsch
Wilfried Hary ist seit April General Manager, Marketing and Publishing China beim französischen Videospielunternehmen Ubisoft. Er hat 17 Jahre Berufserfahrung in China. Bevor er das Publishing-Gesamtgeschäft in China übernahm, war er Head Of Publishing und Director Of Sales And Marketing. Sein Einsatzort bleibt weiterhin Pudong in Shanghai.
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Agrarland ist knapp in China – und schrumpft durch das Wachstum der Städte immer weiter. Da ist es kein Wunder, dass jedes Stück Land auch für die Landwirtschaft genutzt wird. Im Speckgürtel urbaner Räume halten sich neben Neubauvierteln kleine Parzellen für Gemüseanbau oder größere Getreidefelder, wie hier neben einer Zugtrasse bei Hangzhou. In Südchina läuft bereits die erste Weizenernte.