noch vor wenigen Jahren war Deutschland eines der Lieblingsziele für chinesische Studenten und Fachkräfte. Gute und preiswerte Studienbedingungen und ein hoher Lebensstandard wurden von vielen als Grund angeführt, nach Deutschland zu kommen. Nicht wenige blieben, um in Deutschland Karriere zu machen. Das hat sich spätestens seit Covid geändert, schreibt unser Autor Liu Yi, der sich für seine Analyse unter Studenten in China und Deutschland umgehört hat. Das Fazit, dass er aus diesen Gesprächen zieht, ist ernüchternd: Die politischen Spannungen zwischen China und westlichen Ländern fordern auch hier ihren Tribut.
Doch nicht nur sie sorgen dafür, dass Deutschland kein Auswanderungsziel Nummer Eins mehr ist. Auch die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten werden angesichts der langsamen Wachstumsprognosen hierzulande nicht mehr als rosig empfunden. Die Motivation, die hohe Sprachbarriere sowie die kulturellen Herausforderungen anzugehen, sinkt dementsprechend immer weiter. An die Stelle der Chinesen treten zunehmend Studierende aus Indien, deren der Anteil in Deutschland 2023 auf 19,2 Prozent gestiegen ist, während der Anteil chinesischer Studierender auf 7,7 Prozent zurückging.
Im Februar 2025 müsste China eigentlich ein neues Klimaziel (NDC) an die UN übermitteln. Doch bisher ist aus der Volksrepublik eher Zurückhaltung zu hören. Aufgrund der Wahl in den USA gehen Experten davon aus, dass Peking erst einmal Trumps Kurs abwarten wird, bevor es große Versprechungen in der Klimapolitik macht. Eins ist jedoch klar: China befindet sich auf einem entscheidenden Kurs in seiner Klimapolitik, mit Fortschritten im Ausbau erneuerbarer Energien und E-Autos. Dennoch bleibt der Kohleverbrauch in mehreren Sektoren hoch, und die Emissionen aus dem Gebäudesektor und der Chemieindustrie bremsen die Fortschritte.
Dass das Thema Dekarbonisierung zumindest in der Wissenschaft Chinas weiterhin einen hohen Stellenwert genießt, zeigt eine Anfrage unserer Kollegen von Climate.Table an mehrere Professoren und Mitglieder der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS). Ihre Strategien zur Dekarbonisierung Chinas verraten sie uns in unserer zweiten Analyse.
Die Entwicklungen in den internationalen Beziehungen und unterschiedliche Sichtweisen der Länder beeinflussen die Entscheidungen chinesischer Auswanderer und ihre Wahl des Ziellandes zunehmend. Dadurch verändert sich vor allem auch Chinas Bedeutung als Herkunftsland für Studierende und Fachkräfte in Deutschland.
Seit 2019 schrumpft der Anteil neuer chinesischer Studierender und Fachkräfte, die aus allen Ländern nach Deutschland kommen. Obwohl nach der Aufhebung der covidbedingten Reisebeschränkungen Anfang 2022 eine Erholung für 2023 erwartet wurde, blieb diese aus. In der Zwischenzeit hat Indien in beiden Kategorien als wichtigste Quelle aufgeholt.
Chinesische Studierende führten früher die Ranglisten der nicht-EU-ausländischen Studierenden an deutschen Universitäten an. Im Jahr 2019 machten sie 10,4 Prozent der Gesamtzahl aus, während indische Studierende mit 8,8 Prozent folgten, wie aus Statistiken des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge hervorgeht. Doch der Anteil chinesischer Studierender ist im vergangenen Jahr stark auf 7,7 Prozent gesunken, während der indische Anteil auf 19,2 Prozent gestiegen ist.
Bei den zuwandernden Fachkräften lagen die Inderinnen und Inder bereits vor Ausbruch der Pandemie deutlich vor anderen Nationalitäten. 2019 erhielten Inder in Deutschland 30 Prozent aller EU Blue Cards, einem Arbeitsvisum für hoch qualifizierte Fachkräfte; Chinesen erhielten fünf Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Inder an neuen Blue Cards bei 25,2 Prozent und damit weiterhin auf Platz eins, während Chinesen mit 2,8 Prozent auf dem fünften Platz lagen.
Diese Entwicklung könnte teilweise auf veränderte internationale Beziehungen zurückzuführen sein. Seit der Pandemie haben sich Indiens Beziehungen zu westlichen Ländern verstärkt, während Chinas Beziehungen zu diesen Ländern zunehmend komplizierter wurden. Die Auswirkungen sind am deutlichsten in den USA zu spüren, wo die Zahl der Studierenden aus Indien im Studienjahr 2023/2024 erstmals die der chinesischen Studierenden überholt hat.
Nachdem Deutschland in den vergangenen Jahren die Anforderungen für die Einwanderung von Fachkräften deutlich gesenkt hat, ist es “rechtlich gesehen nun eines der liberalsten Länder in der OECD-Welt“, sagt Holger Kolb, Leiter des Bereichs Jahresgutachten des Sachverständigenrats für Integration und Migration in Berlin. Vor diesem Hintergrund unterzeichnete Deutschland 2022 ein Abkommen mit Indien, um den Transfer von Talenten aus dem südasiatischen Land zu erleichtern.
Schwierige internationale Beziehungen beeinflussen die Migration von Fachkräften auf vielfältige Weise. Der Anteil chinesischer Studierender in ingenieur- und technikbezogenen Fächern in Deutschland lag konstant bei etwa der Hälfte aller chinesischen Studierenden. Mit der zunehmenden Rivalität zwischen China und den USA sind chinesische Studierende in diesen Fächern jedoch stark betroffen.
Die USA haben offen angekündigt, Visa für chinesische Staatsbürger zu verweigern, die sich auf sensible Technologien spezialisiert haben oder Verbindungen zu Institutionen mit militärischem Hintergrund besitzen. Die renommierte ETH Zürich gab vergangenen Monat bekannt, dass sie ebenfalls die Zulassung chinesischer Studierender einschränken werde.
Cheng Hao ist Absolvent der Southeast University in Nanjing, Jiangsu. Er glaubt, “dass alle Universitäten und Institutionen in westlichen und nordeuropäischen Ländern gegen chinesische Studierende in bestimmten Technologiebereichen vorgehen werden, auch wenn sie es nicht öffentlich sagen.” Cheng, der 2023 seinen Abschluss in Künstlicher Intelligenz gemacht hat, entschied sich nach einer Suche im Ausland vorerst dafür, in China zu bleiben. Er nahm eine Stelle beim IT-Giganten Alibaba an.
Hindernisse kommen auch aus dem Inneren Chinas. Die chinesische Jugend war in den letzten zehn Jahren verstärkter ausländerfeindlicher und nationalistischer Propaganda ausgesetzt, was sich auf die Entscheidung der Studierenden für ein Auslandsstudium auswirkt. Viele Eltern, deren Meinung für junge Chinesen von großem Gewicht ist, sind besorgt, dass ihre Kinder in westlichen Ländern auf ein unfreundliches Umfeld stoßen könnten. Daher lehnten sie Pläne für ein Studium im Ausland ab, schreibt Chen Zhiwen, ein Forscher bei der großen Bildungsinformationsplattform Education Online. Zudem bedeutet das schleppende Wirtschaftswachstum in China, dass sich weniger Familien ein Auslandsstudium ihrer Kinder leisten können.
Zhao Kangyan, Student der Informationstechnik im Maschinenwesen an der Technischen Universität Berlin, sagt, dass es für chinesische Studierende und junge Fachkräfte viele Faktoren zu berücksichtigen gäbe, wenn sie sich entscheiden müssen, in welches Land sie gehen wollen.
“Der Arbeitsdruck in China ist einfach zu hoch, das ist einer der Gründe, warum einige junge Chinesen andere Länder ausprobieren möchten”, sagt Zhao aus Shanghai, der seit sieben Jahren in Deutschland studiert und die Entscheidungen seiner chinesischen Altersgenossen sowohl in China als auch in Deutschland beobachtet hat.
Die wirtschaftlichen Aussichten spielen auch eine Rolle: “Die chinesische Wirtschaft läuft nicht wirklich gut. Aber wenn man sich Deutschland anschaut, sind die Aussichten auch nicht so rosig. Die USA waren früher eine Option für diejenigen, die von Deutschland aus weiterziehen wollten, aber die politische Situation in den USA und die Beziehungen zwischen China und den USA haben sich verschlechtert”, erklärt er. “Man muss all das in seine Berechnungen einbeziehen.”
Für junge Fachkräfte gibt es noch mehr zu bedenken, wenn sie über einen Weggang nachdenken. Trotz des allgemein positiven Bildes Deutschlands in den Köpfen der Chinesen ist das Erlernen einer neuen, so schwierigen Sprache wie Deutsch für viele Chinesen, die die Schule bereits verlassen haben, eine einschüchternde Aufgabe.
