am Freitag werden in Paris die Olympischen Spiele eröffnet. Die Feier dazu soll spektakulär werden – sie findet auf der Seine statt. Auf Booten werden die Athletinnen und Athleten neben Bands und Artisten durch die französische Hauptstadt schippern.
Auch mit dabei: Elf chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer – die 2021 positiv auf Doping getestet wurden. Die positiven Proben wurden fadenscheinig vom Verband wegerklärt: Demnach haben Hotelköche das Essen des Teams mit dem verbotenen Medikament Trimetazidin verunreinigt. Der Fall deutet auf ein anhaltendes systematisches Staatsdoping hin, gefördert von der Kommunistischen Partei, schreibt Marcel Grzanna.
Derweil ist der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nach China gereist. Er will dort herausfinden, ob China nicht doch eine konstruktive Rolle für einen gerechten Frieden einnehmen könnte. Am Mittwoch traf er dafür in der südchinesischen Stadt Guangzhou seinen chinesischen Amtskollegen Wang Yi.
Mehr als drei Stunden sprachen die beiden miteinander – direkt am ersten Tag einer viertägigen Visite. Für beide Seiten ist es eine enorm wichtige Reise, analysiert Michael Radunski. Die Vereinbarungen zeigen deutlich, wo Chinas Interessen liegen.
Die lange Historie chinesischen Staatsdopings geht bei den Olympischen Spielen in Paris in die nächste Runde. Schon bevor die Wettkämpfe am Freitag offiziell eröffnet werden, stehen Chinas Schwimmerinnen und Schwimmer bereits im Zwielicht. Elf Mitglieder der Olympia-Mannschaft wurden zwar bereits vor drei Jahren positiv auf die Einnahme eines Dopingmittels getestet und nicht dafür bestraft. Doch die Affäre zieht sich bis heute. ARD-Recherchen weisen darauf hin, dass sich die Welt-Anti-Dopingagentur (Wada) mit fadenscheinigen Ausreden des chinesischen Schwimmverbandes hat abspeisen lassen.
Die Küche des Teamhotels soll damals kontaminiert und dafür verantwortlich gewesen sein, dass insgesamt 23 Tests positiv ausgefallen waren. Die Erklärung kam sogar den betroffenen Athleten komisch vor. Sie sollen sich Nachrichten geschrieben haben, in denen sie sich offenbarten, dass sie zu besagtem Zeitpunkt gar nicht in diesem Hotel waren. Aber wie immer bei einer Spurensuche in China gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, weil jedes Indiz als Lüge und Schmierenkampagne gegen China abgestritten wird.
Die offizielle chinesische Version widerspricht jedwedem Verdacht aufs Schärfste. Die Art und Weise der Gegenbehauptungen erinnern an politische Desinformations-Kampagnen der Kommunistischen Partei. Das ist wohl kein Zufall. Der chinesische Sport ist von der KP massiv unterwandert. Parteifunktionäre übernehmen Posten in den Verbänden, oder ehemalige Sportler werden von der Partei rekrutiert. Sportler haben kaum die Wahl, sich gegen eine Vereinnahmung durch die Partei zu entscheiden, wenn diese andere Pläne mit ihnen hat.
Und so ist Chinas Funktionärsdelegation in Paris praktisch ein verlängerter Arm der KP, der auch in internationalen Gremien seinen Einfluss kontinuierlich erweitert. Der chinesische Künstler Yang Weidong setzte kürzlich an der Berliner Mauer die Verknüpfung von Sport und Partei in Szene. Auf einem großen Banner hatte er an exponierter Stelle der in Berlin 31 Ex-Sportlerinnen und -Sportler und zugleich Parteimitglieder vorgestellt, die heute eine wichtige Rolle im chinesischen Sport spielen. Der Anlass für seine Aktion war die Veröffentlichung einer Tagebuchreihe seiner Mutter Xue Yinxian.
Xue hatte vor fast 20 Jahren mit ihren Offenbarungen zum chinesischen Staatsdoping erstmals Licht auf das Ausmaß und die Organisation des systematischen Betrugs in Disziplinen wie Schwimmen, Leichtathletik oder Gewichtheben geworfen. Ihre siebenteilige Buchreihe mit dem Titel Chinas Drogen (中国毒品) bietet auf knapp 4.000 Seiten einen minutiösen Einblick in die Praktiken der früheren Sportärztin, die vom Staat geächtet wurde, nachdem sie vor den Olympischen Spielen in Peking 2008 ihr Schweigen gebrochen und ausländischen Medien Interviews gegeben hatte.
Xues Mann, Yang Ketong, war im Jahr 2007 nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit dem damaligen stellvertretenden Direktor des Ausbildungsbüros der Allgemeinen Sportverwaltung Chinas ums Leben gekommen. Der Sportfunktionär soll Yang eine Treppe heruntergestoßen haben. Später verstarb Yang im Krankenhaus. 2017 beantragte Xue gemeinsam mit ihrem Sohn und der Schwiegertochter in Deutschland politisches Asyl, als sie sich zu einer medizinischen Untersuchung aufhielt.
Künstler Yang wollte auf Doping im chinesischen Sport aufmerksam machen, aber auch “vor der Unterwanderung des Internationalen Olympischen Komitees und der einzelnen internationalen Sportverbände durch die Kommunistische Partei Chinas warnen”, wie er im Gespräch mit Table.Briefings erklärt.
Das Projekt nannte er “Werbung für Geschlechtskrankheiten”. Es existiert auch in Form eines Kartenspiels. Die Gestaltung der Karten erinnert an die Anzeigen für Heilmittel für Geschlechtskrankheiten, die seit den 1990er-Jahren überall in China zu finden sind. “Das ist eine Metapher dafür, dass Doping im chinesischen Sport ebenso weit verbreitet ist wie diese kleinen Anzeigen”, sagt Yang.
Eine Schlüsselposition haben Yang zufolge Personen, die mit der Berufsbezeichnung “Massagetechniker” Teil der erweiterten Teams von Wettkampteilnehmenden sind. Yang sagt: “Den Titel gibt es offiziell gar nicht.” Er sei von der Allgemeinen Sportverwaltung Chinas geschaffen worden, um Personen ohne formelle Ausbildung als Physiotherapeuten in die Nationalmannschaften der Volksrepublik China einschleusen zu können. So bekomme die Partei unmittelbaren Einfluss auf die medizinischen Abteilungen der Verbände, “und staatlichem Doping wird die Tür geöffnet“, sagt Yang.
