Table.Briefing: China

Deutsche Autohersteller zum Kräftemessen in Peking + BMW-China-Chef gibt sich selbstbewusst

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit Jahren dominieren deutsche Autobauer das Premiumsegment in China. Mercedes ist hier die Nummer eins, gefolgt von BMW und Audi. Die beiden letzteren konnten ihren Absatz 2023 sogar noch steigern. Sind Behauptungen, die deutschen Autobauer befinden sich in China auf dem absteigenden Ast, also nur Unkenrufe?

Julia Fiedler hat sich die Situation vor Ort angesehen – auf der Automesse in Peking, die am Donnerstag gestartet ist. Hier zeigen die Deutschen ihre Neuheiten, darunter auch die neue G-Klasse. Dabei werden sie jedoch mehr denn je flankiert von starker chinesischer Konkurrenz. Um die attraktiven, technologisch hochwertigen Fahrzeuge von BYD und Xiaomi drängten sich die Menschen schon am ersten Tag. In der Messehalle wird deutlich, dass sie längst nicht nur den Massenmarkt im Blick haben, sondern auch die Königsklasse – und das mit bemerkenswerter Expertise in Sachen Elektromobilität und Vernetzung.

“Das Battery Electric Vehicle-Segment ist in China am stärksten umkämpft”, bestätigt Sean Green diesen Trend. Im Interview mit Michael Radunski prophezeit der Chef von BMW China, dass BMW in der Volksrepublik weiterhin eine der gefragtesten Marken bleiben wird. In den unteren Preissegmenten herrschten andere Entwicklungsgeschwindigkeiten, sagt er, mitunter Chaos und oft auch: viel Lärm um nichts. Aber dort spiele BMW nur sehr bedingt mit.

Trotzdem muss sich auch BMW anstrengen, um auf Wachstumskurs zu bleiben. Das gilt vor allem für Design, Digitalisierung und Softwarekompetenz. Wer hier Game-Changer an den Start bringt, schwimmt oben. “Was heute in China en vogue ist, wird es morgen im Rest der Welt“, sagt Green.

Ihr
Fabian Peltsch
Bild von Fabian  Peltsch

Analyse

Deutsche Autohersteller stehen in China vor hartem Wettbewerb im Luxus-Segment

Die elektrische G-Klasse feiert bei der Auto China 2024 Weltpremiere.

ABB – dieses Kürzel steht in China für Audi, BMW und Benz. Seit Jahren dominieren die deutschen Premiumhersteller ihr Segment, Audi und BMW konnten ihren Absatz 2023 erneut steigern. Doch ihre Zukunft auf dem chinesischen Markt hängt am Angebot an Elektroautos – und das ist aktuell nicht erfolgreich.

Bei Audi liefen die EV-Verkäufe 2023 sogar ausgesprochen schlecht. Da der Anteil der Elektroautos am chinesischen Gesamtmarkt schon 2025 die 50-Prozent-Marke überschreiten könnte, braucht ABB dringend elektrischen Modellzuwachs, der bei Chinas Kunden besser ankommt.

Wie die Chancen dazu stehen, zeigt sich auf der Auto China 2024. Die Automesse findet vom 25. April bis zum 4. Mai in Peking statt und ist eine der wichtigsten Branchenschauen weltweit. Hier zeigen auch die deutschen Hersteller ihre Neuheiten – flankiert von der starken chinesischen Konkurrenz. 278 New Energy Vehicles (NEV, elektrifizierte Fahrzeuge) werden in diesem Jahr zu sehen sein, 117 neue Modelle werden präsentiert. Auch Audi, Benz und BMW bieten Elektro-Neuheiten:

  • Audi hat als Highlight den Audi Q6L e-tron mitgebracht, der exklusiv in China angeboten wird,
  • BMW die aufgefrischte Version des i4 und die Weltpremiere des Mini Aceman, und
  • Mercedes die elektrische G-Klasse.

Elektrifizierte Ikone: V8-Sound weicht G-Roar

Mercedes stellt jetzt sogar seine Geländewagen, also die G-Klasse, um Strom um. Der G 580 bietet 432 kW (587 PS), 570 Kilometer Reichweite und 180 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit. Unter der Haube blubbert kein V8-Motor mehr, stattdessen ist ein “G-Roar” zu hören, ein synthetischer Sound für den ansonsten lautlosen Geländewagen. Auch chinesische G-Klasse-Fahrer lieben es schließlich, dass sich Köpfe drehen, wenn sie mit dem mächtigen Geländewagen durch die Innenstädte rollen.

Die Premiere des G 580 feiert Mercedes-Benz in einem ausrangierten Gasometer. Es liegt am Rande des Viertels 798, einem ehemaligen Fabrikgelände, dessen leerstehende Backsteinbauten Mitte der 1990er-Jahre von Künstlern bezogen wurden. Zwischen Industrieschrott und Mao-Parolen schufen sie ihre konsum- und gesellschaftskritischen Werke, doch dann wurde 798 von der Gentrifizierung eingeholt – Beijing ähnelt da Berlin. Heute ist es ein Hotspot für junge Großstädter, die zu Geld gekommen sind und sich mit Heritage und (Ingenieurs-)Kunst schmücken wollen: die Zielgruppe der G-Klasse. Mercedes zielt nicht auf den Massenmarkt. Das zeigt auch der Preis: Er liegt bei mehr als 140.000 Euro.

Wettbewerb im Luxus-Segment noch beherrschbar

Luxus ist eine Strategie, die bisher gut funktioniert hat. Im Segment, zu dem die G-Klasse gerechnet werden kann, sind die Preise weiterhin stabil. Mercedes ist hier die Nummer eins, gefolgt von BMW und Audi. Die Marke will mit ihren Kernkompetenzen punkten, sagt Mercedes-CEO Ola Källenius. Eleganz, die bekannten Fahreigenschaften, und natürlich Sicherheit. Doch der starke chinesische Wettbewerb, der sich aktuell vor allem in den unteren Fahrzeugklassen, aber auch im Premiumsegment ausgebreitet hat, will ebenfalls in die Königsklasse.

Ausgerechnet BYD, eigentlich härtester Konkurrent von Volkswagen, strebt über das Volumensegment hinaus. Der elektrische Supersportwagen U9 der Marke Yangwang und das massige und sehr erfolgreiche SUV Yangwang U8 zeigen diese Ambitionen sehr eindrucksvoll, sagt Li San, Autoexperte und Senior Vice President der Plattform Auto18.com.cn. “BYD hat inzwischen bewiesen, dass sie dazu in der Lage sind, ins Luxussegment zu kommen.” Auch andere große Hersteller wie GAC, FAW, SAIC und Changan versuchen das. “Sie haben noch keine entsprechenden Modelle, aber die werden kommen”, sagt er. Und damit wird der Druck schon bald wachsen.

Bei EVs im Premiumsegment dominieren die Chinesen

Die acht Messehallen der Auto China sind bis zum Bersten gefüllt. Hier drängen sich die Autoliebhaber, fast an jedem Auto ein oder mehrere Blogger, die live berichten. Vor allem von den chinesischen Ständen. Zahlreiche Marken wie Xiaomi, Zeekr, Denza, Nio oder XPeng zeigen sehr attraktive, technologisch hochwertige Fahrzeuge, die belegen: Bei den Elektroautos dominiert die chinesische Konkurrenz, und viele Fahrzeuge können sich guten Gewissens Premium nennen. Häufig kosten sie dennoch weniger als 30.000 Euro.

Eine Rabattschlacht, in die sich Mercedes-Benz nicht begeben werde, sagt Källenius: “Es macht keinen Sinn für eine Marke wie Mercedes-Benz, in einen Wettkampf gegen die Volumenhersteller zu gehen. Die Dynamik, die wir im Markt sehen, ist extrem, im Segment unter 300.000 Yuan tobt eine unglaubliche Wettbewerbsintensität. Das Segment von Mercedes fängt aber darüber an.”

In der Glory Edition kommt der Zeekr 009 mit Captain Chairs im Fond – und einem riesigen Bildschirm.

Audi-CEO Gernot Döllner gibt sich derweil kämpferisch. “Die Produktpalette von Audi ist stark. Wir haben einen klaren Plan für die Lokalisierung und Regionalisierung unserer Modelle und haben mit unseren Partnern FAW und SAIC alle Voraussetzungen, um ein starker Player auf dem chinesischen Markt zu bleiben.”

Leicht wird das nicht, denn die chinesischen Automobilhersteller haben in den letzten 15 Jahren bei Qualität, Design und Branding aufgeholt. Oder gleich überholt, was Software und Fahrvergnügen betrifft. Wenn es nach dem Autoexperten Li San geht, heißt das nicht, dass ABB bald abgeschrieben sein werden. “Eine Marke aufzubauen und konstante Qualität zu liefern, braucht seine Zeit. Die Mehrheit der Chinesen der Mittel- und Oberschicht vertrauen immer noch den deutschen Automobilherstellern. Die Autoindustrie ist ein Geschäft, für das man einen langen Atem braucht.”

Hinzu kommt: Durch das brutale Preisdumping, mit dem die Elektro-Startups Marktanteile erkämpfen, fahren fast alle der Unternehmen Verluste ein. Wie lange sie durchhalten können, hängt vom Geldfluss ab. Experten schätzen daher, dass sich der Markt schon bald deutlich konsolidieren wird. “Mit NEVs wird kein Geld verdient, daher denke ich schon, dass die aktuelle Taktik von ABB richtig ist”, sagt Li San. Denn die Verbrenner spülen Geld in die Kassen, das für Innovationen benötigt wird. “Man muss die Transformation allerdings aufmerksam verfolgen, denn der chinesische Markt entwickelt sich sehr schnell. Auch wenn mit E-Mobilität im Moment noch niemand Geld verdient, ihr Marktanteil ist schon jetzt erheblich.

Der Anteil von NEVs wächst sehr schnell

Nach den Zahlen des Branchenverbands China Passenger Car Association (CPCA) waren in den ersten beiden April-Wochen mehr als 50 Prozent aller verkauften Pkw in China NEVs. Trotz ihrer guten Position im chinesischen Premiummarkt insgesamt: Bei den E-Autos in diesem Segment erreichten Audi, Mercedes-Benz und BMW 2023 zusammengerechnet nicht einmal zehn Prozent. Je stärker also die Durchdringung mit Elektroautos wird, desto wackliger die Position von ABB.

