Table.Briefing: China

BRI-Gipfel + Nahost-Konflikt

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wladimir Putin und Xi Jinping betraten beim Dinner Seite an Seite den Saal – als wäre Putin ebenfalls Gastgeber des Seidenstraßen-Forums in Peking. Die beiden Präsidenten warben bei dem Gipfel gemeinsam um die Gunst der Länder des Globalen Südens, analysiert Jörn Petring. Sie bieten ihren Block als Alternative zu einer vermeintlich US-geführten Weltordnung an.

Der Pomp der Veranstaltung konnte jedoch über die Probleme der Seidenstraßen-Initiative nicht hinwegtäuschen. Die Projekte sind enorm teuer – und in der Wirtschaftskrise hat China kein Geld zu verschenken. Xi kündigte also an, die Mittel künftig selektiver zu vergeben. Peking wird knauseriger.

Zum Nahost-Konflikt äußerte sich derweil weder Xi noch Putin. Doch die Diplomaten beider Länder haben ihre Position bereits klargemacht: China und Russland sehen die Schuld für die Katastrophe tendenziell bei den USA und Israel. Ihre Sympathie gilt eher Palästina. Das ist auch die Haltung einer Mehrheit der Brics-Länder, analysiert Frank Sieren. Die Brics haben hier sogar so etwas wie eine gemeinsame Linie gefunden.

Ihr
Finn Mayer-Kuckuk
Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

Analyse

Xi und Putin umwerben den globalen Süden 

Außenpolitischer Höhepunkt: Staatschef Xi Jinping empfängt Gäste aus 140 Ländern.

Die Präsidenten Chinas und Russlands haben beim Seidenstraßenforum in Peking gemeinsam um den globalen Süden geworben. Xi Jinping und Wladimir Putin nutzten die große Bühne, um trotz bekannter Kritik an dem Projekt die Erfolge der Infrastrukturinitiative hervorzuheben.

Den Anfang machte am Mittwoch Xi. In seiner Eröffnungsrede für das Forum in der Großen Halle des Volkes lobte er nicht nur das chinesische Vorgehen, sondern griff auch einmal mehr die USA an – ohne sie namentlich zu nennen. 

Wenn man anderen Rosen schenkt, bleibt ein bisschen Duft auch an der eigenen Hand haften“, zitierte Xi ein chinesisches Sprichwort. “Wer anderen hilft, hilft auch sich selbst”, so Xi weiter. Wenn man aber die Entwicklung anderer als Bedrohung oder wirtschaftliche Verflechtungen als Risiko betrachte, dann komme “die eigene Entwicklung zum Stillstand”. Die vor zehn Jahren ins Leben gerufene Seidenstraßen-Initiative sei somit “der richtige Weg nach vorne”.

Putin tritt wie Co-Gastgeber auf

Ähnlich äußerte sich Putin. Der Gast aus Russland genoss in Peking zweifellos eine Sonderbehandlung und wirkte stellenweise eher wie ein Co-Gastgeber. Schon beim festlichen Abendessen am Vorabend betraten Putin und Xi vor allen anderen Gästen Seite an Seite den Saal. Bei der Eröffnungszeremonie am Mittwoch sprach Putin dann als zweiter Redner. “Russland und China teilen, wie die meisten Länder der Welt, das Streben nach gleichberechtigter und gegenseitig vorteilhafter Zusammenarbeit”, sagte der russische Präsident.

Auffällig: Trotz der aktuellen Weltlage beschränkten sich Xi und Putin in ihren Reden strikt auf wirtschaftliche Themen. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten wurden von beiden nicht erwähnt – obwohl es sich um eine Kernregion der Seidenstraße handelt.

Xi und Putin ließen stattdessen UN-Generalsekretär António Guterres sprechen, der ebenfalls zum Seidenstraßen-Forum angereist war. Er forderte in Peking einen sofortigen Waffenstillstand im Nahen Osten. Eine Position, die China und Russland ebenfalls vertreten.

Aktionsplan vorgestellt

Xi blickte nicht nur auf zehn Jahre Seidenstraße zurück, sondern sprach auch über die Zukunft des Projekts. Die wichtigste Botschaft: Die Seidenstraße soll nicht nur durch Infrastruktur verbinden. Grüne Projekte und die digitale Vernetzung werden in Zukunft eine zentralere Rolle spielen. Xi rief dazu auf, “eine neue Stufe der Entwicklung mit höherer Qualität” zu erreichen. Die Ziele fasste er in einem Acht-Punkte-Aktionsplan zusammen. Xi nannte: 

  • Ausbau des Logistikkorridors durch Europa und Asien.
  • Die Einrichtung von “Seidenstraßen-E-Commerce-Pilotzonen” sowie weitere Freihandels- und Investitionsabkommen.
  • Eine Finanzierungszusage von 47,8 Milliarden US-Dollar durch chinesische Entwicklungsbanken.
  • Initiative für grüne Entwicklung.
  • Abkommen über wissenschaftliche Entwicklung und künstliche Intelligenz.
  • Mehr kultureller Austausch, einschließlich einer Tourismusallianz.
  • Maßnahmen für mehr Integrität und Transparenz bei Projekten. 
  • Stärkung des Aufbaus multilateraler Kooperationsplattformen, einschließlich der Einrichtung eines Sekretariats für das Seidenstraßenforum.

Gezieltere Investitionen geplant

Peking schlägt damit einen Weg ein, der sich bereits angedeutet hatte. Statt relativ breit gestreut teure Mega-Infrastrukturprojekte hochzuziehen, soll künftig gezielter investiert werden. Ganz neu ist die Idee nicht. In den chinesischen Staatsmedien taucht im Zusammenhang mit der Seidenstraßen-Initiative seit geraumer Zeit die Formulierung “small is beautiful” auf. Ein klares Zeichen also, dass die Strategie angepasst wurde. 

China kämpft zu Hause mit wirtschaftlichen Problemen und will sich nicht mehr so stark verausgaben. Allein in Afrika ist das durchschnittliche Kreditvolumen im Zeitraum 2020 bis 2022 im Vergleich zu 2017 bis 2019 von 213 Millionen US-Dollar auf gut 135 Millionen US-Dollar gesunken, wie das Global Development Policy Centre der Universität Boston errechnet hat. Die Zahl der Neukredite brach im gleichen Beobachtungszeitraum von 184 auf 32 ein. 

