Table.Briefing: China

Continentals riskante De-Risking-Strategie + Putins und Xis Pläne für das Japanische Meer

Liebe Leserin, lieber Leser,

die meisten Trendbegriffe klingen pompöser als das, was sie bezeichnen, tatsächlich ist. Das gilt auch für das De-Risking, das eben auch nichts anderes bedeutet als die gute alte Risikobegrenzung. Der Autozulieferer Continental versucht derzeit, sich gegen die Unsicherheiten, die ihm in seinem Heimatmarkt drohen, durch sein Engagement auf dem chinesischen Markt abzusichern, schreibt Christian Domke-Seidel. De-Risking heißt für den großen Mittelständler demnach: kräftig in die Volksrepublik investieren. Was sich das Unternehmen davon konkret verspricht und welche Risiken sich in dieser Strategie verbergen könnten, lesen Sie heute im China.Table.

Um unerkannte Gefahren hat sich auch Michael Radunski in seiner Analyse gekümmert. Er hat sich genauer angeschaut, welche Beschlüsse Wladimir Putin und Xi Jinping bei ihrer letzten Begegnung gefasst haben, als sie ihre mutmaßlich grenzenlose Freundschaft vertieften. Unter anderem sprachen sie über den Zugang der Volksrepublik zum Japanischen Meer – der langfristig allerdings einen Weg zur Arktis, die in einigen Jahrzehnte eisfrei sein könnte, verspricht. Das hat Auswirkungen auf Pekings Vision einer polaren Seidenstraße – und für die Machtbalance in der Region.

Viele interessante Erkenntnisse bei der heutigen Lektüre wünscht

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Carolyn Braun
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Analyse

De-Risking: Wie Continental in China seine Europa-Schwäche ausgleicht

Bei Continental läuft es in Europa aktuell nicht rund. Das China-Geschäft soll für einen Ausgleich sorgen. Continental plant Milliardeninvestitionen in China, während der Konzern in Deutschland Einsparungen vornimmt. Das ist Teil der De-Risking-Strategie des Unternehmens. Mit Umsätzen und Partnerschaften in der Volksrepublik will der Zulieferer kompensieren, was an anderer Stelle wegbricht. Chinesische Hersteller machen mittlerweile einen signifikanten – und wachsenden – Teil des Umsatzes aus. Entsprechend richtet Continental auch seine Forschung und Entwicklung aus. Doch der Weg birgt Risiken.

Das De-Risking von Continental

Continental hat in den vergangenen Monaten zumindest in Deutschland kaum für positive Schlagzeilen gesorgt. Seit dem Jahr 2019 befindet sich der Zulieferer in einem Sparprogramm. Bei der Hauptversammlung im April 2024 kritisierten die Arbeitnehmervertreter den Vorstand: Es sei keine Strategie erkennbar. Parallel verwies die Investmentbank Jefferies darauf, dass das Jahr 2024 sehr risikobehaftet sei. Auch aufgrund enttäuschender Zahlen im ersten Quartal. 

Dazu berichtete das Handelsblatt von einem Streit zwischen Continental und BMW, bei dem es um mangelhafte Bremssysteme geht. Im kommenden Jahr 2025 legt Continental außerdem seine Standorte in Schwalbach und Wetzlar zusammen, was den Verlust von rund 1.200 Stellen bedeutet. Auch in Frankfurt-Babenhausen möchte der Konzern Berichten zufolge Stellen abbauen.

China scheint von diesem Sparkurs ausgenommen. “In den vergangenen zehn Jahren hat Continental mehr als drei Milliarden Euro in China investiert. Für die kommenden Jahre planen wir Investitionen auf ähnlichem Niveau”, kündigte ein Unternehmenssprecher gegenüber Table.Briefings an. Ein Teil dieser Investitionsstrategie ist beispielsweise das Entwicklungszentrum für Software und Systeme in Chongqing. Das wurde im Jahr 2021 eröffnet – zwei Jahre, nachdem die Konzernspitze das Sparprogramm verabschiedet hatte. 

Continental setzt auf chinesische Autohersteller

Aus Sicht von Continental ergibt das Sinn. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der Konzern 12 Prozent seines globalen Umsatzes in China, Tendenz steigend. Denn der Zulieferer beliefert zunehmend rein chinesische Hersteller. “2023 konnten wir einen signifikanten Teil unseres Auftragseingangs in Chinas mit chinesischen Automobilherstellern erzielen. Wir sind somit zuversichtlich, in Zukunft auch mit den lokalen chinesischen Herstellern zu wachsen”, sagt der Unternehmenssprecher. Eine Strategie, die auch Mitbewerber ZF Friedrichshafen fährt.

Das ist ein wichtiger Schritt in der Geschäftsstrategie vor Ort. Im Boom der Elektroautos verlieren die deutschen Hersteller in China zunehmend Marktanteile. Die Zulieferer haben aber zu großen Teilen deswegen in der Volksrepublik Werke gegründet, um die bekannten OEMs zu beliefern. Ein Geschäft, das jetzt bröckelt. De-Risking bedeutet für die Zulieferer deswegen, sich mehr am chinesischen Geschäft zu orientieren. In der Region Asien-Pazifik versorge Continental mittlerweile die Top Fünf der volumenstärksten E-Fahrzeug-Produzenten, wie der Unternehmenssprecher erläutert.

Continental will durch Investitionen resilienter werden

De-Risking ist eben nicht gleichbedeutend mit einem Rückzug aus China aufgrund politischer Risiken. Im Gegenteil. “Einen lokalen Standort in China resilienter zu machen, damit man bei zunehmendem Wettbewerb global und lokal geschäftsfähig bleibt, bedingt Investitionen in China, kann aber Teil einer De-Risking-Strategie sein”, erklärt Philipp Böing die Strategie. Er ist Professor für Empirische Innovationsforschung mit Schwerpunkt China an der Goethe-Universität Frankfurt und dem ZEW Mannheim.

Wichtig sei es, hier konsequent vorzugehen. “Entscheidet sich ein Unternehmen, in China aktiv zu sein, muss es gewisse Standards einhalten, um von diesem Engagement auch zu profitieren”, so Böing weiter. Das bedeutet also: Investieren! 

Lokale Investitionen bringen global Vorteile

Angesichts der angestrebten Mobilitätswende und einem Umbau der Industrie hin zur Klimaneutralität sind Forschung und Entwicklung unabdingbar. Entsprechend haben sich die Ausgaben in diesem Bereich bei den großen Unternehmen massiv erhöht. Im vergangenen Jahr 2023 haben die Dax-Konzerne sieben Prozent mehr in Forschung und Entwicklung investiert. Bei Continental allerdings gingen die Ausgaben (zumindest mit Blick auf den Gesamtkonzern) zurück. Der Fokus scheint hier auf China zu liegen.

Das alleine reiche aber nicht, wie Böing erklärt. “Es geht darum, nicht nur vor Ort wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern die gewonnenen Fähigkeiten auch zu skalieren – davon also auch in anderen Märkten zu profitieren. Die Entwicklung sollte nicht nur lokale Vorteile bringen, sondern kann auch auf anderen Plattformen genutzt werden.” Ob das funktioniere, hänge stark vom Einzelfall ab. Zwar ist China als “Fitnesscenter” für die Automobilindustrie bekannt, ob sich die lokalen Ansprüche und Geschmäcker aber globalisieren lassen, ist nicht automatisch garantiert.  

Innovationen aus und für China

Zumal deutsche Industrie-Unternehmen in ihren Kernkompetenzen längst nicht so schnell überholt werden würden, wie es oft dargestellt wird. “Generell ist es so, dass deutsche Unternehmen gerade in Medium- bis Hightech-Industrien aktiv sind. Insbesondere im Maschinenbau und in der Automobilindustrie. Das sind Technologien, in denen China schon in der Lage wäre, die Produkte zu substituieren, aber deutsche Hersteller teilweise noch leichte Vorteile haben – bei Forschung und Entwicklung, der Fertigung und durch langjährige Erfahrung und Spezialisierung”, führt Böing aus.

Und so rasant, wie es viele darlegen, sei die Aufholjagd Chinas nicht. Unternehmen aus der Volksrepublik melden zwar tatsächlich immer mehr Patente an, sagt Böing. Seit dem Jahr 2010 sei China weltweit führend bei der Zahl der Gesamtanmeldungen. Und seit dem Jahr 2019 sogar bei den sogenannten “Weltpatenten” – also besonders werthaltige, internationale Patenten. Doch diese Zahlen würden täuschen. Denn die Kommunistische Partei subventioniert Patentanmeldungen stark. Das führe dazu, dass die Quantität zwar stimme, die Qualität aber nicht. Nur selten würden die angemeldeten Erfindungen wirklich zu mehr Innovationen führen.

