heute stellt die Bundesregierung endlich ihre lang erwartete und hart umkämpfte China-Strategie vor. Das Papier ist ein Novum für Deutschland. Nie wurde einem geostrategischen Rivalen und wirtschaftlichem Partner so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Es zeigt, wie wichtig Berlin den richtigen Umgang mit der Volksrepublik für die kommenden Jahre bewertet.
Trotzdem ist schon jetzt klar, dass das Papier bei aller rhetorischen Schärfe nur eine Kompromisslösung sein kann. Die Kluft zwischen Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen ist am Ende einfach zu groß, wie Finn Mayer-Kuckuk analysiert.
Am Donnerstag werden wir Ihnen in einer Sonderausgabe ausführlich darlegen, wie sich das Papier von dem im vergangenen Jahr durchgesickerten ersten Entwurf unterscheidet und wo Peking besonders hellhörig werden wird.
Aufmerksamkeit schenken sollte man auch dem chinesischen E-Autobauer BYD. Der ehemalige Batterie-Konzern möchte zum wichtigsten E-Autoproduzenten der Welt aufsteigen. Allein im laufenden Jahr will BYD seine Verkaufszahlen verdoppeln. Dabei soll ausgerechnet die ehemalige Mercedes-Marke Denza eine tragende Rolle spielen, wie Christian Domke Seidel berichtet.
Erst 2021 hatten sich die Stuttgarter größtenteils aus dem Gemeinschaftsprojekt mit BYD zurückgezogen. Nun will BYD, das bislang vor allem auf E-Autos für den Massenmarkt setzte, unter dem Denza-Markendach verstärkt luxuriöse Premium-Modelle produzieren. Wenn das klappt, werden die Chinesen für Mercedes bald zum direkten Konkurrenten.
Die Bundesregierung legt am heutigen Donnerstag ihre China-Strategie vor, die in den Ministerien seit einem Jahr in Arbeit war. Seit dem Bekanntwerden der Entwürfe aus Außenministerium und Wirtschaftsministerium ist über ein halbes Jahr vergangen. In dieser Zeit haben die Beamten hinter den Kulissen hart gearbeitet. Es gab – wie nicht anders zu erwarten – auch Zoff zwischen den Ministerien um die genaue Ausgestaltung der Strategie und um ihre Sprache.
Die Regierung will die Strategie dem Vernehmen nach veröffentlichen, ohne dass Kanzler Olaf Scholz sie in einer Pressekonferenz erklärt. Die viertgrößte Volkswirtschaft, das größte EU-Land, erarbeitet seine Strategie gegenüber der kommenden Supermacht – und lässt offen, in welchem Maße der Kanzler dahintersteht. Die Führung in Peking wird im Vergleich dazu sehr genau hinschauen, wie Deutschland sein Verhältnis zu China neu definiert.
Nur Außenministerin Annalena Baerbock wird am Donnerstag zum Thema öffentlich auftreten. Allerdings nicht in einer offiziellen Pressekonferenz der Regierung. Sie spricht stattdessen zur Mittagszeit bei dem privaten China-Forschungsinstitut Merics über die deutsche Chinapolitik. Es kann durchaus sein, dass dieser Alleingang in anderen Ministerin schlecht ankommt.
Viele Köche rührten mit
Die größte Gefahr bei der Abfassung der Strategie wäre völlige Unklarheit gewesen. Die Regierung wird sich daher Mühe gegeben haben, zumindest eine Reihe von eindeutigen Festlegungen zu liefern. Sie wird nach Jahrzehnten der Improvisation die deutschen Interessen erstmals klar formulieren wollen.
Eine Strategie ist nach Definition des Dudens ein “genauer Plan des eigenen Vorgehens, der dazu dient, ein Ziel zu erreichen”. Eine nationale Strategie berücksichtigt in Deutschland aber die Interessen vieler Gruppen. Großunternehmen, Mittelstand, 15 Ministerien, der Kanzler, zivilgesellschaftliche Gruppen – alle dürfen ihre Bedürfnisse einbringen. Die Zahl der Stellen, die Formulierungen und Textbausteine beisteuern, ist entsprechend hoch. Entsprechend uneindeutig wird das Papier stellenweise ausfallen.
Nationale Sicherheit gegen Marktchancen
Einen der größten Widersprüche wird es ganz im Zentrum des Papiers geben: beim De-Risking, also der Risikominimierung. Denn hier sind die unterschiedlichen Bedürfnisse von Wirtschaft und Sicherheitspolitik kaum überbrückbar.
Die Sicherheitspolitiker und die Geheimdienste denken in künftigen Szenarien und stehen voll unter dem Eindruck der russischen Invasion in die Ukraine. Sie sehen in China eigentlich nur noch das zweite Russland. Sie wollen Deutschland möglichst auf künftige Kriege mit chinesischer Beteiligung vorbereiten. System- und Menschenrechtsfragen sind in ihrem Diskurs hoch präsent. Die Schlussfolgerung wäre ein schneller Rückzug aus dem chinesischen Markt und ein Neuaufbau der Lieferketten ohne China. De-Risking ist für sie Risikovermeidung.
Das andere Lager betrachtet statt theoretischer Szenarien das Hier und Jetzt und hat eher ein Fokus auf Wirtschaftsinteressen. Es sieht keinen drängenden Grund, das gute Fernostgeschäft jetzt schon infrage zu stellen. Das Interesse liegt hier bei stabilen Lieferketten und Exporterfolg. Da China aktuell keine erkennbare Bedrohung darstellt, schätzt es den akuten Handlungsbedarf gering ein. Unter De-Risking verstehen diese Kreise eine sanfte Risikoverringerung.
Es musste ein Kompromiss sein
Wenn nur eines dieser Lager die Strategie geschrieben hätte, würde sie sich zwar erfrischend eindeutig lesen und den ungeteilten Zuspruch ihrer jeweiligen Zielgruppe erhalten. Tatsächlich wäre damit aber den deutschen Interessen kaum gedient. Denn beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung. So musste ein Papier entstehen, das Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen integriert.
Einerseits ist die Abkehr von China derzeit viel teurer, als die harten Risikominimierer es sich vorstellen können. Beispiel Re-Shoring: Der Fachkräftemangel zeigt, dass eine Rückführung der Produktion nach Europa unmöglich wäre. Wer sollte hier all die Waren herstellen, die derzeit aus China kommen? Eine Abkehr von China würde den Wohlstand übel belasten – und das, obwohl China sich mehr denn je als Partner anbietet.
Zugleich kann die Wirtschaft nicht mehr länger so tun, als gäbe es Lieferrisiken und Menschenrechtsverletzungen nicht oder als sei das ein Problem anderer Leute. Die Firmen müssten auch die Gefahren eines möglichen Angriffs auf Taiwan in ihren Szenarien höher gewichten.
