Table.Briefing: China

Chinas Exporteure hängen Deutschland ab + Schwacher Börsenstart ins Drachenjahr

Liebe Leserin, lieber Leser,

es wäre doch ein Treppenwitz der Geschichte, würde Deutschland in Zukunft größeren Protektionismus gegen die wirtschaftliche Ausbreitung Chinas in der Europäischen Union befürworten. Ausgerechnet Deutschland, das der Volksrepublik jahrzehntelang sehr wohlwollend den roten Teppich ausgebreitet hat.

Eine neue Rhodium-Studie sagt diese Entwicklung tatsächlich voraus, schreibt Julia Fiedler. Die Gründe liegen auf der Hand: Deutsche Produkte sind in China nicht mehr so gefragt wie in der Vergangenheit. Vieles machen die Chinesen inzwischen selbst – nicht selten mit deutschem Know-how. Und nun schickt sich China auch noch an, Deutschland mit diesen Produkten innerhalb der EU Konkurrenz zu machen.

So haben wir nicht gewettet. Die Rollen waren schließlich lange Zeit ganz anders verteilt. Dass China irgendwann einmal den Spieß umdrehen könnte, davon war nie die Rede. Aber hätte man das ahnen können? Wenn wir ehrlich sind, ja. Stand ja im übertragenenen Sinne in den Verträgen, die deutsche Unternehmen zur Aufgabe vieler ihrer Betriebsgeheimnisse zwangen.

Dass es chinesischen Unternehmen mit der Perspektive, den EU-Markt zu erobern, aber nicht zwingend blendend geht, zeigt die Entwicklung der chinesischen Aktienmärkte in den vergangenen Monaten. Die Börsen kommen nicht in die Gänge, schreibt Jörn Petring. Nicht einmal zum Auftakt des Drachenjahres, in dem -laut Astrologie – kaiserliche Kräfte die Dinge zum Guten wenden sollen.

Abwarten, das Jahr ist ja erst wenige Tage alt. Der Drache wird schon noch sein Feuer speien.

Ihr
Marcel Grzanna
Bild von Marcel  Grzanna

Analyse

Thinktank sagt Trendwende für Deutschlands Umgang mit China voraus

Vom Schüler zum Meister in der Autoindustrie: BYD exportiert in großem Stil Autos auf die Weltmärkte.

Die Rollen waren lange klar verteilt. Deutschland: die erfolgreiche Industrienation. China: das Niedriglohnland mit schier unbegrenzten Produktionskapazitäten. Doch diese Aufteilung, von der deutsche Unternehmen lange profitiert haben, verändert sich. Hochwertige chinesische Industriegüter konkurrieren inzwischen mit deutschen Produkten – und das nicht nur in China, sondern auch auf dem Weltmarkt.

Eines der prominentesten Beispiele ist die Automobilindustrie. Für den Industriestandort Deutschland wird dies möglicherweise weitreichende Folgen haben, ebenso für den politischen Umgang mit China. In der Studie “Tipping Point? Germany and China in an Era of Zero-Sum Competition” des Thinktanks Rhodium Group sagen die Autoren daher eine Trendwende für Deutschlands Umgang mit China voraus.

Neben einer robusteren Industriepolitik erwarten die Autoren der Studie, dass protektionistische Handelsmaßnahmen auf EU-Ebene künftig auch hierzulande stärker befürwortet werden könnten. Dafür gibt es vor allem drei Gründe:

  • sinkende Exporte nach China
  • sinkende Margen und Marktanteile für deutsche Unternehmen in China
  • wachsender Wettbewerb durch China auf globalen Märkten

Sinkende Exporte

In den 1990er- und 2000er-Jahren nahm die deutsche Ausfuhr nach China richtig Fahrt auf und bescherte der hiesigen Wirtschaft gut gefüllte Auftragsbücher – selbst in Krisenzeiten. Doch im vergangenen Jahrzehnt verlangsamte sich das Wachstum und erreichte 2022 einen vorläufigen Höhepunkt. 2023 kam die Wende: Die deutschen Exporte nach China fielen. Um neun Prozent.

Die Abwärtsbewegung spiegele einen strukturellen Rückgang wider, schreiben die Autoren der Rhodium-Studie. Die Industrielandschaft in China ordnet sich grundlegend neu, besonders in der für Deutschland wichtigen Autoindustrie. Auch die automobile Zulieferindustrie spürt den Rückgang bereits deutlich. Sie steht an zweiter Stelle bei Chinas Importen aus Deutschland. Doch zwischen 2021 und 2023 importierte China 22 Prozent weniger Autoteile aus Deutschland.

Das liegt zum einen am veränderten Bedarf: Der Bau von Elektroautos erfordert weniger und andere Teile. Doch es liegt zum anderen auch an starken Playern wie BYD, die nicht nur Batterien, sondern ebenso die Steuerelemente und Halbleiter für ihre Autos selbst herstellen – und diese daher nicht mehr von Unternehmen wie Infineon importieren.

Doch nicht alle Branchen sind gleich stark betroffen. Hersteller von Messegeräten oder Pharmaunternehmen könnten in den nächsten Jahren weiterhin von stabilen Exporten profitieren, sagen die Autoren der Studie, da China in diesen Feldern noch zurückliege.

Die Marktanteile sinken, der Wettbewerb wächst

Auch der zweite Grund verdeutlicht sich vor allem in der Rückschau. Starkes Wachstum, wenig Konkurrenz durch einheimische Unternehmen und ein großer Bedarf nach deutschem Know-how und Technologien – so ließ sich lange Zeit die Situation der deutschen Unternehmen in China darstellen. Doch auch das hat sich geändert.

In der Automobilindustrie ist der Marktanteil der deutschen Hersteller seit 2018 um vier Prozent gesunken, vor allem Volumenhersteller Volkswagen hat deutlich weniger verkauft: 2023 lagen die Verkaufszahlen von VW in China sogar unter denen von 2013 – und das, obwohl der chinesische Automobilmarkt 2023 um 5,6 Prozent gewachsen ist.

Einerseits haben chinesische Unternehmen technologisch stark aufgeholt und werden vom Staat durch günstige Produktionsbedingungen und Subventionen gefördert. Zugleich herrschen Überkapazitäten in der Produktion, denn in China ist die Nachfrage weiterhin schleppend. Die Folge: Der Wettbewerbsdruck steigt. Und das auch global.

Ob in Lateinamerika, im Nahen Osten oder in Südostasien – während deutsche Maschinenbauunternehmen, Automobilhersteller oder die Chemieindustrie in vielen Ländern einst die Nase vorn hatten, sind ihnen heute Autobauer wie BYD und Chery dicht auf den Fersen. Und in einigen Bereichen hat China Deutschlands bereits überholt, wie beim Export von Spezial- und Industriemaschinen in Drittmärkte, ebenso bei elektrischen Geräten. 

