Chinas Ballon war kein Einzel-Ballon, sondern gehört zu einer großen Familie. Schon seit Jahren entstehen sie in großer Stückzahl. Michael Radunski deckt auf, welche Ingenieure hinter dem Programm stehen und welche Firmen beteiligt sind. Die Aufklärung über Feindesland hatte bereits jahrelang System – und selbst die misstrauischen Nachbarländer Japan und Taiwan haben lange nicht kapiert, was da über sie hinwegschwebt.
Deutschland war einst stolzer Vorreiter in der Solarenergie. Dann verdrängte China mit unwiderstehlich billigen Panels die deutschen Anbieter, zurück bleibt Abhängigkeit nicht von fertigen Produkten, sondern auch von chinesischer Technik. Nico Beckert hat mit Wirtschafts- und Lieferketten-Experten über Auswege aus der Situation gesprochen. Und diese sind sich einig: Der Weg aus der Falle wäre steinig und teuer – aber machbar.
Die Weißblatt-Proteste wurde zu einem großen Teil von einer jungen studentischen Bewegung angeschoben und lautstark über Tage hinweg aufrechterhalten. Jetzt sieht sich die Obrigkeit der Wut einer weiteren – vielleicht sogar über mehr gesellschaftlichen Nachdruck verfügenden – Altersgruppe ausgesetzt: der Rentner. In der Stadt Wuhan gehen die Senioren derzeit auf die Straßen, wie Fabian Kretschmer berichtet. Sie protestieren gegen Kürzungen im Sozial- und Gesundheitssystem. Denn dieses wurde wegen der strengen Null-Covid-Politik an die finanziellen Grenzen gebracht. Der Unmut der Alten könnte eine Bedrohung für die Führung in Peking werden.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Der Durchbruch gelingt im Jahr 2019 – viele Jahre bevor die amerikanischen Streitkräfte einen mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon vor South Carolina vom Himmel holen und die Weltöffentlichkeit Zeuge wird, wie umfassend Chinas technische Fähigkeiten längst sind.
Im August vor vier Jahren offenbart Professor Wu Zhe gegenüber der chinesischen Zeitung Nanfang Daily seinen Erfolg: Mit dem “Wolkenjäger” (追云 zhuiyun) habe erstmals ein unbemanntes Luftschiff in Höhen von 20 bis 60 Kilometern Höhe die Erde umkreist – inklusive Nordamerika. Der Dekan eines Forschungsinstituts in Peking hat eine klare Vision: lenkbare Ballons in den sogenannten nahen Weltraum schicken, um mit ihnen frühzeitig vor Naturkatastrophen zu warnen, Umweltverschmutzung zu überwachen oder auch Luftüberwachung durchzuführen.
Wu Zhe gehört zu den führenden Wissenschaftlern in der chinesischen Luft- und Raumfahrtforschung. Er forscht an der Beijing University of Aeronautics and Astronautics (Beihang, 北京航空航天大学). Seit fast zwei Jahrzehnten arbeitet er in der Luftschiffentwicklung – einem Programm, das seit wenigen Wochen die Weltöffentlichkeit in Staunen versetzt.
“Chinas Ballonprogramm umfasst mehr als 200 Höhenballons und wird von der Strategischen Kampfunterstützungstruppe der Volksbefreiungsarmee geleitet”, sagt Carl Schuster von der Hawaii Pacific University im Gespräch mit China.Table. Die PLASSF wurde im Dezember 2015 gegründet und ist eine von fünf Teilstreitkräften der Volksbefreiungsarmee. Ihr Auftrag: die Fähigkeiten der Armee in “informationellen Kriegen” (信息化战争, xìnxīhuà zhànzhēng) verbessern, unter anderem mit Ballons. Schuster ist Ex-Militär und forscht heute zu internationalen Beziehungen.
Ein Jahr zuvor hatte Staats- und Parteichef Xi Jinping der chinesischen Luftwaffe eine radikale Modernisierung verordnet. Er forderte, “die Luft- und Weltraumintegration zu beschleunigen und ihre offensiven und defensiven Fähigkeiten zu schärfen.” Chinas Militärexperten machen daraufhin den “nahen Weltraum” als entscheidendes Bindeglied aus.
In einem langen Artikel der Militär-Zeitung “解放军报” aus dem Jahr 2018 heißt es: 临近空间也已经成为现代战争的一个新战场,是国家安全体系的一个重要环节. “Der nahe Weltraum ist zu einem neuen Schlachtfeld in der modernen Kriegsführung geworden.” Es gehe darum, den Raum in 20 bis 100 Kilometern Höhe zu beherrschen. Der Autor stellt fest: Diese Übergangszone zwischen Luft- und Raumfahrt ist abgesehen von gelegentlichen Durchflügen von Raketen ein bislang von Menschen unerforschter, leerer Raum.
Wie umfassend das Programm ist, zeigt ein Blick darauf, wie viele chinesische Unternehmen in Verbindung mit Chinas Ballon-Programm stehen sollen. Es handelt sich um einen umfassenden zivil-militärischen Komplex. Allein das US-Handelsministerium hat als Reaktion auf den Ballon-Vorfall sechs Unternehmen und ein Forschungsinstitut auf seine Sanktionsliste gesetzt:
Und hier schließt sich der Kreis zu Professor Wu Zhe, dem führenden chinesischen Wissenschaftler. Beijing Nanjiang Aerospace Technology gehört zum Immobilienkonzern Deluxe Family. Dieser wiederum ist ein enger Partner der Beihang Universität von Professor Wu. Auch Dongguan Lingkong soll über Umwege in die Beihang-Universität investiert haben. Und die ebenfalls genannte Firma Eagles Men wurde direkt von Wu Zhe mitbegründet.
Wie wichtig China das Ballon-Programm ist, zeigt ein Artikel für das Magazin 环球 im März 2022. Dort heißt es: “Wer sich in bei Fahrzeugen im nahen Weltraum einen Vorteil verschafft, wird in zukünftigen Kriegen die größere Initiative gewinnen können” 谁能在临近空间飞行器方面取得优势,谁也就能在未来战争中掌握更大的主动权.
Seit Xis Forderung im Jahr 2014 hat sich ein umfassendes Programm entwickelt. “Es handelt sich um eine beträchtliche Anstrengung, an der mindestens sechs Unternehmen und ein Forschungsinstitut beteiligt sind”, sagt Timothy Heath von der US-Denkfabrik Rand Corporation zu China.Table. Das chinesische Programm sei derart groß, um mit unzähligen Überwachungsballons mehrere Jahre lang Geheimdienstmissionen in dutzenden Ländern durchzuführen, erklärt der Verteidigungsexperte.
US-Brigadegeneral Patrick S. Ryder offenbarte diese Woche, dass man in den vergangenen Jahren chinesische Ballons über Lateinamerika, Südamerika, Südostasien, Ostasien und Europa gesichtet habe. “Das ist es, was wir als Teil eines größeren chinesischen Überwachungsballonprogramms bewerten”, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.