Die chinesische Führung sieht die Seidenstraße weiterhin als integralen Bestandteil seiner Außenpolitik. Doch dürften Projekte künftig selektiver ausgewählt werden.

  • Neue Seidenstraße
Translation missing.

Brics-Staaten positionieren sich tendenziell für die Palästinenser

Während der Westen an Israels Seite steht, kritisiert Peking dessen Handlungen offen: “Israels Handlungen sind über die Selbstverteidigung hinausgegangen”, sagte Chinas Außenminister Wang Yi am Wochenende. Die Terrorakte der Hamas erwähnte er hingegen nicht. China lehne alle Handlungen ab, “die Zivilisten schaden, und verurteilt jegliche Verletzung des Völkerrechts”, sagte Wang.

Der “grundlegende Ausweg” liege in der Umsetzung der “Zwei-Staaten-Lösung” und “der Gründung eines unabhängigen Staates Palästina, um so die friedliche Koexistenz von Palästina und Israel zu verwirklichen”, so Wang. Peking forderte dafür eine internationale Friedenskonferenz.

Brics-Positionen zum Konflikt relativ einheitlich

Die EU hat derzeit Probleme, eine einheitliche Stimme zu dem Konflikt zu finden. Innerhalb der Brics-Staaten gibt es dagegen hohe Übereinstimmung. Die Brics-Länder sind Kern der “Belt and Road”-Initiative (BRI). Moskaus Position ist klar. Die übrigen Brics-Staaten außer China – also Brasilien, Indien und Südafrika – positionieren sich ähnlich oder noch enger zugunsten der Palästinenser. Eine Auseinandersetzung mit dem Terror der Hamas bleibt dabei in der Regel aus.

Obwohl Südafrika der wichtigste Handelspartner Israels in Afrika ist, stellt sich Johannesburg so deutlich auf die Seite der Palästinenser wie kein anderes Brics-Land – von Russland abgesehen. Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa spricht mit umgehängtem Palästinenserschal von “Solidarität mit den Palästinensern” und betonte: “Wir haben volles Verständnis dafür, wie die Menschen in Palästina damit umgehen“. Sie seien “seit fast 75 Jahren unter Besatzung”. Ramaphosa forderte die internationale Gemeinschaft auf, alles zu tun, “um Frieden zu schaffen.”

Brasilien zeigt sich zurückhaltender

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ist zurückhaltender, grenzte sich aber ebenfalls klar von der Position des Westens ab und zeigt große Übereinstimmung mit Peking. Brasilien hält derzeit den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat. Die Hamas solle entführte israelische Kinder freilassen, so Lula. Gleichzeitig forderte er Israel auf, “die Bombardierungen einzustellen”.

Brasiliens Außenminister Mauro Vieira reagierte derweil “mit Bestürzung” darauf, dass Israel “alle Zivilisten, mehr als eine Million im nördlichen Gazastreifen, aufgefordert habe, diesen innerhalb von 24 Stunden zu verlassen.” Präsident Lula forderte eine internationale humanitäre Intervention und einen Waffenstillstand, “um israelische und palästinensische Kinder zu schützen.”

Auch Indien hat eine ähnliche Perspektive: Premierminister Narendra Modi, der derzeit den G20-Vorsitz hat, pflegt schon länger ebenso gute Beziehungen zu Israel wie zu den Palästinensern. Modi betonte, dass “die Welt jetzt erkennt, wie groß die Herausforderung durch den Terrorismus ist. Terrorismus, egal in welcher Form, ist gegen die Menschlichkeit.” Es sei “höchste Zeit für Frieden und Brüderlichkeit”. Konflikte und Konfrontationen in jedem Teil der Welt “betreffen jeden weltweit. Sie nützen niemandem”, sagte Modi, der allerdings den Angriff der Hamas auf Israel klar als “terroristischen Akt” bezeichnet.

Indien benennt Hamas-Terror

Dennoch betonte Adnan Abualhayjaa, Palästinas Botschafter in Indien: “Indien wird in Israel und Palästina gleichermaßen respektiert.” Kurz nachdem Modi 2017 seinen israelischen Counterpart in Delhi empfangen hatte, war er als erster indischer Premier in das Westjordanland gereist. Gleichzeitig ist Indien der größte Käufer israelischer Waffen. Delhi kauft für mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Jahr Militärgüter in Israel.

Mit Blick auf die neuen Brics-Mitglieder ist das alles nur wenig überraschend: Ab Januar 2024 werden Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate Teil der Vereinigung. Ihre Position dürfte klar sein.

Im Reigen der neuen Brics-Mitglieder ist interessant, wie sich Ägypten positioniert: Der ägyptische Präsident Abdel Fattah El-Sisi zeigte sich zunächst – nicht überraschend – “ziemlich besorgt” über die Reaktion Israels. “Sie übertreiben das Recht auf Selbstverteidigung, und es wird zu einer kollektiven Bestrafung von 2,3 Millionen Palästinensern”, sagte er gegenüber US-Außenminister Antony Blinken.

Keine klare Verurteilung im UN-Sicherheitsrat

Gleichzeitig jedoch äußerte El-Sisi sich klar zum Terrorakt der Hamas: “Wir verurteilen das unmissverständlich.” Er ergänzte jedoch: Das sei das Ergebnis “von angesammelter Wut und Hass über vier Jahrzehnte, in denen die Palästinenser keine Hoffnung auf eine Lösung hatten”.

Die Positionen der Brics-Staaten hatten dazu geführt, dass es in der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates am vergangenen Sonntag keine Mehrheit für die einseitige Verurteilung der Hamas gab. “Es ist wichtig, dass die Weltgemeinschaft diese nicht provozierte Invasion und die terroristischen Angriffe und Aktivitäten, die stattgefunden haben und noch stattfinden, auf das Schärfste verurteilt”, forderten die USA vergebens.

Es zeichnet sich also ab: Wie schon beim Ukraine-Krieg bilden sich zwei Lager.

  • Brics
  • Geopolitik
  • Israel
  • Palästina
  • Wang Yi

News

Wirtschaft zieht an

Die chinesische Wirtschaft ist im dritten Quartal dank der anziehenden Binnennachfrage stärker gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Juli bis September um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistikamt in Peking mitteilte.