Im Bereich der Autoexporte nach Europa hat die EU eine Anti-Subventionsuntersuchung eingeleitet, die möglicherweise zu höheren Importzöllen führen könnte. Doch EU-Protektionismus funktioniert auf Drittmärkten nicht. Hier liegt die größte Herausforderung für die deutsche Industrie, sagt Gregor Sebastian, Mitautor der Studie: “Da sind die Lösungen am kompliziertesten. Wir können nicht einfach sagen: Zölle hoch. Das mag innerhalb von Europa kurzfristig helfen, aber viele deutsche Unternehmen sind global ausgerichtet.”

Das China-Geschäft sichert keine Jobs mehr in Deutschland

All das hat gravierende Konsequenzen für den Industriestandort Deutschland. Viele Menschen in Deutschland besitzen einen Job, der von Exporten nach China abhängt. Allein am produzierenden Gewerbe hängen 450.000 Arbeitsplätze, wie Zahlen der OECD aus dem Jahr 2020 zeigen. “Viele denken immer noch in den alten Schemata: Die Profite aus China helfen, hierzulande Arbeitsplätze zu sichern. Das mag mal so gewesen sein, aber in den letzten zwei, drei Jahren wandelt sich das rapide“, warnt Gregor Sebastian.

Viele große deutsche Unternehmen versuchen, ihr Chinageschäft zu retten, indem sie mehr in der Volksrepublik investieren. Das Problem: Parallel zu den Investitionen in China werden Jobs in Deutschland gestrichen.

BASF kürzt in Deutschland und baut in China aus

So gründete BASF 2019 sein Verbundprojekt in Guangdong, in das bis 2030 insgesamt zehn Milliarden Euro fließen sollen. Derweil wurde 2023 die Streichung von 2.600 Stellen in Deutschland bekannt gegeben. Volkswagen will in Deutschland Kosten einsparen – und möglicherweise wird dies eine Kürzung von bis zu 6.000 Stellen nach sich ziehen.

Demgegenüber stehen mehrere große Investments in China, zum Beispiel ein neues Entwicklungszentrum in Hefei. Und ZF Friedrichshafen wird in Deutschland wohl 12.000 Stellen bis 2028 streichen, dafür aber in Wuhan, Shenyang, Shanghai und Guangzhou kräftig investieren.

Die Autoren der Studie erwarten, dass sich hierzu eine größere gesellschaftliche Debatte entwickeln könnte. Insbesondere Betriebsräte seien noch recht stumm. Die ersten Proteste gibt es bereits: Der Arbeitnehmerverband IG BCE kritisiert, dass BASF in China expandiere, ohne eine strategische Perspektive für die Standorte in Europa zu nennen. Der ZF-Betriebsrat kritisierte die Pläne seines Unternehmens, Arbeitsplätze in Niedriglohnländer zu verschieben.

  • Exporte
  • Industriepolitik

Starker Konsum zum Jahresstart verpufft an Chinas Börsen

Die chinesischen Börsen, wie hier in Yantai/Shandong erlebten am ersten Handelstag im Jahr des Drachens noch keine Trendwende.

Chinas Aktienmärkte sind verhalten ins Jahr des Drachen gestartet. Am ersten Handelstag des neuen Jahres nach dem Mondkalender legten die Märkte auf dem chinesischen Festland leicht zu. Der Shanghaier Leitindex CSI 300 stieg am Montag um immerhin 1,2 Prozent, der Shenzhen Component Index kletterte um 0,9 Prozent.

Analysten zeigten sich von dieser Entwicklung jedoch enttäuscht. Sie hatten mit einer deutlich größeren Rally zu Jahresbeginn gerechnet. Die Kurse waren kurz nach der Eröffnung am Morgen zunächst sogar ins Minus gedreht.

Enttäuschung im Vergleich zu Hongkong und USA

Das Ergebnis enttäuscht und markiert einen schwachen Start ins Drachenjahr. Während die chinesischen Börsen wegen des Neujahrsfestes eine Woche lang geschlossen waren, hatten der Markt in Hongkong und auch die in den USA gehandelten chinesischen Aktien derweil Stärke gezeigt. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng legte in diesem Zeitraum um gut fünf Prozent zu, der Nasdaq Golden Dragon China Index um 4,3 Prozent.

In China blieben ähnliches Kursgewinne dagegen in weiter Ferne. Allerdings will die Regierung nicht tatenlos dabei zusehen, wie sich der Aktienmarkt entwickelt. Vor zwei Wochen hatte Peking deswegen den Chef seiner mächtigen Wertpapieraufsicht ausgewechselt. Die Personalentscheidung soll für die ist Trendwende sorgen. Zumindest am Montag blieb sie jedoch aus.

Rekord-Reisewelle belebt Konjunktur

Nicht nur die Vorlagen aus Hongkong und den USA hatten Anlass zur Hoffnung auf einen guten Start ins Börsenjahr gegeben. Auch die Daten zum Reiseaufkommen während des Neujahrsfestes sorgten für Optimismus. So übertrafen sowohl die Reisetätigkeit als auch die Ausgaben der Chinesen während des Neujahrsfestes das Niveau vor der Pandemie. Dies deutet auf eine Erholung des Konsums hin. 

Während der Feiertage, die am 10. Februar begannen und am Samstag endeten, wurden landesweit rund 474 Millionen Touristenreisen unternommen. Das sind 19 Prozent mehr als 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Das teilte das Ministerium für Tourismus und Kultur mit. 

Die gesamten Tourismusausgaben über die Feiertage stiegen im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Prozent auf 633 Milliarden Yuan (88 Milliarden US-Dollar). “Das sind starke Zahlen”, kommentierte Hui Shan, Chefvolkswirt für China bei Goldman Sachs. Die robusten Daten seien ein “ermutigendes” Zeichen.

Die Kinokassen verzeichneten ebenfalls neue Rekordeinnahmen. Doch das positive Konsumklima in der Ferienzeit reichte am Montag nicht aus, um die Anleger von ihren grundsätzlichen Sorgen über den Zustand der chinesischen Wirtschaft abzulenken.

Li Qiang fordert größere Anstrengung

Auch Ministerpräsident Li Qiang räumte bei der ersten Sitzung des Staatsrats nach der Feiertagspause ein, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft noch immer stottert. Li forderte bei dem Treffen am Sonntag “pragmatische und energische” Maßnahmen, um das Vertrauen der Nation in die Wirtschaft zu stärken. 

Damit unterstrich er die Besorgnis der Regierung über den Abschwung der Wirtschaft und der Börsen. Li rief dazu auf, “mehr zu tun, um das Vertrauen zu stärken”. Auch solle sichergestellt werden, dass die Politikgestaltung und -umsetzung konsistent und stabil sind. Verschiedene Abteilungen sollten sich auf die Lösung praktischer Probleme konzentrieren. Konkrete Maßnahmen nannte die Nachrichtenagentur Xinhua jedoch nicht.  

