der IWF hat in seinem jüngsten China-Report Ungereimtheiten in der Handelsbilanz der Volksrepublik festgestellt. Dahinter steckt mehr als bloß trockene Statistik – die Diskrepanzen könnten große Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben, berichtet Marcel Grzanna.
Demnach rechnet China seinen Handelsüberschuss künstlich klein. Der Trick: Produkte, die in China für ausländische Unternehmen hergestellt, aber im Inland verkauft werden, erscheinen in der Zahlungsbilanz als Importe. Dadurch wird ein Überschuss verschleiert, während chinesische Überkapazitäten weiterhin die Weltmärkte fluten. Das führt zu Wettbewerbsverzerrung und im schlimmsten Fall zu einer Destabilisierung der internationalen Märkte.
China tut sich mit seiner Soft Power oft schwer. Einerseits verweist mal stolz auf die jahrtausendealte Kulturgeschichte, legt seinen Künstlern, Schriftstellern und Filmemachern der Gegenwart aber mit rigider Zensur ein Kreativität abschnürendes Korsett an. Ein neues Computerspiel könnte eine Wende einläuten. Das in Shenzhen und Hangzhou entwickelte “Black Myth: Wukong”, das sich um den mythischen Affenkönig Sun Wukong dreht, hat aufgrund seiner ausgefeilten Grafik bereits kurz nach Veröffentlichung einen internationalen Hype ausgelöst.
Doch ganz ohne Maßregelung und Zensur geht es auch hier nicht über die Bühne, berichtet Jörn Petring. So erhielten Content-Creator und Streamer offenbar eine Liste mit Themen, über die sie im Zusammenhang mit dem Spiel nichts sprechen sollen, darunter etwa die wohl wenig ausgeglichene Geschlechterbalance der Figuren. Auch die westlichen Medien werden in den chinesischen Staatsmedien abgekanzelt, die angeblich umgehend jede “chinesische Errungenschaft” schmälern wollen.
Es ist nur der Anhang eines Jahresberichts, doch der hat es in sich. Ab Seite 101 in Appendix VII des jüngsten China-Reports macht der Internationale Währungsfonds (IWF) deutlich, dass etwas faul ist an dem Leistungsbilanzüberschuss, den Peking offiziell berichtet. Der IWF wundert sich über die wachsende Differenz zwischen der chinesischen Zahlungsbilanz und den Zolldaten. Genauer gesagt, erscheint Chinas Handelsüberschuss im Lichte der Zahlungsbilanz deutlich geringer zu sein, als es die Zolldaten vermuten lassen.
Was nach schnöder Statistik klingt, ist von großer Relevanz. Der Handelsüberschuss, der das Ungleichgewicht zwischen Ein- und Ausfuhren einer Volkswirtschaft dokumentiert, gibt unter anderem Aufschluss darüber, in welchem Maße die Volksrepublik ihre zu viel hergestellten Industrieprodukte im Ausland ablädt. Je größer der Überschuss, desto größer könnte die Warenmenge sein, die ins Ausland verfrachtet wird. Gerade angesichts des internationalen Konkurrenzdrucks auf die europäische Industrie sind die Zahlen wichtig bei der Beurteilung möglicher Gegenmaßnahmen.
Der US-Ökonom Brad Setser vom Council on Foreign Relations (CFR) stellt sich nach Ansicht des IWF-Berichts die Frage, ob China das Volumen seiner exportierten Waren manipuliert. Setser sagt, China weise “im Grunde ein Handelsdefizit mit sich selbst” aus. Um zu verstehen, was er damit meint, hilft ein Blick auf die kreative Methode der chinesischen Berechnung.
Der Trick funktioniert wie folgt: Wenn ein ausländisches Unternehmen in China seine Ware von einem chinesischen Unternehmen produzieren lässt und dem Produzenten den Auftrag bezahlt, registriert die Zahlungsbilanz diesen Transfer als Export. Dabei hat die Ware die Volksrepublik nie verlassen. Fabriklose Produktion wird dieses Manöver genannt.
Das alles wäre auch noch nachvollziehbar, wenn ausländische Unternehmen diese Waren außerhalb Chinas verkaufen und dadurch faktisch Exporte generieren würden. Tatsächlich aber werden diese Waren innerhalb des Landes verkauft und von den chinesischen Behörden dann als Importe registriert, obwohl sie im eigenen Land hergestellt worden sind.
Weil die Produkte deutlich teurer an die Endkunden in China verkauft werden (Importe), als der chinesische Produzent vom ausländischen Unternehmen für deren Herstellung kassiert (Exporte), generieren diese vermeintlichen Importe ein Defizit in der Zahlungsbilanz. Das Volumen von Chinas Handelsüberschuss wird dadurch künstlich verkleinert.
Laut Setser belegt “eine detaillierte Untersuchung der Daten”, dass die chinesische Zahlungsbilanz auf beiden Seiten von den Zolldaten abweiche. Das heißt: Das Volumen der Ausfuhren laut Zahlungsbilanz liegt einerseits weit unter dem Volumen der Zollausfuhren. Andererseits sind die Einfuhren laut Zahlungsbilanz höher als die Einfuhren gemäß Zoll, obwohl sie wegen der Anpassung der Versicherungs- und Frachtkosten niedriger sein sollten.
“Der Warenüberschuss in der Zahlungsbilanz ist jetzt um etwa 300 Milliarden Dollar geringer als er in den Zahlungsbilanzdaten sein sollte. An keiner Stelle kommt es zu einer entsprechenden Korrektur der Handelsbilanz”, sagt Setser. Laut offiziellen Daten betrug der chinesische Handelsüberschuss in den ersten sechs Monaten 434,9 Milliarden US-Dollar. Das hätte einen Anstieg von rund 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Doch die fragwürdige Zuverlässigkeit der Daten lässt den Rückschluss zu, dass chinesische Überkapazitäten die Weltmärkte stattdessen in einem wesentlich höheren Ausmaß fluten, als es die offiziellen Daten vermuten lassen. “Und ich bin der festen Überzeugung, dass die Zolldaten – die den tatsächlichen Handel erfassen – die Geschichte richtig wiedergeben, und nicht die mit einem Modell (und einer internen Umfrage) versehenen Leistungsbilanzdaten”, sagt Setser.