Damit lag es über den Erwartungen der von Reuters befragten Analysten, die mit einem Plus von 4,4 Prozent gerechnet hatten. Im Vergleich zum Vorquartal stieg das BIP um 1,3 Prozent, nach plus 0,5 Prozent im zweiten Quartal. Von der Reuters befragte Ökonomen hatten ein Plus von 1,0 Prozent erwartet. rtr

Foxconn und Nvidia bauen Roboter-Fabrik der Zukunft

Der taiwanische Elektrofertiger Foxconn und der US-Chiphersteller Nvidia wollen sich zusammentun, um, mit dem selbsterklärten Anspruch, die Welt der Industrie völlig zu verändern. Das teilten die Unternehmen am Mittwoch in Taipeh mit. Sie wollen hochgradig automatisierte Fabriken bauen, die sich mittels KI-getriebener Software selbst an ihre Anforderungen anpasst. Die Rechner sollen auch die Programme schreiben, die dann in den Produkten laufen. Foxconn will solche Herstellungsstätten dann künftig jedem zur Verfügung stellen, der etwas produzieren möchte. Insgesamt sollen Entwicklung und Herstellung einfacher und schneller werden.

Nvidia-Chef Jensen Huang, das Foxconn-Auto “Model B” und Foxconn-Chairman Young Liu.

Foxconn produziert mit dieser Technologie künftig Elektroautos als Auftragshersteller für andere Marken. Partner ist dabei der deutsche Zulieferer ZF Group aus Friedrichshafen. Das taiwanische Unternehmen behandelt Autos also künftig so ähnlich wie andere Elektrogeräte, die es bereits im Namen von Konzernen wie Apple, Sony oder Hewlett Packard herstellt.

Foxconn führt bereits Gespräche mit dem multinationalen Autokonzern Stellantis – und es gibt Gerüchte über eine Zusammenarbeit mit Volkswagen. Doch auch branchenfremde Unternehmen könnten sich im Prinzip von Foxconn komplette Autos mit eigenem Typenschild bauen lassen. In den USA betreibt der Auftragshersteller bereits eine Fahrzeugfabrik.

Die Autoherstellung soll aber nur die erste Anwendung für die Computer sein, die andere Computer programmieren. Die nötigen Rechenzentren bringt der Prozessor-Spezialist Nvidia in die Zusammenarbeit ein. Informatiker hatten schon länger darüber spekuliert, was passiert, wenn Künstliche Intelligenzen sich gegenseitig programmieren und der Mensch aus der Schleife genommen wird. ChatGPT ist heute schon erstaunlich gut darin, Programmcodes zu erzeugen. Foxconn positioniert sich nun gewohnt angstfrei als Vorreiter in dem Feld. fin

  • Foxconn
  • Künstliche Intelligenz
  • Nvidia
  • Technologie

Serbien schließt Freihandelsabkommen mit China

China und Serbien haben ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Die Zeremonie mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping und Serbiens Präsident Aleksandar Vučić fand am Dienstag am Rande des Seidenstraßen-Gipfels in Peking statt, wie der serbische Präsident auf Instagram mitteilte. Das Abkommen werde neue Perspektiven für die Beziehungen eröffnen, sagte Vučić. “Wir verzeichnen Fortschritte in allen Bereichen.”

Details der Vereinbarung wurden nicht bekannt gegeben. Vučić sagte, dass etwa serbische Produzenten von Obst, Honig und Wein davon profitieren würden. Er hoffe, dass das Abkommen im kommenden Mai oder Juni in Kraft treten werde. Der Serbe war nach Peking gereist, anstatt am Montag an einem Balkan-Gipfel in der albanischen Hauptstadt Tirana teilzunehmen.

Serbien verhandelt seit 2014 über einen EU-Beitritt. Spätestens bis zu einem Beitritt müsste das Balkanland seine Freihandelsabkommen mit Drittstaaten aufkündigen. Belgrad lässt allerdings wenig Reformbereitschaft erkennen. Die EU-Verhandlungen treten deshalb seit Jahren auf der Stelle. Unter Vučić hat Serbien seine Beziehungen vor allem zu China und Russland ausgebaut. Auch schloss sich Belgrad als einziger EU-Beitrittskandidat nicht den Sanktionen gegen Russland an. ari

Nio erwägt Vertrieb über Händler in Europa

Der chinesische Elektroauto-Hersteller Nio zieht Insidern zufolge zum Ausbau seines Europageschäftes den Vertrieb über Händler in Betracht. Das Unternehmen wolle damit den Absatz ankurbeln, auch wenn E-Autos aus China mit Markthürden wie Zöllen belegt werden könnten, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Der Konzern betreibt bislang sechs Filialen in Deutschland, Norwegen, Schweden, Dänemark und den Niederlanden. Weltweit gibt es 137 Nio Houses“, wie die Niederlassungen in zentralen städtischen Lagen genannt werden.

Das Unternehmen lote derzeit aus, welche Händler in den wichtigsten europäischen Märkten als Partner infrage kommen. Im Fokus stehen dabei einem der Insider zufolge Vertriebsnetze für Fahrzeuge der Marke Nio und des Projekts “Firefly”, einer erschwinglichen E-Auto-Marke, die der Autobauer ab 2025 nach Europa exportieren will. Nio hat auf dem europäischen Markt bisher vorwiegend auf Autoabonnements, Leasing und Direktvertrieb gesetzt.

Hintergrund der Überlegungen seien die unter den Erwartungen liegenden Verkäufe der Marke Nio bislang, wie Insider weiter sagten. Der europäische Markt habe seine “Eigenheiten”, merkte eine der Personen an.