Doch selbst bei geringerem Marktanteil ist im EV-Bereich Wachstum möglich, denn der Markt dehnt sich langfristig aus. Mit den richtigen Modellen und Innovationen können die deutschen Premiumhersteller langfristig weiter punkten. Laut dem Innovationsreport zur deutschen Automobilindustrie in China 2024 der AHK Greater China halten 91 Prozent der befragten Unternehmen Produktinnovationen für den wichtigsten Erfolgsfaktor, 70 Prozent implementieren diese mithilfe von strategischen Partnerschaften in China – Universitäten, Zulieferern oder Kunden.

Auch Ola Källenius betont die Bedeutung der Zusammenarbeit. “Sowohl in China als auch im Rest der Welt wählen wir die Technologie-Partnerschaften, die wir für unsere Kunden brauchen. Aber was für uns nicht infrage kommt: die Plattform eines anderen Herstellers zu nutzen. Wer einen Mercedes kauft, soll 100 Prozent Mercedes bekommen.” Trotz der rasanten Geschwindigkeit der chinesischen Wettbewerber, die deutlich schneller Innovationen auf den Markt bringen, scherzt der Mercedes-Chef selbstbewusst: “China-Speed ist Schwaben-Speed.”

  • Audi
  • Autoindustrie
  • BMW
  • Elektromobilität
  • Mercedes Benz
  • Wettbewerb
Translation missing.

Interview

BMW-China-Chef Sean Green: “Die Erwartungen der chinesischen Kunden an die Digitalisierung im Auto sind extrem hoch”

Sean Green, China-Chef von BMW, auf der Automesse in Peking.

Viele ausländische Autohersteller in China stehen unter enormem Druck. Wie läuft das China-Geschäft für BMW?

Es ist ein sehr wettbewerbsintensiver Markt. Wenn Sie sich die BMW-Zahlen ansehen, hatten wir ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir sind im vergangenen Jahr um mehr als fünf Prozent gewachsen und damit sogar leicht über dem Markt. Auch dieses Jahr sind wir wieder auf Wachstumskurs.

Für BMW läuft es also nicht schlecht, wenn es um Verbrennungsmotoren geht. Dies gilt jedoch nicht für Elektromobilität.

Das Battery Electric Vehicle-Segment ist in China am stärksten umkämpft. Wir haben im letzten Jahr fast 100.000 BMW Bevs ausgeliefert, von insgesamt 806.000 BMWs. Wir haben also mit unserem sehr ausgewogenen Produktmix Anteil am Bev-Wachstum in China. Wir spielen in beiden Welten, und, wie ich finde, sehr erfolgreich.

Es scheint, dass Premium-Marken wie BMW weniger anfällig sind für die neue Konkurrenz aus China

Die Herausforderung der Elektromobilität in China besteht darin, dass die Elektrifizierung in verschiedenen Produktsegmenten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten erfolgt. In den unteren Preissegmenten, in China unter 250.000 Yuan, also unter 32.000 Euro, herrscht eine enorme Unruhe, viel Lärm, viele neue Hersteller kommen hinzu – und ehrlich gesagt ist dies ein schwieriges Segment. Tatsächlich liegen rund 70 Prozent unseres Portfolios über diesem Preisniveau. In diesem etwas chaotischen Segment konkurrieren wir also nur bis zu einem gewissen Grad. Oberhalb dieses Niveaus haben wir eine sehr starke Präsenz – und das steigert auch unsere Profitabilität.

Software ist ein wichtiges Kaufkriterium, insbesondere in China. Es scheint, als würden chinesische Hersteller Smartphones auf vier Rädern bauen. Wie will BMW hier mithalten?

Die Erwartungen der chinesischen Kunden an die Digitalisierung im Auto sind extrem hoch. Sie erwarten eine nahtlose Konnektivität zwischen ihrem individuellen digitalen Ökosystem und ihrem Auto. Wir haben vor drei Jahren ein Joint Venture namens BA TechWorks gegründet. Es ist ein 50:50-Joint Venture mit ArcherMind in Nanjing, einem sehr erfolgreichen, lokalen Softwareentwicklungsunternehmen, das tatsächlich auch andere chinesische OEMs beliefert. Es besitzt eine hohe IT-Expertise für die Automobilbranche, insbesondere bei In-Car-Konnektivität. Durch dieses Unternehmen können wir viel mehr chinesische Inhalte in unsere Autos integrieren – nicht nur für China. Denn unsere Erfahrung ist: Was heute in China en vogue ist, wird es morgen im Rest der Welt.

Zum Beispiel?

Unser sogenannter Festive Mode. Festtage wie beispielsweise Weihnachten können unsere Kunden auch auf dem Bildschirm im Auto digital erleben – mit animierten Bildern und Klang. Wir haben den Festive Mode in China eingeführt und rollen ihn jetzt weltweit aus, weil er so gut angenommen wurde. Die Software-Entwicklung stammt von unseren IT-Experten in Nanjing.

Wie wichtig sind solche Partnerschaften, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Ich denke, das hängt von der Partnerschaft ab. Aber China ist innovativ, daher ist es wichtig, sich die Innovationen anzusehen, die aus China kommen. Das machen wir zum Beispiel in Form von Startup-Garagen, wo wir mit sehr jungen Unternehmen zusammenarbeiten, um Technologien und Innovationen in der Frühphase für unsere Automobile zu entdecken. Und natürlich sprechen wir auch mit den großen Technologieunternehmen wie Tencent und Alibaba.

Plant BMW weitere Kooperationen in diesem Bereich?

Wir haben bereits eine sehr starke Präsenz in China mit vier Forschungs- und Entwicklungsstandorten im ganzen Land, in Peking, Shenyang, Nanjing und Shanghai und einigen tausend Mitarbeitern. Und wir arbeiten mit Universitäten wie der Tsinghua- und der Tongji-Universität zusammen. Mit diesen Partnerschaften fördern wir brandneue Innovationen, junge Unternehmen und herausragende Ideen in einer frühen Entwicklungsphase.

Wie beurteilen Sie generell die neue Konkurrenz aus China?

Die Konkurrenz auf dem Automobilmarkt ist riesig, auf Chinesisch wird dafür das Wort neijuan verwendet, was so viel wie Verwirrung bedeutet. Manchmal mag die Branche gar chaotisch erscheinen. Es gibt viele Innovationen in der Branche, die aber keine Game-Changer zu sein scheinen. Viele neue Marken kommen gleichzeitig auf den Markt. Einige setzen tatsächlich Akzente, andere machen dagegen viel Lärm, offensichtlich ohne größere Marktwirkung.

Derzeit findet unter den chinesischen Herstellern ein harter Ausleseprozess statt

… es gibt eindeutig zu viele Marken auf dem Markt, daher wird es zu einer Art Konsolidierung kommen. Das ist unvermeidlich. Wir haben in diesem Jahr bereits einige Beispiele gesehen. HiPhi und Weltmeister haben die Produktion eingestellt.

Und wie sieht es mit der Profitabilität aus?

Normalerweise äußern wir uns nicht zu Wettbewerbern. Wenn man sich die Zahlen ansieht, scheinen BYD und Li Auto aus Rentabilitätssicht eine starke Position zu haben.

Sie sagten, die Situation ist ein bisschen chaotisch, da so viele Marken auftauchen. Was sind die Auswirkungen auf deutsche Hersteller wie BMW?

BMW ist immer noch die Marke, über die in China am meisten gesprochen wird. Wir haben immer noch die höchste Markenstärke in China, was unsere Position im Markt festigt. Jetzt werden wir unsere Position verteidigen. Wir spielen in einem anderen Preissegment, über demjenigen der Hauptkonkurrenten.

Was wird ein Schlüsselfaktor sein, um Ihre Position zu verteidigen?

Design, Digitalisierung, Softwarekompetenz – all diese Dinge sind den chinesischen Kunden wichtig. Darüber hinaus hat BMW auch Produktausstattungen und eine Designsprache, die chinesische Kunden wirklich anzieht. Wir wollen keine Massenmarke sein. Wir wollen einen Marktanteil von maximal 3 bis 4 Prozent haben. Und in unserem Segment gehört Design wahrscheinlich zu einem der wichtigsten Kaufkriterien. Wenn Sie einige chinesische OEMs aus der Designperspektive betrachten, werden Sie womöglich Schwierigkeiten haben, das Produkt zu unterscheiden, wenn Sie die Markenlogos entfernen. BMW ist anders, Sie erkennen einen BMW auf den ersten Blick. Ob BMW, Mini oder Rolls-Royce – alle drei Marken stehen für mehr als das Produkt. Das ist der entscheidende Faktor. Es sind emotionale Marken mit ihrer eigenen Geschichte und einer Storyline dahinter. Das unterscheidet uns.

Der chinesische Automarkt wächst immer noch. Zu dieser Entwicklung gehört aber auch die Entstehung eines Gebrauchtwagenmarktes. Welche Konsequenzen wird das haben?

Für uns ist das eine riesige Chance. Wir haben bereits unser eigenes zertifiziertes Gebrauchtwagenprogramm gestartet. Im vergangenen Jahr wuchs es um fast 20 Prozent. Gebrauchtwagenverkäufe fanden zuvor in China in einer Art Grauzone statt. Mittlerweile hat China den Markt bereinigt und seit vergangenem Jahr mit Steuererleichterungen weiter angekurbelt. Wir haben zudem viel Unterstützung von Branchenverbänden wie der Chinese Dealer Association erhalten. Sobald es einen etablierten Gebrauchtwagenmarkt gibt, können Sie beginnen, über Leasing zu sprechen. Auch das steckt in China noch in den Kinderschuhen. Aber irgendwann wird es kommen. Dann wird es ein sehr interessantes Angebot, das auch den Neuwagenmarkt beleben kann.

Letzter Punkt: Überkapazitäten wirken sich auch auf den Automarkt aus. Wie groß ist das Problem?

Das hängt wohl davon ab, mit wem Sie sprechen. Wenn ich mit der chinesischen Regierung spreche, gibt es keine Überkapazitäten. Aber schauen Sie sich die Automobilproduktion in Deutschland an: Dort kommen auf ein Auto, das im Inland verkauft wird, drei, die für den Export gefertigt werden. Man könnte also sagen, dass Sie auch in Deutschland ein Problem mit Überkapazitäten haben. In China dagegen ist das Verhältnis aktuell fünf zu eins. Fünf Autos für den eigenen Markt steht ein Exportfahrzeug gegenüber. Es gibt also durchaus noch Spielraum, das Exportgeschäft auszubauen, bis es sich im gleichen Verhältnis wie der deutsche Markt befindet.

Also meinen Sie, Überkapazitäten werden eher noch zunehmen?