Zinssenkung soll Märkte beleben

Parallel erwägt die Zentralbank offenbar auch eine Zinssenkung. Die im Umfeld der People’s Bank of China (PBoC) angesiedelte Zeitung “Financial News” meldet ohne Nennung konkreter Quellen, die Loan Prime Rate (LPR) könne in den nächsten Tagen sinken. Die LPR wird normalerweise den besten Kunden der Banken gewährt und ist ein wichtiger Zinssatz. Sie wird monatlich festgelegt. 

In den Märkten macht sich nun die Erwartung breit, dass die Zentralbank die Loan Prime Rate am Dienstag senkt. “Eine Senkung des fünfjährigen LPR trägt dazu bei, das Vertrauen zu stabilisieren, Investitionen und Konsum zu fördern und die stabile und gesunde Entwicklung des Immobilienmarktes zu unterstützen”, heißt es auf dem offiziellen WeChat-Account der Zeitung.

Volkskongress im Blick

Vor den Feiertagen versuchten die Behörden bereits, die Aktienkrise durch verstärkte Aktienkäufe durch staatliche Akteure, eine Reihe von regulatorischen Änderungen und besagten Austausch des Leiters der Wertpapieraufsichtsbehörde einzudämmen. 

Trotz dieser Maßnahmen befinden sich die Anleger jedoch weiterhin in einer abwartenden Haltung. Sie dürften nun genau beobachten, welche Entscheidungen auf dem bevorstehenden Volkskongress Anfang März gestellt werden. Sollte Peking auf dem wichtigsten politischen Treffen des Jahres überzeugende Signale an die Wirtschaft senden, könnte dies auch dem Aktienmarkt endlich wieder Auftrieb geben.

  • Aktien
  • Börse
  • Konsum
  • Xinhua
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News

China vertieft sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit Ungarn

Chinas Minister für öffentliche Sicherheit, Wang Xiaohong (li.), und Ungarns Premier Viktor Orbán in Budapest.

China möchte die sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit EU- und Nato-Staat Ungarn vertiefen. China hoffe, neben dem wirtschaftlichen Austausch auch die Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeziehungen mit Ungarn ausbauen zu können, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Chinas Minister für öffentliche Sicherheit, Wang Xiaohong, hatte in der vergangenen Woche Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán getroffen.

Während des Besuchs in Budapest sagte Wang, er hoffe, dass solche Bemühungen in Fragen der öffentlichen Sicherheit “ein neuer Höhepunkt der bilateralen Beziehungen” in Bereichen wie der Bekämpfung von Terrorismus und grenzüberschreitender Kriminalität sein würden. Ungarn und China feiern dieses Jahr das Jubiläum zu 75 Jahren diplomatischer Beziehungen.

Wang traf sich dem Bericht zufolge auch mit Innenminister Sándor Pintér und unterzeichnete Dokumente über die Zusammenarbeit bei Strafverfolgung und Sicherheit. Details wurden nicht veröffentlicht. Sollte die Kooperation auch den Austausch von Daten zur Strafverfolgung beinhalten, besteht auch die Gefahr, dass China durch die Zusammenarbeit mit Ungarn Zugriff auf europäische Datenbanken bekommen könnte. ari




  • EU
  • Sicherheitspolitik
  • Ungarn
  • Xinhua

EU-Kommission beginnt Verfahren gegen Tiktok

Die EU-Kommission hat ein Verfahren gegen die Videoplattform Tiktok eingeleitet. Wie am Montag bekannt wurde, habe die Kommission dem Tiktok-Mutterkonzern Bytedance eine entsprechende Mitteilung zugeschickt. Man vermute eine Reihe potenzieller Verstöße gegen das EU-Recht. Grundlage der Untersuchung ist der Digital Services Act (DSA).

Insbesondere “systemische Risiken” stehen im Fokus der Untersuchung: Negative Effekte, etwa Suchtverhalten, die durch Algorithmen befeuert werden. Auch der sogenannte Kaninchenbaueffekt soll untersucht werden: Diese Theorie besagt, dass Nutzern immer radikalerer Content präsentiert wird, wenn sie sich einmal für einen Inhalt interessieren. Speziell im Zusammenhang mit Gewaltdarstellungen und politisch radikalen Inhalten wird hier ein Verstärkermechanismus durch die Empfehlungsalgorithmen befürchtet.

Außerdem will die EU-Kommission untersuchen, inwiefern die Plattform ihren Pflichten zum Schutz Minderjähriger nachkommt. Tiktok hat in der EU nach eigener Darstellung gut 135 Millionen monatlich aktive Nutzer. fst

  • Europäische Kommission

Tschechische Sicherheitsbehörde untersucht Temu

Das tschechische Nationale Büro für Cyber- und Informationssicherheit (NUKIB) untersucht den chinesischen Online-Shop Temu und die dazugehörige Internet-Anwendung. Es gäbe Bedenken, dass Temu eine erhebliche Menge sensibler personenbezogener Daten sammelt und dadurch ein Risiko darstellen könnte, berichtete die tschechische Nachrichtenseite Lupa.

NUKIB hatte in der Vergangenheit bereits eine Sicherheitswarnung für Tiktok und Wechat ausgesprochen. Derzeit werde an einer umfassenden Analyse gearbeitet, sagte Eva Rajlichová, Sprecherin der Cyber-Behörde dem Bericht zufolge. Auch Online-Kleidungsanbieter Shein werde im Zuge dessen unter die Lupe genommen. Temu ist mittlerweile auch in Deutschland auf Platz 1 der Download-Charts von Apps. ari

  • Cybersicherheit
  • Datenschutz
  • Handel
  • Tschechien

Spanien darf wieder Rindfleisch liefern

Chinas Außenminister Wang Yi bringt von seiner Europareise auch eine Vereinbarung über Exporte von Rindfleisch aus Spanien mit. Bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen Jose Manuel Albares einigten sich beide Seiten darauf, ein Einfuhrverbot zu beenden, das im Jahr 2000 nach dem Ausbruch des Rinderwahnsinns BSE in Europa implementiert worden war. Im Gegenzug sagte Spanien zu, enger in Bereichen wie Elektromobilität, grüner Energie und digitaler Wirtschaft zusammenzuarbeiten.