Nio erklärte auf Anfrage, dass es keine Änderungen bei den Marketing- und Vertriebsmethoden seiner Marke in Europa gebe und dass der Konzern sich auf den Aufbau eines Direktvertriebsnetzes konzentriere. Auch in China setzt Nio wie der Branchenprimus Tesla darauf, Autos selbst an Endkunden zu verkaufen. Auf dem Heimatmarkt konkurriert die Marke im Premiumsegment mit den deutschen Herstellern Audi, BMW und Mercedes-Benz. rtr/flee

  • Autoindustrie
  • Handel
  • Nio

Presseschau

Heile Welt auf Chinas Seidenstraßen-Jubiläumsgipfel: Xi Jinpings Ehrengast Putin im Kreise von 20 Regierungschefs FR
Chinas Staatspräsident: Xi geißelt Sanktionspolitik des Westens SPIEGEL
Seltener Anblick bei China-Besuch: Militär trägt Putins Atomkoffer komplett unversteckt N-TV
China announces billions in investments in developing countries and pledges market opening EURONEWS
China hilft angeschlagenem Argentinien mit frischem Geld aus MERKUR
Anzeichen der Erholung: Chinas Wachstum übertrifft Erwartungen TAGESSCHAU
Kommentar: Ende des hohen Wachstums – Chinas Wirtschaft auf Schlingerkurs FAZ
Forscher sind sich sicher: So treibt Xi Jinping Aktienkurse nach oben N-TV
Heike Freund von Marvel Fusion: China und die USA investieren, Deutschland tritt auf der Stelle N-TV
Die Folgen der stark gefallenen Lithium-Preise für Chinas Autoindustrie AUTOMOBIL-INDUSTRIE
USA schränken Chip-Exporte nach China weiter ein TAGESSCHAU
Fangschiffe aus China: Die chinesische Armada vor Südamerika ZEIT
Allied Spy Chiefs Warn of Chinese Espionage Targeting Tech Firms NYTIMES
Russia and China-backed hackers are exploiting WinRAR zero-day bug TECHCRUNCH
Darum verschwand Chinas Außenminister wirklich T-ONLINE
iPhone 15 sales look like they’re starting off slow in China ahead of a critical holiday season CNBC

Heads

Shou Zi Chew – CEO der Mega-App Tiktok

Shou Zi Chew ist als Tiktok-CEO einer der mächtigsten Männer der Tech-Welt.

Rund 1,7 Milliarden Menschen nutzen derzeit die chinesische Videoplattform Tiktok. Spätestens seit der Coronapandemie gehört Tiktok zu den großen Playern der sozialen Netzwerke. Das Konzept, ein Kurzvideo das nächste jagen zu lassen, ist so lukrativ, dass auch Konkurrenten wie Instagram, Youtube und Facebook ihre eigenen Versionen der Anwendung in ihre Plattformen übernommen haben. Vielleicht weil das Produkt Tiktok so laut ist, bleibt es um den CEO der Firma, Shou Zi Chew, meist ruhig. 

Chew (chinesisch 周受资; Pinyin: Zhōu Shòuzī) ist in Singapur geboren. Der 40-Jährige wuchs in einfachen Verhältnissen auf, galt aber als begabt und schaffte mit zwölf Jahren die Aufnahmeprüfung an einer Eliteschule. Nach seiner Militärzeit studierte er Wirtschaftswissenschaften am University College London und BWL in Harvard. Während seiner Studienzeit in den USA zog es ihn für ein Praktikum zu einem damals noch jungen Start-up: Facebook.

Danach ging Chew zunächst als Banker zu Goldman Sachs nach London, dann zur Investmentfirma DST Global, bei der er ab 2013 ein Team leitete, das aus einigen frühen Investoren für Bytedance bestand. Bytedance ist heute der Mutterkonzern von Tiktok. 

2015 zog es den TikTok-Chef weiter in die Technikindustrie. Bei Xiaomi wird der zunächst zum Finanzvorstand und vier Jahre später zum Präsidenten des internationalen Geschäfts, bis er im März 2021 die Finanzgeschäfte bei Bytedance übernimmt. Nur zwei Monate später übernimmt er dann zusätzlich seinen jetzigen Posten als CEO von Tiktok. Erst im November 2021 gibt er seine Verantwortung als Finanzvorstand von Bytedance ab. 

Chew versucht zu beschwichtigen

Tiktok steht international heftig in der Kritik. Nie zuvor ist es einer Digitalplattform aus China gelungen, in den USA und Europa so viele Nutzer zu gewinnen. Aber Unternehmen aus China unterstehen staatlicher Kontrolle und müssen mit den Sicherheitsbehörden der Volksrepublik zusammenarbeiten. Genutzt wird Tiktok vor allem von Jugendliche, die damit einem besonderen Sucht- und Manipulationsrisiko ausgesetzt sind. 

Im März 2023 musste Chew deswegen vor dem US-Kongress Rede und Antwort stehen. “Wir verpflichten uns gegenüber diesem Ausschuss und allen unseren Nutzern, dass wir Tiktok frei von jeglicher Manipulation durch eine Regierung halten”, beteuerte er vor dem Kongress. Einige US-Politiker, darunter auch Ex-Präsident Donald Trump, hatten ein Verbot von Tiktok in den USA gefordert. Allein dort nutzen 150 Millionen Menschen die App. Fünfeinhalb Stunden lang versuchte Chew die Sorgen der US-Abgeordneten zu beschwichtigen.

Allerdings musste er einräumen, dass Mitarbeiter in China durchaus Zugriff auf Daten von Kunden in den USA hätten. Auch die gezielte Spionage amerikanischer Journalisten gestand er ein: “Das hätte nicht passieren dürfen”. Svenja Schlicht

Personalien

Jiang Shigong wird neuer Vize-Präsident der Minzu University of China in Peking. Jiang war bisher Professor an der Juristischen Fakultät der Peking-Universität und Forscher zu Hongkong-Themen. Jiang half bei der Formulierung einer chinesischen Regierungserklärung von 2014, die Peking eine “umfassende Zuständigkeit” über Hongkong zuschrieb. Er sah Hongkong nicht als vom Westen getrennt an und unterstützte nach den Protesten 2014 in Hongkong die Einführung nationaler Sicherheitsgesetze durch China.

Robert Liu ist zum neuen General Manager von HeiQ China, der chinesischen Tochter des Schweizer Unternehmens für Textilinnovationen, ernannt worden.

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Dessert

Süß oder salzig? Salzig! Ein neu eröffnetes Kino in der südwestchinesischen Stadt Chengdu hat neben Popcorn, Chips und Schokolade auch ein reichhaltiges Hotpot-Menü in sein “Snack”-Angebot mit aufgenommen. Bilder des ungewöhnlichen Filmgenusses gingen in Chinas Sozialmedien viral. Und stießen dort nicht nur auf Zustimmung: Das von Tischlämpchen beleuchtete Fondue lenke von der Leinwand ab. Und der Geruch die anderen Zuschauer.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Wladimir Putin und Xi Jinping betraten beim Dinner Seite an Seite den Saal – als wäre Putin ebenfalls Gastgeber des Seidenstraßen-Forums in Peking. Die beiden Präsidenten warben bei dem Gipfel gemeinsam um die Gunst der Länder des Globalen Südens, analysiert Jörn Petring. Sie bieten ihren Block als Alternative zu einer vermeintlich US-geführten Weltordnung an.

