Table.Briefing: China

China-Kompetenz nach EU-Wahl + Afrikas Smartphone-König aus Shenzhen

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute stimmten die ersten EU-Bürgerinnen und -Bürger an den Wahlurnen über die künftige Zusammensetzung des Europäischen Parlaments ab. Vor allem die größeren Parteien haben sich mehr China-Kompetenz auf die Fahnen geschrieben. Wie sehr China auf das EU-Parlament Einfluss nimmt, wurde zuletzt wieder durch den Spionagefall des AfD-Mitarbeiters Jian Guo deutlich, oder auch durch Investigativrecherchen über die niederländische Partei NL Plan, die wohl von Pekings Einheitsfront finanziert wird.

Amelie Richter hat sich angesehen, wie es tatsächlich um die China-Kompetenz auf den EU-Wahllisten bestellt ist. Obwohl es im neu gewählten EU-Parlament wieder eine China-Delegation geben wird und durchaus China- und Taiwan-Experten dabei sind, lässt sich eines bereits sagen: die Lücke, die Reinhard Bütikofer, der profilierteste China-Kenner des EU-Parlaments, hinterlässt, wird so bald kaum zu füllen sein.

Zhu Zhaojiang, der Gründer der Smartphone-Firma Transsion wusste, dass er in seiner Heimat zu spät dran war. Der chinesische Markt für Handys war gesättigt, die Konkurrenz zu stark. Stattdessen wagte der Hersteller aus Shenzhen einen mutigen Schritt. Er konzentrierte sich auf weniger kaufkräftige Märkte. Und das mit großem Erfolg. Im Globalen Süden und in Afrika sind Handys der Marke Transsion heute die Nummer Eins, die Marke bekannter als Apple und Samsung. Die Wachstumsraten sind so enorm, dass sie die westliche Konkurrenz im internationalen Vergleich teilweise bereits in den Schatten stellen.

Dabei sind es ist nicht nur die vergleichsweise günstigen Preise, die den Siegeszug möglich gemacht haben, schreibt Jörn Petring. Transsion-Smartphones sind besser auf die lokalen Gegebenheiten angepasst als die Geräte der Konkurrenz. Das heißt zum Beispiel, dass die Kamerafilter auf dunklere Hauttöne optimiert wurden und die Batterien länger halten. In Staaten, die regelmäßig von Stromausfällen betroffen sind, kann das ein echter Wettbewerbsvorteil sein.

Ihr
Fabian Peltsch
Bild von Fabian  Peltsch

Analyse

EU-Wahl: Wo im Europaparlament die China-Experten sitzen

Plenarsaal des EU-Parlaments.

Ab Donnerstag treten die ersten EU-Bürgerinnen und -Bürger an die Wahlurnen und stimmen über die künftige Zusammensetzung des Europäischen Parlaments ab. In den Niederlanden beginnt die EU-Wahl, in Deutschland findet die Abstimmung dann am Sonntag statt. Das künftige Parlament muss sich um China-Kompetenz bemühen – denn zumindest auf den deutschen Wahllisten herrscht Sinologen-Mangel. 

“Personell gibt es eine große Lücke in der China-Kompetenz auf den EU-Wahllisten”, sagt Marina Rudyak, Sinologin von der Universität Heidelberg. “Dass der Umgang mit der Volksrepublik ein wichtiges Thema für die Zukunft der EU ist, spiegelt sich zwar teilweise in den Programmen, aber nicht in den Kandidatenlisten wirklich wider.”

Außenpolitik-Fokus auf Ukraine und Russland

Der Grünen-Europapolitiker und profilierteste China-Kenner des EU-Parlaments, Reinhard Bütikofer, tritt nicht mehr an. Die Sinologin Janka Oertel, Direktorin des Asienprogramms beim European Council on Foreign Relations, wurde nicht auf die Europa-Liste der Grünen gewählt. “Bei den Grünen fällt mit Bütikofer ein Kern der China- und Asienkompetenz weg”, sagt Rudyak.

Mit Sergey Lagodinsky gebe es noch einen Außenpolitiker, allerdings mit Fokus auf Russland und Ukraine. “Auch bei der FDP ist mit Agnes Strack-Zimmermann der Fokus doch mehr auf dieser Region und nicht auf China und Asien.” 

Rudyak sieht ein größeres Problem: “Ich denke, die Dringlichkeit des China-Themas ist bewusst, das spiegelt sich auch in den Wahlprogrammen wider. Aber die personellen Schritte, die daraus folgen müssten, das heißt, Kandidatinnen und Kandidaten mit China-Kompetenz, die wurden nicht gemacht. Mit Außenpolitik gewinnt man eben keine Wahlen. Es wird davon ausgegangen, dass das außerhalb der China-Bubble niemanden interessiert”.

Im Wahlkampf spielte China primär für den Bereich der wirtschaftlichen Sicherheit eine Rolle, allerdings nur auf hoher EU-Ebene, beispielsweise bei der Debatte der Spitzenkandidaten. In Deutschland selbst hörte man zum Thema China im EU-Wahlkampf verschwindend wenig. “Die CDU scheint auf Bundesebene jetzt in der Opposition engagierter in Sachen China-Kompetenz, ihr Wahlprogramm geht aber im Vergleich zu anderen wenig auf China ein”, sagt Rudyak.

China-Delegation soll Kräfteverhältnis im EU-Parlament wiedergeben

Im neu gewählten EU-Parlament wird es auch wieder eine China-Delegation geben. Die Delegationen sind für den interparlamentarischen Austausch mit Nicht-EU-Staaten gedacht – was im Fall von China ohnehin eher schwer umsetzbar ist. Peking hatte zudem Sanktionen gegen den bisherigen Vorsitzenden der China-Delegation, den Grünen-Politiker Bütikofer, verhängt. Die aktuelle Delegation hat 37 vollwertige Mitglieder und 34 Stellvertreter. In der Regel soll die Zusammensetzung auch das Kräfteverhältnis im EU-Parlament widerspiegeln. 

Neben Bütikofer saßen von den Grünen bisher auch Henrike Hahn und Alexandra Geese in der China-Delegation. Als Stellvertreterin war Viola Cramon-Taubadel als Menschenrechtsexpertin Teil der Delegation. René Repasi von der SPD ist stellvertretender Vorsitzender der China-Delegation, sein Partei-Kollege Thomas Rudner ist Mitglied. Die deutschen Liberalen sind mit Moritz Körner vertreten.

Die CDU/CSU hat bisher drei Vertreter in der Delegation. Zwei davon treten bei der EU-Wahl 2024 aber nicht mehr an: Markus Pieper und Karolin Braunsberger-Reinhold stehen nicht zur Wahl. CSU-Politikerin Monika Hohlmeier steht in Bayern auf der Liste. Die Linke hatte bisher ein stellvertretendes Mitglied in der China-Delegation, Helmut Scholz. Die AfD oder Freie Wähler waren bisher nicht in der Delegation vertreten. 

Indirekte China-Kompetenz für Handel und Taiwan

Indirekt beschäftigt das Thema China aber nicht nur die Delegation, sondern mehrere Ausschüsse des EU-Parlaments. Grünen-Politikerin Anna Cavazzini war beispielsweise federführend bei der Gesetzgebung zum EU-Lieferkettengesetz. SPD-Europapolitiker Bernd Lange war bisher der Vorsitzende des mächtigen EU-Handelsausschusses, der unter anderem das Investitionsabkommen CAI abgesägt und Handelsinstrumente wie das Anti-Coercion-Instrument gegen wirtschaftlichen Zwang verantwortet hat. Auch SPD-Politiker Joachim Schuster war Teil des Ausschusses. Er tritt erneut zur Wahl an in Bremen/Bremerhaven, wo unter anderem BYD regelmäßig mit seinem Superfrachter gefüllt mit E-Autos anlegt. 