Dissonanter Dreiklang
Um passend zu machen, was nicht zusammenpasst, wird in der Strategie wohl einmal mehr der inzwischen ausgeleierte Dreiklang aus Partner, strategischem Rivale und Wettbewerber bemüht. Ohne diese Formel kommt derzeit ohnehin kein europäisches China-Papier aus.
Doch das Dreiklang-Konzept löst die inneren Widersprüche jedoch nicht auf. Jeweils zwei der drei Töne würden noch zusammenklingen. Der dritte wird aber immer einen Missklang auslösen. Wer Partnerschaft erwartet, sollte das Land nicht als geostrategischen Rivalen abstrafen und umgekehrt.
Auf der Positivseite wird in dem finalen Papier für jeden etwas dabei sein, schließlich haben alle wichtigen Akteure daran mitgeschrieben. Die Wirtschaft kann herauslesen, dass China weiterhin ein wichtiger Handelspartner, Absatzmarkt und Produktionsstandort sein wird. Die Menschenrechtsgruppen erkennen Grundzüge einer werteorientierten Außenpolitik. Mitarbeit: Stefan Braun
China-Strategie
Geopolitik
Handel
Autobauer BYD drängt an die Spitze
BYD drängt es auch auf den europäischen Markt: die erste Filiale des E-Autoherstellers in Paris.
BYD hat große Pläne. Im Jahr 2023 möchte der chinesische Mischkonzern, der einst mit Batterien groß geworden ist und sich nun vor allem auf New-Energy-Vehicles (NEV) fokussiert, 3,6 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Damit würde das chinesische Unternehmen zu den zehn größten Produzenten der Welt gehören. Um dieses sehr ambitionierte Ziel zu erreichen, müsste der Konzern aus Shenzhen seine Verkaufszahlen verdoppeln – im Jahr 2022 lagen die nämlich noch bei 1,8 Millionen Stück. Doch ein erster Ausblick macht dieses Ziel realistisch. Auch die Marke Denza, die jüngst noch unter der Kontrolle von Mercedes stand, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die zehn größten Autoproduzenten der Welt nach Verkaufszahlen im Jahr 2022:
Wie BYD den Absatz verdoppeln möchte
BYD kennt sich mit Wachstum aus. Das Unternehmen hat 13 Jahre gebraucht – von 2008 bis 2021 – um sein einmillionstes NEV zu feiern. Seitdem wachsen die Absätze exponentiell. Das hat einerseits mit einem grundsätzlichen Wandel des Automarktes zu tun. Elektroautos gewinnen global an Bedeutung und China ist nicht nur der größte Automarkt der Welt, sondern in dieser Branche auch Innovationstreiber. Andererseits ist BYD weniger anfällig für Lieferkettenprobleme. Der Konzern, der seine Wurzeln in der Batterieproduktion hat, hat frühzeitig die gesamte Wertschöpfungskette integriert. Vom Abbau der Rohstoffe bis zur Produktion von Akkus. Die verkauft der Konzern sogar an Mitbewerber.
Doch ein Problem hat BYD. Die Marke ist vor allem für eher günstige Modelle bekannt. BYD dominiert den Markt bei Modellen, die zwischen 100.000 und 200.000 Yuan kosten – 12.500 bis 25.000 Euro. Hier kommt Denza ins Spiel. Mercedes gründete die Marke im Jahr 2011 als Gemeinschaftsprojekt mit BYD. Ziel damals war es, der “erfolgreichste Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in China zu werden”. Im Jahr 2014 kam das erste Fahrzeug auf den Markt. Bis zum Jahr 2021 verkaufte die Marke insgesamt gerade einmal 23.000 Stück. Mercedes hielt 50 Prozent an dem Projekt und einen Großteil an BYD. Im Dezember 2021 gab Mercedes-Benz bekannt, seinen Anteil auf 10 Prozent zu reduzieren, BYD erhöhte seinen Anteil der Gemeinschaftsfirma Shenzhen Denza New Energy Automotive auf 90 Prozent zu erhöhen.
Denza setzt auf hochpreisige E-Autos
Die deutsche Strategieberatung Berylls analysierte damals, dass das Design zwar passe, der Preis aber zu hoch sei. BYD kam seit der Übernahme zum exakt gegenteiligen Schluss. Das erste Fahrzeug unter Leitung der Chinesen wurde im Oktober 2022 der Denza D9. Ein Van mit brutaler Optik, der umgerechnet ab 43.000 Euro zu haben ist. Mit diesem neuen, auffälligen Design verkaufte sich das Auto innerhalb der ersten acht Monate 55.500 Mal, obwohl der Wagen zu den teuersten im BYD-Portfolio gehört. Das neue Elektro-SUV Denza N7, das seit Anfang Juli zu haben ist, folgt diesem Muster – auffälliges Design, höherer Preis (ab 39.000 Euro).
Die Luxussubmarke Yangwang rundet das Produktportfolio seit Anfang 2023 nach oben ab. Hier gibt es bislang den Offroad U8, der für rund 137.000 Euro zu haben ist. Für einen ähnlichen Preis wird es noch in diesem Jahr auch den Sportwagen U9 geben. “Um hohe Stückzahlen zu erreichen, ist es notwendig, unterschiedliche Marken zu haben, die verschiedene Menschen mit Produkten auf allen Preisniveaus ansprechen, sowohl auf dem chinesischen als auch auf dem globalen Markt”, kündigte Zhao Changjiang, Vertriebsmanager von BYD, an. Ziel sei es, dass BYD ein ebenso breites Portfolio hätte wie Volkswagen.
BYD wird vom Partner zum Konkurrenten
Mit diesen hochpreisigen Modellen ist BYD zu einem direkten Konkurrenten von Mercedes geworden. Das deutsche Unternehmen setzt verstärkt auf luxuriöse Modelle. Dass Mercedes überhaupt noch zehn Prozent an Denza hält, dürfte eine strategische Überlegung sein. Mercedes hat eine Electric-Only-Strategie ausgerufen und möchte ab Ende des Jahrzehnts nur noch E-Autos verkaufen. BYD ist ein wichtiger Lieferant für Akkus. Parallel zum damaligen Denza-Debakel im Jahr 2021 kündigte Hubertus Troska, Vorstandsmitglied der Damler AG und verantwortlich für den chinesischen Markt, an, die Zusammenarbeit eher zu intensivieren.
Zur Wachstumsstrategie von BYD gehört auch ein verstärkter Export. Allein Januar und Februar 2023 exportierte die Marke 55.000 Fahrzeuge. Das sind mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2022 (25.000). Vor allem Europa steht hierbei im Fokus – seit September 2022 sind ausgewählte BYD-Modelle auch in Deutschland zu haben.