Für diejenigen mit Familie wird es noch komplizierter, da die Bedürfnisse jedes Familienmitglieds berücksichtigt werden müssen. Genau wegen ihrer Kinder entscheiden sich jedoch viele junge Eltern dafür, China zu verlassen, weil sie die Hochdruckatmosphäre in chinesischen Schulen und die allgegenwärtige Indoktrination im Lehrplan nicht mögen. Liu Yi
Immer mehr Experten gehen davon aus, dass Chinas Emissionen im laufenden oder kommenden Jahr ihren Höhepunkt erreichen könnten. Der größte CO₂-Emittent steckt mitten in der Dekarbonisierung seiner Wirtschaft. Während einige Indikatoren in die richtige Richtung zeigen, muss das Tempo in anderen Bereichen aber erhöht werden, wie eine neue Studie des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) zeigt. Bereits Ende Oktober hat die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) gemeinsam mit der deutschen Leopoldina die Bedeutung der Dekarbonisierung betont. Auf Anfrage von Table.Briefings haben CAS-Wissenschaftler nun die Schwerpunkte des Landes auf diesem Pfad formuliert.
Eine klare Einschätzung über den Klimakurs des Landes ist derzeit aber noch schwierig. Im Februar 2025 müsste China eigentlich ein neues Klimaziel (NDC) an die UN übermitteln. Doch bisher ist aus der Volksrepublik eher Zurückhaltung zu hören. Aufgrund der Wahl Donald Trumps gehen Experten eher von einem verspäteten NDC aus. China werde, wie auch andere große Emittenten, erst einmal Trumps Kurs abwarten, bevor es große Versprechungen in der Klimapolitik mache.
China verzeichnet weiterhin hohe Wachstumsraten beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Elektrifizierung des Verkehrssektors:
Diese Fortschritte werden durch den hohen Energieverbrauch und höhere Emissionen in anderen Sektoren teils wieder zunichtegemacht:
Das Thema Dekarbonisierung genießt zumindest in der Wissenschaft Chinas einen hohen Stellenwert. Das wurde bei einer gemeinsamen Erklärung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) und der deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina klar. Die Professoren und Mitglieder der CAS, Pu Wang (Institut für Wissenschaft und Entwicklung), Buxing Han (Institut für Chemie) und Shuhing Yu (Universität für Wissenschaft und Technologie Chinas) stellten sich den schriftlichen Fragen von Table.Briefings nach der Strategie zur Dekarbonisierung in China. Die Antworten dokumentieren wir hier.
China hat sich verpflichtet, bis 2060 Kohlenstoffneutralität zu erreichen. “Die Reihenfolge der Erreichung der Kohlenstoffneutralität für die verschiedenen Sektoren ist ungewiss. Einige Studien deuten darauf hin, dass der Stromerzeugungssektor aufgrund des schnellen und großflächigen Einsatzes erneuerbarer Energien und der Ausgereiftheit bestehender Technologien wahrscheinlich schon früher einen großen Beitrag leisten wird”, schreiben die drei CAS-Wissenschaftler. Sie loben die “beeindruckenden Fortschritte” bei den Erneuerbaren und die Fortschritte “bei der Entwicklung und Herstellung von Batterietechnologien”.
Zu den wichtigsten Herausforderungen im Energiesektor “gehören die Probleme der Unterbrechung der erneuerbaren Energien und die Herausforderungen bei der Netzinfrastruktur“. China investiert zwar massiv in den Ausbau der Stromnetze und in Batteriespeicher zur Überbrückung von Dunkelflauten. Allerdings gibt es derzeit noch kein funktionierendes Geschäftsmodell für die Betreiber von Batteriespeichern. Und der Stromhandel über Provinzgrenzen steckt noch in den Kinderschuhen – was die Energiewende ausbremst.
Die CAS-Forscher bestätigen die Ausweitung des Emissionshandels auf die “Sektoren Stahl, Zement und Aluminium”. Zudem habe China “die Bedeutung der Kontrolle von Nicht-CO₂-Treibhausgasemissionen betont und eine Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung von Nicht-CO₂-Treibhausgasen im Energie-, Landwirtschafts- und Abfallsektor ergriffen”.
Ob China seine Klimapolitik im Klimaziel (NDC) weiter beschleunigen wird, ist derzeit noch unklar. Chinas Regierung hat sich bisher eine Erhöhung der Emissionen bis 2030 offen gehalten. Analysten hoffen, dass das neue NDC für das Jahr 2035 mehr Klarheit schafft. Es ist davon auszugehen, dass das neue NDC erstmals eine Reduktion der CO₂-Emissionen ins Auge fasst. Aber “die Festlegung eines absoluten Ziels ist nicht per se ein Fortschritt. Es kommt auf die Höhe des Ziels an”, sagt Lauri Myllyvirta von CREA. Ihn sorgt, dass die “derzeitigen Überlegungen zu den Emissionszielen für das nächste Jahrzehnt sehr konservativ sind“.
China müsste dieses NDC bis Februar 2025 an die UN übermitteln. Auf der Klimakonferenz (COP29) in Baku zweifelten Experten eine Einhaltung dieser Deadline aber an. Viele große Emittenten würden erst die Ausrichtung der USA unter Donald Trump abwarten, bevor sie allzu ehrgeizige NDCs vorlegen würden, so die Einschätzung eines China-Experten. Zudem könnte China bald ein größeres Konjunkturprogramm vorlegen, das die Emissionen weiter erhöhen könnte, so eine andere Beobachterin aus Peking. Klar ist allerdings: China hat in bilateralen Gesprächen mit den USA zugesichert, dass das neue NDC erstmals alle Treibhausgase umfassen wird.
10.12.2024, 20:30 Uhr (EST – 11.12., 09:30 Uhr Beijing Time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Webinar: Housing Expropriation and the Changing Priorities of Inner-City Redevelopment in Contemporary China Mehr
11.12.2024, 09:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing Time)
BDI Representative Office China, Panel Discussion: Economic Outlook 2025: Trends in the Chinese economy and their impact on German industry Mehr
12.12.2024, 15:00 Uhr
Merics, Panel Discussion (Berlin): The Politics of Chinese History Mehr
12.12.2024, 15:30 Uhr (22:30 Uhr Beijing Time)
China Netzwerk Baden-Württemberg, Webinar: Corporate Governance and Employee Representative: What are the changes brought by the new PRC Company Law? Mehr
12.12.2024, 10:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing Time)
China-Brücke, Webinar: China Insight Hour: “The Split” – Finding the Opportunities in China’s Economy in the New World Order with Shaun Rein Mehr
13.12.2024, 13:30 Uhr (Beijing)
AHK Greater China, Seminar: Interpretation on 2024 Finance and Taxation Policies 2024 Mehr
13.12.2024, 08:30 Uhr (Beijing Time)
EU SME Centre, Seminar mit Jörg Wuttke und Noah Fraser: Ready or Not: EU-US-China Relations in the Trump 2.0 Era Mehr
14.12.2024, 11:00 Uhr (18:00 Uhr Beijing Time)
Sino German Center at Frankfurt School, Webinar mit Chief Economist Yi Xiong: Outlook for China’s Economy in the Year of the Snake Mehr
16.12.2024, 08:30 Uhr
Chinaforum Bayern, Vortrag und Frühstück (München): Chinaforum Christmas Club München “China 2024 – ein Jahresrückblick” Mehr
Seit dem Verkaufsstart des Mate 70 in dieser Woche ist das Smartphone des Technologiekonzerns Huawei in China in aller Munde. Influencer in Chinas sozialen Medien heben vor allem zwei Aspekte hervor: die robuste Bauweise und innovative Bedienfunktionen. Besonders begeistert diskutieren sie eine neue Funktion, mit der Bilder allein durch Handgesten zwischen zwei Geräten übertragen werden können. Gleichzeitig herrscht aber eine gewisse Enttäuschung darüber, dass Huawei keine konkreten Angaben zur Leistungsfähigkeit der selbst entwickelten Chips macht. Das war auch schon beim Vorgängermodell Mate 60 der Fall.
Der neue Kirin 9020-Chip in der Mate 70-Serie hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Huawei hält die genauen Spezifikationen des Chips unter Verschluss. Aber Experten gehen davon aus, dass es sich wieder um einen 7-nm-Chip handelt. Fortschrittlichere Fertigungstechnologien hat der Konzern also offenbar noch immer nicht im Griff. Dabei werden neue Apple-Chips schon mit 3-nm-Prozessen hergestellt, die zwei Generationen weiter sind.
Mit der Einführung des Mate 70 wagt Huawei beim Betriebssystem zudem einen nicht unumstrittenen Schritt. Das neue HarmonyOS Next, eine vollständig eigenentwickelte Plattform, enthält erstmals keinen Android-Code mehr. Während frühere Versionen von HarmonyOS noch auf Android-Kompatibilität setzten, markiert HarmonyOS Next einen klaren Bruch mit dem Google-Ökosystem. Diese Entscheidung könnte sich als zweischneidiges Schwert erweisen. Einerseits demonstriert Huawei seine technologische Unabhängigkeit, andererseits steht das Unternehmen vor der Herausforderung, Entwickler und Nutzer für ein neues Betriebssystem zu gewinnen.