Zumindest Continental sieht sich aber auf einem guten Weg. Im ersten Quartal startete die Produktion eines neuen Hochleistungscomputers für einen chinesischen Automobilhersteller. Auch in Zukunft sollen hier neue Geschäftsfelder aufgerollt werden. “Auch außerhalb Chinas sehen wir Potenzial, mit chinesischen Herstellern zu wachsen. Wenn sie in anderen Märkten planen zu expandieren, stehen wir bereit, sie dabei zu unterstützen – mit unseren Technologien und unseren weltweiten Produktionsstätten”, so der Pressesprecher. Im Falle von Continental gleicht das De-Risking so Schwächen im Heimatmarkt aus

  • Autoindustrie
  • De-Risking
  • Zulieferer
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Chinesisch-russische Partnerschaft: Wie Peking sich Zugang zum Japanischen Meer verschaffen will

Strategische Zusammenarbeit: Xi Jinping und Wladimir Putin bei ihrem Treffen im nordchinesischen Harbin.

Bei ihrem Treffen im Mai in Peking haben sich Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Machthaber Xi Jinping auf eine gemeinsame Erklärung zur Vertiefung ihrer strategischen Partnerschaft verständigt. Bei all ihrem Wettern gegen die USA, den Westen und dessen “zerstörerischen und feindseligen Druck” wird so manche wichtige Entscheidung übersehen – vor allem dann, wenn sie so unscheinbar daherkommt wie der folgende Entschluss:

  • Russland und China werden einen konstruktiven Dialog mit der Demokratischen Volksrepublik Korea über die Frage der Seefahrt chinesischer Schiffe über den Unterlauf des Tumen-Flusses führen (双方将同朝鲜民主主义人民共和国就中国船只经图们江下游出海航行事宜开展建设性对话).

Was sich für manche wie ein Förderprogramm für lokale Fischerei anhört, könnte weitreichende Folgen haben – für Japan, für Südkorea, sogar für die Arktis.

Der Tumen – China fehlen 15 Kilometer

Der Tumen-Fluss bildet die Grenze zwischen China und Nordkorea, wird flussabwärts aber zum Grenzfluss zwischen Nordkorea und Russland, ehe er ins Japanische Meer mündet. Chinesische Schiffe können deshalb den Tumen nur bis Fangchuan frei befahren, dem östlichen Ende der Binnenprovinz Jilin. Für die verbleibenden 15 Kilometer bis zum Japanischen Meer ist die Zustimmung sowohl von Russland als auch von Nordkorea erforderlich. Ein weiteres Hindernis ist die rund sieben Meter hohe koreanisch-russische Freundschaftsbrücke aus der Sowjetzeit, die die Durchfahrt größerer Schiffe blockiert.

China versucht schon seit langem, diese Probleme zu beseitigen – mal mittels einer General-Erlaubnis zur Durchfahrt chinesischer Schiffe, mal durch die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone entlang des Tumen-Ufers oder durch die Beteiligung an Piers im nordkoreanischen Hafen Rason. Das Ziel ist klar: China will über den Tumen-Fluss Zugang zum Japanischen Meer erhalten. Der chinesische Außenpolitik-Experte Shi Yuanhua formuliert es so: Über den Tumen könnte China endlich Freiheit der Schifffahrt im Japanischen Meer erreichen (实现中国对于日本海的’自由航行’).

Japan muss seine Sicherheit neu planen

In Japan ist man besorgt, denn die strategische Machtbalance gegenüber China würde sich zum eigenen Ungunsten verändern. Chisako Masuo, Professorin für chinesische Außenpolitik an der Kyushu-Universität in Fukuoka, ist überzeugt, dass zu den größeren Schiffen, die China über den Tumen direkt ins Japanische Meer steuern will, auch Patrouillenschiffe der chinesischen Küstenwache gehören werden.

Ein riesiges Problem für die japanische Marine. Denn: “Wenn Schiffe der chinesischen Küstenwache im Japanischen Meer aktiv werden, muss Japan seine eigenen Küstenwachschiffe, die derzeit die Gewässer nahe der Senkaku-Inseln überwachen, umleiten”, sagte Masuo. “Dies könnte die Überwachung im Ostchinesischen Meer schwächen.” Dort streitet man um die von Japan verwalteten Senkaku-Inseln, auf die China unter dem Namen Diaoyu Anspruch erhebt. Zuletzt hatte die Aktivität chinesischer Regierungsschiffe in Gewässern um die Inseln wieder zugenommen.

Erklärung deutet erweiterte gemeinsame Militärübungen an

Ähnliche Sorgen dürfte es in Südkorea geben. Chinesische Schiffe könnten fortan die koreanische Halbinsel von beiden Seiten erreichen. Zudem sind sowohl Japan als auch Südkorea enge Verbündete der USA. Eine Verschlechterung der Sicherheitslage – und sei es auch nur gefühlt – hätte damit auch Auswirkungen auf die Pläne der US-Streitkräfte.

In der gemeinsamen Erklärung von Putin und Xi werden jedenfalls Pläne für erweiterte gemeinsame Militärübungen sowie gemeinsame See- und Luftpatrouillen angedeutet. Schon jetzt absolvieren chinesische und russische Streitkräfte im Japanischen Meer gemeinsame See- und Luftübungen. Eine verstärkte Präsenz der chinesischen Küstenwache dürfte den Umfang derartiger Aktivitäten wohl weiter vergrößern.

Die polare Seidenstraße: Chinas will Weg zur Arktis

Doch China verfolgt über den Zugang zum Japanischen Meer noch ein deutlich weitreichenderes Ziel: den Weg zur Arktis. Chinesische Wissenschaftler der Dalian Maritime University argumentieren in einem Aufsatz von Mai 2024, dass der Zugang zum Japanischen Meer Chinas Position in der Arktis verbessern und Pekings Vision einer polaren Seidenstraße deutlich voranbringen würde.

Sollte die Arktis Mitte des Jahrhunderts tatsächlich weitgehend eisfrei sein, würden sich Chinas Schifffahrt ganz neue Seewege eröffnen. Bislang muss ein Großteil des chinesischen Handels durch die schmale Straße von Malakka zwischen Indonesien und Malaysia. Eine Blockade der Meeresenge würde Chinas Energiesicherheit dramatisch gefährden.

Zudem würde eine eisfreie Arktis die bisherigen Seeverbindungen von Asien nach Europa um rund 8.000 Kilometer verkürzen, nach Nordamerika um 4.500 Kilometer. Besonders interessant sind auch die in arktischer Erde lagernden Bodenschätze. Amerikanische Geologen vermuten, dass sich bis zu 13 Prozent der unentdeckten Öl- und 30 Prozent der Erdgasvorkommen unter dem Eis verbergen.

Der Ukraine-Krieg eröffnet China Chancen

Russland wie auch Nordkorea standen den chinesischen Plänen bislang äußerst skeptisch gegenüber. Moskau befürchtete, dass sich Chinas Einfluss in Nordostasien verstärken würde. Doch aufgrund westlicher Sanktionen wegen der Invasion der Ukraine ist Moskau zunehmend von China abhängig geworden.

Nordkorea wiederum scheut die Kosten einer notwendigen Ausbaggerung des Tumen. Zudem fürchtet Pjöngjang, dass chinesische Investitionen in seinen Häfen zurückgehen könnten, würde chinesischen Schiffen eine freie Durchfahrt ermöglicht. Doch der Ukraine-Krieg hat zu einer neuen Nähe und einer neuen Arbeitsteilung zwischen den drei Ländern geführt.

Zhao Leji, die Nummer drei in der Hierarchie der KP Chinas, traf in Pjöngjang den nordkoreanischen Führer Kim Jong-un. Chinesische Experten erwarten, dass Nordkorea bald Gespräche über den Tumen-Fluss aufnehmen werde. Die Zustimmung Russlands liegt nun auch vor – als vermeintlich unscheinbarer Satz in der gemeinsamen Erklärung von Putin und Xi. 