Allein über Taiwan sollen in den vergangenen Jahren Dutzende chinesische Militärballons gesichtet worden sein. “Sie kommen sehr häufig, zuletzt vor ein paar Wochen”, sagte ein ranghoher taiwanischer Beamter der Zeitung “Financial Times”. Solche Übergriffe würden im Durchschnitt einmal im Monat stattfinden. Und auch aus Japan kommen nun ähnliche Berichte.
Die weite Streuung der Ballon-Sichtungen hat mit der Grundidee des Programms zu tun, von hohen Atmosphärenschichten aus die strategischen Rivalen im Blick zu behalten. “Chinas Ballon-Programm mit seinen 200 Höhenballons hat eine globale Mission”, sagt Carl Schuster. “Allerdings scheint die Priorität auf Gebiete und Regionen gerichtet zu sein, in denen strategische Ziele oder weltraumnahe Transitrouten zu diesen Zielen liegen.”
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich zuletzt besorgt. “Wir sehen, dass China in den vergangenen Jahren stark in neue militärische Fähigkeiten investiert hat, einschließlich verschiedener Arten von Überwachungs- und Geheimdienstplattformen.”
Auf die Frage, ob chinesische Ballons auch über Europa entdeckt wurden, sagte er: “Auch wir haben verstärkte chinesische Geheimdienstaktivitäten in Europa gesehen – auf verschiedenen Plattformen. Sie benutzen Satelliten, sie nutzen Cyber und, wie wir in den Vereinigten Staaten gesehen haben, auch Ballons.”
Forscher des Middlebury Institute of International Studies (MIIS) im amerikanischen Vermont haben auf Satellitenbildern mindestens zwei chinesische Militärbasen ausfindig gemacht, von denen die chinesischen Ballons offenbar starten: Erstens die Dorbod Banner Anlage nahe der Grenze zur Mongolei. Mitte 2016 gebaut, verfügt sie über eine Startrampe von 350 bis 400 Metern, erklärt Sam Lair im Magazin Rolling Stone.
Und zweitens eine Anlage auf der südchinesischen Insel Hainan. “Die gesamte Anlage ist von einem Sicherheitszaun umgeben und umfasst auch drei große Radarkuppelgebäude, in denen Radarantennen untergebracht sind”, erklärt Lair. Satellitenbilder von Mitte Januar zeigten zudem eine 140 Meter lange Startrampe samt Startausrüstung. Die US-Behörden sind überzeugt: Der inzwischen abgeschossene Ballon soll Mitte Januar von Hainan aus gestartet sein.
Europa kann bei der Produktion von Solarprodukten mittelfristig unabhängiger von China werden. Eine solche Kehrtwende brauche aber viel politischen Willen, Milliarden Euro an Anschubfinanzierung und einige Jahre Zeit, sind sich Experten und Wirtschaftsvertreter einig. Die chinesischen Pläne, die Ausfuhr von Solar-Produktionsanlagen in Zukunft zu beschränken, könnten ein Warnschuss zum richtigen Zeitpunkt sein.
Der Weltmarktführer plant, den Export von Produktionsanlagen für die Solarindustrie einzuschränken. Die Volksrepublik trifft den Westen dabei an einer Schwachstelle. Denn viele westliche Anlagenbauer haben aufgrund der billigen chinesischen Konkurrenz und des Verfalls der heimischen Solarindustrie aufgegeben.
Ob Chinas geplante Exportbeschränkungen ihr Ziel erreichen, hängt nun von der politischen Antwort Europas ab. “Chinas Exportbeschränkungen für Solar-Produktionsanlagen können den Ausbau der Solarindustrie in Europa stark torpedieren“, sagt Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) gegenüber Table.Media. Der Aufbau der industriellen Produktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette werde erschwert.
Denn ein Wiederaufbau einer europäischen Lieferkette wäre durchaus möglich. Das Know-how für die einzelnen Schritte der Solar-Lieferkette “ist in Europa grundsätzlich noch vorhanden – auch im Bereich des Maschinenbaus”, sagt Bett. Das Wissen müsse aber reaktiviert und aktualisiert werden, um die benötigten Mengen der einzelnen Solarkomponenten und Vorprodukte produzieren zu können.
Bei den Anlagenbauern könne es “gut zwei bis drei Jahre dauern, bis sie substanzielle Kapazitäten bereitstellen können”, so Bett. Je länger die Politik mit Unterstützung warte, desto mühsamer sei das Wieder-Hochfahren einer europäischen Produktion.
Das derzeitige chinesische Vorgehen gilt als Antwort auf westliche und indische Pläne zum Wieder- oder Erstaufbau einer eigenen Solarindustrie. Sollte China die Pläne umsetzen, müssen westliche Käufer, die ihre Produktion ausweiten und auf chinesisches Equipment zurückgreifen wollen, komplizierte Genehmigungsverfahren durchlaufen. Am Ende entscheidet dann der chinesische Staat, ob die Technologie exportiert werden darf.
Auch Gunter Erfurt, Vorstandsvorsitzender des schweizerischen Solarzellen- und Modul-Produzenten Meyer Burger, ist überzeugt: Europa verfügt noch über die notwendigen Technologien in allen Teilen der komplexen Lieferkette. Der Wiederaufbau einer europäischen Solarindustrie werde “ein großer Kraftakt”, sagt Erfurt.
Mit “der richtigen strategischen Industriepolitik wäre dies aber trotz eines chinesischen Exportverbotes für Solar-Produktionsanlagen möglich”, sagt Erfurt gegenüber Table.Media. Einfach werde das jedoch nicht. Denn in einigen Bereichen verfügt nur noch Deutschland außerhalb Chinas über die notwendigen Technologien. Erfurt ist dennoch optimistisch. Es sei durchaus möglich, dass “die europäischen Anlagenbauer ihre Kapazitäten schnell genug hochfahren könnten, um den Ausbau einer europäischen Solarzellen-Fertigung möglich zu machen”.
Derzeit dominiert China alle Schritte der Lieferkette. Durch hohe staatliche Subventionen und das Kopieren westlicher Technologien haben die Hersteller in der Volksrepublik Marktanteile von 75 bis 97 Prozent erreicht. Erfurt beklagt, dass China dafür auch die Marktkräfte ausgehebelt habe. “Chinesische Solarhersteller und Anlagenbauer machen keine Profite”, sagt Erfurt. Das sei quasi staatlich verordnet, um Weltmarktführer zu bleiben. Auch Produktionsanlagen subventioniere der Staat. Die Solar-Abhängigkeit des Westens von China sei mittlerweile größer, als die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl vor dem Ukraine-Krieg, sagt Erfurt.
Um die Abhängigkeit von China zu überwinden, müsse Europa eine “technologische Souveränität im Solar-Bereich” aufbauen, betont Bett vom Fraunhofer-ISE. Ein Marktanteil von 30 bis 50 Prozent solle dafür in Europa hergestellt werden. Das wären 50 bis 60 Gigawatt an Produktionskapazität. Zum Vergleich: Der Solarhersteller Meyer Burger plant, bis 2024 eine jährliche Produktionskapazität von drei Gigawatt zu erreichen.