Autoindustrie
News
Putin nach Peking eingeladen
Chinas Staatschef Xi Jinping hat offenbar Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu einem Staatsbesuch eingeladen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Tass laut einer Meldung der South China Morning Post. Der Aussage eines russischen Diplomaten zufolge hat Xi gegenüber Walentina Iwanowna Matwijenko, der Vorsitzenden des Föderationsrates der Russischen Föderation, die Erwartung geäußert, dass er Putin in Peking empfangen könne. Als Zeitpunkt für den Besuch ist der Oktober geplant. fin
Russland
Große Militärübung rund um Taiwan
Chinas Militär hat am Mittwoch eine groß angelegte Übung rund um Taiwan fortgesetzt. Es ist der zweite Tag, an dem Militäreinheiten um die Insel vor der chinesischen Küste den Ernstfall trainierten.
Taiwans Verteidigungsministerium teilte mit, dass es ab 7 Uhr morgens 38 chinesische Flugzeuge über dem Meer entdeckt habe, darunter J-10- und J-16-Kampfflugzeuge. Etliche hätten die Mittellinie der Taiwanstraße überquert, eine inoffizielle Grenze, die als Pufferzone zwischen China und der Insel betrachtet wird. Andere seien in den Luftraum südöstlich oder südwestlich der Insel eingedrungen. China äußerte sich bislang nicht zu den Truppenbewegungen. Taiwan plant, noch in diesem Monat seine jährlichen Militärübungen zur Vorbereitung auf eine mögliche Invasion abzuhalten. Experten warnen regelmäßig vor einem chinesischen Angriff.
Das chinesische Staatsfernsehen berichtet hingegen von einer anderen Übung des chinesischen Militärs. Mit Hubschraubern und Drohnen sei die Rettung verwundeter Soldaten von einer Insel geprobt worden, berichtete CCTV am Dienstag. Die Übung wurde demnach vom Eastern Theatre Command der Volksbefreiungsarmee auf einer unbekannten Insel vor der Ostküste der Provinz Zhejiang durchgeführt. Das Eastern Theatre Command ist für die Überwachung der Taiwanstraße zuständig. Aus dem Bericht ging jedoch nicht hervor, wann die Rettungsübung stattfand. Ziel sei es, die Evakuierung verwundeter Soldaten von “Mittel- bis Ferninseln” sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten zu beschleunigen. rad
Geopolitik
Militär
Taiwan
Paraguay hält an Taiwan fest
Auch Paraguays künftige Regierung wird an der Partnerschaft mit Taiwan festhalten. Sein Land werde weiterhin an der Seite Taiwans stehen, sagte der designierter Präsident Santiago Peña am Mittwoch in Taipei bei seinem Treffen mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen. “Wir werden keine Kompromisse bei den Werten und Idealen eingehen”, betonte Peña.
Nur noch 13 Staaten unterhalten überhaupt noch diplomatische Beziehungen zu Taiwan. Zuletzt gelang es der Führung in Peking, Honduras zur Abkehr von Taiwan zu bewegen. flee
Geopolitik
Spähangriff chinesischer Hacker
Chinesische Hacker haben sich Microsoft zufolge Zugang zu Outlook-E-Mail-Konten von rund 25 Organisationen verschafft. Zu den Zielen der großangelegten Kampagne gehörten auch Regierungseinrichtungen, teilte Microsoft am Mittwoch mit.
Die Hacker-Gruppe, die Microsoft als “Storm-0558” bezeichnet, habe vor allem Stellen in Westeuropa ins Visier genommen. Microsoft habe alle betroffenen Organisationen direkt informiert. Um welche Einrichtungen oder Regierungen es sich konkret handelt, ließ der US-Konzern offen. Von der chinesischen Botschaft in London gab es zunächst keine Stellungnahme. Die Führung in Peking weist regelmäßig Vorwürfe zurück, dass sich der chinesische Staat an Hacking-Kampagnen beteilige.
Laut Microsoft begann die Cyberspionage im Mai. Dabei fälschten die Hacker Authentifizierungs-Codes, um auf Outook-E-Mail-Konten im Internet zugreifen zu können. Betroffen waren offenbar auch E-Mails der US-Regierung. Deren nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan, sagte dem Sender ABC, die USA hätten die Übergriffe auf Konten der amerikanischen Bundesregierung ziemlich schnell entdeckt und ein weiteres Eindringen verhindert. Die Zuständigen hätten sofort Kontakt zu Microsoft aufgenommen, um die Schwachstelle in dessen Cloud-Service zu finden. Betroffen seien “nicht geheime Systeme”, sagte Sullivan, ohne Details zu nennen. rtr
Hacker
Microsoft
Spionage
Technologie
USA
Ermittlungen gegen Nike
Die kanadische Ombudsstelle für verantwortungsvolles Wirtschaften hat der Nachrichtenagentur AFP zufolge Ermittlungen gegen das kanadische Tochterunternehmen des US-Sportartikelherstellers Nike sowie eine kanadische Bergbaufirma wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen in China eingeleitet. Die Unternehmen stünden im Verdacht, entlang ihrer Lieferketten von uigurischen Zwangsarbeitern profitiert zu haben, erklärte die Behörde am Dienstag laut AFP. Nike Canada soll demnach mit chinesischen Unternehmen zusammengearbeitet haben, die Zwangsarbeiter der muslimischen Minderheit einsetzen.
Eine Gruppe von Menschenrechtsorganisationen hatte im vergangenen Juni Beschwerde gegen Nike und das Bergbauunternehmen Dynasty Gold eingereicht. Der Ombudsstelle zufolge gibt Nike mittlerweile an, keine Verbindungen mehr zu den fraglichen chinesischen Unternehmen zu haben. Dynasty Gold habe erklärt, es habe keine operative Kontrolle mehr über die Mine und die Anschuldigungen seien erst aufgekommen, nachdem es sich aus der Region zurückgezogen habe. flee
Kanada
Menschenrechte
Nike
Xinjiang
Bemannte Mondlandung bis 2030
China hat seine Pläne für eine bemannte Mondlandung innerhalb der nächsten sieben Jahre bekräftigt. Bis 2030 sei eine bemannte Mondlandung geplant, sagte Zhang Hailian, leitender Ingenieur des staatlichen Raumfahrtprogramms am Dienstag auf einem Raumfahrtforum in der zentralchinesischen Metropole Wuhan.
Konkret sollen zwei Raketen zum Mond geschickt werden: Eine soll das Raumschiff transportieren, das auf der Oberfläche landen wird, die andere die chinesischen Taikonauten. Sie sollen wissenschaftliche Untersuchungen durchführen und Proben sammeln, mit denen sie anschließend zur Erde zurückkehren. Dafür arbeiten chinesische Wissenschaftler derzeit an der Entwicklung einer neuen Raketengeneration namens “Langer Marsch 10”, einer Mondlandefähre und weiterer Ausrüstung.