  • Geopolitik
  • Japan
  • KP Chinas
  • Nordkorea
  • Russland
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Termine

01.07.2024, 16:00 Uhr Beijing time:
EU SME Centre, SME Roundtable (in Guangzhou): Insights into China’s Policy Updates Mehr

02.07.2024, 14:30 Uhr
Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung e.V./ Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf, Fachtagung: ChinaLogistics 2024 – Optimierung von Lieferketten zwischen China und Europa Mehr

02.07.2024, 18:00 Uhr
Kunstgewerbevereins, Podiumsdiskussion in der Villa Metzler: Was ist Chinesische Malerei? Mehr

03.07.2024, 17:30 Uhr
Chinaforum Bayern e.V., in München: 2. Bayerisch-Chinesischer Sommerdialog Mehr

03.07.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
German Chamber of Commerce – North China, Webinar: GCC Knowledge Hub: New guidance on cross-border salaries for German citizens Mehr

03.07.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
EU SME Centre, Präsentation und Panel-Diskussion: Sustainable Transition for SMEs: Prospects for Business Growth and Challenges in Change Management Mehr

06. Juli 2024
Stiftung Asienhaus, 12. Asientag: Zivilgesellschaft stärken! Mehr

06.07.2024, 14:00 Uhr
Konfuzius-Institut Hamburg, Führung: Auf den Spuren Chinas: Im Hamburger Yu Garden Mehr

08.07.2024, 16:00 Uhr (22:00 Uhr Beijing time)
Center for Strategic & International Studies, Webcast: Is it me or the economic system? Changing Chinese attitudes toward inequality: A big data China event Mehr

News

EU-Handel: Welche Regulierung Peking rechtlich prüfen will

Das chinesische Handelsministerium stellt die rechtliche Grundlage des EU-Handelsinstrumentes zu Subventionen aus dem Ausland infrage. Das Ministerium teilte am Donnerstag mit, Beschwerden des Verbands chinesischer Maschinenindustrie CCCME über die Foreign Subsidies Regulation (FSR) der EU zu prüfen. Der CCCME ist eine halboffizielle Handelsorganisation für Maschinen und Elektronik und vertritt unter anderem Automobilhersteller und Produzenten von Solarpaneelen.

Im Mittelpunkt stehe die Frage, ob die FSR mutmaßlich Handelshemmnisse für chinesische Unternehmen darstelle, so das Ministerium. Es handele sich dabei um “voreingenommene Praktiken” der Europäischen Union. Die FSR der EU soll verhindern, dass ausländische Unternehmen in der EU einen Vorteil durch Subventionen aus dem Heimatland haben.

Verhandlungen zu den Zusatzzöllen laufen

Die Bewertung durch Peking, die zu weiteren Gegenmaßnahmen führen könnte, sei im Gange. Einzelheiten würden zu gegebener Zeit bekannt gegeben, sagte He. “Wir verfolgen die Antisubventionsverordnung der EU sehr genau, da sie enorme Auswirkungen auf chinesische Unternehmen hat, die in die EU exportieren und dort investieren”, sagte He. Die Chinesische Handelskammer in der EU begrüßte den Schritt in einer Mitteilung.

CCCME hatte laut der “South China Morning Post” Mitte Juni bereits eine “starke Opposition” gegen die Zusatzzölle der EU auf chinesische Elektrofahrzeuge zum Ausdruck gebracht und offen das Ergebnis der Brüsseler Untersuchung infrage gestellt. Die Verhandlungen zwischen der EU und China zu den Zusatzzöllen laufen derzeit. Arbeitsgruppen beider Seiten seien im engen Austausch, sagte Ministeriumssprecher He. Bis zum 4. Juli muss dazu eine Lösung gefunden werden, sonst greifen die zunächst festgelegten vorläufigen Zusatzzölle.

Bundeskanzler Olaf Scholz soll Medienberichten zufolge nun gleich hohe Zölle beider Seiten auf Autoimporte vorgeschlagen haben. Das berichteten Handelsblatt und AFP unter Berufung auf Regierungs- und EU-Kreise. Demnach soll ein Zollsatz von 15 Prozent im Gespräch sein, die Höhe könne sich aber noch ändern. Die EU-Kommission hält die Überlegungen dem Bericht zufolge aber für untauglich. ari

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Wirtschaftspolitik: Wann das Dritte Plenum stattfindet

Das genaue Datum steht nun fest: Die Spitze der Kommunistischen Partei Chinas wird vom 15. bis 18. Juli zu ihrem lang erwarteten dritten Plenum zusammenkommen. Das berichtet unter anderem die South China Morning Post. Diese für den wirtschaftlichen Kurs der nächsten fünf bis zehn Jahre so wichtige Zusammenkunft der mächtigsten Personen Chinas ist seit Herbst überfällig, die Gründe dafür sind unklar. Seit Ende April ist bekannt, dass das Dritte Plenum im Juli stattfinden soll.

Die Entscheidung über den genauen Termin wurde am Donnerstag auf einer Sitzung des Politbüros, des 24-köpfigen Entscheidungsgremiums der Partei, bekannt gegeben. Das Dritte Plenum, das traditionell die Wirtschaftsstrategie für die kommenden Jahre festlegt, wird als die wichtigste der sieben Parteiversammlungen angesehen, die zwischen den alle fünf Jahren stattfindenden Parteitagen der KP stattfinden.

An der Tagung werden mehr als 370 ordentliche und stellvertretende Mitglieder des Zentralkomitees teilnehmen. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurden die dritten Plenarsitzungen in der Regel im Oktober oder November abgehalten. cyb

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  • Innenpolitik der KP China
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  • Wirtschaftspolitik
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Ex-Verteidigungsminister: Warum China Li Shangfu aus der Partei ausschließt

Chinas Kommunistische Partei hat den ehemaligen Verteidigungsminister Li Shangfu und seinen Vorgänger Wei Fenghe wegen “schwerwiegender Verstöße gegen die Disziplin” ausgeschlossen – ein Euphemismus für Korruption. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die Entscheidungen für den Ausschluss wurde am Donnerstag vom siebenköpfigen Politbüro, dem obersten Machtorgan der Kommunistischen Partei, gebilligt. Das Politbüro übertrug die Fälle zudem an die Militärstaatsanwälte.

Zudem wurde Li die Mitgliedschaft in der nationalen Legislative entzogen, nachdem er Anfang des Jahres aus der Zentralen Militärkommission, Chinas oberstem Militärgremium, entfernt worden war. Wei wurde ebenfalls aus dem gesetzgebenden Organ entfernt.

Partei nennt Bestechungsgelder als Grund

In dem Bericht heißt es unter Berufung auf das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, das die Untersuchung angeordnet hatte, dass Li verdächtigt werde, “riesige Geldsummen” an Bestechungsgeldern erhalten und andere bestochen zu haben. Eine Untersuchung habe ergeben, dass er “seiner politischen Verantwortung nicht nachgekommen” sei und “für sich und andere personelle Vorteile angestrebt” habe.

“Als hochrangiger führender Kader der Partei und der Armee hat Li Shangfu seine ursprüngliche Mission verraten … das Vertrauen des Zentralkomitees der Partei und der Zentralen Militärkommission missbraucht … und der Sache der Partei und der nationalen Verteidigung großen Schaden zugefügt”, heißt es in dem Bericht weiter.

KP bestätigt erstmals Ermittlungen gegen Li

Li Shangfu wurde im vergangenen Oktober auf mysteriöse Weise und ohne Erklärung als Verteidigungsminister abgesetzt, nachdem er zwei Monate lang verschwunden war. Dies ist das erste Mal, dass China ausdrücklich bestätigt hat, dass gegen Li ermittelt wurde, und auch Einzelheiten über die Art seiner Verbrechen. Wei Fenghe, Lis Vorgänger, war aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden, seit er im März letzten Jahres im Zuge einer geplanten Kabinettsumbildung ersetzt worden war. Wei war von 2015 bis 2017 Chef der strategischen Raketentruppe der Volksbefreiungsarmee.

Auf dem dritten Plenum der Partei vom 15. bis 18. Juli muss die Entscheidung noch bestätigt werden. Dort wird die Abberufungen aus dem Zentralkomitee offiziell bekannt gegeben. Der abgesetzte ehemalige Außenminister Qin Gang bleibt weiterhin Mitglied des Zentralkomitees. rtr

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E-Lkw-Hersteller: Was die Windrose-Pläne für Belgien bedeuten

Der chinesische Elektro-Lkw-Hersteller Windrose wird seine Europa-Zentrale und sein erstes Werk in Belgien errichten und will rund 3.000 Arbeitsplätze schaffen. Das teilte die Chinesische Handelskammer in Brüssel via X mit. Geplant ist demnach unter anderem eine Montagefabrik in Antwerpen, in der bis 2027 jährlich 10.000 Elektro-Lkw produziert werden sollen.

