Table.Briefing: China

Chinas Militärausgaben + Neuartige Kampfjets

Liebe Leserin, lieber Leser,

Korruptionsskandale und Chinas wirtschaftliche Schwäche belasten die Volksbefreiungsarmee – ihren massiven Aufrüstungskurs setzt sie aber dennoch fort. Laut dem jüngsten Pentagon-Bericht hat sich China zu einer hochmodernen Streitmacht entwickelt, seine tatsächlichen Militärausgaben könnten deutlich höher liegen als offiziell angegeben. Auch sein Nukleararsenal baut China rasch aus und könnte bis 2030 über mehr als 1.000 Sprengköpfe verfügen.

Das ist ein klares Signal an die USA, schreibt Andreas Landwehr in seiner Analyse und erläutert, was die Ergebnisse des Berichts für Taiwan und damit auch für die globale Sicherheit bedeuten.

Auch Jörn Petring beschäftigt sich in seinem heutigen Text mit dem Militär. Am 26. Dezember hat China zwei neuartige Kampfjets in die Luft geschickt, die Experten als Vertreter der sechsten Generation einstufen. Sie könnten die militärische Schlagkraft in der Luft revolutionieren und das Machtgleichgewicht mit den USA verändern. Doch wie weit ist China wirklich und was hat Elon Musk damit zu tun?

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Julia Fiedler
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Analyse

Pentagon-Bericht: In welchen Bereichen Peking mit “Volldampf” aufrüstet

Hubschrauber Volksbefreiungsarmee Militär

Im chinesischen Militär gibt es zwar Korruption – die Volksbefreiungsarmee hat sich dennoch zu einer nicht zu unterschätzenden Streitmacht entwickelt. Der jährliche Bericht des Pentagons über die militärischen Fähigkeiten Chinas zeichnet das Bild eines massiven und erfolgreichen Aufrüstungsprogramms. Trotz des schwächeren Wachstums der zweitgrößten Volkswirtschaft sehen ausländische Experten eine unübertroffene Fähigkeit Pekings, Ressourcen zu mobilisieren

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping “kommandiert ein System, das von brutalen Machtkämpfen der Eliten zerrissen ist, aber er ist entschlossen, die Kontrolle über Taiwan mit einem immer schlagkräftigeren Instrumentarium zu erlangen“, kommentiert Andrew Erickson vom US-amerikanischen Naval War College. “Mit tödlichem Ernst treibt er weiterhin umfassende organisatorische Reformen voran, um die notwendigen Fähigkeiten zur Kriegsführung zu maximieren.” Besondere Besorgnis weckt der schnelle Ausbau der Nuklearstreitkräfte, der die USA von jeglicher Intervention abschrecken soll – insbesondere bei einem Konflikt um Taiwan.

Hatte China früher nur ein kleines nukleares Arsenal, ist die Zahl seiner einsatzfähigen Atomwaffen nach Schätzungen des Pentagons auf mehr als 600 gestiegen. Bis 2030 dürfte es über mehr als 1.000 Sprengköpfe verfügen – und nähert sich damit der Zahl von jeweils 1.600 aufseiten der USA und Russlands an. Auch danach dürfte China das Arsenal weiter ausbauen, glaubt das Pentagon. Chinas militärische Modernisierung “lässt darauf schließen, dass es die Fähigkeit sucht, einem Gegner im Rahmen eines Atomkriegs weitaus größeren, überwältigenden Schaden zuzufügen”.  

Korruption als Temposchwelle

Erstmals enthält der Bericht ein Kapitel über Korruption, was Schlagzeilen machte, weil mindestens 15 führende Militärs und fünf Manager der Rüstungsindustrie zu Fall gekommen waren. Nicht nur die letzten beiden Verteidigungsminister waren abberufen worden, sondern zuletzt auch General Miao Hua, ein Mitglied der mächtigen Militärkommission unter Xi. Die Vorwürfe lauten auf “Verstöße gegen die Parteidisziplin”, womit häufig Korruption umschrieben wird. 

Der Pentagon-Bericht spekuliert, dass die Ermittlungen die Modernisierung “gestört haben könnten”. “Ich denke, dass es bereits einige Auswirkungen hat”, kommentiert ein hoher Verteidigungsbeamter, der einen möglichen Bremsfaktor sieht. China-Experte Erickson vom Naval War College sieht hingegen höchstens “etwas schmutzige Wäsche”: “Aber im Grunde genommen sind es eher Temposchwellen, keine Showstopper” – also keine entscheidenden Faktoren. 

 “Es wäre ein Fehler, sich auf dieses Problem zu konzentrieren und dabei die bedeutenden Fortschritte zu ignorieren, die China offensichtlich beim Aufbau hochmoderner und leistungsfähiger Streitkräfte macht, die die USA, ihre Verbündeten und Partner bedrohen können”, sagt David Sacks von der US-Denkfabrik Council of Foreign Relations. Dass Xi Jinping weiter aggressiv die Korruption ausmerzen wolle, demonstriere eher seine Entschlossenheit, “über ein Militär zu verfügen, das ihm glaubwürdige Optionen zur Verwirklichung seiner politischen Ziele bietet, allen voran die Vereinigung mit Taiwan”.

Tatsächlicher Militär-Etat höher als offizieller Haushalt

Auch die schwächere Konjunktur in China bremst keineswegs die Aufrüstung. Der Pentagon-Bericht zeigt eindeutig, dass es mit “Volldampf voraus” geht, wie Zack Cooper vom American Enterprise Institute (AEI) im “Air and Space Forces Magazine” zitiert wird.

Der Pentagon-Bericht schätzt die wahren Militärausgaben Chinas auf 40 bis 90 Prozent höher als der offizielle Haushalt. Im abgelaufenen Jahr lag er mit einem Zuwachs von 7,2 Prozent bei rund 1,9 Billionen Yuan, umgerechnet 205 Milliarden Euro (rund 259 Milliarden US-Dollar). Hochgerechnet könnte der tatsächliche Militäretat Chinas nach US-Schätzung schon fast halb so groß sein wie die US-amerikanischen Verteidigungsausgaben, die im Jahr 2024 bei rund 884 Milliarden US-Dollar lagen.  

“Unter Experten besteht Einigkeit darüber, dass die öffentlich angekündigten Verteidigungsausgaben der Volksrepublik China nicht die gesamten Investitionen der Volksrepublik in ihre Verteidigung enthalten”, heißt es im Pentagon-Bericht. 

Viel Geld fließt in die Marine. Zahlenmäßig verfügt China über die größten Seestreitkräfte der Welt – mit mehr als 370 Schiffen und U-Booten, wie das Pentagon festhält. Bis 2030 sollen es 435 Schiffe werden. Es gehe darum, militärische Macht in andere Regionen der Welt zu projizieren. Die Fähigkeit habe zugenommen, Einsätze auch über die “Erste Inselkette” hinaus vorzunehmen, womit die Gewässer im westlichen Pazifik von Japan über Taiwan, die Philippinen und bis tief ins Südchinesische Meer gemeint sind. 

Volksrepublik beim Schiffsbau nahezu autark

China wolle über seinen Stützpunkt in Dschibuti am Horn von Afrika und ein Pier in Kambodschas Marine-Hafen Ream hinaus Versorgungsbasen in anderen Ländern aufbauen. Der Bedarf sei “gewaltig”, sagt der stellvertretende US-Verteidigungsminister Ely Ratner bei einer Diskussion der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS). “Sie nehmen fast alles, was sie weltweit kriegen können.”   