Der Ökonom wundert sich zudem, wie der Rückgang der Immobilieninvestitionen um sechs Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung mit einem Rückgang des chinesischen Leistungsbilanzüberschusses vereinbar ist. Denn, so argumentiert er, “der Leistungsbilanzüberschuss ist die Ersparnis abzüglich der Investitionen, und die Ersparnis ist nicht um sieben Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts gesunken.”
Weshalb das bislang noch niemand bemerkt hat, liegt wohl an der Umstellung auf eine undurchsichtige Methodik, mit deren Hilfe China Finanzdaten nun direkt von Großunternehmen erfasst. Demnach melden mehr als 13.000 Großunternehmen Daten zum Warenhandel, die etwa 70 Prozent des gesamten Warenhandels ausmachen, direkt an die Behörden. Für den Rest der Unternehmen verwenden die Ersteller grenzüberschreitende Ein- und Auszahlungen im Warenhandel, die aus dem International Transactions Reporting System stammen.
Die Zahlen suggerieren also, dass die Kluft deutlich geringer ist und damit auch die Sorge um wachsende chinesische Überkapazitäten unberechtigt wäre. Denn Überkapazitäten sind Gift für andere Volkswirtschaften, die unter einer chinesischen Warenflut zu Spottpreisen leiden. “Chinas Überkapazitäten werden vor allem dann zum globalen Problem, wenn sie in einen weiter steigenden Handelsbilanzüberschuss im Industriewarenhandel münden. Das war laut den Zolldaten offensichtlich der Fall”, sagt Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW).
Matthes hält es für “höchst problematisch, wenn China auf fragwürdige Weise seinen in der Zahlungsbilanz ausgewiesenen Handelsbilanzüberschuss kleinrechnet, weil dieser Indikator von Analysten oft noch häufiger betrachtet wird als die Zolldaten.” Es sei daher sehr wichtig, dass man nun besser wisse, was genau zu den eklatanten und weiter zunehmenden Unterschieden führe.
Mit einer geschönten chinesischen Bilanz sinkt andernorts möglicherweise auch die Bereitschaft, politische Gegenmaßnahmen zu ergreifen, die nicht in chinesischem Interesse sind. Beispiel EU: Brüssel hat Ausgleichszölle erhoben, um die eigenen Hersteller vor der billigen Konkurrenz aus China zu schützen. Damit wird der Export – und damit der Abbau von Überkapazitäten für die chinesischen Hersteller deutlich erschwert, weil die Nachfrage sinkt.
“Wenn die Entwicklung des Handelsbilanzüberschusses im Warenhandel auf Basis der Zolldaten so weitergeht, muss China sich nicht wundern, wenn immer mehr Staaten ihre Märkte gegen eine Schwemme chinesischer Waren absichern, die zudem häufig direkt und indirekt subventioniert sind”, warnt Matthes.
Unter Gamern ist es derzeit das Gesprächsthema Nummer eins: “Black Myth: Wukong” hat es innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der Verkaufscharts von Steam geschafft, der weltweit bekanntesten Verkaufsplattform für Computerspiele. Besonders bemerkenswert ist das, weil es erstmals einem chinesischen Spiel gelungen ist, einen solchen Erfolg zu erzielen.
Innerhalb von 24 Stunden nach der Veröffentlichung brach es den Rekord für das meistgespielte Einzelspieler-Spiel, das jemals auf Steam veröffentlicht wurde. Nach drei Tagen hatten bereits über zehn Millionen Menschen das Spiel gekauft.
“Black Myth: Wukong” ist ein Actionspiel, das vom chinesischen Unternehmen Game Science entwickelt wurde. Spieler schlüpfen in die Rolle des “Auserwählten” – eines anthropomorphen Affen mit übernatürlichen Kräften. Der Charakter basiert auf Sun Wukong, dem Affenkönig, einer zentralen Figur aus “Die Reise nach Westen”, einem der bedeutendsten Werke der chinesischen Literatur. Der Roman schöpft tief aus der chinesischen Mythologie sowie aus konfuzianischen, taoistischen und buddhistischen Überlieferungen.
Im August 2020 kündigten die Entwickler “Black Myth” erstmals mit einem millionenfach geteilten Online-Teaser an. Vier Jahre warteten Fans dann bis zur Veröffentlichung in der vergangenen Woche. Experten sind sich einig, dass es die erste chinesische Veröffentlichung ist, die die Bezeichnung “AAA” verdient, ein Titel, der großen, kostenintensiven Spielen von führenden Unternehmen vorbehalten ist. Zwar stammt der Großteil der begeisterten Wukong-Spieler aus China. Doch ist es für China ein Softpower-Erfolg, dass Menschen aus aller Welt nun bei Steam auf das Spiel aufmerksam werden – und damit auch auf die Geschichte des Affenkönigs.
Lange Zeit galten chinesische Spiele im Westen als minderwertig oder beschränkten sich auf den Bereich der Mobile Games. “Black Myth: Wukong” fordert dieses Bild heraus und kann es möglicherweise verändern. Es beweist, dass China nicht nur ein großer Konsument von Spielen ist, sondern auch qualitativ hochwertige und kulturell tiefgründige Spiele produzieren kann.
“Es handelt sich nicht nur um ein chinesisches Spiel für den chinesischen Markt oder die chinesischsprachige Welt”, erklärte Haiqing Yu, Professorin an der RMIT University in Australien, gegenüber der BBC. “Spieler auf der ganzen Welt spielen ein Spiel, das einen chinesischen kulturellen Faktor hat.”
In China selbst kennt die Begeisterung keine Grenzen. Das Kultur- und Tourismusministerium der Provinz Shanxi, in der viele im Spiel gezeigte Orte und Kulissen zu finden sind, veröffentlichte kurz nach dem Start von Wukong ein Video der Attraktionen, die nun einen Tourismusboom erleben. Von “Wukong-Reisen” ist die Rede.
Der schöne Erfolg hat jedoch eine Schattenseite. Im Vorfeld der Veröffentlichung von “Black Myth” enthüllten einige Content-Creators und Streamer, dass ein mit dem Entwickler verbundenes Unternehmen ihnen eine Liste mit Themen geschickt hatte, über die sie während der Livestreams des Spiels nicht sprechen sollten.