    Der Pomp der Veranstaltung konnte jedoch über die Probleme der Seidenstraßen-Initiative nicht hinwegtäuschen. Die Projekte sind enorm teuer – und in der Wirtschaftskrise hat China kein Geld zu verschenken. Xi kündigte also an, die Mittel künftig selektiver zu vergeben. Peking wird knauseriger.

    Zum Nahost-Konflikt äußerte sich derweil weder Xi noch Putin. Doch die Diplomaten beider Länder haben ihre Position bereits klargemacht: China und Russland sehen die Schuld für die Katastrophe tendenziell bei den USA und Israel. Ihre Sympathie gilt eher Palästina. Das ist auch die Haltung einer Mehrheit der Brics-Länder, analysiert Frank Sieren. Die Brics haben hier sogar so etwas wie eine gemeinsame Linie gefunden.

    Ihr
    Finn Mayer-Kuckuk
    Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

    Analyse

    Xi und Putin umwerben den globalen Süden 

    Außenpolitischer Höhepunkt: Staatschef Xi Jinping empfängt Gäste aus 140 Ländern.

    Die Präsidenten Chinas und Russlands haben beim Seidenstraßenforum in Peking gemeinsam um den globalen Süden geworben. Xi Jinping und Wladimir Putin nutzten die große Bühne, um trotz bekannter Kritik an dem Projekt die Erfolge der Infrastrukturinitiative hervorzuheben.

    Den Anfang machte am Mittwoch Xi. In seiner Eröffnungsrede für das Forum in der Großen Halle des Volkes lobte er nicht nur das chinesische Vorgehen, sondern griff auch einmal mehr die USA an – ohne sie namentlich zu nennen. 

    Wenn man anderen Rosen schenkt, bleibt ein bisschen Duft auch an der eigenen Hand haften“, zitierte Xi ein chinesisches Sprichwort. “Wer anderen hilft, hilft auch sich selbst”, so Xi weiter. Wenn man aber die Entwicklung anderer als Bedrohung oder wirtschaftliche Verflechtungen als Risiko betrachte, dann komme “die eigene Entwicklung zum Stillstand”. Die vor zehn Jahren ins Leben gerufene Seidenstraßen-Initiative sei somit “der richtige Weg nach vorne”.

    Putin tritt wie Co-Gastgeber auf

    Ähnlich äußerte sich Putin. Der Gast aus Russland genoss in Peking zweifellos eine Sonderbehandlung und wirkte stellenweise eher wie ein Co-Gastgeber. Schon beim festlichen Abendessen am Vorabend betraten Putin und Xi vor allen anderen Gästen Seite an Seite den Saal. Bei der Eröffnungszeremonie am Mittwoch sprach Putin dann als zweiter Redner. “Russland und China teilen, wie die meisten Länder der Welt, das Streben nach gleichberechtigter und gegenseitig vorteilhafter Zusammenarbeit”, sagte der russische Präsident.

    Auffällig: Trotz der aktuellen Weltlage beschränkten sich Xi und Putin in ihren Reden strikt auf wirtschaftliche Themen. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten wurden von beiden nicht erwähnt – obwohl es sich um eine Kernregion der Seidenstraße handelt.

    Xi und Putin ließen stattdessen UN-Generalsekretär António Guterres sprechen, der ebenfalls zum Seidenstraßen-Forum angereist war. Er forderte in Peking einen sofortigen Waffenstillstand im Nahen Osten. Eine Position, die China und Russland ebenfalls vertreten.

    Aktionsplan vorgestellt

    Xi blickte nicht nur auf zehn Jahre Seidenstraße zurück, sondern sprach auch über die Zukunft des Projekts. Die wichtigste Botschaft: Die Seidenstraße soll nicht nur durch Infrastruktur verbinden. Grüne Projekte und die digitale Vernetzung werden in Zukunft eine zentralere Rolle spielen. Xi rief dazu auf, “eine neue Stufe der Entwicklung mit höherer Qualität” zu erreichen. Die Ziele fasste er in einem Acht-Punkte-Aktionsplan zusammen. Xi nannte: 

    • Ausbau des Logistikkorridors durch Europa und Asien.
    • Die Einrichtung von “Seidenstraßen-E-Commerce-Pilotzonen” sowie weitere Freihandels- und Investitionsabkommen.
    • Eine Finanzierungszusage von 47,8 Milliarden US-Dollar durch chinesische Entwicklungsbanken.
    • Initiative für grüne Entwicklung.
    • Abkommen über wissenschaftliche Entwicklung und künstliche Intelligenz.
    • Mehr kultureller Austausch, einschließlich einer Tourismusallianz.
    • Maßnahmen für mehr Integrität und Transparenz bei Projekten. 
    • Stärkung des Aufbaus multilateraler Kooperationsplattformen, einschließlich der Einrichtung eines Sekretariats für das Seidenstraßenforum.

    Gezieltere Investitionen geplant

    Peking schlägt damit einen Weg ein, der sich bereits angedeutet hatte. Statt relativ breit gestreut teure Mega-Infrastrukturprojekte hochzuziehen, soll künftig gezielter investiert werden. Ganz neu ist die Idee nicht. In den chinesischen Staatsmedien taucht im Zusammenhang mit der Seidenstraßen-Initiative seit geraumer Zeit die Formulierung “small is beautiful” auf. Ein klares Zeichen also, dass die Strategie angepasst wurde. 

    China kämpft zu Hause mit wirtschaftlichen Problemen und will sich nicht mehr so stark verausgaben. Allein in Afrika ist das durchschnittliche Kreditvolumen im Zeitraum 2020 bis 2022 im Vergleich zu 2017 bis 2019 von 213 Millionen US-Dollar auf gut 135 Millionen US-Dollar gesunken, wie das Global Development Policy Centre der Universität Boston errechnet hat. Die Zahl der Neukredite brach im gleichen Beobachtungszeitraum von 184 auf 32 ein. 