Die CDU-Politiker Daniel Caspary und Michael Gahler verfügen ebenfalls über Erfahrung mit China. Caspary war die treibende Kraft hinter dem International Procurement Instrument, das nun erstmals im Fall von Medizintechnik angewandt wurde. Gahler ist der Vorsitzende der Taiwan-Freundschaftsgruppe des EU-Parlaments und war ebenfalls im März 2021 von Peking sanktioniert worden.

Die Freundschaftsgruppen sind keine offiziellen Gremien des Europaparlaments. Eine China-Freundschaftsgruppe war nach einem Finanzierungs-Skandal aufgelöst worden. Die Freien Wähler im Europaparlament haben mit Engin Eroglu einen Experten, der auf die Rechte der Uiguren in China hinweist. 

AfD-Kandidat Krah mit direkten Peking-Verbindungen

Bei der Partei Volt wird China im aktuellen Wahlprogramm nicht groß erwähnt. Ob sich auf der Liste Kandidaten mit China-Kompetenz befinden, wurde von der Partei auf Anfrage nicht beantwortet. 2020 hatte Volt ein China-Proposal herausgegeben. 

Bleibt noch: die AfD. Deren Kandidat Maximilian Krah hatte in den vergangenen Wochen für einen Skandal nach dem anderen gesorgt, unter anderem wegen seines chinesischen Assistenten, der mutmaßlich direkt für Peking spionierte. Krah war bis Ende Januar auch Mitglied im Handelsausschuss und saß in der USA-Delegation. 

Die Satire-Partei “Die Partei” hatte vor ein paar Jahren ihren eigenen China-Skandal: Nico Semsrott war 2021 nach einem rassistischen Tweet von Partei-Kollege Martin Sonneborn aus der Partei ausgetreten. Sonneborn hatte in einem humoristisch gemeinten Tweet den Rassismus verwendet, dass Asiaten kein “R” aussprechen könnten. 

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  • Europapolitik
  • Europawahlen 2024
  • Uiguren
  • wirtschaftliche Sicherheit
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Transsion: Wie ein Smartphone-Hersteller aus Shenzhen den Globalen Süden erobert

Mitarbeitende von Transsion in einer Fabrik des Unternehmens in Narayanganj, Bangladesh.

Tecno, Itel, Infinix: Die Namen dieser Smartphone-Marken mögen im Westen weitgehend unbekannt sein, in Afrika und zunehmend auch in anderen Regionen des globalen Südens sind sie vielen Menschen jedoch zum Teil bereits geläufiger als Apple oder Samsung.

Hinter den Geräten steht das Unternehmen Transsion mit Sitz im südchinesischen Shenzhen. Ebenfalls ein Name, den man im Westen bisher eher nicht auf dem Radar hat. Dabei hat sich der Konzern in den vergangenen Jahren ein gewaltiges Stück vom globalen Smartphone-Markt gesichert.

Im jüngsten Ranking der weltweit größten Hersteller des Marktbeobachters IDC schaffte es Transsion hinter Samsung, Apple und Xiaomi auf den vierten Platz. Beeindruckend sind vor allem die Wachstumsraten des Unternehmens: Samsung verkaufte von Januar bis März 60,1 Millionen Smartphones, ein Minus von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei Apple ging der Absatz sogar um 9,6 Prozent auf 50,1 Millionen iPhones zurück. Xiaomi verkaufte 40,8 Millionen Geräte (+33,8 Prozent). Doch beim Wachstum alles in den Schatten stellte Transsion mit einem Plus von 84,5 Prozent und 28,5 Millionen verkauften Geräten. Selbst bei künftig etwas geringeren Wachstumsraten scheint die globale Smartphone-Krone für den Konzern erreichbar.

Wachstum ohne Heimatmarkt

Erstaunlich ist, dass Transsion, das 2006 noch unter dem Namen Tecno Mobile gegründet wurde, zu seiner heutigen Größe gewachsen ist, ohne von seinem gigantischen Heimatmarkt zu profitieren. Denn Gründer Zhu Zhaojiang traf damals eine weitsichtige Entscheidung: Ihm war klar, dass es schwierig werden würde, auf dem hart umkämpften chinesischen Markt Fuß zu fassen, auf dem damals eine ganze Reihe von Unternehmen mit ihrer Smartphone-Produktion in den Startlöchern standen. Sowohl Huawei als auch Oppo bereiteten damals die Markteinführung ihrer ersten Geräte vor. Einige Jahre später folgte Xiaomi.

Die damalige Situation erinnert ein wenig an die der Elektroautohersteller in China heute. Zu viele Unternehmen wollen sich auf dem heimischen Markt behaupten und können deshalb kaum profitabel wirtschaften. Zhu Zhaojiang ging einen anderen Weg: Er ließ den chinesischen Smartphone-Markt unangetastet und spezialisierte sich stattdessen auf günstige Geräte für den afrikanischen Markt. 

Marktführer nicht nur in Afrika

2017 wurde sein Unternehmen erstmals Marktführer auf dem Kontinent und gilt spätestens seitdem als “Smartphone-König von Afrika”. Seitdem liegt der Marktanteil in Afrika stets zwischen 40 und 50 Prozent. Seit langem expandiert Transsion auch erfolgreich in den Nahen Osten und nach Südasien, wo das Unternehmen unter anderem in Pakistan und Bangladesch Marktführer ist. Transsion hat Fabriken in Äthiopien, Indien und Bangladesch errichtet, die Produkte für die lokalen Märkte herstellen und liefern.

Einen Vorteil verschafft sich das Unternehmen, indem es speziell für die Bedürfnisse afrikanischen Kunden Geräte anbietet. Zum Beispiel Smartphones mit Kameras, die für dunklere Hauttöne optimiert sind. Ein weiteres technologisches Merkmal, das besonders in Afrika und Südasien Anklang findet, ist die Dual-SIM-Funktionalität.

Hard- und Software für lokale Bedürfnisse

Diese ermöglicht es Nutzern, zwei verschiedene SIM-Karten gleichzeitig zu nutzen, was bei der häufigen Netzwerkinstabilität und den unterschiedlichen Tarifstrukturen in diesen Regionen von großem Vorteil ist. Transsion hat auch in die Entwicklung von Smartphones mit längerer Batterielebensdauer investiert, was in Regionen, in denen Stromausfälle häufig sind und der Zugang zu Stromquellen limitiert sein kann, besonders wichtig ist.

Neben Hardwareanpassungen hat Transsion Softwarelösungen speziell für seine Märkte entwickelt. Beispielsweise bietet die Musik-App Boomplay, die auf den afrikanischen Markt zugeschnitten ist, lokale Musikinhalte, die auf den Geschmack der Nutzer abgestimmt sind. Ähnlich verhält es sich mit der Nachrichten-App Scooper, die lokale und internationale Nachrichten in einem für lokale Leser relevanten Format liefert. Beide Apps haben jeweils mehr als 50 Millionen Nutzer pro Monat.

  • Shenzhen
  • Smartphone
  • Technologie
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News

CO₂-Fußabdruck: Wie China künftig die Emissionen von Industrieprodukten berechnet

China hat ein neues System für Messung und Management des CO₂-Fußabdrucks seiner Industrieprodukte angekündigt. Das neue “Kohlenstoff-Fußabdruck-Managementsystem” wird beim Umweltministerium aufgehängt sein und 2027 in Kraft treten, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Strategiepapier. Es solle Standards für die Messung der CO₂-Emissionen von etwa 100 Schlüsselprodukten der chinesischen Wirtschaft festlegen.

Die Standards sollen zuerst für Produkte mit hohem CO₂-Ausstoß wie Kohle und Erdgas gelten, sowie für Exportprodukte wie Stahl, Aluminium, Lithium-Ionen-Batterien und Elektrofahrzeuge. Das Umweltministerium erklärte, es hoffe, die Richtlinien bis 2030 auf 200 Produkte auszuweiten.