Zeitgleich mit der Einführung des neuen Mate-Smartphones haben die USA ihre Exportkontrollen in dieser Woche gegenüber China weiter verschärft. Die neuen Regeln schränken Chinas Zugang zu 24 Arten von Chip-Herstellungsgeräten und drei essenziellen Softwareprogrammen ein. Zudem wurden weitere 140 chinesische Unternehmen auf die sogenannte “Entity List” gesetzt. China hat Maßnahmen scharf kritisiert und entschlossene Gegenmaßnahmen angekündigt. Dennoch zeigen die Entwicklungen, dass die USA weiterhin aktiv daran arbeiten, Chinas technologische Fortschritte zu bremsen. jp
Wasserkraftprojekte in Tibet können den jährlichen Energiebedarf in Deutschland decken. Eine neue Studie der International Campaign for Tibet (ICT) dokumentiert 193 Projekte, die bereits in Betrieb sind, sich im Bau befinden oder in der Planung. Bei Fertigstellung können die Anlagen eine Gesamtleitung von 270 Gigawatt produzieren. Das entspricht dem Energieverbrauch in Deutschland des Jahres 2022.
Die Auswirkungen auf Menschen und Natur sind kaum abzusehen. Experten befürchten, dass viele der Projekte trotz drohender Gefahren vollendet werden und massive Schäden der Umwelt verursachen können. Die Wasserkraftprojekte rücken zudem immer näher an die Gletscher des Himalayas, die klimabedingt abschmelzen und Sturzfluten und Erdrutsche auslösen können. Die Region ist auch seismisch stark gefährdet. Zunehmend viele Wasserkraftwerke und deren Staudämme stehen damit auf unsicherem Terrain.
“Das Ausmaß der Wasserkraft- und Staudammprojekte in Tibet ist erschreckend. Die Kommunistische Partei treibt diese Projekte ohne Rücksicht auf Mensch und Natur voran”, sagt ICT-Präsidentin Tencho Gyatso. Die Studie schätzt die Zahl derjenigen, die den Wasserkraftwerken Platz machen und umsiedeln müssen, auf bis zu 1,2 Millionen Menschen. Hunderte Dörfer werden überflutet und mit ihnen versinken auch unschätzbar wertvolle Kulturgüter wie jahrhundertealte Kloster.
“Pekings Missachtung der Rechte des tibetischen Volkes und der Interessen seiner Nachbarn könnte nicht deutlicher sein. China muss seinen Kurs in Tibet ändern, und wirklich effektiven Klimaschutz umsetzen, und nicht länger an der starren Ideologie der KP festhalten”, sagt Gyatso.
Doch nicht nur das Leben der Tibeter ist vom Bau der Wasserkraftwerke betroffen. Die meisten großen Flüsse Süd- und Südostasiens entspringen im tibetischen Hochland. Durch den Bau der Staudämme geraten die Anrainerstaaten in Abhängigkeit der chinesischen Behörden, die künftig die Wassermengen kontrollieren können, die mit den großen Strömen Brahmaputra, Irrawady oder Menkong nach Süden transportiert werden. Entlang der Flüsse leben etwa 1,8 Milliarden Menschen. Diese Abhängigkeit könnte der chinesischen Geostrategie in die Karten spielen. grz
Frank Hartmann, Leiter der Asienpazifik-Abteilung im Auswärtigen Amt, geht für die Berliner China und Indo-Pazifik-Strategie nach der Bundestagswahl von keiner massiven Kursänderung aus. Es gebe einen breiten Konsens innerhalb der Parteien, dass De-Risking von China nötig sei, sagte Hartmann am Donnerstag in Berlin bei der Berlin Taiwan Conference. Die China- und auch die Indo-Pazifik-Strategie biete eine Grundlage auch für die nächste Bundesregierung, sagte Hartmann. Unter anderem mit CDU/CSU habe es dazu auch immer wieder Austausch gegeben. “Gegenüber China muss auf internationales Recht bestanden werden”, erklärte Hartmann.
Der Diplomat unterstrich außerdem die Verbindung von Sicherheitsfragen in Europa und Asien mit Blick auf den Einsatz nordkoreanischer Soldaten im Krieg gegen die Ukraine. Auch die Lage in der Taiwanstraße sei beim Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zu Beginn der Woche in Peking angesprochen worden. Die Botschaft an China müsse immer sein, dass Deutschland und andere Länder sich mit diesem Thema auseinandersetzen und klare rote Linien ziehen, sagte Hartmann. ari
Das philippinische Außenministerium hat diplomatischen Protest gegen China wegen eines Zwischenfalls in der umstrittenen Scarborough Shoal im Südchinesischen Meer eingelegt. Laut Angaben der philippinischen Beamten hatte die chinesische Küstenwache am Mittwoch ein Boot der Fischereibehörde von Manila seitlich gestreift und einen Wasserwerfer eingesetzt. Das Boot transportierte Versorgungsgüter für Fischer in der Scarborough Shoal. Die Rede war auch von “Blockieren, Beschatten und gefährlichen Manöver” von Seiten der chinesischen Küstenwache.
Jonathan Malaya, ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, sagte in einem Interview: “Wir betrachten dies als eine steile Eskalation seitens der Volksrepublik China.” Chinas Küstenwache bestand am Donnerstag darauf, dass “die Verantwortung vollständig bei der philippinischen Seite” liege. In einer Erklärung gab sie das Aufeinandertreffen mit philippinischen Schiffen zu. Allerdings habe man “notwendige Kontrollmaßnahmen” ergriffen und dabei “professionell, standardisiert, legitim und rechtmäßig” gehandelt.
Am Donnerstag unterzeichneten die Philippinen mit Japan ein Abkommen über Sicherheitshilfe in Höhe von rund 10,7 Millionen US-Dollar, um die maritimen Sicherheits- und Überwachungsfähigkeiten zu stärken. Im Rahmen eines “Programms zur Unterstützung der Sicherheit in Übersee” will Tokio der philippinischen Marine Ausrüstungsgegenstände, wie Festrumpfschlauchboote und Küstenradarsysteme zur Verfügung stellen. Im Juli hatten die beiden Länder vereinbart, dass Streitkräfte auf dem Boden des jeweils anderen Landes stationiert werden dürfen. mcl
Die Ursprünge der nationalistischen Ideologie Chinas lassen sich auf die politischen Entwicklungen nach dem Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg (1894-1895) zurückführen. Nach Japans Sieg wurde die Qing-Regierung gezwungen, den Vertrag von Shimonoseki zu unterzeichnen, eine enorme Kriegsentschädigung zu zahlen und Taiwan sowie die Penghu-Inseln abzutreten. Dieses Ereignis weckte ein “nationales Bewusstsein” bei einer neuen Generation von Intellektuellen wie Kang Youwei und Liang Qichao.
Von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch der Republikanischen Revolution von 1911 zeigte sich die Entwicklung des chinesischen Nationalismus in zwei Hauptströmungen. Die erste war der anti-mandschurische Nationalismus, der die Vertreibung der “fremden” mandschurischen Herrscher und die Wiederherstellung einer Han-chinesischen Regierung forderte. Diese Form des Nationalismus ähnelt dem westlichen Verständnis von ethnischem Nationalismus. Die zweite Strömung war ein pan-ethnischer Nationalismus, vertreten von Liang Qichao und anderen, der die “große Einheit der fünf Volksgruppen” – Han, Mandschu, Mongolen, Hui (Muslime) und Tibeter – betonte und das Konzept der “Chinesischen Nation” (中华民族) einführte. Diese Form des Nationalismus entspricht eher dem westlichen Verständnis von staatsbürgerlichem Nationalismus.
Die Bewegung des 4. Mai 1919 markierte einen bedeutenden Wendepunkt in der Entwicklung des chinesischen Nationalismus. Zuvor war nationalistisches Denken hauptsächlich auf Literaten und politische Eliten beschränkt. Danach griff der Nationalismus auf städtische Kaufleute und Bewohner über. Ein weiterer entscheidender Moment in der Entwicklung des chinesischen Nationalismus ereignete sich während des Zweiten Weltkriegs, als Japan eine umfassende Invasion in China startete. Dies führte dazu, dass sich nationalistische Gefühle von den Städten aufs Land ausbreiteten.
