Table.Briefing: China

Chinesische Investoren + Geistige Gesundheit

Liebe Leserin, lieber Leser,

noch ist es nur ein Gerücht, dass chinesische Investoren VW-Werke übernehmen könnten, die von der Schließung bedroht sind. Aus Sicht der gebeutelten Belegschaft wäre es ein Hoffnungsschimmer. Nun ist China zwar nicht unbedingt ein Land, das für die Wahrung von Arbeitnehmerrechten bekannt ist – man denke an uigurische Zwangsarbeiter. Bei deutschen Gewerkschaftern und Betriebsräten aber genießen chinesische Investoren einen guten Ruf. Warum das so ist, hat Christian Domke-Seidel für Sie aufgeschrieben.

Unsere zweite Analyse widmet sich einem sehr ernsten Thema: der mentalen Gesundheit in China. Seit der Pandemie befindet sich die chinesische Gesellschaft in einem Zustand großer Anspannung. Die Selbstmordrate ist gestiegen, 95 Millionen Chinesen leiden unter Depressionen, Suizidfälle und psychische Probleme gehören zu den am meisten diskutierten Themen auf sozialen Plattformen. Wie China über diese Themen debattiert, erläutert unsere Autorin Blanka Xia.

Unser Standpunkt heute widmet sich dem Tauwetter zwischen Indien und China: Der in Hongkong und Kalkutta lebende Journalist Debasish Roy Chowdhury beschreibt, warum Trumps ständige Drohungen dazu führen, dass sich die Nachbarn weiter annähern. Im Oktober einigten sich die beiden Länder darauf, den jahrelangen militärischen Stillstand entlang ihrer gemeinsamen Himalaya-Grenze zu beenden. Seither werde die Entspannung zunehmend sichtbar, schreibt Chowdhury.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre und einen guten Start in den Tag,

Ihre
Angela Köckritz
Bild von Angela  Köckritz

Analyse

VW: Warum Gewerkschafter auf chinesische Investoren hoffen

Was würde Marx zu chinesischen Investoren sagen? Warnstreik der IG-Metall bei VW in Chemnitz.d

Eine Übernahme von VW-Werken in Deutschland durch einen chinesischen Investor – wie sie die Nachrichtenagentur Reuters ins Spiel bringt – könnte für die gebeutelte VW-Belegschaft ein Hoffnungsschimmer sein. Bei den Gewerkschaften genießen chinesische Investoren einen guten Ruf. Das mag überraschen – angesichts der Meldungen etwa über uigurische Zwangsarbeiter in China.

Doch chinesische Unternehmen planen laut Gewerkschaftern langfristig und bringen meist volle Auftragsbücher mit. Sie “haben bei ihren Investitionen tendenziell eine Langzeitperspektive, was positiv für die Belegschaft ist. Das ist ein Unterschied zu eher aktivistischen Investoren aus anderen Ländern, die sich stark am Finanzmarkt orientieren, das Unternehmen aufhübschen und schnell wieder verkaufen”, erklärt Romy Siegert im Gespräch mit Table.Briefings. Sie ist bei der IG Metall für den Bereich transnationale Gewerkschaftspolitik zuständig.

Die Studie “Chinesische Investitionen im Ruhrgebiet” zitiert einen Angestellten von ThyssenKrupp Tailored Blanks: “Wenn ich die Wahl zwischen Chinesen und Amerikanern hätte, dann lieber Chinesen.” Amerikaner kümmerten sich nicht groß um Arbeitnehmerrechte, “Chinesen akzeptieren diese”.

“Made in Germany” gilt in der Volksrepublik noch immer als wertvoll

Das liegt auch daran, dass der Wert eines Investments in Deutschland für chinesische Unternehmen über einen möglichen Profit hinausgeht. Zum einen gilt das Label “Made in Germany” in der Volksrepublik als wertvoll. Viele Firmen in Deutschland steigerten nach der Übernahme durch chinesische Investoren ihre Produktion, weil die neuen Besitzer abgespeckte Varianten der Produkte auf ihrem Heimatmarkt oder in Entwicklungsländern verkaufen wollten. Zum anderen ist es auch ein politischer Sieg, gute Handelsbeziehungen nach Deutschland zu haben. Ein Trumpf, mit dem man gegenüber der Kommunistischen Partei und in der Konkurrenz mit den Mitbewerbern glänzen kann.

Für die VW-Belegschaft könnte all das noch wichtig werden. Denn sie musste bei den jüngsten Tarifverhandlungen Federn lassen. Mit dem Paket, auf das sich die Gewerkschaft IG Metall und die Marke Volkswagen Ende 2024 geeinigt haben, will der Konzern 15 Milliarden Euro pro Jahr sparen. Geld, das zu großen Teilen von der Belegschaft kommt. Bis zum Jahr 2030 sollen 35.000 Jobs gestrichen werden. Lohnerhöhungen gibt es keine und auch Boni sind gestrichen.

Wie tief der Fall ist, wird klar, wenn man sich in den Sommer 2024 zurückversetzt. VW hatte gerade 4,5 Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet. Wirtschaftlich ein enorm starkes Signal. Die Gewerkschaften gingen im Herbst 2024 mit der Forderung in die Tarifverhandlungen, eine Gehaltserhöhung um sieben Prozent durchzusetzen. Doch dann ging alles ganz schnell. Quasi parallel verkündete VW, die Marke müsse vier Milliarden Euro einsparen und Werke schließen.

Im Gegenzug für ihre Opfer erhalten die Beschäftigten Perspektiven

Dem Konzern fehlt es an Wachstumsperspektiven, vor allem, weil die Nachfrage in Asien rapide abgenommen hat. In China, wo zuletzt etwa jeder dritte Volkswagen verkauft wurde, entscheiden sich Autokäufer zunehmend für günstigere und innovativere heimische E-Autos. Im zweiten Quartal 2024 lieferte VW fast ein Fünftel weniger Autos nach China. Der europäische Markt allein kann das nicht ausgleichen.

Immerhin gab es im Gegenzug zu den Sparmaßnahmen eine Beschäftigungssicherung bis zum Jahr 2030. Thorsten Gröger, Chefverhandler der IG Metall, bezeichnete das Ergebnis als Paket, das “schmerzliche Beiträge der Beschäftigten beinhaltet, aber im gleichen Atemzug Perspektiven für die Belegschaften schafft”. Das hat auch damit zu tun, dass es eine zentrale Forderung der Gewerkschaft war, dass keine Werke geschlossen werden. Für VW ein Problem – vor allem wegen der Standorte in Dresden und Osnabrück.

In Dresden läuft die Fertigung Ende 2025 aus. In Osnabrück – wo das T-Roc Cabrio vom Band läuft – dann im Jahr 2027. Was danach passiert, ist den Forderungen der Gewerkschaft zum Trotz völlig offen. Nach Aussagen von Volkswagen könnte auch die Beteiligung eines Dritten eine Möglichkeit sein, das Werk am Leben zu erhalten. Etwa durch einen Auftraggeber oder Käufer.

Für China wäre die Übernahme ein großer Gewinn

An dieser Stelle kommen die chinesischen Investoren ins Spiel.  Die sind bislang nicht mehr als ein Gerücht. Die IG Metall möchte sich dazu genauso wenig äußern wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung, die das Thema chinesischer Investoren in Deutschland regelmäßig aufgreift.

Im Reuters-Bericht kommt immerhin Stephan Soldanski von der IG Metall in Osnabrück zu Wort. Er könne sich vorstellen, dass die Belegschaft chinesische Autos im Rahmen eines Joint Ventures produziere, solange das unter VW-Bedingungen passiere und “an dem großen Lackierturm weiterhin das VW-Logo” leuchtet. Aber auch das dürfte in der Not verhandelbar sein, wenn die chinesischen Investoren auch diesmal so vorgehen wie bei früheren Investments (etwa ThyssenKrupp oder Gotion Battery): “Bei den Übernahmen gab es in vielen Fällen Zusagen für mehrjährige Standortsicherungen. Außerdem floss viel Geld für Forschung und Entwicklung in die deutschen Tochterunternehmen”, sagte Siegert 2023. Also genau das, was die IG Metall fordert.

Deswegen könnte das Thema schnell wieder auf den Tisch kommen. Eine langfristige oder selbst mittelfristige Nutzung der Werke in Osnabrück und Dresden haben nämlich auch die Tarifverhandlungen nicht gebracht. Im Gegenteil. Volkswagen hat die Nutzung durch Dritte explizit als Möglichkeit eingeräumt. Und auch in Brüssel ist das Thema aktuell. Denn dort schließt Ende Februar 2025 das Audi-Werk.

Für chinesische Investoren wären die kriselnden Werke eine gute Möglichkeit, Zölle zu umgehen. BYD ist längst in Ungarn aktiv und Chery hat seit Anfang 2024 ein Werk in Spanien. Hier haben sich sowohl Gewerkschaften als auch Chery positiv über die Zusammenarbeit geäußert. Der Plan des chinesischen Herstellers sieht vor, die Produktion von 50.000 Autos auf 150.000 Autos im Jahr 2027 auszubauen, was 1.250 Jobs bringen soll.

Doch auch unabhängig von betriebswirtschaftlichen Überlegungen wäre die Übernahme der VW-Werke ein riesiger Image-Gewinn. Für einen chinesischen Hersteller. Und für die Kommunistische Partei Chinas.

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Mentale Gesundheit: Wie China über Suizidfälle diskutiert

Viele Chinesen bewegte der Suizid der taiwanischen Schritstellerin Chiung Yao. Hier wird ihr einen Tag nach ihrem Tod in einem Shanghaier Buchladen gedacht.