Erst vergangene Woche hatte der Staatsrat einen neuen Aktionsplan zur Emissionsreduktion für die Jahre 2024 und 2025 vorgelegt. Demnach sollen vor allem Schlüsselindustrien von der Stahlproduktion bis zum Transportwesen ihre CO₂-Emissionen senken. Das neue Fußabdruck-System ergänzt diese Pläne und könnte Analysten zufolge eine wichtige Rolle bei Chinas Bemühungen spielen, die Emissionen im verarbeitenden Gewerbe zu reduzieren – und somit auch Handelskonflikte sowie Einfuhrzölle im Rahmen des künftigen CO₂-Grenzausgleichs (CBAM) der EU vermeiden helfen.

Der Schritt zeige, dass China daran arbeitet, zu der EU-Gesetzgebung aufzuschließen, die bereits “klare Regeln für die Messung und Offenlegung des CO₂-Fußabdrucks von Produkten aufgestellt hat”, sagte Ma Jun, Direktor des unabhängigen Institute of Public and Environmental Affairs in Peking. “China ist in dieser Hinsicht ein Nachzügler, sodass es noch einige Lücken zu schließen gilt”, so Ma. Der CBAM soll 2026 in Kraft treten. rtr/ck

  • CBAM
  • CO2-Emissionen
  • Klimapolitik
  • Klimaschutz
  • Recycling

Nio: Was der E-Auto-Hersteller mit seinem dritten Werk vorhat

Der Elektroautohersteller Nio hat die Genehmigung für den Bau eines dritten Werks mit einer Kapazität von bis zu 600.000 Fahrzeugen erhalten, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Wenn das neue Werk voll ausgelastet wird, könnte das Unternehmen insgesamt bis zu eine Million Autos pro Jahr produzieren.

Das neue Werk “F3” befindet sich in der Stadt Huainan in der östlichen Provinz Anhui und wird in erster Linie Fahrzeuge für die im Mai neu eingeführte preisgünstige Automarke Onvo von Nio produzieren, fügten die Personen hinzu.

Chinas staatliche Planer winken Pläne für neue EV-Produktionsstätten aufgrund von Überkapazitätssorgen und nachlassender Nachfrage seit 2022 nur noch vorsichtig durch. Nio sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass es bei dem Unternehmen keine Überkapazitäten gebe.

Nio teilte Reuters mit, dass mit dem Bau des Werks bereits begonnen wurde und eine Kapazität von 100.000 Einheiten im Einschichtbetrieb geplant sei. Das Unternehmen antwortete nicht auf die Frage, ob die Kapazität des F3-Werks später auf die theoretisch möglichen 600.000 Einheiten erweitert wird. rtr

  • Elektromobilität
  • Industrie
  • Nio

“Dual-Use”-Güter: Wie Moskau sich mit Peking solidarisch erklärt

Als “Erpressung” hat der Kreml am Mittwoch eine Äußerung von US-Finanzministerin Janet Yellen bezeichnet, wonach Washington mit Sanktionen reagieren werde, falls China seine Exporte von “Dual-Use”-Gütern nach Russland erhöhe. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, Washingtons Ton sei völlig inakzeptabel und Moskau stehe solidarisch zu Peking. “Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass unsere chinesischen Genossen eine solche Sprache, solche Botschaften und Drohungen, eine solche Erpressung nicht akzeptieren”, sagte Peskow vor Reportern. Politiker in den USA müssten erkennen, dass man so nicht mit einer Wirtschafts-Großmacht wie China sprechen kann, so Peskow.

Die USA behaupten, dass China durch die Lieferung von Gütern, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können, die russischen Kriegsanstrengungen in der Ukraine unterstütze. “Ich habe auf höchster Ebene der chinesischen Regierung sehr deutlich gemacht, dass wir dies nicht dulden werden und dass wir beabsichtigen, diese Aktivitäten zu sanktionieren”, sagte Yellen am Dienstag. rtr

  • Diplomatie
  • Ukraine-Krieg

Solarhersteller: Warum Longi Produktionslinien im Ausland schließen will

Der chinesische Solarriese Longi Green Energy Technology plant, einige Produktionslinien in seinen Fabriken in Malaysia und Vietnam stillzulegen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Caixin unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Unternehmens. 

Grund ist das Auslaufen einer zweijährigen Zollbefreiung, die die USA mehreren südostasiatischen Ländern gewährt haben. Sie galt seit 2022 für Solarprodukte, die aus Malaysia, Kambodscha, Thailand und Vietnam in die USA eingeführt werden. Die Zollbefreiung sollte helfen, die Nachfrage nach diesen Produkten in den USA zu decken. Importe von Solarzellen aus China sind dagegen mit hohen Zöllen belegt. Erst Mitte Mai beschloss die US-Regierung, die Zölle auf aus China importierte Solarzellen von 25 auf 50 Prozent zu verdoppeln.

Chinesische Unternehmen umgingen diese hohen US-Zölle, indem sie ihre Lieferketten in die südostasiatischen Länder verlagerten und von dort aus in die USA exportierten. Eine Strategie, die auch Unternehmen anderer Industrien verfolgen.

Auf die Anfrage von Caixin zu den Produktionskürzungen sagte Longi, das Unternehmen habe die Produktionspläne in einigen seiner Standorte aufgrund betrieblicher Herausforderungen wie Änderungen der Produktpreise und der Handelspolitik “angepasst”. jul

  • Handelsstreit
  • Longi
  • Solarindustrie

Presseschau

Profitiert die heimische Wirtschaft? Warum Stahlkonzern Voestalpine sich bei China-Autos Chancen ausrechnet MERKUR
“Startpunkt für autonomes Fahren” – China genehmigt Tests im Verkehr N-TV
China’s plan to sell cheap EVs to the rest of the world FINANCIAL TIMES
A Chinese agency working with Russia has been trying to source drone jammers CNN
Gaspipeline “Kraft Sibiriens 2”: Warum China Russlands Gasangebot skeptisch sieht WIWO
Korruption in China: Banker auf der Todesliste ZEIT
Chinas Dienstleistungssektor kurbelt Arbeitsmarkt an HANDELSBLATT
Weil die Verkäufe schwächeln: 1000 Arbeiter einer E-Autofabrik in China sollen kündigen oder Mindestlohn akzeptieren BUSINESS INSIDER
Hört Xi Jinping jetzt doch auf Marktwirtschaftler? THE EUROPEAN
Weniger Neugründungen: Volksrepublik bringt nicht mehr so viele Start-ups hervor FAZ
Like a pop star, Nvidia’s CEO Huang stirs up “Jensanity” in Taiwan REUTERS
Hackerangriff auf Bergbaukonzern in Australien – einen Tag nach Rauswurf von chinesischem Investor RND
Johannesburg: The Evolving Face of Chinatown and South African Chinese VOA NEWS

Heads

Die entscheidenden Köpfe der China-Szene – NGOs


Kai Müller – Geschäftsführer International Campaign for Tibet (ICT) Deutschland

Kai Müller ist seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Menschenrechtsorganisationen aktiv. Seit 2005 ist er Geschäftsführer Deutschland der International Campaign for Tibet. Er koordiniert und steuert Projekte im Bereich Advocacy auf nationaler und internationaler Ebene. Als Sachverständiger klärt er im Bundestag den Berliner Politikbetrieb über chinesische Menschenrechtsverbrechen auf. Als Lobbyist setzt er sich in diversen Gremien der Vereinten Nationen für die Belange des tibetischen Volkes ein.

Tenzyn Zöchbauer – Geschäftsführerin bei der Tibet Initiative Deutschland e.V.