Erfurt fordert, die Politik müsse den Fotovoltaik-Sektor “zu einem strategischen Industriesektor erklären”. Im ersten Halbjahr 2023 müssten dafür die politischen Weichen gestellt werden, damit der Aufbau einer europäischen Solarindustrie vorangehe.
Um den “Kraftakt” zum Aufbau einer europäischen Solarindustrie zu bewerkstelligen und sich gegen die subventionierte chinesische Konkurrenz durchzusetzen, schlägt Fraunhofer-Chef Bett unter anderem staatliche Garantien für private Investoren vor, um den Absatz ihrer Produkte zu gewährleisten. Auch garantierte Strompreise und Anschubfinanzierungen können neben anderen Unterstützungen für die Branche entscheidende Hilfe darstellen, betonen sowohl Analyst Bett als auch Firmenchef Erfurt.
Die Bundesregierung und die EU-Kommission halten sich mit offiziellen Einordnungen der geplanten Exportbeschränkungen Chinas bisher noch zurück. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärte, man könne “mögliche Absichten der chinesischen Regierung nicht kommentieren”. Eine Sprecherin der Kommission sagte, man sei sich den möglichen Exportbeschränkungen bewusst und analysiere sie derzeit.
Erneut sind mehrere tausend Senioren in der Provinzhauptstadt Wuhan auf die Straße gegangen. Sie haben sich vor dem zentralen Zhongshan-Park versammelt, um ihren Frust öffentlich kundzutun. Die Staatsmacht reagierte wie immer: Sie kesselte die Menge mit einer riesigen Menschenkette von Polizisten ein, sperrte die anliegende U-Bahnstation ab und löschte in Sekundenschnelle sämtliche Fotos des Protests auf den sozialen Medien.
Grund des Anstoßes ist eine von der Lokalregierung durchgeführte Reform der öffentlichen Krankenversicherung, die zu Beginn des Monats umgesetzt wurde. Die vorwiegend älteren Demonstranten befürchten eine massive Kürzung der medizinischen Leistungen. Dabei ist das Gesundheitssystem in vielen chinesischen Provinzen bereits jetzt so rudimentär, dass jede ernsthafte Erkrankung zur existenziellen Krise führen kann.
Bereits vor einer Woche zogen die wütenden Rentner erstmals vor das Regierungsviertel. Unbeeindruckt vom strömenden Regen schrien sie ihren Frust hinaus. “Warum zockt ihr uns kleine Leute ab? Wieso kürzt ihr nicht eure eigenen Leistungen?”, rief damals eine Frau. Auf einem Video ist die Szene zu sehen. Solch großen Proteste gegen Regierungsmaßnahmen sind äußerst selten im autoritär regierten China.
“Wenn die Alten es sich nicht mehr leisten können, einen Arzt zu besuchen, werden die Folgen unvorstellbar sein”, kommentiert ein User auf der Online-Plattform Weibo: “Ich hoffe, dass eine kostenlose medizinische Grundversorgung so bald wie möglich kommt!”
Der Unmut der Rentner aus Wuhan ist nur eines von unzähligen Beispielen, die im ganzen Land zu beobachten sind: die Nachwehen der fast dreijährigen Null-Covid-Politik, die die Lokalregierungen an den Rand des Bankrotts geführt hat, bekommen nun die Menschen in ihrem Alltag zu spüren.
Dass ausgerechnet die pandemische Nulltoleranz-Strategie, bei der ja offiziell die Volksgesundheit im Vordergrund stand, zu nachhaltigen Einbrüchen im Gesundheitssystem führt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Doch bereits vor der Corona-Öffnung war diese Entwicklung abzusehen: Sämtliche verfügbaren Ressourcen der öffentlichen Hand flossen in immer neue Quarantänelager und Testzentren, anstatt beispielsweise in bitter benötigte Notfallbetten.
Als Anfang Dezember schließlich die Corona-Öffnung so rapide, geradezu chaotisch erfolgte, hatte dies vor allem auch einen Grund, der in der öffentlichen Debatte unterging: Die kostspielige Infrastruktur war nicht mehr aufrecht zu halten. Die Lokalregierungen hatten kein Geld mehr, um weiter täglich etliche Millionen zu testen und unter Lockdown zu stellen. Und die Zentralregierung in Peking hatte sich dagegen entschieden, mit finanziellen Mitteln auszuhelfen.
Die langfristigen Auswirkungen werden die Menschen noch auf Jahre zu spüren bekommen. Bereits im November letzten Jahres zeichneten sie sich ab. Zunächst waren es die medizinischen Helfer von den PCR-Teststationen und Quarantäne-Einrichtungen, deren ausstehende Monatslöhne nicht mehr beglichen werden konnten.
Später klagten die Busfahrer und Lehrer in etlichen Provinzen ebenfalls über offene Gehälter. Die Beamten mussten teilweise schon 2021 drastische Kürzungen hinnehmen oder bekamen ihre Boni gestrichen. Und einige Unternehmen beklagen, dass die Lokalregierungen einzelner Provinzen derzeit vermehrt Betriebsprüfungen durchführen, etwa gegen mögliche Umwelt- oder Arbeitsrechtsverstöße, um an Gelder zu kommen.
Die Rentner aus Wuhan haben nun ihren Frust auf die Straße gebracht. Ob der Staat auf ihre Forderungen eingehen wird, ist nach wie vor offen. “Viele vergleichen die Situation mit den erfolgreichen Anti-Covid-Protesten”, kommentiert eine chinesische Nutzerin: “Ich bin da eher pessimistisch. Ich glaube nicht, dass die Leute dieses Mal ihr Ziel mit Protestieren erreichen können”. Fabian Kretschmer
Security.Table berichtet zur Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) vom 17.-19. Februar
Alle wichtigen Informationen für die entscheidenden Köpfe in der sicherheitspolitischen Szene liefert unsere Redaktion in zwei Sonderausgaben – zum Auftakt und Konferenzrückblick der 59. MSC. Vier erfahrene Security.Table-Journalisten werden in München vor Ort sein und tiefenfundierte Analysen und News veröffentlichen. Security.Table ist das wöchentliche Professional Briefing zur Sicherheitslage, Strategie, Verteidigungspolitik und Beschaffung von Militärtechnologie.
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Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung hat zu verstärkter Vorsicht bei Wissenschaftskooperationen mit China aufgerufen. Die Zusammenarbeit müsse “dort Grenzen haben, wo sie zu Ergebnissen führen kann, die unseren freiheitlich-demokratischen Werten entgegenstehen”, schreibt der Sachverständigenrat in einem Papier, das am Mittwoch der Bundesregierung vorgelegt wurde.
Diese Kooperations-Grenzen würden zunehmend enger, da sich “die Risiken einer Weitergabe von Forschungsergebnissen in vielen Forschungsbereichen erhöht” haben. Die EFI hält es demnach auch für sinnvoll, Projekte der Forschung und Innovation, “bei denen chinesische Akteure beteiligt sind und ein Wissensabfluss wahrscheinlich ist, nicht oder nur unter hohen Auflagen zu fördern.”