Dazu gehörten unter anderem “feministische Propaganda, Fetischisierung und andere Inhalte, die negative Diskussionen anregen”. Weitere Themen, die im Dokument als “Tabu” gekennzeichnet waren, umfassten Politik, Covid-19 und Chinas Videospielindustrie. Die Anweisung sorgte für Kontroversen. Mehrere Streamer – sowohl außerhalb als auch innerhalb Chinas – entschieden sich, erst recht diese Themen anzusprechen. Dies führte zu einigen Sperrungen in sozialen Netzwerken wie Weibo.
Chinas nationalistische Zeitung Global Times witterte sofort einen Angriff aus dem Westen. “Einige westliche Medien politisieren jede chinesische Errungenschaft, sogar Black Myth: Wukong”, lautete die Überschrift eines Leitartikels am Dienstag. Selbst wenn die westlichen Medien den globalen Erfolg des Spiels nicht leugneten. Es gäbe es in ihren Berichten oft ein “Aber“, schrieb die Global Times.
Die Kritik an fehlender Inklusivität sei jedoch “ein vorschnelles Urteil” von Journalisten, die nur wenige Stunden mit dem Spiel verbracht hätten. Wenn sie länger gespielt hätten, würden sie sehen, dass weibliche Charaktere im Laufe der Zeit durchaus auftauchen. Das Spiel müsse ohnehin “nicht den westlichen politischen Korrektheitsmaßstäben gerecht werden”.
Ein Großteil der Wukong-Spieler hat von der Debatte vermutlich tatsächlich nicht viel mitbekommen. Sie dürften sich eher an der detaillierten Grafik und den Kampf-Skills begeistern, die der Affenkönig zu bieten hat.
Die Hacker-Angriffe auf deutsche Unternehmen haben laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom deutlich zu genommen – und die meisten erfolgen aus China. Der Studie zufolge waren in den vergangenen zwölf Monaten 81 Prozent aller Unternehmen von Spionage, Sabotage oder Datendiebstahl betroffen, das sind acht von zehn Unternehmen. Weitere zehn Prozent vermuten es. 2023 lagen die Anteile noch bei 72 und acht Prozent.
45 Prozent der betroffenen Unternehmen konnten mindestens einen Angriff in China zurückverfolgen, wie der Bitkom mitteilte. China werde damit immer mehr zum Standort Nr. 1 für Angreifer. Auf Platz zwei liegt Russland mit 39 Prozent.
Die meisten Angriffe konnten die Unternehmen der organisierten Kriminalität zuordnen. Ausländische Geheimdienste wurden von 20 Prozent genannt. Auch der Schaden durch die Angriffe ist deutlich gestiegen -und zwar auf einen Rekordwert von rund 267 Milliarden Euro. Der bisherige Höchstwert von 223,5 Milliarden Euro war 2021 erreicht worden. Zwei Drittel der Unternehmen führen sich durch die Cyberangriffe in ihrer Existenz bedroht. flee
Proteste und Demonstrationen gibt es im autoritär geführten China im Vergleich zu anderen Staaten eher wenig. Doch im Zuge der wirtschaftlichen Probleme häufen sie sich zuletzt wieder. Erhebungen der US-Organisation Freedom House zufolge verzeichneten Beobachter allein im zweiten Quartal dieses Jahres 805 Fälle von “Widerspruch” und damit 18 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Den Großteil hätten Proteste von Arbeitern (44 Prozent) und Wohnungsbesitzern (21 Prozent) ausgemacht, schreibt die in Washington ansässige regierungsunabhängige Organisation.
Dem Bericht zufolge protestierten nicht nur Käufer von nicht fertiggestellten Wohnprojekten, sondern auch Arbeiter, die ausstehende Löhne von den Immobilienunternehmen forderten. Aber auch Proteste von Menschen auf dem Land häufen sich, die bestimmte Landkäufe als unfair empfinden. Darüber hinaus dokumentierten die Experten zunehmende Proteste etwa von Taxi-Fahrern, und Proteste ethnischer Minderheiten wie Mongolen und Tibeter gegen großangelegte Energieprojekte.
Die Experten betonen, die Daten zeigten lediglich einen Teilausschnitt der Lage in der Volksrepublik. Umfassende unabhängige Erhebungen gibt es in China keine. Die Organisation Freedom House wertet für ihre Studien Medienberichte, soziale Medien und Angaben zivilgesellschaftlicher Organisationen aus. flee
Inmitten einer Rabattschlacht auf dem heimischen Markt hat der chinesische Elektroautobauer BYD seinen Gewinn im zweiten Quartal deutlich gesteigert. Trotz seiner aggressiven Preispolitik schnellte der Konzerngewinn um 32,8 Prozent auf 9,1 Milliarden Yuan (1,15 Milliarden Euro), wie BYD am Mittwoch mitteilte. Das ist der größte Gewinnsprung seit Ende 2023. Der Umsatz kletterte von April bis Juni um ein Viertel auf 176,2 Milliarden Yuan.
BYD konnte seinen Marktanteil in China massiv ausbauen und Volkswagen als führenden Autobauer weit hinter sich lassen. Seither konnte sich BYD trotz eines tobenden Preiskriegs behaupten. Der Autobauer setzt auf eine Strategie der vertikalen Integration und verwendet Schlüsselkomponenten wie Batterien aus eigener Herstellung.
Mit dem Ziel, den Jahresumsatz um 20 Prozent zu steigern, bietet BYD hohe Preisnachlässe für seine Bestseller der Dynasty- und Ocean-Serien an. Damit will der Konzern seine Vorreiterrolle mit einem Anteil von mehr als einem Drittel bei Autos mit alternativem Antrieb (NEV) in China sichern. Zu dem Segment gehören neben reinen E-Autos unter anderem auch solche mit Hybrid-Antrieb. rtr
Die EU und China haben erstmals Gespräche im Rahmen des neuen Mechanismus für grenzüberschreitende Datenflüsse geführt. Das teilte die Kommission am Mittwoch mit. Ziel ist es, den Austausch von nicht personenbezogenen Daten für europäische Unternehmen zu erleichtern und ihre Einhaltung chinesischer Datengesetze sicherzustellen. Der Mechanismus geht auf eine politische Vereinbarung aus dem Jahr 2023 zurück und ist das erste Kooperationsformat dieser Art zwischen der EU und China.