Tenzyn Zöchbauer, deren Mutter Tibeterin ist, wurde 1991 in Wien geboren. Sie ist regelmäßig bei Protestveranstaltungen anzutreffen, die sich für ein selbstbestimmtes Tibet einsetzen, aber auch die Einflussnahme der chinesischen Regierung anprangern und sich mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in China solidarisieren, etwa den Weißblatt-Demonstrationen junger Chinesen und Chinesinnen im Dezember 2022. Zöchbauers Großmutter war Anfang der 1960er Jahre aus Tibet geflohen. Sie selbst hofft, Tibet eines Tages als ein freies Land bereisen zu können.

Glacier Kwong – Aktivistin

Glacier Chung Ching Kwong wurde 2019 zum Gesicht der Hongkonger Protest-Bewegung in Deutschland. Zusammen mit dem bekanntesten Hongkonger Aktivisten Joshua Wong warb sie an Orten wie der Berliner Humboldt-Uni oder der Bundespressekonferenz um Unterstützung. Kwong arbeitet heute im Sekretariat der Inter-Parliamentary Alliance on China als leitende Analystin mit Schwerpunkt Überwachung und digitaler Widerstand. Sie ist Doktorandin der Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg und ehemalige Sprecherin der Hongkonger Internetrechtsgruppe Keyboard Frontline.

Ray Wong – Vorsitzender Freiheit für Hongkong e.V.

Ray Wong Toi-yeung ist Demokratie-Aktivist aus Hongkong und Berater der NGO Hong Kong Watch. Im Jahr 2015 gründete er in seiner Heimatstadt die politische Gruppe “Hong Kong Indigenous”. Sie wurde zu einer der führenden Parteien in der pro-demokratischen Bewegung Hongkongs. 2016 wurde Wong wegen seines politischen Aktivismus inhaftiert. Ihm drohten bis zu zehn Jahre Gefängnis. Im Jahr 2017 floh er deshalb aus Hongkong und erhielt im darauffolgenden Jahr Asyl in Deutschland. Er lebt und studiert in Göttingen.

Nora Sausmikat – Leiterin Chinadesk Urgewald

Nora Sausmikat war als Auslandsstudentin in China, als die Niederschlagung auf dem Tiananmen-Platz das Land erschütterte. Geprägt von den Erlebnissen widmete sie sich bald der politischen Forschung zu Partizipation und Erinnerungskultur in China. Sie war am Aufbau des China-Programms der Stiftung Asienhaus beteiligt und entwickelte ein Austauschprogramm zwischen europäischen und chinesischen NGOs. Seit 2019 leitet Sausmikat den China Desk der Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisation Urgewald mit Sitz im westfälischen Sassenberg.

Li Shuo – Director Climate Hub der Asia Society

Li Shuo ist leitender politischer Berater für Greenpeace Ostasien. In seinen Kompetenzbereich fallen dabei Themen wie Luftverschmutzung, Energiepolitik, Wasser und Biodiversität. Li kam 2011 zu Greenpeace – in seinem Heimatland China eine der größten internationalen Nichtregierungsorganisationen. Li, der in Nanjing und Washington ausgebildet wurde, handelt multilaterale Umweltabkommen für die Organisation mit aus, bislang etwa das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD). 

Sandra Schulze – Geschäftsführerin bei Bildungsnetzwerk China gGmbH

Als neue Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerks China will Sandra Schulze künftig für mehr China-Kompetenz in Deutschland und insbesondere an den Schulen sorgen. Zuvor war sie Area Managerin für China bei der Investmentförderungsgesellschaft Berlin Partner. Schulze hat im Rahmen des Programms “Sprache und Praxis” des DAAD an der Beijing Foreign Studies University Chinesisch gelernt. Sie ist Alumna von “Die Zukunftsbrücke – Chinese-German Young Professional Campus”. Schon ihn ihrer Kindheit hat sie einige Jahre in China gelebt.

Hanno Schedler – Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)

Hanno Schedler setzt sich für die Rechte von religiösen, sprachlichen und ethnischen Minderheiten ein. Im Referat Genozid-Prävention und Schutzverantwortung der GfbV beschäftigt er sich seit 2008 unter anderem intensiv mit chinesischen Menschenrechtsverbrechen in Tibet oder Xinjiang. Am Rande von Aktionärsversammlungen von BASF oder Volkswagen macht Schedler auf die Verantwortung deutscher Konzerne aufmerksam, oder er informiert in der Bundespressekonferenz über die Lage der Uiguren. Schedler studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Sinologie in Trier und im französischen Rennes.

Haiyuer Kuerban – Direktor des Berliner Büros des Weltkongresses der Uiguren

Der 40-Jährige gibt dem tragischen Schicksal der Uiguren in Xinjiang durch sein politisches Engagement ein Gesicht. Als Direktor des Berliner WUC-Büros in Berlin koordiniert Kuerban die Aktivitäten von rund 30 Organisationen, die sich für die Belange der Uiguren einsetzen. Kuerban leistet Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für sein Volk, das in China zum Schweigen verdammt ist. Im Austausch mit Politik und Medien thematisiert er die Menschenrechtsverbrechen durch die chinesische Regierung. Etliche enge Familienmitglieder leben weiterhin in Xinjiang und sind dort wie Millionen andere von chinesischen Repressionen betroffen.

Joachim Glatter – Präsident der Deutsch-Chinesischen Juristenvereinigung e.V.

Als Präsident der DCJV hilft Joachim Glatter, Kenntnis des chinesischen Rechts in der Bundesrepublik Deutschland sowie Kenntnis des deutschen Rechts in der Volksrepublik China zu fördern und Juristen beider Länder zu wissenschaftlichem Austausch zusammenzuführen. Glatter besitzt 25 Jahre Erfahrung in der Beratung von multinationalen und mittelständischen Unternehmen im chinesischen Auslandsinvestitions- und Handelsrecht sowie in der Schiedsgerichtsbarkeit in China. Er ist gelisteter Schlichter der China International Economic and Trade Arbitration Commission (CIETAC) und des Shanghai International Arbitration Center (SHIAC). Bis Ende 2014 war er Partner in verschiedenen internationalen Großkanzleien.

  • DAAD
  • IPAC
  • Tibet
  • Uiguren
  • UNFCCC

Personalien

Wang Wenbin, der Sprecher des Außenministeriums, wird Botschafter Chinas in Kambodscha. Der 53-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren in diplomatischen Missionen tätig, vor allem im Bereich der politischen Planung und Angelegenheiten afrikanischer Länder wie Senegal, Kamerun und Mauritius. Von 2018 bis 2020 war Wang als Botschafter in Tunesien aktiv. Von Juli 2020 bis Mai 2024 diente er als 32. Sprecher des Außenministeriums.

Raymond Greene wird ab Sommer 2024 der neue US-Vertreter beim American Institute in Taiwan, das als De-facto-Botschaft in Taipeh fungiert. Greene löst Sandra Oudkirk in diesem Amt ab. Greene war zuvor als stellvertretender Leiter des Instituts tätig sowie in den Vertretungen in Tokio und in verschiedenen Funktionen in Washington, die sich hauptsächlich auf Wirtschaftsbeziehungen konzentrierten.

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Dessert

Rap ist in China ein populärer Musikstil, der zwischen den Zeilen durchaus Sozialkritik transportieren kann. Eines der jüngsten Bespiele ist der Song “Factory” von Zhang Fangzhao. Der 27-Jährige, der durch die Castingshow “The Rap of China” einem größeren Publikum bekannt wurde, erzählt darin von der Flucht aus seiner Heimatstadt Jiaozuo in der Provinz Henan, die in den vergangenen Jahren Umweltverschmutzung, Massenentlassungen und Abwanderung erlebte. Das Musikvideo porträtiert die Gegend in trostlosen Farben, feiert aber auch die Resilienz ihrer Bewohner. Auf Social-Media traf der Song einen Nerv. Tausende Menschen teilten auf Kanälen wie Weibo ihre Erfahrungen, in Städten wie Shanghai noch immer als Hinterwäldler aus der Provinz diskriminiert zu werden.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    heute stimmten die ersten EU-Bürgerinnen und -Bürger an den Wahlurnen über die künftige Zusammensetzung des Europäischen Parlaments ab. Vor allem die größeren Parteien haben sich mehr China-Kompetenz auf die Fahnen geschrieben. Wie sehr China auf das EU-Parlament Einfluss nimmt, wurde zuletzt wieder durch den Spionagefall des AfD-Mitarbeiters Jian Guo deutlich, oder auch durch Investigativrecherchen über die niederländische Partei NL Plan, die wohl von Pekings Einheitsfront finanziert wird.