Die EFI wiederholte zudem den Vorstoß, eine zentrale China-Kompetenzstelle zur Beratung deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einzurichten. Diese sollte Expertise zu kooperations- und forschungsrelevanten Rechtsfragen bereitstellen, beispielsweise im Hinblick auf den Schutz geistigen Eigentums und Datenschutz. “Zudem sollte die Kompetenzstelle systematisch Informationen über Erfahrungen und Probleme bei deutsch-chinesischen Kooperationen sammeln, auswerten und für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie für Forschungseinrichtungen aufbereiten”, heißt es in dem Bericht.
Die Expertenkommission befürwortet nach eigenen Angaben auch, dass die Bundesregierung mit einer eigenen Chinastrategie die wirtschaftliche Abhängigkeit Deutschlands von China verringern will. Die von der Bundesregierung gewollte Stärkung der China-Kompetenz beschäftigt die Forschung und Wissenschaft. Der Vorschlag eines Zentralregisters für Forschungskooperationen war zuletzt auf Kritik gestoßen. ari
ASML Holding, der niederländischer Hersteller von Maschinen zur Halbleiterproduktion, hat einen ehemaligen chinesischen Mitarbeiter beschuldigt, Informationen gestohlen zu haben. Der Vorfall soll in den vergangenen Monaten stattgefunden haben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Mit Anlagen von ASML werden modernste Chips für Elektroautos, militärische Ausrüstung und andere Produkte hergestellt. Das Unternehmen kontrolliert 90 Prozent des weltweiten Marktes für Lithografie-Equipment, das für die Belichtung des Siliziumwafers verwendet wird.
In China beschäftigt ASML rund 1.500 Mitarbeiter. Bereits im vergangenen Jahr ereignete sich ein ähnlicher Zwischenfall. Damals beschuldigte der Chiphersteller das Unternehmen Dongfang Jingyuan Electron in Peking, im Jahr 2015 möglicherweise Betriebsgeheimnisse gestohlen zu haben. Das niederländische Handelsministerium äußerte sich besorgt darüber, dass ein großes und angesehenes Unternehmen wie ASML von Wirtschaftsspionage betroffen sei.
Die Niederlande hatten sich erst kürzlich mit Japan darauf geeinigt, Exporte fortschrittlicher Maschinen zur Mikrochipherstellung nach China einzuschränken. Für ASML ist China der drittgrößte Markt, nach Taiwan und Südkorea. fin
Nach vorläufigen Energiedaten der chinesischen Regierung sind die Kohlenstoffdioxid-Emissionen 2022 voraussichtlich um 1,3 Prozent gestiegen – Analysen des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) in Helsinki gehen dagegen von einem Rückgang um ein Prozent aus. Die Diskrepanz bezieht sich laut CREA-Analyst Lauri Myllyvirta auf Unsicherheiten über den Kohleverbrauch des Landes.
Nach offiziellen Daten stieg die Nachfrage nach Kohle 2022 um 3,3 Prozent. Die CREA-Experten stellten jedoch im Gegensatz dazu fest, dass die Aktivitäten der wichtigsten Kohle verbrauchenden Sektoren deutlich langsamer zulegten oder sogar sanken. So stieg Chinas Kohleverstromung laut Myllyvirta nur um 0,7 Prozent, die Stahlproduktion ging um zwei Prozent zurück, die Zementproduktion sogar um elf Prozent. Die Analyse dieser Trends deute darauf hin, dass der Kohleverbrauch 2022 nicht gewachsen sei, schreibt der China-Experte. “Gleichzeitig ging im vergangenen Jahr die Nachfrage nach Öl und Gas zurück.” ck
Als Andreas Schmid in der Nähe von Stuttgart aufwuchs, wurde am Tisch manchmal Chinesisch gesprochen. Seine Großeltern, die fast 30 Jahre als Missionare und Lehrer für blinde Kinder in Hongkong und Guangdong gearbeitet hatten, nutzten das Chinesische, um sich im Geheimen auszutauschen. “Das hat mich natürlich neugierig gemacht”, sagt Schmid. Genauso wie die Tatsache, dass sein Großvater viele Geschichten aus dieser Zeit mitbrachte.
Das Interesse an China verband sich mit seinem Interesse an den schönen Künsten. “Als Jugendlicher bin ich häufig allein mit dem Zug nach Stuttgart gefahren, um die Staatsgalerie zu besuchen.” Auch Musik spielte eine große Rolle im Familienleben. Schmid studierte schließlich an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und reiste später nach Peking, um Chinesisch zu lernen – das war die Voraussetzung, um letztlich 1984 an der Kunstakademie Zhejiang in Hangzhou angenommen zu werden.
“Ich bin zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt in der Entwicklungsgeschichte der Gegenwartskunst in die VR China gekommen”, sagt Schmid rückblickend. “Mich beeindruckten damals der Mut meiner Künstlerkolleginnen und -kollegen, ihre Haltung gegenüber Repressionen, das Durchhaltevermögen und die sehr eigene Qualität der experimentierenden Künstler, die oft viel riskierten.” Es folgten viele weitere Aufenthalte in China, die maßgeblich Schmids eigene Arbeiten beeinflussten, aber auch den Wunsch weckten, chinesische Kunst in Deutschland auszustellen.
“Ich wollte Kunst zeigen, die man bei uns und oft in ganz Europa gar nicht kannte und die überhaupt nicht diskutiert wurde, die aber hohe Qualität hatte.” Als Ko-Kurator der China-Avantgarde Ausstellung 1993 am Haus der Kulturen der Welt in Berlin war Schmid einer der ersten, die die post-89er Kunst aus China in Deutschland ausstellten. Ihm liegt viel daran, einen lebendigen Austausch zwischen der Volksrepublik und Deutschland zu erhalten, auch heute noch. Im vergangenen Jahr arbeitete er als Fellow gemeinsam mit dem documenta-Institut zum kulturellen Austausch beider Länder, 2019 kuratierte er eine Ausstellung zu Chinas alter Seidenstraße in Potsdam und lehrt seit 2005 chinesische Kalligrafie und Gegenwartskunst an der Kunsthochschule in Dresden.
In seiner eigenen Kunst arbeitet Schmid oft mit der Linie im und mit dem Raum. Einerseits geht er auf die Verfasstheit der Räume selbst ein, andererseits schafft er durch minimale lineare Eingriffe neue Raumbeziehungen, die durch die Betrachter bei Positionswechseln immer wieder anders wahrgenommen werden. “Ich bin selbst jedes Mal neugierig, wie sich meine Arbeitsprozesse am Ende ausgestalten”, sagt Schmid. In diesem Jahr stellt er in der Raketenstation Hombroich, dem KV-Neuhausen, dem ZAK-Spandau und im Lichtkunstmuseum Unna aus. Svenja Napp
Amy Hawkins ist neue China-Korrespondentin bei der britischen Zeitung The Guardian. Hawkins hatte zuvor drei Jahre bei The Economist geschrieben.