Am 14. Januar sorgte ein tragisches Ereignis im Shanghaier Bezirk Minhang für Aufsehen: Drei Mitglieder einer Familie sprangen nacheinander aus einem Hochhaus in den Tod. Berichten zufolge hatte die Mutter das Kind jeden Tag zum Lernen gezwungen. An jenem Tag hatte das Kind in einer Schulprüfung keine 100 Punkte erreicht (die Höchstpunktzahl in der Grundschule in China). Die Mutter schimpfte heftig, infolgedessen erlitt das Kind einen emotionalen Zusammenbruch und sprang aus dem Hochhaus. Kurz darauf folgten ihm die Eltern in den Tod.

Die Tragödie wurde auf sozialen Plattformen wie WeChat breit diskutiert. Viele Nutzer kommentierten, dass es absurd sei, ein Kind wegen schlechter Noten derart unter Druck zu setzen. Kommentare wie “Sind die Eltern verrückt? Wozu braucht man immer 100 Punkte?” und “Die Mutter leidet eindeutig an Überforderung” waren häufig zu lesen.

Einige Nutzer berichteten von eigenen Erfahrungen. Ein Nutzer namens Fangxiang schrieb: “Im letzten Jahr hatte ein Kollege von mir Depressionen. Er sagte, das Leben mache keinen Sinn mehr, er könne nachts nicht schlafen und fühle sich erschöpft. Nach einem langen Urlaub ging es ihm immer noch nicht besser, und er konnte die Gedanken an Suizid nicht abschütteln.” Regen Anteil nahmen chinesische Netizens zuletzt auch am Schicksal von Chiung Yao (琼瑶), einer berühmten taiwanischen Schriftstellerin, die Anfang Dezember Suizid beging. Darauf bezogene Artikel und Videos wurden mehr als 100.000 Mal angesehen.

Suizidfälle und psychische Probleme gehören in letzter Zeit zu den meistdiskutierten Themen auf sozialen Plattformen wie Douyin (der chinesischen Ursprungsversion von TikTok) und Bilibili. Laut dem Blaubuch der Depression Chinas 2023 (2023年国民抑郁症蓝皮书) haben die Anfragen in Zusammenhang mit dem Begriff psychische Gesundheit bei der Suchmaschine Baidu jährlich um 35 Prozent zugenommen. Die Plattform Weibo verzeichnete mehr als 100 Millionen Diskussionsbeiträge zum Thema psychische Gesundheit.

Der Stresspegel steigt, die mentale Gesundheit leidet

Seit der COVID-19-Pandemie befindet sich die chinesische Gesellschaft in einem Zustand der Anspannung, der psychische Probleme stärker hervortreten lässt. Die Suizidrate ist gestiegen, insbesondere unter Jugendlichen. Wirtschaftlich geht es China nicht gut, die Lebenshaltungskosten gehen aber immer weiter nach oben. Zudem bietet die Gesellschaft wenig Raum, um negative Emotionen abzubauen.

Der Wettbewerb in der Arbeitswelt bleibt intensiv, das sogenannte 996-Arbeitszeitmodell (neun Uhr morgens bis neun Uhr abends, sechs Tage die Woche) ist in vielen Branchen zur Normalität geworden. Der Druck führt zu einer weit verbreiteten inneren Erschöpfung, davon zeugen auch neu geschaffene Begriffe wie “den Ochsen oder das Pferd geben”(做牛马), was so viel bedeutet wie ohne Widerrede Dinge wegarbeiten” oder das unmissverständliche “Bürosklave” (社畜).

Laut dem Blaubuch leiden 95 Millionen Menschen in China an Depressionen. Die Hälfte von ihnen sind junge Menschen, 30,28 Prozent davon unter 18 Jahre alt. Nur 36 Prozent der Chinesen halten ihre psychische Gesundheit für gut oder sehr gut. In der Gruppe jener, die ihre psychische Gesundheit schlecht einschätzen, liegt das Risiko für Depression bei 45 Prozent.

Möglicherweise hohe Dunkelziffer bei Suizidrate

Suizide werden immer häufiger, doch ihre genaue Zahl ist unklar. Die Zahl der Suizidfälle in China lässt sich nur aus zwei Stichproben ableiten. Die eine findet sich im Todesregister des Gesundheitsministeriums (死亡登记系统), das etwa 100 Millionen Menschen abdeckt. Die andere wird vom Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (中国疾病预防控制中心) erhoben und schließt etwa zehn Millionen Menschen ein. Den Zahlen des Zentrums zufolge nahmen sich im Jahr 2021 durchschnittlich 4,31 Menschen pro 100 000 Einwohner das Leben. Bei Männern liegt die Rate (5,11) sehr viel höher als bei Frauen (3,5).

Zum Vergleich: In Deutschland, das sich im europäischen Mittelfeld befindet, nahmen sich im Jahr 2023 durchschnittlich 12,2 Menschen pro 100 000 Einwohner das Leben. Doch decken die chinesischen Daten nur zehn Prozent der Bevölkerung ab und enthalten keine Informationen zu Suizidmethoden und regionalen Verteilungen. Die Dunkelziffer könnte sehr hoch sein.

Laut einer neuen Studie des chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) und der Universität Shandong sterben mehr Männer als Frauen im Zusammenhang mit einer depressiven Erkrankung. Demzufolge gelten jüngere, besser ausgebildete und in Städten lebende Männer als besonders gefährdet. Bisher galt die Annahme, dass sie ein geringeres Risiko haben, an einer Depression zu sterben, als Frauen und Menschen mit niedrigem Bildungsstand.

Viele verweigern aus Scham eine therapeutische Behandlung

Prävention ist im Umgang mit psychischen Erkrankungen entscheidend. In China aber verweigern viele Menschen aus Scham eine therapeutische Behandlung. Laut dem Blaubuch der Depression ließen sich nur 9,5 Prozent der Depressiven behandeln. Bei den Schizophrenie-Patienten erhielten knapp 50 Prozent professionelle Hilfe.

Immerhin setzen sich immer mehr Experten für das Thema ein. So schlug Ran Ran (冉冉), Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der Stadt Chongqing und Abgeordnete des Nationalen Volkskongresses, vor, psychiatrische Fachkliniken und Abteilungen in öffentlichen Krankenhäusern auszubauen. Zudem empfahl sie, psychologische Betreuung in die Krankenversicherung aufzunehmen, um die finanzielle Belastung der Betroffenen zu verringern. Auch Qin He (秦和), Rektor der Jilin Fremdsprachenuniversität, macht sich für die Prävention von Depression stark. Er plädiert für die Einführung einer verpflichtenden Depressionsuntersuchung im Rahmen der jährlichen Gesundheitsuntersuchung für Schüler.

Ein Detail fällt bei chinesischen Medienberichten über Suizidfälle ins Auge. Während Medien vieler westlicher Länder meist auf die Kontaktdaten und Notrufnummern von Hilfsorganisationen verweisen, fehlt dies in chinesischen Medien. Ein weiterer Hinweis dafür, dass China noch viel für die psychische Gesundheit seiner Bürger tun muss. Blanka Xia

Wir berichten neutral und mit der gebotenen Zurückhaltung über Suizide, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben. Wenn Sie selbst depressiv sind oder wenn Sie Suizid-Gedanken plagen, können Sie rund um die Uhr und anonym die TelefonSeelsorge im Internet (https://www.telefonseelsorge.de) oder über die kostenlosen Hotlines 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 kontaktieren.

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Sinolytics Radar

Sinolytics.Radar: Staatsunternehmen treiben die Einführung von KI weiter voran

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  • Seit 2023 hat China mehrere Richtlinien erlassen, um die KI-Entwicklung bei den wichtigsten Unternehmen voranzutreiben. Dazu zählt die “AI+ Specific Industry” Initiative der Kommission des Staatsrats zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen (SASAC).
  • Im Jahr 2024 gab es bei der KI-Beschaffung durch chinesische Staatsunternehmen ein exponentielles Wachstum. 931 Beschaffungsprojekte wurden eingeleitet, davon hatten 551 Projekte einen Gesamtbeschaffungswert von 3,22 Mrd. RMB. Das entspricht 49,8 Prozent des Gesamtmarktes. Der gesamte Beschaffungswert sämtlicher Projekte dürfte noch höher ausfallen. Der Anstieg gegenüber dem Jahr 2023 ist dramatisch. Damals gab es 92 Projekte im Wert von 789 Millionen RMB.
  • State Grid, CNPC und die China Merchants Group gehören zu den führenden staatlichen Unternehmen, die aktiv in KI investieren.
  • Die Einführung von KI schreitet laut einer Umfrage unter 97 chinesischen Staatsunternehmen voran: 36 Prozent von ihnen haben auf große Sprachmodelle spezialisierte Teams geschaffen, 24 Prozent haben eigene oder gemeinsam entwickelte Modelle eingeführt.
  • Zu den wichtigsten Anwendungsprioritäten zählen demnach Wissensassistenten (72 Prozent) und Datenanalyse (64 Prozent), gefolgt von Programmen zur Steigerung der Mitarbeiterproduktivität (41 Prozent) sowie intelligenten Dokumentenassistenten und Programmierhilfen (39 Prozent). Staatsunternehmen konzentrieren sich auf KI-Anwendungen mit klarem Geschäftsnutzen und bevorzugen ausgereifte, rentable Anwendungsfälle zur Steigerung der Produktivität.
  • Zu den führenden Unicorn-Unternehmen mit B2B-Schwerpunkt gehören Zhipu AI und Zhongguancun Kejin. Sie erhalten zahlreiche zentrale Unternehmensaufträge und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für verschiedene Branchen.
  • Der Markt entwickelt sich in Richtung spezialisierter, in Kooperation entwickelter Lösungen, die auf bestimmte Branchen und Szenarien zugeschnitten sind. Strategische Investitionen in KI werden die betriebliche Effizienz, die Gewinnmargen und die technologische Unabhängigkeit steigern.
  • Für 2025 ist zu erwarten, dass staatliche Unternehmen die Einführung von KI weiter vorantreiben werden. Large-Language-Model-Anwendungen stehen im Mittelpunkt der digitalen Transformation von Unternehmen.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

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News

Russland: Xi und Putin sprechen kurz nach Trumps Amtsübernahme

Der chinesische Staatschef Xi Jinping und Russlands Präsident Wladimir Putin haben sich in einem Videotelefonat zum Stand der bilateralen Beziehungen ausgetauscht und gegenseitige Glückwünsche zum chinesischen Neujahr übermittelt.