    Amelie Richter hat sich angesehen, wie es tatsächlich um die China-Kompetenz auf den EU-Wahllisten bestellt ist. Obwohl es im neu gewählten EU-Parlament wieder eine China-Delegation geben wird und durchaus China- und Taiwan-Experten dabei sind, lässt sich eines bereits sagen: die Lücke, die Reinhard Bütikofer, der profilierteste China-Kenner des EU-Parlaments, hinterlässt, wird so bald kaum zu füllen sein.

    Zhu Zhaojiang, der Gründer der Smartphone-Firma Transsion wusste, dass er in seiner Heimat zu spät dran war. Der chinesische Markt für Handys war gesättigt, die Konkurrenz zu stark. Stattdessen wagte der Hersteller aus Shenzhen einen mutigen Schritt. Er konzentrierte sich auf weniger kaufkräftige Märkte. Und das mit großem Erfolg. Im Globalen Süden und in Afrika sind Handys der Marke Transsion heute die Nummer Eins, die Marke bekannter als Apple und Samsung. Die Wachstumsraten sind so enorm, dass sie die westliche Konkurrenz im internationalen Vergleich teilweise bereits in den Schatten stellen.

    Dabei sind es ist nicht nur die vergleichsweise günstigen Preise, die den Siegeszug möglich gemacht haben, schreibt Jörn Petring. Transsion-Smartphones sind besser auf die lokalen Gegebenheiten angepasst als die Geräte der Konkurrenz. Das heißt zum Beispiel, dass die Kamerafilter auf dunklere Hauttöne optimiert wurden und die Batterien länger halten. In Staaten, die regelmäßig von Stromausfällen betroffen sind, kann das ein echter Wettbewerbsvorteil sein.

    Ihr
    Fabian Peltsch
    Bild von Fabian  Peltsch

    Analyse

    EU-Wahl: Wo im Europaparlament die China-Experten sitzen

    Plenarsaal des EU-Parlaments.

    Ab Donnerstag treten die ersten EU-Bürgerinnen und -Bürger an die Wahlurnen und stimmen über die künftige Zusammensetzung des Europäischen Parlaments ab. In den Niederlanden beginnt die EU-Wahl, in Deutschland findet die Abstimmung dann am Sonntag statt. Das künftige Parlament muss sich um China-Kompetenz bemühen – denn zumindest auf den deutschen Wahllisten herrscht Sinologen-Mangel. 

    “Personell gibt es eine große Lücke in der China-Kompetenz auf den EU-Wahllisten”, sagt Marina Rudyak, Sinologin von der Universität Heidelberg. “Dass der Umgang mit der Volksrepublik ein wichtiges Thema für die Zukunft der EU ist, spiegelt sich zwar teilweise in den Programmen, aber nicht in den Kandidatenlisten wirklich wider.”

    Außenpolitik-Fokus auf Ukraine und Russland

    Der Grünen-Europapolitiker und profilierteste China-Kenner des EU-Parlaments, Reinhard Bütikofer, tritt nicht mehr an. Die Sinologin Janka Oertel, Direktorin des Asienprogramms beim European Council on Foreign Relations, wurde nicht auf die Europa-Liste der Grünen gewählt. “Bei den Grünen fällt mit Bütikofer ein Kern der China- und Asienkompetenz weg”, sagt Rudyak.

    Mit Sergey Lagodinsky gebe es noch einen Außenpolitiker, allerdings mit Fokus auf Russland und Ukraine. “Auch bei der FDP ist mit Agnes Strack-Zimmermann der Fokus doch mehr auf dieser Region und nicht auf China und Asien.” 

    Rudyak sieht ein größeres Problem: “Ich denke, die Dringlichkeit des China-Themas ist bewusst, das spiegelt sich auch in den Wahlprogrammen wider. Aber die personellen Schritte, die daraus folgen müssten, das heißt, Kandidatinnen und Kandidaten mit China-Kompetenz, die wurden nicht gemacht. Mit Außenpolitik gewinnt man eben keine Wahlen. Es wird davon ausgegangen, dass das außerhalb der China-Bubble niemanden interessiert”.

    Im Wahlkampf spielte China primär für den Bereich der wirtschaftlichen Sicherheit eine Rolle, allerdings nur auf hoher EU-Ebene, beispielsweise bei der Debatte der Spitzenkandidaten. In Deutschland selbst hörte man zum Thema China im EU-Wahlkampf verschwindend wenig. “Die CDU scheint auf Bundesebene jetzt in der Opposition engagierter in Sachen China-Kompetenz, ihr Wahlprogramm geht aber im Vergleich zu anderen wenig auf China ein”, sagt Rudyak.

    China-Delegation soll Kräfteverhältnis im EU-Parlament wiedergeben

    Im neu gewählten EU-Parlament wird es auch wieder eine China-Delegation geben. Die Delegationen sind für den interparlamentarischen Austausch mit Nicht-EU-Staaten gedacht – was im Fall von China ohnehin eher schwer umsetzbar ist. Peking hatte zudem Sanktionen gegen den bisherigen Vorsitzenden der China-Delegation, den Grünen-Politiker Bütikofer, verhängt. Die aktuelle Delegation hat 37 vollwertige Mitglieder und 34 Stellvertreter. In der Regel soll die Zusammensetzung auch das Kräfteverhältnis im EU-Parlament widerspiegeln. 

    Neben Bütikofer saßen von den Grünen bisher auch Henrike Hahn und Alexandra Geese in der China-Delegation. Als Stellvertreterin war Viola Cramon-Taubadel als Menschenrechtsexpertin Teil der Delegation. René Repasi von der SPD ist stellvertretender Vorsitzender der China-Delegation, sein Partei-Kollege Thomas Rudner ist Mitglied. Die deutschen Liberalen sind mit Moritz Körner vertreten.

    Die CDU/CSU hat bisher drei Vertreter in der Delegation. Zwei davon treten bei der EU-Wahl 2024 aber nicht mehr an: Markus Pieper und Karolin Braunsberger-Reinhold stehen nicht zur Wahl. CSU-Politikerin Monika Hohlmeier steht in Bayern auf der Liste. Die Linke hatte bisher ein stellvertretendes Mitglied in der China-Delegation, Helmut Scholz. Die AfD oder Freie Wähler waren bisher nicht in der Delegation vertreten. 

    Indirekte China-Kompetenz für Handel und Taiwan

    Indirekt beschäftigt das Thema China aber nicht nur die Delegation, sondern mehrere Ausschüsse des EU-Parlaments. Grünen-Politikerin Anna Cavazzini war beispielsweise federführend bei der Gesetzgebung zum EU-Lieferkettengesetz. SPD-Europapolitiker Bernd Lange war bisher der Vorsitzende des mächtigen EU-Handelsausschusses, der unter anderem das Investitionsabkommen CAI abgesägt und Handelsinstrumente wie das Anti-Coercion-Instrument gegen wirtschaftlichen Zwang verantwortet hat. Auch SPD-Politiker Joachim Schuster war Teil des Ausschusses. Er tritt erneut zur Wahl an in Bremen/Bremerhaven, wo unter anderem BYD regelmäßig mit seinem Superfrachter gefüllt mit E-Autos anlegt. 