Huxiong Xu ist neuer Partner bei der deutschen Unternehmensberatung Roland Berger in Shanghai. Er hat seinen Fokus auf dem Automobil-Bereich.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Ob dieses Foto wohl von einem Ballon aus aufgenommen wurde? Auf der großen Mauer am Abschnitt Jiankou liegt Schnee, auch die Berge sind leicht bepudert. Beste Bedingungen für eine Winterwanderung – beim auf und ab des Mauer-Rückens wird einem schließlich schnell warm.
Chinas Ballon war kein Einzel-Ballon, sondern gehört zu einer großen Familie. Schon seit Jahren entstehen sie in großer Stückzahl. Michael Radunski deckt auf, welche Ingenieure hinter dem Programm stehen und welche Firmen beteiligt sind. Die Aufklärung über Feindesland hatte bereits jahrelang System – und selbst die misstrauischen Nachbarländer Japan und Taiwan haben lange nicht kapiert, was da über sie hinwegschwebt.
Deutschland war einst stolzer Vorreiter in der Solarenergie. Dann verdrängte China mit unwiderstehlich billigen Panels die deutschen Anbieter, zurück bleibt Abhängigkeit nicht von fertigen Produkten, sondern auch von chinesischer Technik. Nico Beckert hat mit Wirtschafts- und Lieferketten-Experten über Auswege aus der Situation gesprochen. Und diese sind sich einig: Der Weg aus der Falle wäre steinig und teuer – aber machbar.
Die Weißblatt-Proteste wurde zu einem großen Teil von einer jungen studentischen Bewegung angeschoben und lautstark über Tage hinweg aufrechterhalten. Jetzt sieht sich die Obrigkeit der Wut einer weiteren – vielleicht sogar über mehr gesellschaftlichen Nachdruck verfügenden – Altersgruppe ausgesetzt: der Rentner. In der Stadt Wuhan gehen die Senioren derzeit auf die Straßen, wie Fabian Kretschmer berichtet. Sie protestieren gegen Kürzungen im Sozial- und Gesundheitssystem. Denn dieses wurde wegen der strengen Null-Covid-Politik an die finanziellen Grenzen gebracht. Der Unmut der Alten könnte eine Bedrohung für die Führung in Peking werden.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Der Durchbruch gelingt im Jahr 2019 – viele Jahre bevor die amerikanischen Streitkräfte einen mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon vor South Carolina vom Himmel holen und die Weltöffentlichkeit Zeuge wird, wie umfassend Chinas technische Fähigkeiten längst sind.
Im August vor vier Jahren offenbart Professor Wu Zhe gegenüber der chinesischen Zeitung Nanfang Daily seinen Erfolg: Mit dem “Wolkenjäger” (追云 zhuiyun) habe erstmals ein unbemanntes Luftschiff in Höhen von 20 bis 60 Kilometern Höhe die Erde umkreist – inklusive Nordamerika. Der Dekan eines Forschungsinstituts in Peking hat eine klare Vision: lenkbare Ballons in den sogenannten nahen Weltraum schicken, um mit ihnen frühzeitig vor Naturkatastrophen zu warnen, Umweltverschmutzung zu überwachen oder auch Luftüberwachung durchzuführen.
Wu Zhe gehört zu den führenden Wissenschaftlern in der chinesischen Luft- und Raumfahrtforschung. Er forscht an der Beijing University of Aeronautics and Astronautics (Beihang, 北京航空航天大学). Seit fast zwei Jahrzehnten arbeitet er in der Luftschiffentwicklung – einem Programm, das seit wenigen Wochen die Weltöffentlichkeit in Staunen versetzt.
“Chinas Ballonprogramm umfasst mehr als 200 Höhenballons und wird von der Strategischen Kampfunterstützungstruppe der Volksbefreiungsarmee geleitet”, sagt Carl Schuster von der Hawaii Pacific University im Gespräch mit China.Table. Die PLASSF wurde im Dezember 2015 gegründet und ist eine von fünf Teilstreitkräften der Volksbefreiungsarmee. Ihr Auftrag: die Fähigkeiten der Armee in “informationellen Kriegen” (信息化战争, xìnxīhuà zhànzhēng) verbessern, unter anderem mit Ballons. Schuster ist Ex-Militär und forscht heute zu internationalen Beziehungen.
Ein Jahr zuvor hatte Staats- und Parteichef Xi Jinping der chinesischen Luftwaffe eine radikale Modernisierung verordnet. Er forderte, “die Luft- und Weltraumintegration zu beschleunigen und ihre offensiven und defensiven Fähigkeiten zu schärfen.” Chinas Militärexperten machen daraufhin den “nahen Weltraum” als entscheidendes Bindeglied aus.
In einem langen Artikel der Militär-Zeitung “解放军报” aus dem Jahr 2018 heißt es: 临近空间也已经成为现代战争的一个新战场,是国家安全体系的一个重要环节. “Der nahe Weltraum ist zu einem neuen Schlachtfeld in der modernen Kriegsführung geworden.” Es gehe darum, den Raum in 20 bis 100 Kilometern Höhe zu beherrschen. Der Autor stellt fest: Diese Übergangszone zwischen Luft- und Raumfahrt ist abgesehen von gelegentlichen Durchflügen von Raketen ein bislang von Menschen unerforschter, leerer Raum.
Wie umfassend das Programm ist, zeigt ein Blick darauf, wie viele chinesische Unternehmen in Verbindung mit Chinas Ballon-Programm stehen sollen. Es handelt sich um einen umfassenden zivil-militärischen Komplex. Allein das US-Handelsministerium hat als Reaktion auf den Ballon-Vorfall sechs Unternehmen und ein Forschungsinstitut auf seine Sanktionsliste gesetzt:
Und hier schließt sich der Kreis zu Professor Wu Zhe, dem führenden chinesischen Wissenschaftler. Beijing Nanjiang Aerospace Technology gehört zum Immobilienkonzern Deluxe Family. Dieser wiederum ist ein enger Partner der Beihang Universität von Professor Wu. Auch Dongguan Lingkong soll über Umwege in die Beihang-Universität investiert haben. Und die ebenfalls genannte Firma Eagles Men wurde direkt von Wu Zhe mitbegründet.
Wie wichtig China das Ballon-Programm ist, zeigt ein Artikel für das Magazin 环球 im März 2022. Dort heißt es: “Wer sich in bei Fahrzeugen im nahen Weltraum einen Vorteil verschafft, wird in zukünftigen Kriegen die größere Initiative gewinnen können” 谁能在临近空间飞行器方面取得优势,谁也就能在未来战争中掌握更大的主动权.
Seit Xis Forderung im Jahr 2014 hat sich ein umfassendes Programm entwickelt. “Es handelt sich um eine beträchtliche Anstrengung, an der mindestens sechs Unternehmen und ein Forschungsinstitut beteiligt sind”, sagt Timothy Heath von der US-Denkfabrik Rand Corporation zu China.Table. Das chinesische Programm sei derart groß, um mit unzähligen Überwachungsballons mehrere Jahre lang Geheimdienstmissionen in dutzenden Ländern durchzuführen, erklärt der Verteidigungsexperte.
US-Brigadegeneral Patrick S. Ryder offenbarte diese Woche, dass man in den vergangenen Jahren chinesische Ballons über Lateinamerika, Südamerika, Südostasien, Ostasien und Europa gesichtet habe. “Das ist es, was wir als Teil eines größeren chinesischen Überwachungsballonprogramms bewerten”, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.