“Dies ist eine Maßnahme, die Spanien schon lange gefordert hat, und die dem gesamten ländlichen Raum zugutekommt”, sagte Albares. Die chinesische Seite betonte in einer Stellungnahme am Montag zudem die Absicht, dass sich beide Staaten “ein faires, gerechtes und diskriminierungsfreies Geschäftsumfeld” bieten wollen. grz

  • Handel
  • Import
  • Spanien
  • Wang Yi

Presseschau

Zahlen lange verschwiegen: Was die hohe Jugendarbeitslosigkeit in China für den globalen Markt bedeutet FOCUS
Uiguren müssen in China Zwangsarbeit verrichten – für Volkswagen wird die Luft dünn NZZ
US threatens China with anti-dumping measures FINANCIAL TIMES
Chinas Einfluss in Ungarn: Unterstützung bei der inneren Sicherheit EURACTIV
China removes its floating barriers from Panatag at the passage heading to Scarborough Shoal in the West Philippine Sea PHILSTAR
Mobbing aus Peking: Taiwan, das unsichtbare Land TAGESSPIEGEL
China Vows to Centralize Tech Development Under Communist Party BLOOMBERG
Foreign direct investment in China falls to lowest level in decades FINANCIAL TIMES
‘Strings attached’: Saudi Arabia steps up demands in tech deals with China FINANCIAL TIMES
Indien statt China: Warum Schwellenländer-Investoren jetzt umschichten HANDELSBLATT
Unabhängigkeit von Agarimporten: Wächst da noch was? ZEIT
West challenges China’s critical minerals hold on Africa REUTERS
BYD launches affordable Glory Edition to beat petrol cars INTERESTING ENGINEERING
Fentanyl, Untergrundbanken, Geldwäscherei: wie chinesische Mafia und Millionäre Vancouver unterwandern NZZ

Heads

Anja Ketels – Englischunterricht als Sprungbrett nach China

Anja Ketels von “MFC – China Insights & Solutions”.

Sie kann sich noch heute an den Moment erinnern, als ihr Interesse für China zum ersten Mal geweckt wurde, erzählt Anja Ketels. Er war in ihrer Grundschulzeit. Die Sommerferien waren vorbei, die Lehrkraft fragte die Kinder, was diese in den Ferien denn so gemacht hätten. Ein Mitschüler erzählte, dass er mit seinen Eltern nach China gereist war.

“Ganz, ganz fremd” sei das gewesen. Dass Menschen und Essen anders ausgesehen haben, als er es aus Deutschland gewohnt war. Ab diesem Punkt brannte sich in Ketels Kindeskopf das Bild eines aufregenden, exotischen Landes ein.

Die erste, wahre Erfahrung in China kam dann nach dem Abitur. Ketels nahm an einem Programm namens “Teach and Travel China” teil und unterrichtete ein halbes Jahr lang Englisch an einer Grundschule in Foshan in der Provinz Guangdong. Anschließend verlängerte sie um ein weiteres halbes Jahr und lehrte Englisch an einer Art Volkshochschule in Shaoxing in Zhejiang. 

Mit mehr Fragen als Antworten zurück aus China

Die Bilder, die sich Ketels als Kind ausgemalt hatte, wurden durch neue Bilder und Eindrücke ersetzt. “Es gibt sie durchaus, die traditionellen, alten Gebäude, die Teegärten oder eckigen Brücken”, sagt Ketels und erklärt, dass sie vor ihrem Aufenthalt vor allem Stereotype im Kopf gehabt hatte. Gleichzeitig sei sie aber sehr offen und neugierig gewesen, sagt sie. “Ich habe mir nie eingebildet, dass ich wüsste, wie es da ist. Ich bin mit mehr Fragen als Antworten aus einem Jahr China zurückgekommen.” 

Nach dem Aufenthalt zog es sie immer wieder nach China. Ketels studierte Sinologie im Bachelor an der Universität Bochum und schloss ihren Master in Chinawissenschaften in Berlin ab. Zwischenzeitlich verbrachte sie Auslandssemester an den Universitäten in Xi’an und Peking. Anschließend promovierte sie in Politikwissenschaft mit dem Fokus auf Nichtregierungsorganisationen in Chinas Auslandspolitik an der Uni Münster.

Liebäugelei mit Xiamen

Während sie an ihrer Promotion saß, überrollte die Corona-Pandemie die Welt. Alleine am Schreibtisch sitzend, fragte sich Ketels, ob sie nicht noch nebenbei eine andere Tätigkeit annehmen könnte. Eine, die sie ein wenig mit Menschen in Kontakt bringt, in der sie in irgendeiner Form mit Kommunikation und Kooperation arbeiten kann. Da stieß sie auf die Stellenanzeige von ihrer heutigen Co-Geschäftsführerin Marianne Friese. Ursprünglich suchte Friese lediglich eine Studentin, die auf Minijob-Basis als persönliche Assistentin arbeiten könnte. Ketels aber hatte eine andere Idee. 

“Ich habe in der Bewerbung direkt klargemacht, dass ich vor allem daran interessiert bin, eine Unternehmerin kennenzulernen und mir Beratungswissen anzueignen”, erzählt die heutige Geschäftsführerin des Unternehmens. Denn Ketels hatte sich schon immer vorstellen können, selbstständig als Beraterin zu arbeiten und Fragen zu China zu klären. Sie wurde angenommen und krempelte das Unternehmen nach der Verteidigung ihrer Doktorarbeit komplett um. Zusammen mit Friese erneuerte und arbeitete sie an einigen Baustellen – unter anderem gehört dazu die Umbenennung von “Marianne Friese Consulting” zu “MFC – China Insights & Solutions”. Sie erweiterten das Team und passten das Service-Portfolio so an, sodass es sowohl die Stärken von Friese, als auch jene von Ketels widerspiegelt. 

Damit lebt Ketels ihren Traum. Einige Jahre wird es noch dauern, bis sie MFC komplett übernehmen kann, doch sie arbeitet gerne mit Friese zusammen. Ihr Job gibt ihr auch die Möglichkeit, mehrmals im Jahr nach Cina zu reisen. In der Regel sind ihre Aufenthalte rein geschäftlicher Natur, doch sie wolle “endlich mal wieder reisen und einen kleinen Urlaub mit dranhängen”, erzählt Ketels. Wohin es gehen soll, habe sie sich noch nicht überlegt – der Job macht die Planung nicht so einfach. Sie bleibt flexibel, liebäugelt aber mit Xiamen, denn da möchte sie unbedingt mal hin. Shoko Bethke

  • China
  • NGO
  • Wirtschaft

Personalien

Anica Harder ist jetzt Vice President für E-Commerce in und mit China bei der Deutschen Post. Sie war zuvor dort Vice President Key Account Management im Bereich Dialogmarketing.

Jim-Heng Lee wechselt von seiner Rolle als CEO in eine Beratungstätigkeit der Dormakaba International Holding AG in Rümlang in der Schweiz. Dormakaba stellt Schlösser und Schlüssel her. Lee war 2014 als Chief Operating Officer für das Asiengeschäft am Standort Hongkong in das Unternehmen eingestiegen.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Ski-Langlauf auf Kunstschnee: Zum Auftakt der 14. Nationalen Winterspiele mangelt es in Ulanqab (Innere Mongolei) an natürlichem Niederschlag. Die Wettbewerbe finden trotzdem statt. Insgesamt nehmen 3.000 Athleten an 176 Entscheidungen in acht Sportarten teil. Die elftägige Veranstaltung liefert wichtige Hinweise auf den Kader der chinesischen Olympiamannschaft für die kommenden Winterspiele 2026.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    es wäre doch ein Treppenwitz der Geschichte, würde Deutschland in Zukunft größeren Protektionismus gegen die wirtschaftliche Ausbreitung Chinas in der Europäischen Union befürworten. Ausgerechnet Deutschland, das der Volksrepublik jahrzehntelang sehr wohlwollend den roten Teppich ausgebreitet hat.