Ähnlich dünne Erklärungsversuche für 23 positive Dopingtests auf einen Streich wie die des chinesischen Schwimmverbandes würden in demokratischen Staaten wohl einen gesellschaftlichen Aufschrei provozieren. In China wird schon mögliches gesellschaftliches Luftholen im Keim erstickt. Während Sportfunktionäre in anderen Ländern vor Gericht stehen, weil ihre Athleten gedopt waren, ist die Einnahme von leistungssteigernden Substanzen in China in manchen Disziplinen staatlich gefördert. Schwimmen gehört dazu.
Dabei ist Doping beileibe kein exklusiv chinesisches Problem. Allerdings hat der Betrug in China System, wie Xues Aufzeichnungen belegen. Auch wenn ihre Erfahrungen bereits Jahrzehnte in der Vergangenheit liegen und sie selbst keine aktuellen Belege für Staatsdoping liefen kann, ist Xue nicht überrascht, dass die elf positiv getesteten Athletinnen und Athleten straffrei davon gekommen sind und jetzt auch im olympischen Becken starten. “Es hat seit meiner Zeit keine substanziellen Veränderungen der Strukturen gegeben. Ob das ausreicht, um flächendeckendes Staatsdoping im Sport zu verhindern, darf man durchaus kritisch hinterfragen”, sagt Xue.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba ist nach China gereist, und versucht herauszufinden, ob China nicht doch eine konstruktive Rolle für einen gerechten Frieden einnehmen könnte. Am Mittwoch traf er deshalb in der südchinesischen Stadt Guangzhou seinen chinesischen Amtskollegen Wang Yi. Mehr als drei Stunden sprachen die beiden miteinander – direkt am ersten Tag einer viertägigen Visite.
Das ist bemerkenswert und zeigt zugleich: Sowohl für die Ukraine als auch für China ist es eine enorm wichtige Reise.
Es ist Kulebas erste Reise nach China und der erste Besuch eines ukrainischen Außenministers seit 2012. Nach den drei Stunden mit Wang sprach er am Mittwoch von gründlichen und sachlichen Diskussionen über bilaterale Beziehungen, vor allem aber auch über einen Weg zum Frieden. “Ich bin überzeugt, dass ein gerechter Frieden in der Ukraine im strategischen Interesse Chinas liegt und Chinas Rolle als globale Kraft für den Frieden wichtig ist“, sagte Kuleba – und versuchte damit, China mit dessen eigenen Interessen zu locken.
Chinas Interessen lassen sich wiederum deutlich aus den Vereinbarungen von Mittwoch herauslesen:
Im Gegenzug sicherte Kuleba zu, die Ukraine sei zu Gesprächen mit Russland bereit, sollte Moskau ernsthafte Verhandlungen führen wollen. Damit fällt eines der Hauptargumente Pekings für seine bisherige Passivität weg. Und auch der Kreml erklärte direkt am Mittwoch, dass die Bereitschaft der Ukraine zu Gesprächen mit der Position Russlands im Einklang stehe. Nun müssten weitere Einzelheiten geklärt werden.
Klar ist: Beide Seiten könnten von dieser Reise enorm profitieren. Für die Ukraine geht es schlicht ums Überleben. Seit 28 Monaten stellt man sich entschlossen den russischen Attacken entgegen. Doch es mehren sich die Zeichen der Erschöpfung – nicht nur in der Ukraine, sondern auch international:
Doch auf für China steht einiges auf dem Spiel:
Entsprechend wäre eine umfassende Friedenskonferenz unter chinesischer Führung ein fulminanter Erfolg für Peking. Und zumindest theoretisch stehen die Chancen dafür nicht allzu schlecht. Russland würde sich einer chinesischen Konferenz kaum verweigern können, angesichts seiner Abhängigkeit von der Volksrepublik. Und die Ukraine hat durch Kuleba in China nicht nur ihre Bereitschaft dazu bekräftigt, sondern auch klargestellt, dass China hierbei eine führende Rolle spielen sollte.
Passend dazu veröffentlichten China und Brasilien im Mai einen gemeinsamen Sechs-Punkte-Friedensvorschlag und erklärten, sie unterstützten eine Friedenskonferenz, die von beiden Kriegsparteien anerkannt wird. Ein erster Versuch im Juni in der Schweiz hatte keine Auswirkungen auf die Kampfhandlungen, weil weder Russland noch China an der Konferenz teilnahmen. Auch angesichts eines möglichen Wahlsieges von Donald Trump in den USA, drängt Kiew darauf, noch in diesem Jahr einen zweiten internationalen Gipfel abzuhalten – gerne in einem Land des “globalen Südens” samt führender Rolle Chinas.
Dass China dazu fähig wäre, zeigt die jüngste Vergangenheit. Diese Woche brachte man in Peking die verfeindenden Gruppen von Hamas und Fatah zusammen. Im vergangenen Jahr vermittelte China eine Einigung zwischen den Erzfeinden Iran und Saudi-Arabien.
Allerdings gibt es zwei große Unterschiede zum Ukrainekrieg, die sich durchaus problematisch auswirken könnten:
Chinas ganz eigene Interpretation von Neutralität ist wohl das größte Hindernis auf dem Weg zum Frieden. Aber gerade in Zeiten von Krieg und Leid stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt. Vielleicht legen Kuleba und Wang in den kommenden Tagen tatsächlich die Grundlage dafür, dass China sich mit einem Erfolg im Ukrainekrieg als globale Friedensmacht etablieren kann. Es wäre im Interesse der ganzen Welt – und nicht zuletzt eben auch von China und der Ukraine.
Bundeskanzler Olaf Scholz fordert, dass China keine Rechte mehr als Entwicklungsland im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO bekommen sollte. Es gebe zwar in China viele Arme, sagte Scholz am Mittwoch bei seiner Sommerpressekonferenz in Berlin. Aber das Land sei auch ein sehr erfolgreicher Industriestaat.
Bisher nimmt die Regierung in Peking für sich in Anspruch, sich nicht an alle Auflagen der WTO für den Welthandel halten zu müssen. Westliche Staaten werfen China deshalb unter anderem Wettbewerbsverzerrungen durch einen abgeschotteten eigenen Markt und Dumping durch hochsubventionierte Produkte vor, die das Land exportiere.