Obwohl China kein Konzept eines Nationalstaates kannte, hatte es eine lange Geschichte der Identitätsbildung, deren Kern der Konfuzianismus bildete. Die Entwicklung des Konfuzianismus in China kann grob in folgende Phasen unterteilt werden. Die erste Phase reicht von der Entstehung des Konfuzianismus bis zur Herrschaft von Kaiser Wu in der Han-Dynastie. In dieser Zeit war der Konfuzianismus noch hauptsächlich eine “Volksphilosophie”. Der Begriff “Konfuzianer” (ru) war breit gefächert und umfasste sogar Personen wie Fangshi (Praktizierende esoterischer Künste) und Ritualmeister.
Die zweite Phase erstreckt sich von der Ära Kaiser Wus bis zu der Zeit vor der Nördlichen Song-Dynastie, als sich der Konfuzianismus schließlich zur Staatsideologie entwickelte – ich nenne dies den “imperialen Konfuzianismus”. Bis zur Nördlichen Song-Dynastie hatte dieser zwar eine dominierende Position in der Politik, war aber noch nicht tief in die Basis der Gesellschaft vorgedrungen und wurde ständig von Buddhismus, einheimischen Taoismus, Volksreligionen und neuen religiösen Bewegungen herausgefordert.
Die dritte Phase beginnt mit der Nördlichen Song-Dynastie und setzt sich bis in die späte Qing-Dynastie fort, als der Einfluss des Konfuzianismus (genauer gesagt des Neokonfuzianismus) tief in alle Aspekte der chinesischen Gesellschaft eindrang. Dies wurde durch zwei miteinander verbundene Entwicklungen ermöglicht. Erstens diente die Ausweitung des kaiserlichen Prüfungssystems, das auf der Beherrschung konfuzianischer Texte basierte, als Hauptweg für die Rekrutierung von Beamten. Dadurch waren alle, die eine politische Karriere anstrebten, gezwungen, den Konfuzianismus zu studieren.
Zweitens verbreiteten sich landesweit dörfliche patrilineare Organisationen, die auf neokonfuzianischen Prinzipien beruhten. Gemeinsam ermöglichten sie es dem Konfuzianismus, nahezu jeden Aspekt des sozialen Lebens zu durchdringen und seinen Einfluss bis in die tiefsten Schichten der Gesellschaft auszudehnen. So wurde die Volksreligion in ganz China stark vom Konfuzianismus geprägt. Buddhismus, Taoismus und Islam unterzogen sich ebenfalls einer gewissen Konfuzianisierung. Die dominierenden konfuzianischen Werte beeinflussten Drama, Literatur und sogar die moralischen Vorstellungen geheimer Gesellschaften und Rebellen. China wurde somit zu einer konfuzianischen Gesellschaft.
Mit dem Aufstieg dieser Gesellschaft wurde der Konfuzianismus zur gemeinsamen Grundlage von Moral und Identität für Beamte, Gelehrte, lokale Landbesitzer und sogar die Eliten vieler ethnischer Minderheiten. Er fungierte als verbindende Kraft in der Gesellschaft, und legte eine solide Grundlage für den zukünftigen Aufbau der Nation. Diese Entwicklung brachte jedoch auch viele unbeabsichtigte Folgen mit sich. Erstens machten ethnische Gruppen mit einer klaren “nationalen” Identität nur einen sehr kleinen Teil der gesamten chinesischen Bevölkerung aus – etwa drei Prozent.
Zweitens war der Konfuzianismus, obwohl er nach der Song-Dynastie einen beispiellosen Einfluss hatte, institutionell fast vollständig mit weltlichen Strukturen verflochten – namentlich dem kaiserlichen Prüfungssystem. Dadurch übertraf seine integrative Kraft innerhalb des Staates während seiner Blütezeit wohl die von transzendentalen Religionen wie Christentum oder Islam. Als jedoch moderne Revolutionen und erzwungene Modernisierungswellen diese institutionelle Grundlage beseitigten, verlor der Konfuzianismus an Einfluss. Im Gegensatz dazu konnten Christentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus ihre Präsenz in der modernen Gesellschaft durch unabhängige Institutionen wie Kirchen und religiöse Organisationen bewahren, die ihnen in Zeiten sozialer Krisen eine Wiederbelebung ermöglichten. Der Konfuzianismus hingegen ist wie chinesisches Porzellan: robust und langlebig, aber nahezu unmöglich zu reparieren, wenn es einmal zerbrochen ist.
Wenn also der Aufstieg des industriellen Kapitalismus und der Nationalstaaten für nicht-westliche Zivilisationen “beispiellose Veränderungen in Jahrtausenden” (千年未有之巨变) brachte, waren die Auswirkungen auf die chinesische Zivilisation noch tiefgreifender. Viele der heutigen Probleme Chinas resultieren aus dieser Tatsache. So hat China im Vergleich zu anderen Ländern ein viel größeres Potenzial für das Entstehen neuer Religionen, da die Lücke, die der zurückgehende Einfluss des Konfuzianismus hinterlassen hat, enorm ist. Ebenso fehlt es China im Gegensatz zu Indien, Russland oder der Türkei besonders an Soft Power. Nicht nur verstehen westliche Zuhörer oft nicht die Rhetorik chinesischer Regierungsvertreter, auch die Stimmen chinesischer Gelehrter finden im Ausland wenig Gehör. Während dies viele Gründe hat, liegt ein Schlüsselgrund darin, dass andere Zivilisationen ihre Wurzeln unter dem Druck der Modernisierung bewahrt haben, während China fast vollständig entwurzelt wurde.
Was die zukünftige Entwicklung des chinesischen Nationalismus betrifft, so denke ich, dass sein Mainstream, besonders in seiner ausgeprägten Form, durch folgende Bedingungen geprägt sein wird: Erstens wird er weitgehend säkular sein, da keine Religion derzeit eine dominierende Stellung in China hat. Zweitens kann er nicht zu exklusiv sein, da China schon immer multiethnisch war und keine der chinesischen philosophischen oder religiösen Traditionen von Natur aus ausschließend ist. Drittens wird er etwas unbestimmt bleiben, solange China keine dauerhafte und weit verbreitete Ideologie etablieren kann. Schließlich wird die Taiwan-Frage weiterhin ein sensibles Thema bleiben, vor allem weil Taiwan nach Chinas Niederlage im Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg an Japan abgetreten wurde und der chinesische Nationalismus weitgehend als Reaktion auf diese Niederlage entstand. Daher nimmt die Taiwan-Frage eine zentrale Rolle im Diskurs des chinesischen Nationalismus ein.
Zhao Dingxin ist ein chinesischer Soziologe und Max Palevsky Professor Emeritus am Soziologieinstitut der Chicago Universität.
Aus dem Englischen von Julia Mertens.
Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute – mehr denn je – kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.
David von Schwerin ist seit November Commercial Director für Mainland China & Hongkong
bei der Logwin AG. Bevor er zum Luxemburger Logistikdienstleister wechselte, war von Schwerin
General Manager North China beim Bremer Logistiker Röhlig. Sein Einsatzort bleibt Shanghai.
Xinjun Feng hat im November den Posten des Operation Director bei Wirtgen China übernommen. Feng ist seit mehr als drei Jahren für die rheinland-pfälzische Wirtgen Group tätig, die sich auf die Herstellung von Maschinen und Anlagen für den Straßenbau spezialisiert hat. Zuletzt war er für Wirtgen in Langfang in der Provinz Hebei als R&D Manager tätig.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Vielen geht sicherlich schon beim Gedanken an Lebkuchen und Kokosmakronen, Zimtsterne und Nussecken das Herz auf. Und auch bei Chinesen wecken Kuchen, Gebäck und andere kleine Häppchen für zwischendurch wohlige Assoziationen, zumindest legt das die chinesische Bezeichnung für diese nahe. Diese lautet nämlich 点心 diǎnxīn, wörtlich in etwa “Kleinigkeit fürs Herz”.
Abgeleitet ist dieser Begriff, so sagt man, von dem Ausspruch 一点点心意 yīdiǎndiǎn xīnyì, den Chinesen gerne verwenden, wenn sie Freunden oder Bekannten ein kleines Geschenk wie zum Beispiel Naschereien überreichen. Dieser Ausspruch bedeutet wörtlich “ein kleines bisschen freundschaftliche Verbundenheit” (一点点 yīdiǎndiǎn = “ein kleines bisschen”, 心意 xīnyì = “freundschaftliche Verbundenheit, vertrauliches Entgegenkommen, gegenseitige Wertschätzung”). Auf Deutsch sagen wir in solchen Situationen: “Nur eine kleine Aufmerksamkeit!” oder “Nur eine Kleinigkeit!”.
Da das Zeichen 点 diǎn auch im Wort 糕点 gāodiǎn “Backwaren, Gebäck” auftaucht (z.B. 圣诞糕点 shèngdàn gāodiǎn “Weihnachtsgebäck”, 中式糕点 zhōngshì gāodiǎn “chinesisches Gebäck”), hat sich wohl die Bezeichnung 点心 diǎnxīn für solche Häppchen und Snacks durchgesetzt.