Ich meine, wir müssen das Thema Überkapazitäten in einen Kontext stellen. Wir sehen, dass die chinesische Regierung die Genehmigung von Produktionskapazitäten stark einschränkt. Es bestehen also Grenzen und der Versuch, die Kapazitäten in China zu kontrollieren.

Sean Green ist Präsident und CEO der BMW Group Region China. Green kam 1988 zu BMW und hatte Führungspositionen in verschiedenen Märkten und Abteilungen inne.

  • Autoindustrie
  • BMW
  • Elektromobilität
  • Handel
  • Technologie

Termine

29.04.2024, 11:30 Uhr Beijing time
Dezan Shira & Associates, Fair (in Hongkong): Ushering in the Silver Economy for Retail Business Mehr

29.04.2024, 9:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
EU SME Centre, Zoom-Event: Pricing Strategies for the Chinese Market Mehr

29.04.2024, 18:30 Uhr:
Berlin Contemporary China Network, Book-Talk: Die Zukunft mit China denken Mehr

29.04.2024, 22:00 Uhr (30.04.2024, 4:00 Uhr Beijing time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Lecture (hybrid): Environment in Asia Series Lecture featuring Huaiyu Chen – Human-Animal Studies and Religions in Medieval Chinese Society Mehr

30.04.2024, 14:30 Uhr (20:30 Uhr Beijing time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Lecture series (hybrid): Urban China Lecture Series featuring Isabella Jackson – Shaping Modern Shanghai: Colonialism in China’s Global City Mehr

30.04.2024, 16:00 Uhr (22:00 Uhr Beijing time)
Heinrich-Böll-Stiftung, Online-Seminar: Wertschöpfung im Kontext der Weiterverarbeitung von Mineralien Mehr

30.04.2024, 19:00 Uhr (1.5.2024, 1:00 Uhr Beijing time)
SOAS Shapoorji Pallonji Institute of Zoroastrian Studies (SSPIZS), Webinar: To Hong Kong and back again: Parsi charity and building Bombay Mehr

04.05.2024, 10:00 Uhr
Friedrich-Ebert-Stiftung, Veranstaltung (in Freiburg): Globale Unsicherheiten: die Entstehung einer “Neuen Weltordnung” Mehr

06.05.2024, 18:15 Uhr (07.05.2024. 00:15 Uhr Beijing time)
Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin, Vortrag (hybrid): Der Tech-Krieg zwischen China und den USA – und wo bleibt Europa? Mehr

07.05.2024, 14:30 Uhr (20:30 Uhr Bejing time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Lecture series (hybrid): Urban China Lecture Series featuring Zhang Guanchi Mehr

07.05.2024, 18:00 Uhr (24:00 Uhr Beijing time)
Konfuzius-Institut Leipzig, musikalischer Vortrag (hybrid): Die tugendhaften Übungen – Gedanken zum Menschenbild Chinas Mehr

News

Nach Spionagefällen: Peking lädt deutsche Botschafterin vor

Nach den Spionage-Vorwürfen gegen mehrere Deutsche Anfang der Woche hat das chinesische Außenministerium die deutsche Botschafterin Patricia Flor in Peking vorgeladen. Das erklärte Flor am Donnerstag auf der Plattform X. Die Vorladung selbst nannte sie dort “einen bezeichnenden Schritt”. Sie habe die Gelegenheit jedoch genutzt, um einige Dinge klarzustellen: “Deutschland duldet keine Spionage, egal von welchem Land sie ausgeht. Deutschland schützt seine Demokratie und seinen Rechtsstaat mit rechtsstaatlichen Mitteln. Der Generalbundesanwalt führt die Ermittlungen durch. Am Ende muss ein unabhängiges Gericht über die Vorwürfe entscheiden.”

Der Bundesverfassungsschutz hatte zuvor aufgedeckt, dass Chinas Staatssicherheit offenbar drei Personen in Deutschland angeworben hatte, um sich technische Geheimnisse zu verschaffen. Einen Tag später wurde ein Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah in Dresden wegen des Verdachts der Spionage für China festgenommen. Die chinesische Botschaft in Berlin wies sie Vorwürfe zurück. Die deutsche Seite nütze den Spionagevorwurf, um das “Bild von China politisch zu manipulieren und China zu diffamieren.” fpe

  • Diplomatie
  • Spionage

Xi kommt am 8. Mai für zwei Tage nach Ungarn

Die ersten Termine für Xi Jinpings Europa-Reise stehen fest. Wie Gergely Gulyas, Stabschef des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz erklärte, wird Chinas Staats- und Parteichef Ungarn vom 8. bis zum 10. Mai besuchen. Es sei im Interesse Ungarns, mit möglichst vielen Ländern gute Wirtschaftsbeziehungen zu unterhalten, sagte Gulyas. China sei eine der führenden Mächte der Welt, “stärker als die Europäische Union”.

“Ungarn ist der Meinung, dass es sich nicht lohnt, ideologische Grenzen zu ziehen, wenn es um wirtschaftliche Beziehungen geht, und wir freuen uns über den zweitägigen Besuch des chinesischen Präsidenten”, sagte Gulyas weiter. Es wird erwartet, dass Xi anschließend für zwei Tage Frankreich und dann die serbische Hauptstadt Belgrad besuchen wird. Xi Jinping stattete Ungarn zuletzt vor fast 15 Jahren, im Oktober 2009, einen viertägigen offiziellen Besuch ab. Damals war er noch Vizepräsident Chinas. Orbán gilt als einflussreichster Unterstützer Xi Jinpings in Europa.

Putin bestätigt Visite in China im Mai

Der Kreml bestätigte unterdessen den Plan von Wladimir Putin, im Mai China zu besuchen. Es wird sich um die erste Auslandsreise des russischen Präsidenten in seiner neuen Amtszeit handeln. fpe/rtr

  • Diplomatie
  • EU
  • Europa
  • Xi Jinping

Blinken pocht auf gleiche Wettbewerbsbedingungen

US-Außenminister Antony Blinken hat zu Beginn seines China-Besuchs gleiche Wettbewerbsbedingungen für US-Unternehmen in der Volksrepublik eingefordert. Bei einem Treffen mit dem Shanghaier Parteichef Chen Jining äußerte Blinken am Donnerstag Bedenken über Chinas “Handelspolitik und nicht-marktwirtschaftliche Praktiken”, wie sein Sprecher mitteilte. Blinken betonte auch, dass die USA einen gesunden wirtschaftlichen Wettbewerb mit China anstrebten. Beide Seiten müssten einen “verantwortungsvollen Umgang” mit ihren Differenzen finden.

Außenamtssprecher Wang Wenbin kommentierte die Aussagen damit, dass “China die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit immer im Einklang mit den Grundsätzen des Marktes durchgeführt hat.” Aussagen von Chen selbst waren zunächst nicht bekannt. Dieser ist der ranghöchste Politiker in Shanghai und auf diesem Posten Nachfolger des heutigen Ministerpräsidenten Li Qiang.

Blinken war am Mittwoch zu seinem Besuch in China eingetroffen. Es ist seine zweite China-Reise in weniger als einem Jahr. Am Freitag wird er seinen Amtskollegen Wang Yi in Peking treffen. Auch ein Treffen mit Präsident Xi Jinping wird erwartet. Neben Wirtschafts- und Handelsfragen wird aller Voraussicht auch der Ukraine-Krieg, die Taiwan-Frage und das TikTok-Verbot in den USA Thema sein. Erst am Mittwoch hatte auch die zweite Kammer des US-Kongresses, der Senat, für ein Gesetz gestimmt, mit dem Bytedance, der Mutterkonzern hinter TikTok, zum Verkauf des sozialen Netzwerks gezwungen werden soll. rtr/fpe

  • Geopolitik
  • Handel
  • USA

Lai besetzt Ministerposten und sendet Botschaft an Peking

Taiwans künftiger Präsident Lai Ching-te hat am Donnerstag wichtige Positionen für sein Regierungskabinett verkündet. Zugleich bot er Peking zum wiederholten Mal Gespräche an. China sollte das Selbstvertrauen haben, mit Taiwans rechtmäßig gewählter Regierung zu sprechen, sagte Lai

Lai, der sein Amt am 20. Mai antreten wird, berief als Verteidigungsminister den bisherigen Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrates, den Juristen Wellington Koo. Er wird das Schlüsselressort von Chiu Kuo-cheng übernehmen. Koo sagte, er sei entschlossen, jegliches “Abenteurertum” Festlandchinas gegenüber Taiwan durch koordinierte Aktionen mit den Verbündeten in der Region zu unterbinden. Zudem werde er Taiwans Gefechtsfähigkeit stärken und damit der Welt Taiwans Entschlossenheit demonstrieren, sich selbst zu verteidigen.

Koos Nachfolger als Leiter des Nationalen Sicherheitsrates wird der derzeitige Außenminister Joseph Wu. Neuer Außenminister wird Lin Chia-lung, derzeit Generalsekretär im Präsidialamt. Der Chefposten beim Rat für Festlandangelegenheiten ging an Chiu Chui-cheng, einen ehemaligen Stellvertreter im Rat mit langjähriger Erfahrung in der China-Politik. Geheimdienstchef Tsai Ming-yen bleibt weiterhin Leiter des Nationalen Sicherheitsbüros.

China hat in den letzten Jahren den Druck auf Taiwan stetig erhöht. Mit Lai möchte man in Peking nicht sprechen, er gilt dort als Separatist. Peking strebt eine Wiedervereinigung mit Taiwan an, und schließt dafür auchmilitärische Mittel nicht aus. rtr

  • Taiwan
  • Taiwan-Wahlen
  • Wahlen
  • William Lai

Neue CATL-Batterie bietet 1.000 Kilometer Reichweite

Der chinesische Hersteller von Elektroauto-Batterien CATL stellt in Sachen Reichweite eine neue Dimension in Aussicht: Das Unternehmen präsentierte am Donnerstag auf der Automesse in Peking eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP), die mit einer einzelnen Ladung eine Reichweite von mehr als 1.000 Kilometern erreicht. Die Batterie “Shenxing Plus” sei die weltweit erste LFP-Batterie mit einer solchen Reichweite, sagte der Technikchef der E-Auto-Sparte, Gao Huan.

Die Vorgängerversion, die im vergangenen Jahr herausgekommene CATL-Batterie mit 700 Kilometern Reichweite, sei bisher in vier Pkw-Modellen im Einsatz, ergänzte Gao. Bis Ende des Jahres sollen 50 weitere E-Auto-Modelle damit ausgestattet werden.