    Die chinesische Führung sieht die Seidenstraße weiterhin als integralen Bestandteil seiner Außenpolitik. Doch dürften Projekte künftig selektiver ausgewählt werden.

    • Neue Seidenstraße
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    Brics-Staaten positionieren sich tendenziell für die Palästinenser

    Während der Westen an Israels Seite steht, kritisiert Peking dessen Handlungen offen: “Israels Handlungen sind über die Selbstverteidigung hinausgegangen”, sagte Chinas Außenminister Wang Yi am Wochenende. Die Terrorakte der Hamas erwähnte er hingegen nicht. China lehne alle Handlungen ab, “die Zivilisten schaden, und verurteilt jegliche Verletzung des Völkerrechts”, sagte Wang.

    Der “grundlegende Ausweg” liege in der Umsetzung der “Zwei-Staaten-Lösung” und “der Gründung eines unabhängigen Staates Palästina, um so die friedliche Koexistenz von Palästina und Israel zu verwirklichen”, so Wang. Peking forderte dafür eine internationale Friedenskonferenz.

    Brics-Positionen zum Konflikt relativ einheitlich

    Die EU hat derzeit Probleme, eine einheitliche Stimme zu dem Konflikt zu finden. Innerhalb der Brics-Staaten gibt es dagegen hohe Übereinstimmung. Die Brics-Länder sind Kern der “Belt and Road”-Initiative (BRI). Moskaus Position ist klar. Die übrigen Brics-Staaten außer China – also Brasilien, Indien und Südafrika – positionieren sich ähnlich oder noch enger zugunsten der Palästinenser. Eine Auseinandersetzung mit dem Terror der Hamas bleibt dabei in der Regel aus.

    Obwohl Südafrika der wichtigste Handelspartner Israels in Afrika ist, stellt sich Johannesburg so deutlich auf die Seite der Palästinenser wie kein anderes Brics-Land – von Russland abgesehen. Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa spricht mit umgehängtem Palästinenserschal von “Solidarität mit den Palästinensern” und betonte: “Wir haben volles Verständnis dafür, wie die Menschen in Palästina damit umgehen“. Sie seien “seit fast 75 Jahren unter Besatzung”. Ramaphosa forderte die internationale Gemeinschaft auf, alles zu tun, “um Frieden zu schaffen.”

    Brasilien zeigt sich zurückhaltender

    Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ist zurückhaltender, grenzte sich aber ebenfalls klar von der Position des Westens ab und zeigt große Übereinstimmung mit Peking. Brasilien hält derzeit den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat. Die Hamas solle entführte israelische Kinder freilassen, so Lula. Gleichzeitig forderte er Israel auf, “die Bombardierungen einzustellen”.

    Brasiliens Außenminister Mauro Vieira reagierte derweil “mit Bestürzung” darauf, dass Israel “alle Zivilisten, mehr als eine Million im nördlichen Gazastreifen, aufgefordert habe, diesen innerhalb von 24 Stunden zu verlassen.” Präsident Lula forderte eine internationale humanitäre Intervention und einen Waffenstillstand, “um israelische und palästinensische Kinder zu schützen.”

    Auch Indien hat eine ähnliche Perspektive: Premierminister Narendra Modi, der derzeit den G20-Vorsitz hat, pflegt schon länger ebenso gute Beziehungen zu Israel wie zu den Palästinensern. Modi betonte, dass “die Welt jetzt erkennt, wie groß die Herausforderung durch den Terrorismus ist. Terrorismus, egal in welcher Form, ist gegen die Menschlichkeit.” Es sei “höchste Zeit für Frieden und Brüderlichkeit”. Konflikte und Konfrontationen in jedem Teil der Welt “betreffen jeden weltweit. Sie nützen niemandem”, sagte Modi, der allerdings den Angriff der Hamas auf Israel klar als “terroristischen Akt” bezeichnet.

    Indien benennt Hamas-Terror

    Dennoch betonte Adnan Abualhayjaa, Palästinas Botschafter in Indien: “Indien wird in Israel und Palästina gleichermaßen respektiert.” Kurz nachdem Modi 2017 seinen israelischen Counterpart in Delhi empfangen hatte, war er als erster indischer Premier in das Westjordanland gereist. Gleichzeitig ist Indien der größte Käufer israelischer Waffen. Delhi kauft für mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Jahr Militärgüter in Israel.

    Mit Blick auf die neuen Brics-Mitglieder ist das alles nur wenig überraschend: Ab Januar 2024 werden Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate Teil der Vereinigung. Ihre Position dürfte klar sein.

    Im Reigen der neuen Brics-Mitglieder ist interessant, wie sich Ägypten positioniert: Der ägyptische Präsident Abdel Fattah El-Sisi zeigte sich zunächst – nicht überraschend – “ziemlich besorgt” über die Reaktion Israels. “Sie übertreiben das Recht auf Selbstverteidigung, und es wird zu einer kollektiven Bestrafung von 2,3 Millionen Palästinensern”, sagte er gegenüber US-Außenminister Antony Blinken.

    Keine klare Verurteilung im UN-Sicherheitsrat

    Gleichzeitig jedoch äußerte El-Sisi sich klar zum Terrorakt der Hamas: “Wir verurteilen das unmissverständlich.” Er ergänzte jedoch: Das sei das Ergebnis “von angesammelter Wut und Hass über vier Jahrzehnte, in denen die Palästinenser keine Hoffnung auf eine Lösung hatten”.

    Die Positionen der Brics-Staaten hatten dazu geführt, dass es in der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates am vergangenen Sonntag keine Mehrheit für die einseitige Verurteilung der Hamas gab. “Es ist wichtig, dass die Weltgemeinschaft diese nicht provozierte Invasion und die terroristischen Angriffe und Aktivitäten, die stattgefunden haben und noch stattfinden, auf das Schärfste verurteilt”, forderten die USA vergebens.

    Es zeichnet sich also ab: Wie schon beim Ukraine-Krieg bilden sich zwei Lager.

    • Brics
    • Geopolitik
    • Israel
    • Palästina
    • Wang Yi

    News

    Wirtschaft zieht an

    Die chinesische Wirtschaft ist im dritten Quartal dank der anziehenden Binnennachfrage stärker gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Juli bis September um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistikamt in Peking mitteilte.