Lust auf mehr? www.new-chinese.org
noch vor wenigen Jahren war Deutschland eines der Lieblingsziele für chinesische Studenten und Fachkräfte. Gute und preiswerte Studienbedingungen und ein hoher Lebensstandard wurden von vielen als Grund angeführt, nach Deutschland zu kommen. Nicht wenige blieben, um in Deutschland Karriere zu machen. Das hat sich spätestens seit Covid geändert, schreibt unser Autor Liu Yi, der sich für seine Analyse unter Studenten in China und Deutschland umgehört hat. Das Fazit, dass er aus diesen Gesprächen zieht, ist ernüchternd: Die politischen Spannungen zwischen China und westlichen Ländern fordern auch hier ihren Tribut.
Doch nicht nur sie sorgen dafür, dass Deutschland kein Auswanderungsziel Nummer Eins mehr ist. Auch die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten werden angesichts der langsamen Wachstumsprognosen hierzulande nicht mehr als rosig empfunden. Die Motivation, die hohe Sprachbarriere sowie die kulturellen Herausforderungen anzugehen, sinkt dementsprechend immer weiter. An die Stelle der Chinesen treten zunehmend Studierende aus Indien, deren der Anteil in Deutschland 2023 auf 19,2 Prozent gestiegen ist, während der Anteil chinesischer Studierender auf 7,7 Prozent zurückging.
Im Februar 2025 müsste China eigentlich ein neues Klimaziel (NDC) an die UN übermitteln. Doch bisher ist aus der Volksrepublik eher Zurückhaltung zu hören. Aufgrund der Wahl in den USA gehen Experten davon aus, dass Peking erst einmal Trumps Kurs abwarten wird, bevor es große Versprechungen in der Klimapolitik macht. Eins ist jedoch klar: China befindet sich auf einem entscheidenden Kurs in seiner Klimapolitik, mit Fortschritten im Ausbau erneuerbarer Energien und E-Autos. Dennoch bleibt der Kohleverbrauch in mehreren Sektoren hoch, und die Emissionen aus dem Gebäudesektor und der Chemieindustrie bremsen die Fortschritte.
Dass das Thema Dekarbonisierung zumindest in der Wissenschaft Chinas weiterhin einen hohen Stellenwert genießt, zeigt eine Anfrage unserer Kollegen von Climate.Table an mehrere Professoren und Mitglieder der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS). Ihre Strategien zur Dekarbonisierung Chinas verraten sie uns in unserer zweiten Analyse.
Die Entwicklungen in den internationalen Beziehungen und unterschiedliche Sichtweisen der Länder beeinflussen die Entscheidungen chinesischer Auswanderer und ihre Wahl des Ziellandes zunehmend. Dadurch verändert sich vor allem auch Chinas Bedeutung als Herkunftsland für Studierende und Fachkräfte in Deutschland.
Seit 2019 schrumpft der Anteil neuer chinesischer Studierender und Fachkräfte, die aus allen Ländern nach Deutschland kommen. Obwohl nach der Aufhebung der covidbedingten Reisebeschränkungen Anfang 2022 eine Erholung für 2023 erwartet wurde, blieb diese aus. In der Zwischenzeit hat Indien in beiden Kategorien als wichtigste Quelle aufgeholt.
Chinesische Studierende führten früher die Ranglisten der nicht-EU-ausländischen Studierenden an deutschen Universitäten an. Im Jahr 2019 machten sie 10,4 Prozent der Gesamtzahl aus, während indische Studierende mit 8,8 Prozent folgten, wie aus Statistiken des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge hervorgeht. Doch der Anteil chinesischer Studierender ist im vergangenen Jahr stark auf 7,7 Prozent gesunken, während der indische Anteil auf 19,2 Prozent gestiegen ist.
Bei den zuwandernden Fachkräften lagen die Inderinnen und Inder bereits vor Ausbruch der Pandemie deutlich vor anderen Nationalitäten. 2019 erhielten Inder in Deutschland 30 Prozent aller EU Blue Cards, einem Arbeitsvisum für hoch qualifizierte Fachkräfte; Chinesen erhielten fünf Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Inder an neuen Blue Cards bei 25,2 Prozent und damit weiterhin auf Platz eins, während Chinesen mit 2,8 Prozent auf dem fünften Platz lagen.
Diese Entwicklung könnte teilweise auf veränderte internationale Beziehungen zurückzuführen sein. Seit der Pandemie haben sich Indiens Beziehungen zu westlichen Ländern verstärkt, während Chinas Beziehungen zu diesen Ländern zunehmend komplizierter wurden. Die Auswirkungen sind am deutlichsten in den USA zu spüren, wo die Zahl der Studierenden aus Indien im Studienjahr 2023/2024 erstmals die der chinesischen Studierenden überholt hat.
Nachdem Deutschland in den vergangenen Jahren die Anforderungen für die Einwanderung von Fachkräften deutlich gesenkt hat, ist es “rechtlich gesehen nun eines der liberalsten Länder in der OECD-Welt“, sagt Holger Kolb, Leiter des Bereichs Jahresgutachten des Sachverständigenrats für Integration und Migration in Berlin. Vor diesem Hintergrund unterzeichnete Deutschland 2022 ein Abkommen mit Indien, um den Transfer von Talenten aus dem südasiatischen Land zu erleichtern.
Schwierige internationale Beziehungen beeinflussen die Migration von Fachkräften auf vielfältige Weise. Der Anteil chinesischer Studierender in ingenieur- und technikbezogenen Fächern in Deutschland lag konstant bei etwa der Hälfte aller chinesischen Studierenden. Mit der zunehmenden Rivalität zwischen China und den USA sind chinesische Studierende in diesen Fächern jedoch stark betroffen.
Die USA haben offen angekündigt, Visa für chinesische Staatsbürger zu verweigern, die sich auf sensible Technologien spezialisiert haben oder Verbindungen zu Institutionen mit militärischem Hintergrund besitzen. Die renommierte ETH Zürich gab vergangenen Monat bekannt, dass sie ebenfalls die Zulassung chinesischer Studierender einschränken werde.
Cheng Hao ist Absolvent der Southeast University in Nanjing, Jiangsu. Er glaubt, “dass alle Universitäten und Institutionen in westlichen und nordeuropäischen Ländern gegen chinesische Studierende in bestimmten Technologiebereichen vorgehen werden, auch wenn sie es nicht öffentlich sagen.” Cheng, der 2023 seinen Abschluss in Künstlicher Intelligenz gemacht hat, entschied sich nach einer Suche im Ausland vorerst dafür, in China zu bleiben. Er nahm eine Stelle beim IT-Giganten Alibaba an.
Hindernisse kommen auch aus dem Inneren Chinas. Die chinesische Jugend war in den letzten zehn Jahren verstärkter ausländerfeindlicher und nationalistischer Propaganda ausgesetzt, was sich auf die Entscheidung der Studierenden für ein Auslandsstudium auswirkt. Viele Eltern, deren Meinung für junge Chinesen von großem Gewicht ist, sind besorgt, dass ihre Kinder in westlichen Ländern auf ein unfreundliches Umfeld stoßen könnten. Daher lehnten sie Pläne für ein Studium im Ausland ab, schreibt Chen Zhiwen, ein Forscher bei der großen Bildungsinformationsplattform Education Online. Zudem bedeutet das schleppende Wirtschaftswachstum in China, dass sich weniger Familien ein Auslandsstudium ihrer Kinder leisten können.
Zhao Kangyan, Student der Informationstechnik im Maschinenwesen an der Technischen Universität Berlin, sagt, dass es für chinesische Studierende und junge Fachkräfte viele Faktoren zu berücksichtigen gäbe, wenn sie sich entscheiden müssen, in welches Land sie gehen wollen.
“Der Arbeitsdruck in China ist einfach zu hoch, das ist einer der Gründe, warum einige junge Chinesen andere Länder ausprobieren möchten”, sagt Zhao aus Shanghai, der seit sieben Jahren in Deutschland studiert und die Entscheidungen seiner chinesischen Altersgenossen sowohl in China als auch in Deutschland beobachtet hat.
Die wirtschaftlichen Aussichten spielen auch eine Rolle: “Die chinesische Wirtschaft läuft nicht wirklich gut. Aber wenn man sich Deutschland anschaut, sind die Aussichten auch nicht so rosig. Die USA waren früher eine Option für diejenigen, die von Deutschland aus weiterziehen wollten, aber die politische Situation in den USA und die Beziehungen zwischen China und den USA haben sich verschlechtert”, erklärt er. “Man muss all das in seine Berechnungen einbeziehen.”
Für junge Fachkräfte gibt es noch mehr zu bedenken, wenn sie über einen Weggang nachdenken. Trotz des allgemein positiven Bildes Deutschlands in den Köpfen der Chinesen ist das Erlernen einer neuen, so schwierigen Sprache wie Deutsch für viele Chinesen, die die Schule bereits verlassen haben, eine einschüchternde Aufgabe.