Die WTO müsse zudem gestärkt werden, um künftig Handelsstreitigkeiten besser vermeiden zu können, forderte Scholz. Der Kanzler betonte mit Blick auf China, wie wichtig es sei, dass sich Unternehmen nicht von einem einzigen Lieferanten abhängig machen. Dies gelte auch im Rohstoffbereich. Diese hätten viele Firmen mittlerweile aber auch begriffen. Zugleich äußerte sich Scholz erneut optimistisch, dass es der EU und China gelingen werde, eine Einigung im Streit um Strafzölle für importierte E-Autos aus China zu erreichen. rtr
Der polnische Präsident Andrzej Duda hat damit gedroht, den Bahngrenzübergang Małaszewicze zu Belarus zu schließen. Der Grenzübergang ist für Chinas Landexporte nach Europa von zentraler Bedeutung. Dadurch erhofft sich Duda, dass Peking Druck auf Belarus ausübt, um die von dort orchestrierten Migrationsbewegungen auf polnisches Territorium zu stoppen. Das berichtet Bloomberg.
Laut dem Bericht nutzte der polnische Präsident seinen Besuch Ende Juni, um “das Thema Migration und Gütertransit an der belarussischen Grenze zu verknüpfen”. Duda drohte demnach damit, den Eisenbahngrenzübergang faktisch zu schließen. Damit wäre eine wichtige Route für chinesische Exporte nach Europa abgeschnitten.
Berichten zufolge ist der Zustrom von Migranten, die aus Belarus nach Polen kommen, seit diesem Besuch um 70 Prozent zurückgegangen. Polen hat damit offenbar einen diplomatischen Druckpunkt gefunden. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nutzt seit einiger Zeit Migranten als Druckmittel aus, um in Polen und der EU Unruhe zu stiften. Belarus hilft den Menschen, die Außengrenze der EU illegal zu überqueren. ari
Der US-Klimasondergesandte John Podesta will “im weiteren Verlauf des Jahres” nach China reisen und die bilateralen Klimagespräche der beiden größten CO₂-Emittenten weiterführen. Im Fokus der Gespräche soll die Verminderung von Nicht-CO₂-Emissionen stehen, beispielsweise Methan-Emissionen und industrielles Distickstoffoxid (N₂O – auch Lachgas), wie die South China Morning Post berichtet. Die N₂O-Emissionen zu senken, sei ein “erschwinglicher und relativ unkomplizierter Weg” zur Verminderung von Treibhausgasen, sagte Podesta auf einer Veranstaltung. Die USA und China sind demnach für rund 80 Prozent der industriellen N₂O-Emissionen verantwortlich.
Schon bei früheren bilateralen Verhandlungen waren die N₂O- und Methan-Emissionen ein wichtiger Gesprächspunkt. Auf der COP29 wollen die USA und China einen weiteren “Summit” zu Methan und anderen Nicht-CO₂-Treibhausgasen veranstalten. Beide Treibhausgase sollen auch in Chinas neuem nationalen Klimaplan (NDC) enthalten sein, den Peking gerade entwirft und bis Februar 2025 an die UN übermitteln muss.
Die Biden-Administration gab am Dienstag bekannt, mehr gegen N₂O-Emissionen unternehmen zu wollen. Bis Anfang 2025 sollen die Emissionen im Vergleich zum Jahr 2020 halbiert werden. Laut US-Umweltschutzbehörde könnten 80 Prozent der N₂O-Emissionen für weniger als 20 US-Dollar pro Tonne vermieden werden. nib
Der Sportwagenbauer Porsche stellt sich neben Lieferengpässen bei Aluteilen auf anhaltenden Gegenwind in China ein und setzt deswegen verstärkt auf neue Verbrenner-Modelle. Mittelfristig werde das Geschäft in der Volksrepublik schwierig bleiben, sagte Porsche-Chef Oliver Blume am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Halbjahr. “Wenn das Luxus-Segment bei Elektroautos in China nicht kommt, werden wir bei Verbrennern und Hybriden auf Luxus vorbereitet sein. Dort haben wir auch starke Gewinnmargen.” Porsche habe bereits mehrere neue Verbrenner-Modelle für künftige Projekte ins Auge gefasst und profitiere von seiner flexiblen Produktion.
Auf den Preiskrieg in China wolle sich Porsche nicht einlassen und stattdessen lieber einen geringeren Absatz hinnehmen, sagte Blume. Porsche sei es bereits gelungen, sich weniger abhängig vom chinesischen Markt zu machen, hier seien weitere Anstrengungen nötig. Blume betonte dabei die Notwendigkeit, einen technologieoffenen Ansatz zu fahren. Angesichts der derzeitigen Flaute bei Elektroautos in Europa passe Porsche seine Investitionen entsprechend an, sagte Finanzchef Lutz Meschke. Erst am Montag hatte Porsche darauf verwiesen, dass die Umstellung auf Elektroautos langsamer vonstattengehe als gedacht. rtr
Nach monatelangen Verzögerungen und regulatorischen Hürden hat der US-Flugzeugbauer Boeing die Auslieferung der 737 MAX nach China wieder aufgenommen. Die Auslieferung nach China hatte sich in den vergangenen Wochen wegen einer chinesischen Inspektion der Batterien für den Cockpit Voice Recorder verzögert. Die Wiederaufnahme der Auslieferungen markiert einen wichtigen Meilenstein für Boeing. Der Airbus-Rivale kämpft mit Sicherheitsproblemen, Marktanteilsverlusten und rechtlichen Konsequenzen.
Seit 2019 waren die Auslieferungen neuer Boeing-Flugzeuge nach China immer wieder unterbrochen worden, nachdem zwei tödliche Unfälle mit MAX-8-Jets die Sicherheit des Modells infrage gestellt hatten. Zudem hatten sich die Spannungen zwischen den Regierungen in Washington und Peking in verschiedenen Bereichen verschärft. Boeing schätzt, dass chinesische Fluggesellschaften bis 2043 insgesamt 8.830 neue Verkehrsflugzeuge benötigen. Ende 2023 hatte das Unternehmen rund 140 737 MAX 8 auf Lager, von denen 85 für chinesische Kunden bestimmt waren.