Der auch in Deutschland produzierende weltweit größte Hersteller von Elektroauto-Batterien erzielte im ersten Quartal wieder steigenden Gewinn nach einem Rückgang Ende vergangenen Jahres. Nach Daten der Beratungsfirma Counterpoint Research stammen mehr als zwei Drittel der weltweiten Batteriekapazitäten von chinesischen Herstellern. rtr

  • Autoindustrie
  • E-Autos
  • Elektromobilität

Korrektur: BASF-Personalie Jens Hildebrandt

China.Table hat in der Ausgabe vom 25. April 2024 falsch berichtet, Jens Hildebrandt werde neuer “Geschäftsführer” der BASF in China. Hildebrandt wird tatsächlich ab dem 1. Juli Vice President Government Relations Greater China bei BASF mit Sitz in Peking, er leitet jedoch nicht die Geschäfte. Auch die Bezeichnung “BASF-Chef” in der Überschrift ist nicht korrekt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. Sie finden die korrigierte Meldung hier. ari

  • BASF

Presseschau

Nach AFD-Spionageaffäre: Chinas Außenministerium bestellt deutsche Botschafterin ein SÜDDEUTSCHE
Spionage für China: Werden Kritker in Deutschland überwacht? FAZ
US-Außenminister spricht bei China-Besuch unfaire Handelspraktiken an WEB.DE
Blinken Tours China to Promote Some Ties, While the U.S. Severs Others NEW YORK TIMES
Nordkorea-Waffenschiff für Putin: Satellitenbilder enthüllen Chinas doppeltes Spiel FRANKFURTER RUNDSCHAU
Russia”s Putin says he plans to visit China in May REUTERS
Auto China 2024: Hersteller mit Neuheiten-Feuerwerk HEISE
Peking Auto Show: “China lässt Mercedes oder BMW nicht mehr bestimmen” MANAGER-MAGAZIN
E-Autos in China: Deutsche Autobauer wollen aus der Defensive FAZ
Zu hohe Rabatte: Autobauer verdienen in China kaum noch Geld HANDELSBLATT
Konkurrenzdruck wächst enorm: Wird China für deutsche Autobauer zum Albtraum? N-TV
Absatzeinbruch in China: Ist das die Zeitenwende für Apple? WIWO
App droht Blockade: China würde TikTok eher dichtmachen, als es den USA zu überlassen N-TV
Gegen China: USA nehmen RISC-V ins Visier HEISE
Yellen says US economy strong, all options open on China”s overcapacity REUTERS
AstraZeneca CEO on US-China tensions: “We have established a very resilient supply chain” YAHOO
Drei Astronauten zu chinesischer Weltraumstation “Tiangong” gestartet SPIEGEL
Dopingaffäre um 23 chinesische Schwimmprofis: Wada schaltet unabhängigen Staatsanwalt ein SPIEGEL

Kolumne

Die Gretchenfrage zu Cannabis

Sowohl das deutsche als auch das chinesische Publikum waren etwas amüsiert über die Frage eines Studenten an Bundeskanzler Olaf Scholz zur Cannabis-Legalisierung in Deutschland, als dieser am 15. April die Tongji-Universität in Shanghai besuchte. Über diese Anekdote, die der fruchtlosen Reise eines langweiligen Politikers einen seltenen Farbtupfer verlieh, wurde in den deutschen Medien ausführlich berichtet, und sie wurde auch kurzzeitig zu einem heißen Thema in den chinesischen sozialen Medien.

Erstaunlicherweise hat sich kaum jemand gefragt, ob die von den Schülern gestellten Fragen, einschließlich der Cannabisfrage, frei von ihnen gestellt wurden, ganz ohne “Anleitung” oder “Genehmigung” durch Dritte. Die Antwort ist nein.

Inszenierung als tief verwurzelte Tradition

Sämtliche autoritären Regime werden von Kontrollfreaks geführt, die ein natürliches Produkt der Natur des Autoritarismus sind. Selbst zu Zeiten von Jiang Zemin (Parteichef von 1989 bis 2002) und Hu Jintao (2002 bis 2012), als das Regime relativ entspannt war, waren in China Veranstaltungen – wie Gespräche zwischen ausländischen Staatsoberhäuptern und Universitätsstudenten oder Pressekonferenzen mit Anwesenheit von ausländischen Journalisten – inszeniert.

Für Anlässe wie den Besuch von Scholz in Tongji fanden mit Sicherheit vorbereitende Treffen zwischen Beamten des Außenministeriums, der Universitätsverwaltung und Studierenden statt, in denen die Teilnehmer – insbesondere die Fragesteller – sorgfältig ausgewählt und die Fragen und deren Reihenfolge festgelegt wurden. Wie bei einem Theaterstück. Der einzige, der improvisieren würde, war der ausländische Sprecher.

Noch stärkere Kontrolle seit Xi

Aus Angst vor auch nur dem geringsten Fehler, neigen Bürokraten unter dem totalitären Xi Jinping noch mehr dazu, bei wichtigen diplomatischen Ereignissen jedes einzelne Detail zu steuern.

Angesichts der chronisch unterkühlten Beziehungen zu den USA ist China bestrebt, sich mit der größten europäischen Volkswirtschaft gut zustellen. Es war wohl Deutschland, das eine Veranstaltung zum Gedankenaustausch (交流 auf Chinesisch, wie auf der Tafel im Hintergrund zu lesen war) mit Studenten vorschlug. Die chinesische Seite fühlte sich verpflichtet, den Wunsch der Gäste zu erfüllen und den Bundeskanzler zufriedenzustellen. So schwer ist das schließlich nicht.

Vorbereitungen für die Show

Die Vorbereitungen waren auch bei diesem augenscheinlich einfachen Ereignis akribisch. Dazu gehören die folgenden Schritte:

  • Zunächst werden die passenden Fragesteller ausgewählt: Sie sollten intelligent aussehen und klingen und gut Deutsch sprechen können, um ein positives Bild der chinesischen Jugend zu vermitteln. Die Voraussetzung, dass sie Deutsch sprechen sollten, ist nachvollziehbar, denn so kann man sich bei der für die Veranstaltung angesetzten Zeit von einer Stunde die Übersetzungszeit sparen.
  • Anschließend folgt ein Brainstorming über die Fragen, die gestellt werden sollen. Die Leitlinien dafür: Zum einen sollten sie die Agenda der chinesischen Regierung widerspiegeln. Um eine angenehme Atmosphäre zu gewährleisten, sollten die Fragen zum anderen seriös, aber nicht herausfordernd klingen. Oder einfach ausgedrückt: allgemein oder fade sein. Daher stellte man Fragen zu Handel und Investitionen, Energie und nachhaltiger Entwicklung, aber keine Fragen nach der deutschen Position zu den Kriegen in der Ukraine und in Gaza, zur Zukunft der EU oder zu den transatlantischen Beziehungen, genauso wenig wie dumme oder irrelevante Fragen.

Das Ziel: die perfekte Wirkung

Nun würde es sich wie eine langweilige Pressekonferenz anhören. Also beschlossen die chinesischen Bürokraten, etwas Heiteres und Interessantes zu machen, um die ganze Veranstaltung realer wirken zu lassen: die Cannabis-Frage – aktuell, relevant und persönlich.

Sie passt auch dem einheimischen Publikum, das die Legalisierung von Cannabis in den westlichen Ländern überwiegend als Beweis für einen absurden, verdorbenen Lebensstil ansieht. Zudem wird von den Teilnehmern erwartet, dass sie sich natürlich verhalten. Es wäre keine Überraschung, wenn sie dafür geprobt hätten. Das Ganze wirkt aber dennoch inszeniert, weil es das eben ist.

Öffentlichkeitsarbeit mit chinesischen Merkmalen

Offene Gespräche zwischen Politikern und Bürgern auf Augenhöhe waren nie Chinas Ding. Echte Politik wurde schon immer hinter den Kulissen gemacht. Die gelegentlichen “herzlichen” Gespräche zwischen chinesischen Politikern und Menschen auf dem Land oder beispielsweise in einem Supermarkt sind immer gestellt, und jeder weiß das.

Immer wenn Ausländer, insbesondere aus dem Westen, zugegen sind, präsentieren sich Chinesen meistens eher unsicher, was zum großen Teil auf der geschichtlichen Erziehung beruht, bei der die Demütigung ihrer Nation durch westliche Mächte betont wird. Daher bemühen sich die Chinesen stets, ein positives Bild zu vermitteln. Hinzu kommt die bereits erwähnte Neigung, bei offiziellen Anlässen jeden Aspekt zu kontrollieren.

Bei großen Pressekonferenzen, an denen ausländische Journalisten anwesend sind, zielen sämtliche von chinesischen Reportern gestellten Fragen darauf ab, die von der Regierung gewünschten Botschaften zu vermitteln. Mitunter werden sogar ausländische Korrespondenten, auch solche von angesehenen westlichen Medien, in unterschiedlichem Ausmaß gesteuert. Ausländische Journalisten müssen zwischen beruflicher Integrität und freundschaftlichen Beziehungen zu den zuständigen chinesischen Beamten abwägen, um besseren Zugang zu Ressourcen zu erhalten.

  • Propaganda

Personalien

Lu Fang wird Vorstandsvorsitzender der chinesischen Investmentbanking-Sparte von JPMorgan Chase & Co. Er löst damit den bisherigen Vorsitzenden Park Pu nach fast zehn Jahren ab. Lu wird für die Gesamtleitung, die Überwachung der lokalen Governance und die strategische Agenda in China zuständig sein.

Ning Zhou ist seit April Projektmanager bei Metzler in Reutlingen. Das mittelständische Unternehmen hat sich unter anderem auf Türsprechanlagen spezialisiert. Zhou war zuvor unter anderem Channel Sales Manager bei Dahua, einem chinesischen Unternehmen für Videoüberwachung, in Düsseldorf.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Am Mittwoch begann in Peking das Zhongguancun Forum (ZGC Forum), ein fünftägiger Hightech-Gipfel, bei dem Spitzentechnologien aus Bereichen wie künstlicher Intelligenz und Biowissenschaften präsentiert werden. Über 3.100 Teilnehmer aus 75 Ländern haben sich für die Veranstaltung in der Industrieentwicklungszone Zhongguancun im Nordwesten Beijings angemeldet. Ein Highlight zur Eröffnung war die Vorstellung dieses Cyborgs mit Bobfrisur und verchromtem Hinterteil, der einem Videospiel entsprungen zu sein scheint.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    seit Jahren dominieren deutsche Autobauer das Premiumsegment in China. Mercedes ist hier die Nummer eins, gefolgt von BMW und Audi. Die beiden letzteren konnten ihren Absatz 2023 sogar noch steigern. Sind Behauptungen, die deutschen Autobauer befinden sich in China auf dem absteigenden Ast, also nur Unkenrufe?