Der neue Mechanismus ist ein wichtiges Signal für europäische Unternehmen, die in China tätig sind. In den vergangenen Jahren haben sie immer mehr Schwierigkeiten beim Export ihrer Daten erlebt. Besonders die 2022 eingeführten Maßnahmen Chinas zur Sicherheitsbewertung von Datenexporten sorgten für Unsicherheit. Viele Unternehmen sind besorgt, weil unklar bleibt, was genau als “wichtige Daten” gilt, die einer strengen Prüfung unterliegen. Diese Unsicherheit hat das Vertrauen europäischer Investoren in China geschwächt.
Datenflüsse seien für den internationalen Handel unverzichtbar, besonders in Branchen wie Finanzen, Versicherungen, Pharma, Automobil und in der Informations- und Kommunikationstechnologie, schreibt die Kommission in ihrer Pressemitteilung. Ein Großteil der Direktinvestitionen zwischen der EU und China hängt davon ab, dass Unternehmen ihre Daten problemlos über Grenzen hinweg verwalten können. Die EU möchte mit dem neuen Mechanismus den freien Datenaustausch fördern.
Weitere Treffen auf Experten- und technischer Ebene sollen folgen. Die Fortschritte werden dann auf politischer Ebene überprüft. Der Mechanismus zeigt, dass sowohl die EU als auch China die Bedeutung des Datenaustauschs für den wirtschaftlichen Erfolg erkennen und gemeinsam Lösungen suchen wollen. vis
Fachwerkhäuser, Gemütlichkeit, viel Natur: Die Kleinstadt Bietigheim-Bissingen, der Alexander Pollich den Rücken kehrt, ist beschaulich. Weniger gemütlich wird es für ihn an seinem neuen Wohnort Shanghai zugehen. Dort schlägt der Puls weltweiter Innovationen, und das sehr schnell. Pollich übernimmt von hier aus zum 1. September eine echte Mammut-Aufgabe: Er soll Porsche aus der China-Krise führen.
Der 57-jährige Deutschland-CEO tritt den momentan herausforderndsten Posten des Sportwagenherstellers an. Er wird Präsident und Geschäftsführer bei Porsche China, Hongkong und Macao und beerbt in dieser Funktion Michael Kirsch, der nur knapp über zwei Jahre auf dem Posten saß. Die Lage ist schwierig. Bereits 2023 verkaufte Porsche in China 15 Prozent weniger Fahrzeuge, für 2024 deutet sich sogar noch eine Verschlechterung an. Porsche verzeichnete im ersten Halbjahr ein Drittel weniger Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr – dabei ist China der zweitwichtigste Markt nach den USA.
Noch ist die Faszination der Marke auch in China ungebrochen. Wie überall auf der Welt ist der 911er Kult und ein Statussymbol. Neben der Ikone kommen auch Cayenne, Macan und Taycan gut an. Deuten die schlechten Zahlen an, dass die einstige Strahlkraft verloren geht? Die Konkurrenz einheimischer Marken wächst, sie punkten zwar nicht mit Heritage, stehen dafür aber für Innovationskraft in den Zukunftsfeldern E-Mobilität und Digitalisierung. Und bieten ihren Kunden im Zweifel sogar auch etwas Porsche-Feeling, indem sie die ikonische Formensprache einfach auf ihre eigenen Modelle übertragen, wie der Xiaomi SU7.
Für Pollich ist es nicht der erste Einsatz in China. Er ist zwar tief verwurzelt in Süddeutschland – Abitur in Stuttgart, Bachelor in Stuttgart, MBA in Hohenheim, der erste Job bei der Boston Consulting Group ebenfalls in Stuttgart – allerdings zog es den Manager danach immer wieder in die Ferne. Für die Boston Consulting Group arbeitete Pollich 18 Monate in Australien.
Vor 23 Jahren wechselte er dann zu Porsche, wo er in unterschiedlichen Führungspositionen und Märkten einen tiefen Einblick in das weltweite Geschäft des Unternehmens gewann. Eine seiner größten Stärken ist dabei der Vertrieb. Pollich startete als Leiter im Strategiebereich und wurde im Anschluss Vizepräsident Vertriebsnetzmanagement und -entwicklung. Eine Position, in der er Verantwortung für die Entwicklung des weltweiten Händlernetzwerks trug und Wachstumsprojekte in unterschiedlichen Märkten entwickelte – darunter auch China.
2013 ging es als Marktverantwortlicher nach Kanada, einige Jahre später nach Großbritannien. 2018 wurde der Manager dann als CEO für das Deutschlandgeschäft berufen. Als neuer China-Chef muss Pollich muss Porsche schnell wieder auf Wachstumskurs bringen – in einem Markt, auf dem alle deutschen Hersteller derzeit leiden. Dazu soll er die Zusammenarbeit mit lokalen Händlern stärken und interne Abläufe verbessern. Ob das reicht? Für Pollich dürfte es eine der größten Herausforderungen seiner Karriere werden.
Annett Sack ist seit Juli für Audi China im Bereich R&D, Steuerung Internationalisierung & Lokalisierung tätig. Sack hat unter anderem zwischen 2017 und 2020 für FAW-Volkswagen China-Erfahrung gesammelt. Für das Joint Venture arbeitete sie damals im Bereich R&D Function Electronics in Changchun.
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Begrünte Fassaden gelten ja als klimafreundlich und modern. Diese Kletterpflanzen, die eine Bibliothek der Universität in Guiyang, Provinz Guizhou, überwuchern, scheinen es etwas übertrieben zu haben. Lehrende der Uni hatten vor 32 Jahren mehr als 300 Kletterpflanzen gepflanzt, die nun wie ein grünes Schloss das 12-stöckige Bibliotheksgebäude erklimmen. So schön die Fassade von außen aussieht – innen sind die Lampen im Dauerbetrieb. Und das wiederum ist weniger klimafreundlich.
der IWF hat in seinem jüngsten China-Report Ungereimtheiten in der Handelsbilanz der Volksrepublik festgestellt. Dahinter steckt mehr als bloß trockene Statistik – die Diskrepanzen könnten große Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben, berichtet Marcel Grzanna.