Mit der Wiederaufnahme der Auslieferungen nach China hofft Boeing, seine Position auf dem wichtigen chinesischen Markt zu stärken und das Vertrauen in die 737 MAX wiederherzustellen. rtr
Der südkoreanische Batteriezellenhersteller LG Energy Solution (LGES) befindet sich Insidern zufolge in Gesprächen mit mehreren chinesischen Zulieferern über die Produktion kostengünstiger Batterien für Elektrofahrzeuge für Europa. “Wir führen Gespräche mit chinesischen Firmen, die mit uns LFP-Kathoden entwickeln und für Europa produzieren werden”, sagte Wonjoon Suh, Leiter der Abteilung für hoch entwickelte Autobatterien bei LGES. Um welche chinesischen Firmen es sich handelt, sagte er nicht. “Wir erwägen verschiedene Maßnahmen, darunter die Gründung von Joint Ventures und den Abschluss langfristiger Lieferverträge.” Die Partnerschaft soll Suh zufolge LGES dabei helfen, seine Herstellungskosten für LFP-Batterien innerhalb von drei Jahren zu senken und damit mit den chinesischen Konkurrenten mithalten können.
LGES beschafft bereits in großem Umfang LFP-Kathodenmaterial aus China: Die Südkoreaner haben Anfang des Jahres mit dem chinesischen Unternehmen Changzhou Liyuan New Energy Technology einen Vertrag zur Lieferung von 160.000 Tonnen LFP-Kathodenmaterial unterzeichnet.
Bisher hat sich LGES vor allem auf Nickel-haltige Zellchemie konzentriert. Die Nachfrage in der Autobranche geht aber auch vermehrt in Richtung der günstigeren LFP-Zellen, die bei der Energiedichte stark aufgeholt haben. Changzhou Liyuan New Energy Technology hat seinen Sitz in Nanjing und wurde erst 2021 gegründet. Dennoch verfügt das Unternehmen bereits heute über eine Produktionskapazität von 310.000 Tonnen Batteriematerial pro Jahr, wie südkoreanischen Medien schreiben.
Anfang Juli hatte sich LGES und Ampere, die E-Auto-Sparte der französischen Renault Group, auf die Lieferung von LFP-Batterien geeinigt. Im Rahmen des Fünfjahresvertrags wird LGES Ampere von Ende 2025 bis 2030 mit LFP-Batterien mit einer Kapazität von etwa 39 Gigawattstunden beliefern. Das ist LGES zufolge ausreichend, um etwa 590.000 batteriebetriebene Elektrofahrzeuge herzustellen. ari/rtr
Wer seine Sommerferien bucht, hat dabei mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal Booking.com genutzt. Das Online-Reisebüro mit Sitz in den Niederlanden ist klarer Marktführer in Deutschland, gefolgt von Expedia, das aus den USA stammt. Ein Name, der jedoch immer häufiger auftaucht, ist Trip.com.
Das von der erfolgreichen chinesischen Geschäftsfrau Jane Sun geführte Unternehmen, das in China unter dem Namen Ctrip firmiert, hat sich zum Ziel gesetzt, das internationale Reisegeschäft aufzumischen. In Asien steht Trip.com schon lange an Spitze. Trotz eines besonders großen Wettbewerbs unter den Anbietern. Neben dem chinesischen Hauptkonkurrenten Qunar trifft Trip.com dort auf Plattformen wie MakeMyTrip, die in Indien führend ist, sowie Rakuten und Recruit, die besonders stark in Japan vertreten sind.
Die 55-jährige Sun begann ihre Karriere bei Trip.com 2005 als Finanzchefin. Schnell stieg sie 2012 zur COO (operative Chefin) auf und wurde schließlich im November 2016 zur CEO befördert. Diese Beförderung fiel mit dem von Sun vorangetriebenen Kauf der britischen Plattform Skyscanner zusammen, einer der weltweit führenden Suchmaschinen für Flüge. 2017 setzte Sun die Umbenennung in Trip.com für das internationale Geschäft durch, während Ctrip in China als Marke erhalten blieb.
Sun besitzt einen Bachelor-Abschluss von der Business School der University of Florida und einen LLM-Abschluss von der Rechtsfakultät der Peking University. Bevor sie zu Trip.com kam, sammelte sie Erfahrungen als Buchprüferin bei KPMG in den USA.
Unter Suns Führung gab es bei Trip.com auch schwierige Zeiten, insbesondere als Covid-Pandemie wütete. Sie hat auch diese Phase erfolgreich gemeistert. Das Unternehmen erholte sich schnell von der Pandemie, und seine Aktien in Hongkong erreichten zuletzt ein Rekordhoch.
Suns Management-Geschick wurde vielfach anerkannt. Seit 2017 wird sie kontinuierlich als eine der 50 mächtigsten Frauen der Wirtschaft im Magazin Fortune ausgezeichnet. 2018 ernannte sie Forbes zu einem der “aufstrebenden 25 Sterne” der Geschäftswelt in Asien.
Ein besonders wichtiges Anliegen ist für Sun die Geschlechtergleichstellung. In einem Interview mit Yahoo Finance beschrieb sie kürzlich mehrere Maßnahmen, die Trip.com eingeführt hat. Dazu gehören kostenlose Taxifahrten für schwangere Mitarbeiterinnen, ein Willkommensgeschenk von 800 US-Dollar und eine Ausbildungszulage von 3.000 Dollar für Neugeborene sowie flexible Arbeitszeiten für zurückkehrende Mütter. In China ist das nicht selbstverständlich.
Auch ist Trip.com das erste Unternehmen in China, das Mitarbeiterinnen eine bezahlte Eizellenkonservierung bietet. Das Angebot richtet sich insbesondere an leitende Angestellte und Ingenieurinnen des Unternehmens. Die Konservierung erfolgt meist im Ausland, da das Einfrieren von Eizellen in China für unverheiratete Frauen verboten ist. Das Programm zielt darauf ab, Frauen in ihrer Karriereentwicklung zu unterstützen, ohne dass sie zwischen Familie und Beruf wählen müssen. Jörn Petring
Tanja Eckstein ist seit Juli HR & Admin Assistant bei der Bank of China in Frankfurt. Eckstein hat in Peking Sinologie studiert und in Würzburg einen Master in China Business and Economics gemacht. Vor ihrer Tätigkeit bei der Bank of China war sie Research Fellow am IN-EAST Institute of East Asian Studies in Duisburg.
Wu Peng ist neuer chinesischer Botschafter in Südafrika und ersetzte Chen Xiaodong.
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Noch haben die Olympischen Spiele in Paris nicht begonnen. Aber diese Schwäne auf einem See in Suqian, Provinz Jiangsu, üben schon mal das Synchronschwimmen. Dabei sind die meisten Schwäne eigentlich Einzelgänger. Aber wenn es auf einem See eng und die Population groß wird, können sie auch verträglicher werden und sich zu Kolonien zusammenschließen.
am Freitag werden in Paris die Olympischen Spiele eröffnet. Die Feier dazu soll spektakulär werden – sie findet auf der Seine statt. Auf Booten werden die Athletinnen und Athleten neben Bands und Artisten durch die französische Hauptstadt schippern.