Dem Posting der Handelskammer zufolge hat Windrose auch Frankreich für ein mögliches Batteriewerk ins Auge gefasst. Im April hatte die belgische Zeitung De Tijd berichtet, dass Antwerpen sich darum bemühe, das 2022 gegründete Unternehmen anzulocken. In einem Interview mit der französischen Zeitung Le Monde hatte der Gründer von Windrose, Wen Han, im März gesagt, die Gespräche über die Errichtung des europäischen Hauptsitzes und eines Montagewerks befänden sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Ihm zufolge sollen sich die Investitionen auf voraussichtlich 300 Millionen Euro belaufen. cyb


  • Belgien
  • Elektromobilität
  • Lkw

Presseschau

China wirft zwei verschwundene Ex-Verteidigungsminister Li Shangfu und Wei Fenghe aus der Partei WELT
Billige Elektroautos: Scholz schlägt im Handelsstreit mit China gleich hohe Zölle vor. SPIEGEL
Unternehmen wenden sich trotz Habecks Warnungen nicht von China ab N-TV
USA, Südkorea und Japan wollen industriell enger zusammenarbeiten HANDELSBLATT
USA verdächtigen chinesische Netzbetreiber der Spionage durch Internet-Dienste HEISE
Chinesischer Chipriese Nexperia investiert weitere 200 Millionen Dollar in Hamburg MANAGER-MAGAZIN
Chinesische Autobauer sind laut Studie am innovativsten HANDELSBLATT
Ware in neun Tagen aus China: Amazon will mit Billigsparte Temu und Co angreifen N-TV
Ampelpolitiker kritisieren Alleingang von Digitalminister Wissing HANDELSBLATT
Pekings Drohung mit der Todesstrafe: Taiwan warnt Bürger vor China-Reisen SPIEGEL
Jörg Endriss neuer ARD-Korrespondent in Peking DWDL

Standpunkt

Habeck in Peking: Wie seltsam Chinas Medien auf den Besuch reagierten

Insgesamt bewertete China Robert Habecks dreitägigen Besuch zurückhaltend positiv. Dennoch war es ein schwieriger Besuch eines Politikers aus einem Land, zu dem China ein schwieriges Verhältnis hat. Das spiegelt sich zum einen in der Absage eines geplanten Treffens zwischen Habeck und Premier Li Qiang wider, sowie in der knappen, etwas merkwürdigen Berichterstattung der chinesischen Staatsmedien.

Auf die Frage, wie man den Besuch bewerte, erklärte Außenministeriumssprecherin Mao Ning in einer regulären Pressekonferenz am 24. Juni, dass “China und Deutschland in diesem Jahr … Signale des gemeinsamen Widerstands gegen Protektionismus ausgesendet haben”. Damit spielte sie auf die Antisubventionszölle der Europäischen Union auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge an. Mao musste auch eine Frage desselben Journalisten beantworten, der die russische Nachrichtenagentur Tass vertrat und der – vermutlich mit einem Anflug von Schadenfreude – fragte, warum sich Habeck nicht mit einem chinesischen Spitzenpolitiker getroffen habe. Mao erklärte, sie habe keine Kenntnis über das Treffen.

Chinas unterschiedliche Behandlung von Habeck und Duda

Habecks chinesischer Amtskollege dürfte der Bezeichnung nach Vizepremier He Lifeng sein, ein wichtiger Stellvertreter von Xi Jinping für wirtschaftliche Angelegenheiten. Da sich das Mandat von Premierminister Li jedoch ebenfalls weitgehend auf die Wirtschaft beschränkt, wäre ein Treffen zwischen Li und Habeck ebenfalls passend gewesen. Ein solches Treffen war ursprünglich geplant, wurde aber in letzter Minute abgesagt. Habeck wurde letztendlich von zwei Beamten auf Ministerebene empfangen.

Über den tatsächlichen Grund für die Brüskierung kann nur spekuliert werden. Inoffiziell wird vermutet, dass Habecks scharfe Worte über die Rolle Chinas im Ukraine-Krieg den chinesischen Gastgeber verärgert haben. Am ersten Tag seines Besuchs sagte Habeck, Chinas Unterstützung für Russland im Krieg habe die deutsch-chinesischen Beziehungen geschädigt und hätte wirtschaftliche Folgen. Inoffizielle Stimmen bezeichneten Habecks Äußerungen als “arrogant und unhöflich”.

Im Vergleich wurde der polnische Präsident Andrzej Duda, der im Anschluss an Habeck nach Peking reiste, herzlich behandelt. Zwar sprach Duda bei seinen Treffen mit seinen Gastgebern auch über Russland und Weißrussland – beide zählen zu Polens Feinden, sind jedoch mit China befreundet. Er war jedoch darauf bedacht, die Chinesen nicht durch Kritik zu verärgern.

Knappe Berichterstattung der offiziellen Medien

Das chinesische Außenministerium und die Propagandaabteilung der Regierung geben stets den Ton für die Berichterstattung der offiziellen Nachrichtenagenturen über wichtige diplomatische Ereignisse an. Nach Habecks unverblümten Äußerungen scheinen sie beschlossen zu haben, die Sprachrohre anzuweisen, die Berichterstattung über seinen Besuch knappzuhalten.

Der staatliche Fernsehsender CCTV berichtete sehr wenig über Habecks Treffen mit dem Handelsminister und dem Vorsitzenden der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform. Die Nachrichtenagentur Xinhua brachte während des dreitägigen Besuchs nur einen kurzen Beitrag über den Besuch des BMW-Forschungs- und Entwicklungszentrums in Shanghai. Die Quelle des Artikels war die Pressemitteilung von BMW.

Die chinesische Volkszeitung, das Sprachrohr der Kommunistischen Partei, berichtete erst gar nicht über den Besuch, sondern erwähnte Habeck und Verkehrsminister Volker Wissing lediglich in einem langen Kommentar, der den “Protektionismus im Bereich der neuen Energien” kritisierte. Der am letzten Tag von Habecks Reise erschienene Artikel zitierte diesen mit den Worten: “Das wäre wirklich schlecht, wenn Zölle als protektionistisches Mittel eingesetzt werden, wenn wir in einen Zollwettlauf mit China einsteigen, dann wäre das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.”

Inoffizielle Medien kommentierten Besuch

Bei Wissing entschied man sich für dessen Äußerung, dass Fahrzeuge in der EU durch “mehr Wettbewerb, offene Märkte und erheblich bessere Standortbedingungen” günstiger werden müssten und “nicht durch Handelskrieg und Marktabschottung.” Der Artikel zitiert auch Manager der deutschen Autoindustrie und Würdenträger aus anderen westlichen Ländern.

Während sich die offiziellen Medien mit ausführlichen Berichten über den Besuch zurückhielten, ließen sich inoffizielle oder halboffizielle Medien die Gelegenheit zu einem Kommentar nicht entgehen. Die Global Times, die einflussreichste nationalistische Tageszeitung, zeigte sich diesmal jedoch ungewöhnlich sanft und forderte Habeck auf, “das, was er in China gelernt hat, nach Europa zurückzubringen”.

Ein Artikel auf dem inoffiziellen Social-Media-Account von CCTV war da schon origineller. Der Autor versuchte, die Gründe für die Mentalität der EU bei der Einleitung der Antisubventionsuntersuchung herauszufinden. Er gelangte zu dem Schluss, dass letztlich die Amerikaner dafür verantwortlich seien. Thinktanks und die US-Medien hätten den Hype um Chinas E-Auto-Subventionen ausgelöst, hieß es. Der EU Handelsbeauftragte der Generaldirektion, Denis Redonnet, habe von den Amerikanern gelernt, wie man Antisubventionsmaßnahmen als Instrument einsetzt. Die beigefügte Karikatur war zwar lustig, aber nicht ganz so originell.

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  • Medien
  • Robert Habeck

Personalien

Andrew Ko ist bei Oneglobal Broking zum Executive Director für Hongkong ernannt worden. In seiner neuen Funktion wird er die Geschäfte in Hongkong und im Großraum China leiten. Zuletzt war Ko seit Dezember 2021 als CEO von AJG China tätig.