Die Modernisierung wird durch eine erstklassige Rüstungsindustrie vorangetrieben. “Die Volksrepublik ist gemessen an der Tonnage der größte Schiffsbauer der Welt und kann eine breite Palette an Kampfschiffen, gasturbinen- und dieselgetriebene Motoren sowie Bordwaffen und elektronischen Systemen herstellen, wodurch das Land in Bezug auf den Schiffsbau nahezu autark ist”, stellt der Pentagon-Bericht fest.

Im Mittelpunkt der Aufrüstung stehen Taiwan und die USA, die sich der Verteidigungsfähigkeit der Inselrepublik verpflichtet haben. China hat den Druck auf Taiwan durch große Manöver noch verstärkt. Häufig werde jetzt die früher respektierte, inoffizielle Mittellinie in der Meerenge der Taiwanstraße überquert oder Taiwans Luftüberwachungszone (ADIZ) verletzt. Auch ziele China darauf ab, eine Intervention der USA “abzuschrecken, zu verhindern oder, falls angeordnet, zu vereiteln“, so der Report.

Invasion Taiwans: “Nicht klar, dass sie diesem Ziel näherkommen”

Trotz aller Fortschritte glaubt das Pentagon aber zumindest derzeit, dass eine Invasion Taiwans “weder unmittelbar bevorsteht, noch unvermeidlich ist”, wie Ratner sagt. “Wir glauben, dass Abschreckung real ist, dass Abschreckung stark ist.” Es werde viel Arbeit erfordern, dies so aufrechtzuerhalten, sagt der hohe Beamte, ohne direkt auf die neue Präsidentschaft von Donald Trump einzugehen, der schon mehr Militärausgaben Taiwans gefordert hat. 

Ziel der Volksbefreiungsarmee sei es, sich bereit und zuversichtlich zu fühlen, eine kurze Invasion Taiwans “zu akzeptablen Kosten” durchführen zu können, meint Ratner. “Heute sind sie noch nicht so weit. Sie versuchen, dorthin zu gelangen.” Das zeige der Bericht. “Aber es ist nicht klar, dass sie diesem Ziel näher kommen als in den letzten Jahren.”

Was in Taiwans Präsidentenpalast eher befürchtet wird, ist ein als “Quarantäne” beschriebenes Szenario mit Inspektionen und Blockaden für Handelsschiffe, um Taipeh zu Verhandlungen über eine “Einigung” zu zwingen. “Es wird wahrscheinlich eines Tages wahr werden”, wie ein Berater des neuen Präsidenten Lai Ching-te sagt. Chinas Marine und Küstenwache bereiteten sich bereits darauf vor.

Auch das Pentagon ist besorgt über chinesische Pläne, den See- oder auch Luftverkehr nach Taiwan blockieren oder den Import wichtiger Güter unterbrechen zu wollen. Ziel solcher Kampagnen sei es, “Taiwan zu einer Kapitulation vor der Wiedervereinigung zu zwingen”.

  • Dschibuti
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Testflüge: Das steckt hinter Chinas Kampfjets der sechsten Generation

Der neuartige Jet, der am 26. Dezember gesichtet wurde, soll einem Ginkgoblatt ähneln.

Am 26. Dezember zeigte China der Welt erstmals zwei neuartige Kampfflugzeuge, die Experten als potenzielle Vertreter der sechsten Generation einstufen. Beide Modelle haben ein futuristisches, schwanzloses Design, das ihre Tarneigenschaften verbessern dürfte. Eines der Flugzeuge verfügt offenbar über drei Triebwerke, das kleinere Modell über zwei.

Die Testflüge der noch namenlosen Jets fanden in Chengdu und Shenyang statt. Die Städte sind die Standorte der beiden größten Kampfjet-Hersteller Chinas. Aufnahmen der Flüge wurden millionenfach in sozialen Medien geteilt. Das Datum der Tests fiel offenbar bewusst auf den Geburtstag von Mao Zedong.

Militär bestätigt die neuen Flieger indirekt 

Das chinesische Militär hat die Flugzeuge bislang nicht offiziell bestätigt, aber indirekt Hinweise gegeben. Ein Neujahrsvideo des östlichen Theaterkommandos der Volksbefreiungsarmee zeigte ein Ginkgoblatt, das stark an die Form der neuen Jets erinnert. Darüber berichteten die Staatsmedien ausführlich.

Beobachter sehen verschiedene Einsatzmöglichkeiten für die beiden Flugzeuge. Laut dem chinesischen Militärexperten Du Wenlong basieren sie auf unterschiedlichen Designkonzepten. Der kleinere, wendigere Jet könnte zukünftig Teil der Trägerflugzeugflotte werden, so Wu gegenüber der South China Morning Post. Der größere Jet hingegen könnte als Kommandozentrale dienen, um etwa autonome Kampfdrohnen zu steuern. 

China will die USA überholen 

Der australische Militäranalyst Malcolm Davis meint, dass China alles daran setzen werde, die beiden Flieger schnell fertig zu entwickeln. “Peking wird keine Gelegenheit verpassen, die USA zu demütigen, indem es eine Plattform der sechsten Generation vor den USA operativ einsetzt”, so Davis gegenüber Breakingdefence.com. Gelinge Peking dies, würden sich strategische Vorteile ergeben. 

Es fehlen jedoch konkrete Informationen. Laut Davis sei vor allem der kleinere Jet auf den Videos nur schlecht zu erkennen, was es schwer mache, seine Fähigkeiten zu beurteilten. China hat in der Vergangenheit schon oft unausgereifte Waffensysteme vorgestellt, um militärische Stärke zu demonstrieren. 

In den USA stockt die Entwicklung

Klar ist jedoch auch: In den USA läuft die Entwicklung eines Jets der sechsten Generation derzeit nur schleppend. Das Programm Next Generation Air Dominance (NGAD) umfasst ein bemanntes Kampfflugzeug, das von unbemannten Drohnen begleitet werden soll.

Es gibt jedoch erheblichen Herausforderungen. Die hohen Kosten und eine veränderte Bedrohungslage führten zuletzt zu umfassenden Überprüfungen. Laut Scott Deuschle, Analyst der Deutschen Bank, könnten Chinas Entwicklungen nun den Bedarf an NGAD wieder beschleunigen. Deuschle stufte die Aktie von Lockheed Martin kürzlich herab, da er erwartet, dass die USA, angetrieben durch die neuartigen chinesischen Jets, künftig weniger auf die vom Konzern gebaute F-35 setzen und stattdessen schneller auf Flugzeuge der sechsten Generation umsteigen könnten.

Welche Pläne haben Musk und Trump?

Möglich ist jedoch unter Donald Trump im Weißen Haus auch ein ganz radikaler Strategiewechsel. Elon Musk, sein wichtigster Berater, bezeichnete bemannte Kampfjets kürzlich als überholt und plädiert für völlig unbemannte Drohnen-Systeme. Setzt sich Musk durch, könnte das NGAD-Programm möglicherweise komplett eingestellt werden.