Auch mit dabei: Elf chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer – die 2021 positiv auf Doping getestet wurden. Die positiven Proben wurden fadenscheinig vom Verband wegerklärt: Demnach haben Hotelköche das Essen des Teams mit dem verbotenen Medikament Trimetazidin verunreinigt. Der Fall deutet auf ein anhaltendes systematisches Staatsdoping hin, gefördert von der Kommunistischen Partei, schreibt Marcel Grzanna.
Derweil ist der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nach China gereist. Er will dort herausfinden, ob China nicht doch eine konstruktive Rolle für einen gerechten Frieden einnehmen könnte. Am Mittwoch traf er dafür in der südchinesischen Stadt Guangzhou seinen chinesischen Amtskollegen Wang Yi.
Mehr als drei Stunden sprachen die beiden miteinander – direkt am ersten Tag einer viertägigen Visite. Für beide Seiten ist es eine enorm wichtige Reise, analysiert Michael Radunski. Die Vereinbarungen zeigen deutlich, wo Chinas Interessen liegen.
Die lange Historie chinesischen Staatsdopings geht bei den Olympischen Spielen in Paris in die nächste Runde. Schon bevor die Wettkämpfe am Freitag offiziell eröffnet werden, stehen Chinas Schwimmerinnen und Schwimmer bereits im Zwielicht. Elf Mitglieder der Olympia-Mannschaft wurden zwar bereits vor drei Jahren positiv auf die Einnahme eines Dopingmittels getestet und nicht dafür bestraft. Doch die Affäre zieht sich bis heute. ARD-Recherchen weisen darauf hin, dass sich die Welt-Anti-Dopingagentur (Wada) mit fadenscheinigen Ausreden des chinesischen Schwimmverbandes hat abspeisen lassen.
Die Küche des Teamhotels soll damals kontaminiert und dafür verantwortlich gewesen sein, dass insgesamt 23 Tests positiv ausgefallen waren. Die Erklärung kam sogar den betroffenen Athleten komisch vor. Sie sollen sich Nachrichten geschrieben haben, in denen sie sich offenbarten, dass sie zu besagtem Zeitpunkt gar nicht in diesem Hotel waren. Aber wie immer bei einer Spurensuche in China gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, weil jedes Indiz als Lüge und Schmierenkampagne gegen China abgestritten wird.
Die offizielle chinesische Version widerspricht jedwedem Verdacht aufs Schärfste. Die Art und Weise der Gegenbehauptungen erinnern an politische Desinformations-Kampagnen der Kommunistischen Partei. Das ist wohl kein Zufall. Der chinesische Sport ist von der KP massiv unterwandert. Parteifunktionäre übernehmen Posten in den Verbänden, oder ehemalige Sportler werden von der Partei rekrutiert. Sportler haben kaum die Wahl, sich gegen eine Vereinnahmung durch die Partei zu entscheiden, wenn diese andere Pläne mit ihnen hat.
Und so ist Chinas Funktionärsdelegation in Paris praktisch ein verlängerter Arm der KP, der auch in internationalen Gremien seinen Einfluss kontinuierlich erweitert. Der chinesische Künstler Yang Weidong setzte kürzlich an der Berliner Mauer die Verknüpfung von Sport und Partei in Szene. Auf einem großen Banner hatte er an exponierter Stelle der in Berlin 31 Ex-Sportlerinnen und -Sportler und zugleich Parteimitglieder vorgestellt, die heute eine wichtige Rolle im chinesischen Sport spielen. Der Anlass für seine Aktion war die Veröffentlichung einer Tagebuchreihe seiner Mutter Xue Yinxian.
Xue hatte vor fast 20 Jahren mit ihren Offenbarungen zum chinesischen Staatsdoping erstmals Licht auf das Ausmaß und die Organisation des systematischen Betrugs in Disziplinen wie Schwimmen, Leichtathletik oder Gewichtheben geworfen. Ihre siebenteilige Buchreihe mit dem Titel Chinas Drogen (中国毒品) bietet auf knapp 4.000 Seiten einen minutiösen Einblick in die Praktiken der früheren Sportärztin, die vom Staat geächtet wurde, nachdem sie vor den Olympischen Spielen in Peking 2008 ihr Schweigen gebrochen und ausländischen Medien Interviews gegeben hatte.
Xues Mann, Yang Ketong, war im Jahr 2007 nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit dem damaligen stellvertretenden Direktor des Ausbildungsbüros der Allgemeinen Sportverwaltung Chinas ums Leben gekommen. Der Sportfunktionär soll Yang eine Treppe heruntergestoßen haben. Später verstarb Yang im Krankenhaus. 2017 beantragte Xue gemeinsam mit ihrem Sohn und der Schwiegertochter in Deutschland politisches Asyl, als sie sich zu einer medizinischen Untersuchung aufhielt.
Künstler Yang wollte auf Doping im chinesischen Sport aufmerksam machen, aber auch “vor der Unterwanderung des Internationalen Olympischen Komitees und der einzelnen internationalen Sportverbände durch die Kommunistische Partei Chinas warnen”, wie er im Gespräch mit Table.Briefings erklärt.
Das Projekt nannte er “Werbung für Geschlechtskrankheiten”. Es existiert auch in Form eines Kartenspiels. Die Gestaltung der Karten erinnert an die Anzeigen für Heilmittel für Geschlechtskrankheiten, die seit den 1990er-Jahren überall in China zu finden sind. “Das ist eine Metapher dafür, dass Doping im chinesischen Sport ebenso weit verbreitet ist wie diese kleinen Anzeigen”, sagt Yang.
Eine Schlüsselposition haben Yang zufolge Personen, die mit der Berufsbezeichnung “Massagetechniker” Teil der erweiterten Teams von Wettkampteilnehmenden sind. Yang sagt: “Den Titel gibt es offiziell gar nicht.” Er sei von der Allgemeinen Sportverwaltung Chinas geschaffen worden, um Personen ohne formelle Ausbildung als Physiotherapeuten in die Nationalmannschaften der Volksrepublik China einschleusen zu können. So bekomme die Partei unmittelbaren Einfluss auf die medizinischen Abteilungen der Verbände, “und staatlichem Doping wird die Tür geöffnet“, sagt Yang.