    Die CDU-Politiker Daniel Caspary und Michael Gahler verfügen ebenfalls über Erfahrung mit China. Caspary war die treibende Kraft hinter dem International Procurement Instrument, das nun erstmals im Fall von Medizintechnik angewandt wurde. Gahler ist der Vorsitzende der Taiwan-Freundschaftsgruppe des EU-Parlaments und war ebenfalls im März 2021 von Peking sanktioniert worden.

    Die Freundschaftsgruppen sind keine offiziellen Gremien des Europaparlaments. Eine China-Freundschaftsgruppe war nach einem Finanzierungs-Skandal aufgelöst worden. Die Freien Wähler im Europaparlament haben mit Engin Eroglu einen Experten, der auf die Rechte der Uiguren in China hinweist. 

    AfD-Kandidat Krah mit direkten Peking-Verbindungen

    Bei der Partei Volt wird China im aktuellen Wahlprogramm nicht groß erwähnt. Ob sich auf der Liste Kandidaten mit China-Kompetenz befinden, wurde von der Partei auf Anfrage nicht beantwortet. 2020 hatte Volt ein China-Proposal herausgegeben. 

    Bleibt noch: die AfD. Deren Kandidat Maximilian Krah hatte in den vergangenen Wochen für einen Skandal nach dem anderen gesorgt, unter anderem wegen seines chinesischen Assistenten, der mutmaßlich direkt für Peking spionierte. Krah war bis Ende Januar auch Mitglied im Handelsausschuss und saß in der USA-Delegation. 

    Die Satire-Partei “Die Partei” hatte vor ein paar Jahren ihren eigenen China-Skandal: Nico Semsrott war 2021 nach einem rassistischen Tweet von Partei-Kollege Martin Sonneborn aus der Partei ausgetreten. Sonneborn hatte in einem humoristisch gemeinten Tweet den Rassismus verwendet, dass Asiaten kein “R” aussprechen könnten. 

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    Transsion: Wie ein Smartphone-Hersteller aus Shenzhen den Globalen Süden erobert

    Mitarbeitende von Transsion in einer Fabrik des Unternehmens in Narayanganj, Bangladesh.

    Tecno, Itel, Infinix: Die Namen dieser Smartphone-Marken mögen im Westen weitgehend unbekannt sein, in Afrika und zunehmend auch in anderen Regionen des globalen Südens sind sie vielen Menschen jedoch zum Teil bereits geläufiger als Apple oder Samsung.

    Hinter den Geräten steht das Unternehmen Transsion mit Sitz im südchinesischen Shenzhen. Ebenfalls ein Name, den man im Westen bisher eher nicht auf dem Radar hat. Dabei hat sich der Konzern in den vergangenen Jahren ein gewaltiges Stück vom globalen Smartphone-Markt gesichert.

    Im jüngsten Ranking der weltweit größten Hersteller des Marktbeobachters IDC schaffte es Transsion hinter Samsung, Apple und Xiaomi auf den vierten Platz. Beeindruckend sind vor allem die Wachstumsraten des Unternehmens: Samsung verkaufte von Januar bis März 60,1 Millionen Smartphones, ein Minus von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei Apple ging der Absatz sogar um 9,6 Prozent auf 50,1 Millionen iPhones zurück. Xiaomi verkaufte 40,8 Millionen Geräte (+33,8 Prozent). Doch beim Wachstum alles in den Schatten stellte Transsion mit einem Plus von 84,5 Prozent und 28,5 Millionen verkauften Geräten. Selbst bei künftig etwas geringeren Wachstumsraten scheint die globale Smartphone-Krone für den Konzern erreichbar.

    Wachstum ohne Heimatmarkt

    Erstaunlich ist, dass Transsion, das 2006 noch unter dem Namen Tecno Mobile gegründet wurde, zu seiner heutigen Größe gewachsen ist, ohne von seinem gigantischen Heimatmarkt zu profitieren. Denn Gründer Zhu Zhaojiang traf damals eine weitsichtige Entscheidung: Ihm war klar, dass es schwierig werden würde, auf dem hart umkämpften chinesischen Markt Fuß zu fassen, auf dem damals eine ganze Reihe von Unternehmen mit ihrer Smartphone-Produktion in den Startlöchern standen. Sowohl Huawei als auch Oppo bereiteten damals die Markteinführung ihrer ersten Geräte vor. Einige Jahre später folgte Xiaomi.

    Die damalige Situation erinnert ein wenig an die der Elektroautohersteller in China heute. Zu viele Unternehmen wollen sich auf dem heimischen Markt behaupten und können deshalb kaum profitabel wirtschaften. Zhu Zhaojiang ging einen anderen Weg: Er ließ den chinesischen Smartphone-Markt unangetastet und spezialisierte sich stattdessen auf günstige Geräte für den afrikanischen Markt. 

    Marktführer nicht nur in Afrika

    2017 wurde sein Unternehmen erstmals Marktführer auf dem Kontinent und gilt spätestens seitdem als “Smartphone-König von Afrika”. Seitdem liegt der Marktanteil in Afrika stets zwischen 40 und 50 Prozent. Seit langem expandiert Transsion auch erfolgreich in den Nahen Osten und nach Südasien, wo das Unternehmen unter anderem in Pakistan und Bangladesch Marktführer ist. Transsion hat Fabriken in Äthiopien, Indien und Bangladesch errichtet, die Produkte für die lokalen Märkte herstellen und liefern.

    Einen Vorteil verschafft sich das Unternehmen, indem es speziell für die Bedürfnisse afrikanischen Kunden Geräte anbietet. Zum Beispiel Smartphones mit Kameras, die für dunklere Hauttöne optimiert sind. Ein weiteres technologisches Merkmal, das besonders in Afrika und Südasien Anklang findet, ist die Dual-SIM-Funktionalität.

    Hard- und Software für lokale Bedürfnisse

    Diese ermöglicht es Nutzern, zwei verschiedene SIM-Karten gleichzeitig zu nutzen, was bei der häufigen Netzwerkinstabilität und den unterschiedlichen Tarifstrukturen in diesen Regionen von großem Vorteil ist. Transsion hat auch in die Entwicklung von Smartphones mit längerer Batterielebensdauer investiert, was in Regionen, in denen Stromausfälle häufig sind und der Zugang zu Stromquellen limitiert sein kann, besonders wichtig ist.

    Neben Hardwareanpassungen hat Transsion Softwarelösungen speziell für seine Märkte entwickelt. Beispielsweise bietet die Musik-App Boomplay, die auf den afrikanischen Markt zugeschnitten ist, lokale Musikinhalte, die auf den Geschmack der Nutzer abgestimmt sind. Ähnlich verhält es sich mit der Nachrichten-App Scooper, die lokale und internationale Nachrichten in einem für lokale Leser relevanten Format liefert. Beide Apps haben jeweils mehr als 50 Millionen Nutzer pro Monat.

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    News

    CO₂-Fußabdruck: Wie China künftig die Emissionen von Industrieprodukten berechnet

    China hat ein neues System für Messung und Management des CO₂-Fußabdrucks seiner Industrieprodukte angekündigt. Das neue “Kohlenstoff-Fußabdruck-Managementsystem” wird beim Umweltministerium aufgehängt sein und 2027 in Kraft treten, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Strategiepapier. Es solle Standards für die Messung der CO₂-Emissionen von etwa 100 Schlüsselprodukten der chinesischen Wirtschaft festlegen.

    Die Standards sollen zuerst für Produkte mit hohem CO₂-Ausstoß wie Kohle und Erdgas gelten, sowie für Exportprodukte wie Stahl, Aluminium, Lithium-Ionen-Batterien und Elektrofahrzeuge. Das Umweltministerium erklärte, es hoffe, die Richtlinien bis 2030 auf 200 Produkte auszuweiten.