    Eine neue Rhodium-Studie sagt diese Entwicklung tatsächlich voraus, schreibt Julia Fiedler. Die Gründe liegen auf der Hand: Deutsche Produkte sind in China nicht mehr so gefragt wie in der Vergangenheit. Vieles machen die Chinesen inzwischen selbst – nicht selten mit deutschem Know-how. Und nun schickt sich China auch noch an, Deutschland mit diesen Produkten innerhalb der EU Konkurrenz zu machen.

    So haben wir nicht gewettet. Die Rollen waren schließlich lange Zeit ganz anders verteilt. Dass China irgendwann einmal den Spieß umdrehen könnte, davon war nie die Rede. Aber hätte man das ahnen können? Wenn wir ehrlich sind, ja. Stand ja im übertragenenen Sinne in den Verträgen, die deutsche Unternehmen zur Aufgabe vieler ihrer Betriebsgeheimnisse zwangen.

    Dass es chinesischen Unternehmen mit der Perspektive, den EU-Markt zu erobern, aber nicht zwingend blendend geht, zeigt die Entwicklung der chinesischen Aktienmärkte in den vergangenen Monaten. Die Börsen kommen nicht in die Gänge, schreibt Jörn Petring. Nicht einmal zum Auftakt des Drachenjahres, in dem -laut Astrologie – kaiserliche Kräfte die Dinge zum Guten wenden sollen.

    Abwarten, das Jahr ist ja erst wenige Tage alt. Der Drache wird schon noch sein Feuer speien.

    Ihr
    Marcel Grzanna
    Bild von Marcel  Grzanna

    Analyse

    Thinktank sagt Trendwende für Deutschlands Umgang mit China voraus

    Vom Schüler zum Meister in der Autoindustrie: BYD exportiert in großem Stil Autos auf die Weltmärkte.

    Die Rollen waren lange klar verteilt. Deutschland: die erfolgreiche Industrienation. China: das Niedriglohnland mit schier unbegrenzten Produktionskapazitäten. Doch diese Aufteilung, von der deutsche Unternehmen lange profitiert haben, verändert sich. Hochwertige chinesische Industriegüter konkurrieren inzwischen mit deutschen Produkten – und das nicht nur in China, sondern auch auf dem Weltmarkt.

    Eines der prominentesten Beispiele ist die Automobilindustrie. Für den Industriestandort Deutschland wird dies möglicherweise weitreichende Folgen haben, ebenso für den politischen Umgang mit China. In der Studie “Tipping Point? Germany and China in an Era of Zero-Sum Competition” des Thinktanks Rhodium Group sagen die Autoren daher eine Trendwende für Deutschlands Umgang mit China voraus.

    Neben einer robusteren Industriepolitik erwarten die Autoren der Studie, dass protektionistische Handelsmaßnahmen auf EU-Ebene künftig auch hierzulande stärker befürwortet werden könnten. Dafür gibt es vor allem drei Gründe:

    • sinkende Exporte nach China
    • sinkende Margen und Marktanteile für deutsche Unternehmen in China
    • wachsender Wettbewerb durch China auf globalen Märkten

    Sinkende Exporte

    In den 1990er- und 2000er-Jahren nahm die deutsche Ausfuhr nach China richtig Fahrt auf und bescherte der hiesigen Wirtschaft gut gefüllte Auftragsbücher – selbst in Krisenzeiten. Doch im vergangenen Jahrzehnt verlangsamte sich das Wachstum und erreichte 2022 einen vorläufigen Höhepunkt. 2023 kam die Wende: Die deutschen Exporte nach China fielen. Um neun Prozent.

    Die Abwärtsbewegung spiegele einen strukturellen Rückgang wider, schreiben die Autoren der Rhodium-Studie. Die Industrielandschaft in China ordnet sich grundlegend neu, besonders in der für Deutschland wichtigen Autoindustrie. Auch die automobile Zulieferindustrie spürt den Rückgang bereits deutlich. Sie steht an zweiter Stelle bei Chinas Importen aus Deutschland. Doch zwischen 2021 und 2023 importierte China 22 Prozent weniger Autoteile aus Deutschland.

    Das liegt zum einen am veränderten Bedarf: Der Bau von Elektroautos erfordert weniger und andere Teile. Doch es liegt zum anderen auch an starken Playern wie BYD, die nicht nur Batterien, sondern ebenso die Steuerelemente und Halbleiter für ihre Autos selbst herstellen – und diese daher nicht mehr von Unternehmen wie Infineon importieren.

    Doch nicht alle Branchen sind gleich stark betroffen. Hersteller von Messegeräten oder Pharmaunternehmen könnten in den nächsten Jahren weiterhin von stabilen Exporten profitieren, sagen die Autoren der Studie, da China in diesen Feldern noch zurückliege.

    Die Marktanteile sinken, der Wettbewerb wächst

    Auch der zweite Grund verdeutlicht sich vor allem in der Rückschau. Starkes Wachstum, wenig Konkurrenz durch einheimische Unternehmen und ein großer Bedarf nach deutschem Know-how und Technologien – so ließ sich lange Zeit die Situation der deutschen Unternehmen in China darstellen. Doch auch das hat sich geändert.

    In der Automobilindustrie ist der Marktanteil der deutschen Hersteller seit 2018 um vier Prozent gesunken, vor allem Volumenhersteller Volkswagen hat deutlich weniger verkauft: 2023 lagen die Verkaufszahlen von VW in China sogar unter denen von 2013 – und das, obwohl der chinesische Automobilmarkt 2023 um 5,6 Prozent gewachsen ist.

    Einerseits haben chinesische Unternehmen technologisch stark aufgeholt und werden vom Staat durch günstige Produktionsbedingungen und Subventionen gefördert. Zugleich herrschen Überkapazitäten in der Produktion, denn in China ist die Nachfrage weiterhin schleppend. Die Folge: Der Wettbewerbsdruck steigt. Und das auch global.

    Ob in Lateinamerika, im Nahen Osten oder in Südostasien – während deutsche Maschinenbauunternehmen, Automobilhersteller oder die Chemieindustrie in vielen Ländern einst die Nase vorn hatten, sind ihnen heute Autobauer wie BYD und Chery dicht auf den Fersen. Und in einigen Bereichen hat China Deutschlands bereits überholt, wie beim Export von Spezial- und Industriemaschinen in Drittmärkte, ebenso bei elektrischen Geräten. 