Chinas Militär ist zumindest im eigenen Land durch die Tests ein PR-Erfolg gelungen. Der ist auch dringend nötig. Schließlich hatte die Volksbefreiungsarmee zuletzt vor allem mit Korruptionsskandalen negative Schlagzeilen produziert. Auch die jährliche Flugzeugmesse in Zhuhai, wo sich Chinas Luftwaffe sonst in Szene setzt, wurde im November von einer Tragödie überschattet: Eine Amokfahrt in der Stadt forderte 35 Todesopfer. Die Testflüge und deren Verbreitung in sozialen Medien bieten nun dringend benötigte positive Aufmerksamkeit.

  • Drohnen
  • Militär
  • Volksbefreiungsarmee

News

Taiwan: China weist Verantwortung für beschädigtes Unterseekabel zurück

China hat die Verantwortung für das gekappte Unterseekabel vor Taiwan von sich gewiesen. Der Direktor des Unternehmens Jie Yang Trading Limited, Guo Wenjie, bestätigte zwar, dass das Schiff die Nordküste Taiwans passiert habe. Mit der Beschädigung des Kabels habe der Frachter jedoch nichts zu tun, so Guo nach Informationen von Reuters. Der Frachter habe sich an alle Vorschriften gehalten. Warum das Schiff fast einen Monat vor Taiwan lag, erklärte Guo Wenjie nicht. Jie Yang ist in Hongkong registriert, Guo Wenjie ist Festlandchinese.

Auch das chinesische Amt für Taiwan-Angelegenheiten ging in die Offensive. In einem Statement schrieb das Amt, derartige Vorfälle seien nichts Außergewöhnliches, jährlich gebe es mehr als 100 davon. Taiwan warf es vor, die Beschuldigung aus der Luft zu greifen. Man wolle damit absichtlich Aufmerksamkeit für die Grauzone rund um die Insel schüren. Die taiwanische Regierung beschwert sich regelmäßig über schädliche Übergriffe Chinas nahe seiner Küste, die aber noch keine Kriegshandlung darstellen. Ob das Schiff in den Vorfall involviert war, kommentierte das Amt nicht.

Der Frachter “Shunxing39” lag von Anfang Dezember bis zum 3. Januar vor der Küste Taiwans. Satellitendaten sollen zeigen, dass der Anker über den Meeresboden schleifte. Taiwan äußerte daher den Verdacht, dass das Unterseekabel mutwillig zerstört worden sei. Die Datenverbindung verbindet Taiwan mit der US-Küste und war nur kurz unterbrochen. Trotzdem fürchtet Taiwan, dass China auch im Falle eines Angriffes auf die Insel die Unterseekabel kappen könnte.

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Drohnensysteme: Forscher und Gründer Zhang Daibing überraschend gestorben

Der Drohnen-Experte und Start-up Gründer Zhang Daibing ist tot. Er starb mit nur 47 Jahren, die Todesursache ist derzeit noch unklar. Sein Tod wurde in einem Statement seiner Familie bestätigt, wie South China Morning Post berichtete.Zhang gehörte zu den besten Drohnen-Experten Chinas und war stellvertretender Leiter des Forschungsinstituts für unbemannte Systeme an seiner Alma Mater, der National University of Defence Technology (NUDT) in Changsha.

Zhang war auch Teil der Expertengruppe für Drohnensysteme der Volksbefreiungsarmee und zudem als Unternehmer tätig: Sein Unternehmen Yunzhihang Technology Co, Ltd entwickelte unter anderem Drohnen für die Brandbekämpfung in Hochhäusern.

Zhangs Interesse an Drohnen ging über rein militärische Zwecke hinaus: Er soll gefordert haben, Drohnen auch in der Industrie einzusetzen. Trotz seiner Erfolge schien Zhang kein unternehmerisches Glück zu haben: Ein CCTV-Kommentator bezeichnete ihn als “gescheiterten Unternehmer”. ek

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  • Militärforschung
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  • Volksbefreiungsarmee

Binnenkonsum: Peking weitet Programm zum Gerätewechsel aus

China will mit einer Ausweitung eines Förderprogramms für den Austausch alter gegen neue Konsumgüter die schleppende Binnennachfrage ankurbeln und die Wirtschaft wieder auf Kurs bringen. In diesem Jahr sollen Mikrowellen, Wasserfilter, Geschirrspüler und Reiskocher in das Tauschprogramm aufgenommen werden, wie aus einem am Mittwoch veröffentlichten Dokument des staatlichen Planungs- und Finanzministeriums hervorgeht. Smartphones, Tablets, Smartwatches und Fitnessarmbänder, die weniger als 6000 Yuan (rund 790 Euro) kosten, sollen mit 15 Prozent bezuschusst werden.

Wie ein Vertreter des Finanzministeriums auf einer Pressekonferenz mitteilte, hat die Zentralregierung bislang 81 Milliarden Yuan (rund 10,4 Milliarden Euro) für das Programm bereitgestellt. Im vergangenen Jahr hat die Kampagne nach Angaben des Handelsministeriums zu Autoverkäufen im Wert von 920 Milliarden Yuan und zu Absätzen von Haushaltsgeräten im Wert von 240 Milliarden Yuan geführt. Die chinesische Führung hat versprochen, den Konsum “energisch” anzukurbeln und die Binnennachfrage in diesem Jahr “in alle Richtungen” auszuweiten. Letzte Woche kündigte die Regierung Lohnerhöhungen für Millionen von Staatsangestellten in ganz China an, ebenfalls um den Konsum anzukurbeln. rtr

  • Konjunktur
  • Konsum

Sicherheit für Netze: Verdacht auf höhere Abregelung von chinesischen Wind- und Solarparks

China will zwischen 2025 und 2027 jeweils mindestens 200 Gigawatt an neuer Solar- und Windkraftkapazität ans Netz bringen. Das geht aus einem neuen “Aktionsplan zur Optimierung der Netzregelungskapazität” der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) hervor. Die Abregelung, also das Abschalten erneuerbarer Energien in Hochproduktionsphasen zum Schutz des Stromnetzes, soll demnach auf unter zehn Prozent der Kapazität reduziert werden und wurde damit leicht erhöht: Kürzlich lag das Ziel noch bei fünf Prozent.

Trotz des rapiden Ausbaus der Erneuerbaren gibt es innerhalb Chinas unterschiedliche Ansichten zum weiteren Zuwachs. Die Verbände der Solar- und Windenergie prognostizieren ein recht konstantes Ausbautempo von 245 bis 280 Gigawatt (Solar) und 50 bis 60 Gigawatt (Windkraft) an neuer Kapazität pro Jahr. Der Vorsitzende der National Energy Administration (NEA), Zhang Jianhua, hingegen hatte im letzten Sommer einen Erneuerbaren-Zubau von lediglich “über 100 Gigawatt” vorgeschlagen – viel weniger als in den letzten Jahren installiert wurde.

Nicht veröffentlichte Abregelung könnte Ursache sein

Laut dem Analysten Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air könnte es in China im November zu einer nicht-veröffentlichten Abregelung von Solar- und Windparks gekommen sein. In dem Wintermonat hat die Kohleverstromung um ein Prozent und die Gasverstromung um vier Prozent zugenommen, obwohl die Stromnachfrage gesunken sei. Die Sonnen- und Windenergie hätten die Nachfrage “problemlos decken und die Stromerzeugung aus Kohle- und Gaskraftwerken zurückdrängen können”, schreibt Myllyvirta auf Bluesky. Die wahrscheinlichste Erklärung sei ein “starker Anstieg bei der Abregelung” von Solar- und Windparks, so Myllyvirta, der auch andere Erklärungen geprüft hat.