    Erst vergangene Woche hatte der Staatsrat einen neuen Aktionsplan zur Emissionsreduktion für die Jahre 2024 und 2025 vorgelegt. Demnach sollen vor allem Schlüsselindustrien von der Stahlproduktion bis zum Transportwesen ihre CO₂-Emissionen senken. Das neue Fußabdruck-System ergänzt diese Pläne und könnte Analysten zufolge eine wichtige Rolle bei Chinas Bemühungen spielen, die Emissionen im verarbeitenden Gewerbe zu reduzieren – und somit auch Handelskonflikte sowie Einfuhrzölle im Rahmen des künftigen CO₂-Grenzausgleichs (CBAM) der EU vermeiden helfen.

    Der Schritt zeige, dass China daran arbeitet, zu der EU-Gesetzgebung aufzuschließen, die bereits “klare Regeln für die Messung und Offenlegung des CO₂-Fußabdrucks von Produkten aufgestellt hat”, sagte Ma Jun, Direktor des unabhängigen Institute of Public and Environmental Affairs in Peking. “China ist in dieser Hinsicht ein Nachzügler, sodass es noch einige Lücken zu schließen gilt”, so Ma. Der CBAM soll 2026 in Kraft treten. rtr/ck

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    Nio: Was der E-Auto-Hersteller mit seinem dritten Werk vorhat

    Der Elektroautohersteller Nio hat die Genehmigung für den Bau eines dritten Werks mit einer Kapazität von bis zu 600.000 Fahrzeugen erhalten, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Wenn das neue Werk voll ausgelastet wird, könnte das Unternehmen insgesamt bis zu eine Million Autos pro Jahr produzieren.

    Das neue Werk “F3” befindet sich in der Stadt Huainan in der östlichen Provinz Anhui und wird in erster Linie Fahrzeuge für die im Mai neu eingeführte preisgünstige Automarke Onvo von Nio produzieren, fügten die Personen hinzu.

    Chinas staatliche Planer winken Pläne für neue EV-Produktionsstätten aufgrund von Überkapazitätssorgen und nachlassender Nachfrage seit 2022 nur noch vorsichtig durch. Nio sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass es bei dem Unternehmen keine Überkapazitäten gebe.

    Nio teilte Reuters mit, dass mit dem Bau des Werks bereits begonnen wurde und eine Kapazität von 100.000 Einheiten im Einschichtbetrieb geplant sei. Das Unternehmen antwortete nicht auf die Frage, ob die Kapazität des F3-Werks später auf die theoretisch möglichen 600.000 Einheiten erweitert wird. rtr

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    “Dual-Use”-Güter: Wie Moskau sich mit Peking solidarisch erklärt

    Als “Erpressung” hat der Kreml am Mittwoch eine Äußerung von US-Finanzministerin Janet Yellen bezeichnet, wonach Washington mit Sanktionen reagieren werde, falls China seine Exporte von “Dual-Use”-Gütern nach Russland erhöhe. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, Washingtons Ton sei völlig inakzeptabel und Moskau stehe solidarisch zu Peking. “Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass unsere chinesischen Genossen eine solche Sprache, solche Botschaften und Drohungen, eine solche Erpressung nicht akzeptieren”, sagte Peskow vor Reportern. Politiker in den USA müssten erkennen, dass man so nicht mit einer Wirtschafts-Großmacht wie China sprechen kann, so Peskow.

    Die USA behaupten, dass China durch die Lieferung von Gütern, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können, die russischen Kriegsanstrengungen in der Ukraine unterstütze. “Ich habe auf höchster Ebene der chinesischen Regierung sehr deutlich gemacht, dass wir dies nicht dulden werden und dass wir beabsichtigen, diese Aktivitäten zu sanktionieren”, sagte Yellen am Dienstag. rtr

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    Solarhersteller: Warum Longi Produktionslinien im Ausland schließen will

    Der chinesische Solarriese Longi Green Energy Technology plant, einige Produktionslinien in seinen Fabriken in Malaysia und Vietnam stillzulegen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Caixin unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Unternehmens. 

    Grund ist das Auslaufen einer zweijährigen Zollbefreiung, die die USA mehreren südostasiatischen Ländern gewährt haben. Sie galt seit 2022 für Solarprodukte, die aus Malaysia, Kambodscha, Thailand und Vietnam in die USA eingeführt werden. Die Zollbefreiung sollte helfen, die Nachfrage nach diesen Produkten in den USA zu decken. Importe von Solarzellen aus China sind dagegen mit hohen Zöllen belegt. Erst Mitte Mai beschloss die US-Regierung, die Zölle auf aus China importierte Solarzellen von 25 auf 50 Prozent zu verdoppeln.

    Chinesische Unternehmen umgingen diese hohen US-Zölle, indem sie ihre Lieferketten in die südostasiatischen Länder verlagerten und von dort aus in die USA exportierten. Eine Strategie, die auch Unternehmen anderer Industrien verfolgen.

    Auf die Anfrage von Caixin zu den Produktionskürzungen sagte Longi, das Unternehmen habe die Produktionspläne in einigen seiner Standorte aufgrund betrieblicher Herausforderungen wie Änderungen der Produktpreise und der Handelspolitik “angepasst”. jul

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    Presseschau

    Profitiert die heimische Wirtschaft? Warum Stahlkonzern Voestalpine sich bei China-Autos Chancen ausrechnet MERKUR
    “Startpunkt für autonomes Fahren” – China genehmigt Tests im Verkehr N-TV
    China’s plan to sell cheap EVs to the rest of the world FINANCIAL TIMES
    A Chinese agency working with Russia has been trying to source drone jammers CNN
    Gaspipeline “Kraft Sibiriens 2”: Warum China Russlands Gasangebot skeptisch sieht WIWO
    Korruption in China: Banker auf der Todesliste ZEIT
    Chinas Dienstleistungssektor kurbelt Arbeitsmarkt an HANDELSBLATT
    Weil die Verkäufe schwächeln: 1000 Arbeiter einer E-Autofabrik in China sollen kündigen oder Mindestlohn akzeptieren BUSINESS INSIDER
    Hört Xi Jinping jetzt doch auf Marktwirtschaftler? THE EUROPEAN
    Weniger Neugründungen: Volksrepublik bringt nicht mehr so viele Start-ups hervor FAZ
    Like a pop star, Nvidia’s CEO Huang stirs up “Jensanity” in Taiwan REUTERS
    Hackerangriff auf Bergbaukonzern in Australien – einen Tag nach Rauswurf von chinesischem Investor RND
    Johannesburg: The Evolving Face of Chinatown and South African Chinese VOA NEWS

    Heads

    Die entscheidenden Köpfe der China-Szene – NGOs


    Kai Müller – Geschäftsführer International Campaign for Tibet (ICT) Deutschland

    Kai Müller ist seit mehr als 20 Jahren für verschiedene Menschenrechtsorganisationen aktiv. Seit 2005 ist er Geschäftsführer Deutschland der International Campaign for Tibet. Er koordiniert und steuert Projekte im Bereich Advocacy auf nationaler und internationaler Ebene. Als Sachverständiger klärt er im Bundestag den Berliner Politikbetrieb über chinesische Menschenrechtsverbrechen auf. Als Lobbyist setzt er sich in diversen Gremien der Vereinten Nationen für die Belange des tibetischen Volkes ein.

    Tenzyn Zöchbauer – Geschäftsführerin bei der Tibet Initiative Deutschland e.V.

    Tenzyn Zöchbauer, deren Mutter Tibeterin ist, wurde 1991 in Wien geboren. Sie ist regelmäßig bei Protestveranstaltungen anzutreffen, die sich für ein selbstbestimmtes Tibet einsetzen, aber auch die Einflussnahme der chinesischen Regierung anprangern und sich mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in China solidarisieren, etwa den Weißblatt-Demonstrationen junger Chinesen und Chinesinnen im Dezember 2022. Zöchbauers Großmutter war Anfang der 1960er Jahre aus Tibet geflohen. Sie selbst hofft, Tibet eines Tages als ein freies Land bereisen zu können.