    Julia Fiedler hat sich die Situation vor Ort angesehen – auf der Automesse in Peking, die am Donnerstag gestartet ist. Hier zeigen die Deutschen ihre Neuheiten, darunter auch die neue G-Klasse. Dabei werden sie jedoch mehr denn je flankiert von starker chinesischer Konkurrenz. Um die attraktiven, technologisch hochwertigen Fahrzeuge von BYD und Xiaomi drängten sich die Menschen schon am ersten Tag. In der Messehalle wird deutlich, dass sie längst nicht nur den Massenmarkt im Blick haben, sondern auch die Königsklasse – und das mit bemerkenswerter Expertise in Sachen Elektromobilität und Vernetzung.

    “Das Battery Electric Vehicle-Segment ist in China am stärksten umkämpft”, bestätigt Sean Green diesen Trend. Im Interview mit Michael Radunski prophezeit der Chef von BMW China, dass BMW in der Volksrepublik weiterhin eine der gefragtesten Marken bleiben wird. In den unteren Preissegmenten herrschten andere Entwicklungsgeschwindigkeiten, sagt er, mitunter Chaos und oft auch: viel Lärm um nichts. Aber dort spiele BMW nur sehr bedingt mit.

    Trotzdem muss sich auch BMW anstrengen, um auf Wachstumskurs zu bleiben. Das gilt vor allem für Design, Digitalisierung und Softwarekompetenz. Wer hier Game-Changer an den Start bringt, schwimmt oben. “Was heute in China en vogue ist, wird es morgen im Rest der Welt“, sagt Green.

    Ihr
    Fabian Peltsch
    Bild von Fabian  Peltsch

    Analyse

    Deutsche Autohersteller stehen in China vor hartem Wettbewerb im Luxus-Segment

    Die elektrische G-Klasse feiert bei der Auto China 2024 Weltpremiere.

    ABB – dieses Kürzel steht in China für Audi, BMW und Benz. Seit Jahren dominieren die deutschen Premiumhersteller ihr Segment, Audi und BMW konnten ihren Absatz 2023 erneut steigern. Doch ihre Zukunft auf dem chinesischen Markt hängt am Angebot an Elektroautos – und das ist aktuell nicht erfolgreich.

    Bei Audi liefen die EV-Verkäufe 2023 sogar ausgesprochen schlecht. Da der Anteil der Elektroautos am chinesischen Gesamtmarkt schon 2025 die 50-Prozent-Marke überschreiten könnte, braucht ABB dringend elektrischen Modellzuwachs, der bei Chinas Kunden besser ankommt.

    Wie die Chancen dazu stehen, zeigt sich auf der Auto China 2024. Die Automesse findet vom 25. April bis zum 4. Mai in Peking statt und ist eine der wichtigsten Branchenschauen weltweit. Hier zeigen auch die deutschen Hersteller ihre Neuheiten – flankiert von der starken chinesischen Konkurrenz. 278 New Energy Vehicles (NEV, elektrifizierte Fahrzeuge) werden in diesem Jahr zu sehen sein, 117 neue Modelle werden präsentiert. Auch Audi, Benz und BMW bieten Elektro-Neuheiten:

    • Audi hat als Highlight den Audi Q6L e-tron mitgebracht, der exklusiv in China angeboten wird,
    • BMW die aufgefrischte Version des i4 und die Weltpremiere des Mini Aceman, und
    • Mercedes die elektrische G-Klasse.

    Elektrifizierte Ikone: V8-Sound weicht G-Roar

    Mercedes stellt jetzt sogar seine Geländewagen, also die G-Klasse, um Strom um. Der G 580 bietet 432 kW (587 PS), 570 Kilometer Reichweite und 180 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit. Unter der Haube blubbert kein V8-Motor mehr, stattdessen ist ein “G-Roar” zu hören, ein synthetischer Sound für den ansonsten lautlosen Geländewagen. Auch chinesische G-Klasse-Fahrer lieben es schließlich, dass sich Köpfe drehen, wenn sie mit dem mächtigen Geländewagen durch die Innenstädte rollen.

    Die Premiere des G 580 feiert Mercedes-Benz in einem ausrangierten Gasometer. Es liegt am Rande des Viertels 798, einem ehemaligen Fabrikgelände, dessen leerstehende Backsteinbauten Mitte der 1990er-Jahre von Künstlern bezogen wurden. Zwischen Industrieschrott und Mao-Parolen schufen sie ihre konsum- und gesellschaftskritischen Werke, doch dann wurde 798 von der Gentrifizierung eingeholt – Beijing ähnelt da Berlin. Heute ist es ein Hotspot für junge Großstädter, die zu Geld gekommen sind und sich mit Heritage und (Ingenieurs-)Kunst schmücken wollen: die Zielgruppe der G-Klasse. Mercedes zielt nicht auf den Massenmarkt. Das zeigt auch der Preis: Er liegt bei mehr als 140.000 Euro.

    Wettbewerb im Luxus-Segment noch beherrschbar

    Luxus ist eine Strategie, die bisher gut funktioniert hat. Im Segment, zu dem die G-Klasse gerechnet werden kann, sind die Preise weiterhin stabil. Mercedes ist hier die Nummer eins, gefolgt von BMW und Audi. Die Marke will mit ihren Kernkompetenzen punkten, sagt Mercedes-CEO Ola Källenius. Eleganz, die bekannten Fahreigenschaften, und natürlich Sicherheit. Doch der starke chinesische Wettbewerb, der sich aktuell vor allem in den unteren Fahrzeugklassen, aber auch im Premiumsegment ausgebreitet hat, will ebenfalls in die Königsklasse.

    Ausgerechnet BYD, eigentlich härtester Konkurrent von Volkswagen, strebt über das Volumensegment hinaus. Der elektrische Supersportwagen U9 der Marke Yangwang und das massige und sehr erfolgreiche SUV Yangwang U8 zeigen diese Ambitionen sehr eindrucksvoll, sagt Li San, Autoexperte und Senior Vice President der Plattform Auto18.com.cn. “BYD hat inzwischen bewiesen, dass sie dazu in der Lage sind, ins Luxussegment zu kommen.” Auch andere große Hersteller wie GAC, FAW, SAIC und Changan versuchen das. “Sie haben noch keine entsprechenden Modelle, aber die werden kommen”, sagt er. Und damit wird der Druck schon bald wachsen.

    Bei EVs im Premiumsegment dominieren die Chinesen

    Die acht Messehallen der Auto China sind bis zum Bersten gefüllt. Hier drängen sich die Autoliebhaber, fast an jedem Auto ein oder mehrere Blogger, die live berichten. Vor allem von den chinesischen Ständen. Zahlreiche Marken wie Xiaomi, Zeekr, Denza, Nio oder XPeng zeigen sehr attraktive, technologisch hochwertige Fahrzeuge, die belegen: Bei den Elektroautos dominiert die chinesische Konkurrenz, und viele Fahrzeuge können sich guten Gewissens Premium nennen. Häufig kosten sie dennoch weniger als 30.000 Euro.

    Eine Rabattschlacht, in die sich Mercedes-Benz nicht begeben werde, sagt Källenius: “Es macht keinen Sinn für eine Marke wie Mercedes-Benz, in einen Wettkampf gegen die Volumenhersteller zu gehen. Die Dynamik, die wir im Markt sehen, ist extrem, im Segment unter 300.000 Yuan tobt eine unglaubliche Wettbewerbsintensität. Das Segment von Mercedes fängt aber darüber an.”

    In der Glory Edition kommt der Zeekr 009 mit Captain Chairs im Fond – und einem riesigen Bildschirm.

    Audi-CEO Gernot Döllner gibt sich derweil kämpferisch. “Die Produktpalette von Audi ist stark. Wir haben einen klaren Plan für die Lokalisierung und Regionalisierung unserer Modelle und haben mit unseren Partnern FAW und SAIC alle Voraussetzungen, um ein starker Player auf dem chinesischen Markt zu bleiben.”

    Leicht wird das nicht, denn die chinesischen Automobilhersteller haben in den letzten 15 Jahren bei Qualität, Design und Branding aufgeholt. Oder gleich überholt, was Software und Fahrvergnügen betrifft. Wenn es nach dem Autoexperten Li San geht, heißt das nicht, dass ABB bald abgeschrieben sein werden. “Eine Marke aufzubauen und konstante Qualität zu liefern, braucht seine Zeit. Die Mehrheit der Chinesen der Mittel- und Oberschicht vertrauen immer noch den deutschen Automobilherstellern. Die Autoindustrie ist ein Geschäft, für das man einen langen Atem braucht.”

    Hinzu kommt: Durch das brutale Preisdumping, mit dem die Elektro-Startups Marktanteile erkämpfen, fahren fast alle der Unternehmen Verluste ein. Wie lange sie durchhalten können, hängt vom Geldfluss ab. Experten schätzen daher, dass sich der Markt schon bald deutlich konsolidieren wird. “Mit NEVs wird kein Geld verdient, daher denke ich schon, dass die aktuelle Taktik von ABB richtig ist”, sagt Li San. Denn die Verbrenner spülen Geld in die Kassen, das für Innovationen benötigt wird. “Man muss die Transformation allerdings aufmerksam verfolgen, denn der chinesische Markt entwickelt sich sehr schnell. Auch wenn mit E-Mobilität im Moment noch niemand Geld verdient, ihr Marktanteil ist schon jetzt erheblich.

    Der Anteil von NEVs wächst sehr schnell

    Nach den Zahlen des Branchenverbands China Passenger Car Association (CPCA) waren in den ersten beiden April-Wochen mehr als 50 Prozent aller verkauften Pkw in China NEVs. Trotz ihrer guten Position im chinesischen Premiummarkt insgesamt: Bei den E-Autos in diesem Segment erreichten Audi, Mercedes-Benz und BMW 2023 zusammengerechnet nicht einmal zehn Prozent. Je stärker also die Durchdringung mit Elektroautos wird, desto wackliger die Position von ABB.

    Doch selbst bei geringerem Marktanteil ist im EV-Bereich Wachstum möglich, denn der Markt dehnt sich langfristig aus. Mit den richtigen Modellen und Innovationen können die deutschen Premiumhersteller langfristig weiter punkten. Laut dem Innovationsreport zur deutschen Automobilindustrie in China 2024 der AHK Greater China halten 91 Prozent der befragten Unternehmen Produktinnovationen für den wichtigsten Erfolgsfaktor, 70 Prozent implementieren diese mithilfe von strategischen Partnerschaften in China – Universitäten, Zulieferern oder Kunden.