    Im Bereich der Autoexporte nach Europa hat die EU eine Anti-Subventionsuntersuchung eingeleitet, die möglicherweise zu höheren Importzöllen führen könnte. Doch EU-Protektionismus funktioniert auf Drittmärkten nicht. Hier liegt die größte Herausforderung für die deutsche Industrie, sagt Gregor Sebastian, Mitautor der Studie: “Da sind die Lösungen am kompliziertesten. Wir können nicht einfach sagen: Zölle hoch. Das mag innerhalb von Europa kurzfristig helfen, aber viele deutsche Unternehmen sind global ausgerichtet.”

    Das China-Geschäft sichert keine Jobs mehr in Deutschland

    All das hat gravierende Konsequenzen für den Industriestandort Deutschland. Viele Menschen in Deutschland besitzen einen Job, der von Exporten nach China abhängt. Allein am produzierenden Gewerbe hängen 450.000 Arbeitsplätze, wie Zahlen der OECD aus dem Jahr 2020 zeigen. “Viele denken immer noch in den alten Schemata: Die Profite aus China helfen, hierzulande Arbeitsplätze zu sichern. Das mag mal so gewesen sein, aber in den letzten zwei, drei Jahren wandelt sich das rapide“, warnt Gregor Sebastian.

    Viele große deutsche Unternehmen versuchen, ihr Chinageschäft zu retten, indem sie mehr in der Volksrepublik investieren. Das Problem: Parallel zu den Investitionen in China werden Jobs in Deutschland gestrichen.

    BASF kürzt in Deutschland und baut in China aus

    So gründete BASF 2019 sein Verbundprojekt in Guangdong, in das bis 2030 insgesamt zehn Milliarden Euro fließen sollen. Derweil wurde 2023 die Streichung von 2.600 Stellen in Deutschland bekannt gegeben. Volkswagen will in Deutschland Kosten einsparen – und möglicherweise wird dies eine Kürzung von bis zu 6.000 Stellen nach sich ziehen.

    Demgegenüber stehen mehrere große Investments in China, zum Beispiel ein neues Entwicklungszentrum in Hefei. Und ZF Friedrichshafen wird in Deutschland wohl 12.000 Stellen bis 2028 streichen, dafür aber in Wuhan, Shenyang, Shanghai und Guangzhou kräftig investieren.

    Die Autoren der Studie erwarten, dass sich hierzu eine größere gesellschaftliche Debatte entwickeln könnte. Insbesondere Betriebsräte seien noch recht stumm. Die ersten Proteste gibt es bereits: Der Arbeitnehmerverband IG BCE kritisiert, dass BASF in China expandiere, ohne eine strategische Perspektive für die Standorte in Europa zu nennen. Der ZF-Betriebsrat kritisierte die Pläne seines Unternehmens, Arbeitsplätze in Niedriglohnländer zu verschieben.

    • Exporte
    • Industriepolitik

    Starker Konsum zum Jahresstart verpufft an Chinas Börsen

    Die chinesischen Börsen, wie hier in Yantai/Shandong erlebten am ersten Handelstag im Jahr des Drachens noch keine Trendwende.

    Chinas Aktienmärkte sind verhalten ins Jahr des Drachen gestartet. Am ersten Handelstag des neuen Jahres nach dem Mondkalender legten die Märkte auf dem chinesischen Festland leicht zu. Der Shanghaier Leitindex CSI 300 stieg am Montag um immerhin 1,2 Prozent, der Shenzhen Component Index kletterte um 0,9 Prozent.

    Analysten zeigten sich von dieser Entwicklung jedoch enttäuscht. Sie hatten mit einer deutlich größeren Rally zu Jahresbeginn gerechnet. Die Kurse waren kurz nach der Eröffnung am Morgen zunächst sogar ins Minus gedreht.

    Enttäuschung im Vergleich zu Hongkong und USA

    Das Ergebnis enttäuscht und markiert einen schwachen Start ins Drachenjahr. Während die chinesischen Börsen wegen des Neujahrsfestes eine Woche lang geschlossen waren, hatten der Markt in Hongkong und auch die in den USA gehandelten chinesischen Aktien derweil Stärke gezeigt. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng legte in diesem Zeitraum um gut fünf Prozent zu, der Nasdaq Golden Dragon China Index um 4,3 Prozent.

    In China blieben ähnliches Kursgewinne dagegen in weiter Ferne. Allerdings will die Regierung nicht tatenlos dabei zusehen, wie sich der Aktienmarkt entwickelt. Vor zwei Wochen hatte Peking deswegen den Chef seiner mächtigen Wertpapieraufsicht ausgewechselt. Die Personalentscheidung soll für die ist Trendwende sorgen. Zumindest am Montag blieb sie jedoch aus.

    Rekord-Reisewelle belebt Konjunktur

    Nicht nur die Vorlagen aus Hongkong und den USA hatten Anlass zur Hoffnung auf einen guten Start ins Börsenjahr gegeben. Auch die Daten zum Reiseaufkommen während des Neujahrsfestes sorgten für Optimismus. So übertrafen sowohl die Reisetätigkeit als auch die Ausgaben der Chinesen während des Neujahrsfestes das Niveau vor der Pandemie. Dies deutet auf eine Erholung des Konsums hin. 

    Während der Feiertage, die am 10. Februar begannen und am Samstag endeten, wurden landesweit rund 474 Millionen Touristenreisen unternommen. Das sind 19 Prozent mehr als 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Das teilte das Ministerium für Tourismus und Kultur mit. 

    Die gesamten Tourismusausgaben über die Feiertage stiegen im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Prozent auf 633 Milliarden Yuan (88 Milliarden US-Dollar). “Das sind starke Zahlen”, kommentierte Hui Shan, Chefvolkswirt für China bei Goldman Sachs. Die robusten Daten seien ein “ermutigendes” Zeichen.

    Die Kinokassen verzeichneten ebenfalls neue Rekordeinnahmen. Doch das positive Konsumklima in der Ferienzeit reichte am Montag nicht aus, um die Anleger von ihren grundsätzlichen Sorgen über den Zustand der chinesischen Wirtschaft abzulenken.

    Li Qiang fordert größere Anstrengung

    Auch Ministerpräsident Li Qiang räumte bei der ersten Sitzung des Staatsrats nach der Feiertagspause ein, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft noch immer stottert. Li forderte bei dem Treffen am Sonntag “pragmatische und energische” Maßnahmen, um das Vertrauen der Nation in die Wirtschaft zu stärken. 

    Damit unterstrich er die Besorgnis der Regierung über den Abschwung der Wirtschaft und der Börsen. Li rief dazu auf, “mehr zu tun, um das Vertrauen zu stärken”. Auch solle sichergestellt werden, dass die Politikgestaltung und -umsetzung konsistent und stabil sind. Verschiedene Abteilungen sollten sich auf die Lösung praktischer Probleme konzentrieren. Konkrete Maßnahmen nannte die Nachrichtenagentur Xinhua jedoch nicht.  