Xiaoming Liu hat bei Waldaschaff Automotive den Posten Teamleader integrated procurement management übernommen. Der Automobilzulieferer mit Sitz in Bayern ist Teil der Lingyun Industrial Group. Liu hat zuvor in China, Deutschland und der Schweiz gelebt und gearbeitet.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

In China wird sie die “weibliche Yao Ming” genannt: Zhang Ziyu misst 2,20 Meter. Die Basketballspielerin aus der Provinz Shandong ließ zu Beginn der Woche während des FIBA-U18-Frauen-Asien-Cups in Shenzhen ihre Konkurrentinnen auf dem Platz alt – beziehungsweise klein – aussehen. Das 17 Jahre alte Ausnahmetalent gab ihr internationales Turnierdebüt und erwies sich als Treffer-Garantin gegen Indonesien, Japan und Neuseeland.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Um unerkannte Gefahren hat sich auch Michael Radunski in seiner Analyse gekümmert. Er hat sich genauer angeschaut, welche Beschlüsse Wladimir Putin und Xi Jinping bei ihrer letzten Begegnung gefasst haben, als sie ihre mutmaßlich grenzenlose Freundschaft vertieften. Unter anderem sprachen sie über den Zugang der Volksrepublik zum Japanischen Meer – der langfristig allerdings einen Weg zur Arktis, die in einigen Jahrzehnte eisfrei sein könnte, verspricht. Das hat Auswirkungen auf Pekings Vision einer polaren Seidenstraße – und für die Machtbalance in der Region.

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    Bei Continental läuft es in Europa aktuell nicht rund. Das China-Geschäft soll für einen Ausgleich sorgen. Continental plant Milliardeninvestitionen in China, während der Konzern in Deutschland Einsparungen vornimmt. Das ist Teil der De-Risking-Strategie des Unternehmens. Mit Umsätzen und Partnerschaften in der Volksrepublik will der Zulieferer kompensieren, was an anderer Stelle wegbricht. Chinesische Hersteller machen mittlerweile einen signifikanten – und wachsenden – Teil des Umsatzes aus. Entsprechend richtet Continental auch seine Forschung und Entwicklung aus. Doch der Weg birgt Risiken.

    Das De-Risking von Continental

    Continental hat in den vergangenen Monaten zumindest in Deutschland kaum für positive Schlagzeilen gesorgt. Seit dem Jahr 2019 befindet sich der Zulieferer in einem Sparprogramm. Bei der Hauptversammlung im April 2024 kritisierten die Arbeitnehmervertreter den Vorstand: Es sei keine Strategie erkennbar. Parallel verwies die Investmentbank Jefferies darauf, dass das Jahr 2024 sehr risikobehaftet sei. Auch aufgrund enttäuschender Zahlen im ersten Quartal. 

    Dazu berichtete das Handelsblatt von einem Streit zwischen Continental und BMW, bei dem es um mangelhafte Bremssysteme geht. Im kommenden Jahr 2025 legt Continental außerdem seine Standorte in Schwalbach und Wetzlar zusammen, was den Verlust von rund 1.200 Stellen bedeutet. Auch in Frankfurt-Babenhausen möchte der Konzern Berichten zufolge Stellen abbauen.

    China scheint von diesem Sparkurs ausgenommen. “In den vergangenen zehn Jahren hat Continental mehr als drei Milliarden Euro in China investiert. Für die kommenden Jahre planen wir Investitionen auf ähnlichem Niveau”, kündigte ein Unternehmenssprecher gegenüber Table.Briefings an. Ein Teil dieser Investitionsstrategie ist beispielsweise das Entwicklungszentrum für Software und Systeme in Chongqing. Das wurde im Jahr 2021 eröffnet – zwei Jahre, nachdem die Konzernspitze das Sparprogramm verabschiedet hatte. 

    Continental setzt auf chinesische Autohersteller

    Aus Sicht von Continental ergibt das Sinn. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der Konzern 12 Prozent seines globalen Umsatzes in China, Tendenz steigend. Denn der Zulieferer beliefert zunehmend rein chinesische Hersteller. “2023 konnten wir einen signifikanten Teil unseres Auftragseingangs in Chinas mit chinesischen Automobilherstellern erzielen. Wir sind somit zuversichtlich, in Zukunft auch mit den lokalen chinesischen Herstellern zu wachsen”, sagt der Unternehmenssprecher. Eine Strategie, die auch Mitbewerber ZF Friedrichshafen fährt.

    Das ist ein wichtiger Schritt in der Geschäftsstrategie vor Ort. Im Boom der Elektroautos verlieren die deutschen Hersteller in China zunehmend Marktanteile. Die Zulieferer haben aber zu großen Teilen deswegen in der Volksrepublik Werke gegründet, um die bekannten OEMs zu beliefern. Ein Geschäft, das jetzt bröckelt. De-Risking bedeutet für die Zulieferer deswegen, sich mehr am chinesischen Geschäft zu orientieren. In der Region Asien-Pazifik versorge Continental mittlerweile die Top Fünf der volumenstärksten E-Fahrzeug-Produzenten, wie der Unternehmenssprecher erläutert.

    Continental will durch Investitionen resilienter werden

    De-Risking ist eben nicht gleichbedeutend mit einem Rückzug aus China aufgrund politischer Risiken. Im Gegenteil. “Einen lokalen Standort in China resilienter zu machen, damit man bei zunehmendem Wettbewerb global und lokal geschäftsfähig bleibt, bedingt Investitionen in China, kann aber Teil einer De-Risking-Strategie sein”, erklärt Philipp Böing die Strategie. Er ist Professor für Empirische Innovationsforschung mit Schwerpunkt China an der Goethe-Universität Frankfurt und dem ZEW Mannheim.

    Wichtig sei es, hier konsequent vorzugehen. “Entscheidet sich ein Unternehmen, in China aktiv zu sein, muss es gewisse Standards einhalten, um von diesem Engagement auch zu profitieren”, so Böing weiter. Das bedeutet also: Investieren! 

    Lokale Investitionen bringen global Vorteile

    Angesichts der angestrebten Mobilitätswende und einem Umbau der Industrie hin zur Klimaneutralität sind Forschung und Entwicklung unabdingbar. Entsprechend haben sich die Ausgaben in diesem Bereich bei den großen Unternehmen massiv erhöht. Im vergangenen Jahr 2023 haben die Dax-Konzerne sieben Prozent mehr in Forschung und Entwicklung investiert. Bei Continental allerdings gingen die Ausgaben (zumindest mit Blick auf den Gesamtkonzern) zurück. Der Fokus scheint hier auf China zu liegen.

    Das alleine reiche aber nicht, wie Böing erklärt. “Es geht darum, nicht nur vor Ort wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern die gewonnenen Fähigkeiten auch zu skalieren – davon also auch in anderen Märkten zu profitieren. Die Entwicklung sollte nicht nur lokale Vorteile bringen, sondern kann auch auf anderen Plattformen genutzt werden.” Ob das funktioniere, hänge stark vom Einzelfall ab. Zwar ist China als “Fitnesscenter” für die Automobilindustrie bekannt, ob sich die lokalen Ansprüche und Geschmäcker aber globalisieren lassen, ist nicht automatisch garantiert.  

    Innovationen aus und für China

    Zumal deutsche Industrie-Unternehmen in ihren Kernkompetenzen längst nicht so schnell überholt werden würden, wie es oft dargestellt wird. “Generell ist es so, dass deutsche Unternehmen gerade in Medium- bis Hightech-Industrien aktiv sind. Insbesondere im Maschinenbau und in der Automobilindustrie. Das sind Technologien, in denen China schon in der Lage wäre, die Produkte zu substituieren, aber deutsche Hersteller teilweise noch leichte Vorteile haben – bei Forschung und Entwicklung, der Fertigung und durch langjährige Erfahrung und Spezialisierung”, führt Böing aus.

    Und so rasant, wie es viele darlegen, sei die Aufholjagd Chinas nicht. Unternehmen aus der Volksrepublik melden zwar tatsächlich immer mehr Patente an, sagt Böing. Seit dem Jahr 2010 sei China weltweit führend bei der Zahl der Gesamtanmeldungen. Und seit dem Jahr 2019 sogar bei den sogenannten “Weltpatenten” – also besonders werthaltige, internationale Patenten. Doch diese Zahlen würden täuschen. Denn die Kommunistische Partei subventioniert Patentanmeldungen stark. Das führe dazu, dass die Quantität zwar stimme, die Qualität aber nicht. Nur selten würden die angemeldeten Erfindungen wirklich zu mehr Innovationen führen.