China und die USA liefern sich derzeit einen wahren Wettstreit darum, Menschen zum Mond zu schicken. Während China bis 2030 erstmals Taikonauten auf den Mond schicken will, planen die USA mit dem Projekt “Artemis” für Ende 2025 wieder eine bemannte Landung auf dem Erdtrabanten. Beide verfolgen dabei das Ziel, potenzielle Bodenschätze auf dem Mond zu erschließen. Ein anderer Aspekt ist die Einschließung von neuen Lebensräumen – auf dem Mond wie auch auf dem Mars. rad
USA
Weltraum
Presseschau
Hacker aus China offenbar in E-Mail-Konten westlicher Regierungen eingedrungen WELT Nato: Ungewöhnlich scharfe Töne gegen China BERLINER-ZEITUNG Bundesregierung beschließt China-Strategie am Donnerstag DVZ Mittellinie der Taiwanstraße überquert: Taiwan sichtet große Zahl chinesischer Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe RND US bill proposes “layered” Taiwan defense strategy TAIPEITIMES Taiwan: Präsidialamt weist Behauptung über Entwicklung biologischer Waffen zurück RTI Kanada: Ermittlungen gegen Nike wegen Zwangsarbeit in China SPIEGEL Opfer der “Antikorruptionskampagne” von Xi Jinping? China: Der mysteriöse Verbleib des Außenministers Qin Gang FINANZMARKTWELT “Der Beginn des Ukraine-Kriegs war für China eine Zäsur” MERKUR Rückschlag für China – haben die USA Druck auf Indien ausgeübt? Indien: Keine Pläne für eine gemeinsame BRICS-Währung FINANZMARKTWELT China’s New UN Internet Proposal Could Resonate with Growing Economies TECHPOLICY China-Geschäft kommt nicht in Schwung N-TV Der Yuan fällt und fällt – Experten erwarten anhaltende Schwäche HANDELSBLATT Punk und Kunst in China: Sogar “Shut Up” wird zensiert DEUTSCHLANDFUNKKULTUR Audi schielt auf Elektroplattform von China-Autobauer SAIC N-TV China: Solaranlage produziert neben Strom auch Salz und züchtet Garnelen TRENDINGTOPICS China Online Apparel Supplier’s Shares Double In Debut, Minting New Billionaire FORBES China bekräftigt Pläne für bemannte Mondlandung SCIENCE
Heads
Miao Wu – Mehr China-Kompetenz beim Nachwuchs fördern
Miao Wu ist überzeugt: “Diese Jugend gestaltet die Zukunft bunter!” Sie hofft auf eine vertrauensvollere Beziehung und mehr Verständnis zwischen China und Deutschland bei den nachwachsenden Generationen.
Wu sitzt dabei sozusagen in der ersten Reihe: Sie betreut die “Schülerakademien China”. Dabei kommen Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Orten zusammen, um über China zu lernen: Sprache, Geschichte, Geografie, aber auch interkulturelle Kompetenz und die Antwort auf Fragen wie “Warum bewerten die Chinesen manche Themen anders als wir?”
Die Akademien wurden vom Bildungsnetzwerk China und dem staatlichenTalentförderzentrum “Bildung & Begabung” ins Leben gerufen. Miao Wu arbeitet dort als Projektleiterin. Damit bietet die zentrale Stelle für Begabungsförderung in Deutschland mittlerweile unterschiedliche China-Formate an: Einsteiger-, Schüler- und Austauschakademie.
Hochmotivierte Jugendliche, begeisterte Kursleitende und ein ausgefeiltes Pädagogik-Konzept – von solchen Zuständen können viele Bildungseinrichtungen nur träumen. Bei den Schülerakademien China sei das jedoch die Realität, sagt Wu. “Als ich jugendlich war, hätte ich mir ein solches Förderprogramm sehr gewünscht, weil damals die Persönlichkeit und die individuellen Interessen kaum berücksichtigt wurden. Es zählte allein die gute Abschlussnote beim Gao Kao (Nationale Hochschulprüfung in China, Anm.d.Red.).” Bei den Schülerakademien China wurde auf die Schaffung einer geschützten Umgebung geachtet, in der junge Menschen ihre Begabungen und ihre Persönlichkeit frei entwickeln können.
Für ein reflektiertes China-Bild
Miao Wu wuchs in der zentralasiatischen Provinz Henan auf, studierte BWL und lernte an der zweiten Pekinger Fremdsprachenhochschule Deutsch. So konnte die gebürtige Chinesin ein weiteres Studium an der Georg-August-Universität Göttingen in VWL und Ostasienwissenschaft absolvieren. Bevor sie zu dem Talentförderzentrum Bildung & Begabung kam, war sie mehrere Jahre in der OIK gGmbH (Organisation für internationale Kontakte) tätig. Dort organisierte sie internationale Musikfestivals. Nun setzt sie sich für mehr Chinawissen in Deutschland ein.
Als Projektpartner steht ihr dabei das in Berlin ansässige Bildungsnetzwerk China zur Seite. Dessen Ziel ist es, China-Kompetenz an deutschen Schulen auszubauen und den Austausch zwischen jungen Menschen der beiden Länder anzuregen. Miao Wu findet: “Die Vermittlung von China-Kompetenz in der deutschen Schullandschaft ist unterrepräsentiert, zudem gibt es keinen regelmäßigen Austausch.” Angesichts der wachsenden Bedeutung Chinas in der Welt fragt sie sich, warum nicht mehr Schulen Chinesisch unterrichten.
Ihr Aufruf an alle jungen Lernenden lautet: “Findet eine Möglichkeit, euch ein eigenes und reflektiertes China-Bild zu machen.” Die Akademien, in denen sich Jugendliche innerhalb verschiedener Module intensiv mit dem großen und vielfältigen Land befassen können, sind ein guter Anfang. Juliane Scholübbers
Bildung
Gesellschaft
Personalien
Zhou Ji wurde diese Woche zum neuen stellvertretenden Direktor des Büros für Hongkong- und Macau-Angelegenheiten (HKMAO) ernannt. Der 59-Jährige ist seit 2021 stellvertretender Gouverneur von Henan und Sekretär der Provinzkommission für politische und rechtliche Angelegenheiten.
Peter Höcht ist neuer Vizepräsident für Deutschland, die Schweiz und China bei Carpenter Co., einem US-amerikanischen Hersteller von Schaumstoff, Fasern und Chemikalien. Der Einsatzort des Diplom-Chemikers ist Wolfhausen im Kanton Zürich.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Dessert
Ein bisschen Erfrischung gefällig? Temperaturen von über 40 Grad heizen weite Teile Chinas in diesen Tagen massiv auf. Da tut ein bisschen Nässe gut. Touristen vergnügen sich im Shunhuangshan National Forest in der Provinz Hunan mit Rafting, dem Trendsport in diesem Sommer – sofern es die Möglichkeit gibt. Denn viele Bäche führen angesichts der Hitze und Trockenheit gar nicht genug Wasser.
heute stellt die Bundesregierung endlich ihre lang erwartete und hart umkämpfte China-Strategie vor. Das Papier ist ein Novum für Deutschland. Nie wurde einem geostrategischen Rivalen und wirtschaftlichem Partner so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Es zeigt, wie wichtig Berlin den richtigen Umgang mit der Volksrepublik für die kommenden Jahre bewertet.