In dem Gespräch kurz nach der erneuten Amtsübernahme durch Donald Trump als US-Präsident verwies Xi auf die drei Treffen mit Putin im vergangenen Jahr und stellte in Aussicht, die strategische Zusammenarbeit mit Russland weiter zu vertiefen. Laut Mitteilung der chinesischen Zentralregierung wolle Xi “Unsicherheiten im externen Umfeld mit der Stabilität und Widerstandsfähigkeit der chinesisch-russischen Beziehungen begegnen”. Xi nannte Putin einer russischen Live-Übersetzung zufolge abermals seinen “lieben Freund”.

Putin nannte Taiwan einen “unveräußerlichen Teil des chinesischen Territoriums”. Russland lehne jede Form der taiwanischen Unabhängigkeit entschieden ab. Als Erfolge der bilateralen Beziehungen strich Xi die Wachstumsdynamik des Handelsvolumens mit Russland und die enge Zusammenarbeit in multilateralen Plattformen wie den Vereinten Nationen, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und den BRICS-Ländern heraus.

Chinas Exporte nach Russland stiegen im vergangenen Jahr um fünf Prozent. Das Handelsvolumen insgesamt lag beim Rekordwert von 232 Milliarden Euro, 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings war das Wachstum im Jahr 2023 mit 32,7 Prozent deutlich höher gewesen. lp/rtr

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Panamakanal: Untersuchung gegen Hongkonger Unternehmen eingeleitet

Panamas Regierung hat eine Prüfung eines Hongkonger Unternehmens eingeleitet, das Häfen an beiden Enden des Panamakanals betreibt. Zugleich bekräftigte Panamas Präsident José Raúl Mulino, dass der Kanal Teil Panamas bleiben werde, und wies Ansprüche der neuen US-Regierung auf den Panamakanal zurück.

US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dass er die Kontrolle über die Wasserstraße wegen angeblicher chinesischer Einflussnahme zurückgewinnen wolle, zuletzt auch bei seiner Antrittsrede als US-Präsident. Kurz darauf veröffentlichte Panamas Rechnungshof ein Video einer Prüfung in örtlichen Büros der Panama Ports Company, die vom in Hongkong ansässigen Unternehmen Hutchison gesteuert wird. “Heute sind unsere Prüfer bei [dem Unternehmen] eingetroffen, um eine umfassende Untersuchung zu beginnen, die darauf abzielt, die effiziente und transparente Nutzung der öffentlichen Ressourcen zu gewährleisten”, schrieb das Büro des Rechnungshofs auf X.

Hutchison Ports, die Hafensparte des in Hongkong notierten Mischkonzerns CK Hutchison Holdings, betreibt 53 Häfen in 24 Ländern, darunter in Großbritannien, Deutschland und Hongkong. Das Unternehmen erhielt die Konzessionen für den Betrieb von zwei Häfen, jeweils einen an beiden Enden des Kanals, erstmals im Jahr 1997. Die Konzessionen wurden 2021 erneuert.

Die USA beaufsichtigten den Bau des Panamakanals, der 1914 eröffnet wurde, gaben aber im Jahr 1999 die volle Kontrolle an das zentralamerikanische Land zurück. Trump hat diesen Schritt als “Fehler” bezeichnet und auch zu hohe Kosten angeprangert. Die Gebühren für die Durchquerung des Kanals sind seit einer großen Dürre im Jahr 2023 für alle Schiffe deutlich gestiegen. lp

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Taiwan: 27 Verletzte nach Erdbeben

Bei einem Erdbeben der Stärke 6,4 im Südwesten Taiwans wurden in der Nacht auf Dienstag 27 Menschen verletzt. Das Epizentrum des Bebens lag demnach in einem bergigen, ländlichen Gebiet knapp 40 Kilometer südöstlich der Stadt Chiayi, wie die Zentrale Wetterbehörde (CWA) mitteilte. Nach Angaben der taiwanischen Feuerwehr wurden Dutzende von Gebäuden in Chiayi und Tainan beschädigt, einige stürzten teilweise ein.

In der Gemeinde Dapu in Chiayi setzte die Bezirksregierung die Arbeit und den Unterricht aus. Straßen wurden schwer beschädigt, auch die Wasser- und Stromversorgung war unterbrochen. Das Beben erschütterte zudem die benachbarten Städte Tainan und Kaohsiung im Süden. In der Hauptstadt Taipeh schwankten Hochhäuser. Im Süden des Landes wurden mehr als 50 Nachbeben registriert.

Der Wissenschaftspark von Tainan, in dem der Chiphersteller TSMC und andere große Hightech-Unternehmen angesiedelt sind, stellte vorsorglich seinen Betrieb ein. “Die Mitarbeiter wurden evakuiert, und es wurden keine Verletzungen gemeldet”, teilte die Parkverwaltung mit. Der normale Betrieb wurde anschließend schrittweise wieder aufgenommen.

Der taiwanische Premierminister Cho Jong-tai äußerte seine Sorge um die vom Erdbeben betroffenen Bewohner und versprach, betroffenen Haushalten zu helfen, so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren. Im April vergangenen Jahres war der Osten Taiwans von einem Erdbeben der Stärke 7,4 erschüttert worden. Dabei starben 13 Menschen, mehr als 1.000 wurden verletzt. lp

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Batterietechnik: CATL plant offenbar neue Produktionsstandorte in Europa

Der weltweit führende chinesische Batteriehersteller CATL plant offenbar den Aufbau weiterer europäischer Produktionsstandorte. Der weltweit führende chinesische Batteriehersteller CATL plant offenbar den Aufbau weiterer europäischer Produktionsstandorte. Pan Jian, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von CATL, sagte bei einem Auftritt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos: “Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr neue Joint-Venture-Fabrikprojekte mit anderen OEMs in Europa ankündigen werden.” Also mit Originalherstellern. Weitere Details zu den Planungen nannte er nicht.

Im Dezember hatte CATL Pläne für ein Joint-Venture-Werk mit dem Opel-Mutterunternehmen Stellantis in Spanien verkündet. Beide Unternehmen werden 4,1 Milliarden Euro in ein neues Werk investieren, in dem Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) für Fahrzeuge der Stellantis-Gruppe hergestellt werden. Die Jahresproduktion der Anlage beträgt bis zu 50 GWh Batteriekapazität.

CATL hat derzeit drei Batterieprojekte in der Europäischen Union (EU), darunter das Projekt in Spanien sowie Batteriewerke in Deutschland und in Ungarn. CATL ist der größte Batteriehersteller der Welt für Elektroautos. Das Unternehmen installierte im Jahr 2024 in China 246,01 GWh an Batterien, ein Anstieg um 47,2 Prozent gegenüber 2023. Nach Angaben von China EV DataTracker hat CATL in China einen Marktanteil von 45,5 Prozent. lp

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Presseschau

Xi and Putin discuss relations with Trump, Ukraine and Taiwan REUTERS
China kritisiert US-Ausstieg aus WHO und Klimaabkommen SARGANSERLAENDER
China präsentiert sich in Davos als Gegenmodell zu den USA DIE PRESSE
Davos: Von der Leyen warnt vor Handelskrieg und nimmt China ins Visier EURACTIV
China stellt Taiwanesen Personalausweis aus DW
China Vows to Import More Goods After Avoiding Early US Tariffs BLOOMBERG
Wettbewerb der Robotaxis: Warum eine chinesische Managerin glaubt, dass China den USA überlegen ist BUSINESS INSIDER
Chinas Interesse an Deutschland: Überzählige VW-Werke im Fokus? MERKUR
China is not seeking a trade surplus, vice premier says REUTERS
Panama überprüft lokalen Hafenbetreiber aus Hongkong DVZ
China will riesiges Solarkraftwerk im All bauen DER STANDARD

Standpunkt

Geopolitik: So ändert Trumps Rückkehr die sino-indischen Beziehungen

Von Debasish Roy Chowdhury
Debasish Roy Chowdhury ist Journalist in Hongkong und Kalkutta.

Wenige Wochen vor seiner Rückkehr ins Weiße Haus richtete der designierte US-Präsident Donald Trump eine deutliche Warnung an die BRICS-Staaten: “Sucht euch einen anderen Dummen”, schrieb er auf seiner Social Media-Plattform Truth Social und drohte den neun Mitgliedern der Gruppe mit 100-prozentigen Zöllen, sollten sie versuchen, die globale Vorherrschaft des US-Dollars herauszufordern.

Diese Warnung folgte auf sein Wahlkampfversprechen, am ersten Amtstag einen 25-prozentigen Zoll auf Importgüter aus Kanada und Mexiko zu erheben. China – das Hauptziel von Trumps Protektionismus – soll zusätzlich mit einem zehnprozentigen Zoll belegt werden. Das ist kaum überraschend, angesichts des eskalierenden Handelskriegs zwischen den USA und China. Bemerkenswert ist jedoch, dass Trump auch Indien, ein Gründungsmitglied der BRICS und einen der wichtigsten Verbündeten Amerikas, ins Visier nimmt.