Allein über Taiwan sollen in den vergangenen Jahren Dutzende chinesische Militärballons gesichtet worden sein. “Sie kommen sehr häufig, zuletzt vor ein paar Wochen”, sagte ein ranghoher taiwanischer Beamter der Zeitung “Financial Times”. Solche Übergriffe würden im Durchschnitt einmal im Monat stattfinden. Und auch aus Japan kommen nun ähnliche Berichte.
Die weite Streuung der Ballon-Sichtungen hat mit der Grundidee des Programms zu tun, von hohen Atmosphärenschichten aus die strategischen Rivalen im Blick zu behalten. “Chinas Ballon-Programm mit seinen 200 Höhenballons hat eine globale Mission”, sagt Carl Schuster. “Allerdings scheint die Priorität auf Gebiete und Regionen gerichtet zu sein, in denen strategische Ziele oder weltraumnahe Transitrouten zu diesen Zielen liegen.”
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich zuletzt besorgt. “Wir sehen, dass China in den vergangenen Jahren stark in neue militärische Fähigkeiten investiert hat, einschließlich verschiedener Arten von Überwachungs- und Geheimdienstplattformen.”
Auf die Frage, ob chinesische Ballons auch über Europa entdeckt wurden, sagte er: “Auch wir haben verstärkte chinesische Geheimdienstaktivitäten in Europa gesehen – auf verschiedenen Plattformen. Sie benutzen Satelliten, sie nutzen Cyber und, wie wir in den Vereinigten Staaten gesehen haben, auch Ballons.”
Forscher des Middlebury Institute of International Studies (MIIS) im amerikanischen Vermont haben auf Satellitenbildern mindestens zwei chinesische Militärbasen ausfindig gemacht, von denen die chinesischen Ballons offenbar starten: Erstens die Dorbod Banner Anlage nahe der Grenze zur Mongolei. Mitte 2016 gebaut, verfügt sie über eine Startrampe von 350 bis 400 Metern, erklärt Sam Lair im Magazin Rolling Stone.
Und zweitens eine Anlage auf der südchinesischen Insel Hainan. “Die gesamte Anlage ist von einem Sicherheitszaun umgeben und umfasst auch drei große Radarkuppelgebäude, in denen Radarantennen untergebracht sind”, erklärt Lair. Satellitenbilder von Mitte Januar zeigten zudem eine 140 Meter lange Startrampe samt Startausrüstung. Die US-Behörden sind überzeugt: Der inzwischen abgeschossene Ballon soll Mitte Januar von Hainan aus gestartet sein.
Europa kann bei der Produktion von Solarprodukten mittelfristig unabhängiger von China werden. Eine solche Kehrtwende brauche aber viel politischen Willen, Milliarden Euro an Anschubfinanzierung und einige Jahre Zeit, sind sich Experten und Wirtschaftsvertreter einig. Die chinesischen Pläne, die Ausfuhr von Solar-Produktionsanlagen in Zukunft zu beschränken, könnten ein Warnschuss zum richtigen Zeitpunkt sein.
Der Weltmarktführer plant, den Export von Produktionsanlagen für die Solarindustrie einzuschränken. Die Volksrepublik trifft den Westen dabei an einer Schwachstelle. Denn viele westliche Anlagenbauer haben aufgrund der billigen chinesischen Konkurrenz und des Verfalls der heimischen Solarindustrie aufgegeben.
Ob Chinas geplante Exportbeschränkungen ihr Ziel erreichen, hängt nun von der politischen Antwort Europas ab. “Chinas Exportbeschränkungen für Solar-Produktionsanlagen können den Ausbau der Solarindustrie in Europa stark torpedieren“, sagt Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) gegenüber Table.Media. Der Aufbau der industriellen Produktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette werde erschwert.
Denn ein Wiederaufbau einer europäischen Lieferkette wäre durchaus möglich. Das Know-how für die einzelnen Schritte der Solar-Lieferkette “ist in Europa grundsätzlich noch vorhanden – auch im Bereich des Maschinenbaus”, sagt Bett. Das Wissen müsse aber reaktiviert und aktualisiert werden, um die benötigten Mengen der einzelnen Solarkomponenten und Vorprodukte produzieren zu können.
Bei den Anlagenbauern könne es “gut zwei bis drei Jahre dauern, bis sie substanzielle Kapazitäten bereitstellen können”, so Bett. Je länger die Politik mit Unterstützung warte, desto mühsamer sei das Wieder-Hochfahren einer europäischen Produktion.
Das derzeitige chinesische Vorgehen gilt als Antwort auf westliche und indische Pläne zum Wieder- oder Erstaufbau einer eigenen Solarindustrie. Sollte China die Pläne umsetzen, müssen westliche Käufer, die ihre Produktion ausweiten und auf chinesisches Equipment zurückgreifen wollen, komplizierte Genehmigungsverfahren durchlaufen. Am Ende entscheidet dann der chinesische Staat, ob die Technologie exportiert werden darf.
Auch Gunter Erfurt, Vorstandsvorsitzender des schweizerischen Solarzellen- und Modul-Produzenten Meyer Burger, ist überzeugt: Europa verfügt noch über die notwendigen Technologien in allen Teilen der komplexen Lieferkette. Der Wiederaufbau einer europäischen Solarindustrie werde “ein großer Kraftakt”, sagt Erfurt.
Mit “der richtigen strategischen Industriepolitik wäre dies aber trotz eines chinesischen Exportverbotes für Solar-Produktionsanlagen möglich”, sagt Erfurt gegenüber Table.Media. Einfach werde das jedoch nicht. Denn in einigen Bereichen verfügt nur noch Deutschland außerhalb Chinas über die notwendigen Technologien. Erfurt ist dennoch optimistisch. Es sei durchaus möglich, dass “die europäischen Anlagenbauer ihre Kapazitäten schnell genug hochfahren könnten, um den Ausbau einer europäischen Solarzellen-Fertigung möglich zu machen”.
Derzeit dominiert China alle Schritte der Lieferkette. Durch hohe staatliche Subventionen und das Kopieren westlicher Technologien haben die Hersteller in der Volksrepublik Marktanteile von 75 bis 97 Prozent erreicht. Erfurt beklagt, dass China dafür auch die Marktkräfte ausgehebelt habe. “Chinesische Solarhersteller und Anlagenbauer machen keine Profite”, sagt Erfurt. Das sei quasi staatlich verordnet, um Weltmarktführer zu bleiben. Auch Produktionsanlagen subventioniere der Staat. Die Solar-Abhängigkeit des Westens von China sei mittlerweile größer, als die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl vor dem Ukraine-Krieg, sagt Erfurt.
Um die Abhängigkeit von China zu überwinden, müsse Europa eine “technologische Souveränität im Solar-Bereich” aufbauen, betont Bett vom Fraunhofer-ISE. Ein Marktanteil von 30 bis 50 Prozent solle dafür in Europa hergestellt werden. Das wären 50 bis 60 Gigawatt an Produktionskapazität. Zum Vergleich: Der Solarhersteller Meyer Burger plant, bis 2024 eine jährliche Produktionskapazität von drei Gigawatt zu erreichen.