Trotzdem ist schon jetzt klar, dass das Papier bei aller rhetorischen Schärfe nur eine Kompromisslösung sein kann. Die Kluft zwischen Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen ist am Ende einfach zu groß, wie Finn Mayer-Kuckuk analysiert.
Am Donnerstag werden wir Ihnen in einer Sonderausgabe ausführlich darlegen, wie sich das Papier von dem im vergangenen Jahr durchgesickerten ersten Entwurf unterscheidet und wo Peking besonders hellhörig werden wird.
Aufmerksamkeit schenken sollte man auch dem chinesischen E-Autobauer BYD. Der ehemalige Batterie-Konzern möchte zum wichtigsten E-Autoproduzenten der Welt aufsteigen. Allein im laufenden Jahr will BYD seine Verkaufszahlen verdoppeln. Dabei soll ausgerechnet die ehemalige Mercedes-Marke Denza eine tragende Rolle spielen, wie Christian Domke Seidel berichtet.
Erst 2021 hatten sich die Stuttgarter größtenteils aus dem Gemeinschaftsprojekt mit BYD zurückgezogen. Nun will BYD, das bislang vor allem auf E-Autos für den Massenmarkt setzte, unter dem Denza-Markendach verstärkt luxuriöse Premium-Modelle produzieren. Wenn das klappt, werden die Chinesen für Mercedes bald zum direkten Konkurrenten.
Die Bundesregierung legt am heutigen Donnerstag ihre China-Strategie vor, die in den Ministerien seit einem Jahr in Arbeit war. Seit dem Bekanntwerden der Entwürfe aus Außenministerium und Wirtschaftsministerium ist über ein halbes Jahr vergangen. In dieser Zeit haben die Beamten hinter den Kulissen hart gearbeitet. Es gab – wie nicht anders zu erwarten – auch Zoff zwischen den Ministerien um die genaue Ausgestaltung der Strategie und um ihre Sprache.
Die Regierung will die Strategie dem Vernehmen nach veröffentlichen, ohne dass Kanzler Olaf Scholz sie in einer Pressekonferenz erklärt. Die viertgrößte Volkswirtschaft, das größte EU-Land, erarbeitet seine Strategie gegenüber der kommenden Supermacht – und lässt offen, in welchem Maße der Kanzler dahintersteht. Die Führung in Peking wird im Vergleich dazu sehr genau hinschauen, wie Deutschland sein Verhältnis zu China neu definiert.
Nur Außenministerin Annalena Baerbock wird am Donnerstag zum Thema öffentlich auftreten. Allerdings nicht in einer offiziellen Pressekonferenz der Regierung. Sie spricht stattdessen zur Mittagszeit bei dem privaten China-Forschungsinstitut Merics über die deutsche Chinapolitik. Es kann durchaus sein, dass dieser Alleingang in anderen Ministerin schlecht ankommt.
Viele Köche rührten mit
Die größte Gefahr bei der Abfassung der Strategie wäre völlige Unklarheit gewesen. Die Regierung wird sich daher Mühe gegeben haben, zumindest eine Reihe von eindeutigen Festlegungen zu liefern. Sie wird nach Jahrzehnten der Improvisation die deutschen Interessen erstmals klar formulieren wollen.
Eine Strategie ist nach Definition des Dudens ein “genauer Plan des eigenen Vorgehens, der dazu dient, ein Ziel zu erreichen”. Eine nationale Strategie berücksichtigt in Deutschland aber die Interessen vieler Gruppen. Großunternehmen, Mittelstand, 15 Ministerien, der Kanzler, zivilgesellschaftliche Gruppen – alle dürfen ihre Bedürfnisse einbringen. Die Zahl der Stellen, die Formulierungen und Textbausteine beisteuern, ist entsprechend hoch. Entsprechend uneindeutig wird das Papier stellenweise ausfallen.
Nationale Sicherheit gegen Marktchancen
Einen der größten Widersprüche wird es ganz im Zentrum des Papiers geben: beim De-Risking, also der Risikominimierung. Denn hier sind die unterschiedlichen Bedürfnisse von Wirtschaft und Sicherheitspolitik kaum überbrückbar.
Die Sicherheitspolitiker und die Geheimdienste denken in künftigen Szenarien und stehen voll unter dem Eindruck der russischen Invasion in die Ukraine. Sie sehen in China eigentlich nur noch das zweite Russland. Sie wollen Deutschland möglichst auf künftige Kriege mit chinesischer Beteiligung vorbereiten. System- und Menschenrechtsfragen sind in ihrem Diskurs hoch präsent. Die Schlussfolgerung wäre ein schneller Rückzug aus dem chinesischen Markt und ein Neuaufbau der Lieferketten ohne China. De-Risking ist für sie Risikovermeidung.
Das andere Lager betrachtet statt theoretischer Szenarien das Hier und Jetzt und hat eher ein Fokus auf Wirtschaftsinteressen. Es sieht keinen drängenden Grund, das gute Fernostgeschäft jetzt schon infrage zu stellen. Das Interesse liegt hier bei stabilen Lieferketten und Exporterfolg. Da China aktuell keine erkennbare Bedrohung darstellt, schätzt es den akuten Handlungsbedarf gering ein. Unter De-Risking verstehen diese Kreise eine sanfte Risikoverringerung.
Es musste ein Kompromiss sein
Wenn nur eines dieser Lager die Strategie geschrieben hätte, würde sie sich zwar erfrischend eindeutig lesen und den ungeteilten Zuspruch ihrer jeweiligen Zielgruppe erhalten. Tatsächlich wäre damit aber den deutschen Interessen kaum gedient. Denn beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung. So musste ein Papier entstehen, das Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen integriert.
Einerseits ist die Abkehr von China derzeit viel teurer, als die harten Risikominimierer es sich vorstellen können. Beispiel Re-Shoring: Der Fachkräftemangel zeigt, dass eine Rückführung der Produktion nach Europa unmöglich wäre. Wer sollte hier all die Waren herstellen, die derzeit aus China kommen? Eine Abkehr von China würde den Wohlstand übel belasten – und das, obwohl China sich mehr denn je als Partner anbietet.
Zugleich kann die Wirtschaft nicht mehr länger so tun, als gäbe es Lieferrisiken und Menschenrechtsverletzungen nicht oder als sei das ein Problem anderer Leute. Die Firmen müssten auch die Gefahren eines möglichen Angriffs auf Taiwan in ihren Szenarien höher gewichten.