Demnach rechnet China seinen Handelsüberschuss künstlich klein. Der Trick: Produkte, die in China für ausländische Unternehmen hergestellt, aber im Inland verkauft werden, erscheinen in der Zahlungsbilanz als Importe. Dadurch wird ein Überschuss verschleiert, während chinesische Überkapazitäten weiterhin die Weltmärkte fluten. Das führt zu Wettbewerbsverzerrung und im schlimmsten Fall zu einer Destabilisierung der internationalen Märkte.
China tut sich mit seiner Soft Power oft schwer. Einerseits verweist mal stolz auf die jahrtausendealte Kulturgeschichte, legt seinen Künstlern, Schriftstellern und Filmemachern der Gegenwart aber mit rigider Zensur ein Kreativität abschnürendes Korsett an. Ein neues Computerspiel könnte eine Wende einläuten. Das in Shenzhen und Hangzhou entwickelte “Black Myth: Wukong”, das sich um den mythischen Affenkönig Sun Wukong dreht, hat aufgrund seiner ausgefeilten Grafik bereits kurz nach Veröffentlichung einen internationalen Hype ausgelöst.
Doch ganz ohne Maßregelung und Zensur geht es auch hier nicht über die Bühne, berichtet Jörn Petring. So erhielten Content-Creator und Streamer offenbar eine Liste mit Themen, über die sie im Zusammenhang mit dem Spiel nichts sprechen sollen, darunter etwa die wohl wenig ausgeglichene Geschlechterbalance der Figuren. Auch die westlichen Medien werden in den chinesischen Staatsmedien abgekanzelt, die angeblich umgehend jede “chinesische Errungenschaft” schmälern wollen.
Es ist nur der Anhang eines Jahresberichts, doch der hat es in sich. Ab Seite 101 in Appendix VII des jüngsten China-Reports macht der Internationale Währungsfonds (IWF) deutlich, dass etwas faul ist an dem Leistungsbilanzüberschuss, den Peking offiziell berichtet. Der IWF wundert sich über die wachsende Differenz zwischen der chinesischen Zahlungsbilanz und den Zolldaten. Genauer gesagt, erscheint Chinas Handelsüberschuss im Lichte der Zahlungsbilanz deutlich geringer zu sein, als es die Zolldaten vermuten lassen.
Was nach schnöder Statistik klingt, ist von großer Relevanz. Der Handelsüberschuss, der das Ungleichgewicht zwischen Ein- und Ausfuhren einer Volkswirtschaft dokumentiert, gibt unter anderem Aufschluss darüber, in welchem Maße die Volksrepublik ihre zu viel hergestellten Industrieprodukte im Ausland ablädt. Je größer der Überschuss, desto größer könnte die Warenmenge sein, die ins Ausland verfrachtet wird. Gerade angesichts des internationalen Konkurrenzdrucks auf die europäische Industrie sind die Zahlen wichtig bei der Beurteilung möglicher Gegenmaßnahmen.
Der US-Ökonom Brad Setser vom Council on Foreign Relations (CFR) stellt sich nach Ansicht des IWF-Berichts die Frage, ob China das Volumen seiner exportierten Waren manipuliert. Setser sagt, China weise “im Grunde ein Handelsdefizit mit sich selbst” aus. Um zu verstehen, was er damit meint, hilft ein Blick auf die kreative Methode der chinesischen Berechnung.
Der Trick funktioniert wie folgt: Wenn ein ausländisches Unternehmen in China seine Ware von einem chinesischen Unternehmen produzieren lässt und dem Produzenten den Auftrag bezahlt, registriert die Zahlungsbilanz diesen Transfer als Export. Dabei hat die Ware die Volksrepublik nie verlassen. Fabriklose Produktion wird dieses Manöver genannt.
Das alles wäre auch noch nachvollziehbar, wenn ausländische Unternehmen diese Waren außerhalb Chinas verkaufen und dadurch faktisch Exporte generieren würden. Tatsächlich aber werden diese Waren innerhalb des Landes verkauft und von den chinesischen Behörden dann als Importe registriert, obwohl sie im eigenen Land hergestellt worden sind.
Weil die Produkte deutlich teurer an die Endkunden in China verkauft werden (Importe), als der chinesische Produzent vom ausländischen Unternehmen für deren Herstellung kassiert (Exporte), generieren diese vermeintlichen Importe ein Defizit in der Zahlungsbilanz. Das Volumen von Chinas Handelsüberschuss wird dadurch künstlich verkleinert.
Laut Setser belegt “eine detaillierte Untersuchung der Daten”, dass die chinesische Zahlungsbilanz auf beiden Seiten von den Zolldaten abweiche. Das heißt: Das Volumen der Ausfuhren laut Zahlungsbilanz liegt einerseits weit unter dem Volumen der Zollausfuhren. Andererseits sind die Einfuhren laut Zahlungsbilanz höher als die Einfuhren gemäß Zoll, obwohl sie wegen der Anpassung der Versicherungs- und Frachtkosten niedriger sein sollten.
“Der Warenüberschuss in der Zahlungsbilanz ist jetzt um etwa 300 Milliarden Dollar geringer als er in den Zahlungsbilanzdaten sein sollte. An keiner Stelle kommt es zu einer entsprechenden Korrektur der Handelsbilanz”, sagt Setser. Laut offiziellen Daten betrug der chinesische Handelsüberschuss in den ersten sechs Monaten 434,9 Milliarden US-Dollar. Das hätte einen Anstieg von rund 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Doch die fragwürdige Zuverlässigkeit der Daten lässt den Rückschluss zu, dass chinesische Überkapazitäten die Weltmärkte stattdessen in einem wesentlich höheren Ausmaß fluten, als es die offiziellen Daten vermuten lassen. “Und ich bin der festen Überzeugung, dass die Zolldaten – die den tatsächlichen Handel erfassen – die Geschichte richtig wiedergeben, und nicht die mit einem Modell (und einer internen Umfrage) versehenen Leistungsbilanzdaten”, sagt Setser.