Bislang hat Indien eine direkte Konfrontation vermieden, indem es seine Verpflichtung zum US-Dollar bekräftigte. Doch solche politischen Unsicherheiten gehören zu den vielen Gründen, warum die indische Regierung stillschweigend ihre Optionen absichert – durch eine Annäherung an China, die einen geopolitischen Wandel einläuten könnte.

Zunehmende Entspannung

Die Entspannung zwischen China und Indien wurde in den letzten Monaten zunehmend sichtbar. Im Oktober einigten sich die beiden Länder darauf, den jahrelangen militärischen Stillstand entlang ihrer gemeinsamen Himalaya-Grenze zu beenden. Dies ebnete den Weg für ein überraschendes Treffen zwischen dem indischen Premierminister Narendra Modi und Chinas Präsident Xi Jinping am Rande des BRICS-Gipfels in Kasan, Russland. Ein weiteres Zeichen dieses Wandels ist das wachsende Interesse indischer Beamter, chinesische Investitionen anzuziehen.

Gleichzeitig scheinen sich die US-indischen Beziehungen abzukühlen. Seitdem ein Volksaufstand im August die bangladeschische Premierministerin Sheikh Hasina stürzte, haben Modis bevorzugte Nachrichtenkanäle, Social Media-Verbündete und hinduistische Nationalisten den Aufstand als CIA-gesteuerten Regimewechsel dargestellt. Einige warnen sogar vor ähnlichen Versuchen des “amerikanischen Deep State”, Indien zu destabilisieren.

Die regierende Bharatiya Janata Party (BJP) hat daraufhin antiamerikanische Stimmungen geschürt und die USA beschuldigt, den indischen Tycoon Gautam Adani – einen engen Verbündeten Modis, dem in den USA Wertpapierbetrug und Bestechung vorgeworfen wird – ins Visier zu nehmen, um die indische Regierung zu schwächen. Diese Rhetorik, ein Bruch mit jahrzehntelanger strategischer Zusammenarbeit, erinnert an den Kalten Krieg, als ein nominell blockfreies Indien, misstrauisch gegenüber US-Einmischungen, sich der Sowjetunion zuwandte.

Deglobalisierung verändert die Weltwirtschaft

Der Wandel wird von mehreren Faktoren vorangetrieben, vor allem von Amerikas schwindender Fähigkeit und Bereitschaft, als globale Führungsmacht zu agieren, sowie von den Bemühungen Chinas und Indiens, ihre Verhandlungsposition zu stärken. Mit der Deglobalisierung verändert sich die Weltwirtschaft, und die USA haben Ländern wie Indien weniger zu bieten, die nicht vollständig von ihnen in Verteidigungsfragen abhängig sind.

Im Gegensatz dazu ist Chinas Dominanz in globalen Lieferketten nicht zu ignorieren. Als weltweit führende Fertigungsnation – deren Produktion die der neun nächstgrößten Hersteller zusammen übertrifft – könnte China Indiens Bemühungen unterstützen, seine eigene industrielle Basis zu erweitern. Der jährliche Wirtschaftsbericht der indischen Regierung unterstreicht diese Notwendigkeit und fordert: “Um die indische Fertigung zu fördern und Indien in die globale Lieferkette einzubinden, muss das Land sich in Chinas Lieferkette integrieren.” Dementsprechend plädiert der Bericht für eine pragmatische Herangehensweise, die auf die Förderung chinesischer Direktinvestitionen abzielt.

Eine solche uneingeschränkte Regierungsunterstützung für die Zusammenarbeit mit China war in Indien lange undenkbar, das seit dem sino-indischen Krieg 1962 ein angespanntes Verhältnis zu seinem Nachbarn pflegt. Nach dem Tod von 20 indischen Soldaten bei Grenzkonflikten in Ladakh im Jahr 2020 reagierte Indien mit umfassenden Beschränkungen für Investitionen und Importe aus China, begrenzte Visa für Führungskräfte und verbot chinesische Apps. Doch diese Maßnahmen führten zu enormen Verlusten für indische Unternehmen, die auf chinesische Importe angewiesen waren, und entzogen Indien dringend benötigte Investitionen aus China zu einer Zeit, als die ausländischen Direktinvestitionen ohnehin rückläufig waren.

Da sich globale Lieferketten von China wegbewegen, verlagern chinesische Hersteller ihre Produktionsstätten in Länder, die von den Strategien des “Friendshoring” und “Nearshoring” des Westens profitieren. Die chinesischen Investitionen in neue Projekte verdreifachten sich im Jahr 2023 auf 160 Milliarden USD, wobei ein Großteil dieser Gelder in Länder wie Vietnam, Indonesien, Ungarn und Serbien floss. Indien, das mit wachsender Jugendarbeitslosigkeit und schwachem Beschäftigungswachstum zu kämpfen hat, will von diesem Trend profitieren.

Beschleunigte Visa für chinesische Unternehmen

Die USA, einst eine wichtige Quelle für FDI, konkurrieren inzwischen mit Indien um Investitionen, da sie ihre heimische Fertigung stärken wollen. Dieser Wettbewerb, der sich unter Trump voraussichtlich verschärfen wird, hat Indien dazu veranlasst, mehrere Investitionsvorschläge zu genehmigen und Zugeständnisse – wie beschleunigte Visa – für chinesische Unternehmen und Führungskräfte anzubieten.

Indiens Kurskorrektur steht im Einklang mit Chinas Interessen. Angesichts der wirtschaftlichen Verlangsamung Chinas steigt das Interesse chinesischer Unternehmen am schnell wachsenden indischen Markt. Indien wird bis Ende dieses Jahrzehnts voraussichtlich zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Eine stärkere Zusammenarbeit würde China helfen, sich gegen die Bemühungen der USA, seinen geopolitischen Aufstieg einzudämmen, abzusichern.

Gleichzeitig bleiben die Risiken für Indien erheblich. Trump, der Indien wiederholt als einen “sehr großen Missbraucher von Zöllen” bezeichnet hat, entzog dem Land während seiner ersten Amtszeit seinen bevorzugten Handelsstatus, was die Wahrscheinlichkeit weiterer Strafmaßnahmen erhöht.

Zwar wird Indien – von den USA als “wichtiger Verteidigungspartner” bezeichnet – seine strategische Beziehung zu den USA nicht für engere Beziehungen zu China aufgeben. Doch wie andere aufstrebende Mächte im Globalen Süden ist Indien zunehmend frustriert über die inhärente Asymmetrie der von den USA geführten liberalen Weltordnung, insbesondere über die Hegemonie des Dollars.

Modi reagiert empfindlich auf Kritik aus den USA

Diese Spannungen werden auch durch gelegentliche Kritik der USA an Indiens Umgang mit Minderheiten befeuert. Da Modis Regierung systematisch demokratische Institutionen geschwächt und die Kontrolle über die Medien verschärft hat, reagiert sie empfindlich auf internationale Kritik. Für Modi könnten sich diese Differenzen jedoch von selbst auflösen – schließlich ist es schwer vorstellbar, dass Trump allzu besorgt über Indiens Beziehungen zu Russland, seine antimuslimische Politik oder den demokratischen Rückschritt sein wird.

Während Modi seine Bemühungen verstärkt, Indien in einen hinduistischen Staat zu verwandeln, könnte er versuchen, die Unterstützung der USA zu sichern, indem er signalisiert, dass er Alternativen hat. In diesem Sinne könnten Indiens Annäherungen an China als geopolitisches Manöver gesehen werden, um Trump im Falle harter Verhandlungen zu signalisieren: “Sucht euch einen anderen Dummen.”

Debasish Roy Chowdhury ist Journalist in Hongkong und Kalkutta. Er schrieb unter anderem für die South China Morning Post und ist Co-Autor (mit John Keane) von “To Kill A Democracy: India’s Passage to Despotism” (Oxford University Press, Pan Macmillan, 2021).

Aus dem Englischen von Julia Mertens.

Copyright: Project Syndicate, 2025.
www.project-syndicate.org

Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute – mehr denn je – kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

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Personalien

Lydia Skibak ist seit Dezember CIO bei Mercedes Benz in China. Skibak arbeitet seit mehr als 14 Jahren für den Autobauer, zuletzt war sie Director IT Business Accelerator. Für ihre neuen China-Posten wechselte sie von Stuttgart nach Peking.

Janin Ebers ist seit Januar HR Director bei Volkwagen Automatic Transmission in Tianjin. Auch sie ist erstmals in China im Einsatz, nachdem sie für VW mehr als 13 Jahre in Deutschland tätig war, zuletzt als Leiterin HR Gremien & Prozesse in Wolfsburg.

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Dessert

So ruhig und andächtig hat man Donald Trump selten gesehen wie hier, im Atelier von Hong Jinshi (洪金世). Der Künstler aus der südchinesischen Provinz Fujian begann schon vor einigen Jahren, Trumpstatuen im Zen-Stil zu kreieren. Nun feiern sie ein unverhofftes Revival. Auf der Shopping-Plattform Taobao finden die Figuren reißenden Absatz, abhängig von der Größe auch mal für umgerechnet mehr als 2.500 Euro. Seit Kurzem arbeitet Hong außerdem an einer Skulptur von Elon Musk. Anders als Trump soll Musk aber keine engelsgleiche Ruhe ausstrahlen. Stattdessen reitet er, in einer Rüstung im Stil des Marvel-Superhelden Iron Man, auf einer Rakete.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    noch ist es nur ein Gerücht, dass chinesische Investoren VW-Werke übernehmen könnten, die von der Schließung bedroht sind. Aus Sicht der gebeutelten Belegschaft wäre es ein Hoffnungsschimmer. Nun ist China zwar nicht unbedingt ein Land, das für die Wahrung von Arbeitnehmerrechten bekannt ist – man denke an uigurische Zwangsarbeiter. Bei deutschen Gewerkschaftern und Betriebsräten aber genießen chinesische Investoren einen guten Ruf. Warum das so ist, hat Christian Domke-Seidel für Sie aufgeschrieben.