Dissonanter Dreiklang
Um passend zu machen, was nicht zusammenpasst, wird in der Strategie wohl einmal mehr der inzwischen ausgeleierte Dreiklang aus Partner, strategischem Rivale und Wettbewerber bemüht. Ohne diese Formel kommt derzeit ohnehin kein europäisches China-Papier aus.
Doch das Dreiklang-Konzept löst die inneren Widersprüche jedoch nicht auf. Jeweils zwei der drei Töne würden noch zusammenklingen. Der dritte wird aber immer einen Missklang auslösen. Wer Partnerschaft erwartet, sollte das Land nicht als geostrategischen Rivalen abstrafen und umgekehrt.
Auf der Positivseite wird in dem finalen Papier für jeden etwas dabei sein, schließlich haben alle wichtigen Akteure daran mitgeschrieben. Die Wirtschaft kann herauslesen, dass China weiterhin ein wichtiger Handelspartner, Absatzmarkt und Produktionsstandort sein wird. Die Menschenrechtsgruppen erkennen Grundzüge einer werteorientierten Außenpolitik. Mitarbeit: Stefan Braun
China-Strategie
Geopolitik
Handel
Autobauer BYD drängt an die Spitze
BYD drängt es auch auf den europäischen Markt: die erste Filiale des E-Autoherstellers in Paris.
BYD hat große Pläne. Im Jahr 2023 möchte der chinesische Mischkonzern, der einst mit Batterien groß geworden ist und sich nun vor allem auf New-Energy-Vehicles (NEV) fokussiert, 3,6 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Damit würde das chinesische Unternehmen zu den zehn größten Produzenten der Welt gehören. Um dieses sehr ambitionierte Ziel zu erreichen, müsste der Konzern aus Shenzhen seine Verkaufszahlen verdoppeln – im Jahr 2022 lagen die nämlich noch bei 1,8 Millionen Stück. Doch ein erster Ausblick macht dieses Ziel realistisch. Auch die Marke Denza, die jüngst noch unter der Kontrolle von Mercedes stand, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die zehn größten Autoproduzenten der Welt nach Verkaufszahlen im Jahr 2022:
Wie BYD den Absatz verdoppeln möchte
BYD kennt sich mit Wachstum aus. Das Unternehmen hat 13 Jahre gebraucht – von 2008 bis 2021 – um sein einmillionstes NEV zu feiern. Seitdem wachsen die Absätze exponentiell. Das hat einerseits mit einem grundsätzlichen Wandel des Automarktes zu tun. Elektroautos gewinnen global an Bedeutung und China ist nicht nur der größte Automarkt der Welt, sondern in dieser Branche auch Innovationstreiber. Andererseits ist BYD weniger anfällig für Lieferkettenprobleme. Der Konzern, der seine Wurzeln in der Batterieproduktion hat, hat frühzeitig die gesamte Wertschöpfungskette integriert. Vom Abbau der Rohstoffe bis zur Produktion von Akkus. Die verkauft der Konzern sogar an Mitbewerber.
Doch ein Problem hat BYD. Die Marke ist vor allem für eher günstige Modelle bekannt. BYD dominiert den Markt bei Modellen, die zwischen 100.000 und 200.000 Yuan kosten – 12.500 bis 25.000 Euro. Hier kommt Denza ins Spiel. Mercedes gründete die Marke im Jahr 2011 als Gemeinschaftsprojekt mit BYD. Ziel damals war es, der “erfolgreichste Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in China zu werden”. Im Jahr 2014 kam das erste Fahrzeug auf den Markt. Bis zum Jahr 2021 verkaufte die Marke insgesamt gerade einmal 23.000 Stück. Mercedes hielt 50 Prozent an dem Projekt und einen Großteil an BYD. Im Dezember 2021 gab Mercedes-Benz bekannt, seinen Anteil auf 10 Prozent zu reduzieren, BYD erhöhte seinen Anteil der Gemeinschaftsfirma Shenzhen Denza New Energy Automotive auf 90 Prozent zu erhöhen.
Denza setzt auf hochpreisige E-Autos
Die deutsche Strategieberatung Berylls analysierte damals, dass das Design zwar passe, der Preis aber zu hoch sei. BYD kam seit der Übernahme zum exakt gegenteiligen Schluss. Das erste Fahrzeug unter Leitung der Chinesen wurde im Oktober 2022 der Denza D9. Ein Van mit brutaler Optik, der umgerechnet ab 43.000 Euro zu haben ist. Mit diesem neuen, auffälligen Design verkaufte sich das Auto innerhalb der ersten acht Monate 55.500 Mal, obwohl der Wagen zu den teuersten im BYD-Portfolio gehört. Das neue Elektro-SUV Denza N7, das seit Anfang Juli zu haben ist, folgt diesem Muster – auffälliges Design, höherer Preis (ab 39.000 Euro).
Die Luxussubmarke Yangwang rundet das Produktportfolio seit Anfang 2023 nach oben ab. Hier gibt es bislang den Offroad U8, der für rund 137.000 Euro zu haben ist. Für einen ähnlichen Preis wird es noch in diesem Jahr auch den Sportwagen U9 geben. “Um hohe Stückzahlen zu erreichen, ist es notwendig, unterschiedliche Marken zu haben, die verschiedene Menschen mit Produkten auf allen Preisniveaus ansprechen, sowohl auf dem chinesischen als auch auf dem globalen Markt”, kündigte Zhao Changjiang, Vertriebsmanager von BYD, an. Ziel sei es, dass BYD ein ebenso breites Portfolio hätte wie Volkswagen.
BYD wird vom Partner zum Konkurrenten
Mit diesen hochpreisigen Modellen ist BYD zu einem direkten Konkurrenten von Mercedes geworden. Das deutsche Unternehmen setzt verstärkt auf luxuriöse Modelle. Dass Mercedes überhaupt noch zehn Prozent an Denza hält, dürfte eine strategische Überlegung sein. Mercedes hat eine Electric-Only-Strategie ausgerufen und möchte ab Ende des Jahrzehnts nur noch E-Autos verkaufen. BYD ist ein wichtiger Lieferant für Akkus. Parallel zum damaligen Denza-Debakel im Jahr 2021 kündigte Hubertus Troska, Vorstandsmitglied der Damler AG und verantwortlich für den chinesischen Markt, an, die Zusammenarbeit eher zu intensivieren.
Zur Wachstumsstrategie von BYD gehört auch ein verstärkter Export. Allein Januar und Februar 2023 exportierte die Marke 55.000 Fahrzeuge. Das sind mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2022 (25.000). Vor allem Europa steht hierbei im Fokus – seit September 2022 sind ausgewählte BYD-Modelle auch in Deutschland zu haben.