In den offiziellen Daten sei dazu aber nichts zu finden. Laut dem China-Experten deutet das auf zwei Probleme hin: Schwierigkeiten bei der Integration von Erneuerbaren in das Stromnetz und eine Manipulationsanfälligkeit bei den Abregelungsdaten. Allerdings läge das Problem nicht an einer Überlastung des Netzes, sondern daran, dass Kohlestrom nicht flexibel genug ist und der Stromhandel über die Provinzgrenzen hinweg durch Partikularinteressen blockiert wird. nib

  • China
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  • Windkraft

Presseschau

Kabelschäden vor Taiwan: Verdächtigter Frachter agierte wohl mit einer Doppelidentität unter den Flaggen von Kamerun und Tansania SPIEGEL
Taiwan considering new “foreign legion” of fighters amid fresh pressure from China TELEGRAPH
Alternative zum Westen: BRICS-Bündnis um China und Russland gewinnt an Macht MERKUR
Fünf Jahre nach dem Ausbruch: Wie Corona in China nachwirkt STUTTGARTER ZEITUNG
Hersteller aus Asien: Wie China den globalen Automarkt erobert TAGESSCHAU
Iran pushes China to let it sell $1.7 billion worth of stranded oil, sources say REUTERS
China says “patient capital” a virtue in government investment funds SCMP
China is back to hoarding gold ahead of an uncertain time for its economy in Trump”s second term BUSINESS INSIDER
China Boosts Consumer Subsidies, Vows More Funding to Aid Demand BLOOMBERG
China”s super-rich eye the exit as leaders brace for economic shock EURONEWS
Sudden death of top Chinese military drone scientist shocks industry SCMP
Merck’s HPV vaccine gets China approval for men amid declining sales REUTERS
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Heads

Zhang Shengjia: Von Geburtstagskuchen und chinesischen Traditionen

Der Künstler und Filmemacher Zhang Shengjia.

Der Geburtstagskuchen kommt aus Deutschland. In China hat er nicht nur eine erstaunliche Erfolgsgeschichte erlebt, sondern in Berührung mit der chinesischen Kultur auch eine beeindruckende Wandlung. Genaugenommen ist er in China zu einem eigenen Kulturerzeugnis geworden: Man vergleiche etwa den Anblick der kunstvoll verzierten chinesischen Torten mit dem eines deutschen Streuselkuchens.

Es ist ein nur auf den ersten Blick abseitiges Thema, dem sich der Künstler und Filmemacher Zhang Shengjia widmet: Sein Dokumentarfilm “Birthday Cakes from China” erzählt von der Geschichte des Geburtstagskuchens in China und vom Einfluss US-amerikanischer Fastfood-Ketten auf die Volksrepublik – und damit auch von der jüngeren Geschichte seines Landes.

Vor zwei Jahren habe er sich während seines Geburtstags in Bangkok aufgehalten. Er und seine Freunde seien dort vergeblich auf der Suche nach einem Kuchen gewesen, wie sie ihn aus China zu diesem Anlass kennen, erzählt der 27-Jährige im Gespräch mit Table.Briefings. “Irgendwann habe ich mich gefragt: Warum brauche ich überhaupt einen Kuchen?” Ihm sei klar geworden, dass ein Kuchen mit Kerzen eigentlich eine westliche Tradition sei – das habe ihn neugierig gemacht. 

Bild aus “Birthday Cakes from China”: Anhand des Geburtstagskuchens erzählt der Film von der wirtschaftlichen Öffnung der Volksrepublik.

Die Lebensart seiner Heimat und die Frage, wie unterschiedliche Kulturen einander beeinflussen, spielt eine wesentliche Rolle in der Kunst von Zhang Shengjia. In einer Serie von Installationen beschäftigt er sich den Straßenschreinen seiner Heimatstadt Shenzhen. Die Video-Installation “Made in England” dreht sich um das Willow pattern, das berühmte blau-weiße Chinoiserie-Muster auf englischem Geschirr.

Zhang hat Innenarchitektur an der Universität von Shenzhen und Kunst am Central Saint Martins College of Art and Design in London studiert. Er lebt noch immer teilweise in London, wo er dem sogenannten Mudlarking nachgeht. Dabei findet er im Uferschlamm der Themse Gegenstände, die ihn zu seiner Kunst inspirieren. “Made in England” ist so entstanden. 

Geburtstag bei KFC als Statussymbol

Für die “Birthday Cakes from China” hat er sich durch Unmengen an Archivmaterial gearbeitet, im Internet, auf Flohmärkten, auch in der Fotosammlung der eigenen Familie. So beginnt der Film mit Aufnahmen vom neunten Geburtstag des Künstlers in einer Filiale von KFC. Die Fastfood-Ketten und ihre Werbung habe entschieden dazu beigetragen, das Bild von Kindergeburtstagen in China zu prägen, heißt es im Film. “Wenn man seinen Geburtstag bei KFC oder McDonalds gefeiert hat, konnte man zeigen, dass man ein cooler Typ war. Die Familie konnte zeigen, dass sie zur Mittelschicht gehört.” 

Doch die Filialen waren oft mehr als eine reine Kommerzveranstaltung: Zhang erzählt, dass die erste KFC-Filiale auf der Qianmen-Straße in Peking in den 90er-Jahren ein beliebter Treffpunkt bei Künstlern gewesen sei. 

Die Recherchen des Künstlers reichen zurück zu Yuan Shikai – er soll der erste Chinese gewesen sein, der seinen Geburtstag mit einem Kuchen gefeiert hat, und zwar im Café Kiessling in Tianjin. Wenig Material habe er aus der Zeit der Kulturrevolution finden können. Doch nach den Wirtschaftsreformen in den 1980er-Jahren waren die Kuchen überall, und es entwickelte sich ein eigener Stil – auch dank des Einflusses ehemaliger chinesischer Auswanderer, die nach den Reformen etwa aus Malaysia zurück in die Volksrepublik kamen. Zhang sagt: “Ich sehe die Geburtstagstorte als Symbol der Liberalisierung und der wirtschaftlichen Entwicklung.” 

Mittlerweile aber habe sich etwas geändert, die gesellschaftliche Stimmung sei aggressiver, nationalistischer geworden. “Etwas ist anders, ich kann nicht genau sagen, was es ist”, sagt Zhang. Sarah Schaefer

“Birthday Cakes from China” wurde unter anderem beim Beijing International Short Film Festival und beim Leipziger Festival für Dokumentarfilm gezeigt.

  • Kultur
  • Malaysia

Personalien

Zhe Zhao ist seit November Lead of Export Control Compliance, Greater China bei Bosch. Zuvor war Zhao im Bereich Trade Compliance and Export Control bei Volvo tätig. Sein Einsatzort bleibt weiterhin Shanghai.

Teng Hui ist seit Januar VP Global sourcing Nacelle & Global sourcing China bei der Nordex Group. Vor seiner Tätigkeit bei dem Hamburger Anbieter von Windkraftanlagen war Teng als Global Head of Procurement für Siemens Gamesa tätig. Sein Einsatzort ist Shanghai.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Harbin in der Provinz Heilongjiang ist für seine imposanten Eisskulpturen bekannt, die während des Internationalen Eis- und Schneefests jeden Januar tausende Touristen in die Stadt locken. Im dortigen Daowai District ist derzeit eine Eis-Nachbildung von Chinas Flugzeugträger Liaoning zu sehen. Das aus vorbehauenen Blöcken zusammengesetzte Schiff ist 65 Meter lang, 15 Meter breit und 13 Meter hoch. Auf hoher See könnte es sicher unbeschadet den ein oder anderen Eisberg rammen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Das ist ein klares Signal an die USA, schreibt Andreas Landwehr in seiner Analyse und erläutert, was die Ergebnisse des Berichts für Taiwan und damit auch für die globale Sicherheit bedeuten.