    Unsere zweite Analyse widmet sich einem sehr ernsten Thema: der mentalen Gesundheit in China. Seit der Pandemie befindet sich die chinesische Gesellschaft in einem Zustand großer Anspannung. Die Selbstmordrate ist gestiegen, 95 Millionen Chinesen leiden unter Depressionen, Suizidfälle und psychische Probleme gehören zu den am meisten diskutierten Themen auf sozialen Plattformen. Wie China über diese Themen debattiert, erläutert unsere Autorin Blanka Xia.

    Unser Standpunkt heute widmet sich dem Tauwetter zwischen Indien und China: Der in Hongkong und Kalkutta lebende Journalist Debasish Roy Chowdhury beschreibt, warum Trumps ständige Drohungen dazu führen, dass sich die Nachbarn weiter annähern. Im Oktober einigten sich die beiden Länder darauf, den jahrelangen militärischen Stillstand entlang ihrer gemeinsamen Himalaya-Grenze zu beenden. Seither werde die Entspannung zunehmend sichtbar, schreibt Chowdhury.

    Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre und einen guten Start in den Tag,

    Ihre
    Angela Köckritz
    Bild von Angela  Köckritz

    Analyse

    VW: Warum Gewerkschafter auf chinesische Investoren hoffen

    Was würde Marx zu chinesischen Investoren sagen? Warnstreik der IG-Metall bei VW in Chemnitz.d

    Eine Übernahme von VW-Werken in Deutschland durch einen chinesischen Investor – wie sie die Nachrichtenagentur Reuters ins Spiel bringt – könnte für die gebeutelte VW-Belegschaft ein Hoffnungsschimmer sein. Bei den Gewerkschaften genießen chinesische Investoren einen guten Ruf. Das mag überraschen – angesichts der Meldungen etwa über uigurische Zwangsarbeiter in China.

    Doch chinesische Unternehmen planen laut Gewerkschaftern langfristig und bringen meist volle Auftragsbücher mit. Sie “haben bei ihren Investitionen tendenziell eine Langzeitperspektive, was positiv für die Belegschaft ist. Das ist ein Unterschied zu eher aktivistischen Investoren aus anderen Ländern, die sich stark am Finanzmarkt orientieren, das Unternehmen aufhübschen und schnell wieder verkaufen”, erklärt Romy Siegert im Gespräch mit Table.Briefings. Sie ist bei der IG Metall für den Bereich transnationale Gewerkschaftspolitik zuständig.

    Die Studie “Chinesische Investitionen im Ruhrgebiet” zitiert einen Angestellten von ThyssenKrupp Tailored Blanks: “Wenn ich die Wahl zwischen Chinesen und Amerikanern hätte, dann lieber Chinesen.” Amerikaner kümmerten sich nicht groß um Arbeitnehmerrechte, “Chinesen akzeptieren diese”.

    “Made in Germany” gilt in der Volksrepublik noch immer als wertvoll

    Das liegt auch daran, dass der Wert eines Investments in Deutschland für chinesische Unternehmen über einen möglichen Profit hinausgeht. Zum einen gilt das Label “Made in Germany” in der Volksrepublik als wertvoll. Viele Firmen in Deutschland steigerten nach der Übernahme durch chinesische Investoren ihre Produktion, weil die neuen Besitzer abgespeckte Varianten der Produkte auf ihrem Heimatmarkt oder in Entwicklungsländern verkaufen wollten. Zum anderen ist es auch ein politischer Sieg, gute Handelsbeziehungen nach Deutschland zu haben. Ein Trumpf, mit dem man gegenüber der Kommunistischen Partei und in der Konkurrenz mit den Mitbewerbern glänzen kann.

    Für die VW-Belegschaft könnte all das noch wichtig werden. Denn sie musste bei den jüngsten Tarifverhandlungen Federn lassen. Mit dem Paket, auf das sich die Gewerkschaft IG Metall und die Marke Volkswagen Ende 2024 geeinigt haben, will der Konzern 15 Milliarden Euro pro Jahr sparen. Geld, das zu großen Teilen von der Belegschaft kommt. Bis zum Jahr 2030 sollen 35.000 Jobs gestrichen werden. Lohnerhöhungen gibt es keine und auch Boni sind gestrichen.

    Wie tief der Fall ist, wird klar, wenn man sich in den Sommer 2024 zurückversetzt. VW hatte gerade 4,5 Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet. Wirtschaftlich ein enorm starkes Signal. Die Gewerkschaften gingen im Herbst 2024 mit der Forderung in die Tarifverhandlungen, eine Gehaltserhöhung um sieben Prozent durchzusetzen. Doch dann ging alles ganz schnell. Quasi parallel verkündete VW, die Marke müsse vier Milliarden Euro einsparen und Werke schließen.

    Im Gegenzug für ihre Opfer erhalten die Beschäftigten Perspektiven

    Dem Konzern fehlt es an Wachstumsperspektiven, vor allem, weil die Nachfrage in Asien rapide abgenommen hat. In China, wo zuletzt etwa jeder dritte Volkswagen verkauft wurde, entscheiden sich Autokäufer zunehmend für günstigere und innovativere heimische E-Autos. Im zweiten Quartal 2024 lieferte VW fast ein Fünftel weniger Autos nach China. Der europäische Markt allein kann das nicht ausgleichen.

    Immerhin gab es im Gegenzug zu den Sparmaßnahmen eine Beschäftigungssicherung bis zum Jahr 2030. Thorsten Gröger, Chefverhandler der IG Metall, bezeichnete das Ergebnis als Paket, das “schmerzliche Beiträge der Beschäftigten beinhaltet, aber im gleichen Atemzug Perspektiven für die Belegschaften schafft”. Das hat auch damit zu tun, dass es eine zentrale Forderung der Gewerkschaft war, dass keine Werke geschlossen werden. Für VW ein Problem – vor allem wegen der Standorte in Dresden und Osnabrück.

    In Dresden läuft die Fertigung Ende 2025 aus. In Osnabrück – wo das T-Roc Cabrio vom Band läuft – dann im Jahr 2027. Was danach passiert, ist den Forderungen der Gewerkschaft zum Trotz völlig offen. Nach Aussagen von Volkswagen könnte auch die Beteiligung eines Dritten eine Möglichkeit sein, das Werk am Leben zu erhalten. Etwa durch einen Auftraggeber oder Käufer.

    Für China wäre die Übernahme ein großer Gewinn

    An dieser Stelle kommen die chinesischen Investoren ins Spiel.  Die sind bislang nicht mehr als ein Gerücht. Die IG Metall möchte sich dazu genauso wenig äußern wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung, die das Thema chinesischer Investoren in Deutschland regelmäßig aufgreift.

    Im Reuters-Bericht kommt immerhin Stephan Soldanski von der IG Metall in Osnabrück zu Wort. Er könne sich vorstellen, dass die Belegschaft chinesische Autos im Rahmen eines Joint Ventures produziere, solange das unter VW-Bedingungen passiere und “an dem großen Lackierturm weiterhin das VW-Logo” leuchtet. Aber auch das dürfte in der Not verhandelbar sein, wenn die chinesischen Investoren auch diesmal so vorgehen wie bei früheren Investments (etwa ThyssenKrupp oder Gotion Battery): “Bei den Übernahmen gab es in vielen Fällen Zusagen für mehrjährige Standortsicherungen. Außerdem floss viel Geld für Forschung und Entwicklung in die deutschen Tochterunternehmen”, sagte Siegert 2023. Also genau das, was die IG Metall fordert.

    Deswegen könnte das Thema schnell wieder auf den Tisch kommen. Eine langfristige oder selbst mittelfristige Nutzung der Werke in Osnabrück und Dresden haben nämlich auch die Tarifverhandlungen nicht gebracht. Im Gegenteil. Volkswagen hat die Nutzung durch Dritte explizit als Möglichkeit eingeräumt. Und auch in Brüssel ist das Thema aktuell. Denn dort schließt Ende Februar 2025 das Audi-Werk.

    Für chinesische Investoren wären die kriselnden Werke eine gute Möglichkeit, Zölle zu umgehen. BYD ist längst in Ungarn aktiv und Chery hat seit Anfang 2024 ein Werk in Spanien. Hier haben sich sowohl Gewerkschaften als auch Chery positiv über die Zusammenarbeit geäußert. Der Plan des chinesischen Herstellers sieht vor, die Produktion von 50.000 Autos auf 150.000 Autos im Jahr 2027 auszubauen, was 1.250 Jobs bringen soll.

    Doch auch unabhängig von betriebswirtschaftlichen Überlegungen wäre die Übernahme der VW-Werke ein riesiger Image-Gewinn. Für einen chinesischen Hersteller. Und für die Kommunistische Partei Chinas.

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    Mentale Gesundheit: Wie China über Suizidfälle diskutiert

    Viele Chinesen bewegte der Suizid der taiwanischen Schritstellerin Chiung Yao. Hier wird ihr einen Tag nach ihrem Tod in einem Shanghaier Buchladen gedacht.