Der Ökonom wundert sich zudem, wie der Rückgang der Immobilieninvestitionen um sechs Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung mit einem Rückgang des chinesischen Leistungsbilanzüberschusses vereinbar ist. Denn, so argumentiert er, “der Leistungsbilanzüberschuss ist die Ersparnis abzüglich der Investitionen, und die Ersparnis ist nicht um sieben Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts gesunken.”
Weshalb das bislang noch niemand bemerkt hat, liegt wohl an der Umstellung auf eine undurchsichtige Methodik, mit deren Hilfe China Finanzdaten nun direkt von Großunternehmen erfasst. Demnach melden mehr als 13.000 Großunternehmen Daten zum Warenhandel, die etwa 70 Prozent des gesamten Warenhandels ausmachen, direkt an die Behörden. Für den Rest der Unternehmen verwenden die Ersteller grenzüberschreitende Ein- und Auszahlungen im Warenhandel, die aus dem International Transactions Reporting System stammen.
Die Zahlen suggerieren also, dass die Kluft deutlich geringer ist und damit auch die Sorge um wachsende chinesische Überkapazitäten unberechtigt wäre. Denn Überkapazitäten sind Gift für andere Volkswirtschaften, die unter einer chinesischen Warenflut zu Spottpreisen leiden. “Chinas Überkapazitäten werden vor allem dann zum globalen Problem, wenn sie in einen weiter steigenden Handelsbilanzüberschuss im Industriewarenhandel münden. Das war laut den Zolldaten offensichtlich der Fall”, sagt Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW).
Matthes hält es für “höchst problematisch, wenn China auf fragwürdige Weise seinen in der Zahlungsbilanz ausgewiesenen Handelsbilanzüberschuss kleinrechnet, weil dieser Indikator von Analysten oft noch häufiger betrachtet wird als die Zolldaten.” Es sei daher sehr wichtig, dass man nun besser wisse, was genau zu den eklatanten und weiter zunehmenden Unterschieden führe.
Mit einer geschönten chinesischen Bilanz sinkt andernorts möglicherweise auch die Bereitschaft, politische Gegenmaßnahmen zu ergreifen, die nicht in chinesischem Interesse sind. Beispiel EU: Brüssel hat Ausgleichszölle erhoben, um die eigenen Hersteller vor der billigen Konkurrenz aus China zu schützen. Damit wird der Export – und damit der Abbau von Überkapazitäten für die chinesischen Hersteller deutlich erschwert, weil die Nachfrage sinkt.
“Wenn die Entwicklung des Handelsbilanzüberschusses im Warenhandel auf Basis der Zolldaten so weitergeht, muss China sich nicht wundern, wenn immer mehr Staaten ihre Märkte gegen eine Schwemme chinesischer Waren absichern, die zudem häufig direkt und indirekt subventioniert sind”, warnt Matthes.
Unter Gamern ist es derzeit das Gesprächsthema Nummer eins: “Black Myth: Wukong” hat es innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der Verkaufscharts von Steam geschafft, der weltweit bekanntesten Verkaufsplattform für Computerspiele. Besonders bemerkenswert ist das, weil es erstmals einem chinesischen Spiel gelungen ist, einen solchen Erfolg zu erzielen.
Innerhalb von 24 Stunden nach der Veröffentlichung brach es den Rekord für das meistgespielte Einzelspieler-Spiel, das jemals auf Steam veröffentlicht wurde. Nach drei Tagen hatten bereits über zehn Millionen Menschen das Spiel gekauft.
“Black Myth: Wukong” ist ein Actionspiel, das vom chinesischen Unternehmen Game Science entwickelt wurde. Spieler schlüpfen in die Rolle des “Auserwählten” – eines anthropomorphen Affen mit übernatürlichen Kräften. Der Charakter basiert auf Sun Wukong, dem Affenkönig, einer zentralen Figur aus “Die Reise nach Westen”, einem der bedeutendsten Werke der chinesischen Literatur. Der Roman schöpft tief aus der chinesischen Mythologie sowie aus konfuzianischen, taoistischen und buddhistischen Überlieferungen.
Im August 2020 kündigten die Entwickler “Black Myth” erstmals mit einem millionenfach geteilten Online-Teaser an. Vier Jahre warteten Fans dann bis zur Veröffentlichung in der vergangenen Woche. Experten sind sich einig, dass es die erste chinesische Veröffentlichung ist, die die Bezeichnung “AAA” verdient, ein Titel, der großen, kostenintensiven Spielen von führenden Unternehmen vorbehalten ist. Zwar stammt der Großteil der begeisterten Wukong-Spieler aus China. Doch ist es für China ein Softpower-Erfolg, dass Menschen aus aller Welt nun bei Steam auf das Spiel aufmerksam werden – und damit auch auf die Geschichte des Affenkönigs.
Lange Zeit galten chinesische Spiele im Westen als minderwertig oder beschränkten sich auf den Bereich der Mobile Games. “Black Myth: Wukong” fordert dieses Bild heraus und kann es möglicherweise verändern. Es beweist, dass China nicht nur ein großer Konsument von Spielen ist, sondern auch qualitativ hochwertige und kulturell tiefgründige Spiele produzieren kann.
“Es handelt sich nicht nur um ein chinesisches Spiel für den chinesischen Markt oder die chinesischsprachige Welt”, erklärte Haiqing Yu, Professorin an der RMIT University in Australien, gegenüber der BBC. “Spieler auf der ganzen Welt spielen ein Spiel, das einen chinesischen kulturellen Faktor hat.”
In China selbst kennt die Begeisterung keine Grenzen. Das Kultur- und Tourismusministerium der Provinz Shanxi, in der viele im Spiel gezeigte Orte und Kulissen zu finden sind, veröffentlichte kurz nach dem Start von Wukong ein Video der Attraktionen, die nun einen Tourismusboom erleben. Von “Wukong-Reisen” ist die Rede.
Der schöne Erfolg hat jedoch eine Schattenseite. Im Vorfeld der Veröffentlichung von “Black Myth” enthüllten einige Content-Creators und Streamer, dass ein mit dem Entwickler verbundenes Unternehmen ihnen eine Liste mit Themen geschickt hatte, über die sie während der Livestreams des Spiels nicht sprechen sollten.