    Auch Jörn Petring beschäftigt sich in seinem heutigen Text mit dem Militär. Am 26. Dezember hat China zwei neuartige Kampfjets in die Luft geschickt, die Experten als Vertreter der sechsten Generation einstufen. Sie könnten die militärische Schlagkraft in der Luft revolutionieren und das Machtgleichgewicht mit den USA verändern. Doch wie weit ist China wirklich und was hat Elon Musk damit zu tun?

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    Pentagon-Bericht: In welchen Bereichen Peking mit “Volldampf” aufrüstet

    Hubschrauber Volksbefreiungsarmee Militär

    Im chinesischen Militär gibt es zwar Korruption – die Volksbefreiungsarmee hat sich dennoch zu einer nicht zu unterschätzenden Streitmacht entwickelt. Der jährliche Bericht des Pentagons über die militärischen Fähigkeiten Chinas zeichnet das Bild eines massiven und erfolgreichen Aufrüstungsprogramms. Trotz des schwächeren Wachstums der zweitgrößten Volkswirtschaft sehen ausländische Experten eine unübertroffene Fähigkeit Pekings, Ressourcen zu mobilisieren

    Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping “kommandiert ein System, das von brutalen Machtkämpfen der Eliten zerrissen ist, aber er ist entschlossen, die Kontrolle über Taiwan mit einem immer schlagkräftigeren Instrumentarium zu erlangen“, kommentiert Andrew Erickson vom US-amerikanischen Naval War College. “Mit tödlichem Ernst treibt er weiterhin umfassende organisatorische Reformen voran, um die notwendigen Fähigkeiten zur Kriegsführung zu maximieren.” Besondere Besorgnis weckt der schnelle Ausbau der Nuklearstreitkräfte, der die USA von jeglicher Intervention abschrecken soll – insbesondere bei einem Konflikt um Taiwan.

    Hatte China früher nur ein kleines nukleares Arsenal, ist die Zahl seiner einsatzfähigen Atomwaffen nach Schätzungen des Pentagons auf mehr als 600 gestiegen. Bis 2030 dürfte es über mehr als 1.000 Sprengköpfe verfügen – und nähert sich damit der Zahl von jeweils 1.600 aufseiten der USA und Russlands an. Auch danach dürfte China das Arsenal weiter ausbauen, glaubt das Pentagon. Chinas militärische Modernisierung “lässt darauf schließen, dass es die Fähigkeit sucht, einem Gegner im Rahmen eines Atomkriegs weitaus größeren, überwältigenden Schaden zuzufügen”.  

    Korruption als Temposchwelle

    Erstmals enthält der Bericht ein Kapitel über Korruption, was Schlagzeilen machte, weil mindestens 15 führende Militärs und fünf Manager der Rüstungsindustrie zu Fall gekommen waren. Nicht nur die letzten beiden Verteidigungsminister waren abberufen worden, sondern zuletzt auch General Miao Hua, ein Mitglied der mächtigen Militärkommission unter Xi. Die Vorwürfe lauten auf “Verstöße gegen die Parteidisziplin”, womit häufig Korruption umschrieben wird. 

    Der Pentagon-Bericht spekuliert, dass die Ermittlungen die Modernisierung “gestört haben könnten”. “Ich denke, dass es bereits einige Auswirkungen hat”, kommentiert ein hoher Verteidigungsbeamter, der einen möglichen Bremsfaktor sieht. China-Experte Erickson vom Naval War College sieht hingegen höchstens “etwas schmutzige Wäsche”: “Aber im Grunde genommen sind es eher Temposchwellen, keine Showstopper” – also keine entscheidenden Faktoren. 

     “Es wäre ein Fehler, sich auf dieses Problem zu konzentrieren und dabei die bedeutenden Fortschritte zu ignorieren, die China offensichtlich beim Aufbau hochmoderner und leistungsfähiger Streitkräfte macht, die die USA, ihre Verbündeten und Partner bedrohen können”, sagt David Sacks von der US-Denkfabrik Council of Foreign Relations. Dass Xi Jinping weiter aggressiv die Korruption ausmerzen wolle, demonstriere eher seine Entschlossenheit, “über ein Militär zu verfügen, das ihm glaubwürdige Optionen zur Verwirklichung seiner politischen Ziele bietet, allen voran die Vereinigung mit Taiwan”.

    Tatsächlicher Militär-Etat höher als offizieller Haushalt

    Auch die schwächere Konjunktur in China bremst keineswegs die Aufrüstung. Der Pentagon-Bericht zeigt eindeutig, dass es mit “Volldampf voraus” geht, wie Zack Cooper vom American Enterprise Institute (AEI) im “Air and Space Forces Magazine” zitiert wird.

    Der Pentagon-Bericht schätzt die wahren Militärausgaben Chinas auf 40 bis 90 Prozent höher als der offizielle Haushalt. Im abgelaufenen Jahr lag er mit einem Zuwachs von 7,2 Prozent bei rund 1,9 Billionen Yuan, umgerechnet 205 Milliarden Euro (rund 259 Milliarden US-Dollar). Hochgerechnet könnte der tatsächliche Militäretat Chinas nach US-Schätzung schon fast halb so groß sein wie die US-amerikanischen Verteidigungsausgaben, die im Jahr 2024 bei rund 884 Milliarden US-Dollar lagen.  

    “Unter Experten besteht Einigkeit darüber, dass die öffentlich angekündigten Verteidigungsausgaben der Volksrepublik China nicht die gesamten Investitionen der Volksrepublik in ihre Verteidigung enthalten”, heißt es im Pentagon-Bericht. 

    Viel Geld fließt in die Marine. Zahlenmäßig verfügt China über die größten Seestreitkräfte der Welt – mit mehr als 370 Schiffen und U-Booten, wie das Pentagon festhält. Bis 2030 sollen es 435 Schiffe werden. Es gehe darum, militärische Macht in andere Regionen der Welt zu projizieren. Die Fähigkeit habe zugenommen, Einsätze auch über die “Erste Inselkette” hinaus vorzunehmen, womit die Gewässer im westlichen Pazifik von Japan über Taiwan, die Philippinen und bis tief ins Südchinesische Meer gemeint sind. 

    Volksrepublik beim Schiffsbau nahezu autark

    China wolle über seinen Stützpunkt in Dschibuti am Horn von Afrika und ein Pier in Kambodschas Marine-Hafen Ream hinaus Versorgungsbasen in anderen Ländern aufbauen. Der Bedarf sei “gewaltig”, sagt der stellvertretende US-Verteidigungsminister Ely Ratner bei einer Diskussion der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS). “Sie nehmen fast alles, was sie weltweit kriegen können.”   

    Die Modernisierung wird durch eine erstklassige Rüstungsindustrie vorangetrieben. “Die Volksrepublik ist gemessen an der Tonnage der größte Schiffsbauer der Welt und kann eine breite Palette an Kampfschiffen, gasturbinen- und dieselgetriebene Motoren sowie Bordwaffen und elektronischen Systemen herstellen, wodurch das Land in Bezug auf den Schiffsbau nahezu autark ist”, stellt der Pentagon-Bericht fest.