    Am 14. Januar sorgte ein tragisches Ereignis im Shanghaier Bezirk Minhang für Aufsehen: Drei Mitglieder einer Familie sprangen nacheinander aus einem Hochhaus in den Tod. Berichten zufolge hatte die Mutter das Kind jeden Tag zum Lernen gezwungen. An jenem Tag hatte das Kind in einer Schulprüfung keine 100 Punkte erreicht (die Höchstpunktzahl in der Grundschule in China). Die Mutter schimpfte heftig, infolgedessen erlitt das Kind einen emotionalen Zusammenbruch und sprang aus dem Hochhaus. Kurz darauf folgten ihm die Eltern in den Tod.

    Die Tragödie wurde auf sozialen Plattformen wie WeChat breit diskutiert. Viele Nutzer kommentierten, dass es absurd sei, ein Kind wegen schlechter Noten derart unter Druck zu setzen. Kommentare wie “Sind die Eltern verrückt? Wozu braucht man immer 100 Punkte?” und “Die Mutter leidet eindeutig an Überforderung” waren häufig zu lesen.

    Einige Nutzer berichteten von eigenen Erfahrungen. Ein Nutzer namens Fangxiang schrieb: “Im letzten Jahr hatte ein Kollege von mir Depressionen. Er sagte, das Leben mache keinen Sinn mehr, er könne nachts nicht schlafen und fühle sich erschöpft. Nach einem langen Urlaub ging es ihm immer noch nicht besser, und er konnte die Gedanken an Suizid nicht abschütteln.” Regen Anteil nahmen chinesische Netizens zuletzt auch am Schicksal von Chiung Yao (琼瑶), einer berühmten taiwanischen Schriftstellerin, die Anfang Dezember Suizid beging. Darauf bezogene Artikel und Videos wurden mehr als 100.000 Mal angesehen.

    Suizidfälle und psychische Probleme gehören in letzter Zeit zu den meistdiskutierten Themen auf sozialen Plattformen wie Douyin (der chinesischen Ursprungsversion von TikTok) und Bilibili. Laut dem Blaubuch der Depression Chinas 2023 (2023年国民抑郁症蓝皮书) haben die Anfragen in Zusammenhang mit dem Begriff psychische Gesundheit bei der Suchmaschine Baidu jährlich um 35 Prozent zugenommen. Die Plattform Weibo verzeichnete mehr als 100 Millionen Diskussionsbeiträge zum Thema psychische Gesundheit.

    Der Stresspegel steigt, die mentale Gesundheit leidet

    Seit der COVID-19-Pandemie befindet sich die chinesische Gesellschaft in einem Zustand der Anspannung, der psychische Probleme stärker hervortreten lässt. Die Suizidrate ist gestiegen, insbesondere unter Jugendlichen. Wirtschaftlich geht es China nicht gut, die Lebenshaltungskosten gehen aber immer weiter nach oben. Zudem bietet die Gesellschaft wenig Raum, um negative Emotionen abzubauen.

    Der Wettbewerb in der Arbeitswelt bleibt intensiv, das sogenannte 996-Arbeitszeitmodell (neun Uhr morgens bis neun Uhr abends, sechs Tage die Woche) ist in vielen Branchen zur Normalität geworden. Der Druck führt zu einer weit verbreiteten inneren Erschöpfung, davon zeugen auch neu geschaffene Begriffe wie “den Ochsen oder das Pferd geben”(做牛马), was so viel bedeutet wie ohne Widerrede Dinge wegarbeiten” oder das unmissverständliche “Bürosklave” (社畜).

    Laut dem Blaubuch leiden 95 Millionen Menschen in China an Depressionen. Die Hälfte von ihnen sind junge Menschen, 30,28 Prozent davon unter 18 Jahre alt. Nur 36 Prozent der Chinesen halten ihre psychische Gesundheit für gut oder sehr gut. In der Gruppe jener, die ihre psychische Gesundheit schlecht einschätzen, liegt das Risiko für Depression bei 45 Prozent.

    Möglicherweise hohe Dunkelziffer bei Suizidrate

    Suizide werden immer häufiger, doch ihre genaue Zahl ist unklar. Die Zahl der Suizidfälle in China lässt sich nur aus zwei Stichproben ableiten. Die eine findet sich im Todesregister des Gesundheitsministeriums (死亡登记系统), das etwa 100 Millionen Menschen abdeckt. Die andere wird vom Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (中国疾病预防控制中心) erhoben und schließt etwa zehn Millionen Menschen ein. Den Zahlen des Zentrums zufolge nahmen sich im Jahr 2021 durchschnittlich 4,31 Menschen pro 100 000 Einwohner das Leben. Bei Männern liegt die Rate (5,11) sehr viel höher als bei Frauen (3,5).

    Zum Vergleich: In Deutschland, das sich im europäischen Mittelfeld befindet, nahmen sich im Jahr 2023 durchschnittlich 12,2 Menschen pro 100 000 Einwohner das Leben. Doch decken die chinesischen Daten nur zehn Prozent der Bevölkerung ab und enthalten keine Informationen zu Suizidmethoden und regionalen Verteilungen. Die Dunkelziffer könnte sehr hoch sein.

    Laut einer neuen Studie des chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) und der Universität Shandong sterben mehr Männer als Frauen im Zusammenhang mit einer depressiven Erkrankung. Demzufolge gelten jüngere, besser ausgebildete und in Städten lebende Männer als besonders gefährdet. Bisher galt die Annahme, dass sie ein geringeres Risiko haben, an einer Depression zu sterben, als Frauen und Menschen mit niedrigem Bildungsstand.

    Viele verweigern aus Scham eine therapeutische Behandlung

    Prävention ist im Umgang mit psychischen Erkrankungen entscheidend. In China aber verweigern viele Menschen aus Scham eine therapeutische Behandlung. Laut dem Blaubuch der Depression ließen sich nur 9,5 Prozent der Depressiven behandeln. Bei den Schizophrenie-Patienten erhielten knapp 50 Prozent professionelle Hilfe.

    Immerhin setzen sich immer mehr Experten für das Thema ein. So schlug Ran Ran (冉冉), Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der Stadt Chongqing und Abgeordnete des Nationalen Volkskongresses, vor, psychiatrische Fachkliniken und Abteilungen in öffentlichen Krankenhäusern auszubauen. Zudem empfahl sie, psychologische Betreuung in die Krankenversicherung aufzunehmen, um die finanzielle Belastung der Betroffenen zu verringern. Auch Qin He (秦和), Rektor der Jilin Fremdsprachenuniversität, macht sich für die Prävention von Depression stark. Er plädiert für die Einführung einer verpflichtenden Depressionsuntersuchung im Rahmen der jährlichen Gesundheitsuntersuchung für Schüler.

    Ein Detail fällt bei chinesischen Medienberichten über Suizidfälle ins Auge. Während Medien vieler westlicher Länder meist auf die Kontaktdaten und Notrufnummern von Hilfsorganisationen verweisen, fehlt dies in chinesischen Medien. Ein weiterer Hinweis dafür, dass China noch viel für die psychische Gesundheit seiner Bürger tun muss. Blanka Xia

    Wir berichten neutral und mit der gebotenen Zurückhaltung über Suizide, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben. Wenn Sie selbst depressiv sind oder wenn Sie Suizid-Gedanken plagen, können Sie rund um die Uhr und anonym die TelefonSeelsorge im Internet (https://www.telefonseelsorge.de) oder über die kostenlosen Hotlines 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 kontaktieren.

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    Sinolytics Radar

    Sinolytics.Radar: Staatsunternehmen treiben die Einführung von KI weiter voran

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    • Seit 2023 hat China mehrere Richtlinien erlassen, um die KI-Entwicklung bei den wichtigsten Unternehmen voranzutreiben. Dazu zählt die “AI+ Specific Industry” Initiative der Kommission des Staatsrats zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen (SASAC).
    • Im Jahr 2024 gab es bei der KI-Beschaffung durch chinesische Staatsunternehmen ein exponentielles Wachstum. 931 Beschaffungsprojekte wurden eingeleitet, davon hatten 551 Projekte einen Gesamtbeschaffungswert von 3,22 Mrd. RMB. Das entspricht 49,8 Prozent des Gesamtmarktes. Der gesamte Beschaffungswert sämtlicher Projekte dürfte noch höher ausfallen. Der Anstieg gegenüber dem Jahr 2023 ist dramatisch. Damals gab es 92 Projekte im Wert von 789 Millionen RMB.
    • State Grid, CNPC und die China Merchants Group gehören zu den führenden staatlichen Unternehmen, die aktiv in KI investieren.
    • Die Einführung von KI schreitet laut einer Umfrage unter 97 chinesischen Staatsunternehmen voran: 36 Prozent von ihnen haben auf große Sprachmodelle spezialisierte Teams geschaffen, 24 Prozent haben eigene oder gemeinsam entwickelte Modelle eingeführt.
    • Zu den wichtigsten Anwendungsprioritäten zählen demnach Wissensassistenten (72 Prozent) und Datenanalyse (64 Prozent), gefolgt von Programmen zur Steigerung der Mitarbeiterproduktivität (41 Prozent) sowie intelligenten Dokumentenassistenten und Programmierhilfen (39 Prozent). Staatsunternehmen konzentrieren sich auf KI-Anwendungen mit klarem Geschäftsnutzen und bevorzugen ausgereifte, rentable Anwendungsfälle zur Steigerung der Produktivität.
    • Zu den führenden Unicorn-Unternehmen mit B2B-Schwerpunkt gehören Zhipu AI und Zhongguancun Kejin. Sie erhalten zahlreiche zentrale Unternehmensaufträge und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für verschiedene Branchen.
    • Der Markt entwickelt sich in Richtung spezialisierter, in Kooperation entwickelter Lösungen, die auf bestimmte Branchen und Szenarien zugeschnitten sind. Strategische Investitionen in KI werden die betriebliche Effizienz, die Gewinnmargen und die technologische Unabhängigkeit steigern.
    • Für 2025 ist zu erwarten, dass staatliche Unternehmen die Einführung von KI weiter vorantreiben werden. Large-Language-Model-Anwendungen stehen im Mittelpunkt der digitalen Transformation von Unternehmen.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

    • Künstliche Intelligenz

    News

    Russland: Xi und Putin sprechen kurz nach Trumps Amtsübernahme

    Der chinesische Staatschef Xi Jinping und Russlands Präsident Wladimir Putin haben sich in einem Videotelefonat zum Stand der bilateralen Beziehungen ausgetauscht und gegenseitige Glückwünsche zum chinesischen Neujahr übermittelt.