    Glacier Kwong – Aktivistin

    Glacier Chung Ching Kwong wurde 2019 zum Gesicht der Hongkonger Protest-Bewegung in Deutschland. Zusammen mit dem bekanntesten Hongkonger Aktivisten Joshua Wong warb sie an Orten wie der Berliner Humboldt-Uni oder der Bundespressekonferenz um Unterstützung. Kwong arbeitet heute im Sekretariat der Inter-Parliamentary Alliance on China als leitende Analystin mit Schwerpunkt Überwachung und digitaler Widerstand. Sie ist Doktorandin der Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg und ehemalige Sprecherin der Hongkonger Internetrechtsgruppe Keyboard Frontline.

    Ray Wong – Vorsitzender Freiheit für Hongkong e.V.

    Ray Wong Toi-yeung ist Demokratie-Aktivist aus Hongkong und Berater der NGO Hong Kong Watch. Im Jahr 2015 gründete er in seiner Heimatstadt die politische Gruppe “Hong Kong Indigenous”. Sie wurde zu einer der führenden Parteien in der pro-demokratischen Bewegung Hongkongs. 2016 wurde Wong wegen seines politischen Aktivismus inhaftiert. Ihm drohten bis zu zehn Jahre Gefängnis. Im Jahr 2017 floh er deshalb aus Hongkong und erhielt im darauffolgenden Jahr Asyl in Deutschland. Er lebt und studiert in Göttingen.

    Nora Sausmikat – Leiterin Chinadesk Urgewald

    Nora Sausmikat war als Auslandsstudentin in China, als die Niederschlagung auf dem Tiananmen-Platz das Land erschütterte. Geprägt von den Erlebnissen widmete sie sich bald der politischen Forschung zu Partizipation und Erinnerungskultur in China. Sie war am Aufbau des China-Programms der Stiftung Asienhaus beteiligt und entwickelte ein Austauschprogramm zwischen europäischen und chinesischen NGOs. Seit 2019 leitet Sausmikat den China Desk der Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisation Urgewald mit Sitz im westfälischen Sassenberg.

    Li Shuo – Director Climate Hub der Asia Society

    Li Shuo ist leitender politischer Berater für Greenpeace Ostasien. In seinen Kompetenzbereich fallen dabei Themen wie Luftverschmutzung, Energiepolitik, Wasser und Biodiversität. Li kam 2011 zu Greenpeace – in seinem Heimatland China eine der größten internationalen Nichtregierungsorganisationen. Li, der in Nanjing und Washington ausgebildet wurde, handelt multilaterale Umweltabkommen für die Organisation mit aus, bislang etwa das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD). 

    Sandra Schulze – Geschäftsführerin bei Bildungsnetzwerk China gGmbH

    Als neue Geschäftsführerin des Bildungsnetzwerks China will Sandra Schulze künftig für mehr China-Kompetenz in Deutschland und insbesondere an den Schulen sorgen. Zuvor war sie Area Managerin für China bei der Investmentförderungsgesellschaft Berlin Partner. Schulze hat im Rahmen des Programms “Sprache und Praxis” des DAAD an der Beijing Foreign Studies University Chinesisch gelernt. Sie ist Alumna von “Die Zukunftsbrücke – Chinese-German Young Professional Campus”. Schon ihn ihrer Kindheit hat sie einige Jahre in China gelebt.

    Hanno Schedler – Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)

    Hanno Schedler setzt sich für die Rechte von religiösen, sprachlichen und ethnischen Minderheiten ein. Im Referat Genozid-Prävention und Schutzverantwortung der GfbV beschäftigt er sich seit 2008 unter anderem intensiv mit chinesischen Menschenrechtsverbrechen in Tibet oder Xinjiang. Am Rande von Aktionärsversammlungen von BASF oder Volkswagen macht Schedler auf die Verantwortung deutscher Konzerne aufmerksam, oder er informiert in der Bundespressekonferenz über die Lage der Uiguren. Schedler studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Sinologie in Trier und im französischen Rennes.

    Haiyuer Kuerban – Direktor des Berliner Büros des Weltkongresses der Uiguren

    Der 40-Jährige gibt dem tragischen Schicksal der Uiguren in Xinjiang durch sein politisches Engagement ein Gesicht. Als Direktor des Berliner WUC-Büros in Berlin koordiniert Kuerban die Aktivitäten von rund 30 Organisationen, die sich für die Belange der Uiguren einsetzen. Kuerban leistet Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für sein Volk, das in China zum Schweigen verdammt ist. Im Austausch mit Politik und Medien thematisiert er die Menschenrechtsverbrechen durch die chinesische Regierung. Etliche enge Familienmitglieder leben weiterhin in Xinjiang und sind dort wie Millionen andere von chinesischen Repressionen betroffen.

    Joachim Glatter – Präsident der Deutsch-Chinesischen Juristenvereinigung e.V.

    Als Präsident der DCJV hilft Joachim Glatter, Kenntnis des chinesischen Rechts in der Bundesrepublik Deutschland sowie Kenntnis des deutschen Rechts in der Volksrepublik China zu fördern und Juristen beider Länder zu wissenschaftlichem Austausch zusammenzuführen. Glatter besitzt 25 Jahre Erfahrung in der Beratung von multinationalen und mittelständischen Unternehmen im chinesischen Auslandsinvestitions- und Handelsrecht sowie in der Schiedsgerichtsbarkeit in China. Er ist gelisteter Schlichter der China International Economic and Trade Arbitration Commission (CIETAC) und des Shanghai International Arbitration Center (SHIAC). Bis Ende 2014 war er Partner in verschiedenen internationalen Großkanzleien.

    • DAAD
    • IPAC
    • Tibet
    • Uiguren
    • UNFCCC

    Personalien

    Wang Wenbin, der Sprecher des Außenministeriums, wird Botschafter Chinas in Kambodscha. Der 53-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren in diplomatischen Missionen tätig, vor allem im Bereich der politischen Planung und Angelegenheiten afrikanischer Länder wie Senegal, Kamerun und Mauritius. Von 2018 bis 2020 war Wang als Botschafter in Tunesien aktiv. Von Juli 2020 bis Mai 2024 diente er als 32. Sprecher des Außenministeriums.

    Raymond Greene wird ab Sommer 2024 der neue US-Vertreter beim American Institute in Taiwan, das als De-facto-Botschaft in Taipeh fungiert. Greene löst Sandra Oudkirk in diesem Amt ab. Greene war zuvor als stellvertretender Leiter des Instituts tätig sowie in den Vertretungen in Tokio und in verschiedenen Funktionen in Washington, die sich hauptsächlich auf Wirtschaftsbeziehungen konzentrierten.

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    Dessert

    Rap ist in China ein populärer Musikstil, der zwischen den Zeilen durchaus Sozialkritik transportieren kann. Eines der jüngsten Bespiele ist der Song “Factory” von Zhang Fangzhao. Der 27-Jährige, der durch die Castingshow “The Rap of China” einem größeren Publikum bekannt wurde, erzählt darin von der Flucht aus seiner Heimatstadt Jiaozuo in der Provinz Henan, die in den vergangenen Jahren Umweltverschmutzung, Massenentlassungen und Abwanderung erlebte. Das Musikvideo porträtiert die Gegend in trostlosen Farben, feiert aber auch die Resilienz ihrer Bewohner. Auf Social-Media traf der Song einen Nerv. Tausende Menschen teilten auf Kanälen wie Weibo ihre Erfahrungen, in Städten wie Shanghai noch immer als Hinterwäldler aus der Provinz diskriminiert zu werden.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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