Für diejenigen mit Familie wird es noch komplizierter, da die Bedürfnisse jedes Familienmitglieds berücksichtigt werden müssen. Genau wegen ihrer Kinder entscheiden sich jedoch viele junge Eltern dafür, China zu verlassen, weil sie die Hochdruckatmosphäre in chinesischen Schulen und die allgegenwärtige Indoktrination im Lehrplan nicht mögen. Liu Yi
Immer mehr Experten gehen davon aus, dass Chinas Emissionen im laufenden oder kommenden Jahr ihren Höhepunkt erreichen könnten. Der größte CO₂-Emittent steckt mitten in der Dekarbonisierung seiner Wirtschaft. Während einige Indikatoren in die richtige Richtung zeigen, muss das Tempo in anderen Bereichen aber erhöht werden, wie eine neue Studie des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) zeigt. Bereits Ende Oktober hat die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) gemeinsam mit der deutschen Leopoldina die Bedeutung der Dekarbonisierung betont. Auf Anfrage von Table.Briefings haben CAS-Wissenschaftler nun die Schwerpunkte des Landes auf diesem Pfad formuliert.
Eine klare Einschätzung über den Klimakurs des Landes ist derzeit aber noch schwierig. Im Februar 2025 müsste China eigentlich ein neues Klimaziel (NDC) an die UN übermitteln. Doch bisher ist aus der Volksrepublik eher Zurückhaltung zu hören. Aufgrund der Wahl Donald Trumps gehen Experten eher von einem verspäteten NDC aus. China werde, wie auch andere große Emittenten, erst einmal Trumps Kurs abwarten, bevor es große Versprechungen in der Klimapolitik mache.
China verzeichnet weiterhin hohe Wachstumsraten beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Elektrifizierung des Verkehrssektors:
Diese Fortschritte werden durch den hohen Energieverbrauch und höhere Emissionen in anderen Sektoren teils wieder zunichtegemacht:
Das Thema Dekarbonisierung genießt zumindest in der Wissenschaft Chinas einen hohen Stellenwert. Das wurde bei einer gemeinsamen Erklärung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) und der deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina klar. Die Professoren und Mitglieder der CAS, Pu Wang (Institut für Wissenschaft und Entwicklung), Buxing Han (Institut für Chemie) und Shuhing Yu (Universität für Wissenschaft und Technologie Chinas) stellten sich den schriftlichen Fragen von Table.Briefings nach der Strategie zur Dekarbonisierung in China. Die Antworten dokumentieren wir hier.
China hat sich verpflichtet, bis 2060 Kohlenstoffneutralität zu erreichen. “Die Reihenfolge der Erreichung der Kohlenstoffneutralität für die verschiedenen Sektoren ist ungewiss. Einige Studien deuten darauf hin, dass der Stromerzeugungssektor aufgrund des schnellen und großflächigen Einsatzes erneuerbarer Energien und der Ausgereiftheit bestehender Technologien wahrscheinlich schon früher einen großen Beitrag leisten wird”, schreiben die drei CAS-Wissenschaftler. Sie loben die “beeindruckenden Fortschritte” bei den Erneuerbaren und die Fortschritte “bei der Entwicklung und Herstellung von Batterietechnologien”.
Zu den wichtigsten Herausforderungen im Energiesektor “gehören die Probleme der Unterbrechung der erneuerbaren Energien und die Herausforderungen bei der Netzinfrastruktur“. China investiert zwar massiv in den Ausbau der Stromnetze und in Batteriespeicher zur Überbrückung von Dunkelflauten. Allerdings gibt es derzeit noch kein funktionierendes Geschäftsmodell für die Betreiber von Batteriespeichern. Und der Stromhandel über Provinzgrenzen steckt noch in den Kinderschuhen – was die Energiewende ausbremst.
Die CAS-Forscher bestätigen die Ausweitung des Emissionshandels auf die “Sektoren Stahl, Zement und Aluminium”. Zudem habe China “die Bedeutung der Kontrolle von Nicht-CO₂-Treibhausgasemissionen betont und eine Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung von Nicht-CO₂-Treibhausgasen im Energie-, Landwirtschafts- und Abfallsektor ergriffen”.
Ob China seine Klimapolitik im Klimaziel (NDC) weiter beschleunigen wird, ist derzeit noch unklar. Chinas Regierung hat sich bisher eine Erhöhung der Emissionen bis 2030 offen gehalten. Analysten hoffen, dass das neue NDC für das Jahr 2035 mehr Klarheit schafft. Es ist davon auszugehen, dass das neue NDC erstmals eine Reduktion der CO₂-Emissionen ins Auge fasst. Aber “die Festlegung eines absoluten Ziels ist nicht per se ein Fortschritt. Es kommt auf die Höhe des Ziels an”, sagt Lauri Myllyvirta von CREA. Ihn sorgt, dass die “derzeitigen Überlegungen zu den Emissionszielen für das nächste Jahrzehnt sehr konservativ sind“.
China müsste dieses NDC bis Februar 2025 an die UN übermitteln. Auf der Klimakonferenz (COP29) in Baku zweifelten Experten eine Einhaltung dieser Deadline aber an. Viele große Emittenten würden erst die Ausrichtung der USA unter Donald Trump abwarten, bevor sie allzu ehrgeizige NDCs vorlegen würden, so die Einschätzung eines China-Experten. Zudem könnte China bald ein größeres Konjunkturprogramm vorlegen, das die Emissionen weiter erhöhen könnte, so eine andere Beobachterin aus Peking. Klar ist allerdings: China hat in bilateralen Gesprächen mit den USA zugesichert, dass das neue NDC erstmals alle Treibhausgase umfassen wird.
10.12.2024, 20:30 Uhr (EST – 11.12., 09:30 Uhr Beijing Time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Webinar: Housing Expropriation and the Changing Priorities of Inner-City Redevelopment in Contemporary China Mehr
11.12.2024, 09:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing Time)
BDI Representative Office China, Panel Discussion: Economic Outlook 2025: Trends in the Chinese economy and their impact on German industry Mehr
12.12.2024, 15:00 Uhr
Merics, Panel Discussion (Berlin): The Politics of Chinese History Mehr
12.12.2024, 15:30 Uhr (22:30 Uhr Beijing Time)
China Netzwerk Baden-Württemberg, Webinar: Corporate Governance and Employee Representative: What are the changes brought by the new PRC Company Law? Mehr
12.12.2024, 10:00 Uhr (17:00 Uhr Beijing Time)
China-Brücke, Webinar: China Insight Hour: “The Split” – Finding the Opportunities in China’s Economy in the New World Order with Shaun Rein Mehr
13.12.2024, 13:30 Uhr (Beijing)
AHK Greater China, Seminar: Interpretation on 2024 Finance and Taxation Policies 2024 Mehr
13.12.2024, 08:30 Uhr (Beijing Time)
EU SME Centre, Seminar mit Jörg Wuttke und Noah Fraser: Ready or Not: EU-US-China Relations in the Trump 2.0 Era Mehr
14.12.2024, 11:00 Uhr (18:00 Uhr Beijing Time)
Sino German Center at Frankfurt School, Webinar mit Chief Economist Yi Xiong: Outlook for China’s Economy in the Year of the Snake Mehr
16.12.2024, 08:30 Uhr
Chinaforum Bayern, Vortrag und Frühstück (München): Chinaforum Christmas Club München “China 2024 – ein Jahresrückblick” Mehr
Seit dem Verkaufsstart des Mate 70 in dieser Woche ist das Smartphone des Technologiekonzerns Huawei in China in aller Munde. Influencer in Chinas sozialen Medien heben vor allem zwei Aspekte hervor: die robuste Bauweise und innovative Bedienfunktionen. Besonders begeistert diskutieren sie eine neue Funktion, mit der Bilder allein durch Handgesten zwischen zwei Geräten übertragen werden können. Gleichzeitig herrscht aber eine gewisse Enttäuschung darüber, dass Huawei keine konkreten Angaben zur Leistungsfähigkeit der selbst entwickelten Chips macht. Das war auch schon beim Vorgängermodell Mate 60 der Fall.
Der neue Kirin 9020-Chip in der Mate 70-Serie hat gemischte Reaktionen hervorgerufen. Huawei hält die genauen Spezifikationen des Chips unter Verschluss. Aber Experten gehen davon aus, dass es sich wieder um einen 7-nm-Chip handelt. Fortschrittlichere Fertigungstechnologien hat der Konzern also offenbar noch immer nicht im Griff. Dabei werden neue Apple-Chips schon mit 3-nm-Prozessen hergestellt, die zwei Generationen weiter sind.