    In dem Gespräch kurz nach der erneuten Amtsübernahme durch Donald Trump als US-Präsident verwies Xi auf die drei Treffen mit Putin im vergangenen Jahr und stellte in Aussicht, die strategische Zusammenarbeit mit Russland weiter zu vertiefen. Laut Mitteilung der chinesischen Zentralregierung wolle Xi “Unsicherheiten im externen Umfeld mit der Stabilität und Widerstandsfähigkeit der chinesisch-russischen Beziehungen begegnen”. Xi nannte Putin einer russischen Live-Übersetzung zufolge abermals seinen “lieben Freund”.

    Putin nannte Taiwan einen “unveräußerlichen Teil des chinesischen Territoriums”. Russland lehne jede Form der taiwanischen Unabhängigkeit entschieden ab. Als Erfolge der bilateralen Beziehungen strich Xi die Wachstumsdynamik des Handelsvolumens mit Russland und die enge Zusammenarbeit in multilateralen Plattformen wie den Vereinten Nationen, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und den BRICS-Ländern heraus.

    Chinas Exporte nach Russland stiegen im vergangenen Jahr um fünf Prozent. Das Handelsvolumen insgesamt lag beim Rekordwert von 232 Milliarden Euro, 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings war das Wachstum im Jahr 2023 mit 32,7 Prozent deutlich höher gewesen. lp/rtr

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    Panamakanal: Untersuchung gegen Hongkonger Unternehmen eingeleitet

    Panamas Regierung hat eine Prüfung eines Hongkonger Unternehmens eingeleitet, das Häfen an beiden Enden des Panamakanals betreibt. Zugleich bekräftigte Panamas Präsident José Raúl Mulino, dass der Kanal Teil Panamas bleiben werde, und wies Ansprüche der neuen US-Regierung auf den Panamakanal zurück.

    US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dass er die Kontrolle über die Wasserstraße wegen angeblicher chinesischer Einflussnahme zurückgewinnen wolle, zuletzt auch bei seiner Antrittsrede als US-Präsident. Kurz darauf veröffentlichte Panamas Rechnungshof ein Video einer Prüfung in örtlichen Büros der Panama Ports Company, die vom in Hongkong ansässigen Unternehmen Hutchison gesteuert wird. “Heute sind unsere Prüfer bei [dem Unternehmen] eingetroffen, um eine umfassende Untersuchung zu beginnen, die darauf abzielt, die effiziente und transparente Nutzung der öffentlichen Ressourcen zu gewährleisten”, schrieb das Büro des Rechnungshofs auf X.

    Hutchison Ports, die Hafensparte des in Hongkong notierten Mischkonzerns CK Hutchison Holdings, betreibt 53 Häfen in 24 Ländern, darunter in Großbritannien, Deutschland und Hongkong. Das Unternehmen erhielt die Konzessionen für den Betrieb von zwei Häfen, jeweils einen an beiden Enden des Kanals, erstmals im Jahr 1997. Die Konzessionen wurden 2021 erneuert.

    Die USA beaufsichtigten den Bau des Panamakanals, der 1914 eröffnet wurde, gaben aber im Jahr 1999 die volle Kontrolle an das zentralamerikanische Land zurück. Trump hat diesen Schritt als “Fehler” bezeichnet und auch zu hohe Kosten angeprangert. Die Gebühren für die Durchquerung des Kanals sind seit einer großen Dürre im Jahr 2023 für alle Schiffe deutlich gestiegen. lp

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    Taiwan: 27 Verletzte nach Erdbeben

    Bei einem Erdbeben der Stärke 6,4 im Südwesten Taiwans wurden in der Nacht auf Dienstag 27 Menschen verletzt. Das Epizentrum des Bebens lag demnach in einem bergigen, ländlichen Gebiet knapp 40 Kilometer südöstlich der Stadt Chiayi, wie die Zentrale Wetterbehörde (CWA) mitteilte. Nach Angaben der taiwanischen Feuerwehr wurden Dutzende von Gebäuden in Chiayi und Tainan beschädigt, einige stürzten teilweise ein.

    In der Gemeinde Dapu in Chiayi setzte die Bezirksregierung die Arbeit und den Unterricht aus. Straßen wurden schwer beschädigt, auch die Wasser- und Stromversorgung war unterbrochen. Das Beben erschütterte zudem die benachbarten Städte Tainan und Kaohsiung im Süden. In der Hauptstadt Taipeh schwankten Hochhäuser. Im Süden des Landes wurden mehr als 50 Nachbeben registriert.

    Der Wissenschaftspark von Tainan, in dem der Chiphersteller TSMC und andere große Hightech-Unternehmen angesiedelt sind, stellte vorsorglich seinen Betrieb ein. “Die Mitarbeiter wurden evakuiert, und es wurden keine Verletzungen gemeldet”, teilte die Parkverwaltung mit. Der normale Betrieb wurde anschließend schrittweise wieder aufgenommen.

    Der taiwanische Premierminister Cho Jong-tai äußerte seine Sorge um die vom Erdbeben betroffenen Bewohner und versprach, betroffenen Haushalten zu helfen, so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren. Im April vergangenen Jahres war der Osten Taiwans von einem Erdbeben der Stärke 7,4 erschüttert worden. Dabei starben 13 Menschen, mehr als 1.000 wurden verletzt. lp

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    Batterietechnik: CATL plant offenbar neue Produktionsstandorte in Europa

    Der weltweit führende chinesische Batteriehersteller CATL plant offenbar den Aufbau weiterer europäischer Produktionsstandorte. Der weltweit führende chinesische Batteriehersteller CATL plant offenbar den Aufbau weiterer europäischer Produktionsstandorte. Pan Jian, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von CATL, sagte bei einem Auftritt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos: “Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr neue Joint-Venture-Fabrikprojekte mit anderen OEMs in Europa ankündigen werden.” Also mit Originalherstellern. Weitere Details zu den Planungen nannte er nicht.

    Im Dezember hatte CATL Pläne für ein Joint-Venture-Werk mit dem Opel-Mutterunternehmen Stellantis in Spanien verkündet. Beide Unternehmen werden 4,1 Milliarden Euro in ein neues Werk investieren, in dem Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) für Fahrzeuge der Stellantis-Gruppe hergestellt werden. Die Jahresproduktion der Anlage beträgt bis zu 50 GWh Batteriekapazität.

    CATL hat derzeit drei Batterieprojekte in der Europäischen Union (EU), darunter das Projekt in Spanien sowie Batteriewerke in Deutschland und in Ungarn. CATL ist der größte Batteriehersteller der Welt für Elektroautos. Das Unternehmen installierte im Jahr 2024 in China 246,01 GWh an Batterien, ein Anstieg um 47,2 Prozent gegenüber 2023. Nach Angaben von China EV DataTracker hat CATL in China einen Marktanteil von 45,5 Prozent. lp

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    Presseschau

    Xi and Putin discuss relations with Trump, Ukraine and Taiwan REUTERS
    China kritisiert US-Ausstieg aus WHO und Klimaabkommen SARGANSERLAENDER
    China präsentiert sich in Davos als Gegenmodell zu den USA DIE PRESSE
    Davos: Von der Leyen warnt vor Handelskrieg und nimmt China ins Visier EURACTIV
    China stellt Taiwanesen Personalausweis aus DW
    China Vows to Import More Goods After Avoiding Early US Tariffs BLOOMBERG
    Wettbewerb der Robotaxis: Warum eine chinesische Managerin glaubt, dass China den USA überlegen ist BUSINESS INSIDER
    Chinas Interesse an Deutschland: Überzählige VW-Werke im Fokus? MERKUR
    China is not seeking a trade surplus, vice premier says REUTERS
    Panama überprüft lokalen Hafenbetreiber aus Hongkong DVZ
    China will riesiges Solarkraftwerk im All bauen DER STANDARD

    Standpunkt

    Geopolitik: So ändert Trumps Rückkehr die sino-indischen Beziehungen

    Von Debasish Roy Chowdhury
    Debasish Roy Chowdhury ist Journalist in Hongkong und Kalkutta.

    Wenige Wochen vor seiner Rückkehr ins Weiße Haus richtete der designierte US-Präsident Donald Trump eine deutliche Warnung an die BRICS-Staaten: “Sucht euch einen anderen Dummen”, schrieb er auf seiner Social Media-Plattform Truth Social und drohte den neun Mitgliedern der Gruppe mit 100-prozentigen Zöllen, sollten sie versuchen, die globale Vorherrschaft des US-Dollars herauszufordern.

    Diese Warnung folgte auf sein Wahlkampfversprechen, am ersten Amtstag einen 25-prozentigen Zoll auf Importgüter aus Kanada und Mexiko zu erheben. China – das Hauptziel von Trumps Protektionismus – soll zusätzlich mit einem zehnprozentigen Zoll belegt werden. Das ist kaum überraschend, angesichts des eskalierenden Handelskriegs zwischen den USA und China. Bemerkenswert ist jedoch, dass Trump auch Indien, ein Gründungsmitglied der BRICS und einen der wichtigsten Verbündeten Amerikas, ins Visier nimmt.