    Zumindest Continental sieht sich aber auf einem guten Weg. Im ersten Quartal startete die Produktion eines neuen Hochleistungscomputers für einen chinesischen Automobilhersteller. Auch in Zukunft sollen hier neue Geschäftsfelder aufgerollt werden. “Auch außerhalb Chinas sehen wir Potenzial, mit chinesischen Herstellern zu wachsen. Wenn sie in anderen Märkten planen zu expandieren, stehen wir bereit, sie dabei zu unterstützen – mit unseren Technologien und unseren weltweiten Produktionsstätten”, so der Pressesprecher. Im Falle von Continental gleicht das De-Risking so Schwächen im Heimatmarkt aus

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    Chinesisch-russische Partnerschaft: Wie Peking sich Zugang zum Japanischen Meer verschaffen will

    Strategische Zusammenarbeit: Xi Jinping und Wladimir Putin bei ihrem Treffen im nordchinesischen Harbin.

    Bei ihrem Treffen im Mai in Peking haben sich Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Machthaber Xi Jinping auf eine gemeinsame Erklärung zur Vertiefung ihrer strategischen Partnerschaft verständigt. Bei all ihrem Wettern gegen die USA, den Westen und dessen “zerstörerischen und feindseligen Druck” wird so manche wichtige Entscheidung übersehen – vor allem dann, wenn sie so unscheinbar daherkommt wie der folgende Entschluss:

    • Russland und China werden einen konstruktiven Dialog mit der Demokratischen Volksrepublik Korea über die Frage der Seefahrt chinesischer Schiffe über den Unterlauf des Tumen-Flusses führen (双方将同朝鲜民主主义人民共和国就中国船只经图们江下游出海航行事宜开展建设性对话).

    Was sich für manche wie ein Förderprogramm für lokale Fischerei anhört, könnte weitreichende Folgen haben – für Japan, für Südkorea, sogar für die Arktis.

    Der Tumen – China fehlen 15 Kilometer

    Der Tumen-Fluss bildet die Grenze zwischen China und Nordkorea, wird flussabwärts aber zum Grenzfluss zwischen Nordkorea und Russland, ehe er ins Japanische Meer mündet. Chinesische Schiffe können deshalb den Tumen nur bis Fangchuan frei befahren, dem östlichen Ende der Binnenprovinz Jilin. Für die verbleibenden 15 Kilometer bis zum Japanischen Meer ist die Zustimmung sowohl von Russland als auch von Nordkorea erforderlich. Ein weiteres Hindernis ist die rund sieben Meter hohe koreanisch-russische Freundschaftsbrücke aus der Sowjetzeit, die die Durchfahrt größerer Schiffe blockiert.

    China versucht schon seit langem, diese Probleme zu beseitigen – mal mittels einer General-Erlaubnis zur Durchfahrt chinesischer Schiffe, mal durch die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone entlang des Tumen-Ufers oder durch die Beteiligung an Piers im nordkoreanischen Hafen Rason. Das Ziel ist klar: China will über den Tumen-Fluss Zugang zum Japanischen Meer erhalten. Der chinesische Außenpolitik-Experte Shi Yuanhua formuliert es so: Über den Tumen könnte China endlich Freiheit der Schifffahrt im Japanischen Meer erreichen (实现中国对于日本海的’自由航行’).

    Japan muss seine Sicherheit neu planen

    In Japan ist man besorgt, denn die strategische Machtbalance gegenüber China würde sich zum eigenen Ungunsten verändern. Chisako Masuo, Professorin für chinesische Außenpolitik an der Kyushu-Universität in Fukuoka, ist überzeugt, dass zu den größeren Schiffen, die China über den Tumen direkt ins Japanische Meer steuern will, auch Patrouillenschiffe der chinesischen Küstenwache gehören werden.

    Ein riesiges Problem für die japanische Marine. Denn: “Wenn Schiffe der chinesischen Küstenwache im Japanischen Meer aktiv werden, muss Japan seine eigenen Küstenwachschiffe, die derzeit die Gewässer nahe der Senkaku-Inseln überwachen, umleiten”, sagte Masuo. “Dies könnte die Überwachung im Ostchinesischen Meer schwächen.” Dort streitet man um die von Japan verwalteten Senkaku-Inseln, auf die China unter dem Namen Diaoyu Anspruch erhebt. Zuletzt hatte die Aktivität chinesischer Regierungsschiffe in Gewässern um die Inseln wieder zugenommen.

    Erklärung deutet erweiterte gemeinsame Militärübungen an

    Ähnliche Sorgen dürfte es in Südkorea geben. Chinesische Schiffe könnten fortan die koreanische Halbinsel von beiden Seiten erreichen. Zudem sind sowohl Japan als auch Südkorea enge Verbündete der USA. Eine Verschlechterung der Sicherheitslage – und sei es auch nur gefühlt – hätte damit auch Auswirkungen auf die Pläne der US-Streitkräfte.

    In der gemeinsamen Erklärung von Putin und Xi werden jedenfalls Pläne für erweiterte gemeinsame Militärübungen sowie gemeinsame See- und Luftpatrouillen angedeutet. Schon jetzt absolvieren chinesische und russische Streitkräfte im Japanischen Meer gemeinsame See- und Luftübungen. Eine verstärkte Präsenz der chinesischen Küstenwache dürfte den Umfang derartiger Aktivitäten wohl weiter vergrößern.

    Die polare Seidenstraße: Chinas will Weg zur Arktis

    Doch China verfolgt über den Zugang zum Japanischen Meer noch ein deutlich weitreichenderes Ziel: den Weg zur Arktis. Chinesische Wissenschaftler der Dalian Maritime University argumentieren in einem Aufsatz von Mai 2024, dass der Zugang zum Japanischen Meer Chinas Position in der Arktis verbessern und Pekings Vision einer polaren Seidenstraße deutlich voranbringen würde.

    Sollte die Arktis Mitte des Jahrhunderts tatsächlich weitgehend eisfrei sein, würden sich Chinas Schifffahrt ganz neue Seewege eröffnen. Bislang muss ein Großteil des chinesischen Handels durch die schmale Straße von Malakka zwischen Indonesien und Malaysia. Eine Blockade der Meeresenge würde Chinas Energiesicherheit dramatisch gefährden.

    Zudem würde eine eisfreie Arktis die bisherigen Seeverbindungen von Asien nach Europa um rund 8.000 Kilometer verkürzen, nach Nordamerika um 4.500 Kilometer. Besonders interessant sind auch die in arktischer Erde lagernden Bodenschätze. Amerikanische Geologen vermuten, dass sich bis zu 13 Prozent der unentdeckten Öl- und 30 Prozent der Erdgasvorkommen unter dem Eis verbergen.

    Der Ukraine-Krieg eröffnet China Chancen

    Russland wie auch Nordkorea standen den chinesischen Plänen bislang äußerst skeptisch gegenüber. Moskau befürchtete, dass sich Chinas Einfluss in Nordostasien verstärken würde. Doch aufgrund westlicher Sanktionen wegen der Invasion der Ukraine ist Moskau zunehmend von China abhängig geworden.

    Nordkorea wiederum scheut die Kosten einer notwendigen Ausbaggerung des Tumen. Zudem fürchtet Pjöngjang, dass chinesische Investitionen in seinen Häfen zurückgehen könnten, würde chinesischen Schiffen eine freie Durchfahrt ermöglicht. Doch der Ukraine-Krieg hat zu einer neuen Nähe und einer neuen Arbeitsteilung zwischen den drei Ländern geführt.

    Zhao Leji, die Nummer drei in der Hierarchie der KP Chinas, traf in Pjöngjang den nordkoreanischen Führer Kim Jong-un. Chinesische Experten erwarten, dass Nordkorea bald Gespräche über den Tumen-Fluss aufnehmen werde. Die Zustimmung Russlands liegt nun auch vor – als vermeintlich unscheinbarer Satz in der gemeinsamen Erklärung von Putin und Xi. 