    Auch Ola Källenius betont die Bedeutung der Zusammenarbeit. “Sowohl in China als auch im Rest der Welt wählen wir die Technologie-Partnerschaften, die wir für unsere Kunden brauchen. Aber was für uns nicht infrage kommt: die Plattform eines anderen Herstellers zu nutzen. Wer einen Mercedes kauft, soll 100 Prozent Mercedes bekommen.” Trotz der rasanten Geschwindigkeit der chinesischen Wettbewerber, die deutlich schneller Innovationen auf den Markt bringen, scherzt der Mercedes-Chef selbstbewusst: “China-Speed ist Schwaben-Speed.”

    • Audi
    • Autoindustrie
    • BMW
    • Elektromobilität
    • Mercedes Benz
    • Wettbewerb
    Translation missing.

    Interview

    BMW-China-Chef Sean Green: “Die Erwartungen der chinesischen Kunden an die Digitalisierung im Auto sind extrem hoch”

    Sean Green, China-Chef von BMW, auf der Automesse in Peking.

    Viele ausländische Autohersteller in China stehen unter enormem Druck. Wie läuft das China-Geschäft für BMW?

    Es ist ein sehr wettbewerbsintensiver Markt. Wenn Sie sich die BMW-Zahlen ansehen, hatten wir ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir sind im vergangenen Jahr um mehr als fünf Prozent gewachsen und damit sogar leicht über dem Markt. Auch dieses Jahr sind wir wieder auf Wachstumskurs.

    Für BMW läuft es also nicht schlecht, wenn es um Verbrennungsmotoren geht. Dies gilt jedoch nicht für Elektromobilität.

    Das Battery Electric Vehicle-Segment ist in China am stärksten umkämpft. Wir haben im letzten Jahr fast 100.000 BMW Bevs ausgeliefert, von insgesamt 806.000 BMWs. Wir haben also mit unserem sehr ausgewogenen Produktmix Anteil am Bev-Wachstum in China. Wir spielen in beiden Welten, und, wie ich finde, sehr erfolgreich.

    Es scheint, dass Premium-Marken wie BMW weniger anfällig sind für die neue Konkurrenz aus China

    Die Herausforderung der Elektromobilität in China besteht darin, dass die Elektrifizierung in verschiedenen Produktsegmenten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten erfolgt. In den unteren Preissegmenten, in China unter 250.000 Yuan, also unter 32.000 Euro, herrscht eine enorme Unruhe, viel Lärm, viele neue Hersteller kommen hinzu – und ehrlich gesagt ist dies ein schwieriges Segment. Tatsächlich liegen rund 70 Prozent unseres Portfolios über diesem Preisniveau. In diesem etwas chaotischen Segment konkurrieren wir also nur bis zu einem gewissen Grad. Oberhalb dieses Niveaus haben wir eine sehr starke Präsenz – und das steigert auch unsere Profitabilität.

    Software ist ein wichtiges Kaufkriterium, insbesondere in China. Es scheint, als würden chinesische Hersteller Smartphones auf vier Rädern bauen. Wie will BMW hier mithalten?

    Die Erwartungen der chinesischen Kunden an die Digitalisierung im Auto sind extrem hoch. Sie erwarten eine nahtlose Konnektivität zwischen ihrem individuellen digitalen Ökosystem und ihrem Auto. Wir haben vor drei Jahren ein Joint Venture namens BA TechWorks gegründet. Es ist ein 50:50-Joint Venture mit ArcherMind in Nanjing, einem sehr erfolgreichen, lokalen Softwareentwicklungsunternehmen, das tatsächlich auch andere chinesische OEMs beliefert. Es besitzt eine hohe IT-Expertise für die Automobilbranche, insbesondere bei In-Car-Konnektivität. Durch dieses Unternehmen können wir viel mehr chinesische Inhalte in unsere Autos integrieren – nicht nur für China. Denn unsere Erfahrung ist: Was heute in China en vogue ist, wird es morgen im Rest der Welt.

    Zum Beispiel?

    Unser sogenannter Festive Mode. Festtage wie beispielsweise Weihnachten können unsere Kunden auch auf dem Bildschirm im Auto digital erleben – mit animierten Bildern und Klang. Wir haben den Festive Mode in China eingeführt und rollen ihn jetzt weltweit aus, weil er so gut angenommen wurde. Die Software-Entwicklung stammt von unseren IT-Experten in Nanjing.

    Wie wichtig sind solche Partnerschaften, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

    Ich denke, das hängt von der Partnerschaft ab. Aber China ist innovativ, daher ist es wichtig, sich die Innovationen anzusehen, die aus China kommen. Das machen wir zum Beispiel in Form von Startup-Garagen, wo wir mit sehr jungen Unternehmen zusammenarbeiten, um Technologien und Innovationen in der Frühphase für unsere Automobile zu entdecken. Und natürlich sprechen wir auch mit den großen Technologieunternehmen wie Tencent und Alibaba.

    Plant BMW weitere Kooperationen in diesem Bereich?

    Wir haben bereits eine sehr starke Präsenz in China mit vier Forschungs- und Entwicklungsstandorten im ganzen Land, in Peking, Shenyang, Nanjing und Shanghai und einigen tausend Mitarbeitern. Und wir arbeiten mit Universitäten wie der Tsinghua- und der Tongji-Universität zusammen. Mit diesen Partnerschaften fördern wir brandneue Innovationen, junge Unternehmen und herausragende Ideen in einer frühen Entwicklungsphase.

    Wie beurteilen Sie generell die neue Konkurrenz aus China?

    Die Konkurrenz auf dem Automobilmarkt ist riesig, auf Chinesisch wird dafür das Wort neijuan verwendet, was so viel wie Verwirrung bedeutet. Manchmal mag die Branche gar chaotisch erscheinen. Es gibt viele Innovationen in der Branche, die aber keine Game-Changer zu sein scheinen. Viele neue Marken kommen gleichzeitig auf den Markt. Einige setzen tatsächlich Akzente, andere machen dagegen viel Lärm, offensichtlich ohne größere Marktwirkung.

    Derzeit findet unter den chinesischen Herstellern ein harter Ausleseprozess statt

    … es gibt eindeutig zu viele Marken auf dem Markt, daher wird es zu einer Art Konsolidierung kommen. Das ist unvermeidlich. Wir haben in diesem Jahr bereits einige Beispiele gesehen. HiPhi und Weltmeister haben die Produktion eingestellt.

    Und wie sieht es mit der Profitabilität aus?

    Normalerweise äußern wir uns nicht zu Wettbewerbern. Wenn man sich die Zahlen ansieht, scheinen BYD und Li Auto aus Rentabilitätssicht eine starke Position zu haben.

    Sie sagten, die Situation ist ein bisschen chaotisch, da so viele Marken auftauchen. Was sind die Auswirkungen auf deutsche Hersteller wie BMW?

    BMW ist immer noch die Marke, über die in China am meisten gesprochen wird. Wir haben immer noch die höchste Markenstärke in China, was unsere Position im Markt festigt. Jetzt werden wir unsere Position verteidigen. Wir spielen in einem anderen Preissegment, über demjenigen der Hauptkonkurrenten.

    Was wird ein Schlüsselfaktor sein, um Ihre Position zu verteidigen?

    Design, Digitalisierung, Softwarekompetenz – all diese Dinge sind den chinesischen Kunden wichtig. Darüber hinaus hat BMW auch Produktausstattungen und eine Designsprache, die chinesische Kunden wirklich anzieht. Wir wollen keine Massenmarke sein. Wir wollen einen Marktanteil von maximal 3 bis 4 Prozent haben. Und in unserem Segment gehört Design wahrscheinlich zu einem der wichtigsten Kaufkriterien. Wenn Sie einige chinesische OEMs aus der Designperspektive betrachten, werden Sie womöglich Schwierigkeiten haben, das Produkt zu unterscheiden, wenn Sie die Markenlogos entfernen. BMW ist anders, Sie erkennen einen BMW auf den ersten Blick. Ob BMW, Mini oder Rolls-Royce – alle drei Marken stehen für mehr als das Produkt. Das ist der entscheidende Faktor. Es sind emotionale Marken mit ihrer eigenen Geschichte und einer Storyline dahinter. Das unterscheidet uns.

    Der chinesische Automarkt wächst immer noch. Zu dieser Entwicklung gehört aber auch die Entstehung eines Gebrauchtwagenmarktes. Welche Konsequenzen wird das haben?

    Für uns ist das eine riesige Chance. Wir haben bereits unser eigenes zertifiziertes Gebrauchtwagenprogramm gestartet. Im vergangenen Jahr wuchs es um fast 20 Prozent. Gebrauchtwagenverkäufe fanden zuvor in China in einer Art Grauzone statt. Mittlerweile hat China den Markt bereinigt und seit vergangenem Jahr mit Steuererleichterungen weiter angekurbelt. Wir haben zudem viel Unterstützung von Branchenverbänden wie der Chinese Dealer Association erhalten. Sobald es einen etablierten Gebrauchtwagenmarkt gibt, können Sie beginnen, über Leasing zu sprechen. Auch das steckt in China noch in den Kinderschuhen. Aber irgendwann wird es kommen. Dann wird es ein sehr interessantes Angebot, das auch den Neuwagenmarkt beleben kann.

    Letzter Punkt: Überkapazitäten wirken sich auch auf den Automarkt aus. Wie groß ist das Problem?

    Das hängt wohl davon ab, mit wem Sie sprechen. Wenn ich mit der chinesischen Regierung spreche, gibt es keine Überkapazitäten. Aber schauen Sie sich die Automobilproduktion in Deutschland an: Dort kommen auf ein Auto, das im Inland verkauft wird, drei, die für den Export gefertigt werden. Man könnte also sagen, dass Sie auch in Deutschland ein Problem mit Überkapazitäten haben. In China dagegen ist das Verhältnis aktuell fünf zu eins. Fünf Autos für den eigenen Markt steht ein Exportfahrzeug gegenüber. Es gibt also durchaus noch Spielraum, das Exportgeschäft auszubauen, bis es sich im gleichen Verhältnis wie der deutsche Markt befindet.

    Also meinen Sie, Überkapazitäten werden eher noch zunehmen?

    Ich meine, wir müssen das Thema Überkapazitäten in einen Kontext stellen. Wir sehen, dass die chinesische Regierung die Genehmigung von Produktionskapazitäten stark einschränkt. Es bestehen also Grenzen und der Versuch, die Kapazitäten in China zu kontrollieren.