Ähnlich dünne Erklärungsversuche für 23 positive Dopingtests auf einen Streich wie die des chinesischen Schwimmverbandes würden in demokratischen Staaten wohl einen gesellschaftlichen Aufschrei provozieren. In China wird schon mögliches gesellschaftliches Luftholen im Keim erstickt. Während Sportfunktionäre in anderen Ländern vor Gericht stehen, weil ihre Athleten gedopt waren, ist die Einnahme von leistungssteigernden Substanzen in China in manchen Disziplinen staatlich gefördert. Schwimmen gehört dazu.
Dabei ist Doping beileibe kein exklusiv chinesisches Problem. Allerdings hat der Betrug in China System, wie Xues Aufzeichnungen belegen. Auch wenn ihre Erfahrungen bereits Jahrzehnte in der Vergangenheit liegen und sie selbst keine aktuellen Belege für Staatsdoping liefen kann, ist Xue nicht überrascht, dass die elf positiv getesteten Athletinnen und Athleten straffrei davon gekommen sind und jetzt auch im olympischen Becken starten. “Es hat seit meiner Zeit keine substanziellen Veränderungen der Strukturen gegeben. Ob das ausreicht, um flächendeckendes Staatsdoping im Sport zu verhindern, darf man durchaus kritisch hinterfragen”, sagt Xue.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba ist nach China gereist, und versucht herauszufinden, ob China nicht doch eine konstruktive Rolle für einen gerechten Frieden einnehmen könnte. Am Mittwoch traf er deshalb in der südchinesischen Stadt Guangzhou seinen chinesischen Amtskollegen Wang Yi. Mehr als drei Stunden sprachen die beiden miteinander – direkt am ersten Tag einer viertägigen Visite.
Das ist bemerkenswert und zeigt zugleich: Sowohl für die Ukraine als auch für China ist es eine enorm wichtige Reise.
Es ist Kulebas erste Reise nach China und der erste Besuch eines ukrainischen Außenministers seit 2012. Nach den drei Stunden mit Wang sprach er am Mittwoch von gründlichen und sachlichen Diskussionen über bilaterale Beziehungen, vor allem aber auch über einen Weg zum Frieden. “Ich bin überzeugt, dass ein gerechter Frieden in der Ukraine im strategischen Interesse Chinas liegt und Chinas Rolle als globale Kraft für den Frieden wichtig ist“, sagte Kuleba – und versuchte damit, China mit dessen eigenen Interessen zu locken.
Chinas Interessen lassen sich wiederum deutlich aus den Vereinbarungen von Mittwoch herauslesen:
Im Gegenzug sicherte Kuleba zu, die Ukraine sei zu Gesprächen mit Russland bereit, sollte Moskau ernsthafte Verhandlungen führen wollen. Damit fällt eines der Hauptargumente Pekings für seine bisherige Passivität weg. Und auch der Kreml erklärte direkt am Mittwoch, dass die Bereitschaft der Ukraine zu Gesprächen mit der Position Russlands im Einklang stehe. Nun müssten weitere Einzelheiten geklärt werden.
Klar ist: Beide Seiten könnten von dieser Reise enorm profitieren. Für die Ukraine geht es schlicht ums Überleben. Seit 28 Monaten stellt man sich entschlossen den russischen Attacken entgegen. Doch es mehren sich die Zeichen der Erschöpfung – nicht nur in der Ukraine, sondern auch international:
Doch auf für China steht einiges auf dem Spiel:
Entsprechend wäre eine umfassende Friedenskonferenz unter chinesischer Führung ein fulminanter Erfolg für Peking. Und zumindest theoretisch stehen die Chancen dafür nicht allzu schlecht. Russland würde sich einer chinesischen Konferenz kaum verweigern können, angesichts seiner Abhängigkeit von der Volksrepublik. Und die Ukraine hat durch Kuleba in China nicht nur ihre Bereitschaft dazu bekräftigt, sondern auch klargestellt, dass China hierbei eine führende Rolle spielen sollte.
Passend dazu veröffentlichten China und Brasilien im Mai einen gemeinsamen Sechs-Punkte-Friedensvorschlag und erklärten, sie unterstützten eine Friedenskonferenz, die von beiden Kriegsparteien anerkannt wird. Ein erster Versuch im Juni in der Schweiz hatte keine Auswirkungen auf die Kampfhandlungen, weil weder Russland noch China an der Konferenz teilnahmen. Auch angesichts eines möglichen Wahlsieges von Donald Trump in den USA, drängt Kiew darauf, noch in diesem Jahr einen zweiten internationalen Gipfel abzuhalten – gerne in einem Land des “globalen Südens” samt führender Rolle Chinas.
Dass China dazu fähig wäre, zeigt die jüngste Vergangenheit. Diese Woche brachte man in Peking die verfeindenden Gruppen von Hamas und Fatah zusammen. Im vergangenen Jahr vermittelte China eine Einigung zwischen den Erzfeinden Iran und Saudi-Arabien.
Allerdings gibt es zwei große Unterschiede zum Ukrainekrieg, die sich durchaus problematisch auswirken könnten:
Chinas ganz eigene Interpretation von Neutralität ist wohl das größte Hindernis auf dem Weg zum Frieden. Aber gerade in Zeiten von Krieg und Leid stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt. Vielleicht legen Kuleba und Wang in den kommenden Tagen tatsächlich die Grundlage dafür, dass China sich mit einem Erfolg im Ukrainekrieg als globale Friedensmacht etablieren kann. Es wäre im Interesse der ganzen Welt – und nicht zuletzt eben auch von China und der Ukraine.
Bundeskanzler Olaf Scholz fordert, dass China keine Rechte mehr als Entwicklungsland im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO bekommen sollte. Es gebe zwar in China viele Arme, sagte Scholz am Mittwoch bei seiner Sommerpressekonferenz in Berlin. Aber das Land sei auch ein sehr erfolgreicher Industriestaat.
Bisher nimmt die Regierung in Peking für sich in Anspruch, sich nicht an alle Auflagen der WTO für den Welthandel halten zu müssen. Westliche Staaten werfen China deshalb unter anderem Wettbewerbsverzerrungen durch einen abgeschotteten eigenen Markt und Dumping durch hochsubventionierte Produkte vor, die das Land exportiere.