    Im Mittelpunkt der Aufrüstung stehen Taiwan und die USA, die sich der Verteidigungsfähigkeit der Inselrepublik verpflichtet haben. China hat den Druck auf Taiwan durch große Manöver noch verstärkt. Häufig werde jetzt die früher respektierte, inoffizielle Mittellinie in der Meerenge der Taiwanstraße überquert oder Taiwans Luftüberwachungszone (ADIZ) verletzt. Auch ziele China darauf ab, eine Intervention der USA “abzuschrecken, zu verhindern oder, falls angeordnet, zu vereiteln“, so der Report.

    Invasion Taiwans: “Nicht klar, dass sie diesem Ziel näherkommen”

    Trotz aller Fortschritte glaubt das Pentagon aber zumindest derzeit, dass eine Invasion Taiwans “weder unmittelbar bevorsteht, noch unvermeidlich ist”, wie Ratner sagt. “Wir glauben, dass Abschreckung real ist, dass Abschreckung stark ist.” Es werde viel Arbeit erfordern, dies so aufrechtzuerhalten, sagt der hohe Beamte, ohne direkt auf die neue Präsidentschaft von Donald Trump einzugehen, der schon mehr Militärausgaben Taiwans gefordert hat. 

    Ziel der Volksbefreiungsarmee sei es, sich bereit und zuversichtlich zu fühlen, eine kurze Invasion Taiwans “zu akzeptablen Kosten” durchführen zu können, meint Ratner. “Heute sind sie noch nicht so weit. Sie versuchen, dorthin zu gelangen.” Das zeige der Bericht. “Aber es ist nicht klar, dass sie diesem Ziel näher kommen als in den letzten Jahren.”

    Was in Taiwans Präsidentenpalast eher befürchtet wird, ist ein als “Quarantäne” beschriebenes Szenario mit Inspektionen und Blockaden für Handelsschiffe, um Taipeh zu Verhandlungen über eine “Einigung” zu zwingen. “Es wird wahrscheinlich eines Tages wahr werden”, wie ein Berater des neuen Präsidenten Lai Ching-te sagt. Chinas Marine und Küstenwache bereiteten sich bereits darauf vor.

    Auch das Pentagon ist besorgt über chinesische Pläne, den See- oder auch Luftverkehr nach Taiwan blockieren oder den Import wichtiger Güter unterbrechen zu wollen. Ziel solcher Kampagnen sei es, “Taiwan zu einer Kapitulation vor der Wiedervereinigung zu zwingen”.

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    Testflüge: Das steckt hinter Chinas Kampfjets der sechsten Generation

    Der neuartige Jet, der am 26. Dezember gesichtet wurde, soll einem Ginkgoblatt ähneln.

    Am 26. Dezember zeigte China der Welt erstmals zwei neuartige Kampfflugzeuge, die Experten als potenzielle Vertreter der sechsten Generation einstufen. Beide Modelle haben ein futuristisches, schwanzloses Design, das ihre Tarneigenschaften verbessern dürfte. Eines der Flugzeuge verfügt offenbar über drei Triebwerke, das kleinere Modell über zwei.

    Die Testflüge der noch namenlosen Jets fanden in Chengdu und Shenyang statt. Die Städte sind die Standorte der beiden größten Kampfjet-Hersteller Chinas. Aufnahmen der Flüge wurden millionenfach in sozialen Medien geteilt. Das Datum der Tests fiel offenbar bewusst auf den Geburtstag von Mao Zedong.

    Militär bestätigt die neuen Flieger indirekt 

    Das chinesische Militär hat die Flugzeuge bislang nicht offiziell bestätigt, aber indirekt Hinweise gegeben. Ein Neujahrsvideo des östlichen Theaterkommandos der Volksbefreiungsarmee zeigte ein Ginkgoblatt, das stark an die Form der neuen Jets erinnert. Darüber berichteten die Staatsmedien ausführlich.

    Beobachter sehen verschiedene Einsatzmöglichkeiten für die beiden Flugzeuge. Laut dem chinesischen Militärexperten Du Wenlong basieren sie auf unterschiedlichen Designkonzepten. Der kleinere, wendigere Jet könnte zukünftig Teil der Trägerflugzeugflotte werden, so Wu gegenüber der South China Morning Post. Der größere Jet hingegen könnte als Kommandozentrale dienen, um etwa autonome Kampfdrohnen zu steuern. 

    China will die USA überholen 

    Der australische Militäranalyst Malcolm Davis meint, dass China alles daran setzen werde, die beiden Flieger schnell fertig zu entwickeln. “Peking wird keine Gelegenheit verpassen, die USA zu demütigen, indem es eine Plattform der sechsten Generation vor den USA operativ einsetzt”, so Davis gegenüber Breakingdefence.com. Gelinge Peking dies, würden sich strategische Vorteile ergeben. 

    Es fehlen jedoch konkrete Informationen. Laut Davis sei vor allem der kleinere Jet auf den Videos nur schlecht zu erkennen, was es schwer mache, seine Fähigkeiten zu beurteilten. China hat in der Vergangenheit schon oft unausgereifte Waffensysteme vorgestellt, um militärische Stärke zu demonstrieren. 

    In den USA stockt die Entwicklung

    Klar ist jedoch auch: In den USA läuft die Entwicklung eines Jets der sechsten Generation derzeit nur schleppend. Das Programm Next Generation Air Dominance (NGAD) umfasst ein bemanntes Kampfflugzeug, das von unbemannten Drohnen begleitet werden soll.

    Es gibt jedoch erheblichen Herausforderungen. Die hohen Kosten und eine veränderte Bedrohungslage führten zuletzt zu umfassenden Überprüfungen. Laut Scott Deuschle, Analyst der Deutschen Bank, könnten Chinas Entwicklungen nun den Bedarf an NGAD wieder beschleunigen. Deuschle stufte die Aktie von Lockheed Martin kürzlich herab, da er erwartet, dass die USA, angetrieben durch die neuartigen chinesischen Jets, künftig weniger auf die vom Konzern gebaute F-35 setzen und stattdessen schneller auf Flugzeuge der sechsten Generation umsteigen könnten.

    Welche Pläne haben Musk und Trump?

    Möglich ist jedoch unter Donald Trump im Weißen Haus auch ein ganz radikaler Strategiewechsel. Elon Musk, sein wichtigster Berater, bezeichnete bemannte Kampfjets kürzlich als überholt und plädiert für völlig unbemannte Drohnen-Systeme. Setzt sich Musk durch, könnte das NGAD-Programm möglicherweise komplett eingestellt werden.

    Chinas Militär ist zumindest im eigenen Land durch die Tests ein PR-Erfolg gelungen. Der ist auch dringend nötig. Schließlich hatte die Volksbefreiungsarmee zuletzt vor allem mit Korruptionsskandalen negative Schlagzeilen produziert. Auch die jährliche Flugzeugmesse in Zhuhai, wo sich Chinas Luftwaffe sonst in Szene setzt, wurde im November von einer Tragödie überschattet: Eine Amokfahrt in der Stadt forderte 35 Todesopfer. Die Testflüge und deren Verbreitung in sozialen Medien bieten nun dringend benötigte positive Aufmerksamkeit.