    Sean Green ist Präsident und CEO der BMW Group Region China. Green kam 1988 zu BMW und hatte Führungspositionen in verschiedenen Märkten und Abteilungen inne.

    • Autoindustrie
    • BMW
    • Elektromobilität
    • Handel
    • Technologie

    Termine

    29.04.2024, 11:30 Uhr Beijing time
    Dezan Shira & Associates, Fair (in Hongkong): Ushering in the Silver Economy for Retail Business Mehr

    29.04.2024, 9:30 Uhr (15:30 Uhr Beijing time)
    EU SME Centre, Zoom-Event: Pricing Strategies for the Chinese Market Mehr

    29.04.2024, 18:30 Uhr:
    Berlin Contemporary China Network, Book-Talk: Die Zukunft mit China denken Mehr

    29.04.2024, 22:00 Uhr (30.04.2024, 4:00 Uhr Beijing time)
    Fairbank Center for Chinese Studies, Lecture (hybrid): Environment in Asia Series Lecture featuring Huaiyu Chen – Human-Animal Studies and Religions in Medieval Chinese Society Mehr

    30.04.2024, 14:30 Uhr (20:30 Uhr Beijing time)
    Fairbank Center for Chinese Studies, Lecture series (hybrid): Urban China Lecture Series featuring Isabella Jackson – Shaping Modern Shanghai: Colonialism in China’s Global City Mehr

    30.04.2024, 16:00 Uhr (22:00 Uhr Beijing time)
    Heinrich-Böll-Stiftung, Online-Seminar: Wertschöpfung im Kontext der Weiterverarbeitung von Mineralien Mehr

    30.04.2024, 19:00 Uhr (1.5.2024, 1:00 Uhr Beijing time)
    SOAS Shapoorji Pallonji Institute of Zoroastrian Studies (SSPIZS), Webinar: To Hong Kong and back again: Parsi charity and building Bombay Mehr

    04.05.2024, 10:00 Uhr
    Friedrich-Ebert-Stiftung, Veranstaltung (in Freiburg): Globale Unsicherheiten: die Entstehung einer “Neuen Weltordnung” Mehr

    06.05.2024, 18:15 Uhr (07.05.2024. 00:15 Uhr Beijing time)
    Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin, Vortrag (hybrid): Der Tech-Krieg zwischen China und den USA – und wo bleibt Europa? Mehr

    07.05.2024, 14:30 Uhr (20:30 Uhr Bejing time)
    Fairbank Center for Chinese Studies, Lecture series (hybrid): Urban China Lecture Series featuring Zhang Guanchi Mehr

    07.05.2024, 18:00 Uhr (24:00 Uhr Beijing time)
    Konfuzius-Institut Leipzig, musikalischer Vortrag (hybrid): Die tugendhaften Übungen – Gedanken zum Menschenbild Chinas Mehr

    News

    Nach Spionagefällen: Peking lädt deutsche Botschafterin vor

    Nach den Spionage-Vorwürfen gegen mehrere Deutsche Anfang der Woche hat das chinesische Außenministerium die deutsche Botschafterin Patricia Flor in Peking vorgeladen. Das erklärte Flor am Donnerstag auf der Plattform X. Die Vorladung selbst nannte sie dort “einen bezeichnenden Schritt”. Sie habe die Gelegenheit jedoch genutzt, um einige Dinge klarzustellen: “Deutschland duldet keine Spionage, egal von welchem Land sie ausgeht. Deutschland schützt seine Demokratie und seinen Rechtsstaat mit rechtsstaatlichen Mitteln. Der Generalbundesanwalt führt die Ermittlungen durch. Am Ende muss ein unabhängiges Gericht über die Vorwürfe entscheiden.”

    Der Bundesverfassungsschutz hatte zuvor aufgedeckt, dass Chinas Staatssicherheit offenbar drei Personen in Deutschland angeworben hatte, um sich technische Geheimnisse zu verschaffen. Einen Tag später wurde ein Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah in Dresden wegen des Verdachts der Spionage für China festgenommen. Die chinesische Botschaft in Berlin wies sie Vorwürfe zurück. Die deutsche Seite nütze den Spionagevorwurf, um das “Bild von China politisch zu manipulieren und China zu diffamieren.” fpe

    • Diplomatie
    • Spionage

    Xi kommt am 8. Mai für zwei Tage nach Ungarn

    Die ersten Termine für Xi Jinpings Europa-Reise stehen fest. Wie Gergely Gulyas, Stabschef des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz erklärte, wird Chinas Staats- und Parteichef Ungarn vom 8. bis zum 10. Mai besuchen. Es sei im Interesse Ungarns, mit möglichst vielen Ländern gute Wirtschaftsbeziehungen zu unterhalten, sagte Gulyas. China sei eine der führenden Mächte der Welt, “stärker als die Europäische Union”.

    “Ungarn ist der Meinung, dass es sich nicht lohnt, ideologische Grenzen zu ziehen, wenn es um wirtschaftliche Beziehungen geht, und wir freuen uns über den zweitägigen Besuch des chinesischen Präsidenten”, sagte Gulyas weiter. Es wird erwartet, dass Xi anschließend für zwei Tage Frankreich und dann die serbische Hauptstadt Belgrad besuchen wird. Xi Jinping stattete Ungarn zuletzt vor fast 15 Jahren, im Oktober 2009, einen viertägigen offiziellen Besuch ab. Damals war er noch Vizepräsident Chinas. Orbán gilt als einflussreichster Unterstützer Xi Jinpings in Europa.

    Putin bestätigt Visite in China im Mai

    Der Kreml bestätigte unterdessen den Plan von Wladimir Putin, im Mai China zu besuchen. Es wird sich um die erste Auslandsreise des russischen Präsidenten in seiner neuen Amtszeit handeln. fpe/rtr

    • Diplomatie
    • EU
    • Europa
    • Xi Jinping

    Blinken pocht auf gleiche Wettbewerbsbedingungen

    US-Außenminister Antony Blinken hat zu Beginn seines China-Besuchs gleiche Wettbewerbsbedingungen für US-Unternehmen in der Volksrepublik eingefordert. Bei einem Treffen mit dem Shanghaier Parteichef Chen Jining äußerte Blinken am Donnerstag Bedenken über Chinas “Handelspolitik und nicht-marktwirtschaftliche Praktiken”, wie sein Sprecher mitteilte. Blinken betonte auch, dass die USA einen gesunden wirtschaftlichen Wettbewerb mit China anstrebten. Beide Seiten müssten einen “verantwortungsvollen Umgang” mit ihren Differenzen finden.

    Außenamtssprecher Wang Wenbin kommentierte die Aussagen damit, dass “China die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit immer im Einklang mit den Grundsätzen des Marktes durchgeführt hat.” Aussagen von Chen selbst waren zunächst nicht bekannt. Dieser ist der ranghöchste Politiker in Shanghai und auf diesem Posten Nachfolger des heutigen Ministerpräsidenten Li Qiang.

    Blinken war am Mittwoch zu seinem Besuch in China eingetroffen. Es ist seine zweite China-Reise in weniger als einem Jahr. Am Freitag wird er seinen Amtskollegen Wang Yi in Peking treffen. Auch ein Treffen mit Präsident Xi Jinping wird erwartet. Neben Wirtschafts- und Handelsfragen wird aller Voraussicht auch der Ukraine-Krieg, die Taiwan-Frage und das TikTok-Verbot in den USA Thema sein. Erst am Mittwoch hatte auch die zweite Kammer des US-Kongresses, der Senat, für ein Gesetz gestimmt, mit dem Bytedance, der Mutterkonzern hinter TikTok, zum Verkauf des sozialen Netzwerks gezwungen werden soll. rtr/fpe

    • Geopolitik
    • Handel
    • USA

    Lai besetzt Ministerposten und sendet Botschaft an Peking

    Taiwans künftiger Präsident Lai Ching-te hat am Donnerstag wichtige Positionen für sein Regierungskabinett verkündet. Zugleich bot er Peking zum wiederholten Mal Gespräche an. China sollte das Selbstvertrauen haben, mit Taiwans rechtmäßig gewählter Regierung zu sprechen, sagte Lai

    Lai, der sein Amt am 20. Mai antreten wird, berief als Verteidigungsminister den bisherigen Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrates, den Juristen Wellington Koo. Er wird das Schlüsselressort von Chiu Kuo-cheng übernehmen. Koo sagte, er sei entschlossen, jegliches “Abenteurertum” Festlandchinas gegenüber Taiwan durch koordinierte Aktionen mit den Verbündeten in der Region zu unterbinden. Zudem werde er Taiwans Gefechtsfähigkeit stärken und damit der Welt Taiwans Entschlossenheit demonstrieren, sich selbst zu verteidigen.

    Koos Nachfolger als Leiter des Nationalen Sicherheitsrates wird der derzeitige Außenminister Joseph Wu. Neuer Außenminister wird Lin Chia-lung, derzeit Generalsekretär im Präsidialamt. Der Chefposten beim Rat für Festlandangelegenheiten ging an Chiu Chui-cheng, einen ehemaligen Stellvertreter im Rat mit langjähriger Erfahrung in der China-Politik. Geheimdienstchef Tsai Ming-yen bleibt weiterhin Leiter des Nationalen Sicherheitsbüros.

    China hat in den letzten Jahren den Druck auf Taiwan stetig erhöht. Mit Lai möchte man in Peking nicht sprechen, er gilt dort als Separatist. Peking strebt eine Wiedervereinigung mit Taiwan an, und schließt dafür auchmilitärische Mittel nicht aus. rtr

    • Taiwan
    • Taiwan-Wahlen
    • Wahlen
    • William Lai

    Neue CATL-Batterie bietet 1.000 Kilometer Reichweite

    Der chinesische Hersteller von Elektroauto-Batterien CATL stellt in Sachen Reichweite eine neue Dimension in Aussicht: Das Unternehmen präsentierte am Donnerstag auf der Automesse in Peking eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP), die mit einer einzelnen Ladung eine Reichweite von mehr als 1.000 Kilometern erreicht. Die Batterie “Shenxing Plus” sei die weltweit erste LFP-Batterie mit einer solchen Reichweite, sagte der Technikchef der E-Auto-Sparte, Gao Huan.

    Die Vorgängerversion, die im vergangenen Jahr herausgekommene CATL-Batterie mit 700 Kilometern Reichweite, sei bisher in vier Pkw-Modellen im Einsatz, ergänzte Gao. Bis Ende des Jahres sollen 50 weitere E-Auto-Modelle damit ausgestattet werden.