Dazu gehörten unter anderem “feministische Propaganda, Fetischisierung und andere Inhalte, die negative Diskussionen anregen”. Weitere Themen, die im Dokument als “Tabu” gekennzeichnet waren, umfassten Politik, Covid-19 und Chinas Videospielindustrie. Die Anweisung sorgte für Kontroversen. Mehrere Streamer – sowohl außerhalb als auch innerhalb Chinas – entschieden sich, erst recht diese Themen anzusprechen. Dies führte zu einigen Sperrungen in sozialen Netzwerken wie Weibo.
Chinas nationalistische Zeitung Global Times witterte sofort einen Angriff aus dem Westen. “Einige westliche Medien politisieren jede chinesische Errungenschaft, sogar Black Myth: Wukong”, lautete die Überschrift eines Leitartikels am Dienstag. Selbst wenn die westlichen Medien den globalen Erfolg des Spiels nicht leugneten. Es gäbe es in ihren Berichten oft ein “Aber“, schrieb die Global Times.
Die Kritik an fehlender Inklusivität sei jedoch “ein vorschnelles Urteil” von Journalisten, die nur wenige Stunden mit dem Spiel verbracht hätten. Wenn sie länger gespielt hätten, würden sie sehen, dass weibliche Charaktere im Laufe der Zeit durchaus auftauchen. Das Spiel müsse ohnehin “nicht den westlichen politischen Korrektheitsmaßstäben gerecht werden”.
Ein Großteil der Wukong-Spieler hat von der Debatte vermutlich tatsächlich nicht viel mitbekommen. Sie dürften sich eher an der detaillierten Grafik und den Kampf-Skills begeistern, die der Affenkönig zu bieten hat.
Die Hacker-Angriffe auf deutsche Unternehmen haben laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom deutlich zu genommen – und die meisten erfolgen aus China. Der Studie zufolge waren in den vergangenen zwölf Monaten 81 Prozent aller Unternehmen von Spionage, Sabotage oder Datendiebstahl betroffen, das sind acht von zehn Unternehmen. Weitere zehn Prozent vermuten es. 2023 lagen die Anteile noch bei 72 und acht Prozent.
45 Prozent der betroffenen Unternehmen konnten mindestens einen Angriff in China zurückverfolgen, wie der Bitkom mitteilte. China werde damit immer mehr zum Standort Nr. 1 für Angreifer. Auf Platz zwei liegt Russland mit 39 Prozent.
Die meisten Angriffe konnten die Unternehmen der organisierten Kriminalität zuordnen. Ausländische Geheimdienste wurden von 20 Prozent genannt. Auch der Schaden durch die Angriffe ist deutlich gestiegen -und zwar auf einen Rekordwert von rund 267 Milliarden Euro. Der bisherige Höchstwert von 223,5 Milliarden Euro war 2021 erreicht worden. Zwei Drittel der Unternehmen führen sich durch die Cyberangriffe in ihrer Existenz bedroht. flee
Proteste und Demonstrationen gibt es im autoritär geführten China im Vergleich zu anderen Staaten eher wenig. Doch im Zuge der wirtschaftlichen Probleme häufen sie sich zuletzt wieder. Erhebungen der US-Organisation Freedom House zufolge verzeichneten Beobachter allein im zweiten Quartal dieses Jahres 805 Fälle von “Widerspruch” und damit 18 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Den Großteil hätten Proteste von Arbeitern (44 Prozent) und Wohnungsbesitzern (21 Prozent) ausgemacht, schreibt die in Washington ansässige regierungsunabhängige Organisation.
Dem Bericht zufolge protestierten nicht nur Käufer von nicht fertiggestellten Wohnprojekten, sondern auch Arbeiter, die ausstehende Löhne von den Immobilienunternehmen forderten. Aber auch Proteste von Menschen auf dem Land häufen sich, die bestimmte Landkäufe als unfair empfinden. Darüber hinaus dokumentierten die Experten zunehmende Proteste etwa von Taxi-Fahrern, und Proteste ethnischer Minderheiten wie Mongolen und Tibeter gegen großangelegte Energieprojekte.
Die Experten betonen, die Daten zeigten lediglich einen Teilausschnitt der Lage in der Volksrepublik. Umfassende unabhängige Erhebungen gibt es in China keine. Die Organisation Freedom House wertet für ihre Studien Medienberichte, soziale Medien und Angaben zivilgesellschaftlicher Organisationen aus. flee
Inmitten einer Rabattschlacht auf dem heimischen Markt hat der chinesische Elektroautobauer BYD seinen Gewinn im zweiten Quartal deutlich gesteigert. Trotz seiner aggressiven Preispolitik schnellte der Konzerngewinn um 32,8 Prozent auf 9,1 Milliarden Yuan (1,15 Milliarden Euro), wie BYD am Mittwoch mitteilte. Das ist der größte Gewinnsprung seit Ende 2023. Der Umsatz kletterte von April bis Juni um ein Viertel auf 176,2 Milliarden Yuan.
BYD konnte seinen Marktanteil in China massiv ausbauen und Volkswagen als führenden Autobauer weit hinter sich lassen. Seither konnte sich BYD trotz eines tobenden Preiskriegs behaupten. Der Autobauer setzt auf eine Strategie der vertikalen Integration und verwendet Schlüsselkomponenten wie Batterien aus eigener Herstellung.
Mit dem Ziel, den Jahresumsatz um 20 Prozent zu steigern, bietet BYD hohe Preisnachlässe für seine Bestseller der Dynasty- und Ocean-Serien an. Damit will der Konzern seine Vorreiterrolle mit einem Anteil von mehr als einem Drittel bei Autos mit alternativem Antrieb (NEV) in China sichern. Zu dem Segment gehören neben reinen E-Autos unter anderem auch solche mit Hybrid-Antrieb. rtr
Die EU und China haben erstmals Gespräche im Rahmen des neuen Mechanismus für grenzüberschreitende Datenflüsse geführt. Das teilte die Kommission am Mittwoch mit. Ziel ist es, den Austausch von nicht personenbezogenen Daten für europäische Unternehmen zu erleichtern und ihre Einhaltung chinesischer Datengesetze sicherzustellen. Der Mechanismus geht auf eine politische Vereinbarung aus dem Jahr 2023 zurück und ist das erste Kooperationsformat dieser Art zwischen der EU und China.