Erfurt fordert, die Politik müsse den Fotovoltaik-Sektor “zu einem strategischen Industriesektor erklären”. Im ersten Halbjahr 2023 müssten dafür die politischen Weichen gestellt werden, damit der Aufbau einer europäischen Solarindustrie vorangehe.
Um den “Kraftakt” zum Aufbau einer europäischen Solarindustrie zu bewerkstelligen und sich gegen die subventionierte chinesische Konkurrenz durchzusetzen, schlägt Fraunhofer-Chef Bett unter anderem staatliche Garantien für private Investoren vor, um den Absatz ihrer Produkte zu gewährleisten. Auch garantierte Strompreise und Anschubfinanzierungen können neben anderen Unterstützungen für die Branche entscheidende Hilfe darstellen, betonen sowohl Analyst Bett als auch Firmenchef Erfurt.
Die Bundesregierung und die EU-Kommission halten sich mit offiziellen Einordnungen der geplanten Exportbeschränkungen Chinas bisher noch zurück. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärte, man könne “mögliche Absichten der chinesischen Regierung nicht kommentieren”. Eine Sprecherin der Kommission sagte, man sei sich den möglichen Exportbeschränkungen bewusst und analysiere sie derzeit.
Erneut sind mehrere tausend Senioren in der Provinzhauptstadt Wuhan auf die Straße gegangen. Sie haben sich vor dem zentralen Zhongshan-Park versammelt, um ihren Frust öffentlich kundzutun. Die Staatsmacht reagierte wie immer: Sie kesselte die Menge mit einer riesigen Menschenkette von Polizisten ein, sperrte die anliegende U-Bahnstation ab und löschte in Sekundenschnelle sämtliche Fotos des Protests auf den sozialen Medien.
Grund des Anstoßes ist eine von der Lokalregierung durchgeführte Reform der öffentlichen Krankenversicherung, die zu Beginn des Monats umgesetzt wurde. Die vorwiegend älteren Demonstranten befürchten eine massive Kürzung der medizinischen Leistungen. Dabei ist das Gesundheitssystem in vielen chinesischen Provinzen bereits jetzt so rudimentär, dass jede ernsthafte Erkrankung zur existenziellen Krise führen kann.
Bereits vor einer Woche zogen die wütenden Rentner erstmals vor das Regierungsviertel. Unbeeindruckt vom strömenden Regen schrien sie ihren Frust hinaus. “Warum zockt ihr uns kleine Leute ab? Wieso kürzt ihr nicht eure eigenen Leistungen?”, rief damals eine Frau. Auf einem Video ist die Szene zu sehen. Solch großen Proteste gegen Regierungsmaßnahmen sind äußerst selten im autoritär regierten China.
“Wenn die Alten es sich nicht mehr leisten können, einen Arzt zu besuchen, werden die Folgen unvorstellbar sein”, kommentiert ein User auf der Online-Plattform Weibo: “Ich hoffe, dass eine kostenlose medizinische Grundversorgung so bald wie möglich kommt!”
Der Unmut der Rentner aus Wuhan ist nur eines von unzähligen Beispielen, die im ganzen Land zu beobachten sind: die Nachwehen der fast dreijährigen Null-Covid-Politik, die die Lokalregierungen an den Rand des Bankrotts geführt hat, bekommen nun die Menschen in ihrem Alltag zu spüren.
Dass ausgerechnet die pandemische Nulltoleranz-Strategie, bei der ja offiziell die Volksgesundheit im Vordergrund stand, zu nachhaltigen Einbrüchen im Gesundheitssystem führt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Doch bereits vor der Corona-Öffnung war diese Entwicklung abzusehen: Sämtliche verfügbaren Ressourcen der öffentlichen Hand flossen in immer neue Quarantänelager und Testzentren, anstatt beispielsweise in bitter benötigte Notfallbetten.
Als Anfang Dezember schließlich die Corona-Öffnung so rapide, geradezu chaotisch erfolgte, hatte dies vor allem auch einen Grund, der in der öffentlichen Debatte unterging: Die kostspielige Infrastruktur war nicht mehr aufrecht zu halten. Die Lokalregierungen hatten kein Geld mehr, um weiter täglich etliche Millionen zu testen und unter Lockdown zu stellen. Und die Zentralregierung in Peking hatte sich dagegen entschieden, mit finanziellen Mitteln auszuhelfen.
Die langfristigen Auswirkungen werden die Menschen noch auf Jahre zu spüren bekommen. Bereits im November letzten Jahres zeichneten sie sich ab. Zunächst waren es die medizinischen Helfer von den PCR-Teststationen und Quarantäne-Einrichtungen, deren ausstehende Monatslöhne nicht mehr beglichen werden konnten.
Später klagten die Busfahrer und Lehrer in etlichen Provinzen ebenfalls über offene Gehälter. Die Beamten mussten teilweise schon 2021 drastische Kürzungen hinnehmen oder bekamen ihre Boni gestrichen. Und einige Unternehmen beklagen, dass die Lokalregierungen einzelner Provinzen derzeit vermehrt Betriebsprüfungen durchführen, etwa gegen mögliche Umwelt- oder Arbeitsrechtsverstöße, um an Gelder zu kommen.
Die Rentner aus Wuhan haben nun ihren Frust auf die Straße gebracht. Ob der Staat auf ihre Forderungen eingehen wird, ist nach wie vor offen. “Viele vergleichen die Situation mit den erfolgreichen Anti-Covid-Protesten”, kommentiert eine chinesische Nutzerin: “Ich bin da eher pessimistisch. Ich glaube nicht, dass die Leute dieses Mal ihr Ziel mit Protestieren erreichen können”. Fabian Kretschmer
Security.Table berichtet zur Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) vom 17.-19. Februar
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Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung hat zu verstärkter Vorsicht bei Wissenschaftskooperationen mit China aufgerufen. Die Zusammenarbeit müsse “dort Grenzen haben, wo sie zu Ergebnissen führen kann, die unseren freiheitlich-demokratischen Werten entgegenstehen”, schreibt der Sachverständigenrat in einem Papier, das am Mittwoch der Bundesregierung vorgelegt wurde.
Diese Kooperations-Grenzen würden zunehmend enger, da sich “die Risiken einer Weitergabe von Forschungsergebnissen in vielen Forschungsbereichen erhöht” haben. Die EFI hält es demnach auch für sinnvoll, Projekte der Forschung und Innovation, “bei denen chinesische Akteure beteiligt sind und ein Wissensabfluss wahrscheinlich ist, nicht oder nur unter hohen Auflagen zu fördern.”
Die EFI wiederholte zudem den Vorstoß, eine zentrale China-Kompetenzstelle zur Beratung deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einzurichten. Diese sollte Expertise zu kooperations- und forschungsrelevanten Rechtsfragen bereitstellen, beispielsweise im Hinblick auf den Schutz geistigen Eigentums und Datenschutz. “Zudem sollte die Kompetenzstelle systematisch Informationen über Erfahrungen und Probleme bei deutsch-chinesischen Kooperationen sammeln, auswerten und für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie für Forschungseinrichtungen aufbereiten”, heißt es in dem Bericht.