    Damit lag es über den Erwartungen der von Reuters befragten Analysten, die mit einem Plus von 4,4 Prozent gerechnet hatten. Im Vergleich zum Vorquartal stieg das BIP um 1,3 Prozent, nach plus 0,5 Prozent im zweiten Quartal. Von der Reuters befragte Ökonomen hatten ein Plus von 1,0 Prozent erwartet. rtr

    Foxconn und Nvidia bauen Roboter-Fabrik der Zukunft

    Der taiwanische Elektrofertiger Foxconn und der US-Chiphersteller Nvidia wollen sich zusammentun, um, mit dem selbsterklärten Anspruch, die Welt der Industrie völlig zu verändern. Das teilten die Unternehmen am Mittwoch in Taipeh mit. Sie wollen hochgradig automatisierte Fabriken bauen, die sich mittels KI-getriebener Software selbst an ihre Anforderungen anpasst. Die Rechner sollen auch die Programme schreiben, die dann in den Produkten laufen. Foxconn will solche Herstellungsstätten dann künftig jedem zur Verfügung stellen, der etwas produzieren möchte. Insgesamt sollen Entwicklung und Herstellung einfacher und schneller werden.

    Nvidia-Chef Jensen Huang, das Foxconn-Auto “Model B” und Foxconn-Chairman Young Liu.

    Foxconn produziert mit dieser Technologie künftig Elektroautos als Auftragshersteller für andere Marken. Partner ist dabei der deutsche Zulieferer ZF Group aus Friedrichshafen. Das taiwanische Unternehmen behandelt Autos also künftig so ähnlich wie andere Elektrogeräte, die es bereits im Namen von Konzernen wie Apple, Sony oder Hewlett Packard herstellt.

    Foxconn führt bereits Gespräche mit dem multinationalen Autokonzern Stellantis – und es gibt Gerüchte über eine Zusammenarbeit mit Volkswagen. Doch auch branchenfremde Unternehmen könnten sich im Prinzip von Foxconn komplette Autos mit eigenem Typenschild bauen lassen. In den USA betreibt der Auftragshersteller bereits eine Fahrzeugfabrik.

    Die Autoherstellung soll aber nur die erste Anwendung für die Computer sein, die andere Computer programmieren. Die nötigen Rechenzentren bringt der Prozessor-Spezialist Nvidia in die Zusammenarbeit ein. Informatiker hatten schon länger darüber spekuliert, was passiert, wenn Künstliche Intelligenzen sich gegenseitig programmieren und der Mensch aus der Schleife genommen wird. ChatGPT ist heute schon erstaunlich gut darin, Programmcodes zu erzeugen. Foxconn positioniert sich nun gewohnt angstfrei als Vorreiter in dem Feld. fin

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    Serbien schließt Freihandelsabkommen mit China

    China und Serbien haben ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Die Zeremonie mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping und Serbiens Präsident Aleksandar Vučić fand am Dienstag am Rande des Seidenstraßen-Gipfels in Peking statt, wie der serbische Präsident auf Instagram mitteilte. Das Abkommen werde neue Perspektiven für die Beziehungen eröffnen, sagte Vučić. “Wir verzeichnen Fortschritte in allen Bereichen.”

    Details der Vereinbarung wurden nicht bekannt gegeben. Vučić sagte, dass etwa serbische Produzenten von Obst, Honig und Wein davon profitieren würden. Er hoffe, dass das Abkommen im kommenden Mai oder Juni in Kraft treten werde. Der Serbe war nach Peking gereist, anstatt am Montag an einem Balkan-Gipfel in der albanischen Hauptstadt Tirana teilzunehmen.

    Serbien verhandelt seit 2014 über einen EU-Beitritt. Spätestens bis zu einem Beitritt müsste das Balkanland seine Freihandelsabkommen mit Drittstaaten aufkündigen. Belgrad lässt allerdings wenig Reformbereitschaft erkennen. Die EU-Verhandlungen treten deshalb seit Jahren auf der Stelle. Unter Vučić hat Serbien seine Beziehungen vor allem zu China und Russland ausgebaut. Auch schloss sich Belgrad als einziger EU-Beitrittskandidat nicht den Sanktionen gegen Russland an. ari

    Nio erwägt Vertrieb über Händler in Europa

    Der chinesische Elektroauto-Hersteller Nio zieht Insidern zufolge zum Ausbau seines Europageschäftes den Vertrieb über Händler in Betracht. Das Unternehmen wolle damit den Absatz ankurbeln, auch wenn E-Autos aus China mit Markthürden wie Zöllen belegt werden könnten, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Der Konzern betreibt bislang sechs Filialen in Deutschland, Norwegen, Schweden, Dänemark und den Niederlanden. Weltweit gibt es 137 Nio Houses“, wie die Niederlassungen in zentralen städtischen Lagen genannt werden.

    Das Unternehmen lote derzeit aus, welche Händler in den wichtigsten europäischen Märkten als Partner infrage kommen. Im Fokus stehen dabei einem der Insider zufolge Vertriebsnetze für Fahrzeuge der Marke Nio und des Projekts “Firefly”, einer erschwinglichen E-Auto-Marke, die der Autobauer ab 2025 nach Europa exportieren will. Nio hat auf dem europäischen Markt bisher vorwiegend auf Autoabonnements, Leasing und Direktvertrieb gesetzt.

    Hintergrund der Überlegungen seien die unter den Erwartungen liegenden Verkäufe der Marke Nio bislang, wie Insider weiter sagten. Der europäische Markt habe seine “Eigenheiten”, merkte eine der Personen an.