    • Geopolitik
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    • KP Chinas
    • Nordkorea
    • Russland
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    Termine

    01.07.2024, 16:00 Uhr Beijing time:
    EU SME Centre, SME Roundtable (in Guangzhou): Insights into China’s Policy Updates Mehr

    02.07.2024, 14:30 Uhr
    Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung e.V./ Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf, Fachtagung: ChinaLogistics 2024 – Optimierung von Lieferketten zwischen China und Europa Mehr

    02.07.2024, 18:00 Uhr
    Kunstgewerbevereins, Podiumsdiskussion in der Villa Metzler: Was ist Chinesische Malerei? Mehr

    03.07.2024, 17:30 Uhr
    Chinaforum Bayern e.V., in München: 2. Bayerisch-Chinesischer Sommerdialog Mehr

    03.07.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
    German Chamber of Commerce – North China, Webinar: GCC Knowledge Hub: New guidance on cross-border salaries for German citizens Mehr

    03.07.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
    EU SME Centre, Präsentation und Panel-Diskussion: Sustainable Transition for SMEs: Prospects for Business Growth and Challenges in Change Management Mehr

    06. Juli 2024
    Stiftung Asienhaus, 12. Asientag: Zivilgesellschaft stärken! Mehr

    06.07.2024, 14:00 Uhr
    Konfuzius-Institut Hamburg, Führung: Auf den Spuren Chinas: Im Hamburger Yu Garden Mehr

    08.07.2024, 16:00 Uhr (22:00 Uhr Beijing time)
    Center for Strategic & International Studies, Webcast: Is it me or the economic system? Changing Chinese attitudes toward inequality: A big data China event Mehr

    News

    EU-Handel: Welche Regulierung Peking rechtlich prüfen will

    Das chinesische Handelsministerium stellt die rechtliche Grundlage des EU-Handelsinstrumentes zu Subventionen aus dem Ausland infrage. Das Ministerium teilte am Donnerstag mit, Beschwerden des Verbands chinesischer Maschinenindustrie CCCME über die Foreign Subsidies Regulation (FSR) der EU zu prüfen. Der CCCME ist eine halboffizielle Handelsorganisation für Maschinen und Elektronik und vertritt unter anderem Automobilhersteller und Produzenten von Solarpaneelen.

    Im Mittelpunkt stehe die Frage, ob die FSR mutmaßlich Handelshemmnisse für chinesische Unternehmen darstelle, so das Ministerium. Es handele sich dabei um “voreingenommene Praktiken” der Europäischen Union. Die FSR der EU soll verhindern, dass ausländische Unternehmen in der EU einen Vorteil durch Subventionen aus dem Heimatland haben.

    Verhandlungen zu den Zusatzzöllen laufen

    Die Bewertung durch Peking, die zu weiteren Gegenmaßnahmen führen könnte, sei im Gange. Einzelheiten würden zu gegebener Zeit bekannt gegeben, sagte He. “Wir verfolgen die Antisubventionsverordnung der EU sehr genau, da sie enorme Auswirkungen auf chinesische Unternehmen hat, die in die EU exportieren und dort investieren”, sagte He. Die Chinesische Handelskammer in der EU begrüßte den Schritt in einer Mitteilung.

    CCCME hatte laut der “South China Morning Post” Mitte Juni bereits eine “starke Opposition” gegen die Zusatzzölle der EU auf chinesische Elektrofahrzeuge zum Ausdruck gebracht und offen das Ergebnis der Brüsseler Untersuchung infrage gestellt. Die Verhandlungen zwischen der EU und China zu den Zusatzzöllen laufen derzeit. Arbeitsgruppen beider Seiten seien im engen Austausch, sagte Ministeriumssprecher He. Bis zum 4. Juli muss dazu eine Lösung gefunden werden, sonst greifen die zunächst festgelegten vorläufigen Zusatzzölle.

    Bundeskanzler Olaf Scholz soll Medienberichten zufolge nun gleich hohe Zölle beider Seiten auf Autoimporte vorgeschlagen haben. Das berichteten Handelsblatt und AFP unter Berufung auf Regierungs- und EU-Kreise. Demnach soll ein Zollsatz von 15 Prozent im Gespräch sein, die Höhe könne sich aber noch ändern. Die EU-Kommission hält die Überlegungen dem Bericht zufolge aber für untauglich. ari

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    Wirtschaftspolitik: Wann das Dritte Plenum stattfindet

    Das genaue Datum steht nun fest: Die Spitze der Kommunistischen Partei Chinas wird vom 15. bis 18. Juli zu ihrem lang erwarteten dritten Plenum zusammenkommen. Das berichtet unter anderem die South China Morning Post. Diese für den wirtschaftlichen Kurs der nächsten fünf bis zehn Jahre so wichtige Zusammenkunft der mächtigsten Personen Chinas ist seit Herbst überfällig, die Gründe dafür sind unklar. Seit Ende April ist bekannt, dass das Dritte Plenum im Juli stattfinden soll.

    Die Entscheidung über den genauen Termin wurde am Donnerstag auf einer Sitzung des Politbüros, des 24-köpfigen Entscheidungsgremiums der Partei, bekannt gegeben. Das Dritte Plenum, das traditionell die Wirtschaftsstrategie für die kommenden Jahre festlegt, wird als die wichtigste der sieben Parteiversammlungen angesehen, die zwischen den alle fünf Jahren stattfindenden Parteitagen der KP stattfinden.

    An der Tagung werden mehr als 370 ordentliche und stellvertretende Mitglieder des Zentralkomitees teilnehmen. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurden die dritten Plenarsitzungen in der Regel im Oktober oder November abgehalten. cyb

    • Drittes Plenum
    • Innenpolitik der KP China
    • KP Chinas
    • Wirtschaftspolitik
    • Xi Jinping

    Ex-Verteidigungsminister: Warum China Li Shangfu aus der Partei ausschließt

    Chinas Kommunistische Partei hat den ehemaligen Verteidigungsminister Li Shangfu und seinen Vorgänger Wei Fenghe wegen “schwerwiegender Verstöße gegen die Disziplin” ausgeschlossen – ein Euphemismus für Korruption. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die Entscheidungen für den Ausschluss wurde am Donnerstag vom siebenköpfigen Politbüro, dem obersten Machtorgan der Kommunistischen Partei, gebilligt. Das Politbüro übertrug die Fälle zudem an die Militärstaatsanwälte.

    Zudem wurde Li die Mitgliedschaft in der nationalen Legislative entzogen, nachdem er Anfang des Jahres aus der Zentralen Militärkommission, Chinas oberstem Militärgremium, entfernt worden war. Wei wurde ebenfalls aus dem gesetzgebenden Organ entfernt.

    Partei nennt Bestechungsgelder als Grund

    In dem Bericht heißt es unter Berufung auf das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, das die Untersuchung angeordnet hatte, dass Li verdächtigt werde, “riesige Geldsummen” an Bestechungsgeldern erhalten und andere bestochen zu haben. Eine Untersuchung habe ergeben, dass er “seiner politischen Verantwortung nicht nachgekommen” sei und “für sich und andere personelle Vorteile angestrebt” habe.

    “Als hochrangiger führender Kader der Partei und der Armee hat Li Shangfu seine ursprüngliche Mission verraten … das Vertrauen des Zentralkomitees der Partei und der Zentralen Militärkommission missbraucht … und der Sache der Partei und der nationalen Verteidigung großen Schaden zugefügt”, heißt es in dem Bericht weiter.

    KP bestätigt erstmals Ermittlungen gegen Li

    Li Shangfu wurde im vergangenen Oktober auf mysteriöse Weise und ohne Erklärung als Verteidigungsminister abgesetzt, nachdem er zwei Monate lang verschwunden war. Dies ist das erste Mal, dass China ausdrücklich bestätigt hat, dass gegen Li ermittelt wurde, und auch Einzelheiten über die Art seiner Verbrechen. Wei Fenghe, Lis Vorgänger, war aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden, seit er im März letzten Jahres im Zuge einer geplanten Kabinettsumbildung ersetzt worden war. Wei war von 2015 bis 2017 Chef der strategischen Raketentruppe der Volksbefreiungsarmee.

    Auf dem dritten Plenum der Partei vom 15. bis 18. Juli muss die Entscheidung noch bestätigt werden. Dort wird die Abberufungen aus dem Zentralkomitee offiziell bekannt gegeben. Der abgesetzte ehemalige Außenminister Qin Gang bleibt weiterhin Mitglied des Zentralkomitees. rtr

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    E-Lkw-Hersteller: Was die Windrose-Pläne für Belgien bedeuten

    Der chinesische Elektro-Lkw-Hersteller Windrose wird seine Europa-Zentrale und sein erstes Werk in Belgien errichten und will rund 3.000 Arbeitsplätze schaffen. Das teilte die Chinesische Handelskammer in Brüssel via X mit. Geplant ist demnach unter anderem eine Montagefabrik in Antwerpen, in der bis 2027 jährlich 10.000 Elektro-Lkw produziert werden sollen.