Die Expertenkommission befürwortet nach eigenen Angaben auch, dass die Bundesregierung mit einer eigenen Chinastrategie die wirtschaftliche Abhängigkeit Deutschlands von China verringern will. Die von der Bundesregierung gewollte Stärkung der China-Kompetenz beschäftigt die Forschung und Wissenschaft. Der Vorschlag eines Zentralregisters für Forschungskooperationen war zuletzt auf Kritik gestoßen. ari
ASML Holding, der niederländischer Hersteller von Maschinen zur Halbleiterproduktion, hat einen ehemaligen chinesischen Mitarbeiter beschuldigt, Informationen gestohlen zu haben. Der Vorfall soll in den vergangenen Monaten stattgefunden haben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Mit Anlagen von ASML werden modernste Chips für Elektroautos, militärische Ausrüstung und andere Produkte hergestellt. Das Unternehmen kontrolliert 90 Prozent des weltweiten Marktes für Lithografie-Equipment, das für die Belichtung des Siliziumwafers verwendet wird.
In China beschäftigt ASML rund 1.500 Mitarbeiter. Bereits im vergangenen Jahr ereignete sich ein ähnlicher Zwischenfall. Damals beschuldigte der Chiphersteller das Unternehmen Dongfang Jingyuan Electron in Peking, im Jahr 2015 möglicherweise Betriebsgeheimnisse gestohlen zu haben. Das niederländische Handelsministerium äußerte sich besorgt darüber, dass ein großes und angesehenes Unternehmen wie ASML von Wirtschaftsspionage betroffen sei.
Die Niederlande hatten sich erst kürzlich mit Japan darauf geeinigt, Exporte fortschrittlicher Maschinen zur Mikrochipherstellung nach China einzuschränken. Für ASML ist China der drittgrößte Markt, nach Taiwan und Südkorea. fin
Nach vorläufigen Energiedaten der chinesischen Regierung sind die Kohlenstoffdioxid-Emissionen 2022 voraussichtlich um 1,3 Prozent gestiegen – Analysen des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) in Helsinki gehen dagegen von einem Rückgang um ein Prozent aus. Die Diskrepanz bezieht sich laut CREA-Analyst Lauri Myllyvirta auf Unsicherheiten über den Kohleverbrauch des Landes.
Nach offiziellen Daten stieg die Nachfrage nach Kohle 2022 um 3,3 Prozent. Die CREA-Experten stellten jedoch im Gegensatz dazu fest, dass die Aktivitäten der wichtigsten Kohle verbrauchenden Sektoren deutlich langsamer zulegten oder sogar sanken. So stieg Chinas Kohleverstromung laut Myllyvirta nur um 0,7 Prozent, die Stahlproduktion ging um zwei Prozent zurück, die Zementproduktion sogar um elf Prozent. Die Analyse dieser Trends deute darauf hin, dass der Kohleverbrauch 2022 nicht gewachsen sei, schreibt der China-Experte. “Gleichzeitig ging im vergangenen Jahr die Nachfrage nach Öl und Gas zurück.” ck
Als Andreas Schmid in der Nähe von Stuttgart aufwuchs, wurde am Tisch manchmal Chinesisch gesprochen. Seine Großeltern, die fast 30 Jahre als Missionare und Lehrer für blinde Kinder in Hongkong und Guangdong gearbeitet hatten, nutzten das Chinesische, um sich im Geheimen auszutauschen. “Das hat mich natürlich neugierig gemacht”, sagt Schmid. Genauso wie die Tatsache, dass sein Großvater viele Geschichten aus dieser Zeit mitbrachte.
Das Interesse an China verband sich mit seinem Interesse an den schönen Künsten. “Als Jugendlicher bin ich häufig allein mit dem Zug nach Stuttgart gefahren, um die Staatsgalerie zu besuchen.” Auch Musik spielte eine große Rolle im Familienleben. Schmid studierte schließlich an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und reiste später nach Peking, um Chinesisch zu lernen – das war die Voraussetzung, um letztlich 1984 an der Kunstakademie Zhejiang in Hangzhou angenommen zu werden.
“Ich bin zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt in der Entwicklungsgeschichte der Gegenwartskunst in die VR China gekommen”, sagt Schmid rückblickend. “Mich beeindruckten damals der Mut meiner Künstlerkolleginnen und -kollegen, ihre Haltung gegenüber Repressionen, das Durchhaltevermögen und die sehr eigene Qualität der experimentierenden Künstler, die oft viel riskierten.” Es folgten viele weitere Aufenthalte in China, die maßgeblich Schmids eigene Arbeiten beeinflussten, aber auch den Wunsch weckten, chinesische Kunst in Deutschland auszustellen.
“Ich wollte Kunst zeigen, die man bei uns und oft in ganz Europa gar nicht kannte und die überhaupt nicht diskutiert wurde, die aber hohe Qualität hatte.” Als Ko-Kurator der China-Avantgarde Ausstellung 1993 am Haus der Kulturen der Welt in Berlin war Schmid einer der ersten, die die post-89er Kunst aus China in Deutschland ausstellten. Ihm liegt viel daran, einen lebendigen Austausch zwischen der Volksrepublik und Deutschland zu erhalten, auch heute noch. Im vergangenen Jahr arbeitete er als Fellow gemeinsam mit dem documenta-Institut zum kulturellen Austausch beider Länder, 2019 kuratierte er eine Ausstellung zu Chinas alter Seidenstraße in Potsdam und lehrt seit 2005 chinesische Kalligrafie und Gegenwartskunst an der Kunsthochschule in Dresden.
In seiner eigenen Kunst arbeitet Schmid oft mit der Linie im und mit dem Raum. Einerseits geht er auf die Verfasstheit der Räume selbst ein, andererseits schafft er durch minimale lineare Eingriffe neue Raumbeziehungen, die durch die Betrachter bei Positionswechseln immer wieder anders wahrgenommen werden. “Ich bin selbst jedes Mal neugierig, wie sich meine Arbeitsprozesse am Ende ausgestalten”, sagt Schmid. In diesem Jahr stellt er in der Raketenstation Hombroich, dem KV-Neuhausen, dem ZAK-Spandau und im Lichtkunstmuseum Unna aus. Svenja Napp
Amy Hawkins ist neue China-Korrespondentin bei der britischen Zeitung The Guardian. Hawkins hatte zuvor drei Jahre bei The Economist geschrieben.
Huxiong Xu ist neuer Partner bei der deutschen Unternehmensberatung Roland Berger in Shanghai. Er hat seinen Fokus auf dem Automobil-Bereich.
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Ob dieses Foto wohl von einem Ballon aus aufgenommen wurde? Auf der großen Mauer am Abschnitt Jiankou liegt Schnee, auch die Berge sind leicht bepudert. Beste Bedingungen für eine Winterwanderung – beim auf und ab des Mauer-Rückens wird einem schließlich schnell warm.