    Nio erklärte auf Anfrage, dass es keine Änderungen bei den Marketing- und Vertriebsmethoden seiner Marke in Europa gebe und dass der Konzern sich auf den Aufbau eines Direktvertriebsnetzes konzentriere. Auch in China setzt Nio wie der Branchenprimus Tesla darauf, Autos selbst an Endkunden zu verkaufen. Auf dem Heimatmarkt konkurriert die Marke im Premiumsegment mit den deutschen Herstellern Audi, BMW und Mercedes-Benz. rtr/flee

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    Presseschau

    Heile Welt auf Chinas Seidenstraßen-Jubiläumsgipfel: Xi Jinpings Ehrengast Putin im Kreise von 20 Regierungschefs FR
    Chinas Staatspräsident: Xi geißelt Sanktionspolitik des Westens SPIEGEL
    Seltener Anblick bei China-Besuch: Militär trägt Putins Atomkoffer komplett unversteckt N-TV
    China announces billions in investments in developing countries and pledges market opening EURONEWS
    China hilft angeschlagenem Argentinien mit frischem Geld aus MERKUR
    Anzeichen der Erholung: Chinas Wachstum übertrifft Erwartungen TAGESSCHAU
    Kommentar: Ende des hohen Wachstums – Chinas Wirtschaft auf Schlingerkurs FAZ
    Forscher sind sich sicher: So treibt Xi Jinping Aktienkurse nach oben N-TV
    Heike Freund von Marvel Fusion: China und die USA investieren, Deutschland tritt auf der Stelle N-TV
    Die Folgen der stark gefallenen Lithium-Preise für Chinas Autoindustrie AUTOMOBIL-INDUSTRIE
    USA schränken Chip-Exporte nach China weiter ein TAGESSCHAU
    Fangschiffe aus China: Die chinesische Armada vor Südamerika ZEIT
    Allied Spy Chiefs Warn of Chinese Espionage Targeting Tech Firms NYTIMES
    Russia and China-backed hackers are exploiting WinRAR zero-day bug TECHCRUNCH
    Darum verschwand Chinas Außenminister wirklich T-ONLINE
    iPhone 15 sales look like they’re starting off slow in China ahead of a critical holiday season CNBC

    Heads

    Shou Zi Chew – CEO der Mega-App Tiktok

    Shou Zi Chew ist als Tiktok-CEO einer der mächtigsten Männer der Tech-Welt.

    Rund 1,7 Milliarden Menschen nutzen derzeit die chinesische Videoplattform Tiktok. Spätestens seit der Coronapandemie gehört Tiktok zu den großen Playern der sozialen Netzwerke. Das Konzept, ein Kurzvideo das nächste jagen zu lassen, ist so lukrativ, dass auch Konkurrenten wie Instagram, Youtube und Facebook ihre eigenen Versionen der Anwendung in ihre Plattformen übernommen haben. Vielleicht weil das Produkt Tiktok so laut ist, bleibt es um den CEO der Firma, Shou Zi Chew, meist ruhig. 

    Chew (chinesisch 周受资; Pinyin: Zhōu Shòuzī) ist in Singapur geboren. Der 40-Jährige wuchs in einfachen Verhältnissen auf, galt aber als begabt und schaffte mit zwölf Jahren die Aufnahmeprüfung an einer Eliteschule. Nach seiner Militärzeit studierte er Wirtschaftswissenschaften am University College London und BWL in Harvard. Während seiner Studienzeit in den USA zog es ihn für ein Praktikum zu einem damals noch jungen Start-up: Facebook.

    Danach ging Chew zunächst als Banker zu Goldman Sachs nach London, dann zur Investmentfirma DST Global, bei der er ab 2013 ein Team leitete, das aus einigen frühen Investoren für Bytedance bestand. Bytedance ist heute der Mutterkonzern von Tiktok. 

    2015 zog es den TikTok-Chef weiter in die Technikindustrie. Bei Xiaomi wird der zunächst zum Finanzvorstand und vier Jahre später zum Präsidenten des internationalen Geschäfts, bis er im März 2021 die Finanzgeschäfte bei Bytedance übernimmt. Nur zwei Monate später übernimmt er dann zusätzlich seinen jetzigen Posten als CEO von Tiktok. Erst im November 2021 gibt er seine Verantwortung als Finanzvorstand von Bytedance ab. 

    Chew versucht zu beschwichtigen

    Tiktok steht international heftig in der Kritik. Nie zuvor ist es einer Digitalplattform aus China gelungen, in den USA und Europa so viele Nutzer zu gewinnen. Aber Unternehmen aus China unterstehen staatlicher Kontrolle und müssen mit den Sicherheitsbehörden der Volksrepublik zusammenarbeiten. Genutzt wird Tiktok vor allem von Jugendliche, die damit einem besonderen Sucht- und Manipulationsrisiko ausgesetzt sind. 

    Im März 2023 musste Chew deswegen vor dem US-Kongress Rede und Antwort stehen. “Wir verpflichten uns gegenüber diesem Ausschuss und allen unseren Nutzern, dass wir Tiktok frei von jeglicher Manipulation durch eine Regierung halten”, beteuerte er vor dem Kongress. Einige US-Politiker, darunter auch Ex-Präsident Donald Trump, hatten ein Verbot von Tiktok in den USA gefordert. Allein dort nutzen 150 Millionen Menschen die App. Fünfeinhalb Stunden lang versuchte Chew die Sorgen der US-Abgeordneten zu beschwichtigen.

    Allerdings musste er einräumen, dass Mitarbeiter in China durchaus Zugriff auf Daten von Kunden in den USA hätten. Auch die gezielte Spionage amerikanischer Journalisten gestand er ein: “Das hätte nicht passieren dürfen”. Svenja Schlicht

    Personalien

    Jiang Shigong wird neuer Vize-Präsident der Minzu University of China in Peking. Jiang war bisher Professor an der Juristischen Fakultät der Peking-Universität und Forscher zu Hongkong-Themen. Jiang half bei der Formulierung einer chinesischen Regierungserklärung von 2014, die Peking eine “umfassende Zuständigkeit” über Hongkong zuschrieb. Er sah Hongkong nicht als vom Westen getrennt an und unterstützte nach den Protesten 2014 in Hongkong die Einführung nationaler Sicherheitsgesetze durch China.

    Robert Liu ist zum neuen General Manager von HeiQ China, der chinesischen Tochter des Schweizer Unternehmens für Textilinnovationen, ernannt worden.

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    Dessert

    Süß oder salzig? Salzig! Ein neu eröffnetes Kino in der südwestchinesischen Stadt Chengdu hat neben Popcorn, Chips und Schokolade auch ein reichhaltiges Hotpot-Menü in sein “Snack”-Angebot mit aufgenommen. Bilder des ungewöhnlichen Filmgenusses gingen in Chinas Sozialmedien viral. Und stießen dort nicht nur auf Zustimmung: Das von Tischlämpchen beleuchtete Fondue lenke von der Leinwand ab. Und der Geruch die anderen Zuschauer.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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