    Zinssenkung soll Märkte beleben

    Parallel erwägt die Zentralbank offenbar auch eine Zinssenkung. Die im Umfeld der People’s Bank of China (PBoC) angesiedelte Zeitung “Financial News” meldet ohne Nennung konkreter Quellen, die Loan Prime Rate (LPR) könne in den nächsten Tagen sinken. Die LPR wird normalerweise den besten Kunden der Banken gewährt und ist ein wichtiger Zinssatz. Sie wird monatlich festgelegt. 

    In den Märkten macht sich nun die Erwartung breit, dass die Zentralbank die Loan Prime Rate am Dienstag senkt. “Eine Senkung des fünfjährigen LPR trägt dazu bei, das Vertrauen zu stabilisieren, Investitionen und Konsum zu fördern und die stabile und gesunde Entwicklung des Immobilienmarktes zu unterstützen”, heißt es auf dem offiziellen WeChat-Account der Zeitung.

    Volkskongress im Blick

    Vor den Feiertagen versuchten die Behörden bereits, die Aktienkrise durch verstärkte Aktienkäufe durch staatliche Akteure, eine Reihe von regulatorischen Änderungen und besagten Austausch des Leiters der Wertpapieraufsichtsbehörde einzudämmen. 

    Trotz dieser Maßnahmen befinden sich die Anleger jedoch weiterhin in einer abwartenden Haltung. Sie dürften nun genau beobachten, welche Entscheidungen auf dem bevorstehenden Volkskongress Anfang März gestellt werden. Sollte Peking auf dem wichtigsten politischen Treffen des Jahres überzeugende Signale an die Wirtschaft senden, könnte dies auch dem Aktienmarkt endlich wieder Auftrieb geben.

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    News

    China vertieft sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit Ungarn

    Chinas Minister für öffentliche Sicherheit, Wang Xiaohong (li.), und Ungarns Premier Viktor Orbán in Budapest.

    China möchte die sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit EU- und Nato-Staat Ungarn vertiefen. China hoffe, neben dem wirtschaftlichen Austausch auch die Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeziehungen mit Ungarn ausbauen zu können, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Chinas Minister für öffentliche Sicherheit, Wang Xiaohong, hatte in der vergangenen Woche Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán getroffen.

    Während des Besuchs in Budapest sagte Wang, er hoffe, dass solche Bemühungen in Fragen der öffentlichen Sicherheit “ein neuer Höhepunkt der bilateralen Beziehungen” in Bereichen wie der Bekämpfung von Terrorismus und grenzüberschreitender Kriminalität sein würden. Ungarn und China feiern dieses Jahr das Jubiläum zu 75 Jahren diplomatischer Beziehungen.

    Wang traf sich dem Bericht zufolge auch mit Innenminister Sándor Pintér und unterzeichnete Dokumente über die Zusammenarbeit bei Strafverfolgung und Sicherheit. Details wurden nicht veröffentlicht. Sollte die Kooperation auch den Austausch von Daten zur Strafverfolgung beinhalten, besteht auch die Gefahr, dass China durch die Zusammenarbeit mit Ungarn Zugriff auf europäische Datenbanken bekommen könnte. ari




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    EU-Kommission beginnt Verfahren gegen Tiktok

    Die EU-Kommission hat ein Verfahren gegen die Videoplattform Tiktok eingeleitet. Wie am Montag bekannt wurde, habe die Kommission dem Tiktok-Mutterkonzern Bytedance eine entsprechende Mitteilung zugeschickt. Man vermute eine Reihe potenzieller Verstöße gegen das EU-Recht. Grundlage der Untersuchung ist der Digital Services Act (DSA).

    Insbesondere “systemische Risiken” stehen im Fokus der Untersuchung: Negative Effekte, etwa Suchtverhalten, die durch Algorithmen befeuert werden. Auch der sogenannte Kaninchenbaueffekt soll untersucht werden: Diese Theorie besagt, dass Nutzern immer radikalerer Content präsentiert wird, wenn sie sich einmal für einen Inhalt interessieren. Speziell im Zusammenhang mit Gewaltdarstellungen und politisch radikalen Inhalten wird hier ein Verstärkermechanismus durch die Empfehlungsalgorithmen befürchtet.

    Außerdem will die EU-Kommission untersuchen, inwiefern die Plattform ihren Pflichten zum Schutz Minderjähriger nachkommt. Tiktok hat in der EU nach eigener Darstellung gut 135 Millionen monatlich aktive Nutzer. fst

    • Europäische Kommission

    Tschechische Sicherheitsbehörde untersucht Temu

    Das tschechische Nationale Büro für Cyber- und Informationssicherheit (NUKIB) untersucht den chinesischen Online-Shop Temu und die dazugehörige Internet-Anwendung. Es gäbe Bedenken, dass Temu eine erhebliche Menge sensibler personenbezogener Daten sammelt und dadurch ein Risiko darstellen könnte, berichtete die tschechische Nachrichtenseite Lupa.

    NUKIB hatte in der Vergangenheit bereits eine Sicherheitswarnung für Tiktok und Wechat ausgesprochen. Derzeit werde an einer umfassenden Analyse gearbeitet, sagte Eva Rajlichová, Sprecherin der Cyber-Behörde dem Bericht zufolge. Auch Online-Kleidungsanbieter Shein werde im Zuge dessen unter die Lupe genommen. Temu ist mittlerweile auch in Deutschland auf Platz 1 der Download-Charts von Apps. ari

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    • Handel
    • Tschechien

    Spanien darf wieder Rindfleisch liefern

    Chinas Außenminister Wang Yi bringt von seiner Europareise auch eine Vereinbarung über Exporte von Rindfleisch aus Spanien mit. Bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen Jose Manuel Albares einigten sich beide Seiten darauf, ein Einfuhrverbot zu beenden, das im Jahr 2000 nach dem Ausbruch des Rinderwahnsinns BSE in Europa implementiert worden war. Im Gegenzug sagte Spanien zu, enger in Bereichen wie Elektromobilität, grüner Energie und digitaler Wirtschaft zusammenzuarbeiten.

    “Dies ist eine Maßnahme, die Spanien schon lange gefordert hat, und die dem gesamten ländlichen Raum zugutekommt”, sagte Albares. Die chinesische Seite betonte in einer Stellungnahme am Montag zudem die Absicht, dass sich beide Staaten “ein faires, gerechtes und diskriminierungsfreies Geschäftsumfeld” bieten wollen. grz

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    • Spanien
    • Wang Yi

    Presseschau

    Zahlen lange verschwiegen: Was die hohe Jugendarbeitslosigkeit in China für den globalen Markt bedeutet FOCUS
    Uiguren müssen in China Zwangsarbeit verrichten – für Volkswagen wird die Luft dünn NZZ
    US threatens China with anti-dumping measures FINANCIAL TIMES
    Chinas Einfluss in Ungarn: Unterstützung bei der inneren Sicherheit EURACTIV
    China removes its floating barriers from Panatag at the passage heading to Scarborough Shoal in the West Philippine Sea PHILSTAR
    Mobbing aus Peking: Taiwan, das unsichtbare Land TAGESSPIEGEL
    China Vows to Centralize Tech Development Under Communist Party BLOOMBERG
    Foreign direct investment in China falls to lowest level in decades FINANCIAL TIMES
    ‘Strings attached’: Saudi Arabia steps up demands in tech deals with China FINANCIAL TIMES
    Indien statt China: Warum Schwellenländer-Investoren jetzt umschichten HANDELSBLATT
    Unabhängigkeit von Agarimporten: Wächst da noch was? ZEIT
    West challenges China’s critical minerals hold on Africa REUTERS
    BYD launches affordable Glory Edition to beat petrol cars INTERESTING ENGINEERING
    Fentanyl, Untergrundbanken, Geldwäscherei: wie chinesische Mafia und Millionäre Vancouver unterwandern NZZ

    Heads

    Anja Ketels – Englischunterricht als Sprungbrett nach China

    Anja Ketels von “MFC – China Insights & Solutions”.

    Sie kann sich noch heute an den Moment erinnern, als ihr Interesse für China zum ersten Mal geweckt wurde, erzählt Anja Ketels. Er war in ihrer Grundschulzeit. Die Sommerferien waren vorbei, die Lehrkraft fragte die Kinder, was diese in den Ferien denn so gemacht hätten. Ein Mitschüler erzählte, dass er mit seinen Eltern nach China gereist war.

    “Ganz, ganz fremd” sei das gewesen. Dass Menschen und Essen anders ausgesehen haben, als er es aus Deutschland gewohnt war. Ab diesem Punkt brannte sich in Ketels Kindeskopf das Bild eines aufregenden, exotischen Landes ein.

    Die erste, wahre Erfahrung in China kam dann nach dem Abitur. Ketels nahm an einem Programm namens “Teach and Travel China” teil und unterrichtete ein halbes Jahr lang Englisch an einer Grundschule in Foshan in der Provinz Guangdong. Anschließend verlängerte sie um ein weiteres halbes Jahr und lehrte Englisch an einer Art Volkshochschule in Shaoxing in Zhejiang. 

    Mit mehr Fragen als Antworten zurück aus China

    Die Bilder, die sich Ketels als Kind ausgemalt hatte, wurden durch neue Bilder und Eindrücke ersetzt. “Es gibt sie durchaus, die traditionellen, alten Gebäude, die Teegärten oder eckigen Brücken”, sagt Ketels und erklärt, dass sie vor ihrem Aufenthalt vor allem Stereotype im Kopf gehabt hatte. Gleichzeitig sei sie aber sehr offen und neugierig gewesen, sagt sie. “Ich habe mir nie eingebildet, dass ich wüsste, wie es da ist. Ich bin mit mehr Fragen als Antworten aus einem Jahr China zurückgekommen.” 

    Nach dem Aufenthalt zog es sie immer wieder nach China. Ketels studierte Sinologie im Bachelor an der Universität Bochum und schloss ihren Master in Chinawissenschaften in Berlin ab. Zwischenzeitlich verbrachte sie Auslandssemester an den Universitäten in Xi’an und Peking. Anschließend promovierte sie in Politikwissenschaft mit dem Fokus auf Nichtregierungsorganisationen in Chinas Auslandspolitik an der Uni Münster.

    Liebäugelei mit Xiamen

    Während sie an ihrer Promotion saß, überrollte die Corona-Pandemie die Welt. Alleine am Schreibtisch sitzend, fragte sich Ketels, ob sie nicht noch nebenbei eine andere Tätigkeit annehmen könnte. Eine, die sie ein wenig mit Menschen in Kontakt bringt, in der sie in irgendeiner Form mit Kommunikation und Kooperation arbeiten kann. Da stieß sie auf die Stellenanzeige von ihrer heutigen Co-Geschäftsführerin Marianne Friese. Ursprünglich suchte Friese lediglich eine Studentin, die auf Minijob-Basis als persönliche Assistentin arbeiten könnte. Ketels aber hatte eine andere Idee. 

    “Ich habe in der Bewerbung direkt klargemacht, dass ich vor allem daran interessiert bin, eine Unternehmerin kennenzulernen und mir Beratungswissen anzueignen”, erzählt die heutige Geschäftsführerin des Unternehmens. Denn Ketels hatte sich schon immer vorstellen können, selbstständig als Beraterin zu arbeiten und Fragen zu China zu klären. Sie wurde angenommen und krempelte das Unternehmen nach der Verteidigung ihrer Doktorarbeit komplett um. Zusammen mit Friese erneuerte und arbeitete sie an einigen Baustellen – unter anderem gehört dazu die Umbenennung von “Marianne Friese Consulting” zu “MFC – China Insights & Solutions”. Sie erweiterten das Team und passten das Service-Portfolio so an, sodass es sowohl die Stärken von Friese, als auch jene von Ketels widerspiegelt. 

    Damit lebt Ketels ihren Traum. Einige Jahre wird es noch dauern, bis sie MFC komplett übernehmen kann, doch sie arbeitet gerne mit Friese zusammen. Ihr Job gibt ihr auch die Möglichkeit, mehrmals im Jahr nach Cina zu reisen. In der Regel sind ihre Aufenthalte rein geschäftlicher Natur, doch sie wolle “endlich mal wieder reisen und einen kleinen Urlaub mit dranhängen”, erzählt Ketels. Wohin es gehen soll, habe sie sich noch nicht überlegt – der Job macht die Planung nicht so einfach. Sie bleibt flexibel, liebäugelt aber mit Xiamen, denn da möchte sie unbedingt mal hin. Shoko Bethke

    • China
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    • Wirtschaft

    Personalien

    Anica Harder ist jetzt Vice President für E-Commerce in und mit China bei der Deutschen Post. Sie war zuvor dort Vice President Key Account Management im Bereich Dialogmarketing.

    Jim-Heng Lee wechselt von seiner Rolle als CEO in eine Beratungstätigkeit der Dormakaba International Holding AG in Rümlang in der Schweiz. Dormakaba stellt Schlösser und Schlüssel her. Lee war 2014 als Chief Operating Officer für das Asiengeschäft am Standort Hongkong in das Unternehmen eingestiegen.

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    Dessert

    Ski-Langlauf auf Kunstschnee: Zum Auftakt der 14. Nationalen Winterspiele mangelt es in Ulanqab (Innere Mongolei) an natürlichem Niederschlag. Die Wettbewerbe finden trotzdem statt. Insgesamt nehmen 3.000 Athleten an 176 Entscheidungen in acht Sportarten teil. Die elftägige Veranstaltung liefert wichtige Hinweise auf den Kader der chinesischen Olympiamannschaft für die kommenden Winterspiele 2026.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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