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    News

    Taiwan: China weist Verantwortung für beschädigtes Unterseekabel zurück

    China hat die Verantwortung für das gekappte Unterseekabel vor Taiwan von sich gewiesen. Der Direktor des Unternehmens Jie Yang Trading Limited, Guo Wenjie, bestätigte zwar, dass das Schiff die Nordküste Taiwans passiert habe. Mit der Beschädigung des Kabels habe der Frachter jedoch nichts zu tun, so Guo nach Informationen von Reuters. Der Frachter habe sich an alle Vorschriften gehalten. Warum das Schiff fast einen Monat vor Taiwan lag, erklärte Guo Wenjie nicht. Jie Yang ist in Hongkong registriert, Guo Wenjie ist Festlandchinese.

    Auch das chinesische Amt für Taiwan-Angelegenheiten ging in die Offensive. In einem Statement schrieb das Amt, derartige Vorfälle seien nichts Außergewöhnliches, jährlich gebe es mehr als 100 davon. Taiwan warf es vor, die Beschuldigung aus der Luft zu greifen. Man wolle damit absichtlich Aufmerksamkeit für die Grauzone rund um die Insel schüren. Die taiwanische Regierung beschwert sich regelmäßig über schädliche Übergriffe Chinas nahe seiner Küste, die aber noch keine Kriegshandlung darstellen. Ob das Schiff in den Vorfall involviert war, kommentierte das Amt nicht.

    Der Frachter “Shunxing39” lag von Anfang Dezember bis zum 3. Januar vor der Küste Taiwans. Satellitendaten sollen zeigen, dass der Anker über den Meeresboden schleifte. Taiwan äußerte daher den Verdacht, dass das Unterseekabel mutwillig zerstört worden sei. Die Datenverbindung verbindet Taiwan mit der US-Küste und war nur kurz unterbrochen. Trotzdem fürchtet Taiwan, dass China auch im Falle eines Angriffes auf die Insel die Unterseekabel kappen könnte.

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    Drohnensysteme: Forscher und Gründer Zhang Daibing überraschend gestorben

    Der Drohnen-Experte und Start-up Gründer Zhang Daibing ist tot. Er starb mit nur 47 Jahren, die Todesursache ist derzeit noch unklar. Sein Tod wurde in einem Statement seiner Familie bestätigt, wie South China Morning Post berichtete.Zhang gehörte zu den besten Drohnen-Experten Chinas und war stellvertretender Leiter des Forschungsinstituts für unbemannte Systeme an seiner Alma Mater, der National University of Defence Technology (NUDT) in Changsha.

    Zhang war auch Teil der Expertengruppe für Drohnensysteme der Volksbefreiungsarmee und zudem als Unternehmer tätig: Sein Unternehmen Yunzhihang Technology Co, Ltd entwickelte unter anderem Drohnen für die Brandbekämpfung in Hochhäusern.

    Zhangs Interesse an Drohnen ging über rein militärische Zwecke hinaus: Er soll gefordert haben, Drohnen auch in der Industrie einzusetzen. Trotz seiner Erfolge schien Zhang kein unternehmerisches Glück zu haben: Ein CCTV-Kommentator bezeichnete ihn als “gescheiterten Unternehmer”. ek

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    Binnenkonsum: Peking weitet Programm zum Gerätewechsel aus

    China will mit einer Ausweitung eines Förderprogramms für den Austausch alter gegen neue Konsumgüter die schleppende Binnennachfrage ankurbeln und die Wirtschaft wieder auf Kurs bringen. In diesem Jahr sollen Mikrowellen, Wasserfilter, Geschirrspüler und Reiskocher in das Tauschprogramm aufgenommen werden, wie aus einem am Mittwoch veröffentlichten Dokument des staatlichen Planungs- und Finanzministeriums hervorgeht. Smartphones, Tablets, Smartwatches und Fitnessarmbänder, die weniger als 6000 Yuan (rund 790 Euro) kosten, sollen mit 15 Prozent bezuschusst werden.

    Wie ein Vertreter des Finanzministeriums auf einer Pressekonferenz mitteilte, hat die Zentralregierung bislang 81 Milliarden Yuan (rund 10,4 Milliarden Euro) für das Programm bereitgestellt. Im vergangenen Jahr hat die Kampagne nach Angaben des Handelsministeriums zu Autoverkäufen im Wert von 920 Milliarden Yuan und zu Absätzen von Haushaltsgeräten im Wert von 240 Milliarden Yuan geführt. Die chinesische Führung hat versprochen, den Konsum “energisch” anzukurbeln und die Binnennachfrage in diesem Jahr “in alle Richtungen” auszuweiten. Letzte Woche kündigte die Regierung Lohnerhöhungen für Millionen von Staatsangestellten in ganz China an, ebenfalls um den Konsum anzukurbeln. rtr

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    Sicherheit für Netze: Verdacht auf höhere Abregelung von chinesischen Wind- und Solarparks

    China will zwischen 2025 und 2027 jeweils mindestens 200 Gigawatt an neuer Solar- und Windkraftkapazität ans Netz bringen. Das geht aus einem neuen “Aktionsplan zur Optimierung der Netzregelungskapazität” der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) hervor. Die Abregelung, also das Abschalten erneuerbarer Energien in Hochproduktionsphasen zum Schutz des Stromnetzes, soll demnach auf unter zehn Prozent der Kapazität reduziert werden und wurde damit leicht erhöht: Kürzlich lag das Ziel noch bei fünf Prozent.

    Trotz des rapiden Ausbaus der Erneuerbaren gibt es innerhalb Chinas unterschiedliche Ansichten zum weiteren Zuwachs. Die Verbände der Solar- und Windenergie prognostizieren ein recht konstantes Ausbautempo von 245 bis 280 Gigawatt (Solar) und 50 bis 60 Gigawatt (Windkraft) an neuer Kapazität pro Jahr. Der Vorsitzende der National Energy Administration (NEA), Zhang Jianhua, hingegen hatte im letzten Sommer einen Erneuerbaren-Zubau von lediglich “über 100 Gigawatt” vorgeschlagen – viel weniger als in den letzten Jahren installiert wurde.

    Nicht veröffentlichte Abregelung könnte Ursache sein

    Laut dem Analysten Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air könnte es in China im November zu einer nicht-veröffentlichten Abregelung von Solar- und Windparks gekommen sein. In dem Wintermonat hat die Kohleverstromung um ein Prozent und die Gasverstromung um vier Prozent zugenommen, obwohl die Stromnachfrage gesunken sei. Die Sonnen- und Windenergie hätten die Nachfrage “problemlos decken und die Stromerzeugung aus Kohle- und Gaskraftwerken zurückdrängen können”, schreibt Myllyvirta auf Bluesky. Die wahrscheinlichste Erklärung sei ein “starker Anstieg bei der Abregelung” von Solar- und Windparks, so Myllyvirta, der auch andere Erklärungen geprüft hat.