    Bislang hat Indien eine direkte Konfrontation vermieden, indem es seine Verpflichtung zum US-Dollar bekräftigte. Doch solche politischen Unsicherheiten gehören zu den vielen Gründen, warum die indische Regierung stillschweigend ihre Optionen absichert – durch eine Annäherung an China, die einen geopolitischen Wandel einläuten könnte.

    Zunehmende Entspannung

    Die Entspannung zwischen China und Indien wurde in den letzten Monaten zunehmend sichtbar. Im Oktober einigten sich die beiden Länder darauf, den jahrelangen militärischen Stillstand entlang ihrer gemeinsamen Himalaya-Grenze zu beenden. Dies ebnete den Weg für ein überraschendes Treffen zwischen dem indischen Premierminister Narendra Modi und Chinas Präsident Xi Jinping am Rande des BRICS-Gipfels in Kasan, Russland. Ein weiteres Zeichen dieses Wandels ist das wachsende Interesse indischer Beamter, chinesische Investitionen anzuziehen.

    Gleichzeitig scheinen sich die US-indischen Beziehungen abzukühlen. Seitdem ein Volksaufstand im August die bangladeschische Premierministerin Sheikh Hasina stürzte, haben Modis bevorzugte Nachrichtenkanäle, Social Media-Verbündete und hinduistische Nationalisten den Aufstand als CIA-gesteuerten Regimewechsel dargestellt. Einige warnen sogar vor ähnlichen Versuchen des “amerikanischen Deep State”, Indien zu destabilisieren.

    Die regierende Bharatiya Janata Party (BJP) hat daraufhin antiamerikanische Stimmungen geschürt und die USA beschuldigt, den indischen Tycoon Gautam Adani – einen engen Verbündeten Modis, dem in den USA Wertpapierbetrug und Bestechung vorgeworfen wird – ins Visier zu nehmen, um die indische Regierung zu schwächen. Diese Rhetorik, ein Bruch mit jahrzehntelanger strategischer Zusammenarbeit, erinnert an den Kalten Krieg, als ein nominell blockfreies Indien, misstrauisch gegenüber US-Einmischungen, sich der Sowjetunion zuwandte.

    Deglobalisierung verändert die Weltwirtschaft

    Der Wandel wird von mehreren Faktoren vorangetrieben, vor allem von Amerikas schwindender Fähigkeit und Bereitschaft, als globale Führungsmacht zu agieren, sowie von den Bemühungen Chinas und Indiens, ihre Verhandlungsposition zu stärken. Mit der Deglobalisierung verändert sich die Weltwirtschaft, und die USA haben Ländern wie Indien weniger zu bieten, die nicht vollständig von ihnen in Verteidigungsfragen abhängig sind.

    Im Gegensatz dazu ist Chinas Dominanz in globalen Lieferketten nicht zu ignorieren. Als weltweit führende Fertigungsnation – deren Produktion die der neun nächstgrößten Hersteller zusammen übertrifft – könnte China Indiens Bemühungen unterstützen, seine eigene industrielle Basis zu erweitern. Der jährliche Wirtschaftsbericht der indischen Regierung unterstreicht diese Notwendigkeit und fordert: “Um die indische Fertigung zu fördern und Indien in die globale Lieferkette einzubinden, muss das Land sich in Chinas Lieferkette integrieren.” Dementsprechend plädiert der Bericht für eine pragmatische Herangehensweise, die auf die Förderung chinesischer Direktinvestitionen abzielt.

    Eine solche uneingeschränkte Regierungsunterstützung für die Zusammenarbeit mit China war in Indien lange undenkbar, das seit dem sino-indischen Krieg 1962 ein angespanntes Verhältnis zu seinem Nachbarn pflegt. Nach dem Tod von 20 indischen Soldaten bei Grenzkonflikten in Ladakh im Jahr 2020 reagierte Indien mit umfassenden Beschränkungen für Investitionen und Importe aus China, begrenzte Visa für Führungskräfte und verbot chinesische Apps. Doch diese Maßnahmen führten zu enormen Verlusten für indische Unternehmen, die auf chinesische Importe angewiesen waren, und entzogen Indien dringend benötigte Investitionen aus China zu einer Zeit, als die ausländischen Direktinvestitionen ohnehin rückläufig waren.

    Da sich globale Lieferketten von China wegbewegen, verlagern chinesische Hersteller ihre Produktionsstätten in Länder, die von den Strategien des “Friendshoring” und “Nearshoring” des Westens profitieren. Die chinesischen Investitionen in neue Projekte verdreifachten sich im Jahr 2023 auf 160 Milliarden USD, wobei ein Großteil dieser Gelder in Länder wie Vietnam, Indonesien, Ungarn und Serbien floss. Indien, das mit wachsender Jugendarbeitslosigkeit und schwachem Beschäftigungswachstum zu kämpfen hat, will von diesem Trend profitieren.

    Beschleunigte Visa für chinesische Unternehmen

    Die USA, einst eine wichtige Quelle für FDI, konkurrieren inzwischen mit Indien um Investitionen, da sie ihre heimische Fertigung stärken wollen. Dieser Wettbewerb, der sich unter Trump voraussichtlich verschärfen wird, hat Indien dazu veranlasst, mehrere Investitionsvorschläge zu genehmigen und Zugeständnisse – wie beschleunigte Visa – für chinesische Unternehmen und Führungskräfte anzubieten.

    Indiens Kurskorrektur steht im Einklang mit Chinas Interessen. Angesichts der wirtschaftlichen Verlangsamung Chinas steigt das Interesse chinesischer Unternehmen am schnell wachsenden indischen Markt. Indien wird bis Ende dieses Jahrzehnts voraussichtlich zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Eine stärkere Zusammenarbeit würde China helfen, sich gegen die Bemühungen der USA, seinen geopolitischen Aufstieg einzudämmen, abzusichern.

    Gleichzeitig bleiben die Risiken für Indien erheblich. Trump, der Indien wiederholt als einen “sehr großen Missbraucher von Zöllen” bezeichnet hat, entzog dem Land während seiner ersten Amtszeit seinen bevorzugten Handelsstatus, was die Wahrscheinlichkeit weiterer Strafmaßnahmen erhöht.

    Zwar wird Indien – von den USA als “wichtiger Verteidigungspartner” bezeichnet – seine strategische Beziehung zu den USA nicht für engere Beziehungen zu China aufgeben. Doch wie andere aufstrebende Mächte im Globalen Süden ist Indien zunehmend frustriert über die inhärente Asymmetrie der von den USA geführten liberalen Weltordnung, insbesondere über die Hegemonie des Dollars.

    Modi reagiert empfindlich auf Kritik aus den USA

    Diese Spannungen werden auch durch gelegentliche Kritik der USA an Indiens Umgang mit Minderheiten befeuert. Da Modis Regierung systematisch demokratische Institutionen geschwächt und die Kontrolle über die Medien verschärft hat, reagiert sie empfindlich auf internationale Kritik. Für Modi könnten sich diese Differenzen jedoch von selbst auflösen – schließlich ist es schwer vorstellbar, dass Trump allzu besorgt über Indiens Beziehungen zu Russland, seine antimuslimische Politik oder den demokratischen Rückschritt sein wird.

    Während Modi seine Bemühungen verstärkt, Indien in einen hinduistischen Staat zu verwandeln, könnte er versuchen, die Unterstützung der USA zu sichern, indem er signalisiert, dass er Alternativen hat. In diesem Sinne könnten Indiens Annäherungen an China als geopolitisches Manöver gesehen werden, um Trump im Falle harter Verhandlungen zu signalisieren: “Sucht euch einen anderen Dummen.”

    Debasish Roy Chowdhury ist Journalist in Hongkong und Kalkutta. Er schrieb unter anderem für die South China Morning Post und ist Co-Autor (mit John Keane) von “To Kill A Democracy: India’s Passage to Despotism” (Oxford University Press, Pan Macmillan, 2021).

    Aus dem Englischen von Julia Mertens.

    Copyright: Project Syndicate, 2025.
    www.project-syndicate.org

    Hinweis der Redaktion: Über China zu diskutieren heißt heute – mehr denn je – kontrovers debattieren. Wir möchten die Vielfalt der Standpunkte abbilden, damit Sie einen Einblick in die Breite der Debatte gewinnen können. Standpunkte spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

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    Personalien

    Lydia Skibak ist seit Dezember CIO bei Mercedes Benz in China. Skibak arbeitet seit mehr als 14 Jahren für den Autobauer, zuletzt war sie Director IT Business Accelerator. Für ihre neuen China-Posten wechselte sie von Stuttgart nach Peking.

    Janin Ebers ist seit Januar HR Director bei Volkwagen Automatic Transmission in Tianjin. Auch sie ist erstmals in China im Einsatz, nachdem sie für VW mehr als 13 Jahre in Deutschland tätig war, zuletzt als Leiterin HR Gremien & Prozesse in Wolfsburg.

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    Dessert

    So ruhig und andächtig hat man Donald Trump selten gesehen wie hier, im Atelier von Hong Jinshi (洪金世). Der Künstler aus der südchinesischen Provinz Fujian begann schon vor einigen Jahren, Trumpstatuen im Zen-Stil zu kreieren. Nun feiern sie ein unverhofftes Revival. Auf der Shopping-Plattform Taobao finden die Figuren reißenden Absatz, abhängig von der Größe auch mal für umgerechnet mehr als 2.500 Euro. Seit Kurzem arbeitet Hong außerdem an einer Skulptur von Elon Musk. Anders als Trump soll Musk aber keine engelsgleiche Ruhe ausstrahlen. Stattdessen reitet er, in einer Rüstung im Stil des Marvel-Superhelden Iron Man, auf einer Rakete.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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