Die WTO müsse zudem gestärkt werden, um künftig Handelsstreitigkeiten besser vermeiden zu können, forderte Scholz. Der Kanzler betonte mit Blick auf China, wie wichtig es sei, dass sich Unternehmen nicht von einem einzigen Lieferanten abhängig machen. Dies gelte auch im Rohstoffbereich. Diese hätten viele Firmen mittlerweile aber auch begriffen. Zugleich äußerte sich Scholz erneut optimistisch, dass es der EU und China gelingen werde, eine Einigung im Streit um Strafzölle für importierte E-Autos aus China zu erreichen. rtr
Der polnische Präsident Andrzej Duda hat damit gedroht, den Bahngrenzübergang Małaszewicze zu Belarus zu schließen. Der Grenzübergang ist für Chinas Landexporte nach Europa von zentraler Bedeutung. Dadurch erhofft sich Duda, dass Peking Druck auf Belarus ausübt, um die von dort orchestrierten Migrationsbewegungen auf polnisches Territorium zu stoppen. Das berichtet Bloomberg.
Laut dem Bericht nutzte der polnische Präsident seinen Besuch Ende Juni, um “das Thema Migration und Gütertransit an der belarussischen Grenze zu verknüpfen”. Duda drohte demnach damit, den Eisenbahngrenzübergang faktisch zu schließen. Damit wäre eine wichtige Route für chinesische Exporte nach Europa abgeschnitten.
Berichten zufolge ist der Zustrom von Migranten, die aus Belarus nach Polen kommen, seit diesem Besuch um 70 Prozent zurückgegangen. Polen hat damit offenbar einen diplomatischen Druckpunkt gefunden. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nutzt seit einiger Zeit Migranten als Druckmittel aus, um in Polen und der EU Unruhe zu stiften. Belarus hilft den Menschen, die Außengrenze der EU illegal zu überqueren. ari
Der US-Klimasondergesandte John Podesta will “im weiteren Verlauf des Jahres” nach China reisen und die bilateralen Klimagespräche der beiden größten CO₂-Emittenten weiterführen. Im Fokus der Gespräche soll die Verminderung von Nicht-CO₂-Emissionen stehen, beispielsweise Methan-Emissionen und industrielles Distickstoffoxid (N₂O – auch Lachgas), wie die South China Morning Post berichtet. Die N₂O-Emissionen zu senken, sei ein “erschwinglicher und relativ unkomplizierter Weg” zur Verminderung von Treibhausgasen, sagte Podesta auf einer Veranstaltung. Die USA und China sind demnach für rund 80 Prozent der industriellen N₂O-Emissionen verantwortlich.
Schon bei früheren bilateralen Verhandlungen waren die N₂O- und Methan-Emissionen ein wichtiger Gesprächspunkt. Auf der COP29 wollen die USA und China einen weiteren “Summit” zu Methan und anderen Nicht-CO₂-Treibhausgasen veranstalten. Beide Treibhausgase sollen auch in Chinas neuem nationalen Klimaplan (NDC) enthalten sein, den Peking gerade entwirft und bis Februar 2025 an die UN übermitteln muss.
Die Biden-Administration gab am Dienstag bekannt, mehr gegen N₂O-Emissionen unternehmen zu wollen. Bis Anfang 2025 sollen die Emissionen im Vergleich zum Jahr 2020 halbiert werden. Laut US-Umweltschutzbehörde könnten 80 Prozent der N₂O-Emissionen für weniger als 20 US-Dollar pro Tonne vermieden werden. nib
Der Sportwagenbauer Porsche stellt sich neben Lieferengpässen bei Aluteilen auf anhaltenden Gegenwind in China ein und setzt deswegen verstärkt auf neue Verbrenner-Modelle. Mittelfristig werde das Geschäft in der Volksrepublik schwierig bleiben, sagte Porsche-Chef Oliver Blume am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Halbjahr. “Wenn das Luxus-Segment bei Elektroautos in China nicht kommt, werden wir bei Verbrennern und Hybriden auf Luxus vorbereitet sein. Dort haben wir auch starke Gewinnmargen.” Porsche habe bereits mehrere neue Verbrenner-Modelle für künftige Projekte ins Auge gefasst und profitiere von seiner flexiblen Produktion.
Auf den Preiskrieg in China wolle sich Porsche nicht einlassen und stattdessen lieber einen geringeren Absatz hinnehmen, sagte Blume. Porsche sei es bereits gelungen, sich weniger abhängig vom chinesischen Markt zu machen, hier seien weitere Anstrengungen nötig. Blume betonte dabei die Notwendigkeit, einen technologieoffenen Ansatz zu fahren. Angesichts der derzeitigen Flaute bei Elektroautos in Europa passe Porsche seine Investitionen entsprechend an, sagte Finanzchef Lutz Meschke. Erst am Montag hatte Porsche darauf verwiesen, dass die Umstellung auf Elektroautos langsamer vonstattengehe als gedacht. rtr
Nach monatelangen Verzögerungen und regulatorischen Hürden hat der US-Flugzeugbauer Boeing die Auslieferung der 737 MAX nach China wieder aufgenommen. Die Auslieferung nach China hatte sich in den vergangenen Wochen wegen einer chinesischen Inspektion der Batterien für den Cockpit Voice Recorder verzögert. Die Wiederaufnahme der Auslieferungen markiert einen wichtigen Meilenstein für Boeing. Der Airbus-Rivale kämpft mit Sicherheitsproblemen, Marktanteilsverlusten und rechtlichen Konsequenzen.
Seit 2019 waren die Auslieferungen neuer Boeing-Flugzeuge nach China immer wieder unterbrochen worden, nachdem zwei tödliche Unfälle mit MAX-8-Jets die Sicherheit des Modells infrage gestellt hatten. Zudem hatten sich die Spannungen zwischen den Regierungen in Washington und Peking in verschiedenen Bereichen verschärft. Boeing schätzt, dass chinesische Fluggesellschaften bis 2043 insgesamt 8.830 neue Verkehrsflugzeuge benötigen. Ende 2023 hatte das Unternehmen rund 140 737 MAX 8 auf Lager, von denen 85 für chinesische Kunden bestimmt waren.