Mit der Einführung des Mate 70 wagt Huawei beim Betriebssystem zudem einen nicht unumstrittenen Schritt. Das neue HarmonyOS Next, eine vollständig eigenentwickelte Plattform, enthält erstmals keinen Android-Code mehr. Während frühere Versionen von HarmonyOS noch auf Android-Kompatibilität setzten, markiert HarmonyOS Next einen klaren Bruch mit dem Google-Ökosystem. Diese Entscheidung könnte sich als zweischneidiges Schwert erweisen. Einerseits demonstriert Huawei seine technologische Unabhängigkeit, andererseits steht das Unternehmen vor der Herausforderung, Entwickler und Nutzer für ein neues Betriebssystem zu gewinnen.
Zeitgleich mit der Einführung des neuen Mate-Smartphones haben die USA ihre Exportkontrollen in dieser Woche gegenüber China weiter verschärft. Die neuen Regeln schränken Chinas Zugang zu 24 Arten von Chip-Herstellungsgeräten und drei essenziellen Softwareprogrammen ein. Zudem wurden weitere 140 chinesische Unternehmen auf die sogenannte “Entity List” gesetzt. China hat Maßnahmen scharf kritisiert und entschlossene Gegenmaßnahmen angekündigt. Dennoch zeigen die Entwicklungen, dass die USA weiterhin aktiv daran arbeiten, Chinas technologische Fortschritte zu bremsen. jp
Wasserkraftprojekte in Tibet können den jährlichen Energiebedarf in Deutschland decken. Eine neue Studie der International Campaign for Tibet (ICT) dokumentiert 193 Projekte, die bereits in Betrieb sind, sich im Bau befinden oder in der Planung. Bei Fertigstellung können die Anlagen eine Gesamtleitung von 270 Gigawatt produzieren. Das entspricht dem Energieverbrauch in Deutschland des Jahres 2022.
Die Auswirkungen auf Menschen und Natur sind kaum abzusehen. Experten befürchten, dass viele der Projekte trotz drohender Gefahren vollendet werden und massive Schäden der Umwelt verursachen können. Die Wasserkraftprojekte rücken zudem immer näher an die Gletscher des Himalayas, die klimabedingt abschmelzen und Sturzfluten und Erdrutsche auslösen können. Die Region ist auch seismisch stark gefährdet. Zunehmend viele Wasserkraftwerke und deren Staudämme stehen damit auf unsicherem Terrain.
“Das Ausmaß der Wasserkraft- und Staudammprojekte in Tibet ist erschreckend. Die Kommunistische Partei treibt diese Projekte ohne Rücksicht auf Mensch und Natur voran”, sagt ICT-Präsidentin Tencho Gyatso. Die Studie schätzt die Zahl derjenigen, die den Wasserkraftwerken Platz machen und umsiedeln müssen, auf bis zu 1,2 Millionen Menschen. Hunderte Dörfer werden überflutet und mit ihnen versinken auch unschätzbar wertvolle Kulturgüter wie jahrhundertealte Kloster.
“Pekings Missachtung der Rechte des tibetischen Volkes und der Interessen seiner Nachbarn könnte nicht deutlicher sein. China muss seinen Kurs in Tibet ändern, und wirklich effektiven Klimaschutz umsetzen, und nicht länger an der starren Ideologie der KP festhalten”, sagt Gyatso.
Doch nicht nur das Leben der Tibeter ist vom Bau der Wasserkraftwerke betroffen. Die meisten großen Flüsse Süd- und Südostasiens entspringen im tibetischen Hochland. Durch den Bau der Staudämme geraten die Anrainerstaaten in Abhängigkeit der chinesischen Behörden, die künftig die Wassermengen kontrollieren können, die mit den großen Strömen Brahmaputra, Irrawady oder Menkong nach Süden transportiert werden. Entlang der Flüsse leben etwa 1,8 Milliarden Menschen. Diese Abhängigkeit könnte der chinesischen Geostrategie in die Karten spielen. grz
Frank Hartmann, Leiter der Asienpazifik-Abteilung im Auswärtigen Amt, geht für die Berliner China und Indo-Pazifik-Strategie nach der Bundestagswahl von keiner massiven Kursänderung aus. Es gebe einen breiten Konsens innerhalb der Parteien, dass De-Risking von China nötig sei, sagte Hartmann am Donnerstag in Berlin bei der Berlin Taiwan Conference. Die China- und auch die Indo-Pazifik-Strategie biete eine Grundlage auch für die nächste Bundesregierung, sagte Hartmann. Unter anderem mit CDU/CSU habe es dazu auch immer wieder Austausch gegeben. “Gegenüber China muss auf internationales Recht bestanden werden”, erklärte Hartmann.
Der Diplomat unterstrich außerdem die Verbindung von Sicherheitsfragen in Europa und Asien mit Blick auf den Einsatz nordkoreanischer Soldaten im Krieg gegen die Ukraine. Auch die Lage in der Taiwanstraße sei beim Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zu Beginn der Woche in Peking angesprochen worden. Die Botschaft an China müsse immer sein, dass Deutschland und andere Länder sich mit diesem Thema auseinandersetzen und klare rote Linien ziehen, sagte Hartmann. ari
Das philippinische Außenministerium hat diplomatischen Protest gegen China wegen eines Zwischenfalls in der umstrittenen Scarborough Shoal im Südchinesischen Meer eingelegt. Laut Angaben der philippinischen Beamten hatte die chinesische Küstenwache am Mittwoch ein Boot der Fischereibehörde von Manila seitlich gestreift und einen Wasserwerfer eingesetzt. Das Boot transportierte Versorgungsgüter für Fischer in der Scarborough Shoal. Die Rede war auch von “Blockieren, Beschatten und gefährlichen Manöver” von Seiten der chinesischen Küstenwache.
Jonathan Malaya, ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, sagte in einem Interview: “Wir betrachten dies als eine steile Eskalation seitens der Volksrepublik China.” Chinas Küstenwache bestand am Donnerstag darauf, dass “die Verantwortung vollständig bei der philippinischen Seite” liege. In einer Erklärung gab sie das Aufeinandertreffen mit philippinischen Schiffen zu. Allerdings habe man “notwendige Kontrollmaßnahmen” ergriffen und dabei “professionell, standardisiert, legitim und rechtmäßig” gehandelt.
Am Donnerstag unterzeichneten die Philippinen mit Japan ein Abkommen über Sicherheitshilfe in Höhe von rund 10,7 Millionen US-Dollar, um die maritimen Sicherheits- und Überwachungsfähigkeiten zu stärken. Im Rahmen eines “Programms zur Unterstützung der Sicherheit in Übersee” will Tokio der philippinischen Marine Ausrüstungsgegenstände, wie Festrumpfschlauchboote und Küstenradarsysteme zur Verfügung stellen. Im Juli hatten die beiden Länder vereinbart, dass Streitkräfte auf dem Boden des jeweils anderen Landes stationiert werden dürfen. mcl
Die Ursprünge der nationalistischen Ideologie Chinas lassen sich auf die politischen Entwicklungen nach dem Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg (1894-1895) zurückführen. Nach Japans Sieg wurde die Qing-Regierung gezwungen, den Vertrag von Shimonoseki zu unterzeichnen, eine enorme Kriegsentschädigung zu zahlen und Taiwan sowie die Penghu-Inseln abzutreten. Dieses Ereignis weckte ein “nationales Bewusstsein” bei einer neuen Generation von Intellektuellen wie Kang Youwei und Liang Qichao.
Von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch der Republikanischen Revolution von 1911 zeigte sich die Entwicklung des chinesischen Nationalismus in zwei Hauptströmungen. Die erste war der anti-mandschurische Nationalismus, der die Vertreibung der “fremden” mandschurischen Herrscher und die Wiederherstellung einer Han-chinesischen Regierung forderte. Diese Form des Nationalismus ähnelt dem westlichen Verständnis von ethnischem Nationalismus. Die zweite Strömung war ein pan-ethnischer Nationalismus, vertreten von Liang Qichao und anderen, der die “große Einheit der fünf Volksgruppen” – Han, Mandschu, Mongolen, Hui (Muslime) und Tibeter – betonte und das Konzept der “Chinesischen Nation” (中华民族) einführte. Diese Form des Nationalismus entspricht eher dem westlichen Verständnis von staatsbürgerlichem Nationalismus.
Die Bewegung des 4. Mai 1919 markierte einen bedeutenden Wendepunkt in der Entwicklung des chinesischen Nationalismus. Zuvor war nationalistisches Denken hauptsächlich auf Literaten und politische Eliten beschränkt. Danach griff der Nationalismus auf städtische Kaufleute und Bewohner über. Ein weiterer entscheidender Moment in der Entwicklung des chinesischen Nationalismus ereignete sich während des Zweiten Weltkriegs, als Japan eine umfassende Invasion in China startete. Dies führte dazu, dass sich nationalistische Gefühle von den Städten aufs Land ausbreiteten.