Autoindustrie
News
Putin nach Peking eingeladen
Chinas Staatschef Xi Jinping hat offenbar Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu einem Staatsbesuch eingeladen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Tass laut einer Meldung der South China Morning Post. Der Aussage eines russischen Diplomaten zufolge hat Xi gegenüber Walentina Iwanowna Matwijenko, der Vorsitzenden des Föderationsrates der Russischen Föderation, die Erwartung geäußert, dass er Putin in Peking empfangen könne. Als Zeitpunkt für den Besuch ist der Oktober geplant. fin
Russland
Große Militärübung rund um Taiwan
Chinas Militär hat am Mittwoch eine groß angelegte Übung rund um Taiwan fortgesetzt. Es ist der zweite Tag, an dem Militäreinheiten um die Insel vor der chinesischen Küste den Ernstfall trainierten.
Taiwans Verteidigungsministerium teilte mit, dass es ab 7 Uhr morgens 38 chinesische Flugzeuge über dem Meer entdeckt habe, darunter J-10- und J-16-Kampfflugzeuge. Etliche hätten die Mittellinie der Taiwanstraße überquert, eine inoffizielle Grenze, die als Pufferzone zwischen China und der Insel betrachtet wird. Andere seien in den Luftraum südöstlich oder südwestlich der Insel eingedrungen. China äußerte sich bislang nicht zu den Truppenbewegungen. Taiwan plant, noch in diesem Monat seine jährlichen Militärübungen zur Vorbereitung auf eine mögliche Invasion abzuhalten. Experten warnen regelmäßig vor einem chinesischen Angriff.
Das chinesische Staatsfernsehen berichtet hingegen von einer anderen Übung des chinesischen Militärs. Mit Hubschraubern und Drohnen sei die Rettung verwundeter Soldaten von einer Insel geprobt worden, berichtete CCTV am Dienstag. Die Übung wurde demnach vom Eastern Theatre Command der Volksbefreiungsarmee auf einer unbekannten Insel vor der Ostküste der Provinz Zhejiang durchgeführt. Das Eastern Theatre Command ist für die Überwachung der Taiwanstraße zuständig. Aus dem Bericht ging jedoch nicht hervor, wann die Rettungsübung stattfand. Ziel sei es, die Evakuierung verwundeter Soldaten von “Mittel- bis Ferninseln” sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten zu beschleunigen. rad
Geopolitik
Militär
Taiwan
Paraguay hält an Taiwan fest
Auch Paraguays künftige Regierung wird an der Partnerschaft mit Taiwan festhalten. Sein Land werde weiterhin an der Seite Taiwans stehen, sagte der designierter Präsident Santiago Peña am Mittwoch in Taipei bei seinem Treffen mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen. “Wir werden keine Kompromisse bei den Werten und Idealen eingehen”, betonte Peña.
Nur noch 13 Staaten unterhalten überhaupt noch diplomatische Beziehungen zu Taiwan. Zuletzt gelang es der Führung in Peking, Honduras zur Abkehr von Taiwan zu bewegen. flee
Geopolitik
Spähangriff chinesischer Hacker
Chinesische Hacker haben sich Microsoft zufolge Zugang zu Outlook-E-Mail-Konten von rund 25 Organisationen verschafft. Zu den Zielen der großangelegten Kampagne gehörten auch Regierungseinrichtungen, teilte Microsoft am Mittwoch mit.
Die Hacker-Gruppe, die Microsoft als “Storm-0558” bezeichnet, habe vor allem Stellen in Westeuropa ins Visier genommen. Microsoft habe alle betroffenen Organisationen direkt informiert. Um welche Einrichtungen oder Regierungen es sich konkret handelt, ließ der US-Konzern offen. Von der chinesischen Botschaft in London gab es zunächst keine Stellungnahme. Die Führung in Peking weist regelmäßig Vorwürfe zurück, dass sich der chinesische Staat an Hacking-Kampagnen beteilige.
Laut Microsoft begann die Cyberspionage im Mai. Dabei fälschten die Hacker Authentifizierungs-Codes, um auf Outook-E-Mail-Konten im Internet zugreifen zu können. Betroffen waren offenbar auch E-Mails der US-Regierung. Deren nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan, sagte dem Sender ABC, die USA hätten die Übergriffe auf Konten der amerikanischen Bundesregierung ziemlich schnell entdeckt und ein weiteres Eindringen verhindert. Die Zuständigen hätten sofort Kontakt zu Microsoft aufgenommen, um die Schwachstelle in dessen Cloud-Service zu finden. Betroffen seien “nicht geheime Systeme”, sagte Sullivan, ohne Details zu nennen. rtr
Hacker
Microsoft
Spionage
Technologie
USA
Ermittlungen gegen Nike
Die kanadische Ombudsstelle für verantwortungsvolles Wirtschaften hat der Nachrichtenagentur AFP zufolge Ermittlungen gegen das kanadische Tochterunternehmen des US-Sportartikelherstellers Nike sowie eine kanadische Bergbaufirma wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen in China eingeleitet. Die Unternehmen stünden im Verdacht, entlang ihrer Lieferketten von uigurischen Zwangsarbeitern profitiert zu haben, erklärte die Behörde am Dienstag laut AFP. Nike Canada soll demnach mit chinesischen Unternehmen zusammengearbeitet haben, die Zwangsarbeiter der muslimischen Minderheit einsetzen.
Eine Gruppe von Menschenrechtsorganisationen hatte im vergangenen Juni Beschwerde gegen Nike und das Bergbauunternehmen Dynasty Gold eingereicht. Der Ombudsstelle zufolge gibt Nike mittlerweile an, keine Verbindungen mehr zu den fraglichen chinesischen Unternehmen zu haben. Dynasty Gold habe erklärt, es habe keine operative Kontrolle mehr über die Mine und die Anschuldigungen seien erst aufgekommen, nachdem es sich aus der Region zurückgezogen habe. flee
Kanada
Menschenrechte
Nike
Xinjiang
Bemannte Mondlandung bis 2030
China hat seine Pläne für eine bemannte Mondlandung innerhalb der nächsten sieben Jahre bekräftigt. Bis 2030 sei eine bemannte Mondlandung geplant, sagte Zhang Hailian, leitender Ingenieur des staatlichen Raumfahrtprogramms am Dienstag auf einem Raumfahrtforum in der zentralchinesischen Metropole Wuhan.
Konkret sollen zwei Raketen zum Mond geschickt werden: Eine soll das Raumschiff transportieren, das auf der Oberfläche landen wird, die andere die chinesischen Taikonauten. Sie sollen wissenschaftliche Untersuchungen durchführen und Proben sammeln, mit denen sie anschließend zur Erde zurückkehren. Dafür arbeiten chinesische Wissenschaftler derzeit an der Entwicklung einer neuen Raketengeneration namens “Langer Marsch 10”, einer Mondlandefähre und weiterer Ausrüstung.