Mit der Wiederaufnahme der Auslieferungen nach China hofft Boeing, seine Position auf dem wichtigen chinesischen Markt zu stärken und das Vertrauen in die 737 MAX wiederherzustellen. rtr
Der südkoreanische Batteriezellenhersteller LG Energy Solution (LGES) befindet sich Insidern zufolge in Gesprächen mit mehreren chinesischen Zulieferern über die Produktion kostengünstiger Batterien für Elektrofahrzeuge für Europa. “Wir führen Gespräche mit chinesischen Firmen, die mit uns LFP-Kathoden entwickeln und für Europa produzieren werden”, sagte Wonjoon Suh, Leiter der Abteilung für hoch entwickelte Autobatterien bei LGES. Um welche chinesischen Firmen es sich handelt, sagte er nicht. “Wir erwägen verschiedene Maßnahmen, darunter die Gründung von Joint Ventures und den Abschluss langfristiger Lieferverträge.” Die Partnerschaft soll Suh zufolge LGES dabei helfen, seine Herstellungskosten für LFP-Batterien innerhalb von drei Jahren zu senken und damit mit den chinesischen Konkurrenten mithalten können.
LGES beschafft bereits in großem Umfang LFP-Kathodenmaterial aus China: Die Südkoreaner haben Anfang des Jahres mit dem chinesischen Unternehmen Changzhou Liyuan New Energy Technology einen Vertrag zur Lieferung von 160.000 Tonnen LFP-Kathodenmaterial unterzeichnet.
Bisher hat sich LGES vor allem auf Nickel-haltige Zellchemie konzentriert. Die Nachfrage in der Autobranche geht aber auch vermehrt in Richtung der günstigeren LFP-Zellen, die bei der Energiedichte stark aufgeholt haben. Changzhou Liyuan New Energy Technology hat seinen Sitz in Nanjing und wurde erst 2021 gegründet. Dennoch verfügt das Unternehmen bereits heute über eine Produktionskapazität von 310.000 Tonnen Batteriematerial pro Jahr, wie südkoreanischen Medien schreiben.
Anfang Juli hatte sich LGES und Ampere, die E-Auto-Sparte der französischen Renault Group, auf die Lieferung von LFP-Batterien geeinigt. Im Rahmen des Fünfjahresvertrags wird LGES Ampere von Ende 2025 bis 2030 mit LFP-Batterien mit einer Kapazität von etwa 39 Gigawattstunden beliefern. Das ist LGES zufolge ausreichend, um etwa 590.000 batteriebetriebene Elektrofahrzeuge herzustellen. ari/rtr
Wer seine Sommerferien bucht, hat dabei mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal Booking.com genutzt. Das Online-Reisebüro mit Sitz in den Niederlanden ist klarer Marktführer in Deutschland, gefolgt von Expedia, das aus den USA stammt. Ein Name, der jedoch immer häufiger auftaucht, ist Trip.com.
Das von der erfolgreichen chinesischen Geschäftsfrau Jane Sun geführte Unternehmen, das in China unter dem Namen Ctrip firmiert, hat sich zum Ziel gesetzt, das internationale Reisegeschäft aufzumischen. In Asien steht Trip.com schon lange an Spitze. Trotz eines besonders großen Wettbewerbs unter den Anbietern. Neben dem chinesischen Hauptkonkurrenten Qunar trifft Trip.com dort auf Plattformen wie MakeMyTrip, die in Indien führend ist, sowie Rakuten und Recruit, die besonders stark in Japan vertreten sind.
Die 55-jährige Sun begann ihre Karriere bei Trip.com 2005 als Finanzchefin. Schnell stieg sie 2012 zur COO (operative Chefin) auf und wurde schließlich im November 2016 zur CEO befördert. Diese Beförderung fiel mit dem von Sun vorangetriebenen Kauf der britischen Plattform Skyscanner zusammen, einer der weltweit führenden Suchmaschinen für Flüge. 2017 setzte Sun die Umbenennung in Trip.com für das internationale Geschäft durch, während Ctrip in China als Marke erhalten blieb.
Sun besitzt einen Bachelor-Abschluss von der Business School der University of Florida und einen LLM-Abschluss von der Rechtsfakultät der Peking University. Bevor sie zu Trip.com kam, sammelte sie Erfahrungen als Buchprüferin bei KPMG in den USA.
Unter Suns Führung gab es bei Trip.com auch schwierige Zeiten, insbesondere als Covid-Pandemie wütete. Sie hat auch diese Phase erfolgreich gemeistert. Das Unternehmen erholte sich schnell von der Pandemie, und seine Aktien in Hongkong erreichten zuletzt ein Rekordhoch.
Suns Management-Geschick wurde vielfach anerkannt. Seit 2017 wird sie kontinuierlich als eine der 50 mächtigsten Frauen der Wirtschaft im Magazin Fortune ausgezeichnet. 2018 ernannte sie Forbes zu einem der “aufstrebenden 25 Sterne” der Geschäftswelt in Asien.
Ein besonders wichtiges Anliegen ist für Sun die Geschlechtergleichstellung. In einem Interview mit Yahoo Finance beschrieb sie kürzlich mehrere Maßnahmen, die Trip.com eingeführt hat. Dazu gehören kostenlose Taxifahrten für schwangere Mitarbeiterinnen, ein Willkommensgeschenk von 800 US-Dollar und eine Ausbildungszulage von 3.000 Dollar für Neugeborene sowie flexible Arbeitszeiten für zurückkehrende Mütter. In China ist das nicht selbstverständlich.
Auch ist Trip.com das erste Unternehmen in China, das Mitarbeiterinnen eine bezahlte Eizellenkonservierung bietet. Das Angebot richtet sich insbesondere an leitende Angestellte und Ingenieurinnen des Unternehmens. Die Konservierung erfolgt meist im Ausland, da das Einfrieren von Eizellen in China für unverheiratete Frauen verboten ist. Das Programm zielt darauf ab, Frauen in ihrer Karriereentwicklung zu unterstützen, ohne dass sie zwischen Familie und Beruf wählen müssen. Jörn Petring
Tanja Eckstein ist seit Juli HR & Admin Assistant bei der Bank of China in Frankfurt. Eckstein hat in Peking Sinologie studiert und in Würzburg einen Master in China Business and Economics gemacht. Vor ihrer Tätigkeit bei der Bank of China war sie Research Fellow am IN-EAST Institute of East Asian Studies in Duisburg.
Wu Peng ist neuer chinesischer Botschafter in Südafrika und ersetzte Chen Xiaodong.
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Noch haben die Olympischen Spiele in Paris nicht begonnen. Aber diese Schwäne auf einem See in Suqian, Provinz Jiangsu, üben schon mal das Synchronschwimmen. Dabei sind die meisten Schwäne eigentlich Einzelgänger. Aber wenn es auf einem See eng und die Population groß wird, können sie auch verträglicher werden und sich zu Kolonien zusammenschließen.