    Der auch in Deutschland produzierende weltweit größte Hersteller von Elektroauto-Batterien erzielte im ersten Quartal wieder steigenden Gewinn nach einem Rückgang Ende vergangenen Jahres. Nach Daten der Beratungsfirma Counterpoint Research stammen mehr als zwei Drittel der weltweiten Batteriekapazitäten von chinesischen Herstellern. rtr

    • Autoindustrie
    • E-Autos
    • Elektromobilität

    Korrektur: BASF-Personalie Jens Hildebrandt

    China.Table hat in der Ausgabe vom 25. April 2024 falsch berichtet, Jens Hildebrandt werde neuer “Geschäftsführer” der BASF in China. Hildebrandt wird tatsächlich ab dem 1. Juli Vice President Government Relations Greater China bei BASF mit Sitz in Peking, er leitet jedoch nicht die Geschäfte. Auch die Bezeichnung “BASF-Chef” in der Überschrift ist nicht korrekt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. Sie finden die korrigierte Meldung hier. ari

    • BASF

    Presseschau

    Nach AFD-Spionageaffäre: Chinas Außenministerium bestellt deutsche Botschafterin ein SÜDDEUTSCHE
    Spionage für China: Werden Kritker in Deutschland überwacht? FAZ
    US-Außenminister spricht bei China-Besuch unfaire Handelspraktiken an WEB.DE
    Blinken Tours China to Promote Some Ties, While the U.S. Severs Others NEW YORK TIMES
    Nordkorea-Waffenschiff für Putin: Satellitenbilder enthüllen Chinas doppeltes Spiel FRANKFURTER RUNDSCHAU
    Russia”s Putin says he plans to visit China in May REUTERS
    Auto China 2024: Hersteller mit Neuheiten-Feuerwerk HEISE
    Peking Auto Show: “China lässt Mercedes oder BMW nicht mehr bestimmen” MANAGER-MAGAZIN
    E-Autos in China: Deutsche Autobauer wollen aus der Defensive FAZ
    Zu hohe Rabatte: Autobauer verdienen in China kaum noch Geld HANDELSBLATT
    Konkurrenzdruck wächst enorm: Wird China für deutsche Autobauer zum Albtraum? N-TV
    Absatzeinbruch in China: Ist das die Zeitenwende für Apple? WIWO
    App droht Blockade: China würde TikTok eher dichtmachen, als es den USA zu überlassen N-TV
    Gegen China: USA nehmen RISC-V ins Visier HEISE
    Yellen says US economy strong, all options open on China”s overcapacity REUTERS
    AstraZeneca CEO on US-China tensions: “We have established a very resilient supply chain” YAHOO
    Drei Astronauten zu chinesischer Weltraumstation “Tiangong” gestartet SPIEGEL
    Dopingaffäre um 23 chinesische Schwimmprofis: Wada schaltet unabhängigen Staatsanwalt ein SPIEGEL

    Kolumne

    Die Gretchenfrage zu Cannabis

    Sowohl das deutsche als auch das chinesische Publikum waren etwas amüsiert über die Frage eines Studenten an Bundeskanzler Olaf Scholz zur Cannabis-Legalisierung in Deutschland, als dieser am 15. April die Tongji-Universität in Shanghai besuchte. Über diese Anekdote, die der fruchtlosen Reise eines langweiligen Politikers einen seltenen Farbtupfer verlieh, wurde in den deutschen Medien ausführlich berichtet, und sie wurde auch kurzzeitig zu einem heißen Thema in den chinesischen sozialen Medien.

    Erstaunlicherweise hat sich kaum jemand gefragt, ob die von den Schülern gestellten Fragen, einschließlich der Cannabisfrage, frei von ihnen gestellt wurden, ganz ohne “Anleitung” oder “Genehmigung” durch Dritte. Die Antwort ist nein.

    Inszenierung als tief verwurzelte Tradition

    Sämtliche autoritären Regime werden von Kontrollfreaks geführt, die ein natürliches Produkt der Natur des Autoritarismus sind. Selbst zu Zeiten von Jiang Zemin (Parteichef von 1989 bis 2002) und Hu Jintao (2002 bis 2012), als das Regime relativ entspannt war, waren in China Veranstaltungen – wie Gespräche zwischen ausländischen Staatsoberhäuptern und Universitätsstudenten oder Pressekonferenzen mit Anwesenheit von ausländischen Journalisten – inszeniert.

    Für Anlässe wie den Besuch von Scholz in Tongji fanden mit Sicherheit vorbereitende Treffen zwischen Beamten des Außenministeriums, der Universitätsverwaltung und Studierenden statt, in denen die Teilnehmer – insbesondere die Fragesteller – sorgfältig ausgewählt und die Fragen und deren Reihenfolge festgelegt wurden. Wie bei einem Theaterstück. Der einzige, der improvisieren würde, war der ausländische Sprecher.

    Noch stärkere Kontrolle seit Xi

    Aus Angst vor auch nur dem geringsten Fehler, neigen Bürokraten unter dem totalitären Xi Jinping noch mehr dazu, bei wichtigen diplomatischen Ereignissen jedes einzelne Detail zu steuern.

    Angesichts der chronisch unterkühlten Beziehungen zu den USA ist China bestrebt, sich mit der größten europäischen Volkswirtschaft gut zustellen. Es war wohl Deutschland, das eine Veranstaltung zum Gedankenaustausch (交流 auf Chinesisch, wie auf der Tafel im Hintergrund zu lesen war) mit Studenten vorschlug. Die chinesische Seite fühlte sich verpflichtet, den Wunsch der Gäste zu erfüllen und den Bundeskanzler zufriedenzustellen. So schwer ist das schließlich nicht.

    Vorbereitungen für die Show

    Die Vorbereitungen waren auch bei diesem augenscheinlich einfachen Ereignis akribisch. Dazu gehören die folgenden Schritte:

    • Zunächst werden die passenden Fragesteller ausgewählt: Sie sollten intelligent aussehen und klingen und gut Deutsch sprechen können, um ein positives Bild der chinesischen Jugend zu vermitteln. Die Voraussetzung, dass sie Deutsch sprechen sollten, ist nachvollziehbar, denn so kann man sich bei der für die Veranstaltung angesetzten Zeit von einer Stunde die Übersetzungszeit sparen.
    • Anschließend folgt ein Brainstorming über die Fragen, die gestellt werden sollen. Die Leitlinien dafür: Zum einen sollten sie die Agenda der chinesischen Regierung widerspiegeln. Um eine angenehme Atmosphäre zu gewährleisten, sollten die Fragen zum anderen seriös, aber nicht herausfordernd klingen. Oder einfach ausgedrückt: allgemein oder fade sein. Daher stellte man Fragen zu Handel und Investitionen, Energie und nachhaltiger Entwicklung, aber keine Fragen nach der deutschen Position zu den Kriegen in der Ukraine und in Gaza, zur Zukunft der EU oder zu den transatlantischen Beziehungen, genauso wenig wie dumme oder irrelevante Fragen.

    Das Ziel: die perfekte Wirkung

    Nun würde es sich wie eine langweilige Pressekonferenz anhören. Also beschlossen die chinesischen Bürokraten, etwas Heiteres und Interessantes zu machen, um die ganze Veranstaltung realer wirken zu lassen: die Cannabis-Frage – aktuell, relevant und persönlich.

    Sie passt auch dem einheimischen Publikum, das die Legalisierung von Cannabis in den westlichen Ländern überwiegend als Beweis für einen absurden, verdorbenen Lebensstil ansieht. Zudem wird von den Teilnehmern erwartet, dass sie sich natürlich verhalten. Es wäre keine Überraschung, wenn sie dafür geprobt hätten. Das Ganze wirkt aber dennoch inszeniert, weil es das eben ist.

    Öffentlichkeitsarbeit mit chinesischen Merkmalen

    Offene Gespräche zwischen Politikern und Bürgern auf Augenhöhe waren nie Chinas Ding. Echte Politik wurde schon immer hinter den Kulissen gemacht. Die gelegentlichen “herzlichen” Gespräche zwischen chinesischen Politikern und Menschen auf dem Land oder beispielsweise in einem Supermarkt sind immer gestellt, und jeder weiß das.

    Immer wenn Ausländer, insbesondere aus dem Westen, zugegen sind, präsentieren sich Chinesen meistens eher unsicher, was zum großen Teil auf der geschichtlichen Erziehung beruht, bei der die Demütigung ihrer Nation durch westliche Mächte betont wird. Daher bemühen sich die Chinesen stets, ein positives Bild zu vermitteln. Hinzu kommt die bereits erwähnte Neigung, bei offiziellen Anlässen jeden Aspekt zu kontrollieren.

    Bei großen Pressekonferenzen, an denen ausländische Journalisten anwesend sind, zielen sämtliche von chinesischen Reportern gestellten Fragen darauf ab, die von der Regierung gewünschten Botschaften zu vermitteln. Mitunter werden sogar ausländische Korrespondenten, auch solche von angesehenen westlichen Medien, in unterschiedlichem Ausmaß gesteuert. Ausländische Journalisten müssen zwischen beruflicher Integrität und freundschaftlichen Beziehungen zu den zuständigen chinesischen Beamten abwägen, um besseren Zugang zu Ressourcen zu erhalten.

    • Propaganda

    Personalien

    Lu Fang wird Vorstandsvorsitzender der chinesischen Investmentbanking-Sparte von JPMorgan Chase & Co. Er löst damit den bisherigen Vorsitzenden Park Pu nach fast zehn Jahren ab. Lu wird für die Gesamtleitung, die Überwachung der lokalen Governance und die strategische Agenda in China zuständig sein.

    Ning Zhou ist seit April Projektmanager bei Metzler in Reutlingen. Das mittelständische Unternehmen hat sich unter anderem auf Türsprechanlagen spezialisiert. Zhou war zuvor unter anderem Channel Sales Manager bei Dahua, einem chinesischen Unternehmen für Videoüberwachung, in Düsseldorf.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Am Mittwoch begann in Peking das Zhongguancun Forum (ZGC Forum), ein fünftägiger Hightech-Gipfel, bei dem Spitzentechnologien aus Bereichen wie künstlicher Intelligenz und Biowissenschaften präsentiert werden. Über 3.100 Teilnehmer aus 75 Ländern haben sich für die Veranstaltung in der Industrieentwicklungszone Zhongguancun im Nordwesten Beijings angemeldet. Ein Highlight zur Eröffnung war die Vorstellung dieses Cyborgs mit Bobfrisur und verchromtem Hinterteil, der einem Videospiel entsprungen zu sein scheint.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen