Table.Briefing: China

Tim Walz und China + Vapes: Umstrittener Exportschlager

Liebe Leserin, lieber Leser,

alle Entwicklungen vor der US-Präsidentschaftswahl werden auch in Peking ganz genau beobachtet. Die Haltung von Donald Trump und seinem Vize J.D. Vance gegenüber China ist klar: China sei “der wahre Feind der USA”, sagte Vance kurz nach seiner Ernennung. Doch wie steht es um den frisch gekürten Running Mate von Kamala Harris, Timothy J. Walz?

Der Gouverneur von Minnesota ist ein echter China-Kenner. 1989 ging er nach Guangdong, um dort an einer Schule zu unterrichten. Es folgten viele Reisen, unter anderem nach Tibet. Auch seine Flitterwochen verbrachte Walz in China. Er setzt sich für Menschenrechte ein, kritisiert die Kommunistische Partei. Welche Richtung die USA in ihrer China-Politik unter einem Vizepräsidenten Walz einschlagen könnten, hat Michael Radunski analysiert.

Wenn “ab 18” draufsteht, wird es für Jugendliche gleich um ein Vielfaches interessanter. Vor allem, wenn das Produkt so sehr auf sie zugeschnitten ist, wie Vapes. Die batteriebetriebenen Ersatzzigaretten kommen bekanntlich in Geschmacksrichtungen von Himbeere bis Zuckerwatte. Jedes vierte Schulkind hat mindestens schon einmal an Vapes gezogen, ergab eine Untersuchung der Charité.

Doch die Lifestyle-Fluppen bergen Gesundheitsrisiken. Manche europäische Länder – allerdings nicht Deutschland – und auch China untersagen den Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige. In China dürfen Geräte mit Geschmack nicht mehr verkauft werden.

Doch wohin mit den Mengen an Vapes, die das Land produziert? Sie ahnen es. In den Export! Hersteller, die dampfende E-Zigaretten nach Übersee verschiffen, können sich über Steuererleichterungen und erleichterte Exportkontrollen freuen. Was das für Verbraucher in Deutschland bedeutet und was die EU tut, hat sich Fabian Peltsch genauer angesehen.

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre!

Ihre
Julia Fiedler
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Analyse

Vize-Kandidat von Kamala Harris: Wie Tim Walz auf China blickt

Die Wahl von Timothy J. Walz zum Running Mate von Kamala Harris ist eine zutiefst innenpolitische Entscheidung. Doch neben Aspekten wie Swing States, Gewerkschaften und weißer Mittelschicht ist Walz’ Werdegang auch von einem wichtigen außenpolitischen Punkt geprägt: China.

Nichts wird die künftige US-Außenpolitik derart bestimmen wie der Wettstreit mit China. Und genau hier hat Tim Walz viel Erfahrung aufzuweisen. Er war häufig und regelmäßig in China, hat viele Kontakte in der Volksrepublik und spricht sogar ein bisschen Mandarin. Seine Haltung und sein Ansatz gegenüber China sind klar. Walz

  • schätzt die chinesische Bevölkerung,
  • sucht den direkten Kontakt,
  • kritisiert die Kommunistische Partei
  • und setzt sich für Menschenrechte ein.

Der große Unterschied zu Donald Trump

Kurz gesagt: Walz ist ein Freund Chinas, aber ein erbitterter Kritiker der KP. Schon im September 1990 sagte Walz der Zeitung Star-Herald: “Wenn [das chinesische Volk] die richtige Führung hätte, wären seinen Leistungen keine Grenzen gesetzt. Sie sind so freundliche, großzügige und fähige Menschen.”

Es ist genau diese Differenzierung, die Walz von Donald Trump und dessen Team unterscheidet. Während Trump verallgemeinert und diffamiert – Stichwort “China-Virus” -, weiß Walz zu unterscheiden. Mehr noch: Trump sucht gezielt die Nähe zu autokratischen Machthabern – und lässt dabei bereitwillig die jeweilige Bevölkerung, Brückenbauer und Wertepartner zurück. Walz setzt sich hingegen für inhaftierte Friedensnobelpreisträger wie den nach langer Haft verstorbenen Liu Xiaobo ein und trifft Hongkonger Menschenrechtler.

Walz setzt im Handelskrieg mit China auf US-Partner

Dabei weiß Walz aus eigener Erfahrung, welche Auswirkungen eine konfrontative China-Politik auf die US-Bevölkerung haben kann. Als er im November 2018 zum Gouverneur von Minnesota gewählt wurde, verhängte China Vergeltungszölle auf Sojabohnen aus den USA. Das Problem für Walz: Minnesotas wichtigsten Exportgüter sind Sojabohnen und Schweinefleisch und gehen größtenteils nach China.

Als Reaktion kritisierte er zum einen Trumps erratische Handelspolitik. Zum anderen reiste Walz damals mit einer US-Delegation nach Südkorea und Japan, um die Handelsbeziehungen mit diesen Ländern zu stärken. Und der Erfolg gibt ihm recht: In seiner Zeit als Gouverneur ist die Zahl japanischer Firmen in Minnesota um 50 Prozent gestiegen.  

Für Menschenrechte in Hongkong und Tibet

Ein anderer Aspekt, der Walz am Herzen liegt, sind Menschenrechte. Walz war von 2007 bis 2016 Mitglied der Congressional-Executive Commission on China, einem Gremium, das sich mit der Lage der Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in China befasst.

Walz reiste 1990 nach Tibet, wie auch 2016. In einer Anhörung machte er deutlich, dass man genau auf die dortigen Entwicklungen schauen müsse: “Das gesteigerte Wirtschaftswachstum, die höheren Haushaltseinkommen und Eisenbahnprojekte haben die rasche Modernisierung der Autonomen Region Tibet ermöglicht. Wir müssen jedoch weiterhin konstruktive Dialoge mit China führen, um die Erhaltung der traditionellen tibetischen Kultur und der fragilen Ökologie Tibets sicherzustellen.”

Auch hier sucht Walz immer wieder den direkten Austausch, trifft chinesische Menschenrechtler wie den Hongkonger Demokratieaktivisten Joshua Wong oder 2016 den Dalai Lama, den im Exil lebenden spirituellen Führer Tibets.

US-Konsens: Harte Haltung gegenüber China

Nun sollte man sich aber keiner Illusion hingeben: Ein US-Vizepräsident hat per se nur begrenzten Einfluss auf die politische Ausrichtung der USA. Zudem wird auch Tim Walz den parteiübergreifenden Konsens einer sehr harten Haltung gegenüber China nicht aufbrechen – weder können noch wollen.

Aber Walz differenziert. Er äußert Kritik, wo es notwendig ist, sucht aber auch die Zusammenarbeit. “Wir müssen mit China bei Themen wie Klimawandel und landwirtschaftlicher Produktion zusammenarbeiten, aber ich bin enttäuscht über Chinas jüngste Leistung – in der Ukraine-Frage stehen sie auf der Seite Russlands”, sagte er im vergangenen Jahr der japanischen Zeitung Nikkei Asia.

1989 geht Walz nach China, trotz Tian’anmen

Wer verstehen will, wie Walz zu seiner Haltung gegenüber China gekommen ist, muss zurück ins Jahr 1989, als er kurz nach seinem Bachelor für ein Jahr nach China ging, um an der Foshan No.1 High-School Englisch zu unterrichten. Damals ließ die Führung in Peking die Proteste rund um den Tian’anmen-Platz blutig niederschlagen und viele Amerikaner verließen die Volksrepublik.

Walz wählte jedoch die entgegengesetzte Richtung. “Ich dachte, es sei wichtiger denn je, dorthin zu gehen … um sicherzustellen, dass diese Geschichte erzählt wird und um die Chinesen wissen zu lassen, dass wir dort waren, dass wir an ihrer Seite waren.” Und Walz hält die Verbindung aufrecht. Zusammen mit seiner Frau gründete er ein Sommeraustauschprogramm nach China und reist mehr als zwei Jahrzehnte lang jedes Jahr mit dutzenden US-Studenten nach China – selbst in den Flitterwochen mit seiner Frau Gwen. Ihr Hochzeitstag ist geprägt von jener Zeit in China. Er wollte einen Tag zum Erinnern, sagt Walz. Es ist der 4. Juni.

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Billige Vapes: Wie China den Weltmarkt dominiert – während es E-Zigaretten zuhause verbietet

“Rauchen ist wieder cool”, meldeten Medien wie FAZ oder das Redaktionsnetzwerk Deutschlands in den vergangenen Monaten. Gemeint ist nicht der Glimmstängel alter Schule, sondern Vapes, von Lithium-Ionen-Batterien betriebene Kleingeräte, in denen Flüssigkeit mit Nikotin erhitzt und verdampft wird. Größter Produzent der sogenannten E-Zigaretten ist China – mehr als 90 Prozent der weltweiten Exporte stammen von dort.

Der Gesamtexportwert aus der Volksrepublik erreichte im vergangenen Jahr einen Wert von 111 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Großteil der Lieferungen ging in die USA, Großbritannien und an dritter Stelle nach Deutschland, wo laut Branchen-Schätzungen pro Monat fünf Millionen Einweg-Vapes verkauft werden.

Auch wenn die Hersteller es abstreiten und offiziell die Regelung “Ab 18” gilt: Wie einst bei Alkopop-Getränken nimmt man als Zielgruppe ganz offensichtlich auch Jugendliche ins Visier. Die bunten Verpackungen, Werbedeals mit angesagten Rappern und Geschmacksrichtungen wie Himbeere, Kirsche und Zuckerwatte-Eis sprechen eine offene Sprache. Längst finden sich Vapes leicht zugänglich in Supermärkten, Kiosken und in Snack-Automaten, gleich neben Snickers-Riegeln und Cola. 

Seit 2021 sei der Konsum von E-Zigaretten beziehungsweise Vapes stark angestiegen, meldete die Berliner Charité Anfang des Jahres. Rund jedes vierte Schulkind habe schon einmal Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht. Langzeitstudien über die gesundheitlichen Risiken liegen nicht vor. 

Dass die Geräte gesundheitliche Risiken bergen, scheint jedoch ausgemacht. In einigen Ländern Europas sind die Vapes aus Gründen des Jugendschutzes bereits verboten, etwa in Dänemark und Ungarn. In Deutschland folgt man noch dem Narrativ der Anbieter, wonach man sich mit dem Vapen von herkömmlichen Zigaretten entwöhnen kann.

Peking erleichtert den Export

In China, dem Land, das die Welt mit Vapes schwemmt, sind sie interessanterweise streng reglementiert. 2019 untersagte die chinesische Regierung den Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige, was heute auch beinhaltet, dass sie nicht mehr in Automaten oder in der Nähe von Schulen verkauft werden dürfen. 2022 trat der “verbindliche nationale Standard für elektronische Zigaretten” in Kraft.

Er sieht vor, dass die Nikotinkonzentration in elektronischen Zigaretten stark gedeckelt ist. E-Zigaretten mit Geschmack dürfen überhaupt nicht mehr verkauft werden. Sucht man elektronische Zigaretten auf E-Commerce-Plattformen wie Pinduoduo erscheint statt einem Suchergebnis zunächst die Meldung “Rauchen schädigt ihre Gesundheit”. Mit den entsprechenden Keywords findet man sie online aber auch weiterhin problemlos.

Kritiker sagen, die Verbote hätten nicht nur mit der Volksgesundheit, sondern mit einem Interessenskonflikt zu tun. Peking verfügt über ein staatliches Zigarettenmonopol, auf das 8,7 Prozent der heimischen Steuereinnahmen entfallen. Infolge der 2022 eingeführten Regelungen werden E-Zigaretten seitdem auch mit einer dementsprechenden Verbrauchssteuer belegt. Die strengen Regeln zum Verkauf und zur Werbung haben gleichzeitig dazu geführt, dass der chinesische Markt für Vapes eingebrochen ist.

Die Anbieter haben sich seitdem merklich auf den Export konzentriert. Der wird von der chinesischen Regierung wiederum unterstützt. So haben die Behörden einige chinesische Vaping-Unternehmen auf eine “weiße Liste” setzten lassen, für die an bestimmten Flughäfen weniger Exportkontrollen erforderlich sind. Neue Steuern, die für inländische Händler gelten, entfallen für E-Zigarettenhersteller, die ausschließlich Überseemärkte beliefern.

Der deutsche Comedian Jan Böhmermann sah in einem TV-Beitrag gar historische Parallelen zum britischen Opium-Handel im 19. Jahrhundert, bei dem die Kolonialmacht das zu Hause strikt verbotene Suchtmittel in riesigen Mengen nach China exportierte. Auch unversteuerte und gefälschte Vapes aus China sind mittlerweile weltweit ein Problem. So sind in Deutschland etwa nur Vapes mit 600 Zügen pro Gerät erlaubt. Auf dem Schwarzmarkt bekommt man jedoch unversteuerte Einweg-E-Zigaretten aus China mit bis zu 15.000 Zügen pro Vape.

Der König des “Vape Valley”

Der Marktführer im Export ist die Firma Heaven Gifts, die ihre Wegwerf-Vapes unter Markennamen wie Elfbar, EBDesign und Lost Mary vertreibt. Hinter Heaven Gifts steht der Konzern iMiracle Technology, der 2007 von Zhang Shengwei gegründet wurde. Zhang ist ein Veteran im Vaping-Universum. Schon in den frühen Nullerjahren exportierte er aus seinem Shanghaier Apartment E-Zigaretten der Hongkonger Marke Ruyan, die erste E-Zigarette für den Massenmarkt.

2014 zog Heavens Gifts nach Shenzhen um, dem “Vape Valley” Chinas. Hier sind die Lieferketten kurz. Von der Batterie über die Mundstücke bis zur Nikotinflüssigkeit lässt sich hier alles in hochautomatisierten Produktionsanlagen vor Ort zusammenbauen und verschiffen. Eine einzelne Fabrik von Elfbar kann laut eigenen Angaben bis zu einer Million Vapes pro Tag herstellen.

In letzter Zeit geht der Trend hier zu sogenannten Smart-Vapes, Hightech-Versionen, die mit dem Kunden mit Screens und LED-Lichtern noch mehr Distinktion versprechen. Einige Geräte sind sogar kompatibel für einfache Animationen und Video-Games wie Pacman. Die Dynamik ist ähnlich wie beim Auto: Um die alte Zigarette, quasi den Verbrenner, vom Markt zu drängen, setzt China auf Hightech und Entertainment.

Ob die Geräte so in Europa zugelassen werden ist fraglich, da durch sie noch mehr Elektroschrott entsteht. Die EU plant die Einweg-Vapes 2027 in ihrer jetzigen Form zu verbieten. Die Lithium-Ionen-Batterien müssen dann herausnehmbar sein, so die Forderung, damit sie in speziellen Sammelstellen sachgemäß dem Recycling zugeführt werden können. Ob die Verbraucher sich diese Mühe machen werden, ist jedoch ebenfalls unwahrscheinlich.

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News

Wirtschaft: Wo die Exporte hinter den Erwartungen zurückbleiben

Chinas Exporte sind im Juli um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gewachsen, wie aus neuen Daten vom Mittwoch hervorgeht. Im Juni stiegen sie noch um 8,6 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für den Juli eigentlich eine weitere Beschleunigung auf 9,7 Prozent vorausgesagt. Die Importe legten um 7,2 Prozent zu, nachdem sie im Juni noch um 2,3 Prozent zurückgegangen waren. Damit wurden auch die Erwartungen der Analysten übertroffen, die von einem Anstieg um 3,5 Prozent ausgegangen waren.

Das Importplus geht nicht zuletzt auf die stärkere Nachfrage chinesischer Unternehmen nach Halbleitern zurück. Viele Manager fürchteten eine weitere Drosselungen der US-Chipexporte. Chinesische Tech-Konzerne wie Huawei und Baidu sowie Start-ups haben daher den Kauf von Speicher-Halbleitern mit hoher Bandbreite erhöht. Aufgrund der angekündigten US-Beschränkungen für den Export der Chips nach China decken sich die Unternehmen auch mit Chips aus Drittstaaten, etwa von Samsung, ein.

Und während der Handel zwischen der EU und China zwischen Januar und Juli nach Zolldaten vom Mittwoch um 3,8 Prozent fiel, befindet sich der Import aus den Niederlanden weiter im Anstieg – nämlich um 24 Prozent im gleichen Zeitraum. Hintergrund sind die wachsenden Exportbeschränkungen für den niederländischen Chipmaschinenhersteller ASML, die nun dazu führen, dass chinesische Firmen auch die Ausrüstung hamstern.

Sowohl Importe als auch Exporte könnten sich Analysten zufolge im dritten Quartal abschwächen. “Angesichts der sich verlangsamenden Auslandsnachfrage und neuer Zölle werden die Exporte in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 einem größeren Druck ausgesetzt sein”, sagte ING-Ökonomin Lynn Song. Chinas Wirtschaft kommt seit der Corona-Krise nicht wieder richtig in Schwung. Sie wuchs im zweiten Quartal um 4,7 Prozent und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Peking könnte deshalb neue Hilfen erwägen. Die Regierung hat für das gesamte Jahr ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent ausgegeben. rtr

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Evergrande Auto: Darum entlässt das Unternehmen alle Mitarbeitenden

Elektrisches Crossover Hengchi 5: Die Automobilsparte von Evergrande hat alle verbliebenen Mitarbeitenden entlassen und muss Insolvenz anmelden.

Die Automobilsparte der China Evergrande Group, Evergrande Auto, hat Berichten von Car News China zufolge alle verbliebenen Angestellten entlassen. Es handelt sich dabei größtenteils um Leiharbeiter, deren Verträge noch mehr als ein Jahr laufen. Die Produktion hatte Evergrande Auto bereits Ende letzten Jahres eingestellt und damals die Zahl der Beschäftigten von 6000 auf weniger als 500 reduziert.

Am Montag war bekannt geworden, dass Evergrande Auto nach einem Gerichtsbeschluss Insolvenz anmelden und umstrukturiert werden muss. Im Juli hatte Evergrande Auto mitgeteilt, dass seine Tochtergesellschaften Evergrande New Energy Vehicle und Evergrande Smart Vehicle Konkurs angemeldet haben. Die geschäftsführenden Direktoren Liu Yongzhou und Qin Liyong wurden entlassen. Gegen Liu waren im Januar Ermittlungen wegen nicht näher definierter Straftaten eingeleitet worden. In den letzten fünf Jahren sind bei dem Unternehmen Verluste von umgerechnet bis zu 14 Milliarden Euro aufgelaufen.

Evergrande Auto produzierte nur wenige Autos

Evergrande Auto hat bewegte Jahre hinter sich. 2020 stellte das Unternehmen erstmals eine Reihe von Konzeptfahrzeugen unter der Marke Hengchi vor und plante, 2021 in die Serienfertigung zu gehen. Ziel war es, bis 2025 eine Million Elektroautos zu verkaufen. 

Als der Mutterkonzern Evergrande Group, einst das wertvollste Immobilienunternehmen der Welt, 2021 in Schieflage geriet, sollte die Autosparte zunächst verkauft werden. Ein Deal mit Xiaomi kam allerdings nicht zustande. 2022 ging das erste Fahrzeug, der elektrische Crossover Hengchi 5, trotz allem in die Produktion. Aufgrund schlechter Verkäufe wurde diese mehrfach ausgesetzt. Am Ende wurde insgesamt nur 1.700 Hengchi-Elektroautos gebaut. Im Mai dieses Jahres hieß es erneut, dass ein möglicher Käufer 29 Prozent der Anteile an Evergrande Auto erwerben könnte. Das ist nun offenbar vom Tisch.

Wegen Nichterfüllung vertraglicher Verpflichtungen kommen auf Evergrande Auto hohe Zahlungen zu. Die lokalen Behörden forderten das Unternehmen auf, umgerechnet 240 Millionen Euro an Subventionen zurückzuzahlen, die es von Lokalregierungen erhalten hat. Dem Unternehmen droht zudem die Beschlagnahmung von Grundstücken, Gebäuden und Ausrüstungsgegenständen seines Werks in Tianjian, die es durch Anreize der Lokalregierung erworben hat. Der Immobilienriese Evergrande Group, befindet sich seit Januar 2024 in der Liquidierungjul

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De-Risking: Wohin HP seine Produktion verlagert

Der Computerhersteller HP plant einem Bericht von Nikkei Asia zufolge, mehr als die Hälfte seiner PC-Produktion aus China hinaus zu verlagern. Ziel des US-Konzerns ist es demnach, künftig bis zu 70 Prozent der Notebooks außerhalb von China zu produzieren. Das Unternehmen ist der zweitgrößte Hersteller von PCs, nach Lenovo.

Grund für die Entscheidung sind geopolitische Risiken. HP soll bereits in Gesprächen mit Zulieferern sein; dem Bericht zufolge bauen mindestens fünf Zulieferer bereits neue Standorte und Verteilzentren in Thailand auf oder erhöhen ihre bereits bestehenden Kapazitäten in dem Land. Außerdem baut HP offenbar ein Design Hub in Singapur auf und stellt dort bereits Ingenieure und Manager ein. Der Standort soll ein Backup für das Taiwan Design Center sein, das aktuell einen Großteil der neuen Produkte entwickelt.

“HP stellt etwa zweihundert zusätzliche Ingenieure und Fachleute ein, darunter Elektro- und Maschinenbauingenieure sowie Experten für die Lieferkette”, zitiert Nikkei Asia eine Quelle mit direkter Kenntnis der Angelegenheit. “Der Schritt ist eine risikomindernde Maßnahme, um radikale Szenarien im Zusammenhang mit einem möglichen Konflikt zwischen Taiwan und China zu vermeiden.” jul

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Doping: Warum die WADA wenig gegen China unternimmt

Hajo Seppelt
Doping-Experte Hajo Seppelt.

Nach Ansicht des ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt spielen geopolitische und strategische Fragen beim Vorgehen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zu Dopingvorwürfen zunehmend eine Rolle: “China ist inzwischen ein Global Player im internationalen Sport”, sagt Seppelt im Podcast Table.Today. Auch die großen Sponsoren kämen zunehmend aus dem Fernen Osten. 

Recherchen der ARD-Dopingredaktion hatten im April aufgedeckt, dass im Jahr 2021 bei einem nationalen Wettkampf 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer positiv auf ein Herzmittel getestet worden waren. Eine Sperre durch die chinesische Anti-Doping-Agentur (CHINADA) blieb damals aus. Die WADA akzeptierte ohne eigene Ermittlungen einen CHINADA-Bericht mit der Erklärung einer Kontamination durch verunreinigtes Essen in einer Hotelküche. Mehrere der Athleten sind auch bei den Olympischen Spielen in Paris gestartet und sicherten sich Goldmedaillen. 

Hängen die chinesischen Verdachtsfälle über den Spielen “Das würde ich nur teilweise bestätigen”, sagt der Dopingexperte und fügt hinzu, dass bisher noch nicht viele Dopingfälle während der Spiele selbst aufgedeckt wurden. Oft seien die betroffenen Athleten nicht in der ersten Reihe zu finden: “Es gibt Leute, die behaupten, wer bei Olympia selbst dopt, der muss ziemlich naiv sein.” Doping mache bei den Spielen wenig Sinn, sondern vielmehr in der Trainingsphase vor den Spielen, um die Leistung zu steigern.

Das IOC hat seiner Ansicht nach aber nur wenig Interesse daran, das Dopingproblem energisch zu bekämpfen: “Es gibt einige versprengte Leute, die es ernst meinen im Kampf gegen Doping.” Häufig ginge es mehr darum, das Image und die Reputation von Sportverbänden zu schützen, als sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ein offener Umgang mit Doping könnte geschäftsschädigend wirken und Sponsoren abschrecken. ari

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Presseschau

USA und China halten Militärmanöver im Südchinesischen Meer ab ZEIT
Verteidigungsminister Boris Pistorius: “Wir können China nicht dabei zusehen” T-ONLINE
Kooperation vor dem Aus: Keine chinesisch-europäische Raumfahrt mehr DEUTSCHLANDFUNK
Kamala Harris’ Vizekandidat: Tim Walz hat einen so engen Bezug zu China wie kaum ein anderer US-Politiker TAGESANZEIGER
Indien-Experte C. Raja Mohan: “China glaubt, so stark zu sein, dass es andere Länder schikanieren kann” NZZ
China arrests woman for defamatory comments about Olympic athletes VOA NEWS
Pakistan: In Chinas Schuldenfalle? DW
Österreich: Tomaten aus China in Tomatenmark ORF
China schickt erste Satelliten für Breitband-Internet ins All HEISE
China tests drone-based cloud seeding in Xinjiang to bring rain to dry regions SCMP

Standpunkt

Front gegen die Freiheit: Wo sich Xi und Putin ähnlicher sind, als man denkt

Von Adrian Geiges
Adrian Geiges war viele Jahre Korrespondent in Moskau und Peking. Er ist Autor des gerade erschienenen Buchs “Front gegen die Freiheit” über die chinesisch-russischen Beziehungen.

Mythen halten sich lange. So etwa der Glaube, die Volksrepublik China sei ganz anders als das heutige Russland und die beiden würden nur aus taktischen Gründen zusammenarbeiten. Zu dieser Ansicht mag der historische Fakt beigetragen haben, dass China unter Mao erst ein Verbündeter und dann ein Rivale der Sowjetunion war. 1969 trugen die beiden sogar einen bewaffneten Grenzkonflikt aus. Doch auch damals folgten sie der gleichen Ideologie, stritten sich lediglich darüber, wer die Weltrevolution anführen sollte – die Sowjetunion als erstes sozialistisches Land der Erde oder China als das bevölkerungsreichste Land.

Heute ist die Führungsfrage zugunsten der Volksrepublik entschieden, vor allem aufgrund ihrer Wirtschaftsmacht. Gleichzeitig sind die beiden Länder so eng verbrüdert wie nie. “Im Moment gibt es Veränderungen, wie wir sie seit 100 Jahren nicht mehr gesehen haben”, sagte Xi Jinping zu Wladimir Putin bei ihrem Treffen am 21. März 2023 in Moskau. “Und wir sind es, die diesen Wandel gemeinsam vorantreiben.” Der Angriff auf die Ukraine und die Drohungen gegen Taiwan gehören zu diesem “Wandel”.

Aber das hat doch nichts mehr mit Kommunismus zu tun, lautet eine weitere verbreitete Illusion. Wirklich? Unter Xi Jinping hat sich die Rolle der Kommunistischen Partei noch weiter erhöht, müssen die Zellen der KP in alle strategischen Unternehmensentscheidungen einbezogen werden, verschärft sich die ideologische Indoktrination in Schulen und Universitäten. In Russland hört man heute mehr von der orthodoxen Religion als vom orthodoxen Kommunismus. Doch die Führungsriege um Putin entstammt dem KGB, der aus Lenins Staatsterror-Organisation Tscheka hervorgegangen ist. Die Geheimdienstler sagen über sich selbst: “Ras tschekist, wsegda tschekist”, “Einmal Tschekist, immer Tschekist”. Heute wird der 20. Dezember in Russland wieder als “Tag der Tschekisten” gefeiert – zum Gedenken an die Gründung der Tscheka am 20. Dezember 1917. Ihr wichtigster Grundsatz: die einmal errungene Macht nie wieder aufgeben.

Russland und China – ähnlicher, als es scheint

Und das ist auch für die Kommunistische Partei Chinas viel wichtiger als die Frage, wie viel oder wie wenig Privateigentum es in der Wirtschaft gibt. Sie folgt damit Lenin, der mit seiner Neuen Ökonomischen Politik (1921-1928) Unternehmer einlud zu investieren. Er sprach vom “privatwirtschaftlichen Kapitalismus in der Rolle eines Helfers des Sozialismus”. Damals wie heute geht es um eine starke gemeinsame Front gegen den “Imperialismus”, also gegen die USA und die ehemaligen europäischen Kolonialmächte.

Putin sieht sich auch hier in der Tradition der Sowjetunion, die, so der Kreml-Herrscher, “im 20. Jahrhundert die antikoloniale Bewegung der Welt anführte“. Xi Jinping stilisiert sich ebenfalls als ein Anführer des “Globalen Südens” und ist es zum Teil ja schon, siehe die wachsenden Bündnisse wie BRICS und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit. Gerne spricht er über die Opiumkriege 1839-1842 und 1856-1860. Da begingen die Kolonialmächte schlimme Verbrechen, zu Recht wird daran erinnert, jedes chinesische Kind weiß davon. Das Problem: Über sehr viel aktuellere Verbrechen wie die Kulturrevolution 1966-1976 und das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 erfährt man in Chinas Schulen oder Massenmedien nichts.

Putin und Xi haben einiges gemeinsam

Zu den tiefen historischen und ideologischen Wurzeln kommen persönliche Gemeinsamkeiten. Wladimir Putin wurde am 7. Oktober 1952 in Leningrad geboren, Xi Jinping am 15. Juni 1953 in Peking. Sie sind also fast gleich alt und verbrachten beide ihre Kindheit in sozialistischen Metropolen. Ihr Hintergrund unterscheidet sich auf den ersten Blick, weist aber ebenfalls Parallelen auf. Putins Vater war Fabrikarbeiter in einem Werk für Waggonbau, Xis Vater diente als Vizepremier. Der Kommunistischen Partei ihrer Länder gehörten beide Väter an (wie später auch die Söhne). Putin selbst behauptet, sein Großvater sei Koch von Lenin und Stalin gewesen.

Xi Jinpings Vater fiel in Ungnade, wurde entmachtet, verhaftet und eingesperrt, als sein Sohn neun Jahre alt war. Auch der junge Xi verbrachte Zeit im Gefängnis und wurde (wie die anderen jungen Stadtbewohner seiner Generation) als 15-Jähriger aufs Land verbannt, musste in einer Höhle leben. Putin wohnte währenddessen in einem Zimmer mit seinen Eltern, 20 Quadratmeter klein, in einer typisch sowjetischen Kommunalka, einer Gemeinschaftswohnung, in der sie sich Küche und Bad mit den Nachbarn teilten. Seine beiden älteren Brüder starben im Kindesalter. Xi Jinpings Halbschwester nahm sich während der Kulturrevolution das Leben. Zehn Mal stellte er einen Aufnahmeantrag für die Kommunistische Partei, immer wieder wurde er abgelehnt – bis er schließlich doch aufgenommen wurde.

Putin und Xi – erniedrigt und ehrgeizig

Ähnlich erging es Putin. Er schaffte es nicht einmal in die Kinderorganisation Leninpioniere, weil er sich mit anderen Jungs geprügelt hatte. Trotzdem ging er schon als 15-Jähriger zum Leningrader KGB-Gebäude und fragte den Wachoffizier, wie er Spion werden könne. Der schickte ihn weg, initiativniki, also Freiwillige, brauche man für diese Aufgaben nicht, man rekrutiere selbst, wen man für geeignet halte, nach Militärdienst oder Universitätsstudium. “Und welche Studiengänge werden besonders gerne gesehen?”, fragte der junge Putin. Der Wachoffizier empfahl ihm Jura – was Putin dann auch studierte.

Sowohl Xi Jinping als auch Putin fühlten sich also in ihrer Kindheit und Jugend erniedrigt. Beide zogen daraus die gleiche Konsequenz: sich besonders gut an das System anzupassen und Karriere zu machen, Putin im Geheimdienst KGB (später FSB), Xi in der Kommunistischen Partei. Und das mit vergleichbarer Beharrlichkeit. Als sie an die Macht kamen, galten sie als unbeschriebenes Blatt. Doch dann schalteten sie sehr schnell alle tatsächlichen oder potenziellen Gegner aus, Putin mit einer Kampagne gegen Oligarchen, Xi mit einer Kampagne gegen Korruption. Schon deshalb vertrauen sie einander und misstrauen Politikern in freien Ländern, die im demokratischen Wettbewerb aufgestiegen sind.

Dieser Text beruht zum Teil auf dem gerade erschienenen Buch: Adrian Geiges, Front gegen die Freiheit. Peking, Moskau und ihre Komplizen in aller Welt, Piper Verlag München.

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Personalien

Elisa Hörhager leitet seit Anfang August als Chief Representative die BDI-Vertretung in Peking. Sie hat zuvor als Diplomatin beim Auswärtigen Amt gearbeitet.

Norbert Riedel soll der neue deutsche Generalkonsul in Shanghai werden. Er wird seine Stelle im Herbst antreten. Riedel ist derzeit deutscher Botschafter in Singapur.

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Dessert

Das Restaurant Yang Xiao Chu 杨小厨 im 15. Arrondissement von Paris hat sich zum Treffpunkt für chinesische Olympia-Athleten entwickelt. Nicht weit von den Veranstaltungsorten der Pingpong-Wettbewerbe bietet der Besitzer Tang Zhongqiu hier scharfe Suppen und Hotpot an, die von Pingpong-Stars wie Ding Ning und Liu Guozheng freudig verspeist werden. Vor dem kleinen Restaurant bildeten sich in den vergangenen Wochen Warteschlangen, da derzeit auch viele chinesische Touristen in Paris sind. Yuan Jia Nan, in China geborene Pingpong-Ikone, die mittlerweile aber die französische Staatsbürgerschaft hat, ist auch regelmäßiger Gast des Lokals.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    alle Entwicklungen vor der US-Präsidentschaftswahl werden auch in Peking ganz genau beobachtet. Die Haltung von Donald Trump und seinem Vize J.D. Vance gegenüber China ist klar: China sei “der wahre Feind der USA”, sagte Vance kurz nach seiner Ernennung. Doch wie steht es um den frisch gekürten Running Mate von Kamala Harris, Timothy J. Walz?

    Der Gouverneur von Minnesota ist ein echter China-Kenner. 1989 ging er nach Guangdong, um dort an einer Schule zu unterrichten. Es folgten viele Reisen, unter anderem nach Tibet. Auch seine Flitterwochen verbrachte Walz in China. Er setzt sich für Menschenrechte ein, kritisiert die Kommunistische Partei. Welche Richtung die USA in ihrer China-Politik unter einem Vizepräsidenten Walz einschlagen könnten, hat Michael Radunski analysiert.

    Wenn “ab 18” draufsteht, wird es für Jugendliche gleich um ein Vielfaches interessanter. Vor allem, wenn das Produkt so sehr auf sie zugeschnitten ist, wie Vapes. Die batteriebetriebenen Ersatzzigaretten kommen bekanntlich in Geschmacksrichtungen von Himbeere bis Zuckerwatte. Jedes vierte Schulkind hat mindestens schon einmal an Vapes gezogen, ergab eine Untersuchung der Charité.

    Doch die Lifestyle-Fluppen bergen Gesundheitsrisiken. Manche europäische Länder – allerdings nicht Deutschland – und auch China untersagen den Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige. In China dürfen Geräte mit Geschmack nicht mehr verkauft werden.

    Doch wohin mit den Mengen an Vapes, die das Land produziert? Sie ahnen es. In den Export! Hersteller, die dampfende E-Zigaretten nach Übersee verschiffen, können sich über Steuererleichterungen und erleichterte Exportkontrollen freuen. Was das für Verbraucher in Deutschland bedeutet und was die EU tut, hat sich Fabian Peltsch genauer angesehen.

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    Julia Fiedler
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    Analyse

    Vize-Kandidat von Kamala Harris: Wie Tim Walz auf China blickt

    Die Wahl von Timothy J. Walz zum Running Mate von Kamala Harris ist eine zutiefst innenpolitische Entscheidung. Doch neben Aspekten wie Swing States, Gewerkschaften und weißer Mittelschicht ist Walz’ Werdegang auch von einem wichtigen außenpolitischen Punkt geprägt: China.

    Nichts wird die künftige US-Außenpolitik derart bestimmen wie der Wettstreit mit China. Und genau hier hat Tim Walz viel Erfahrung aufzuweisen. Er war häufig und regelmäßig in China, hat viele Kontakte in der Volksrepublik und spricht sogar ein bisschen Mandarin. Seine Haltung und sein Ansatz gegenüber China sind klar. Walz

    • schätzt die chinesische Bevölkerung,
    • sucht den direkten Kontakt,
    • kritisiert die Kommunistische Partei
    • und setzt sich für Menschenrechte ein.

    Der große Unterschied zu Donald Trump

    Kurz gesagt: Walz ist ein Freund Chinas, aber ein erbitterter Kritiker der KP. Schon im September 1990 sagte Walz der Zeitung Star-Herald: “Wenn [das chinesische Volk] die richtige Führung hätte, wären seinen Leistungen keine Grenzen gesetzt. Sie sind so freundliche, großzügige und fähige Menschen.”

    Es ist genau diese Differenzierung, die Walz von Donald Trump und dessen Team unterscheidet. Während Trump verallgemeinert und diffamiert – Stichwort “China-Virus” -, weiß Walz zu unterscheiden. Mehr noch: Trump sucht gezielt die Nähe zu autokratischen Machthabern – und lässt dabei bereitwillig die jeweilige Bevölkerung, Brückenbauer und Wertepartner zurück. Walz setzt sich hingegen für inhaftierte Friedensnobelpreisträger wie den nach langer Haft verstorbenen Liu Xiaobo ein und trifft Hongkonger Menschenrechtler.

    Walz setzt im Handelskrieg mit China auf US-Partner

    Dabei weiß Walz aus eigener Erfahrung, welche Auswirkungen eine konfrontative China-Politik auf die US-Bevölkerung haben kann. Als er im November 2018 zum Gouverneur von Minnesota gewählt wurde, verhängte China Vergeltungszölle auf Sojabohnen aus den USA. Das Problem für Walz: Minnesotas wichtigsten Exportgüter sind Sojabohnen und Schweinefleisch und gehen größtenteils nach China.

    Als Reaktion kritisierte er zum einen Trumps erratische Handelspolitik. Zum anderen reiste Walz damals mit einer US-Delegation nach Südkorea und Japan, um die Handelsbeziehungen mit diesen Ländern zu stärken. Und der Erfolg gibt ihm recht: In seiner Zeit als Gouverneur ist die Zahl japanischer Firmen in Minnesota um 50 Prozent gestiegen.  

    Für Menschenrechte in Hongkong und Tibet

    Ein anderer Aspekt, der Walz am Herzen liegt, sind Menschenrechte. Walz war von 2007 bis 2016 Mitglied der Congressional-Executive Commission on China, einem Gremium, das sich mit der Lage der Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in China befasst.

    Walz reiste 1990 nach Tibet, wie auch 2016. In einer Anhörung machte er deutlich, dass man genau auf die dortigen Entwicklungen schauen müsse: “Das gesteigerte Wirtschaftswachstum, die höheren Haushaltseinkommen und Eisenbahnprojekte haben die rasche Modernisierung der Autonomen Region Tibet ermöglicht. Wir müssen jedoch weiterhin konstruktive Dialoge mit China führen, um die Erhaltung der traditionellen tibetischen Kultur und der fragilen Ökologie Tibets sicherzustellen.”

    Auch hier sucht Walz immer wieder den direkten Austausch, trifft chinesische Menschenrechtler wie den Hongkonger Demokratieaktivisten Joshua Wong oder 2016 den Dalai Lama, den im Exil lebenden spirituellen Führer Tibets.

    US-Konsens: Harte Haltung gegenüber China

    Nun sollte man sich aber keiner Illusion hingeben: Ein US-Vizepräsident hat per se nur begrenzten Einfluss auf die politische Ausrichtung der USA. Zudem wird auch Tim Walz den parteiübergreifenden Konsens einer sehr harten Haltung gegenüber China nicht aufbrechen – weder können noch wollen.

    Aber Walz differenziert. Er äußert Kritik, wo es notwendig ist, sucht aber auch die Zusammenarbeit. “Wir müssen mit China bei Themen wie Klimawandel und landwirtschaftlicher Produktion zusammenarbeiten, aber ich bin enttäuscht über Chinas jüngste Leistung – in der Ukraine-Frage stehen sie auf der Seite Russlands”, sagte er im vergangenen Jahr der japanischen Zeitung Nikkei Asia.

    1989 geht Walz nach China, trotz Tian’anmen

    Wer verstehen will, wie Walz zu seiner Haltung gegenüber China gekommen ist, muss zurück ins Jahr 1989, als er kurz nach seinem Bachelor für ein Jahr nach China ging, um an der Foshan No.1 High-School Englisch zu unterrichten. Damals ließ die Führung in Peking die Proteste rund um den Tian’anmen-Platz blutig niederschlagen und viele Amerikaner verließen die Volksrepublik.

    Walz wählte jedoch die entgegengesetzte Richtung. “Ich dachte, es sei wichtiger denn je, dorthin zu gehen … um sicherzustellen, dass diese Geschichte erzählt wird und um die Chinesen wissen zu lassen, dass wir dort waren, dass wir an ihrer Seite waren.” Und Walz hält die Verbindung aufrecht. Zusammen mit seiner Frau gründete er ein Sommeraustauschprogramm nach China und reist mehr als zwei Jahrzehnte lang jedes Jahr mit dutzenden US-Studenten nach China – selbst in den Flitterwochen mit seiner Frau Gwen. Ihr Hochzeitstag ist geprägt von jener Zeit in China. Er wollte einen Tag zum Erinnern, sagt Walz. Es ist der 4. Juni.

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    Billige Vapes: Wie China den Weltmarkt dominiert – während es E-Zigaretten zuhause verbietet

    “Rauchen ist wieder cool”, meldeten Medien wie FAZ oder das Redaktionsnetzwerk Deutschlands in den vergangenen Monaten. Gemeint ist nicht der Glimmstängel alter Schule, sondern Vapes, von Lithium-Ionen-Batterien betriebene Kleingeräte, in denen Flüssigkeit mit Nikotin erhitzt und verdampft wird. Größter Produzent der sogenannten E-Zigaretten ist China – mehr als 90 Prozent der weltweiten Exporte stammen von dort.

    Der Gesamtexportwert aus der Volksrepublik erreichte im vergangenen Jahr einen Wert von 111 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Großteil der Lieferungen ging in die USA, Großbritannien und an dritter Stelle nach Deutschland, wo laut Branchen-Schätzungen pro Monat fünf Millionen Einweg-Vapes verkauft werden.

    Auch wenn die Hersteller es abstreiten und offiziell die Regelung “Ab 18” gilt: Wie einst bei Alkopop-Getränken nimmt man als Zielgruppe ganz offensichtlich auch Jugendliche ins Visier. Die bunten Verpackungen, Werbedeals mit angesagten Rappern und Geschmacksrichtungen wie Himbeere, Kirsche und Zuckerwatte-Eis sprechen eine offene Sprache. Längst finden sich Vapes leicht zugänglich in Supermärkten, Kiosken und in Snack-Automaten, gleich neben Snickers-Riegeln und Cola. 

    Seit 2021 sei der Konsum von E-Zigaretten beziehungsweise Vapes stark angestiegen, meldete die Berliner Charité Anfang des Jahres. Rund jedes vierte Schulkind habe schon einmal Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht. Langzeitstudien über die gesundheitlichen Risiken liegen nicht vor. 

    Dass die Geräte gesundheitliche Risiken bergen, scheint jedoch ausgemacht. In einigen Ländern Europas sind die Vapes aus Gründen des Jugendschutzes bereits verboten, etwa in Dänemark und Ungarn. In Deutschland folgt man noch dem Narrativ der Anbieter, wonach man sich mit dem Vapen von herkömmlichen Zigaretten entwöhnen kann.

    Peking erleichtert den Export

    In China, dem Land, das die Welt mit Vapes schwemmt, sind sie interessanterweise streng reglementiert. 2019 untersagte die chinesische Regierung den Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige, was heute auch beinhaltet, dass sie nicht mehr in Automaten oder in der Nähe von Schulen verkauft werden dürfen. 2022 trat der “verbindliche nationale Standard für elektronische Zigaretten” in Kraft.

    Er sieht vor, dass die Nikotinkonzentration in elektronischen Zigaretten stark gedeckelt ist. E-Zigaretten mit Geschmack dürfen überhaupt nicht mehr verkauft werden. Sucht man elektronische Zigaretten auf E-Commerce-Plattformen wie Pinduoduo erscheint statt einem Suchergebnis zunächst die Meldung “Rauchen schädigt ihre Gesundheit”. Mit den entsprechenden Keywords findet man sie online aber auch weiterhin problemlos.

    Kritiker sagen, die Verbote hätten nicht nur mit der Volksgesundheit, sondern mit einem Interessenskonflikt zu tun. Peking verfügt über ein staatliches Zigarettenmonopol, auf das 8,7 Prozent der heimischen Steuereinnahmen entfallen. Infolge der 2022 eingeführten Regelungen werden E-Zigaretten seitdem auch mit einer dementsprechenden Verbrauchssteuer belegt. Die strengen Regeln zum Verkauf und zur Werbung haben gleichzeitig dazu geführt, dass der chinesische Markt für Vapes eingebrochen ist.

    Die Anbieter haben sich seitdem merklich auf den Export konzentriert. Der wird von der chinesischen Regierung wiederum unterstützt. So haben die Behörden einige chinesische Vaping-Unternehmen auf eine “weiße Liste” setzten lassen, für die an bestimmten Flughäfen weniger Exportkontrollen erforderlich sind. Neue Steuern, die für inländische Händler gelten, entfallen für E-Zigarettenhersteller, die ausschließlich Überseemärkte beliefern.

    Der deutsche Comedian Jan Böhmermann sah in einem TV-Beitrag gar historische Parallelen zum britischen Opium-Handel im 19. Jahrhundert, bei dem die Kolonialmacht das zu Hause strikt verbotene Suchtmittel in riesigen Mengen nach China exportierte. Auch unversteuerte und gefälschte Vapes aus China sind mittlerweile weltweit ein Problem. So sind in Deutschland etwa nur Vapes mit 600 Zügen pro Gerät erlaubt. Auf dem Schwarzmarkt bekommt man jedoch unversteuerte Einweg-E-Zigaretten aus China mit bis zu 15.000 Zügen pro Vape.

    Der König des “Vape Valley”

    Der Marktführer im Export ist die Firma Heaven Gifts, die ihre Wegwerf-Vapes unter Markennamen wie Elfbar, EBDesign und Lost Mary vertreibt. Hinter Heaven Gifts steht der Konzern iMiracle Technology, der 2007 von Zhang Shengwei gegründet wurde. Zhang ist ein Veteran im Vaping-Universum. Schon in den frühen Nullerjahren exportierte er aus seinem Shanghaier Apartment E-Zigaretten der Hongkonger Marke Ruyan, die erste E-Zigarette für den Massenmarkt.

    2014 zog Heavens Gifts nach Shenzhen um, dem “Vape Valley” Chinas. Hier sind die Lieferketten kurz. Von der Batterie über die Mundstücke bis zur Nikotinflüssigkeit lässt sich hier alles in hochautomatisierten Produktionsanlagen vor Ort zusammenbauen und verschiffen. Eine einzelne Fabrik von Elfbar kann laut eigenen Angaben bis zu einer Million Vapes pro Tag herstellen.

    In letzter Zeit geht der Trend hier zu sogenannten Smart-Vapes, Hightech-Versionen, die mit dem Kunden mit Screens und LED-Lichtern noch mehr Distinktion versprechen. Einige Geräte sind sogar kompatibel für einfache Animationen und Video-Games wie Pacman. Die Dynamik ist ähnlich wie beim Auto: Um die alte Zigarette, quasi den Verbrenner, vom Markt zu drängen, setzt China auf Hightech und Entertainment.

    Ob die Geräte so in Europa zugelassen werden ist fraglich, da durch sie noch mehr Elektroschrott entsteht. Die EU plant die Einweg-Vapes 2027 in ihrer jetzigen Form zu verbieten. Die Lithium-Ionen-Batterien müssen dann herausnehmbar sein, so die Forderung, damit sie in speziellen Sammelstellen sachgemäß dem Recycling zugeführt werden können. Ob die Verbraucher sich diese Mühe machen werden, ist jedoch ebenfalls unwahrscheinlich.

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    News

    Wirtschaft: Wo die Exporte hinter den Erwartungen zurückbleiben

    Chinas Exporte sind im Juli um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gewachsen, wie aus neuen Daten vom Mittwoch hervorgeht. Im Juni stiegen sie noch um 8,6 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für den Juli eigentlich eine weitere Beschleunigung auf 9,7 Prozent vorausgesagt. Die Importe legten um 7,2 Prozent zu, nachdem sie im Juni noch um 2,3 Prozent zurückgegangen waren. Damit wurden auch die Erwartungen der Analysten übertroffen, die von einem Anstieg um 3,5 Prozent ausgegangen waren.

    Das Importplus geht nicht zuletzt auf die stärkere Nachfrage chinesischer Unternehmen nach Halbleitern zurück. Viele Manager fürchteten eine weitere Drosselungen der US-Chipexporte. Chinesische Tech-Konzerne wie Huawei und Baidu sowie Start-ups haben daher den Kauf von Speicher-Halbleitern mit hoher Bandbreite erhöht. Aufgrund der angekündigten US-Beschränkungen für den Export der Chips nach China decken sich die Unternehmen auch mit Chips aus Drittstaaten, etwa von Samsung, ein.

    Und während der Handel zwischen der EU und China zwischen Januar und Juli nach Zolldaten vom Mittwoch um 3,8 Prozent fiel, befindet sich der Import aus den Niederlanden weiter im Anstieg – nämlich um 24 Prozent im gleichen Zeitraum. Hintergrund sind die wachsenden Exportbeschränkungen für den niederländischen Chipmaschinenhersteller ASML, die nun dazu führen, dass chinesische Firmen auch die Ausrüstung hamstern.

    Sowohl Importe als auch Exporte könnten sich Analysten zufolge im dritten Quartal abschwächen. “Angesichts der sich verlangsamenden Auslandsnachfrage und neuer Zölle werden die Exporte in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 einem größeren Druck ausgesetzt sein”, sagte ING-Ökonomin Lynn Song. Chinas Wirtschaft kommt seit der Corona-Krise nicht wieder richtig in Schwung. Sie wuchs im zweiten Quartal um 4,7 Prozent und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Peking könnte deshalb neue Hilfen erwägen. Die Regierung hat für das gesamte Jahr ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent ausgegeben. rtr

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    Evergrande Auto: Darum entlässt das Unternehmen alle Mitarbeitenden

    Elektrisches Crossover Hengchi 5: Die Automobilsparte von Evergrande hat alle verbliebenen Mitarbeitenden entlassen und muss Insolvenz anmelden.

    Die Automobilsparte der China Evergrande Group, Evergrande Auto, hat Berichten von Car News China zufolge alle verbliebenen Angestellten entlassen. Es handelt sich dabei größtenteils um Leiharbeiter, deren Verträge noch mehr als ein Jahr laufen. Die Produktion hatte Evergrande Auto bereits Ende letzten Jahres eingestellt und damals die Zahl der Beschäftigten von 6000 auf weniger als 500 reduziert.

    Am Montag war bekannt geworden, dass Evergrande Auto nach einem Gerichtsbeschluss Insolvenz anmelden und umstrukturiert werden muss. Im Juli hatte Evergrande Auto mitgeteilt, dass seine Tochtergesellschaften Evergrande New Energy Vehicle und Evergrande Smart Vehicle Konkurs angemeldet haben. Die geschäftsführenden Direktoren Liu Yongzhou und Qin Liyong wurden entlassen. Gegen Liu waren im Januar Ermittlungen wegen nicht näher definierter Straftaten eingeleitet worden. In den letzten fünf Jahren sind bei dem Unternehmen Verluste von umgerechnet bis zu 14 Milliarden Euro aufgelaufen.

    Evergrande Auto produzierte nur wenige Autos

    Evergrande Auto hat bewegte Jahre hinter sich. 2020 stellte das Unternehmen erstmals eine Reihe von Konzeptfahrzeugen unter der Marke Hengchi vor und plante, 2021 in die Serienfertigung zu gehen. Ziel war es, bis 2025 eine Million Elektroautos zu verkaufen. 

    Als der Mutterkonzern Evergrande Group, einst das wertvollste Immobilienunternehmen der Welt, 2021 in Schieflage geriet, sollte die Autosparte zunächst verkauft werden. Ein Deal mit Xiaomi kam allerdings nicht zustande. 2022 ging das erste Fahrzeug, der elektrische Crossover Hengchi 5, trotz allem in die Produktion. Aufgrund schlechter Verkäufe wurde diese mehrfach ausgesetzt. Am Ende wurde insgesamt nur 1.700 Hengchi-Elektroautos gebaut. Im Mai dieses Jahres hieß es erneut, dass ein möglicher Käufer 29 Prozent der Anteile an Evergrande Auto erwerben könnte. Das ist nun offenbar vom Tisch.

    Wegen Nichterfüllung vertraglicher Verpflichtungen kommen auf Evergrande Auto hohe Zahlungen zu. Die lokalen Behörden forderten das Unternehmen auf, umgerechnet 240 Millionen Euro an Subventionen zurückzuzahlen, die es von Lokalregierungen erhalten hat. Dem Unternehmen droht zudem die Beschlagnahmung von Grundstücken, Gebäuden und Ausrüstungsgegenständen seines Werks in Tianjian, die es durch Anreize der Lokalregierung erworben hat. Der Immobilienriese Evergrande Group, befindet sich seit Januar 2024 in der Liquidierungjul

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    De-Risking: Wohin HP seine Produktion verlagert

    Der Computerhersteller HP plant einem Bericht von Nikkei Asia zufolge, mehr als die Hälfte seiner PC-Produktion aus China hinaus zu verlagern. Ziel des US-Konzerns ist es demnach, künftig bis zu 70 Prozent der Notebooks außerhalb von China zu produzieren. Das Unternehmen ist der zweitgrößte Hersteller von PCs, nach Lenovo.

    Grund für die Entscheidung sind geopolitische Risiken. HP soll bereits in Gesprächen mit Zulieferern sein; dem Bericht zufolge bauen mindestens fünf Zulieferer bereits neue Standorte und Verteilzentren in Thailand auf oder erhöhen ihre bereits bestehenden Kapazitäten in dem Land. Außerdem baut HP offenbar ein Design Hub in Singapur auf und stellt dort bereits Ingenieure und Manager ein. Der Standort soll ein Backup für das Taiwan Design Center sein, das aktuell einen Großteil der neuen Produkte entwickelt.

    “HP stellt etwa zweihundert zusätzliche Ingenieure und Fachleute ein, darunter Elektro- und Maschinenbauingenieure sowie Experten für die Lieferkette”, zitiert Nikkei Asia eine Quelle mit direkter Kenntnis der Angelegenheit. “Der Schritt ist eine risikomindernde Maßnahme, um radikale Szenarien im Zusammenhang mit einem möglichen Konflikt zwischen Taiwan und China zu vermeiden.” jul

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    Doping: Warum die WADA wenig gegen China unternimmt

    Hajo Seppelt
    Doping-Experte Hajo Seppelt.

    Nach Ansicht des ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt spielen geopolitische und strategische Fragen beim Vorgehen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zu Dopingvorwürfen zunehmend eine Rolle: “China ist inzwischen ein Global Player im internationalen Sport”, sagt Seppelt im Podcast Table.Today. Auch die großen Sponsoren kämen zunehmend aus dem Fernen Osten. 

    Recherchen der ARD-Dopingredaktion hatten im April aufgedeckt, dass im Jahr 2021 bei einem nationalen Wettkampf 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer positiv auf ein Herzmittel getestet worden waren. Eine Sperre durch die chinesische Anti-Doping-Agentur (CHINADA) blieb damals aus. Die WADA akzeptierte ohne eigene Ermittlungen einen CHINADA-Bericht mit der Erklärung einer Kontamination durch verunreinigtes Essen in einer Hotelküche. Mehrere der Athleten sind auch bei den Olympischen Spielen in Paris gestartet und sicherten sich Goldmedaillen. 

    Hängen die chinesischen Verdachtsfälle über den Spielen “Das würde ich nur teilweise bestätigen”, sagt der Dopingexperte und fügt hinzu, dass bisher noch nicht viele Dopingfälle während der Spiele selbst aufgedeckt wurden. Oft seien die betroffenen Athleten nicht in der ersten Reihe zu finden: “Es gibt Leute, die behaupten, wer bei Olympia selbst dopt, der muss ziemlich naiv sein.” Doping mache bei den Spielen wenig Sinn, sondern vielmehr in der Trainingsphase vor den Spielen, um die Leistung zu steigern.

    Das IOC hat seiner Ansicht nach aber nur wenig Interesse daran, das Dopingproblem energisch zu bekämpfen: “Es gibt einige versprengte Leute, die es ernst meinen im Kampf gegen Doping.” Häufig ginge es mehr darum, das Image und die Reputation von Sportverbänden zu schützen, als sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ein offener Umgang mit Doping könnte geschäftsschädigend wirken und Sponsoren abschrecken. ari

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    • Geopolitik
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    Presseschau

    USA und China halten Militärmanöver im Südchinesischen Meer ab ZEIT
    Verteidigungsminister Boris Pistorius: “Wir können China nicht dabei zusehen” T-ONLINE
    Kooperation vor dem Aus: Keine chinesisch-europäische Raumfahrt mehr DEUTSCHLANDFUNK
    Kamala Harris’ Vizekandidat: Tim Walz hat einen so engen Bezug zu China wie kaum ein anderer US-Politiker TAGESANZEIGER
    Indien-Experte C. Raja Mohan: “China glaubt, so stark zu sein, dass es andere Länder schikanieren kann” NZZ
    China arrests woman for defamatory comments about Olympic athletes VOA NEWS
    Pakistan: In Chinas Schuldenfalle? DW
    Österreich: Tomaten aus China in Tomatenmark ORF
    China schickt erste Satelliten für Breitband-Internet ins All HEISE
    China tests drone-based cloud seeding in Xinjiang to bring rain to dry regions SCMP

    Standpunkt

    Front gegen die Freiheit: Wo sich Xi und Putin ähnlicher sind, als man denkt

    Von Adrian Geiges
    Adrian Geiges war viele Jahre Korrespondent in Moskau und Peking. Er ist Autor des gerade erschienenen Buchs “Front gegen die Freiheit” über die chinesisch-russischen Beziehungen.

    Mythen halten sich lange. So etwa der Glaube, die Volksrepublik China sei ganz anders als das heutige Russland und die beiden würden nur aus taktischen Gründen zusammenarbeiten. Zu dieser Ansicht mag der historische Fakt beigetragen haben, dass China unter Mao erst ein Verbündeter und dann ein Rivale der Sowjetunion war. 1969 trugen die beiden sogar einen bewaffneten Grenzkonflikt aus. Doch auch damals folgten sie der gleichen Ideologie, stritten sich lediglich darüber, wer die Weltrevolution anführen sollte – die Sowjetunion als erstes sozialistisches Land der Erde oder China als das bevölkerungsreichste Land.

    Heute ist die Führungsfrage zugunsten der Volksrepublik entschieden, vor allem aufgrund ihrer Wirtschaftsmacht. Gleichzeitig sind die beiden Länder so eng verbrüdert wie nie. “Im Moment gibt es Veränderungen, wie wir sie seit 100 Jahren nicht mehr gesehen haben”, sagte Xi Jinping zu Wladimir Putin bei ihrem Treffen am 21. März 2023 in Moskau. “Und wir sind es, die diesen Wandel gemeinsam vorantreiben.” Der Angriff auf die Ukraine und die Drohungen gegen Taiwan gehören zu diesem “Wandel”.

    Aber das hat doch nichts mehr mit Kommunismus zu tun, lautet eine weitere verbreitete Illusion. Wirklich? Unter Xi Jinping hat sich die Rolle der Kommunistischen Partei noch weiter erhöht, müssen die Zellen der KP in alle strategischen Unternehmensentscheidungen einbezogen werden, verschärft sich die ideologische Indoktrination in Schulen und Universitäten. In Russland hört man heute mehr von der orthodoxen Religion als vom orthodoxen Kommunismus. Doch die Führungsriege um Putin entstammt dem KGB, der aus Lenins Staatsterror-Organisation Tscheka hervorgegangen ist. Die Geheimdienstler sagen über sich selbst: “Ras tschekist, wsegda tschekist”, “Einmal Tschekist, immer Tschekist”. Heute wird der 20. Dezember in Russland wieder als “Tag der Tschekisten” gefeiert – zum Gedenken an die Gründung der Tscheka am 20. Dezember 1917. Ihr wichtigster Grundsatz: die einmal errungene Macht nie wieder aufgeben.

    Russland und China – ähnlicher, als es scheint

    Und das ist auch für die Kommunistische Partei Chinas viel wichtiger als die Frage, wie viel oder wie wenig Privateigentum es in der Wirtschaft gibt. Sie folgt damit Lenin, der mit seiner Neuen Ökonomischen Politik (1921-1928) Unternehmer einlud zu investieren. Er sprach vom “privatwirtschaftlichen Kapitalismus in der Rolle eines Helfers des Sozialismus”. Damals wie heute geht es um eine starke gemeinsame Front gegen den “Imperialismus”, also gegen die USA und die ehemaligen europäischen Kolonialmächte.

    Putin sieht sich auch hier in der Tradition der Sowjetunion, die, so der Kreml-Herrscher, “im 20. Jahrhundert die antikoloniale Bewegung der Welt anführte“. Xi Jinping stilisiert sich ebenfalls als ein Anführer des “Globalen Südens” und ist es zum Teil ja schon, siehe die wachsenden Bündnisse wie BRICS und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit. Gerne spricht er über die Opiumkriege 1839-1842 und 1856-1860. Da begingen die Kolonialmächte schlimme Verbrechen, zu Recht wird daran erinnert, jedes chinesische Kind weiß davon. Das Problem: Über sehr viel aktuellere Verbrechen wie die Kulturrevolution 1966-1976 und das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 erfährt man in Chinas Schulen oder Massenmedien nichts.

    Putin und Xi haben einiges gemeinsam

    Zu den tiefen historischen und ideologischen Wurzeln kommen persönliche Gemeinsamkeiten. Wladimir Putin wurde am 7. Oktober 1952 in Leningrad geboren, Xi Jinping am 15. Juni 1953 in Peking. Sie sind also fast gleich alt und verbrachten beide ihre Kindheit in sozialistischen Metropolen. Ihr Hintergrund unterscheidet sich auf den ersten Blick, weist aber ebenfalls Parallelen auf. Putins Vater war Fabrikarbeiter in einem Werk für Waggonbau, Xis Vater diente als Vizepremier. Der Kommunistischen Partei ihrer Länder gehörten beide Väter an (wie später auch die Söhne). Putin selbst behauptet, sein Großvater sei Koch von Lenin und Stalin gewesen.

    Xi Jinpings Vater fiel in Ungnade, wurde entmachtet, verhaftet und eingesperrt, als sein Sohn neun Jahre alt war. Auch der junge Xi verbrachte Zeit im Gefängnis und wurde (wie die anderen jungen Stadtbewohner seiner Generation) als 15-Jähriger aufs Land verbannt, musste in einer Höhle leben. Putin wohnte währenddessen in einem Zimmer mit seinen Eltern, 20 Quadratmeter klein, in einer typisch sowjetischen Kommunalka, einer Gemeinschaftswohnung, in der sie sich Küche und Bad mit den Nachbarn teilten. Seine beiden älteren Brüder starben im Kindesalter. Xi Jinpings Halbschwester nahm sich während der Kulturrevolution das Leben. Zehn Mal stellte er einen Aufnahmeantrag für die Kommunistische Partei, immer wieder wurde er abgelehnt – bis er schließlich doch aufgenommen wurde.

    Putin und Xi – erniedrigt und ehrgeizig

    Ähnlich erging es Putin. Er schaffte es nicht einmal in die Kinderorganisation Leninpioniere, weil er sich mit anderen Jungs geprügelt hatte. Trotzdem ging er schon als 15-Jähriger zum Leningrader KGB-Gebäude und fragte den Wachoffizier, wie er Spion werden könne. Der schickte ihn weg, initiativniki, also Freiwillige, brauche man für diese Aufgaben nicht, man rekrutiere selbst, wen man für geeignet halte, nach Militärdienst oder Universitätsstudium. “Und welche Studiengänge werden besonders gerne gesehen?”, fragte der junge Putin. Der Wachoffizier empfahl ihm Jura – was Putin dann auch studierte.

    Sowohl Xi Jinping als auch Putin fühlten sich also in ihrer Kindheit und Jugend erniedrigt. Beide zogen daraus die gleiche Konsequenz: sich besonders gut an das System anzupassen und Karriere zu machen, Putin im Geheimdienst KGB (später FSB), Xi in der Kommunistischen Partei. Und das mit vergleichbarer Beharrlichkeit. Als sie an die Macht kamen, galten sie als unbeschriebenes Blatt. Doch dann schalteten sie sehr schnell alle tatsächlichen oder potenziellen Gegner aus, Putin mit einer Kampagne gegen Oligarchen, Xi mit einer Kampagne gegen Korruption. Schon deshalb vertrauen sie einander und misstrauen Politikern in freien Ländern, die im demokratischen Wettbewerb aufgestiegen sind.

    Dieser Text beruht zum Teil auf dem gerade erschienenen Buch: Adrian Geiges, Front gegen die Freiheit. Peking, Moskau und ihre Komplizen in aller Welt, Piper Verlag München.

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    Personalien

    Elisa Hörhager leitet seit Anfang August als Chief Representative die BDI-Vertretung in Peking. Sie hat zuvor als Diplomatin beim Auswärtigen Amt gearbeitet.

    Norbert Riedel soll der neue deutsche Generalkonsul in Shanghai werden. Er wird seine Stelle im Herbst antreten. Riedel ist derzeit deutscher Botschafter in Singapur.

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    Dessert

    Das Restaurant Yang Xiao Chu 杨小厨 im 15. Arrondissement von Paris hat sich zum Treffpunkt für chinesische Olympia-Athleten entwickelt. Nicht weit von den Veranstaltungsorten der Pingpong-Wettbewerbe bietet der Besitzer Tang Zhongqiu hier scharfe Suppen und Hotpot an, die von Pingpong-Stars wie Ding Ning und Liu Guozheng freudig verspeist werden. Vor dem kleinen Restaurant bildeten sich in den vergangenen Wochen Warteschlangen, da derzeit auch viele chinesische Touristen in Paris sind. Yuan Jia Nan, in China geborene Pingpong-Ikone, die mittlerweile aber die französische Staatsbürgerschaft hat, ist auch regelmäßiger Gast des Lokals.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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