China und die USA liefern sich derzeit einen wahren Wettstreit darum, Menschen zum Mond zu schicken. Während China bis 2030 erstmals Taikonauten auf den Mond schicken will, planen die USA mit dem Projekt “Artemis” für Ende 2025 wieder eine bemannte Landung auf dem Erdtrabanten. Beide verfolgen dabei das Ziel, potenzielle Bodenschätze auf dem Mond zu erschließen. Ein anderer Aspekt ist die Einschließung von neuen Lebensräumen – auf dem Mond wie auch auf dem Mars. rad
USA
Weltraum
Presseschau
Hacker aus China offenbar in E-Mail-Konten westlicher Regierungen eingedrungen WELT Nato: Ungewöhnlich scharfe Töne gegen China BERLINER-ZEITUNG Bundesregierung beschließt China-Strategie am Donnerstag DVZ Mittellinie der Taiwanstraße überquert: Taiwan sichtet große Zahl chinesischer Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe RND US bill proposes “layered” Taiwan defense strategy TAIPEITIMES Taiwan: Präsidialamt weist Behauptung über Entwicklung biologischer Waffen zurück RTI Kanada: Ermittlungen gegen Nike wegen Zwangsarbeit in China SPIEGEL Opfer der “Antikorruptionskampagne” von Xi Jinping? China: Der mysteriöse Verbleib des Außenministers Qin Gang FINANZMARKTWELT “Der Beginn des Ukraine-Kriegs war für China eine Zäsur” MERKUR Rückschlag für China – haben die USA Druck auf Indien ausgeübt? Indien: Keine Pläne für eine gemeinsame BRICS-Währung FINANZMARKTWELT China’s New UN Internet Proposal Could Resonate with Growing Economies TECHPOLICY China-Geschäft kommt nicht in Schwung N-TV Der Yuan fällt und fällt – Experten erwarten anhaltende Schwäche HANDELSBLATT Punk und Kunst in China: Sogar “Shut Up” wird zensiert DEUTSCHLANDFUNKKULTUR Audi schielt auf Elektroplattform von China-Autobauer SAIC N-TV China: Solaranlage produziert neben Strom auch Salz und züchtet Garnelen TRENDINGTOPICS China Online Apparel Supplier’s Shares Double In Debut, Minting New Billionaire FORBES China bekräftigt Pläne für bemannte Mondlandung SCIENCE
Heads
Miao Wu – Mehr China-Kompetenz beim Nachwuchs fördern
Miao Wu ist überzeugt: “Diese Jugend gestaltet die Zukunft bunter!” Sie hofft auf eine vertrauensvollere Beziehung und mehr Verständnis zwischen China und Deutschland bei den nachwachsenden Generationen.
Wu sitzt dabei sozusagen in der ersten Reihe: Sie betreut die “Schülerakademien China”. Dabei kommen Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Orten zusammen, um über China zu lernen: Sprache, Geschichte, Geografie, aber auch interkulturelle Kompetenz und die Antwort auf Fragen wie “Warum bewerten die Chinesen manche Themen anders als wir?”
Die Akademien wurden vom Bildungsnetzwerk China und dem staatlichenTalentförderzentrum “Bildung & Begabung” ins Leben gerufen. Miao Wu arbeitet dort als Projektleiterin. Damit bietet die zentrale Stelle für Begabungsförderung in Deutschland mittlerweile unterschiedliche China-Formate an: Einsteiger-, Schüler- und Austauschakademie.
Hochmotivierte Jugendliche, begeisterte Kursleitende und ein ausgefeiltes Pädagogik-Konzept – von solchen Zuständen können viele Bildungseinrichtungen nur träumen. Bei den Schülerakademien China sei das jedoch die Realität, sagt Wu. “Als ich jugendlich war, hätte ich mir ein solches Förderprogramm sehr gewünscht, weil damals die Persönlichkeit und die individuellen Interessen kaum berücksichtigt wurden. Es zählte allein die gute Abschlussnote beim Gao Kao (Nationale Hochschulprüfung in China, Anm.d.Red.).” Bei den Schülerakademien China wurde auf die Schaffung einer geschützten Umgebung geachtet, in der junge Menschen ihre Begabungen und ihre Persönlichkeit frei entwickeln können.
Für ein reflektiertes China-Bild
Miao Wu wuchs in der zentralasiatischen Provinz Henan auf, studierte BWL und lernte an der zweiten Pekinger Fremdsprachenhochschule Deutsch. So konnte die gebürtige Chinesin ein weiteres Studium an der Georg-August-Universität Göttingen in VWL und Ostasienwissenschaft absolvieren. Bevor sie zu dem Talentförderzentrum Bildung & Begabung kam, war sie mehrere Jahre in der OIK gGmbH (Organisation für internationale Kontakte) tätig. Dort organisierte sie internationale Musikfestivals. Nun setzt sie sich für mehr Chinawissen in Deutschland ein.
Als Projektpartner steht ihr dabei das in Berlin ansässige Bildungsnetzwerk China zur Seite. Dessen Ziel ist es, China-Kompetenz an deutschen Schulen auszubauen und den Austausch zwischen jungen Menschen der beiden Länder anzuregen. Miao Wu findet: “Die Vermittlung von China-Kompetenz in der deutschen Schullandschaft ist unterrepräsentiert, zudem gibt es keinen regelmäßigen Austausch.” Angesichts der wachsenden Bedeutung Chinas in der Welt fragt sie sich, warum nicht mehr Schulen Chinesisch unterrichten.
Ihr Aufruf an alle jungen Lernenden lautet: “Findet eine Möglichkeit, euch ein eigenes und reflektiertes China-Bild zu machen.” Die Akademien, in denen sich Jugendliche innerhalb verschiedener Module intensiv mit dem großen und vielfältigen Land befassen können, sind ein guter Anfang. Juliane Scholübbers
Bildung
Gesellschaft
Personalien
Zhou Ji wurde diese Woche zum neuen stellvertretenden Direktor des Büros für Hongkong- und Macau-Angelegenheiten (HKMAO) ernannt. Der 59-Jährige ist seit 2021 stellvertretender Gouverneur von Henan und Sekretär der Provinzkommission für politische und rechtliche Angelegenheiten.
Peter Höcht ist neuer Vizepräsident für Deutschland, die Schweiz und China bei Carpenter Co., einem US-amerikanischen Hersteller von Schaumstoff, Fasern und Chemikalien. Der Einsatzort des Diplom-Chemikers ist Wolfhausen im Kanton Zürich.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Dessert
Ein bisschen Erfrischung gefällig? Temperaturen von über 40 Grad heizen weite Teile Chinas in diesen Tagen massiv auf. Da tut ein bisschen Nässe gut. Touristen vergnügen sich im Shunhuangshan National Forest in der Provinz Hunan mit Rafting, dem Trendsport in diesem Sommer – sofern es die Möglichkeit gibt. Denn viele Bäche führen angesichts der Hitze und Trockenheit gar nicht genug Wasser.