    Dem Posting der Handelskammer zufolge hat Windrose auch Frankreich für ein mögliches Batteriewerk ins Auge gefasst. Im April hatte die belgische Zeitung De Tijd berichtet, dass Antwerpen sich darum bemühe, das 2022 gegründete Unternehmen anzulocken. In einem Interview mit der französischen Zeitung Le Monde hatte der Gründer von Windrose, Wen Han, im März gesagt, die Gespräche über die Errichtung des europäischen Hauptsitzes und eines Montagewerks befänden sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Ihm zufolge sollen sich die Investitionen auf voraussichtlich 300 Millionen Euro belaufen. cyb


    • Belgien
    • Elektromobilität
    • Lkw

    Presseschau

    China wirft zwei verschwundene Ex-Verteidigungsminister Li Shangfu und Wei Fenghe aus der Partei WELT
    Billige Elektroautos: Scholz schlägt im Handelsstreit mit China gleich hohe Zölle vor. SPIEGEL
    Unternehmen wenden sich trotz Habecks Warnungen nicht von China ab N-TV
    USA, Südkorea und Japan wollen industriell enger zusammenarbeiten HANDELSBLATT
    USA verdächtigen chinesische Netzbetreiber der Spionage durch Internet-Dienste HEISE
    Chinesischer Chipriese Nexperia investiert weitere 200 Millionen Dollar in Hamburg MANAGER-MAGAZIN
    Chinesische Autobauer sind laut Studie am innovativsten HANDELSBLATT
    Ware in neun Tagen aus China: Amazon will mit Billigsparte Temu und Co angreifen N-TV
    Ampelpolitiker kritisieren Alleingang von Digitalminister Wissing HANDELSBLATT
    Pekings Drohung mit der Todesstrafe: Taiwan warnt Bürger vor China-Reisen SPIEGEL
    Jörg Endriss neuer ARD-Korrespondent in Peking DWDL

    Standpunkt

    Habeck in Peking: Wie seltsam Chinas Medien auf den Besuch reagierten

    Insgesamt bewertete China Robert Habecks dreitägigen Besuch zurückhaltend positiv. Dennoch war es ein schwieriger Besuch eines Politikers aus einem Land, zu dem China ein schwieriges Verhältnis hat. Das spiegelt sich zum einen in der Absage eines geplanten Treffens zwischen Habeck und Premier Li Qiang wider, sowie in der knappen, etwas merkwürdigen Berichterstattung der chinesischen Staatsmedien.

    Auf die Frage, wie man den Besuch bewerte, erklärte Außenministeriumssprecherin Mao Ning in einer regulären Pressekonferenz am 24. Juni, dass “China und Deutschland in diesem Jahr … Signale des gemeinsamen Widerstands gegen Protektionismus ausgesendet haben”. Damit spielte sie auf die Antisubventionszölle der Europäischen Union auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge an. Mao musste auch eine Frage desselben Journalisten beantworten, der die russische Nachrichtenagentur Tass vertrat und der – vermutlich mit einem Anflug von Schadenfreude – fragte, warum sich Habeck nicht mit einem chinesischen Spitzenpolitiker getroffen habe. Mao erklärte, sie habe keine Kenntnis über das Treffen.

    Chinas unterschiedliche Behandlung von Habeck und Duda

    Habecks chinesischer Amtskollege dürfte der Bezeichnung nach Vizepremier He Lifeng sein, ein wichtiger Stellvertreter von Xi Jinping für wirtschaftliche Angelegenheiten. Da sich das Mandat von Premierminister Li jedoch ebenfalls weitgehend auf die Wirtschaft beschränkt, wäre ein Treffen zwischen Li und Habeck ebenfalls passend gewesen. Ein solches Treffen war ursprünglich geplant, wurde aber in letzter Minute abgesagt. Habeck wurde letztendlich von zwei Beamten auf Ministerebene empfangen.

    Über den tatsächlichen Grund für die Brüskierung kann nur spekuliert werden. Inoffiziell wird vermutet, dass Habecks scharfe Worte über die Rolle Chinas im Ukraine-Krieg den chinesischen Gastgeber verärgert haben. Am ersten Tag seines Besuchs sagte Habeck, Chinas Unterstützung für Russland im Krieg habe die deutsch-chinesischen Beziehungen geschädigt und hätte wirtschaftliche Folgen. Inoffizielle Stimmen bezeichneten Habecks Äußerungen als “arrogant und unhöflich”.

    Im Vergleich wurde der polnische Präsident Andrzej Duda, der im Anschluss an Habeck nach Peking reiste, herzlich behandelt. Zwar sprach Duda bei seinen Treffen mit seinen Gastgebern auch über Russland und Weißrussland – beide zählen zu Polens Feinden, sind jedoch mit China befreundet. Er war jedoch darauf bedacht, die Chinesen nicht durch Kritik zu verärgern.

    Knappe Berichterstattung der offiziellen Medien

    Das chinesische Außenministerium und die Propagandaabteilung der Regierung geben stets den Ton für die Berichterstattung der offiziellen Nachrichtenagenturen über wichtige diplomatische Ereignisse an. Nach Habecks unverblümten Äußerungen scheinen sie beschlossen zu haben, die Sprachrohre anzuweisen, die Berichterstattung über seinen Besuch knappzuhalten.

    Der staatliche Fernsehsender CCTV berichtete sehr wenig über Habecks Treffen mit dem Handelsminister und dem Vorsitzenden der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform. Die Nachrichtenagentur Xinhua brachte während des dreitägigen Besuchs nur einen kurzen Beitrag über den Besuch des BMW-Forschungs- und Entwicklungszentrums in Shanghai. Die Quelle des Artikels war die Pressemitteilung von BMW.

    Die chinesische Volkszeitung, das Sprachrohr der Kommunistischen Partei, berichtete erst gar nicht über den Besuch, sondern erwähnte Habeck und Verkehrsminister Volker Wissing lediglich in einem langen Kommentar, der den “Protektionismus im Bereich der neuen Energien” kritisierte. Der am letzten Tag von Habecks Reise erschienene Artikel zitierte diesen mit den Worten: “Das wäre wirklich schlecht, wenn Zölle als protektionistisches Mittel eingesetzt werden, wenn wir in einen Zollwettlauf mit China einsteigen, dann wäre das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.”

    Inoffizielle Medien kommentierten Besuch

    Bei Wissing entschied man sich für dessen Äußerung, dass Fahrzeuge in der EU durch “mehr Wettbewerb, offene Märkte und erheblich bessere Standortbedingungen” günstiger werden müssten und “nicht durch Handelskrieg und Marktabschottung.” Der Artikel zitiert auch Manager der deutschen Autoindustrie und Würdenträger aus anderen westlichen Ländern.

    Während sich die offiziellen Medien mit ausführlichen Berichten über den Besuch zurückhielten, ließen sich inoffizielle oder halboffizielle Medien die Gelegenheit zu einem Kommentar nicht entgehen. Die Global Times, die einflussreichste nationalistische Tageszeitung, zeigte sich diesmal jedoch ungewöhnlich sanft und forderte Habeck auf, “das, was er in China gelernt hat, nach Europa zurückzubringen”.

    Ein Artikel auf dem inoffiziellen Social-Media-Account von CCTV war da schon origineller. Der Autor versuchte, die Gründe für die Mentalität der EU bei der Einleitung der Antisubventionsuntersuchung herauszufinden. Er gelangte zu dem Schluss, dass letztlich die Amerikaner dafür verantwortlich seien. Thinktanks und die US-Medien hätten den Hype um Chinas E-Auto-Subventionen ausgelöst, hieß es. Der EU Handelsbeauftragte der Generaldirektion, Denis Redonnet, habe von den Amerikanern gelernt, wie man Antisubventionsmaßnahmen als Instrument einsetzt. Die beigefügte Karikatur war zwar lustig, aber nicht ganz so originell.

    • Kommunikation
    • Medien
    • Robert Habeck

    Personalien

    Andrew Ko ist bei Oneglobal Broking zum Executive Director für Hongkong ernannt worden. In seiner neuen Funktion wird er die Geschäfte in Hongkong und im Großraum China leiten. Zuletzt war Ko seit Dezember 2021 als CEO von AJG China tätig.

    Xiaoming Liu hat bei Waldaschaff Automotive den Posten Teamleader integrated procurement management übernommen. Der Automobilzulieferer mit Sitz in Bayern ist Teil der Lingyun Industrial Group. Liu hat zuvor in China, Deutschland und der Schweiz gelebt und gearbeitet.

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    Dessert

    In China wird sie die “weibliche Yao Ming” genannt: Zhang Ziyu misst 2,20 Meter. Die Basketballspielerin aus der Provinz Shandong ließ zu Beginn der Woche während des FIBA-U18-Frauen-Asien-Cups in Shenzhen ihre Konkurrentinnen auf dem Platz alt – beziehungsweise klein – aussehen. Das 17 Jahre alte Ausnahmetalent gab ihr internationales Turnierdebüt und erwies sich als Treffer-Garantin gegen Indonesien, Japan und Neuseeland.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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