Der neue Mechanismus ist ein wichtiges Signal für europäische Unternehmen, die in China tätig sind. In den vergangenen Jahren haben sie immer mehr Schwierigkeiten beim Export ihrer Daten erlebt. Besonders die 2022 eingeführten Maßnahmen Chinas zur Sicherheitsbewertung von Datenexporten sorgten für Unsicherheit. Viele Unternehmen sind besorgt, weil unklar bleibt, was genau als “wichtige Daten” gilt, die einer strengen Prüfung unterliegen. Diese Unsicherheit hat das Vertrauen europäischer Investoren in China geschwächt.
Datenflüsse seien für den internationalen Handel unverzichtbar, besonders in Branchen wie Finanzen, Versicherungen, Pharma, Automobil und in der Informations- und Kommunikationstechnologie, schreibt die Kommission in ihrer Pressemitteilung. Ein Großteil der Direktinvestitionen zwischen der EU und China hängt davon ab, dass Unternehmen ihre Daten problemlos über Grenzen hinweg verwalten können. Die EU möchte mit dem neuen Mechanismus den freien Datenaustausch fördern.
Weitere Treffen auf Experten- und technischer Ebene sollen folgen. Die Fortschritte werden dann auf politischer Ebene überprüft. Der Mechanismus zeigt, dass sowohl die EU als auch China die Bedeutung des Datenaustauschs für den wirtschaftlichen Erfolg erkennen und gemeinsam Lösungen suchen wollen. vis
Fachwerkhäuser, Gemütlichkeit, viel Natur: Die Kleinstadt Bietigheim-Bissingen, der Alexander Pollich den Rücken kehrt, ist beschaulich. Weniger gemütlich wird es für ihn an seinem neuen Wohnort Shanghai zugehen. Dort schlägt der Puls weltweiter Innovationen, und das sehr schnell. Pollich übernimmt von hier aus zum 1. September eine echte Mammut-Aufgabe: Er soll Porsche aus der China-Krise führen.
Der 57-jährige Deutschland-CEO tritt den momentan herausforderndsten Posten des Sportwagenherstellers an. Er wird Präsident und Geschäftsführer bei Porsche China, Hongkong und Macao und beerbt in dieser Funktion Michael Kirsch, der nur knapp über zwei Jahre auf dem Posten saß. Die Lage ist schwierig. Bereits 2023 verkaufte Porsche in China 15 Prozent weniger Fahrzeuge, für 2024 deutet sich sogar noch eine Verschlechterung an. Porsche verzeichnete im ersten Halbjahr ein Drittel weniger Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr – dabei ist China der zweitwichtigste Markt nach den USA.
Noch ist die Faszination der Marke auch in China ungebrochen. Wie überall auf der Welt ist der 911er Kult und ein Statussymbol. Neben der Ikone kommen auch Cayenne, Macan und Taycan gut an. Deuten die schlechten Zahlen an, dass die einstige Strahlkraft verloren geht? Die Konkurrenz einheimischer Marken wächst, sie punkten zwar nicht mit Heritage, stehen dafür aber für Innovationskraft in den Zukunftsfeldern E-Mobilität und Digitalisierung. Und bieten ihren Kunden im Zweifel sogar auch etwas Porsche-Feeling, indem sie die ikonische Formensprache einfach auf ihre eigenen Modelle übertragen, wie der Xiaomi SU7.
Für Pollich ist es nicht der erste Einsatz in China. Er ist zwar tief verwurzelt in Süddeutschland – Abitur in Stuttgart, Bachelor in Stuttgart, MBA in Hohenheim, der erste Job bei der Boston Consulting Group ebenfalls in Stuttgart – allerdings zog es den Manager danach immer wieder in die Ferne. Für die Boston Consulting Group arbeitete Pollich 18 Monate in Australien.
Vor 23 Jahren wechselte er dann zu Porsche, wo er in unterschiedlichen Führungspositionen und Märkten einen tiefen Einblick in das weltweite Geschäft des Unternehmens gewann. Eine seiner größten Stärken ist dabei der Vertrieb. Pollich startete als Leiter im Strategiebereich und wurde im Anschluss Vizepräsident Vertriebsnetzmanagement und -entwicklung. Eine Position, in der er Verantwortung für die Entwicklung des weltweiten Händlernetzwerks trug und Wachstumsprojekte in unterschiedlichen Märkten entwickelte – darunter auch China.
2013 ging es als Marktverantwortlicher nach Kanada, einige Jahre später nach Großbritannien. 2018 wurde der Manager dann als CEO für das Deutschlandgeschäft berufen. Als neuer China-Chef muss Pollich muss Porsche schnell wieder auf Wachstumskurs bringen – in einem Markt, auf dem alle deutschen Hersteller derzeit leiden. Dazu soll er die Zusammenarbeit mit lokalen Händlern stärken und interne Abläufe verbessern. Ob das reicht? Für Pollich dürfte es eine der größten Herausforderungen seiner Karriere werden.
Annett Sack ist seit Juli für Audi China im Bereich R&D, Steuerung Internationalisierung & Lokalisierung tätig. Sack hat unter anderem zwischen 2017 und 2020 für FAW-Volkswagen China-Erfahrung gesammelt. Für das Joint Venture arbeitete sie damals im Bereich R&D Function Electronics in Changchun.
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Begrünte Fassaden gelten ja als klimafreundlich und modern. Diese Kletterpflanzen, die eine Bibliothek der Universität in Guiyang, Provinz Guizhou, überwuchern, scheinen es etwas übertrieben zu haben. Lehrende der Uni hatten vor 32 Jahren mehr als 300 Kletterpflanzen gepflanzt, die nun wie ein grünes Schloss das 12-stöckige Bibliotheksgebäude erklimmen. So schön die Fassade von außen aussieht – innen sind die Lampen im Dauerbetrieb. Und das wiederum ist weniger klimafreundlich.