    In den offiziellen Daten sei dazu aber nichts zu finden. Laut dem China-Experten deutet das auf zwei Probleme hin: Schwierigkeiten bei der Integration von Erneuerbaren in das Stromnetz und eine Manipulationsanfälligkeit bei den Abregelungsdaten. Allerdings läge das Problem nicht an einer Überlastung des Netzes, sondern daran, dass Kohlestrom nicht flexibel genug ist und der Stromhandel über die Provinzgrenzen hinweg durch Partikularinteressen blockiert wird. nib

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    Presseschau

    Kabelschäden vor Taiwan: Verdächtigter Frachter agierte wohl mit einer Doppelidentität unter den Flaggen von Kamerun und Tansania SPIEGEL
    Taiwan considering new “foreign legion” of fighters amid fresh pressure from China TELEGRAPH
    Alternative zum Westen: BRICS-Bündnis um China und Russland gewinnt an Macht MERKUR
    Fünf Jahre nach dem Ausbruch: Wie Corona in China nachwirkt STUTTGARTER ZEITUNG
    Hersteller aus Asien: Wie China den globalen Automarkt erobert TAGESSCHAU
    Iran pushes China to let it sell $1.7 billion worth of stranded oil, sources say REUTERS
    China says “patient capital” a virtue in government investment funds SCMP
    China is back to hoarding gold ahead of an uncertain time for its economy in Trump”s second term BUSINESS INSIDER
    China Boosts Consumer Subsidies, Vows More Funding to Aid Demand BLOOMBERG
    China”s super-rich eye the exit as leaders brace for economic shock EURONEWS
    Sudden death of top Chinese military drone scientist shocks industry SCMP
    Merck’s HPV vaccine gets China approval for men amid declining sales REUTERS
    China’s calling in humanoid robots to care for granny as needs of elderly outpace workers SCMP
    Hongkong wird zunehmend zum Bahn-Drehkreuz TRAVELNEWS

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    Zhang Shengjia: Von Geburtstagskuchen und chinesischen Traditionen

    Der Künstler und Filmemacher Zhang Shengjia.

    Der Geburtstagskuchen kommt aus Deutschland. In China hat er nicht nur eine erstaunliche Erfolgsgeschichte erlebt, sondern in Berührung mit der chinesischen Kultur auch eine beeindruckende Wandlung. Genaugenommen ist er in China zu einem eigenen Kulturerzeugnis geworden: Man vergleiche etwa den Anblick der kunstvoll verzierten chinesischen Torten mit dem eines deutschen Streuselkuchens.

    Es ist ein nur auf den ersten Blick abseitiges Thema, dem sich der Künstler und Filmemacher Zhang Shengjia widmet: Sein Dokumentarfilm “Birthday Cakes from China” erzählt von der Geschichte des Geburtstagskuchens in China und vom Einfluss US-amerikanischer Fastfood-Ketten auf die Volksrepublik – und damit auch von der jüngeren Geschichte seines Landes.

    Vor zwei Jahren habe er sich während seines Geburtstags in Bangkok aufgehalten. Er und seine Freunde seien dort vergeblich auf der Suche nach einem Kuchen gewesen, wie sie ihn aus China zu diesem Anlass kennen, erzählt der 27-Jährige im Gespräch mit Table.Briefings. “Irgendwann habe ich mich gefragt: Warum brauche ich überhaupt einen Kuchen?” Ihm sei klar geworden, dass ein Kuchen mit Kerzen eigentlich eine westliche Tradition sei – das habe ihn neugierig gemacht. 

    Bild aus “Birthday Cakes from China”: Anhand des Geburtstagskuchens erzählt der Film von der wirtschaftlichen Öffnung der Volksrepublik.

    Die Lebensart seiner Heimat und die Frage, wie unterschiedliche Kulturen einander beeinflussen, spielt eine wesentliche Rolle in der Kunst von Zhang Shengjia. In einer Serie von Installationen beschäftigt er sich den Straßenschreinen seiner Heimatstadt Shenzhen. Die Video-Installation “Made in England” dreht sich um das Willow pattern, das berühmte blau-weiße Chinoiserie-Muster auf englischem Geschirr.

    Zhang hat Innenarchitektur an der Universität von Shenzhen und Kunst am Central Saint Martins College of Art and Design in London studiert. Er lebt noch immer teilweise in London, wo er dem sogenannten Mudlarking nachgeht. Dabei findet er im Uferschlamm der Themse Gegenstände, die ihn zu seiner Kunst inspirieren. “Made in England” ist so entstanden. 

    Geburtstag bei KFC als Statussymbol

    Für die “Birthday Cakes from China” hat er sich durch Unmengen an Archivmaterial gearbeitet, im Internet, auf Flohmärkten, auch in der Fotosammlung der eigenen Familie. So beginnt der Film mit Aufnahmen vom neunten Geburtstag des Künstlers in einer Filiale von KFC. Die Fastfood-Ketten und ihre Werbung habe entschieden dazu beigetragen, das Bild von Kindergeburtstagen in China zu prägen, heißt es im Film. “Wenn man seinen Geburtstag bei KFC oder McDonalds gefeiert hat, konnte man zeigen, dass man ein cooler Typ war. Die Familie konnte zeigen, dass sie zur Mittelschicht gehört.” 

    Doch die Filialen waren oft mehr als eine reine Kommerzveranstaltung: Zhang erzählt, dass die erste KFC-Filiale auf der Qianmen-Straße in Peking in den 90er-Jahren ein beliebter Treffpunkt bei Künstlern gewesen sei. 

    Die Recherchen des Künstlers reichen zurück zu Yuan Shikai – er soll der erste Chinese gewesen sein, der seinen Geburtstag mit einem Kuchen gefeiert hat, und zwar im Café Kiessling in Tianjin. Wenig Material habe er aus der Zeit der Kulturrevolution finden können. Doch nach den Wirtschaftsreformen in den 1980er-Jahren waren die Kuchen überall, und es entwickelte sich ein eigener Stil – auch dank des Einflusses ehemaliger chinesischer Auswanderer, die nach den Reformen etwa aus Malaysia zurück in die Volksrepublik kamen. Zhang sagt: “Ich sehe die Geburtstagstorte als Symbol der Liberalisierung und der wirtschaftlichen Entwicklung.” 

    Mittlerweile aber habe sich etwas geändert, die gesellschaftliche Stimmung sei aggressiver, nationalistischer geworden. “Etwas ist anders, ich kann nicht genau sagen, was es ist”, sagt Zhang. Sarah Schaefer

    “Birthday Cakes from China” wurde unter anderem beim Beijing International Short Film Festival und beim Leipziger Festival für Dokumentarfilm gezeigt.

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    Personalien

    Zhe Zhao ist seit November Lead of Export Control Compliance, Greater China bei Bosch. Zuvor war Zhao im Bereich Trade Compliance and Export Control bei Volvo tätig. Sein Einsatzort bleibt weiterhin Shanghai.

    Teng Hui ist seit Januar VP Global sourcing Nacelle & Global sourcing China bei der Nordex Group. Vor seiner Tätigkeit bei dem Hamburger Anbieter von Windkraftanlagen war Teng als Global Head of Procurement für Siemens Gamesa tätig. Sein Einsatzort ist Shanghai.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Harbin in der Provinz Heilongjiang ist für seine imposanten Eisskulpturen bekannt, die während des Internationalen Eis- und Schneefests jeden Januar tausende Touristen in die Stadt locken. Im dortigen Daowai District ist derzeit eine Eis-Nachbildung von Chinas Flugzeugträger Liaoning zu sehen. Das aus vorbehauenen Blöcken zusammengesetzte Schiff ist 65 Meter lang, 15 Meter breit und 13 Meter hoch. Auf hoher See könnte es sicher unbeschadet den ein oder anderen Eisberg rammen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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