Obwohl China kein Konzept eines Nationalstaates kannte, hatte es eine lange Geschichte der Identitätsbildung, deren Kern der Konfuzianismus bildete. Die Entwicklung des Konfuzianismus in China kann grob in folgende Phasen unterteilt werden. Die erste Phase reicht von der Entstehung des Konfuzianismus bis zur Herrschaft von Kaiser Wu in der Han-Dynastie. In dieser Zeit war der Konfuzianismus noch hauptsächlich eine “Volksphilosophie”. Der Begriff “Konfuzianer” (ru) war breit gefächert und umfasste sogar Personen wie Fangshi (Praktizierende esoterischer Künste) und Ritualmeister.
Die zweite Phase erstreckt sich von der Ära Kaiser Wus bis zu der Zeit vor der Nördlichen Song-Dynastie, als sich der Konfuzianismus schließlich zur Staatsideologie entwickelte – ich nenne dies den “imperialen Konfuzianismus”. Bis zur Nördlichen Song-Dynastie hatte dieser zwar eine dominierende Position in der Politik, war aber noch nicht tief in die Basis der Gesellschaft vorgedrungen und wurde ständig von Buddhismus, einheimischen Taoismus, Volksreligionen und neuen religiösen Bewegungen herausgefordert.
Die dritte Phase beginnt mit der Nördlichen Song-Dynastie und setzt sich bis in die späte Qing-Dynastie fort, als der Einfluss des Konfuzianismus (genauer gesagt des Neokonfuzianismus) tief in alle Aspekte der chinesischen Gesellschaft eindrang. Dies wurde durch zwei miteinander verbundene Entwicklungen ermöglicht. Erstens diente die Ausweitung des kaiserlichen Prüfungssystems, das auf der Beherrschung konfuzianischer Texte basierte, als Hauptweg für die Rekrutierung von Beamten. Dadurch waren alle, die eine politische Karriere anstrebten, gezwungen, den Konfuzianismus zu studieren.
Zweitens verbreiteten sich landesweit dörfliche patrilineare Organisationen, die auf neokonfuzianischen Prinzipien beruhten. Gemeinsam ermöglichten sie es dem Konfuzianismus, nahezu jeden Aspekt des sozialen Lebens zu durchdringen und seinen Einfluss bis in die tiefsten Schichten der Gesellschaft auszudehnen. So wurde die Volksreligion in ganz China stark vom Konfuzianismus geprägt. Buddhismus, Taoismus und Islam unterzogen sich ebenfalls einer gewissen Konfuzianisierung. Die dominierenden konfuzianischen Werte beeinflussten Drama, Literatur und sogar die moralischen Vorstellungen geheimer Gesellschaften und Rebellen. China wurde somit zu einer konfuzianischen Gesellschaft.
Mit dem Aufstieg dieser Gesellschaft wurde der Konfuzianismus zur gemeinsamen Grundlage von Moral und Identität für Beamte, Gelehrte, lokale Landbesitzer und sogar die Eliten vieler ethnischer Minderheiten. Er fungierte als verbindende Kraft in der Gesellschaft, und legte eine solide Grundlage für den zukünftigen Aufbau der Nation. Diese Entwicklung brachte jedoch auch viele unbeabsichtigte Folgen mit sich. Erstens machten ethnische Gruppen mit einer klaren “nationalen” Identität nur einen sehr kleinen Teil der gesamten chinesischen Bevölkerung aus – etwa drei Prozent.
Zweitens war der Konfuzianismus, obwohl er nach der Song-Dynastie einen beispiellosen Einfluss hatte, institutionell fast vollständig mit weltlichen Strukturen verflochten – namentlich dem kaiserlichen Prüfungssystem. Dadurch übertraf seine integrative Kraft innerhalb des Staates während seiner Blütezeit wohl die von transzendentalen Religionen wie Christentum oder Islam. Als jedoch moderne Revolutionen und erzwungene Modernisierungswellen diese institutionelle Grundlage beseitigten, verlor der Konfuzianismus an Einfluss. Im Gegensatz dazu konnten Christentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus ihre Präsenz in der modernen Gesellschaft durch unabhängige Institutionen wie Kirchen und religiöse Organisationen bewahren, die ihnen in Zeiten sozialer Krisen eine Wiederbelebung ermöglichten. Der Konfuzianismus hingegen ist wie chinesisches Porzellan: robust und langlebig, aber nahezu unmöglich zu reparieren, wenn es einmal zerbrochen ist.
Wenn also der Aufstieg des industriellen Kapitalismus und der Nationalstaaten für nicht-westliche Zivilisationen “beispiellose Veränderungen in Jahrtausenden” (千年未有之巨变) brachte, waren die Auswirkungen auf die chinesische Zivilisation noch tiefgreifender. Viele der heutigen Probleme Chinas resultieren aus dieser Tatsache. So hat China im Vergleich zu anderen Ländern ein viel größeres Potenzial für das Entstehen neuer Religionen, da die Lücke, die der zurückgehende Einfluss des Konfuzianismus hinterlassen hat, enorm ist. Ebenso fehlt es China im Gegensatz zu Indien, Russland oder der Türkei besonders an Soft Power. Nicht nur verstehen westliche Zuhörer oft nicht die Rhetorik chinesischer Regierungsvertreter, auch die Stimmen chinesischer Gelehrter finden im Ausland wenig Gehör. Während dies viele Gründe hat, liegt ein Schlüsselgrund darin, dass andere Zivilisationen ihre Wurzeln unter dem Druck der Modernisierung bewahrt haben, während China fast vollständig entwurzelt wurde.
Was die zukünftige Entwicklung des chinesischen Nationalismus betrifft, so denke ich, dass sein Mainstream, besonders in seiner ausgeprägten Form, durch folgende Bedingungen geprägt sein wird: Erstens wird er weitgehend säkular sein, da keine Religion derzeit eine dominierende Stellung in China hat. Zweitens kann er nicht zu exklusiv sein, da China schon immer multiethnisch war und keine der chinesischen philosophischen oder religiösen Traditionen von Natur aus ausschließend ist. Drittens wird er etwas unbestimmt bleiben, solange China keine dauerhafte und weit verbreitete Ideologie etablieren kann. Schließlich wird die Taiwan-Frage weiterhin ein sensibles Thema bleiben, vor allem weil Taiwan nach Chinas Niederlage im Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg an Japan abgetreten wurde und der chinesische Nationalismus weitgehend als Reaktion auf diese Niederlage entstand. Daher nimmt die Taiwan-Frage eine zentrale Rolle im Diskurs des chinesischen Nationalismus ein.
Zhao Dingxin ist ein chinesischer Soziologe und Max Palevsky Professor Emeritus am Soziologieinstitut der Chicago Universität.
Aus dem Englischen von Julia Mertens.
Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute – mehr denn je – kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.
David von Schwerin ist seit November Commercial Director für Mainland China & Hongkong
bei der Logwin AG. Bevor er zum Luxemburger Logistikdienstleister wechselte, war von Schwerin
General Manager North China beim Bremer Logistiker Röhlig. Sein Einsatzort bleibt Shanghai.
Xinjun Feng hat im November den Posten des Operation Director bei Wirtgen China übernommen. Feng ist seit mehr als drei Jahren für die rheinland-pfälzische Wirtgen Group tätig, die sich auf die Herstellung von Maschinen und Anlagen für den Straßenbau spezialisiert hat. Zuletzt war er für Wirtgen in Langfang in der Provinz Hebei als R&D Manager tätig.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Vielen geht sicherlich schon beim Gedanken an Lebkuchen und Kokosmakronen, Zimtsterne und Nussecken das Herz auf. Und auch bei Chinesen wecken Kuchen, Gebäck und andere kleine Häppchen für zwischendurch wohlige Assoziationen, zumindest legt das die chinesische Bezeichnung für diese nahe. Diese lautet nämlich 点心 diǎnxīn, wörtlich in etwa “Kleinigkeit fürs Herz”.
Abgeleitet ist dieser Begriff, so sagt man, von dem Ausspruch 一点点心意 yīdiǎndiǎn xīnyì, den Chinesen gerne verwenden, wenn sie Freunden oder Bekannten ein kleines Geschenk wie zum Beispiel Naschereien überreichen. Dieser Ausspruch bedeutet wörtlich “ein kleines bisschen freundschaftliche Verbundenheit” (一点点 yīdiǎndiǎn = “ein kleines bisschen”, 心意 xīnyì = “freundschaftliche Verbundenheit, vertrauliches Entgegenkommen, gegenseitige Wertschätzung”). Auf Deutsch sagen wir in solchen Situationen: “Nur eine kleine Aufmerksamkeit!” oder “Nur eine Kleinigkeit!”.
Da das Zeichen 点 diǎn auch im Wort 糕点 gāodiǎn “Backwaren, Gebäck” auftaucht (z.B. 圣诞糕点 shèngdàn gāodiǎn “Weihnachtsgebäck”, 中式糕点 zhōngshì gāodiǎn “chinesisches Gebäck”), hat sich wohl die Bezeichnung 点心 diǎnxīn für solche Häppchen und Snacks durchgesetzt.
Lust auf mehr? www.new-chinese.org